18
Sanierung · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 03/2015 132 Bäderbau | 1 Komplexes Erbe: Vom Militärbad zum Sportbad Denkmalgerechte und energetische Sanierung der Schwimmhalle Finckensteinallee in Berlin Dr.-Ing. Nils Meyer und Dipl.-Ing. Tobias Reckert, Veauthier Meyer Architekten, Berlin Die Neueröffnung der Schwimmhalle Finckensteinallee in Berlin erfolgte am 22. August 2014 im Rahmen eines Festaktes, nachdem das Bad von Veauthier Meyer Architekten grundlegend denkmalgerecht saniert worden war. Davor hatte es mehrere Jahre leer gestanden. Das erste Mal in der 75-jährigen Geschichte der ehemaligen Militär-Schwimmhalle ist diese nun für die breite Öffentlichkeit als Sport-, Schul- und Vereinsbad zugänglich.

Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

Sanierung · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 03/2015 132

Bäderbau

| 1

Komplexes Erbe: Vom Militärbad zum SportbadD e n k m a l g e r e c h t e u n d e n e r g e t i s c h e S a n i e r u n g d e r S c h w i m m h a l l e F i n c k e n s t e i n a l l e e i n B e r l i n

Dr.-Ing. Nils Meyer und Dipl.-Ing. Tobias Reckert, Veauthier Meyer Architekten, Berlin

Die Neueröffnung der Schwimmhalle Finckensteinallee in Berlin erfolgte am 22. August 2014 im Rahmen eines Festaktes, nachdem das Bad von Veauthier Meyer Architekten grundlegend denkmalgerecht saniert worden war. Davor hatte es mehrere Jahre leer gestanden. Das erste Mal in der 75-jährigen Geschichte der ehemaligen Militär-Schwimmhalle ist diese nun für die breite Öffentlichkeit als Sport-, Schul- und Vereinsbad zugänglich.

Page 2: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

Bäderbau

133 AB Archiv des Badewesens 03/2015 | Bäderbau · Sanierung

| 2

| 3

| 4

1 | Denkmalgerecht saniert: die Schwimmhalle2 | Schul- und Vereinseingang3 | Oberflächensanierte Bestandslüftungskanäle4 | Akustikdecke in Anmutung der bauzeitlichen Oberlichtdecke5 | Neue Fensterelemente mit aufgesetzten Sprossen

Fotos: Tobias Reckert, Berlin

| 5

Page 3: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

Sanierung · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 03/2015 134

Aufgabenstellung und HerangehensweiseAufgabe im Rahmen der Sanierung war es, die Halle den heutigen Funk-tionsabläufen anzupassen und optisch aufzuwerten, sie aber ebenso im Zuge der Sanierung energetisch zu optimie-ren. Die Hauptakzente der Maûnahmen lagen dabei auf der denkmalgerechten Erhaltung wichtiger historischer Bau-teile, der Wiedergewinnung wesentli-cher baulicher Elemente und histori-scher Raumeindrücke (¹Anmutungenª ) sowie einer technischen und gestalte-rischen Weiterentwicklung der Funk-tionsbereiche (Zugänge, Umkleiden, Sanitärbereiche etc.). Hinzu kam die Erneuerung der technischen Anlagen nach heutigen Anforderungen.

Damit war auch die Herangehenswei-se bei der Planung und Umsetzung um-schrieben, nämlich die Anforderungen

aus den Spannungspolen von Erhal-tung, Wiedergewinnung und Weiter-entwicklung in ein angemessenes ar-chitektonisches und denkmalpflegeri-sches Gleichgewicht zu bringen und eine überzeugende Synthese zu errei-chen. Erhaltungsschwerpunkte bei gleichzeitiger vorsichtiger energeti-scher Optimierung bilden die Auûen-hülle des Gebäudes sowie die Erschlie-ûung über Portikus, Vorräume und Treppenhäuser, die weitestgehend im bauzeitlichen Zustand überkommen sind.

Einen Schwerpunkt der Wiedergewin-nung hat vor allem der Raum der zen-tralen Schwimmhalle. Ihn galt es, in der bauzeitlichen Anmutung zurück-zugewinnen, was vor allem die Decke, das Becken sowie Wand- und Boden-beläge betraf.

Einen Schwerpunkt der Weiterentwick-lung haben die Funktionsräume wie Duschen und Umkleiden. Diese sind selbstbewusst neu gestaltet, mit einem kräftigen Farbkonzept, das sich über die farbigen Duschkuben bis in die Schwimmhalle vermittelt und gleich-zeitig als Orientierungssystem dient.

Neue Elemente sind weitgehend er-kennbar separat und reversibel einge-fügt. Dies betrifft die Duschkuben, die Umkleiden und die Kasse sowie im Au-ûenbereich die Behindertenrampe.

Aus technischen und wirtschaftlichen Gründen erfolgte der Abriss des alten, tiefen Schwimmbeckens ± einer beein-druckenden Betonkonstruktion auf Pendelstützen - und ein Neubau in gleichen Abmessungen, aber mit nur 2 m Wassertiefe. Der bei der reduzier-ten Wassertiefe nicht mehr benötigte 10-m-Sprungturm wurde nach einer umfangreichen Kontroverse abgetra-gen, obwohl seine Erhaltung ohne Funk-tion möglich gewesen wäre. Dies ist bedauerlich, hatte der zentral stehen-de Turm doch auch eine besondere ar-chitektonische Bedeutung für das Ge-bäude.

Geschichte des Baus von 1938 1933 wurde das Gelände der früheren preuûischen Hauptkadettenanstalt an der Lichterfelder Finckensteinallee ge-meinsam von der ¹Leibstandarte SS Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in Besitz genommen.

