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EVOLUTION Wie Darwin auf seine Idee kam Schaute der Natur- forscher seine Theorie wirklich den Vögeln auf den Galápagos-Inseln ab? Nein. Seite 42 + 43 GESUNDHEIT Vergleich mit Holland Der Berner Professor Robert E. Leu plädiert für Wettbewerb im Ge- sundheitswesen. Sein Vorbild: Holland. Seite 3 AZ Bern, Nr. 19 – Preis: CHF 3.– (inkl. 2,4% MwSt), € 2.20 ZEITUNG IM ESPACE MITTELLAND www.bernerzeitung.ch AUSGABE STADT UND REGION BERN WAS SIE WO FINDEN Leserbriefe/Horoskop/ Sudoku/Wurzel/Garfield . . .. 21/22 Börse . . .................................. 23 TV/Radio . . ........................ 24/25 Agenda . . .......................... 45/47 Kinos . . .................................. 51 ANZEIGEN Dienstleistungen/Flohmarkt .. .. 26 Todesanzeigen . . ........... 34/36/37 Fahrzeugmarkt . . .................... 46 Treffpunkt . . ...................... 48/49 60004 9 771422 987002 Parlamentarier reagieren em- pört, weil der Bundesrat die Anwendung des Notrechts überstrapaziere. Nun soll die Landesregierung in die Schran- ken gewiesen werden. Seite 2 NOTRECHT Konsequenzen für Bundesrat Die Anlagestiftung Ethos kann in ihrem Kampf für bescheide- nere Managerlöhne bei Gross- konzernen einen Teilerfolg verbuchen. Seite 5 MANAGERLÖHNE Aktionäre sollen abstimmen Erklär mir Israel: Der kontrover- se israelische Historiker Benny Morris im Grundsatzgespräch. Irgendwann werden alle Eltern alt: Bericht einer Tochter. Lesen Sie Bolano: Die literari- sche Sensation des Jahres. Beilage für Abonnenten Redaktion/Verlag: 031 330 31 11 / Anzeigen: 031 330 33 10 / Abonnemente: 0844 844 466 / Redaktions-Hotline (ab 22 Uhr): 031 330 36 36 / E-Mail: [email protected] STELLENMARKT MIT 211 ANGEBOTEN Seite 13 Heute 0°/3° Am Vormittag meist trocken. Am Nachmittag einige Schneeschauer. Morgen –3°/3° Vorübergehend freundlich. Nebel- felder im Mittelland, sonst oft sonnig. ZEITPUNKT Die Bremsspuren der Globali- sierung in der Krise beobach- tet Unternehmensberater Wa- seem Hussain in der satten Schweiz und im hungrigen Indien. Er berät Schweizer Fir- men, die nach Indien gehen. Hussain kennt unsere Indien- Klischees und kritisiert die Kli- schees, die wir den Indern von der Schweiz vermitteln. jsz Seite 41 + 42 Die vom Staat Bern diri- gierte BKW steht an einem Scheideweg: Will sie ihrer Kundschaft auch künftig die verlangte Energie lie- fern, braucht sie entweder ein neues Atomkraftwerk oder grosse neue CO 2 - Schleudern wie Kohle- oder Gaskraftwerke. Denn selbst wenn sie massiv ge- fördert werden, können al- ternative Energien diesen Bedarf nicht abdecken. Die Atomkraft ist politisch umstritten, den Ausweg über Kohlekraftwerke hat der Regierungsrat mit sei- ner Intervention verbaut. Nun ist eine Klärung drin- gend nötig. Die rot-grüne Regierung hat sich damit allerdings in ein höchst ungemütliches Dilemma manövriert. Ihr bleibt nun nichts anderes übrig, als sich zum Teufel oder zum Beelzebub – zu Atomkraft- werken oder zu CO 2 - Schleudern – zu bekennen. Kneift sie vor dieser Frage, legt die BKW bald keine goldenen Eier mehr. [email protected] KOMMENTAR MICHAEL HUG STROMPRODUKTION Die BKW sucht den Befreiungsschlag Der Berner Stromkonzern BKW prüft eine CO 2 -freie Stromproduktion. Dem Verwaltungsrat wird die- ses Szenario vorgelegt. Die BKW ist in der jüngsten Ver- gangenheit mit ihren Plänen zu Gaskombikraftwerken und dem Ersatz für das Atomkraftwerk Mühleberg in die Kritik geraten. Laut Recherchen dieser Zeitung will sich nun der BKW-Verwal- tungsrat im Februar vertieft mit der