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40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit International Section for Chemistry 1970–2010

Schritt für Schritt mehr Sicherheit · 5 40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit Die zurückliegenden erfolgreichen 40 Jahre sind uns Ansporn, unsere internationalen Aktivitäten

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  • 40 JahreSchritt für Schritt mehr Sicherheit

    International Section for Chemistry

    1970

    –20

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  • Inhaltsverzeichnis

    Grußwort der IVSS-Präsidentin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3Grußwort des IVSS-Generalsekretärs. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4„Ansporn und Herausforderung“ –Geleitwort des Vorstands der Sektion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5Die Geschichte der IVSS Sektion Chemie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Internationales Projekt Asbestverbot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Arbeitsgruppe „Biotechnologie und Gentechnik“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10Im Fokus: Nanotechnologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Arbeitsgruppe „Gefährliche Stoffe“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1340 Jahre IVSS Sektion Chemie – 30 Jahre PAAG-Seminare . . . . . . . . . . . . . 16Arbeitsgruppe „Explosionsschutz“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17„Die Sektion fördert eine globale Präventionskultur …“. . . . . . . . . . . . . . . . 19Organisation und Mitgliedschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Der Vorstand der IVSS Sektion Chemie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21Internationale Kolloquien der Sektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    Am 17. Juni 1970 nahm der dama-li ge Sekretär der InternationalenVereinigung für Soziale Sicherheit(IVSS), Dr. Leo Wildmann, an derGründungsversammlung der Inter-nationalen Sektion der IVSS für Prä-vention in der chemischen Industrieteil. Die Sektion Chemie war diefünfte Sektion der IVSS, die sich mitBerufsunfällen und -krankheiten be-fasst. Danach wurden sechs weitereSektionen ins Leben gerufen, die alleunter dem Dach des BesonderenAusschusses für Prävention der IVSSvereint sind.

    Die IVSS betätigt sich seit 1954 aufdem Gebiet der Prävention. Die Arbeit geht auf eine Initiative vonIVSS-Mitgliedern zurück, die sichmit Unfallversicherungen, Entschä-digungen und auch Rehabilitationbefassten. Auf diesen Antrag hin begann die IVSS, für die MitgliederSymposien und Kolloquien zu orga-nisieren, damit diese sich über dieVorteile von Prävention in besonde-ren Wirtschaftssektoren informierenkönnen, und wirkte mit am erstenWeltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 1955 inRom.

    In den letzten 40 Jahren lieferte derBesondere Ausschuss für Präventionder IVSS den Mitgliedern wertvolle

    Informationen wie etwa eine Bera-tung durch Experten sowie Beispieleguter Praxis. Die Internationale Sek-tion der IVSS für Prävention in derchemischen Industrie spielt im Um-gang mit schädlichen Substanzen,Asbest und Biotechnologie einewichtige Rolle. Der wissenschaftlicheFortschritt erlaubt immer neue Lö-sungen zum Schutz der Arbeitneh-mer und ihrer Familien, um Unfällezu vermeiden und Gesundheitsrisi-ken zu verhüten. Dieser proaktivePräventions-Ansatz ist ein wichtigerBestandteil der sozialen Sicherheit.Die Sektion Chemie der IVSS ver-sorgte die IVSS-Mitgliedsorganisa-tionen mit Erfahrungen und Fach-wissen und trug damit wesentlichzum umfassenden Auftrag der IVSSbei, die soziale Sicherheit weltweit zufördern und weiterzuentwickeln.

    Ich möchte der von Dr. Erwin Radekgeleiteten Sektion für die 40 JahreArbeit auf dem Gebiet der Sicherheitund Gesundheit bei der Arbeit gra-tulieren und den Mitgliedern für ihrlangfristiges Engagement im Diensteder Prävention meinen Dank aus-sprechen.

    Grußwort der IVSS-Präsidentin

    Corazon de la Paz-Bernardo

    Präsidentin der Internationalen

    Vereinigung für Soziale Sicherheit

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    Es ist eine große Ehre und Freude fürmich, der Internationalen Sektionder IVSS für Prävention in der che-mischen Industrie zu ihrem 40. Ge-burtstag gratulieren zu dürfen. Ichmöchte die Sektion insbesondere be-glückwünschen für ihr langjährigesund konzentriertes Engagement fürdie Sicherheit und Gesundheit imUmgang mit schädlichen Substanzensowie für ihren anhaltenden und de-zidierten Willen, die Präventions-standards und die Präventionspraxisin der chemischen Industrie zu ver-bessern. Mit ihrem Einsatz wurdeder Grundstein für ein sichereresund gesünderes Arbeitsleben gelegt.

    Die Internationale Sektion der IVSSfür Prävention in der chemischen In-dustrie hat die Prävention entschei-dend vorangebracht und beispiels-weise die Diskussionen angeregt, dieschließlich zum Global Harmonisier-ten System zur Klassifizierung undBezeichnung chemischer Substanzen(GHS) führten. Die Sektion veröf-fentlichte auch Richtlinien im Um-gang mit biologischen und chemi-schen Stoffen und organisierte zahl-reiche Symposien für die IVSS-Mit-glieder. Zudem bezog der BesondereAusschuss für Prävention im Jahr2004 klar Stellung, als er mit Unter-stützung der Sektion Chemie für einweltweites Verbot von Asbest eintrat.

