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12 Salzbergwerk Altaussee Salzbergwerk Altaussee Der Salzberg von Altaussee, ein Vorberg des durch den Bergsturz vom 12.9.1920 bekannten, 1.717 m hohen Sandlings, stellt das größte Salzvorkommen Österreichs mit einem Salzgehalt bis zu 75 % dar. Aufgrund des einzigartigen Stollensystems mit dem Ahornberg-Stollen als höchsten Punkt (1.052 m) und dem erst 1947 angeschlagenen Erbstollen (730 m) in der Ortschaft von Altaussee lässt sich der Salzabbau von „oben nach unten“ für den Bergwerksinteressenten nachvollziehen. Der 1991 gestaltete Naturwanderweg „Via Salis“ bietet außerdem die Möglichkeit, die Berg- baulandschaft am Fuße des Sandlings zu erwandern. Wegen der Wasserführung, um das Eindringen von Wässern und damit die wilde Auslaugung des Salz- stockes damit zu verhindern, werden noch der Moos- berg-, (auf Grund bergbehördlicher Auflagen wurde der Moosberg zusätzlich als zweiter Ausgang für die Fremdenbefahrung adaptiert) der Breunerberg-, Sand- lingberg-, Kriechbaumberg- und Ferdinand-Stollen un- terhalten. Ein Kuriosum stellen der Breunerberg- und Sandlingberg-Stollen dar, die wegen des engen Stol- lenprofils noch mit Spurnagelhunten befahren werden. Sichtbares Zeichen sind die Außenanlagen der Spur- nagelbahnen. Die Verlagerung des Salzabbaues hatte zur Folge, dass das viele Jahrzehnte als Stützpunkt für den Betrieb und das Personal dienende Moosberg- haus 1839 aufgegeben und diese Aufgaben vom Stein- berghaus, mit Ausnahme der Fremdenbefahrung (Be- suchertouren) übernommen wurden. Die Auffahrung des 2.800 m langen Erbstollens von 1949 bis 1959, die Errichtung des Verwaltungsgebäudes, der Werkstätte und Lokremise sowie der Personalunterkünfte ermög- lichte 1961 die Verlegung der vom Steinberghaus lan- ge Jahre wahrgenommen Aufgaben. Zur Modernisie- rung des Bergbaues gehörte eine Schachtanlage, die nach 50 Betriebsjahren, seit 1989 dem neuesten Stand der Technik mit einer Selbstfahrautomatik angepasst, für den problemlosen Transport von Bergbaumaterial, Grubenloks , den neuen 750 l fassenden Stahlhunten und dem Personal sorgt. Zur laufenden Modernisie- rung sei noch die ab 1991 eingesetzte Streckenvor- triebsmaschine erwähnt. Die erste elektrische Grubenlok Österreichs, „Barbara“ wurde 1897 von Siemens & Halske nach einem Ent- wurf von Prof. Wendelin von der Montanhochschule Leoben gebaut. Sie war bis zur Außerdienststellung 13 Jahre lang im Ferdinandberg für den Steinsalztrans- port eingesetzt und legte in diesen Jahren nicht weni- ger als 83.000 km zurück. Die Leistung betrug 2 PS, das Dienstgewicht 700 kg und die Betriebsspannung 220 V Gleichstrom. Sammlung: Herbert Fritz Die vom Lokomotivhersteller Gebus (Type BGL 42, Fa- briknummer 523, Baujahr 1950/1951) gelieferte ben- zinelektrische Grubenlok war von 1954 bis 1975 im Einsatz. Die Leistung der Grubenlok betrug 15 PS, das Dienstgewicht 1,2 t und die v/max 10 km/h. Werkfoto: Firma Gebus

