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Pate des Abends Dietrich Mattausch Schauspieler Konzerteinführung mit Dr. Dieter Rexroth im Werner-Otto-Saal — Einlass mit Konzertticket Andris Vecumnieks Dirigent Andrejs Osokins Klavier Georgijs Osokins Klavier ROLANDS KRONLAKS (*1973) - „Under Pressure 2nd Edition“ (Uraufführung) SERGEI RACHMANINOW (1873-1943) - Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18 (1901) Moderato – Adagio sostenuto – Allegro scherzando Pause JĀNIS MEDĪNS (1890-1966) – „Daina“ Fis-Dur (1963, orch. 2015 von Madara Petersone) SERGEI RACHMANINOW (1873-1943) - Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll op. 30 (1909) Allegro ma non tanto – Intermezzo (Adagio) – Finale (Alla breve) 19 Uhr 20 Uhr ORCHESTER DER LETTISCHEN MUSIKAKADEMIE „JĀZEPS VĪTOLS“ Lettland SA 20 © Edmund Mickus Herzlich WILLKOMMEN bei YOUNG EURO CLASSIC 2016! Als das „Olympia der Jugendorchester“ hat DIE WELT Young Euro Classic gefeiert. Die 1500 überaus talentierten jungen Musiker aus aller Welt sind die Besten ihrer „Diszipli- nen“. Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt treten sie nicht gegen-, sondern miteinan- der an. Sie bringen Höchstleistungen und machen YOUNG EURO CLASSIC, das Festi- val der besten Jugendorchester der Welt, 18 Tage lang zu einem Fest der Verständigung. Die jungen Künstler beweisen, dass die klas- sische symphonische Musik viel Zukunft hat. Denn sie passt wunderbar zusammen mit Zeitgenössischem, mit Jazz, mit Tanz. Mit dem Fremden, dem Exotischen, dem Unbe- kannten. Und mit Ihnen, unserem weltoffe- nen, neugierigen, einzigartigen Publikum. FESTIVAL DER BESTEN JUGENDORCHESTER DER WELT 17. AUG BIS 3. SEPT 2016 KONZERTHAUS BERLIN YOUNG EURO CLASSIC FESTIVALHYMNE «Bitte, nehmen Sie meine kurze Fanfare nicht zu seriös! Vor allem sollen die jungen Mu- siker es nicht zu perfekt spielen! Es ist ein musikalischer Spaß, man muss Freude daran haben. Der Anfang ist ein etwas melancholischer Marsch (weil junge Leute so oft melan- cholisch sind), dann folgt ein tänzerisches Trio (weil Jugendorchester von langen Partys immer unausgeschlafen sind), endlich eine Reprise vom Marsch mit einer jazzartigen Improvisation, damit der Trompeter oder Geiger den Kollegen imponieren kann. Einige Gickser gehören dazu.» Iván Fischer Chefdirigent des Konzerthausorchesters Berlin, Komponist der Festivalhymne Ohne Sie wäre unser Festival nicht zu dem geworden, was es ist: ein Ort der Hoff- nung für den musikalischen Nachwuchs in Europa und aller Welt. Ein Zukunftsver- sprechen. Und ein Highlight des Berliner Kultursommers. Dafür möchten wir uns bei Ihnen, unserem Publikum, unseren Freun- den, Unterstützern, Spendern und Partnern von Herzen bedanken. Für Ihre offenen und interessierten Ohren, Ihr Engagement, Ihre Begeisterungsfähigkeit und Ihre Freund- schaft. Wir wünschen Ihnen inspirierende Kon- zertabende, spannende Begegnungen und packende Erlebnisse. Und jene unverwech- selbare Young Euro Classic-Atmosphäre, zu der Sie in diesem Sommer wieder entschei- dend beitragen. Zum 17. Mal YOUNG EURO CLASSIC – Hier spielt die Zukunft! Dr. Dieter Rexroth Künstlerischer Leiter Young Euro Classic Ulrich Deppendorf 2. Vorsitzender Deutscher Freundeskreis europäischer Jugendorchester e.V. Dr. Gabriele Minz Gesamtleitung Young Euro Classic Dr. Willi Steul 1. Vorsitzender Deutscher Freundeskreis europäischer Jugendorchester e.V.