    Die Prävention von Berufsunfällenund -krankheiten gliedert sich ein in

    ein breiteres Konzept der IVSS zurPrävention, das alle Zweige der so-zialen Sicherheit und die damit ver-bundenen Gefahren umfasst. In dennächsten drei Jahren wird die IVSSdiesen Ansatz vertiefen und erkun-den, wie die Prävention in die Strate-gien aller Bereiche der sozialen Si-cherheit integriert werden kann. Einmöglicher Weg ist gewiss, Informa-tionen zu Beispielen guter Praxis,Forschungsergebnisse, Expertenbe-ratung und Plattformen für Mitglie-der und andere Interessengruppenanzubieten, so dass diese ihre Erfah-rungen austauschen können, wiedies bereits seit mehr als zwei Jahr-zehnten im Besonderen Ausschussund seinen Sektionen getan wird.

    Die Arbeit der Sektion Chemie isteng verbunden mit den Präventions-tätigkeiten der IVSS und wird vonder internationalen Gemeinschaftund den IVSS-Mitgliedsorganisatio-nen gleichermaßen geschätzt. Sie istein wichtiges Standbein der IVSS,indem sie auf globaler Ebene aktiv fürdie Vorteile von Prävention eintritt.

    Ich möchte deshalb der Sektion fürdie in den vergangenen 40 Jahrengeleistete Arbeit und das anhaltendeEngagement im Dienste der Präven-tion herzlichst danken.

    Grußwort des IVSS-Generalsekretärs

    Hans-Horst Konkolewsky

    Generalsekretär der Internationalen

    Vereinigung für Soziale Sicherheit

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    Die zurückliegenden erfolgreichen40 Jahre sind uns Ansporn, unsereinternationalen Aktivitäten zu inten-sivieren und den Arbeitsschutz inder chemischen Industrie Schritt für Schritt voranzubringen. Die Ziel-richtung hat sich seit der Gründungder Sektion Chemie nicht verändert,sie wird sich jedoch verstärkt denEntwicklungs- und Schwellen-ländern zuwenden müssen. Aktua-lisiert haben wir – und werden wirauch künftig – die Themenfelder, die sich aus den industriellen Ent-wicklungen und betrieblichen Erfordernissen ergeben. So stehtzurzeit die Nanotechnologie imFokus, die Gegenstand unseresnächsten internationalen Kollo-quiums in Luzern sein wird. Neuewissenschaftliche Erkenntnisse setzen wir in praktische Arbeitshilfen um, um den Ge fähr dungen effektivbegegnen zu können.

    Vor uns liegen große Herausforde-rungen – wir nehmen sie gerne an und lassen uns an den Erfolgenmessen.

    Der Vorstand der IVSS Sektion Che-mie wünscht Ihnen eine interessanteLektüre unserer Jubiläumsbroschüreund lädt Sie herzlich ein, unsere Ak-tivitäten tatkräftig zu unterstützen.

    Die Sektion Chemie der IVSS feiertam 17. Juni 2010 ein besonderes Jubiläum. Seit 40 Jahren engagiertsie sich weltweit für die Verhütungvon Arbeitsunfällen und Berufs-krankheiten in der chemischen undverwandten Industrie weltweit.

    Viele internationale Kongresse,Workshops und Kolloquien wurdendurchgeführt, um den Wissens- und Informationsaustausch unterFachleuten zu fördern. Den Betrie-ben der chemischen Industrie undden dort tätigen Fachleuten bietenunsere Broschüren und Publikatio-nen eine Orientierung und Hilfe fürein sicherheitsbewusstes Arbeiten.

    Diese Erfolge waren nur durch dieUnterstützung unserer Mitgliedermöglich. Besonders hervorhebenmöchten wir hier die Suva, dasINRS, die BG RCI und die AUVA.Dank gebührt allen beteiligten Kolleginnen und Kollegen, die sichüber die Jahrzehnte engagiert haben.

    Wir sehen ein wichtiges Anliegendar in, die Zusammenarbeit der 11Sektionen weiterzuentwickeln. Vongroßer Wichtigkeit hierbei ist die er-folgreiche Tätigkeit des BesonderenAusschusses für Prävention und dieenge Kooperation mit der IVSS inGenf.

    Dr. Erwin Radek

    Präsident der

    IVSS Sektion Chemie

    Dr. Ulrich Fricker

    Vize-Präsident

    Stéphane Pimbert

    Vize-Präsident

    Stéphane Pimbert

    Dr. Erwin Radek

    Ansporn und Herausforderung

    Thomas Köhler

    Generalsekretär

    Thomas Köhler

    Dr. Ulrich Fricker

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    Ende des 19. Jahrhunderts und ins-besondere nach dem 1. Weltkriegentwickelten sich in vielen Ländernrasch Sozialversicherungssystemeund der Sozialschutz wurde in dieProgramme der neu gegründeten internationalen Organisationen auf-genommen. Im Mai 1927 wurdenerstmals Vertreter der Hilfsvereineauf Gegenseitigkeit und Kranken-versicherungen in den nationalenDelegationen der 10. InternationalenArbeitskonferenz in Genf zugelas-sen. Auf der Tagesordnung stand u. a. die Einführung internationalerRegelungen des wirtschaftlichen und gesundheitlichen Schutzes derArbeitnehmer durch Sozialversiche-rungssysteme. Eine Reihe Delegier-

    ter beschloss, eine internationaleVereinigung zu schaffen, die dieweltweite Entwicklung und Stärkungder Krankenversicherung zum Zielhaben sollte.