Strategie für die Grosskraft- werke auseinandersetzen und eine klarere Position beziehen. Der Verwaltungsrat prüft ein Szenario, das sich vollständig auf eine CO 2 -freie Stromproduk- tion konzentriert. Würde sich die BKW für diesen Weg ent- scheiden, müsste sich der Kon- zern vom umstrittenen Projekt im deutschen Dörpen trennen, wo er ein neues Kohlekraftwerk plant. In diesem Szenario geht das Berner Stromunternehmen davon aus, dass sich das Schwei- zer Stimmvolk nicht gegen den Bau von neuen Atomkraftwer- ken ausspricht. «Eine CO 2 -freie Stromproduk- tion ist ein mögliches Szenario», bestätigt Martin Pfisterer, Mit- glied der BKW-Unternehmungs- leitung. Für die BKW sei aber weiterhin klar, dass sie entweder einen Ersatz für das Atomkraft- werk Mühleberg oder ein Gas- kombikraftwerk brauche, auch wenn das Potenzial der erneuer- baren Energien voll ausge- schöpft werde. Der BKW-Verwaltungsrat wird sich in den nächsten Sitzungen mit der Strategie auseinander- setzen. Bis zur Generalversamm- lung im Mai soll der Entscheid gefallen sein. nb Seite 27 «Der Förderverein Historischer Autofriedhof Gürbetal darf uns klar als Referenz angeben», sagt This Oberhänsli, Konservator im Verkehrshaus Luzern. Denn das umstrittene Areal in Kaufdorf sei einzigartig und von kulturhisto- rischer Bedeutung. Bis Ende März muss der Schrottplatz aus Umweltschutzgründen geräumt werden. Peter Jezler, Direktor des Historischen Museums Bern, sagt: «Was zurzeit geschieht, ist ähnlich wie jener Vorgang, als die antiken Ruinengärten entdeckt wurden.» Zuvor habe man die Ruinen auch bloss als kaputte Städte, als etwas Negatives, be- trachtet. sar Seite 31 GÜRBETALER AUTOFRIEDHOF Schützenhilfe für den Schrott Das Historische Museum Bern und das Verkehrshaus der Schweiz unterstützen die Idee, den Gürbetaler Autofriedhof zu erhalten. Der am Donnerstag im Abfahrts- training in Kitzbühel schwer ge- stürzte Schweizer Daniel Al- brecht befindet sich noch immer im künstlichen Tiefschlaf. Was den Heilungsprozess betrifft, geben sich die Ärzte der Univer- sitätsklinik Innsbruck vorsich- tig optimistisch. Der Gehirn- druck des 25-jährigen Oberwalli- sers wird permanent überwacht. Dass sich seine Werte in den ers- DANIEL ALBRECHT Bedingter Optimismus ten 24 Stunden nicht verändert haben, wird als positives Zei- chen interpretiert. Ob Albrecht den Unfall ohne bleibende Schäden übersteht, lässt sich nach Ansicht der Ärzte noch nicht mit hundertprozen- tiger Sicherheit sagen. Die Medi- ziner halten jedoch fest, eine «totale Rehabilitation» sei «ab- solut möglich». bzs 15 Der Preisüberwacher hat diese Woche angekündigt, den Ge- bührendschungel genauer unter die Lupe zu nehmen. Zwei Dut- zend Beschwerden hat Stefan Meierhans seit seinem Amtsan- tritt im Oktober 2008 wegen überhöhter Gebühren erhalten. Nicht nur Nutzungsabgaben sind den Bürgern ein Dorn im Auge, sondern auch Gebühren für amtliche Dokumente und ÄRGERNIS GEBÜHREN Aufruf zum Widerstand Handlungen. So verlangt etwa der Kanton Bern für einen Aus- zug aus dem Strafregister 15 Franken, obwohl der Aufwand klein ist: Es muss lediglich ein Dokument ausgedruckt werden. Der Bund der Steuerzahler des Kantons Bern ruft deshalb die Bürger auf, sich stärker gegen amtlich erhobene Gebühren zu wehren. as/jnm Seite 40 SAMSTAG/SONNTAG, 24./25.JANUAR 2009 ANZEIGE ANZEIGE ANZEIGE Teufel oder Beelzebub Renommierte Institutionen finden, der Gürbetaler Autofriedhof sollte erhalten bleiben. Das Historische Museum Bern und das Verkehrshaus der Schweiz geben zwar kein Geld, aber Argumentationshilfe. zvg Reuters

