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Der Tatort aus Kiel Das Ende des Schweigens Sonntag, 11.02.2007 | 20.15 Uhr im Ersten

RZ Tatort Ende Schweigens - NDR.de · Maren Eggert Thomas Heinze Susanne Lothar u.a. Buch Jörg von Schlebrügge ... Sandra Nedeleff,Wolfgang Packhäuser,Neelam ... an der School

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Der Tatort aus KielDas Ende des Schweigens

Sonntag, 11.02.2007 | 20.15 Uhr im Ersten

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SendeterminSonntag, 11.02. 2007 | 20.15 Uhr im Ersten

Tatort:Das Ende des SchweigensNDR Fernsehfilm

MitAxel MilbergMaren EggertThomas HeinzeSusanne Lotharu. a.

BuchJörg von Schlebrügge

RegieBuddy Giovinazzo

Ein Segelboot treibt orientierungslos auf offener See umher. An Bord befinden sich Kleidungsstücke von SilkeRohwedder. Hat sie Selbstmord begangen? Borowski unter-sucht Silke Rohweders Wohnung. Diese ist blitzsauber, esriecht nach Putzmittel. An den Wänden fehlen ein paar Fotos, die offensichtlich heruntergerissen wurden. Hat Silkeihre Wohnung noch einmal so richtig saubergemacht, be-vor sie mit dem Boot abgelegt hat, um sich umzubringen?Wozu? Und wer war auf den fehlenden Bildern?

Die Nachbarn erzählen Borowski, dass Silke seit kurzem einen Freund hatte. Die Überprüfung eines Rezepts in SilkesHandtasche fördert eine weitere Neuigkeit zu Tage: Sie war schwanger. Und Silkes Mutter bestätigt, dass sich ihreTochter auf das Kind gefreut hat.Warum also der Selbst-mord? Immer mehr Indizien bringen Borowski zu der Über-zeugung, dass es kein Selbstmord war. Und Silkes neun-zehnjährige Schwester Maxie verhält sich sehr seltsam.Was weiß sie über den Tod ihrer Schwester?

Die Spur führt zu dem toten Uhrmacher Kovac, der vor einiger Zeit in seinem Auto einem Herzschlag erlag. Offen-sichtlich benutzt Silkes Freund die Papiere des Toten, dieihm gestohlen wurden. Aber warum?

Borowski befragt die Polizisten, die damals als erste beidem toten Kovac waren. Einer von ihnen war Claes Möller,der Kovac erstaunlich ähnlich sieht. Eine Tatsache, die seine Kollegen damals auch festgestellt haben. Es ver-dichten sich die Vermutungen, dass Möller damals Kovacs Papiere gestohlen hat, um sich der Identität des Toten zubedienen ...

KurzinhaltAuf offener See wird ein leeres Segelboot gefunden. AnBord: Jacke, Schuhe und Handtasche von Silke Rohwedder,von ihr selbst keine Spur. Kommissar Borowski ermitteltin einem Familiendrama und den Schatten der Vergan-genheit.

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Inhalt

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StabBuchJörg von SchlebrüggeRegieBuddy GiovinazzoKameraRoman NowocienSchnittAnne FabiniKostümbildKatja E. WaffenschmiedSzenenbildZazie KnepperMusikFabian RömerTonStefan Schmahl, Christian PohlProducerMartina MouchotProduzentinKerstin RamckeProduktionsleitungPeter NawrotzkiRedaktionDoris J. Heinze

BesetzungKlaus BorowskiAxel MilbergFrieda JungMaren EggertClaes MöllerThomas HeinzeCora RohwedderSusanne LotharMaxie RohwedderAnna BrüggemannRoland SchladitzThomas KügelCarla BorowskiNeelam Schlemminger

sowieCorbin-Jermain Broders, Ute Feddersen-Hansen,Albrecht Ganskopf, Gerd Hausotto, Jan Peter Heyne,Hermann Killmeyer, Lilia Lehner, Bernd Moss,Sandra Nedeleff,Wolfgang Packhäuser, Neelam Schlemminger, Oliver Törner, Kristina Walter u. v. a.

Drehzeit27. April bis 31. Mai 2006DrehortKiel und UmgebungLänge90 Minuten

Die Reihe „Tatort“ ist eine Gemeinschaftsproduktion von ARD und ORF,„Tatort: Das Ende des Schweigens“ wurdehergestellt von Studio Hamburg im Auftrag des NDR.

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Jörg von Schlebrügge Drehbuch

Der Autor Jörg von Schlebrügge wurde 1961 in Kiel geboren;sein Drehbuch „Das Ende des Schweigens“ ist das erste für einen Kieler NDR-Tatort. Jörg von Schlebrügge schlosssein Studium der Germanistik und Geschichte in Münchenab. Dort lebt er mit seiner Frau und zwei Kindern.

Aus seiner Feder stammen die Drehbücher zu diversen Kurz-filmen, bei denen von Schlebrügge ebenfalls Regie führte,dazu zählen beispielsweise „Sushi“ und „Eyecatcher“, derdas Prädikat „Besonders wertvoll“ erhielt. Darüber hinauszählen u. a. Drehbücher für „Ein Fall für Zwei“ zu seinenWerken. Besonders bemerkenswert war die Drehbuch-arbeit zu seinem ersten abendfüllenden Fernsehfilm „Der Anwalt und sein Gast“, bei dem Torsten C. Fischer die Regieführte. Von Schlebrügge war für diesen Psychothriller

mit Heino Ferch und Götz George in den Hauptrollen 2003beim Münchner Filmfest für den Hypopreis nominiert;außerdem erhielt der Film drei Deutsche Fernsehpreise.

Filmografie (Auswahl)Fernsehen2007Tatort: Das Ende des Schweigens (Buch)2003Der Anwalt und sein Gast (Buch)1994Ein Fall für Zwei (2 Folgen, Buch)KurzfilmeSushi (Buch u. Regie)Eyecatcher (Buch u. Regie)

Der Autor und Regisseur Buddy Giovinazzo wurde 1960 aufStaten Island, New York, geboren, wo er auch seine Kindheitund Jugend verbrachte. Schon als Schüler begann er, Super-8-Filme und Musikvideos zu drehen. Nach seinem Studiumarbeitete er in den Jahren 1985 bis 1995 als Filmdozentan der School of Visual Arts in Manhattan und an der City University of New York. Ebenfalls im Jahr 1985 drehte Giovinazzo mit 25.000 US-Dollarn den Horrorfilm „CombatShock“. Danach folgten Kurzfilme, Musikvideos und auchDrehbucharbeiten.Weitere Produktionen von Buddy Giovi-nazzo sind „Slice of Life“ (1996) und „The Unscarred/UnterBrüdern“ (1999). 1998 erhielt der Künstler ein Stipendium in Berlin. Seitdem lebt und arbeitet er in der Hauptstadt. In-zwischen zählen zu seinem Werk neben den Filmarbeitenauch Romane und Novellen wie „Cracktown“,„Poesie derHölle“ oder „Potsdamer Platz“. Hierzu hat Giovinazzo inzwi-schen auch das Drehbuch verfasst, eine Verfilmung ist für2007 geplant. Gemeinsam mit Christian Limmer erarbeite-te er die Polizeiruf 110-Folgen „Tiefe Wunden“ und „Mit an-deren Augen“. In letzterem übernahm Udo Kier die Haupt-gastrolle des Profilers. Nun verleiht Buddy Giovinazzoneben Regiearbeiten für die Reihe „Wilsberg“ auch einerweiteren Tatort-Folge sein unverwechselbares Profil.