    Im Oktober 1927 wurde in Brüsseldie Internationale Zentralstelle dernationalen Vereinigungen der Sozi-alversicherungsträger gegründet.Delegierte aus 17 Organisationenvertraten zusammen rund 20 Millio-nen Versicherte in Belgien, Deutsch-land, Frankreich, Luxemburg, Öster-reich, Polen, der Schweiz, der Tsche-choslowakei und im Vereinigten Königreich. In Genf wurde ein Sekretariat etabliert.

    1947 ratifizierte die 8. Generalver-sammlung der Organisation eineneue Satzung und gab sich einenneuen Namen: Internationale Verei-nigung für Soziale Sicherheit (IVSS).Bis heute hat sich die IVSS zu einerwahrhaft weltweiten Vereinigungentwickelt, die nun über 330 Organi-sationen in 145 Ländern zählt.

    Die wichtigsten Akteure für die Verhütung von Unfällen und arbeits-bedingten Gesundheitsgefahren sinddie 11 Internationalen Sektionen der IVSS. Ihre Aktivitäten erstreckensich auf die Sektoren Landwirtschaft,Hoch- und Tiefbau, Elektrizität, chemische Industrie, Bergbau, Maschinen- und Systemsicherheit,Eisen- und Metallindustrie, Gesund-heitswesen, Information, Forschung,Erziehung und Ausbildung.

    Am 17. Juni 1970 wurde die SektionChemie im berufsgenossenschaft-lichen Unfallkrankenhaus in Frank-furt/Main gegründet. Die Gründungist insbesondere auf das enorme En-gagement von drei Persönlichkeitenzurückzuführen: Dr. Leo Wildmann,Generalsekretär der IVSS in Genf,Dr. Paul Versen, Hauptgeschäfts-führer der Berufsgenossenschaft der Chemischen Industrie, und Dr.Bruno Marti von der Schweizeri-schen Unfallversicherungsanstalt.

    Bereits am nächsten Tag, am 18. Juni1970, fand das 1. Internationale Kol-loquium mit den Rahmenthemen„Planung und Konstruktion in che-mischen Betrieben unter besondererBerücksichtigung der Arbeitssicher-heit” und „Unfälle durch unvermu-tete chemische Reaktionen” statt.

    Dr. Paul Versen wurde zum erstenPräsidenten der IVSS Sektion Che-mie gewählt, Dr. Bruno Marti wurdeVize-Präsident und Dr. Rolf Kasse-bart, Leitender Technischer Auf-

    Die Geschichte der IVSS Sektion Chemie

    Die Wurzeln des Engagements für die Verhütung von Arbeitsunfällen undBerufskrankheiten liegen in der Industrialisierung des 19. Jahrhundertsbegründet.

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    sichtsbeamter der BG Chemie, dererste Generalsekretär der Sektion.

    Die Arbeit des Vorstands war vonBeginn an durch vielschichtige fach-liche Diskussionen geprägt. Diesedienten insbesondere der Erstellungeines Arbeitsprogramms der SektionChemie. In den Folgejahren wurdendie fachlichen Arbeiten einzelnenArbeitsgruppen übertragen, derenTeilnehmer im Wesentlichen ausMitgliedsinstitutionen der Sektionund der chemischen Industriestammten.

    1978 wurden die Arbeitskreise „Explosionsschutz“ und „Schutz-maßnahmen bei Stoffen mit gesund-heitlicher Spätwir kung“ (heute: „Gefährliche Stoffe“) gegründet. Die Arbeitsgruppe „Anforderungenan Sicherheitsfachkräfte und derenEinsatz“ schloss 1983 ihre Arbeitenerfolgreich ab.

    Zunächst erschienen regelmäßigBulletins mit allgemeinen Informa-tionen. Später wurden dann bis zumheutigen Tag fachspezifische Bro-schüren herausgegeben. Die erstenbeiden Broschüren waren „Sicherund gesund“ (1972) und „Sicher-heitsrevisionen“ (1974).

    Die beiden aktuell tätigen Arbeits-kreise der Sektion Chemie – „Ex-plosionsschutz“ und „GefährlicheStoffe“ – dienen zum einen dem in-tensiven informellen Erfahrungsaus-tausch, zum anderen werden Bro-schüren erarbeitet und Workshopsbzw. Kolloquien organisiert, die aufein breites internationales Interessetreffen.

    Die Sektion verfolgt das Ziel, auf in-ternationaler Ebene die Präventionin der chemischen Industrie voran-zubringen. Die Sektion ist interna-tional in Bereichen tätig, die geeig-net sind, die Verhütung von Arbeits-

    Die Gründungssitzung der Sektion am 17. Juni 1970 unter der Leitung von Dr. Leo

    Wildmann (2. von links), Generalsekretär der IVSS, Genf

    Ein Auszug aus den Dokumenten der Gründungssitzung

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    unfällen und Berufskrankheiten inihrem Zuständigkeitsbereich zu fördern. Hierzu gehören insbeson-dere die Kunststoff-, Gummi-, Bio-technologie-, Pharma-, Lack undFarben- und die Sprengstoff- undMineralölindustrie.

