Upload
duongdan
View
213
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Ruhr-Universität Bochum
PD Dr. med. U. Mittelkötter Dienstort: Katharinenhospital Unna
Abt. Chirurgie _____________________________________________
Die Altersappendizitis – Der CRP-Wert als Entscheidungshilfe Eine prospektive Aufarbeitung aller Fälle mit akuter Appendizitis
Inaugural – Dissertation zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer
Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Dominique Sülberg aus Iserlohn
2008
I
Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr Referent: PD Dr. med. U. Mittelkötter Korreferent: PD Dr. med. C.W. Schinkel
Tag der mündlichen Prüfung 10.06.2008
III
INHALTSVERZEICHNIS SEITE 1. EINLEITUNG 7
1.1 Historisches zur Appendizitis 7
1.2 Epidemiologie in D/ EU/ USA 9
1.3 Ätiologie 11
1.4 Anatomie 12
1.5 Diagnostikpfade, Bedeutung der Untersuchungsverfahren 14
1.5.1 Anamnese 14
1.5.2 Befund 15
1.5.3 Labor 16
1.5.4 Sonographie 17
1.5.5 CT 17
1.6 Gängige Behandlungsverfahren, Systemvergleich 18
1.6.1 Die konventionelle (offene) Appendektomie 19
1.6.2 Die laparoskopische Appendektomie 20
1.7 Besonderheiten der Appendizitis im Kindesalter 22
1.8 Besonderheiten der Appendizitis beim alten Patienten 23
1.9 Histopathologische Befundkonstellation bei der Appendizitis 23
1.10 Differentialdiagnosen 28
1.11 Komplikationen 29
2. FRAGESTELLUNG 30
3. MATERIAL UND METHODE 31
3.1 Datenerfassung 31
3.2 Datenbearbeitung 33
4. ERGEBNISSE 34
1
SEITE
5. BEANTWORTUNG DER FRAGE 53
6. DISKUSSION 55
7. AUSBLICK 61
8. ZUSAMMENFASSUNG 62
9. LITERATURVERZEICHNIS 63
2
VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN
Abb. Abbildung bzw. beziehungsweise CRP C-reaktives Protein d Tage d.h. das heisst EBV Ebstein-Barr-Virus I.E. Internationale Einheiten insg. insgesamt i.v. intravenös J Jahre m männlich Max. Maximum Med. Median Min. Minimum min. Minuten MW Mittelwert OP Operation post-op postoperativ s. siehe SD Standardabweichung sog. sogenannt(e) Tab. Tabelle v.a. vor allem VWD Verweildauer w weiblich z.B. zum Beispiel
3
VERZEICHNIS DER TABELLEN SEITE
Tabelle1: Geschlechtsverteilung in den einzelnen Altersgruppen 35
Tabelle 2: Verweildauer in Tagen insgesamt und postoperativ bei 37
den unterschiedlichen Altersgruppen
Tabelle 3: Verweildauer insgesamt und postoperativ bei den über 38
und unter 60-jährigen Patienten
Tabelle 4: Verweildauer insgesamt und postoperativ bei den 38
unterschiedlichen Operationsverfahren
Tabelle 5: Verteilung des intraoperativen Befundes auf die 40
einzelnen Altersgruppen
Tabelle 6: Verteilung der Peritonitis-Häufigkeit auf die 40
Altersgruppen unter und über 60 Jahre (p≤0,005)
Tabelle 7: Verteilung der histologischen Stadien auf die 43
unterschiedlichen Altersgruppen
Tabelle 8: Aufteilung der Pat. in den einzelnen Altersgruppen 45
auf die Gruppen der Leukozytenzahl präoperativ
Tabelle 9: Verteilung der Pat. der einzelnen Altersgruppen auf 46
die Gruppen der CRP- Werte präoperativ
Tabelle 10: Aufteilung der Komplikationen auf die unterschiedlichen 51
Altersgruppen
4
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN SEITE Abbildung 1: Lagevariationen der Appendix vermiformis (links), 8
die Stumpfversenkung (rechts)
Abbildung 2: Lagevariationen der Appendix vermiformis 13
Abbildung 3: Querschnitt durch die Appendix 13
Abbildung 4: Typische Druckpunkte bei Appenidizitis 16
Abbildung 5: Sonographie-Bild einer akuten Appendizitis mit 17
Targetphänomen (links), perforierte Appendizitis
mit Abszess und freier Flüssigkeit (rechts)
Abbildung 6: CT-Bild einer akuten Appendizitis 18
Abbildung 7: Zugänge bei der laparoskopischen Appendektomie 21
Abbildung 8: Grossschnitt einer chronisch-fibrosierten Appendix 24
(links), histologisches Bild einer chronisch-fibrosierten
Appendix (rechts)
Abbildung 9: Histologisches Bild einer katarrhalischen Appendizitis 25
Abbildung 10: Histologisches Bild einer erosiv-phlegmonösen 25
Appendizitis
Abbildung 11: Grossschnitt einer ulcero-phlegmonösen Appendizitis 26
(links), histologisches Bild einer ulcero-phlegmonösen
Appendizitis (rechts)
Abbildung 12: Histologisches Bild einer perforierten Appendizitis 27
Abbildung 13: Kreisdiagramm zur Verteilung der OP-Indikation 34
Abbildung 14: Kreisdiagramm zur Altersverteilung der Patienten 35
Abbildung15: Balkendiagramm zur Geschlechtsverteilung der 36
einzelnen Altersgruppen
Abbildung 16: Kreisdiagramm zur Verteilung der Operations-Verfahren 36
Abbildung 17: Boxplot zur Verweildauer insgesamt der verschiedenen 37
Altersgruppen
Abbildung 18: Boxplot zur Verweildauer insgesamt der verschiedenen 39
Altersgruppen unter Berücksichtigung des OP-Verfahrens
5
SEITE
Abbildung 19: Balkendiagramm zur Verteilung der Fälle mit 41
intraoperativ diagnostizierter Peritonitis
auf die einzelnen Altersgruppen
Abbildung 20: Kreisdiagramm zur Verteilung der histologischen 42
Befunde allgemein
Abbildung 21: Balkendiagramm zur Verteilung der histologischen 43
Befunde auf die unterschiedlichen Altersgruppen
Abbildung 22: Boxplot zur Verteilung der absoluten Leukozytenzahlen 45
auf die unterschiedlichen Altersgruppen
Abbildung 23: Boxplot zur Verteilung der absoluten CRP-Werte auf die 46
einzelnen Altersgruppen
Abbildung 24: Boxplot zur Verteilung der CRP-Werte bei Pat. mit bzw. 47
ohne Perforation auf die Altersgruppen der über bzw.
unter 60-Jährigen
Abbildung 25: Boxplot zur Verteilung der Leukozytenzahl bei Pat. mit 48
bzw. ohne Perforation auf die Altersgruppen der über bzw.
unter 60-Jährigen
Abbildung 26: ROC-Kurve der CRP-Werte aller Patienten über 60 Jahre 49
Abbildung 27: ROC-Kurve der CRP-Werte aller Patienten mit akuter 49
Appendizitis
Abbildung 28: ROC-Kurve der CRP-Werte der Patienten ≤ 60 Jahre 50
Abbildung 29: Balkendiagramm zur Aufteilung der Komplikationen 52
auf die einzelnen Altersgruppen
Abbildung 30: Balkendiagramm zur Verteilung der Komplikationen 52
bei den Patienten über und unter 60 Jahren
6
1. EINLEITUNG
1.1 Historisches zur Appendizitis
Die geschichtliche Erwähnung der Appendizitis reicht weit zurück. Auch wenn es im
Altertum keine eindeutigen Beweise dafür gibt, dass Entzündungen der Appendix oder
perityphlitische Abszesse behandelt wurden, sind die ersten Fälle im Mittelalter eindeu-
tig aufgezeichnet. Der erste Fall wurde von Wilhelm Fabry von Hilden 1652 in einem
seiner Bücher veröffentlicht [54]. Allerdings sind die ersten Fortschritte in der Kenntnis
der Anatomie erst seit dem 16. Jahrhundert entstanden. In dieser Zeit wurde der Name
Appendix vermiformis von Guido Guidi, Professor für Anatomie in Paris von 1547 bis
1569, geprägt. Im Jahre 1554 wurde von Jean Francois Fernel ohne Zuordnung zur Ap-
pendix und ohne Klärung der Ursache das Bild der Appendizitis beschrieben. Der deut-
sche Chirurg Lorenz Heister dokumentierte schließlich als erster 1711 die akute Appen-
dizitis, nachdem er bei einer Obduktion eine schwarze, eitergefüllte Appendix vermi-
formis gefunden hatte [12]. 1722 wurde das Bild der sog. Paraphrenitis durch Hermann
Boerhaave geprägt, welches mit den Symptomen Fieber, Schmerzen, Atemnot und Peri-
tonismus einherging [54]. Er beschrieb ebenfalls einen „Dolor coelicus“. Die Therapie
dieser Erkrankung waren zu dieser Zeit Aderlass, Gabe von Klistieren und Opiate. Die
Mediziner des 18. Jahrhunderts diagnostizierten vermehrt Abszesse, Eiteransammlun-
gen in der Bauchhöhle und die Peritonitis, allerdings wurden die Ursachen nicht direkt
erkannt und nach Lehrmeinung wurde lediglich eine nicht invasive Therapie durchge-
führt. Die chirurgische Therapie verbot sich zu dieser Zeit, da die Letalität bei über 90%
lag. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden dann die ersten pathologisch-anatomischen
Beschreibungen der Stadien der Appendizitis gemacht – fast zeitgleich von Jean Baptis-
te Louyer-Villermay [40] und Francois Melier [42], ein Schüler von Guillaume Du-
puytren. 1848 eröffnete Henry Hancock (1809 – 1880) den ersten perityphlitischen
Abszess geplant chirurgisch [23]. Und dieser wurde Befürworter der frühzeitigen opera-
tiven Therapie. Durch den medizinischen Fortschritt mit der Entwicklung der Antisepsis
durch Joseph Lister (1827 – 1912) und der Verbesserung der Narkosetechnik wurde der
operative Therapieansatz in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts verstärkt. Trotzdem war
der Ausgang der Appendizitis und der Perityphlitis häufig tödlich. Durch Rudolf Krön-
lein (1847 – 1910) wurde 1884 die erste Appendektomie bei Appendizitis durchgeführt.
7
Dieser plädierte im Zentralblatt für Chirurgie für das operative Vorgehen bei der Ap-
pendizitis bzw. Peritonitis [37]. Diesen Sachverhalt bearbeitete Reginald Heber Fitz
(1843 – 1913) weiter und sprach sich im Jahr 1887 für eine Operation schon bei dem
Verdacht auf eine Perforation der Appendix vermiformis aus [14]. Die erste erfolgrei-
che Appendektomie bei perforierter Appendizitis gelang 1886 durch J. R. Hall (1854 –
1923) in New York [22], in Deutschland 1889 durch Max Schüler (1843 – 1907), wel-
cher ebenfalls eine später häufig ausgeführte Schnittführung für die Operation angab
[49]. Das Jahr 1889 ist als Wendepunkt zur Frühoperation anzusehen. Im selben Jahr
wurde auch von Charles Mc Burney (1845 – 1913) die Diagnostik und die Symptome
der Appendizitis beschrieben, von denen vor allem der maximale Schmerzpunkt seinen
Namen erhielt [10]. Aus dieser Zeit stammt auch die wichtige Abhandlung der Appen-
dizitis, ihrer Stadien und deren Frühoperationen von George Ryerson Fowler (1848 –
1906) [15]. Er beschrieb ebenfalls das operative Vorgehen und die Lagevariationen der
Appendix vermiformis und die Versenkung des Appendixstumpfes mittels Tabaksbeu-
telnaht, die noch heute bei offen durchgeführter Appendektomie üblich ist (s. Abbil-
dung 1).
Abbildung 1: Lagevariationen der Appendix vermiformis (links),
die Stumpfversenkung (rechts)
8
Auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 1901 stellte Eduard
Sonnenburg (1848 – 1915) aus Berlin die Grundprinzipien der Appendektomie dar [53].
Zu dieser Zeit war der Streit zwischen den Vertretern der konservativen Behandlungs-
regime und denen der operativen Therapie noch sehr gross. Und so setzte sich erst um
das Jahr 1910 in Deutschland die Frühoperation durch. Diese Behandlungsstrategie
wurde lange verfolgt und erst 1981 durch die erste laparoskopische Appendektomie
durch den Gynäkologen Kurt Semm erweitert [51]. Die Laparoskopie im Allgemeinen
wurde von den Chirurgen zunächst nicht anerkannt und von den Internisten durchge-
führt. Heinz Kalk entwickelte in dieser Zeit die Standardisierung der diagnostischen
Laparoskopie. Seit 1982 führten Chirurgen Laparoskopien durch und erst nach 1989
etablierte und revolutionierte diese Technik die Möglichkeiten der operativen Therapie,
die sich heute zur Standardtherapie der Appendizitis v.a. beim Erwachsenen etabliert
hat. [58]
1.2 Epidemiologie
Die häufigste operationsbedürftige akute intraabdominelle Erkrankung ist mit über 50
% die Appendizitis. Das Prädispositionsalter liegt zwischen 10 und 19 Jahren. Cirka
110 von 100000 Einwohnern erkranken pro Jahr an einer Appendizitis, etwa doppelt so
viele werden operiert. Das Risiko eines Menschen, im Laufe seines Lebens eine Appen-
dizitis zu bekommen, liegt bei 7,5%. Die Appendektomierate in der Bevölkerung liegt
bei etwa 15% [43, 46].
Bei Frauen liegt der Altersgipfel bei 15 bis 19 Jahren, bei männlichen Patienten bei 10-
14 Jahren. Die Inzidenz fällt von diesem Altersgipfel ausgehend mit zunehmendem Al-
ter ab. Bei den 10 bis 19-jährigen liegt sie noch bei weit über 200/100 000, in der Be-
völkerungsgruppe der über 45-jährigen dann nur noch bei 40-60/100 000. Bei den über
80-Jährigen ist die Inzidenz dann lediglich noch 13/100 000 [57].
Der Anteil der perforierten Appendizitiden wird mit Werten zwischen 10% und 30%
angegeben. Allerdings spielt hierbei die Altersstruktur des Patientenkollektivs eine gro-
ße Rolle, da bei Kindern die Perforationsrate umgekehrt proportional zum Lebenalter
ist, d.h., dass die jüngeren Kinder häufiger eine Perforation aufweisen, und bei Erwach-
senen dann wieder mit zunehmendem Alter ansteigt, d.h., dass die älteren Patienten
9
häufiger eine perforierte Appendizitis haben [57].
Insgesamt wird für die perforierte Appendizitis eine Inzidenz von cirka 20 auf 100 000
Personenjahre beobachtet [46].
Die Appendizitis ist eine Erkrankung der westlichen Welt. In Ländern ausserhalb Euro-
pas und Nordamerikas werden deutlich geringere Inzidenzen gesehen. Dies lässt eine
Aussage über eine rassenspezifische Häufung für Weisse und Hispanoamerikaner zu,
wohingegen die Indzidenz bei Schwarzen oder Asiaten deutlich geringer ist. Eine be-
weisende Begründung wird hierfür nicht beschreiben. Allerdings wird die These von
unterschiedlichen Lebensweisen, insbesondere der Ernährungsgewohnheiten, vertreten.
So wird in den westlichen Ländern sehr ballaststoffarm gegessen. Dies führt vermehrt
zu Obstipation und so zu einer Häufung von Appendizitiden [46].
Ein Einfluss der Jahreszeit auf die Häufigkeit der Appendizitis konnte nicht nachgewie-
sen werden.
Es zeigte sich allerdings eine familiäre Häufung, deren Ursachen bisher noch unklar
sind.
