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Judenverfolgung in Deides. heim am 1O. Nov. 1938 und ihre Sühne 1949 von Hans-Jürgen Wünschel Die Reichspogromnacht vom g. November 1938 war nicht der Beginn, aber ein deutliches Zeichen für alle Deutschen, daß die deutsche Regie- rung unter Führung der nationalsozia- listischen Arbeiterpartei die jüdischen Mitbürger in Deutschland systema- tisch verfolgen, mißhandeln und ver- treiben, wenn nicht gar töten wollte. Zahlreiche Detailstudien belegen das Vorgehen deutscher Männer und Frauen gegen Juden in Städten und DörJern so daß feststeht, daß aktives Handeln vieler zu den Übergriffen bei- getragen hatte, wenn auch andere dem Geschehen teilnahmslos zuschauten. Die folgenden Aus- führungen schildern detailgenau, wie Männer in einer pfälzischen Kleinstadt einen Tag nach den überall in Deutschland vorgekommenen Über- griffen vom 9. November 1938,,nach- holten", was anderswo geschehen war. Dies ist besonders verwerflich, weil Einheimische und Zugereiste nicht ,,spontan" handelten, sondern in klarer Überlegung vorgingen, um sich nicht dem Vonrvurf der Feigheit auszu- setzen. Elf Jahre später und vier Jahre nach dem Ende der Judenvernichtung in Deutschland standen die Täter vor Gericht. lm Sommer 1949 fand in Dei- desheim in Anwesenheit der einzigen Überlebenden der Deidesheimer jüdi- schen Bevölkerung, Fanny Reinach, der Prozess gegen die Täter des 10. November 1938 statt. Aufgrund der guten Quellenlage können die Über- griffe während des Dritten Reiches und die juristische Aufarbeitung des Geschehens im Einzelnen rekonstru- iert werden. Der in der Zeit der nationalsoziali- stischen Diktatur in Deidesheim amtierende Bürgermeister, Friedrich Eckel-Sellmayer, teilte auf Anfrage des Landrates des Kreises Neustadt an der Haardt am 11. Januar 1941 mit, daß in Deidesheim keine Juden mehr ansässig wären. Der Zeitpunkt der Auswanderung (!!) sei der 2210.1940 gewesen.l Damit wurde lapidar auf einen Vorgang hingewie- sen, der zusammen mit unzähligen Meldungen anderer Verwaltungen zum schlimmsten Verbrechen der Menschheit gehört: Diskriminierung, Vertreibung, Abtransport und Ermor- dung derJuden in Deutschland und in Europa in der Verantwortung der Regierung des Deutschen Reiches und der Männer und Frauen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei. Diskriminierung und die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 überlebten in Deides- heim zunächst fünf Bürger jüdischen Glaubens. Richard und Oswald Feis, die beiden Weingroßhändler und engagierten Bürger der Stadt,'? ver- Iießen nach dem Verkauf ihres Besit- zes im Frühjahr '1939 Deidesheim. Richard Feis starb im Alten- und Pfle- geheim Zoar bei Rockenhausen im AIter von 62 Jahren, sein Bruder wurde in der Euthanasieanstalt Cholm (Lublin) im Winterhalbjahr 1940141 ermordet. Die Familie Reinach wohn- te noch bis zum 22. Oklober 1940 in der Stadt. Zusam- men mit etwa 2 000 pfälzi- schen und badischen Juden wurde sie an diesem Tag in das Lager Gurs am Nordrand der Pyrenäen verbracht.' Nur Fanny Reinach überleb- te den Holocaust und kehrte im Jahr 1949 aus Frankreich nach Deidesheim zurück. Hab und Gut, Grund- stücke und Häuser dieser "ausgewanderten" Juden, wie der Bürgermeister schrieb, verfielen dem Drit- ten Reich oder wurden im Frühjahr 1941 öffentlich ver- steigeft, während die Juden, die vor der Reichspogrom- nacht Deidesheim verlassen 70 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 18 - i/00 hatten, ihren Besitz an Mitbürger hat- ten verkaufen können. lnsgesamt wechselten sechs Häuser, vier Grund- stücke und ein Geschäftshaus die Besitzer.4 Die Familie Reinach mußte im Frühjahr 1938 ihr Wohnhaus an die Saarpfälzische Verwertungsgesell- schaft abtreten, die es 1943 an einen Deidesheimer Schuhmacher weiter- verkaufte. Vom Kaufpreis in Höhe von 7.815.- Reichsmark konnte der Käufer 295,18 RM an Reparaturkosten abzie- hen, die zur Behebung der Tumult- f*.1*&:,5"-11. t;*a,!tlt.-. qsr@ir,-.__ ErjGkr.4iNbtd: $"tx.: 4 lil hlr;l # qnÄ"f,.7.1,, 4rl 'tf. W.4qlr Äd,tJ&f tt *4t4u, anl l:!*I,ßt1*.a*,.qilh d*F. tua lsikj.*, tiai* #Ä,+Ä i.lrn *&lr,J,,t'*. 4 1. tull 4 t t f fr",tht{n l^h*A t* %n#ltu ,@1 {*Wn cnd dri ibeens€E:

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Judenverfolgung in Deides.heim am 1O. Nov. 1938und ihre Sühne 1949von Hans-Jürgen Wünschel

Die Reichspogromnacht vom g.

November 1938 war nicht der Beginn,aber ein deutliches Zeichen für alleDeutschen, daß die deutsche Regie-rung unter Führung der nationalsozia-listischen Arbeiterpartei die jüdischenMitbürger in Deutschland systema-tisch verfolgen, mißhandeln und ver-treiben, wenn nicht gar töten wollte.Zahlreiche Detailstudien belegen dasVorgehen deutscher Männer undFrauen gegen Juden in Städten undDörJern so daß feststeht, daß aktivesHandeln vieler zu den Übergriffen bei-getragen hatte, wenn auch anderedem Geschehen teilnahmsloszuschauten. Die folgenden Aus-führungen schildern detailgenau, wieMänner in einer pfälzischen Kleinstadteinen Tag nach den überall inDeutschland vorgekommenen Über-griffen vom 9. November 1938,,nach-holten", was anderswo geschehenwar. Dies ist besonders verwerflich,weil Einheimische und Zugereistenicht ,,spontan" handelten, sondern inklarer Überlegung vorgingen, um sichnicht dem Vonrvurf der Feigheit auszu-setzen.