    Die Sektion unterstützt die Arbeit-nehmer und Arbeitgeber in diesenIndustrien bei der Wahrnehmungihrer Verantwortung für die Sicher-heit und Gesundheit der Beschäftig-ten und bei der Durchführung dererforderlichen Präventionsmaßnah-men. Dem Menschen die Gesund-heit zu erhalten, ist ein humanitäresGrundprinzip und somit eines dergrundlegenden Ziele der sozialen Sicherheit. Die Prävention als imRahmen der Sozialpolitik wichtigeMaßnahme will die Gesundheit des Einzelnen schützen und seine Sicherheit in allen Lebensbereichengewährleisten.

    Grundlage der Aktivitäten der Sek-tion Chemie ist die Geschäftsord-nung. Sie wird ergänzt um aktuelleBeschlüsse der Mitgliederversamm-lung und des Vorstands. Die Mitglie-der der Sektion stellen die „Legisla-tive“ dar. Auf den alle drei Jahrestatt findenden Mitgliederversamm-lungen werden alle grundsätzlichenFragen besprochen. Die Mitglieder-versammlung wählt den Präsidentenund die beiden Vize-Präsidenten derSektion mindestens alle sechs Jahre.

    Zum Vorstand der Sektion gehörender Präsident, die beiden Vize-Präsidenten, qua Amt der General-sekretär der IVSS in Genf und derGeneralsekretär der Sektion Chemie.Vor standssitzungen finden in derRegel zwei Mal im Jahr statt. DasGeneralsekretariat ist für alle orga -nisatorischen Fragen der Sektion zuständig.

    Arbeitssprachen der Sektion sindDeutsch, Französisch und Englisch.Die internationalen Kolloquien wer-den ebenfalls dreisprachig – oft auchzusätzlich in der jeweiligen Landes-sprache – abgehalten; die Broschü-ren liegen ebenfalls drei- oder mehr-sprachig vor.

    Mitarbeit im Besonderen Ausschuss

    Besonders wichtig ist die Mitarbeitder Sektion im Besonderen Aus-schuss für Prävention der IVSS. Dortsind alle 11 Sektionen mit ihren Prä-sidenten und Generalsekretären ver-treten, um sektionsübergreifend Prä-ventionsthemen weiterzuentwickeln(z. B. das Thema Demographie). ImRahmen des IVSS-Tätigkeitspro-gramms initiiert, koordiniert oderführt der Besondere Ausschuss in-ternationale Aktivitäten im Präventi-onsbereich durch, insbesondere zurVerhütung von Arbeitsunfällen undBerufskrankheiten. Zudem positio-niert sich der Besondere Ausschussgegenüber wichtigen Präventions-themen.

    Der Präsident der Sektion Chemie,Dr. Erwin Radek, engagierte sich beiden Weltkongressen für Arbeits-schutz 1999 in Sao Paulo, 2002 inWien, 2005 in Orlando und 2008 inSeoul jeweils als Mitglied des Orga-nisationsausschusses, der damaligeGeneralsekretär Dr. Klaus Bartels alsMitglied des Programmausschusses.Dr. Erwin Radek war von 2000 bis2008 Stellvertretender Vorsitzenderdes Besonderen Ausschusses. �

    Das Arbeitsprogramm 1970

    1. Technische Unfallverhütung in der chemischen Industrie durch sicherheitstechnische Anforderungen1.1. an Anlagen und Einrichtungen1.2. an Arbeits- und Transportmittel1.3. beim Umgang mit gefährlichen Arbeitsstoffen

    2. Psychologische Unfallverhütung in der chemischen Industrie durch 2.1. Aufklärung und Schulung der Beschäftigten2.2. Werbemaßnahmen zur Unfallverhütung und zur Vermeidung

    von Berufskrankheiten

    3. Unfallursachenforschung in der chemischen Industrie durch3.1. Feststellung der Unfallursachen3.2. Ausbau der Unfalldokumentationen

    4. Verhütung von Gesundheitsschäden4.1. durch präventive Maßnahmen zur Erkennung der

    Gesundheitsgefahren4.2. durch Informationen über gefährliche Arbeitsstoffe4.3. durch Einstellungs- und Überwachungsuntersuchungen

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    Internationales Projekt Asbestverbot

    Als eines der ersten sektionsüber-greifenden Projekte des BesonderenAusschusses für Prävention der IVSSwurde im Jahr 2002 eine Initiative zu einem weltweiten Asbestverbotgestartet. Dr. Klaus Bartels, derschon viele Jahre zuvor intensiv ander Durchsetzung des Asbestver-botes in Deutschland und Europamitgewirkt hatte, übernahm die Federführung dieser Arbeitsgruppe.

    Die Ausgangslage zur weltweiten Asbestproblematik war nicht ein-fach. Obwohl die krebserzeugendeWirkung des Asbestfeinstaubes seitJahrzehnten bekannt ist und mittler-weile weltweit hunderttausende Totedurch die Einwirkung von Asbest zu beklagen sind, werden jährlichweiterhin 2,5 Millionen Tonnen Asbest abgebaut und verarbeitet.

