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1~.2 E. HASSAN, Schadinsekten an Baumwolle in Australien und ihre Bek~impfung Ariz. Sch,idlingskde., Pflanzenschutz, Umweltschutz 53, 122--126 (1980) 1980, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340--7330/ASTM-Coden: ASUMDT Schadinsekten an Baumwolle in Australien und ihre Bekiimpfung Von E. HASSAN* Mit 2 Abbildungen und 3 Tabellen Abstract Bionomy and control of insect pests on cotton in Australia Compared with most crops, cotton is remarkable for its length of land occupancy, often 10 months from sowing to final harvest. The change from mainly rain-grown to almost entirely irrigated culture and the resultant intensi- fication of production has dramatically increased the occur- rence and importance of insect pests and consequently research into methods of their control. In recent times concern has been expressed as to the long term effects of a chemical programme of control. Events of the past decade clearly show, that the major factor responsible for the change in status of pests of cotton is the biological upset resulting from decimation of predator and parasite populations by the synthetic organic insecticides. New control techniques with much less reliance on chemicals are being developed. These methods are being incorporated into pest management systems in which the emphasis is on management rather than total control of cotton pests. 1. Einleitung Die wichtigsten traditionellen Anbaugebiete f~ir Baumwolle in Australien sind das Namoigebiet in New South Wales, Emerald, St. George, Theodor und Biloela in Zentral-Queensland sowie das Ord-River- S fATES A U S T g A L I A COTTON AREAS QLD ~ Queensland I. Macquati~ Valley N.S.W. -- New South Wales 2. Bourke VIC, -- 'Victoria 3. Namoi Valley TAS. - Tasmania 4. St George S.A. - South Australia 5. Darhng Downs W.A. -- Wcste.~ Australia ~ /r~ 6. Lockyer Valley N.T. -- Northern Territory ~'~ ~/ / ~ 7. Theodore / "-?', ~ / 3 9. ~o,,,la n~ /'" ~ / kl0. OrdRiver 6 o 4oo ~oo ~-3TAS Abb. 1. Gliederung Australiens, mit Baumwolle-Anbauge- bieten Meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dipl. Ins. Dr. Dr. h. c. ERWIN SCHIMITSCHEK, zum 82. Geburtstag ge- widmet. Gebiet in West-Australien (Abb. 1). Seit 1973 wird in West-Australien keine Baumwolle mehr angebaut, hauptsiichlich well Heliothis armigera inzwischen resi- stent gegeniiber chlorierten Kohlenwasserstoffen und Organophosphorsiiureestern ist. Im Vergleich zu anderen Feldfriichten steht Baum- wolle augerordentlich lange, hiiufig 10 Monate, auf dem Feld und ist wiihrenddessen dem Insektenbefall ausgesetzt. Die Intensivierung des Baumwollanbaus, vor allem durch die Einftihrung regelm~i~iger Bew~is- serung, hat den Umfang und die Bedeutung des Insek- tenbefalls noch erheblich gesteigert. In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg haben moderne synthetische Pestizide sowie Verbesserungen im Produktionsver- fahren wie Diingung, Bew~isserung, Drainage, Aabau yon Verietiiten mit langer Wachstumsperiode, die Baumwollertriige stark erhSht. Jedoch zeigte rich bald, daf~ die Schadinsekten sich an die neuen Ver- hiilmisse schnell anpa~ten und inzwischen wieder an Boden gewinnen. Im folgenden sollen die derzeit wichtigsten austra- lischen Baumwollschlidlinge sowie die grundlegenden MSglichkeiten ihrer Bekiimpfung betrachtet werden. 2. Lebens- und Sdaadensweise der wichtigsten australischen Baumwollschadinsekten 2.1. Spinnmilben (Acari, Tetranydoidae) Zwei nahe verwandte Amen yon Spinnmilben be- fallen die Baumwolle: Tetranycbus urticae (KocH), als h~iufigere Art sowie T. ludeni (ZAcHE~). Die Weibchen legen his zu 70 sehr kleine kugel- f6rmige gelbe bis rStliche Eier in ein Spinnfaden- gewebe auf der Unterseite der Bl~itter in der N~ihe des Blattstieles oder zwischen den Blattadem. Die Nymphen schliipfen nach 2--4 Tagen. Im Sommer betr~igt die gesamte Entwicklungsperiode vom Ei bis zur Imago weniger als 2 Wochen. Erstes Anzeichen eines Milbenbefalls ist eine r~St- liche Verf~irbung des Blattes in der N~ihe des Blatt- stieles. Die Nymphen und ausgewachsenen Milben beis und saugen an der Blattunterselte. Bei n~iherem Hinsehen erkennt man ein feines Gespinst in der N/ihe der Blatmerven unterhalb der verf/irbten Blatt- teile. 2.2. Thripse (Physopoda, Thripidae) Thrips tabaci LIND. ist die einzige Art der Gruppe an Baumwolle von wirtschaftlicher Bedeutung. Die Imago ist etwa 2 mm lang, schlank, gelblich-braun mit zwei Paar bewimperten schmalen Fliigeln. u. s. Copyrlgh, C1~,,,nr Ce,,,r Cod~ S,,, .... t: 0340--7330/80/5308--0122502.50/0