Der zeitliche Trend in der Literatur lässt bis 1990 einen deutlichen Rückgang der Ap-
pendektomien um fast die Hälfte darstellen. Danach ist die Zahl in etwa stabil geblieben
[46].
Als signifikante Faktoren für die Appendektomierate wurden unter anderem Kranken-
hausbettendichte und die Vertragsarztdichte aufgezeigt [46, 57]. So ist es nicht überra-
schend, dass in den USA, wo aufgrund der hohen Kosten für den Patienten selbst, eine
Appendektomierate von 118/100 000 (1985) besteht. In Großbritannien liegt sie 1991
noch bei 52/100 000 Einwohner. In Deutschland liegt die Zahl 1985 bei 255/100 000.
Übertroffen wird diese Rate nur in Frankreich, wo die Appendektomierate mit über
500/100 000 (1985) 3-4mal höher als der europäische Durchschnitt liegt [46].
Die Mortalität der akuten Appendizitis sank von 1966 bis 1983 in der Bundesrepublik
Deutschland von 3,3 auf 0,7 pro 100 000 Einwohner, wobei 80% der Verstorbenen älter
als 60 bzw. 65 Jahre sind [7].
10
1.3 Ätiologie
Das ursächliche Spektrum einer akuten Appendizitis ist vielfältig. Verschiedene Fakto-
ren wie zum Beispiel Kotsteine, Parasiten oder Verwachsungen können eine Entzün-
dung auslösen oder zum Teil auch nur als Nebenbefund auftreten.
Die schlechte Dehnbarkeit der Appendixwand führt dazu, dass sich Kotsteine oder Fa-
sermaterialen im Lumen festsetzen und die Lichtung verschliessen. In dem daraus ent-
stehenden Blindsack können sich Bakterien gut vermehren. Diese dringen in die Darm-
wand ein und können so Entzündungen hervorrufen oder Dehnungsschmerzphänomene
auslösen [39].
Durch bestimmte Bakterienspezies können direkte Schleimhautschäden auftreten (z.B.
E. coli, Bacterides, Yersinien, Campylobacter).
Durch allgemeine Entzündungen und Bakterien im Darmbereich oder auch bei systemi-
schen viralen Erkrankungen (z.B. Masern, EBV, Adenoviren) reagiert das ansässige
lymphatische Gewebe im Wurmfortsatz mit und kann durch entzündliche Schwellung
ebenfalls einen Lumenverschluss mit Schmerzauslösung zur Folge haben [17].
Weitere Bedeutung kommt der Gefäßversorgung zu, da die versorgende Arterie eine
Endarterie ist. Kommt es zu einer Obstruktion oder zu gesteigertem Sauerstoffbedarf,
können sich auf Grund fehlender Arkaden Ischämien entwickeln, die zu Schleimhaut-
und Wandschäden der Appendix vermiformis führen [7].
Daneben gibt es noch anatomische und pathologische Sonderformen der Appendix, die
das Bild einer akuten Appendizitis bieten oder hervorrufen können.
Hierzu gehört die Appendixdivertikulose, welche seltener aus echten Divertikeln be-
steht und meistens durch hernienartige Schleimhautausstülpungen, sog. Pseudodiverti-
keln, gebildet wird. Diese können wie jedes Divertikel Ausgangspunkt für eine Diverti-
kulitis sein und hier das Bild einer akuten Appendizitis bieten [17].
Die Endometriose, mit Herden im rechten kleinen Becken oder sogar an der Appendix
selbst, kann Appendizitis ähnliche Beschwerden hervorrufen. Eine direkte Beteiligung
der Endometriose an der Entstehung einer akuten Appendizitis ist umstritten [17].
Die Oxyuriasis kann ebenfalls zur Entzündung des Wurmfortsatzes führen. Diese Spe-
zies der Nematoden siedelt sich bevorzugt im Dickdarm und in der Appendix an. Meis-
tens verursachen Oxyuren keine akuten Symptome und werden als Zufallsbefund be-
schrieben. Sie können jedoch durch penetrierendes Wachstum eine Entzündungsreakti-
on auslösen und vor allem zur Eosinophilie der Schleimhaut führen [7, 17].
11
In 25% bis 70% zeigt der Morbus Crohn eine Mitbeteiligung des Wurmfortsatzes mit
Ulcerationen, transmuralen Entzündungen und Granulom-Bildung. Eine primäre Mani-
festation an der Appendix oder ein alleiniger Befall, um das Bild einer akuten Appendi-
zitis auszulösen, ist allerdings selten [7, 17].
Die sog. neurogene Appendicopathie kann ebenfalls Symptome einer akuten Appendizi-
tis bieten. Sie entsteht duch Proliferation von Nervenfasern, Schwann-Zellen und ente-
rochromaffinen Zellen. Makroskopisch stellt die Appendix häufig unauffällig dar. Der
genaue Pathomechanismus ist bis heute ungeklärt [17, 21].
Eine spezielle onkologische Entität stellen Tumoren der Appendix dar, die durch eine
Lumenverengung vor allem basisnah eine Entzündungsreaktion auslösen. Allerdings
sind primäre Tumoren sehr selten. Meistens handelt es sich um neuroendokrine Tumo-
ren – Carcinoide (71%-85% aller Appendixtumoren). Seltener sind Adenome, Adeno-
carcinome oder mesenchymale Tumoren [17].
1.4 Anatomie
Die Appendix vermiformis ist im Durchschnitt 10 cm lang und etwa 6 mm dick. Sie
zählt zum Dickdarm und hat ihre Basis dort, wo die drei Taenien am Coecum zusam-
menlaufen. Vom intraperitoneal liegenden Wurmfortsatz spannt sich ein Gekröse zum
Blinddarm auf, das sogenannte Mesoappendix, welches auch die Blutgefäße (A. appen-
dicularia) enthält [39].
Die Lage der Appendix vermiformis im Abdomen ist sehr variabel. In circa zwei Drit-
teln der Fälle liegt sie para- oder retrocoecal, in einem Drittel der Fälle ist sie im kleinen
Becken platziert (s. Abbildung 2). Andere Lagevariationen wie zum Beispiel vor oder
hinter dem Ileum oder bei Coecum mobile subhepatisch sind sehr selten [50].
Das Lumen des Wurmfortsatzes ist nur 1-2 mm weit und die Wand ist relativ starr.
Grundsätzlich stimmt der histologische Aufbau mit dem des übrigen Dickdarmes über-
ein, von Innen nach Aussen mit Tunica mucosa, Tela submucosa, Tunica mulscularis
circulare et longitudinale und die Serosa. Nur die Längsmuskelschicht konzentriert sich
nicht zu Taenien. Die Appendix vermiformis besitzt Lymphknoten oder Follikel in der
Submucosa, die zum Teil bis in die Mucosa hineinreichen (s. Abbildung 3). Wegen die-
12
ser proportional grossen Masse an lymphatischem Gewebe wird die Appendix auch ge-
legentlich als sogenannte „Darmmandel“ bezeichnet [39].
Abbildung 2: Lagevariationen der Appendix vermiformis
Abbildung 3: Querschnitt durch die Appendix
13
1.5 Diagnostikpfade, Bedeutung der Untersuchungsverfahren
Im Allgemeinen gibt es keinen anamnestischen, klinischen oder apparativen Befund,
der präoperativ beweisend für eine akute Appendizitis ist. Alle Befunde in ihrer Ge-
samtheit können lediglich weitere Hinweise zur Erhärtung der Verdachtsdiagnose geben
[50]. Anders gesagt kann auch die akute Entzündung der Appendix vermiformis durch
ihre multiplen Lagevariation jede andere intraabdominelle Erkrankung vortäuschen
[34].
1.5.1 Anamnese
Die Symptome der akuten Appendizitis sind sehr vielfältig. Zu Beginn der Erkrankung
stehen oft allgemeine intestinale Probleme wie zum Beispiel diffuse Ober-oder Mittel-
bauchbeschwerden, Inappetenz, Übelkeit, Erbrechen oder Diarrhoen im Vordergrund.
Selten sind diese begleitet von vegetativen Symptomen wie Schwindel, Tachykardien,
Fieber oder vermehrtes Schwitzen im Sinne eines allgemeinen Krankheitsgefühls.
Im Verlauf projiziieren sich die Schmerzen dann in den Bereich des rechten Unter-
bauchs und verstärken sich dort.
Die Angabe von kurzzeitiver Schmerzerleichterung bei längeren Verläufen weist auf ei-
ne stattgehabte Perforation hin. Bei einer zunehmenden Ausstrahlung der Schmerzen
auf den gesamten Unterbauch kann auf eine sich ausbreitende Peritonitis geschlossen
werden. Bei einem progredienten Verlauf kann es in Folge dann zu ansteigenden Tem-
peraturen, einem verstärkten Krankheitsgefühl bis hin zu einem septischen Krankheit-
bild kommen.
Manchmal steht die akute Appendizitis in zeitlicher Verbindung mit einer 2-3 Wochen
zurückliegenden Tonsillitis oder Entzündung der oberen Luftwege.
Die regelmäßige Einnahme von Medikamenten wie Kortikosteroiden, Analgetika jeder
Art oder Chemotherapeutika kann die Symptome der akuten Appendizitis reduzieren
oder gar komplett verschleiern. Dies kann auch durch einen regelmäßigen Drogenabu-
sus hervorgerufen werden. [34, 43, 50, 63]
14
1.5.2 Befund
Leitsymptom der akuten Appendizitis ist der Druckschmerz im rechten Unterbauch mit
dem Maximum am McBurney- oder Lanz-Punkt. Der Mc Burney-Punkt liegt auf der
Mitte der gedachten Linie zwischen rechter Spina iliaca anterior superior und Nabel.
Der Lanz-Punkt liegt auf dem Punkt der das rechte vom mittleren Drittel der gedachten
Linie zwischen den beiden Spinae ilicae anterior superior trennt.
Zur weiteren Untersuchung gehört die Perkussion im sog. Sherren-Dreieck, welches
von Nabel, Symphyse und rechter Spina iliaca anterior superior gebildet wird.
Das Blumberg-Zeichen zählt ebenfalls dazu, hier ein tiefer Druck im linken Unterbauch
vorgenommen und beim plötzlichen Loslassen wird ein Schmerz im rechten Unterbauch
verspürt.
Das Psoaszeichen ist das Zeichen für eine Reizung der Psoasfascie, hierbei wird beim
Anheben des rechten Beines in der Hüfte gegen einen Widerstand ein Schmerz ausge-
löst. Dieses Zeichen ist häufig bei retrocoecaler Lage der Appendix vermiformis posi-
tiv.
Das Rovsing-Zeichen entsteht durch retrogrades Ausstreichen des Kolonrahmens und
kann so durch Füllung des Coecums einen Schmerzreiz auslösen.
(Siehe Abb. 4)
Es gibt noch viele weitere Zeichen, die charakteristische Schmerzreize bei akuter Ap-
pendizitis auslösen. Diese werden hier nicht mehr speziell mit ihren Eigennamen aufge-
führt.
Die lokale Abwehrspannung im rechten Unterbauch ist im allgemeinen Zeichen für eine
Peritonitis und damit für eine fortgeschrittene Appendizitis.
Eine weitere notwendige Untersuchung ist die digital-rektale Untersuchung. Entsteht
durch Druck in Richtung Douglas ein Schmerzreiz, lässt sich ebenfalls auf eine perito-
neale Reizung schliessen, welche vor allem dann auszuösen ist, wenn die Appendix ins
kleine Becken reicht.
Zur weiteren Befunderhebung gehört die axilläre und rektale Temperaturermittlung. Bei
der akuten Appendizitis ist die Temperaturdifferenz typischerweise über 1°C.
15
Die auskultatorische Einschätzung der Peristaltik ist schwierig zu beurteilen. Allerdings
ist zu erwähnen, dass die Darmgeräusche zu Beginn der Entzündung als Zeichen einer
begleitenden Enteritis häufig lebhaft sein können, später aber, vor allem bei Ausbrei-
tung der Peritonitis, abgeschwächt sind oder vollkommen fehlen können.[34, 43, 44, 50]
Abbildung 4: Typische Druckpunkte bei Appenidizitis
1.5.3 Labor
In der Routinediagnostik bei der Fragestellung der akuten Appendizitis sind besonders
die Entzündungsparameter in Form der Leukozytenzahl im Blutbild und des CRP-
Wertes aus dem Serum interessant. Einen spezifischen Marker für die akute Appendizi-
tis gibt es nicht. Daher zeigen diese Werte lediglich den Schweregrad einer inflammato-
rischen Komponente an und können gut als Verlaufsparameter gelten. [4, 56, 63]
16
1.5.4 Sonographie
Die Sonographie des Abdomens gehört zu den Standarduntersuchungen bei dem Ver-
dacht auf eine akute Appendizitis. Dieses Verfahren ermöglicht eine schnelle und kom-
plikationslose Hilfestellung für die Diagnostik. Allerdings hängt die Aussagekraft des
Ultraschalls von der Erfahrung des Untersuchers und von der Konstitution des Patienten
ab. Die Appendix ist schlecht bei adipösen Patienten, bei Paralyse oder Meteorismus
darstellbar. Das in der Literatur beschriebene Targetphänomen ist rar im klinischen All-
tag. Bei zunehmendem Entzündungsstadium ist die Darstellung zunächst einfacher (s.
Abbildung 5) und wird nach Perforation oder bei Peritonitis wieder schlechter. [1] Der
Nachweis von freier Flüssigkeit im rechten Unterbauch oder im Douglas ist richtungs-
weisend aber keinesfalls spezifisch. Vor allem bei Mädchen und Frauen können Diffe-
rentialdiagnosen wie zum Beispiel Ovarialzysten verifiziert oder ausgeschlossen wer-
den. Ein eindeutiger sonographischer Befund der akuten Appendizitis ist möglich und
sollte sofort operativ versorgt werden. Allerdings kann ein sonographischer Ausschluss
einer akuten Appendizitis sehr skeptisch betrachtet werden [63, 64]. [34, 43, 50]
Abbildung 5: Sonographie-Bild einer akuten Appendizitis mit Targetphänomen (links)
u. perforierte Appendizitis mit Abszess und freier Flüssigkeit (rechts)
1.5.5 Computertomographie
Die Computertomographie gehört nicht zu den Standarddiagnostikverfahren der akuten
Appendizitis. Die hohe Strahlenbelastung rechtfertigt diese Untersuchung vor allem bei
jungen Patienten nicht, obwohl die Aussage der CT-Untersuchung mit einer hohen Spe-
zifität und Sensitivität einhergeht. [63] Eine Indikation für die Computertomographie
17
stellen ältere Patienten mit einem diffusen Beschwerdebild dar (s. Abbildung 6). [44]
Abbildung 6: CT-Bild einer akuten Appendizitis
1.6 Gängige Behandlungsverfahren
Die Diagnose der akuten Appendizitis stellt eine dringliche Operations-Indikation dar.
Lediglich bei einem unklaren Befund ist die stationäre Kontrolle des Patienten und der
Laborparameter in kurzen Intervallen sinnvoll. Bei Fortbestehen oder Progredienz der
Beschwerdesymptomatik sowie nach Ausschluss anderer Differentialdiagnosen sollte
dann ebenfalls eine dringende OP-Indikation gestellt werden. [48, 50]
Zum Teil wird bei Perityphlitis oder vorhandenen Abszessen ein zunächst konservatives
Vorgehen empfohlen mit Nahrnungskarenz, Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution,
Bettruhe und systemischer Antibiose. Eine Operation erfolgt dann im freien Intervall.
[44, 50]
Im Allgemeinen richtet sich jedoch die Entscheidung für das jeweilige Behandlungsver-
fahren nach der Einschätzung der Schwere des klinischen Befundes und den Ergebnis-
sen der Diagnostik.
Weiterhin sollte angestrebt werden, eine zeitige Indikation zur Operation zu stellen. Ei-
ne vorliegende Perforation legt prinzipiell schon eine verspätete Indikation dar. Dies ist
zu betonen, da die Morbidität und Mortalität bei stattgehabter Perforation deutlich zu-
nimmt.