SA 20 ORCHESTER DER LETTISCHEN …Janis Medins, dessen 24 kurze Dainas (Präludien) die Nähe zu Rachmaninow und Skrjabin ebenso spiegeln wie Einflüsse lettischer Volksmusik. Seine

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Page 1: SA 20 ORCHESTER DER LETTISCHEN …Janis Medins, dessen 24 kurze Dainas (Präludien) die Nähe zu Rachmaninow und Skrjabin ebenso spiegeln wie Einflüsse lettischer Volksmusik. Seine

Pate des AbendsDietrich Mattausch Schauspieler

Konzerteinführung mit Dr. Dieter Rexroth im Werner-Otto-Saal — Einlass mit Konzertticket

Andris Vecumnieks DirigentAndrejs Osokins Klaviergeorgijs Osokins Klavier

ROLANDS KRONLAKS (*1973) - „Under Pressure 2nd Edition“ (Urauff ührung) SERGEI RACHMANINOW (1873-1943) - Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18 (1901)Moderato – Adagio sostenuto – Allegro scherzando

Pause

JĀNIS MEDĪNS (1890-1966) – „Daina“ Fis-Dur (1963, orch. 2015 von Madara Petersone)SERGEI RACHMANINOW (1873-1943) - Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll op. 30 (1909)Allegro ma non tanto – Intermezzo (Adagio) – Finale (Alla breve)

19 Uhr

20 Uhr

ORCHESTER DER LETTISCHEN MUSIKAKADEMIE „JĀZEPS VĪTOLS“ Lettland

SA20

© Edmund Mickus

Herzlich WILLKOMMEN bei YOUNG EURO CLASSIC 2016!Als das „Olympia der Jugendorchester“ hat DIE WELT Young Euro Classic gefeiert. Die 1500 überaus talentierten jungen Musiker aus aller Welt sind die Besten ihrer „Diszipli-nen“. Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt treten sie nicht gegen-, sondern miteinan-der an. Sie bringen Höchstleistungen und machen YOUNG EURO CLASSIC, das Festi-val der besten Jugendorchester der Welt, 18 Tage lang zu einem Fest der Verständigung.Die jungen Künstler beweisen, dass die klas-sische symphonische Musik viel Zukunft hat. Denn sie passt wunderbar zusammen mit Zeitgenössischem, mit Jazz, mit Tanz. Mit dem Fremden, dem Exotischen, dem Unbe-kannten. Und mit Ihnen, unserem weltoff e-nen, neugierigen, einzigartigen Publikum.

FESTIVAL DER bESTENJUgENDORCHESTER DER WELT

17. AUg bIS 3. SEPT 2016 KONZERTHAUS bERLIN

YOUNg EURO CLASSIC FESTIVALHYMNE«Bitte, nehmen Sie meine kurze Fanfare nicht zu seriös! Vor allem sollen die jungen Mu-siker es nicht zu perfekt spielen! Es ist ein musikalischer Spaß, man muss Freude daran haben. Der Anfang ist ein etwas melancholischer Marsch (weil junge Leute so oft melan-cholisch sind), dann folgt ein tänzerisches Trio (weil Jugendorchester von langen Partys immer unausgeschlafen sind), endlich eine Reprise vom Marsch mit einer jazzartigen Improvisation, damit der Trompeter oder Geiger den Kollegen imponieren kann. Einige Gickser gehören dazu.»