S T R O M P R O D U K T I O N für Bundesrat Die BKW sucht ... · Seite 42 + 43 G E S U N D H E I T Vergleich mit Holland Der Berner Professor Robert E. Leu plädiert für Wettbewerb

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Page 1: S T R O M P R O D U K T I O N für Bundesrat Die BKW sucht ... · Seite 42 + 43 G E S U N D H E I T Vergleich mit Holland Der Berner Professor Robert E. Leu plädiert für Wettbewerb

EVOLUTION

Wie Darwin aufseine Idee kamSchaute der Natur-forscher seine Theoriewirklich den Vögeln aufden Galápagos-Inselnab? Nein. Seite 42 + 43

GESUNDHEIT

Vergleich mitHollandDer Berner ProfessorRobert E. Leu plädiertfür Wettbewerb im Ge-sundheitswesen. SeinVorbild: Holland. Seite 3

AZ Bern, Nr. 19 – Preis: CHF 3.– (inkl. 2,4% MwSt), € 2.20 ZEITUNG IM ESPACE MITTELLAND ●●●● www.bernerzeitung.chAUSGABE STADT UND REGION BERN

W A S S I E W O F I N D E N

Leserbriefe/Horoskop/Sudoku/Wurzel/Garfield. .. . 21/22Börse. ................................... 23TV/Radio. ......................... 24/25Agenda. ........................... 45/47Kinos. ................................... 51

A N Z E I G E N

Dienstleistungen/Flohmarkt. ... 26Todesanzeigen. ............ 34/36/37Fahrzeugmarkt. ..................... 46Treffpunkt. ....................... 48/49

6 0 0 0 49 7 7 1 4 2 2 9 8 7 0 0 2

Parlamentarier reagieren em-pört, weil der Bundesrat dieAnwendung des Notrechtsüberstrapaziere. Nun soll dieLandesregierung in die Schran-ken gewiesen werden.

Seite 2

N O T R E C H T

Konsequenzenfür Bundesrat

Die Anlagestiftung Ethos kannin ihrem Kampf für bescheide-nere Managerlöhne bei Gross-konzernen einen Teilerfolgverbuchen.

Seite 5

M A N A G E R L Ö H N E

Aktionäre sollenabstimmen

Erklär mir Israel: Der kontrover-se israelische Historiker BennyMorris im Grundsatzgespräch.Irgendwann werden alle Elternalt: Bericht einer Tochter.Lesen Sie Bolano: Die literari-sche Sensation des Jahres.

Beilage für Abonnenten

Redaktion/Verlag: 031 330 31 11 / Anzeigen: 031 330 33 10 / Abonnemente: 0844 844 466 / Redaktions-Hotline (ab 22 Uhr):031 330 36 36 / E-Mail: [email protected]

STELLENMARKT MIT 211 ANGEBOTEN

Seite 13

Heute 0°/3°Am Vormittagmeist trocken. AmNachmittag einigeSchneeschauer.

Morgen –3°/3°Vorübergehendfreundlich. Nebel-felder im Mittelland,sonst oft sonnig.

