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373 Nr. 431. 374 Schreilen des Herrii Regierungs - Registrators Paschen an deli Herausgeber. Schwerin 1841. Juli 5. Ich hahe am 26den Marz d. J. eine Bedeckung der Venus voin Monde beobachtet, welche im Berliner Jahrbuche nicht ange- zeigt worden ist. Die Anzeige ist dort wahrscheinlich unter- blieben, weil die fur die Conjunction beider Gestirne p. 217. angegebene Declination des Blondes durch ein Versehen uni 30' zu grob angesetzt ist. Wenn gleich dic hcobachteten Mo- mente der Bedeckung, als zu ungenau , kcillen Werth haben kannen, su lasse ich sie doch zur nahern Beglaubigung meiner Angabe hier folgen : Mittl. Schweriner Zeit. v- 1) Erste Beriihrung der Rtnder 3) Austritt des ersten Randes 4) - des IVordhorns Das angewandte Fernrohr war ein Fraunhofer von 43L Oeff- nung. Den Stand der Uhr konnte ich erst zwei Stunden spater durch Hiihen der Venus mit einem kleinen Breithauptschen Theodolithen bestimmen , weil dies Instrument nicht friiher zu meiner Disposition stand. Habe ich zwar Ilrsache anzunehmeu, dafs die Zeitbestimmung an sich um rveniger als 2" unrichtig ist, 60 kann ich doch dem Gange der zur Beobachtung aage- wandten gewiihnlichen Taschenuhr nicht trauen , da dieser sich 3h45' 49" (wnhl etwaszu verfehlt. 2) G~nd.Verechwinden des Siidborns 48 6 spat?) 4 26 58 haufig, selbst in kurzen Zwischenraumen als sehr ungleich ausgewiesen hat. Die Moniente der Bedeckung werden also betrzchtlich ungenauer seyn. Uni einigermaafsen uber die Zuverlassigkeit der Beobach- tung urtheilen zu kijnnen, habe ich den scheinbaren Abstand beider Himmelskiirper fdr die Zeiten der ersten und letzten Rauderberiihrungen aus den Angaben des Berliner Jahrbuchs, mit Beriicksichtigung der Aberration fiir die Venus , ahgeleitet und clabei die Abplqttung und die Breite von 53'37'20" zum Grunde gelegt, fur die Lange Schwerins aber den wohl nicht erheblich unrichtigen Werth 8' 17" in Zeit westlich von Berlin angenommen. Ich finde den scheinbaren Abstand fur die Zeit der ersten Klnderberiihrung wiihrend die Beobachtung denselben zu ergiebt, wenn man den Durchmesser der Venus aus den An- gaben von Beer und Mudleer berechnet. Dcr fur die Zeit der letztcn Kiinderberiihrung berechnete Abstand differirt betriicbt- lich mehr von dem beobachteten, er ist ii~irilichum 30"l griirser als dieser. Es scheint daher besonders die Zeit des Austritts sehr fehlerhaft zu seyn, = 16' 31"3, 16' 24"8 F. Pnschen. Auszug aus eiuem Schreibeii des Herrn C. v. Littrm~,~, Directors der W-iener Steriiwarte. Wien 1841. Juli 29. Erlauben Sie , dafs ich Ihnen eine Kleinigkeit mittheile , zu der mich vor einigen Tagen die Lecture der Pariser Comptes rendus Pu'r. 22 veranlafste. Herr Ed. Biot fiihrt dort nrehrere sehr alte Sternschnuppen - Erscheinungen aus chiuesischen Ge- schichtshiichern an, und sagt unter anderen, dafs man viermal sehr reichen Sternschnuppen-Fall in den Jahren 820 bis 841 nach Chr. und immer zwischen dern 20dm und 25den Juli a. St., oder dem 24stfen und 29da Juli neuen Styles verseichnet tindet, und dafs der 27Ste Juli a. St. oder 5te August n. St. 1451 eben- falls [lurch eine aufserordentliche Menge solcher Phanoniene ausgezcichnet war. Ich glauhte hierin nach Boguslawsky's Vorgange Bltere Erscheinungen desselben Phanomenes vermu- theu zu durfen, das man gegenwlrtig um den 10ten August zu bemerken pflegt, und karn in] rveiteren Verfolge auf Um- stznde, welche die Wahrscheinlichkeit jener Muthmafsung wenigstens nicht umzustofsen scheinen. Combinirt man nlm- lich die Erscheinungen 820 - 841 nach Chr. mit der Erschei- scheinung 1451, so erhalt mail beilsufig eine synodische Um- laufszeit des Phiinomenes von 365 Tagen 6 Stunden 12 Mi- nuten; aus der Verbindung aber der Erscheinung 1451 mit der des Jahres i839, wo der Culniinationspunkt des Phlno. menes mit seltener Entschiedenheit am t otm -4ugust gegen 3 Uhr Morgens von uns wahrgenommen wurde, ergiht sich jene Umlaufszeit gleich 365 Tagen 6 Stundeu 8 Minuten, eine in die- sem Falle gewifs hinreichende Uehereinstimmmlg. Rechnet man init dieser Umlaufszeit auf das Jahr $838 zuriick, so tindet man die Zeit der Haupt -Erscheinung am iOtcn August gegeir $1 Abeeds, und in dcr That beobachtete man an dieseni Abende hier von gS his 10h gegen 70, von iOh his llh gcgen 50 sol- cher Erscheinungen trotz triiben Himmels und Mondes , m2h- rend die vorhergehenden sowohl als folgenden Tage das Phii- nomen offenbar vie1 schwiicher war. Zur Verification dieser Vermuthung setze ick die Zeiten der niichsten Erschcinungen her, wie sich clieselben aus der zuletzt bestimmten, als der 28 *