Iván FischerChefdirigent des Konzerthausorchesters Berlin, Komponist der Festivalhymne

Ohne Sie wäre unser Festival nicht zu dem geworden, was es ist: ein Ort der Hoff -nung für den musikalischen Nachwuchs in Europa und aller Welt. Ein Zukunftsver-sprechen. Und ein Highlight des Berliner Kultursommers. Dafür möchten wir uns bei Ihnen, unserem Publikum, unseren Freun-den, Unterstützern, Spendern und Partnern von Herzen bedanken. Für Ihre off enen und interessierten Ohren, Ihr Engagement, Ihre Begeisterungsfähigkeit und Ihre Freund-schaft. Wir wünschen Ihnen inspirierende Kon-zertabende, spannende Begegnungen und packende Erlebnisse. Und jene unverwech-selbare Young Euro Classic-Atmosphäre, zu der Sie in diesem Sommer wieder entschei-dend beitragen. Zum 17. Mal YOUNG EURO CLASSIC – Hier spielt die Zukunft!

Dr. Dieter RexrothKünstlerischer Leiter Young Euro Classic

Ulrich Deppendorf2. Vorsitzender Deutscher Freundeskreiseuropäischer Jugendorchester e.V.

Dr. gabriele Minz Gesamtleitung Young Euro Classic

Dr. Willi Steul1. Vorsitzender Deutscher Freundeskreiseuropäischer Jugendorchester e.V.

Page 2: SA 20 ORCHESTER DER LETTISCHEN …Janis Medins, dessen 24 kurze Dainas (Präludien) die Nähe zu Rachmaninow und Skrjabin ebenso spiegeln wie Einflüsse lettischer Volksmusik. Seine

Dietrich MattauschSchauspielerBurgtheater Wien, Schauspielhaus Hamburg, Residenztheater München – Dietrich Mattausch ist auf allen wichtigen Bühnen im deutschspra-chigen Raum zu Hause. Und natürlich auf dem Bildschirm: „Der Fahnder“, „Traumschiff“, „Tatort“, viele Krimis, aber auch jede Menge ernste Rollen wie in der „Wannsee-Konferenz“. Mattausch zählt zu den bekannten Schauspielern Deutschlands - im Fernsehen und auf den Brettern, die gerade auch für ihn die Welt bedeuten. Dabei kam der

erst auf Umwegen zu seinem Traumberuf, quälte sich durch eine Lehre als Speditionskauf-mann, nahm nebenbei Schauspielunterricht, tingelte dann relativ lange auf Provinzbühnen herum und schaffte erst mit Mitte dreißig den Durchbruch. Dann aber richtig! Hochge-wachsen, mit schütterem Haar gilt er als Idealbesetzung für Banker, Ärzte, Direktoren oder hohe Beamte. Da gibt er dann oft den eiskalt berechnenden Typ oder den zynischen Intel-lektuellen. Im Privatleben ist er ganz anders: amüsant, neugierig, offen, engagiert und sehr nachdenklich. Neben dem Theater gilt seine Liebe der Musik. Gut für Young Euro Classic: Das Festival begleitet er von Anfang an, seit sechzehn Jahren, mit großem Engagement und tiefer Freundschaft.

Das Orchester der Lettischen Musikakademie „Jāzeps Vītols“ mit Sitz in der Hauptstadt Riga war in den ersten Jahren von Young Euro Classic bereits zweimal, 2002 und 2004, zu Gast in Berlin. Es kann auf eine fast 100-jährige Geschichte zurückblicken, wurde es doch bereits 1922, kurz nach Erreichen der Unabhängigkeit Lettlands, gegründet. Die 60 bis 80 Musik-studenten im Alter von 18 bis 23 finden sich während des Studienjahres zu täglichen Proben zusammen. Das Ergebnis wird in sechs bis sieben Konzertprogrammen pro Studienjahr vor-geführt. Das Orchester tritt auch in anderen Landesteilen sowie in Estland und Litauen auf, begleitet Chöre und Instrumentalisten bei internationalen Wettbewerben und engagiert sich in der Arbeit für ein jugendliches Publikum. Das Repertoire reicht von der Klassik bis zur Moderne, wobei gerade auch zeitgenössische lettische und andere baltische Komponisten fester Bestandteil der Konzertprogramme sind. Chefdirigent des Orchesters ist seit 2002 Andris Vecumnieks.