ZEITPUNKTDie Bremsspuren der Globali-sierung in der Krise beobach-tet Unternehmensberater Wa-seem Hussain in der sattenSchweiz und im hungrigenIndien. Er berät Schweizer Fir-men, die nach Indien gehen.Hussain kennt unsere Indien-Klischees und kritisiert die Kli-schees, die wir den Indern vonder Schweiz vermitteln. jsz

Seite 41 + 42

Die vom Staat Bern diri-gierte BKW steht an einemScheideweg: Will sie ihrerKundschaft auch künftigdie verlangte Energie lie-fern, braucht sie entwederein neues Atomkraftwerkoder grosse neue CO2-Schleudern wie Kohle- oderGaskraftwerke. Dennselbst wenn sie massiv ge-fördert werden, können al-ternative Energien diesenBedarf nicht abdecken.Die Atomkraft ist politischumstritten, den Auswegüber Kohlekraftwerke hatder Regierungsrat mit sei-ner Intervention verbaut.Nun ist eine Klärung drin-gend nötig. Die rot-grüneRegierung hat sich damitallerdings in ein höchstungemütliches Dilemmamanövriert. Ihr bleibt nunnichts anderes übrig, alssich zum Teufel oder zumBeelzebub – zu Atomkraft-werken oder zu CO2-Schleudern – zu bekennen.Kneift sie vor dieser Frage,legt die BKW bald keinegoldenen Eier [email protected]

KOMMENTARM I C H A E LH U G

S T R O M P R O D U K T I O N

Die BKW sucht denBefreiungsschlagDer Berner StromkonzernBKW prüft eine CO2-freieStromproduktion. DemVerwaltungsrat wird die-ses Szenario vorgelegt.Die BKW ist in der jüngsten Ver-gangenheit mit ihren Plänen zuGaskombikraftwerken und demErsatz für das AtomkraftwerkMühleberg in die Kritik geraten.Laut Recherchen dieser Zeitung

will sich nun der BKW-Verwal-tungsrat im Februar vertieft mitder Strategie für die Grosskraft-werke auseinandersetzen undeine klarere Position beziehen.

Der Verwaltungsrat prüft einSzenario, das sich vollständigauf eine CO2-freie Stromproduk-tion konzentriert. Würde sichdie BKW für diesen Weg ent-scheiden, müsste sich der Kon-zern vom umstrittenen Projektim deutschen Dörpen trennen,

wo er ein neues Kohlekraftwerkplant. In diesem Szenario gehtdas Berner Stromunternehmendavon aus, dass sich das Schwei-zer Stimmvolk nicht gegen denBau von neuen Atomkraftwer-ken ausspricht.

«Eine CO2-freie Stromproduk-tion ist ein mögliches Szenario»,bestätigt Martin Pfisterer, Mit-glied der BKW-Unternehmungs-leitung. Für die BKW sei aberweiterhin klar, dass sie entweder

einen Ersatz für das Atomkraft-werk Mühleberg oder ein Gas-kombikraftwerk brauche, auchwenn das Potenzial der erneuer-baren Energien voll ausge-schöpft werde.

Der BKW-Verwaltungsrat wirdsich in den nächsten Sitzungenmit der Strategie auseinander-setzen. Bis zur Generalversamm-lung im Mai soll der Entscheidgefallen sein. nb

Seite 27

«Der Förderverein HistorischerAutofriedhof Gürbetal darf unsklar als Referenz angeben», sagtThis Oberhänsli, Konservator imVerkehrshaus Luzern. Denn dasumstrittene Areal in Kaufdorf seieinzigartig und von kulturhisto-rischer Bedeutung. Bis EndeMärz muss der Schrottplatz ausUmweltschutzgründen geräumtwerden. Peter Jezler, Direktor desHistorischen Museums Bern,sagt: «Was zurzeit geschieht, istähnlich wie jener Vorgang, als dieantiken Ruinengärten entdecktwurden.» Zuvor habe man dieRuinen auch bloss als kaputteStädte, als etwas Negatives, be-trachtet. sar

Seite 31

G Ü R B E T A L E R A U T O F R I E D H O F

Schützenhilfe für den SchrottDas Historische MuseumBern und das Verkehrshausder Schweiz unterstützendie Idee, den GürbetalerAutofriedhof zu erhalten.

