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1 The «Pilipino» Letter Fachpersonaleinsätze der Bethlehem Mission Immensee Jenni Keel: «Unterstützung beim Aufbau psychologischer Beratungsstellen» Sascha Müller: «Bewusstseinsbildung für die Korruptionsbekämpfung» Rundbrief Nr. 4 | Januar 2014 Bethlehem Mission Immensee Nach den verheerenden Verwüstungen durch den Taifun Haiyan hat das Vikariat Bontoc-Lagawe eine grosse Kleidersammelaktion organisiert. Mehr als zwei Wochen haben Freiwillige Frauen und Mädchen bei uns auf dem Vorplatz die gespendeten Textilien von Hand gewaschen. Wegen der anhaltenden Regenzeit musste auf dem ganzen Pfarreiareal jeder überdachte Winkel zum Trocknen der Wäsche belagert werden. So auch unser überdachte Hauseingang. Liebe Familie, Freunde und Bekannte Mit dem Jahreswechsel ist auch unser drittes Einsatz- jahr hier in den philippinischen Cordilleren angebro- chen. Zugleich hat sich für uns ein bewegtes Jahr dem Ende geneigt. Es war ein Jahr mit emotionalen Hochs und Tiefs. Am meisten haben wir uns über die Ankunft unseres Sohnes gefreut, der im September gesund in Lagawe zur Welt gekommen ist. Am traurigsten war für uns unweigerlich das durch den Taifun Haiyan verursachte Leid für die Betroffenen. Einmal mehr wurde uns vor Augen geführt, wie nahe sich Leben und Tod stehen können und wie unerwartet schnell und zufällig es einem treffen kann. Gleichzeitig hat uns aber auch beeindruckt, wie die Pilipin@s hierzulande es immer wieder schaffen, aus dem scheinbar unaus- weichlichen Elend, ihren Optimismus und ihre Lebens- freude nicht zu verlieren. Berührt hat uns die grosse Anteilnahme aus der Schweiz aber auch die Solidarität innerhalb der Philip- pinen. An dieser Stelle nochmals allen herzlichen Dank für die unterstützenden Gesten und Worte. Nun wün- schen wir viele spannende Einblicke beim Weiterlesen. Projektabbruch bei Jenni Im letzten Rundbrief habe ich mit überzeugtem Optimismus über den Aufbau der psychologischen Beratungsstellen an den zehn High Schools des Vikari- ates berichtet. Verschiedene Gegebenheiten im ver- gangenen Schuljahr haben bedauerlicherweise dazu geführt, dass die Projektzusammenarbeit im neuen Schuljahr nicht mehr weitergeführt werden konnte. Diese Erfahrung hat mich gelehrt, dass unsere Exper- tenmitarbeit im Freiwilligenstatus nicht immer nur willkommen und gern gesehen ist, sondern auch als störend und mit viel Neid verbunden wahrgenommen werden kann. Um das Erlebte besser zu verstehen, hat mir eine philippinische Kollegin eine hilfreiche Erklä- rung geliefert: «We Filipin@s are known for our crab- mentality». Unter «Krabben-Mentalität» wird verstan- den, dass man jemanden den Erfolg nicht gönnt. Möchte sich eine Krabbe aus einem Eimer voller Krab- ben befreien, wird sie von den anderen Krabben immer wieder in den Eimer zurückgezogen. Mittlerweile ist mir klar, wie weit verbreitet man dieser Umgangsform hier begegnet und wie hinderlich sie für eine konstruk- tive Zusammenarbeit mit und unter Filipin@s sein kann. «MUN KAPE TAYO!» «let’s have coffee»

Rundbrief Nr. 4 | Januar 2014 The «Pilipino» Letterassets.comundo.org.ranger.iway.ch/downloads/4__rundbrief...aber auch beeindruckt, wie die Pilipin@s hierzulande es immer wieder

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The «Pilipino» LetterFachpersonaleinsätze der Bethlehem Mission ImmenseeJenni Keel: «Unterstützung beim Aufbau psychologischer Beratungsstellen» Sascha Müller: «Bewusstseinsbildung für die Korruptionsbekämpfung»

Rundbrief Nr. 4 | Januar 2014

Bethlehem Mission Immensee

Nach den verheerenden Verwüstungen durch den Taifun Haiyan hat das Vikariat Bontoc-Lagawe eine grosse Kleidersammelaktion organisiert. Mehr als zwei Wochen haben Freiwillige Frauen und Mädchen bei uns auf dem Vorplatz die gespendeten Textilien von Hand gewaschen. Wegen der anhaltenden Regenzeit musste auf dem ganzen Pfarreiareal jeder überdachte Winkel zum Trocknen der Wäsche belagert werden. So auch unser überdachte Hauseingang.