Salzbergwerk Altaussee - Rmg-Verlag

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12 Salzbergwerk Altaussee

Salzbergwerk Altaussee

Der Salzberg von Altaussee, ein Vorberg des durch den Bergsturz vom 12.9.1920 bekannten, 1.717 m hohen Sandlings, stellt das größte Salzvorkommen Österreichs mit einem Salzgehalt bis zu 75 % dar. Aufgrund des einzigartigen Stollensystems mit dem Ahornberg-Stollen als höchsten Punkt (1.052 m) und dem erst 1947 angeschlagenen Erbstollen (730 m) in der Ortschaft von Altaussee lässt sich der Salzabbau von „oben nach unten“ für den Bergwerksinteressenten nachvollziehen. Der 1991 gestaltete Naturwanderweg „Via Salis“ bietet außerdem die Möglichkeit, die Berg-baulandschaft am Fuße des Sandlings zu erwandern. Wegen der Wasserführung, um das Eindringen von Wässern und damit die wilde Auslaugung des Salz-stockes damit zu verhindern, werden noch der Moos-berg-, (auf Grund bergbehördlicher Auflagen wurde der Moosberg zusätzlich als zweiter Ausgang für die Fremdenbefahrung adaptiert) der Breunerberg-, Sand-lingberg-, Kriechbaumberg- und Ferdinand-Stollen un-terhalten. Ein Kuriosum stellen der Breunerberg- und Sandlingberg-Stollen dar, die wegen des engen Stol-

lenprofils noch mit Spurnagelhunten befahren werden. Sichtbares Zeichen sind die Außenanlagen der Spur-nagelbahnen. Die Verlagerung des Salzabbaues hatte zur Folge, dass das viele Jahrzehnte als Stützpunkt für den Betrieb und das Personal dienende Moosberg-haus 1839 aufgegeben und diese Aufgaben vom Stein-berghaus, mit Ausnahme der Fremdenbefahrung (Be-suchertouren) übernommen wurden. Die Auffahrung des 2.800 m langen Erbstollens von 1949 bis 1959, die Errichtung des Verwaltungsgebäudes, der Werkstätte und Lokremise sowie der Personalunterkünfte ermög-lichte 1961 die Verlegung der vom Steinberghaus lan-ge Jahre wahrgenommen Aufgaben. Zur Modernisie-rung des Bergbaues gehörte eine Schachtanlage, die nach 50 Betriebsjahren, seit 1989 dem neuesten Stand der Technik mit einer Selbstfahrautomatik angepasst, für den problemlosen Transport von Bergbaumaterial, Grubenloks , den neuen 750 l fassenden Stahlhunten und dem Personal sorgt. Zur laufenden Modernisie-rung sei noch die ab 1991 eingesetzte Streckenvor-triebsmaschine erwähnt.

Die erste elektrische Grubenlok Österreichs, „Barbara“ wurde 1897 von Siemens & Halske nach einem Ent-wurf von Prof. Wendelin von der Montanhochschule Leoben gebaut. Sie war bis zur Außerdienststellung 13 Jahre lang im Ferdinandberg für den Steinsalztrans-port eingesetzt und legte in diesen Jahren nicht weni-ger als 83.000 km zurück. Die Leistung betrug 2 PS, das Dienstgewicht 700 kg und die Betriebsspannung 220 V Gleichstrom. Sammlung: Herbert Fritz

Die vom Lokomotivhersteller Gebus (Type BGL 42, Fa-briknummer 523, Baujahr 1950/1951) gelieferte ben-zinelektrische Grubenlok war von 1954 bis 1975 im Einsatz. Die Leistung der Grubenlok betrug 15 PS, das Dienstgewicht 1,2 t und die v/max 10 km/h. Werkfoto: Firma Gebus

13Salzbergwerk Altaussee

Grubenlokomotiven

Die Aufstellung Seite 11 beinhaltet alle im Salzberg-werk Altaussee eingesetzten Grubenloks mit Angabe von Hersteller, Bauart, Fabriksnummer, Baujahr und Type. In den Anmerkungen werden noch bekannte An-gaben gemacht, wie z.B. Einsatzdauer und Ausmuste-rung aus dem Betriebsstand.