Mitte der 1930er Jahre entstanden Pla-nungen zum Ausbau des Geländes als repräsentativer Standort der Leibstan-darte, welche die Schaffung eines zen-

! Westansicht mit 14 m hohen Fensterelementen und vorgelagerter Terrasse; Foto: Ina Schoe-nenburg für Heradesign, Ferndorf (Österreich) / ofischer communication, Bonn

reckert
Beteiligte: Bauherr: BBB Infrastrukrur GmbH & Co KG Architekt: Veauthier Meyer Architekten GmbH Statik: Ingenieurbüro Rüdiger Jockwer GmbH Bauleitung: big Architekten + Ingenieure GmbH TGA HLS: Ingenieurbüro Willmann GmbH TGA Elt: Ingenieurbüro für Elektrotechnik GmbH Bauphysik: Müller BBM NL Berlin Freianlagen: Veauthier Meyer Architekten GmbH
reckert
Projektdaten: Adresse Finckensteinallee 73, 12205 Berlin Planung 10-2009 bis 07-2013 Bauausführ. 05-2011 bis 08-2014 Baukosten 12.605.000 € brutto KG 200-600 Fördermittel Bädersanierungsprogramm / UEPII Fläche BGF 12.300 m2 Rauminhalt 76.400 m3 Wasserfläche 1.250 m2
reckert
Öffnungszeiten Montag 6:30 - 22:30 Dienstag 6:30 - 22:30 Mittwoch 13:00 - 22:30 Donnerstag 6:30 - 22:30 Freitag 6:30 - 22:30 Samstag 9:00 - 18:30 Sonntag 10:00 - 18:00
Page 4: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

135 AB Archiv des Badewesens 03/2015 | Bäderbau · Sanierung

tralen Aufmarschplatzes vorsah, den u. a. der Neubau einer Schwimmhalle begrenzen sollte. Der Schwimmsport spielte in der Ausbildung der Rekruten eine zentrale Rolle; das Gebäude war ein entsprechend aufwendiges Renom-mierprojekt. Bauherr war die Reichs-kanzlei, vertreten durch die Leibstan-darte SS.

Zur Zeit ihrer Fertigstellung 1938 zähl-te die Schwimmhalle in Lichterfelde zu den gröûten und modernsten Hallen-bädern in Europa. Sporttechnisch ent-sprach die Halle allen Anforderungen eines wettkampftauglichen Schwimm-bades, das vor allem durch die Gröûe des Schwimmbeckens beeindruckte: 50 m lang, 25 m breit, 2,5 - 4,8 m tief

und mit einem 10 m hohen Sprungturm ausgestattet. Dieser Sprungturm, altar-artig an der nördlichen Stirnseite plat-ziert, hatte eine wichtige maûstabge-bende Funktion in der Halle. Für Zu-schauer wurden an drei Seiten der Hal-le Galerien bzw. Emporen eingezogen, welche die Beobachtung von Wettkämp-fen ermöglichten. Für das Raum erlebnis

N

! Lageplan

1 Zugang zum Gelände2 Besuchereingang

3 Eingang Schulen / Vereine4 Anlieferung5 Behinderten-Stellplätze6 Fahrrad-Stellplätze

7 Terrasse8 Besucherzugang Bundesarchiv

-- Grundstücksgrenze

Finckensteinallee

!1

!2

!3

!4

!5

!6

!7

!8

Page 5: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

Sanierung · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 03/2015 136Sanierung · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 03/2015 136

! G

run

dri

ss E

rdg

esc

ho

ss

1 R

ampe

/ Zugan

g2

Bes

uch

erei

ngan

g3

Ein

gan

g Sch

ule

n /

Ver

eine

4 Fo

yer

mit

Kas

se5

Foyer

6 Sch

uhau

szie

hzo

ne

7 U

mkle

ide

für

Beh

inder

te8

San

itär

anla

ge f

ür

Beh

inder

te

18 R

aum

für

Rei

nig

ungsg

erät

e19

W

C f

ür

Gal

erie

-Nutz

er20

Dusc

hen

Her

ren

21 To

ilet

ten H

erre

n22

To

ilet

ten D

amen

23

Dusc

hen

Dam

en24

Toil

ette

Foyer

25 Tr

ainer

box

26 B

adea

ufs

icht

9 W

echse

lum

kle

iden

10 Sam

mel

um

kle

iden

11

Trai

ner

um

kle

iden

12 P

utz

mit

telr

aum

13 G

erät

erau

m (tr

ock

en)

14

Putz

mit

tel (F

rem

dfi

rma)

15 N

otau

sgän

ge16

N

assg

erät

erau

m17

C

hlo

rgas

raum

27 San

ität

srau

m28

Bad

leit

erbü

ro29

Per

sonal

raum

30

Trep

pen

zu G

aler

ie /

Em

por

e und

UG

31

Tast

gru

ndri

sspl

an32

B

ecke

num

gan

g33

Spor

tbec

ken

34

Äuûer

e Te

rras

se35

Zugan

g Lü

ftungsz

entr

ale

Die

UG

-Gru

ndri

sse

wer

den

hie

r n

icht

abge

bild

et, da

die

bau

lich

en A

nla

gen a

us

den

Sch

nit

ten e

rsic

htl

ich s

ind.

B B

A

A

! 1

! 2! 3

! 4! 5

! 6

! 7

! 8

! 9! 10

! 11

! 12

! 13

! 14

! 15! 16

! 17 ! 18

! 19

! 20

! 21

! 22

! 23

! 24

! 25! 26

! 27

! 28

! 29

! 30

! 31

! 33

! 34

! 35

! 15! 15

! 15

! 14

! 20

! 21

! 30

! 20

! 21

! 22

! 23

! 9

! 12! 8

! 30

! 7

! 6

! 32

Page 6: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

137 AB Archiv des Badewesens 03/2015 | Bäderbau · Sanierung137 AB Archiv des Badewesens 03/2015 | Bäderbau · Sanierung

! S

ch

nit

te

1 Spor

tbec

ken

2 B

adea

ufs

icht

3 D

usc

hen

9 R

aum

ohne

Nutz

ung, unbeh

eizt

10 D

achra

um

, unbeh

eizt

11

Trai

ner

box

12 U

mkle

iden

13 Lü

ftungsz

entr

ale

1

4 G

aler

ie5

Em

por

e6

Terr

asse

7 B

esuch

erei

ngan

g8

Lüft

ungsk

anal

(B

esta

nd)

14 Lü

ftungsz

entr

ale

215

B

auze

itli

che

Lüft

ung

16 Sti

llge

legte

r eh

emal

iger

Koh

len

kell

er17

U

G 1

18 U

G 2

10

! S

ch

nit

t B

- B

! S

ch

nit

t A

- A

! 1! 2! 3

! 4

! 5

! 6! 7

! 8

! 9

! 10

! 11! 12

! 13! 14

! 15! 16

! 17

! 18

! 3

! 9

! 12

! 17 ! 18

! 10

! 4

! 2

Page 7: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

Sanierung · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 03/2015 138

der Schwimmhalle spielte die Lichtde-cke eine herausragende Rolle.