Liebe Familie, Freunde und BekannteMit dem Jahreswechsel ist auch unser drittes Einsatz-

jahr hier in den philippinischen Cordilleren angebro-

chen. Zugleich hat sich für uns ein bewegtes Jahr dem

Ende geneigt. Es war ein Jahr mit emotionalen Hochs

und Tiefs. Am meisten haben wir uns über die Ankunft

unseres Sohnes gefreut, der im September gesund in

Lagawe zur Welt gekommen ist. Am traurigsten war

für uns unweigerlich das durch den Taifun Haiyan

verursachte Leid für die Betroffenen. Einmal mehr

wurde uns vor Augen geführt, wie nahe sich Leben

und Tod stehen können und wie unerwartet schnell

und zufällig es einem treffen kann. Gleichzeitig hat uns

aber auch beeindruckt, wie die Pilipin@s hierzulande es

immer wieder schaffen, aus dem scheinbar unaus-

weichlichen Elend, ihren Optimismus und ihre Lebens-

freude nicht zu verlieren.

Berührt hat uns die grosse Anteilnahme aus der

Schweiz aber auch die Solidarität innerhalb der Philip-

pinen. An dieser Stelle nochmals allen herzlichen Dank

für die unterstützenden Gesten und Worte. Nun wün-

schen wir viele spannende Einblicke beim Weiterlesen.

Projektabbruch bei Jenni

Im letzten Rundbrief habe ich mit überzeugtem

Optimismus über den Aufbau der psychologischen

Beratungsstellen an den zehn High Schools des Vikari-

ates berichtet. Verschiedene Gegebenheiten im ver-

gangenen Schuljahr haben bedauerlicherweise dazu

geführt, dass die Projektzusammenarbeit im neuen

Schuljahr nicht mehr weitergeführt werden konnte.

Diese Erfahrung hat mich gelehrt, dass unsere Exper-

tenmitarbeit im Freiwilligenstatus nicht immer nur

willkommen und gern gesehen ist, sondern auch als

störend und mit viel Neid verbunden wahrgenommen

werden kann. Um das Erlebte besser zu verstehen, hat

mir eine philippinische Kollegin eine hilfreiche Erklä-

rung geliefert: «We Filipin@s are known for our crab-

mentality». Unter «Krabben-Mentalität» wird verstan-

den, dass man jemanden den Erfolg nicht gönnt.

Möchte sich eine Krabbe aus einem Eimer voller Krab-

ben befreien, wird sie von den anderen Krabben immer

wieder in den Eimer zurückgezogen. Mittlerweile ist

mir klar, wie weit verbreitet man dieser Umgangsform

hier begegnet und wie hinderlich sie für eine konstruk-

tive Zusammenarbeit mit und unter Filipin@s sein

kann.

«MUN KAPE TAYO!»«let’s have coffee»

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Rundbrief Nr. 4 | Januar 2014

HOPLAA mit Daniela

Daniela, eine junge Schweizer Logopädin, hat Anfang

Jahr für drei Monate ein Hospitationspraktikum

(genannt HOPLAA) im Projekt von Jenni gemacht. In

einem abschliessenden Gespräch auf die Frage was für

ein Bild sie von den Filipin@s mit nach Hause nehme,

meinte sie: «Ich fühlte mich selten so gut aufgehoben

wie hier. Immer fand sich jemand, der mir helfen

wollte, wenn ich nicht mehr weiter wusste. Auch sehr

neugierig sind die Menschen hier. Sehr oft wurde ich

im Bus oder Jeepney angesprochen, woher ich komme,

was ich hier mache usw. Auch sie waren dann bereit,

ihrerseits zu erzählen, wer sie sind. So lernte ich viel

über Land und Leute, ohne mich gross anzustrengen.

Gleichzeitig erlebte ich aber auch Neid - Neid gegen-

über mir, der reichen Schweizerin, die es sich leisten

kann, für 3 Monate auf die Philippinen zu kommen

und die dann erst noch Geld hat, um nachher auf den

Philippinen herumzureisen - aber auch Neid unterein-

ander, wenn jemand etwas mehr oder besseres hat.»