    Im September 2004 verabschiedeteder Besondere Ausschuss auf der Ge-

    neralversammlung der IVSS in Pe-king eine von der Projektgruppe er-arbeitete Erklärung, die alle Länderaufruft, die Produktion, den Handelund die Verwendung aller Arten vonAsbest zu verbieten. China ist nachwie vor ein bedeutender Asbestpro-duzent. Bei der Proklamation der„Erklärung zu Asbest“ war kein chi-nesischer Delegierter anwesend.

    Umso erfreulicher war der Stim-mungswandel bei einem Chinesisch-Deutschen Symposium für Unfall-verhütung in Nanchang im Jahre 2006 mit Delegierten fast aller chinesischen Provinzen und demstellvertretenden Sozialminister aus Peking. Dr. Erwin Radek und Dr. Klaus Bartels wiesen in ihrenVorträgen verstärkt auf die Gesund-heitsgefahren durch Asbest hin. Inder Diskussion wurde deutlich, dassdie chinesischen Teilnehmer dasProblem nicht mehr negierten.

    Die Broschüre „Asbest – Auf dem Weg zu

    einem weltweiten Verbot” gibt es in den

    Sprachen Chinesisch, Russisch, Arabisch,

    Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch

    und Portugiesisch bei der

    ISSA Publications

    Case Postale 1

    CH-1211 Geneva 22

    Fax + 41 22 799 85 09

    E-Mail: [email protected]

    Die Broschüren sind auch als PDF-

    Download verfügbar: www.issa.int

    (Search for: „asbestos ban”)

    Anders die Reaktion russischer Delegierter bei der Generalver-sammlung der IVSS in Moskau imJahre 2007: Asbestkritische Referen-ten wurden der Lüge bezichtigt.Diese Tendenz setzte sich beimXVIII. Weltkongress für Sicherheitund Gesundheit bei der Arbeit 2008in Seoul fort. Dr. Klaus Bartels

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    Zuvor waren die EG-Richtlinie„Contained Use“ zur Verwendunggentechnisch veränderter Organis-men in geschlossenen Systemen unddie EG-Richtlinie „Schutz der Be-schäftigten vor biologischen Arbeits-stoffen“ verabschiedet worden unddie Mitgliedstaaten begannen mitder Umsetzung der Richtlinien innationales Recht. Der Arbeitsschutzwurde damit integraler Bestandteilder biologischen Sicherheit. Die Auf-

    Arbeitsgruppe „Biotechnologieund Gentechnik“

    Biotechnologie: Hier werden ausgewählte Gene anderer Pflanzen mit Hilfe von

    Agrobakterien in unreife Reissamen übertragen.

    Die Sektion Chemie der IVSS richtete Anfang der 1990er Jahre einen internationalen Arbeitskreis zum Thema Bio- und Gentechnologie ein. Erwurde mit anerkannten Fachleuten aus Industrie und Wissenschaft sowiekompetenten Vertretern der Arbeitsschutzverwaltungen aus Frankreich,den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Großbritannien und Deutsch-land besetzt. Die Leitung hatte anfangs Dr. Siegfried Adelmann und in der Nachfolge Dr. Hans-Josef Riegel, beide von der deutschen Berufs-genossenschaft der Chemischen Industrie.

    gabe des Arbeitskreises war nun,Unternehmer, Anwender und inte-ressierte Kreise über die Beherrsch-barkeit der Risiken durch tech ni- sche, organisatorische, biologischeund persönliche Schutzmaßnahmenverständlich und anschaulich zu in-formieren.

    Unter dem Titel „Sicherer Umgangmit biologischen Agenzien – Bio-technologie, Gentechnik“ erstellte

    leitete das IVSS Symposium Asbestmit hochrangigen internationalen Asbest-Experten, die einhellig ausethischen und ökonomischen Grün-den ein zügiges weltweites Asbest -verbot forderten. Lediglich der russi-sche Vortragende und der Delegierteeiner „Allianz der Gewerkschaftsor-ganisationen Chrysotil“ lehntendiese Forderung ab. Sie griffen denModerator und die Referenten ver-bal heftig an. Das Ganze gipfelte inder Verteilung einer Broschüre mitdem Titel „Chrysotile Asbestos saveslives“. Die Vertreter dieser Positionstanden auf dem Kongress völlig allein. Ein wichtiges positives Signalsetzte Südkorea in Folge des Welt-kongresses: Es beschloss, ein Asbest -verbot zu realisieren.

    Den Druck erhöhen

    Vierzig Länder der Welt haben As-best mittlerweile verboten. Brasilien,China, Kanada, Kasachstan, Russ-land und Zimbabwe sind heute nochdie Hauptproduzenten von Asbest. Die vom Besonderen Ausschuss ini-tiierte Asbestkampagne hat auch inKanada eine erneute Diskussion umdie Stilllegung der beiden dort nochbetriebenen Asbestminen ausgelöst.

    Die Initiative des Besonderen Aus-schusses der IVSS erhöht den Druckauf alle asbestproduzierenden Län-der, die Gewinnung und Verarbei-tung dieses Stoffes so schnell wiemöglich zu verbieten – nicht nur aus humanitären, sondern auch aus ökonomischen Gründen, denndie Kosten der Behandlung und Entschädigung der Asbestopfer sind immens. �

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    der Arbeitskreis die drei IVSS-Broschüren „Grundlagen“, „Arbeitenim Laboratorium“ und „Arbeiten inder Produktion“.