Optimalerweise sollte die Operationsvorbereitung nach der Diagnosestellung der akuten
Appendizitis maximal 2-3 Stunden dauern. Der Beobachtungszeitraum bei unklaren
rechtsseitigen Unterbauchschmerzen sollte maximal 12 bis 24 Stunden betragen. Sollte
18
die Beschwerdesymptomatik dann nicht deutlich regredient sein ist zu diesem Zeitpunkt
eine relativ-dringliche Operationsindikation zu stellten.
Ist die Indikation zur Operation gestellt, gibt es grundsätzlich zwei Operationsmetho-
den:
1.6.1 Die konventionelle (offene) Appendektomie
Diese Methode wurde vor über 100 Jahren eingeführt [22, 49]. Die konventionelle Ap-
pendektomie wird über den klassischen Hautschnittzugang durchgeführt. Sie galt für
über 100 Jahre als Gold-Standard für die Therapie bei akuter Appendizitis. Der hierfür
historisch gewachsene und etablierte Zugang ist der sog. Wechselschnitt im Bereich des
rechten Unterbauches. Er wird im Verlauf der Fasern des M. obliquus externus und in-
ternus geführt. Diese werden stumpf auseinandergeschoben. Der Zugang in das Perito-
neum erfolgt dann scharf unter Sicht. Für das beste kosmetische Ergebnis empfiehlt es
sich, den Hautschnitt entlang der Hautspaltlinien fast querverlaufend zu führen und ihn
möglichst tief im Bereich der sogenannten Bikini-Zone zu setzen.
Bei unklaren Befunden oder bei dem Verdacht auf eine fortgeschrittene Entzündung
kann dieser Schnitt erweitert werden, um eine ausreichende Exploration zu gewährleis-
ten.
Eine weitere Möglichkeit stellt der Zugang über einen kleinen rechtsseitigen Pararek-
talschnitt dar. Dieser kann ebenfalls nach Notwendigkeit erweitert werden. Allerdings
ist dieses Vorgehen mit einem häufigeren Auftreten von postoperativen Narbenhernien
verbunden.
Bei präoperativ diagnostizierter diffuser Peritonitis empfiehlt sich eine mediane Unter-
bauchlaparotomie durchzuführen. Von hier aus kann fast das gesamte Abdomen explo-
riert werden und eine ausgiebige Lavage aller vier Quadranten ist möglich. Auch Erwei-
terungen des Eingriffes, wie zum Beispiel Dünndarmdekompressionen, Abszesseröff-
nungen, lassen sich über diese Schnittvariation problemlos durchführen.[34, 44, 50]
Der Zugang über einen Pfannenstielschnitt wird in keiner gängigen Literatur erwähnt.
19
Anschliessend erfolgt dann unabhängig vom Zugang die Mobilisation der Appendix
vermiformis, die Skelettierung durch Ligaturen (ggf. auch mit Röder-Schlinge) des Me-
senteriums bis zur Basis der Appendix vermiformis. Der darauf folgende Stumpfver-
schluss wird in der Literatur noch diskutiert. Der Appendixstumpf wird ligiert und beim
altherkömmlichen Vorgehen erfolgt die Versenkung mittels einreihiger seromuskulärer
Tabaksbeutelnaht. Anschließend erfolgt die Übernähung mittels sog. Z-Naht, wobei
darauf zu achten ist, dass durch Einstülpung zu grosser Darmwandbereiche keine Ein-
engung in der Ileocoecalregion entsteht. [44] In neueren Quellen wird gänzlich auf eine
Versenkung des ligierten Stumpfes verzichtet [27]. Eine weitere Methode zu Absetzung
der Appendix vermiformis ist die Abtragung mittels linearem Klammernahtgerät. Dies
empfiehlt sich vor allem bei fortgeschrittener oder sehr basisnaher Entzündung, da auf
diesem Weg die Mitnahme des Coecumpols möglich ist, um eine Absetzung im entzün-
dungsfreien Gewebe zu gewährleisten. Anschliessend erfolgt dann die Übernähung der
Klammernahtreihe. Je nach Befund erfolgt dann die Spülung des Operationsgebietes
oder die abdominelle Lavage und ggf. eine Drainage-Anlage. Der Wundverschluss soll-
te schichtweise erfolgen. Je nach Entzündungsgrad ist eine Spülung der Wunde zur
Senkung des Risikos einer Wundheilungsstörung sinnvoll.[44, 50]
1.6.2 Die laparoskopische Appendektomie
Die laparoskopische Appendektomie wurde zum ersten Mal 1981 durch den Gynäkolo-
gen Kurt Semm durchgeführt [51]. Die Laparoskopie ermöglicht eine Exploration des
gesamten Abdomens, was vor allem bei unklaren Befunden von großem Nutzen sein
kann. Bei voroperierten Patienten kann diese Methode eventuell aufgrund von Ver-
wachsungen nicht durchführbar sein. Es wird zunächst subumbilikal ein kleiner Haut-
schnitt gemacht und eine Mini-Laparotomie durchgeführt. Bei eindeutiger Eröffnung
wird hier der Trokar für die Optik eingebracht. Bei richtiger Lage wird ein Pneumoperi-
toneum angelegt. Als andere Methode kann für diesen Zugang auch die Verres-Nadel
verwendet werden, allerdings ist hier vor allem bei voroperierten Patienten die Gefahr
einer Darmverletzung gross. Dann erfolgt zunächst die orientierende Laparoskopie.
Zeigt sich hier die Verdachtsdiagnose einer akuten Appendizitis bestätigt, werden zwei
weitere Zugänge (ein 10mm-Zugang im linken Unterbauch und ein 5mm-Zugang im
20
rechten Unterbauch) mittels Diaphanoskopie zur Schonung der epigastrischen Gefäße
angelegt. Diese sollten für ein gutes kosmetisches Ergebnis im Bereich der Bikini-Zone
platziert werden (s. Abbildung 7). Es wird über die Arbeitstrokare die Appendix vermi-
formis ebenfalls mobilisiert und skelettiert. Die Arteria appendicularia wird entweder
koaguliert oder mittels Clip verschlossen. Die Abtragung der Appendix erfolgt dann
entweder mittels Röder-Schlinge oder mittels linearem Klammernahtgerät. Bei dieser
Technik wird auf eine Versenkung des Stumpfes oder eine Übernähung der Klammer-
nahtreihe verzichtet. Mithilfe dieser Methode kann eine Spülung des gesamten Abdo-
mens erfolgen und eine Drainage platziert werden. Die Entfernung der Trokare erfolgt
unter Sicht. Die Wunden werden im Bereich des Nabels und des linken Unterbauches
inklusive Fasciennaht verschlossen, um Trokarhernien zu vermeiden. [44, 50]
Abbildung 7: Zugänge bei der laparoskopischen Appendektomie
Insgesamt ist die Dringlichkeit der Drainage-Anlage und auch die Wahl des Nahtmate-
rials von dem Standard der jeweiligen Klinik abhängig.
Die Anwendung der jeweiligen Verfahren wird seit der Einführung der laparoskopi-
schen Appendektomie diskutiert. Die laparoskopische Appendektomie zeigt in vielen
Studien deutliche Vorteile gegenüber der offenen bzw. konventionellen Operation: kür-
21
zere Liegezeiten, niedriegere Infektionsrate, weniger sekundäre Komplikationen, besse-
res kosmetisches Ergebnis, schnellere Rekonvaleszenz [6, 20, 25, 31]. Es zeigt sich e-
benfalls, dass die laparoskopische Appendektomie einer Lernkurve unterliegt. Hierbei
werden daher als Nachteile die längere Operationsdauer und die höheren Kosten auf-
grund des Materials erwähnt. Letzteres wird allerdings durch die kürzeren Liegezeiten
kompensiert. Und die Operationszeiten werden mit der ausreichenden Anwendung und
Übung reduziert [20, 31].
Daher ist die Definition des Gold-Standards für die laparoskopische Appendektomie
noch nicht gefallen. In unserer Klinik wird sie allerdings als Standard genutzt.
1.7 Besonderheiten der Appendizitis im Kindesalter
Im Kindes- und Kleinkindalter ist der Verlauf der akuten Appendizitis häufig ausge-
prägter und schreitet schneller voran. Das heisst, dass die typischen Symptome zeitlich
eher auftreten und früher und ausgeprägter zu einer allgemeinen Symptomatik mit Ü-
belkeit, Erbrechen und Fieber (oft > 40°C) und einer starken Leukozytose. Die letzten
drei Symptome werden auch Drachertsche Trias genannt [50]. Die Leukozyten-Zahl ist
bei Kindern ein absoluter Standard in der Diagnostik [61]. Weiterhin ist es nachgewie-
sen, dass aufgrund des schnelleren Fortschreitens der Krankheit, bei Kindern häufiger
Perforationen vorliegen. Diese Perforationsrate nimmt mit zunehmendem Alter der
Kinder ab. [57] Weiterhin ist bei Kindern auch in mehreren Fällen eine Verbindung zu
einer zurückliegenden Tonsillitis oder eines Infektes der oberen Atemwege zu anam-
nestizieren.
22
1.8 Besonderheiten der Appendizitis beim altem Patienten
Die Appendizitis bei alten Patienten (> 60 Jahre) macht 5%-10% aller Appendizitiden
aus. In dieser Altersgruppe zeigen sich Schwierigkeiten in der Diagnosesicherung, da
zum einen die Anzahl der möglichen Differentialdiagnosen zunimmt und der Verlauf
oft schleichender ist als bei jüngeren Menschen [50]. Die allgemeinen Reaktionen mit
Fieber, Abgeschlagenheit und Krankheitsgefühl sind deutlich geringer ausgeprägt. Eine
starke Leukozytose ist seltener zu beobachten [60]. Dies erklärt, warum ältere Patienten
erst bedeutend später als jüngere einen Arzt oder die Klinik aufsuchen. Daher liegt die
Perforationsrate bei Patienten über 60 Jahre mit 30%-50% sehr hoch [8, 50]. Die Mor-
bidität und Mortalität ist im Alter deutlich erhöht. 80% der an einer Appendizitis ver-
storbenen Patienten sind älter als 60 bzw. 65 Jahre, so dass die Appendizitis und die
Appendektomie im Alter noch eine große chirurgische Herausforderung darstellt [7, 8,
28] .
1.9 Histopathologische Befundkonstellation der Appendizitis
Im Verlauf der akuten Appendizitis können mehrere Stadien durchlaufen werden. Diese
unterscheiden sich vor allem im histologischen Bild.
Die Appendizitis wird in zwei Stadien eingeteilt. Erstens in das nicht destruktive Stadi-
um (Appendizitis simplex), welches reversibel ist und durch Rötung, Schwellung und
Schmerzen charakterisiert ist, aber noch keinen Pus aufweist. Das andere ist das de-
struktive Stadium, welches sich aus dem nicht destruktiven entwickelt und dann ohne
Therapie bis zur Perforation fortschreitet. [43]
Hiervon losgelöst unterscheidet man das Bild der chronischen Appendizitis, als Ergeb-
nis mehrfach durchlaufener Entzündungen im Sinne einer Appendizitits simplex. Dieser
Folgezustand ist charakterisiert durch eine chronisch-fibrosierte, teils auch narbig obli-
terierte Appendix. Ihr wird kein eigener Krankheitswert zugeordnet. Jedoch scheint das
Stadium der chonischen Appendizitis mit chronischen rechtsseitigen Unterbauch-
schmerzen in Verbindung zu stehen. Der genaue Pathomechanismus ist hierfür aller-
dings nicht geklärt, da die Fibrose selbst nur Anzeichen für eine stattgehabte Entzün-
23
dung ist. Histologisch ist sie gekennzeichnet durch die Infiltration von Lymphozyten,
Histiozyten und Plasmazellen in die Lamina propria mucosa (s. Abb. 8). [7]
Abbildung 8: Grossschnitt einer chronisch-fibrosierten Appendix (links)
Histologisches Bild einer chronisch-fibrosierten Appendix (rechts)
Auf dem Boden einer chronischen Appendizitis kann sich eine akute fortschreitende
Appendizitis ausbilden, da gerade eine narbige Stenose oder fibrotische Einengung des
Lumens eine Obstruktion des Wurmfortsatzes fördern kann.
Im Rahmen der akuten Appendizitis oder des akuten Schubes einer chronisch rezidivie-
renden Appendizitis unterscheidet man folgende Stadien:
1. Die akute katarrhalische Appendizitis (auch der sog. appendizitische Primäref-
fekt), die 6 Stunden nach Beginn der klinischen Symptomatik gefunden wird.
Makroskopisch zeigt sich eine vermehrte Gefäßzeichnung der Serosa, welche eine zu-
nehmende Rötung der Appendix vermiformis ausmacht. Mikroskopisch zeichnet sich
dieses Stadium durch Schleimhauterosionen und granulozytärem Infiltrat in der Mucosa
aus (s. Abb. 9).
24
Abbildung 9: Histologisches Bild einer katarrhalischen Appendizitis
2. Das erosiv-phlegmonöse Stadium, welches nach circa 12 Stunden auftritt. Es ist
makroskopisch durch eine zunehmende Rötung und Schwellung gekennzeichnet. Histo-
logisch zeigt sich eine zunehmende Erosion und eine transmurale Infiltration der Granu-
lozyten (s. Abb. 10).
Abbildung 10: Histologisches Bild einer erosiv-phlegmonösen Appendizitis
25
3. Die ulcero-phlegmonöse Appendizitis, die nach ungefähr 24 Stunden gefunden
wird. Makroskopisch charakteristisch für dieses Stadium sind die Fibrinbeläge und die
mit bloßem Auge erkennbaren Schleimhautdefekte. Mikroskopisch imponieren hierbei
die Ulcerationen der Mucosa und Submucosa (s. Abb. 11).
Abbildung 11: Grossschnitt einer ulcero-phlegmonösen Appendizitis (links)
Histologisches Bild einer ulcero-phlegmonösen Appendizitis (rechts)
4. Das fortgeschrittene Stadium der ulcero-phlegmonösen, eitrigen oder abszedie-
renden Appendizitis, welches nach circa 48 Stunden nach Symptombeginn besteht. Es
stellt sich makroskopisch mit zunehmenden Fibribelägen und kleinen Eiteransammlun-
gen (Mikroabszessen) dar. Histologisch lassen sich hier multiple Abszesse in der Muco-
sa und Nekrosen in allen Wandschichten nachweisen.
5. Die gangränöse oder perforierte Appendizitis zeigt sich dann etwa 72 Stunden
nach Beginn der ersten Symptome (auch als Endstadium bezeichnet). Dieses imponiert
durch eine schwarz-rote bis grau-grüne Verfärbung der Appendix vermiformis mit dem
Vorhandensein von gelblich-trübem Sekret und das Übergreifen auf umliegende Gewe-
be. Mikroskopisch zeigen sich ausgedehnte Nekrosen, die zum Teil transmural verlau-
fen und die beginnende Besiedlung von Fäulnisbakterien (s. Abb. 12). [7, 9, 17]
26
Abbildung 12: Histologisches Bild einer perforierten Appendizitis
Hinzu kommen dann noch die Sonderformen von Veränderungen der Appendix vermi-
formis:
- Die Mukozele, welche neoplastischer ( vom Zystadenom oder Zystadenokarzi-
nom ) oder nicht neoplastischer (Hyperplasie oder Komplikation einer stattge-
habten Appendizitis) Genese sein kann. Sie ist gekennzeichnet durch Schleim-
ansammlungen im Lumen der Appendix [9].
- Die neurogene Appendikopathie, welche makroskopisch einen unauffälligen
Wurmfortsatz zeigt und mikroskopisch durch eine massive Proliferation von
Schwann-Zellen, Nervenfasern und enterochromaffinen Zellen chrarakterisiert
ist. Diese Veränderungen können allerdings nur durch immunhistochemische
Zusatzuntersuchungen nachgewiesen werden [17, 21].