ORCHESTER DER LETTISCHEN MUSIK-AKADEMIE „JĀZEPS VĪTOLS“ Lettland

Andris VecumnieksDirigent

Der lettische Dirigent Andris Vecumnieks, Jahrgang 1964, steht seit 2002 an der Spit-ze des Orchesters der Lettischen Musikaka-demie „Jāzeps Vītols“. Darüber hinaus ist er Künstlerischer Leiter des Kammerorchesters „Sinfonia concertante“ und verantwortet auch das musikpädagogische Programm des Let-tischen Nationalen Symphonieorchesters. Zugleich wirkt Vecumnieks als Professor für Dirigieren an der Musikakademie und zeichnet sich durch intensive Kompositions-tätigkeit aus. Dabei entstanden zahlreiche Orchester- und Chorwerke, Kammermusik und Konzerte für Soloinstrumente, darun-ter auch für das lettische Volksinstrument Kokle. Als Dirigent ist Vecumnieks nicht nur in den baltischen Nachbarstaaten, sondern auch in Russland, Aserbaidschan, Schweden und Deutschland aufgetreten. So führten ihn in den letzten Jahren mehrfach Einladun-gen als Gastdirigent zur Sommerakademie Schloss Pommersfelden (Franken).

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Andrejs Osokins Klavier

Bei den berühmtesten weltweiten Klavier-wettbewerben wie Leeds, Rubinstein in Tel Aviv, Long-Thibaud in Paris und Königin Elisabeth in Brüssel und zuletzt beim Inter-nationalen Deutschen Pianistenpreis aus-gezeichnet, ist der in London wohnhafte Andrejs Osokins einer der begehrtesten lettischen Pianisten. Aufgewachsen ist An-drejs Osokins in Riga, wo er auch den ers-ten Unterricht an der Lettischen Musikaka-demie bei seinem Vater erhielt. Seit seiner Aufnahme in das IPF Masters Management bespielt der Pianist in erstklassigen Debüts die wichtigsten europäischen Konzertsäle wie das Auditorium Verdi in Mailand, die Berliner Philharmonie, die Alte Oper Frank-furt mit dem Orchester Kremerata Baltica im Rahmen des Festivals Internationaler Deut-scher Pianistenpreis sowie eine Aufführung mit dem Lettischen Nationalen Symphonie-orchester unter der Leitung von Vladimir Fe-doseyev. Sein Repertoire reicht von Bach bis Gershwin und schließt neben den Klassikern Mozart und Beethoven, Chopin und Liszt auch Kammermusik von der Violinsonate bis zum Klavierquintett ein.

www.andrejsosokins.com

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Page 3: SA 20 ORCHESTER DER LETTISCHEN …Janis Medins, dessen 24 kurze Dainas (Präludien) die Nähe zu Rachmaninow und Skrjabin ebenso spiegeln wie Einflüsse lettischer Volksmusik. Seine

Werkkommentar Rolands Kronlaks:

„Die erste Version von Under Pressure wurde schon 1996 geschrieben – es war meine erste Orchesterpartitur und Abschlussarbeit meines Bachelorstudiengangs an der Lettischen Musikakademie Jāzeps Vītols.Der Titel bezieht sich auf dichte, kaleidoskopische musikalische Ereignisse, die in dem Stück vorkommen – tatsächlich besteht gar kein Bezug zu dem Song von Queen oder anderen Quellen. Es war eine ganz spontane Entscheidung, diesen Titel zu wählen. Zu der Zeit war ich darauf aus, für Orchester zu schreiben mit einer reichhaltigen Textur und Klangfülle. Obwohl ich häufig das Orchester als ein „Makroinstrument” benutze, ba-siert das Stück in weiten Teilen auf einen klar getrennten melodischen Vordergrund und einen Hintergrund, der oft aus Klangmassen besteht. Beim Erschaffen der neuen Version habe ich die äußere Form des Stückes kaum angerührt. Ich habe etliche kleinere Passagen neu arrangiert, um ihnen eine klarere Richtung zu ge-ben, und habe auch an der Orchestrierung gearbeitet.“