Flankierend zu den beiden Eingangs-portalen finden sich vier Reliefs aus Granit mit jeweils einer überlebens-groûen männlichen und weiblichen Fi-gur.

Im Zweiten Weltkrieg hatten alliierte Bombenangriffe den Militärstandort an der Finckensteinallee schwer in Mit-leidenschaft gezogen. Die Mehrzahl der Gebäude auf dem Kasernengelän-de zwischen Finckensteinallee und Goerzallee wurden entweder vollstän-

! Barrierefreier Besuchereingang, restaurierte bauzeitliche Wandleuchten; Foto: Tobias Reckert, Berlin

! Foyer mit restaurierten bauzeitlichen Stahlrahmen-Kastenfenstern; Foto: Ina Schoenenburg für Heradesign, Ferndorf (Österreich) / ofischer communication, Bonn

dig oder zumindest in Teilen zerstört. Beschädigt wurden auch das Dach und die Lichtdecke der Schwimmhalle.

Wechselvolle Zeiten – historische Bedeutung1945 wurde das Gelände an der Fin-ckensteinallee von den amerikanischen Streitkräften in Besitz genommen, die es als einen Hauptstandort ihrer mili-tärischen Präsenz in West-Berlin aus-bauten.

Um das Schwimmbad 1954 wieder in Betrieb nehmen zu können, wurden zu-nächst gebäudetechnische Anlagen er-

neuert und im Innenbereich der Halle erste bauliche Veränderungen vorgenom-men, wie z. B. der Verschluss der offenen Duschbereiche mit Trennwänden. Das äuûere Glasdach, das über der transpa-renten Deckenkonstruktion lag, wurde Anfang der 1970er Jahre durch ein ge-schlossenes Dach aus Aluminium-Tra-pezblechprofilen ersetzt. Eine flache Akus-tikdecke wurde damals als oberer sicht-barer Abschluss der Halle eingezogen, und die Fenster wurden stark vereinfacht.

Nach dem Abzug der US-Streitkräfte 1994 ging das Gelände der sog. An-drews-Barracks zunächst in das Eigen-tum des Bundes über, der im selben Jahr die Schwimmhalle dem Land Ber-lin überlieû. Das Schwimmbad wurde dabei vom Grundstück der ehemaligen Andrews-Barracks abgetrennt, auf dem das Bundesarchiv heute seinen Sitz hat.

Wenig später wurde es vom Land Ber-lin dem Bezirk Steglitz zur Nutzung als öffentliches Schwimmbad überge-ben. Immer wieder musste das Bad in der Folgezeit wegen Baumängeln ge-schlossen und überarbeitet werden, bis zur vorübergehenden Stilllegung 2006. Von 2009 bis zur Wiedereröffnung 2014 liefen die nun abgeschlossenen Pla-nungs- und Bauarbeiten.

Bereits 2001 wurde die Schwimmhal-le Finckensteinallee als Einzeldenkmal in die Liste der Baudenkmale Berlins eingetragen. Sie stellt ein herausragen-des bauliches Zeugnis aus der Zeit des Nationalsozialismus dar. Überformt wurde sie durch die lange Nutzung durch die amerikanischen Streitkräf-te. Neben dieser historischen Bedeu-tung hat die Halle einen baukünstle-rischen und städtebaulichen Wert. Sie wurde als Renommierprojekt verstan-den, dessen bauliche Gestaltung und Ausstattung mit groûem Aufwand be-trieben wurde und das einen wichti-gen Baustein in der Umgestaltung des Kasernenareals der ehemaligen preu-ûischen Hauptkadettenanstalt bildete.

Page 8: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

139 AB Archiv des Badewesens 03/2015 | Bäderbau · Sanierung

! Historische Aufnahme von 1939 mit der Oberlichtdecke; Foto: Beton- und Monierbau, Nord-horn

! Zustand vor der Sanierung mit Veränderungen der 1970er Jahre; Foto: Nils Meyer, Berlin

! Sanierter Zustand: Wiedergewinnung der Fensterteilung und der Deckenanmutung; Foto: To-bias Reckert, Berlin

DANISCHES

DESIGNFUR SCHWIMMBADER

Ferrarivej 7 I DK-7100 Vejle

+45 75 80 10 78 I [email protected] I www.torring.com

¨

¨ ¨

reckert
Page 9: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

Sanierung · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 03/2015 140

SanierungsmaßnahmenDie Sanierung der Schwimmhalle Fin-ckensteinallee speiste sich zu ca. 60 % aus dem Bädersanierungsprogramm (BSP) der Senatsverwaltung und zu ca. 40 % aus dem Umweltentlastungspro-gramm (UEP II) als 90 % Förderzu-schuss bei 10 % Eigenanteil (aus BSP). Diese Quotierung war Grundlage für die abgestimmte Finanzierbarkeit der Sanierungsmaûnahme. Energetische Vergleichsrechnungen hatten gezeigt, dass eine energetische Optimierung hauptsächlich durch die Erneuerung der Haustechnik (Lüftung und Bade-wassertechnik) ermöglicht werden kann und nur durch eine geschlossenen Dach-fläche mit Vollwärmeschutz und da-mit ohne Wiederherstellung des bau-zeitlichen Dachoberlichtes erreichbar ist.

Im Folgenden werden die wesentlichen Maûnahmen mit den spezif ischen Schwierigkeiten erläutert.

Fassadensanierung außen

Die Sanierungsaufwendungen an den Natursteinverkleidungen an Gesimsen und Fenstereinfassungen sind wesent-lich umfänglicher ausgefallen, als in der Budgetierung in der Bedarfspla-nung zum Projekt vorgesehen war. Erst mit Stellen eines Fassadenflächenge-rüstes konnten die Schäden im Einzel-nen erfasst werden. Hierbei haben sich teilweise völlig unerwartete Schadens-bilder gezeigt.