Elf Jahre später und vier Jahrenach dem Ende der Judenvernichtungin Deutschland standen die Täter vorGericht. lm Sommer 1949 fand in Dei-desheim in Anwesenheit der einzigenÜberlebenden der Deidesheimer jüdi-schen Bevölkerung, Fanny Reinach,der Prozess gegen die Täter des 10.November 1938 statt. Aufgrund derguten Quellenlage können die Über-griffe während des Dritten Reichesund die juristische Aufarbeitung desGeschehens im Einzelnen rekonstru-iert werden.

Der in der Zeit der nationalsoziali-stischen Diktatur in Deidesheimamtierende Bürgermeister, FriedrichEckel-Sellmayer, teilte auf Anfragedes Landrates des Kreises Neustadtan der Haardt am 11. Januar 1941mit, daß in Deidesheim keine Juden

mehr ansässig wären. Der Zeitpunktder Auswanderung (!!) sei der2210.1940 gewesen.l Damit wurdelapidar auf einen Vorgang hingewie-sen, der zusammen mit unzähligenMeldungen anderer Verwaltungenzum schlimmsten Verbrechen derMenschheit gehört: Diskriminierung,Vertreibung, Abtransport und Ermor-dung derJuden in Deutschland und inEuropa in der Verantwortung derRegierung des Deutschen Reichesund der Männer und Frauen derNationalsozialistischen DeutschenArbeiterpartei. Diskriminierung unddie Reichspogromnacht vom 9.November 1938 überlebten in Deides-heim zunächst fünf Bürger jüdischenGlaubens. Richard und Oswald Feis,die beiden Weingroßhändler undengagierten Bürger der Stadt,'? ver-Iießen nach dem Verkauf ihres Besit-zes im Frühjahr '1939 Deidesheim.Richard Feis starb im Alten- und Pfle-geheim Zoar bei Rockenhausen imAIter von 62 Jahren, sein Bruderwurde in der Euthanasieanstalt Cholm(Lublin) im Winterhalbjahr 1940141ermordet. Die Familie Reinach wohn-te noch bis zum 22. Oklober1940 in der Stadt. Zusam-men mit etwa 2 000 pfälzi-schen und badischen Judenwurde sie an diesem Tag indas Lager Gurs am Nordrandder Pyrenäen verbracht.'Nur Fanny Reinach überleb-te den Holocaust und kehrteim Jahr 1949 aus Frankreichnach Deidesheim zurück.

Hab und Gut, Grund-stücke und Häuser dieser"ausgewanderten" Juden,wie der Bürgermeisterschrieb, verfielen dem Drit-ten Reich oder wurden imFrühjahr 1941 öffentlich ver-steigeft, während die Juden,die vor der Reichspogrom-nacht Deidesheim verlassen

70 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 18 - i/00

hatten, ihren Besitz an Mitbürger hat-ten verkaufen können. lnsgesamtwechselten sechs Häuser, vier Grund-stücke und ein Geschäftshaus dieBesitzer.4 Die Familie Reinach mußteim Frühjahr 1938 ihr Wohnhaus an dieSaarpfälzische Verwertungsgesell-schaft abtreten, die es 1943 an einenDeidesheimer Schuhmacher weiter-verkaufte. Vom Kaufpreis in Höhe von7.815.- Reichsmark konnte der Käufer295,18 RM an Reparaturkosten abzie-hen, die zur Behebung der Tumult-

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IHeft Nr. 18 - 1/00 SACHoR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-pfalz 71

schäden vom 10. November lgsg ent_standen waren.u Das Mobiliar und derHausrat der Familie Reinach hatte imAuftrag des Landrates ein Versteige_re16 aus Neustadt am S.3.1g41 öffent_lich angeboten: Die Versteigerungerbrachte 1.725,70 RM., Aus denUnterlagen, die den Krieg überdauerthaben,' gehen Umfang des Eigen_tums der jüdischen Familie hervor.s

Nach dem Abtransport der Judenvon Deidesheim im Oktober 1940,nach dem Verkauf der Synagogedurch die israelitische Kultusgemein_de an einen Fuhrunternehmer war derjüdische Friedhof das tetzte über_bleibsel, das auf die Geschichte derDeidesheimer Juden hinwles. Dieserwar zwar am 10. November 1g3ggeschändet und verwüstet worden.doch war er immer noch für viele einunliebsames Gelände der Erinnerung.Um dieses tetzte Zeugnis jüdischJr

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Kultur zu beseitigen, beschloß derStadtrat in seiner Sitzung am 30. Juni1944, daB die Grabsteine abgeräumtund anstelle des Friedhofs ein Ehren_hain angelegt werden sollte.,o Dochdieser Beschluß, der auch die Zustim-mung des von den Nationalsozialistenin den Stadtral berufenen Dr. Friedrichvon Bassermann-Jordan, der bls zuseiner Absetzung durch die National_sozialisten Präsident der pfälzischenGesellschaft zur Förderung der Wis_senschaften gewesen war, gefundenhatte, wurde nicht ausgeführt. Sei esaus Mangel an Arbeitskräften _ selbstStadtratsmitglieder und Gemeindebe_dienstete waren an die Front abkom_mandiert worden,,, sei es auch ausDesinteresse bei der Bevölkerung,denn andere Ereignisse und Sorgenbeherrschten den Alltag, denn äreiWochen vor dem Stadtratsbeschluß,am 6. Juni 1944hatte die lnvasion derAlliierten in der Normandie begonnenund drei Wochen später, am 20. Juli1944, meldete der Rundfunk dasmißglückte Attentat deutscher Offizie_re auf ihren Oberbefehlshaber.Schließlich bestimmten auch dieNachrichten über gefallene und ver_mißte Familienangehörige und dieAufnahme von Ausgebombten undEvakuierten aus Neustadt, Ludwigs_hafen und Mannheim das täglicheLeben.,,

Neun Monate nach Kriegsendeteilte der vom amerikanischen Kom_mandanten von Deidesheim einge_setzte und im Juli 1945 von der fran_zösischen Besatzungsmacht im Amtbestätigte Bürgermeister Henricheiner auserwählten Schar von Män_nern mit, daß auf höhere WeisungParteimitglieder, namentlich die, diebei der Verwüstung seinerseits betei_ligt waren, den Judenfriedhof sofort ineinen würdigen Zustand zu versetzenhaben: Arbeitsbeginn: g. Februar1946, vormittags I tJhr. Die nötigenArbeitsgeräte sind mitzubringen:Hebeisen, Bickel und Spaten usi.,,

Die Genannten mußten durchUnterschrift die Kenntnisnahme die_ser Aufforderung bestätigen.1a Aller_dings wohnten von den 17 personen,die am Tag nach der Reichspogrom_nacht vom 9. November 190g, dasHaus Reinach verwüstet und abendsgegen 23 Uhr den Friedhof demotiertund die Bäume und die Sträucherumgehauen hatten,ls nur noch sechsPersonen in der Stadt. Die anderenwaren noch in Gefangenschaft, ver_mißt oder aus Deidesheim verzogen.