Die lettische Musik hat es zugegebenermaßen etwas schwer in diesem Konzert der Lettischen Musikakademie „Jāzeps Vītols“, das so eindeutig vom Namen Sergej Rachmaninow dominiert wird. Immerhin: Die Uraufführung eines experimentier-

freudigen Komponisten aus der mittleren Generation, Rolands Kronlaks, muss es dann doch schon sein, ebenso wie die Reverenz an einen Pionier der lettischen Musikgeschichte, Janis Medins, dessen 24 kurze Dainas (Präludien) die Nähe zu Rachmaninow und Skrjabin ebenso spiegeln wie Einflüsse lettischer Volksmusik. Seine bekannteste Daina Nr. 6 in Fis-Dur wurde 2015 für Orchester instrumentiert.

Seit über 100 Jahren sind sie aus den Konzertprogrammen und Aufnahmestudios nicht weg zu denken, und dennoch haben sie immer wieder heftige Kontroversen provoziert. Nicht wenige Komponistenkollegen wie Richard Strauss und Igor Strawinsky haben die Nase über Rachmaninows Klavierkonzerte ebenso gerümpft wie viele Kritiker, die sie als heillosen Kitsch im Stil von Hollywood-Filmen verdammten. Dagegen steht das Publikum, das sich von ihrer Mischung aus Melancholie und Power hinreißen lässt und den Pianisten zujubelt, die sich mit ebenso großem Enthusiasmus und voller Überzeugung in die Werke stürzen. Wer je bei Vladimir Horowitz oder Martha Argerich gehört hat, welch ein Feu-erwerk der Leidenschaften sie im 3. Rachmaninow-Konzert abbrennen, der wird ihm die Faszination eines Meisterwerks nicht absprechen können.

Was macht ein Rachmaninow-Konzert so faszinierend? Es ist das kompromisslose Bekennt-nis zu Emotionen. Oder um es mit den Worten des Komponisten selbst zu sagen: „Beim Niederschreiben meiner Musik versuche ich ständig, so einfach und direkt das zu sagen, was mir am Herzen liegt. Sei es Liebe, Bitterkeit, Trauer oder Religion; diese Gefühle wer-den Teil meiner Musik, und sie wird entweder schön, bitter, traurig oder religiös.“ Und für diese Emotionen findet Rachmaninow nicht nur musikalische Einfälle, die Ohrwurm-qualitäten mit Sinnlichkeit, Melancholie und Eleganz verbinden. Er versteht es auch, dem

„ICH SCHREIbE, WAS MIR AM HERZEN LIEgT: LIEbE, bITTERKEIT, TRAUER ODER RELIgION“

georgijs Osokins Klavier

Der 21-jährige lettische Pianist Georgijs Osokins sorgte im Oktober 2015 beim 17. Internationalen Chopin-Wettbewerb in War-schau für einen Paukenschlag – obwohl er nicht gewann! Trotzdem wurde er mit Lob für seine „außergewöhnliche und un-vorhersehbare“ Interpretation von Chopins Werk überschüttet und kann sich seitdem vor Angeboten aus dem In- und Ausland kaum retten – darunter eine Japan-Tournee im Dezember letzten Jahres, Konzerte auf drei Kontinenten und zukünftige CD-Auf-nahmen. Osokins, Absolvent der Lettischen Musikakademie, entstammt einer Pianisten-familie. Sein Vater Sergeijs, Professor an der Akademie, ist nach wie vor sein Lehrer, sein Bruder Andrejs ebenfalls ein international gefragter Pianist. Bereits als Zehnjähriger debütierte Georgijs Osokins mit einem Mo-zart-Klavierkonzert beim Lettischen Natio-nalen Symphonieorchester, 2009 gewann er den Skrjabin-Wettbewerb in Paris, 2014 den Moskauer Chopin-Wettbewerb für junge Pi-anisten.