Als Vorbereitung auf die Schadensun-tersuchung wurden alle Natursteinflä-chen mit einem Partikelstrahlverfah-ren gereinigt. Jede Natursteinplatte musste auf Risse und Fehlstellen un-tersucht und auf Hohllagen abgeklopft und entsprechend durch neue Vierun-gen oder Steinersatzmassen ausgebes-sert und mit Edelstahl-Klebeanker nach-befestigt werden. Neue Platten stellen bei umfangreichem Schadensbild oft die kostengünstigere Alternative dar.

! Marmorwandverkleidung, Beschriftungen aus der Nutzungszeit der US-Armee; Foto: Tobias Reckert, Berlin

! Erneuerung des Edelkratzputzes mit Marmorzuschlag; Foto: Ina Schoenenburg für Hera-design, Ferndorf (Österreich) / ofischer communication, Bonn

Page 10: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

141 AB Archiv des Badewesens 03/2015 | Bäderbau · Sanierung

Das Ziegelmauerwerk der Fassaden wurde mit einem Hochdruckreiniger gesäubert und anschlieûend an Stel-len, wo die Verfugung schadhaft war, neu verfugt.

Erneuerung und Sprossierung der

Fenster

Als Ersatz für die historischen Stahl-fenster der Schwimmhalle sind wäh-rend der Nutzung durch die US-Armee in den 1970er Jahren vereinfachte Alu-Fensterkonstruktionen mit Isolier-verglasung eingebaut worden. Die jetzt erneuerten Fenster vereinen einen hoch-wertigen Wärmeschutz durch U-Wer-te der Verglasung von 1,0 W/m2K mit den Forderungen der Denkmalpflege nach Wiederherstellung der ursprüng-lichen kleinteiligen Maûstäblichkeit von Rahmen und Sprossen. Die Sprossen wurden nur aufgesetzt, um einen guten U-Wert zu erhalten, was bei glasteilenden Sprossen nicht möglich ist. Verklebungen der Spros-sen konnten in dem Schwimmbadkli-ma wegen fehlender Produktzulassung nicht realisiert werden; deshalb erfolg-te eine mechanische Sicherung an den Rahmen.

Abhangdecke als thermisch

abschließende Akustikdecke mit

bauzeitlicher Anmutung

Eine Wiederherstellung der ursprüng-lichen, verglasten Tageslichtdecke war aus energetischen, technischen (Last-reserven Dachtragwerk) und ökonomi-schen Gründen nicht möglich. Ein Kom-promiss zur Erreichung der bauzeitli-chen Raumanmutung war eine Aus-bildung als kassettierte Trockenbau-konstruktion, die der alten Gliederung folgt und farblich akzentuiert wird. Die bauzeitlichen Stahlrahmen der his-torischen Decke sind unter der neuen Konstruktion erhalten geblieben.

In der neuen Abhangdecke werden ver-schiedene Aspekte gebündelt: gestal-terische und denkmalpflegerische An-forderungen, Akustik, Dämmung zum

! ¹Besucherseiteª mit restaurierten bauzeitlichen Startblöcken; Fotos: Tobias Reckert, Berlin

! Mosaik im Beckenumgang

! Erhalt der bauzeitlichem Beckenkopfsteine aus Lausitzer Lamporphyr

Page 11: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

Sanierung · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 03/2015 142

Dachraum, Chloridschutz zum Dach-tragwerk und klimatische Tauglichkeit des Materials. Der gesamte Aufbau der Abhangdecke durfte aus statischen Be-schränkungen für das Bestandsdach-tragwerk nur ein Flächengewicht von 20 kg/m2 aufweisen.

Edelkratzputz

Die Halle wie auch die beiden Foyers waren bauzeitlich mit einem Edelkratz-putz versehen, der eine optisch sehr hochwertige Oberfläche hatte. Später wurde der Putz mehrfach mit Disper-sionsanstrichen versehen, was die be-sondere Oberfläche verschwinden lieû und auch speziell in der Schwimmhal-le zu groûflächigen Haftverlusten zwi-schen Oberputz und Unterputz geführt hat. Der gesamte Innenputz in der Schwimmhalle musste erneuert wer-den.

Nach Untersuchung verschiedenster Varianten und Klärung der Putz-Re-zeptur sowie Beratung des Bauherrn über die Besonderheiten eines Edel-kratzputzes in Innenräumen wurde ei-ne ausführende Firma gefunden, wel-che die alte Putztechnik ausgeführt hat.

Instandsetzung der

Natursteinverkleidungen

Ein ganz besonderes Ausstattungs-merkmal der Schwimmhalle Fincken-steinallee sind die groûzügig mit Tros-selfelsmarmor verkleideten Wandflä-chen und Fenstereinrahmungen, die auch durch ihre Beschriftung, Patina und angegriffenen Oberflächen die Ge-schichte des Bades widerspiegeln. Bei Untersuchungen hatte sich gezeigt, dass die unteren Platten der Wandverklei-dung auf den Rohestrich im Becken-umgang aufgestellt sind und die dar-über befindlichen Platten nur mit Hal-teankern gegen Herauskippen gesichert sind. Dies ist nach den Richtlinien für Plattenbefestigungen an Fassaden heu-te nicht mehr zulässig. Alle unteren Platten wurden daher mit Edelstahlan-kern nachbefestigt, was über 1000 zu-

! Ergänzte Duschkuben für den Sichtschutz; Fotos: Tobias Reckert, Berlin

! Neue Wechselumkleiden der Besucherseite

! Erhalt der Trosselfelswandverkleidung, eingestellte Duschkuben

Page 12: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

143 AB Archiv des Badewesens 03/2015 | Bäderbau · Sanierung

sätzliche Anker bedeutete. Die Ober-fläche mancher Platten war durch die frühere Verwendung aggressiver Rei-niger angegriffen. Glanz und Farbig-keit des Steins waren gestört. Hier konn-te nur durch den Einsatz eines Farb-vertiefers versucht werden, eine vor-sichtige optische Angleichung zu er-reichen, ohne die Patina zu beseitigen. Insgesamt mussten alle Verfugungen erneuert werden, um das Eindringen von Becken- und Reinigungswasser hinter die Platten zu verhindern. Ein 15 cm hoher Streifen an der Unterkan-te wurde umlaufend abgesägt, um die fachgerechte Ausbildung eines Sockels und die Hochführung der Bodenab-dichtung dahinter zu ermöglichen.