Grubenhunte

Mehr als 100 Jahre lang waren die Grubenhunte mit Speichenrädern, starren Achsen und Holzaufbau im Einsatz. 1989 wurden diese von den in Bad Aussee hergestellten Grubenhunten mit Stahlaufbau und ei-nem Fassungsvermögen von 750 l ersetzt. Für den Transport der Belegschaft im Erbstollen wurden 1958 eigene Mannschaftswagen gebaut, die zum Schutz vor Nässe mit einer Plastikplane ausgestattet waren.

1000-m-Stollenfeier mit Betriebsleitung und Vortriebsmannschaft vor dem Erbstollen. Foto: Rastl, Bad Aussee, Archiv: Joanneum Trautenfels

Foto rechts oben:Die erste Grubenlok für den Erbstollen war ein Jen-bacher Pony, Baujahr 1958. Foto: Rastl, Bad Aussee, Archiv: Joanneum Trautenfels

14 Salzbergwerk Altaussee

15Salzbergwerk Altaussee

Foto Seite 14 oben:Für die Steinsalztransporte im Steinberg wurde eine Simmeringer Grubenlok (System Gebus) beschafft. Mit dem Hausberg, dem Loser in Hintergrund, hat der Fo-tograf eine herrliche Kulisse ausgewählt. Foto: Salzbergbau Alt Aussee

Foto Seite 14 unten:Diese Postkarte zeigt die Steinsalzförderung im Stein-berg-Stollen. Foto: Salzbergbau Alt Aussee

Zur Landesausstellung im Jahre 2005 gab es ein Busangebot zwischen den Ausstellungsorten Bad Aus-see und dem Steinberg. Eine neuerbaute Straße er-setzt die alte, steile sowie kurvenreiche Strecke und ermöglicht ein schnelles und bequemes Erreichen des Schaubergwerkes durch Busse. Foto: Herbert Fritz, 1.5.2005

Foto diese Seite unten:Diese schöne Ansichtskarte vom Steinberg mit seinen Knappenhäusern und dem Sandling im Hintergrund wurde am 21.7.1914 in Aussee nach Wien aufgege-ben. Fotochromkarte: F.E. Brandt in Gmunden

28 Salzbergwerk Hallstatt

Salzbergwerk Hallstatt

Wanderung von Stollen zu Stollen

Wer heute zu Fuß eine Wanderung von Hallstatt aus unternimmt, trifft auf einer der sogenannten „Wangen“, dem einstigen Versorgungsweg von und zum Salzberg, in einer Höhenlage von 735 m auf den Kaiser-Franz-Josef-Stollen. Ein überdimensionales Portal weist auf die Anwesenheit Kaiser Franz Josefs I. bei der Ein-weihung des einst für den Salzabbau bedeutenden Bergbauhorizonts hin. Am linken Ufer des Mühlbaches liegt in gleicher Höhenlage der Kaiser-Franz-Josef-Förderstollen, wo einst der Abraum bei der Auffahrung neuer Werke in den Mühlbach gekippt wurde und die Ausleitung der Soleleitung erfolgt. Von den für die So-

legewinnung nicht mehr benötigten Stollen werden nur mehr der Kaiserin-Christina-Stollen und der Maria-Theresia-Stollen touristisch genutzt. Nur mehr wenige Berghäuser und Stollenportale sind zu sehen. Diese schaffen den Zugang zu Kontrollen der Wasserhaltung und möglicher Bergschäden. Das Zentrum des bedeu-tenden Salzabbaues liegt in dem 1994 aufgefahrenen Nukso-Blindhorizont. Die aufwendigen Produktionsan-lagen (wie Laugwerke) gehören der Vergangenheit an. Das moderne Bohrlochsondenverfahren hat beachtli-che Fördermengen mit einem optimalen Personalstand ermöglicht.