Schadinsekten an Baumwolle in Australien und ihre Bekämpfung

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1~. 2 E. HASSAN, Schadinsekten an Baumwolle in Australien und ihre Bek~impfung

Ariz. Sch,idlingskde., Pflanzenschutz, Umweltschutz 53, 122--126 (1980) �9 1980, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340--7330/ASTM-Coden: ASUMDT

Schadinsekten an Baumwolle in Australien und ihre Bekiimpfung

Von E. HASSAN*

Mit 2 Abbildungen und 3 Tabellen

Abstract

Bionomy and control of insect pests on cotton in Australia

Compared with most crops, cotton is remarkable for its length of land occupancy, often 10 months from sowing to final harvest. The change from mainly rain-grown to almost entirely irrigated culture and the resultant intensi- fication of production has dramatically increased the occur- rence and importance of insect pests and consequently research into methods of their control.

In recent times concern has been expressed as to the long term effects of a chemical programme of control. Events of the past decade clearly show, that the major factor responsible for the change in status of pests of cotton is the biological upset resulting from decimation of predator and parasite populations by the synthetic organic insecticides. New control techniques with much less reliance on chemicals are being developed. These methods are being incorporated into pest management systems in which the emphasis is on management rather than total control of cotton pests.

1. Einleitung Die wichtigsten traditionellen Anbaugebiete f~ir

Baumwolle in Australien sind das Namoigebiet in New South Wales, Emerald, St. George, Theodor und Biloela in Zentral-Queensland sowie das Ord-River-

S fATES A U S T g A L I A COTTON AREAS

QLD ~ Queensland I . Macquati~ Valley N.S.W. -- New South Wales 2. Bourke VIC, - - 'Victoria 3. Namoi Valley TAS. - Tasmania 4. St George S.A. - South Australia 5. Darhng Downs W.A. -- Wcste.~ Australia ~ / r ~ 6. Lockyer Valley N.T. - - Northern Territory ~ ' ~ ~/ / ~ 7. Theodore

/ "-?', ~ / 3 9. ~o,,,la n ~ / ' " ~ / k l 0 . OrdRiver

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o 4oo ~oo ~-3TA S

Abb. 1. Gliederung Australiens, mit Baumwolle-Anbauge- bieten

Meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dipl. Ins. Dr. Dr. h. c. ERWIN SCHIMITSCHEK, zum 82. Geburtstag ge- widmet.

Gebiet in West-Australien (Abb. 1). Seit 1973 wird in West-Australien keine Baumwolle mehr angebaut, hauptsiichlich well Heliothis armigera inzwischen resi- stent gegeniiber chlorierten Kohlenwasserstoffen und Organophosphorsiiureestern ist.

Im Vergleich zu anderen Feldfriichten steht Baum- wolle augerordentlich lange, hiiufig 10 Monate, auf dem Feld und ist wiihrenddessen dem Insektenbefall ausgesetzt. Die Intensivierung des Baumwollanbaus, vor allem durch die Einftihrung regelm~i~iger Bew~is- serung, hat den Umfang und die Bedeutung des Insek- tenbefalls noch erheblich gesteigert. In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg haben moderne synthetische Pestizide sowie Verbesserungen im Produktionsver- fahren wie Diingung, Bew~isserung, Drainage, Aabau yon Verietiiten mit langer Wachstumsperiode, die Baumwollertriige stark erhSht. Jedoch zeigte rich bald, daf~ die Schadinsekten sich an die neuen Ver- hiilmisse schnell anpa~ten und inzwischen wieder an Boden gewinnen.