Fliesengestaltung der Schwimmhalle

Das bauzeitlich im Beckenumgang der Schwimmhalle und in den Duschen verlegte Marmormosaik war mit neu-eren Fliesen überklebt. Sehr hohe Kos-ten, ungenügende Rutschhemmung und Anfälligkeit gegen säurehaltige Reini-gungsmittel haben seine Wiederher-stellung in einem Sportbad ausgeschlos-sen.

Mit geringen Mehrkosten konnte je-doch eine etwas gröûere Mosaikfliese 5 x 5 cm als Standardprodukt mit er-höhter Rutschhemmung durch den gröûeren Fugenanteil alle Anforderun-gen erfüllen und auch optisch genü-gen. Hierbei wurde die bauzeitliche Absetzung mit dunklerem Randstrei-fen in den neuen Boden aufgenommen. In den Duschen der Nordseite, wo die Wandverkleidung aus Naturstein in früheren Zeiten schon ausgebaut wor-den war, sind Groûformatfliesen mit ähnlichem Aussehen an den Wänden verlegt.

Einzig die neuen Duschkuben für den Sichtschutz in den Duschen sind mit neuen Fliesenfarben (rot: Besucher, blau: Vereine und Schulen) deutlich abgesetzt. Sie bilden in der Halle ein komplett neues, kräftiges, abstraktes Element und den Auftakt für die farb-

lich unterschiedlich gestalteten Um-kleidebereichen.

Beckenneubau mit Beckenkopf nach

historischem Vorbild

Aus statisch-konstruktiven Gründen und aus betriebswirtschaftlichen As-pekten mussten der Abriss und Neu-bau des groûen Beckens erfolgen. Ei-ne Wassertiefe von 2,00 m wurde nach dem Abbruch des Sprungturmes und dem Wegfall der damit verbundenen 4,80 m tiefen Sprunggrube als ausrei-chend erachtet. Dennoch folgt die Ge-staltung des Beckenrandes mit der tief liegenden Schwallwasserrinne unter den wiedereingebauten, gereinigten, bauzeitlichen Granitsteinen aus Lau-sitzer Lamporphyr als Beckenrand der ursprünglichen Erscheinung des Be-ckens. Die aus gleichem Material be-stehenden historischen Startblöcke wurden auf der Nordseite (ehemalige

Sprungturmseite) ebenfalls wieder montiert. Auf der Südseite wurden neue wettkampftaugliche Startblöcke mit verschiebbaren Fuûstützen ergänzt. Für die Integration der Wende- und Anschlagsplatten wurde der Becken-kopfstein an den Stirnseiten gegenüber der Ablaufrinne etwas zurückversetzt. So wurde die Beckenlänge von 50 m auch mit Anschlagplatten beibehalten.

Für die Wiederherstellung des bauzeit-lichen Gesamteindruckes der Schwimm-halle im Inneren war die Verwendung der umfangreichen Bestandslüftungs-kanäle eine unabdingbare Grundvor-aussetzung. Die historischen Luftaus-lässe haben zum Erscheinungsbild der Halle durch eine charakteristische, feldweise zusammengefasste, gereihte Anordnung von kleinen quadratischen Öffnungen an Wänden, Decke und Na-

Anlage Leistung °C primär °C sekundärHA-Station Gebäudeheizung 350 kW 110 / 47 °C 70 / 46 °CHA-Station Lüftung / Badewasser 900 kW 105 / 39 °C 80 / 35 °CTrinkwasser-Erwärmung 460 kW 105 / 41 °C 38 - 41 °CSumme 1710 kW

! Tabelle 1: Leistung und Betriebstemperaturen der Anlagen

! Tastgrundriss vor dem Besuchereingang; Foto: Tobias Reckert, Berlin

Page 13: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

Sanierung · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 03/2015 144

tursteinelementen entscheidend beige-tragen.

Die Schwierigkeit bei der Wiederver-wendung der historischen Lüftungs-wege bestand darin, dass alle Oberflä-chen in den Bestandskanälen den be-stehenden Hygienebestimmungen nach VDI 6022 für die Wiederinbetriebnah-me von Bestandskanälen entsprechen müssen. Dazu mussten die Innenober-flächen aller gemauerten oder aus Stahl-betonwandungen bestehenden Kanäle gereinigt und mit einer Kunststoffbe-schichtung ausgerüstet werden. Aus-geführt wurden diese Arbeiten durch Firmen, die mit unterschiedlich gro-ûen Industrierobotern in die jeweili-gen Kanalanschnitte fahren und die notwendigen Arbeiten ferngesteuert ausführen konnten. In den sehr gro-ûen Lüftungsschächten neben den Eck-treppenhäusern sind für Frischluftan-saugung und Abluftrückführung zum Lüftungsgerät neue Wickelfalzrohre eingefädelt worden. Die Abluftgitter in der Abhangdecke mussten ebenfalls erneuert werden, da die Bestandsgit-ter durch die chlorhaltige Abluft stark geschädigt waren.

Technische Anlagen Durch die besondere Gröûe der Schwimm-halle stand in der Planung die Opti-mierung der Betriebskosten immer im Vordergrund. Für die Fördermittelan-träge musste ein Energiestandard nach EnEV 2009 ± 30 % in der Planung nach-gewiesen werden. Den Hauptanteil an der Optimierung hatten die erneuer-ten haustechnischen Anlagen ein-schlieûlich der Badewassertechnik zu erbringen. Hierbei war fachplanerisch ein geeignetes Nutzungsprofil zu er-stellen, das auch die schwimmbadspe-zifischen Energieverbräuche abbildet und den Anforderungen der Förder-mittelgeber gerecht wird, da die EnEV auf den Nachweis von Schwimmhal-len nicht eingerichtet ist.