Deshalb mußten auch andere ehema_lige Pafteigenossen - insgesamt 41 _

an der Wiederherstellung des Juden_friedhofs mitarbeiten.,6 Trolz mehrma_Iiger Aufforderung durch den Bürger_meister weigerten sich aber fünf ehe_malige Parteigenossen, an derbescheidenen Sühnemaßnahme teil_zunehmen. Sie wurden der französi_schen Militärregierung gemeldet, dieein Strafverfahren wegen Arbeitsver_weigerung einleitete. Am 15. März1946 fand die Vernehmung derBeschuldigten statt, zu der Bürger_meister als Zeuge geladen wär.,,Uber den Ausgang des Verfahrensgibt es allerdings keine Unterlagen.

Zwischenzeitlich konnte Henrichan den Landrat melden, daß am 20.Februar 1946 die Arbeiten zur Wie_derherstellung des Friedhofs beendetworden sind, auch wenn verschiede_ne G rabdenkmäle r nicht fertiggestelltwerden konnten, da verschiedeneTeile nicht mehr auffindbar waren unddieselben erst beschafft werden müs_sen.to AIs der lnnenminister vonRheinland-Pfalz am 25. März 194g ineinem Rundschreiben an alle Landrä_te und Bürgermeister die lnstandset_zung der zerstörten jüdischen Fried_höfe anmahnte als eine selbstver_ständliche Pflicht der Wiedergutma_chung,,n konnte der Bürgermeisterder Stadt Deidesheim mitteiten, daßder jüdische Friedhof bereits nach derKapitulation bis auf einige Grabdenk-mäler wieder hergerichtef 20 wordensei.

Durch diese Arbeitsleistung wurdenotdürftig instandgesetzt, was Dei_desheimer Bürger zerstört hatten.Rechtlich zur Verantworlung gezogenwurden sie in einem prozeB im Juni1949, der eine recht lange Vorge_schichte hat.

Am 7. September 1946 teitte derLandrat dem Bürgermeister mit, daßan maßgebticher Steile die Absichtbestünde, die Verbrechen des Nazire_gimes der Sühne zuzuführen... ZurEinleitung des Strafvertahrens ersu_chen wir das Bürgermeisteramt umeine möglichst objektive und klareDarstellung der damaligen Vorkomm_nisse... Es sind die Schutdigen unddie Teilnehmer zu benennen.2t Dar_aufhin schrieb der Vollzugsbeamte beider Stadtverwaltung, Heinrich Webel,nach intensiven Nachforschungenund aufgrund eigener Kenntnis einensehr detaillierten Bericht,, über dieVerwüstung des Hauses Reinach unddie Zerstörung des Judenfriedhofs am

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72 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. i 8 - 1/00

10. November '1938. Hilfreich dabeiwa1 daß sich bereits am 26. und 29.März Personen bei der Stadtverwal-tung gemeldet und Einzelheiten Überdiese Vorgänge zu Protokoll bei derStadtverwaltung gegeben hatten.,3Dies war allerdings in der recht durch-schaubaren Absicht geschehenen,sich selbst nur als Beobachter, nichtaber als Täter der damaligen Vorgän-ge darzustellen. Die Aussagen lassenerkennen, daß einige der Verantworl-lichen von damals sich nun gegensei-tig beschuldigten, was der Aufklärungder Vorgänge nur dienlich sein konn-te.

Am '19. Oktober1946 teilte derLandrat mit, daß der Generalstaats-anwalt den Oberstaatsanwalt in Fran-kenthal mit der Einleitung des Ermitt-lungsvertahrens gegen die Beteiligtenan den Ausschreitungen gegen dieJuden in Deidesheim im November1938 beauftragt habe.,a Um dieDringlichkeit der Behandlung diesesFalles besorgt, schrieb der Bürger-meister in den folgenden Wochen wie-derholt an den Landrat: Die hiesigeBevölkerung sei sehr ungehalten dar-über, daß Naziaktivisten zum allge-meinen Ärgernis hier noch herumlau-fen, während politisch Unbelasteteund Nazigegener sich noch in Gefan-genschaft und hinter Stacheldrahtbefänden.'zs

Es sollte aber noch fast ein Jahrdauern, bis am 23. September 1947im Stadtratssaal die Voruntersuchu-ung gegen die betreffenden Personenwegen Verbrechens gegen dieMenschlichkeit durchgeführt wurde.,6

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Gegen 16 Personen wurde Ankla-ge erhoben." Zwei der Beschuldigtenhatten bereits einige Monate im lnter-nierungslager Landau verbracht, wosie zusammen mit mehreren hundertNationalsozialisten, mutmaßlichenKriminellen und unschuldigen, denun-zierten Mitbürgern festgesetzt wordenwaren.'8 lm April 1949 waren dortnoch 75 Verdächtige inhaftiert. ZurZeit des Deidesheimer Prozesses imJuni 1949 wurde das Lager aufgelöst,nachdem durch die immer rascherarbeitenden Gerichte, Anklagen undVerurteilungen ausgesprochen wor-den waren. "

Die "Rheinpfalz" berichtete sehrausführlich über den Prozess: Stadf-g-espräch in Deideshelm lautete dieUberschrift des Beitrages, der dieErwartungshaltung der Bevölkerungwiderspiegelte.'o Schließlich hatteman mit Spannung - viele auch miteinem schlechten Gewissen - den Tagerwafiet, an dem die einzige aus Dei-desheim stammende Überlebendedes Holocaust erscheinen und alsZeugin aussagen sollte. Daß FannyReinach Verfolgung und Krieg inFrankreich überstanden hatte, warseit Oktober des Jahres 1946bekannt. Mit Datum vom 19.'10.1946hatte Bürgermeister Henrich einemehemaligen Kollegen ihres SohnesMax, der Kontakt zu ihr hatte, dieBescheinigung zugestelll, daB FrauFanny Reinach, geborene Löbmann,geboren am 17. September 1873,z.Zt. wohnhaft in Sereilhac, Hte.Viene, France, wieder in Deidesheimzuziehen könnte.s1

Aus Krankheitsgründen hatte sichaber immer wieder die Abreise ausFrankreich verzögert." Erst im Früh-jahr des Jahres 1949 konnte FannyReinach in ihre Heimat, die sie neunJahre zuvor vertrieben hatte, zurück-kehren.