Im folgenden sollen die derzeit wichtigsten austra- lischen Baumwollschlidlinge sowie die grundlegenden MSglichkeiten ihrer Bekiimpfung betrachtet werden.

2. Lebens- und Sdaadensweise der wichtigsten australischen Baumwollschadinsekten 2.1. S pinnmilben ( Acari, Tetranydoidae)

Zwei nahe verwandte Amen yon Spinnmilben be- fallen die Baumwolle: Tetranycbus urticae (KocH), als h~iufigere Art sowie T. ludeni (ZAcHE~).

Die Weibchen legen his zu 70 sehr kleine kugel- f6rmige gelbe bis rStliche Eier in ein Spinnfaden- gewebe auf der Unterseite der Bl~itter in der N~ihe des Blattstieles oder zwischen den Blattadem. Die Nymphen schliipfen nach 2--4 Tagen. Im Sommer betr~igt die gesamte Entwicklungsperiode vom Ei bis zur Imago weniger als 2 Wochen.

Erstes Anzeichen eines Milbenbefalls ist eine r~St- liche Verf~irbung des Blattes in der N~ihe des Blatt- stieles. Die Nymphen und ausgewachsenen Milben beis und saugen an der Blattunterselte. Bei n~iherem Hinsehen erkennt man ein feines Gespinst in der N/ihe der Blatmerven unterhalb der verf/irbten Blatt- teile.

2.2. Thripse (Physopoda, Thripidae) Thrips tabaci LIND. ist die einzige Art der Gruppe

an Baumwolle von wirtschaftlicher Bedeutung. Die Imago ist etwa 2 mm lang, schlank, gelblich-braun mit zwei Paar bewimperten schmalen Fliigeln.

u. s. Copyrlgh, C1~,,,nr Ce,,,r Cod~ S,,, . . . . t: 0340- -7330/80 /5308- -0122502 .50 /0

E. HASSAN, Schadinsekten an Baumwolle in Australien und ihre Bek~impfung [123

Die Eier werden in Schlitze in die Epidermis junger Bl~itter oder in der N~ihe der Triebspitzen abgelegt. Nach etwa einer Woche schliipfen die gelblichen Nymphen, die sich auf Triebspitzen junger Bl~itter und auf der Unterseite iilterer Bl~itter aufhalten. Der gesamte Lebenszyklus dauert 3--5 Wochen; z. T. wird diese Zeit in Diapause im Boden verbracht.

Die Thripse saugen in den ~iuf~eren Gewebeschichten der Pflanze. Bei st~irkerem Befall nehmen die Bl~it- ter oder befallenen Blatteile ein silbrig-weif~es Aus- sehen an, das auf Lufteintritt in die gesch~idigten Zellen zuriickzufiihren ist. Bei sehr starkem Befall kommt es dar~iber hinaus zu Blattverformungen und sogar zum Absterben yon Triebspitzen. Am hiiufigsten treten Sch~iden auf, wenn ein kiihles Frtihjahr das Wachstum der Keimlinge verztigert.

2.3. Blattliiuse (Homoptera, Aphidae) Von .den verschiedenen Blattlaussarten, die die Baum-

wolle befallen, ist nur Aphis gossypii GLOVER yon wirtschaftlicher Bedeutung. Die ausgewachsene Blatt- laus kommt gefli~gelt und ungefliigelt vor. Sie ist 2--3 mm lang und hat einen weichen kugelf6rmigen K~Srper. Ihre Farbe variiert yon hellgri~n bis griinlid~ schwarz. Die heranwachsenden Blattliiuse sind den Adulten ~ihnlich, jedoch stets fliigellos und yon grauer bis griinlich schwarzer Farbe. Unter optimalen Be- dingungen dauert der Lebenszyklus nut 7 bis 8 Tage.