Der am Donnerstag im Abfahrts-training in Kitzbühel schwer ge-stürzte Schweizer Daniel Al-brecht befindet sich noch immerim künstlichen Tiefschlaf. Wasden Heilungsprozess betrifft,geben sich die Ärzte der Univer-sitätsklinik Innsbruck vorsich-tig optimistisch. Der Gehirn-druck des 25-jährigen Oberwalli-sers wird permanent überwacht.Dass sich seine Werte in den ers-

D A N I E L A L B R E C H T

Bedingter Optimismusten 24 Stunden nicht veränderthaben, wird als positives Zei-chen interpretiert.

Ob Albrecht den Unfall ohnebleibende Schäden übersteht,lässt sich nach Ansicht der Ärztenoch nicht mit hundertprozen-tiger Sicherheit sagen. Die Medi-ziner halten jedoch fest, eine«totale Rehabilitation» sei «ab-solut möglich». bzs

15

Der Preisüberwacher hat dieseWoche angekündigt, den Ge-bührendschungel genauer unterdie Lupe zu nehmen. Zwei Dut-zend Beschwerden hat StefanMeierhans seit seinem Amtsan-tritt im Oktober 2008 wegenüberhöhter Gebühren erhalten.

Nicht nur Nutzungsabgabensind den Bürgern ein Dorn imAuge, sondern auch Gebührenfür amtliche Dokumente und

Ä R G E R N I S G E B Ü H R E N

Aufruf zum WiderstandHandlungen. So verlangt etwader Kanton Bern für einen Aus-zug aus dem Strafregister 15Franken, obwohl der Aufwandklein ist: Es muss lediglich einDokument ausgedruckt werden.

Der Bund der Steuerzahler desKantons Bern ruft deshalb dieBürger auf, sich stärker gegenamtlich erhobene Gebühren zuwehren. as/jnm

Seite 40

S A M S T A G / S O N N T A G , 2 4 . / 2 5 . J A N U A R 2 0 0 9

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Teufel oderBeelzebub

Renommierte Institutionen finden, der Gürbetaler Autofriedhof sollte erhalten bleiben. Das HistorischeMuseum Bern und das Verkehrshaus der Schweiz geben zwar kein Geld, aber Argumentationshilfe.

zvg

Reuters

Page 2: S T R O M P R O D U K T I O N für Bundesrat Die BKW sucht ... · Seite 42 + 43 G E S U N D H E I T Vergleich mit Holland Der Berner Professor Robert E. Leu plädiert für Wettbewerb

REGION BERNwww.bernerzeitung.ch

Zeitung im Espace Mittelland

Samstag, 24. Januar 2009 31

MEIN WEEKEND

Netka IgnjatovicDer «Waldfrau» sei Dank. Wieein Schnitzel in Netka Ignjato-vics Gasthof mundet, weissman mittlerweile sogar inDeutschland. Die 43-jährigeWirtin traute ihren Augenkaum, als diese Woche die Ein-siedlerin Gabriele S. mit einemTross von Journalisten im Bolli-ger «Sternen» einkehrte.

Netka Ignjatovic, haben SieIhre Menükarte geändert?Nein. Warum?

Sie bieten also noch kein«Waldfrau»-Schnitzel an?Nein, nein. Aber die Idee wer-de ich unserem Koch weiter-leiten.

Wie haben Sie reagiert, alsdiese Woche Gabriele S. mitden Medienleuten bei IhnenHalt machte?Ich bin total erschrocken.Den ganzen Morgen schonsassen ein paar Männer imRestaurant. Sie liefen hin undher, telefonierten ständig. Dafragte ich mich, ob etwas pas-siert sei.

Die Journalisten warteten aufdie «Waldfrau».Genau. Als dann plötzlicheine ganze Gruppe mit dieserFrau ins Restaurant kam, warich sehr überrascht. Ich wur-de extrem nervös.