Die Schwimmhalle Finckensteinallee besitzt keine eigene Wärmeerzeugungs-anlage. Die Wärme wird über einen Fernwärmeanschluss bezogen. Unter Berücksichtigung der Gleichzeitigkeit wurde eine Gesamtheizungsleistung von 1710 kW installiert. Die Leistung und Betriebstemperaturen der Hausan-schluss-(HA-)Stationen bzw. Trinkwas-ser-Erwärmungsanlage sind wie in Ta-belle 1 ersichtlich ausgeführt worden.

Sowohl die Schwimmhalle selbst als auch die Dusch- und Umkleideberei-che werden hauptsächlich durch Lüf-tungsanlagen beheizt. In der Schwimm-halle sind jedoch nach historischem Vorbild in den Wandnischen wieder Heizkörper für die Grundheizlast und zum Ausgleich von Kaltluftabfall durch die hohen Fenster installiert worden.

Als Heizkreispumpen wurden hochef-fiziente und elektronisch geregelte Um-wälzpumpen eingesetzt.

Die Verteilung der Wärme erfolgt über zentrale Heizkreisverteiler der HA-Sta-tionen, die im Technikbereich (Unter-geschoss 1) angeordnet sind.

Lüftungsanlagen

Für die verschiedenen Bereiche wur-den insgesamt drei Lüftungsanlagen erforderlich (siehe Tabelle 2).

In die Lüftungsanlagentechnik wur-den die komplexen Anforderungen des Brandschutzes eingearbeitet. Des Wei-teren hat man wesentliche Schallschutz-maûnahmen für die Abluftführung um- gesetzt, um den Anforderungen der um- gebenen Wohnbebauung gerecht zu wer- den.

Anlagen Bereich LuftmengeAnlage 1 Schwimmhalle 50-m-Becken, – Rotationswärmetauscher, ohne Umluftbetrieb 72 000 m3/h Raumhöhe 15,75 m – Zuluftführung über historische Wandauslässe (ca. 3 m hoch) - und beschichtete Mauerwerkskanäle in den Hallenaußenwänden – Abluft über historische Wandauslässe in den Längsseiten der - historischen Oberlichtdecke (Anordnung in ca. 15,5 m Höhe)Anlage 2 Besucherumkleiden, Dusch-, – Kreuzstromwärmetauscher, mit Umluftbetrieb 13 200 m3/h Sanitär- und Personalräume – Zuluft z. T. über historische Wandauslässe – Abluft aus Duschbereichen als Überströmung in die SchwimmhalleAnlage 3 Vereinsumkleiden, Dusch-, – Kreuzstromwärmetauscher, mit Umluftbetrieb 12 200 m3/h Sanitär- und Geräteräume – Zuluft- und Abluftführung analog Lüftungsanlage 2 Summe 97 400 m3/h

! Tabelle 2: Lüftungsanlagen

Wasser- Wasser- Umwälz- Becken fläche Tiefe temperatur Material leistung Q Bemerkung

Sportbecken 1250 m2 2 m 26 - 28 °C Stahlbeton, 556 m3/h Unterdruck-Mehrschichtfilter, runde Ausführung gefliest AF = 3,14 m2, 6 Stück, kellergeschweißt, Material: PPh

! Tabelle 3: Badewassertechnik

Page 14: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

145 AB Archiv des Badewesens 03/2015 | Bäderbau · Sanierung

Die Dachflächen von Schwimmhalle und Anbauten werden über beheizba-re Dacheinläufe mit innen liegenden Regenwasserfallrohren (Norm- und Not entwässerung) entwässert.

Alle Fallrohre der Regenwasser-Norm-entwässerung münden im Technikge-schoss in eine Regenwassersammel-verrohrung, die als Gefälleleitung in das öffentliche Regenwasserentsor-gungsnetz eingebunden ist.

Das Schmutzwasser aus Duschen, To-iletten und Waschtischen wird über konventionelle Freigefälleleitungen im Technikuntergeschoss gesammelt und anschlieûend über eine Abwassergrund-leitung im Auûenbereich mit Kontroll- und Hausanschlussschacht in das öf-fentliche Abwassernetz eingeleitet.

Die Abwässer der Badewassertechnik (Spülwasser) werden in einem separa-ten Schlammwasserspeicher gesam-melt und mittels einer Rückspülwas-seraufbereitung des Typ 3 aufbereitet und anschlieûend in das öffentliche Regenwassernetz eingeleitet.

Die Schwimmhalle wird mit Trinkwas-ser aus dem öffentlichen Trinkwasser-netz betrieben; die Anschlussnennwei-te beträgt DN80 mit einem Vordruck von ca. 5 bar. Im Trinkwasservertei-lungsnetz sind an ausgewählten End-punkten Trinkwasser-Hygienespülsta-tionen angeordnet, die über eine inter-vallgesteuerte Spülzeit eine Stagnati-on in den Trinkwasserleitungen ver-hindern. Deren Aktivitäten werden protokolliert.

Die Warmwasserbereitung erfolgt über eine Anlage zur Trinkwassererwär-mung als Sonderanlage zum Erwär-men, Desinfizieren und Speichern von Trinkwasser mit Abgabe von Warm-

wasser als vorgemischtes Warmwas-ser (38 - 41 °C).

Das Warmwasser zirkuliert permanent über ein separates Zirkulationsmodul

! Schwallwasserbehälter mit Wasseranalyse; Foto: Tobias Reckert, Berlin

! Unterdruckfilter in energieoptimierter Ausführung; Foto: Jürgen Elgg, Wassertechnik Wert-heim

Page 15: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

Sanierung · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 03/2015 146

mit Reaktionsspeicher mit mehr als 60 °C, um eine Legionellen-Kontami-nation auszuschlieûen, und wird an-schlieûend durch Vorwärmung von Trinkwasser auf die vorgegebene Misch-temperatur rückgekühlt.

In den Duschbereichen sind Dusch-paneele aus Edelstahl für vorgemisch-tes Duschwasser eingesetzt (Laufzeit 20 s je Auslösung), dessen program-mierte Steuerung (ECC-Funktionscon-troller) zusätzlich eine protokollierte thermische Desinfektion ausführen kann.