    Die Broschüre „Grundlagen“ gibteinen Einblick in die Welt der Mikro organismen (biologischeAgenzien wie z. B. Bakterien, Parasi-ten, Pilze, Viren und Zellkulturen)und deren Nutzung in der Nah-rungs-, Arzneimittel- und Impfstoff-produktion. Es werden der Stoff-wechsel und die Reproduktion derbiologischen Agenzien dargestellt,die Träger der Erbinformation wieDNA und RNA sowie deren Funk-tion im Organismus beschriebenund der Mechanismus der Protein-biosynthese (von der DNA zum Protein) erläutert.

    Arbeitschutz, Umweltschutz undProduktschutz

    Im Kapitel über die Grundlagen derGentechnik werden die Werkzeugeder rekombinanten DNA-Technikvorgestellt. Mit Hilfe der Gentechniklassen sich Eigenschaften eines Or-ganismus über Artgrenzen hinwegauf einen anderen übertragen. Sokann z. B. die Fähigkeit eines höhe-ren Organismus, Insulin zu produ-zieren, auf einen Bakterienstammübertragen werden, mit dem dannper Vermehrung im großtechni-schem Maßstab Insulin hergestelltwerden kann.

    Die Broschüre „Arbeiten im Labora-torium“ beschreibt Arbeitsschutz-,Umweltschutz- und Produktschutz-konzepte. Diese Konzepte gehen voneiner Gefährdungsbetrachtung derbiologischen Agenzien aus, die ge-genüber dem Menschen nicht nurharmlose Eigenschaften haben, son-dern auch schwere Infektionserkran-kungen auslösen können. Für diemöglichst gefahrlose Handhabung

    der Infektionserreger, Saatviren undReassortanten gibt es ein abgestuftes,aufeinander aufbauendes Sicher-heitskonzept mit dem Ziel, die Über-tragungswege der Infektionserregerzu verhindern und so die Auswir-kungen auf den Experimentator, die Bevölkerung und die Umwelt zu minimieren.

    Laborleiter und Mitarbeiter erhaltenmit dieser Broschüre einen Über-blick über die Gesamtheit der auf-einander abgestimmten Sicherheits-maßnahmen und über wirksameVorbeugungs- und Behandlungs-maßnahmen. Sie reichen von grund-legenden Hygienemaßnahmen überdie „Regeln guter mikrobiologischerTechnik“ bis zu den räumlichen undgerätetechnischen Einschließungs-maßnahmen inklusive der asepti-schen Arbeitsweise an mikrobiolo-gischen Sicherheitswerkbänken. Darüber hinaus werden auch typi-sche Teilaspekte bio- und gentechni-scher Arbeiten wie z. B. der Umgangmit Gefahrstoffen, Radionuklidenund die Vermeidung von Kontami-nationen (Biocontrol-Programm)behandelt. Über den bestimmungs-gemäßen Betrieb hinaus sind Not-fallmaßnahmen, Erste Hilfe und die arbeitsmedizinische Vorsorge beschrieben.

    Im dritten Heft „Arbeiten in derProduktion“ werden die typischenArbeitsschutzmaßnahmen in derProduktion, insbesondere bei derSubmersfermentation, behandelt.Experten des Arbeitskreises be-schreiben die sicherheitstechnischenAnforderungen an das Equipmentund erläutern die Merkmale einerhygienischen Konstruktion, konta-minationsarme Aufarbeitungstech-niken und das Arbeiten unter Steril-bedingungen.

    Der Arbeitskreis hat ein zukunfts-orientiertes und richtungsweisendes

    Grundlagenwerk geschaffen, das zueiner sachgerechten Diskussion imvergangenen Jahrzehnt beitrug undhalf und hilft, die Arbeitswelt derBio- und Gentechnik sicher undmenschengerecht zu gestalten.Heute, fast zwanzig Jahre nach Beginn der Arbeiten, wird die Bio-und Gentechnik als sichere Technikeingeschätzt.

    Die von der IVSS für den Arbeits-und Gesundheitsschutz in der Bio- und Gentechnik festgelegtenPrinzipien und Grundregeln könnenin weiten Teilen auch auf die jetztaktuellen Entwicklungen in der Nanotechnik und der „synthetischenBiologie“ angewendet und fortge-schrieben werden. �

    Die Broschüren „Sicherer Umgang mit

    biologischen Agenzien” sind in Deutsch,

    Englisch und Französisch erschienen.

