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Das zweite Feld der Kunst Rolle 29Carsten Rein- hold Schulz 5. Die Projektbriefe, hier der von Lawrence Weiner, wurden auch über Goethe-Insti- tute des Auslands in die Culturwert:Sammlung eingefügt, Carsten Reinhold Schulz, zw.1993 und 1996, 160 Beiträge und Zusendungen. Publikation: „Der Kul- turwert“, Hrsg. C.R.Schulz VWF Verlag, 100 Künstler über ihre Rolle und Funktion, ISBN 3-89700-123-3 Maler, Zeichner, Bildhauer, Architekten, u.v.a. sind nicht mehr automatisch aufgrund ihrer Tätigkeit Künstler, sondern sie sind mit gleichbleibender Berechtigung: Produ- zenten traditioneller Bild- und Formsprachen. Eine beibehal- tene Aufwertung der genannten Tätigkeiten durch den Begriff Kunst verhindert eine Neubestimmung und die tatsächliche Verortung wichtiger sinnhafter Möglichkeiten. „Verantwortliche Schönheit“ Trotz oben beschriebener Muster sind Künstler neuen Typs bereits in der Lage elementar neue Formen von Kunst zu entwickeln. Joseph Beuys hat diese aus seiner Sicht überfällige Entwicklung einmal richtungsweisend anthropo- logische Kunst genannt. Wie auch immer sie heißt, Künstler könnten sich damit aus dem zwar komfortablen, aber mate- rialistisch-konformen Habitus befreien. Substantiell neue Bild- findungen und Neubewertungen menschlichen Zusammen- lebens sind erhoffte Folgen – ein neues Kunstverständnis humanistischer Prägung: Carsten Reinhold Schulz nennt sie personifizierend eine, alle Menschen betreffende, Verantwortliche Schönheit. Bis hin zu künstlerischen Ausfor- mungen brandneuer demokratischer Instrumentarien ist alles denkbar ... Die Herausforderung liegt darin eine veränderte Kunst in neuen Feldern vorstellbar zu machen. Die RFBK ist ein erstes Angebot, Form und Forum. Frederike-Alna Fuchs Aus: „Carsten Reinhold Schulz, Katalysator und substantielle Verschiebung“, Videovortrag, Düsseldorf, 2010 Informationen, Vorträge, Musik, Filme: mobil: +49(0)173.24 054 78 oder Homepage: www.carstenreinholdschulz.de www.carstenreinholdschulz.blogspot.com www.rfbk.de www.nudecontemporary.de www.myspace.com/daszweitefeld Weitere Publikationen, Bilder, Filme, Hörbücher, Veröffentlichungen und Texte von Carsten Reinhold Schulz entnehmen Sie bitte dem Internet. Herausgeber: new decontemporary, Carsten Reinhold Schulz und Frederike Alna Fuchs, © kulturproduktion crschulz Düsseldorf, 2010, Titel, Bild 1: „little dark“, Auszüge aus den Texten oder Nutzung der Abbildungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors. Fortsetzung aus dem Innenteil: Forciert wird diese Entwicklung durch den linearen, reaktionär- akademischen Kunstdiskurs, der bis in die selbstaus- beuterischen Bereiche der sogenannten Off-Szene reicht. Kultur und Kunst sind selbst zu einem Tabu geworden, da sie nicht mehr systematisch hinterfragt werden. Eine Lösung … ... für dieses Dilemma ist die Trennung des herkömmlichen Kunst- verständnisses durch ihre Überführung in neue, praktisch unbe- nannte Arbeitsfelder. Diese wären ab sofort Kunst zu nennen. Denn: „... der Künstler steht nicht mehr außerhalb der Gesell- schaft.“ (Peter Weibel für die Culturwert:Sammlung). Er ist schon lange aufgerufen nicht nur möglichst unique Positionen im White Cube zu beziehen, sondern tatsächliche Verantwortung in der Gemeinschaft zu übernehmen. Dort liegt das unberührte Feld künstlerischer und menschlicher Notwendigkeiten. Die bishe- rige, politisch motivierte Kunst ist damit nicht gemeint. Sie ist wegen ideologischer, eindimensionaler Agitation als klassifizie- rend abzulehnen.

Rolle 29, Das zweite Feld der Kunst

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Eine Leporello zu den veränderten Rollenbildern des Künstlers in der Arbeit von Carsten Reinhold Schulz, der iseit 1989 das Thema im öffentlichen Raum, in Ausstellungen, mit Sammlungen, Interviews, Publikationen, und Blogs bearbeitet.