Bürgermeister Oberhettinger teilteMitte Mai 1949 der Bevölkerung dieHeimkehr der ehemals verstoßenenMitbürgerin mil: Frau Adolf ReinachWwe., Deidesheim, welche als einzi-ge Übertebende ihrer Famitie nachdem Tode ihres Mannes und derErmordung ihrer beiden Kinder jetztaus der Deportation zurückgekehrt ist,besitzt die Namen und Anschriftensämtlicher Steigerer ihrer bewegli-chen Habe gemäß der am 6.3.1941erstellten Original-Versteigerungsli-sfe. Es ergeht hiermit letzte Aufforde-rung zur Meldung der damals gestei-gerten Gegenstände und Möbel-

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stücke, die seinerzeit in den Besitzder in der erwähnten Liste genanntenPersonen übergegangen sind. Solltebis zum 25.5.1949 keine freiwilligeMeldung auf dem hiesigen Bürger-meisteramt eingegangen sein, sowird gegen die Betreffenden dasbereits eingeleitete ordnungsgemäßeRestitutionsverfahren vor dem Land-gericht Frankenthal seinen Lauf neh-men. Deidesheim, den 15. 5.1949.uDaraufhin meldeten sich acht Bür-ger."

Zur gleichen Zeil, in der FannyReinach und ihre Bevollmächtigter,der Altbürgermeister von Mußbach,Hermann Keil, auf die Rückgabe ihresBesitzes warteten, wurde der Prozessgegen die mutmaßlichen Deideshei-mer Naziverbrecher vorbereitet.

Die 1. Strafkammer des Landge-richtes Frankenthal unter dem Vorsitzvon Landgerichtsdirektor Dr. Knögeleröffnete am 1. Juni 1949 im Saal derehemaligen Jordanschen Kinderbe-wahranstalt den Prozess. Groß wardas Aufgebot an Angeklagten, Zeugenund Neugierigen. Fanny Reinach tratals Nebenklägerin auf.'u

Gegen 16 Angeklagte wurde dasVertahren wegen Verbrechens gegendie Menschlichkelf eröffnet. lhnen undden neugierigen Zuhörern wurde inErinnerung gerufen, was die Beweis-aufnahme so zusammenfaßte:

ln der Nacht vom g./10. November1938 wurden fast in ganz Deutsch-land Judenpogrome verübt. Es wur-den Synagogen angezündet, dieWohnungen und Geschäftshäuservon Juden zerstört und Judenmißhandelt... ln dieser Nacht ist in

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SACHoR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-pfalz 73

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Deidesheim nichts derartiges gesche_hen. Darüber war der inzwiscien ver_storbene Gendarmerie-Chef Ruthko_wsky in Deidesheim, der zugleichdem SD angehörte, empört und niettes für seine Pflicht, das in Deidesheimnachzuholen, was bisher sonstgeschehen war. ln diesem Sinne gaber dem Angeklagten Botd, der damatsRektor der Schule, Ortsamtsleiter undKreisredner der NSV in Deidesheimwar, den Befehl, gegen die beideneinzigen in Deidesheim verhandenenjüdischen Famitien, Feis und Reinach,entsprechend vorzugehen. Der Ange_klagte Botd, an den sich Ruthkowikyinsbesonders deshalb wandte, weil örwußte, daß dieser ein fanatischerNationalsozialist war, hat nun die Lei_

tung der aufgetragenen Aktion über_nommen. Diese hat sich ... nun derar_tig abgespielt, daß Botd sich im Sprit_zenhaus der Feuerwehr Feuerwehr_beile besorgte und diese dem Ange-klagten Haas und dem AngektagienFischer gab. Mit diesen beiden undeiner dritten, nicht mehr feststellbarenPerson, zog, unter Anführung vonBold, eine Gruppe von Menichenzunächst zu dem Anwesen Reinachund dann zu dem Anwesen Feis. DieWohnungen der beiden jüdischenFamilien wurden demoliert, in demHaus Reinach, in dem sich ein vondieser Familie betriebenes Schuhge_schäft befand, wurden Schuhe auf dieStraße geworfen und in den Wohnun_gen selbst die Einrichtungsgegen_stände entweder beschädigt

-oder

durcheinander geworfen. I n ähnticherWeise wurde in dem Haus Feis vorge_gangen. Die Sachlage war in beidenFällen, so, daß in beiden Häusernsich eine Menge von etwa je S0 Men_schen befand. Auf der Straße befandsich eine weitere Menge, zu der auchSchulkinder gehörten, die sich, wennauch nicht in der Klasse, so doch inder Schule des Angektagten Botdbefanden. Während nun diese beidenAktionen am hellen Tag vor sich gin-gen, setzte abends, unter Ausnutzungder Dunkelheit, eine weitere Aktiohein, die sich gegen den jüdischenFriedhof richtete, und auch dort Zer_störungen anrichtete. Diese Aktiongeht auf die lnitiative des SA-Sturm_f ü h re rs An sl i n ge r zu rück.,u

An den Reinach und Feis gegenü_ber begangenen Ausschreitungenwaren als Hauptpersonen beteiligt:Alfons Botd, 52 Jahre (19a9), Lehärund seit 1984 Schulleiter in Deides_heim. Mititärdienst und Gefangen_schaft 1939-46; ab Herbst t S+6 imlnternierungslager Landau; ab30.6.'l 947 in Untersuchungshaft bisProzessbeginn. Mitglied der NSDApseit 1.5.1933; Kreisredner der natio_nalsozalistischen Volkswohlfah rtNSV.3, Franz Blätte, 55 Jahre, Zim_mermann, Aprit 1945 bis Juli .194g

imlnternierungslager Landau; Mitgliedder NSDAP seit 1931; Ortsgruppen_leiter von 1994-1999. Ab Juti 1948 beider französischen Besatzungsbehör-de beschäftigt.3s Daneben wurdennoch folgende Männer zur Verant_wortung gezogen: Artur Fischer3,,Josef von der Empten4o, Frilz Leiden_heimero,, Andreas Weilauffrr, WilliHaas'3, Stefan Schmittor, AugustFahrnschono' und Friedrich Eckel_

