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Leitfaden zur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzwachstum in Innenräumen („Schimmelpilz-Leitfaden“) Erstellt durch die Innenraumlufthygienekommission des Umweltbundesamtes Vorsitz: Dr. Bernd Seifert, Umweltbundesamt Mitglieder: PD Dr. Dr. Wolfgang Bischof, Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena Dr. Joachim Dullin, Verbraucher-Zentrale NRW Prof. Dr. Martin Exner, Hygiene-Institut der Universität Bonn Prof. Dr. Klaus Fitzner, Hermann-Rietschel-Institut der Technischen Universität Berlin Dr. Birger Heinzow, Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein Prof. Dr. Olf Herbarth, UFZ-Umweltforschungszentrum, Leipzig-Halle GmbH Dr. Caroline Herr, Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Universität Gießen Dr. Hermann Kruse, Klinikum der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Dr. Inge Mangelsdorf, Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Aerosolforschung, Hannover Dipl.-Chem. Wolfgang Misch, Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin Prof. Dr. Hans-Günter Neumann, Institut für Toxikologie und Pharmakologie der Universität Würzburg Prof. Dr. Henning Rüden, Institut für Hygiene der Freien Universität Berlin Dr. Helmut Sagunski, Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales, der Freien und Hansestadt Hamburg Prof. (CS) Dr. Martin Schata, Madaus AG, Köln Dr. Jürgen Wuthe, Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Sozialordnung Baden-Württemberg. Als weitere Sachverständige haben mitgewirkt: Dipl.-Phys. Christoph Baudisch, Landesgesundheitsamt Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin Dr. Andreas Czepuck, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Dr. Steffen Engelhart, Hygiene-Institut der Universität Bonn Dr. Norbert Englert, Umweltbundesamt, Berlin Dr. Guido Fischer, Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Rheinisch-Westfälische Techni- sche Hochschule Aachen Dr. Thomas Gabrio, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Stuttgart Dr. Snezana Jovanovic, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Stuttgart Dr. Heinz-Jörn Moriske, Umweltbundesamt, Berlin Dr. Elke Roßkamp, Umweltbundesamt, Berlin Dr. Klaus Senkpiel, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Medizinische Universität Lübeck Dr. Hartmut Stirn, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin Dr. Regine Szewzyk, Umweltbundesamt, Berlin Dr. Christoph Trautmann, Umweltmykologie, Berlin Dr. Detlef Ullrich, Umweltbundesamt, Berlin.

schimmelpilze Leitfaden

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Page 1: schimmelpilze Leitfaden

Leitfaden

zur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung und Sanierung von

Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

(„Schimmelpilz-Leitfaden“)

Erstellt durch die Innenraumlufthygienekommission des UmweltbundesamtesVorsitz: Dr. Bernd Seifert, Umweltbundesamt

Mitglieder:PD Dr. Dr. Wolfgang Bischof, Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität JenaDr. Joachim Dullin, Verbraucher-Zentrale NRWProf. Dr. Martin Exner, Hygiene-Institut der Universität BonnProf. Dr. Klaus Fitzner, Hermann-Rietschel-Institut der Technischen Universität BerlinDr. Birger Heinzow, Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-HolsteinProf. Dr. Olf Herbarth, UFZ-Umweltforschungszentrum, Leipzig-Halle GmbHDr. Caroline Herr, Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Universität GießenDr. Hermann Kruse, Klinikum der Christian-Albrechts-Universität zu KielDr. Inge Mangelsdorf, Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Aerosolforschung, HannoverDipl.-Chem. Wolfgang Misch, Deutsches Institut für Bautechnik, BerlinProf. Dr. Hans-Günter Neumann, Institut für Toxikologie und Pharmakologie der UniversitätWürzburgProf. Dr. Henning Rüden, Institut für Hygiene der Freien Universität BerlinDr. Helmut Sagunski, Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales, der Freien und HansestadtHamburgProf. (CS) Dr. Martin Schata, Madaus AG, KölnDr. Jürgen Wuthe, Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Sozialordnung Baden-Württemberg.

Als weitere Sachverständige haben mitgewirkt:Dipl.-Phys. Christoph Baudisch, Landesgesundheitsamt Mecklenburg-Vorpommern, SchwerinDr. Andreas Czepuck, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und ReaktorsicherheitDr. Steffen Engelhart, Hygiene-Institut der Universität BonnDr. Norbert Englert, Umweltbundesamt, BerlinDr. Guido Fischer, Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Rheinisch-Westfälische Techni-sche Hochschule AachenDr. Thomas Gabrio, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, StuttgartDr. Snezana Jovanovic, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, StuttgartDr. Heinz-Jörn Moriske, Umweltbundesamt, BerlinDr. Elke Roßkamp, Umweltbundesamt, BerlinDr. Klaus Senkpiel, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Medizinische UniversitätLübeckDr. Hartmut Stirn, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, BerlinDr. Regine Szewzyk, Umweltbundesamt, BerlinDr. Christoph Trautmann, Umweltmykologie, BerlinDr. Detlef Ullrich, Umweltbundesamt, Berlin.

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Impressum:

Herausgeber und Redaktion:UmweltbundesamtInnenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes

Bismarckplatz 114193 BerlinTel.: 030 - 8903 - 0Fax: 030 - 8903 - 2285http://www.umweltbundesamt.de

Bearbeiter:Dr. Heinz-Jörn MoriskeDr. Regine Szewzyk

Gesamtherstellung:KOMAG GmbH

© 2002 Umweltbundesamt Berlin

II

Impressum

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Vorwort 1

Einleitung 3

Teil A A-1 Eigenschaften und Vorkommen von

Grundsätzliches Schimmelpilzen in Innenräumen 5A-2 Wirkungen von Schimmelpilzen

auf den Menschen 10A-2.1 Allergische Reaktionen 11A-2.2 Reizende und toxische Wirkungen 13A-2.3 Pulmonale Mykosen 15

Teil B B-1 Bauseitige Maßnahmen 16

Vorbeugende B-2 Richtiges Lüftungs- und Heizverhalten 16

Maßnahmen gegen B-2.1 Luftfeuchtigkeit und Lüftung 17

Schimmelpilzbefall B-2.2 Luftaustausch im Gebäude 19B-2.3 Richtiges Lüften 21B-2.4 Raumlufttechnische Anlagen 23

Teil C C-1 Schadensaufnahme bei Vorkommen von

Bestandsaufnahme Schimmelpilzen in Gebäuden 25

und Sanierung bei C-1.1 Begehung 27

Schimmelpilz- C-1.2 Bestimmung von Schimmelpilzbelastungen 30

wachstum C-1.2.1 Messung kultivierbarer Schimmelpilze in der

in Innenräumen Innenraumluft 31C-1.2.2 Messung von kultivierbaren Schimmelpilzen im

Hausstaub 33C-1.2.3 Messung kultivierbarer Schimmelpilze durch

Sedimentation 34C-1.2.4 Messung der kultivierbaren Schimmelpilze in

Material- und Oberflächenkontaktproben 34C-1.2.5 Messung der Gesamtzellzahl (Gesamtsporenzahl) 35C-1.3 MVOC-Messungen 36C-1.4 Schimmelpilzspürhunde 39C-1.5 Qualitätssicherung 40C-1.5.1 Qualitätsanforderungen an die

Untersuchungseinrichtung 40C-1.5.2 Hilfestellungen zur internen und externen

Qualitätssicherung 42C-2 Beurteilung von Schimmelpilzen im Innenraum 43C-2.1 Bewertung von Materialproben 43C-2.2 Bewertung von Luft- und Staubproben 45C-2.2.1 Bewertung von Luftproben 46C-2.2.3 Bewertung von Staubproben 49

Inhalt

Kapitel Inhalt Seiten

Page 4: schimmelpilze Leitfaden

C-3 Ursachensuche und Sanierungsmaßnahmen 49C-3.1 Ursachensuche 50C-3.2 Sanierung 53C-3.2.1 Kurzfristige Maßnahmen 54C-3.2.2 Langfristige Maßnahmen 54

Teil D Fallbeispiel 1: Autohaus 58

Fallbeispiele Fallbeispiel 2: Schule A 59Fallbeispiel 3: Kindergarten 60Fallbeispiel 4: Verbindungsflur mit Altschaden 61Fallbeispiel 5: Schule B 63

Anhänge Anhang 1: Begehungsprotokoll 66Anhang 2: Weiterführende Literatur 72

IV

Inhalt

Kapitel Inhalt Seiten

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1

Vorwort

Im Umweltbundesamt häufen sich in letzterZeit die Anfragen mit der Bitte um Informa-tionen über das Auftreten von Schimmelpil-zen in Gebäuden. Schimmelpilzwachstumkann bei Feuchteschäden in Mauerwerks-und Gebäudestrukturen auftreten, wird zu-nehmend aber auch in Gebäuden beobach-tet, die aus energetischen Gründen aufwän-dig abgedichtet wurden. Die Feuchtigkeit– in Wohnungen vor allem durch die Bewoh-nerinnen und Bewohner verursacht – wird insolchen Gebäuden oftmals nur unzurei-chend durch natürliche Lüftung abgeführtund reichert sich deshalb im Raum an. Anwenig durchlüfteten Stellen kann es dann imLaufe der Zeit zum Schimmelpilzwachstumkommen, das nicht immer nur mit verstärk-tem Lüften vermeidbar ist.

Bis heute gibt es in der Fachwelt keineschlüssige Antwort auf die schwierigeFrage, wie Schimmelpilzschäden metho-disch sicher und auf einheitliche Weise zuerfassen sind und wie man insbesondereverdeckte Schäden feststellen kann. Auchdie gesundheitliche Bewertung der Schim-melpilzbelastungen geschieht wegen einer

Reihe noch offener Fragen nicht immer si-cher.

Die Innenraumlufthygiene-Kommission desUmweltbundesamtes hat in dem vorliegen-den Leitfaden das gesamte Thema aufge-griffen und die derzeit vorliegenden Er-kenntnisse zusammenfassend dargestellt.Ihr Ziel ist es, mit diesem Leitfaden die Öf-fentlichkeit zu informieren und den Weg füreine einheitliche Erfassung und Bewertungvon Schimmelpilzen in Innenräumen zuebnen. Praktische Hinweise zeigen, wie sichSchimmelpilzschäden vermeiden lassen.

Die Mitglieder der Kommission wurden beiihrer Arbeit von anderen Fachleuten undvon Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern desUmweltbundesamtes unterstützt. Ich dankeallen Beteiligten für ihre Arbeit.

Berlin, November 2002

Prof. Dr. Andreas TrogePräsident des Umweltbundesamtes

Vorwort

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2

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3

Einleitung

Dem Auftreten von Schimmelpilzen in Ge-bäuden wird zunehmend Beachtung ge-schenkt. Die Gründe hierfür sind vielfältig.Voraussetzung für das Schimmelpilzwachs-tum ist generell Feuchtigkeit. Höhere Feuch-te im Innenraum kann durch bauliche Män-gel oder durch falsches Nutzerverhaltenauftreten.

In älteren und in nicht vorschriftsgemäß er-richteten neuen Gebäuden kann durchbauliche Mängel (undichtes Dach, Risse imMauerwerk) oder Fehler in der Gebäude-konstruktion Feuchtigkeit in Wände, Fuß-böden und Decken eindringen sowie zurGebäudeinnenseite wandern. Durch Wär-mebrücken oder unzureichend oder falschangebrachte Wärmedämmungen kommtes zu einer erhöhten relativen Feuchte ander Oberfläche bis hin zur Tauwasserbil-dung an Innenflächen der Gebäudewände.Um dies zu verhindern und einem Schim-melpilzbefall vorzubeugen, müssen an er-ster Stelle solche baulichen Mängel besei-tigt werden.

Das Verhalten der Raumnutzer kann eben-falls zu erhöhter Feuchte im Innenraum bei-tragen. Vor allem unsachgemäßes Lüftungs-verhalten der Bewohnerinnen und Bewoh-ner in Verbindung mit Tätigkeiten, bei denenFeuchtigkeit entsteht (Duschen, Kochen,Wäschetrocknen etc.), erhöht die Feuchtig-keit der Raumluft. Dies kann zu Schimmel-pilzwachstum führen. Besonders bei nach-träglich wärmegedämmten und nach dengeltenden Wärmeschutzvorschriften neu er-richteten Gebäuden ist wegen des verrin-gerten natürlichen Luftwechsels (das ist derLuftaustausch mit der Außenluft, der z.B.über Fugenundichtigkeiten bei geschlosse-nen Fenstern und Türen auftritt) ein sachge-rechtes Lüften erforderlich.

Nicht zuletzt können unvollständig oder un-sachgemäß beseitigte Wasserschäden oder

Restbaufeuchte das Schimmelpilzwachs-tum begünstigen.

Bis heute gibt es keine einheitlichen Erfas-sungsmethoden und Bewertungsmaßstäbefür Schimmelpilzkontaminationen in Innen-räumen. Dieser Leitfaden soll helfen, ein-heitliche Vorgehensweisen und Empfehlun-gen zu schaffen. Er soll darüber hinaus dazubeitragen, Schimmelpilzbelastungen in Ge-bäuden vorzubeugen.

Der Leitfaden wendet sich an alle diejenigen,die mit der Vorbeugung, Erfassung, Bewer-tung und Beseitigung von Schimmelpilzbela-stungen in Gebäuden befasst sind. Hierzugehören die Fachleute der einschlägigen Be-hörden (Umwelt-, Gesundheits-, Bauauf-sichtsämter) und verschiedenen Berufsgrup-pen (Baufachleute, Analytiker, Hygienikerund Mikrobiologen) sowie die Gebäudeei-gentümer und -betreiber (Hausverwaltun-gen, Wohnungsbaugesellschaften etc.).

Der Leitfaden beschränkt sich grundsätzlichauf die Problematik der Schimmelpilzbela-stungen in Räumen und Gebäuden, die aufnatürliche Weise (Fenster, Türen) belüftetwerden können. Auf Besonderheiten, diesich durch den Betrieb von mechanischenBe- und Entlüftungseinrichtungen, z.B. in kli-matisierten Büroarbeitsräumen, ergeben,wird jedoch ergänzend hingewiesen. Schim-melpilzprobleme in Krankenhäusern und inproduktionstechnisch belasteten Arbeits-platzinnenräumen (z.B. Abfallverwertungs-anlagen) werden nicht behandelt; ebensowenig derjenige Schimmelpilzbefall, derdurch verdorbene oder unsachgemäß gela-gerte Lebensmittel entsteht und bei Genussdieser Lebensmittel für die Betroffenen ge-sundheitliche Probleme verursachen kann.

Der Leitfaden ist folgendermaßen aufge-baut:

Im einem Grundsatzteil (Teil A) wird zu-nächst auf Eigenschaften, Quellen und Vor-

Einleitung

Page 8: schimmelpilze Leitfaden

kommen der verschiedenen Schimmelpilz-arten in Gebäuden eingegangen und die ge-sundheitliche Bedeutung von Schimmelpil-zen und der von ihnen gebildeten Stoff-wechselprodukte beschrieben.

Teil B befasst sich mit vorbeugenden Maß-nahmen, um Schimmelpilzbefall in Gebäu-den zu vermeiden. Es werden Hinweise aufbauseitige Maßnahmen sowie auf richtigesNutzerverhalten gegeben.

Teil C betrifft den Schadensfall. Es werdengeeignete Vorgehensweisen bei der Bege-

hung der betroffenen Gebäude, der mes-stechnischen Erfassung der Schimmelpilz-belastung und der hygienischen Bewertungbeschrieben. Hieran schließt sich eine Dar-stellung kurz- und langfristiger Maßnahmenzur Reduzierung des Schimmelpilzbefallsund zur Sanierung betroffener Räume an.

Teil D enthält Fallbeispiele, wie in der Praxisvorgegangen werden kann.

Der Anhang umfasst – neben einem Bege-hungsprotokollmuster – weiterführende Lite-ratur zum Thema „Schimmelpilze“.

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Einleitung

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Teil AGrundsätzliches

Schimmelpilze sind ein natürlicher Teil unse-rer belebten Umwelt und ihre Sporen sinddaher auch in Innenräumen vorhanden. DieVermehrung von Schimmelpilzen in Innen-räumen kann dagegen ein hygienischesProblem darstellen.

Wirksame Maßnahmen, um Schimmelpilz-wachstum zu vermeiden, setzen die genaueKenntnis der Schimmelpilze und ihrer Um-weltansprüche voraus.

A-1 Eigenschaften und Vorkommenvon Schimmelpilzenin Innenräumen

„Schimmelpilze“ ist ein Sammelbegriff fürPilze, die typische Pilzfäden und Sporenausbilden können und dadurch makrosko-pisch als (oft gefärbter) Schimmelbelagsichtbar werden. Es handelt sich dabei abernicht um eine einheitliche Gruppe von Pil-zen, vielmehr sind unter dem Begriff„Schimmelpilze“ Fadenpilze aus mehrerenPilzgruppen (Zygomycetes, Ascomycetes,Fungi imperfecti) zusammengefasst.

Die einzelnen Schimmelpilze werden miteinem lateinischen Doppelnamen bezeich-net. Dabei steht der erste Teil des Namensfür die übergeordnete Pilzgattung (z.B.Aspergillus, Penicillium), der zweite Teil be-nennt die einzelne Pilzart (synonym: Pilz-spezies; z.B. Aspergillus fumigatus, Penicil-lium chrysogenum).

Manchmal werden in den Begriff „Schim-melpilze“ zusätzlich bestimmte schimmel-pilzartig bzw. fadenförmig wachsende Bak-terien, die Actinomyceten, eingeschlos-sen. Dies mag aus praktischen Gründen ge-rechtfertigt sein, aus systematischen Grün-den ist eine solche Zuordnung jedoch nichtkorrekt. Obwohl auch Actinomyceten zu

Problemen im Innenraum führen können (ty-pischer erdig-modriger Geruch), wird in die-sem Leitfaden nur auf die Schimmelpilzeeingegangen.

Schimmelpilze bilden in der Wachstumspha-se Zellfäden (Hyphen), deren Gesamtheitman als Myzel bezeichnet. Da diese Fädenmeist farblos sind, ist der Schimmelpilz indieser Phase normalerweise mit dem blo-ßen Auge nicht sichtbar. Zur Vermehrungund Verbreitung bilden Schimmelpilzeasexuelle Verbreitungsorgane (Sporangio-sporen und Konidien) und, viel seltener,sexuelle Verbreitungsorgane (Zygosporen,Ascosporen). Alle Verbreitungsorganewerden im folgenden unter dem Begriff„Sporen“ zusammengefasst (vgl. Abb.1). Dadie asexuellen Sporen meist in großer Zahlproduziert werden und oft gefärbt sind, wer-den die Schimmelpilze in diesem Stadiummit bloßem Auge (z.B. als Schimmelpilz-flecken) sichtbar.

Schimmelpilzsporen umfassen mit wenigenAusnahmen den Größenbereich von 3 bis20 µm (maximaler Bereich 2-100 µm, 1 µmentspricht 1/1000 mm). Die meisten Sporenhaben Durchmesser unter 10 µm. Sie kön-nen damit eingeatmet werden sowie in derLuft über weite Strecken schweben und mitdem Wind transportiert werden.

Schimmelpilze sind ein natürlicher Teilunserer Umwelt und daher auch inInnenräumen vorhanden.

Ein Schimmelpilzwachstum im Innen-raum sollte jedoch vermieden werden.

Die Schimmelpilzkonzentration in derAußenluft ist starken Schwankungenunterworfen. Daher muss bei Schim-melpilzmessungen in der Innenraum-luft parallel auch die Außenluft unter-sucht werden.

Teil A, Grundsätzliches

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Abb.1: Verschiedene Schimmelpilzarten, die in einer Petrischale auf Nährmedium wachsen und Sporenbilden (Bild: Trautmann, Umweltmykologie)

6

Teil A, Grundsätzliches

Schimmelpilze sind an der Zersetzung vonorganischem Material beteiligt und spielendamit eine wichtige Rolle im Kohlenstoff-kreislauf der Natur. Ihre Konzentration in derAußenluft ist je nach Ort, Klima, Tages- undJahreszeit großen Schwankungen unter-worfen (vgl. Abb. 2). Diese Schwankungenwerden durch natürliche Einflüsse hervorge-rufen, beispielsweise durch Änderung derTemperatur und Feuchtigkeit im Jahresver-lauf sowie durch Abhängigkeit von der geo-graphischen Lage, Ansammlung von verrot-tendem Material oder Aufwirbelung vonErde. Weiterhin können Schimmelpilze auchdurch Produktionsprozesse freigesetzt wer-den, wie z.B. in Kompostierungsanlagen,Wertstoffsortierungsanlagen, Tierhaltungs-anlagen oder in der Getreideverarbeitung.

Schimmelpilze, die in der Innenraumluftnachgewiesen werden, können zwei Quel-len haben. Zum einen können sie bei Lüf-tungsvorgängen aus der Außenluft in denInnenraum gelangt sein; zum anderen kön-nen sie aus Quellen im Innenraum stam-men. Um hier unterscheiden zu können, istes notwendig, bei Untersuchungen derInnenraumluft immer parallel eine verglei-chende Messung in der Außenluft durchzu-führen.Das Schimmelpilzwachstum im Innen-raum wird hauptsächlich durch drei Fakto-ren bestimmt: Feuchtigkeit, Nährstoffange-bot und Temperatur. Weitere Faktoren, diedas Wachstum oder bestimmte Stoffwech-selvorgänge beeinflussen können, sind derpH-Wert des Substrates, Licht (Sporenbil-

Page 11: schimmelpilze Leitfaden

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dung), der Sauerstoffgehalt der Luft sowiechemische Substanzen.Schimmelpilze können in einem weitenTemperaturbereich wachsen (vgl. Tab. 1).Pilzarten, die in einem mittleren Temperatur-bereich wachsen, werden als mesophil, sol-che, die auch noch bei hohen Temperaturengut wachsen können, als thermotolerant be-zeichnet. Liegt das Wachstumsoptimum beihohen Temperaturen, handelt es sich umthermophile Pilze.

In unseren Breiten finden mesophile Schim-melpilze am ehesten optimale Temperatur-bedingungen außerhalb von Räumen. Indiese Gruppe gehören die wichtigsten Ver-treter der Gattung Penicillium. Aspergillus-Arten bevorzugen höhere Temperaturenund zählen daher zum großen Teil zu denthermotoleranten Schimmelpilzen. Thermo-phile Schimmelpilze, wie der gesundheitlichbedeutsame Aspergillus fumigatus, kom-men dagegen vergleichsweise selten vor.

Teil A, Grundsätzliches

Abb. 2: Jahreszeitlicher Verlauf der Schimmelpilzkonzentration in der Außenluft. Die Boxplots zeigen denMedianwert (dicke schwarze Linie), das 25. und 75. Perzentil (Begrenzung grauer Bereich), das 5.und 95. Perzentil sowie Ausreißer (❍) und maximale Werte (✳).

Quelle: Koch, A., K.J., Heilemann, J., Heinrich, H.E., Wichmann; W., Bischof (2000): Indoor viable mold spores – a com-parison between two cities, Erfurt (Eastern Germany) and Hamburg (Western Germany). Allergy 55: 176-180

Tabelle 1: Wachstumstemperaturen mesophiler, thermotoleranter und thermophiler Schimmelpilze

Quelle: Mücke M, Lemmen Ch (1999): Schimmelpilze, Vorkommen, Gesundheitsgefahr, Schutzmaßnahmen. ecomed-Verlagsgesellschaft, Landsberg. Verändert.

Bezeichnung Wachstumstemperatur °C

Minimum Optimum Maximum

Mesophile Schimmelpilze 0–5 25–35 ca. 40

Thermotolerante Schimmelpilze 0–5 30–40 ca. 50

Thermophile Schimmelpilze 20–25 35–55 ca. 60

22 20 19 22 19 19 22 22 20 20 21 18

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

N=

Monat

12000

10000

8000

6000

4000

2000

0

Pilz

spor

enko

nzen

trat

ion,

KB

E/m

3 Lu

ft

Page 12: schimmelpilze Leitfaden

Schimmelpilze können eine Vielzahl vonMaterialien als nutzen wie z.B.:– Holz, Spanplatten,– Papier, Pappe, Karton (auch Gipskarton),– Tapeten, Tapetenkleister,– Kunststoffe, Gummi, Silikon, Folien,– Teppichböden, Kleber für Fußbodenbelag,– Farben, Lacke,– Leder.Auch Materialien wie Zement und Betonkönnen Nährstoffe für Schimmelpilze ent-halten. Schimmelpilze können außerdemauf Materialien wachsen, die selbst keineNährstoffe abgeben, wenn sich organischePartikel und Stäube aus der Luft auf diesenabgesetzt haben (z.B. auf Glas).

Da die Temperaturen in Innenräumen meistin einem für Schimmelpilzwachstum günsti-gen Bereich liegen und sich außerdem inInnenräumen genügend Nährstoffe fürSchimmelpilze in Form von Holz, Tapeten,Teppichen, Wandfarbe, u. ä. befinden,kommt der Feuchtigkeit die entscheidendeRolle für das Wachstum zu.

Schimmelpilze in Innenräumen kön-nen auf einer Vielzahl von Materialienund in einem weiten Temperaturbe-reich wachsen.

Feuchtigkeit hat dabei eine entschei-dende Bedeutung.

Schimmelpilze können auf Materialien nurwachsen, wenn eine bestimmte Mindest-feuchte vorhanden ist. Dabei ist nicht dieGesamtfeuchte des Materials ausschlag-gebend, sondern nur das den Pilzen zurVerfügung stehende „freie“ Wasser. DieserAnteil wird ausgedrückt als Wasseraktivität(aw-Wert) und ist definiert als Quotient desWasserdampfdruckes im bzw. auf dem Sub-strat (pD)1 und des Sättigungsdruckes (pS)des reinen Wassers bei derselben Tempera-tur:

aw = pD/pS (1)

Der aw-Wert kann berechnet werden, wenndie relative Luftfeuchtigkeit (RH) über demMaterial bekannt ist:

aw = RH (%)/100 (2)

Diese Zusammenhänge gelten exakt jedochnur unter Gleichgewichtsbedingungen ingeschlossenen Systemen, wie sie bei La-borexperimenten in Feuchtekammern ein-gestellt werden können. Die Einstellung sol-cher Gleichgewichtsbedingungen kann jenach Material Wochen oder Monate dauern.

In der Praxis treten fast nie Gleichgewichts-zustände auf, da die Feuchte über dem Ma-terial laufend durch Temperaturänderungen,Luftströmungen und Feuchteproduktion imRaum u.a. beeinflusst wird.

Um diesen Schwankungen gerecht zu wer-den, sollte daher in der Praxis zur Beurtei-lung der Oberflächenfeuchte die relativeFeuchtigkeit auf der Oberfläche des Materi-als über einen längeren Zeitraum mit einemHygrometer bestimmt werden. Der aw-Wertkann dann aus diesen Daten nach Glei-chung (2) berechnet werden. Eine Berech-nung aus einem einzelnen Messwert istnicht sinnvoll. Genauere Daten, auch beiEinzelmessungen, erhält man durch eineFeuchtebestimmung mit einem Feuchtefüh-ler, der ins Material eingebracht wird.

Eine andere Möglichkeit zur Bestimmungdes aw-Wertes führt über die Bestimmungdes Wassergehaltes von entnommenen Ma-

8

Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

1 Bringt man ein anfangs getrocknetes Material ineine Umgebung konstanter relativer Luftfeuchte, sonimmt dieses solange Feuchtigkeit auf, bis einGleichgewicht entstanden ist. Bei einer Erhöhungdieser Luftfeuchte wird vom Material weitereFeuchte aufgenommen bzw. bei einer Erniedrigungabgegeben. Das Erreichen eines Gleichgewichtsbedeutet, dass der Wasserdampfdruck in denPoren des Materials der gleiche ist wie in derUmgebungsluft.

Page 13: schimmelpilze Leitfaden

9

terialproben. Dabei muss berücksichtigtwerden, dass die Wasseradsorption ver-schiedener Materialien sehr verschiedensein kann. In Abbildung 3 sind vergleichendverschiedene Materialien und ihr Verhaltenbei Feuchtigkeit dargestellt. Deutliche Unter-schiede sind z.B. zwischen dem Verhaltenvon Holz und Ziegelstein zu beobachten. MitHilfe von solchen Sorptionsisothermen (vgl.Abb. 3) kann der aw-Wert bestimmt werden.

Der Wassergehalt des Materials (und damitder aw-Wert) ist abhängig von der chemi-schen Zusammensetzung des jeweiligenSubstrates, der Temperatur und dem pH-Wert des Materials.

Durch Laborexperimente konnte gezeigtwerden, dass die meisten Schimmelpilzezum Wachstum aw-Werte von mindestens0,80-0,85 benötigen. Besonders xerophile(trockenliebende) Pilze können aber bereitsbei aw-Werten von 0,7 wachsen (Tab.2).Optimal für Schimmelpilzwachstum sindaw-Werte im Bereich von 0,90–0,99. Schim-

melpilze können also auch auf Materialienwachsen, die nicht sichtbar nass sind. Esgenügt eine relative Luftfeuchtigkeit von un-gefähr 80 % an der Oberfläche des Materi-als. Besonders gute Wachstumsbedingun-gen finden sich immer dann, wenn es zuTauwasserbildung auf oder im Materialkommt. Die unterschiedlichen Stoffwechsel-funktionen von Pilzen laufen bei unter-schiedlichen Mindest-Wasseraktivitäten ab.So tritt bei niedrigeren aw-Werten zwarWachstum auf; für die Sporenproduktionund auch die Mykotoxinproduktion sind inder Regel jedoch höhere aw-Werte notwen-dig.

