28
349 12 Haustechnische Anlagen 12.1 Geräusche aus haustechnischen Anlagen Haustechnische Anlagen sind nach DIN 4109 Ver- und Entsorgungsanlagen in Gebäuden, Transportanlagen, fest eingebaute betriebstechnische Anlagen und sonstige haustechnische Anlagen. Ortsveränderliche Maschinen und Geräte (z.B. Waschmaschine) im eigenen Wohnbereich werden nicht berücksichtigt. Bei der Schallentwicklung aus haustechnischen Anlagen sind verschiedene Geräuscharten zu unterscheiden, die nicht alle den Anforderungen an einen ausreichenden Schallschutz unter- liegen: Betriebsgeräusche Hier besteht vom Bediener keine Möglichkeit, die Schallentwicklung zu beeinÀussen. Typische Beispiele sind Strömungsgeräusche aus Heizungs-, Lüftungs- oder Klimaan- lagen, Ablaufgeräusche aus Abwassersystemen oder Geräusche bei der automatischen Betätigung von Rolläden oder Türen. Betätigungsgeräusche Diese werden vom Nutzer ausgelöst, wie z.B. das Öffnen, Schließen oder Umstellen von Armaturen. Nutzergeräusche Nutzergeräusche werden direkt durch den Nutzer/ Bediener verursacht, wie z.B. das Aufstellen eines Zahnputzbechers auf eine Abstellplatte, hartes Schließen des WC-De- ckels, Rutschen in der Badewanne, beim Spureinlauf (Auftreffen des Harnstrahles auf z.B. das Urinal) oder Plätschern in der Dusche. Nutzergeräusche unterliegen nicht den Anforderungen der DIN 4109. Haustechnische Anlagen sind schalltechnisch besonders schwierig zu behandeln, da die Schall- quellen oft mehrere Schallerzeugungsmechanismen aufweisen und damit sowohl Luftschall, als auch Körperschall auftreten (siehe Bild 12.1-1). Zuverlässige Prognoseverfahren müssen erst noch entwickelt werden [39], [46]. Daher können nur begrenzt Anforderungen gestellt und ansonsten dem Planer allgemeine Hinweise, z.B. zur Grundrissgestaltung, gegeben werden. Bild 12.1-1 Schematische Darstellung der Schallübertragungswege bei haustechnischen Anlagen W. M. Willems et al., Schallschutz: Bauakustik, DOI 10.1007/978-3-8348-9912-5_12, © Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012

Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

  • Upload
    diana

  • View
    247

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

349

12 Haustechnische Anlagen

12.1 Geräusche aus haustechnischen AnlagenHaustechnische Anlagen sind nach DIN 4109 Ver- und Entsorgungsanlagen in Gebäuden, Transportanlagen, fest eingebaute betriebstechnische Anlagen und sonstige haustechnische Anlagen.Ortsveränderliche Maschinen und Geräte (z.B. Waschmaschine) im eigenen Wohnbereich werden nicht berücksichtigt.Bei der Schallentwicklung aus haustechnischen Anlagen sind verschiedene Geräuscharten zu unterscheiden, die nicht alle den Anforderungen an einen ausreichenden Schallschutz unter-liegen:

• BetriebsgeräuscheHier besteht vom Bediener keine Möglichkeit, die Schallentwicklung zu beein ussen. Typische Beispiele sind Strömungsgeräusche aus Heizungs-, Lüftungs- oder Klimaan-lagen, Ablaufgeräusche aus Abwassersystemen oder Geräusche bei der automatischen Betätigung von Rolläden oder Türen.

• BetätigungsgeräuscheDiese werden vom Nutzer ausgelöst, wie z.B. das Öffnen, Schließen oder Umstellen von Armaturen.

• NutzergeräuscheNutzergeräusche werden direkt durch den Nutzer/ Bediener verursacht, wie z.B. das Aufstellen eines Zahnputzbechers auf eine Abstellplatte, hartes Schließen des WC-De-ckels, Rutschen in der Badewanne, beim Spureinlauf (Auftreffen des Harnstrahles auf z.B. das Urinal) oder Plätschern in der Dusche. Nutzergeräusche unterliegen nicht den Anforderungen der DIN 4109.

Haustechnische Anlagen sind schalltechnisch besonders schwierig zu behandeln, da die Schall-quellen oft mehrere Schallerzeugungsmechanismen aufweisen und damit sowohl Luftschall, als auch Körperschall auftreten (siehe Bild 12.1-1). Zuverlässige Prognoseverfahren müssen erst noch entwickelt werden [39], [46]. Daher können nur begrenzt Anforderungen gestellt und ansonsten dem Planer allgemeine Hinweise, z.B. zur Grundrissgestaltung, gegeben werden.

Bild 12.1-1 Schematische Darstellung der Schallübertragungswege bei haustechnischen Anlagen

W. M. Willems et al., Schallschutz: Bauakustik, DOI 10.1007/978-3-8348-9912-5_12,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012

Page 2: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

350 12 Haustechnische Anlagen

8

12.2 Anforderungen an den Schutz vor Geräuschen aus haus-technischen Anlagen und Gewebebetrieben

Die in Tabelle 12.2-1 zusammengestellten Anforderungen nach DIN 4109 an den zulässigen Schalldruckpegel gelten für schutzbedürftige Räume nach Tabelle 4.1-2, Nutzergeräusche un-terliegen nicht den nachfolgend aufgeführten Anforderungen. Desweiteren werden in DIN 4109 Anforderungen an Armaturen und Geräte der Wasserinstal-lation erhoben (siehe Abschnitt 12.3.2).

Tabelle 12.2-1 Werte für die zulässigen Schalldruckpegel in schutzbedürftigen Räumen von Geräuschen aus haustechnischen Anlagen und Gewerbebetrieben nach DIN 4109/A1

1 2 3

1

Geräuschquelle

Art der schutzbedürftigen Räumen

2 Wohn- und Schlafräume Unterrichts- und Arbeitsräume

3 kennzeichnender Schalldruckpegelin dB(A)

4Wasserinstallation (Wasserversorgung und Abwasser gemeinsam)

301), 2) 351)

5 Sonstige haustechnische Anlagen 303) 353)

6 Betriebe: tags 6.00 bis 22.00 Uhr 354) 353)4)

7 Betriebe: nachts 22.00 bis 6.00 Uhr 254) 353)4)

1) Einzelne, kurzzeitige Spitzen, die beim Betätigen der Armaturen und Geräte (Öffnen, Schließen, Um-stellen, Unterbrechen etc.) entstehen, sind zur Zeit nicht zu berücksichtigen.