Warum?Ich servierte der Frau die Sup-pe und das Schnitzel, dabeiwaren Kameras und viele Mi-krofone auf mich gerichtet.Ich bin das nicht gewohnt.Man sagte mir zwar, ich sollenormal weiterarbeiten – aberich war aufgeregt.

Das Menü haben Sie offeriert.Ja, und das habe ich von Her-zen gern getan. Es ist wichtig,dass Reichere den ärmerenMenschen etwas geben. Die-sen Grundsatz hab ich unteranderem in meinem Heimat-land Bosnien gelernt.

Sprechen die Gäste Sie aufden Medienauftritt an?Ja, viele wollten wissen, obdie Frau mir etwas erzählthat. Doch ich habe sie nichtgefragt. Vorgestern sagte einGast zu seinem Gegenüber:«Ich sitze da, wo die Waldfraugesessen hat.»

Der «Sternen» ist erst seit De-zember wieder offen. Werkehrt bei Ihnen ein?Arbeiter, Bolliger, aber auchGäste aus umliegenden Ge-meinden. Kürzlich kamen so-gar zwei Gäste extra aus Zü-rich. Und: Am Wochenendebedienen wir viele Wanderer.

Interview: saz

Öffnungszeiten: Fr./Sa. 8–0.30 Uhr,So. 9–23.30 Uhr, Mo.–Do. 8–23.30 Uhr.

Schnitzelmit Ruhm

Einen entsprechenden Vorstossseitens der SVP hat das Parla-ment in Ostermundigen amDonnerstagabend einstimmigüberwiesen. «Bei einem Steuer-ranking mit den Nachbarge-meinden bildet Ostermundigendas Schlusslicht», so MotionärErnst Hirsiger (SVP). Seine Parteiverlangt deshalb, dass der Ge-meinderat die Folgen einer Steu-ersenkung auf das Niveau derStadt Bern prüft. Dort beträgt

O S T E R M U N D I G E N

Wie würde sich in Oster-mundigen eine Steuer-senkung aufs StadtbernerNiveau auswirken? Diesprüft der Gemeinderat.

der Steuerfuss derzeit 1,54, in Os-termundigen 1,65 Einheiten. FürFinanzvorsteherin Ursula Lüthy(GB) kommt der Vorstoss «zumrichtigen Zeitpunkt», weil manam Anfang der Legislatur stehe.Ostermundigens Finanzsitua-tion sei aber schwierig. Lüthyrechnet grob mit 2,3 MillionenFranken weniger Steuereinnah-men jährlich bei einer Senkung.

Der Rat wandelte die Motionin ein Postulat um. Ursprüng-lich hat die SVP eine Antwort derExekutive bis im Frühling –wenn das Budget 2010 erstelltwird – gefordert. Das ist zu früh,entschied der Rat. Die SVPstimmte dem zu, verlangte abereinen Zwischenbericht. saz

Steuersenkung prüfen

Gefordert wird bis 2010 ein Kon-zept, wie Ostermundigen velo-freundlicher werden kann. Dafürsoll der Gemeinderat auch dasGespräch mit den umliegendenGemeinden sowie mit dem Kan-ton suchen, verlangt die SP inihrem Vorstoss. Das Parlamentüberwies am Donnerstagabenddie Motion mit 17 zu 10 Stim-men. Der Entscheid zeigt, wieuneins man sich bei der Debattezuvor war. Für den Motionär

O S T E R M U N D I G E N

Ostermundigen soll dieSituation für Velofahrerverbessern, so will es dasOrtsparlament. Nicht allefinden das notwendig.

Christian Zeyer (SP) sind Alter-nativen zum motorisierten Indi-vidualverkehr dringend. Ge-meindepräsident Christian Zah-ler (SP) machte klar, dass in die-sem Jahr erst das Verkehrskon-zept der Gemeinde überprüftwerden müsse. In einem zwei-ten Schritt könne man dann einVelokonzept umsetzen.