Sellmayero6. Nach der Festseillungder Staatsanwaltschaft wurde deiFriedhof von Julius Erleweino,, Hein-rich Mechtersheimer*s, Willi Speeror,Edwin Stürtz5o, Wittmannu, und Mich-ael Niklass, zerstört.s3

Aufgrund der Hauptverhandlungwurden verurteilt: die AngeklagteiBold, Blätte, Fischer und Haas wegenVerbrechens gegen die Menschich_keit in Tateinheit begangen mit einemVerbrechen des Landfriedensbruchsund mit schwerem Hausfriedens_bruch, und zwar Botd zu einerGefängnisstrafe von S Jahren, Blättezu einer Gefängnisstrafe von 2 Jah_ren, Fischer und Haas zu einerGefängnisstrafe von 6 Monaten. DemAngeklagten Bold werden die bürger-lichen Ehrenrechte auf die Dauer-von3 Jahren aberkannt. Die AngektagtenErlewein und Wittmann wegen Ver_brechens gegen die Menschiichkeit inTateinheit begangen mit einfachemLandfriedensbruch, und zwar Erle_wein zu einer Gefängnisstrafe von 4Monaten, Wittmann von 6 Monaten.

. . Das Verfahren gegen die Ange_klagten Schmitt, Mechtersheimer inaStürtz wurde aufgrund des Straffrei_heitsgesetzes vom l g. 6. l g4g einge_

?tellt:4 Die Angeklagten v.d. Emp{en,Leidenheimer, Weiilauff, Ecket_.Selt_mayer, Speer, Fahrnschon und Niklaswe rde n f rei gesprochen.uu

Die Verurteilten Fischer, Haas,Erlewein und Wittmann legten gegendas Urteil Revision ein. Ebenso äerOberstaatsanwalt Müller, der gegenBold, Blätte, Fischer und Haas äufZuchthausstrafe plädiert hatte. ln derVerhandlung des Strafsenates beimOberlandesgericht in Neustadt am 2g.September 1g4g wurden alle Revisi_onsbegehren verworfen.56

Aufgrund des Straffreiheitsgeset_zes der Bundesregierung vom31.12.1949 wurden Wittmann, Erle_wein, Fischer und Haas die Strafenerlassen.., Bold konnte nach einemGnadenbescheid am g.12.1949 um17 Uhr die Haftanstalt in Frankenthalals freier Mann verlassen..u Die aufdrei Jahre aberkannten bürgerlichenEhrenrechte wurden ihm mit Entschei_dung des Ministers der Justiz vonRheinland-Ptalz vom 12. Februar1951 wieder zuerkannt.ss Franz Blättehatte den Gerichtssaal schon im Juni1949 als freier Mann verlassen kön_nen, da er über drei Jahre in lnternie_rungshaft gesessen hatte, die ihm wieauch Bold zur Haftstrafe angerechnetworden waren.

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74 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 18 - 1/00

Dieser Prozess hatte noch einmal Anmerkungendie schreckliche Nazizeit in Erinne- 1) Entwurf desSchreibensvomrung gebracht. Viele waren von den 11.11.1941 , in: Akte Anmeldung

Rusiägen von Frau Fanny Reinach Vermögens der Juden, Stadtarchiv

erschütterr. Doch ihr Leid und.das 2) 'r:3:;X::#(t;ß'LeiaesneimerSchicksal ihrer Familie waren offen- Synagogen. in: Heimat-Jahrbuchbar schnell vergessen. Sie wurde 1988, LandkreisBad-Dürkheim,schließlich Opfer deutschen Rechts- 5.76-82.empfindens, anders kann man sichwohl nicht ausdrücken, um zt)beschreiben, was an Schwierigkeitenzu überwinden waren, um an ihr Habund Gut zu gelangen. lhr Haus waroffensichtlich rechtlich einwandfreiverkauft, ihr Hausrat offensichtlichrechtlich einwandfrei versteigert wor-den. So mußte die 76-jährige Fraunach ihrer Rückkehr aus Frankreichzunächst einmal einen jahrelangenKampf bestehen, um wieder ihr Eigen-tum zu erhalten. Selbst in ihr Hauskonnte sie zunächst nicht einziehen.Aus einem Brief des Bürgermeisters... Fanny Reinach war dann zweiJahre notdürftig in einem Raumaußerhalb ihres Hauses unterge-bracht, bevor ihr Haus freigemachtund sie darin wieder Wohnung neh-men konnte...6o Das Amt für Wieder-gutmachung erbat in den folgendenJahren Auskunft darüber, wie großdie ehemalige Wohnung war und wel-che Beschädigungen und Demolie-rungen im November 1938 erfolgtwaren. Zur Prüfung der Antragsbe-rechtigung (!!!)... Für genaue Anga-ben fehlen sowohl uns wie demFinanzamt die Unterlagen... u'

Fanny Reinach starb, zum Pflege-fall geworden, am 13. Dezember 1960im Alter von 87 Jahren im Spital zuDeidesheim. u'

A. H. Kuby (Hg.), Juden in derProvinz. Beiträge zur Geschichteder Juden in der Pfalz zwischenEmanzipation und Vernichtung,Neustadt 1989. Hannes Ziegler,VertemF Verjagt- Vernichtet. DieVefiolgung der pfälzischen Juden1933-1945, in: Gerhard Nestler,Hannes Ziegler (HSS.), Die Pfalzunterm Hakenkreuz. Eine deutscheProvinz während der nationalsozia-I i sti sc h en Te rro rhe rrsch aft , Lan d a u1993, S. 325-357.Entwurt des Schreibens desBürgermeisters an den Landratvom 12,.3.1949. Feststellung desehemaligen jüdischen Besitzes(nicht Eigentums !! d. Verf.),in: Akte(wie Anm. 1). Entuurt desSchreibens des Bürgermeisters anden Landrat vom 25.10.1946, in:Akte (wie Anm. 1) nennt nur vierHäuser und zwei Grundstücke.Folgende Aufzählung orientiert sicham Schreiben vom 12.3.1949.