Badewassertechnik

Die Badewassertechnik ist mit einem Wasserkreislauf ausgestattet (siehe Ta-belle 3).

Die badewassertechnische Aufberei-tung des Schwimmbeckenwassers er-

folgt nach der DIN 19 643 in der Ver-fahrenskombination Flockung ± Mehr-schichtfiltration ± Chlorung mit dem Belastbarkeitsfaktor k = 0,5 m-3.

Die Desinfektion des Beckenwassers (Chlordosierung) erfolgt über eine Voll-vakuum-Chlorgasdosieranlage, ange-ordnet in einem separaten Chlorgas-raum im Erdgeschoss. Die Hygienehilfs-parameter Cl2, pH und Redoxspannung werden über die Mess- und Regelanla-ge Depolox Pool ständig erfasst. Die pH-Korrektur erfolgt in die Filtrat leitung mittels einer Dosierpumpe. Die Schwall-wasser-, Spülwasser- und Schlammwas-serspeicher sind in kellergeschweiûter Ausführung, Material PPh, errichtet wor-den. Die Rohrleitungen bestehen aus PE-Material.

Die Aufstellung der badewassertech-nischen Anlage in den Untergeschoss-

ebenen 1 und 2 ermöglicht eine Ein-sparung an Pumpengruppen durch Ausnutzung der geodätischen Höhe.

Dies alles führt zu einem hohen ener-getischen Einsparpotenzial. Eine Wär-merückgewinnungsanlage komplet-tiert die Anlagentechnik. Die Frisch-wassernachspeisung erfolgt automa-tisch über Niveaustandskontakte an den Rohwasserspeichern aus dem Trink-wassernetz bzw. aus der Spülabwasser-aufbereitung.

Elektro- und informationstechnische

Anlagen

! Stromversorgung

Die Elektroversorgung des Objekts er- folgt über eine 10-kV-Zuleitung und eine kundeneigene Trafostation mit 630 kVA, die im Gebäude aufgestellt wur- de. Über eine Niederspannungs-Haupt-verteilung werden insg. elf Unterver-

Meister für BäderbetriebeFachangestellte für Bäderbetriebe

Vorbereitungslehrgang

Mehr Infos im Internet unter www.bsa-akademie.de/baederbetriebe

• Führungskraft für Bäderbetriebe: Vorbereitungslehrgang zum/r

Gepr. Meister/in für Bäderbetriebe

• Fachkraft für Bäderbetriebe: Vorbereitungslehrgang zum/r

Fachangestellten für Bäderbetriebe

• Staatlich geprüft und zugelassen

• Fernunterricht mit Präsenzphasen

Mehr Infos im Internet unter www.bsa-akademie.de/baederbetriebe

Tel. +49 681 6855-0 • www.bsa-akademie.de

Vorteile:

• Start jederzeit

• Berufsbegleitend

• Individuelles Lernen

• Hilfe durch Fernlehrer

• Kompakte Lehrgänge

• Optimale Bedingungen

Page 16: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

147 AB Archiv des Badewesens 03/2015 | Bäderbau · Sanierung

teilungen, u. a. für Licht, Steckdosen und die Gebäudeautomation, versorgt.

! Beleuchtung

Alle Beleuchtungsanlagen sind gemäû der DIN 12 193 (Sportstättenbeleuch-tung) und DIN EN 12 464 für die All-gemeinbereiche ausgelegt. Im Hallen-bereich der historischen Schwimmhal-le wurden breit- und tiefstrahlende, teils asymmetrisch strahlende Hallen-reflektoren mit T5-Kompaktleuchtstoff- und Halogenmetalldampflampen ins-talliert. Die Hallendecke wurde mittels indirekt strahlenden Deckenflutern in-szeniert, die ebenfalls mit Kompakt-leuchtstofflampen ausgestattet sind. Des Weiteren sind die Leuchten unter der Empore im Hallenbereich und in den Windfängen, die Lichtstehlen in den Eingangsfoyers und die Auûen-leuchten im überdachten Zugangsbe-reich mit LED-Leuchten nachgebildet bzw. aufgearbeitet worden. In den Um-kleiden, Toilettenräumen, Duschen, Treppenräumen, Fluren usw. wurden Dreibanden-Leuchtstoff lampen und Kompakt-Leuchtstofflampen eingesetzt. Das Schwimmbecken ist mit LED-Un-terwasserscheinwerfern ausgestattet.

! Bussystem EIB

Für die Realisierung der zentralen Steu-erungsfunktionen ist EIB/KNX zum Einsatz gekommen; es dient der Opti-mierung der Schaltzustände (z. B. Be-leuchtung, Betriebs- und Störmeldun-gen) und der Komforterhöhung durch die Vorgabe von Schaltzeiten und Hel-ligkeitswerten sowie eine tageslicht-abhängige Steuerung.

! SAA-/ELA-Anlage/

Brandmeldeanlage und BOS-Anlage

Es wurde eine Sprachalarmierungs-, Evakuierungs- und Notfallwarnanla-ge für Sprachdurchsagen und Musik-einspielmöglichkeiten installiert. Die Ansteuerung der Sprachalarmierungs-anlage erfolgt über die Brandmeldean-lage. Im Hallenbereich wurden die Laut-sprecher in bauzeitlichen Öffnungen hinter den mit Natursteinen verkleide-ten Hallenwänden integriert. Um die brandschutztechnischen Anforderun-gen des Gebäudes sicherzustellen, ist eine flächendeckende, mit automati-schen und nichtautomatischen Brand-meldern ausgestattete Brandmeldean-lage installiert worden. Der Koordinie-rung von Einsätzen der Feuerwehr im Gebäude dient eine eigene Objektfunk-

anlage, da die sonstige Funkabdeckung in den Untergeschossen nicht den An-forderungen entsprach.