Diese alte Ansichtskarte aus der Zeit der Habsburger Monarchie zeigt den Salzberg mit den zum Teil schon längst verschwundenen Stollenhäusern und Betriebsgebäuden. Foto: F.E. Brandt, Gmunden, Archiv Museum Hallstatt.

29Salzbergwerk Hallstatt

30 Salzbergwerk Hallstatt

Foto rechts:Am linken Ufer des Mühlbaches direkt am Soleleitungsweg befindet sich der ebenso 1856 angeschlagene Kaiser Franz Josef Förderstollen. Er vereint sich nach ca. 200 m mit der Kaiser-Franz Josef Hauptschach-tricht. Im Mundlochbereich des Förderstol-lens befindet sich ein Solereservoir, in dem die von den Erzeugungsanlagen zugeleitete Sole gesammelt und zur Saline Ebensee weiter geleitet wird. Foto: Herbert Fritz, 8.5.2002

Vom Hallstätter Künstler Prof. Georg Zauner geschaffene Statue der von den Bergleu-ten als ihre Schutzpatronin verehrten Heiligen Barbara im Erbstollen des Salzberg-baues Hallstatt. Foto: Museum Hallstatt

Foto Seite 30:Neben dem Serpentinenweg zum Salzberg wurde 1856 der Kaiser-Franz-Josef-Stollen angeschlagen. Mit seinem großartig gestal-teten Stollenportal erinnert er an die Einwei-hung unter Anwesenheit des Kaisers und seiner Gemahlin Elisabeth. Aquarell von Isidor Engl/Museum Hallstatt.

31Salzbergwerk Hallstatt – Bahnhof Obertraun

Bahnhof Obertraun – Hafen der Saline Hallstatt

Ein sogenannter Salzmutzen, der von einem Schraubendampfer bzw. einem Motorschiff gezogen wurde. Zum Schutz des Salzes vor Witterungseinflüssen dienten die mit „Dächern“ versehenen Kammern. Foto: Museum Hallstatt

In den Jahren 1875 bis 1877 wurde die 107,580 km lange Salzkammergutbahn Stainach-Irdning – Attnang-Puchheim gebaut und am 23.10.1877 eröffnet. Der Verkehrsbedeutung entsprechend wurde der Bahnhof Obertraun (in km 40.935 gelegen, spätere Bezeich-nung aus Gründen des Fremdenverkehrs Obertraun-Dachsteinhöhlen) mit vier Verkehrsgleisen, einem Ladegleis mit Frachtenmagazin und einem Stichgleis ausgestattet. Letzteres führte zur Drehscheibe und dem einständigen Heizhaus mit angebautem Perso-nalwohnhaus. Dort wurden die für den Schiebedienst der Koppenstrecke nach Bad Aussee bzw. Kainisch eingesetzten Dampfloks gedreht, mit Wasser versorgt und bekohlt. Mit Aufnahme des elektrischen Betriebes am 11.8.1924 wurde die Drehscheibe ausgebaut – das Heizhaus blieb jedoch bestehen. Die Ausstattung des Bahnhofes Obertraun wurde durch die k.k. Schlepp-bahn zum Hafen der Saline am Hallstättersee beson-ders aufgewertet. Die Schleppbahn zweigte vom äu-ßersten Verkehrsgleis (damals als Gleis III bezeichnet) ab und endete in km 0,325 direkt beim 1886 errichte-

ten Hafen am Hallstättersee, wo sich die Verladeanla-ge für das im Bahnwege versendete Salz befand und der Empfang der Hausruckkohle für die Saline erfolgte. Um die Seetransporte zu verbessern, wurde 1908 der Schraubendampfer „Luise“ angeschafft, der den Trans-port der Salz-und Kohlemutzen besorgte. 1943 wurde die Saline Hallstatt eingestellt und das Schleppgleis abgetragen. Die Schienen wurden für kriegswichtige Eisenbahnen benötigt. Die von der Österreichischen Bundesbahn (BBÖ) für den Verschub in Obertraun 1931 eingesetzte Kleinlokomotive Nr. 1 wurde 1943 abgezogen und von der Deutschen Reichsbahn einer neuerlichen Verwendung zugeführt. Die Inbetriebnah-me des Bahnhofes Obertraun brachte für die Verkehrs-infrastruktur viele Veränderungen – sowohl im positiven als auch negativen Sinne. So wurden viele Salzschiffer arbeitslos, der Holzbezug auf dem Triftwege durch die „waldschonende“ Kohle ersetzt und die Salztransporte auf der Traun nicht mehr erforderlich. Ebenso wurde die Personenschifffahrt zwischen Hallstatt und Steeg eingestellt.