27
1.10 Differentialdiagnosen
Im Bereich des rechten Unterbauches gibt es viele Differentialdiagnosen, die Symptome
einer akuten Appendizitis vortäuschen können.
Im internistisch-chirurgischem Bereich sind hier folgende zu nennen:
Enteritis, Meckel-Divertikulitis, seltener: Morbus Crohn, Divertikulitis des rechten Co-
lons, Divertikulitis des Sigmas mit Rechtsverlagerung, Cholezystitis, Darmtumoren,
Mukozele, Darmtuberkulose, Aktinomykose, Beckenvenenthrombose
Aus dem gynäkologischen Bereich kommen folgende in Betracht:
Salpingitis, Adnexitis, Ovulationsschmerzen, Dysmenorrhoe, stielgedrehte oder rupu-
rierte Ovarialzyste, Extrauteringravidität, Follikelpersistenz, Tumoren
Aus dem urologischen Gebiet gibt es folgende:
Harnwegsinfekt, Pyelonephritis, Urolithiasis, Varikozele
Im pädiatrischen Bereich kommen noch weitere in Frage:
Rechtsseitige basale Pneumonie, Angina tonsillaris, selten: aufsteigende Pneumokok-
kenperitonitis nach vaginaler Infektion, Volvolus, M. Hirschsprung, Parasiteninfektio-
nen
[34, 43, 50]
28
1.11 Komplikationen
Die Hauptkomplikationen im Rahmen einer akuten Appendizitis sind präoperativ die
Perforation in die freie Bauchhöhle mit konsekutiver Peritonitis und die gedeckte Perfo-
ration mit Abszessbildung perityphlitisch, retroceocal oder im Douglas. Diese gehen bei
Progredienz einher mit einem zunehmenden septischen Krankheitsbild mit folgendem
Multiorganversagen und letzendlich mit einem Exitus letalis. [20, 34, 43]
Postoperativ gibt es folgende typische Komplikationen:
- Wundinfektionen: v.a. bei eitriger/perforierter Appendizitis (hier mit 10-30%)
- intraabdominelle Abszesse: im Douglas, retrocoecal oder als sog. Schlingen-
abszess interenterisch
- Kotfistel durch Stumpfinsuffizienz (gehäuft bei M.Crohn Patienten)
- protrahierte Darmparalyse (v.a. nach eitriger Appendizitis mit Peritonitis)
- Frühileus (5.-10. postoperativer Tag) durch Verklebungen des Darmes
- Spätileus (nach Jahren und Jahrzehnten) durch Briden
[20, 31, 44, 50]
29
2. FRAGESTELLUNG
1.) Gibt es ein spezifisches Risikoprofil für eine Appendizitis des älteren Men-
schen?
Dies ist insoweit interessant, als eine hohe Letalität von dem späten Erkennen
und Behandeln der Appendiztis im Alter ausgeht.
Gibt es Möglichkeiten
1a. klinisch
oder
1b. präklinisch (durch Laborparameter oder apparative Diagnostik)
entscheidende Faktoren der Altersappendizitis zu erkennen?
Und gibt es eventuell
1c. pathologische
Unterschiede an den Präparaten verschiedener Altersklassen, besonders bei den
Patienten über 60 Jahren?
2.) Gibt es als Konsequenz aus den Ergebnissen den Bedarf für ein anderes Thera-
piekonzept?
3.) Gibt es Unterschiede bei Kindern, Erwachsenen und älteren Menschen in unse-
ren Daten?
Wenn ja, welche sind das?
30
3. MATERIAL UND METHODEN
3.1 Datenerfassung
Bei dieser Studie handelt es sich um eine prospektive Erfassung aller Patienten, die im
Zeitraum vom 01.01.2004 bis zum 31.05.2006 in der chirurgischen Klinik des St. Josef-
Hospitals in Bochum appendektomiert wurden.
Von diesen Patienten wurden Geschlecht, Alter, OP-Indikation, Operationsverfahren,
Verweildauer insgesamt und postoperativ, intraoperativer makroskopischer Befund, his-
tologischer Befund, Klinik, Sonographie, Laborbefunde und postoperative Komplikati-
onen katalogisiert.
Die Pat. wurden nach ihrem Alter in folgdende Gruppen eingeteilt:
- 0-15 Jahre
- 16-30 Jahre
- 31-45 Jahre
- 46-60 Jahre
- über 60 Jahre
Als Operationsindikation wurde einerseits die akute Appendizitis gesehen, andererseits
alle anderen Operationen, bei denen eine Begleit- oder Gelegenheitsappendektomie
durchgeführt wurde.
Die Operationsverfahren wurden folgendermassen eingeteilt:
- laparoskopische Appendektomie
- konventionelle (primär offene) Appendektomie
- Konversion von laparoskopischem zu offenem Vorgehen
Der intraoperative makroskopische Befund wurde unterteilt in das Vorhandensein oder
Fehlen von:
- akuter Appendizitis
- Peritonitis
- Abszess
- Perforation
31
Die histologischen Präparate wurden durch das Pathologische Institut des Klinikums
Bergmannsheil in Bochum begutachtet und folgenden Kategorien zugeordnet:
- katarrhalische Appendizitis
- erosiv-phlegmonöse Appendizitis
- ulcero-phlegmonöse Appendizitis
- fortgeschrittene ulcero-phlegmonöse, eitrige oder abszedierende Appendizitis
(mit eitriger Periappendizitis)
- gangränöse Appendizitis / perforierte Appendizitis (mit eitriger Periappendizitis)
- chronisch-fibrosierende Appendizitis
- Sonderformen (z.B.: Mukozele)
Die klinischen Symptome der Patienten wurden nach Anzahl der Appendizitiszeichen
(s.o.) bei der Eingangsuntersuchung geordnet, mit dem Zusatz eines vorliegenden Peri-
tonismus, oder aber einer diffusen abdominellen Symptomatik mit oder ohne Peritonis-
mus.
Der Befund der Abdomen-Sonographie wurde in folgende Befunde aufgeteilt und er-
fasst:
- unauffälliger Befund
- freie Flüssigkeit im Douglas bzw. rechtem Unterbauch
- „Target“- Phänomen (Kokarde im rechten Unterbauch)
Laborchemisch wurden die Entzündungsparameter (Leukozyten und C-reaktives-
Protein) aufgenommen. Es wurde jeweils die Laborentnahme unmittelbar vor Indikati-
onsstellung zur Operation berücksichtigt.
Die Leukozyten und der CRP-Wert wurden als genauer Wert erfasst und einer bestimm-
ten Gruppe zugeordnet. Die Einteilung erfolgte einerseits durch die Normwerte des un-
tersuchenden Labors sowie andererseits durch praktisch einzugrenzende Kategorien als
Marker für die Entzündung.
Daraus ergaben sich für die Leukozyten folgende Gruppen:
- 0-3000/µl (Parameter deutlicher erniedrigt – ausgeprägte Leukozytopenie)
- 3000-4600/µl (Parameter leicht erniedrigt – geringe Leukozytopenie)
32
- 4600-9500/µl (Normbereich)
- 9500-15000/µl (Parameter leicht erhöht – geringe Leukozytose)
- 15000-20000/µl (Parameter deutlich erhöht – ausgeprägte Leukozytose)
- > 20000/µl (Parameter extrem erhöht – massive Leukozytose)
Für den CRP-Wert entstand folgende Einteilung:
- 0-5 mg/l (Normbereich)
- 5-20 mg/l (leichtgradige Erhöhung – kein zwingender Krankheitswert)
- 20-50 mg/l (Parameter erhöht)
- 50-100 mg/l (Parameter deutlich erhöht)
- 100-200 mg/l (Parameter stark erhöht)
- >200 mg/l (Parameter extrem erhöht)
Die postoperativen Komplikationen wurde in Minor-Komplikationen (z.B.: Wundhei-
lungsstörung), Major-Komplikationen (z.B.: intraabdomineller Abszess o. Blutung) und
sekundäre Komplikationen (z.B.: Harnwegsinfekt o. Pneumonie) eingeteilt.
3.2 Datenbearbeitung
Die oben genannten Daten wurden dementsprechend katalogisiert in die Software SPSS
für Windows (zuletzt Version 14.0) eingetragen. Dafür wurden für die einzelnen Daten
Variablen erhoben und vom 01.01.2004 bis zum 31.05.2006 eingetragen. Im Verlauf
wurden alle Begleit- und Gelegenheitsappendektomien herausgestrichen, da sie nicht
mit in das Ergebnis einfliessen. Nach vollständiger Erfassung der Daten wurde diese
statistisch mittels ROC-Analyse, T-Test, Anova ausgewertet.
Hierbei wurden vor allem die Unterschiede in den speziellen Altersgruppen berücksich-
tigt, besonders im Hinblick auf die Gruppe der über 60-Jährigen.
Häufigkeiten wurden erhoben und die Ergebnisse in Kreis- und Balkendiagrammen o-
der mit einem Boxplot dargestellt.
33
4. ERGEBNISSE
Im Zeitraum vom 01.01.2004 bis zum 31.05.2006 wurden im St. Josef-Hospital in Bo-
chum insgesamt 503 Appendektomien durchgeführt. Davon wurden 403 mit der Indika-
tion einer akuten Appendizitis und 100 als Begleitappendektomien im Rahmen einer
anderen Operation vorgenommen (siehe Abb. 13).
Begleitappendektomie
Indikation akute Appendizitis
n=100 (19,8%)
n=404 (80,2%)
Abbildung 13: Kreisdiagramm zur Verteilung der OP-Indikation
In den weiteren Berechnungen wurden nur noch die Patienten berücksichtigt, die mit
der Indikation einer akuten Appendizitis operiert wurden. Die Altersverteilung in die
o.g. Gruppen gestaltete sich wie folgt (siehe auch Abb. 14):
Unter 15 Jahre 117 Pat. (29%)
Zwischen 16 und 30 Jahre 161 Pat. (40%)
Zwischen 31 und 45 Jahre 46 Pat. (11,4%)
Zwischen 46 und 60 Jahre 34 Pat. (8,4%)
34
Über 60 Jahre 45 Pat. (11,2%)
>60Jahre46-60Jahre31-45Jahre16-30Jahre0-15Jahre
45 (11,2%)
34 (8,4%)
117 (29%)
46 (11,4%)
161 (40%)
Abbildung 14: Kreisdiagramm zur Altersverteilung der Patienten
Die Geschlechtsverteilung zeigt insgesamt einen leichten Überhang der Frauen mit
59,6% (n = 240). Betrachtet man die Geschlechtsverteilung in den einzelnen Alters-
gruppen gibt es eine Häufung bei Frauen bzw. Mädchen in den Altersgruppen bis 30
Jahre (siehe Tab.1 und Abb.15).
Tabelle1: Geschlechtsverteilung in den einzelnen Altersgruppen
≤ 15 J. 16-30 J. 31-45 J. 46-60 J. > 60 J. insg.
M n=43
(36,8%)
n=57
(35,4%)
n=25
(54,3%)
n=21
(61,8%)
n=17
(37,8%)
n=163
(40,4%)
W n=74
(63,2%)
n=104
(64,6%)
n=21
(45,7%)
n=13
(38,2%)
n=28
(62,2%)
n=240
(59,6%)
35
>60Jahre46-60Jahre31-45Jahre16-30Jahre0-15Jahre
120
100
80
60
40
20
0
Anza
hlweiblichmännlich
Abbildung15: Balkendiagramm zur Geschlechtsverteilung der einzelnen Altersgruppen
Von den n = 404 Patienten wurden insgesamt n = 346 (85,9%) laparoskopisch und n =
30 (7,4%) primär offen appendektomiert. Bei n = 27 (6,7%) Patienten musste eine Kon-
version vorgenommen werden (siehe Abb. 16).
Primär OffenKonversionLaparoskopisch
n=346 (85,9%)
n=27 (6,7%)
n=30 (7,4%)
Abbildung 16: Kreisdiagramm zur Verteilung der Operations-Verfahren
36
Die insgesamte Verweildauer der Patienten lag im Mittelwert bei 5,5 Tagen und im
Median bei 4 Tagen. Die postoperative Verweildauer betrug im Mittelwert 4,9 Tage und
im Median 4 Tage (siehe Tab. 2 und Abb. 17).
Tabelle 2: Verweildauer in Tagen insgesamt und postoperativ bei den
unterschiedlichen Altersgruppen
VWD insg. (in d) VWD post-op. (d)
Altersgruppe MW Median MW Median
≤ 15 Jahre 4 4 3,4 3
16-30 Jahre 4,4 4 3,8 3
31-45 Jahre 5,8 4 5,0 4
46-60 Jahre 9,7 6 9,2 5
> 60 Jahre 9,6 8 9,2 7
insgesamt 5,5 4 4,9 4
>60 Jahre46-60 Jahre31-45 Jahre16-30 Jahre0-15 Jahre
30
25
20
15
10
5
0
Ver
wei
ldau
er in
Tag
en
Abbildung 17: Boxplot zur Verweildauer insgesamt der verschiedenen Altersgruppen
37
In Bezug auf die Altersgruppen zeigt sich eine Zunahme der Verweildauer mit steigen-
dem Alter der Patienten. Dies wird besonders anhand des Medians deutlich, da es in der
Altersgruppe der 46-60 jährigen Patienten einen deutlichen Ausreisser nach oben gibt,
der eine Verweildauer von 110 Tagen hatte. Die Gegenüberstellung der Patienten über
und unter 60 Jahren zeigt diese Tendenz ebenfalls (siehe Tab. 3).
Tabelle 3: Verweildauer insgesamt und postoperativ bei den über und unter
60 jährigen Patienten
VWD insg. (d) VWD post-op (d)
Altersgruppe MW Median MW Median
≤ 60 Jahre 4,9 4 4,3 3,5
> 60 Jahre 9,5 8 9,2 7
insgesamt 5,5 4 4,9 4
Betrachtet man die Verweildauer unter Berücksichtigung des Operationsverfahrens ist
diese bei den laparoskopischen Appendektomien am geringsten, gefolgt von den primär
offenen Operationen. Die längste Veweildauer haben die Patienten mit einer Konversi-
on (siehe Tab. 4 und Abb. 18).
Tabelle 4: Verweildauer insgesamt und postoperativ bei den unterschiedlichen
Operationsverfahren
VWD insg. (d) VWD post-op (d)
OP-Verfahren MW Median MW Median
laparoskopisch 4,6 4 4 3
Konversion 13,8 10 13,6 10
primär offen 7,6 6 7,4 5,5
insgesamt 5,5 4 4,9 4
38
>60Jahre46-60Jahre31-45Jahre16-30Jahre0-15Jahre
30
25
20
15
10
5
0
Verw
eild
auer
in T
agen
Primär OffenKonversionLaparoskopisch
Abbildung 18: Boxplot zur Verweildauer insgesamt der verschiedenen Altersgruppen
unter Berücksichtigung des Operationsverfahrens
Allerdings ist die Verweildauer der über 60-jährigen Patienten bei der laparoskopische
Appendektomie am geringsten, und nimmt bei der Konversion zu. Hier ist die Verweil-
dauer nach primär offener Operation am längsten. Bei allen anderen Altersgruppen ist
die Liegedauer bei den Patienten mit Konversion am längsten (siehe Abb. 18).
Betrachtet man den intraoperativen Befund hinsichtlich akuter Appendizitis, akutem
Schub einer chronischen Appendizitis und der chronischen Appendizitis zeigt sich, dass
die Anzahl der chronischen Appendizitiden mit zunehmender Altersgruppe prozentual
abnehmen und bei den Patienten in den Altersgruppen 16-30 Jahre und 46-60 Jahre sein
Maximum hat. Das heisst, dass die Anzahl der akuten Appendizitiden im hohen Alter
steigt. Insgesamt zeigte sich bei n=221 (54,8%) Patienten eine akute Appendizitis, bei
n=113 (28,6%) ein akuter Schub einer chronischen Appendizitis und bei n=69 (17,1%)
eine chronische Appendizitis (siehe Tab. 5).