Filmografie (Auswahl)Fernsehen2007Tatort: Das Ende des Schweigens (Regie)2006Polizeiruf 110: Mit anderen Augen (Regie u. Buchmitarbeit)2005 Wilsberg – Schuld und Sühne (Regie)Wilsberg – Todesengel (Regie)2003Polizeiruf 110:Tiefe Wunden (Regie und Buchmitarbeit)Tatort: Dreimal schwarzer Kater (Regie)

Kino1999The Unscarred (Regie)1996 No Way Home (Unter Brüdern) (Regie und Buch)1989 She’s Back (Regie und Buch)Maniac 2: Mr. Robbie (Regie)1986 Combat Shock (Regie und Buch)

Buddy Giovinazzo Regie

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Gespräch mit Buddy Giovinazzo

„Die Chemie zwischen Klaus Borowski und Frieda Jung erinnert mich an eine altmodische Liebesgeschichte aus dem Hollywood der Vierzigerjahre.“

Zu Ihren Arbeiten in Deutschland gehören Filme der Krimireihen „Polizeiruf 110“ und „Wilsberg“ sowie ein „Tatort“ (WDR). Wie sind Sie an diesen NDR-„Tatort“ herangegangen? Die entscheidende Frage ist für mich immer, ob mich dieBesetzung reizt, danach kommt die Auseinandersetzungmit dem Drehbuch. Axel Milberg und Maren Eggert findeich klasse. Ich habe Axel Milberg vor fünf oder sechs Jahrenin München kennen gelernt. Er sagte, mein „Polizeiruf 110:Tiefe Wunden“ mit Edgar Selge habe ihm sehr gut gefallenund er schlug vor, dass wir auch mal zusammen arbeiten.Ich hatte bereits vor ein paar Jahren das Angebot, einen Kieler „Tatort“ zu inszenieren, konnte es aber aus Zeitgrün-den nicht annehmen. Ich war jedoch immer im Kontaktmit der Producerin Martina Mouchot – und jetzt hat esendlich geklappt!

Was unterscheidet dieses Team von anderen Kommissaren,was zeichnet es besonders aus?Die Chemie zwischen Klaus Borowski und Frieda Jung erinnert mich an eine altmodische Liebesgeschichte aus dem Hollywood der Vierzigerjahre – wie zum beispiel mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall. Es gibt eine starke sexuelle Spannung zwischen den beiden, die Be-gierde ist bei ihnen aber stärker als das Ziel. Axel Milberg ist einer der besten Schauspieler, mit denen ich gearbeitethabe. Er hat einen großen Instinkt, sein Sinn für Humor ist wunderbar dezent und entspricht mir sehr. Ich habe ihm gesagt, Klaus Borowski ist ein Gentleman. Er würdebeispielsweise nie eine Frau anschreien. Die Frau hatimmer das letzte Wort.Wir haben also diesen Kriminal-hauptkommissar, der alles unter Kontrolle hat, aber wenn er sich mit Frauen auseinander setzt, verliert erjedes Mal – das ist bei Frieda Jung so, bei Cora Rohwedder,bei Maxi Rohwedder und auch bei seiner Tochter Carla.Das finde ich charmant und interessant, denn er muss nicht alles gewinnen.Maren Eggert ist als Schauspielerin ein zeitloser Typ. Sie

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könnte in den Dreißigerjahren leben, in den Siebzigern odereben heute. Sie könnte alles spielen. Das finde ich klasse.

Auch Kommissar Borowskis Chef Roland Schladitz,gespielt von Thomas Kügel, spielt in diesem Film wieder eine größere Rolle.Thomas Kügel war fantastisch, er war selbst in technischschwierigen Szenen fast jedes Mal perfekt. Dabei ist dieseRolle für einen Schauspieler kompliziert. Es wäre sehr einfach, Roland Schladitz unsympathisch zu gestalten. Ichwollte aber nicht, dass er ein harter, idiotischer Chef ist.Deshalb habe ich zu Thomas Kügel gesagt, Roland Schladitzist ein cooler Typ, er will nicht der Böse sein.Thomas Kügelhat das komplett verstanden, er war toll.

In „Das Ende des Schweigens“ taucht erstmals wieder Carla auf, die Tochter von Klaus Borowski, die eigentlich bei ihrer Mutter lebt. War es schwierig, diese Figur wiedereinzubinden? Nein. Carla ist in diesem Film der Gegenentwurf zu MaxieRohwedder. Axel Milberg und ich waren uns einig, dass Borowski im Umgang mit Maxie Rohwedder immer das Gefühl hat, sie könnte seine Tochter sein. Deshalb ist er besonders sensibel, wenn er mit Maxie umgeht. Die Fa-milienszenen zwischen Carla und Klaus Borowski warenauch sehr wichtig, weil sie humorvoll sind und eine andereFacette des Kommissars zeigen. Man spürt, dass es zwi-

schen ihm und seiner jugendlichen Tochter eine Lücke gibt, die wächst, je älter sie wird. Das sieht man auch in der Szene, in der Borowski das Abendessen vorbereitet: Er gestaltet mit Gurken und Tomaten ein süßes Spiegeleigesicht und sie hört im Kinderzimmer harten Rap.

Neben der Familientragödie, die sich in diesem Film lang-sam aufblättert, gibt es immer wieder Szenen, die miteinem Augenzwinkern erzählt werden, wie es auch bei„Wilsberg“ und Ihrem „Tatort“ mit Jan Josef Liefers undAxel Prahl der Fall war. Liegt Ihnen diese Balance zwischendramatischen und humorvollen Szenen? Es ist immer kompliziert, diese Balance zu finden. MitSchauspielern wie Axel Milberg oder Jan Josef Liefers istes jedoch leicht, weil sie selbst ein großes Gespür dafür haben und als Schauspieler sehr ernsthaft sind.