2) Werkvertragliche Voraussetzungen zur Erfüllung des zulässigen Installationsschalldruckpegels: - Die Ausführungsunterlagen müssen die Anforderungen des Schallschutzes berücksichtigen, d.h.

u.a. zu den Bauteilen müssen die erforderlichen Schallschutznachweise vorliegen. - Außerdem muss die verantwortliche Bauleitung benannt werden und zu einer Teilnahme vor

Verschließen bzw. Verkleiden der Installation hinzugezogen werden. Weitergehende Details regelt das ZVSHK-Merkblatt [36].

3) Bei lüftungstechnischen Anlagen sind um 5 dB(A) höhere Werte zulässig, sofern es sich um Dauerge-räusche ohne auffällige Einzeltöne handelt.

4) Einzelne kurzzeitige Spitzenwerte des Schalldruckpegels dürfen die angegebenen Werte um nicht mehr als 10 dB(A) überschreiten.

In Ergänzung zur DIN 4109 werden in der VDI 4100 drei Schallschutzstufen (SSt) für die privatrechtliche Planung und Bewertung des Schallschutzes aus haustechnischen Anlagen und Gewerbebetrieben gemäß Tabelle 12.2-2 de niert.In der Schallschutzstufe I (SSt I) werden gemäß DIN 4109 nur die Betriebsgeräusche begrenzt. Die in den Schallschutzstufen II (SSt II) und III (SSt III) angegeben Kennwerte beziehen sich auf die Betriebs- und Betätigungsgeräusche.

Page 3: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

351

Tabelle 12.2-2 Kennwerte für Schallschutzstufen (SSt) nach VDI 41001 2 3 4 5 6

2Kennzeichnende1)

akustische Größein dB

SSt I SSt II SSt III

3 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern 2)

4Geräusche von Wasserinstallationen(Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen gemeinsam) 3)

LIn

Anf. nach DIN 4109

30 4) 5) 25 4) 5)

5 Geräusche von sonstigen haustechnischen Anlagen LAFmax 30 5) 25 5)

6 Geräusche von baulich verbundenenGewerbebetrieben (tags)

Lr(nach TA Lärm)

30 6) 7) - 8)

6 Doppel- und Reihenhäuser 2)

7Geräusche von Wasserinstallationen (Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen gemeinsam) 3)

LIn Anf. nach DIN 4109

25 4) 5) 20 4) 5)

8 Geräusche von sonstigen haustechnischen Anlagen LAFmax 25 5) 20 5)

Geräusche von baulich verbundenenGewerbebetrieben (tags)

Lr(nach TA Lärm)

30 6) 7) - 8)

9 Innerhalb des eigenen Bereiches (selbst genutzte Wohnung oder Haus) 9)

10Geräusche von Wasserinstallationen(Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen gemeinsam)

LIn Empf. nach DIN 4109,

Bbl. 2

30 4) 5) 30 4) 5)

11 Geräusche von sonstigen haustechnischen Anlagen LAFmax 30 5) 25 5)

1) Begriffsde nitionen siehe DIN 41092) Schutz in Aufenthaltsräumen vor Geräuschen aus fremden Bereichen3) Ohne die Geräusche der Anlagen im eigenen Bereich4) Wenn Abwassergeräusche gesondert (ohne die zugehörigen Armaturengeräusche) auftreten, sind

wegen der erhöhten Lästigkeit dieser Geräusche um 5 dB (A-bewertet) niedrigere Werte einzuhalten.5) Nutzergeräusche sollten durch geeignete Maßnahmen (Grundrissanordnung, Installationstechnische

Ein ußgrößen ..) soweit wie möglich gemindert werden. Wegen fehlender Messverfahren werden jedoch keine Kennwerte angegeben.

6) Siehe VDI 4100, Kap. 7.3 (demnach möglichst nur tagsüber arbeitende Gewerbebetriebe zulassen)7) LAFmax höchstens 10 dB (A-bewertet) höher8) In Schallschutzstufe III (SSt III) ist in der Regel gewerbliche Nutzung störungsfrei nicht möglich.9) Bei „offener“ Grundrissgestaltung (z.B. offene Küche zum Wohnzimmer, nicht geschlossenes Trep-

penhaus etc). können die Kennwerte nicht eingehalten werden.

12.2 Anforderungen bei Geräuschen aus haustechnischen Anlagen

Page 4: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

352 12 Haustechnische Anlagen

8

12.3 Ver- und Entsorgungsanlagen

12.3.1 Einführung

Bild 12.3.1-1 Schematische Darstellung der verschiedenen Ver- und Entsorgungsleitungen in einem Gebäude

12.3.2 Anforderungen an Armaturen/ Geräte der WasserinstallationFür Auslaufarmaturen und daran anzuschließende Auslaufvorrichtungen sowie für Eckventile sind die maximalen Durch üsse entsprechend der Durchlaufklassen nach Tabelle 12.3.2-1 zu beschränken.

Tabelle 12.3.2-1 Durch ussklassen nach DIN 41091 2 3

2 Durch ussklassemaximaler Durch uss Qbei 0,3 mPa Fließdruck

in l/s

3 Z 0,15

4 A 0,25

5 B 0,42

6 C 0,50

7 D 0,63

Für Armaturen und Geräte der Wasserinstallation sind Armaturengruppen festgelegt, in die sie aufgrund des gemessenen Armaturengeräuschpegels eingestuft werden (Tabelle 12.3.2-2).

Page 5: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

353

Tabelle 12.3.2-2 Armaturengruppen nach DIN 41091 2 3 4

2 Armaturen und Geräte der Wasserinstallation

Armaturengeräuschpegel Lapfür kennzeichnenden Fließ-

druck oder Durch uss1)

in dB(A)

Armaturen-gruppe

3 Auslaufarmaturen

20 I

4 Geräteanschluss-Armaturen

5 Druckspüler

6 Spülkästen

7 Durch usswassererwärmer

8 Durchgangsarmaturen (z. B. Absperr- oder Eckventile, Rück ussverhinderer)

30 II9 Drosselarmaturen (z. B. Vordrosseln oder Eckventile)

10 Druckminderer

11 Brausen

13 Auslaufvorrichtungen, die direkt an die Auslaufarmatur angeschlossen werden (z.B. Strahlregler, Durch ussbegrenzer, Kugelgelenke, Rohrbelüfter, Rück ussverhinderer)

15 I

14 25 II

1) Dieser Wert darf bei den in DIN 52218 für die einzelnen Armaturen genannten oberen Grenzen der Fließdrücke oder Durch üsse um bis zu 5 dB(A) überschritten werden.