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    In den letzten Jahren des 20. Jahr-hunderts hat die Nanotechnologieein eigenes Profil gewonnen und eineexponentiell wachsende Zahl vonneuen Stoffen und Materialien her-vorgebracht. Mehr als 800 Produktemit Nanotechnologie sind auf demMarkt bekannt, jeden Monat kom-men etwa zehn neue hinzu. Die Nanotechnologie gewinnt zu-nehmend Einfluss auf den Verbrau-cherbereich, die Herstellung und

    Weiterverarbeitung, auf Arbeits-, Ge-sundheits- und Umweltschutz; immerhäufiger tauchen an den Arbeitsplät-zen Nanomaterialien auf, der Um-gang damit ruft zu besonderer Sorg-falt auf. So fordern die deutschen La-borrichtlinien, dass Nanomaterialien– sofern deren Eigen schaften im Ein-zelfall nicht schon ausreichend unter-sucht sind – wie neue Stoffe unter Be-achtung entsprechender Schutzmaß-nahmen behandelt werden. Wegen

    des Querschnittcharakters der Nanotechnologie über die Breite derNatur- und Ingenieurwissenschaftensowie der Medizin wird es kaum eineBranche geben, die hiervon nicht beeinflusst wird. Dieser enormenEntwicklung muss auch der Arbeits-schutz Rechnung tragen.

    Zu einer fundierten Beurteilung derRisiken reichen unsere Kenntnissederzeit nicht aus. Ergebnisse aus derHuman- und der Umwelttoxikologiezeigen, dass hier mit hoher Wach-samkeit die Effekte weiter untersuchtund präventiv Schutzmaßnahmenergriffen werden müssen. Auch dieEinflüsse auf das Brand- und Explo-sionsverhalten müssen berücksich-tigt werden.

    Für die IVSS ist mit der Nanotech-nologie ein Schwerpunkt der Aktivi-täten für die nächsten Jahre gesetzt.Es gilt, das Wissen über die Eigen-schaften und die Effekte weltweitdeutlich zu erweitern und mehr darüber zu erfahren, wie hoch Expo-sitionen am Arbeitsplatz sind.

    In den Betrieben muss die Auf-merksamkeit dafür geweckt werden,sie brauchen praktische Hilfen, um möglichen Gefährdungen wirk-sam begegnen zu können. Das Repertoire der Schutzmaßnahmen,das bereits zur Verfügung steht, istnach dem Stand der Erkenntniswirksam. Es muss überall dort, woNanotechnologie eingesetzt wird,auch angewendet werden.

    Die Chancen und Gefahren der Nanotechnologie und deren Bedeutung für den Arbeits- und Gesundheitsschutz sind Themaeines Kolloqui ums der Sektion Chemie der IVSS am 4. und 5. Oktober 2010 in Luzern/Schweiz. Anmeldungen können unterwww.issa.int/prevention-chemistryvorgenommen werden. �

    Im Fokus: NanotechnologieNanomaterialien sind nach der internationalen Normung Materialportio-nen, die in einer, zwei oder allen drei Dimensionen ungefähr in einem Bereich zwischen 1 nm und 100 nm liegen. Nanomaterialien natürlichenUrsprungs begleiten den Menschen schon immer. So stoßen Vulkane unglaubliche Mengen nanoskaliger Partikel aus, ebenso jede Flamme. Nanotechnologie wird bereits seit vielen Jahrhunderten benutzt. Töpfer in Mesopotamien erzeugten mit Kupfer- und Silber-Nanopartikeln einenbesonderen Glanzeffekt ihrer Krüge, mittelalterliche Glasmacher stelltenin der Schmelze mit Goldpartikeln feuriges Rubinglas her.

    Simulation einer nanotechnischen Operation auf einem Großrechner: Ein „weiches”

    organisches Molekül zieht einen Nanodraht aus einer „harten” Metalloberfläche.

  • 13

    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    Die Arbeitsgruppe beschäftigte sichin den vergangen fünf Jahren schwer-punktmäßig mit dem Thema Risikound den damit verbundenen inter-nationalen politisch-administrativenInitiativen zum Umgang mit Chemi-kalien (REACH und GHS).

    Arbeitsgruppe „Gefährliche Stoffe“

    Dr. Erwin Radek, Dr. Henning Uhlenhaut und Dr. Klaus Bartels (von links) bei der

    Eröffnung des Kolloquiums „Risk“ im Oktober 2005 in Tobelbad bei Graz in Österreich.

    1978 berief die Sektion die permanente Arbeitsgruppe „Schutzmaßnah-men bei Arbeitsstoffen mit gesundheitlicher Spätwirkung“. Sie wurde1987 in „Gefährliche Stoffe” umbenannt. Unter der früheren Leitung von Dr. Henning Uhlenhaut und der aktuellen Führung von Antje Ermer(beide BG RCI) ist die Arbeitsgruppe mit international hochrangigen Experten aus der chemischen Industrie und Institutionen des Arbeits -schutzes und der Unfallversicherungsträger besetzt.

    Internationales Kolloquium „Risk“

    Experten aus Deutschland, England,Frankreich, Österreich und derSchweiz diskutierten beim „Inter-national Symposion Risk“ am 6. und7. Oktober 2005 in Tobelbad/Graz,Österreich, Fragen der Definitionund der Psychologie des Risikos wie Risikowahrnehmung, Risikobe-wertung und Risikoakzeptanz. Wie

    sich diese grundlegenden Fragen in der Praxis konkretisieren, zeigtendie Vorträge und Diskussionen zuThemen wie� Risikobewertung von Gefahr-

    stoffen am Arbeitsplatz� Risikomanagement von Gefahr-

    stoffen� Grenzwerte in der Luft in

    Arbeitsbereichen.

    Nach den Vorträgen und Plenums-diskussionen wurde in den Arbeits-gruppen� Arbeitsschutz und� Umwelt- und Verbraucherschutznach praktikablen Lösungsan-sätzen gesucht.