Im Gegensatz zu Ihrem letzten „Polizeiruf 110: Modus Operandi“, der eher blutig war, spielt Gewalt in „Das Endedes Schweigens“ eine untergeordnete Rolle.Ich musste für „Polizeiruf 110: Modus Operandi“ viel Kritikeinstecken. Einige Kritiker schrieben, ich sei ein Splatter-Regisseur. Das finde ich beleidigend. Ich bin kein Splatter-Regisseur. Ich gehe immer von der Notwendigkeit der Geschichte aus, und in dem „Polizeiruf“ ging es nun mal um einen Serienmörder, der brutal zuschlägt. Gewalt istfür mich keine Unterhaltung. Ich mag die komische Gewalt

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wie z. B. in Tarantino-Filmen nicht. Ich bin New Yorker – ichhabe in meinem Leben Gewalt erlebt; das war für mich im-mer schockierend, ich war traumatisiert.Wenn es Gewaltin einem Film gibt, muss sie hart und schockierend sein,genau so, wie sie in der Realität auch ist. In „Das Ende desSchweigens“ gibt es so gut wie keine Gewalt, sogar derSelbstmord ist friedlich. Auch deshalb war dieser Film fürmich perfekt nach dem „Polizeiruf 110: Modus Operandi“.

In Ihren Filmen wie „No Way Home“ spielen Familien oder familiäre Bindungen eine große Rolle. Auch in „DasEnde des Schweigens“ wird das Verhältnis der Eltern zu ihren Kindern auf jeder Handlungsebene thematisiert.Ist die Familie ein wichtiges Thema für Sie?Ja. Für mich dreht sich alles um Familienthemen oder Liebesgeschichten, die reinen Krimielemente finde ich nichtso interessant. Im Krimi haben wir alles schon gesehen.Es gibt einen Mord, es gibt einen Hauptkommissar, der er-mittelt, das ist relativ einfach und langweilig. Für mich sindes die persönlichen Elemente, die einen Film ausmachen.

Was für einen Akzent wollten Sie in „Das Ende des Schweigens“ setzen?In dieser Geschichte ist aus meiner Sicht jeder ein Opfer.Meistens weiß man in einem Krimi schon nach den erstenzehn Minuten, wer der Schuldige ist. Hier nicht. Hier gibtes keinen Bösen.

Ihre Inszenierung ist sehr klar, es gibt wenig Musik.Dieser Film ist fast wie ein Kammerspiel oder ein Theater-stück. Ich wollte den Zuschauer nicht durch Musik manipu-lieren. Und ich wollte auf keinen Fall vom Spiel der Schau-spieler ablenken.Wenn man so eine großartige Besetzunghat, muss man die Schauspieler mit allen Mitteln unter-stützen. Gerade Susanne Lothar ist fantastisch. Ich hattemit ihr noch nie gearbeitet und bin absolut begeistert!

Auch mit Thomas Heinze hatten Sie noch nie einen Film gedreht.Wir wollten vor einigen Jahren einen Film zusammen machen, aber es hat damals nicht geklappt.Wir waren aberseitdem immer in Kontakt.Thomas Heinze ist bekanntfür komödiantische Rollen, für leichte Unterhaltung. Michinteressiert es jedoch, Schauspieler auch mal gegen denStrich zu besetzen. Ich dachte, er ist so ein toller Schau-spieler, die Rolle des Claes Möller wäre perfekt für ihn. Es

war eine sehr gute Zusammenarbeit.Thomas Heinze istja fast Amerikaner. Genau genommen ist er wie ein Amerikaner für mich, denn dann, wenn er englisch mitmir spricht, ist er ein komplett anderer Typ.

Maxie Rohwedder ist eine anspruchsvolle Rolle mit vielenemotionalen Ausbrüchen. Wie sind Sie an die Besetzungdieser Figur herangegangen? Diese Rolle war am schwierigsten zu besetzen. Die CasterinEsther Klostermann und ich haben uns sehr viele Schau-spielerinnen angesehen. Anna Brüggemann war für mich eine große Überraschung, sie hat eine erstaunlicheschauspielerische Reife.

In der deutschen Krimilandschaft haben Sie sich mitdiesem Film ganz in den Norden hochgearbeitet. Was füreine Erfahrung war es, in Kiel zu drehen? Wie wollten Sie Kiel zeigen? Es war wunderbar, in Kiel zu drehen. Kiel ist für mich wiedas Dorf in „Der weiße Hai“: Es ist ein Planet für sich. Kiel istangenehm, es ist überschaubar und sehr offen. Ich mag dasMeer, die Schiffe. Auf Plattdeutsch verstehe ich allerdingskein Wort – das ist eine Fremdsprache für mich (lacht). Diekleineren Städte in Deutschland, wie Kiel oder Münster,gefallen mir überhaupt sehr gut – vielleicht gerade, weil ichein Großstadttyp aus New York bin, der in Berlin lebt.

Derzeit bereiten Sie in Los Angeles die Verfilmung Ihres Romans „Life is hot in Cracktown“ vor. Bleiben Sie trotzdemBerlin treu? Absolut. Berlin ist meine Wahl-Heimat. Ich vermisse in LosAngeles das reale Leben, wie ich es aus Berlin kenne – esgibt keine Realität hier.

Woran werden Sie als nächstes arbeiten? An der Verfil-mung Ihres Romans „Potsdamer Platz“?Nein,„Potsdamer Platz“ wird von dem Regisseur Tony Scott verfilmt, ich habe nur das Drehbuch geschrieben. DerFilm soll vielleicht 2007 gedreht werden, vielleicht aberauch nicht – es ist eben Hollywood. Ich inszeniere ab An-fang 2007 „Life is hot in Cracktown“ in Los Angeles als Low-Budget-Produktion – mit einem kleineren Budget, alses ein „Tatort“ hat. Im Frühling komme ich zurück nachDeutschland. Ich habe bereits Angebote aus Deutschlandvorliegen und werde möglicherweise Serienepisoden undwieder einen Film aus einer Krimireihe inszenieren.

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Axel Milberg ist Klaus Borowski

Nach seiner Schauspielausbildung an der Otto-Falcken-berg-Schule in München gehörte Axel Milberg von 1981 bis 1998 dem Ensemble der Münchner Kammerspiele an.Er spielte in Inszenierungen von Zadek, Lang, Langhoff,Dorn, Herzog, Steckel oder Griem und stand in Klassikernwie „Kalldewey Farce“,„Kirschgarten“,„Der zerbrocheneKrug“,„Wie es Euch gefällt“,„Tartuffe“ und „Woyzeck“ auf der Bühne.

Bereits während der Theaterarbeit drehte Milberg sechsKriminalgeschichten mit Bruno Ganz als Privatdetektiv Tassilo Grübel. Durch den Kinofilm „Nach Fünf im Urwald“,den Mehrteiler „Der Schattenmann“, das Remake „Es ge-schah am helllichten Tag“ oder der Produktion „Der toteTaucher im Wald“ wurde Axel Milberg dem Film- und Fern-sehpublikum bekannt. Zu seinen herausragenden Rollenzählen ebenso „Long Hello und Short Goodbye“,„Jahres-tage“, die Fernsehdokumentation „Jud Süß- Ein Film als Verbrechen?“ oder „Stahlnetz: PSI“. Seit 2003 ermitteltAxel Milberg in seiner Heimatstadt Kiel für den NDR-Tatort.Zu seinen jüngsten Projekten zählen das 2006 mit demDeutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Kammerspiel „Silberhochzeit“ und „Doktor Martin“, sechs Folgen schwarzen Humors.