Blattl~iuse treten in jedem Wachstumsstadium der Baumwolle auf. Von besonderer wirtschaftlicher Be- deutung ist der Befall kurz nach dem Auflaufen der KuIturpflanze und gegen Ende der Vegetationsperi- ode. Treten hohe Populationen z.Z. des Auflaufens auf, kann die Kulturpflanze stark gesch~idigt werden trod ihre Wiichsigkeit einbiif~en. Elbertragung yon Virosen und Qualit~itsverminderung des Erntegutes sind sekund~ire Sch~iden, die yon der Blattlaus ver- ursacht werden.

und an die Kapselbasen abgelegt. Nach dem Schliipfen bohren sich die winzigen Larven in die Knospen und vor allem in die griinen Kapseln. Gelegentlich wird das gesamte Larvenstadium innerhalb eines Frucht- ansatzes bzw. der Kapsel verbracht. Die Larve wird etwa 12 mm lang und hat eine rosagemusterte F~.r- bung. Die Puppe i st braun und liegt gew~Shnlich innerhalb der Kapsel.

Die Knospen werden oft vollst~indig ausgeh~Shlt. In den Kapseln minieren die jungen Larven durch das weiche Gewebe in Richtung auf den Samenansatz. Junge und ~iltere Kapseln werden befallen; gelegent- lich sind 2--3 Larven in einer Kapsel. Die Eintritts- /Sffnung in der Kapsel ist i. d. R. mit Fraf~mehl verstopft (PASSLOW, 1963).

Crosidosema plebeiana (ZELLER) (Cotton tipworm), Baumwollwickler (Tortrieidae). Der graubraune Fal- ter hat eine Spannweite yon etwa 12 mm. Die Vor- derflLigel sind gescheckt und steltenweise aufgehellt und tragen an den Spitzen zwei silbrige ,,V"-Zeichen.

Das Weibchen legt die Eier haupts~ichlich an den Triebspitzen und auf jungen Bl~ittern ab. Nach 3 bis 4 Tagen schltipfen aus den blaugriinen Eiern Larven mit dunkelbraunem Kopf und weif~lichem KiSrper.

Die Larven bohren sich in die Triebspitzen und minieren im Trieb abw~irts (Abb. 2). Wenn der Befall

2.4. Zikaden (Homoptera, Jassidae) Austroasea terraereginae (PAOLI) (Cotton Jassid),

die Baumwoll-Zikade legt ihre Eier in die Mittelrippe yon Bl~ittern, in Blattstiele und junge Triebe. Die Nymphen sehen den Adulten ~ihnlich. Sie halten sich tagsiiber auf der Blattunterseite, nachts vor allem auf der Blattoberseite auf. Reife Jassiden sind griin- lich, etwa 2,5 mm lang und haben einen schlanken K/Srper, iiber den die beiden Fliigelpaare gefaltet liegen.

Der Schiidling ern~ihrt sich vom Pflanzensaft, den er durch Saugen an jungen Bl~ittern und Triebspitzen erhiilt. Erste Anzeichen sind eine Gelbf~irbung und leichte Kriimmung der Blattr~.nder. Die Blattober- seite ist h~iufig r/Stlich-braun verfiirbt. Friiher Befall kann d-ie Entwicklung der jungen Pflanze verz~Sgern. Sp~iter starker Befall fiihrt zum Abwerfen yon Knospen.

2.5. Kleinschmetterlinge (Microlepidoptera) Pectinophora scutigera (HOLDAXVAY) (Gelechiidae).

Falter etwa 30--40 mm lang, dunkelgrau. Die kleinen gelblich-weil~en Eier werden an junge Bl~itter, Stiele

Abb. 2. Schadbild yon Crosidosema plebejana

innerhalb der ersten 7 Tage nach dem Auflaufen der Baumwolle stattfindet und die Larven bis unterhalb der Keimbl~itter minieren, sterben die Keimlinge ab. Sp~iterer Befall der Triebspitzen fi~hrt zum Absterben der befallenen Pflanzenteile, und nicht befallene Sei- tentriebe treten an die Stelle der abgestorbenen Haupttriebe. Dies kann zu Ernteverz~Sgerungen fiihren.

2.6. Eulen (Macrolepidoptera, Noctuidae) Die beiden bedeutendsten Sch~.dlinge der austra-

lischen Baumwolle sind die ,,Baumwollkapselwiir- mer", Heliothis punctigera (WALLENG~RN) und H.

124 ~.. HASSAN, Schadinsekten an Baumwolle in Australien und ihre Bek~impfung

armigera (HOBNER). Beide sind in Aussehen, Lebens- weise und SchadbiM sehr ~i'hnlich. Auger Baumwolle befallen sie noch Mais, Sorghum, Lein, Safflor, Son- nenblume, Tabak, Bohnen, Tomaten und andere Gemiisearten.