Die Bethlehem Mission Immensee deckt alle Kosten unseres Einsatzes. Deshalb ist sie auf Ihre Spende an- gewiesen. Diese kommt vollumfänglich unseren Einsät-zen zugute. Spendenvermerk:

«Philippinen: Jenni Keel u. Sascha Müller»PC-Konto 60-394-4 IBAN CH11 8135 1000 0038 6420 2

Daniela war während ihrer Praktikumszeit bei einer

lokalen Gastfamilie untergebracht. Nora, die Gastmut-

ter meinte auf meine Frage, ob Daniela Dinge im Alltag

gemacht habe, die für ihre Familie befremdend waren,

Folgendes: «Nein, nichts. Im Gegenteil, sie war für uns

wie eine Philippinin. Sie hatte nicht diese oftmals hoch-

näsige Attitüde einer Ausländerin. Weisst du, sie ging

sogar in meinen Schweinestall und hat nicht einmal die

Nase gerümpft! Daniela war nicht empfindlich was

Dreck und Gestank anbelangte. Sie war wie ein Cow-

girl – wie ein Cowboy eben.» Und auf meine abschlie-

ssende Frage, ob sie wieder einmal eine Ausländerin

bei ihr in der Familie aufnehmen würde, antwortete

Nora: «Ja, wenn du mir wieder eine bringst, würde ich

wieder eine nehmen. Es ist eine gute Erfahrung für

meine Kinder. So können sie lernen, wie andere Men-

schen funktionieren oder wie sie sich eben an die

neuen Gegenheiten anpassen können.»

Die philippinische Gastfamilie Pun-Adwan hat die Schweizer Hoplaanerin Daniela Rieder während 3 Monaten in ihrem bescheidenen Häuschen aufgenommen.

Daniela zusammen mit Sylvie Roman (BMI Programmverantwort-liche Philippinen) im kühlenden Fluss während unseres Ausfluges am diesjährigen Landestreffen in Bontoc, Mountain Province. Beiden möchten wir an dieser Stelle für die gute Zusammenar-beit danken und wünschen ihnen auf ihrem weiteren Wege alles Gute.

Bethlehem Mission Immensee

Rundbrief Nr. 4 | Januar 2014

Bewusstseinsbildung für die Korruptionsbekämp-fung - Projekt von Sascha

Meine Arbeit mit der lokalen Partnerorganisation (SADC) hat in diesem Jahr neben dem Monitoring öffentlicher Infrastrukturbauten auch weitere Formen der Korruptionsbekämpfung angenom-men. Durch unsere Präsenz und Beratung konn-ten wir beispielsweise sicherstellen, dass sich die nationalen Behörden bei der Umsetzung von vier Kleinwasserkraftwerken an den gesetzlichen Rah- men halten. Bei einem anderen Projekt, einem grossen Staudammprojekt wurden wir von der betroffenen indigenen Bevölkerung angefragt, um ihnen im Entscheidungsfindungsprozess als unabhängige Berater zur Seite zu stehen. Dane-ben haben wir, um neue Freiwillige für unsere Monitoring-Aktivitäten zu gewinnen, während Monaten im gesamten Vikariat Bildungsseminare zum Thema «Good Governance & Good Citizen-ship» durchgeführt.

Eine Politik für Grossgrundbesitzer und Investoren

In den Philippinen kontrollieren geschätzte 60 Familien alle politischen und wirtschaftlichen Schlüsselsektoren. Provinzen und Kommunen werden vielerorts von Grossgrundbesitzern be- herrscht - eine Ordnung die seit der Herrschaft der Spanier tief verwurzelt ist. Andererseits lebt der Grossteil der Bevölkerung in absoluter Armut sowie in quasi-feudaler Abhängigkeit von diesen reichen Familien. Es handelt sich dabei um teils über Jahrhunderte gewachsene Strukturen wirt-schaftlicher, kultureller und politischer «Patrona-ge».

Seit der Kolonialisierung des Inselreiches hat es zwar immer wieder Volksaufstände gegen Land-raub, ungerechte Landverteilung und ausbeuteri-sche Produktionsverhältnisse gegeben. Eine gross angelegte Landreform zugunsten der landlosen Bevölkerung, wurde aber verwässert und hat auch 25 Jahre nach ihrer Verabschiedung durch das Parlament, kaum etwas zum Besseren verän-dert.