In Tabelle 2 sind einige Schimmelpilzartenmit ihren minimalen zum Wachstum benö-tigten aw-Werten aufgeführt. Xerophile Ver-treter, wie z.B. Aspergillus restrictus könnenbereits ab einer Feuchte von 71–75 % überdem Material wachsen. Stachybotrys char-tarum dagegen braucht sehr viel mehrFeuchtigkeit zum Wachstum (minimaleraw-Wert von 0,94) und tritt daher nur bei

Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

Abb.3: Zusammenhang zwischen Materialfeuchte (Volumenfeuchte) uv und relativer Luftfeuchte ϕ überdem Material für unterschiedliche Materialien.

Quelle: Kupfer, K. et al. (1997) Materialfeuchtemessung. Grundlagen-Meßverfahren-Applikationen-Nor-men, S. 236. expert-Verlag Renningen-Malmsheim. Verändert.

20

15

10

5

0 20 40 60 ϕ / % 100 0 20 40 60 ϕ / % 100

5

4

3

2

1

Holz

Beton

Kalksandstein

Gasbeton

Ziegelsplittbeton

Sandstein

Ziegel

Gip

s

u v (

%)

Page 14: schimmelpilze Leitfaden

starker Durchfeuchtung des Materials, z.B.nach Wasserschäden, auf.

Zur Vermeidung von Schimmelpilzwachs-tum im Innenraum ist die Reduktion derFeuchte im Material bzw. auf seiner Oberflä-che von entscheidender Bedeutung (vgl. TeilB). Auch bei der Sanierung von Wohnungen,die mit Schimmelpilzen befallen sind, ist einlangfristiger Erfolg nur zu erreichen, wenndie Ursachen für die erhöhte Feuchtigkeitgefunden und beseitigt werden (vgl. C-3).

Die Konzentration von vermehrungsfähigenSchimmelpilzen wird nach Entnahme einerProbe (Luft, Staub, Material) durch Kultivie-rung auf festen Nährmedien bestimmt. Aufden Agar-Nährmedien wachsen die Schim-melpilze zu sichtbaren Schimmelpilzkolo-nien heran. Die Konzentrationsabgabe er-folgt als koloniebildende Einheiten (KBE)pro untersuchtem Volumen (m3), pro g oderpro Flächeneinheit (vgl. C-1.2).

Da auch von nicht vermehrungsfähigenSchimmelpilzen gesundheitliche Wirkungenausgehen können (vgl. A-2), gibt es Metho-den, bei denen alle Schimmelpilze – ver-mehrungsfähige und nicht vermehrungsfä-hige – gezählt werden. Die Angabe derKonzentration erfolgt in diesem Fall als Ge-samtsporenzahl bzw. Gesamtzellzahl prom3, pro g oder pro Flächeneinheit (vgl. C-1.2.5).

A-2 Wirkungen vonSchimmelpilzen auf denMenschen

Zahlreiche epidemiologische Studien zu ge-sundheitlichen Auswirkungen durch Schim-melpilze belegen einen Zusammenhang zwi-schen einer Exposition der Normalbevölke-rung gegenüber luftgetragenen mikrobiologi-schen Stoffen in der Umwelt – auch durchFeuchtigkeit sowie Schimmelbildung imInnenraum – und Atemwegsbeschwerden.

In keiner dieser umweltepidemiologischenStudien konnte jedoch bislang aufgrund dervielen möglichen Einflussfaktoren eineDosis-Wirkungsbeziehung zwischen derKonzentration an Schimmelpilzen in der Luftund den gesundheitlichen Auswirkungenaufgestellt werden. Dies bedeutet, dass esnicht möglich ist anzugeben, ab welchenKonzentrationen von Schimmelpilzen imInnenraum mit welchen Erkrankungshäufig-keiten zu rechnen ist (vgl. C-2.). Bei sehrhohen Schimmelpilzkonzentrationen, wiesie an belasteten Arbeitsplätzen auftretenkönnen, wurden in neueren epidemiologi-schen Studien Dosis-Wirkungsbeziehungenzwischen der Konzentration an Schimmel-pilzen in der Luft und gesundheitlichen Aus-wirkungen gefunden; derartig hohe Konzen-trationen treten jedoch außerhalb des Ar-beitsplatzbereiches nicht auf.

Sporen und Stoffwechselprodukte vonSchimmelpilzen können, über die Luft ein-

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Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

Tabelle 2: Für das Wachstum unterschied-

licher Schimmelpilze erforderliche

minimale Wasseraktivitäten (mini-

male aW-Werte)

Quelle: Northolt MD, Frisvad JC, Samson RA(1995): Occurrence of food-borne fungiand factors for growth. In: Samson RAet al. (ed.) Introduction to food-bornefungi., CBS, Baarn, NL

Schimmelpilzart Minimale aW-Werte

Aspergillus restrictus 0,71–0,75

Aspergillus versicolor 0,78

Aspergillus fumigatus 0,85–0,94

Cladosporium cladosporioides 0,86–0,88

Fusarium solani 0,87–0,90

Penicillium chrysogenum 0,78–0,81

Rhizopus stolonifer 0,93

Stachybotrys chartarum 0,94

Wallemia sebi 0,69–0,75

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geatmet, allergische und reizende Reaktio-nen bzw. Symptomkomplexe beim Men-schen auslösen (vgl. A-2.1, A-2.2). In selte-nen Fällen können einige Schimmelpilzar-ten darüber hinaus bei bestimmten Risiko-gruppen auch Infektionen hervorrufen (sog.Mykosen; vgl. A-2.3). Diese verschiedenengesundheitlichen Auswirkungen werden imFolgenden nach der Häufigkeit ihres Auftre-tens und der Bedeutung für den Innenraumkurz dargestellt. Dabei ist es wichtig zu be-achten, dass allergische und reizende Wir-kungen sowohl von lebenden als auch vonabgestorbenen Schimmelpilzen ausgehenkönnen, während zur Auslösung von Infek-tionen nur lebende befähigt sind.

Die häufigsten bei Schimmelpilzbelastun-gen im Innenraum beschriebenen Sympto-me sind unspezifisch, so z.B. Bindehaut-,Hals- und Nasenreizungen sowie Husten,Kopfweh oder Müdigkeit. Einige dieserSymptome (Bindehaut- oder Nasenreizun-gen) können sowohl im Zusammenhang mitleichten allergischen (vgl. A-2.1) als auchmit reizenden Wirkungen (vgl. A-2.2) ste-hen. Die anderen werden vor allem mit rei-zenden Wirkungen in Verbindung gebracht.

Epidemiologische Studien geben Hin-weise auf einen Zusammenhang zwi-schen Schimmelpilzexpositionen undAtemwegsbeschwerden.

Wissenschaftlich abgesicherte Aussa-gen über eine Dosis-Wirkungsbezie-hung zwischen der Schimmelpilzexpo-sition in Innenräumen und gesundheit-lichen Beschwerden der Bewohnersind jedoch nicht möglich.

Daher kann aus gemessenen Schim-melpilzkonzentrationen nicht unmittel-bar auf gesundheitliche Wirkungengeschlossen werden.

A-2.1 Allergische Reaktionen

Schimmelpilze sind in der Lage, aller-gische Reaktionen auszulösen.

Eine der möglichen gesundheitlichen Reak-tionen des Körpers auf eine erhöhte Schim-melpilzkonzentration im Innenraum ist dasAuftreten von Allergien, die durch Einatmenvon Sporen ausgelöst werden. Es wird an-genommen, dass grundsätzlich alle Schim-melpilze in der Lage sind, bei empfäng-lichen Personen allergische Reaktionenauszulösen.

Bei Allergien setzt sich das Immunsystemdes Körpers nicht gegen gefährliche Fremd-stoffe (z.B. Krankheitserreger) sondernfälschlicherweise gegen an sich harmloseFremdstoffe (wie z.B. Pollen, Bestandteilevon Lebensmitteln) zur Wehr. Beim erstenKontakt mit dem Fremdstoff (Antigen) trittnoch keine allergische Reaktion ein, son-dern der Körper bereitet sich durch die Pro-duktion von Abwehrstoffen (Antikörpern) aufdie Bekämpfung des Fremdstoffes vor. Manbezeichnet eine solche Person als „sensibi-lisiert“. Erst bei erneutem Kontakt mit demFremdstoff kann es dann zu allergischen Er-scheinungen kommen, bei denen eineganze Kette von Reaktionen im Körper ab-läuft, an deren Ende die typischen Sympto-me allergischer Reaktionen, wie Schnupfen,Niesen, gerötete Augen, Hautausschlag etc.stehen.

In der Normalbevölkerung sind Allergienhäufig. Ein Teil davon (genaue Angabenüber die Höhe sind in der Literatur strittig)wird auf Schimmelpilze zurückgeführt.Schimmelpilzallergien sind aber wenigerhäufig als Pollenallergien (Heuschnupfen)oder Milbenallergien und treten oft in Kom-bination mit anderen, bereits bestehendenAllergien auf. Der Anteil von Patienten miteiner atemwegsbedingten Allergie, die eineSensibilisierung gegen Pilzallergene auf-weisen, wird in verschiedenen Studien mit

Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

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Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

INFOBOXEpidemiologische Studien – Beispiele

Ein qualitativer Zusammenhang zwischen Atemwegssymptomen oder Allergien und dem Vor-kommen von Feuchtigkeit oder Schimmel in der Wohnung wurde in zahlreichen Studien ge-zeigt. Eine aktuelle Zusammenfassung bisheriger Studien findet sich bei Bornehag et al. (1).In einer weiteren Zusammenschau (2) wurden viele Studien zur Auswirkung des Auftretens vonSchimmelpilzen im Wohnbereich auf Erkrankungen der Atemwege analysiert.Es wurde ein um denFaktor 1,5–3,5 höheres Risiko („Odds Ratio“ 1,5–3,5) für Kinder, die in pilzbelasteten Wohnungenwohnten, errechnet – im Vergleich mit Kindern in nicht mit Schimmelpilzen belasteten Wohnungen.Garrett et al. (3) konnten beispielhaft zeigen, dass eine erhöhte Raumluftkonzentration von Pe-nicillium-Arten signifikant mit kindlichem Asthma bronchiale korrelierte. Dabei wurde jedochkein Zusammenhang zwischen der Konzentration anzüchtbarer Schimmelpilzsporen undAtemwegssymptomen oder Allergien bei Kindern gefunden.Bei der Mehrzahl der Studien wurde die Exposition gegenüber Schimmelpilzen nicht gemes-sen sondern über Fragebögen abgeschätzt. Gefragt wurde nach dem Auftreten von feuchtenStellen bzw. Schimmel oder Schimmelgeruch in der Wohnung. Da vorhandene Schimmelpilz-belastungen sowie feuchte Stellen nicht in allen Fällen optisch wahrgenommen werden kön-nen, weisen solche Fragebogenangaben eine relativ große Unsicherheit auf. Das wiederumhat einen Einfluss auf die Zuverlässigkeit der gesundheitsbezogenen Aussagen.Seit 1992 werden im Rahmen des Projektes „Beobachtungsgesundheitsämter“ in Baden-Württemberg Untersuchungen bei Kindern der 4. Klasse durchgeführt (4). Für den Zeitraum1996–1997 ergab sich für Kinder aus Wohnungen, in denen feuchte Stellen oder Schimmelbeobachtet wurden, ein um den Faktor 1,5 bzw. 1,7 höheres Risiko für Asthma und Ekzemgegenüber Kindern aus Wohnungen, in denen keine feuchte Stellen oder Schimmel wahrge-nommen wurden. Auch hier wurde das Auftreten von Schimmel bzw. feuchten Stellen übereinen Fragebogen erfasst.In einer aktuellen Studie (5) wurden Säuglinge mit einem erhöhten Risiko für Allergien (erhöh-te IgE-Titer, beide Elternteile allergisch vorbelastet, geringes Geburtsgewicht) ausgewählt. ImAlter von drei Jahren wurde bei diesen Kindern eine Untersuchung über den Zusammenhangzwischen Schimmelpilzbelastung im Kinderzimmer und Erkrankungen durchgeführt. Es ergabsich ein um den Faktor 7 erhöhtes Risiko für Atemwegsinfektionen oder erhöhte IgE-Titer gegenGras bei erhöhten Konzentrationen an Penicillium bzw. Aspergillus (> 100 KBE/m3).(1) Bornehag CG, Blomquist G, Gyntelberg F, Jarvholm B, Malmberg P, Nordvall L, Nielsen A,

Pershagen G, Sundell J. (2001) 71: Dampness in buildings and health. Nordic interdisci-plinary review of the scientific evidence on associations between exposure to „dampness“in buildings and health effects (NORDDAMP). Indoor Air 2001 Jun;11(2):72–86 .

(2) Peat JK, Dickerson J, Li J, (1998). Effects of damp and mould in the home on respiratoryhealth: a review of the literature. Allergy 53: 120-8

(3) Garrett MH, Rayment PR, Hooper MA, Abramson MJ, Hooper BM (1998). Indoor airbornefungal spores, house dampness and associations with environmental factors and respira-tory health in children, Clin Exp Allergy, 28: 459–467

(4) Projekt Beobachtungsgesundheitsämter. Belastungs- und Wirkungsmonitoring. Bericht zurUntersuchung 1998/1999, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, August 2000,ISSN 1616–2358.

(5) Müller A, Lehmann I, Seiffart A, Diez U, Wetzig H, Borte M, Herbarth, O (2001). Increaseof incidence of allergic sensitation and respiratory disease by mould exposure: results ofthe Leipzig Allergy High Risk Children Study (LARS). Int. J. Hyg. Environ. Health, accep-ted for publication

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2–30 % angegeben. Oft wird aber eineSchimmelpilzallergie nicht erkannt, da eserst für einige wenige SchimmelpilzeExtrakte für die Allergietestung gibt.

Zu den allergischen Symptomen, die durchSchimmelpilze ausgelöst werden, zählenz.B. Rhinitis (Heuschnupfen-ähnlicheSymptome), Asthma und allergische Al-veolitis (siehe unten). Diese können sichunmittelbar, innerhalb von Minuten (Allergievom Typ I) nach Sporenkontakt oder erstnach 4 bis 8 Stunden (Allergie vom Typ III)bzw. 24–48 Stunden (Allergie vom Typ IV)entwickeln. Rhinitis- und Asthma-Anfälle tre-ten innerhalb weniger Minuten nach demKontakt mit Schimmelpilzen auf und gehö-ren damit zum Reaktionstyp I. Bei bereitssensibilisierten Personen können auch ge-ringe Schimmelpilzkonzentrationen, wie siein niedrig-belasteten Innenräumen vorkom-men können, ausreichend sein, um allergi-sche Reaktionen (z.B. Asthmaanfälle) aus-zulösen.

Die sehr viel seltener und fast ausschließ-lich am Arbeitsplatz auftretende exogen-allergische Alveolitis (EAA= Hypersensi-tivitätspneumonie) wird im allgemeinendurch wiederholte Exposition gegenübersehr hohen Konzentrationen von Sporen(106 bis 1010 Sporen/m3) ausgelöst, wie sieim Innenraum nicht zu erwarten sind. Beidauerhafter Exposition kann die EAA in eineLungenfibrose münden. Die EAA kann zurEntwicklung von spezifischen Berufserkran-kungen, wie z.B. der Farmerlunge führen.Hier spielen Sporen aus verschimmeltemlandwirtschaftlichen Material wie Heu,Stroh, Getreide und Gemüse die wesentli-che Rolle.

Eine Möglichkeit zur Abschätzung, ob einePerson Schimmelpilzen ausgesetzt war, istdie Bestimmung von spezifischen Antikör-pern (IgG) verbreiteter Schimmelpilze imBlut-Serum. Die Konzentration der Antikör-per spiegelt zwar den Kontakt der Person zu

diesen Schimmelpilzen – z.B. am Arbeits-platz – wider, lässt jedoch keine Rückschlüs-se auf das Vorhandensein oder den Schwe-regrad einer allergischen Reaktion zu.

A-2.2 Reizende und toxischeWirkungen

Reizende und toxische Wirkungen vonSchimmelpilzen wurden bisher – fastausschließlich – an belasteten Arbeits-plätzen mit hohen Schimmelpilzkon-zentrationen nachgewiesen.

Die Bedeutung dieser Wirkungen beiSchimmelpilzwachstum in Innenräu-men ist unklar.

Gesundheitliche Probleme durch reizendeWirkungen von Schimmelpilzen treten vorallem an Arbeitsplätzen auf, an denen hoheKonzentrationen von Schimmelpilzen vor-kommen. Das Organic Dust Toxic Syn-drom (ODTS) wird in ursächlichen Zu-sammenhang mit dem Einatmen von sehrhohen Konzentrationen an Schimmelpilzen(109 Sporen/m3) oder Bakterien (1–2 µg/m3

Endotoxin) gebracht, wie sie an produk-tionstechnisch belasteten Arbeitsplätzen,nicht jedoch im Innenraum vorkommen kön-nen. Das Krankheitsbild ist gekennzeichnetdurch Fieber, grippeartige Symptome undErschöpfungszustände sowie teilweise auchHaut- und Schleimhautreizungen. Die Reak-tion erfolgt innerhalb weniger Stunden nachder Exposition. Die unter den Begriffen Dre-scher-, Getreide- bzw. Mühlenfieber be-schriebenen Krankheitsbilder gehören zumODTS.

Weitere schleimhautreizende Symptomati-ken werden mit dem Begriff Mucous Mem-brane Irritation Syndrom (MMI) bezeich-net, die ebenfalls nur aus dem Arbeitsbe-reich bekannt sind und sich nach mehrwö-

Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

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chiger Exposition gegenüber mittlerenSchimmelpilzkonzentrationen (> 103 Spo-ren/m3) entwickeln können.

Außerhalb des Arbeitsplatzbereiches, gibtes nur wenige Einzelfallbeschreibungen vonakuten toxisch-reizenden Erkrankungen.Ungeklärt ist allerdings, wie sich niedrigeKonzentrationen von Schimmelpilzen undderen Stoffwechselprodukten bei lang an-haltender Exposition auf die Gesundheitauswirken können. In epidemiologischenStudien wurden bei Schimmelpilzbelastungim Innenraum ähnliche Symptomatiken be-schrieben wie beim MMI.

Die Ursachen derartiger Wirkungen vonSchimmelpilzen sind im Einzelnen nicht be-kannt. Es wird vermutet, dass von Schim-melpilzen abgegebene giftige Stoffe, sog.Mykotoxine, sowie 1,3-ß-D-Glucan undmöglicherweise MVOC (siehe unten) undandere bisher unbekannte Stoffwechselpro-dukte oder Bestandteile von Schimmelpil-zen beteiligt sind. Prinzipiell sind alle Schim-melpilze (und Bakterien) in der Lage, solcheSymptome auszulösen.

Verschiedene Schimmelpilzarten sind in derLage Mykotoxine zu produzieren. Andersals für den Bereich der Lebensmittel ist dasDatenmaterial über toxische Wirkungen vonMykotoxinen, was die Aufnahme über dieAtemwege oder die Haut anbelangt, zur Zeitnoch sehr begrenzt. Die derzeit vorliegen-den Ergebnisse aus Tierversuchen zeigenaber, dass auch Mykotoxine, die über dieLuft verbreitet und eingeatmet werden, zuErkrankungen führen können. Die im Innen-raum auftretenden Konzentrationen an My-kotoxinen sind im Allgemeinen gering unddie Wirkung von derart niedrigen Konzentra-tionen auf die Gesundheit bei langfristigerExposition derzeit nicht bekannt. Aus Vor-sorgegründen ist aber das verstärkte Auftre-ten von Mykotoxin-produzierenden Schim-melpilzarten im Innenraum kritisch zu be-werten.

1,3-ß-D-Glucan ist ein Toxin, das Bestand-teil der Zellwand von Pilzen ist und aus Pilz-hyphen sowie Sporen extrahiert werdenkann. Es hat, wie die Endotoxine aus Gram-negativen Bakterien, eine entzündungsför-dernde Wirkung und wurde bei Untersu-chungen in Bürogebäuden mit mangelhafterInnenraumluftqualität mit dem Auftreten vonSchleimhautreizung und Müdigkeit in Zu-sammenhang gebracht.

Bei den von Schimmelpilzen produzierten,den charakteristischen Schimmelgeruchverursachenden, flüchtigen organischenVerbindungen (MVOC, englisch = MicrobialVolatile Organic Compounds), handelt essich um ein Gemisch aus verschiedenenStoffen (z.B. Alkohole, Terpene, Ketone,Ester, Aldehyde). Einige Studien weisen aufeinen Zusammenhang zwischen MVOC-Ex-position und gesundheitlichen Beschwerdenwie Schleimhautreizungen und Kopfschmer-zen hin.

Toxische Wirkungen der MVOC sind nachheutigem Kenntnisstand im Innenraum nichtrelevant, da solche Wirkungen – wenn über-haupt – erst bei Konzentrationen auftreten,wie sie im Innenraum nicht erreicht werden.

Der Bedeutung von möglichen Geruchsbe-lästigungen durch MVOC ist jedoch Beach-tung zu schenken, da die Geruchsschwelleneiniger MVOC im unteren µg/m3-Bereich lie-gen (vgl. C-1.3).

Der analytische Nachweis von MVOC in derInnenraumluft kann auch als Indikator fürverdeckte Schimmelpilzvorkommen be-trachtet werden (vgl. C-1.3).

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Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

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A-2.3 Pulmonale Mykosen

Infektionen durch Schimmelpilze (My-kosen) kommen nur sehr selten und nurbei besonders empfänglichen, stark im-mungeschwächten Patienten vor.

Stark immungeschwächte Patienten,die ambulant behandelt werden, soll-ten von ihrem behandelnden Arzt un-bedingt über die Risiken einer Infek-tion durch Schimmelpilze aufgeklärtwerden.

Durch Schimmelpilze hervorgerufene Infek-tionen der Lunge (pulmonale Mykosen)kommen nur sehr selten vor. Die am häufig-sten beschriebene Mykose ist die von ver-schiedenen Aspergillusarten hervorgerufe-ne sog. Aspergillose.

Mykosen treten fast ausschließlich bei be-sonders empfänglichen, meist stark immun-geschwächten Personengruppen (z.B.Krebspatienten nach Chemotherapie, Trans-plantations-Patienten, HIV-Patienten) auf.Dies ist daher auch nicht in erster Linie einProblem im Wohnbereich, sondern primäreines im klinischen Bereich. Allerdings istmit der Verlagerung der Behandlung solcherPatienten in den ambulanten Bereich unddurch die Tatsache, dass die Patienten auf-grund der gestiegenen Lebenserwartungimmer älter werden und alte Menschen an-fälliger für Atemwegsinfektionen sind, miteiner Zunahme von Schimmelpilzinfektio-nen zu rechnen. Stark immungeschwächtePatienten, die ambulant behandelt werden,sollten von ihrem behandelnden Arzt unbe-dingt über die Risiken einer Infektion durchSchimmelpilze aufgeklärt werden.

Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

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Teil BVorbeugende Maßnahmengegen Schimmelpilzbefall

Die wichtigste Voraussetzung für dasSchimmelpilzwachstum ist das Vorhanden-sein von Feuchtigkeit, was meist auf bauli-che Mängel und/oder falsches Nutzerver-halten zurückgeführt werden kann. Fachge-rechte bauseitige Maßnahmen und vernünf-tiges Raumnutzerverhalten müssen zu-sammenwirken, um eine Wohnung frei vonSchimmelpilzwachstum zu halten. BeideAspekte werden im Folgenden behandelt.

B-1 Bauseitige Maßnahmen

Grundvoraussetzung für eine Woh-nung ohne Schimmelpilzwachstum isteine Errichtung des Gebäudes nachdem Stand der Technik.

Für die Vermeidung von Schimmelpilz-wachstum durch Feuchteschäden sind be-sonders folgende Maßnahmen zu nennen:

■ Mindestwärmeschutz (DIN 4108-2:2001-03)

■ Schutz vor Schlagregen (DIN 4108-3)■ Abdichtung gegenüber aufsteigender

Bodenfeuchte (DIN 18195)■ Regelgerechte Dachkonstruktion (Hand-

werkliche Richtlinien)■ Wasserdichte Installationen.

Der bauaufsichtlich geforderte Mindestwär-meschutz ist in DIN 4108-2:2001-03 „Wär-meschutz und Energieeinsparung in Ge-bäuden – Teil 2: Mindestanforderungen anden Wärmeschutz“ konkretisiert. DIN 4108-2 ist als technische Baubestimmung bau-aufsichtlich eingeführt. In Abschnitt 6.2 derNorm werden Hinweise zur Vermeidung vonSchimmelpilzbildung angegeben. Hiernachist eine besondere Aufmerksamkeit auf denBereich der Wärmebrücken zu richten. Die

Norm gibt vereinfachte Nachweisverfahrenfür die Einhaltung der Anforderungen an.Für bestimmte Konstruktionen enthält DIN4108 Beiblatt 2 einige Ausführungsdetails.

Bei Beachtung der Vorgaben dieser Normist davon auszugehen, dass bei üblicherRaumnutzung Schäden durch Schimmel-pilzwachstum im Allgemeinen nicht auftre-ten.

Die Berechnungen zur notwendigen Wär-medämmung hatten in der Vergangenheitals wichtigstes Kriterium die Vermeidungvon Tauwasserbildung vorgegeben (Tau-wasserkriterium). Basierend auf der Er-kenntnis, dass ein Schimmelpilzwachstumbereits bei einer Luftfeuchtigkeit von ca. 80% an der Materialoberfläche möglich ist,wurde in der DIN 4108-2:2001 eine weiter-reichende Forderung dadurch aufgestellt,dass in die Norm weitergehende Vorgabenzur Berechnung von Wärmedämmmaßnah-men aufgenommen wurden, um Schimmel-pilzwachstum auszuschließen (Schimmel-pilzkriterium).

Bei vielen wärmegedämmten Häusern istdiese weitergehende Anforderung nochnicht erfüllt, und es kann vor allem beiRaumnutzungen mit erhöhter Feuchtigkeits-produktion oder ungünstiger Luftzirkulation(vgl. B-2) zu Schimmelpilzwachstum kom-men.

B-2 Richtiges Lüftungs- undHeizverhalten

Der Wohnungsnutzer kann durch sein Ver-halten dazu beitragen, dass Schimmelpilzein der Wohnung keine günstigen Wachs-tumsbedingungen finden. Durch richtigesLüften und Heizen kann die Feuchtigkeit imGebäude begrenzt werden. Die relativeFeuchte der Luft im Gebäude sollte dauer-haft 65–70 % (direkt über Materialien< 80 %) nicht überschreiten.

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Teil B, Vorbeugende Maßnahmen gegen Schimmelpilzbefall

Page 21: schimmelpilze Leitfaden

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Wichtig ist, dass die Feuchtigkeit, die durchdie Aktivitäten im Raum entsteht (z.B.Feuchtigkeitsabgabe des Menschen, Du-schen, Kochen, Waschen), durch regelmä-ßiges Lüften nach außen abgeführt wird.

B-2.1 Luftfeuchtigkeit und Lüftung

Die Möglichkeit, durch Lüftung Feuchtigkeitaus dem Raum zu entfernen, beruht darauf,dass Luft abhängig von der Temperaturunterschiedliche Mengen Wasserdampf auf-nehmen kann. In Tabelle 3 ist das beispiel-haft für einige Temperaturen dargestellt.

Wie man aus der Tabelle erkennt, nimmt dermaximal mögliche Wassergehalt der Luftmit der Temperatur stark zu. Warme Luftenthält bei gleicher relativer Feuchte vielmehr Wasser als kalte Luft. Kalte Außenluftim Winter enthält wenig Wasser, auch wennihre relative Feuchte hoch ist.

Wassertransport beim Lüften:

Kalte Außenluft, die beim Lüften in denInnenraum gelangt, nimmt beim Er-wärmen Feuchtigkeit auf, die mit dererwärmten Luft wieder nach außenabgeführt wird. Bei kalter Außenluftkann im Innenraum – selbst bei Regen-wetter – durch Lüftung eine Austrock-nung erzielt werden.

Je kälter die Luft ist, desto mehr Was-ser kann sie beim Erwärmen aufneh-men. Daher kann im Winter durch Lüf-ten mit kalter Außenluft mehr Feuch-tigkeit aus einem Raum entfernt wer-den als im Sommer.

Luft ist also in der Lage mehr Wasser auf-zunehmen, wenn sie erwärmt wird. Dieskann ausgenutzt werden, um Feuchtigkeitdurch Luftaustausch aus einem Raum ab-zuführen. Wird zum Beispiel Wasserdampf-gesättigte Außenluft mit einer Temperatur

von 5 °C in einen Raum eingebracht und miteiner Temperatur von 20°C und einer relati-ven Feuchte von 60% wieder hinaus geför-dert, dann werden je kg Luft 8,7 – 5,5 =3,2 g Wasser (vgl. Tab. 3) nach außen trans-portiert. Hier erkennt man die Möglichkeit,die Feuchtigkeit in einem Raum durch Lüf-tung zu reduzieren.