Als Kriminalhautkommissar Klaus Borowski löst Axel Milberg im „Tatort – Das Ende des Schweigens“ seinen achten Fall.

Filmographie AuswahlFernsehen:2006Doktor Martin (Regie: Markus Imboden/Josh Broecker)Tatort – Das Ende des Schweigens (Regie: Buddy Giovinazzo)Tatort – Mann über Bord (Regie: Lars Becker)Commissario Brunetti – Dunkle Stunde der Serenissima(Regie: Sigi Rothemund)2005Tatort – Borowski in der Unterwelt (Regie: Claudia Garde)Durch Himmel und Hölle (Regie: Matthias Tiefenbacher)Tatort – Sternenkinder (Regie: Hannu Salonen)Silberhochzeit (Regie: Matti Geschonneck)2004Tatort – Schattenhochzeit (Regie: Kaspar Heidelbach)Tatort – Stirb und Werde (Regie: Claudia Garde)Speer und Er (Regie: Heinrich Breloer)Der Mann von nebenan lebt! (Regie: Miguel Alexandre)Spiele der Macht (Regie: Markus Imboden)2003Tatort – Väter (Regie:Thomas Freundner)Tatort – Schichtwechsel (Regie: Christine Hartmann)Stauffenberg (Regie: Jo Baier)Die Rosenzüchterin (Regie: Erhard Riedlsperger)2002Balthasar Blitz (Regie: Andrea Katzenberger)Unter Verdacht (Regie: Friedemann Fromm)2001Stahlnetz – PSI (Regie: Markus Imboden)Der Mann von nebenan (Regie: Dror Zahavi)2000Jahrestage (Regie: Margarethe von Trotta)Jud Süß´- Ein Film als Verbrechen? (Regie: Horst Königstein)Frightmares (Regie: M. Cross)1996Es geschah am helllichten Tag (Regie: Nico Hofmann)1995Der Schattenmann (Regie: Dieter Wedel)1990Tassilo – Ein Fall für sich (Regie: Hajo Gies)

Kino:2005/2006Neben der Spur (Regie: Detlef Bothe)

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2003Baltic Storm (Regie: Reuben Leder)2002Vienna (Regie: Peter Gersina)2001Leo und Claire (Regie: Joseph Vilsmaier)Babij Jar (Regie: Jeff Kanew)1999Der tote Taucher im Wald (Regie: Marcus O. Rosenmüller)1998Long Hello and Short Goodbye (Regie: Rainer Kaufmann)St. Pauli Nacht (Regie: Sönke Wortmann)1997Der Campus (Regie: Sönke Wortmann)1996Rossini (Regie: Helmut Dietl)14 Tage lebenslänglich (Regie: Roland Suso Richter)1995Irren ist männlich (Regie: Sherry Horman)Nach Fünf im Urwald (Regie: Hans-Christian Schmid)

Statement von Axel Milberg

„Es gibt eben auch im friedlichen Kiel Familien, die zerstört und kaputt sind.“

Den Film habe ich noch nicht gesehen, aber das Buch beginnt so:„The Long Leg“, von Edward Hopper 1935 gemalt, ist das Erste, was wir sehen. Ein Segelboot vorStrand und Leuchtturm an der Küste Long Islands.Buddy Giovinazzo aus New York führt Regie, Susanne Lothar spielt die Mutter zweier Töchter. Die eine istverschollen, vielleicht ertrunken, Selbstmord? Die anderejung, einsam, zornig, verletzt. Kaum älter als Carla,Borowskis Tochter. Es gibt eben auch im friedlichen Kiel Familien, die zerstört und kaputt sind, nicht mehr zugänglich für einen Trost, wie ihn die stillen Bilder Edward Hoppers geben können.

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Maren Eggert ist Frieda Jung

Die gebürtige Hamburgerin absolvierte von 1994 bis 1998ihre Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schulein München. Noch während ihrer Schauspielschulzeitschnupperte Maren Eggert Theaterluft und ist den Bühnenbis heute treu geblieben. So holte Leander Haussmann sie 1998 aus München an das Schauspielhaus Bochum,wo Maren Eggert große Erfolge feierte. Seit 2000 istsie festes Mitglied im Ensemble des Thalia Theaters in Hamburg. Im Jahr 2002 wurde die Künstlerin für die Darstellung der „Klara“ in „Klaras Verhältnisse“ von Dea Loher, der „Agnes“ in „Das Kind“ von Jon Fosse und für zwei weitere Rollen mit dem Boy-Gobert-Preis der Görber-Stiftung ausgezeichnet. In der Spielzeit 06/07 überzeugtMaren Eggert im Thalia weiterhin als Gräfin in Frank Wedekinds „Lulu“, das von Michael Thalheimer inszeniertwird, sowie u. a. in „Das wird schon. Nie mehr lieben“ von Sibylle Berg (Regie: Isabel Osthues) und in Lessings

„Minna von Barnhelm“ (Regie: Niklaus Helbling). StephanKimmigs Interpretation von Christopher Hamptons „Ge-fährliche Liebschaften“ mit Maren Eggert und Felix Knoppin den Hauptrollen ist seit Herbst 2006 am Thalia-Theaterzusehen.

Der preisgekrönte Kinofilm „Das Experiment“, der auchinternational erfolgreich war, machte sie über Nacht demgroßen Kinopublikum bekannt. Dort spielte sie die Freundindes von Moritz Bleibtreu verkörperten Journalisten. In demKinofilm „Marseille“ (Regie: Angela Schanelec) war sie inder weiblichen Hauptrolle zu sehen.Weitere Kinofilme mitMaren Eggert waren Rainer Kaufmanns „Die Apothekerin“oder „Marianne Hoppe – Die Königin“. Auch Fernsehfilmenwie „Commissario Brunetti“ und „Die Verbrechen des Prof.Capellari“ verlieh sie durch ihre schauspielerische LeistungProfil.