12.3.3 Nachweis der Anforderungen für WasserinstallationenUm die Anforderungen nach Tabelle 12.2-1 einzuhalten, dürfen nur Armaturen und Geräte verwendet werden, die geprüft und nach Tabelle 12.3.2-2 gekennzeichnet sind. Bauakustische Messungen sind im Regelfall nicht notwendig.Die Störung durch haustechnische Anlagen erfolgt eher durch Körperschall als durch Luft-schall. Zusätzliche Anforderungen gemäß DIN 4109 an die Installation und den Betrieb sind daher nachzuweisen:

• Der Ruhedruck der Wasserversorgungsanlagen darf vor den Armaturen nicht mehr als 5 bar betragen.

• Durchgangsventile müssen im Betrieb immer voll geöffnet sein.• Einschalige Wände, an oder in denen Armaturen oder Wasserinstallationen (auch Ab-

wasserleitungen) befestigt sind, müssen eine ächenbezogenen Masse von mindestens 220 kg/m2 aufweisen oder es muss durch eine Eignungsprüfung nachgewiesen werden, dass sie sich nicht schalltechnisch ungünstiger verhalten.

• Armaturen der Armaturengruppe I und deren Leitungen dürfen an Wänden mit m' 220 kg/m2 angebracht werden, auch wenn schutzbedürftige Räume angrenzen (siehe Tabelle 12.3.3-1, Zeile 3).

• Armaturen der Armaturengruppe II und deren Leitungen dürfen nicht an Wänden an-gebracht werden, die im selben Geschoss, in den Geschossen darüber oder darunter an schutzbedürftige Räume grenzen.

12.3 Ver- und Entsorgungsanlagen

Page 6: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

354 12 Haustechnische Anlagen

8

Tabelle 12.3.3-1 Anordnung von Armaturen nach DIN 41091 2 3

2 Armaturengruppe Anordnung von Räumen mit Wasserinstallationen und schutzbedürftigen Räumen

3 I

4

II

5

Page 7: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

355

Schon in der Planungsphase gut gewählte Grundrissanordnungen können Schallprobleme aus dem Sanitärbereich erheblich reduzieren. Wie in Bild 12.3.3-1 gezeigt, werden dabei Küchen und Bäder nebeneinander, und im Mehrgeschossbau auch übereinander, an einem Installations-kern an der Zwischen- bzw. Wohnungstrennwand angeordnet. Armaturen und Rohrleitungen sind nicht an den Wänden anzuordnen, die an Schlafräume grenzen. So treten Störungen im eigenen Wohnbereich (horizontale Ausbreitungsrichtung), aber auch in darunterliegende frem-de Wohnbereiche (diagonale Ausbreitungsrichtung) weniger auf. Aufgrund der Gefahr einer erhöhten Körperschallanregung ist auf einen guten Trittschall-schutz, d.h. eines einwandfrei ausgeführten schwimmenden Estrichs zu achten, auch wenn Küchen und Bäder übereinander angeordnet sind.

Bild 12.3.3-1 Beispiele schalltechnisch günstiger Grundrisse in Mehrfamilienhäusern nach [2] a Bad und Küche an einer gemeinsamen Installationswand b Bad und Küche an einer schweren Wohnungstrennwand c Bad, Küche und WC an einem Installationsschacht gruppiert

12.3 Ver- und Entsorgungsanlagen

Page 8: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

356 12 Haustechnische Anlagen

8

12.3.4 Vermeidung von SchallbrückenInstallationsgeräusche werden in den Rohrwandungen und in der eingeschlossenen Wasser-säule als Körperschall weitergeleitet und bei harter Verbindung der Rohre mit dem Rohbau von den Wänden und Decken als Luftschall abgestrahlt. Eine konsequente Schallentkopplung zwischen Rohrleitungssystem und Baukörper ist hier notwendig (siehe Bild 12.3.4-1).

Bild 12.3.4-1 Geräuschentstehungspunkte bei Wasserinstallationen Füllgeräusche; Armaturengeräusche; Einlaufgeräusche; Ablaufgeräusche; Aufprallgeräusche

a bBild 12.3.4-2 Rohrschellen mit Federbügelhalter (a) oder elastischen Einlagen (b)

Page 9: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

357

Geeignete Konstruktionen, die diese Schallübertragung ausreichend reduzieren, sind z.B. Rohrschellen mit elastischen Einlagen oder Federbügelhalter wie in Bild 12.3.4-2 gezeigt.Rohrschellen mit Gummieinlagen sind weitverbreiteter Standard bei der Schalldämmung von Rohrbefestigungen. Kritisch sind jedoch montagebedingte Ein ussgrößen; wird beispielswei-se eine Gummieinlage mit Last beaufschlagt, reduzieren sich die Dämmwerte erheblich, da die Flexibilität des Materials abnimmt. Dann sind andere geeignete Dämmelemente vorzusehen.Reduzieren kann man Schallbrücken, indem man schwingungsübertragende Bauteile, wie z.B. eine Schraube, mit Kunstoffdübeln und elastischer Unterlegscheibe einbaut. Folgende Hinweise sollten bei der Leitungsplanung beachtet werden:

• schwere Ausbildung des angrenzenden Bauteils oder Vorsatzschalen im schutzbedürf-tigen Raum

• körperschallgedämmte Leitungen• Vermeidung starker Richtungsänderungen• bei Abwasserleitungen in Schlitzen ist darauf zu achten, dass die ächenbezogene

Masse der Restwand zum schutzbedürftigen Raum mind. 220 kg/m² beträgt• Bei Rohrdurchführungen ist auf eine schallbrückenfreie Rohrführung zu achten (Bild

12.3.4-3). Die Durchtrittsöffnung muss so groß sein, dass das Rohr an keiner Stelle die Wand oder Decke berührt. Der Spalt kann mit Dämmhülsen, Mineralwolle und/oder dauerlastischem Material, wie z.B. Silikon, verfüllt werden.