Im Gegenteil, mit der zunehmenden Kommerzia-lisierung von Agrarland, der exzessiven Ausbeu-tung von Bodenschätzen sowie durch die Nutz-barmachung der natürlichen Ressourcen hat sich die Lage für viele Kleinbauernfamilien und Urein-wohner in den letzten Jahren zusehends ver- schlechtert.

Vorbereitungen zu einem der Infrastruktur Projekt Monitorings und persönliches «Empowerment» für meinen philippinischen Counterpart Modesto Bahul. Dank eines gespendeten Laptops aus der Schweiz und meiner Unterstützung, konnte sich der 66-jährige Bauer und Korruptionsexperte im letzten Jahr eine gute Basis im Umgang mit Computern aneignen. Für Modesto ist die Arbeit am Computer zwar noch immer neu, doch steht er mittlerweile mit vielen Menschen im Mail-Kontakt, tauscht Wissen und Infos aus und produziert wertvolle Unterlagen für unsere gemeinsamen Aktivitäten beim SADC. Mitzuerleben welche Früchte diese Art der Zusammenarbeit bereits jetzt trägt, gehört zweifellos zu meinen «Highlights» im vergangenen Jahr.

Modesto Bahul erklärt der Interessierten Bevölkerung von Tadjan, Mountain Province, wie man die für das Infrastruktur Monitoring notwendigen Dokumente bei den Behörden beschafft.

3 Bethlehem Mission Immensee

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Rundbrief Nr. 4 | Januar 2014

Man muss sich vor Augen führen, dass in einem Land das per Gesetz den Landkauf an Ausländer verbietet, zur Zeit fast ein Viertel der Gesamtflä-che der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche aus-ländischen Investoren angeboten wird. Dies ohne Rücksicht auf die langfristigen Folgen für Mensch und Umwelt und ungeachtet der Tatsache, dass die angebotenen Flächen tatsächlich fast immer von Kleinbauern oder Ureinwohnern besiedelt werden.

Beispiel: Staudammprojekt in Natonin, Mt. Province

In Natonin haben im vergangen Jahr die Bauarbei-ten zu einem der grössten Staudammprojekte der Philippinen begonnen. Unter dem Vorwand der Erreichung der Milleniumsziele zur Ernährungssi-cherheit, setzten sich die Behörden sorglos über die geltenden Gesetze zum Schutze der indigenen Urbevölkerung sowie der Umwelt hinweg.

Die Begünstigten dieses grossangelegeten Bewäs-serungsprojektes sind die weit entfernten Felder in den fruchtbaren Ebenen der Grossgrundbesit-zer, die durch die ganzjährige Bewässerung, die Erträge verdoppeln oder gar verdreifachen können.

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Ein Repräsentant der Dorfältesten von Tuboy, Natonin, Mountain Province erklärt Modesto Bahul und mir die Bedenken und Ängste der vom Staudamm betroffenen Kleinbauernfamilien und bittet uns (SADC) um Unterstützung.

raufhin drohte die philipinische Armee ein Infan-triebatallion ins Gebiet zu entsenden.

Schliesslich konnte durch viele Gespräche verbun-den mit langen Reisen und durch den Einfluss von lokalen Priestern das Eingreifen der Armee verhin-dert und der Abzug der NPA begünstigt werden. Allerdings ein sehr bescheidener Erfolg. Das Stau-dammprojekt ist noch nicht vom Tisch und ange-sichts der Übermacht der gestellten Fakten sind die Aussichten auf einen nachhaltigen Erfolg wohl eher düster.

Unserem uneigennützigen und solidarischen Han-deln wurde hingegen sehr viel Vertrauen und Dankbarkeit entgegengebracht. Trotz der schwie-rigen Ausgangslage sind wir hoch motiviert, uns auch im neuen Jahr weiterhin für die Rechte der indigenen Bevölkerung und für die Bewahrung ihres Lebensraumes einzusetzen.

Beispiel: Gentechnisch veränderter Mais in Alfonso Lista, Ifugao Province

Ganz anderst gelagert und doch auch auf ähnlich korrupte Machtstrukturen zurückzuführen ist das folgende Beispiel:

Ebenfalls unter dem Vorwand der Erreichung der Milleniumsziele zur Ernährungssicherheit, fördern die philippinischen Behörden zusammen mit privaten Investoren der Agroindustrie wie Bayer, Syngenta, Monsanto und Pioneer seit einigen Jahren die Umstellung der traditionellen Landwirt-schaft auf eine Dünger und Pestizid intensive agroindustrielle Landwirtschaft - schliesslich lässt sich mit Produkten für den Anbau in der Landwirt-schaft viel Geld verdienen.