Der zur Abfuhr von Feuchtigkeit erforderli-che Luftaustausch lässt sich berechnen,wenn bekannt ist, wie viel Wasser anfällt. Ineinem Dreipersonenhaushalt werden durchdie Wasserdampfabgabe der Personen (30bis 100 g/h je Person) durch Duschen, Wa-schen, Wäschetrocknen, Kochen sowiedurch Pflanzen, Aquarien und andereFeuchtequellen täglich etwa 10 ± 4 kg Was-ser freigesetzt. Eine Zusammenstellung vonErfahrungswerten gibt Tabelle 4 wieder.

Teil B, Vorbeugende Maßnahmen gegen Schimmelpilzbefall

Raumluft Relative Feuchte in %**temperatur 30 50 60 100

°C (gesättigt)***

0 1,1 1,9 2,3 3,8

5 1,6 2,7 3,3 5,5

10 2,3 3,8 4,6 7,7

15 3,2 5,3 6,4 10,8

20 4,4 7,3 8,7 14,9

25 5,9 9,8 11,8 20,3

30 7,9 13,2 15,8 27,6

Tabelle 3: Wassergehalt (absolute Feuchte)

in g Wasser/kg trockene Luft* bei

verschiedenen Raumlufttempera-

turen und relativen Feuchten

* 1m3 Luft wiegt ca. 1,2 kg** Die relative Feuchte ist näherungsweise gleich

dem Wassergehalt bezogen auf den Wert bei Sätti-gung bei gleicher Temperatur.

*** Beim Erreichen der maximal aufnehmbaren Was-sermenge nennt man die Luft „wasserdampfgesät-tigt“. Die relative Feuchte beträgt dann 100 %.

Page 22: schimmelpilze Leitfaden

Tabelle 4: Beispiele für durchschnittliche

tägliche Wasserdampfabgabe

(Feuchtelast) in Drei-Personen-

Haushalten

Quelle: Heinz, E. (2000): Kontrollierte Wohnungslüf-tung, Verlag Bauwesen, Berlin: S. 23

Um 10 kg Wasser aus einem Haus abzufüh-ren, müssen bei dem auf Seite 17 genann-ten Beispiel (Abtransport von 3,2 g Wasserpro kg Luft) 10 /0,0032 ≈ 3000 kg Luft durchdas Gebäude gefördert werden. Häufig be-zieht man den Luftaustausch auf das Ge-bäudevolumen. Wenn das Gebäude ein Vo-lumen von 360 m3 und damit einen Luftin-halt von ca. 400 kg hat (vgl. Fußnote Tab. 3),muss dieser Luftinhalt mindestens 7 mal(7 x 400 kg = 2800 kg Luft) täglich ausge-tauscht werden, um die 10 kg Wasser abzu-transportieren. Der stündliche Luftwechselbeträgt dann im Mittel 7/24 h = 0,3/h. DieZahlen ändern sich entsprechend, wenn dieTemperaturen und Feuchtequellen anderesind. Die im Beispiel genannten Zahlen für

den Luftaustausch liegen an der unterenGrenze der wirklich erforderlichen Werte.

Aus hygienischer Sicht wird vielfach einLuftwechsel von 0,5-1,0/h bei normalerWohnraumnutzung für sinnvoll erachtet. Esgibt jedoch bis heute keine verbindlicheFestlegung von Mindestluftwechselstan-dards. Bei hoher Raumbelegung, wie z.B. inSchulklassen, können höhere Luftwechsel-raten notwendig sein. Welche Luftwechsel-raten sich bei welchen Lüftungskonstellatio-nen in der Praxis ergeben können, ist an ei-nigen Beispielen in Tabelle 5 aufgeführt.

Tabelle 5: Luftwechsel bei verschiedenen

Fensterstellungen bzw. Lüftungs-

einrichtungen (Schwankungen nach

oben und unten sind möglich in Ab-

hängigkeit von Fenstergrößen,

Raumvolumina, Temperaturdifferen-

zen innen/außen, Dimension der Lüf-

tungseinrichtungen etc.)

Zusammenstellung aus Literaturangaben: (Wegner u.Schlüter 1982; Erhorn 1986; Anonymous 1997; Krooßet al. 1997)

Aus Tabelle 3 folgt nicht nur, warum durchLüften eine Trocknung erreicht werdenkann, sondern auch warum es an kaltenWänden zu Tauwasserbildung kommenkann.

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Teil B, Für den Schulbereich relevante Schadstoffe und Schadstoffgruppen

Raum Quellen Wassermengein g/d

Beispiel 1 Beispiel 2

Küche Kochen + 3.000 800Feucht-reinigung

Bad/ Wasch- 150 0WC-Raum maschinenlauf

Duschbad 650 800

Wäsche- nicht 1.250trocknen untersucht

Andere ruhende 960 2.550Räume Person

aktive Person 2.430

Topfpflanzen 3.600 720

Sonstiges, z. B. 200 700nasse Kleidung

freie 480Wasserflächen

Wohnung alle 11.470 6.820 Fensterstellung/ Luftwechsel (h–1)Lüftungseinrichtung

Fenster in Kippstellung 0,3–4

Fenster halb geöffnet 4–10

Fenster ganz geöffnet 4–20

Querstromlüftung(mehrere gegenüberliegende Fenster ganz geöffnet ) 10–50

Mechanische Lüftungseinrichtung ohne Gebläse 0,5–4

Mechanische Lüftungseinrichtung mit Gebläse 0,5–10

Page 23: schimmelpilze Leitfaden

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Wird warme, mit Wasser gesättigte Luft ab-gekühlt, so muss die Luft Wasser als Tau-wasser oder Nebel ausscheiden. Aus derNatur ist uns dieser Vorgang bekannt. In derWohnung kann es entsprechend an kaltenWänden, an denen die warme Raumluft ab-gekühlt wird, zu Tauwasserbildung kommenoder können sehr hohe relative Feuchtenerreicht werden, die ein Schimmelpilz-wachstum ermöglichen.

Je schlechter die Wärmedämmung derAußenwände ist oder je mehr bauliche Feh-ler bei der Gebäudekonstruktion gemachtwurden (z.B. in Form von Wärmebrücken)und je schlechter Außenwände durch zirku-lierende Raumluft erwärmt werden, zumBeispiel hinter Schränken oder hinter Wand-verkleidungen, um so niedriger ist im Winterdie Oberflächentemperatur dieser Außen-wände. Damit nimmt die relative Feuchte ander Innenwandoberfläche und die Gefahrder Tauwasserbildung entsprechend zu (vgl.C-3).

Daher sollten an Außenwänden, vor allembei ungenügender Wärmedämmung, keinedicht abschließenden Möbelstücke, Bilderoder schwere Gardinen aufgestellt bzw. auf-gehängt werden. Als Richtschnur kann einMindestabstand von ca. 10 cm angesehenwerden.

Bei Kellerräumen ist die Wandtemperaturauch im Sommer häufig niedrig. Da aber dieabsolute Feuchte der Außenluft im Sommeroft hoch ist, wäre dann häufiges Lüften mitAußenluft zum „Abtrocknen“ falsch, weilimmer mehr Feuchtigkeit in den Raum ein-getragen wird und an den kalten Wändenkondensiert.

In Kellerräumen, die nur als Lager dienenund nicht für den längeren Aufenthalt vonPersonen bestimmt sind, wird Schimmelpilz-befall häufig in Kauf genommen. Abhilfewäre nur möglich durch bessere Wärme-dämmung, durch Beheizen oder durch

Trocknen der Raumluft. Keller, in denenSchimmelpilzwachstum nicht verhindertwird, sollten aber keine direkte Verbindungzum übrigen Gebäude haben, etwa durchTreppen, Schächte oder nicht abgedichteteÖffnungen in der Kellerdecke.

B-2.2 Luftaustausch im Gebäude

Der Luftaustausch in einem Gebäude kannauf zwei Arten erfolgen:

1. durch freie oder natürliche Lüftung durchTüren, Fenster und Undichtigkeiten inder Außenhülle des Gebäudes oder

2. durch maschinelle Lüftung mit Ventilato-ren.

Bei der freien oder natürlichen Lüftung ent-steht die Luftbewegung durch Auftriebskräf-te infolge von Temperaturunterschieden zwi-schen innen und außen oder durch Druck-unterschiede am Gebäude durch Wind (vgl.Infobox).

Bei vielen älteren Gebäuden sind die Un-dichtigkeiten in der Gebäudehülle nochimmer so groß, dass selbst bei geschlosse-nen Fenstern und Türen zweifache Luft-wechsel je Stunde keine Seltenheit sind undder Luftaustausch bei geschlossenen Fens-tern zur Erneuerung der Raumluft ausreicht.Hier kann zeitweise eher zu trockene Luft imWinter ein Problem sein.

Bei neuen Gebäuden werden die Außen-wände und die Fenster besser wärmege-dämmt. Das ist ein Vorteil, da damit dieWände wärmer sind und die Gefahr derKondenswasserbildung geringer wird.Gleichzeitig wird aber der Luftaustauschdurch dichtere Wände und dichtere Fensterreduziert. Dadurch steigt die relative Feuch-te im Gebäude und kann, obwohl die Ober-flächentemperaturen durch bessere Wär-medämmung erhöht sind, an den Innen-flächen der Außenwänden kritische Werte

Teil B, Für den Schulbereich relevante Schadstoffe und Schadstoffgruppen

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Teil B, Für den Schulbereich relevante Schadstoffe und Schadstoffgruppen

INFOBOXDruckunterschiede am Gebäude und freie Lüftung

Die Schachtwirkung eines Gebäudes kann mit Hilfe der in Bild 1 schematisch dargestellten Si-tuationen veranschaulicht werden. Die einzelnen Geschosse des Gebäudes sind nicht luftdichtvoneinander getrennt. Die Verbindungen entstehen durch Treppenhäuser, Technik- und Auf-zugsschächte oder Atrien. Wenn in solchen Gebäuden die Temperatur innen höher als außenist, bilden sich gegenüber außen Druckdifferenzen aus.Diese Druckdifferenzen hängen davon ab, wie die Undichtigkeiten in der Gebäudehülle verteiltsind. Die Erläuterung sei unter Verwendung von Bild 2 gegeben. Wenn das Gebäude vollkommendicht ist bis auf eine Öffnung unten (vgl. Bild 1, Typ I), so liegt die Druckverteilung I von Bild 2 vor;im unteren Gebäudeteil ist kein Druckunterschied zur Außenluft vorhanden, im oberen Gebäude-teil ist der Druck höher als in der Außenluft. Eine andere Situation liegt bei einem dichten Gebäu-de mit einer Öffnung oben vor (vgl. Bild 1, Typ II); im oberen Gebäudeteil ist keine Druckdifferenzvorhanden, unten herrscht ein geringerer Druck als in der Außenluft (vgl. Bild 2, Kurve II).

Bild 1: Drei Schachttypgebäude Bild 2: Druckverteilung am Schachttypgebäude

Weil – im Mittel – die Undichtigkeiten eines realen Gebäudes über die Oberfläche ungefährgleichmäßig verteilt sind (vgl. Bild 1, Typ III), tritt die in Bild 2 dargestellte Druckverteilung IIIam häufigsten auf; geringerer Druck als in der Außenluft im unteren Gebäudeteil, höhererDruck im oberen Teil. In der Gebäudemitte besteht kein Druckunterschied zur Außenluft, dortbesteht eine „neutrale Zone“. In diesem Fall strömt Luft unten in das Gebäude ein, durchströmtes von unten nach oben und verlässt es oben wieder. Wenn die Feuchtigkeitsquellen im Ge-bäude gleichmäßig verteilt sind, findet man in diesem Fall die schlechteste Luftqualität, auchdie höchste Luftfeuchtigkeit, im oberen Teil des Gebäudes.Bei einer Temperaturdifferenz von 30 °C zwischen Innen- und Außenluft reicht die entstehen-de Druckdifferenz im Winter in der Regel aus, um selbst bei geringer Öffnung der Fenster wirk-sam zu lüften.Als weiterer Antrieb für die Lüftung kann auch der Wind gelten. Bei Wind entsteht auf der an-geströmten Seite des Gebäudes Überdruck, auf der abgewandten Seite Unterdruck.Das Druckniveau lässt sich bei mechanischer Lüftung beeinflussen. Je nach Auslegung derZu- und Fortluftvolumenströme lässt sich Über- oder Unterdruck gegenüber der Umgebungentsprechend den Kurven I bis III in Bild 2 im ganzen Gebäude einstellen.

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erreichen. Das lässt sich durch Reduzierungder Feuchtequellen, mehr aktive Lüftungüber die Fenster oder maschinelle Lüftungverhindern.

Besonders in älteren Gebäuden haben Fen-ster oft eine schlechtere Wärmedämmungals die Wände. Das hat den Vorteil, dass Tau-wasserbildung zuerst am Fenster auftritt unddamit ein Hinweis gegeben wird, dass mehrgeheizt oder mehr gelüftet werden muss.

Bei dicht schließenden Fenstern mit besse-rer Wärmedämmung als bei den Wändensind nicht mehr die Fenster, sondern dieAußenwände (vor allem die Außenecken)die kältesten Stellen und damit die Stellenmit der höchsten relativen Feuchte (sieheauch C-3). Dort wird eventuell auftretendesKondenswasser meist nicht so schnell er-kannt als bei „beschlagenen“ Fensterschei-ben. Bei dicht schließenden, gut wärmege-dämmten Fenstern sollte daher vorsorglichvermehrt gelüftet werden. Man kann auchFeuchtigkeitsmessgeräte zur Beurteilungheranziehen, sollte dabei aber bedenken,dass einfache Feuchtemessgeräte sehr un-zuverlässig sein können und häufig durchAnzeige von mehreren Stellen nach demKomma eine unberechtigte Genauigkeit vor-täuschen. Es wurde auch der Vorschlag ge-macht, mindestens ein kleines schlecht ge-dämmtes Fenster mit Kondensatablauf beiSanierungen als Feuchteindikator zu erhal-ten, falls die Fenster besser wärmege-dämmt sind als die Wände.

In Gebäuden mit dicht schließendenFenstern muss vermehrt gelüftet wer-den, um Feuchtigkeit aus dem Raumabzuführen und damit möglichenSchimmelpilzproblemen vorzubeugen.

Vermieter sollten ihre Mieter unbe-dingt über die Folgen der Abdich-tungs- und Wärmedämm-Maßnahmeninformieren.

B-2.3 Richtiges Lüften

Zur Verringerung der Feuchte im Raum soll-te mehrmals täglich eine kurze Stoßlüftung(5-10 min. ein oder mehrere Fenster weitöffnen) durchgeführt werden. Querlüftungist dabei besonders effektiv. In Einzelfällen,wenn z.B. wegen Abwesenheit der Raum-nutzer keine Stoßlüftung möglich ist, kannauch eine Spaltlüftung (geeignete Spaltma-ße vorausgesetzt) sinnvoll sein.

Bei neu erstelltem oder saniertem Wohn-raum ist aufgrund der damit verbundenenBaufeuchte über einen gewissen Zeitraumeine deutlich erhöhte Lüftung erforderlich.

Bei Raumnutzungen mit hohem Feuchtean-fall und guter Wärmedämmung ist esmanchmal nicht möglich, durch zumutbaresmanuelles Lüften die Luftfeuchtigkeit aufdas notwendige Maß zu reduzieren. In die-sen Fällen kann eine mechanische Be- undEntlüftung Abhilfe schaffen.

Für die mechanische Be- und Entlüftungkommen vor allem zwei Systeme in Betracht:

1. Bedarfslüftung mit Abluftventilatoren inWohnbereichen mit großem Feuchte-anfall, also in Küchen und Sanitärräu-men. Die Ventilatoren werden zweckmä-ßigerweise über Feuchtesensoren ge-schaltet.

2. Zu- und Abluftsysteme mit Wärmerück-gewinnung. Bei diesen Anlagen, diemöglichst so betrieben werden sollten,dass die Fenster während der Heizpe-riode nicht geöffnet werden, sollte derLuftaustausch den anfallenden Feuchte-lasten angepasst werden und die Luftdort abgesaugt werden, wo die Feuchte-quellen konzentriert sind. Neuerdingswerden in größeren Anlagen zur Versor-gung ganzer Gebäude zuluftseitig auchErdwärmetauscher verwendet. Sie kön-nen im Frühjahr/Sommer zu einem

Teil B, Für den Schulbereich relevante Schadstoffe und Schadstoffgruppen

Page 26: schimmelpilze Leitfaden

mikrobiellen Problem führen, wenn anden Wänden der Wärmetauscher hohe

relative Feuchte oder sogar Tauwasserauftritt.

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Teil B, Für den Schulbereich relevante Schadstoffe und Schadstoffgruppen

TIPPS für richtiges Lüften

Zur Verringerung der Feuchte im Raum sollte vorzugsweise mehrmals täglich einekurze Stoßlüftung (5–10 min. bei weit geöffnetem Fenster) erfolgen.

BAD

Im Bad sollte, insbesondere bei Räumen mit ungenügender Lüftungsmöglichkeit, nachdem Duschen das Wasser von Wänden und Boden entfernt werden. Es braucht dannnicht mehr durch Lüftung abgeführt zu werden. Nach dem Duschen sollte man dieFenster im Bad (soweit vorhanden) kurzzeitig weit öffnen.

Da nasse Handtücher und Wände im Badezimmer – trotz kurzzeitigen Lüftens – nochviel Wasser enthalten können und sich damit längerfristig eine zu hohe relative Feuch-te im Raum einstellt, kann es hilfreich sein, die Türen zu anderen beheizten Räumennach dem Lüften offen zu halten. Bei kleinen fensterlosen Räumen empfiehlt sichaußerdem die Installation einer möglichst über Feuchtesensoren gesteuerten, mecha-nischen Belüftung.

KÜCHE

In der Küche kann durch einen Dunstabzug mit Abführung der Abluft ins Freie vielFeuchtigkeit aus dem Raum entfernt werden. Ein solcher Abzug ist überdies unter demGesichtspunkt der Abführung von Kochdünsten und – beim Kochen mit Gas – von Ver-brennungsgasen sinnvoll.

Dunstabzugshauben mit Umluftführung sind zur Verringerung der Luftfeuchtigkeit inder Küche nicht geeignet.

KÜHLE RÄUME

Weniger beheizte Räume (z.B. Schlafzimmer) sollten nicht mittels warmer Luft aus an-deren Räumen (am Abend) aufgewärmt werden. Im kälteren Raum kann es sonst anWänden oder Fensterscheiben zu Tauwasserbildung kommen.

Bei Nutzung des – wenig beheizten – Schlafzimmers sollte durch gute Lüftung für dieAbfuhr von Feuchtigkeit (jeder Schlafende gibt Wasserdampf ab) gesorgt werden, da essonst zu Tauwasserbildung kommen kann.

Page 27: schimmelpilze Leitfaden

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TIPPS für richtiges Lüften (Fortsetzung)

In Räumen, die längere Zeit nicht benutzt und beheizt wurden, sollte bei erneutem Ge-brauch vorher vermehrt gelüftet werden.

ABWESENHEIT

Können wegen Abwesenheit der Bewohner die Fenster einer Wohnung nicht mehrmalstäglich geöffnet werden, sollten wenigstens die Innentüren offen gehalten werden,damit noch vorhandene Feuchte aus den feuchteren Bereichen (z.B. Küche, Bad)gleichmäßig über alle Räume verteilt wird.

Teil B, Für den Schulbereich relevante Schadstoffe und Schadstoffgruppen

B-2.4 Raumlufttechnische Anlagen

Raumlufttechnische Anlagen lassen sicheinteilen in einfache Be- und Entlüftungsan-lagen und die sogenannten Klimaanlagen,die die Luft zusätzlich kühlen und befeuch-ten können.

Der Vorteil von raumlufttechnischen Anla-gen besteht in dem garantierten Mindestluft-austausch, unabhängig von der Witterung.

Die in B-2.2 erwähnten Zu- und Abluftsyste-me mit Wärmerückgewinnung stellen eineeinfache Ausführungsform einer raumluft-technischen Anlage dar. Sie sind vor allemim Wohnbereich anzutreffen. Die Anlagenhaben nur die Funktionen Lüften und Hei-zen, wobei das Lüften gleichzeitig die Ab-fuhr von Luftverunreinigungen und Feuch-tigkeit aus dem Gebäude bewirkt. Problem-zonen mit hohen relativen Feuchten und der

Gefahr von Pilzwachstum können bei die-sen Anlagen a) in den erwähnten Erdwär-metauschern im Frühjahr/Sommer und b)auf den Filtern am Eintritt in den Erdwärme-tauscher bei hoher relativer Luftfeuchte imWinter bestehen.

Anlagen, die die zusätzlichen FunktionenKühlen und Befeuchten haben („Klimaanla-gen“), arbeiten ihrer Aufgabe entsprechendin Bereichen hoher relativer Feuchten undkönnen deshalb auch zu Problemen führen.Wie solche Anlagen aus hygienischer Sichtgeplant und betrieben werden sollten, wirdin der VDI-Richtlinie 6022 beschrieben (vgl.Infobox). Die Angaben reichen von der rich-tigen Wahl des Ortes der Luftansaugungüber die Sauberkeit der Luftleitungen biszum richtigen Umgang mit Befeuchtern undFiltern. Raumlufttechnische Anlagen solltenregelmäßig durch geschultes Personal ge-wartet werden.

Page 28: schimmelpilze Leitfaden

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Teil B, Für den Schulbereich relevante Schadstoffe und Schadstoffgruppen

INFOBOXWartung und Kontrolle raumlufttechnischer Anlagen

aus hygienischer Sicht (VDI 6022)

Sprühbefeuchter müssen regelmäßig alle 6 Monate gereinigt werden. Das Wasser in der Sam-melwanne muss bei längerem Stillstand abgelassen werden und während des Betriebs regel-mäßig erneuert werden. Das Befeuchterwasser darf nur 1000 KBE/ml enthalten.

Die Befeuchteranlage ist regelmäßig zu reinigen. Bei einer Kontamination durch Mikroorga-nismen muss desinfiziert werden.

Für alle Wände der Luftleitungen gilt, dass Wasserniederschläge an keiner Stelle längerfristigauftreten dürfen. Luftleitungen und alle Oberflächen, die von Luft berührt werden, müssen„besenrein“ sein. Zur Überprüfung wird der Staub oder die Verunreinigung mit einem lösungs-mittelhaltigen Wischtuch auf einer definierten Fläche entnommen und gewogen.

Bei Kühlern mit Kondensatanfall muss ein Ablauf mit Rückschlagsiphon für das Kondensatvorhanden sein. Der Ablauf muss an der tiefsten Stelle liegen. Der Siphon darf nicht fest aneine Abwasserleitung angeschlossen werden. Bewuchs und Ablagerungen auf den Lamellensind zu beseitigen.

Filter sind rechtzeitig zu wechseln, entweder beim Erreichen einer vorgegebenen Druckdiffe-renz oder nach einer bestimmten Standzeit: Außenluftfilter spätestens nach einem Jahr, Se-kundärfilter spätestens nach zwei Jahren.

Page 29: schimmelpilze Leitfaden

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Teil C Bestandsaufnahme undSanierung bei Schimmelpilzwachstum inInnenräumen

Bei Verdacht auf Vorliegen eines Schimmel-pilzschadens werden die betroffenenRäume begangen, gegebenenfalls in Kom-bination mit weitergehenden Untersuchun-gen (vgl. C-1).

Die Auswertung der Ergebnisse im Gesamt-zusammenhang ermöglicht eine Aussagezum Vorliegen einer Schimmelpilzquelle imInnenraum (vgl. C-2).

Beim Vorliegen einer Schimmelpilzquelle imInnenraum sollten die Ursachen ermitteltund beseitigt werden (vgl. C-3).

An wen kann ich mich bei Ver-dacht von Schimmelpilzwachs-tum in der Wohnung wenden?

Wenn Sie befürchten, dass in IhrerWohnung eine Schimmelpilzquellevorhanden ist, die Ihre Gesundheit be-einträchtigen könnte, dann lassen Siesich von Ihrem zuständigen Gesund-heitsamt oder Verbraucherschutzzen-tralen beraten.

Wenn Sie bereits unter gesundheit-lichen Beschwerden leiden, von denenSie befürchten, dass Sie mit Schim-melpilzwachstum in Ihrer Wohnungzusammenhängen können, dann wen-den Sie sich an Ihren Hausarzt, um-weltmedizinische Zentren oder dieLandes-Ärztekammer.

C-1 Schadensaufnahme beiVorkommen vonSchimmelpilzen in Gebäuden

Die Erfassung von Schimmelpilzen in Innen-räumen erfolgt oftmals zur Klärung, ob beiden Raumnutzern festgestellte Erkrankun-gen bzw. gesundheitliche Beschwerden(z.B. Allergien, Asthma) in Zusammenhangmit dem Vorkommen von Pilzsporen in derInnenraumluft stehen könnten.

In manchen Fällen dient eine solche Unter-suchung aber auch der vorsorglichen Abklä-rung, ob eine gesundheitliche Gefährdunggegeben sein kann. Dies kann z.B. der Fallsein, wenn nach einem WasserschadenFeuchteflecken vorhanden sind und Hin-weise auf Schimmelpilzwachstum in Formvon muffigem/modrigen Geruch oder dun-klen Flecken an Wänden, Decken oder Mo-biliar auftreten.

Die Untersuchung der Räume durch Bege-hung (vgl. C-1.1) und Erfassung der Schim-melpilze (vgl. C-1.2-C-1.4) kann unter-schiedliche Ziele haben. Es ist zu klären ob:

■ eine Schimmelpilzquelle vorhanden ist■ bauliche Mängel vorliegen■ ein Fehlverhalten bei den Nutzern vor-

liegt.

Abbildung 4 zeigt den verallgemeinertenAblauf einer Untersuchung zur Ermittlungder Schimmelpilzbelastung in Gebäuden.Eine solche Untersuchung setzt einenhohen Sachverstand voraus. Eine einfacheschematische Herangehensweise ist höchstproblematisch, daher sind in Abbildung 4mehrere Optionen angegeben, die je nachFragestellung gewählt werden. Es ist jeweilsder konkrete Einzelfall unter Hinzuziehungaller vorhandenen Informationen zu beurtei-len.

Da der potentiell Betroffene sein Lebens-und Wohnumfeld am besten kennt, ist es

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Page 30: schimmelpilze Leitfaden

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

• Ortsbesichtigung, Begehungmit Befragung der Betroffenen

• Erhebung von Randbedingungen (wie z.B.Luftfeuchte, Temperatur, Lüftungsverhalten,Materialfeuchte)

• Kein/wenig sichtbarerSchimmelpilzbefall, aber– Geruch– Feuchtigkeit– bauliche Mängel– gesundheitliche Beschwerden

Starker sichtbarer Schimmelpilzbefall

Messung derSchimmelpilze in

der Innen- u. Außenluft

Messung derSchimmelpilze

im Staub

Messung der MVOC inder Innen-u. Außenluft

Materialprobe

Einsatz einesSchimmelpilz-spürhundes

• Materialprobe• Oberflächenkontaktprobe

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abschließende Beurteilung

Abb. 4: Ablauf der Untersuchung auf eine Schimmelpilzbelastung in Gebäuden

Anmerkung: Die in der Abbildung dargestellten Schritte sind denkbare Optionen, müssen im Ein-zelfall und in Abhängigkeit der Ortsbegehung jedoch nicht alle durchgeführt werden. Weitere Er-läuterungen im Text.

Page 31: schimmelpilze Leitfaden

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wichtig, dass er darüber befragt wird, obHinweise oder Anzeichen einer Schimmel-pilzbelastung festzustellen sind. Seine Ver-mutungen oder ein gezielt geäußerterVerdacht sind eine wesentliche Hilfe dafür,das Problem einer Schimmelpilzbelastungin Gebäuden in geeigneter Weise anzu-gehen.

Vor Durchführung mikrobiologischer Unter-suchungen sollte zunächst eine Ortsbege-hung stattfinden. Bei dieser Ortsbegehungsollten die möglichen Ursachen für eineSchimmelpilzbelastung abgeklärt und ineinem Begehungsprotokoll festgehaltenwerden (vgl. C-1.1). Außerdem sollte durchdie Begehung abgeklärt werden, ob eineoder mehrere allgemein bekannte Quellenfür Schimmelpilze in Innenräumen vorlie-gen. Die relevanten Randbedingungen, wiez. B. Luft- und Materialfeuchte, Temperatur,Lüftungsverhalten sind zu bestimmen undzu dokumentieren.

Je nach Ergebnis der Ortsbegehung undder Art der Fragestellung können anschlie-ßend Schimmelpilz-Untersuchungen in derLuft, im Staub sowie direkt auf dem befalle-nen Material notwendig sein (vgl. C-1.2). ZurBeurteilung der Frage, ob sich eine verdek-kte Schimmelpilzquelle im Innenraum befin-det, kann auch die Bestimmung von MVOC(vgl. C-1.3), zur Lokalisierung der Scha-densquelle auch der Einsatz eines Spür-hundes von Nutzen sein (vgl. C-1.4).

Bei der Ortsbegehung werden physi-kalische Daten (z.B. Temperatur,Feuchtigkeit) und allgemeine Angabenüber die Wohnung erhoben. Außerdemfindet eine Befragung der Bewohnerstatt.