Schreiben des Herrn Regierungs - Registrators Paschen an den Herausgeber

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373 Nr. 431. 374

Schreilen des Herrii Regierungs - Registrators Paschen an deli Herausgeber. Schwerin 1841. Juli 5.

I c h hahe am 26den Marz d. J. eine Bedeckung der Venus voin Monde beobachtet, welche im Berliner Jahrbuche nicht ange- zeigt worden ist. Die Anzeige ist dort wahrscheinlich unter- blieben, weil die fur die Conjunction beider Gestirne p. 217. angegebene Declination des Blondes durch ein Versehen uni 30' zu grob angesetzt ist. Wenn gleich dic hcobachteten Mo- mente der Bedeckung, als zu ungenau , kcillen Werth haben kannen, su lasse ich sie doch zur nahern Beglaubigung meiner Angabe hier folgen :

Mittl. Schweriner Zeit.

v- 1) Erste Beriihrung der Rtnder

3) Austritt des ersten Randes 4) - des IVordhorns D a s angewandte Fernrohr war ein Fraunhofer von 43L Oeff- nung. Den Stand der Uhr konnte ich erst zwei Stunden spater durch Hiihen der Venus mit einem kleinen Breithauptschen Theodolithen bestimmen , weil dies Instrument nicht friiher zu meiner Disposition stand. Habe ich zwar Ilrsache anzunehmeu, dafs die Zeitbestimmung an sich um rveniger a ls 2" unrichtig ist, 60 kann ich doch dem Gange der zur Beobachtung aage- wandten gewiihnlichen Taschenuhr nicht trauen , da dieser sich

3h45' 49" (wnhl e twaszu

verfehlt. 2 ) G~nd.Verechwinden des Siidborns 48 6 spat?)

4 26 58

haufig, selbst in kurzen Zwischenraumen als sehr ungleich ausgewiesen hat. Die Moniente der Bedeckung werden also betrzchtlich ungenauer seyn.