So sind beispielsweise praktisch alle Maisfelder in unserer Provinz mit Saatgut des US-Konzerns Monsanto bepflanzt. Gentechnisch zugeschnitten

«...the effect of the militarization is big for us,

especially because our farmers are often working

in the fields far from their villages. The people

fear for their lives because the army always carry

guns.» Priester Alain Basilio, Natonin

Das dreiste Vorgehen der nationalen Behörden hatte im Vorfeld bereits die Rebellen der New Peoples Army (NPA) auf den Plan gerufen. Da-

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Rundbrief Nr. 4 | Januar 2014

Links Manong Toni und rechts Barangay Captain Edwin P. Dulnuan. Beides Kleinbauern in Dulao, Ifugao.Im Hintergrund sieht man ein kleines Testfeld mit Bio-Zuckerrohr für die Produktion von Muscovado-Zucker. Bei der Suche nach alternativen Einkommensmöglichkeiten unterstützt das SADC Bauernfamilien in Dulao mit Know-how sowie bei der Vermark-tung ihrer Produkte. Foto: Fr. Val Dimoc

Eine scheinbar intakte, kleinräumige Kulturlandschaft in Alfonso Lista, Ifugao. Doch der Schein trügt, rechts des Flusses befindet sich eines der vielen Genmais-Felder.

Edwin P. Dulnuan ist selber Bauer und Gemeinde-präsident von Dulao, wo sich in den letzten Jahren fast alle Bauern vom Landwirtschaftsamt zum Anbau von BT-Corn (Gentechnisch verändertem Mais) verleiten haben lassen.

Seine nachfolgenden Aussagen sollen hier bei- spielhaft zeigen, was ebenfalls für viele andere Kleinbauernfamilien in Ifugao und anderswo auf den Philippinen zutrifft. Die Aussagen sind sinnge-mäss wiedergegeben:

«Das Problem mit dem gentechnisch veränderten Saatgut ist, dass es so modifiziert ist, dass man es nur einmal anpflanzen kann und man im nächsten Jahr erneut viel Geld für neues Saatgut ausgeben muss. Aber damit nicht genug, auch die Dünger und Pestizide die es braucht, werden jedes Jahr teurer. Praktisch alle Bauern, mich eingeschlossen, hatten sich nach kurzer Zeit verschuldt. Viele von uns haben jetzt Angst, dass man uns wegen der Schulden das Land wegnimmt.»

Ich erzähle ihm, dass ich schon Bauern mit Kanis-tern auf dem Rücken durch die Felder laufen sehen habe – barfuss, ohne Handschuhe und Mundschutz.

«Ja das stimmt. Unsere Körper absorbieren die Chemikalien die wir benutzen. Unsere Zehen- nägel sterben ab und viele Bauern klagen über weitere Gesundheitsprobleme meistens aber über Leber- und Nierenprobleme. Ich würde nichts lieber tun, als Samen zu pflanzen, die nicht so viel Dünger und Pestizide bräuchten. Und ich bin auch sicher, dass mir die Mehrheit der Bauern im Dorf in diesem Punkt zustimmt. Leider sind unsere Bödern aber derart ausgelaugt, dass wir nicht einfach wieder unsere alten Maissorten anpflan-zen können. Die Böden brauchen Zeit. Aber wenn du Schulden hast, hast du keine Zeit.»

auf Monsanto-Dünger und dem höchst umstritte-nen Monsanto-Herbizid Glyphosat.

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Kaffee made by SADC - oder eine weitere alternative Einkommensmöglichkeit für Kleinbauernfamilien

Besucht man Filipin@s zuhause oder bei der Arbeit, kommt man um ein «Mun kape tayo» nicht herum - lasst uns Kaffee trinken! Entgegen vieler Vorstellungen wird auf den Philippinen nicht Tee sondern Kaffee getrunken. Der Kaffee war bis Ende der 1980-er Jahre ein florierendes Geschäft. Der Kaffeepestvirus sowie der Ausstieg der USA aus dem internationalen Kaffeekartell machten die Philippinen schliesslich von einem Kaffeeex-portland zu einem Kaffeeimportland. Das SADC versucht bereits seit Jahren mit einer eigenen Kaffeeproduktion die lokalen Bauern zu stärken. Zudem schmeckt der selbstgemachte auch viel besser und ist gesünder, als die hier weitverbreite-ten wasserlöslichen Fertigmischungen.