36 Salzbergwerk Hallstatt – Bahnhof Obertraun

37Salzbergwerk Hallstatt – Bahnhof Obertraun

Aus der Sammlung von Ing. Herbert Schirmböck stammt die technische Zeichnung und Titelseite der Kleinloko-motive Nr. 1 der BBÖ. Die Motorlokomotive (Austro Daimler Type VSL 45), war von 1931 bis 1943 (ab 1938 DR) für den Verschub der Salinenanschlussbahn in Obertraun stationiert. Danach wurde sie von der Deutschen Reichs-bahn übernommen.

38 Salzbergwerk Hallstatt – Ein geschichtlicher Überblick

Hallstatt – das älteste Salzbergwerk der Welt

Ein geschichtlicher Überblick

Der Ort Hallstatt verdankt seine Entstehung und seine weltweit bekannte frühzeitliche Kultur den Salzlager-stätten im Umfeld des Dachsteins. Mit der bergmänni-schen Gewinnung von Salz im zweiten vorchristlichen Jahrtausend wurde im ältesten Bergwerk der Welt die Abbautätigkeit aufgenommen.

Das neben der Solegewinnung in geringen Mengen abgebaute Steinsalz musste weiterhin mühsam zu den Verladestellen ins Tal gebracht werden.

Einen uralten Handelsweg stellt die Traun dar. In Ur-kunden werden bereits im Jahr 903 Salzschiffe aus dem Traungau erwähnt. Der Abtransport des in Hall-

statt gewonnenen Salzes musste über das Wasser erfolgen, da der Ort mit Fuhrwerken über Land nicht erreichbar war. Eine Straße von Gosaumühle aus wur-de erst 1875 gebaut.

Im Jahre 1311 kam es zu einer Neuordnung der Salz-gewinnung. Bergbau und Sudwesen wurden zum „Staatsbetrieb“ und blieben dies bis zum Jahre 1998.

Waren die für den Bergbau erforderlichen Transporte anfangs nur durch Träger oder mit Trag- und Zugtieren zu bewältigen, so brachte die Salzgewinnung durch künstliche Auslaugung des Salzgebirges in Kavernen mit Wasser eine wesentliche Änderung im Salztrans-

Dieses Foto und das Foto auf Seite 37 oben:Der Gosauzwang, im Jahre 1757 eine technische Meisterleistung. 1969 erfolgte ein Umbau, bei dem darauf zu achten war, dass die Pfeiler in ihrer alten Form erhalten bleiben, während das Holztragwerk durch eine Eisenkon-struktion ersetzt wurde. Aufnahmen: Museum Hallstatt, noch im historischen Zustand.

39Salzbergwerk Hallstatt – Ein geschichtlicher Überblick

port – die dabei entstehende Sole konnte nun einfach und in großen Mengen in Rohrleitungen zum Pfann-haus transportiert werden.

Durch jahrhundertelanges Abholzen der ärarischen Wälder war die Situation auf dem Holzsektor im Gebiet um Hallstatt so prekär geworden, dass man die Versor-gung der Sudpfannen mit Feuerholz nicht mehr garan-tieren konnte. Als Kaiser Rudolf II. trotz dieser Schwie-rigkeiten eine Steigerung der Salzproduktion „auf das Höchste“ anordnete, entschloss man sich 1596 zum Bau eines zusätzlichen Pfannhauses in einer waldrei-chen Gegend. Nach der Maxime „besser die Saline zum Holz zu bringen als das Holz zur Saline“, wurde Ebensee als Standort ausgewählt.