Aus diesen Informationen ergibt sichder weitere Ablauf der Untersuchun-gen.

Für die abschließende Beurteilung einerInnenraumbelastung mit Schimmelpilzenmüssen alle gesammelten Informationen(alle Befragungs- und Messergebnisse, An-gaben im Begehungsprotokoll, physikali-sche Daten) im Gesamtzusammenhang ge-sehen werden. Die Beurteilung einer Schim-melpilzbelastung aus Teilinformationen oderEinzelmessungen ohne Kenntnis der Gege-benheiten vor Ort ist nicht sinnvoll.

Durch eine solche Gesamtbeurteilung ist esin der Regel möglich festzustellen, ob eineSchimmelpilzquelle im Innenraum vorliegt.Diese Beurteilung setzt einen hohen Sach-verstand voraus, da keine allgemein an-wendbaren Beurteilungskriterien vorhandensind und damit immer eine Einzelfallprüfungnotwendig ist (vgl. C-2). Die Bestimmungund Bewertung sollte nur durch Personen,Laboratorien oder Institutionen erfolgen, diebestimmte Qualitätskriterien erfüllen (vgl.C-1.5). Mit der Feststellung des Vorhanden-seins einer Schimmelpilzquelle ist zunächstnoch keine Aussage zur gesundheitlichenGefährdung verbunden (vgl. C-2).

C-1.1 Begehung

Durch eine Ortsbesichtigung sind die mög-lichen Ursachen für eine Schimmelpilzbe-lastung abzuklären. Erhoben werden dabeizum einen wichtige physikalische Parame-ter, wie Temperatur und Feuchtigkeit imRaum und auf Materialien, zum anderenAngaben über die Wohnung sowie möglicheQuellen für Schimmelpilze. Zur Begehunggehört auch eine Abfrage zu gesundheit-lichen Beeinträchtigungen bei den Raum-nutzern.

Schon diese Aufzählung macht deutlich,dass es sich bei der Abklärung von Schim-melpilzwachstum in einer Wohnung unddamit eventuell einhergehenden gesund-heitlichen Auswirkungen um ein multidiszi-plinäres Problem handelt, bei dem Experten

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Page 32: schimmelpilze Leitfaden

unterschiedlicher Fachrichtungen (z.B. Bau-fachleute, Mikrobiologen, Umweltmediziner)zusammenarbeiten müssen. Dabei ist esbesonders wichtig, dass diese Expertensich auf diese Problemstellung spezialisierthaben und auch die Arbeitsweise der ande-ren Disziplinen verstehen, um eine fruchtba-re Zusammenarbeit zu ermöglichen.

Durch Bestimmung physikalischer Para-meter wie Temperatur und Feuchte soll beider Begehung abgeklärt werden, ob es inbestimmten Bereichen der Wohnung zuTauwasserproblemen mit anschließendemSchimmelpilzwachstum kommen kann(siehe auch C-3).

Temperaturmessungen sind nur in der kal-ten Jahreszeit zu empfehlen und sollten ander kältesten Stelle des Raumes erfolgen.Optimal sind Langzeit-Temperaturmessun-gen mit Registrierung von Taupunktunter-schreitungen. Dadurch kann beobachtetwerden, zu welchen Zeiten oder bei wel-chen Aktivitäten kritische Konstellationenvon Temperatur und Luftfeuchtigkeit auftre-

ten. Durch Feuchtigkeitsmessungen vonLuft und Wandmaterialien kann man mei-stens feststellen, ob die Feuchtigkeit aufmangelnder Lüftung oder Heizung beruhtoder baulich bedingt ist (z.B. Wärmebrückevgl. B-1).

Bei unklaren Ergebnissen können auchweitergehende bauphysikalische Untersu-chungen (z.B.Thermographie, Blower-Door-Verfahren) eingesetzt werden. Eine Be-schreibung dieser Verfahren findet sich z.B.im Bericht des LandesgesundheitsamtesBaden-Württemberg zu Schimmelpilzen inInnenräumen (siehe Literaturliste in An-hang 2, S. 73).

Bei der Begehung sollten auch weitereAngaben über die Wohnung erhoben wer-den.

Die Erfassung allgemeiner Angaben zurWohnung und deren Nutzung sowie mög-licher bekannter Quellen für Schimmelpilzeist für eine sinnvolle Interpretation der Mes-sergebnisse zum Vorkommen von Schim-

INFOBOXSchimmelpilze im Keller –

ein Sommerproblem

Im Gegensatz zum normalen Wohnraumkönnen im Keller im Sommer Problememit Taupunktunterschreitungen vorkom-men.

Wenn die Kellerräume unbeheizt sind,kann die warme und feuchte Außenluft,die beim Lüften in die Räume gelangt, anden kalten Wänden zu Tauwasserbildungmit daraus resultierenden Problemenführen. In solchen Fällen sind bauphysi-kalische Messungen auch im Sommersinnvoll (vgl. B-2.1)

INFOBOXWer führt Wohnungsbegehungen

durch?

Möchten Sie wissen, wer in Ihrer NäheWohnungsbegehungen und Schimmel-pilzanalysen durchführt, so lassen Siesich durch Ihr zuständiges Gesundheits-amt oder eine Verbraucherschutzzentraleberaten.

Achten Sie bei der Vergabe von Aufträ-gen für Schimmelpilzmessungen darauf,dass die Laboratorien ein internes Quali-tätssicherungssystem haben und sich re-gelmäßig erfolgreich an externen Quali-tätssicherungsmaßnahmen (Ringversu-che) beteiligen (vgl. C-1.5).

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Page 33: schimmelpilze Leitfaden

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melpilzen im Innenraum (C-1.2) und für einemöglicherweise notwendige Sanierung(C-3) unerlässlich.

Folgende Angaben sollten erfasst werden:

■ Wohnung und Umfeld:– Wohnung allgemein

(Lage und Größe, Alter des Gebäu-des, bauliche Besonderheiten, Nassräume, Baumaterialien, Unter-kellerung, Dämmung, Art der Fenster)

– Ausstattung der Wohnung (Fußbö-den, Wände, Möblierung, Gardinen,Topfpflanzen, Raumlufttechnische An-lagen, Luftbefeuchter)

– Bewohner, Haustiere– Heizungs- und Lüftungsverhalten– Wärmedämmmaßnahmen– Renovierungen, Umbauten– Geruch: Art und Intensität– Umgebung des Hauses, Bebauungs-

dichte

■ Mögliche Schimmelpilzquellen im Um-feld– emittierende Betriebe in der Umge-

bung wie Kompostwerke, landwirt-schaftliche Betriebe o.ä.

– Mülltonnen, Komposthaufen

■ Hinweise auf Schimmelpilzbefall und/oder Feuchteschäden im Innenraum– Früheres oder aktuelles Auftreten von

Feuchte- bzw. Schimmelpilzproble-men (inklusive bisher erfolgter Maß-nahmen)

– Sichtbarer Schimmelpilzbefall, Feuch-teflecken und sonstige Feuchteschä-den

– Materialien mit Feuchteschäden (z. B,Mauerwerk, Holz, Fachwerk, Fenster-rahmen, Dämmmaterialien, Tapeten,Teppiche, Möbel, Matratzen, Bücher)

– Baumaßnahmen mit Feuchteeintrag

■ Mögliche weitere Schimmelpilz- oderFeuchtequellen im Innenraum

– Sammeln von Biomüll oder „Grüner-Punkt -Müll“ in der Wohnung

– unsachgemäße Lagerung von Abfäl-len im Wohnbereich

– Topferde von Zimmerpflanzen– Fugen, z. B. Silikonfugen in Feuchte-

bereichen– verdorbene Lebensmittel, Tierfutter– Haustierhaltung (insbesondere Käfig-

tiere)– Gewächshaus in Verbindung mit der

Wohnung– Luftbefeuchter, Zimmerspringbrun-

nen– Aquarium in der Wohnung– Wasserschäden, Heizungsleckage.

Um diese Angaben zu standardisieren, istes sinnvoll, ein Begehungsprotokoll zuverwenden, in das alle Informationen einge-tragen werden.

Ein solches Begehungsprotokoll kann meh-rere Ziele haben. Es ist zum einen eine Hil-festellung als Checkliste für die Untersu-chung vor Ort. Es soll eine vergleichbareund nachvollziehbare Dokumentation er-möglichen. Für das Labor müssen Datenenthalten sein, die eine eindeutige Zuord-nung und Charakterisierung der Probe er-lauben (Probenahmeprotokoll). Außerdemkann das Begehungsprotokoll als Unterlagefür Sachverständige (Architekten, Umwelt-mediziner) dienen.

In Anhang 1 ist beispielhaft ein Begehungs-protokoll aufgeführt. Je nach Zielgruppe undFragestellung sollte es in entsprechend an-gepasster Fassung eingesetzt werden.

Die Ergebnisse der Ortsbegehung bestim-men das weitere Vorgehen bei der Bestim-mung der Schimmelpilzbelastung (sieheauch Abbildung 4).

Bei optisch eindeutig wahrnehmbarem star-ken Schimmelpilzbefall und erkennbarerSchadensursache ist eine Messung der

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Page 34: schimmelpilze Leitfaden

Schimmelpilzkonzentration überflüssig. Essollten vielmehr direkt Schritte zur Sanie-rung (Abschnitt C-3) unternommen werden.

Wenn eine genaue Angabe über die Schim-melpilzart gewünscht wird, ist eine Material-probe bzw. Oberflächenkontaktprobe (Ab-klatschverfahren oder Klebestreifenverfah-ren) ausreichend (C-1.2.4).

Bei Verdacht auf Schimmelpilzbefall ohneoder mit nur wenigen sichtbare/n Schimmel-pilzflecken (z. B. aufgrund eines dauerhaften„muffigen“ Geruchs oder bei gesundheit-lichen Beschwerden von Bewohnern) kann,wie beschrieben, eine Untersuchung derRaumluft (vgl. C-1.2.1 und C-1.3) oder vonStaubproben (vgl. C-1.2.2) Klarheit schaf-fen. Bei begründetem Verdacht einer ver-deckten Pilzquelle kann der Einsatz einesSchimmelpilzspürhundes die Lokalisationder Quelle erleichtern (vgl. C-1.4). BefalleneMaterialien können direkt untersucht wer-den (vgl. C-1.2.3).

C-1.2 Bestimmung vonSchimmelpilzbelastungen

Um entscheiden zu können, ob eine Schim-melpilzbelastung in Gebäuden vorliegt, kön-nen je nach Fragestellung folgende Probenuntersucht werden:

■ Luft – sowohl Innenraum- als auchAußenluft (vgl. C-1.2.1)

■ Hausstaub – Staub von Teppichböden,Betten, Polstermöbeln (vgl. C-1.2.2)

■ Materialien und deren Oberflächen (vgl.C-1.2.3).

Neben der Bestimmung der Gesamtzahlvon kultivierbaren Schimmelpilzen(bestimmt als koloniebildenden Einheiten(KBE, siehe Abschnitt A-1) ist es wichtig, dieArt der Schimmelpilze zu bestimmen. Siegibt Hinweise auf die Ursachen einer mög-lichen Belastung und auf die gesundheitli-che Gefährdung durch spezielle Schimmel-pilze (Abschnitt A-2).

Da oft nur ein Teil der tatsächlich vorhande-nen Sporen kultivierbar ist, andererseitsallergische und toxische Wirkungen auchvon den nicht kultivierbaren Schimmelpilzenausgehen (Abschnitt A-1), wurden Metho-den entwickelt, um die Gesamtsporenzahlder Schimmelpilze bzw. die Gesamtzellzahlder Schimmelpilze und Bakterien zu erfas-sen (C-1.2.4).

Es gibt kein Verfahren zur Probenah-me, Aufarbeitung und Bestimmungvon Schimmelpilzen, das für alle Fra-gestellungen anwendbar ist.

Ein standardisiertes Messverfahren gibt esmomentan nur für Luftmessung im arbeits-medizinischen Bereich (Technische Regelnfür biologische Arbeitsstoffe = TRBA430,1997). Diese Methode wird modifiziertauch im umweltmedizinischen Bereich ge-nutzt. Aufgrund der veränderten Aufgaben-stellung ist sie hierfür allerdings beträchtlich

INFOBOXVerdeckte Schimmelpilze hinter

Möbeln

Schimmelpilze finden oft gute Wachs-tumsbedingungen hinter Möbelstückenan Außenwänden, da hier die Luftzirkula-tion unterbunden wird. In Verbindung mitkalten Wänden kann es zu erhöhtenOberflächenfeuchten in diesem Bereichkommen.

Daher sollte bei einer Wohnungsbege-hung auch hinter Regalen, Schränkenund Polstermöbeln auf Schimmelpilz-wachstum geachtet werden, vor allem,wenn die Möbel dicht an Außenwändenstehen.

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Page 35: schimmelpilze Leitfaden

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zu erweitern (u.a. selektive Nährmedien,Bestimmung der Arten, vgl. C-1.2.1).

Eine nähere Beschreibung der unten ange-sprochenen Methoden mit Hinweisen zuVor- und Nachteilen sowie zu sinnvollen Ein-satzbereichen finden sich im Bericht desLandesgesundheitsamtes Baden-Württem-berg zu Schimmelpilzen in Innenräumen(siehe Literaturliste).

C-1.2.1 Messung kultivierbarer Schim-melpilze in der Innenraumluft

Die quantitative Methode zur Bestimmungder kultivierbaren luftgetragenen Pilzsporenin der Innenraumluft ist die am weitestenverbreitete Methode zur Erfassung vonSchimmelpilzen in Gebäuden. Sie stellt eineMomentaufnahme der Schimmelpilzkonzen-tration in der Raumluft dar.

Die Methode beruht darauf, dass die kulti-vierbaren Schimmelpilzsporen nach geeig-neter Sammlung auf Agarnährböden ange-züchtet werden. Dadurch werden sie makro-skopisch auszählbar. Sie werden als Ge-samtzahl der koloniebildenden Einheitenpro Luftvolumen (Gesamt-KBE/m3) ange-geben (vgl. A-1). Der Vorteil dieser Methodeist, dass damit nicht nur eine Bestimmungder Gesamtkoloniezahl, sondern auch eineDifferenzierung (Unterscheidung) der ein-zelnen vorhandenen Schimmelpilzartenmöglich ist.

Geeignete Verfahren zum Sammeln vonSchimmelpilzen aus der Luft sind die Filtra-tion und die Impaktion. Dabei wird eine de-finierte Luftmenge mit einer Pumpe ange-saugt, und die in der Luft enthaltenenSchimmelpilzsporen werden auf einem Fil-ter (Filtration) oder direkt auf dem Nährme-dium (Impaktion) abgeschieden. Bei der Fil-termethode wird das Filter nach der Probe-nahme auf das Nährmedium aufgelegt. Das

Nährmedium wird je nach Fragestellung beieiner definierten Temperatur ca. 7 Tage be-brütet. Anschließend werden die sich bilden-den Kolonien ausgezählt.

Um unterscheiden zu können, ob eineSchimmelpilzbelastung auf eine innerhalboder außerhalb der Wohnung liegendeQuelle zurückzuführen ist, ist zeitgleich zurMessung der Innenraumluft auch dieAußenluft zu untersuchen. Die Außenluft-probenahme sollte möglichst auf der demWind zugewandten Seite (Luv-Seite), ambesten 0,5 m vor dem Fenster durchgeführtwerden. Es sollte möglichst keine Probe-nahme bei Regenwetter und erhöhten Wind-stärken durchgeführt werden, da dies dieErgebnisse der Gesamt-KBE-Bestimmun-gen beeinflussen kann. Wenn eine Verschie-bung des Messtermins nicht möglich ist, isteine überdachte, windgeschützte Stelle aufder Windseite des Gebäudes zu wählen. Diejeweiligen Umgebungsbedingungen sindgenau zu protokollieren.

Die Konzentration der Schimmelpilze in derAußenluft ist saisonalen und regionalenSchwankungen unterworfen (vgl. A-1, Abb.2). Außerdem können lokale Schimmelpilz-quellen wie Biotonnen oder Komposthaufenzu einer erhöhten Schimmelpilzkonzentra-tion in der Außenluft beitragen. Der gleich-zeitig mit der Innenraumluftmessung erho-bene Außenluftmesswert erfasst die aktuel-le Situation in der Außenluft. Damit kann ab-geschätzt werden, ob die in der Innenraum-luft nachgewiesenen Schimmelpilze aus derAußenluft stammen, oder aus einer Innen-raumquelle kommen.

Darüber hinaus ist es hilfreich, eventuell vor-handene, für die Jahreszeit und die Wohn-gegend typische Außenlufterfahrungswertebei der Beurteilung heranzuziehen. Damitkönnen auch ungewöhnliche Belastungen inder Außenluft (z.B. durch Komposthaufen)des aktuell untersuchten Gebäudes erkanntwerden.

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Page 36: schimmelpilze Leitfaden

Bei der Innenraumluftprobenahme kannwährend der Probenahme das Ergebnisdurch die Zahl der Personen und ihre Akti-vitäten beeinflusst werden. In dem zu unter-suchenden Raum sollten 8 – 12 Stunden vorder Messung die Fenster geschlossen blei-ben, so dass das aktuelle Keimspektrum imInnenraum nicht zu stark durch die Außen-luft beeinflusst wird.

Außer der Messung der Konzentration derSchimmelpilze in der Innen- und Außenluftist die Bestimmung der dominierenden Gat-tungen oder Arten der Schimmelpilze vongroßer Bedeutung als Hinweis für die mögli-che Ursache erhöhter Schimmelpilzkonzen-trationen sowie zur Abschätzung der ge-sundheitlichen Gefährdung (C-2).

Das Untersuchungsergebnis hängt vorallem von folgenden Einflussfaktoren ab(die Reihenfolge sagt nichts über die Be-deutung dieses Parameters aus):

■ Ansaughöhe■ Ansaugvolumen, Ansaugzeit■ Sammelprinzip und Art des Luftkeim-

sammlers■ Nachweis und Bestimmungsmethode■ Belegung, Raumnutzung, Aktivität■ Belüftung (Belüftungsart, Luftwechsel)

Normalerweise wird die Innenraumluft in 1bis 1,5 m Höhe untersucht. Aus statistischenGründen sollten mehrere Parallelmessun-gen eventuell mit unterschiedlichen Volumi-na durchgeführt werden (siehe unten). Ge-eignet sind Filtrations- und Impaktionsver-fahren, mit denen Partikel von 1 µm nochgut erfasst werden können. Als Nährmedienwerden DG 18-Agar (allgemein) und Malz-extraktagar (für bestimmte Schimmelpilzewie Stachybotrys, Chaetomium) empfohlen.

Aus dem Vergleich der in der Innenraumluftund in der Außenluft erhaltenen Messwertekann meist festgestellt werden, ob es imInnenraum eine Schimmelpilzquelle gibt.

Eine Schimmelpilzquelle ist dann imInnenraum zu vermuten, wenn die Anzahlder Schimmelpilze im Innenraum deutlichüber der Anzahl der Schimmelpilze in derAußenluft liegt und/oder die Zusammenset-zung der Arten im Innenraum deutlich vonder Zusammensetzung der Arten in derAußenluft abweicht (siehe C-2).

Die Beantwortung der Frage, ob eineSchimmelpilzquelle im Innenraum vorliegt,wird in der Praxis aber oft erschwert, da

■ mikrobiologische Bestimmungen miteiner hohen Streuung behaftet sind.Schimmelpilzsporen sind in der Luft nichtgleichmäßig verteilt, sondern ihre Vertei-lung hängt von den unterschiedlichstenParametern (z. B. Luftzirkulation, Bewe-gungen im Raum, relative Feuchtigkeit)ab. Daher sind einzelne Schimmelpilz-messungen mit einem großen Unsicher-heitsfaktor behaftet. Es wird empfohlenmehrere Parallelmessungen durchzufüh-ren.

■ die bisherigen Messverfahren weitge-hendst auf Kurzzeitmessungen (meist5–15 min.) basieren und trotz Mehrfach-messungen eine verallgemeinernde Ein-schätzung nur bedingt möglich ist.

■ nicht alle vorhandenen Schimmelpilzekultivierbar sind.Manche Schimmelpilzarten wachsensehr schlecht auf den Nährmedien, be-sonders, wenn sie unter Stressbedin-gungen (z.B. längeres Austrocknen)überleben müssen. Je nach Zusammen-setzung der Schimmelpilzpopulationkönnen kulturell auf Nährböden deutlichweniger Schimmelpilze nachgewiesenwerden als wirklich vorhandenen sind.Die Ermittlung der Gesamtsporenkon-zentration, die unabhängig vom Wachs-tum auf Nährmedien ist, kann diesemProblem Rechnung tragen (sieheC-1.2.4).

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

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■ die allgemein anerkannte und genutzteBezugsgröße für eine Innenraumbela-stung die Außenluftbelastung ist, die ih-rerseits sehr starken örtlichen, witte-rungsbedingten und jahreszeitlichen Ein-flüssen unterliegt.

Die Messung kultivierbarer Schimmel-pilze in der Innenraumluft „Gesamt-KBE“) stellt eine Momentaufnahmeder Schimmelpilzkonzentration in derRaumluft dar.

Eine Differenzierung der Schimmel-pilzarten ist eine wichtige Vorausset-zung zur Beurteilung der Schimmel-pilzbelastung.

Parallelmessungen an mehreren Stel-len in der Wohnung sind notwendig,um die ungleichmäßige Verteilung derSchimmelpilze in der Raumluft zu er-fassen.

Es sollte immer zeitgleich eine Unter-suchung der Außenluft stattfinden.

Aus dem Vergleich der Ergebnisse derInnenraumluft- und Außenluftmessun-gen kann zumeist festgestellt werden,ob es im Innenraum eine Schimmel-pilzquelle gibt.

C-1.2.2 Messung von kultivierbarenSchimmelpilzen im Hausstaub

Pilzsporen sedimentieren in Abhängigkeitvon Sporengröße und Zeit. Sie sind aufOberflächen und vor allem im Hausstaubnachweisbar. Eine sehr hohe Pilzsporen-konzentration im Hausstaub birgt die Gefahreiner Remobilisierung in die Umgebungs-luft. Besonders Kleinkinder, die noch aufdem Fußboden spielen, können in verstärk-tem Maße solchen aufgewirbelten Staubeinatmen. Die Bestimmung kultivierbarerSchimmelpilze im Hausstaub ist daher zur

Ergänzung einer wohnhygienischen Über-prüfung hilfreich.

Im Gegensatz zu Luftproben (vgl. C-1.2.1),die die momentane Situation erfassen, liefertdie Analyse von Staubproben Langzeitinfor-mationen, da sich im Staub Schimmelpilzeüber einen längeren Zeitraum anreichernkönnen. Staubuntersuchungen geben daherAuskunft über eine mögliche andauerndeSchimmelpilzbelastung im Innenraum.

Durch die Untersuchung von Haus-staub erhält man Auskunft über einemögliche andauernde Schimmelpilz-belastung im Innenraum, da sich imHausstaub Schimmelpilze über einenlängeren Zeitraum anreichern können.

Die Probenahme von Hausstaub erfolgt inder Regel durch Absaugen des Teppichbo-dens. Bei speziellen Fragestellungen kannauch ein Absaugen der Matratze des Bettes,der Polstermöbel oder anderer Flächen inBetracht kommen. Der Staub wird unter defi-nierten Bedingungen (Zeit, abgesaugte Flä-che, Saugvolumen) an repräsentativen Stel-len vorzugsweise mit einem Spezialgerät(Laborpumpe, Industriestaubsauger), das miteinem Planfilterhalter ausgestattet ist, abge-saugt. Eine Staubprobenahme auf glattenFußböden ist auf Grund der meist geringenStaubmenge schwieriger durchzuführen.

Die Staubproben werden anschließend miteinem Direktverfahren oder einem Verdün-nungsverfahren weiter untersucht. Beim Di-rektverfahren wird der Staub direkt auf dasNährmedium aufgebracht. Beim Verdün-nungsverfahren wird der Staub in einemwässrigen Medium suspendiert und ein be-stimmter Anteil dieser Suspension wird aufdem Nährmedium ausgebracht. Mit demVerdünnungsverfahren werden höhereWerte ermittelt als mit dem Direktverfahren.

Die Analyse von Staub aus Staubsauger-beuteln, die bereits länger im Gebrauch

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

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waren, wird nur als Notlösung empfohlen.Sie kann zwar eine Aussage über längerfri-stige Belastungen geben, die Probe ist aberzu undefiniert, um zuverlässige Aussagenzu ermöglichen.

In dem gesammelten Hausstaub könnenauch andere wichtige Innenraumallergenewie Milbenallergene, Katzenallergene oderSchabenallergene bestimmt werden.

C-1.2.3 Messung kultivierbarer Schim-melpilze durch Sedimentation

Beim Sedimentationsverfahren werden Plat-ten (Petrischalen) mit Nährmedien für einebestimmte Zeit im Innenraum aufgestellt,um damit die sich aus der Luft absetzendenSchimmelpilze aufzufangen.

Die Messung kultivierbarer Schimmel-pilze durch Sedimentation liefert keinequantitativen und reproduzierbarenErgebnisse und wird daher nicht emp-fohlen.

Die Platten mit den Nährmedien könnenallerdings nur kurze Zeit offen ausgelegtwerden, da ansonsten die Nährbodenober-fläche austrocknet. In dieser Zeit wird ausdem Bioaerosol der Luft in Abhängigkeit vonder Pilzsporengröße und deren Aggregatzu-stand nur ein Bruchteil der vorhandenenSchimmelpilze sedimentieren. Viele Schim-melpilze bilden überdies sehr kleine Sporen(Aspergillusarten haben z.B. Konidiosporenvon nur 2 – 3 µm), die sehr lange in der Luftschweben und sich nur wenig absetzen, sodass sie mit dem Sedimentationsverfahrengar nicht erfasst werden.

Mit dem Sedimentationsverfahren könnendaher keine reproduzierbaren quantitativenErgebnisse erhalten werden. Es kann dahernicht zum Nachweis kultivierbarer Schim-melpilzsporen bei Luftuntersuchungen imInnenraum empfohlen werden.

C-1.2.4 Messung der kultivierbarenSchimmelpilze in Material- undOberflächenkontaktproben

Nützlich ist in vielen Fällen die Untersu-chung einer Materialprobe (wie z. B. Putz,Tapete, Holzteile, Estrich, aber auch Blu-menerde und Dämmmaterialien), die Hin-weise auf die eigentliche Lokalisation derSchimmelpilzquelle liefern kann und durchBestimmung der vorkommenden Schimmel-pilzarten eine klare Abgrenzung des Keim-spektrums im Innenraum von dem derAußenluft ermöglicht. Auch wird damit dieGefahr einer Fehlinterpretation verringert,die bei ausschließlicher Luftbeprobung z.B.durch einzelne, zufällig von außen eingetra-gene Pilzsporen entsteht. Einige Schimmel-pilzarten (z.B. Stachybotrys chartarum) las-sen sich überdies schwierig in der Luftnachweisen.

Die Untersuchung von Schimmelpilzenauf oder in Materialien gibt Hinweiseauf die Schimmelpilzquelle.

Eine Differenzierung der Pilzarten istaussagekräftiger als die Angabe einerSchimmelpilzkonzentration.

Beim Nachweis der Schimmelpilze auf be-fallenem Material steht die Differenzierungder Schimmelpilzart zur Bewertung der ge-sundheitlichen Gefährdung sowie des Um-fangs und der Dringlichkeit der Sanierungim Vordergrund. Die Artbestimmung gibtauch darüber Auskunft, ob es sich umSchimmelpilze mit toxischem oder infektiö-sem Potential handelt. Die Angabe einerSchimmelpilzkonzentration pro Fläche istdagegen weniger hilfreich.

Um eine Orientierung über die Schimmel-pilzarten auf befallenen Materialien zu er-halten, werden Oberflächenkontaktprobenuntersucht. Dies ist auf zweierlei Weisemöglich, mit Hilfe einer Abklatschprobe odereines Klebefilmpräparates.

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

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Bei der Abklatschprobe wird ein geeignetespräpariertes Nährmedium gegen die Flächegedrückt, von der vermutet wird, dass siemit Schimmel befallen ist (Abklatsch). DasNährmedium wird anschließend direkt wiein Abschnitt C-1.2.1 beschrieben bebrütet.Bei der Beurteilung der Ergebnisse mussbeachtet werden, dass das Wachstum auchdurch Schimmelpilzsporen, die nicht ausdem Schimmelpilzschaden stammen son-dern zufällig von anderen Quellen (z.B. Blu-mentöpfen) dorthin verfrachtet wurden, her-vorgerufen werden kann.

Beim Klebefilmpräparat werden die Schim-melpilze vom Material auf eine durchsichti-ge Klebefolie überführt. Der Nachweis derSchimmelpilze erfolgt anschließend mikro-skopisch. In diesem Fall kann durch Nach-weis von Myzel das Wachstum auf dem Ma-terial bestätigt werden.

Beide Verfahren erlauben keine quantita-tive Aussage. Die Angabe eines Messwer-tes in koloniebildenden Einheiten (KBE)pro Fläche ist nicht zu empfehlen, da dieKeimdichte großen Schwankungen ausge-setzt ist, so dass hier eine verbale Be-schreibung oder eine fotografische Doku-mentation der befallenen Fläche sinnvollererscheint.