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Rundbrief Nr. 4 | Januar 2014

Gemeinsamer Augenschein eines Strassenbauprojektes mit verschiedenen Behördenvertretern. Festgestellte Mängel werden vor Ort besprochen. Mit der Realisierung der zweiten Etappe sollen diese dann behoben werden - verspricht man uns.

Hier ein Bewässerungskanal der - rund 200 Meter vor den zu bewässernden Reisfeldern - abrupt stoppt. Das Projekt gilt als offiziell beendet und wurde bereits vollumfänglich bezahlt.

Bei einer vorgängigen Brückeninspektion hatten wir darauf bestanden, dass wir im Anschluss noch die Baupläne sichten möchten. Dabei hat sich herausgestellt, dass man auf der gesamten Länge einen etwa zwei Meter breiten Fussgängerbe-reich «vergessen» hatte zu bauen. Foto: Daniela Rieder

Monitoring von öffentlichen Infrastrukturbauten

Der Hauptteil meiner Arbeit beim SADC gehört der Motivation, Ausbildung und Begleitung von Freiwilligen, für das Monitoring von öffentlichen Infrastrukturbauten. Gerne gewähre ich auch noch einen kurzen Einblick in dieses sehr abwechslungsreiche - manchmal irrwitzige - aber immer wieder spannende Tätigkeitsfeld.

Kaffeebäuerinnen beim Abpacken von Kaffee in der SADC eigenen Kaffeerösterei in Ibulao, Lagawe

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Rundbrief Nr. 4 | Januar 2014

Jenni im Gespräch mit einem Häftling

Weihnachten im Gefängnis

Zusammen mit den KatechetInnen unserer Pfarrei und vielen nützlichen Geschenken feierten wir dieses Jahr Weihnachten im Provinzgefängnis. Das Gefängnis umfasst um die 70 Insassen, viele verbüssen ihre Strafe wegen Mordes und anderen schweren Delikten. Andere sind unter einem Vorwand wegen ihrer geistigen Behinderung oder psychischen Erkrankung eingesperrt, so beispiels-weise ein heute 30-jähriger Schizophrener. Er sass deshalb 14 Jahre im Gefängnis.

Beim Feiern gab es viele berührende Begegnun-gen und herzliche Momente. Besonders stark kam dies beim gemeinsamen «Ifugao-Volkstanz» zum Ausdruck. Bleibt zu hoffen, dass wir sie auch in ihrem Glauben stärken konnten, eines Tages wieder in Freiheit zu sein. Eine weibliche Insassin, die wegen Drogenhandels seit 4 Jahren im Gefängnis sitzt, meinte beim Abschied voller Zuversicht: «See you in Lagawe!»

Neujahrsgruss aus Lagawe

In ihrer diesjährigen Neujahrsbotschaft ruft die philippinische Landeskirche zu einem gesellschaft-lichen Neuanfang auf. «Wir beten für ein Ende des Kidnappings, wir beten für ein Ende der Gewalt. Wir erflehen ein Ende des Terrorismus und die Umkehr der Korrupten», so der Vorsitzen-de der nationalen Bischofskonferenz, Erzbischof Socrates Buenaventura Villegas, in seiner im Inter-net veröffentlichten Botschaft für 2014.

Bethlehem Mission Immensee

Diesem Aufruf möchten wir uns anschliessen. Dass im kommenden Jahr jedoch eine wirksame Antwort gegen die Korrupten dieses Landes gefunden wird, wagen wir kaum zu hoffen.

Persönlich hingegen haben wir viel Zuversicht. Wir erwarten, dass es uns gelingen wird einer Reihe von Menschen zu begegnen und durch Begleitung, Verständnis und Verständigung mehr an innerer Freiheit und an der Fähigkeit miteinan-der umzugehen wachsen kann.

Mit diesem Freudensprung eines Mädchens aus Mungayan wünschen wir allen viel Energie und Lebensfreude für das neue Jahr!

Herzlich

[email protected]

Unsere Postadresse:

Jenni Keel & Sascha Müller St. Mary Magdalene Catholic Mission Station

Lagawe 3600 / Ifugao (Philippines)