39
Tabelle 5: Verteilung des intraoperativen Befundes auf die einzelnen Altersgruppen
≤ 15 J. 16-30 J. 31-45 J. 46-60 J. > 60 J. insg.
Akute Appendizitis
n=70
(59,8%)
n=76
(47,2%)
n=23
(50,0%)
n=23
(67,6%)
n=29
(64,4%)
n=221
(54,8%)
Akuter Schub einer chron. App.
n=31
(26,5%)
n=53
(32,9%)
n=15
(32,6%)
n=4
(11,8%)
n=10
(22,2%)
n=113
(28,6%)
Chronische Appendizitis
n=16
(13,7%)
n=32
(19,9%)
n=8
(17,4%)
n=7
(20,6%)
n=6
(13,3%)
n=69
(17,1%)
Bei der Auswertung des intraoperativen Befundes hinsichtlich der Peritonitis zeigt sich
bei insgesamt n=53 (13,2%) eine Peritonitis und bei n=350 (86,8%) Patienten keine Pe-
ritonitis. Mit 42,2% einer intraoperativ diagnostizierten Peritonitis in der Altersgruppe
der über 60-jährigen Patienten zeigt sich ein signifikanter Unterschied zu allen anderen
Altersgruppen, bei denen im Schnitt 9,5 % der operierten Patienten eine Peritonitis auf-
wiesen (p≤0,005) (siehe Tab. 6).
Tabelle 6: Verteilung der Peritonitis-Häufigkeit auf die Altersgruppen unter und
über 60 Jahre (p≤0,005)
≤ 60 Jahre > 60 Jahre insg.
Peritonitis n=34 (9,5%) n=19 (42,4%) n=53 (13,2%)
Keine Peritonitis n=324 (90,5%) n=26 (57,8%) n=350 (86,8%)
In den Altersgruppen liegt die prozentuale Anzahl der Patienten mit Peritonitis bei den:
- 0-15 jährigen bei 9,4%,
- 16-30 jährigen bei 5,0%,
- 31-45 jährigen bei 15,2%,
- 46-60 jährigen bei 23,5%,
- >60 jährigen bei 42,2%.
40
Hier zeigte sich gerade im Erwachsenenalter eine Häufung der Fälle mit Peritonitis mit
steigendem Alter. Wobei die niedrigste Anzahl bei den 16-30 jährigen Patienten liegt
(siehe Abb. 19).
>60Jahre46-60Jahre31-45Jahre16-30Jahre0-15Jahre
150
100
50
0
Anza
hl
janein
Peritonitis
Abbildung 19: Balkendiagramm zur Verteilung der Fälle mit intraoperativ
diagnostizierter Peritonitis auf die einzelnen Altersgruppen
In der endgültigen histologischen Aufarbeitung der Appendix-Präparate ergaben sich
für die unterschiedlichen Stadien der Appendizitis folgende Häufigkeiten ohne Berück-
sichtigung der Altersgruppen:
- katarrhalische Appendizitis: n = 86 (21,3%)
- erosiv-phlegmonöse Appendizitis: n = 29 (7,2%)
- ulcero-phlegmonöse Appendizitis: n = 57 (14,1%)
- fortgeschrittene ulcero-phlegmonöse,
eitrige oder abszedierende Appendizitis
(mit eitriger Periappendizitis): n = 92 (22,8%)
- gangränöse / perforierte Appendizitis
(mit eitriger Periappendizitis): n = 41 (10,2%)
- chronisch-fibrosierende Appendizitis: n = 97 (24,1%)
- Sonderformen (z.B. Mukozele): n = 1 (0,2%)
41
Es zeigt sich ohne Berücksichtigung der verschiedenen Altersgruppen eine relativ ho-
mogen Verteilung auf die einzelnen Stadien der Appendizitis (siehe Abb. 20). Ein Aus-
nahmefall ist die Mukozele, von der nur eine bei der Altersgruppe von 46-60 Jahren di-
agnostiziert wurde.
andere (mukozele)chronisch-fibrosierendgangranös, Perforation
fortgeschritten ulcerös/phlegmonös o. eitrig o. abszedierend
ulcerös/phlegmonöserosiv/phlegmonöskatarrhalisch
n=97 (24,1%)
n=86 (21,3%)
n=41 (10,2%)
n=92 (22,8%)
n=57 (14,1%)
n=29 (7,2%)
n=1 (0,2%)
g
Abbildung 20: Kreisdiagramm zur Verteilung der histologischen Befunde allgemein
Betrachtet man nun die Verteilung der einzelnen Stadien der Appendizitis auf die unter-
schiedlichen Altersgruppen zeigt sich eine Zunahme der Anzahl der Patienten mit per-
forierter bzw. gangränöser Appendizitis mit steigendem Alter (siehe gelber Balken). Im
Gegensatz dazu nimmt die Anzahl der Patienten, bei denen eine chronisch-fibrosierende
Appendizitis diagnostiziert wurde, mit steigendem Alter ab. (Siehe Abb. 21)
42
>60Jahre46-60Jahre31-45Jahre16-30Jahre0-15Jahre
50
40
30
20
10
0
Anza
hl
andere (mukozele)chronisch-fibrosierendgangranös, Perforation
fortgeschritten ulcerös/phlegmonös o. eitrig o. abszedierend
ulcerös/phlegmonöserosiv/phlegmonöskatarrhalisch
Abbildung 21: Balkendiagramm zur Verteilung der histologischen Befunde auf die
unterschiedlichen Altersgruppen
Zum Vergleich der prozentualen Verteilung des histologischen Befundes innerhalb der
einzelnen Altersgruppen dient folgende Tabelle.
Tabelle 7: Verteilung der histologischen Stadien auf die unterschiedlichen Alters-
gruppen
0-15 J. 16-30 J. 31-45 J. 46-60 J. > 60 J. insg. Katarrha-lisch
n = 28 (23,9 %)
n = 44 (27,3 %)
n = 8 (17,4 %)
n = 3 (8,8 %)
n = 3 (6,7 %)
n = 86 (21,3 %)
Erosiv-phlegmonös
n = 13 (11,1 %)
n = 12 (7,5 %)
n = 1 (2,2 %)
n = 1 (2,9 %)
n = 2 (4,4 %)
n = 29 (7,2 %)
Ulcero-phlegmonös
n = 19 (16,2 %)
n = 19 (11,8 %)
n = 6 (13,0 %)
n = 3 (8,8 %)
n = 10 (22,2 %)
n = 57 (14,1 %)
Fortg., eit-rig, abszed.
n = 23 (19,7 %)
n = 36 (22,4 %)
n = 17 (37,0 %)
n = 9 (26,5 %)
n = 7 (15,6 %)
n = 92 (22,8 %)
Gangränös / perforiert
n = 8 (6,8 %)
n = 5 (3,1 %)
n = 4 (8,7 %)
n = 8 (23,5 %)
n = 16 (35,6 %)
n = 41 (10,2 %)
Chronisch-fibrosirend
n = 26 (22,2 %)
n = 45 (28,0 %)
n = 10 (21,7 %)
n = 9 (26,5 %)
n = 7 (15,6 %)
n = 97 (24,1 %)
Sonderform
n =0 (0 %)
n = 0 (0 %)
n = 0 (0 %)
n = 1 (2,9 %)
n = 0 (0 %)
n = 1 (0,2 %)
43
Der Anteil der Patienten mit einer gangränösen Appendizitis bzw. Perforation ist mit
35,6%in der Gruppe der über 60-Jährigen am höchsten. Für die Patienten mit perforier-
ter Appendizitis in den unterschiedlichen Altersgruppen ergibt sich ein signifikanter
Unterschied von p ≤ 0,05 (Chi-Quadrat-Test). Wobei der erwartete Wert für eine Perfo-
ration bei n = 8,2 liegt, was allerdings lediglich bei der Gruppe der über 60-Jährigen mit
n = 16 übertroffen wird, gefolgt von der Gruppe der 46-60-Jährigen und der Gruppe der
bis 15-Jährigen mit jeweils n = 8.
Betrachtet man in der Auswertung die Klinik der Patienten vor Operation unter Berück-
sichtigung der Appendizitis-Zeichen und des Vorhandenseins eines Peritonismus ergibt
sich ein uncharakteristisches Bild zwischen den einzelnen Altersgruppen in dem keine
Tendenz bzw. Unterschiede eruierbar sind. Eine statistische Auswertung gab keine sig-
nifikanten Daten um die einzelnen Altersgruppen nach dem klinischen Befund unter-
scheiden zu können.
Die Auswertung des präoperativen sonographischen Befundes ergibt ebenfalls keine
Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Insgesamt haben 69 % aller Patienten eine
unauffälligen Befund, 23,7 % freie Flüssigkeit im Unterbauch und bei 7,3 % konnte ein
sog. Targetphänomen dargestellt werden. Diese allgemeinen prozentualen Angaben
stimmen in etwa für alle Altersgruppen. Lediglich in der Gruppe der 45-60-Jährigen
war das Targetphänomen mit einer Darstellung bei über 14 % aller Patienten signifikant
erhöht.
Desweiteren wurden die Entzündungsparameter unmittelbar vor Indikationsstellung zur
Operation ausgewertet.
Bei den Leukozyten zeigt sich die Aufteilung in die o.g. Gruppen in Bezug auf die un-
terschiedlichen Altersgruppen in Tabelle 8:
44
Tabelle 8: Aufteilung der Pat. in den einzelnen Altersgruppen auf die Gruppen der
Leukozytenzahl präoperativ
Leukozyten 0-15 J. 16-30J. 31-45 J. 46-60 J. > 60 J. insg. < 3000/µl
n = 1
(0,9 %) n = 0 (0 %)
n = 0 (0 %)
n = 0 (0 %)
n = 0 (0 %)
n = 1 (0,2 %)
3000 – 4600/µl
n = 3 (2,6 %)
n = 12 (7,5 %)
n = 2 (4,3 %)
n = 1 (2,9 %)
n = 2 (4,4 %)
n = 20 (5,0 %)
4600 – 9500/µl
n = 54 (46,2 %)
n = 60 (37,3 %)
n = 10 (21,7 %)
n = 10 (29,4 %)
n = 9 (20,0 %)
n = 143 (35,5 %)
9500 – 15000/µl
n = 34 (29,1 %)
n = 61 (37,9 %)
n = 18 (39,1 %)
n = 14 (41,2 %)
n = 22 (48,9 %)
n = 149 (37,0 %)
15000 – 20000/µl
n = 19 (16,2%)
n = 20 (12,4 %)
n = 12 (26,1 %)
n = 7 (20,6 %)
n = 7 (15,6 %)
n = 65 (16,1 %)
> 20000/µl
n = 6 (5,1 %)
n = 8 (5,0 %)
n = 4 (8,7 %)
n = 2 (5,9 %)
n = 5 (11,1 %)
n = 25 (6,2 %)
Bei den meisten Patienten unabhängig von der Altersgruppe liegen die Leukozyten im
Normbereich oder es zeigt sich eine geringradige Leukozytose. Massiv erhöhte Leuko-
zyten kommen in allen Gruppen vereinzelt vor (siehe Tab. 8). Die Verteilung der Abso-
lutwerte der Leukozytenzahl wird durch das folgende Boxplot (siehe Abb. 22) darge-
stellt. Hier zeigt sich bis auf ein paar Ausreisser in jeder Altersgruppe eine homogen
Verteilung, ohne einen signifikanten Unterschied zwischen den einzelnen Gruppen.
>60Jahre46-60Jahre31-45Jahre16-30Jahre0-15Jahre
35000,00
30000,00
25000,00
20000,00
15000,00
10000,00
5000,00
0,00
Leuk
ozyt
enza
hl
Abbildung 22: Boxplot zur Verteilung der absoluten Leukozytenzahlen auf die
unterschiedlichen Altersgruppen
45
Die Auswertung der CRP-Werte zeigt die Tabelle 9.
Tabelle 9: Verteilung der Pat. der einzelnen Altersgruppen auf die Gruppen der
CRP- Werte präoperativ
CRP 0-15 J. 16-30 J. 31-45 J. 46-60 J. > 60 J. insg. 0-5 mg/l n = 1
(58,1 %) n = 65
(40,4 %) n = 13
(28,3 %) n = 4
(11,8 %) n = 5
(11,1 %) n = 155 (38,5 %)
5-20 mg/l
n = 20 (17,1 %)
n = 45 (28,0 %)
n = 7 (15,2 %)
n = 6 (17,6 %)
n = 3 (6,7 %)
n = 81 (20,1 %)
20-50 mg/l
n = 17 (14,5 %)
n = 25 (15,5 %)
n = 14 (30,4 %)
n = 10 (29,4 %)
n = 4 (8,9 %)
n = 70 (17,4 %)
50-100 mg /l
n = 9 (7,7 %)
n = 12 (7,5 %)
n = 3 (6,5 %)
n = 3 (8,8 %)
n = 11 (24,4 %)
n = 38 (9,4 %)
100-200 mg/l
n = 2 (1,7 %)
n = 12 (7,5 %)
n = 5 (10,9 %)
n = 6 (17,6 %)
n = 13 (28,9 %)
n = 38 (9,4 %)
>200 mg/l
n = 1 (0,9 %)
n = 2 (1,2 %)
n = 4 (8,7 %)
n = 5 (14,7 %)
n = 9 (20,0 %)
n = 21 (5,2 %)
>60Jahre46-60Jahre31-45Jahre16-30Jahre0-15Jahre
600,00
500,00
400,00
300,00
200,00
100,00
0,00
CR
P-W
erte
Abbildung 23: Boxplot zur Verteilung der absoluten CRP-Werte auf die einzelnen
Altersgruppen
46
Hier zeigt sich eine deutliche Tendenz dazu, dass mit steigendem Alter die CRP-Werte
höher sind als bei jüngeren Patienten. Bei knapp 50% der Patienten über 60 Jahre liegt
der CRP- Wert über 100 mg/l. Im Gegensatz dazu haben nur 2,6 % bei den Patienten
zwischen 0 und 15 Jahre, 8,7 % der Patienten von 16-30 Jahre, 19,6 % der Patienten
zwischen 31 und 45 Jahre und 32,3% der Patienten von 46-60 Jahre eine CRP-
Erhöhung auf über 100 mg/l (siehe Tab. 9 und Abb. 23). Dies zeigt, dass mit zuneh-
mendem Alter die CRP-Werte der Patienten ansteigen. Dies wird auch bei der Betrach-
tung der absoluten CRP-Werte bei Verteilung auf die Altersgruppen mittels Boxplot
sichtbar. Dieser Unterschied ist zwischen den Altersgruppen über und unter 60 Jahre
signifikant (p≤0,05).