Zur Untersuchung der Schimmelpilze imbefallenen Material wird eine Materialprobeentnommenen, zerkleinert und analog derStaubprobe (vgl. C-1.2.2) mit dem Verdün-nungsverfahren untersucht. Um eine annä-hernde Vergleichbarkeit von untersuchtenMaterialproben anzustreben, ist die Unter-suchung einer abgewogenen Menge desMaterials zu empfehlen. Dadurch kann sichjedes untersuchende Laboratorium eine Da-tenbank mit Orientierungswerten zu einzel-nen Materialien aufbauen, die bei der Er-gebnisbeurteilung neuer Proben gleicheroder ähnlicher Materialien hilfreich ist. DieseZahlen lassen sich jedoch nicht verallgemei-nern, sondern gelten nur für die jeweils an-

gewandten Probenahme- und Untersu-chungsbedingungen.

Auch bei der Materialuntersuchung ist nebender Konzentrationsbestimmung die Differen-zierung der vorhandenen Arten von Schim-melpilzen wichtig für eine fundierte Aussage.

Bei der Untersuchung von Materialien ist zubeachten, dass mit einer geringen Zahl vonPilzsporen in allen Materialproben zu rech-nen ist. Dies sollte nicht zu dem Schluss füh-ren, dass das Material befallen ist. Durch se-dimentierten Staub können auch höhereKonzentrationen „materialfremder“ Schim-melpilze im Material nachgewiesen werden.Dies sollte durch Vermeidung staubiger Pro-ben ausgeschlossen werden. Bei der mikro-skopischen Untersuchung liefert der Nach-weis von Myzel im Material einen Hinweisdarauf, dass es sich um Schimmelpilzwachs-tum im Material handelt. Zur Vermeidung vonFehlinterpretationen ist die oben genannteErarbeitung einer „Datenbank“ mit Orientie-rungswerten für unterschiedliche Materialiennützlich. Solche Orientierungswerte liegenbisher jedoch nur für wenige Materialien vor.Die Interpretation der Ergebnisse von Materi-aluntersuchungen ist daher oft schwierig.

C-1.2.5 Messung der Gesamtzellzahl(Gesamtsporenzahl)

Toxische und sensibilisierende Wirkungenluftgetragener Pilzsporen gehen sowohl vonkultivierbaren als auch von nicht kultivierba-ren Sporen aus (Abschnitt A-1). Für beson-dere Fragestellungen ist daher die Bestim-mung der Gesamtzellzahl durch Verfahren,die nicht auf einer Kultivierung beruhen, sinn-voll. So kann z.B. Stachybotrys chartarum,eine Schimmelpilzart, die zur Bildung vonMykotoxinen fähig ist, oft nicht durch Kultivie-rung (vgl. C-1.2.4) nachgewiesen werden,sondern nur bei der direkten Bestimmung derGesamtzell- oder Gesamtsporenzahl.

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

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Nach einer Sanierung kann die Bestimmungder Gesamtzell- oder Gesamtsporenzahlebenfalls sinnvoll sein, um zu belegen, dassdie Schimmelpilze nicht nur abgetötet, son-dern wirklich entfernt wurden.

Zur Bestimmung der Gesamtzahl werdenvor allem zwei verschiedene Methoden ein-

gesetzt, die Schlitzdüsenimpaktion und dieCamnea-Filtermethode. Neue Methoden zurBestimmung der Anzahl der Sporen, z.B. miteinem „Cellcounter“-Analysesystem, sind inder Entwicklung.

Ein großer Vorteil dieser Methoden ist dieschnelle Auswertung, da die zeitaufwändigeKultivierung entfällt. Der Nachteil ist aller-dings, dass nicht zwischen lebenden und ab-gestorbenen Mirkoorganismen unterschie-den werden kann und dass eine Artbestim-mung nur sehr eingeschränkt möglich ist.

Mit der Bestimmung der Gesamtspo-renzahl werden sowohl die kultivierba-ren als auch die nicht kultivierbarenSchimmelpilze erfasst.

Eine Differenzierung der Pilzgattungenund -arten ist nur eingeschränkt mög-lich.

C-1.3 MVOC-Messungen

Schimmelpilze können beim Wachstum eineganze Reihe von flüchtigen organischenVerbindungen bilden. Analog zu den flüchti-gen organischen Verbindungen, die allge-mein als VOC (=Volatile Organic Com-pounds) bezeichnet werden, wurde speziellfür die von den Mikroorganismen produzier-ten VOC der Begriff MVOC (Microbial Vola-tile Organic Compounds) geprägt. DieMVOC umfassen ein breites Spektrumunterschiedlicher chemischer Stoffklassen,z.B. Aldehyde, Alkanole, Alkenole, Ester,Ether, Carbonsäuren, Ketone, schwefelhalti-ge Verbindungen, Terpene, Terpenalkoholeund Sesquiterpene. Bisher wurden etwa 30solcher Verbindungen identifiziert, die vonSchimmelpilzen gebildet werden können.

Nicht immer lässt, wie beschrieben, derquantitative Nachweis von luftgetragenenMikroorganismen gesicherte Aussagen übermikrobielle Schäden im Innenraum zu, da nur

INFOBOXMethoden zur Bestimmung der

Gesamtzellzahl

Schlitzdüsenimpaktion auf beschichte-te Objektträger (Gesamtsporenzahl):Mit einem Partikelsammler (z.B. Holbach-Objektträger) werden luftgetragene Spo-ren auf einem beschichteten Objektträgerfixiert und nach Anfärbung mikroskopischausgewertet. Bakterien werden mit die-ser Methode nicht erfasst. Die Sporen-zahl wird auf 1 m3 Luft bezogen.

Camnea-Filtermethode (Gesamtzell-zahl, Palmgren et al. 1986):Diese Methode dient der parallelenUntersuchung der kultivierbaren Schim-melpilze und der Gesamtzellzahl derSchimmelpilze und Bakterien. Die Anrei-cherung von luftgetragenen Mikroorga-nismen erfolgt über Nuclepore-Filter (Po-rengröße: 0,4 µm). Die auf dem Filter ge-sammelten Mikroorganismen werden ineine Pufferlösung aufgenommen. Ein Teildieser Suspension wird zur Kultivierungder Schimmelpilze verwendet. Der ande-re Teil wird mit Acridine Orange ange-färbt, auf ein schwarzes Filter filtriert undunter dem Mikroskop ausgewertet. DieSporenzahl wird auf 1 m3 Luft bezogen

Palmgren U, Ström G, Blomquist, G,Malmberg, P (1986). Collection of air-borne microorganisms on Nuclepore fil-ters, estimation and analysis – CAMNEAmethod. J. Appl. Bacteriol. 61: 401-406

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ein Teil der in der Luft vorhandenen Mikroor-ganismen mit Kultivierungsmethoden (sieheC-1.2) erfasst werden kann oder es sich umverdeckte mikrobielle Schäden handelt. Diequalitative Bestimmung der charakteristi-schen MVOC (siehe C-1.3.1) kann in solchenFällen ein gutes Hilfsmittel zum Aufdeckenvon mikrobiell bedingten Bauschäden sein.

In verschiedenen Untersuchungen wurdenMVOC sowohl an produktionstechnisch be-lasteten Arbeitsplätzen (z.B. in Abfallbe-handlungsanlagen), in Innenräumen alsauch in der Außenluft nachgewiesen. Häufigist ein muffiger Geruch ein Hinweis auf dieBildung von MVOC durch Schimmelpilzeoder Bakterien.

Eine Auswahl der MVOC, für die bisher einemikrobielle Herkunft bekannt ist, ist in Ta-belle 6 aufgeführt.

Die besten Indikatoren für einen mikro-biellen Befall sind 3-Methylfuran, Dimethyl-disulfid, 1-Octen-3-ol, 3-Octanon und 3-Me-thyl-1-butanol. Weniger spezifische Indika-toren sind Hexanon, Heptanon, 1-Butanolund Isobutanol, da diese auch aus Baupro-dukten oder Farben ausgasen können (vgl.Tab. 6).

Schimmelpilze können beim Wachs-tum flüchtige organische Verbindun-gen (MVOC) bilden.

Die Bestimmung „charakteristischer“MVOC kann somit zum Erkennen ver-deckter Schimmelpilzschäden beitra-gen. Dabei muss jedoch berücksich-tigt werden, dass manche – als MVOCgemessene – Substanzen, auch ausanderen Quellen stammen können.

Eine Abschätzung der gesundheit-lichen Gefährdung sollte durchMVOC-Messungen nicht vorgenom-men werden.

Die Messung von MVOC kann mit zwei Me-thoden erfolgen (vgl. Infobox, S. 39). Die Er-gebnisse aus beiden Methoden sind quanti-tativ nicht in allen Fällen miteinander ver-gleichbar. Die Auswertung der Proben um-fasst die Quantifizierung aller relevanterVerbindungen. Zur Bewertung werden dieErgebnisse mit denen einer Referenzprobeaus der Außenluft oder falls möglich auseinem „unbelasteten“ Raum verglichen.

Bei der Bewertung von MVOC-Messungenim Innenraum ergeben sich in der Praxis ei-nige Schwierigkeiten, da nicht alle alsMVOC bestimmten Verbindungen auch tat-sächlich mikrobieller Herkunft sein müssen.So werden zum Beispiel aliphatische Alko-hole (Ethanol, Propanol, Butanol, etc.) häu-fig auch als technische Lösemittel verwen-det.

Ein weiteres Problem ist, dass das Spek-trum von MVOC, das die Schimmelpilze bil-den, abhängig ist von dem Material, aufdem die Schimmelpilze wachsen. VieleSchimmelpilze können neben den bisherals charakteristisch angesehenen MVOCeine Vielzahl weiterer Verbindungen bilden.Innerhalb einer Art ist das Spektrum dabeinoch ziemlich einheitlich, jedoch treten beiunterschiedlichen Arten von Schimmelpil-zen große Unterschiede auf. Ergebnisseaus Laborversuchen mit künstlichen Sub-straten lassen sich nur bedingt auf die Ver-hältnisse beim Schimmelpilzwachstum imInnenraum übertragen.

Das Auftreten bestimmter MVOC ist an dasVorkommen lebender Mikroorganismen ge-bunden, während dies bei anderen MVOCnicht der Fall ist. Bei sogenannten „inakti-ven“ Schäden, wo nicht-lebensfähige Mikro-organismen quantitativ überwiegen, wirdhäufig nur wenig oder kein 3-Methylfurannachgewiesen, während 1-Octen-3-ol nochlange Zeit nach Absterben der Mikroorga-nismen in erhöhten Mengen nachweisbarist. Das Mengenverhältnis zweier Substan-

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

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zen kann also Auskunft über das Alter oderdie Qualität des Schadens geben.

Im Allgemeinen kann die Bestimmung derMVOC lediglich einen Hinweis daraufgeben, ob ein verdeckter mikrobieller Scha-den vorliegt – dieser muss dann genauer lo-

kalisiert werden. Erst danach kann über Artund Ausmaß der Sanierung entschiedenwerden.

Eine Abschätzung der gesundheitlichen Ge-fährdung sollte aus der Messung von MVOCnicht vorgenommen werden.

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Autor* Geruchs- Geruchs- AndereVerbindung A B C D E schwelle eindruck Quellen**

(µg/m3)

2-Methyl-furan + +3-Methyl-furan + + + +2-Methyl-1-propanol + + + 3 moderig-muffig, 1, 2

pilz-ähnlich1-butanol + 13-Methyl-1-butanol + + + + + 30 sauer, stechend2-Methyl-1-butanol + + + + 45 sauer, stechend2-Pentanol +2-Hexanon + 32-Heptanon + + + 94 pilz-ähnlich, 2, 3

moderig-muffig,3-Octanon + + + + 30.000 mild, fruchtig 33-Octanol + + + +1-Octen-3-ol + + + + + moderig-muffig,

pilz-ähnlich 32-Octen-1-ol + moderig-muffig,

pilz-ähnlich2-Methyl-iso-borneol + + + erdigGeosmin + + 7 erdig 4(1-10-Dimethyltrans-9-decalol)2-Isopropyl- + erdig3-methoxypyrazineDimethyldisulfid + + 0,1 moderig, faulig 2

Tabelle 6: Charakteristische MVOC aus Reinkulturen unterschiedlicher Schimmelpilzarten nachverschiedenen Autoren

(1) Quelle: Fischer, G.: Comparison of microbiological and chemical methods for assessing the exposure to air-bornefungi in composting plants. Dissertation. In: Akademische Edition Umweltforschung Band 10 – Publikationsreihe desinterdisziplinären Umwelt-Forums der RWTH Aachen (2000). ISBN 3-8265-6926-1.

*Autoren: A: Börjesson et al. (1993). Volatile fungal metabolites as indicators of mould growth in stored cereals. Ph.D.Thesis. Swedish University of Agricultural Sciences. Uppsala, ISBN 91-576-4706-2.B: Ström, G., J. West, B. Wessén, and U. Palmgren. (1994). Quantitative analysis of microbial volatiles indamp Swedish houses, 291–305. In R. A. Samson, B. Flannigan, M. E. Flannigan, A. P. Verhoeff, O. C. G.Adan, and E. S. Hoekstra (ed), Health implications of fungi in indoor environments. Air quality monographs,vol. 2. Elsevier Science B.V., Amsterdam, The Netherlands.C: Larsen, T. O. and Frisvad, J. C. (1995). Chemosystematics of Penicillium based on profiles of volatilemetabolites. Mycol. Res. 99: 1167–1174 D: Keller, R., Senkpiel, K. and Ohgke, H. (1998). Geruch als Indikator für Schimmelpilzbelastungen in natür-lich belüfteten Innenräumen – Nachweis mit analytischer MVOC-Messung. In: Gesundheitliche Gefahrendurch biogene Luftschadstoffe – Schriftenreihe des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Heft2 (Edited by R. Keller), Medizinische Universität, Lübeck, ISSN 1433-030X.E: Fiedler, K. und Schütz, E. (1998). Nachweis flüchtiger organischer Verbindungen von Schimmelpilzenmittels HS-SPME-Technik. Schriftenreihe des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Medi-zinischen Universität zu Lübeck, Heft 2, ISSN 1433-030X

**Mögliche andere Quellen: 1 = Lösungsmitteln in Farben; 2 = CO2-Laser-Pyrolyse;3 = Autoxidation von Lipiden; 4 = Actinomyceten

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C-1.4 Schimmelpilzspürhunde

Der Einsatz eines Schimmelpilzspürhundeswird als Ersatz oder als Ergänzung mikro-bieller Messungen oder von MVOC-Mes-sungen bei nicht sichtbaren, aber vermute-ten Schimmelpilzschäden in Gebäuden vor-geschlagen.

Hunde sind seit langem im Dienst vonRauschgiftfahndern erfolgreich im Einsatz.Ebenso wie ausgebildete Tiere in solchenFällen durch Geruchswahrnehmung die zusuchenden Stoffe aufspüren, können speziellausgebildete Schimmelpilzspürhunde in derLage sein, verdeckte Schimmelpilzbelastun-gen im Einzelfall geruchlich wahrzunehmen.Einige der von den Schimmelpilzen freige-

setzten flüchtigen Verbindungen (MVOC, vgl.C-1.3) sind zwar so geruchsintensiv, dass derMensch sie bei massivem Schimmelpilzbefallnoch riechen kann, die menschliche Naseversagt aber bei geringeren Konzentrationen.Hier kann ein Tier mit seinem besserem Ge-ruchssinn eingesetzt werden.

Hund und Hundeführer müssen in speziel-len Schulen zum Aufspüren von Schimmel-pilzen ausgebildet werden. Dabei werdendem Tier Schimmelpilzproben vorgesetzt,deren Geruch es sich merken soll. Die Aus-bildung und deren Überprüfungen müssenvon Zeit zu Zeit wiederholt werden. DerHund wird darauf trainiert, den vorhandenenSchimmelpilzschaden zu „markieren“ (z.B.durch Kratzen mit der Pfote) und so dem

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

INFOBOXMethoden zur Messung von MVOC

Methode 1: Probenahme mittels Aktivkohle und anschließender Elution:Die MVOC werden auf Aktivkohleröhrchen angereichert. Diese Röhrchen müssen einer stren-gen laborinternen Qualitätskontrolle unterliegen, um Blindwerte zu minimieren, die von Char-ge zu Charge unterschiedlich sein können. Die Probenahme erfolgt aktiv bei einem definier-ten Volumenstrom über 4 Stunden (Gesamtvolumen 120 bis 240 Liter) als Doppelbeprobung.Die Probenahmezeit von 4 Stunden soll kurzfristige Schwankungen des MVOC-Gehaltes aus-gleichen und die Nachweisgrenze im Hinblick auf eine Elution der Aktivkohle senken.

Methode 2: Probenahme mittels Tenax und anschließender Thermodesorption:Die MVOC werden auf Tenax TA oder Tenax GR (60/80) angereichert. Die Probenahme wirdals Doppelmessung durchgeführt. Die Probenahmezeit darf bei einem Durchsatz von 10ml/min je nach Expositionsverhältnissen 1 Stunde nicht überschreiten, da sonst das Durch-bruchvolumen für einige alkoholische Verbindungen überschritten wird. Das Durchbruchvolu-men ist für die entsprechenden Verbindungen und Adsorbentien jeweils zu bestimmen.

Diese Methoden werden im Bericht des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg zuSchimmelpilzen in Innenräumen (siehe Literaturliste) genauer beschrieben. Eine VDI-Richtli-nie (4255) zur Messung von MVOC wird zur Zeit erarbeitet. Eine vorläufige Zusammenstellungwurde in Form eines Statuspapiers dieser Richtlinienarbeit veröffentlicht: Tilkes, F., Dott, W.,Fischer, G., Grün, L., Harpel, S., Hartung, J., Keller, R., Koch, A., Linsel, G., Manns, A., Mar-tens, W., Palmgren, U., & Seidel, H.-J. Mikrobielle Luftverunreinigungen – Verfahren zur Er-fassung und Diagnose von Endotoxinen, Mykotoxinen und MVOC. In : Schriftenreihe des Ver-eins für Wasser-, Boden-, und Lufthygiene. Band 104. 211 – 243. 1999.

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anwesenden Hundeführer zu signalisieren,dass ein Schimmelpilzbefall, der auch ver-deckt sein kann (z.B. hinter einer Gipskar-tonplatte), vorhanden ist.

Die Anwesenheit eines gut ausgebildetenHundeführers, der gemeinsam mit demHund die Ausbildung zum Schimmelpilzein-satz absolviert hat, ist unerlässlich, um dasVerhalten des Tieres richtig zu interpretie-ren. Die Beurteilung, ob es sich um ein gutausgebildetes Hund/Hundeführer-Gespannhandelt, ist für den Auftraggeber einerUntersuchung sehr schwierig. Ein ersterHinweis können Zeugnisse von mit Erfolgabsolvierten Trainingskursen sein.

Zu beachten ist, dass der Aktionsradius desHundes auf den Fußboden und den unterenWandbereich beschränkt ist und dass dervom Hund im Raum markierte Standortnicht unbedingt der Befallsort sein muss.Dies ist z.B. der Fall, wenn die MVOC nichtunmittelbar an der Befallsstelle austreten. Insolchen Fällen kann die Interpretation derMarkierung des Schimmelpilzhundesschwierig sein.

Schimmelpilzspürhunde können ver-deckte Schimmelpilzquellen lokalisie-ren, da sie in der Lage sind, MVOC ingeringen Konzentrationen zu riechen.

Eine Entscheidung für oder gegen eineSanierung der betroffenen Räumesollte aus den Ergebnissen solcherUntersuchungen aber nicht abgeleitetwerden.

Es ist daher nicht sinnvoll, allein auf derBasis eines von einem Schimmelpilzspür-hund erkannten und markierten Schimmel-pilzbefalls eine Sanierungsentscheidungabzuleiten. Vielmehr sollte bei positivem Be-fund der markierte Bereich weiter unter-sucht werden, auch durch Öffnen von Ver-schalungen oder Hohlräumen. Damit kannman erkennen, ob dort tatsächlich Schim-

melpilzbewuchs vorhanden ist; ggf. mussdurch weitere Messungen festgestellt wer-den, welches Ausmaß der Schaden hat.Erst danach sollte über weitere Maßnahmenzur Beseitigung des Problems entschiedenwerden.

C-1.5 Qualitätssicherung

Vor der Auftragsvergabe an ein Untersu-chungslaboratorium sollte sich der Kundebestätigen lassen, dass in dem Laborato-rium die notwendigen Qualitätssicherungs-maßnahmen (vgl. C-1.5.1, C-1.5.2) etabliertsind.

C-1.5.1 Qualitätsanforderungen an dieUntersuchungseinrichtung

Für die Ermittlung einer Schimmelpilzbelas-tung in Gebäuden gibt es keine verbindlichvorgeschriebene Vorgehensweise, auchexistieren bisher keine standardisiertenNachweisverfahren. Dadurch sind die Er-gebnisse von verschiedenen Untersu-chungseinrichtungen oft nicht miteinandervergleichbar. Häufig sind die erhobenen Er-gebnisse auch als Grundlage für eine Beur-teilung ungeeignet, da der Wissensstandund die apparative Ausrüstung in den ein-zelnen Labors z. Z. noch sehr unterschied-lich sind.

Daher kommt den Angaben in den entspre-chenden Gutachten bezüglich der ange-wandten Nachweisverfahren, der erhaltenenbauphysikalischen Daten, der Dokumenta-tion des vorgefundenen Zustandes (Bege-hungsprotokoll, bildliche Darstellung), denverwendeten Beurteilungskriterien und derInterpretation und Bewertung von Schim-melpilzuntersuchungen im Innenraum einebesondere Bedeutung zu.

Die sachgerechte Ermittlung einer Schim-melpilzbelastung und ihrer Ursachen ist

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eine komplexe Aufgabe. Es ist daher häufigsinnvoll, dass die entsprechenden Untersu-chungen unter Beteiligung von Personenmehrerer Fachdisziplinen arbeitsteiligdurchgeführt werden. Hierzu gehören Bau-sachverständige (für Probenahme, Mes-sung der bauphysikalischen Gegebenhei-ten, Probenahmeprotokoll, Ermittlung derbaulich bedingten Ursachen), Mykologen(für die Probenahme, Differenzierung derSchimmelpilze), Hygieniker, Umweltmedizi-ner, Allergologen oder Pulmologen (für diegesundheitliche Bewertung). Die Vertreterder unterschiedlichen Fachdisziplinen soll-ten kooperativ – entsprechend der konkre-ten Fragestellung – nach einer abgestimm-ten Strategie und unter Beachtung der all-gemein üblichen Anforderungen bezüglichder Qualitätssicherung zusammenarbeiten.

Schimmelpilzuntersuchungen in Gebäudensind durch qualifizierte Untersuchungsein-richtungen durchzuführen, die Fachkennt-nisse in der Probenahme, Mykologie(Schimmelpilzkunde), Bauphysik und Bau-chemie sowie insbesondere in der Auswer-tung und Interpretation der Ergebnissenachweisen können.

Allgemein übliche Qualitätsanforderun-gen an die Untersuchungseinrichtungensind:

■ Nachweis des nötigen Sachverstandesder Untersuchungseinrichtungen.Die beteiligten Untersuchungseinrichtun-gen und ihre Mitarbeiter müssen die er-forderliche Qualifikation und eine lang-jährige Erfahrung im Zusammenhang mitSchimmelpilzuntersuchungen besitzen.Eine regelmäßige Teilnahme an Fach-kongressen und Fortbildungsmaßnah-men ist selbstverständlich.

■ Räumlichkeiten und Ausstattung des my-kologischen Labors.Die apparative, technische und räumli-che Ausstattung des Labors muss den

durchgeführten Untersuchungsverfahrenangepasst sein. Zur spezifischen Aus-stattung eines mykologischen Labors ge-hören u. a. Brutschränke, eine Steril-werkbank, ein Mikroskop, ein Stereomi-kroskop. Das mykologische Labor mussüber ein L2-Labor verfügen. Die Anforde-rungen zum Arbeiten mit Krankheitserre-gern nach dem Infektionsschutzgesetz(IfSG) § 44 (vormals Bundesseuchenge-setz § 19) und die Anforderungen nachder Biostoffverordnung (BioStoffV) sindzu beachten.

■ Vorgehen nach schriftlich fixierten Ar-beitsvorschriften.Alle Arbeitsabläufe für eine Untersu-chung müssen in schriftlicher Form vor-liegen und sind bei Bedarf zu aktualisie-ren. Diese Arbeitsvorschriften umfassenz.B. die Vorgehensweise bei der Probe-nahme, der Schimmelpilzbestimmungund der Dokumentation der Ergebnisse.Ferner müssen auch die Vorgehenswei-sen beim Umgang mit gefährlichen Ar-beitsstoffen und bei der Entsorgung deskontaminierten Materials schriftlich fixiertwerden.

■ Interne Qualitätssicherung des mykologi-schen Labors.Es müssen Maßnahmen zur internenQualitätssicherung etabliert sein. Be-sonders wichtig sind dabei die Kontrolleder Nährmedien und die regelmäßigeWartung der Geräte.

■ Externe Qualitätssicherung des mykolo-gischen Labors.Das Untersuchungslaboratorium mussnachweisen können, dass es regelmäßigund erfolgreich an Ringversuchen zumNachweis von Schimmelpilzen teilnimmt.

Mit diesen Ringversuchen wird nur einTeil der gesamten Untersuchung, näm-lich die Bearbeitung der Proben imLabor, geprüft. Die Probenahme, die we-

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

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sentlich zur Qualität der Ergebnisse bei-trägt, kann mit diesen Ringversuchen lei-der nicht erfasst werden.

■ Befundmitteilung.Dem Auftraggeber werden mit dem Be-fund folgende Angaben mitgeteilt:

– Ergebnis der Ortsbegehung– Probenahmeverfahren mit Angabe

von Messort, Zeitpunkt, Dauer undHäufigkeit der Probenahme sowie derProbenahmegeräte

– Untersuchungsverfahren (mit nähe-ren Angaben z.B. zum Nährmedium,zur Bebrütungstemperatur und Be-brütungszeit)

– Bezugswerte für die Bewertung undAngabe der Herkunft der Bezugswer-te (basieren die Bezugswerte auf ei-genen Daten, ist ihre Validität undPlausibilität zu belegen)

– Fehlerabschätzung des Analysener-gebnisses

– Arbeitsbereich oder – wenn sinnvoll(z.B. bei MVOC-Analysen) – Bestim-mungsgrenze des Untersuchungsver-fahrens.

C 1.5.2 Hilfestellungen zurinternen und externenQualitätssicherung

Eine Prüfung der Laborqualifikation für ent-sprechende Untersuchungen kann anhandder vom Arbeitskreis Analytische Qualitäts-sicherung (AQS) am Landesgesundheits-amt Baden-Württemberg (LGA) herausge-gebenen Entwürfe „Bestätigung der Labor-qualifikation“ vorgenommen werden. Ineinem „Forderungskatalog zur analytischenQualitätssicherung bei Bestimmung biologi-scher Schadstoffe in Innenräumen“ werdenallgemeine Hinweise zu den gängigsten re-levanten Parametern, zum Probenmaterial,zu Probenahme, Probelagerung und Pro-bentransport, zur Probenvorbereitung und

Bestimmungsmethode, zu den gegebenen-falls zu bestimmenden Schimmelpilzspe-zies, zur Angabe der Ergebnisse, zumNachweisbereich und zu den Beurteilungs-kriterien aufgelistet.

Für die Bestimmung von Schimmelpilzenwurden bisher kaum Ringversuche bzw. dieTeilnahme am Austausch realer Proben an-geboten. Der Arbeitskreis AQS führt mit fi-nanzieller Unterstützung des Umwelt-bundesamtes seit 2001 deutschlandweiteRingversuche durch. Bisher wurden Ring-versuche mit Reinkulturen durchgeführt.Später sollen auch Mischkulturen, z.B. aufFiltern verschickt werden, um den Bedin-gungen in der Praxis näher zu kommen.Das Hauptgewicht der Auswertung liegt aufder richtigen Differenzierung der Arten, daauch im Innenraum die Bestimmung derArten meist wichtiger ist als die Konzentra-tionsbestimmung. Für die erfolgreiche Teil-nahme wird eine Teilnahmebescheinigungerteilt.

Die Untersuchung von Schimmelpilzenim Innenraum ist eine interdisziplinäreAufgabe und sollte nur von qualifizier-ten Untersuchungsstellen durchge-führt werden.

Auftraggeber sollten sich vergewis-sern, dass von den gewählten Unter-suchungsstellen entsprechende Quali-tätssicherungsmaßnahmen durchführtund die Befunde dem Auftraggeberausführlich mitgeteilt werden.

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

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C-2 Beurteilung vonSchimmelpilzen im Innenraum

Die in Abschnitt C-1 beschriebenen Vorge-hensweisen und Untersuchungen habenzum Ziel herauszufinden, ob es eine Schim-melpilzquelle im Innenraum gibt und wo undwie diese zu lokalisieren ist. Zur Beurtei-lung, ob im Innenraum eine Schimmelpilz-belastung vorliegt, sind die Ergebnisse derim Teil C-1 angegebenen Untersuchungenzusammen mit den Angaben des Bege-hungsprotokolls im Gesamtzusammenhangauszuwerten.