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Rolands KronlaksKomponist

Der lettische Komponist Rolands Kronlaks, Jahrgang 1973, erhielt seine Ausbildung im Fach Komposition an der Lettischen Musik-akademie „Jāzeps Vītols“ in Riga. Anschlie-ßend belegte er Kurse am IRCAM in Paris bei Marco Stroppa, Brian Ferneyhough und Philippe Hurel (1998/99) sowie weitere Meisterkurse in Russland, den Niederlanden (David Rowland) und Mexiko (Franco Dona-toni). 2004-2006 studierte Kronlaks an der Hanns Eisler Musikhochschule Berlin die Fä-cher Komposition bei Hanspeter Kyburz und Elektroakustische Musik bei Wolfgang Hei-niger. Heute unterrichtet der Lette selbst an der Musikakademie in Riga die Fächer Kom-position, Zeitgenössische Kompositions-techniken, Elektroakustische Komposition und Zeitgenössische Musiknotation. Kron-laks komponierte Instrumental- und Kam-mermusik ebenso wie Chorwerke; oft wer-den dabei elektronische Klänge einbezogen.

Page 4: SA 20 ORCHESTER DER LETTISCHEN …Janis Medins, dessen 24 kurze Dainas (Präludien) die Nähe zu Rachmaninow und Skrjabin ebenso spiegeln wie Einflüsse lettischer Volksmusik. Seine

Orchester eine reiche Palette an Farben abzugewinnen, die all diesen Gefühlen Ausdruck verleihen. Dass der Klavierpart horrend schwer und unglaublich differenziert ausgestaltet ist, beweist nur Rachmaninows eigene Qualitäten als Pianist von höchstem Rang. Er selbst hat seine Klavierkonzerte stets uraufgeführt und sie später auch – zwischen 1929 und 1941 – mit dem Philadelphia Orchestra komplett auf Schellackplatten eingespielt. Diese Aufnahmen zeigen neben der selbstverständlichen Virtuosität des Solisten eine gänzlich unsentimentale Interpretation der Klavierkonzerte, die jeder Gefahr von musikalischem Kitsch konsequent aus dem Weg geht.

Der Entstehung des Klavierkonzerts Nr. 2 c-Moll op. 18 ging das Fiasko, das Rach-maninow 1897 mit der Uraufführung seiner ersten Symphonie erlebt hatte, voraus. Drei Jahre lang dauerte die Schaffenskrise, bis sich der 27-jährige Komponist in

die Hände des Moskauer Psychiaters und Hypnotiseurs Nikolai Dahl begab – mit Erfolg. Zumindest fand er zum Komponieren zurück und legte danach mit dem 2. Klavierkonzert (1901) sowie der 2. Symphonie (1908) zwei unmittelbar und bis heute erfolgreiche Werke vor. Andererseits blieb die Depression ein ständiger Wegbegleiter Rachmaninows. Seine musikalische Sprache verdunkelte sich, Moll wurde zum vorherrschenden Tonfall in Werk und Leben des Komponisten.

Das lässt sich an den beiden bestimmenden Themen im Allegro-Satz unmittelbar able-sen. Nach einigen wuchtigen Einleitungsakkorden des Klaviers stellen die Geigen in tiefer Lage die schlichte, elegische Melodie in c-Moll vor, ein Auf und Ab der Töne in kleinsten Schritten, einer Opernkantilene Vincenzo Bellinis gleich. Kaum anders verhält es sich mit dem 2. Thema, auch wenn es nach Dur gewendet ist. Alles atmet verhaltene Trauer, voller Poesie umspielt das Klavier mit allerschönsten Arabesken die Melodielinien im Orchester. Bestechend ist die formale Souveränität, mit der Rachmaninow genau in der Mitte auf den lange vorbereiteten emotionalen Höhepunkt zusteuert. Danach verfällt die Musik kurz in einen kurz marschartigen Abschnitt, ein wehmütiges Hornsolo und traurige Celli begleiten die Rückkehr in die Melancholie.