FazitDie san ier te denkmalgeschützte Schwimmhalle Finckensteinallee in Berlin dient dem Schwimmsport, den Vereinen und der Öffentlichkeit. Dar-über hinaus ist sie ein bedeutender his-torischer Ort und ein Objekt architek-tonischer Inszenierung. Hieraus ent-steht eine vielfältige Spannung, für die es galt, bei der Sanierung eine ange-messene architektonische und denk-malpflegerische Synthese zwischen Er-haltung, Wiedergewinnung und Wei-terentwicklung zu formulieren. Gestal-terisch setzt das Projekt auf einen kla-ren, ruhigen Kontrast zwischen Alt und Neu, unter möglichst weitgehen-der Aktivierung historischer Struktu-ren.

Dies war vor allem auch eine techni-sche Aufgabe, insbesondere bei der An-passung des Altbaus an heutige Stan-dards der Statik, Bauphysik, Raum-akustik und Energetik sowie des Brand-schutzes und der Einpassung der tech-nischen Anlagen. WJR

ROIGK GmbH & Co.

Edelstahl- und GfK-Verarbeitung

Jetzt gratis Gesamtkatalog anfordern!

Page 17: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

Sanierung · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens 03/2015 148

ProjektdatenProjektSchwimmhalle FinckensteinalleeFinckensteinallee 7312205 Berlin

ProjektbeteiligteBauherrBerliner Bäderbetriebe Infrastruktur GmbH + Co. KGBerlinProjektleiter: Jörg Huß

BetreiberBerliner Bäderbetriebe AöRBerlin

ArchitektVeauthier Meyer Architekten BerlinProjektleiter: Tobias Reckert

TragwerksplanungIngenieurbüro Rüdiger Jockwer GmbHBerlin

PrüfstatikerDipl. Ing. Detlef Wolber KLW Ingenieure GmbHBerlin

HLS- und Badewassertechnik, BrandschutzkonzeptIngenieurbüro Willmann Brandenburg an der Havel

ElektroplanungIngenieurbüro für Elektrotechnik Brandenburg an der Havel

Bauphysik, EnEV, AkustikMüller BBM Berlin

Bauüberwachungbig Architekten und Ingenieure Berlin

Denkmalpflegerisches GutachtenWinfried Brenne Architekten, Berlin, und Veauthier Meyer Architekten, Berlin

SchadstoffgutachtenGesellschaft für Ökologische Bautechnik Berlin mbHBerlin

SchadstoffentsorgungskonzeptWessling GmbH Berlin

PutzgutachtenInternational Construction Consultants GmbHBerlin

UEP II FördermittelantragBerliner Energieagentur GmbH, Berlin(EnEV 2007)Müller BBM, Berlin (EnEV 2009)

UEP II Fördermittel VerwaltungB.&S.U. Beratungs-Service-Gesellschaft Umwelt mbHBerlin

Verwaltung BädersanierungsprogrammSenatsverwaltung für Inneres und Sport IV A 3, BerlinSenatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt VI B 3, Berlin

KenndatenPlanungPlanungsbeginn, Bestandsaufnahme 10/2009

Abbruchantrag Becken / Sprungturmanlage – Genehmigung 03/2010 - 10/2010

Bauplanungsunterlage – Freigabe 07/2010 - 04/2011

Bauantrag / Antrag denkmalrechtliche Genehmigung – Genehmigung 09/2010 - 09/2011

Bauablauf Abbruch Becken, 5/2011 SchadstoffentsorgungBeginn Rohbau 2/2012Fertigstellung Rohbau Becken 8/2012Beginn Ausbau Becken 7/2013Eröffnung 22. August 2014

Baukosten Gesamtbaukosten KG 200 - 600 10,5 Mio. € netto

Flächen und Rauminhalte Bruttogrundfläche 13.600 m2

Bruttorauminhalt 76.500 m3

WasserflächeSportbecken 1.250 m2

50,00 x 25,00 m (10 Bahnen à 50,00 m, 20 Bahnen à 25,00 m) WT 2,00 m, Wassertemperatur 27 °C

ÖffnungszeitenMontag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 6.30 – 22.30 UhrMittwoch 13.00 – 22.30 UhrSamstag 9.00 – 18.30 UhrSonntag 10.00 – 18.00 Uhr

Eintrittspreise normal ermäßigtBasistarif 3,50 € 2,00 € (Mo. - Fr. 10.00 - 15.00 Uhr)

Haupttarif, Tageskarte 5,50 € 3,50 €

Kurzzeittarif 65 min 3,50 € (Mo. - Fr. bis 8.00 und ab 20.00 Uhr)

Familienkarte 11,50 €(2 Erwachsene + 5 Kinder)

Sammelkarten 10 + 1 55,00 € 35,00 €Sammelkarten 20 + 3 110,00 € 70,00 €

Wir sind stolz, in diesem Projekt das Herzstück des Bades – die gesamte Badewasseraufbereitung – geliefert zu haben.

Besonders freut uns die Zufriedenheit des Betreibers, der der Anlage beste

Effizienzwerte bescheinigt hat.

WASSERTECHNIK WERTHEIM

www.wassertechnik.de Telefon: +49 (0) 9342-9601-0 Mail: [email protected]

Page 18: Sanierung AB Archiv des Badewesens 03/2015 Bäderbaunilsmeyer.com/wp-content/uploads/2016/08/SH-Finckensteinallee-Nil… · Adolf Hitlerª (LSSAH) und der Landes-polizeigruppe in

badu.de

BADU® ist eine Marke der SPECK Pumpen Verkaufsgesellschaft GmbH, 91233 Neunkirchen am Sand, Germany

BlockPumpt viel und braucht wenig.

Kompakte Umwälzpumpe in vertikaler Block-Bauweise.

Ihre Wasserau! ereitung verdient ein leistungsstarkes Herz: BADU Block.

Die wirkungsgrad-optimierte normalsaugende Umwälzpumpe für den vertikalen Einbau.

Bis zu 600 m3/h Förderstrom. Geringer Platzbedarf, wartungsarm und energieeffi zient.

Jetzt für Ihre Anlage konfi gurieren. Natürlich mit BADU …

Klarsicht-Deckel >

Filtersieb >

Kunststoff -< Fasernfänger

Zuverlässig, robust und sehr fl exibel:Vielfältige Optionenfür praktisch alleEinsatz-Situationenlieferbar.