Bild 12.3.4-3 Schallbrückenfreie Ausführung einer Rohrdurchführung

Bei den Sanitärgegenständen werden folgende Hinweise gegeben: • schwere Ausbildung des angrenzenden Bauteils oder Anbringen von Vorsatzschalen im

schutzbedürftigen Raum• Sanitärgegenstände körperschallgedämmt au agern oder auf schwimmendem Estrich • Badewanne, Dusche und Schürze elastisch von der Wand trennen (z.B. Bild 12.3.4-4)• wandhängende Sanitärgegenstände körperschallgedämmt befestigen (z.B. Bild 12.3.4-5)• Zwischenschalten einer federnden Dämmschicht (VDI 2062) an der Befestigungsstelle

zwischen Rohrleitung oder Einrichtungsgegenstand und Decke oder Wand

12.3 Ver- und Entsorgungsanlagen

Page 10: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

358 12 Haustechnische Anlagen

8

Dusch- und Badewannen stellen einen relativ großen Resonanzkörper dar, der bei aufprasseln-dem Wasser der Brause in Schwingungen versetzt wird (= Körperschallanregung). Bei einer fachgerecht vom Baukörper schallgedämmt getrennten Montage (mittels schallgedämmten Wannenfüßen, Wannenpro l zu den Wandseiten hin, schallgedämmten Wannenleisten bzw. -ankern), wird die Übertragung zum Baukörper weitgehend vermieden. Insbesondere aber Stahlwannenkörper weisen eine starke Restresonanz auf, die als Luftschall im Raum hörbar wird. Die Schwingungsreduzierung mit Anti-Dröhn-Matten, wie aus der Automobilfertigung bestens bekannt, bietet eine Lösung. Anti-Dröhn-Matten reduzieren die auftretenden Schwin-gungen des Resonanzkörpers und tragen so zur Verbesserung des Schalldämmwertes bei.

Bild 12.3.4-4 Schallbrückenfreie Ausführung einer Duschtasse

Bild 12.3.4-5 Schallbrückenfreie Ausführung bei einer wand- hängenden Toilettenanlage

Page 11: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

359

12.4 Aufzugsanlagen

12.4.1 AnforderungenBeim Betrieb von Aufzugsanlagen entstehen Fahr-, Schalt-, Anfahr- und Bremsgeräusche, die als Luft- und Körperschall im Gebäude weitergeleitet werden und dort zu Belästigungen füh-ren können (siehe Bild 12.4.1-1). Die Grundrissausbildung (siehe Bild 12.4.1-2), d.h., ob der Triebwerksraum und/oder der Aufzugsschacht unmittelbar an Aufenthaltsräume grenzen, ist daher für die Geräuschausbreitung von ausschlaggebender Bedeutung.

Bild 12.4.1-1 Schematische Darstellung der Schallübertragungswege bei Aufzugsanlagen

Bild 12.4.1-2 Beispiele schalltechnisch günstiger Grundrisse in Mehrfamilienhäusern nach [2]

12.4 Aufzugsanlagen

Page 12: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

360 12 Haustechnische Anlagen

8

Die zulässigen A-bewerteten Schalldruckpegel in schutzbedürftigen Räumen sind in Tabelle 12.4.1-1 aufgeführt, wobei die Werte nach DIN 4109 bauaufsichtlich verp ichtend sind. Die höheren Werte der Schallschutzstufen SSt II und SSt III der Richtline VDI 4100 sind vertrag-lich mit dem Bauherren zu vereinbaren, entsprechen aber rein rechtlich dem Stand der Technik und sind deshalb bei der Planung in den Vordergrund zu stellen - die Anforderungen der DIN 4109 sind veraltet.

Tabelle 12.4.1-1 Kennwerte für die zulässigen Schalldruckpegel von Aufzugsanlagen nach DIN 4109 und VDI 4100

1 2 3 4

2Norm / Richtlinie

Art der schutzbedürftigen Räume

3 Wohn- und Schlafräume Unterrichtsräume

4 DIN 4109 30 dB(A) 35 dB(A)

5

VDI 4100

SSt I 30 dB(A) 35 dB(A)

6 SSt II 30 dB(A) 30 dB(A)

7 SSt III 25 dB(A) 25 dB(A)

Tabelle 12.4.1-2 Anwendungsbereiche der VDI 2655, Blatt 1 und Blatt 21 2 3 4

2 Aufzugsanlagen mit Triebwerksraum ohne Triebwerksraum

3 Richtlinie VDI 2566 Blatt 1 VDI 2566 Blatt 2

4 gilt für Aufzüge bis zu einer Nutzlast von 2500 kg 1600 kg

5 maximale Betriebs-geschwindigkeit 4 m/s 1,6 m/s

6 max. elektrische Antriebsleistung 30 kW k.A.

Die schalltechnischen Aspekte der Ausführung werden in der VDI 2566 "Schallschutz bei Aufzugsanlagen" behandelt, wobei in Aufzugsanlagen "mit" und "ohne" Triebwerksraum nach Tabelle 12.4.1-2 unterschieden wird. Aufzugsanlagen ohne Triebwerksraum sind solche, bei denen die gesamte Aufzugstechnik (z.B. Triebwerk, Steuerung) in der Regel im Schacht an-geordnet ist.

Page 13: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

361

12.4.2 Luftschall bei Aufzugsanlagen

Maximale SchalldruckpegelDer maximale Schalldruckpegel LAF,TWR von Triebwerk, Bremse und Schaltgeräten für eine Aufzugsanlage, gemessen im Triebwerksraum, ist in Bild 12.4.2-1 als Funktion der elek-trischen Antriebsleistung dargestellt. Be nden sich mehrere Antriebe im Maschinenraum, ist ein um 3 dB(A) erhöhter Schalldruckpegel des leistungsstärksten Antriebs anzunehmen.

Bild 12.4.2-1 Maximaler Schalldruckpegel einer einzelnen Aufzugsanlage im Triebwerksraum als Funktion der elektrischen Antriebsleistung nach VDI 2566 Blatt 1

Liegt für die Antriebsmaschine als Herstellerangabe ein Schall-Leistungspegel vor, so kann der Pegel im Triebwerksraum auch nach folgender Gleichung bestimmt werden:

, 26dB 10lg1 mpA TWR WA

AL L= + −

(12.4.2-1)

Darin sind:LpA,TWR Schalldruckpegel im Triebwerksraum in dB(A)LWA Schall-Leistungspegel des Maschinenantriebs in dB(A)A äquivalente Absorptions äche des Triebwerksraums in m2

Für alle Türbewegungen beträgt der maximale Schalldruckpegel vor der Schachttür LAF,Tür = 65 dB(A). Er kann z.B. für die schalltechnische Bemessung der Eingangstüren von Wohnungen, Übernachtungsräumen oder Büros herangezogen werden. Bei schalltechnisch optimierten Aufzugstüren sind Werte von LAF,Tür = 50 dB(A) erreichbar.Der maximal zulässige Schalldruckpegel vor Schaltgeräten, die außerhalb des Schachts ange-ordnet sind, beträgt LAF,Schalt = 65 dB(A).Der Schalldruckpegel im gesamten Schacht ist unabhängig von der Art und Lage des Antriebs in der Regel auf einen Wert von LAF,Schacht = 65 dB(A) begrenzt.