Diese CRP-Werte sind absolut und ohne Bezug auf den histologischen Befund bei den
jeweiligen Patienten. Zur Auswertung dieses Zusammenhanges wurden die Patienten in
die Gruppen über und unter 60 Jahre eingeteilt und die histologischen Befunde in die
Stadien mit und ohne Perforation (siehe Abb. 24). Die Auswertung zeigt im T-Test ei-
nen signifikanten Unterschied zwischen den Altersgruppen bei Patienten mit Perforati-
on von p≤0,05, bei den Patienten ohne Perforation ebenfalls mit p≤0,001.
ohne Perforation mit Perforation
600,00
500,00
400,00
300,00
200,00
100,00
0,00
CR
P (m
g/l)
> 60 Jahre < 60 Jahre
Abbildung 24: Boxplot zur Verteilung der CRP-Werte bei Pat. mit bzw. ohne
Perforation auf die Altersgruppen der über bzw. unter 60-Jährigen
47
Betrachtet man diesen Zusammenhang von histologischem Befund, Alter und Leukozy-
tenzahl zeigt sich weder bei den Patienten ohne bzw. mit Perforation ein signifikanter
Unteschied (p=0,09 bzw. p=0,16) zwischen den Altersgruppen der über bzw. unter 60-
Jährigen (siehe Abb. 25).
mit Perforationohne Perforation
35000,00
30000,00
25000,00
20000,00
15000,00
10000,00
5000,00
0,00
Leuk
ozyt
enza
hl
> 60 Jahre≤ 60 Jahre
Abbildung 25: Boxplot zur Verteilung der Leukozytenzahl bei Pat. mit bzw. ohne
Perforation auf die Altersgruppen der über bzw. unter 60-Jährigen
Betrachtet man nun die ROC-Kurve für den Fall der Perforation bei den Patienten über
60 Jahre (siehe Abb. 26) ergibt sich ein Cut-Off-Wert von 101,9 mg/l für das Vorliegen
einer Perforation mit einer Sensitivität von 81,3 % und einer Spezifität von 72,4 %. Die
Fläche unter der Kurve beträgt hierbei 0,811, die asymptotische Signifikanz 0,0001.
48
1,00,80,60,40,20,0
1 - Spezifität
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
Sens
itivi
tät
Abbildung 26: ROC-Kurve der CRP-Werte aller Patienten über 60 Jahre
Abbildung 27 zeigt die ROC-Kurve derselben Rechnung für alle Patienten mit einer a-
kuten Appendizitis.
1,00,80,60,40,20,0
1 - Spezifität
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
Sens
itivi
tät
Abbildung 27: ROC-Kurve der CRP-Werte aller Patienten mit akuter Appendizitis
49
Es ergibt sich ein Cut-Off-Wert für das CRP für das Vorliegen einer Perforation von
30,6 mg/l. Dieser Wert hat eine Sensitivität von 55% und eine Spezifität von 79%. Die
Fläche unter der Kurve liegt bie 0,725. Die Kurve ist erkennbar flacher.
Die ROC-Kurve für den Fall der Perforation, bei allen Patienten die jünger als 60 Jahre
sind, (siehe Abb.28) zeigt sich ein Cut-Off-Wert von 32,8 mg/l für das Vorliegen einer
Perforation mit einer Sensitivität von 80% und einer Spezifität von 79%. Die Fläche un-
ter der Kurve beträgt 0,710.
1,00,80,60,40,20,0
1 - Spezifität
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
Sens
itivi
tät
Abbildung 28: ROC-Kurve der CRP-Werte der Patienten ≤ 60 Jahre
Für die einzelnen Altersgruppen ergeben sich folgende Daten:
In der Gruppe der 0-15 jährigen zeigt sich der Cut-Off-Wert für das CRP von 18,45
mg/l für das Vorliegen einer Perforation mit einer Sensitivität von 87,5% und einer Spe-
zifität von 73,1%. Die Fläche unter der Kurve beträgt hier 0,814.
Für die 16-30 jährigen Patienten liegt der Cut-Off-Wert für das Vorliegen einer Perfora-
tion bei 9,5 mg/l mit einer Sensitivität von 70% und einer Spezifität von 60,4%. Die
Fläche unter der Kurve liegt bei 0,73.
Bei den 31-45 jährigen Patienten ist der Cut-Off-Wert des CRP bei 12,5 mg/l für das
Vorliegen einer Perforation mit einer Sensitivität von 70,4 % und einer Spezifität von
63,2 %. Die Fläche unter der Kurve beträgt 0,745.
50
Und für die 46-60 jährigen Patienten liegt dieser Cut-Off-Wert bei 30,1 mg/l mit einer
Sensitivität von 70% und einer Spezifität von 72,4 %. Die Fläche unter der Kurve liegt
hier bei 0,734.
Hier zeigt sich insgesamt ab der Altersguppe der 16-30 jährigen Patienten, die den nied-
rigsten Cut-Off-Wert besitzen, eine Anstieg der CRP-Cut-Off-Wertes für das Vorliegen
einer Perforation mit steigendem Alter bei ähnlichen Sensitivitäten und Spezifitäten in
den einzelnen Altersguppen. Zwischen den Altersgruppen der älter und jünger als 60
Jahre alten Patienten klafft hier jedoch eine grosse Lücke. Der Cut-Off-Wert der über
60 jährigen Patienten ist signifikant höher als der der anderen Altersgruppen (p≤0,005).
Bei der Auswertung der Komplikationen nach Appendektomie aufgrund der Indikation
einer akuten Appendizitis zeigt sich eine deutliche Zunahme der Komplikationen mit
steigendem Alter. Dies gilt für die Minor-, Major- und sekundären Komplikationen
gleichermassen. Insgesamt liegt die Komplikationsrate bei 6,5 %. Hiervon fallen 2,3 %
auf die Minor-Komplikationen wie z.B.Wundheilungsstörung, 1,7 % auf die Major-
Komplikationen wie z.B. Nachblutung oder intraabdomineller Abszess und 2,5% auf
die sekundären Komplikationen wie z.B. Harnwegsinfekt oder Pneumonieb (siehe Tab.
10 und Abb. 29 und 30).
Tabelle 10: Aufteilung der Komplikationen auf die unterschiedlichen Altersgruppen
0-15 J. 16-30 J. 31-45 J. 46-60 J. > 60 J. insg. keine Kompli-kationen
n = 109 (95,4 %)
n = 156 (96,9 %)
n = 46 (100 %)
n = 30 (88,2 %)
n = 32 (71,1 %)
n = 373 (93,5 %)
Minor-Komplikationen
n = 2 (1,8 %)
n = 1 (0,6 %)
n = 0 (0 %)
n = 0 (0 %)
n = 6 (13,3 %)
n = 9 (2,3 %)
Major-Komplikationen
n = 0 ( 0 %)
n = 3 (1,9 %)
n = 0 (0 %)
n = 2 (5,9 %)
n = 2 (4,5 %)
n = 7 (1,8 %)
sekundäre Komplikationen
n = 2 ( 1,8 %)
n = 1 (0,6 %)
n = 0 (0 %)
n = 2 (5,9 %)
n = 5 (11,1 %)
n = 10 (2,5 %)
51
>60Jahre46-60Jahre31-45Jahre16-30Jahre0-15Jahre
150
100
50
0
Anz
ahl
sek. KomplikationMajor KomplikationMinor Komplikationkeine Komplikation
Abbildung 29: Balkendiagramm zur Aufteilung der Komplikationen auf die einzelnen
Altersgruppen
sek. Komplikation
Major Komplikation
Minor Komplikation
keine Komplikation
100,0%
80,0%
60,0%
40,0%
20,0%
0,0%
Proz
ent
> 60 Jahre ≤ 60 Jahre
Abbildung 30: Balkendiagramm zur Verteilung der Komplikationen bei den Patienten
über und unter 60 Jahren
52
5. BEANTWORTUNG DER FRAGEN
Zu 1.)
Bei der Betrachtung der Ergebnisse zeigt sich, dass die bei Patienten über 60 Jahren die
Komplikationsrate nach einer Appendektomie mit der Indikationstellung einer akuten
Appendizitis deutlich erhöht ist. Dies bestätigt die Annahme einer erhöhten Morbidität
und Letalität bei alten Menschen. Wir haben unsere Daten nach klinischen und präklini-
schen Faktoren in Bezug auf die einzelnen Altersgruppen ausgewertet.
Es zeigt sich kein Unterschied bei
zu 1a. der klinischen Untersuchung,
zu 2b. dem Ultraschallbefund und den Leukozyten.
Der einzige Unterschied liegt bei den CRP-Werten, die bei den Patienten über
60 Jahren bei dem Vorliegen einer Perforation signifikant höher sind als bei den
anderen Altersgruppen. Damit ist der CRP-Wert ein entscheidender Faktor bei
einem Cut-Off-Wert von 101,9 mg/l mit einer Sensitivität von 81,3 % und einer
Spezifität von 72,4 % beim Erkennen der Altersappendizitis.
Des weiteren zeigt sich
zu 1c. bei der histologischen Aufarbeitung der Präparate eine Häufung von Perforatio-
nen bei den Patienten über 60 Jahre mit 35,6 %. Im Gegensatz dazu liegt die
Wahrscheinlichkeit für eine Perforation bei den Patienten unter 60 Jahre bei
10,2 %. Dies ist signifikant.
Zu 2.)
Als Konsequenz aus den Ergebnissen sollte bei einer CRP-Erhöhung über 101,9 mg/l
bei Patienten über 60 Jahren mit unklaren abdominellen Beschwerden frühzeitig eine
diagnostische Laparoskopie vorgenommen werden, da
- es vermehrt weit fortgeschrittene oder schon perforierte Appendizitiden
in die ser Altersgruppe gibt,
- bei den Patienten über 60 Jahren die Komplikationrate nach Appendek-
tomie bei akuter Appendizitis signifikant erhöht ist,
- klinische und präklinische Untersuchungen sonst keine signifikanten
Unterschiede oder wegweisenden Befunde ergeben.
53
Zu 3.)
Ja, unsere Daten zeigen Unterschiede bei der Appendizitis bei Kindern, Erwachsenen
und älteren Menschen.
Diese sind im einzelnen:
- Bei den Patienten über 60 Jahren ist die Rate der perforierten Appendizi-
tis deutlich erhöht gegenüber Kindern und Erwachsenen. Diese Rate
steigt mit zunehmendem Alter an.
- Die Rate der Patienten, die aufgrund von Beschwerden einer chronisch-
fibrosierenden Appendizitis operiert wurden ist bei den Erwachsenen am
grössten.
- Bei den älteren Menschen zeigen sich im Rahmen einer Appendizitis
signifikant höhere CRP-Werte als bei Erwachsenen oder Kindern, Un-
terschiede bei der Leukozytenzahl ergeben sich dahingegen nicht.
- Die postoperative Komplikationsrate ist bei älteren Menschen deutlich
erhöht. Dies gilt vor allem für Minor-Komplikationen wie Wundhei-
lungsstörungen und sekundäre Komplikationen wie Harnwegsinfekte
oder Pneumonien.
- Die stationäre Verweildauer insgesamt und auch postoperativ ist bei den
älteren Menschen deutlich länger als bei den Kindern oder Erwachsenen.
54
6. DISKUSSION
Die Aufarbeitung der Daten in der vorliegenden Arbeit zeigt für ältere Menschen einen
fortgeschritteneren intraoperativen und histologischen Befund, eine erhöhte Komplika-
tionsrate, eine längere Verweildauer und vor allem signifikant erhöhte CRP-Werte prä-
operativ im Gegensatz zu den anderen Altersgruppen.
Ohne Berücksichtigung des Alters der Patienten ist die Diagnosesicherung der akuten
Appendizitis präoperativ schwierig und in vielen Fällen werden negative Appendekto-
mien durchgeführt. Selbst die Anwendung von diagnostischen Scoresystemen zeigt ent-
täuschende Daten. Zielke et. al. veröffentlichten eine Überprüfung des Ohmann-Scores
für die akute Appendizitis. Aber auch hier zeigte sich eine negative Appendektomie-
Rate von 14,3%. Eine andere Analyse von zehn weiteren Score-Systemen ergab eben-
falls enttäuschende Resultate.[66] Sitter et. al. veröffentlichten in ihrer Arbeit eine
Auswertung des Eskelinen-Score für die akute Appendizitis mit ebenfalls unzufrieden-
stellenden Ergebnissen.[52]
Für die präoperativ durchgeführte Sonographie wird eine Verbesserung der Diagnosesi-
cherung beschrieben. Amgwerd et. al. beschreiben eine absolute Trefferquote der Sono-
graphie bei erfahrenen Chirurgen von 92% bei der akuten Appendizitis in seiner Klinik
und zählt dieses Diagnostikverfahren zum Standard. [1] Zielke et. al. beschreiben in ih-
ren Publikationen von 1996 und 1998 eine verbesserte Diagnosesicherung mit einer Re-
duzierung der negativen Appendektomierate für den präoperativen Ultraschall bei Pati-
enten mit Verdacht auf akute Appendizitis. [64, 65] In unserer Datenaufarbeitung ergibt
sich keine Aussagefähigkeit der Sonographie und es ergibt sich kein Unterschied für die
unterschiedlichen Altersgruppen.
Für die Infektparameter zeigt sich in unserem Patientenkollektiv ohne Berücksichtigung
der einzelnen Altersgruppen keine Aussagekraft hinsichtlich des Vorliegens einer aku-
ten Appendizitis . Williams et al. publizierten, dass die Leukozytenzahl weder sensitiv
für eine akute Appendizitis ist noch eine hohe Spezifität aufweist.[60] Dem CRP und
den Leukozyten wird nur eine Aussagekraft bei fortgeschrittener Appendizitis zuge-
schrieben.[4] Tepel et al. publizierten, dass die Infektparameter nur in Kombination mit
dem Untersuchungsbefund aussagekräftig sind.[55] Weiterhin sind Göngroos et al. und
Andersson et al. der Auffassung, dass normwertige Leukozytenzahlen und CRP-Werte
eine akute Appendizitis ausschliessen mit der Einschränkung, dass Laborwerte für sich
55
genommen unzureichende diagnostische Kriterien darstellen. Lediglich der CRP-Wert
korreliert mit dem Ausmass der Entzündung.[4, 19] Dies bestätigten Andersson et al.
auch in seiner Meta-Analyse im British Journal of Surgery 2004, in der er 24 Studien zu
dem Thema ausgewertet hat.[2] Lediglich Izbicki et al. publizierten in ihrer Studie eine
signifikante Erhöhung der Leukozyten und CRP-Werte bei akuter Appendizitis.[29] Die
Auswertung der Leukozytenzahl in unserem Kollektiv zeigt keinen signifkanten Unter-
schied der Werte für das Vorliegen einer akuten Appendizitis. Für die unterschiedlichen
Altersgruppen ergeben sich keine Unterschiede. Bei dem C-reaktiven Protein zeigt sich
allerdings ein Unterschied bei den über 60jährigen Patienten zu den anderen Gruppen.
Hier liegen die Werte bei dem Vorliegen einer fortgeschrittenen oder perforierten Ap-
pendizitis deutlich höher als bei den anderen Gruppen. Der CRP-Wert für die Gruppe
der über 60-Jährigen kann als Marker für das Vorliegen einer fortgeschrittenen Appen-
dizitis gelten.
Der klinische Untersuchungsbefund wird als wegweisend, aber keinesfalls beweisend
gesehen, so dass aufgrund aller Befunde die Verdachtsdiagnose „Appendizitis“ geäußert
werden sollte. Den formalen Entschiedungshilfen wie z.B. dem Ohmann-Score oder
Eskelinen-Score (s.o.) werden eine Verbesserung der Diagnostik ohne eindeutige Rele-
vanz zugeschrieben. [2, 5, 52, 63, 66] Bei unseren Daten ergibt sich selten ein eindeuti-
ger klinischer Befund korrelierend mit dem histologischen Befund. Vor allem bei Frau-
en zwischen 16 und 30 Jahren werden häufig bei dem Vorliegen von Beschwerden kei-
ne histologischen Korrelate gefunden. Kahrau et al. publizierten schon 1998, dass die
negative Appendektomierate vor allem bei jungen Frauen deutlich erhöht sei und emp-
fiehlt für diese Patientengruppe eine beobachtende Haltung.[3, 32]
Bei der Betrachtung der Altersgruppe der älteren Menschen erschwert sich die Diagnos-
tik aufgrund von unklaren Beschwerden und der Zunahme der möglichen Verdachtsdi-
agnosen. [35] Bei alten Patienten muss aufgrund von Komorbiditäten von einer signifi-
kant erhöhten Morbidität und Mortalität ausgegangen werden. [11, 16, 47] In unseren
Daten zeigt sich dies anhand der erhöhten Komplikationsrate mit 28,8% (wovon 13,3%
auf Minor-Komplikationen, 4,4% auf Major-Komplikationen und 11,1 % auf sekundäre
Komplikationen fallen) und der längeren Liegedauer, die bei der Altersgruppe der über
60 jährigen mit 8 Tagen im Median (9,6 im Mittelwert) doppelt so hoch liegen wie bei
den Patienten der Altersgruppen 0-15 Jahre, 16-30 Jahre und 31-45 Jahre.