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Statement von Maren EggertFilmografie (Auswahl)Fernsehen2007 Tatort: Das Ende des Schweigens (Regie: Buddy Giovinazzo)2006 Tatort: Mann über Bord (Regie: Lars Becker)Tatort: Sternenkinder (Regie: Hannu Salonen)2005 Die Frau am Ende der Straße (Regie: Claudia Garde)Tatort: Borowski in der Unterwelt (Regie: Claudia Garde)2004 Tatort: Schattenhochzeit (Regie: Kaspar Heidelbach)Tatort: Stirb und werde (Regie: Claudia Garde) 2003 Tatort: Schichtwechsel (Regie: Christine Hartmann) Tatort:Väter (Regie:Thomas Freundner)2002 Schattenlinie (Regie: Markus Imboden)2001 Commissario Brunetti – Nobilita (Regie: Sigi Rothemund)1997 Eine ungehorsame Frau (Regie:Vivian Naefe)Die Verbrechen des Prof. Capellari – Still ruht der See (Regie: Hans-Christoph Blumenberg)1996 Eine Frau für alle Fälle (Regie: Maria Knilli)Kino2003 Marseille (Regie Angela Schanelec)2000 Das Experiment (Regie: Oliver Hirschbiegel)1999 Marianne Hoppe – Die Königin (Regie:Werner Schröter)1997 Zwei Frauen, zwei Männer: 4 Probleme (Regie:Vivian Naefe)1996 Die Apothekerin (Regie: Rainer Kaufmann)

„Ich glaube, dass Frieda Jung der Fund der Leiche schon sehr zugesetzt hat.“

Ich denke, dass diese Familientragödie genau Frieda JungsInteressengebiet sein müsste; hier hat sie als Psychologindie Möglichkeit, mit ihren Mitteln zu arbeiten. Ich glaube,dass ihr der Fund der Leiche schon sehr zugesetzt hat,also sagen wir: Dass die Dinge auch eine ganz „greifbare“Seite haben, überfordert sie, die gerne mit dem Kopf arbeitet, vielleicht manchmal. Aber man kann ihr eine gewisse Neugier als Handlungsantrieb nicht absprechen.Glücklicherweise ist ihr Chef Roland Schladitz immer sehr an einer Zusammenarbeit von Borowski und Junginteressiert.

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Der Film-, Fernseh- und Bühnenschauspieler wurde alsSohn eines Amerikaners und einer Holländerin in Berlin ge-boren. Nachdem er seine Kindheit in den USA verbrachte,zog er in den 70er-Jahren zurück nach Deutschland undlebt heute wieder in seiner Geburtsstadt.

Seine schauspielerische Ausbildung absolvierte ThomasHeinze an der Otto-Falckenberg-Schule in München. InFrankfurt, Hamburg und Berlin stand er auf der Bühne undzeigte in Stücken wie „Pool“ (Regie: René Pollesch),„DerHofmeister (Regie: Alexander Lang) oder „Nathan derWeise“ (Regie: Fritz Marquardt) sein Können.

Sein Fernseh-Debüt gibt der vielseitige Schauspieler 1986in dem Zweiteiler „Kampf der Tiger“, Regie: Dieter Wedel.Aber auch in kleineren Rollen weiß Heinze zu begeistern,so z. B. als Kurt in Schlöndorffs Literaturverfilmung „HomoFaber“.

Einem großen Publikum wurde er durch den Film „Alleinunter Frauen“ von Sönke Wortmann bekannt.Weitere wichtige Rollen des Künstlers:„Sexy Sadie“ (Regie: MatthiasGlasner),„Der große Bagarozy“ (Regie: Bernd Eichinger)oder „Das Wunder von Lengede“ (Regie: Kaspar Heidel-bach). Zu seinen jüngsten Produktionen zählen, neben demKieler Tatort, Bernhard Stephans „Der letzte Zeuge“ sowie„Die Bullenbraut“ (Regie von Ulli Baumann).

Thomas Heinze ist Claes Möller

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Filmografie (Auswahl)Fernsehen2007Tatort: Das Ende des Schweigens (Regie: Buddy Giovinazzo)2005 Die Bullenbraut II (Regie: Ulli Baumann)Der letzte Zeuge (Regie: Bernhard Stephan)Ich bin ein Berliner (Regie: Franzika Meyer-Price)2004Verführung für Anfänger (Regie: Zoltan Spirandelli )Typisch Mann (Regie: Ulli Baumann)2003Das Wunder von Lengede (Regie: Kaspar Heidelbach)2002 Im Visier des Bösen (Regie: Giacomo Battiato)Auch Engel wollen nur das Eine (Regie: Robert Pejo)2001Therapie und Praxis (Regie: René Heisig)2000Ein Zwilling zuviel (Regie:Thomas Bohn)Wenn Männer Frauen trauen (Regie: Curt M. Faudon)1999A Sordid Affair (Regie: Stuart Cooper)1998Latin Lover (Regie: Oskar Roehler)1997Ich schneide schneller (Regie: René Pollesch)1996Kalte Küsse (Regie: Carl Schenkel)Geisterstunde – Fahrstuhl ins Jenseits (Regie: R. Matsutani/S. Niemann)Charleys Tante (Regie: Sönke Wortmann)1992Dann eben mit Gewalt (Regie: Rainer Kaufmann)1989Eine Wahnsinnsehe (Regie: Sönke Wortmann)1988Wilder Westen inklusive (Regie: Dieter Wedel)1986 Kampf der Tiger (Regie: Dieter Wedel)

Kino 2006Jagdfieber , Synchronstimme BoogNeues vom Wixxer (Regie: Phillip Stennert u. Cyrill Boss)2003Der Wixxer (Regie:Tobi Baumann)Autobahnraser (Regie: Michael Keusch)2001Papa Rua Alguem 5555 (Regie: Edigio Eronico)Paradise Found (Regie: Mario Andreaccio)1998Der grosse Bagarozy (Regie: Bernd Eichinger)1997 Sara Amerika (Regie: Roland Suso Richter)Frau Rettich, die Czerni und ich (Regie: Markus Imboden)1995Das Superweib (Regie: Sönke Wortmann) Sexie Sadie (Regie: Matthias Glasner)1994Japaner sind die besseren Liebhaber (Regie: Phillip Wein-ges)1993Justiz (Regie: Hans W. Geissendörfer)Frauen sind was wunderbares (Regie: Sherry Hormann)1992 The Milky Life Mr. Bluesman (Regie: Sönke Wortmann)1991 Leise Schatten (Regie: Sherry Hormann)1990Allein unter Frauen (Regie: Sönke Wortmann)Homo Faber (Regie:Volker Schlöndorff)

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Gespräch mit Thomas Heinze

„Claes Möller hat die Sprache, das offensichtlichste Mittel der Kommunikation,einfach verlernt.“

Sie sind mit Komödien wie „Allein unter Frauen“ bekanntgeworden, haben jedoch auch immer wieder in Dramenwie „Das Wunder von Lengede“ mitgespielt. In letzter Zeit feiern Sie erneut mit komödiantischen Rollen wie indem Kinofilm „Der Wixxer“ oder der Sitcom „TypischMann!“ Erfolge. Der Regisseur Buddy Giovinazzo sagte,er habe Sie für die Rolle des Claes Möller engagiert, weil Sie nicht nur ein „toller Schauspieler“ seien, sondern erauch gerne „gegen den Strich“ besetze. Ist eine Rolle wie in diesem „Tatort: Das Ende des Schweigens“ eine Chance,mal wieder eine andere Facette zu zeigen? Natürlich. Man wird ja nicht Schauspieler, um nur einenRollentyp zu spielen bzw. nur ein Genre zu bedienen. Ichhalte es mit dem Puck aus dem „Sommernachtstraum“:„Den Löwen, lasst mich auch den Löwen spielen“ (lacht).Ich würde eben gerne alles spielen.