Die Feststellung einer Schimmelpilzquelle imInnenraum ist nicht gleichzusetzen mit einerakuten Gesundheitsgefährdung der Raum-nutzer. Das Ausmaß der Gesundheitsgefähr-dung ist abhängig von der Art des Schadensund der Empfindlichkeit der Raumnutzer undkann im Einzelfall aufgrund fehlender wis-senschaftlicher Daten meist nicht genauquantifiziert werden. Da aus epidemiologi-schen Studien aber eindeutig hervorgeht,dass mit Feuchteschäden und Schimmelpilz-wachstum im Innenraum gesundheitlicheBeeinträchtigungen einhergehen können,sollte Schimmelpilzwachstum im Innenraumals hygienisches Problem angesehen undnicht hingenommen werden. Es sollte auchin diesem Bereich das Vorsorgeprinzip An-wendung finden, nach dem Belastungen zuminimieren sind (Minimierungsgebot), bevores zu Erkrankungen kommt.

Ergibt die Beurteilung, dass eine Schimmel-pilzquelle im Innenraum vorliegt, solltedaher eine Sanierung erfolgen (vgl. C-3.2).Schimmelpilzquellen im Innenraum sind ausGründen des vorbeugenden Gesundheits-schutzes zu beseitigen.

Die nachfolgend aufgestellten Beurteilungs-schemata stellen eine Hilfe dar, um dieSchwere einer Belastung – aus hygienischerSicht – zu beurteilen. Für eine medizinischeBewertung sollte ein Arzt hinzugezogen wer-

den. Die Kenntnisse über die gesundheitlicheGesamtwirkung von Schimmelpilzen sind zurZeit noch sehr lückenhaft, so dass wissen-schaftlich abgesicherte Aussagen hierzu nursehr eingeschränkt möglich sind. Bei der Be-urteilung der Wirkung von Schimmelpilzen istauch zu beachten, dass eine allgemeineDosis-Wirkung-Beziehung bisher nicht nach-gewiesen wurde (siehe A-2). Vor allem dastoxische und das allergene Potential vonSchimmelpilzen ist von vielen Faktoren(Wachstumszustand, Lebensbedingungen,Stressfaktoren, spezifische Spezies) abhän-gig. Die zur Untersuchung eines Schimmel-pilzschadens z.Z. allgemein verwendetenNachweismethoden (C-1.2) erlauben, wennüberhaupt, nur sehr eingeschränkt eine Ab-schätzung dieses Potenzials.

Zur Abklärung auftretender gesundheitlicherBeschwerden, die im Zusammenhang miteiner Schimmelpilzbelastung stehen, istvom behandelnden Arzt eine gezielte An-amnese durchzuführen. Die Beschreibungder für eine medizinischer Bewertung not-wendigen Vorgehensweise ist nicht Gegen-stand dieses Leitfadens.

C-2.1 Bewertung von Materialproben

In der Regel sind Schimmelpilzbelastungenim Innenraum auf kontaminierte Materialienzurückzuführen. Sofern eine gezielte Ent-nahme von belasteten Materialproben mög-lich ist (diese können z.B. erkennbar seindurch Feuchtigkeit, Geruch oder sichtbarenBefall), sollten derartige Proben für die Be-urteilung eines Schadens herangezogenwerden.

In Tabelle 7 werden drei Kategorien zurEinstufung einer Belastung von Materia-lien mit Schimmelpilzen vorgeschlagen.

Kategorie 1: Normalzustand bzw. geringfü-giger Schaden.In der Regel keine Maßnahmen erforderlich.

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Page 48: schimmelpilze Leitfaden

Kategorie 2: Geringer bis mittlerer baulicheroder nutzungsbedingter Schaden.Die Freisetzung von Pilzbestandteilen sollteunmittelbar unterbunden werden und die Ur-sache sollte mittelfristig ermittelt und saniertwerden.

Kategorie 3: Großer baulicher oder nut-zungsbedingter Schaden.Die Freisetzung von Pilzbestandteilen sollteunmittelbar unterbunden werden und die Ur-sache des Schadens ist kurzfristig zu ermit-teln und zu beseitigen. Die Betroffenen sindauf geeignete Art und Weise über den Sach-stand zu informieren, eine umweltmedizini-sche Betreuung sollte erfolgen. Nach abge-schlossener Sanierung sollte der Sanie-rungserfolg durch geeignete mikrobiologi-sche Nachweisverfahren überprüft werden(„Freimessung“) zum Nachweis, dass keineerhöhten Schimmelpilzkonzentrationen (vgl.Tab. 8) vorliegen.

Die Angaben in der Tabelle können nicht alsAbsolutwerte herangezogen werden. Beieiner Beurteilung sind immer der Einzelfallsowie ggf. besondere Umstände zu prüfen.Insbesondere sind folgende Punkte zu be-achten:■ Nicht nur die Fläche des Befalls sondern

auch die Art des Befalls (z.B. punktförmi-ges Wachstum gegenüber rasenartigemWachstum) ist zu berücksichtigen.

■ Die Tiefe des Schadens ist zu berück-sichtigen, wenn der Pilzbewuchs sich

aufgrund von z.B. Rissbildungen bis tiefin das Mauerwerk (oder andere Materia-lien) fortsetzt, muss der Schaden ent-sprechend dem Befallsumfang ggf. höhe-ren Kategorien zugeordnet werden.

■ Die Zusammensetzung der Schimmel-pilzarten ist zu berücksichtigen. Ein häu-figes oder überwiegendes Auftreten vonSchimmelpilzarten, denen eine beson-dere gesundheitliche Bedeutung zuge-ordnet wird (z.B. Aspergillus fumigatus,A. flavus, Stachybotrys chartarum), führtzu einer Verschiebung in die nächst hö-here Kategorie.

■ Es ist zwischen einem aktiven Befall undeinem getrockneten Altschaden odereiner Sporenkontamination zu unter-scheiden. Bei einem aktiven Befall solltefallbezogen durch die Sachverständigenentschieden werden, ob die Kategorieum einen Wert erhöht wird, denn:– die Mikroorganismenpopulation kann

sich relativ schnell ändern, und eskönnen unerwartete krankheitserre-gende Schimmelpilzarten auftreten

– es können kontinuierlich, über länge-re Zeit hohe Mengen lebensfähigerSporen abgegeben werden (beieinem Altschaden nimmt dagegen dieSporenkonzentration und deren Le-bensfähigkeit mit der Zeit ab)

– ein aktiver Schimmelpilzbefall stellthäufig die Nährstoffgrundlage für an-dere Organismen, wie z. B. Milben,dar. Nach Austrocknung eines Scha-

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Kategorie 1* Kategorie 2* Kategorie 3*

Schadensausmaß keine bzw. sehr geringe mittlere Biomasse; ober- große Biomasse; große (sichtbare und Biomasse (z. B. geringe flächliche Ausdehnung flächige Ausdehnungnicht sichtbare Oberflächenschäden < 0,5 m2, tiefere Schichten > 0,5 m2, auch tiefereMaterialschäden) < 20 cm2) sind nur lokal begrenzt Schichten können

betroffen betroffen sein

Tabelle 7: Bewertung von Materialien mit SchimmelpilzbewuchsWichtige Anmerkungen siehe im Text

* Für die Einstufung in die nächst höhere Bewertungsstufe reicht die Überschreitung einer Forderung. Beispiel: ein Be-fall mit geringer Oberfläche ist nach Kategorie 2 oder 3 einzuordnen, wenn zusätzlich auch tiefere Materialschichtenbetroffen sind.

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dens nimmt in der Regel die Anzahldieser Organismen schnell ab

– es gilt, noch nicht erforschten Gefah-ren vorzubeugen.

Bei der Beurteilung von Materialpro-ben sollte neben der Fläche des Scha-dens auch die Tiefe und Art des Befalls(Bestimmung der Schimmelpilzarten)berücksichtigt werden.

Für die Beurteilung ist es außerdemwesentlich, ob es sich um einen feuch-ten, aktiven oder um einen getrockne-ten Schaden handelt.

C-2.2 Bewertung von Luft- undStaubproben

Die Entscheidung über das Vorhandenseineiner Schimmelpilzquelle im Innenraum an-hand von Luft- oder Staubproben setzteinen hohen Sachverstand voraus. Eineschematische Herangehensweise ist pro-blematisch. Es ist jeweils der konkrete Ein-zelfall unter Hinzuziehung aller vorhande-nen Informationen zu beurteilen.

Neben den oben bereits angeführten bau-physikalischen Daten und der mit Hilfe derFragebögen erhobenen Daten muss bei derBeurteilung von Luft- und Staubproben derregionale und jahreszeitliche Einfluss derAußenluft auf die Artenzusammensetzungund die Gesamt-KBE-Konzentration bzw.die Sporenkonzentration beachtet werden(vgl. C-1.2.1).

Weiterhin ist zu beachten, dass die bei derLuftproben- (Luftkeimsammlung, Luftparti-kelsammlung, MVOC) oder Staubproben-untersuchung erhaltenen Messwerte nichtals alleinige Beurteilungsparameter heran-gezogen werden können, sondern nur imGesamtzusammenhang mit den bei der Be-gehung erhaltenen Informationen eine sinn-

volle Bewertung möglich ist. In Einzelfällenkann es nämlich vorkommen, dass z.B. Er-gebnisse von Luftkeimsammlungen negativausfallen, obwohl ein Schaden vorliegt.

Für die Erfassung und Bewertung vonInnenraumquellen kommt der Artenzusam-mensetzung eine wesentlich größere Be-deutung zu als der Gesamtkonzentration anSchimmelpilzen.

Die Erfassung der Artenzusammensetzungeiner Luftprobe oder Staubprobe ist notwen-dig, um das Auftreten von Pilzarten mitkrankheitserregender oder toxischer Wir-kung zu erkennen. Schimmelpilze, deneneine besondere gesundheitliche Bedeutungzugeordnet wird (z.B. Aspergillus fumigatus,Aspergillus flavus, Stachybotrys chartarum),sind besonders kritisch zu beurteilen.

Durch die Analyse der Artenzusammenset-zung kann zusätzlich festgestellt werden, obverstärkt Pilzarten auftreten, die auf Bau-schäden hindeuten. Die verschiedenen Pilz-arten unterscheiden sich außerdem in ihrenFeuchteansprüchen (vgl. A-1 und FußnoteTab. 8 zu „untyp A“) und können daher einenHinweis auf Feuchteschäden liefern. Wäh-rend einige Pilze häufig auch in Blumentöp-fen oder im Biomüll in erhöhten Konzentra-tionen auftreten können (z.B. Aspergillussp.), ist das Auftreten anderer Arten (z.B.Stachybotrys sp.) stärker auf Bauschädenbegrenzt.

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die„Flugfähigkeit“ von Sporen verschiedenerPilzarten sehr unterschiedlich sein kann.Für die Beurteilung von Innenraumquellenist es daher wichtig, die einzelnen Pilzartennach dem Typ ihrer Sporenverbreitung zuunterscheiden.

Die Erfahrung zeigt, dass Pilzarten mit so-genannten trockenen, gut flugfähigen Spo-ren bereits bei geringen Materialschäden zuerhöhten Sporenkonzentrationen in der Luft

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Page 50: schimmelpilze Leitfaden

führen können. Die Sporen dieser Artensind in der Regel relativ klein und werden ingroßer Anzahl gebildet. Sie sind nicht ineine „Schleimmatrix“ eingebettet, so dasseinzelne Sporen oder kleine Sporenaggre-gate durch leichte Luftbewegungen verbrei-tet werden können. Als Leitarten für diesenVerbreitungstyp können Arten der Gattun-gen Penicillium und Aspergillus gelten. We-sentlich geringere Luftbelastungen werdendagegen festgestellt, wenn Materialien vonPilzen besiedelt wurden, deren Sporen rela-tiv groß sind oder nach ihrer Bildung inSchleimsubstanzen gesammelt werden unddaher schlecht flugfähig sind. Als Leitartenfür diesen Verbreitungstyp gelten viele Artender Gattungen Acremonium oder Fusariumsowie Sporen der Pilzart Stachybotrys char-tarum.

Es wird auch in Zukunft nicht möglichsein, einen einzelnen Richt- oderGrenzwert für eine Pilzbelastung inLuft- oder Staubproben anzugeben.

Einzelne Richtwerte können nur inner-halb einer begrenzten Untersuchungeine gewisse Aussagekraft liefern,was sich nicht ohne weiteres auf an-dere Situationen übertragen lässt.

In Innenräumen kommt der Pilzarten-zusammensetzung eine wesentlichgrößere Bedeutung zu als der Gesamt-konzentration an Schimmelpilzen.

Schimmelpilzarten, denen eine rele-vante gesundheitliche Bedeutung zu-kommt, sind besonders kritisch zu be-urteilen.

C-2.2.1 Bewertung von Luftproben

Die Sporenkonzentration in der Luft kannstarken Schwankungen unterliegen. Das Er-gebnis einer Innenraumluftmessung wird

entscheidend von den jeweiligen Probenah-mebedingungen und insbesondere von denvorhandenen Aktivitäten im Raum beein-flusst. Besonders hohe Schwankungen sindbei Kurzzeitmessungen zu erwarten, dadiese Momentaufnahmen darstellen undPilzsporen nicht gleichmäßig im Raum ver-teilt auftreten.

Als Bewertungs- und Orientierungshilfe fürSchimmelpilzbestimmungen in der Innen-raumluft können nach gegenwärtigem Er-kenntnisstand folgende drei Bereiche die-nen (vgl. Tab. 8 und 9):

■ der Bereich der Hintergrundbelastungfür wichtige Pilzgattungen oder Pilzarten

■ ein Übergangsbereich, innerhalb des-sen erhöhte Konzentrationen der einzel-nen Pilzgattungen oder Pilzarten liegen,die bereits auf Innenraumquellen hinwei-sen

■ ein Bereich mit Konzentrationen, die die-sen Übergangsbereich überschreitenund mit hoher Wahrscheinlichkeit aufeine Innenraumquelle hinweisen.

Wichtig ist, dass nicht alle Problemsituatio-nen mit dem vorgeschlagenen Schema (Tab.8 und 9) bewertet werden können. So kannz.B. die Bewertung einer Luftprobe im Spät-herbst schwierig sein, wenn der Sporenge-halt der Außenluft in kurzer Zeit stark verrin-gert wird (Oktober-November mit kalter undfeuchter Witterung). In diesem Zeitraum kön-nen aus der Außenluft stammende Sporen,die über die Vegetationsperiode zuvor imInnenraum sedimentiert sind, das Ergebniseiner Luftprobe stärker beeinflussen (fallsdiese vor oder während einer Probenahmeaufgewirbelt werden) und im Verhältnis zurAußenluft eine Belastung der Innenluft erge-ben. Umgekehrt können auch ungewöhnlichbelastete Außenluftproben eine Interpreta-tion der Ergebnisse erschweren.

Bei der Bewertung der Ergebnisse sollteaußerdem immer berücksichtigt werden,

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Page 51: schimmelpilze Leitfaden

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dass es sich um Kurzzeitmessungen han-delt.

Die Anwendung der Tabellen setzt dahereinen hohen Sachverstand voraus.

Die angegebenen Bewertungsbereiche sindals vorläufige Werte zu verstehen, die beiVorliegen neuer Erkenntnisse ggf. ange-passt werden müssen.

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

1) Indiz für Quellensuche 2) Indiz für kurzfristige intensive Quellensuche

KBE = koloniebildende EinheitenI = Konzentration in der Innenraumluft in KBE/m3

A = Konzentration in der Außenluft in KBE/m3

typ A = typische Außenluftarten bzw. -gattungen (wie z. B. Cladosporium, sterile Myzelien, ggf.Hefen, ggf. Alternaria, ggf. Botrytis)

untyp A = untypische Außenluftarten bzw. -gattungen (z. B. Pilzarten mit hoher Indikation für Feuchte-schäden wie Acremonium sp., Aspergillus versicolor, A. penicillioides, A. restrictus,Chaetomium sp., Phialophora sp., Scopulariopsis brevicaulis, S. fusca, Stachybotryschartarum, Tritirachium (Engyodontium) album, Trichoderma sp.)

Σuntyp A = Summe der untypischen Außenluftarten (andere als typ A)Euntyp A = eine Art, die untypisch ist in der Außenluft ! = die angegebenen Konzentrationen gelten für Pilzarten mit gut flugfähigen Sporen. Für

Pilzsporen mit geringer Flugfähigkeit sowie für thermotolerante Pilzarten gelten deutlichgeringere Konzentrationen

Tabelle 8: Bewertungshilfe für Luftproben – kultivierbare Schimmelpilze

Die drei Zeilen der Tabelle sind nicht als eigenständige Kriterien gedacht, sondern sind in einer umfassen-

den Auswertung gemeinsam zu betrachten.

Innenluft-Parameter

Innenraumquelleunwahrscheinlich

Innenraumquellenicht auszuschließen1)

Innenraumquellewahrscheinlich2)

Cladosporium sowieandere Pilzgattungen, diein der Außenluft erhöhteKonzentrationen erreichenkönnen (z.B. sterile Myzelien, Hefen, Alternaria,Botrytis)

Wenn die KBE/m3 einerGattung in der Innenluftunter dem 0,7 (bis 1,0)-fachen der Außenluft lie-genItyp A ≤ Atyp A × 0,7 (+0,3)

Wenn die KBE/m3 einerGattung in der Innenluftunter dem 1,5 ± 0,5-fachen der Außenluft lie-genItyp A ≤ Atyp A × 1,5 (± 0,5)

Wenn die KBE/m3 einerGattung in der Innenluftüber dem 2-fachen derAußenluft liegen

Ityp A > Atyp A × 2

Summe der KBE der unty-pischen Außenluftarten

Wenn die Differenz zwi-schen der KBE-SummeInnenraumluft minusAußenluft der untypischenAußenluftarten unter 150 KBE/m3 liegtIΣuntyp A ≤ AΣuntyp A + 150

Wenn die Differenz zwi-schen der KBE-SummeInnenraumluft minusAußenluft der untypischenAußenluftarten unter 500 KBE/m3 liegt.IΣuntyp A ≤ AΣuntyp A + 500

Wenn die Differenz zwi-schen der KBE-SummeInnenraumluft minusAußenluft der untypischenAußenluftarten über 500 KBE/m3 liegt.IΣuntyp A > AΣuntyp A + 500

eine Art der untypischenAußenluftarten (!)

Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft einer untypi-schen Außenluftart unter50 KBE/m3 liegtIEuntyp A ≤ AEuntyp A + 50

Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft einer untypi-schen Außenluftart unter100 KBE/m3 liegtIEuntyp A ≤ AEuntyp A + 100

Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft einer untypi-schen Außenluftart über100 KBE/m3 liegtIEuntyp A > AEuntyp A + 100

Page 52: schimmelpilze Leitfaden

1) Indiz für Quellensuche, 2) Indiz für kurzfristige intensive Quellensuche3) Bei einer geringen Sporenkonzentration (Indiz für Quellensuche) kann eine Beurteilung nur in Kombination mit einerLuftkeimsammlung erfolgen.A = Konzentration in der Außenluft in Anzahl Sporen/m3, I = Konzentration in der Innenraumluft in Anzahl Sporen/m3

typ A = Sporentypen, die in der Außenluft erhöhte Konzentrationen erreichen wie z.B. Ascosporen,Alternaria/Ulocladium, Basidiosporen, Cladosporium sp.

ΣP+A = Summe der Sporen vom Typ Penicillium und AspergillusChaetom = Sporen vom Typ Chaetomium sp.Stachy = Sporen vom Typ Stachybotrys chartarumdivers = diverse uncharakteristische Sporen, die nicht dem Typ Ascosporen, Typ Alternaria/Ulocladium, Typ Basi-

diosporen oder Cladosporium sp. angehören

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

GesamtpilzsporenHolbach Objektträger (C-1.2.5)

Innenraumquelleunwahrscheinlich

Innenraumquellenichtauszuschließen1) 3)

Innenraumquellewahrscheinlich 2)

Sporentypen, die in derAußenluft erhöhte Konzen-trationen erreichen z.B.Typ Ascosporen Typ Alternaria/UlocladiumTyp BasidiosporenCladosporium spp.

Wenn die Summe einesSporentyps in der Innen-luft unter dem 1 (bis 1,4)-fachen derAußenluft liegtItyp A ≤ Atyp A × 1 (+0,4)

Wenn die Summe einesSporentyps in der Innen-luft unter dem 1,6 (± 0,4)-fachen derAußenluft liegtItyp A ≤ Atyp A × 1,6 (± 0,4)

Wenn die Summe einesSporentyps in der Innen-luft über dem 2-fachen der AußenluftliegtItyp A > Atyp A × 2

Typ Penicillium/Aspergillus Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft für den Sporen-typ Penicillium/Aspergillusnicht über 300 liegt IΣP+A ≤ AΣP+A + 300

Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft für den Sporen-typ Penicillium/Aspergillusnicht über 800 liegt IΣP+A ≤ AΣP+A + 800

Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft für den Sporen-typ Penicillium/Aspergillusüber 800 liegt IΣP+A > AΣP+A + 800

Typ Chaetomium spp. Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft der Chaetomi-umsporen ausgeglichen ist IChaetom ≤ AChaetom

Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft der Chaetomi-umsporen nicht über 5 liegt IChaetom ≤ AChaetom + 5

Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft der Chaetomi-umsporen 5 übersteigt IChaetom > AChaetom +5

Stachybotrys chartarum Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft der Stachybo-tryssporen ausgeglichen ist IStachy ≤ AStachy

Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft der Stachybo-tryssporen nicht über 2 liegt IStachy ≤ AStachy + 2

Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft der Stachybo-tryssporen 2 übersteigt IStachy > AStachy + 2

diverse Pilzsporen, die nicht dem Typ Basidio-sporen oder Ascosporenangehören

Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft der diversenPilzsporen nicht über 400liegt Idivers ≤ Adivers + 400

Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft der diversenPilzsporen nicht über 800liegt Idivers ≤ Adivers + 800

Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft der diversenPilzsporen 800 übersteigt Idivers > Adivers + 800

Myzelstücke Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft der Myzelstückenicht über 150 liegt IMyzel ≤ AMyzel + 150

Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft der Myzelstückenicht über 300 liegt IMyzel ≤ AMyzel + 300

Wenn die Differenz zwi-schen Innenraumluft undAußenluft der Myzelstücke300 übersteigt IMyzel > AMyzel + 300

Tabelle 9: Bewertungshilfe von Luftproben – Partikelauswertung

Die sechs Zeilen der Tabelle sind nicht als eigenständige Kriterien gedacht, sondern sind in einer umfas-

senden Auswertung gemeinsam zu betrachten.

Die nachfolgenden Angaben beziehen sich auf Luftproben, die unter normalen Bedingungen gezogen wur-

den (keine gezielte Staubaufwirbelung).

Page 53: schimmelpilze Leitfaden

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C-2.2.3 Bewertung von Staubproben

Bei der Bewertung von Staubproben ist zuberücksichtigen, dass Pilzarten, die häufigbei Feuchteschäden auftreten, entspre-chend ihrer Sporenbildung, Sporenverbrei-tung und Überlebensdauer unterschiedlicheKonzentrationen in belasteten Staubprobenhaben können. Für die Bewertung von Pil-zen, die häufig bei Feuchteschäden imInnenraum auftreten und die typischerWeise nicht über die Außenluft in erhöhtenKonzentrationen eingetragen werden, ist dieAufstellung von Erfahrungswerten (Hinter-grundkonzentrationen) hilfreich.

Die Schimmelpilzkonzentration in Staubpro-ben wird vor allem in den Sommermonatenstark durch die Sporenkonzentration derAußenluft beeinflusst. Die Bildung von An-teilen einzelner Gattungen oder Arten ander Gesamtkonzentration hat dementspre-chend nur wenig Aussagekraft, sofern derEinfluss der jahreszeitlichen Außenluft nichtberücksichtigt wird.

Im Jahreslauf sind insbesondere die Kon-zentrationen von Hefen sowie Cladosporiumspp. und sterilen Kolonien (ohne Sporenbil-dung) relativ hohen Schwankungen unter-worfen. Der Bereich der normalerweise auf-tretenden Hintergrundkonzentrationen fürdiese Gruppen wird daher weit gespanntsein.

Die Konzentrationen von Aspergillus spp.und Penicillium spp. gelten als relativ stabilim Jahresverlauf. Daher wird der Bereichder normalerweise auftretenden Hinter-grundkonzentrationen für diese Gattungenrelativ eng sein.

Bei der Beurteilung von Ergebnissen vonSchimmelpilzmessungen im Hausstaubmuss außerdem die verwendete Methodeberücksichtigt werden. So findet man mitMethoden, bei denen der Staub vor der wei-teren Analyse gesiebt wird, höhere Konzen-

trationen an Schimmelpilzen, als bei Ver-wendung von Methoden ohne Siebung.

Die Diskussionen zur am besten geeignetenMethode zur Bestimmung von Schimmel-pilzkonzentrationen im Hausstaub sind nochnicht abgeschlossen. Daher können in die-sem Leitfaden auch keine Aussagen zuHintergrundkonzentrationen bzw. Konzen-trationen in belasteten Wohnungen gemachtwerden.

Für die Erfassung von Schimmelpilzenim Hausstaub gibt es noch keine allge-mein anerkannte Methode. Es könnendaher keine generellen Bewertungs-hilfen angegeben werden.

Zusammenfassend muss hinsichtlich der Be-wertung von Schimmelpilzbelastungen inInnenräumen nochmals festgehalten werden,dass die in diesem Leitfaden empfohlenenKriterien und Wertebereiche zur Beurteilungeiner Schimmelpilzquelle im Innenraum alsvorläufige – wenngleich weitgehend zwischenverschiedenen Gremien auf Bundes- undLänderseite in Deutschland abgestimmte –Vorgehensweisen anzusehen sind. Die Innen-raumlufthygiene-Kommission des Umwelt-bundesamtes wird sich dieses komplexenThemas auch weiterhin widmen und beineuen Erkenntnissen ggf. eine Ergänzung derhier gemachten Empfehlungen vornehmen.

C-3 Ursachensuche undSanierungsmaßnahmen

Bei nachweislichem Schimmelpilzwachstumim Innenraum sollten die Ursachen hierfürermittelt und beseitigt sowie die befallenenStellen saniert werden. Eine Schimmelpilz-sanierung ohne Beseitigung der Ursachenist nicht sinnvoll, da früher oder später miteinem erneuten Schimmelpilzwachstum zurechnen ist. Daher ist es unerlässlich, beider Begehung die Ursachen für das Schim-melpilzwachstum aufzuklären.

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Page 54: schimmelpilze Leitfaden

C-3.1 Ursachensuche

Voraussetzung für Schimmelpilzwachstumist in jedem Fall eine erhöhte Feuchte an be-stimmten Stellen in der Wohnung. Solchehohen Feuchten können prinzipiell durchfolgende Hauptursachen bedingt sein (vgl.auch Tab. 10):

■ akute Feuchteschäden durch Rohrbruch,Überschwemmung u.ä.

■ Feuchteschäden durch defekte Dächerinsbesondere Flachdächer, Dachrinnenund Fallrohre

■ Baufeuchte im Neubaufall oder nach Sa-nierung durch ungenügendes Austrock-nen vor Erstbezug oder ungenügende(dem Feuchteanfall nicht angepasste)Lüftung

■ erhöhte Feuchte durch ungenügendeAbdichtung wie z.B. fehlende Horizontal-sperre (Durchfeuchtung bei Schlagre-gen, aufsteigende Bodenfeuchte)

■ erhöhte Feuchte durch Oberflächentau-wasser (Wärmebrücken, hohe Luftfeuch-tigkeit) oder, seltener, durch inneren Tau-wasserausfall (z.B. an Schichtgrenzen).

Besonders problematisch ist die Durch-feuchtung bei feinporigen Materialien, wiez.B. Sandstein, Holz, Spanplatten oder Iso-liermaterial. Bei ihnen wird die materialbe-günstigte hohe Feuchtigkeit lange Zeit auf-rechterhalten.

Voraussetzung für das Schimmelpilz-wachstum im Innenraum ist erhöhteFeuchte, die durch Bauschäden oderfalsches Nutzerverhalten entstandensein kann.

Die Ursache muss unbedingt ermitteltund behoben werden.

Nur im Falle der akuten Feuchteschäden istdie Ursache direkt bekannt. Es sollten soschnell wie möglich Abhilfemaßnahmen ein-geleitet werden. Wichtig dabei ist eine ra-

sche und vollständige Trocknung der betrof-fenen Bereiche um zu verhindern, dass sichSchimmelpilze ansiedeln und wachsen.

Sonstige Feuchteschäden werden meisterst wahrgenommen, wenn bereits Schim-melpilze gewachsen sind und in Form vonVerfärbungen (Schimmelpilzflecken) sicht-bar werden bzw. eine Geruchsbelästigungvorliegt. In jedem Fall muss die Frage nachden Ursachen gestellt werden und diesemüssen durch eine Begehung geklärt wer-den.

Bei Schimmelpilzwachstum aufgrund vonerhöhter Feuchte durch ungenügende Ab-dichtung liegt eindeutig ein Baufehler vor.Diese Baufehler können u. a. durch Mes-sung des Feuchteprofils mit Hilfe von Tie-fenmesssonden in der Wand nachgewiesenwerden (vgl. Tab. 10). Die Schimmelpilzemüssen entfernt (vgl. C-3.2) und der Bau-mangel behoben werden.