3.3.1941 und 2.3.1947, in: Akte(wie Anm. 6).

9) Verzeichnis des lnventars derWohnung Reinach. Aufstellungüber 137 Positionen vom4. 1 2. 1 94o von BürgermeisterEckel-Sellmayer aufgenommen, in:Akte (wie Anm. 6).

1 0) Niederschrift der Stadtratssitzungvom 30. Juni 1944, in:P rotoko I I b u ch d e s Stadt rate sDeidesheim 1935-1948.

1 1 ) Anwesenheitsliste, ebenda.12) Liste derAusgebombten und

Evakuierten 1944, in: AkteF I i eg e rg esch äd i gte u n dUmquariierte, StD. Siehe auch dieAbschriften von 64 Kondolenz-schreiben der Kompagnieführer andie Angehörigen, in: AkteKriegsgefallene und Vermißte, StD.Mitteilung des Landrates an dieBürgermeister vom 6.6. 1 944:An g lo-Am e ri kan e r ve rs u ch e naugenblicklich durch Frankreich zulanden, in: Akte Maßnahmengegen den feindlichen Einfall imWesten, StD.

13) Aufforderung vom 6.2.1946, in:Akte Judenfriedhof, StD.

1 4) Handschriftliche Kenntnisnahme inNamenliste, in: Akte (wie Anm.13.).

15) Darstellung der Ereignisse durchden Vollzugsbeamten Webel am26.9.1946, in: Akte Juden, StD.

16) Namenliste, in: Akte (wie Anm.13).

1 7) Vorladungsschreiben vom9.3.1946, in: Akte (wie Anm. 13).

18) Entwurf des Schreibens vom22.2.1946, in: Akte (wie Anm. 13).

19) Schreiben vom 23.3.1948 Betrifft:Jüdische Friedhöfe, in: Akte (wieAnm. 13).

20) fnMurt des Schreibens desBürgermeisters (auf der Rückseitedes Schreibens vom 23.3.1948)vom 13.5.1948, in: Akte (wie Anm.13).

21 ) Schreiben des Landrates vom7.9.1946, in: Akte (wie Anm. 15).

22) Bericht, in: Akte (wie Anm. 15).23) Niederschrift der Aussagen vom

26.3.1946 und 29.3.1948, in: Akte(wie Anm. 15).

24) Schreiben des Landrates vom1 9.1 0.1 946 mit Eingangsstempelvom 23.10.1946, in: Akte (wieAnm. 15).

25) Entuurt des Schreibens vom20. 1 2. 1 946, in: Akte Entnazifizie-rung 1946-1952, StD.

26) Schreiben Untersuchungsrichtersbeim Landgericht Frankenthal vom22.8.1947, in: Akte (wie Anm. 15).

27) Liste der Angeklagten, in: AkteStrafuerlahren gegen Alfons Boldu.a. ( 9 Kls 1/ 49), JustizbehördenFrankenthal, S. 287 ff.

28) Vgl. R. Möhler, Entnazifizierung inRheinland-Pfalz und im Saarlandunter französischer Besatzung von

s)

4)

Besitzer vü Besitzer 1949 Gegenstand ewatbenden 34.1 .1 933

Adoff FranzBeinach Blätte 2 Grundstücke 9.5.1936

Oswald und Heinrich

Bichard Feis Groß 2 Wohnhäuser 12.2.1940

Morgenthau- FranzMarum Groppenbächer

Gebr. Feis RudolfHebinger

1 Wohnhaus 18.1.1937

1 Grundslück 1940

5)

Adoll Heinrich

Beinach Roth

Artur HeinrichFiedheim Schälfer

6)

7)

Gebr. Fels Jul. Ferd.

Kimich 1 Grundstück 9.5.1940

Gebr. Feis GeorgMater 1 Wahnhaus 1.1.1939

1 Wahnhaus 1.4.1940

1 Wohnhaus 10.5.1941

Entuurt des Schreibens derS aarpf äl zi sch e n Ve rm ög e n sve rwe r-tu n g sg e s I I sch aft an Obe rf i n an zp rä-sident Westmark vom 2o.5.1943,in: Akte (wie Anm.l).EnMurt des Schreibens desBürgermeisters an das LandgerichtFrankenthal vom 24.11.1950, in:Akte Verweriung des Vermögensdes Juden Reinach, StD.Schreiben des Beauftragten derMilitärregierung Hermann Keil,Service Controle des Biens an dieStadtve rwaltu ng De idesh e i m vo m8.1.1948, in: Akte (wie Anm.6).Schreiben des VersteigerersRobert Weppler vom 1.3.1941 ,

8)

i.eiraE .En reruEqgrlrst.€ö?a!!i

lb ad dlr je,lbüid'.

q,or 1r.r,1919

,}Jrit ,o' z:.r' j ' l a: l\*-r...t., -szd l;e":SrErred:er.r, ;*Aa«

@ry/-. ,. ,+- l;rf,* - ,.tl-r -'ffif . r

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Heft Nr. 18 - i/00 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-pfalz 75

!s^!s pis 1952, Mainz tsss, S.385. Chr. Schick, DieI nte rn ieru ngslage r i n : VonStali ng rad zu r Wäh ru ngsreform.Zur Sozialgeschichte desUmbruchs in Deutschland, hg. vonM. Broszat, K"D. Henke unA"U.