Am Anfang des Films denkt man, der Mann, den Sie spielen,habe sein Gedächtnis verloren. Später stellt sich jedochheraus, dass der Fall anders liegt. Wie wollten Sie diese Figur anlegen? Claes Möller wurde durch einen Schicksalsschlag, genauergesagt durch den Tod seiner Tochter, völlig aus der Bahn geworfen und isoliert sich aus Schuldgefühlen zunehmendvon der Außenwelt. Er träumt von einem neuen Anfang,einer zweiten Chance, gerät dadurch aber in einen unlös-baren inneren Zwiespalt.

Sie haben mal gesagt, Sie versuchen immer eine Ver-bindung zu einer Rolle herzustellen. Welche Verbindungkonnten Sie bei dieser Rolle aufbauen?Claes Möller ist ein todtrauriger Mensch. Es gibt auch ausmeinem Leben heraus eine große Portion Trauer, die ich mitmir herumtrage. Diese Gefühle muss man aktivieren, dannstellt sich die Verbindung von alleine her.

War es die Rolle, die Sie in erster Linie gereizt hat? Sicher, am wichtigsten war die Rolle. Mir hat gleich beim ersten Lesen des Drehbuches gefallen, dass dieser Mannnicht besonders gesprächig ist. Ich hatte richtig gehendAngst, je weiter ich blätterte, dass er plötzlich anfängt,irgendwelche Litaneien von sich zu geben und war sehr

erleichtert, dass er bis zum Ende so wortkarg blieb. ClaesMöller hat die Sprache, das offensichtlichste Mittel derKommunikation, einfach verlernt. Ein weiterer Aspekt, dieseRolle anzunehmen, war, dass ich Buddy lange kenne undwir schon immer zusammen arbeiten wollten.

Wie war die Zusammenarbeit mit Buddy Giovinazzo?Buddy geht sehr liebevoll mit den Figuren und den damitverbundenen Schauspielern um. Er fühlt sich sehr stark indie Charaktere ein und sieht sehr aufmerksam hin.

Welche Rolle hat dabei die Verständigung gespielt? BuddyGiovinazzo meinte, für ihn seien Sie geradezu ein andererMensch, wenn Sie – Sie sind Halb-Amerikaner – Englischsprechen ...Ehrlich gesagt, blühe ich immer ein bisschen auf, wenn ich die Möglichkeit habe, mal wieder Amerikanisch mit je-mandem zu sprechen, der die Sprache auch beherrscht.Das sind eben auch meine Wurzeln.

Die Szenen mit dem Ermittlerteam sind dadurch geprägt, dass Claes Möller befragt wird, aber hartnäckigschweigt. Ein harter Brocken für die Kommissare und die Psychologin ...Das stimmt, dennoch war es eine sehr schöne Zusam-menarbeit, gerade mit Axel Milberg. Axel kenne ich schon,seit ich mit diesem Beruf zu tun habe.Wir waren beide aufder Otto-Falckenberg-Schule. Axel war zwar schon an denKammerspielen, als ich an die Schauspielschule kam, wirsind uns aber trotzdem über den Weg gelaufen und habenuns in den in den letzten zwanzig Jahren sehr häufig gese-hen. Ich habe aber noch nie mit Axel gearbeitet. Ich finde,dass die Figur Klaus Borowski Ustinov’sche Qualität be-kommen könnte, weil er ein sehr eigenwilliger Charakterist. Es gibt sehr viele witzige Details, die Axel anbietet unddie man an dieser Figur entdecken kann.

Sie haben mit der Newcomerin Anna Brüggemann sehr intensive Szene. Wie haben Sie sich diesen Szenen genähert? Haben Sie geprobt? Wir haben am Set geprobt. Ich hatte Anna beim FilmfestEmden kennen gelernt, wo sie in „Neuruppin Forever“ zu sehen war. Sie ist ein sehr sympathischer, offener und herz-licher Mensch, aber auch sehr genau und entschieden, wasdie Arbeit anbelangt. Anna Brüggemann ist eine fantasti-sche Schauspielerin.Wenn man so einen Partner hat, mit

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dem man gut spielen kann, der einem auch viel gibt,ist das natürlich großartig.

Wie haben Sie den Drehort Kiel erlebt? Mir hat es sehr gut in Kiel gefallen. Es war witzig, ich bin abends ins Kino gegangen und sofort Axel über denWeg gelaufen, der auch gerade aus dem Kino kam. Kiel istangenehm überschaubar, wenn man, wie ich, aus Berlinkommt. Außerdem hatte ich ein Zimmer mit Blick aufsWasser und das liebe ich einfach!

Nach was für Projekten suchen Sie im Moment, was für Rollen wünschen Sie sich? Ich wünsche mir nach wie vor eine gewisse Vielseitigkeit,denn ich habe keine Vorbehalte, was Genres anbelangt.

Was steht für Sie an? Ich habe gerade in Hamburg mit Maximilian Schell „DerFürst und das Mädchen“ gedreht. Für 2007 gibt es ein italienisches Projekt über die letzten Jahre des Drogen-händlers Pablo Escobar mit einer sehr interessanten Rollefür mich. Außerdem arbeite ich mit Nina Krönjäger und einem neuen Team an der Fortsetzung von „TypischMann!“.

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Susanne Lothar ist Cora Rohwedder

Die Schauspielerin Susanne Lothar wurde in Hamburg ge-boren. Ebenfalls in Hamburg studierte sie Schauspiel an derHochschule für Theater und Musik. Ihre schauspielerischeVielseitigkeit zeigt sie seitdem sowohl auf der Bühne alsauch auf dem Bildschirm und der Kino-Leinwand. SusanneLothar hatte erfolgreiche Engagements in Hamburg, Köln,Wien, Stuttgart, Berlin und Salzburg. Vor allem durch dieRolle der Lulu in Peter Zadeks Inszenierung von Frank We-dekinds gleichnamigem Bühnenstück wurde sie bekannt.Hierfür wurde sie 1989 zur „Schauspielerin des Jahres“ ge-ehrt. Darüber hinaus begeisterte die Schauspielerin Kritikerund Publikum u. a. in „Dreimal Leben“ (Regie: Luc Bondy,2000) im Burgtheater Wien, 2001 am Schauspielhaus Zü-rich ebenfalls unter der Regie von Luc Bondy in „Auf demLand“ und zwei Jahre später als Blanche du Bois in „Endsta-tion Sehnsucht“ unter der Regie von Burkhart Kosminski.Im Jahre 2006 ist Susanne Lothar nicht minder erfolgreichals Klytamnestra in „Elektra“ in einer Inszenierung von Thomas Ostermeier an der Schaubühne Berlin zu sehen.