Diese Stimmung behält auch das Adagio sostenuto bei. Geradezu kammermusikalisch von nur wenigen Instrumenten begleitet, wandert der Solist scheinbar frei fantasierend durch die Welt der Poesie. Aber auch hier lenkt Rachmaninow klug das Geschehen; nach zwei Wellen von Anspannung und Entspannung mündet die Musik endlich in einen Scherzo-ähnlichen Abschnitt, der über eine kurze Kadenz zurück in die Adagio-Melodie geführt wird. Im Finale Allegro scherzando scheint Rachmaninow endlich die virtuose Katze aus dem Sack zu lassen, doch immer wieder holen ihn die nachdenklichen, trauerumflorten Passagen ein. Eingeführt von Oboen und Bratschen, wird dieses Thema vom Pianisten sofort weitergesponnen, doch das Licht am Ende des Tunnels ist nahe. Von c-Moll nach C-Dur: Nach dieser (schon bei Beethoven bewährten) Devise bringt Rachmaninow das Konzert mit donnernden Oktaven und rasanter Beschleunigung durchs Ziel.

Weniger spektakulär war die Entstehungsgeschichte des Klavierkonzerts Nr. 3 d-Moll op. 30, das als „Elefantenkonzert“ (Artur Rubinstein) oder auch als „Rach 3“ besondere Berühmtheit erlangt hat. Rachmaninow schrieb das Werk in Russland im Sommer 1909 in Hinblick auf eine kommende Welttournee und brachte es, PR-mäßig gewieft, Ende Novem-ber desselben Jahres in New York zur Uraufführung. Drei Sätze und wieder die geschickte

Kombination von fortgesetzter Spannung und Entspannung: Rachmaninow setzt ganz auf das bewährte Prinzip. Und dennoch sind die Untertöne dieses Konzerts, die bei aller Kraft-meierei leicht überhört werden, deutlich anders, wie schon das fast beiläufige Hauptthema spüren lässt. Die Extreme werden größer: einerseits die Wendung nach innen, andererseits die großen emotionalen Ausbrüche. Dieser Spagat gibt dem 3. Klavierkonzert seinen be-sonderen Reiz und stellt den Pianisten vor groß(artig)e Herausforderungen.

Stand bei „Rach 2“ die Poesie im Vordergrund, so ist die Musik diesmal von einem deutlich nervöseren Gestus geprägt. Und nicht zuletzt trumpft Rachmaninow – mit Blick auf die Tournee – mit gesteigerter Virtuosität auf, die von einer wie entfesselt auskomponierten Kadenz gekrönt wird. Das Intermezzo überrascht mit einer langen, schmerzvoll-dissonan-ten Orchestereinleitung, deren Stimmung vom Solisten in immer neuen und intensiver aus-geschmückten Anläufen weitergetragen wird. Auch hier fügt Rachmaninow einen leichtfü-ßig perlenden Mittelteil ein, danach eine kurze Reminiszenz an den Beginn des Satzes und eine beherzte Überleitung zum Finale, das vor Energie zu strotzen scheint. Hier probiert der Komponist-Pianist noch einmal ganz neue klavieristische Möglichkeiten aus. Quasi impressionistische Klangflächen lassen den Klavierpart förmlich schweben; vollgriffig und delikat zugleich muss der Pianist Unmengen von Noten auf kleinstem Raum bewältigen. Auch in diesem Finale bereitet Rachmaninow den krönenden Höhepunkt von langer Hand vor. Und nicht weniger effektvoll als im Vorgängerkonzert (nur zügiges Tempo schützt hier vor übertriebenem Pathos!) stürmen Solist und Orchester den Schlussakkorden entgegen.

Michael Horst

Young Euro Classic bei Arte concert: Die Konzerte vom 28. August bis 03. September 2016 werden auf arte concert live gestreamt. Weitere Informationen unter: concert.arte.tv

in Koproduktion mit