Uni einigermaafsen uber die Zuverlassigkeit der Beobach- tung urtheilen zu kijnnen, habe ich den scheinbaren Abstand beider Himmelskiirper fdr die Zeiten der ersten und letzten Rauderberiihrungen aus den Angaben des Berliner Jahrbuchs, mit Beriicksichtigung der Aberration fiir die Venus , ahgeleitet und clabei die Abplqttung und die Breite von 53'37'20" zum Grunde gelegt, fur die Lange Schwerins aber den wohl nicht erheblich unrichtigen Werth 8' 17" in Zeit westlich von Berlin angenommen. Ich finde den scheinbaren Abstand fur die Zeit der ersten Klnderberiihrung

wiihrend die Beobachtung denselben zu

ergiebt, wenn man den Durchmesser der Venus aus den An- gaben von Beer und Mudleer berechnet. Dcr fur die Zeit der letztcn Kiinderberiihrung berechnete Abstand differirt betriicbt- lich mehr von dem beobachteten, er ist ii~irilich um 30"l griirser als dieser. Es scheint daher besonders die Zeit des Austritts sehr fehlerhaft zu seyn,

= 16' 31"3,

16' 24"8

F. P n s c h e n .

Auszug aus eiuem Schreibeii des Herrn C. v. Li t t rm~,~, Directors der W-iener Steriiwarte. Wien 1841. J u l i 29.

Erlauben Sie , dafs ich Ihnen eine Kleinigkeit mittheile , zu der mich vor einigen Tagen die Lecture der Pariser Comptes rendus Pu'r. 22 veranlafste. Herr Ed. Biot fiihrt dort nrehrere sehr alte Sternschnuppen - Erscheinungen a u s chiuesischen Ge- schichtshiichern an, und sagt unter anderen, dafs man viermal sehr reichen Sternschnuppen-Fall in den Jahren 820 bis 841 nach Chr. und immer zwischen dern 20dm und 25den Juli a. St., oder dem 24stfen und 29da Juli neuen Styles verseichnet tindet, und dafs der 27Ste Juli a. St. oder 5te August n. St. 1451 eben- falls [lurch eine aufserordentliche Menge solcher Phanoniene ausgezcichnet war. Ich glauhte hierin nach Boguslawsky's Vorgange Bltere Erscheinungen desselben Phanomenes vermu- theu zu durfen, das man gegenwlrtig um den 10ten August zu bemerken pflegt, und karn in] rveiteren Verfolge auf Um- stznde, welche die Wahrscheinlichkeit jener Muthmafsung wenigstens nicht umzustofsen scheinen. Combinirt man nlm- lich die Erscheinungen 820 - 841 nach Chr. mit der Erschei-

scheinung 1451, so erhalt mail beilsufig eine synodische Um- laufszeit des Phiinomenes von 365 Tagen 6 Stunden 12 Mi- nuten; aus der Verbindung aber der Erscheinung 1451 mit der des Jahres i839 , wo der Culniinationspunkt des Phlno. menes mit seltener Entschiedenheit am t otm -4ugust gegen 3 Uhr Morgens von uns wahrgenommen wurde, ergiht sich jene Umlaufszeit gleich 365 Tagen 6 Stundeu 8 Minuten, eine in die- sem Falle gewifs hinreichende Uehereinstimmmlg. Rechnet man init dieser Umlaufszeit auf das Jahr $838 zuriick, s o tindet man die Zeit der Haupt -Erscheinung am iOtcn August gegeir $1 Abeeds, und in dcr That beobachtete man an dieseni Abende hier von gS his 10h gegen 70, von i O h his l l h gcgen 50 sol- cher Erscheinungen trotz triiben Himmels und Mondes , m2h- rend die vorhergehenden sowohl als folgenden Tage das Phii- nomen offenbar vie1 schwiicher war. Zur Verification dieser Vermuthung setze ick die Zeiten der niichsten Erschcinungen her, wie sich clieselben aus der zuletzt bestimmten, als der

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