Heliothis spp. treten in allen australischen Anbau- gebieten auf. Der weibliche Falter legt 150--200 kleine PerlenfSrmige, weif~e Eier auf jiingere BlOtter, Knospen und Stengelspitzen (HAssAN, 1977). Ab- h~ingig yon Temperatur und L.uftfeuchtigkeit, schliip- fen die Larven nach 2 (3) bis 5 Tagen. Sie wandern zur n~ichsten Knospe oder Stengelspitze, wo sie mit dem Frag beginnen und schnell das 2. Stadium (7--8 mm lang) erreichen. Im 3. Stadium ist die Larve etwa 15 mm langl Im 6. und letzten Stadium erreicht sie ihre maximale L~inge yon 30m40 mm. Bis zum Ende ihrer Entwicklung kann eine Raupe bis zu 12 Kapseln oder Fruchtansiitze auf ihrem Weg zur Basis der Pflanze zers65ren. Die Verpuppung erfolgt im Boden, und der Falter schliipft etwa 14 Tage sp~iter. Nach der Befruchtung ern~ihrt sich der weib- liche Falter mit Nektar und legt 150--200 Eier in seinem 7--10t~.gigen Leben ab.

Der vollst~indige Generationszyklus von Heliothis spp. betr~igt 35--40 Tage.

Heliothis-Larven fressen haupts~ichlida an den gene- rativen Organen ihrer Wirtspflanzen: Knospen, Blii- ten und Kapseln; bei hoher Populationsdichte werden auch Triebspitzen und junge Bl~itter befallen. Das charakteristische Schadbild bei Baumwolle ist ein run- des Loch in der Knospe bzw. Kapsel (HAssAN, 1977). Gesch~idigte Knospen und junge Kapseln werden ab- geworfen.

Earias huegeli (ROGENHOFER) (Rough Bollworm). Der Falter ist etwa 12 mm lang mit einer Spannweite yon etwa 18 ram. Die strohfarbenen Vorderfliigel tra- gen ein auff~illiges gr~ines keilf~rmiges Zeichen. Die sehr kleinen blaugriinen Eier werden iiberall an der Pflanze, vor allem an die behaarten Stengel, Bl~itter und Triebspitzen abgelegt. Die nach 3 Tagen schliip- fen.den hellgrfin-gelben Raupen haben einen dunklen Kopf. W~ihrend des Wachstums verflirbt die Raupe rich in ein fleckiges Gelbgrau. Ihre Haut ist rauh und stachlig. Nach etwa. 17 Tagen erreicht fie ihre volle GriSge yon maximal 18 mm. Die Verpuppung erfolgt in eigenartlgen, ziihen br/iunlichen Kokons, die man vornehmlich in der oberen Bodenkruste und an Pflanzenriickst~inden finder. In der hei~en Jahres- zeit (Feb.--M~irz) schliipft der Falter nach etwa 10 Tagen. In den k[ihleren Monaten kann das Puppen- stadium bis zu 4 Monaten andauern.

Earias bef~illt die Baumwolle in jedem Stadium. Der gr~Jfke Schaden jedoch erfolgt dutch einen Befall zur Zeit der Kapselbildung (ab Januar).

Anomis flava F. und A. planalis (SwINHOE) (Cotton looper), hab~n hell bis dunkelbraune Falter mit Spannweiten yon etwa 30 mm. Sie legen ihre kleinen blaugriinen Eier an Triebspitzen, Knospen und jungen Bliittern ab. Die Larven sind griin, gelegentlich mit 2 weigen Liingsstreifen. Sie werden bis zu 35 mm lang und verpuppen rich unter warmen Bedingungen n'ada etwa 16 Tagen. Die dunkelbraunen Puppen

findet man auf der Unterseite der Baumwollkapseln, in Blattfalten und im lockeren Boden an der Basis der Pflanze. Das Puppenstadium dauert etwa 16 Tage; der gesamte Lebenszyklus wird im Sommer in etwa 5 Wochen durchlaufen.