12.4 Aufzugsanlagen

Page 14: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

362 12 Haustechnische Anlagen

8

Erforderliche SchalldämmungDie erforderliche Schalldämmung zur Einhaltung der zulässigen Schalldruckpegel in schutz-bedürftigen Räumen ergibt sich aus der Beziehung wie folgt:

, , , 10 lgw erf AF TWR AF max0

SR L L kA

≥ − − +

(12.4.2-2)

Darin sind:Rw,erf erforderliche Schalldämmung in dBLAF,TWR Schalldruckpegel im Triebwerksraum in dB(A)LAF,max zulässiger Schalldruckpegel in schutzbedürftigen Räumen in dB(A)S Trenn äche zwischen Triebwerks- und schutzbedürftigem Raum in m2

A0 Bezugs äche (A0 = 1 m2)k Frequenzkorrektur in dB (für Aufzugsgeräusche k = 0 dB)

12.4.3 Körperschall bei AufzugsanlagenNach VDI 2566 sollen die in Tabelle 12.4.3-1 angegebenen Beschleunigungspegel nicht über-schritten werden. Trotzdem können die Anforderungen nach DIN 4109 in unmittelbar an den Triebwerksraum angrenzenden schutzbedürftigen Räumen bei einschaligen Schachtwänden und -decken nicht erfüllt werden. Weitere bauliche bzw. körperschalldämmende Maßnahmen sind notwendig.

Tabelle 12.4.3-1 Maximal zulässige Beschleunigungspegel an den Schnittstellen der Aufzugs-anlage zum Gebäude nach VDI 2566, Blatt 1 und Blatt 2

1 2 3 4

2 maximaler Beschleunigungspegel (bezogen auf a0 = 10-6 m/s2)La,Schacht,W in dB

3 Oktavmittenfrequenz

bei einfach elastischer Lagerung des Triebwerkes (ohne

Beruhigungsmasse) auf dem Boden oder an der Schachtwand

elastisch gelagerte Rollengerüste im Schachtkopf

4 63 Hz 90 80

5 125 Hz 90 80

6 250 Hz 85 75

7 500 Hz 85 75

12.4.4 Maßnahmen zum baulichen SchallschutzBauliche Schallschutzmaßnahmen sind bereits bei der Planung zu berücksichtigen. Eine ge-eignete Maßnahme liegt z.B. darin, schutzbedürftige Räume nicht an Triebwerksräume oder Aufzugsschächte grenzen zu lassen. Beispiele für Aufzugsanlagen sind in Bild 12.4.4-1 dar-gestellt.

Page 15: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

363

Da bei Aufzugsanlagen besonders der bauliche Körperschallschutz eine Rolle spielt, sollten alle schallübertragenden Bauteile in Massivbauweise erstellt werden. Mit zweischaligen Schachtkonstruktionen lassen sich hohe Anforderungen erreichen, dazu bedarf es einer konse-quenten, schallbrückenfreien Trennung des Aufzugsschachts von dem übrigen Baukörper und einem darüberliegenden, ebenfalls entkoppelten Triebwerksraum.Für die unterschiedlichen Gegebenheiten sind in den Tabellen 12.4.4-1 und 12.4.4-2 die An-forderungen an die Bauteile angegeben.

Bild 12.4.4-1 Beispiele für Aufzügea) Seilaufzug mit Triebwerksraum oberhalb des Schachtesb) Seilaufzug mit Triebwerksraum neben dem Schachtc) Seilaufzug mit Triebwerksraum unten neben dem Schachtd) Seilaufzug mit Hebeanordnung im Schachtkopfe) Hydraulikaufzug mit Teleskopheber unterhalb des Schachtesf) Hydraulikaufzug mit Hebeanordnung an der Schachtdecke

12.4 Aufzugsanlagen

Page 16: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

364 12 Haustechnische Anlagen

8

Tabelle 12.4.4-1 Bauliche Schallschutzmaßnahmen (zur Einhaltung LAFmax 30 dB) bei Auf-zugsanlagen in Abhängigkeit der Lage der schutzbedürftigen Räume nach VDI 2566, Blatt 1 für Aufzüge mit Triebwerksraum

1 2 3 4 5

2Kennzeichnung der baulichen

Situation

Lage der schutzbedürftigen Räume gegenüber der Aufzugsanlage

Bauteil

erforderliche ächenbezogene

Masse 1)

m'

3 A

schutzbedürftige Räume grenzen nicht direkt an die Aufzugsanlage, Aufzugsschacht ins Treppenhaus integriert

Schachtwand

Treppenraumwand

m' 490 kg/m2

m' 380 kg/m2

4 B1

schutzbedürftige Räume grenzen an Aufzugsschacht, aber nicht an den Triebwerksraum

Schachtwand

Wände des Triebwerksraums 2)

m' 580 kg/m2

m' 380 kg/m2

5 B2schutzbedürftige Räume grenzen an den Triebwerksraum

Schachtwand und die schallübertragenden Wand- und Deckenkonstruktionen (zum schutzbedürftigen Raum)

ankierenden Wände

m' 580 kg/m2

m' 250 kg/m2

6 B3

schutzbedürftige Räume grenzen an die Aufzugsanlage(bei zweischaliger Ausführung)

schallbrückenfreie Fuge nach DIN 4109 zwischen Triebwerksraum bzw. Aufzugsschacht und Decken bzw. Wände der schutzbedürftigen Räumeje Schale m' 380 kg/m2

7 C

zwischen schutzbe-dürftigen Räumen und der Aufzugsanlage be nden sich andere Räume

Schachtwand

Wände des Triebwerksraums 2)

m' 490 kg/m2

m' 380 kg/m2

1) leichte Montagewände können in allen Fällen als ankierende Wände verwendet werden2) Maschinenraum über Aufenthaltsraum: Decke unter Triebwerksraum m' 580 kg/m2

Die notwendige Art der elastischen Lagerung des Aufzugsantriebs wird durch die Lage des nächstgelegenen schutzbedürftigen Raums zum Aufzugsschacht/Triebwerksraum bestimmt. In Tabelle 12.4.4-3 sind unterschiedliche Lagerungen von Aufzugstriebwerken dargestellt. Die Dimensionierung der körperschalldämmenden Elemente ist dem Abschnitt 12.4.5 zu entneh-men.

