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Jüdisches Leben und Judenverfolgung in der Oranienstraße und der Skalitzer Straße Rundgang von Jugendlichen für Jugendliche Datum: 9. November 2005 Zeit: 12.00 Uhr Ort: Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus - Oranienstraße 34 SPURENSUCHE IN KREUZBERG SPURENSUCHE IN KREUZBERG Dieses Projekt wurde unterstützt von:

SPURENSUCHE - KIGA e.V. in Kreuzbe… · der Judenverfolgung war die Anordnung Die Judenverfolgung in Deutschland jüdische Reisepässe mit einem „J“ zu kennzeichnen (5. Oktober

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Page 1: SPURENSUCHE - KIGA e.V. in Kreuzbe… · der Judenverfolgung war die Anordnung Die Judenverfolgung in Deutschland jüdische Reisepässe mit einem „J“ zu kennzeichnen (5. Oktober

Jüdisches Leben und Judenverfolgungin der Oranienstraße und der Skalitzer

Straße

Rundgang von Jugendlichenfür Jugendliche

Datum: 9. November 2005Zeit: 12.00 Uhr

Ort: Kreuzberger Initiative gegenAntisemitismus - Oranienstraße 34

SPURENSUCHEIN

KREUZBERG

SPURENSUCHEIN

KREUZBERG

Dieses Projekt wurde unterstützt von:

Page 2: SPURENSUCHE - KIGA e.V. in Kreuzbe… · der Judenverfolgung war die Anordnung Die Judenverfolgung in Deutschland jüdische Reisepässe mit einem „J“ zu kennzeichnen (5. Oktober

Inhaltsverzeichnis:

Wir sind fünf Schüler und Schülerinnen der 10. Klasse undmachen in der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus(KIgA) ein dreiwöchiges Praktikum. Wir bereiten uns auf einehistorischen Rundgang durch Kreuzberg vor, die wir dannmit euch durchführen möchten. Diese Broschüre haben wirerstellt, um euch zu zeigen was auf euch bei diesem Rund-gang zukommt.

Gemeinsam gegenAntisemitismus

In der Broschüre findet ihr Texte über

Judenverfolgung............................................................ 3

Nürnberger Gesetze/Antisemitismus in den Schulen..... 4

Reichspogromnacht....................................................... 5

Judenvernichtung......................................................... 6

Wannseekonferenz/Deportation/Konzentrationslager.... 7

Jüdisches Leben in Kreuzberg....................................... 8

Rundgang O-Strasse...................................................... 9

Karte / Oranienstr.34 - Schuhhaus Leiser................... 10

Walter Storozum...........................................................11

Skalitzer Str.20 - Geschichte eines Hauses...................11

* Walter Storozum wohnte seit seiner Geburt (1921) bis zu seinem 17.Ge-burtstag in Berlin-Kreuzberg (Graefestraße);

* Er ging in Kreuzberg zur Schule;* Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er als einer der

wenigen Juden in seiner Schule ausgrenzt und stigmatisiert;* Nach dem er 1935 seine Volksschulausbildung erlangte durfte er auf keine

weiterführende Schule und wurde somit zur Berufsausbildung gezwungen;* Da es für Juden schwer war einen Beruf zu finden, war Walter Storozum auf

die Hilfe der jüdischen Gemeinde angewiesen;* Er erlernte einen Beruf, im Gewerbe der Kunst- und Bauschlosserei, der

ihm nach seiner Deportation im Konzentrationslager Auschwitz das Lebenrettete.

WALTER STOROZUM:EIN JUNGER JUDE IN KREUZBERG

1923 kaufte Moritz Moses das Haus Nr. 20

Seine Frau Siddy Moses hatte es danach geerbt

Während der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde dasZigarettengeschäft von Dagobert Moses (der Sohn von Siddy Moses)zerstört

Während des Krieges wurde das Haus auf Anweisung der Nationalsozia-listen zu einem „Judenhaus“ umfunktioniert

In dem Haus wohnten seit 1940/41 viele jüdische Familien auf engstemRaum

Einige jüdische Bewohnerinnen mussten bei Siemens ZwangsarbeitleistenMindestens neun Bewohner wurden in die Vernichtung deportiert.