^^. (oller München tg1g, S. O0t_527.1? Ygt. Möhter (wie Anm. 28) S. ss2.30) 'Die Rheinpfalz,, 2g.S.tg4g

S^tadtg esp räc h vo n D e i de s h e i m :S_t! h n e f ü r d i e J u d e nve rf o I g u n ga e n.Die Berufsschute in DeidisneTmwird in der nächsten WocheM ittel pu n kt e i nes g roßenprozesses sein, dessenVorgeschichte vor etf Jahren tangedas Tagesgespräch derB.evölkerung von Deidesheim undder Umgebung bilden. Nichtwentg-er als 16 Angeklagte _ davondie Mehrzahl aus Deidesheim _

ytgr/en sich jetzt wegenVerbrechens gegen äieMensch I ich ke it zu verantworte nha.ben. Die Verhandlung wirdmind^estens zwei Tage dauern. Atsam 9. November 19Sg das"Kochen der Volksseele,, von derObe rsten SA- Fü h ru ng befoh tenw.urde. und an jenem-Tage eineve notg u ngsaktion gegen j üd ischeanwohner begann wurdeDeidesheim davon nicht berührt,D..ie beiden hier ansässigenjüdischen Familien bliebenu n beh el I igt. An d ieser Entwickl u ngnahm der inzwischen verstorbenö_damalige Gendarmeriechef inDeidesheim, Ruthkowsky, derg I e i c-h ze iti g Au ße n ste t I e ni e ite r d esb e rü c hti gte n S i ch e rh e itsd i ensles

-

(SD) war, Anstoß. Er ruhte nicht,bis auch Deidesheim seineJudenaktion hatte. Am Vormittag!9s 10. November t9SB, ats diäkünstlich gen,,hrie Erregung imganzen Lande bereits äOgä«tungenwar, gab Ruthkowskv demdamal igen Sch u t le ite r Alfons Botd,derlen Rang eines Ortsamtsleitersund Kreisredners der NSV

sie die Einfriedigung beseitigten,die meisten eräOsüineb11s9hädigten oder umwarfen sowieSträuch e r u nd Zi e rbäu meumhackten.Es war nicht leicht, die damalsBetei I igten festzu ste I len. I njahrelanger Kleinarbeit mußten dieE rhebu ngen gepftogen werAe,n,-u,-nneben dem 52 Jahre atten Alfo,nsphilipp Botd aus Speyer, aer iiciseit 30. Juni 1947 in-lJntersu_chungshaft befindet, jene Leuteausfindig zu machen-, die ihre Handzu jenem verwerflichen Tungeliehen hatten, das von derMehrheit des deutschen Votkessogleich verabscheut worden warund das uns im Ausland bis dahinno.ch gute Ansehen gekostet hatte.Mitangeklagt sind wägen der - -Ausschreitungen gegen diet-amilien Reinach und Feis: FranzGeorg Blätte, Arlhur Fischer,Flyz.JggeOh von der Emptän,.Fritz Leiden he i me r, And relasWeiilauff, August Fahrnschon htteaus Deidesheim), Wilhelm Haäsaus Gönnheim, Stefan Schmidt austt!ürlberg sowie der damalige

D_e i des he i m e r B ü rge rm e i stä rFriedrich Ecket-SeiImayef äer ZOJahre alt ist.Wegen Friedhofsschändung habensich zu verantwoften: JuliuäErlewein, Georg HeinrichMechtersheimer, Edwin MariinStürtz, Andreas Wittmann, MiihaetNiklas (alle aus Deidesheims sowieGeorg Speer aus Radolfzeli. -lnwieweit sich die Beschutdigtenstrafbar gemacht haben, wiä AieHauptverhandlung vor der ErstenStrafkammer des LandgerichtsFrankenthal ergeben müssen,, dieam urcnstag, 31 . Mai, in derBerufsschule in Deidesheimbeginnt. Die Anklage lautet aufVerbrechen gegen dieMenschlichkeit.

31) Entuurt der Bescheinigung vom1.9_.10.1946, in: Akte (wieVnÄ.15).

Entpsgyng aus dem Jungvotk,.^, n.ach Akte (wie Anm. 2ll

40) Josef von der Empten, 6t ,lanr",Polizeibeamter, seit 1 94 1 /42Mitgtied der NSDAp, nach Äfte(wie Anm. 27.

41) Fritz Leidenheimer, 36 Jahre,Gehilfe bei der Stadtverwatiino.

.^. ,.acl Akte (wie Anm. 27).42) Andreas Weittauff, sO Jänre,

Schlosser; seit 1957 Mitgtieä derNSDA?, 1es7_lsaa ui{tiea ii snbis zum Ausschtuß, naöh e«te (iieAnm.27)

43) Wiili Haas, 29 Jahre,V_e rwalt u n g sa ngeste I lte r be i d e rGemeinde Ruchheim, Mitglied derSA und NSDA?. ,,Die Rnänpiaü;1 8.4.1 945. Anzeigenteit Bei derG e m e i n deve rwaiiu n g A u c n n eit n i stdie Stelle des GemeindeObersekretärs neu zu besetzen...Nichtmitgtied der NSDApBedingung. Ruchheim, den 12.April 1946. Der Bürgermeistei gez.S-chäfer. Haas wulde uitgtie:d"d;SPD.

44) Stefan Schmitt, 64 Jahre, Arbeiter:er wohnte l93B als Westwallarbeiter in Deidesheim. Heimatwohiirtwar Nümberg, nach Akte (wieAnm.27).

45) August Fahrnschon, 53 Jahre,füler; seit 1957 Mitgtied der '

NSDA? und SA_Reserue, nachAkte (wie Anm. 27).

46) Friedrich Eckel-Seltmayer, 76Jah re, Wei n h,,ndt e r u ndBürgermeister 1 933_1 945; Mitgtiedd,er NSDAp seit 1950, nacn elitä"(wie Anm. 27).

47) Julius_Erlewein, 06 Jahre, Tüncher;27t^1%7 Mitstied der NSDep siit'19SS Mitglied der SA, SturmÄiin-,

.^. ?19h Akte (wie Anm. 27).48) Heinrich Mechtersheimer, 39 Jahre,

Küler; Mitgtied der NSDAp unä ie'seit 1940, nach Akte (wie Anm.27).

49) Witlispeer 38 Jahre, uhrmacher;s-1it 1937 Mitgtied der SA, ,r,"i '

Akte (wie Anm. 27).so) E.!1yi1t Stürtz, 44 Jähre, Friseur;

1.9^q3:!945 Mitgtied der SA; seitt.9_e] !!!g t i ea d e r N S DA p ;' se it1 939 Fi I m stel ten leiter u nd

bekleidete, den Auftrag ,, es müsseetwas n..Deideshei m geschehen,,.unne zogern übernahm Botd diel.?i!.rng der Aktion gegen dieludtschen Familien Reinach undFeis. Mit Beilen wurden die Türenan den jüdischen Häusernaufgebrochen; die Horde stürmtehinein und schlug im SchuhhausHeinach die ganze lnneneinrich_tung zusammen. Die Trümmer undvorgefundenen Schuhe wurden auf!9ltp1e geworfen und verbrannt.ute Meute zog hierauf zumAnwesen Feis, wo ebenfalls allesdemolieft wurde.

lm.Abel/ des gteichen Tagestrafen sich in einem Lokat in derB^ahnhofstraße auf Befehl des SA-S^turmfü h re rs An st i nger ei ne Anzah IsA-Männer. Gegen 22 lJhr zogensie zum israelitischen Friedhoi, wo

32) Schreiben von Hermann Keil andas Bü rgermeisteramt vom3.5.1949 ...der Arzt der FrauReinach läßt mir soeben mitteilen,daß sie wieder einenKrankheitsrückfall gehabt habe...,

^^. in: Akte (wie Anm.-l5).