Page 17: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

365

Tabelle 12.4.4-2 Bauliche Schallschutzmaßnahmen (zur Einhaltung LAFmax 30 dB) bei Auf-zugsanlagen in Abhängigkeit der Lage der schutzbedürftigen Räume nach VDI 2566, Blatt 2 für Aufzüge ohne Triebwerksraum

1 2 3 4 5

2Kennzeichnung der baulichen

Situation

Lage der schutzbedürftigen Räume gegenüber der Aufzugsanlage

Bauteil

erforderliche ächenbezogene

Masse 1)

m'

3 A Aufzugsschacht ins Treppenhaus integriert

Schachtwand

Treppenraumwand

m' 490 kg/m2

m' 380 kg/m2

4 B1schutzbedürftigen Räume grenzen an Aufzugsschacht

Schachtwand und alle unmittelbar mit dieser verbundenen Wand- und Deckenkonstruktionen schutzbedürftiger Räume

sonstige ankierende Wände

m' 580 kg/m2

m' 250 kg/m2

5 B2schutzbedürftige Räume grenzen an Aufzugsschacht

schallbrückenfreie Fuge nach DIN 4109 zwischen Aufzugsschacht und Decken und Wände der schutzbedürftigen Räumeje Schale

m' 580 kg/m2

m' 380 kg/m2

6 C

zwischen schutzbe-dürftigen Räumen und dem Aufzugsschacht be nden sich andere Räume

Schachtwand m' 490 kg/m2

1) leichte Montagewände können in allen Fällen als ankierende Wände verwendet werden

Tabelle 12.4.4-3 Schematische Darstellung körperschalldämmender Maßnahmen für Auf-zugstriebwerke in Reihenfolge wachsender Wirksamkeit nach VDI 2566, Blatt 1 und Blatt 2

1 2 3 4 5

2 Kennzeichnung der elastischen Lagerung

3 EL 1 EL 2 EL 3 EL 4

4Lagerung mit elastischen Elementen Lagerung mit doppelt elastischen Elementen

5

12.4 Aufzugsanlagen

Page 18: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

366 12 Haustechnische Anlagen

8

In den Bildern 12.4.4-2 und 12.4.4-3 ist dargestellt, welche Lagerung des Antriebs je nach Lage des Triebwerks zum nächstgelegenen schutzbedürftigen Raum erforderlich ist, um dort einen Schalldruckpegel von LAFmax = 30 dB(A) einhalten zu können.Sollen höhere Anforderungen mit Schalldruckpegel von LAFmax = 25 dB(A) eingehalten wer-den (z.B. Schallschutzstufe SSt III nach VDI 4100),

- darf kein schutzbedürftiger Raum unmittelbar an den Triebwerksraum und/oder Schacht grenzen, und

- es müssen ausschließlich elastische Lagerungen der Art EL3 oder EL4 zur Anwendung kommen.

Eine fachgerechte schalltechnische Beratung in diesen Fällen ist ratsam.

Aufzüge mit Triebwerksraum

Bild 12.4.4-2 Erforderliche Maßnahmen zur Luft- und Körperschalldämmung (nach Tabellen 12.4.4-1 und 12.4.4-2) bei Aufzügen mit Triebwerksraum in Abhängigkeit von der Lage der schutzbedürftigen Räume zur Einhaltung des maximal zulässigen Schalldruckpegels von LAFmax = 30 dB(A) nach VDI 2566 Blatt 1

Page 19: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

367

Aufzüge ohne Triebwerksraum

Bild 12.4.4-3 Erforderliche Maßnahmen zur Luft- und Körperschalldämmung (nach Tabellen 12.4.4-1 und 12.4.4-2) bei Aufzügen ohne Triebwerksraum in Abhängigkeit von der Lage der schutzbedürftigen Räume zur Einhaltung des maximal zulässigen Schalldruckpegels von LAFmax = 30 dB(A) nach VDI 2566 Blatt 2

12.4.5 Körperschalldämmende AufstellungFür alle Triebwerke, Rollengerüste und Schaltgeräte ist eine Körperschalldämmung erforder-lich. Grundsätzlich sind alle starren Verbindungen zwischen körperschallerzeugenden Teilen und dem Gebäude zu vermeiden. Um Schleifgeräusche von Fahrkorb und Gegengewicht zu reduzieren, können gummibereifte Führungsrollen oder elastische Befestigungen der Füh-rungsschienen verwendet werden.

Elektrisch betriebene AufzügeEin elastisch aufgestelltes Triebwerk wird als Masse-Feder-System angesehen, wobei die Di-mensionierung der körperschalldämmenden Elemente aufgrund von Herstellerangaben erfol-gen soll. Sie sind so auszuwählen, dass die statische Einfederung unter Gesamtbelastung an allen Au agerpunkten annähernd gleich groß ist.Durch Erhöhung der dynamisch wirksamen Masse mit einer Beruhigungsmasse (Triebwerk + Maschinenrahmen + Betonplatte) wird die Körperschalleinleitung ins Gebäude verringert. Diese Zusatzmasse sollte eine mindestens 20 cm dicke Betonplatte sein, die mit dem Trieb-werk fest verbunden und über körperschalldämmende Elemente aufgestellt wird.

Hydraulisch betriebene AufzügeBei hydraulisch betriebenen Aufzügen sind die Strömungsgeräusche von Motor und Pumpe und die Geräusche durch Lüfter und Kühler zu beachten:

- körperschallgedämmte Aufstellung des Hydraulikaggregats und des Hebers

12.4 Aufzugsanlagen

Page 20: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

368 12 Haustechnische Anlagen

8

- exible Ausführung der Verbindung zwischen Hydraulikaggregat und Heber- keine unverschlossenen Wanddurchbrüche- elastische Heberbefestigungen an den Schachtwänden, die nicht an einen schutzbedürf-

tigen Raum grenzen.

BerechnungsgrundlagenDie Eigenfrequenz f0 der vertikalen Schwingungen des Masse-Feder-Systems von elastisch aufgestellen Maschinen wird gemäß Formel 12.4.5-1 bestimmt.

120

d

cfm

(12.4.5-1)

Darin sind:f0 Eigenfrequenz in Hzc Gesamtfederstei gkeit der elastischen Elemente in N/mmd dynamisch wirksame Masse der Aufzugsanlage in kg

(md = mTriebwerk + mMaschinenrahmen + mBetonplatte, Nutzlast, Fahrkorb, Gegengewichte und Seile gehören nicht zur dynamischen Masse)

Die maximale Drehfrequenz des Triebwerkmotors wird in der Regel als Haupterregerfrequenz fE angesehen, die als Kraft auf die dynamische Masse einwirkt.