Der Soletransport von Hallstatt bis ins 40 km entfernte Ebensee war für die damalige Zeit eine bemerkenswer-te technische Leistung. Für den „Sulzstrehn“ (Rohrlei-tung) waren pro Strang 13.000 Holzrohre erforderlich. Im Laufe der Zeit wurden die Leitungen immer wieder ausgetauscht und erweitert, neben den Holzrohren ka-men auch Gusseisen-, Asbestzement- und Kunststoff-rohre zum Einsatz.

Durch eine Brandkatastrophe (1750) wurde das Orts-bild des Salinenmarktes vollkommen verändert. Sämt-liche ärarischen Gebäude fielen samt dem Pfannhaus (Sudhaus) den Flammen zum Opfer. Bereits in den Jahren 1751 und 1752 konnte die Verlegung bzw. die Neuerrichtung der gesamten Betriebsanlagen in den Ortsteil Lahn abgeschlossen werden.

Um eine Steigerung der Fördermenge über die Solelei-tung vom Hallstätter Salzberg zum Pfannhaus in Eben-see zu erreichen, wurde die Umlegung des schwierigs-ten Teilstückes der ganzen Strecke, die Überquerung des Gosaubaches, durch den Bau des „Gosauzwanges“ in Angriff genommen (Fertigstellung 1757). Die Brücke überspannte nun mit sieben Steinpfeilern die 133 Meter breite Schlucht des Gosaubaches und führte die Solelei-tungen sicher über das Bachbett. Die Sole floss von nun an in natürlichem Gefälle bis nach Ebensee. Der Name der Brücke „Gosauzwang“ ist von der bisherigen Bach-übersetzung, bei der die Sole im „Zwang“ zum jenseiti-gen Wegstück geleitet wurde, geblieben.

Bis zum Jahr 1877 waren die Salzschiffe auf der Traun im Einsatz. Der Bau der Eisenbahn brachte die Traun-schifffahrt schließlich zum Erliegen. Salz und Kohle transportierte man von 1886 bis 1943 noch mit Schiffen über den Hallstätter See. Dann übernahmen Lastkraft-wagen diese Aufgabe.

In der Saline war um 1886 die Umstellung von Holz- auf Kohlefeuerung weitgehend abgeschlossen. Für

eine reibungslose Kohleanlieferung zum Pfannhaus bzw. für die Salzverladung und den Salztransport war in Obertraun eine Hafenanlage mit Gleisanschluss an die Eisenbahn errichtet worden. Gleichzeitig wurde auch beim Sudhaus vom See (Salinenkanal) bis zur Sudpfanne ein Gleis verlegt.

Vom Salzbergbau Hallstatt wurde im Jahre 1947 auf dem Niveau der Talsohle des Echerntals ein neuer Stollen angeschlagen. Dieser „Erbstollen“, mit dem die Salzlagerstätte unterfahren wurde, stellte die beste Lö-sung für einen weiteren Tiefenaufschluss im Bergwerk dar. Bereits im Februar 1952 konnte der Durchschlag des neuen Zugangsstollens zu den höhergelegenen Horizonten mit dem vertikalen Beustschacht (Schacht-höhe über 400 Meter) vollzogen werden.

1964 wurde in Hallstatt zum letzten Mal Salz gesotten. Fünf Jahre später wurde das Pfannhaus abgerissen. Ein seit vielen Jahrhunderten bestehendes und die Ortsentwicklung maßgeblich beeinflussendes Gewer-be war zu Ende gegangen.

40 Salzbergwerk Hallstatt – Ein geschichtlicher Überblick

Das unmittelbar nach dem Marktbrand (1750) neu gebaute Sudhaus. Vom Hallstättersee führte ein ausgemauer-ter Kanal zum „Salinenhafen“. Für den Transport vom See bis zum Sudhaus wurde eine Rollbahn (Feldbahngleis 600 mm Spurweite) errichtet. Foto: Museum Hallstatt.