Die Raupen sch~idigen hauptsgchlich durch Blatt- frag. Bei sehr hoher Dichte werden auch Knospen und die Schale der Kapseln befallen. St~irkerer Befall eines Baumwollfeldes ist aus einiger Entfernung an dem ,,zerflederten Aussehen ~ leicht zu erkennen. Seine Bedeutung erlangt der Blattfrag dadurch, dab die Ausreifung und Ernte yon der vorhandenen relativen Blattfl~idae abh~ingen.

Agrotis spp. (Cutworms), Erdeulen. ,Cutworms" find die Raupen verschiedener Nachtfalter. Die Weib- chen dieser Arten legen perlenf6rmige weifle Eier einzeln oder in kleinen Gruppen an den unteren Bl~it- tern und Stengeln oder auch im Boden unter der Pflanze ab. Die Eizahl ist hoch (mehrere hundert Eier), daher k6nnen rich schnell starke Populationen entwickeln. Bei warmem Wetter dauert tier Entwick- lungskreislauf dieser Eulen 7--8 Wochen.

Die Raupen halten sich tagsiiber im Boden auf. Nachts fressen fie die Stengel junger Pflanzen in Bodenn~ihe durch und fressen auch oft den gesamten oberirdischen Teil der Pflanze. Nicht selten wird die Bestandsdichte der Baumwolle dadurch ernsthaft ver- ringert.

3. Bek~impfung der Baumwollschadinsekten 3.1. Allgemeines

Die Sch~dlingsbek~impfung in der Baumwolle ist ein augerordentlich komplexes Gebiet. Um hier finn- voll entscheiden zu k~Snnen, miissen folgende Fak- toren in Betracht gezogen werden: Zusammenspiel zwischen Lebenskreis1~iufen der Sch~idlinge und Ent- wick'lung der Kultur; Wechse}beziehung zwischen Sch~i~dlingen und ihren natiirlichen Feinden; Kultur- ma~nahmen und Anwen.dung yon Insektiziden. Die im folgend~n betrachteten Magnahmen und Faktoren enthalten die wichtigsten Bestan.dteile eines integrier- ten Programms zur Sch~.dlingsbek~impfung in Baum- wollku'lturen.

3.2. Anbau- und Kulturmaflnahmen Sachgerechte AnbaumaBnahmen sind die Grundlage

eines ertragsreichen Bestandes an Baumwotle. Die Vernichtung yon Unkr~iutern kann eine bedeutende Rolle bei den Vermehrungen einiger Sch~idlinge spielen.

So kiSnnen z. B. die Populationen yon Earlas huegeli in Verbindung mit der Bestandsdichte des Unkrautes Hybiscus trionum gebracht werden. Bei h~iufigem Auftreten dieses Unkrautes in der N/ihe der Kultur kann der Sch/idling in kurzer Zeit hohe Populations- zahlen erreichen und die Baumwolle stark sch/idigen. Erntereste bilden natLirliche Herbergen zur l~berwin- terung verschiedener Sch~idlinge wie Heliothis spp., Earias huegeli, Pectinophora scutigera und einige andere Sch~idlinge. Sie sollten daher so bald wie miSg- tich nach der Ernte vernichtet bzw. eingearbeitet werden.

Tabelle 1. Priidatoren (Gliederflis der Baumwollschad- insekten 1973--76 in S.O. Queensland in Baumwollbe- st~nden

Ordnung Familie Art

Araneida Amaurobiidae Badumna longinquus (L. Ko&)

Badumna sp.? sealaris (L. Koch)

Argiopidae Araneus heroine (L. Koch)

Araneus theisi (Walck) A raneus sp. Argiope extensa

Rainbow Argiope trifaseiata

(Forskoell) Gasteracantha minax

Thorell Leucauge dromedaria

(Thorell) Clubionidae Chiracanthium diver-

sum* L, Ko& Clubionia sp.? notabilis*

L. Ko& Clubionia sp.

Gnaphosidae Anzacia sp. Lycosidae Lycosa sp.* Oxyopidae Oxyopes mundulus*

L. Koch Oxyopes amoenus*

L. Koch Salticidae Bianot concolor*

(Keys) Habrocestum sp. Myrmarachne sp.

Theridiidae Achaearanea veruculata* (Urquhart)

Achaearanea sp. B. Latrodectus mactans

Thorell Thomisidae Diaea variabilis*

L. Koch Dermaptera Labiduridae Labidura riparia

truncata* Kirby "Heteroptera Lygaeidae Geocoris lubra*

(Kirkaldy) Miridae Deraeocoris signatus

Distant Nabidae Nabis capsiformis*

Germ. Pentatomidae Cermatulus nasalis*

(Westwood) Oechalia schellenbergii*

(Guerin-Meneville) Reduviidae Pristhesaneus papuensis

Stal Coranus sp.