Am häufigsten tritt Schimmelpilzwachstumim Zusammenhang mit Tauwasserbildungan Oberflächen auf. In diesem Falle kanndie Ursache ebenfalls in einem Baumangel(z.B. Wärmebrücken) liegen; es könnenaber auch falsches Nutzerverhalten odereine Kombination beider Ursachen vorlie-gen. Aus mietrechtlicher Sicht ist daher dieAbklärung der Ursachen von entscheiden-der Bedeutung.

Schimmelpilzschäden aufgrund von Tau-wasserbildung an Oberflächen treten oft inGebäuden auf, die nachträglich saniert wor-den sind, um eine bessere Wärmedäm-mung zu erreichen (dichte Fenster, Wand-dämmungen) oder die bereits entsprechendden aktuellen Wärmeschutzvorschriften ge-baut worden sind. Durch die erhöhte Dich-tigkeit der Fenster wird der natürliche Luft-austausch reduziert. Die im Raum entste-hende Feuchtigkeit muss in diesen Wohnun-gen durch vermehrtes Lüften abgeleitetwerden (vgl. B-2). Bei manchen sehr dichten

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

TauwasserbildungVertikal aufsteigendeFeuchtigkeit

Horizontal eindrin-gende Feuchtigkeit

Ursachen Tauwasserbildung an küh-len Oberflächen (z.B. Wär-mebrücken, vgl. B-2.1)

Gebäude steht auf nas-sem Grund, hat keine aus-reichende Feuchtigkeits-absperrung und Wandma-terial mit Kapillareigen-schaften

An der Außenwand anste-hende Feuchtigkeit dringtauf Grund fehlender Ab-dichtung in die Wand ein

Ort und Zeitpunkt des Auf-tretens

An den Außenwandeckenund -kanten in der kälte-ren Jahreszeit. (in Keller-räumen im Sommer sieheC-1.1) Nur in speziellenFällen an Innenwänden(Kaltwasserrohre ohneIsolierung).

In der Bodenplatte, inAußenmauern und innenliegenden Mauern beihohem Grundwasserspie-gel oder Staunässe.

An Außenwänden häufigbei nicht sachgemäßerAbleitung von Regenwas-ser

Salz-(auch Nitrat-)ausblü-hungen an Tapeten oderWandproben

Nein Ja1) Möglich, bei anhaltendenSchäden

Schimmelbildung Häufig Schimmelflächen könnenzeitweise (Sommer) relativtrocken sein, daher oftEntwicklung xerophilerSchimmelpilze (vgl. A-1)

Tritt bei verfügbaren Nähr-stoffquellen auf.Wird aber ggf. von einerzunehmenden Versalzungüberdeckt.

Tritt bei verfügbaren Nähr-stoffquellen auf. Wird aberggf. von einer zunehmen-den Versalzung überdeckt

Schimmelbildung verstärkthinter Bildern und Möbelnan Außenwänden oder inAußenwandecken sichtbar

In der Regel ja Nein(kein primärer Zusammen-hang3)

Nein(kein primärer Zusammen-hang3)

Feuchtigkeit in verschie-denen Wandbereichen(unter Benutzung vonTiefenmess-Sonden)

Hohe Feuchtigkeit an derWandoberfläche, niedrigeim Inneren der Wand2)

Abnehmender Feuchte-gradient von tiefer liegen-den Wandbereichen zuhöher liegenden Wandbe-reichen.Kein Feuchtegradient zwi-schen Maueraußenseiteund Mauerinnenseite.

Häufig Feuchtegradientvon der Maueraußenseitezur Innenseite

Einfluss zusätzlicherWasserdampfquellen (z.B. häufigesWäschetrocknen)

Ja Nicht durch Wasserdampfbeeinflusst3)

Nicht durch Wasserdampfbeeinflusst3)

Tabelle 10: Merkmale unterschiedlicher Feuchtigkeitsprobleme

Eine Unterscheidung der unterschiedlichen Feuchtigkeitsprobleme ist anhand von einzelnen Merkmalen

nicht möglich, sondern nur in der Zusammenschau mehrerer Merkmale.

1) Aufsteigende Feuchtigkeit, die z.B. aus einer Betonrohdecke als Restbaufeuchte aufsteigt, muss nicht unbedingt zuSalzablagerungen führen.

2) Feuchtigkeit im Wandinnern kann auf Tauwasserbildung zurückzuführen sein. Die Innenwandflächen zweischaligerWände sind aber normalerweise trocken.

3) Durch den Feuchteschaden kann sich Wasserdampf entwickeln und so Tauwasserprobleme verursachen. Außerdementsteht durch die Durchfeuchtung eine höhere Wärmeleitfähigkeit der Baustoffe und damit eine Absenkung der Ober-flächentemperatur. Daher kann es vermehrt zu Tauwasserbildung kommen.

Page 56: schimmelpilze Leitfaden

Konstruktionen und Nutzeraktivitäten mithoher Feuchtigkeitsabgabe muss über einetechnische Lösung zur Regelung der Lüf-tung nachgedacht werden, da die Feuchtig-keit auch durch mehrmaliges kurzzeitigesLüften nicht ausreichend abgeleitet werdenkann (z. B. Bäder mit indirekter Belüftung;vgl. B-2.3).

Langzeitmessungen der Temperatur undder Feuchtigkeit in der Raumluft (Datenlog-ger) und an der befallenen Stelle (elektri-sche Baufeuchtemessung) können Auskunftgeben, in welchen Situationen kritischeKombinationen von Temperatur und Feuch-tigkeit entstehen, die zu Schimmelpilz-wachstum führen können und wie diesedurch die Lüftung und Heizung im Raumbeeinflusst werden. Andere weiterreichendePrüfverfahren sind die Endoskopie, dieThermographie, das Blower-Door-Verfah-ren, die Salzbestimmung im Material, diegravimetrische Material-Feuchtegehaltsbe-stimmung und die Tracergas-Technik. EineBeschreibung einiger dieser Verfahren fin-det sich z.B. im Bericht des Landesgesund-heitsamtes Baden-Württemberg zu Schim-melpilzen in Innenräumen (siehe Anhang 2,S. 73). Bei Vorliegen der entsprechendenBauunterlagen kann berechnet werden, obes zu einer Taupunktunterschreitung kom-men kann und eine Wärmebrücke vorliegt.

Früher waren die Fenster diejenigen Bautei-le mit dem höchsten Wärmeaustrag und derstärksten Abkühlung (kälteste Bauteile) inder Wohnung. War die Luft im Innenraum zufeucht, machte sich dies durch Tauwasser-bildung an den Fenstern bemerkbar undman wusste, dass vermehrt gelüftet werdenmuss. Nach dem Einbau von dichten Fens-tern, ist der kälteste Punkt in der Wohnungnicht mehr die Fensterscheibe, sondern an-dere Bereiche im Raum (z.B. Außenwändeund speziell Außenecken). Kommt es dortzu Tauwasserbildung wird dies oft erst be-merkt, wenn sich bereits Schimmelpilzeausgebreitet haben.

Wird vorschriftsmäßig nach DIN 4108 ge-baut bzw. wärmegedämmt, so dürfen diesekältesten Bereiche im Raum bei „normalerRaumnutzung“ keine Probleme mit Tauwas-serbildung aufweisen. Probleme ergebensich jedoch aus folgenden Gründen:

■ Es sind Wärmebrücken vorhanden, dadie Vorgaben der DIN 4108 nicht erfülltsind (Baufehler).

■ Die Raumnutzung (Heizung, Lüftung,Luftfeuchtigkeit) entspricht nicht den inder DIN angenommenen Normalverhält-nissen (20 °C, 50 % Luftfeuchtigkeit imRaum).

■ Durch dichte Möblierung an Außenwän-den werden diese im Winter von der war-

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

INFOBOXEigenkontrolle mit

Thermo-Hygrometer

Einfache elektronische Thermo- und Hy-grometer, die im Handel erhältlich sind,liefern zwar keine exakten Messwerte,eignen sich wegen ihrer Kostengünstig-keit und einfachen Handhabung dennochzur Eigenkontrolle in Wohnungen.

Werden sie an der Wand aufgehängt, dievon Schimmelpilzbefall betroffen ist, kannder interessierte Raumnutzer selbst be-obachten, wie sich die Lufttemperatur undrelative Luftfeuchtigkeit im Laufe desTages und bei unterschiedlichen Aktivitä-ten (z.B.Wäsche trocknen) ändert. Außer-dem kann der Erfolg von Lüftungs- oderHeizungsmaßnahmen direkt verfolgt wer-den. Die relative Luftfeuchte sollte dauer-haft nicht höher als 65–70 % (an der Ma-terialoberfläche unter 80 %) liegen.

Solche Messungen können jedoch aufGrund der nicht exakten Messwerte ge-naue Untersuchungen durch Fachleutenicht ersetzen.

Page 57: schimmelpilze Leitfaden

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men Heizungsluft abgeschnitten undkühlen daher ab.

■ Schimmelpilzwachstum tritt nicht erst beisichtbarer Tauwasserbildung auf, son-dern bereits bei anhaltender Luftfeuchtean der Materialoberfläche (ca. 80 %)(vgl. B-2).

Alle diese Ausführungen zeigen die Komple-xität der Probleme bei der Suche nach derUrsache eines Schimmelpilzwachstums inInnenräumen. Die Begehung muss daher un-bedingt durch Sachverständige, die auf bau-physikalische Probleme spezialisiert sind, inZusammenarbeit mit einem mykologischenLabor durchgeführt werden. Die Ergebnisseder Ursachensuche (Baufehler oder Nutzer-fehlverhalten) sind nicht nur für die Sanie-rungsmaßnahmen von größter Wichtigkeit,sondern haben auch mietrechtliche Konse-quenzen.

C-3.2 Sanierung

Schimmelpilzwachstum im Innenraum stelltein hygienisches Problem dar, das aus Vor-sorgegründen nicht toleriert werden kann.Bei nachweislichem Schimmelpilzwachstumim Innenraum müssen fachgerechte Sanie-rungsmaßnahmen zur Beseitigung derSchimmelpilze durchgeführt werden. EineBeseitigung des Schimmelpilzbefalls hataber nur dann Sinn, wenn zuvor die Ursa-chen geklärt werden. Ohne diese Klärungund die Behebung der Ursachen, die zueinem Wachstum geführt haben, ist ein er-neuter Befall vorprogrammiert.

C-3.2.1 Kurzfristige Maßnahmen

Wenn nicht sofort mit den Sanierungsmaß-nahmen begonnen werden kann, ist zu prü-fen, ob die befallenen Stellen übergangs-weise möglichst ohne Staubverwirbelunggereinigt und desinfiziert werden können(z.B. mit 70 %-igem Ethylalkohol bei trocke-nen Flächen und 80 %-igem Ethylalkoholbei feuchten Flächen) oder ob es Möglich-keiten gibt, die befallenen Stellen über-gangsweise abzudecken oder abzuschot-ten. Auch für diese vorübergehenden Maß-nahmen müssen die unten (C-3.2.2) be-schriebenen Schutzmaßnahmen beachtetwerden.

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

INFOBOXSchimmelpilzbefall in Mietwohnungen

Schimmelpilzbefall einer Mietwohnungwird von den Gerichten als Mietmangelanerkannt. Über die Ursache des Schim-melpilzbefalls entsteht in der Praxis häufigStreit, der am Ende oft vom Gericht – nachAnhörung von Sachverständigen – ent-schieden werden muss.

Eine Schimmelpilzbelastung in Innenräu-men stellt in jedem Fall ein hygienischesProblem dar (siehe Abschnitt C-2). EineGesundheitsbelastung ist nicht auszu-schließen. Aus Gründen der Gesund-heitsvorsorge sollten daher, möglichst imgegenseitigen Einvernehmen zwischenMieter und Vermieter, die Schäden ange-messen behoben werden. Bei ärztlichenAttesten von gesundheitlichen Beschwer-den aufgrund einer Schimmelpilzbelas-tung ist es wichtig, dass die Diagnoseeinen plausiblen Zusammenhang zwi-schen den Beschwerden und der Schim-melpilzbelastung erkennen lässt.

Die o.g. Hinweise können im Einzelfalleine konkrete Rechtsberatung nicht er-setzen. Bei Zweifeln über die Rechtslageund die bestehenden Rechte und Pflich-ten sollten sich Mieter und Vermieterdaher am besten frühzeitig rechtlich be-raten lassen. Beratungsstellen, wie z.B.Mietervereine oder Haus- und Grund-eigentümervereine, können hier Hilfestel-lung leisten.

Page 58: schimmelpilze Leitfaden

Die Verwendung der häufig zitierten Essig-lösung ist meist nicht sinnvoll, da viele Bau-stoffe und insbesondere Kalk eine Neutrali-sation bewirken und außerdem mit demEssig organische Nährstoffe auf das Mate-rial gelangen. Die Verwendung von Fungi-ziden im Innenraum wird ebenfalls nichtempfohlen.

Durch gezieltes Lüften und Heizen der be-fallenen Stelle kann die Feuchtigkeit redu-ziert und ein weiteres Schimmelpilzwachs-tum eingeschränkt werden. Diese Maßnah-me darf jedoch nur durchgeführt werden,wenn zuvor bereits vorhandene Schimmel-pilzsporen entfernt worden sind, um hoheKonzentrationen in der Raumluft sowie dieEntstehung von Sekundärquellen zu ver-meiden.

Durch vermehrtes Lüften und Heizen sowiedurch ein Abrücken der Möbel von Außen-wänden kann die Gefahr von Taupunkt-unterschreitungen im Raum verringert unddamit einem weiteren Schimmelpilzwachs-tum vorgebeugt werden. Auch diese Maß-nahme ist nur sinnvoll, wenn zuvor bereitsvorhandene Schimmelpilzsporen entferntworden sind.

C-3.2.2 Langfristige Maßnahmen

Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Sa-nierung ist die Beseitigung der Ursachen, diezu dem Auftreten des Schimmelpilzwachs-tums geführt haben. Bauseitige Schädensind zu beheben und die Raumnutzer darü-ber aufzuklären, wie in Zukunft ein Schim-melpilzwachstum vermieden werden kann.

Die Sanierung von schimmelpilzbefallenenMaterialien muss das Ziel haben, dieSchimmelpilze vollständig zu entfernen.Eine bloße Abtötung von Schimmelpilzenreicht nicht aus, da auch von abgetötetenSchimmelpilzen allergische und reizendeWirkungen ausgehen können (vgl. A-2).

Bei glatten Oberflächen (Metall, Keramik,Glas) kann eine Entfernung mit Wasser undnormalem Haushaltsreiniger erfolgen.

Befallene poröse Materialien (Tapete,Gipskartonplatten, poröses Mauerwerk, po-röse Deckenverschalungen) können nichtgereinigt werden. Leicht ausbaubare Bau-stoffe wie Gipskartonplatten oder leichteTrennwände sind auszubauen und zu ent-fernen. Schimmelpilze auf nicht ausbauba-ren Baustoffen sind vollständig (d. h. auch intiefer liegenden Schichten) zu entfernen.

Bei Holz ist prinzipiell zwischen der soge-nannten Holzbläue (oberflächlicher Befallwährend der Holzverarbeitung ausgelöstdurch den Pilz Aureobasidium pullulans)und dem aktiven Schimmelpilzwachstumaufgrund eines akuten Feuchteschadensmit starker Sporenbildung der Schimmelpil-ze zu unterscheiden. Bei normaler Holz-bläue besteht gewöhnlich kein Sanierungs-bedarf. Aktiv befallenes Holz hingegen istsehr schwer zu sanieren und muss meistentsorgt werden. In Ausnahmen kann einoberflächlicher Befall durch Abschleifen ent-fernt werden.

Befallene Möbelstücke mit geschlossenerOberfläche (Stühle, Schränke) sind ober-flächlich feucht zu reinigen, zu trocknen undgegebenenfalls mit 80 %-igem Alkohol zudesinfizieren (Brand- und Explosionsgefahrsowie persönlichen Atemschutz beachten).

Stark befallene Einrichtungsgegenständemit Polsterung (Sessel, Sofa) sind nur seltenmit vertretbarem Aufwand sinnvoll zu sanie-ren und sollten daher im Normalfall entsorgtwerden. Befallene Haushaltstextilien (Teppi-che, Vorhänge) sind meist ebenfalls nur mitgroßem Aufwand sachgerecht zu sanieren,so dass je nach Anschaffungskosten eineEntsorgung vorzuziehen ist.

Bei der Sanierung von Schimmelpilzbefallauf Materialien können sehr hohe Konzen-

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Page 59: schimmelpilze Leitfaden

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trationen an Sporen freigesetzt werden. EineSanierung sollte daher nur unter geeignetenSicherheits- und Arbeitsschutzbedingungenvon fachlich qualifizierten Personen durch-geführt werden. Des Weiteren ist zu beach-ten, dass z.B. für Allergiker oder Vorgeschä-digte mit chronischen Erkrankungen derAtemwege sowie für Personen mit ge-schwächtem Immunsystem ein gesundheitli-ches Risiko nicht ausgeschlossen werdenkann, so dass dieser Personenkreis keineSanierungsarbeiten durchführen sollte.

Der Sanierungsaufwand muss dem Ausmaßdes Schadens und der Art der Raumnut-zung angepasst werden. Dabei spielen u.a.folgende Gesichtspunkte eine Rolle:■ Größe der befallenen Fläche■ Stärke des Befalls (einzelne Flecken

oder dicker Schimmelbelag)■ Tiefe des Befalls (oberflächlich oder

auch in tieferen Schichten)■ Vorkommende Schimmelpilzarten (Aller-

gierisiko, Infektionsrisiko, Toxine)■ Art der befallenen Materialien (auf aus-

baubaren Materialien oder im Mauer-werk)

■ Art der Nutzung (Lagerraum, Wohnraum,Kindergarten, Krankenhaus).

Mit Hilfe dieser Kriterien ist mit Sachver-stand eine Gesamteinschätzung vorzuneh-men. Anschließend sind die sich daraus ab-leitenden Schutzmaßnahmen bei der Sanie-rung zu formulieren.

Sanierungsarbeiten kleineren Umfangs(z.B. nur oberflächlicher Befall, befalleneFläche nicht größer als ca. 0,4 m2, keineBauwerksmängel), bei denen kein Risiko fürgesunde Personen zu erwarten ist, könnenim allgemeinen ohne Beteiligung von Fach-personal durchgeführt werden, wobei die In-anspruchnahme einer vorherigen fachlichenBeratung zu empfehlen ist.

Beispielhaft ist dabei folgende Vorgehens-weise anwendbar:

Befallene Tapeten bzw. Silikonfugen könnenentfernt, oberflächlich befallene Stellen feuchtabgewischt oder mit einem Staubsauger mitFeinststaubfilter (HEPA-Filter) abgesaugtsowie mit 70–80 %-igem Ethylalkohol unterBeachtung der Brand- und Explosionsgefahr(nur kleine Mengen verwenden, gut lüften,nicht rauchen, kein offenes Feuer) sowie derAnforderungen des Arbeitsschutzes (Schutz-handschuhe, Mundschutz, Schutzbrille) be-handelt werden. Nach der Sanierung ist eineEntfernung von Feinstaubpartikeln (Feinreini-gung) in der Umgebung der sanierten Stellenvorzunehmen. Die bei der Sanierung anfallen-den, mit Schimmelpilzen belasteten Abfälle,können in Plastikbeutel verpackt mit demHausmüll entsorgt werden.

Schutzmaßnamen bei Sanierungs-maßnahmen kleineren Umfangs:

Schimmelpilze nicht mit bloßen Hän-den berühren – Schutzhandschuhetragen.

Schimmelpilzsporen nicht einatmen –Mundschutz tragen.

Schimmelpilzsporen nicht in dieAugen gelangen lassen – Staub-Schutzbrille tragen*.

Nach Beendigung der Sanierung du-schen und Kleidung waschen.

* Schimmelpilze können allergische Reak-tionen im Auge auslösen.

Umfangreichere Sanierungsarbeiten soll-ten von gewerblichen Firmen durchgeführtwerden. Hierzu sind Firmen zu beauftragen,die mit solchen Sanierungsarbeiten, denhierbei auftretenden Gefahren, den erfor-derlichen Schutzmaßnahmen und den zubeachtenden Vorschriften und Empfehlun-gen vertraut sind. Eine Auswahl wichtigerArbeitsschutzvorschriften ist in der INFO-BOX enthalten.

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Page 60: schimmelpilze Leitfaden

Wichtig ist dabei, dass nicht nur die Sanie-rer, sondern auch die Bewohner bei der Be-seitigung des Schimmelpilzbefalls durch ge-eignete Schutzmaßnahmen vor Schimmel-pilzexposition geschützt werden. Dabeimuss auch der Gesundheitszustand derNutzer (Gesunde, Allergiker, Immunsuppri-mierte) berücksichtigt werden.

Außerdem muss verhindert werden, dasssich Schimmelpilze durch die Sanierungs-maßnahmen in andere Bereiche der Räumeoder Gebäude ausbreiten und dort eventuellzu neuen Problemen führen. Auf jeden Fallsind Lebensmittel und andere Gegenständewie Kinderspielzeug und Kleidung vor derSanierung aus dem Raum zu entfernen.

Bei größeren Schimmelpilzschäden solltendie befallenen Bereiche staubdicht abge-schottet werden oder andere Maßnahmenergriffen werden, um die Ausbreitung vonSchimmelpilzsporen zu minimieren. Nachlokaler Beseitigung des Schimmels sind dieFeinstaubpartikel in der Umgebung der sa-nierten Stellen zu entfernen („Feinreini-gung“). Nach Abschluss der Sanierung soll-te eine „Freimessung“ zum Nachweis, dasskeine erhöhten Schimmelpilzkonzentratio-nen (vgl. Tab. 8) mehr vorliegen, vorgenom-men werden.

Schutzmaßnamen bei Sanierungsmaß-nahmen durch gewerbliche Firmen:

Schimmelpilze dürfen bei der Sanie-rung nicht in andere Bereiche verteiltwerden.

Der Schutz des Personals und derRaumnutzer vor Schimmelpilzexposi-tionen muss durch geeignete Maß-nahmen (Arbeitsschutzmaßnahmen,staubdichte Abschottung) sicherge-stellt werden.

Eine ausführliche methodische Beschrei-bung der gewerblich anzuwendenden Sa-nierungsverfahren ist nicht Gegenstand die-ses Leitfadens. Die genannten Maßnahmenund Hinweise erheben keinen Anspruch aufVollständigkeit. Sie sind eine Orientierungs-hilfe für das allgemeine Vorgehen bei einer

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

INFOBOXWichtige Arbeitsschutzmaßnamen bei

Sanierungsmaßnahmen durch gewerbliche Firmen

Tätigkeiten, bei denen Arbeitnehmer Be-lastungen mit Schimmelpilzen und Acti-nomyceten ausgesetzt sind, sind als– nicht gezielte – Tätigkeiten mit biologi-schen Arbeitsstoffen in die Risikogruppe1 und 2 gemäß Biostoffverordnung einzu-stufen. Außerdem liegt eine Gefährdungdurch sensibilisierende Gefahrstoffe vor,da Schimmelpilz- und Actinomyceten-haltiger Staub als sensibilisierender Ge-fahrstoff eingestuft ist

Zu berücksichtigen sind z.B. die Anforde-rungen der folgenden Regelungen:

– Biostoffverordnung– TRBA 400 (Handlungsanleitung zur

Gefährdungsbeurteilung bei Tätigkei-ten mit biologischen Arbeitsstoffen),

– TRBA (Technische Regel BiologischeArbeitsstoffe) 460 (Einstufung von Pil-zen in Risikogruppen),

– TRBA 461 (Einstufung von Bakterienin Risikogruppen),

– TRBA 500 (Allgemeine Hygienemaß-nahmen: Mindestanforderungen),

– TRGS (Technische Regel Gefahrstof-fe) 540 (Sensibilisierende Stoffe),

– TRGS 524 (Sanierung und Arbeiten inkontaminierten Bereichen),

– TRGS 907 (Verzeichnis sensibilisie-render Stoffe).

Page 61: schimmelpilze Leitfaden

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Sanierung. Im konkreten Einzelfall mussdas Vorgehen unter Umständen variiert wer-den.

Beim Wiederaufbau von sanierten Flächenkönnen einige einfach zu realisierende

Maßnahmen einem erneuten Schimmelpilz-befall entgegenwirken. Dazu gehören dieVerwendung von Kalk- oder Silikatfarbenstatt Kunststofffarben oder Lacken sowieder Verzicht auf Tapeten bis zum vollständi-gen Abtrocknen.

Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen

Page 62: schimmelpilze Leitfaden

Teil D Fallbeispiele

Das Fallbeispiel 1 zeigt den häufigen Fall,dass bei Vorhandensein einer Schimmel-pilzquelle sehr hohe Konzentrationen vonSchimmelpilzen in der Raumluft nachgewie-sen werden können.

Die Fallbeispiele 2 und 3 belegen, wie wich-tig eine fachkundige Ortsbegehung ist. Ein-zelne Messungen der Gesamtkoloniezahl(KBE/m3) in der Raumluft können zu fal-schen Schlussfolgerungen führen. Bei deut-lich erkennbarem Schimmelpilzwachstumist eine Untersuchung der Raumluft norma-lerweise nicht notwendig (vgl. C-1).

Das Fallbeispiel 4 zeigt anhand eines älte-ren Schadensfalls mit nicht fachgerechterSanierung, wie bei Vorliegen guter Fach-kenntnisse auch kompliziertere Sachlagenbewertet werden können. Dieses Beispielbelegt auch, dass gerade bei solchen Schä-den die Bestimmung der Gesamtsporenzahlwichtige Hinweise geben kann.

Das letzte Fallbeispiel weist daraufhin, dasses wichtig ist, die Beschwerden der Raum-nutzer ernst zu nehmen, auch wenn die er-sten Untersuchungsergebnisse gegen eineSchimmelpilzbelastung sprechen. Der Ein-satz eines Schimmelpilzhundes konnte indiesem Fall wichtige Hinweise zur Lokalisa-tion einer Schimmelpilzquelle geben.

Fallbeispiel 1: Autohaus

Beschwerden:Personal und Kunden eines Autohauses be-schweren sich über einen „modrigen“ Ge-ruch. Es wird berichtet, dass der Geruch imVerkaufsraum des im April 1999 fertigge-stellten Gebäudes seit August 1999 immerintensiver geworden sei.

Ergebnis der Ortsbesichtigung (Novem-ber):Eingeschossiges Stahl-Glas-Gebäude, mitElektro-Flachheizkörpern ausreichend be-heizt, Klimageräte im oberen Fensterbe-reich nicht in Betrieb. Zwischen großenStahlträgern bilden Trapezbleche mit ca. 6cm Bodenabstand den Träger für den Bo-denaufbau; Bleche sollen mit PE-Folie alsDampfsperre belegt und mit Alutape ver-klebt sein; darüber mineralische Ausgleichs-schüttung, dann Spanplatte (19 mm); daraufVerbundelemente mit Spanplatte (24 mm)und Fermacell-Dämmung (40 mm); denoberen Abschluss bildet Parkett (Buche).

Beim Betreten wird sofort ein modriger Ge-ruch (Gewächshaus-ähnlich) wahrgenom-men; keine weiteren Auffälligkeiten.

Bisherige Maßnahmen: Anbringen von be-lüfteten Drainagerohren unter dem gesam-ten Bau. Dabei wurde eine starke Nässebil-dung auf den Stahlteilen festgestellt.

Bisherige Messungen: Formaldehyd – ne-gativ, Feuchtegehalt der Spanplatten im Be-reich des Eingangs und der Sanitärräume –unauffällig (8–9%).Ergebnis: Verdacht auf Schimmelpilzbefall

Untersuchungen (November):Raumluft-Analysen zeigen ein Innen-zu-Außen-Verhältnis für die Gesamtkonzentra-tion kultivierbarer Schimmelpilze von ca.3000 KBE/m3 zu 900 KBE/m3 und fürAspergillus sp. von ca. 2000 KBE/m3 zu 10KBE/m3. Die Gesamtkonzentration kultivier-barer Schimmelpilze in einer Luftprobe ausder Revisionsöffnung im Sanitärbereich be-trägt 12.400 KBE/m3.

Im Vergleich mit Hintergrundbelastungen,die mit der gleichen Methode erhalten wur-den (Raumluftuntersuchungen in natürlichbelüfteten Bürogebäuden Deutschlands;n=307; Messjahreszeit Winter: Median derPilzsporenkonzentrationen in der Raumluft

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Teil D, Fallbeispiele

Page 63: schimmelpilze Leitfaden

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= 40 KBE/m3, Spannweite = 10 – 720KBE/m3, 95-er Perzentil (P95) = 260KBE/m3), sind die Messwerte gegenüberP95 um das 10fache (Raumluft) bzw.47fache (Revisionsöffnung) erhöht. Gleich-zeitig lassen extreme Konzentrationen anAspergillus sp. in der Luft der Revisionsöff-nung (12.200 KBE/m3) ein massivesWachstum dieser Gattung in der Bodenkon-struktion vermuten.

Die Analyse von sedimentiertem Staubweist erhöhte Konzentrationen von kultivier-baren Schimmelpilzsporen, besonders As-pergillus-, Cladosporium- und Penicillium-Sporen auf.