*

Skalitzer Straße 20

Geschichte eines HausesGeschichte eines Hauses

Skalitzer Straße 20

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1933 nach der Machtergreifung Hitlersbegann sofort die Verfolgung derjüdischen Bürger durch dieNationalsozialisten.Zwischen 1933 und1939 wurden dieJuden zur Zielscheibeantisemitischer Hass-und Verleumdungs-kampagnen undSchritt für Schrittwurden sie ihrerb e r u f l i c h e nMöglichkeiten beraubt.Im April 1933 wurdezum Boykott jüdischerGeschäfte aufgerufen.Jüdische Kinos und Theater sollten nichtbesucht werden. Firmen und Betriebevon jüdischen Eigentümern erhieltenkaum Aufträge. Am 7. April 1933 wurdedas Gesetz zur „Wiederherstellung desBerufsbeamtentums“ das dieEntlassung „nichtarischer“ Beamtenbewirkte. Am 21. Mai 1935 wurde einWehrgesetz erschaffen: „arischerAbstammung“ wurde zur Vorrausetzungfür den Wehrdienst. Der nächste Schrittder Judenverfolgung war die Anordnung

Die Judenverfolgung in Deutschland

jüdische Reisepässe mit einem „J“ zukennzeichnen (5. Oktober 1938). DesWeiteren wurden die Bürger aufgefordert

sich nicht von Judenunterrichten, behandelnund rechtlich vertreten zulassen. Am 25. Juli 1938strich man die Lizenzenfür jüdische Ärzte und dieZulassung der jüdischenRechtsanwälte. Bankenverweigerten oderkündigten Darlehen, sodass viele jüdischeHändler vor demwirtschaftlichen Ruinstanden und ihre

Geschäfte aufgeben mussten. Am 28.November 1938 führte diePolizeiverordnung über das „Auftreten derJuden in der Öffentlichkeit“ zurEinschränkung der Bewegungsfreiheit.Und schließlich kurz nach dem Pogromam 13. Dezember 1938 wurden diejüdischen Geschäfte arisiert; jüdischerEigentum wurde nun zu einem Spottpreisverkauft. Diese Vermögen dienten denNazis im Krieg.

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- Berlins größtes Schuhhaus;

- 1889 kam Julius Klausner (der Gründer des Schuhhauses) nach Berlin;

- Er hat einen kleinen Lagerraum in der Oranienstr.34 gefunden;

- Im zweiten Jahr reichte der kleine Laden nicht mehr aus;

- Im neuen repräsentativen Gebäude in der Schmidstr. 24-25 warausreichend Platz vorhanden;

- Während des Ersten Weltkrieges verkaufte die Firma Seide;

- Nach Kriegsende wurde die Firma weiter vergrößert;

- Leiser gründete in Danzig und Holland Tochtergesellschaften;

- Die Zeit der Nazi Herrschaft veränderte alles!

- 1935 nahm Julius Klausner den Kaufmann Dietrich Bahner in die Firma auf;

- Im Zuge der Judenverfolung wurde die Zulassung des Geschäfts 1936 gestrichen;

- Anfang 1937 übernahm Dietrich Bahner die Majorität der Firma;

- Julius Klausner blieben nur noch 25 Prozent;

- Das Ehepaar Klausner wurde Ende 1937 vor der Verhaftung gewarnt;

- Daraufhin flohen Julius Klausner und seine Frau nach Buenos Aires;

- Die Firma wurde nach Kriegsende an sie zurückgegeben, doch 50% demneuen Besitzer Bahner überlassen.

ORANIENSTRASSE 34SCHUHHAUS LEISER

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- Reichsbürger ist nur der Staatsange-hörige deutschen und artverwandtenBlutes;

- Juden können keine Reichsbürgersein (und werden);

- Juden können kein öffentliches Amtbekleiden;

- Vor der Eheschliessung oder bei Be-werbungen musste der Nachweis der„arischen Abstimmung“ erbracht wer-den;

- Den Juden wurde es verboten Biblio-theken, Theater, Kinos und Badean-stalten zu besuchen

- Blutschutzgesetz:Verbot von Ehe-schliessungen zwischen Deutschen undJuden;

- Wer nicht den Diskriminierungen der„Nürnberger Gesetze“ zum Opfer fal-len wollte, musste einen Arier Nach-weis erbringen;

- Weibliche Juden unter 45 Jahren durf-ten nicht mehr in deutschen Haushal-ten beschäftigt werden;

- Bürger jüdischen Glaubens wurdenauch juristisch aus der „Volksgemeinschaft“ ausgeschlossen.