Die SVP befand den Vorstossangesichts des Verkehrskon-zepts als überflüssig. Die FDP«will Velowege und kein Velo-wegkonzept», wie Heinz Gfellerausführte. Das Forum enthieltsich der Stimme. Präsident Wal-ter Bruderer hatte zuvor gesagt,seine Partei werde nur ein Postu-lat unterstützen. saz

Veloverkehr verbessern K Ö N I Z

Grüne sind fürSporthalleDie Grünen Köniz sprechen sichfür die neue Sporthalle Weis-senstein aus. Damit werde nichtnur der Spitzen-, sondern auchder Breitensport gefördert. DasProjekt sei zwar von den Kostenher an der oberen Grenze, aberstädtebaulich vorbildlich. mgt

K Ö N I Z

Denner renoviertDie Denner-Filiale Bläuacker inKöniz wird umgebaut. Im Zen-trum stehe der Ausbau desFrischprodukte-Sortiments,teilt das Unternehmen mit. DieFiliale wird am Mittwoch, 28.Januar, wiedereröffnet. mgt

In Kürze

Trotz der Illegalität: DasHistorische Museum Bernund das Verkehrshaus Lu-zern unterstützen die Idee,den Gürbetaler Autofried-hof zu erhalten. Der Ort seivon kulturhistorischemWert, sagen die Verant-wortlichen.Am Gürbetaler Autofriedhofscheiden sich die Geister. Die ei-nen betrachten den «Sonder-müll» als Umweltsünde, anderewollen das «Biotop» als Kultur-gut erhalten. Die Debatte um die500 Oldtimer im dunklen Wald-stück dauert seit Jahrzehnten an(siehe Kasten). Der FördervereinHistorischer Autofriedhof Gür-betal, der das Areal erhalten will,erhält nun Argumentationshilfevon renommierten Kulturinsti-tutionen. Die Leitungsgremiendes Historischen Museums Bernund des Verkehrshauses Luzernfinden, der Autofriedhof sollteerhalten bleiben. «Er stammtaus der Zeit, in der noch nichtsrecycelt wurde und das Alte oh-ne Oldtimerwehmut noch fort-geworfen werden durfte», sagtThis Oberhänsli, KonservatorStrassenverkehr im Verkehrs-haus der Schweiz. Das Ensemblesei als «einzigartiges Abbild derautomobilen Aufbruchsphasevon kultur- und technischhisto-rischer Bedeutung».

«Spät realisierter Charme»Der Autofriedhof sei aus museo-logischer Sicht weder als Schrottnoch als wertlos zu betrachten,sagt auch Peter Jezler. Für den Di-

rektor desHistorischenMuseumsBern machtder Prozess,den die Naturauf dem Arealauslöste, denFriedhof zuetwas ästhe-tisch Wertvol-

lem. «Es gibt einige Leute mit fei-nem Sensoren, die das Besonde-re dieses Areals nun entdeckt ha-ben», sagt er. Und doch gibt esauch Menschen, die den Schrott-platz als hässlich empfinden.«Was zurzeit geschieht, ist ähn-lich wie jener Vorgang im 17. und18. Jahrhundert, als die antikenRuinengärten entdeckt wurden»,sagt Jezler. Zuvor habe man dieüberwachsenen Ruinen auchbloss als kaputte Städte betrach-tet, als etwas Negatives. «Spätererst realisierte man den eigenenCharme dieser Ruinen. Und be-gann gar, künstliche anzulegen.»

Schon oft habe es in der Ge-schichte solche Situationen wiein Kaufdorf gegeben, sagt Jezler.Dass etwa Fabriken im Rahmender Industriearchäologie als Kul-

turdenkmäler geschützt wür-den, habe sich auch zuerstdurchsetzen müssen.