60M

En

f =

(12.4.5-2)

Darin sind:fE Erregerfrequenz in HznM maximale Motor-Betriebsdrehzahl der Aufzugsanlage in 1/min

Um den Ein uss von Störkräften der Aufzugsanlage mit der durch die Drehzahl gegebenen Erregerfrequenz auf das Betriebsverhalten und das Bauwerk klein zu halten, sollten folgende Bedingungen eingehalten werden:

- bei Antriebsanlagen mit Getrieben (überkritische Abstimmung)

0,5 2 0,7070 E Ef f f< ⋅ ≈ ⋅ (12.4.5-3)

- bei Antriebsanlagen ohne Getrieben (unterkritische Abstimmung)

0,5 2 0,7070 E Ef f f> ⋅ ≈ ⋅ (12.4.5-4)

Darin sind:f0 Eigenfrequenz in HzfE Erregerfrequenz in Hz

Um die Fahreigenschaften des Aufzugs nicht zu verschlechtern, wird für die Eigenfrequenz zusätzlich ein Bereich von 8 Hz < f0 < 15 Hz empfohlen.

Page 21: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

369

12.5 Haus- und betriebstechnische AnlagenDie Schallübertragung von betriebstechnischen Anlagen, z.B. Heizung, Pumpen, Lüftung (hier das besondere Thema "Telefonie") erfolgt durch Körper- und Luftschall.

Bild 12.5-1 Schallübertragung von betriebstechnischen Anlagen durch Körper- und Luft-schall

12.5.1 HeizungsanlagenHeizungsanlagen in Kellerräumen mit Nennleistungen bis ca. 100 kW übertragen Brennerge-räusche in der Regel nur über Luftschall. Eine möglichst schwere Ausführung der Kellerde-cke nach DIN 4109 und ein schwimmender Estrich ist daher ausreichend. Bei größeren Hei-zungsanlagen können zusätzliche körperschallentkoppelnde Maßnahmen unter den Kesseln nach VDI 2715 erforderlich sein.Maßgebliche Lärmquellen bei Heizungsanlagen sind nach VDI 2715:

• Brenner-/ Kesselsystem einschließlich Abgasanlage• Druckhalte- und Volumenausgleichssysteme• Umwälzpumpen, Heizölpumpen• Schalteinrichtungen• Armaturen, Thermostatventile• Rohrleitungen und Heiz ächen

12.5 Haus- und betriebstechnische Anlagen

Page 22: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

370 12 Haustechnische Anlagen

8

Tabelle 12.5.1-1 Orientierungswerte für Schall-Leistungspegel von Wärmeerzeugern nach Herstellerangaben

1 2 3 4

2 Schallquelle Schall-LeistungspegelLw in dB Quelle

3 Wärmepumpen 55 - 75 [75]

4 Brennwertkessel - Gas < 76 [71]

5 Brennwertkessel - Öl 60 - 63 [72]

6 Holzpelletofen 48 - 52 [74]

7 BHKW - Gas 52 - 56 [73]

8 BHKW - Öl 54 - 56 [73]

9 max. menschliche Sprache 93

Folgende Übertragungswege sind zu beachten [46]:• bei größeren Heizungsanlagen ist außerdem eine Luftschallübertragung über den

Schornstein möglich Schalldämpfer zwischen Heizkessel und Schornstein• Körperschallübertragung über die Rohrleitungen und Abstrahlung durch die Heizkörper• Körperschallübertragung über Rohrleitungsbefestigungen direkt ins Gebäude• Schallübertragung von Raum zu Raum über leichte Heizkörper• Temperaturänderungen führen zu Längenänderungen im Rohrnetz und können Knack-

geräusche verursachen• für Heizzentralen auf dem Dach ist eine gute Körperschallentkopplung vom Rohbau des

Gebäudes erforderlich.Für detaillierte Berechnungen und Ausführungen wird auf VDI 2715 verwiesen.

12.5.2 LüftungsanlagenBei Lüftungsanlagen sind zwei verschiedene Schall-Übertragungswege zu beachten:

• Übertragung der Ventilatorengeräusche in schutzbedürftige Räume• Übertragung von Schall durch Kanalsysteme von Raum zu Raum („Telefonie“)

In Tabelle 12.5.2-1 werden Richtwerte für den Schallpegel aus raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) angegebenen, die bei den verschiedenen Raumarten einzuhalten sind.Folgende Maßnahmen müssen hinsichtlich der Schallübertragung beachtet werden:

• Vermeidung von großen Strömungsgeschwindigkeiten, um Strömungsrauschen zu verringern

• schalltechnische Überprüfung der Schallquellen mit tiefen Frequenzen, beispielsweise Ventilatoren, damit die Anregungsfrequenzen nicht mit den Resonanzfrequenzen der Bauteile zusammenfallen

• schwere Ausbildung des angrenzenden Bauteils oder Vorsehen von Vorsatzschalen im schutzbedürftigen Raum, um die Schallübertragung zu vermindern

Page 23: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

371

• Aufstellung ganzer Anlagen auf einer schwimmend gelagerten Betonplatte oder Ver-wendung weichfedernd gelagerter Fundamente, um den Körperschall zu reduzieren

• Reduzierung der Ventilatorgeräusche durch - eingebaute Schalldämpfer - Kanaldämpfung - Umlenkung - Re exionen

Bild 12.5.2-1 Prinzipielle Darstellung einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

Der mittlere Raumpegel ohne Berücksichtigung der Dämpfung im Kanalsystem kann nach [4] mit der folgenden Gleichung bestimmt werden:

( )59 20 lg 10 lgRL p w T= + ⋅ Δ + ⋅ ⋅ (12.5.2-1)

Darin sind:LR mittlerer Raumpegel in dB(A)

p statischer Druck des Lüfters in mbarw stündliche Luftwechselzahl in 1/hT Nachhallzeit des Raumes in s

Für detaillierte Berechnungen wird auf VDI 2081 Blatt 1 und 2 verwiesen.

12.5 Haus- und betriebstechnische Anlagen

Page 24: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

372 12 Haustechnische Anlagen

8

Tabelle 12.5.2-1 Richtwerte für Schalldruckpegel aus der RLT-Anlage und mittlere Nachhall-zeiten nach VDI 2081 Blatt 1

1 2 3 4 5 6

2

Raumart Beispiel Schalldruckpegel in dB(A) 1)

Anforderungen

mittlere Nachhallzeit

Tin shoch niedrig

3

Arbeitsräume Einzelbüro 3)

GroßraumbüroWerkstättenChemie-Labor

354550

52 2)

4050

52 2)

0,50,51,52,0

4Versammlungsräume Konzertsaal, Opernhaus

Theater, KinoKonferenzraum

253035

303540

1,51,01,0

5 Wohnräume Hotelzimmer 3) 30 35 0,5

6Sozialräume Ruheraum, Pausenraum 3)

Wasch- und WC-Raum3045

3555

1,02,0

7Unterrichtsräume Lesesaal

Klassen- und Seminarraum 3)