Die Nürnberger Gesetze wurden 1935 erlassen

Inhalte:

Die Nationalsozialisten waren besondersinteressiert die nachrückenden Genera-tionen in Schulen als Nationalisten zu er-ziehen. Schon in Schulbüchern in derGrundschule stellte man Juden als häss-liche, verschlagene und ausbeuterischeGestalten dar.Der Unterrichtsstoff hatte sich verändertes waren Spottreime und Verleumdun-gen auswendig zu lernen. Die Schülersollten, was Juden betraf, von vornhereingar nichts anderes sehen und denken ler-nen als Verachtung und Hass. Viele Lehr-kräfte setzten sie in die letzte Reihe unddemütigten sie vor versammelter Klas-se.Antisemitismus gehörte zum schulischenAlltag. Schriften an der Tafel wie „der

Jude ist unser größter Feind. Hütet euchvor den Juden“ bekam man oft zu se-hen. Mitschüler wurden gezwungen Ju-den in ihrer Klasse auszugrenzen. Wersich beispielsweise mit einem Juden an-freundete hieß „Judenfreund“.Wie stark der Antisemitismus die Schul-wirklichkeit aber tatsächlich bestimmte,hing auch von den einzelnen Lehrkräf-ten und den Schülern selbst ab. EinigeLehrkräfte versuchten in ihrem UnterrichtZeichen gegen den Antisemitismus zusetzen oder ihn doch wenigstens ausdem Klassenzimmer zu verbannen. Undmanche Schüler hielten trotzEinschüchterungen und Verleumdungenan Freundschaften zu ihren jüdischenMitschülern fest.

Antisemitismus in den Schulen

Die Nürnberger Gesetze

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Erster Halt: Nr.108. Hier wurde im Jahre 1907 eine kleine Kleider-

handlung im Kellerladen eröffnet.

Zweiter Halt: Joseph Schiffmann, der aus Westdeutschland nach

Berlin kam, eröffnete in der Nr.110 ein Herrenkleidergeschäft.; in

der Nr. 111 hatte Herman Frankblau einen Laden.

Dritter Halt: Nr. 117. Jakob Milgrom verkaufte Herren- und Kinder-

garderobe in der Nr.130, zog aber dann in Nr.20. Sein Geschäft

hatte er in der Nr.117.

Nächste Haltepunkte:

Nr.30/31; Nr. 27; Nr.25; Nr. 20; Nr.130.

Rundgang durchdie O

ranienstrasse und die Skalitzerstr

........

Oranienstraße:

Skalitzerstraße:

Erster Halt: Isidor Heitinger und Meyer Levin zwei jüdische Kauf-

leute gründeten vor der Jahrhundertwende in den Hausnummer

40/41 ein Herren- und Knabenkonfektionsgeschäft. Später zogen

sie mehrmals um: Das unter Denkmalsschutz stehende Haus

Nr.159 mit den prächtigen Fassaden, verdankt man noch heute

den beiden Geschäftsleuten.

Zweiter Halt: Schuhgeschäfte: Nr.28 Samuel Scheimann; Nr.32

Albert Bluhm; Nr.38 Sally Sultan (die Kaufleute lebten meist direkt

hinter den jeweiligen Geschäften, so z.B. auch Albert Bluhm).

Nr.34 David Schlesinger Beleuchtungskörper (Lampen) - später

dann Oranienstraße Nr.174.

Nächste Haltepunkte: Oranienstr. Nr. 177; Nr. 185 und Nr. 206.