«Recht ist stets im Wandel»Das Areal muss Ende März sa-niert werden. So verfügte es dieGemeinde, so bestätigte es dasBundesgericht. «Auch Recht be-findet sich stets in einem Wan-del», gibt Jezler zu bedenken. Eskönne sich nur rechtlich durch-setzen, was auch von der Gesell-schaft akzeptiert werde. Bis En-de März darüber Klarheit zu ha-ben, sei aberzeitlichknapp, so Jez-ler. «Wennder Förder-verein eineweitere Fristerhielte,könnte mandie Sache inRuhe ausdis-kutieren.» Sei das Areal hinge-gen erst einmal geräumt, sei derFriedhof für immer weg.

«Wir lehnen uns nicht auf»Das Historische Museum Bernerhält von der Regionalen Kul-turkonferenz (RKK) Subventio-nen. Bei der RKK sind der Kan-ton und die Gemeinden in derRegion Bern die Geldgeber – alsoauch jene Behörden, die den Au-tofriedhof räumen wollen. «Wirlehnen uns nicht gegen den Kan-ton auf», betont Jezler, «aberunsere Geschäftsleitung wollteaus museologischer Sicht ihreMeinung kundtun.» Das Histori-sche Museum Bern unterstützedenn auch den Förderverein le-diglich mit Know-how undArgumentationshilfe auf«kollegschaftlicher Basis, wiedies zwischen Kulturinstitutio-nen üblich ist».

Auch das Verkehrshaus könneden Autofriedhof nicht finanzi-ell unterstützen. «Wir haben miteinem grossen Artikel in unsererZeitschrift ‹InforMotion› dasProjekt vorgestellt und damitwohl auch zu dessen Popularitätbeigetragen», sagt Kurator ThisOberhänsli. Der Fördervereindürfe das Verkehrshaus «klar alsReferenz angeben». Angespro-chen auf das Gift, das sich ver-mutlich im Waldboden unterden Autos angesammelt hat,sagt Oberhänsli: «Aus heutigerSicht wurde der Sündenfallschon früher begangen, sodassdas Risiko heute wohl kaummehr steigend ist.»

Das Historische Museum unddas Verkehrshaus könnten sichvorstellen, später einmal mit Be-treibern eines Museums oderParks zusammenzuarbeiten. Dassder Autofriedhof touristisches Po-tenzial hat, ist für Jezler und Ober-hänsli durch die Kunstausstel-lung im letzten Jahr bewiesenworden. Sandra Rutschi

D E R K O N F L I K T

Der Konflikt um den GürbetalerAutofriedhof dauert bereits seitJahrzehnten an. So mussten inden 1970er-Jahren Bäume ge-pflanzt werden, um den Schrott-platz zu kaschieren. Heute istein anderer Zwist brisant: Die500 Oldtimer aus den 30er- bis60er-Jahren stehen auf Naturbo-den. Das verstösst gegen dasUmwelt- und Gewässerschutz-gesetz. Das heisst, die Anlage

muss saniert werden, wenn nichtbewiesen wird, dass sie den Ge-setzen entspricht.Die Gemeinde Kaufdorf hat des-wegen verfügt, dass das Gelän-de bis Ende März geräumt wer-den muss. SchrottplatzbesitzerFranz Messerli hat diese Verfü-gung bis vor Bundesgericht wei-tergezogen. Das Gericht trat je-doch gar nicht mehr auf seinenRekurs ein. Somit ist die Verfü-

gung der Gemeinde seit 2006rechtskräftig.Seit 2007 jedoch formiert sichim Gürbetal der Verein Histori-scher Autofriedhof Gürbetal.Dieser kämpft für den Erhaltdes Areals als Freilichtmuseum.2008 führte der Thuner KünstlerHeinrich Gartentor im Friedhofeine Kunstausstellung durch.22 000 Leute besuchten dieseAusstellung. sar

Der Zwist ging bis vor Bundesgericht

Bewachsener Schrott: Oldtimer im Gürbetaler Autofriedhof.

This Oberhänsli

Peter Jezler

P E T E R J E Z L E R Z U M A U T O F R I E D H O FP E T E R J E Z L E R Z U M A U T O F R I E D H O F

«Auch die Ruinen«Auch die Ruinengalten einstgalten einstals kaputte Städte»als kaputte Städte»

Markus Hubacher