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Page 1: Rolle 29, Das zweite Feld der Kunst

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KunstRolle

29CarstenRein-hold

Schulz5. Die Projektbriefe, hier der von Lawrence Weiner, wurden auch über Goethe-Insti-tute des Auslands in die Culturwert:Sammlung eingefügt, Carsten ReinholdSchulz, zw.1993 und 1996, 160 Beiträge und Zusendungen. Publikation: „Der Kul-turwert“, Hrsg. C.R.Schulz VWF Verlag, 100 Künstler über ihre Rolle und Funktion,ISBN 3-89700-123-3

Maler, Zeichner, Bildhauer, Architekten, u.v.a. sind nichtmehr automatisch aufgrund ihrer Tätigkeit Künstler,sondern sie sind mit gleichbleibender Berechtigung: Produ-zenten traditioneller Bild- und Formsprachen. Eine beibehal-tene Aufwertung der genannten Tätigkeiten durch den BegriffKunst verhindert eine Neubestimmung und die tatsächlicheVerortung wichtiger sinnhafter Möglichkeiten.

„Verantwortliche Schönheit“

Trotz oben beschriebener Muster sind Künstler neuenTyps bereits in der Lage elementar neue Formen vonKunst zu entwickeln. Joseph Beuys hat diese aus seiner Sichtüberfällige Entwicklung einmal richtungsweisend anthropo-logische Kunst genannt. Wie auch immer sie heißt, Künstlerkönnten sich damit aus dem zwar komfortablen, aber mate-rialistisch-konformen Habitus befreien. Substantiell neue Bild-findungen und Neubewertungen menschlichen Zusammen-lebens sind erhoffte Folgen – ein neues Kunstverständnishumanistischer Prägung: Carsten Reinhold Schulz nenntsie personifizierend eine, alle Menschen betreffende,Verantwortliche Schönheit. Bis hin zu künstlerischen Ausfor-mungen brandneuer demokratischer Instrumentarien ist allesdenkbar ... Die Herausforderung liegt darin eine veränderteKunst in neuen Feldern vorstellbar zu machen. Die RFBK istein erstes Angebot, Form und Forum.

Frederike-Alna FuchsAus: „Carsten Reinhold Schulz, Katalysator und substantielle Verschiebung“,Videovortrag, Düsseldorf, 2010

Informationen, Vorträge, Musik, Filme:

mobil: +49(0)173.24 054 78 oder

Homepage: www.carstenreinholdschulz.dewww.carstenreinholdschulz.blogspot.comwww.rfbk.dewww.nudecontemporary.dewww.myspace.com/daszweitefeld

Weitere Publikationen, Bilder, Filme, Hörbücher, Veröffentlichungen und Textevon Carsten Reinhold Schulz entnehmen Sie bitte dem Internet.

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Fortsetzung aus dem Innenteil:

Forciert wird diese Entwicklung durch den linearen, reaktionär-akademischen Kunstdiskurs, der bis in die selbstaus-beuterischen Bereiche der sogenannten Off-Szene reicht.Kultur und Kunst sind selbst zu einem Tabu geworden, da sienicht mehr systematisch hinterfragt werden.

Eine Lösung …... für dieses Dilemma ist die Trennung des herkömmlichen Kunst-verständnisses durch ihre Überführung in neue, praktisch unbe-nannte Arbeitsfelder. Diese wären ab sofort Kunst zu nennen.Denn: „... der Künstler steht nicht mehr außerhalb der Gesell-schaft.“ (Peter Weibel für die Culturwert:Sammlung). Er ist schonlange aufgerufen nicht nur möglichst unique Positionen im WhiteCube zu beziehen, sondern tatsächliche Verantwortung in derGemeinschaft zu übernehmen. Dort liegt das unberührte Feldkünstlerischer und menschlicher Notwendigkeiten. Die bishe-rige, politisch motivierte Kunst ist damit nicht gemeint. Sie istwegen ideologischer, eindimensionaler Agitation als klassifizie-rend abzulehnen.

Page 2: Rolle 29, Das zweite Feld der Kunst

„Kunst ist wo sie hingehört.“

Dieser Titel einer Ausstellung des Künstlers („Raum für Pro-jektionen/Raum Eins“, Düsseldorf) aus dem letzten Jahrzehnthat unverbrauchte Gültigkeit und ist ernst gemeint. Seit 1989beschäftigt sich der 1963 in Mönchengladbach geboreneCarsten Reinhold Schulz, nach einem anthroposophisch ori-entierten Kunststudium an der F.I.U. Hamburg, mit Rollen undFunktionen des Künstlers, die er als exemplarisch und mit dengesellschaftlichen Entwicklungsabsichten als elementar ver-woben ansieht. Wegen der von ihm früh attestierten fehlen-den gesellschaftlichen Relevanz der allgemeinenkünstlerischen Produktion geht er davon aus, daß Kunst sichlängst in andere Feldern bewegt hat und dort nach einerneuen inhaltlichen Definition und gestaltender Ausprägungverlangt. Heutige Künstler können ihre Nischen im Markt be-haupten, müssen gesamtgesellschaftlich jedoch versagen, dasie es versäumen ihre veränderte Rolle zu beleuchten. Siehaben es bisher vermieden, sich den überfälligen Fragen in-nerhalb des lebendigen Gesamtkontextes, also ihrer Produk-