Ihre erste Filmrolle in „Eisenhans“ unter der Regie von Tank-red Dorst brachte Susanne Lothar gleich den Bundesfilm-preis ein. Doch dabei blieb es nicht. Für ihre Theater- undFilmarbeit wurde sie außerdem u. a. mit dem „Körber-Preis“,der Wiener „Kainz Medaille“ und dem „Gong“ für „Das tödli-che Auge“ ausgezeichnet.Weitere Filme mit ihr sind bei-spielsweise „Die Klavierspielerin“ (Regie: Michael Haneke)nach dem Roman von Elfriede Jelinek, Hans W. Geissendör-fers „Schneeland“, Edgar Reitz’„Die zweite Heimat“, mehre-

re Folgen der Reihe Tatort sowie aktuell die Filme „Die österreichische Methode“,„Madonnen“ und „Nemesis“.

Filmografie (Auswahl)Fernsehen2007Tatort: Das Ende des Schweigens (Regie: Buddy Giovinazzo)2006Madonnen (Regie: Maria Speth)2005Unter dem Eis (Regie: Aelrun Goette)Die österreichische Methode (Regie: Gerrit Lucas)Tatort: Der Teufel vom Berg (Regie:Thomas Roth)2003Mutter Courage und ihre Kinder (Regie: Peter Zadek)Hamlet X (Regie: Herbert Fritsch)2002Die 8.Todsünde – Das Toskana-Karussell (Peter Patzak)2001Abschied in den Tod (Regie: Martin Buchhorn)2000Vom Fliegen und Küssen (Regie: Hartmut Schön)Bonhoeffer – Die letzte Stufe (Regie: Eric Till)Die blauen und die grauen Tage (Regie: Dagmar Damek)1996Das tödliche Auge (Regie: Detlev Rönfeldt)1995Geschäfte (Regie: Michael Schottenberg, Österreich)1992Die zweite Heimat (Regie: Edgar Reitz)Kino 2006Nemesis (Regie: Nicole Mosleh)2005Schneeland (Regie: Hans W. Geissendörfer)2002Amen (Regie: Costa-Gravas)2001Die Klavierspielerin (Regie: Michael Haneke)1997Funny Games (Regie: Michael Haneke)1990Winkelmanns Reisen (Regie: Jan Schütte)Der Berg (Regie: Marcus Imhoof)1983Eisenhans (Regie:Tankred Dorst)

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Gespräch mit Susanne Lothar

„Es hat mir viel Spaß gemacht, mit dieser Generation junger Schauspielerinnen in dieHölle zu blicken.“

Ob in Michael Hanekes „Die Klavierspielerin“, dem Theater-stück „Elektra“, in dem neuen Kinofilm „Madonnen“ oderin diesem „Tatort“ – Sie haben schon eine ganze Reihe Mütter gespielt, die ein schwieriges Verhältnis zu ihren Kindern haben. Liegt Ihnen besonders daran, dieses Themaschauspielerisch zu erkunden, oder ist das Zufall?Das ist, glaube ich, Zufall. Eine Mutter-Kind-Beziehung istelementar für beide Seiten und birgt natürlich viele Ab-gründe in sich. Das fand ich schauspielerisch interessant.Außerdem hatte ich immer so tolle „Filmtöchter“, es hatmir viel Spaß gemacht, mit dieser Generation junger Schauspielerinnen in die Hölle zu blicken.

Was hat Sie an der Rolle der Cora Rohwedder besonders gereizt?Es ist eine zarte, schräge, manchmal komische und irgend-wie auch traurige Rolle. Das hat mir gefallen.

Welche Rolle spielen für Ihre Arbeit Kostüm und Maske,also in diesem Fall der seidig-fließende Mantel mit Pelz-kragen, die Stöckelschuhe und der rote Lippenstift?Das ist die sichtbare, auffällige Hülle einer überfordertenFrau, die versucht, ihre Würde zu behalten.

Cora Rohwedder leidet, wie alle Beteiligten, an der Familientragödie, die sie erlebt hat. Gibt sie sich die Schulddaran? Aus Sicht des Regisseurs Buddy Giovinazzo ist indiesem Fall niemand der Schuldige, alle sind Opfer.Stimmen Sie ihm zu?Ja, absolut. Alle sind Täter, alle sind Opfer. Ich hatte beimDrehen das Gefühl, dass er nicht „richten“ wollte. Er hatsich in jede Rolle total reingefühlt. Hat mir großen Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten. Ich halte sehr viel von ihm. Erliebt die Schauspieler und bleibt sehr konsequent in seinemBestreben, das Beste aus dem Schauspieler herauszuholen.Er verlangt viel und schafft eine Atmosphäre, in der dasauch geht.

Mit Axel Milberg hatten Sie bereits 1990 für Jan Schüttes„Winckelmanns Reisen“ vor der Kamera gestanden. War esihr gemeinsamer Wunsch, wieder zusammen einen Film zudrehen? Wie war die Zusammenarbeit mit Axel Milberg?

Was zeichnet ihn als Schauspieler aus? Axel ist erstmal ein wunderbarer Kollege. Er kommt, wie ich, aus dem Theater und das sind doch andere Schauspielerals die, die nur Film gemacht haben. Das verbindet irgend-wie und macht es leicht, miteinander zu spielen. Er ist einwirklich sehr guter Schauspieler, ich schätze ihn hoch.Besetzt wurde ich in dieser Rolle allerdings durch Buddy.

Wie waren die Dreharbeiten sonst? Wie war die Arbeitmit den anderen Kollegen?Mit Anna Brüggemann hatte ich leider keine Szene.Und mit Maren Eggert habe ich auch gern gedreht. Ich fand den Dreh ehrlich toll, wegen dem Regisseur und den Kollegen.

Wie haben Sie den Drehort Kiel erlebt?Mein Hotelzimmer lag zur Kieler Förde hin. Ich liebe dasMeer, es macht mich ein bisschen wehmütig, es zu sehenund zu riechen, denn ich komme aus Hamburg.

Das Hauptgewicht Ihrer Arbeit lag stets auf der Bühne,Sie drehen jedoch auch regelmäßig Filme und machen Hörbücher. Sind Sie zufrieden mit dieser Bandbreite? Wasfür Projekte wünschen Sie sich für die Zukunft? Ich bin nicht unzufrieden, es gibt wenige Dinge, die macheich unverwechselbar. Ich muss mich nicht verdrehen oder mich mit irgendwem gut stellen, ich durfte mich soentwickeln, wie ich wollte.Trotzdem wünsche ich mir gute Film- und Fernsehangebote. Schöne Rollen, gute Regisseure.