Hörsaal 3)

303535

354040

1,01,01,0

8

Krankenhaus gemäß DIN 1946-4

Bettenzimmer, Ruheraum 3)

OperationsraumUntersuchungsraumLaboreBäder und SchwimmbäderUmkleiden u.a. RäumeBettenzimmer, normal

30404045505035

30404045505035

1,02,02,02,02,02,01,0

9

Räume mit Publikumsverkehr

MuseenGaststättenVerkaufsräumeSchalterhalle

35404540

40556045

1,51,01,01,5

10Sportstätten Turn- und Sporthallen

Schwimmbäder4545

5050

2,02,0

11

sonstige Räume RundfunkstudioFernsehstudioEDV-RaumReiner RaumKücheSchutzraum

152545555045

253060606055

0,50,51,51,51,52,0

1) energetischer Mittelwert (zeitlich)2) Nach DIN 1946-7 darf dieser Wert einschließlich Abzügen nicht überschritten werden.3) Räume gehören gemäß DIN 4109 zu den "schutzbedürftigen Räumen".

Page 25: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

373

Telefonie-DämpfungDie Schallübertragung (Gespräche) über Luftleitungen ist so zu bedämpfen, dass dadurch die Schalldämmung über die Trennwand nicht verringert wird. Zur Einhaltung dieser Forderung, die sich aus der DIN 4109 ergibt, muss die Schalldruckpegeldifferenz über die Luftleitungen in den Oktaven (125 ... 2000 Hz) jeweils mindestens 10 dB höher sein als über die Wand. Damit ergibt sich für die Telefoniedämpfung gemäß VDI 2081 Blatt 1 folgende Bedingung:

1 22

' 10 log SL L RA

− ≥ − ⋅

(12.5.2-2)

Darin sind:L1 Schalldruckpegel im Senderaum in dBL2 Schalldruckpegel im Empfangsraum in dBS Trenn äche in m2

R' Oktav-Schalldämm-Maß der Trennwand in dBUmrechnung siehe Tabelle 12.5.2-2

A2 äquivalente Absorptions äche des Empfangsraumes in m2

Liegt für die Trennwand nur das bewertete Schalldämm-Maß R'w vor, können die Oktav-Schalldämm-Maße näherungsweise mit Hilfe der Bezugskurve aus DIN EN ISO 140-4 be-stimmt werden.

Tabelle 12.5.2-2 Umrechnung von bewertetem Schalldämm-Maß in Oktav-Schalldämm-Maß nach VDI 2081 Blatt 2

1 2 3

2 Frequenz in Hz Umrechnung

3 125 R' (125) = R'w - 16 dB

4 250 R' (250) = R'w - 7 dB

5 500 R' (500) = R'w

6 1000 R' (1000) = R'w + 3 dB

7 2000 R' (2000) = R'w + 4 dB

Telefonie-Effekte können verringert bzw. vermieden werden durch:• sogenannte Telefonie-Schalldämpfer (siehe Bild 12.5.2-2)• schallabsorbierende Kanalwände• kleine Kanalquerschnitte• getrennte Kanäle zu den einzelnen Räumen (siehe Bild 12.5.2-3)

12.5 Haus- und betriebstechnische Anlagen

Page 26: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

374 12 Haustechnische Anlagen

8

Bild 12.5.2-2 Kanalnetzführung bei Wohnungslüftungsanlagen mit zentraler Luftführung und einem Telefonieschalldämpfer pro Raum

Bild 12.5.2-3 Kanalnetzführung bei Wohnungslüftungsanlagen mit separater Luftleitung je Raum bzw. Auslass

Page 27: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

375

12.5.3 WärmepumpenWärmepumpen nden zunehmendes Interesse. Dabei neigen insbesondere Luftwärmepumpen zu erhöhter Lärmbelästigung. Eine vereinfachte Nachweisführung für Luft-/Wasserwärmepumpen erfolgt nach [48] dem Prinzip „Schallausbreitung im Freien“:

210 log4Aeq WAeq

QL Lr

⎛ ⎞= + ⋅ ⎜ ⎟⎝ ⎠⋅ π ⋅ (12.5.3-1)

Darin sind: LAeq Schalldruckpegel Empfänger in dB(A)LWAeq Schallleistungspegel an der Schallquelle in dB(A)Q Richtfaktor nach Bild 12.5.3-1r Abstand zwischen Empfänger und Schallquelle

Bild 12.5.3-1 Richtfaktoren

Zusammenfassend kommen nach [49] folgende Maßnahmen in Betracht:• Wärmepumpen im Außenbereich so aufstellen, dass der Luftstrom an keiner Seite be-

hindert wird, um höhere Betriebsgeräusche zu vermeiden• Verbesserung der Schalldämpfung am Luftein- und -auslass bei Außenaufstellung• Anpassen des Ventilators an die tatsächlich benötigte Luftmenge• verbesserte Abdichtung von Fugen und Durchlässen am Gehäuse• Zur Schwingungs- und Geräuschminimierung im Gebäude sind Wärmepumpen vom

Bauwerk zu entkoppeln, z.B. durch elastische Lagerung.• schalldämmender sowie -dämpfender Zu- und Abluftschlauch für Innenaufstellung• Körperschallentkopplung von Kältemittelleitungen

12.5 Haus- und betriebstechnische Anlagen

Page 28: Schallschutz: Bauakustik || Haustechnische Anlagen

376 12 Haustechnische Anlagen

8

12.5.4 Bauliche SchallschutzmaßnahmenZusammenfassend kann man folgende grundsätzlichen baulichen Schallschutzmaßnahmen zur Minderung der Schallübertragung von betriebstechnischen Anlagen nennen:

• Schwere Ausbildung des angrenzenden Bauteils oder Anbringen von Vorsatzschalen im schutzbedürftigen Raum

• Aufstellen ganzer Anlagen auf einer schwimmend gelagerten Betonplatte oder unter Verwendung weich federnd gelagerter Fundamente (Entkopplung vom Bauwerk)

• Bei größeren Anlagen ist außerdem eine Luftschallübertragung über Leitungen (z.B. Schornstein, Lüftungsleitungen) möglich, d.h., es sind Schalldämpfer vorzusehen

• Überprüfung, dass die Anregungsfrequenzen der Anlagen nicht mit den Resonanzfre-quenzen der Bauteile zusammenfallen

• Ggf. Kapselung der Anlagen, d.h. eine geschlossene Hülle mit möglichst hoher Schall-dämmung und möglichst hoher Schallabsorption auf der Innenseite; Voraussetzung: keine weiteren Übertragungswege