Neuroptera Chrysopidae Chrysopa ramburi* Schneider

Chrysopa signata* Schneider

Hemerobiidae Micromus tasmaniae* (Walker)

Coleoptera Cantharidae Chauliognathus pulchellus Mcleay

Coccinellidae Coccinella arcuata Fabr. Coccinella repanda*

(Thunberg) Coccinella inaequalis

Mulsant Diomus notescens

Blackburn Leis conformis

(Bolsduval) Verania Jrenata

Erichson Melyridae Laius bellulus*

Guerin

* Pr~idator yon Heliothis spp.

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3.3. Biologische Bekiimpfung mit Parasiten und Priidatoren

Von besonderem Interesse ist die MiSglichkeit, natiMiche Feinde der Baumwollsch/idlinge zu fiSrdern.

Die Niitzlingsfauna der Baumwolle in Siid-Ost- Queensland wurde von BISHOP und BLOOD (1977) beschrieben. Die Liste enth~lt 42 Pr/idatorenarten (Tab. 1), 13 Parasitenarten (Tab. 2) und 4 Krank- heiten (Tab. 3). Im Namoi-Tal land Room (1975) 24 Spezies nati~rlicher Feinde yon Heliothis spp., und zwar 19 In sekten und 5 Spin nen.

Tabelle 2. Parasitische Insekten, die aus gesammelten Wirts- insekten in Baumwollbesdinden SO-Queenslands gezogen wurden (1973--76)

Ord., Faro. Art

Eiparasiten Hymenoptera

Scelionidae Tri&ogrammatidae

Larvenparasiten Diptera

Tachinidae

Hymenoptera Braconidae Chalcldidae Ichneumonidae

Telenomus sp.* Trichogramma spp.* Trichogrammatoides sp.* Caracelia noctuae* (Curran) Chaetophthalmus bisenatus*

(Mau) Boria sp. Act& sp. Microplitis sp.* Brachymeria ruJi[emur

(Girault) Netelia producta* (Brulle) Heteropelma scaposum*

(Morley) Ichneumon promissorius*

Erichson Lissopimpla excelsa* (Casta)

* Aus Heliothis spp.

Tabelle 3. Krankheiten der S&adinsekten, die in Baumwoll- best/inden SO-Queenslands (1973--76) gefunden wurden

Pathogen Krankheiten, Wirt

V i r u s Nucleopolyhedrose-Virus in Heliothis spp. Nucleopolyhedrose-Virus in Anomis Jlaw Granulose-Virus in Heliothis spp.

Pilz Spicaria rileyi in Heliothis spp.

In beiden Gebieten wurden ,Pest-Management"- Programme zu'r Schonung der natiMichen Feinde der Baumwollsch~dlinge durchgeffihrt: biologische Insek- tizide und Minimaldosen chemischer Insektizlde wur- den ausgebracht. Hierdurch wurde die Abh~ingigkeit der Bek/impfung yon .Baumwollsch~idlingen von che- mischen Insektiziden erheblich vermindert.

3.4. Chemische Bekiimpfung

Pestizide sind wegen ihrer sdanellen Wirkung und einfachen Handh.abung wirksame Mittel, um Baum- wollsch~idlinge in Schada zu halten. Es hat rich jedoch erwiesen, daf~ die Anwendung chemis&er Insektizide als einziges Mittel zur Bek~.mpfung yon Baumwoll-

126 M.A. KHAN und R. WOHLGEMUTH, Di~ithyltoluamid als Repellent gegen Vorratssda~idlinge

sch~idlingen zum Scheitern verurteilt ist, da durch sic der gesamte Sch~idlings-/Niitzlingskomplex eine nega- tive Selektion erf~ihrt. In den letzten 10 Jahren haben rich die Heliothis-Arten genetisch an die toxische Wirkung yon Insektiziden angepagt. Der Baumwoll- anbau in West-Australien (Ord-Gegend) muBte ein- gestelh werden, da Heliothis armigera in dieser Gegend derart resistent gegeni~ber DDT und anderen Insektiziden geworden war, dab eine wirtschaftliche Bek~impfung dieses wichtigen Sch~idlings auf che- mischem Wege nicht mehr mSglich ist.