Woran haben Sie zuletzt gearbeitet? Was steht für Sie an? Ich habe mit meinem Mann, dem Schauspieler Ulrich Mühe, im Frühling einen, glaube ich, ganz interessantenFilm gedreht,„Nemesis“ (Arbeitstitel). Ein Debütfilm von einer Frau, Nicole Mosleh, die unglaublich gute Dialogeschreiben kann und sehr viel Power hatte. Bin sehr ge-spannt. Ich spiele „Elektra“ an der Schaubühne. NächstesJahr sind zwei Theaterstücke – eins mit Peter Zadek – undein Kinofilm geplant, ich hoffe, das alles klappt.

Sind neue Projekte mit Ihrem Mann Ulrich Mühe oder mit dem Regisseur Michael Haneke geplant? Mit Ulrich Mühe ist zurzeit beruflich nichts geplant. MitMichael Haneke schon.

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Thomas Kügel wurde in der Nähe von Bamberg im frän-kischen Teil Bayerns geboren. Seine Schauspielausbildungabsolvierte er an einer Hamburger Privatschule. Nach einigen „wilden“ Jahren in der freien Theaterszene folgtenEngagements an verschiedenen Theatern.

1996 wurde er von Ulrich Khuon an das Staatstheater Hannover geholt. Im Jahr 2000 ging er mit Tom Strombergan das Deutsche Schauspielhaus, Hamburg. Hier gelang esihm sowohl in der Darstellung komischer Charaktere (z. B.als „Zettel“ in „Ein Sommernachtstraum“ und als Konzen-trationslager- Ehrhardt in „Sein oder Nichtsein“) alsauch in der Verkörperung des bösen Intriganten (z. B. als „Jago“ in „Othello – Blue Movie“), das Publikum zu begeistern.

Neben seiner Liebe zum Theater hat ihn Film und Fern-sehen bereits früh interessiert. So spielte er 1993 in SönkeWortmanns „Kleine Haie“ mit. Doch die intensive Theater-arbeit ließ wenig Raum für dieses Medium. Erst in den letzten Jahren wandte er sich mehr und mehr der Film- und Fernseharbeit zu. Zwielichtige Charaktere, seriöse Geschäftsmänner, Figuren aus der Halbwelt oder den sympathisch loyalen Kriminalrat Schladitz – ihnen allenverleiht er mit seinem intuitiven Talent und seinem Gespürfür Charaktere Lebendigkeit.

Filmografie (Auswahl)Fernsehen2007Tatort: Das Ende des Schweigens (Regie: Buddy Giovinazzo)2006Schade um das schöne Geld (Regie: Lars Becker)Spur der Hoffnung (Regie: Hannu Salonen)2005Polizeiruf 110: Er sollte tot (Regie: Dominik Graf)Tatort: Borowski in der Unterwelt (Regie: Claudia Garde )Der Tankstellenkrieg (Regie: Josh Broecker)Die Nacht der großen Flut (Regie: Raymond Ley)2004Einsatz in Hamburg (Regie: Lars Becker)Tatort: Schattenhochzeit (Regie: Kaspar Heidelbach)Tatort: Stirb und werde (Regie: Claudia Garde)2003Für immer im Herzen (Regie: Miguel Alexandre)Die Rückkehr des Vaters (Regie: Jörg Grünler)Tatort: Schichtwechsel (Regie: Christine Hartmann)Tatort:Väter (Regie:Thomas Freudner)2002Nachtschicht – Einsatz in Hamburg (Regie: Lars Becker)2001Tatort: Lastrumer Mischung (Regie:Thomas Jauch)

Kino 1993Kleine Haie (Regie: Sönke Wortmann) 1990Götterfunke (Regie: Steffi Kammermeier)Die kapieren nicht (Regie:Volker B. Battaglia)

Thomas Kügel ist Roland Schladitz

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„Schladitz gelingt es ab und zu,Borowski aus der Reserve zu locken.“

Roland Schladitz ist eine integrative vermittelnde Figur.Er sieht sich als Leiter eines Teams, ohne aber ein autoritärerHardliner zu sein. Er versucht, seine Kollegen nach außen zu schützen und ihnen somit genügend Freiraum für die Ermittlung zu geben.Manchmal ist das jedoch sogar für den geduldigen Schla-ditz eine undankbare und nervige Aufgabe, vor allem, wennBorowski mal wieder seine Kompetenzen überschreitet.Er kennt Borowski schon sehr lange. Schladitz und Borowskiverbindet eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und einfreundschaftlich geprägtes Kollegentum. Schladitz gelingtes ab und zu, Borowski aus der Reserve zu locken. Es gibtimmer mal wieder komische Momente zwischen den beiden.In Frieda Jung sieht Schladitz eine talentierte und ambitio-nierte Psychologin/Profilerin, die Borowskis Ermittlungenvital unterstützt. Schladitz vertraut ihr, weil er weiß, dasssie Borowski ein bisschen ausbremst, wenn dieser mal wieder über das Ziel hinausschießt.

Statement von Thomas Kügel zum „Tatort – Das Ende des Schweigens“

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Die junge Schauspielerin Neelam Schlemminger,geboren 1990, stand das erste Mal mit zwölf Jahren alsKomparsin für „Die Pfefferkörner“ vor der Kamera. Im gleichen Jahr folgte die Hauptrolle in der NDR-Produktion„Aufgepasst – Gefahr“. Seit 2004 zeigt sie im Kieler Tatortals eigenwillige Tochter des nicht minder eigenwilligenKommissars Borowski ihr großes Talent.

Filmografie (Auswahl)2007Tatort: Das Ende des Schweigens (Regie: Buddy Giovinazzo)2006Tatort: Sternenkinder (Regie: Hannu Salonen)2005TV Spot EbayGroßstadtrevier – Tammy (Regie: Guido Pieters)2004RettungsfliegerTatort: Stirb und werde (Regie: Claudia Garde)2003Tatort:Väter (Regie:Thomas Freundner)2002Aufgepasst – Gefahr

Neelam Schlemminger ist Carla Borowski

„Es wird immer deutlicher, dass Vater undTochter sich recht ähnlich sind.“

Carla hat sich mittlerweile an ihren knurrigen Vater gewöhnt und geht ihren eigenen Weg. Sie wünscht sich jedoch mehr Nähe zu ihm und würde gerne mehr Zeitmit ihm verbringen. Nach wie vor provoziert sie ihn gern,um ihre Eigenständigkeit zu beweisen. Es wird immer deutlicher, dass Vater und Tochter sich recht ähnlich sindund Carla ihren Vater gerade jetzt intensiv braucht.

Statement von Neelam Schlemminger

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ImpressumHerausgeber: NDR Presse und InformationRedaktion: Iris Bents

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