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Reichs-

pogrom-

nacht

Reichs-

pogrom-

nacht

Reichs-

pogrom-

nacht

Reichs-

pogrom-

nacht

In der Nacht vom 9. auf den 10. Novem-ber 1938 wurden in Deutschland zwischen191 und 267 (unterschiedliche Angabenin der Literatur) Synagogen, Geschäfteund Warenhäuser zerstört und niederge-brannt. Ein Nazi-Mob schlug die Schau-fenster von 7500 jüdischen Geschäften einund plünderte deren Läden. JüdischeFriedhöfe wurden verwüstet, Wohnungender Juden gestürmt. 100 Juden wurden im

Verlauf des Pogroms getötet, bis zu 30000 verhaftet und in Konzentrations-lager verschleppt. Zwei Tage zuvor, am 7. November 1938, wurde in Parisein Beamter der Deutschen Botschaft von einem 17-jährigen deutschen Ju-den, deren Familie wenige Tage zuvor aus Hannover nach Polen ausgewie-sen wurden war, erschossen. Dies war der Vorwand für die Reichspogrom-nacht, der Grund war ein anderer: der Hass gegenüber Juden (Antisemitis-mus).Am 12. November 1938 wurde die Ausschaltung der Juden aus dem deut-schen Wirtschafsleben verordnet, dies führte zur Schließung aller jüdischenGeschäfte und zum Verbot der kulturellen Veranstaltungen, wie Theater, Kino,Zirkus und Konzerte. Zwei Jahre später am 20. Januar 1942 wurde auf der Wannsee-Konferenzdie „Endlösung der Judenfrage“ organisiert. Damit begann die „Ausrottung“der Juden.

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Vor dem Zweiten Weltkrieg lebtenviele Menschen jüdischen Glaubensoder Herkunft in Kreuzberg - obwohldie bevorzugten Wohngebiete eherim Westen oder Südwesten Berlinswaren. Doch in Kreuzberg waren dieMieten billig.Die meisten jüdischen Zuwandererdie seit der Jahrhundertwende (um1900) nach Kreuzberg zogen, kamenaus dem Osten z.B. aus Gollub,Czarnikau oder Warschau. Diese Zu-wanderung hatte eine Verdichtungder jüdischen Wohnbevölkerung inder Oranienstraße zwischenHeinrichplatz und Skalitzerstraße zurFolge.Die Oranienstr. wurde im Laufe derJahrzehnte zur belebten Haupt-geschäft der „Luisenstadt“.„Luisenstadt“ war der historischeName des Viertels um dieOranienstraße.Die Oranienstraße war für Kaufleuteund Gewerbe interessant, da sie sichim Laufe der Zeit zu einer belebtenHauptgeschäftsstraße entwickelt hat-

te. „Kurfürstendamm des Ostens“wurde sie von den Anwohnern ge-nannt. Jedoch lässt der Spitznameschon erahnen, dass es sich bei derKundschaft hauptsächlich um wohl-habende Leute der gehobenen Bür-gerschaft handelt. Die weniger wohl-habenden Bürger kauften eher in derSkalitzerstraße ein.Kreuzberg gab es neben etlichen jü-dischen Selbstständigen auch, einjüdisches Kino, jüdische Theater-gruppen und eine Synagoge.

JüdischesLeben

inKreuzberg

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JudenvernichtungJudenvernichtung

Als Hitler im September 1939 durchden Überfall auf Polen den 2. Welt-krieg auslöste, hatte sich die Lage derJuden in Deutschland und im erober-ten Polen von Tag zu Tag verschlech-tert. Unter der Leitung vom SS-Füh-rer (Schutzstaffel) Heinrich Himmlerhatten die Nationalsozialisten mit denErmordungen von Juden angefangen,die sich später auch in der Sowjet-union fortsetzten.Auf der Wannsee-Konferenz am 20.Januar 1942 wurde die „Endlösungder Judenfrage“ organisiert. Nunwurden Millionen Juden aus den vonDeutschen besetzten Gebieten inEuropa planmäßig in die Vernichtung„geschickt“. Damit begann in weitenTeilen Europas die (entsetzliche)Verschleppung und Vernichtung dereuropäischen Juden. In „Todes-fabriken“ wurden Menschen wie Rat-ten oder Ungeziefer ausgerottet. Au-ßer Juden wurden u. a. auch Zigeu-ner und Polen umgebracht. Allein inAuschwitz starben ca. 1,6 Millionen