33) Entuurt der Bekanntmachung vom16.5.1949, in: Akte (wie Ani tst

34) Namenliste, in: Akte (wie Anm 1'st35)'Die Rheinpfalz,, 4.6.'1 g4g.36) Auszug aus dem urteil vom

1^9;1949, in: Akte (wie Anm. 27) S.290-291.

37) Alfons Bold, nach Akte (wieAnm.27).

38) F_ranz Blätte, nach Akte (wieAnm.27).

39) Artq Fischer, 28 Jahre,kaufmännischer Angestellter beimSchlachthof Neustiat: t gSO

Propagandateiter der NSDAp, nachAkte (wie Anm. 27.

51) Wittmann, 43 Jahie, Schlosser; seit1937 Mitgtied der NSDAp unA'§i,

-^, ?1"1Akte (wie Anm. 27).52) Michael Niklas, 47 Jahr6,

P^o_starbeiter; seit 1933 Mitglied derSA und seit l9S7 Mitgtiedäer- --

_ NSDA] nach Akte (wie Anm. ZZ).53) Die Aufstellung von HeinrichWebel nennt noch als Beteitigte:Willi Anstinger, SS, vermißt;Hermann Doil, Gefangenschaft;

ljefgn Münch, verstoVben ; Aaa.n(raft, B9lOeordneter, in:ene liieAnm. tS).

5a) !!:it,^i, Akte (wie Anm. 27) S.2BB, Begründungen S. 294_296. Zu

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76 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 18 - 1/00

Fischer aus der Beweiserhebung:... Er wurde dann von seiner Mutter... aus dem Haus Reinachherausgeholt und auf der Stellegezüchtigt. Auch sein Vater hat ihnspäter durch eine entsprechendeTracht Prügel das Unrechte seinerHandlung zum Bewußtseingebracht ... S. 291.'DieRheinpfalz" 2.6.1949 Urteil imDeidesheimer Prozess.

55) Urteil, in Akte (wie Anm. 27). 'DieRheinpfalz" 4.6. 1 949 SchwierigeRechtsfindung zehn Jahre nachder Tat. Ein Schlußstrich unter dieDeidesheimer Vorfälle. Zwei Tagestanden die Verhandlungen vor derErsten Strafkammer des Land-gerichts Frankenthal, das unterVo rs itz von Ob e rl an d e sg e ri chtsd i -rektor Knögel nach Deidesheimgekommen war, im Mittelpunkt desörllichen lnteresses. Neugier undTeilnahme hatten viele Menschenauf die Beine gebracht und derSaal der Berufsschule konnte nichtallen Platz bieten., zumal dasAufgebot an Angeklagten, Zeugenund auch Anwälten recht erheblichwar. Frau Reinach, die Besitzerindes in jenen Novembertagen 1938demolierten Geschäftes, war alsNebenklägerin erschienen. DieAnwesenden vermochten sich demerschütternden Eindruck ihrerAussagen nicht zu entziehen.N ach d e m Obe rstaatsanwalt M ü I I e rhohe Zuchthausstrafen beantragt

hatte. gelangte das Gericht zufolgendem. von uns in seinenUmrissen bereits veröffentlichtenUrteil: Alfons Philipp Bold dreiJahre Gefängnis und drei JahreEhrverlust; Franz Georg Blättezwie Jahre Gefängnis, ArthurFischer und Wilhelm Haas jesechs Monate Gefängnis. DieAngeklagten v.d. Empten,Leiden h ei me r, Weitlauff ,

Fahrnschon, und Eckel- Sellmayerwu rden freigesprochen, gegenSchmidt wurde das Vertahreneingestellt. Wegen Beteiligung ander Friedhofsschändung wurdender Angeklagte Andreas Wittmannzu sechs Monaten und JuliusErlewein zu vier MonatenGefängnis verurteilt. Speer undNiklas erzielten Freisprüche, gegenMechtersheimer und Stürlz wurdedas Verfahren eingestellt.U nte rsuch un gs- u nd I ntern ie ru n gs-haft werden den Verufteiltenangerechnet. Der Haftbefehl gegenBold bleibt aufrechterhalten.Wie der Vorsitzende in seinerU rtei lsbegrü nd u ng au sfü h rte, stehteindeutig fest, daß BoldRädelsfü h re r war. M i lderndeUmstände seien ihm zuzubilligen,denn er sei nicht gegen Menschenu n mittel bar tätl ich gewo rden.Erschwerend falle seine besondereVerantwortl ich keit al s J u gend-erzieher ins Gewicht. Auch derAngeklagte Blätte habe sich nur an

Sachen vergangen. er sei jedoch inbeiden Häusern gewesen undhätte seine Autorität als Orls-gruppenleiter zur Einstellung derJudenaktion benutzen können. DenAngeklagten Fischer und Haasmüsse ihr jugendliches Alter beimZeitpunkt der Tat zugute gehaltenwerden. Die Friedhofsschändungenmußten nach den Bestimmungene i n e s Kontro ll ratsge setzes be u rte i ltwerden.Revisionsverhandlung, in : Akte(wie Anm. 27).Verfügungen vom 24.1.1950, in;Akte (wie Anm. 27).Mitteilung des Abgangs einesGefangenen oder Verwahrten vom9.12.1949, in: Akte (wie Anm. 27)Schreiben der HauptabteilungJustiz des Ministeriums für Justizund Kultus vom 1 2.2.1951 , in: Akte(wie Anm. 27).Entwurf des Schreibens desBürgermeisters an den Landratvom 30.3.1954, in: Akte (wieAnm. 15).Schreiben des Regierungsbezirk-samtes für Wiedergutmachung undKontrol I i e ries Ve rm ög e n, N e u stadt,vom 27.8.1952, ln: Akte (wieAnm. 15).B. Schnabel (wie Anm. 2) S. 82.

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