Bereits 1975 erhielten die Österreichischen Salinen vom damaligen Eigentümer (Republik Österreich) den Auftrag, ein neues Unternehmenskonzept ausarbeiten zu lassen. Im technischen Bereich stellte hierbei der Neubau einer nach modernster Salinentechnologie geplanten „Sudhütte“ (Thermokompressionsanlage) in Steinkogl bei Ebensee eine zentrale Aufgabe dar. Die neue Saline wurde in ihrer Grundkonzeption von einem eigenen Planungsteam erarbeitet. Zielvorgabe war, den Sudbetrieb bereits im Laufe des Jahres 1979 aufnehmen zu können.

1997 erfolgte der Verkauf (Privatisierung) der Öster-reichischen Salinen AG an eine österreichische Bie-tergruppe. Der Betrieb mit seinen Bergbauen, seiner Saline, seinen Liegenschaften und seinen Tourismus-

einrichtungen wurde von den neuen Eigentümern, die mit einer umfassenden expansiven Vorwärtsstrategie angetreten waren, übernommen.

Im Dezember 1997 beschloss das Welterbe-Komitee der UNESCO die Kulturlandschaft Hallstatt-Dachstein-Salzkammergut auf die „Liste des Welterbes“ zu set-zen. Durch diese Auszeichnung steht die Region unter dem besonderen Schutz des globalen Kultur- und Na-turerbes.

Im Jahre 1998 wurden die bis dahin in Betrieb befind-lichen vier Leitungsstränge mit Durchmessern von 100 bis 150 mm durch eine einzige isolierte Poloplast-Lei-tung mit einem Durchmesser von 225 mm ersetzt.

41Salzbergwerk Hallstatt – Salztransporte

Salztransporte

Kerntragerweiber, Ochsengespann, Raupenschlepper und Materialseilbahn bestimmten das Transportge-schehen vom und zum Hallstätter Salzberg. Die Er-reichbarkeit des Hallstätter Salzlagers, das zwischen mächtigen Kalkmassiven in einem Hochtal eingepresst liegt, gestaltete sich zu allen Zeiten des Abbaues mit großen Schwierigkeiten. Über Jahrhunderte hinweg bil-dete ein schmaler Pfad den Lebensnerv zwischen dem Bergbau in 1.000 m Seehöhe und dem 500 m tiefer gelegenen Markt Hallstatt. Erst seit 1850 führt ein be-fahrbarer Weg mit insgesamt 13 Kehren, sogenannten Wangen zum Salzberg. Noch bevor Ochsengespann, Raupenschlepper und eine Materialseilbahn die Trans-

portprobleme lösten, mussten die sogenannten Kern-tragerweiber mit ihren Buckelkraxen, die vom Rücken bis über den Kopf reichte, das im Kaiserin Katharina-Stollen gewonnene Steinsalz ins Tal bringen. Lasten von über 30 kg waren keine Seltenheit. Leer ging es dann wieder auf 1.015 m Seehöhe bergauf, um dann wieder vollbepackt, den Weg zum Kernmagazin ins Tal zu bewältigen. Die Zeit der Kerntragerweiber reich-te von 1750 bis 1890, Ochsengespanne lösten diese „Transportart“ ab. 1925 und 1928 kaufte das Salzberg-werk zwei Raupenschlepper von der Firma Eletrac, Cleveland Tractor Co. Der erste hatte eine Leistung von 12 PS (No.I W), der zweite (No.II K) brachte es

1925 und 1928 wurden Raupenfahrzeuge der Firma Eltrac beschafft. Damit konnte der Steinsalztransport nun rationell abgewickelt werden. Die Aufnahme vor dem Kaiserin-Katharina-Stollen des Museums Hallstatt stammt aus 1925.