Menschen in Gaskammern. Anderestarben an schwerer Arbeit ohne aus-reichende Nahrung. Die Menschenwurden nach der Ankunft in den La-gern von SS-Ärzten untersucht. DieSS-Ärzte entschieden wer noch ar-beitsfähig war und wer nicht. Dieje-nigen, die nicht mehr arbeitsfähigwaren wurden meist nach wenigenTagen in Gaskammern ermordet.Im Mai 1945 kapitulierte Deutsch-land, damit war der Zweite Weltkriegbeendet. Erst gegen Ende des Krie-ges wurde das Geschehen in all sei-ner Unmenschlichkeit bekannt.1933 gab es in Deutschland rund540.000 jüdische Mitbürger. Davonkonnten 317.000 durch Auswande-rung der Vernichtung entgehen.135.000 wurden in den Osten depor-tiert und dort umgebracht 1939 gabes in Europa rund 9,5 Millionen Ju-den. Den Krieg überlebten weniger als4 Millionen. Fast 6 Millionen Judenwurden umgebracht.

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Wannsee-Konferenz

Am 20. Januar 1942 fand eine streng geheime Konferenz mit fünfzehn hochrangigenVertretern der SS, des Reichssicherheitshauptamtes, der NSDAP und verschiede-ner Ministerien statt. Dort wurde die „Endlösung der Judenfrage“ geplant.Geleitet hat die Besprechung Reinhard Heydrich, der Chef des Reichssicherheits-hauptamtes.Er wurde bereits am 31. Juli 1941 von Hermann Göring mit der Ausarbeitung eines„Gesamtentwurfes“ beauftragt. Die Wannseekonferenz war allerdings nur ein büro-kratischer Beschluss, da das sinnlose Töten von Juden längst in Angriff genommenwurde. Die Einsatzgruppen hatten bis zu diesem Zeitpunkt bereits um die 370.000Juden durch Erschießungsaktionen in den deutschen Ostgebieten ermordet.Die Folge der Wannsee-Konferenz war eine Verschärfung der Judenvernichtung:Nun wurden Juden aus ganz Europa massenhaft und planmäßig in die Vernichtungdeportiert.

Deportation

Das Wort Deportation heißt im Deutschen: verschleppen, wegbringen, verbannen.In diesem Kontext ist die zwangsweise Verschleppung, Verbannung bzw. Umsied-lung von Juden gemeint.Die jüdischen Bevölkerung Deutschlands und die aus den besetzten und kontrollier-ten Ghettos, wie z.B. aus dem Warschauer Ghetto, aus den Ghettos in Lodz, inMinsk und Wilna, wurden von den Nationalsozialisten in Konzentrations- bzw. Ver-nichtungslagern deportiert.

Konzentrationslager

Im nationalsozialistischen Deutschland wurden ab 1933 als Mittel der Gewaltherr-schaft Konzentrationslager errichtet. In ihnen wurden politische und religiöse Geg-ner („Bibelforscher“), Kriminelle, „Asoziale“, Homosexuelle, Juden und Zigeuner so-wie ab 1939 auch unerwünschte Ausländer und Kriegsgefangene inhaftiert. In denKonzentrationslagern wurde das Entwesungsmittel Zyklon B als mittel zum Massen-mord verwendet, weil es am leichtesten zu transportieren und anzuwenden war.Das größte Konzentrationslager wurde zwischen Mai und Juli 1940 in Auschwitzerrichtet. Als die Kapitulation der deutschen Wehrmacht immer näher rückte, be-schloss die SS sämtliche Beweise vom Konzentrationslager Auschwitz zu vernich-ten, indem sie die Massenvernichtung stoppte, Dokumente vernichte, Gebäude undGaskammern abriss oder in Brand setzte.Bis November 1944 wurden in Auschwitz bereits ca. 1,5 Millionen Menschen in Gas-kammern ermordet. Insgesamt wurden über sechs Millionen Juden in den deutschenKonzentrationslagern umgebracht.

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