3.5. Integrierte Bekiimp[ung Wegen der anhahenden Resistenzentwicklung man-

chef Sch~idlinge gegeniiber Breitbandinsektiziden hat sich die Zielsetzung yon der vollkommenen Vernich- tung der Schiidlinge zu einem toleranteren ,,Pest- Management" (integrierte Bek~impfung) verschoben. Dieses Programm zieh auf maximale Ausnutzung der Nihzlinge im Verein mit der umsichtigen Anwendung selektiver Insektizide ab. Methodert des integrier.ten Pflanzenschutzes werden zur Zeit in Australien ent- wickeh. Ihr Erfolg h~ingt yon der guten Zusammen- arbeit zwischen Wissenschaftlern und Praktikern ab. In ihrem Mittelpunkt stehen die folgenden Punkte:

1. Die Baumwollpflanze hat die natiirliche Hihig- keit, in erheblichem Mage Insektensch~iden zu tolerieren und ohne Ertragsmenge oder Quali- t~itverminderung zu kompensieren.

2, PHidatoren und Parasiten der Baumwollsch~id- linge solhen stets roll genutzt werden. Die Pr~i- datoren und indifferenten Insekten k6nnen dutch Minimierung der Insektizidanwendung ge- schont werden.

3. Die auftretenden Sch~idlinge sollten stets gezieh bek~impft werden. Biologische Pathogene und spezifische synthetische Insektizide helfen die negativen Wirkungen der Pestizide auf die nicht sch~idigenden Insekten zu verringern.

Zusammenfassung Verglichen mit den meisten anderen Kulturpflanzen, ist

Baumwolle besonders lange den Sch~idlingen ausgesetzt: etwa 10 Monate zwisdaen Saat und Ernte. Der Ubergang zur kilnstlida bew~isserten Kuhur und die damit verbun- dene hShere Produktividit hat auch die Bedeutung der Baumwoll-Sdaadinsekten erhSht. Hinzu kommt, dag die Breitenwirkung der chemisdaen Bek~impfungsmittel zur nadahaltigen Dezimierung der Pr~idatoren- und Parasiten- fauna und damit zur Begiinstigung der Sda~idlinge fiihrte. Es werden daher z.Z. neue Bek~impfungs-Tedaniken mit vermindertem chemisdaen Anteil entwi&elt. Sie streben nicht die totale Vernidatung der Sch/idlinge an sondern eine Regulation derselben innerhalb eines umfassenden Pest- Management-Systems.

Danksagung Ida danke Herrn HANS SCHWABE fiir seine konstruktive

Kritik des Manuskriptes, sowie meiner Frau AYSEN HASSAN, fiir ihre Bemiihungen bei der Herstellung desselben.

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Ansdarift des Verfassers: Dipl.-Ing. Dr. EXOL HASSAN, Dept. of Plant Protection, Queensland Agricultural Col- lege, Lawes-4345, Queensland, Australia.

Anz. Sch~idlingskde., Pflanzenschutz, Umweltschutz 53, 126--127 (1980) �9 1980, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340--7330/ASTM-Coden: ASUMDT

Biologische Bundesanstalt fllr Land- und Forstwirtschaft, Institut fiir Vorratssehutz, Berlin-Dahlem

Di~thyltoluamid als Repellent gegen Vorratssch~idlinge

Von M. A. KHAN und R. WOHLGEMu'rH*

Mit einer Tabelle

Abstract Diethyholuamide as repellent to stored product insects

The investigations were carried out to evaluate the efficiency of diethyltoluamide as repellent to stored pro- duct insects. The solution was applied at rates of 200, 100, 50, 25 and 10#g/cm 2 filter paper. This compound

revealed a high repellency to all the 7 species of stored product insects tested. * GefSrdert im Rahmen einer Sadabeihilfe der Deutscher~ Forsdaungsgemeinschaft an Dr. R. WOHLGEMUTH, Biolo- gisdae Bundesanstalt fiir Land- und Forstwirtsdaaft, Institut ftir Vorratsschutz, Bdrlin zum Thema ,,Untersudaungen zum Sdautz verpackter Lebensmittel gegen Befall durch Vorratssch~idlinge%

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