Die Analyse von Material der Bodenkon-struktion zeigt ein massives Vorkommen anAspergillus- und Penicillium-Sporen.

Wochenprofile von Temperatur und relativerFeuchte zeigen im Verkaufsraum einen derJahreszeit entsprechenden normalen Ver-lauf für natürlich belüftete Gebäude. Die inder Revisionsöffnung gemessenen Feuch-ten liegen bei Werten > 95 % und bestätigendamit ideale Wachstumsbedingungen fürSchimmelpilze.

Bewertung:Aufgrund der ermittelten Schimmelpilzspo-renkonzentration, insbesondere von Asper-gillus-Sporen, ist von einer starken Bela-stung der Nutzer auszugehen. Die Untersu-chungen in der Revisionsöffnung weisen aufeine Quelle in der Bodenkonstruktion hin.

Empfehlung: Es sollte eine baugutachterli-che Analyse und anschließende Sanierungder gesamten Bodenkonstruktion, ggf. Er-satz durch eine andere konstruktive Lösungerfolgen.

Maßnahmen und Ergebnis:Aufgrund der durch ein Baugutachten nach-gewiesenen Durchfeuchtung der Spanplat-ten war deren Wiederverwendung im Fuß-

bodenaufbau nicht möglich. Der vorhande-ne Fußbodenaufbau wurde bis zum tragen-den Trapezblech entfernt und entsorgt. Einneuer Fußbodenaufbau erfolgte nach Sa-nierungsvorschlägen des Baugutachtersu.a. mit einer dampfdichten horizontalenSperrung, Einbau von Spanplatten mit Wär-medämmung zur Verhinderung von Tauwas-serbildung und Dämmung der Stahlträgerzur Verminderung der Wärmebrückenbil-dung und Gefahr der Kondenswasserbil-dung.

Ein Vergleich der Ergebnisse der Untersu-chungen vor und nach Rekonstruktion desFußbodens zeigte, dass sich die durchge-führten Maßnahmen positiv auf die mikro-bielle Belastung des Innenraums des Auto-hauses ausgewirkt haben. So wiesen dienach Sanierung durchgeführten Raumluft-Analysen ein Innen-zu-Außen-Verhältnis fürdie Gesamtkonzentration kultivierbarerSchimmelpilze von 110–190 KBE/m3 zu 200KBE/m3 und für Aspergillus sp. von 10–20KBE/m3 zu 20 KBE/m3 auf. Die quellennah(Revisionsöffnung im Sanitärbereich) durch-geführten Untersuchungen ergaben für dieGesamtkonzentration kultivierbarer Schim-melpilze 150 KBE/m3 und für Aspergillus sp.20 KBE/m3.

Fallbeispiel 2: Schule A

Vorgeschichte:In einer Grundschule war es durch Undich-tigkeit des Flachdaches über ein Jahr langwiederholt zum Wassereintritt mit Durch-feuchtung und Schädigung der Bausub-stanz, Kondenswasserbildung auf Oberflä-chen und nachfolgender Schimmelpilzbe-siedlung gekommen. Dazu führte die un-günstigerweise unterhalb des Straßennive-aus liegende Abwasserableitung des Ge-bäudes wiederholt zu einem retrogradenWasseraustritt aus den Waschbecken undzur Durchfeuchtung des Bodens und boden-

Teil D, Fallbeispiele

Page 64: schimmelpilze Leitfaden

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Teil D, Fallbeispiele

naher Wandbereiche. Verstärkt wurde dieProblematik durch unzureichendes Lüf-tungsverhalten.

Beschwerden:Von den acht in der Schule tätigen Lehrernklagten vier über Reizerscheinungen an denSchleimhäuten von Augen, Nase und Ra-chen, über Kopfschmerzen, verstärkte Mü-digkeit und Häufungen erkältungsähnlicherSymptome. Vereinzelt wurden auch von denSchüler/innen gehäufte rhinitische und bron-chitische Symptome angegeben. Eine Aller-gie-Testung bei zwei der vier betroffenenLehrer hatte neben Sensibilisierungen u.a.Sensibilisierungen (Typ I) gegen verschiede-ne Schimmelpilze, darunter Aspergillus, Pe-nicillium und Cladosporium, ergeben.

OrtsbesichtigungBei der Ortsbegehung zeigten sich in meh-reren Räumen Teile der Decke und der an-grenzenden Wand infolge des Wasserein-tritts im Bereich der Dachwasserabflüssedurchfeuchtet. Teilweise war der Putz abge-löst. In einigen Bereichen war deutlich er-kennbares Schimmelpilzwachstum vorhan-den. Auch die Außenwand einiger Räumewies teilweise feuchte Flecken mit blasigerAbhebung der Tapete auf. Vereinzelt fandensich Schulbücher mit angeschimmeltenBlatträndern.

UntersuchungenIn ausgewählten Räumen wurden Luftmes-sungen auf Schimmelpilzsporen durchge-führt. Die Innenraumluft-Konzentrationen anSchimmelpilzsporen lagen durchweg niedri-ger ( zwischen 50 und 150 KBE/m3) als diein der Außenluft (240 KBE/m3) gemessenenSporenkonzentrationen, wobei erwartungs-gemäß innen (überwiegend Aspergillus, Pe-nicillium und Cladosporium) und außen(überwiegend Alternaria und Cladosporium)ein etwas unterschiedliches Artenspektrumvorhanden war. Zum aktuellen Messzeit-punkt war also nicht von einer erheblichenInnenraumluftbelastung auszugehen.

Bewertung:Die Messung der Gesamtkonzentration kul-tivierbarer Schimmelpilze in der Innenraum-luft ergab keine erhöhten Konzentrationen.Die Verschiebung der Artenzusammenset-zung im Vergleich zur Außenluft gab abereinen ersten Hinweis auf eine Schimmelpilz-quelle im Innenraum.

Empfehlung: Es sollte eine Sanierung erfol-gen, da bei der Ortsbegehung deutlich er-kennbares Schimmelpilzwachstum gefun-den wurde.

Maßnahmen:Als langfristig wirksame Lösungsansätzezur Behebung des Schimmelpilzbefallswurde ein neuer Kanalanschluss ohneRücklaufmöglichkeit in das Gebäude undder Ersatz des Flachdaches durch ein Nei-gungsdach beschlossen.

Kurzfristig wirksame Maßnahmen bis zurUmsetzung dieser aufwendigen Schritteumfassten die konsequente Raumlüftungmit einem geeigneten Lüftungsmodus, dieoberflächliche Entfernung sichtbarenSchimmelpilzbewuchses, die Abschottungeinzelner befallener Flächen gegenüber derRaumluft, die vorübergehende Nichtbenut-zung des am stärksten betroffenen Rau-mes, Maßnahmen zur Verbesserung desDachwasserabflusses sowie die Aussonde-rung angeschimmelter Schulbücher.

Fallbeispiel 3: Kindergarten

Vorgeschichte:In einem Kindergarten war es durch Undich-tigkeiten im Bereich des Flachdaches zuWassereintritt gekommen. Auch nach Auf-setzen eines Neigungsdaches und Entfer-nung des oberflächlich sichtbaren Schim-melpilzwachstums in den Räumen blieb einmuffig-modriger Geruch bestehen.

Page 65: schimmelpilze Leitfaden

Beschwerden:Die Kindergärtnerinnen klagten gehäuftüber Kopfschmerzen. Allergologische Unter-suchungen gaben keinen Nachweis vonSensibilisierungen gegen Schimmelpilze.

Ortsbesichtigung:Bei der Begehung wurde kein äußerlichsichtbares Schimmelpilzwachstum festge-stellt. Unter der abgehängten Holzdeckefand sich jedoch im Dämmmaterial (Stein-wolle) massives Schimmelpilzwachstum.Dabei handelte es sich vorherrschend umverschiedene Penicillium-Arten. Offensicht-lich war bei der Sanierung des Flachdachesdas kontaminierte Dämmmaterial belassenworden und hatte aufgrund der mangelndenMöglichkeit zur Austrocknung einem weite-ren Schimmelpilzwachstum Vorschub gelei-stet.

Untersuchungen:Orientierende Raumluftmessungen aufSchimmelpilzsporen ergaben niedrige Luft-konzentrationen (unter 20 KBE/m3).

Bewertung:Die Messung von kultivierbaren Schimmel-pilzen in der Innenraumluft hatte keine er-höhten Konzentrationen ergeben. Bei derOrtsbegehung war jedoch deutlich erkenn-bares Schimmelpilzwachstum im Dämm-material gefunden worden.

Empfehlung: Es sollte eine Sanierung erfol-gen.

Maßnahmen und Ergebnis:Nach der Entfernung des Isoliermaterialsgingen auch die gesundheitlichen Be-schwerden zurück.

Fallbeispiel 4:Verbindungsflur mitAltschaden

Vorgeschichte:Aufgrund gesundheitlicher Beschwerdenund dem Auftreten von „Stockflecken“ ineinem Verbindungsflur wurde ein Gutachtenzum Vorkommen von Schimmelpilzen ineiner Dachetagenwohnung erstellt. Dabeiwurden erhöhte Schimmelpilzkonzentratio-nen in der Raumluft und die Besiedlung derlinken Wandfläche im Verbindungsflur fest-gestellt. Insbesondere wurden neben denGattungen Penicillium und Aspergillus auchdie Arten Stachybotrys chartarum undChaetomium globosum nachgewiesen. Auf-grund der Ergebnisse dieses Gutachtenswurde die Wohnung vom damaligen Mieterfristlos gekündigt. Der Vermieter konnte nacheigenen Angaben keine Anzeichen für eineSchimmelpilzbesiedlung in der Wohnungfeststellen und bezweifelte die Richtigkeit derErgebnisse des ersten Gutachtens.Vom Vermieter wurden daher erneuteRaumluftuntersuchungen und Oberflächen-beprobungen an den gleichen Probenahme-stellen und mit vergleichbaren Messgerätenwie im ersten Gutachten in Auftrag gege-ben. Ziel der Untersuchungen war es, fest-zustellen, ob tatsächlich eine Schimmelpilz-belastung insbesondere durch Sporen derPilzgattungen Stachybotrys und Chaeto-mium vorlag.

Ortsbesichtigung:Die Wohnung im Dachgeschoss verfügteüber 7 Zimmer, einer Küche, zwei Bade-zimmer/WC und einer Terrasse. Der Fußbo-den war zum Teil mit Teppichboden undzum Teil mit Parkett ausgestattet. DieWände waren mit Gipskartonplatten ver-kleidet. Sie sahen wie neu gestrichen aus,da sie weder Staubkanten noch andereAbnutzungsspuren zeigten. Schimmelpilz-schäden waren nicht sichtbar, und es konn-

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Teil D, Fallbeispiele

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te auch kein auffälliger Geruch festgestelltwerden.

An der linken Wand des Verbindungsflurs,die im ersten Gutachten als Schimmelpilz-belastet beschrieben worden war, fandensich keine Hinweise auf Schimmelpilz-wachstum oder Feuchtigkeit. Nach Entfer-nen der Scheuerleiste zeigten sich Fugenzwischen Wand und Boden, so dass dieTrittschalldämmung im Anschlussbereichsichtbar wurde. Diese Dämmung (Mineral-wolle) war mit einem feinpulverigen schwar-zen Staub durchsetzt. Die linke Flurwandwar gleichzeitig die Innenwand der Küche.An dieser Wand befand sich eine Einbaukü-che. Die Wandoberfläche hinter der Küchen-zeile war nicht einsehbar, da die Elementeder Küchenzeile mit Rückwänden zur Wandverschlossen waren und eine Sockelleistedie Küchenzeile zum Fußboden abschloss.Nach Entfernung der Sockelleiste wurdeeine starke Verschimmelung des unterenWandbereiches bis ca. 40 cm Höhe sicht-bar, insbesondere an der Oberfläche in derNähe der Küchenaußenwand. Ingesamt wareine Fläche von ca. 1 m2 erkennbar mitSchimmelpilzen bewachsen.

Untersuchungen:Es wurden Messungen der Gesamtkonzen-tration kultivierbarer Schimmelpilze in derRaumluft des Verbindungsflures durchge-führt. Dabei wurden keine eindeutigen Hin-weise auf eine Schimmelpilzbelastung fest-gestellt (z.B. DG 18-Agar: Außenluft 120KBE/m3, Innenraumluft 150 KBE/m3).

Bei der Messung der Gesamtsporenzahl inder Raumluft ergab sich jedoch ein deut-licher Unterschied zwischen der Außenluftund der Innenraumluft. In der Innenraumluftwurden erhöhte Sporenkonzentrationen vonChaetomium sp., Stachybotrys chartarumund vom Sporentyp Aspergillus/Penicilliumfestgestellt (950 Sporen/m3 vom Typ Penicil-lium/Aspergillus, 60 Sporen/m3 Chaeto-mium und 30 Sporen/m3 Stachybotrys char-

tarum; in der Außenluft waren diese Artennicht nachweisbar).

Außerdem wurden Oberflächenkontaktpro-ben an der Wand im Verbindungsflur ent-nommen. Sowohl bei der Kultivierung alsauch beim direkten Auszählen ergab sich,dass die Wandbereiche im Verbindungsflurmäßig stark mit Sporen der GattungenChaetomium spp. und Aspergillus versicolorbzw. Penicillium spp. kontaminiert waren.Ähnliche Ergebnisse ergaben sich auch beider Untersuchung des schwarzen Staubesaus der Mineralwolle. Es wurde jedoch keinMyzel von Schimmelpilzen festgestellt.

Im Küchenwandbereich wurde aktiverSchimmelpilzbewuchs (Myzelbildung) ge-funden; hohe Sporenkonzentrationen vonVertretern der Gattungen Ulocladium, Acre-monium, Penicillium und der Art Stachybo-trys chartarum wurden nachgewiesen.

Bewertung:Die festgestellten Konzentrationen vonChaetomium sp. und Stachybotrys charta-rum sind sehr deutliche Hinweise auf eineBelastung durch Schimmelpilze, da dieseSporentypen nur bei massiven Feuchte-schäden nachgewiesen werden können.Weiterhin ist auch die Konzentration von950 Sporen des Typs Penicillium/Aspergilluspro Kubikmeter Probenluft ein ergänzenderHinweis auf einen Schimmelpilzschaden.Das Fehlen von auffälligen Konzentrationenan kultivierbaren Pilzsporen in der Flurluftdeutet auf einen Altschaden hin, dessenSporen nur noch zum geringen Teil keimfä-hig sind.

Die in der Innenraumluft als auffällig her-ausgestellten Pilzarten wurden auch an denuntersuchten Wandoberflächen und Materi-alproben nachgewiesen, so dass davonauszugehen ist, dass zumindest ein Teil derin der Raumluft festgestellten Pilzsporenvon den untersuchten Wandbereichen frei-gesetzt wurde. An den untersuchten Wand-

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bereichen im Verbindungsflur wurden keinegewachsenen Pilzmyzelien gefunden, abereine Kontamination mit Pilzsporen, wie siefür an Feuchteschäden angrenzende Berei-che typisch ist.

Die aus dem Fußbodenbereich entnomme-ne Mineralwolle-Probe enthielt dagegen ver-einzelt Pilzmyzelien und große Sporenmen-gen. Insbesondere das Auftreten von Chae-tomium sp. und Stachybotrys chartarum istfür Mineralwolle-Proben sehr ungewöhnlich.Allerdings werden diese Arten sehr häufigauf der Kartonbeschichtung von durchfeuch-teten Gipskartonplatten festgestellt. Das Er-scheinungsbild vor Ort und das Ergebnis derMineralwolle-Probe lassen daher vermuten,dass nur ein begrenzter Anteil der festge-stellten Sporen tatsächlich an der Mineral-wolle gebildet wurde und dass der überwie-gende Teil der Sporen in den Spalt zwischenWand und Fußboden sedimentiert ist.

Es bestätigte sich der Verdacht, das die imersten Gutachten als verschimmelt bezeich-neten Wandbereiche tatsächlich von Schim-melpilzen bewachsen waren und der Scha-densbereich vorbeugend mit Wandfarbeund möglicherweise mit Fungiziden überstri-chen wurde, so dass eine oberflächlicheSchimmelbildung nicht mehr sichtbar war.

Fallbeispiel 5: Schule B

Vorgeschichte:Durch Lehrer- und Elternschaft wurde dieschlechte Raumluftqualität und Formalde-hydbelastung in einer Schule bemängelt.Daraufhin wurde der in den 70er-Jahren inFertigbauweise errichtete Pavillon vomSchulträger grundlegend saniert. Unter Be-teiligung einer Fachhochschule wurde unterder Vorgabe der Verwendung geprüfterschadstofffreier, ökologisch unbedenklicherund nachwachsender Materialien ein Kon-sens zur Sanierung mit allen Beteiligten ge-funden und im Jahr 1996 ausgeführt.

Dennoch wurden in der Folgezeit immerwieder Beschwerden geäußert, denen vonder Verwaltung durch erneute Untersuchun-gen in den Räumen nachgegangen wurde.Im April 1998 durchgeführte Untersuchun-gen ergaben im Innenbereich bei drei Paral-lelmessungen 20, 70, 110 KBE/m3 und imAußenbereich (zwischen 2 Regenschau-ern!) 40 KBE/m3. Die Bestimmung derMVOC durch ein ausgewiesenes Labor lie-ferte den Hinweis auf das Vorkommen einesSchimmelpilzbefalls. Im Juni 1998 ergabenKontrolluntersuchungen erneut den Hinweisauf MVOC und verdeckten Schimmelpilzbe-fall. Erhöhte Feuchtigkeit als Ursache füreinen Schimmelpilzbefall konnte jedochnicht ermittelt werden.

Im September 2000 häuften sich Klagenüber muffigen Geruch in den Schulklassen.Von 21 Personen gaben 14 einen muffigen,modrigen Geruch und Gesundheitsbe-schwerden an. Auf Grund der Beschwerdenvon Kindern und Lehrern (Kopfschmerzen,Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Augen-tränen und -reizung, Übelkeit, Hautreizun-gen, Bronchitis, Muffgeruch der Kleidung)wurden erneut Untersuchungen veranlasst.

Im Oktober 2000 wurden im Auftrag des Ge-sundheitsamtes Raumluftuntersuchungenauf Schimmelpilze durch ein ausgewiese-nes Institut durchgeführt mit dem Ergebnis,dass keine erhöhte Belastung der Raumluft(KBE innen: 45–215/m3; außen: 775/m3)vorhanden seien und kein Anhalt für einewesentliche Schimmelpilzquelle vorliegenwürde, dass aber das unterschiedlicheKeimspektrum zwischen innen (Aspergillusfumigatus, Alternaria) und außen den Ver-dacht auf einen verdeckten Befall und somiteinen Feuchteschaden lenken würde.Raumluftmessungen auf VOC im November2000 ergaben keine auffälligen Befunde(Summe VOC ca. 100 µg/m3).

Als Ursache der Beschwerden und Gerüchewurden mangelnder Luftwechsel, ungenü-

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gende Heizung während der Ferienzeit, un-zureichend hinterlüftete Möbel sowie Aus-dünstungen aus dem Teppichbodenkleber(Phenoxyethanol) vermutet.

Bei einer Begehung wurde in dem Raummit den meisten Beschwerden ein Akten-schrank mit verschimmelter Rückwand ent-deckt und beseitigt. Bei einer Wiederho-lungsmessung im Februar 2001 wurdenkeine erhöhten Schimmelpilzkonzentratio-nen in dem Raum festgestellt. Eine MVOC-Messung im März 2001 ergab keinen ein-deutigen Befund, so dass ein verdeckterBefall zwar nicht ausgeschlossen werdenkonnte, aber als eher unwahrscheinlich an-gesehen wurde. Gleichzeitig durchgeführteFeuchtigkeitsmessungen im Wand- undBodenbereich durch einen Sachverständi-gen ergaben unauffällige Werte. Der Sach-verständige schloss das Fundament unddie Gebäudesohle als Feuchtequelle undUrsache der Beschwerden im Innenraumaus.

Im Mai 2001 wurden vom GesundheitsamtRaumluftmessungen auf den Gehalt an CO2

während des Unterrichts bei geschlossenenTüren und Fenstern durchgeführt. Nach 20Minuten Unterricht wurden 1500 ppm undnach 40 Minuten 3000 ppm erreicht, ebensoerhöhte sich die relative Luftfeuchtigkeit.

Zusammenfassend wurden die Beschwer-den auf ungenügenden Luftwechsel zurück-geführt.

Da die Schulleitung mit Unterstützung derEltern sich weigerte die Räume zu nutzen,wurde eine abschließende Begutachtungdurch das Landesamt erbeten.

Ortsbesichtigung:Es handelte sich um einen einzeln errichte-ten Pavillonbau in gutem Bau- und Pflege-zustand, am Rande des Schulgeländes. Vondem durch einen baumbestandenen Grün-streifen (ca. 5 m) getrennten, aber in un-

mittelbarer Nachbarschaft liegenden Kin-dergarten ging eine sehr starke Lärmbelas-tung aus. Auf Nachfrage gaben die Lehreran, dass aus Sicherheitsgründen undwegen des Lärms die Fenster meistens ge-schlossen blieben.

Es ergaben sich keine Hinweise auf Feuch-teschäden. Allerdings war ein schwacher,schwer definierbarer Geruch im Raumwahrnehmbar.

Untersuchungen und weitereOrtsbesichtigung:Zur Vervollständigung der bisher erfolgtenUntersuchungen wurde noch eine Analysedes Hausstaubes auf Biozide veranlasst.Sie ergab unauffällige Befunde.

Aufgrund der geschilderten Beschwerdenund der in der Vergangenheit angedeutetenverdeckten Schimmelpilzproblematik wurdeals letzte Maßnahme die Begehung miteinem Schimmelhund im Juli 2001 im Sinneeiner Ausschlussdiagnostik durchgeführt.

Der von einem erfahrenen Hundeführer ein-gesetzte Schimmelhund markierte in deneinzelnen Klassenräumen an jeweils spie-gelbildlichen Punkten (wie sich später her-ausstellte jeweils den Lagerhölzern derHolzständer). An zwei Stellen wurde darauf-hin der Fußboden geöffnet. Der Aufbau desFußbodens bestand aus Betonsohle, locke-rer Bitumenbahn, Einstreu aus teergetränk-ten Getreidespelzen, Wellpappe und As-phaltestrich. An der Wellpappe und unterder Bitumenbahn war geringe Feuchtigkeitfühlbar; die Wellpappe roch muffig. In derBetonschicht selbst konnte (mit geeichtemMessgerät) keine aufsteigende Feuchtigkeitfestgestellt werden.

Bewertung:Aus bauphysikalischer Sicht ist der Fußbo-denaufbau unzulänglich, da eine ausrei-chende Dampfsperre fehlt und die Bitumen-bahn nur lose aufliegt (nicht verschweißt!)

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und an den Lagerhölzern der aufgehendenHolzständerwände endet. Da aufsteigendeFeuchtigkeit als Ursache ausscheidet, istanzunehmen, dass es durch Tauwasserbil-dung im Bereich der Lagerhölzer zu erhöh-ter Feuchtigkeit und Pilzbefall kommt, der zuden geruchlichen Wahrnehmungen in denKlassen führt. Begünstigt wird dies durchungenügende Lüftung während des Unter-richts und in den Pausen.

Maßnahmen und Ergebnis:Obwohl definitive Anhaltspunkte für einenmassiven Schimmelpilzbefall und eine Ge-sundheitsgefährdung nicht vorlagen, wurdeauf Empfehlung des Gesundheitsamteseine bauliche Sanierung beschlossen, da inder emotional erheblich vorbelasteten Situa-tion eine schulische Nutzung im Einverneh-men mit Eltern und Lehrerschaft andernfallsfraglich geblieben wäre.

Die komplette Sanierung des Fußbodenserfolgte während der Ferien im August 2001durch eine ganzflächige, kraftschlüssigverklebte Dampfsperre, Dämmplatten(2x2,5 cm), Gussasphalt (3 cm) und Lino-leumbelag. Als flankierende Maßnahmenwurde an der Nordseite eine Drainage ein-

gesetzt, der Dachablauf verbessert und dieFensterflügel mit Feststellern versehen.

Lüftungsempfehlungen wurden erarbeitetund anhand der CO2-Diagramme erläutert.Es bleibt zu hoffen, dass die Empfehlungenauf Dauer beachtet werden.

Nach den großen Ferien wurden die Klassenwieder genutzt und es sind seitdem keineKlagen im Sinne der früheren Beschwerdenmehr aufgetreten. Es wird aber bemängelt,dass die Lüftung im Winterhalbjahr währenddes Unterrichts zu Zugluft führt.

Der Fall zeigt die Schwierigkeiten, die ge-naue Ursache des gestörten Wohlbefindenszu lokalisieren. Bedeutsam sind hier be-sonders die von Betroffenen geschildertenBeschwerden, die immer ernst genommenwerden sollten. Psychologische Momente,die gern und auch in diesem Fall mehrfachin der Auseinandersetzung argumentativbemüht wurden, sind eher unwahrschein-lich, da die erste Sanierung mit einer plausi-blen Hypothese und einer einvernehmlichen„ökologischen“ Renovierung erfolgte, aberdie Beschwerdewahrnehmung der Nutzerdadurch wenig verändert wurde.

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Anhang 1, Begehungsprotokoll

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Anhang 1, Begehungsprotokoll

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Anhang 1, Begehungsprotokoll

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Anhang 2Weiterführende Literatur

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GRAVESEN, S, S.FRISVAD and R.A.SAM-SON: Microfungi, Munksgaard. Copenha-gen, (1994)

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Landesgesundheitsamt Baden-Württem-berg: Zusammenhang zwischen biologi-schen Innenraumbelastungen und Allergienbzw. Atemwegserkrankungen. Heft 3, Stutt-gart (2000)

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Anhang 2, Weiterführende Literatur

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Landesgesundheitsamt Baden-Württem-berg: Zusammenhang zwischen biologi-schen Innenraumbelastungen und Allergienbzw. Atemwegserkrankungen. Heft 3, Stutt-gart (2000)

Landesgesundheitsamt Baden-Württem-berg: Schimmelpilze in Innenräumen –Nachweis, Bewertung, Qualitätsmanage-ment. LGA-Berichte, Stuttgart (2001)

MÜCKE, M. und LEMMEN, Ch.: Schimmel-pilze: Vorkommen, Gesundheitsgefahren,Schutzmaßnahmen. ecomed-Verlagsgesell-schaft, Landsberg (1999)

MORISKE, H.-J. und TUROWKI, E. (Hrsg.):Handbuch für Bioklima und Lufthygiene.ecomed-Verlagsgesellschaft, Landsberg(1998-2002)

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SCHUCHARDT, S., KRUSE, H., WASSER-MANN, O.: Von Schimmelpilzen gebildeteleichtflüchtige organische Verbindungen.Schriftenreihe des Instituts für Toxikologie,Universitätsklinikum Kiel, Heft 46, Kiel (2001)

SENKPIEL, K. und OHGKE, H.: Beurteilungder Schimmelpilz-Sporenkonzentration in derInnenraumluft und ihre gesundheitlichenAuswirkungen. Ges.-Ing. 113 (1992) S. 42–45

SENKPIEL, K. und OHGKE, H.: Wohnhygie-nische Bewertung der mikrobiellen Belas-tung in feuchten Gebäuden, In: MORISKE,H.-J. und TUROWSKI, E. (Hrsg.), Handbuchfür Bioklima und Lufthygiene, 5. Erg. Lfg.4/2001, Kap. III-4.4.4, S.1–22, ecomed-Ver-lagsgesellschaft, Landsberg (2001)

TRBA: Technische Regeln für BiologischeArbeitsstoffe: Verfahren zur Bestimmung derSchimmelpilzkonzentration in der Luft amArbeitsplatz (TRBA 430), BArbBl. Nr. l(1997) S. 47–53

Umweltbundesamt, Innenraumlufthygiene-Kommission: Biologische Innenraumluftver-unreinigungen. Bundesgesundheitsblatt 38(1995) S. 284–287

Umweltbundesamt, Innenraumlufthygiene-Kommission: Leitfaden für die Innenraum-luftthygiene in Schulgebäuden. Berlin (2000)

Anhang 2, Weiterführende Literatur

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Verband der Bausachverständigen Nord-deutschlands: Topthema Schimmelpilz.VBN-Sonderheft Schimmelpilz, VBN Semi-nare Verlag, Bremerhaven (2001)

Verband der Bausachverständigen Nord-deutschlands: Topthema Schimmelpilz.Zweites Schimmelpilzsymposium. VBN Se-minare Verlag, Bremerhaven (2002)

WANNER, H.U., VERHOEFF, A., COLOM-BI, A., FLANNIGAN, B., GRAVESEN, S.,MOUILLESEAUX, A., NEVALAINEN, A.,PAPADAKIS, J. and SEIDEL K.. Report No.

12. Biological particles in indoor environ-ments. Commission of the European Com-munities, Luxembourg (1993)

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WICHMANN, H.-E., SCHLIPKÖTER, H.-W.und FÜLGRAFF, G. (Hrsg.): Handbuch derUmweltmedizin. ecomed-Verlagsgesellschaft,Landsberg (1992)

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Anhang 2, Weiterführende Literatur

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Praxisteil, Praktische Arbeitsanleitung mit Zahlenbeispielen

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Praxisteil, Praktische Arbeitsanleitung mit Zahlenbeispielen