56
Auch die Tatsache, dass bei älteren Patienten häufiger eine perforierte Appendizitis vor-
liegt geht bereits aus der Literatur hervor. [8, 35] Buchholz et al. zeigten, dass zwischen
dem Auftreten der ersten Symptome und dem Kontaktieren eines Arztes bei alten Pati-
enten ein 3-mal längeres Zeitintervall liegt als bei jüngeren Patienten. Hieraus resultiert
dann eine erhöhte Perforationsrate, in ihrem Kollektiv von 53,8%.[8] Gassel et al. be-
schreiben für Patienten über 50 Jahre eine Erhöhung der Morbidität um den Faktor 2,5
und er Letalität um das 12-fache und führt dies darauf zurück, dass sich ältere Patienten
deutlich später in der Klinik vorstellen und es in der Klinik zu einer Verzögerung der
Therapie kommt. In diesem Patientenkollektiv liegt die Perforationsrate der Patienten
über 50 Jahre bei 35%.[16] Ditillo et al. publizierten in ihrer Studie, dass es bei älteren
Patienten eine direkte Abhängigkeit zwischen dem histologischen Befund und der Kom-
plikationsrate und der Zeit vom Beginn der Symptome bis zur Operation gibt.[11] In
unserem Patientengut zeigt sich bei Patienten über 60 Jahren intraoperativ bei 42,2%
eine Peritonitis (gegenüber den 0-15jährigen: 9,4%; 16-30jährigen: 5,0%; 31-45 jähri-
gen: 15,2%, 46-60 jährigen: 23,5%) und bei 35,6% eine Appendixperforation (gegen-
über 0-15 Jahre: 6,8%; 16-30 Jahre: 3,1%; 31-45 Jahre 8,7%; 46-60 Jahre 23,5%).
Trotzdem beschreiben Andersson et al., dass ein abwartendes Vorgehen zur weiteren
Diagnostik bei dem Verdacht auf eine akute Appendizitis gerechtfertigt ist, da hiermit
eine Reduzierung der negativen Appendektomien ohne Veränderung der Perforationsra-
te erreicht werden könnte. In ihrem Kollektiv sehen sie für ältere Patienten aber eben-
falls eine deutlich erhöhte Perforationsrate.[3]
Grundsätzlich unterscheidet sich die Problematik bei der Diagnostik zwischen Kindern,
Erwachsenen und alten Patienten nicht. Unser Patientenkollektiv zeigte lediglich einen
signifikanten Unterschied beim CRP-Wert für die Patienten über 60 Jahre. Es zeigte
sich ein Cut-Off-Wert von 101,9mg/l für das Vorliegen einer Perforation bei alten Pati-
enten mit einer Sensitivität von 81,3% und einer Spezifität von 72,4%. Bei den jüngeren
Altersgruppen waren die CRP-Werte deutlich niedriger und damit nicht aussagefähig.
Somit zeigt sich, dass vor allem bei den über 60-jährigen Patienten eine Korrelation von
der Höhe des C-reaktiven Proteins und dem Entzündungsstadium vorliegt. Diese Be-
sonderheit bei alten Patienten, die unsere Daten ergeben, wurde in keiner vorhergehen-
den Studie gezeigt. Für die anderen Altersgruppen liess sich das im Gegensatz zu ande-
ren Literaturangaben nicht nachweisen. [19, 29, 63]
57
Natürlich ist die Höhe des C-reaktiven Proteins nicht alleine ausschlaggebend für die
Diagnose der akuten Appendizitis. Dies sollte immer im Zusammenhang mit dem klini-
schen Befund gesehen werden. Allerdings sollte ein CRP-Wert über 101,9 mg/l die In-
dikationsstellung zur operativen Therapie beschleunigen. Bei alten Patienten ist die Per-
forationsrate deutlich erhöht, in unserem Patientenkollektiv 35,6% (dies ist gegenüber
den anderen Altersgruppen signifikant)Ferner liegt häufig eine Peritonitis vor, in unse-
ren Daten bei 42,2 % der über 60 jährigen Patienten. Daher sollte eine frühzeitige Indi-
kationsstellung zur diagnostischen Laparoskopie gestellt werden.
Im Allgemeinen wird die Frage, ob eine laparoskopische oder konventionelle Operation
bei der akuten Appendizitis die Methode der Wahl ist, immer noch kontrovers disku-
tiert. Krähenbühl et al. zeigen anhand einer Aufarbeitung von 11 prospektiv randomi-
sierten Studien eine bessere Diagnosesicherung, eine Rückgang der negativen Appen-
dektomieraten, eine verkürzte Rehabilitationszeit, eine niedrigere Wundinfektionsrate
für die laparoskopische Appendektomie. Diesen Vorteilen gegenüber zeigen sich erhöh-
te Kosten der Operation und verlängerte Operationszeiten.[36] Leister et al. beschreiben
den Vorteil im diagnostischen Instrument der Laparoskopie.[38] Heinzelmann et al.
publizierten eine prospektive Studie, in der sie für die laparoskopische Appendektomie
eine längere Operationszeit zeigten, aber aufgrund der kürzeren Verweildauer und der
geringeren Komplikationsrate die Laparoskopie als „Gold-standard“ einstuften.[25] In
weiteren Publikationen werden die Vorteile der laparoskopischen Appendektomie in der
kürzeren Verweildauer, der niedrigeren Infektionsrate, der geringeren Wundschmerzen
und damit früheren Mobilisation und dem diagnostischen Instrument gesehen.[20], [62],
[45] Als zusätzliche Vorteile der laparoskopischen Appendektomie gegen über der of-
fenen werden die bessere Möglichkeit zur Lavage und die besseren kosmetischen Er-
gebnisse aufgeführt.[13] Horstmann et al. stellten das laparoskopische und offene Ope-
rationsverfahren als gleichwertig dar. Sie vertreten die Ansicht, dass die Entscheidung
zur Laparoskopie eine individuelle sein sollte, da die wesentlichen Faktoren für ein bes-
seres postoperatives Ergebnis die Schwere des Krankheitsbildes, die Tageszeit und die
Erfahrung des Operateurs sind.[26] Katkhouda et al. zeigten in ihrer prospektiven ran-
domisierten Doppel-Blind-Studie keine Vorteile der laparoskopischen Appendektomie
gegenüber der offenen Operation, ausser einer nicht signifikant besseren Lebensqualität
nach 2 Wochen postoperativ.[33]
58
Aus gesundheitsökonomischer Sicht werden aufgrund der längeren Liegezeit bei den of-
fenen Appendektomien, die als Operation weitaus günstiger als die laparoskopischen
sind, die Kosten nach DRG als mindestens gleichwertig bezeichnet. Jonas et al. publi-
zierten, dass die Materialkosten der laparoskopischen Operation ca. 4,3-mal höher sind
als bei der offenen Appendektomie (310€ vs. 71€). Dies gleicht sich aufgrund der Zu-
nahme der Verweildauer mit ca. 162€ pro Tag aus. Zusätzlich ist zu berücksichtigen,
dass der Laparokopie auch eine diagnostische Aussage zukommt.[18, 30]
Unsere Klinik ist mit 85,9% laparoskopischer Appendekomien ein Haus der minimal-
invasiven Versorgung. Besonders in der Verweildauer lassen sich bei unseren Daten die
Unterschiede erkennen. Die mittlere Verweildauer nach Laparoskopie liegt bei 4 Tagen
(der Median bei 3 Tagen) und die nach offener Appendektomie bei 7,4 Tagen (der Me-
dian bei 5,5 Tagen). Dies ist signifikant.
Johnson et al. publizierten in der retrospektiven Studie, dass die laparoskopische Ap-
pendektomie auch für Patienten mit Appendixperforation die Methode der Wahl ist und
die Verweildauer und damit die Kosten signifikant reduziert.[31] Dies zeigten bereits
Martin et al. in einer Studie 1995 in der er laparoskopische mit offenen Appendekto-
mien verglich.[41]
Becker et al. zeigten vor allem für ältere Patienten mit unklaren Unterbauchschmerzen
einen Vorteil der Laparoskopie, vor allem als diagnostisches Verfahren.[6] Auch Hui et
al. sahen ihrer Studie einen Vorteil der Laparoskopie bei alten Menschen, da gerade in
diesem Patientengut eine frühe Operation zur Senkung der Mortalität und Morbidität
notwendig ist.[28] Weitere Studien zeigten, dass aufgrund der geringeren Verweildauer,
Mortalität und Morbidität bei älteren Patienten die minimal-invasive Operationstechnik
routinemässig angewendet werden sollte. [11], [47] Auch Wang et al.[59] und Harrel et
al.[24] zeigten, dass die laparoskopische Appendektomie für alte Patienten genauso si-
cher und effektiv ist wie eine offene Operation. Aufgrund der signifikant geringeren
Schmerzen postoperativ, der reduzierten Komplikations- und Mortalitätsrate sollte die
laparoskopische Appendektomie der offenen vorgezogen werden.
Die Vorgehensweise der frühen laparoskopischen Exploration bei alten Patienten wird
durch unsere Daten bestätigt. Liegezeiten und Komplikationen können durch schnell
gestellte Operationsindikationen reduziert werden, weil durch ein abwartendes Verhal-
ten die Entzündung fortschreiten und die Peritonitis sich ausbreiten kann. Und wie an
den Daten zu sehen, ist die Rate der bestehenden Peritonitis und der Perforation gegen-
59
über den anderen Altersgruppen deutlich erhöht. Gerade bei CRP-Werten über dem
Cut-Off von 101,9 mg/l sollte die OP-Indikation zur explorativen Laparoskopie und
ggf. Appendektomie grosszügig gestellt werden.
60
7. AUSBLICK
Weder das Thema der Altersappendizitis noch das der laparoskopische vs offenen Ap-
pendektomie sind bisher endgültig geklärt. Die Tendenz für die Altersappendizitis
scheint zur frühzeitigeren Laparoskopie zu gehen, aber es müssen weitere Studien er-
folgen. Gerade zur Verifizierung der Vorteile einer frühzeitigen Operation bei alten Pa-
tienten müssen weitere Studien erfolgen, allerdings ist der Studienaufbau bei abwarten-
dem vs. operativem Verhalten ethisch schwer durchführbar. Im Hinblick auf diese Stu-
die, die vor allem die Charakteristika der Altersappendizitis herausstellt, werden weitere
Daten gesammelt werden, um die vorhandenen Aussagen zu bekräftigen. Weiterhin
werden wir das Augenmerk auch noch auf andere Daten wie z.B. Temperaturdifferenz
und Bilirubinwerte legen, die zur weiteren Diagnostik herangezogen werden. Auch soll-
ten standardisierte Anamnese-, Untersuchungs- und Diagnostikformulare eine bessere
Vergleichbarkeit zwischen den Patienten ergeben, da hier die Fehlerquelle die häufig
wechselnden Untersucher sind.
Dies soll vor allem helfen, in Zukunft die Morbiditäten und auch Mortalitäten von älte-
ren Patienten zu senken.
61
8. ZUSAMMENFASSUNG
Die vorliegende Untersuchung des Patientenkollektivs aus 403 Patienten mit einer Ap-
pendektomie bei der Verdachtsdiagnose einer akuten Appendizitis über einen Zeitraum
von 29 Monaten zeigte, dass eine Peritonitis (42,2%) und ein Perforation (35,6%) bei
alten Patienten signifikant häufiger vorliegen als in den anderen Altersgruppen. Auch
die postoperative Verweildauer und die Komplikationen sind bei den über 60-jährigen
Patienten signifikant erhöht. Daher ist eine zügige Indikationsstellung zur Operation ge-
rade für dieses Patientenkollektiv, welches aufgrund der meistens vorhandenen Co-
Morbiditäten schon als Risiko-Patientenkollektiv eingestuft werden muss, notwendig.
Allerdings ist aufgrund von möglichen Differentialdiagnosen und den meistens etwas
unklareren Beschwerden die Diagnosefindung gegenüber den anderen Altersgruppen
erschwert. Klinische Befunde wie typische Druckpunkte der Appendizitis sind bei Pati-
enten über 60 Jahre häufig nicht verwertbar. Die Leukozytenzahl ist ebenfalls nicht
wegweisend. In der Abdomensonographie zeigen sich nur selten eindeutige Befunde.
Das Vorliegen von freier Flüssigkeit im Douglas-Raum kann verschiedene Ursachen
haben. Der einzige wegweisende Punkt in unseren Daten ist die CRP-Wert-Erhöhung.
Für die über 60-jährigen Patienten zeigt sich ein Cut-Off-Wert für das Vorliegen einer
perforierten Appendizitis von 101,9 mg/l. Für die anderen Altersgruppen liegt dieser
Wert signifikant niedriger und die Unterschiede der CRP-Werte zwischen Patienten mit
bzw. ohne Perforation sind marginal.
Die Literaturrecherche zeigt durch verschiedene Studien, dass die Laparoskopie auch
im Alter eine sichere Operationsmethode ist und mit signifikant reduzierter Rate von
Wundheilungsstörungen, kürzerer Verweildaurer und damit niedrigeren Kosten, weni-
ger postoperativen Schmerzen und damit schnellerer Mobilisation und geringerer Mor-
talität einhergeht. Weiterhin ist die Laparoskopie vor allem als diagnostisches Instru-
ment bei alten Patienten mit unklaren Beschwerden zur schnellen Diagnosesicherung
effizient anzuwenden.
Fazit: Ältere Patienten mit einem CRP grösser 100 mg/l sollten frühzeitig diagnostisch
laparoskopiert und appendektomiert werden. Dies reduziert auch die möglichen weite-
ren Komplikationen, die durch ein abwartendes Verhalten hervorgerufen würden.
62
9. LITERATURVERZEICHNIS
[1] Amgwerd, M., Rothlin, M., Candinas, D., Schimmer, R., Klotz, H. P., Largia-
der, F. (1994). Ultrasound diagnosis of appendicitis by surgeons--a matter of experience? A prospective study. Langenbecks Arch Chir 379, 335-340
[2] Andersson, R. E. (2004). Meta-analysis of the clinical and laboratory diagnosis
of appendicitis. Br J Surg 91, 28-37 [3] Andersson, R. E., Hugander, A., Thulin, A. J. (1992). Diagnostic accuracy and
perforation rate in appendicitis: association with age and sex of the patient and with appendicectomy rate. Eur J Surg 158, 37-41
[4] Andersson, R. E., Hugander, A. P., Ghazi, S. H., Ravn, H., Offenbartl, S. K.,
Nystrom, P. O., Olaison, G. P. (1999). Diagnostic value of disease history, clinical presentation, and inflammatory parameters of appendicitis. World J Surg 23, 133-140
[5] Aust, B., Ganslandt, T., Sitter, H., Prokosch, U., Zielke, A., Ohmann, C.
(1999). Formal decision aids in surgery--results of a survey. Chirurg 70, 823-829
[6] Becker, H., Neufang, T. (1997). Appendectomy 1997--open or closed?.