2. „Keile-Regal I“, Carsten Reinhold Schulz, 2008 – 2010, Keile (wedges)aus Nebenräumen von Museen und Kunsthallen: Schirn Frankfurt, KunsthalleBremen, Kunsthalle Emden, Burda Museum Baden-Baden, Neuer AachernerKunstverein, Leopold Museum Wien, Ludwigmuseum Koblenz, MMK Wien,Stadsmuseum Stockholm, Westfälischer Kunstverein, K21 D’dorf, u.a.

4. Carsten Reinhold Schulz 2010

3. „Der Künstler will uns damit sagen ...“, Filmstill, Carsten Rein-hold Schulz, Erstaufführung mit new decontemporary, Medien ForumEssen, 2008

„Freiheit und Norm”

„Das Opfern der Freiheit unter dem Vorwand der Ver-teidigung der Freiheit oder für den Staat ist gefähr-lich …“, schrieb Michail Bakunin 1866. Systemkon-forme Künstler können dergestalt keine gesellschaftlichrelevante Kunst erzeugen. Die von den westlichen Me-dien protegierte Kunst hat die Funktion eines Überbauseingenommen – für eine finanzstarke, aber menschlichdesorientierte Gesellschaft und Politik. Trotzdem istzu erkennen, daß viele Künstler am unfruchtbarwerdenden Freiheitsgebot festhalten. Eine mit Unab-hängigkeit verwechselte und mittels Affirmation selbstbe-jahende Kunstüberproduktion zementiert den Zustand un-serer Kultur als statische Norm.

tion und den drängenden globalen Problemen zu stellen. Diesmuss in einem selbstgewählten Spezialistentum enden, derdie Crux des Rückzugs bedeutet. Wichtige Chancen, neueBildzusammenhänge und gedankliche Ressourcen gehen ver-loren. Künstler haben sich zu lange nicht mehr weiterbewegt.Sie sind in der Produktion der immer gleichen Bildsysteme,den veralteten Vorstellungen von Genialität, in Notwendig-keiten des Marktes und den Vorgaben musealer Archive ge-fangen.

„Ende des Spezialistentums“

Das Hinterfragen eigener und fremder Rollen als Formfin-dung durchlebt Carsten Reinhold Schulz in Projekten undKunstproduktionen selbst. Er füllt so die theoretischen Vorga-ben mit tatsächlicher Lebenswirklichkeit – gleichgültig, ob ersoziologisch motivierte Fragebögen auswertet und damitAusstellungen organisiert, (Culturwert: Sammlung, Abb. 5,Museum für Volk und Wirtschaft/NRW Forum 1994 und Kunst-halle Baden-Baden 1995), als engagierter Galerist auftritt („In-venting Viktor Grray“, Düsseldorf 2007-’09), als Kurator agiert(z.B. Chris Reinecke und Katerina Kuznetcowa), bildendeKünstler zu Hörbuchautoren macht („dizzy ...“ Verlag), kunst-kritisch bloggt, neuartige Kunstmagazine (GALPORT) entwik-kelt oder ob er Türkeile aus Nebenräumen von Museen zuManifestationen verborgener blinder Flecke der Kultur zu-sammenstellt (seit 2008, Abb. 2). Er selbst schlüpft mit allenpersönlichen Konsequenzen überzeugend in die gewähltenRollenbilder. Dadurch ist zwangsläufig ein Werk jenseits destradierten Werkbegriffs entstanden. Ebenso schafft er einKünstlerbild, das traditionelle Felder herkömmlicher Kunst auf-bricht, sie nachhaltig infrage stellt und zu substantiellen Ver-änderungen aufruft.

„Rolle 29“

Die RFBK ist die neunundzwanzigste Rolle, die derKünstler für sich und andere, auch als Lebens-Angebot,entwickelt hat: „Der Künstler als Revolutionär“. Hierbeibietet Schulz ähnlich Denkenden ein Konzept der Befreiungals Manifest an. Die errichtete „Revolutionäre Front Brüder-licher Künstler“, RFBK, ist überpolitische Kommunikations-plattform. So wie hier, werden immer wieder Institutionen undandere Künstler in prozessuale Projekte miteinbezogen. Erselbst führt katalytisch Situationen herbei, in denen er als Bei-spiel agiert , bzw. agieren lässt, um die sozialen und politi-schen Bedeutungszusammenhänge in Entsprechungen neuerBilder umwandeln zu können.