Chirurg 68, 17-29 [7] Becker, K., Hofler, H. (2002). Pathology of appendicitis. Chirurg 73, 777-781 [8] Buchholz, J., Mayer, M., Krawzak, H. W., Kruse, F. (1991). Appendicitis in
the aged. Zentralbl Chir 116, 253-260 [9] Bühling, K. J. (1995). Intensivkurs: Allgemeine und spezielle Pathologie. Ur-
ban&Schwarzenberg Verlag, München Wien Baltimore [10] Burney, C. M. (1889). Experience with the early interference in cases of ap-
pendicitis, with a description of a new method operating. Ann Surg 20, 38 [11] Ditillo, M. F., Dziura, J. D., Rabinovici, R. (2006). Is it safe to delay appendec-
tomy in adults with acute appendicitis?. Annals of surgery 244, 656-660 [12] Ebstein, E. (1919). Sektionsbefund Lorenz Heisters über eine akute brandige
Blinddarmentzündung aus dem Jahre 1711. Virchows Arch 226, 96-100 [13] Fingerhut, A., Millat, B., Borrie, F. (1999). Laparoscopic versus open appen-
dectomy: time to decide. World J Surg 23, 835-845 [14] Fitz, R. H. (1886). Perforating ulcer of the vermiform appendix with spezial
reference to its early diagnosis and treatment. Am J Med Science 92, 32
63
[15] Fowler, G. R. (1902). A treatise on appendicitis. J. B. Lippincott, Phildelphia, London
[16] Gassel, H. J., Meyer, D., Sailer, M., Thiede, A. (2005). Nononcologic abdomi-
nal surgery in the elderly. Chirurg 76, 35-42 [17] Gerharz, C. D., Gabbert, H. E. (1997). Pathomorphological aspects of acute
appendicitis. Chirurg 68, 6-11 [18] Gorenoi, V., Dintsios, C.-M., Schönermark, M. P., Hagen, A. (2006). Laparo-
scopic vs. open appendectomy: systematic review of medical efficacy and health economic analysis. GMS Health Technol Assess 2, Doc22
[19] Gronroos, J. M., Gronroos, P. (1999). Leucocyte count and C-reactive protein
in the diagnosis of acute appendicitis. Br J Surg 86, 501-504 [20] Guller, U., Hervey, S., Purves, H., Muhlbaier, L. H., Peterson, E. D.,
Eubanks, S., Pietrobon, R. (2004). Laparoscopic versus open appendectomy: outcomes comparison based on a large administrative database. Annals of sur-gery 239, 43-52
[21] Guller, U., Oertli, D., Terracciano, L., Harder, F. (2001). Neurogenic appendi-
copathy: a frequent, almost unknown disease picture. Evaluation of 816 appen-dices and review of the literature. Chirurg 72, 684-689
[22] Hall, R. J. (1886). Suppurative peritonitis due to ulceration and suppuration of
vermiform appendix. New York Med J 43, 662 [23] Hancock, H. (1848) Disease of the appendix coeci cured by operation. Lond
Med Gaz, 547 [24] Harrell, A. G., Lincourt, A. E., Novitsky, Y. W., Rosen, M. J., Kuwada, T. S.,
Kercher, K. W., Sing, R. F., Heniford, B. T. (2006). Advantages of laparo-scopic appendectomy in the elderly. The American surgeon 72, 474-480
[25] Heinzelmann, M., Simmen, H. P., Cummins, A. S., Largiader, F. (1995). Is
laparoscopic appendectomy the new 'gold standard'?. Arch Surg 130, 782-785 [26] Horstmann, R., Tiwisina, C., Classen, C., Palmes, D., Gillessen, A. (2005).
Laparoscopic versus open appendectomy: which factors influence the decision between the surgical techniques?. Zentralbl Chir 130, 48-54
[27] Houben, F., Willmen, H. R. (1998). Simplified appendectomy without stump
embedding. Experiences of 20 years conventional and 5 years laparoscopic ap-plication. Chirurg 69, 66-71
[28] Hui, T. T., Major, K. M., Avital, I., Hiatt, J. R., Margulies, D. R. (2002). Out-
come of elderly patients with appendicitis: effect of computed tomography and laparoscopy. Arch Surg 137, 995-1000
64
[29] Izbicki, J. R., Wilker, D. K., Mandelkow, H. K., Muller, K., Siebeck, M.,
Geissler, K., Schweiberer, L. (1990). Retro- and prospective studies on the value of clinical and laboratory chemical data in acute appendicitis. Chirurg 61, 887-894
[30] Jonas, J., Bähr, R. (2007). Economic Observations on the Operative Treatment
of Acute Appendicitis. Zentralbl Chir 132, 106-111 [31] Johnson, A. B., Peetz, M. E. (1998). Laparoscopic appendectomy is an accept-
able alternative for the treatment of perforated appendicitis. Surgical endo-scopy 12, 940-943
[32] Kahrau, S., Foitzik, T., Klinnert, J., Buhr, H. J. (1998). Acute appendicitis.
Analysis of surgical indications. Zentralbl Chir 123 Suppl 4, 17-18 [33] Katkhouda, N., Mason, R. J., Towfigh, S., Gevorgyan, A., Essani, R. (2005).
Laparoscopic versus open appendectomy: a prospective randomized double-blind study. Annals of surgery 242, 439-450
[34] Keller, R. (2007). Berchtold - Repetitorium Chirurgie. Keller, R., Bruch, H.-P.,
Trentz, O. Urban & Fischer Verlag München Jena [35] Kraemer, M., Franke, C., Ohmann, C., Yang, Q. (2000), Acute appendicitis in
late adulthood: incidence, presentation, and outcome. Results of a prospective multicenter acute abdominal pain study and a review of the literature. Langen-becks Arch Surg 385, 470-481
[36] Krähenbühl, L., Büchler, M. W. (1997). Zur Problematik von Studien offener
vs. laparoskopischer Appendektomie. Chirurg 68, 30-32 [37] Krönlein, R. (1886). Über die operative Behandlung der acuten, diffusen, jau-
chig-eitrigen Peritonitis. Arch klin Chir 33, 507 [38] Leister, I., Markus, P. M., Becker, H. (2003). Laparoscopic Appendectomy.
Viszeralchirugie 38, 77-83 [39] Lippert, H. (1993). Anatomie. Urban & Schwarzenberg Verlag München Wien
Baltimore, 3. erw. Auflage, 292-295 [40] Louyer-Villermay, J. B. (1824). Observation pour servire a l´histoire des in-
flammations de l´appendice. Arch gen du med 5, 246 [41] Martin, L. C., Puente, I., Sosa, J. L., Bassin, A., Breslaw, R., McKenney, M.
G., Ginzburg, E., Sleeman, D. (1995). Open versus laparoscopic appendecto-my. A prospective randomized comparison. Annals of surgery 222, 256-262
[42] Melier, F. (1827). Memoire et observations sur quelque maladies de appendice
coecale. J gen Med Chir Pharm 100, 317
65
[43] Müller, M. (2000). Chirurgie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste Breisach, 5. Auflage, 162-165
[44] Nürnberger, H. R., Viebahn, R. (2006). Pichlmayrs Chirurgische Therapie -
Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie. Nagel, E., Löhlein D. (Hrsg). Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York, 3. Auflage, 508-532
[45] Nana, A. M., Ouandji, C. N., Simoens, C., Smets, D., Mendes da Costa, P.
(2007). Laparoscopic appendectomies: results of a monocentric prospective and non-randomized study. Hepato-gastroenterology 54, 1146-1152
[46] Ohmann, C., Franke, C., Kraemer, M., Yang, Q. (2002). Status report on epi-
demiology of acute appendicitis. Chirurg 73, 769-776 [47] Paranjape, C., Dalia, S., Pan, J., Horattas, M. (2007). Appendicitis in the eld-
erly: a change in the laparoscopic era. Surgical endoscopy 21, 777-781 [48] Schramm, H., Arnold, F., Melchert, T. (1998). Changes in indications in
laparoscopic appendectomy?. Zentralbl Chir. 123 Suppl 4, 19-23 [49] Schüller, M. (1889). Allgemeine akute Peritonitis infolge von Perforation des
Wurmfortsatzes, Laparotomie und Excision des Wurmfortsatzes. Arch Klin Chir. 39, 845
[50] Winkler, R., Braun, B. J. (2000). Kolon und Rektum. in Schumpelick, V.,
Bleese, N. M., Mommsen, U. (Hrsg.). Chirurgie. Enke im Georg Thieme Ver-lag Stuttgart New York, 5. Auflage, 823-831
[51] Semm, K. (1983). Endoscopic appendectomy. Endoscopy 15, 59 [52] Sitter, H., Hoffmann, S., Hassan, I., Zielke, A. (2004). Diagnostic score in ap-
pendicitis. Validation of a diagnostic score (Eskelinen score) in patients in whom acute appendicitis is suspected. Langenbecks Arch Surg. 389, 213-218
[53] Sonnenburg, E. (1901). Die chirugische Behandlung der akuten Appendicitis.
Verh Dt Gesell ChirII. 30, 601 [54] Sprengel, O. (1906). Appendiztits. Enke-Verlag Stuttgart [55] Tepel, J., Sommerfeld, A., Klomp, H. J., Kapischke, M., Eggert, A., Kremer,
B. (2004). Prospective evaluation of diagnostic modalities in suspected acute appendicitis. Langenbecks Arch Surg. 389, 219-224
[56] Thomas, L. (1998). Leukozyten und Entzündungsreaktionen in Thomas, L.
(Hrsg.). Labor und Diagnose - Indikation und Bewertung von Laborbefunden für die medizinische Diagnostik. TH-Books Verlagsgesellschaft Frank-furt/Main, 5. Auflage, 516-522 und 706-732
66
[57] Treutner, K. H., Schumpelick, V. (1997). Epidemiology of appendicitis. Chi-rurg 68, 1-5
[58] Reith, H.-B. (2001). Appendix. in Hartel, W., Rehner, M., Keminger, K.,
Reith, H.-B., Schreiber, H. W. (Hrsg.). Viszeralchirurgie. Quellen - Entwick-lung - Status. Einhorn-Presse Verlag Reinbek, 561-578
[59] Wang, Y. C., Yang, H. R., Chung, P. K., Jeng, L. B., Chen, R. J. (2006).
Laparoscopic appendectomy in the elderly. Surgical endoscopy 20, 887-889 [60] Williams, R., Mackway-Jones, K. (2002). Towards evidence based emergency
medicine: best BETs from the Manchester Royal Infirmary. White cell count and diagnosing appendicitis in adults. Emerg Med J. 19, 429-430
[61] Williams, R., Mackway-Jones, K. (2002). Towards evidence based emergency
medicine: best BETs from the Manchester Royal Infirmary. White cell count and diagnosing appendicitis in children. Emerg Med J 19, 428-429
[62] Yong, J. L., Law, W. L., Lo, C. Y., Lam, C. M. (2006). A comparative study of
routine laparoscopic versus open appendectomy. Jsls. 10, 188-192 [63] Zielke, A. (2002). Appendicitis. Present-day diagnosis. Chirurg 73, 782-790 [64] Zielke, A., Hasse, C., Sitter, H., Kisker, O., Rothmund, M. (1997). "Surgical"
ultrasound in suspected acute appendicitis. Surgical endoscopy 11, 362-365 [65] Zielke, A., Hasse, C., Sitter, H., Rothmund, M. (1998). Influence of ultrasound
on clinical decision making in acute appendicitis: a prospective study. Eur J Surg. 164, 201-209
[66] Zielke, A., Sitter, H., Rampp, T. A., Schafer, E., Hasse, C., Lorenz, W., Roth-
mund, M. (1999). Validation of a diagnostic scoring system (Ohmann score) in acute appendicitis. Chirurg 70, 777-784
67
DANKSAGUNG
Danken möchte ich in erster Linie meinem Doktorvater, Ulrich Mittelkötter, der mit mir
dieses Thema mit Sorgfalt zunächst erarbeitet und dann betreut hat. Er hat über die Jah-
re hinweg stets das gesunde Mittelmaß gefunden, mich anzutreiben ohne mich zu drän-
gen. Mit seiner sehr persönlichen Art und einem gut dosierten Leistungsanspruch hat er
mich begleitet und hat mit der gelassenen Routine eines tollen Doktorvaters immer ein
offenes Ohr für meine Fragen und Probleme gehabt.
Ein weiterer Dank gilt meinem lieben Kollegen Ansgar Chromik, der sich trotz eigener
Engpässe und Verpflichtungen stets die Zeit genommen hat, mir mit seinen Erfahrun-
gen, Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Danke sagen möchte ich auch meinem lieben Freund Marko. Er hat mir in jeder Hin-
sicht den Rücken gestärkt und mir die notwendigen Freiräume geschenkt, neben dem
Job diese Arbeit zu vollenden. Mit Geduld, Aufmerksamkeit und seiner Zuneigung hat
er es immer wieder geschafft, mich aus meinen „Tiefs“ herauszuholen.
Und zu guter Letzt danke ich von ganzem Herzen meinen Eltern, Christa und Mecki.
Sie haben mir mit einem bemerkenswerten Selbstverständnis die grenzenlose Unterstüt-
zung und Liebe gegeben, um mein Studium zu beenden, mich in der Arbeitswelt zu-
rechtzufinden und diese Doktorarbeit fertig zu stellen. Ich danke ihnen auch dafür, dass
sie sich trotz medizinischer Unkenntnis mit ihrem grammatikalischen und rechtschreibe-
rischen Sachverstand akribisch durch diese Seiten gearbeitet haben, um die letzten Feh-
ler zu beheben.
Und natürlich danke ich auch dem Rest meiner Familie, meinen Freunden und Kolle-
gen, die in der ganzen Phase Verständnis dafür hatten, dass ich für sie nur wenig Zeit
erübrigen konnte.
68
LEBENSLAUF
Name Sülberg, Dominique
Religion evangelisch
Familienstand ledig
Geburtstag 21.03.1977
Geburtsort Iserlohn, Nordrhein-Westfalen
Wohnort Bochum
Schulausbildung
1983 bis 1987 Besuch der Grundschule in Ihmert (Hemer)
1987 bis 1996 Besuch des Friedrich-Leopold-Woest-Gymnasiums Hemer
1996 Abschluss Abitur
Berufsausbildung
1996 Immatrikulation an der Ruhr-Universität-Bochum
im Studienfach Humanmedizin
1999 Ärztliche Vorprüfung
2000 Erstes Staatsexamen
2002 Zweites Staatsexamen
2002 bis 2003 Praktisches Jahr an der Universitätsklinik,
St. Josef-Hospital Bochum
2003 Drittes Staatsexamen
69
Berufliche Tätigkeiten
01/2004 bis 09/2004 Ärztin im Praktikum in der chirurgischen Klinik von
Prof. Dr. W. Uhl am St. Josef-Hospital Bochum,
Universitätsklinik der Ruhr-Universität-Bochum
10/2004 bis 09/2006 Assistenzärztin in der chirurgischen Klinik von Prof. Dr.
W. Uhl am St. Josef-Hospital Bochum, Universitätsklinik
der Ruhr-Universität-Bochum
10/2006 bis 09/2007 Assistenzärztin in der chirurgischen Abteilung von PD Dr.
U. Mittelkötter am Katharinen-Hospital in Unna
seit 10/2007 Assistenzärtzin in der chirurgischen Klinik von Prof. Dr.
W. Uhl am St. Josef-Hospital Bochum, Universitätsklinik
der Ruhr-Universität-Bochum
Veröffentlichungen
Paper:
- Das interdisziplinäre Ethikkonsil auf der operativen Intensivstation: eine Indi-
kation „aus dem Bauch heraus“?
Interdisciplinary ethics consultation on the surgical intensive care unit: Indica-
tion „on a gut level“? , Zentrabl Chir (angenommen)
Ansgar Michael Chromik, Tim Wemhöner, Dominique Sülberg, Karl-Georg
Reploh, Heinz Laubenthal, Waldemar Uhl, Ulrich Mittelkötter
Vorträge:
- DGVC 2007: Laparoskopische Appendektomie - ein Ausbildungseingriff?
D. Sülberg, A.M. Chromik, U. Mittelkötter, W. Uhl
- DGVC 2007: Intraduktal papillär muzinöse Neoplasien des Pankreas
D. Sülberg, A.M. Chromik, A. Tannapfel, M.H. Seelig, W. Uhl
70