    Im Arbeitsschutz, konstatierte dieArbeitsgruppe, haben insbesonderekleine und mittelständische Unter-nehmen (KMU) Schwierigkeiten, dieGefährdungen – das Risiko – durchChemikalien zu ermitteln und zubeurteilen, da es für die meistenChemikalien keine Arbeitsplatz-grenzwerte gibt. Die KMU brauchenjedoch konkrete, praktische Hilfe beider Überwachung von Chemikalien.Die Arbeits- und Gesundheits-schutzorganisationen sollten deshalbneue Strategien und Methoden ent-wickeln, um diesem Bedarf gerechtzu werden.

    Vergleichbare Schwierigkeiten iden-tifizierte auch die ArbeitsgruppeUmwelt- und Verbraucherschutz.Um die Risiken (Gefährdungen)besser abschätzen zu können, sind auch hier mehr Informationenzu den Stoffen, zu deren Verwen-dungen und zu deren Exposition erforderlich. Dazu müssten Strate-gien zur Risikominderung ent-wickelt werden, ausgehend von einer einheitlichen Position des Begriffes Risiko.

    Die Vorträge, Präsentationen undArbeitsergebnisse des Kolloquiums

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    stehen als PDF zur Verfügung unterwww.issa.int (Search for: „tobelbad“)

    Internationales Kolloquium REACH

    Die Arbeitsergebnisse und Erkennt-nisse des „Risk“-Kolloquiums wur-den im Mai 2006 auf der ACHEMAin Frankfurt/Main während eineszweitägigen Kolloquiums der IVSSSektion Chemie zu einer kritischenAusein andersetzung mit der ge-planten europäischen Verordnungzur Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien(REACH) herangezogen. Unter Leitung von Dr. Klaus Bartels, Generalsekretär der IVSS SektionChemie, und Prof. Dr. Christian Jochum, Vorsitzender der die deut-sche Bundesregierung beratendenKommission für Anlagensicherheit,diskutierten über 100 internationaleVertreter aus Industrie, Politik undBehörden die geplante EU-Verord-nung und ihre Auswirkungen auf die

    Betriebe. Björn Hansen von der Europäischen Kommission, General-direktion Umwelt, stellte den Ent-wurf und den Stand der Diskussionim Europäischen Parlament vor.REACH sollte in der EU einen ein-heitlichen Rechts rahmen für die Be-urteilung von Alt- und Neustoffenschaffen und den Informationsflussüber eingesetzte Stoffe optimieren.Dadurch könnten der Arbeits-, Umwelt- und Verbraucherschutzverbessert und Produktentwicklungund Produktionsprozesse wirtschaft-licher gestaltet werden.

    Die Diskussions-Teilnehmer plädier ten für eine Begrenzung des bürokratischen Aufwands und die Konzentration auf das Wesentliche,um die internationale Wettbewerbs-fähigkeit der chemischen IndustrieEuropas nicht zu gefährden. Sieschlugen vor, Stoffgruppen zu regis-trieren, bestehende Daten zu akzep-tieren und mit Standardabfragen für das Sicherheitsdatenblatt dieStoffinformationen zu vereinheit-lichen. Ausdrücklich begrüßt wurdedie vom Europäischen Parlamentvorgesehene Einführung von Expo-sitionskategorien.

    Am 1. Juni 2007 trat die REACH-Verordnung in Kraft, sie gilt in allenMitgliedsstaaten der EuropäischenUnion. Betroffen waren schätzungs-weise 30.000 Stoffe mit einer Jahres-produktion von jeweils mehr alseiner Tonne.

    Die Vorträge, Präsentationen und Ar beitsergebnisse dieses Kolloquiumsstehen als PDF zur Verfügung unterwww.issa.int (Search for: „reachachema“)

    Eine international besetzte Expertenrunde mit Vertretern von Unternehmen, Gewerk-

    schaften und Regierungsorganisationen diskutierte im Rahmen des IVSS-Kolloquiums

    REACH anlässlich der ACHEMA 2006 in Frankfurt am Main die Auswirkungen der geplanten

    EU-Verordnung auf den Umgang mit Chemikalien in Industrie, Handwerk und Handel.

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    Internationales Kolloquium „GHS – Eine Herausforderung!”

    Nach der Einführung der EU-Ver-ordnung REACH konzentrierte sichder Arbeitskreis „Gefährliche Stoffe“auf das von den Vereinten Nationen(UN) entwickelte „Global Harmoni-sierte System zur Einstufung undKennzeichnung von Chemikalien“(GHS), das seit Juni 2007 auch alsEntwurf einer EU-Verordnung zur Diskussion den zuständigenGremien vorlag.

    Experten aus 16 Ländern trafen sicham 25. und 26. Februar 2008 in Mar-seille/Frankreich zu einem von derIVSS Sektion Chemie in Kooperationmit der Sektion Forschung organi-sierten Kolloquium unter dem Motto„GHS – Eine Herausforderung!“ Esreferierten anerkannte Experten derUN, der Europäischen Kommission(Generaldirektion Unternehmen undIndustrie), des französischen Um-weltministeriums und des deutschenBundesministeriums für Arbeit undSoziales sowie von französischen, kanadischen und deutschen Institu-tionen des Arbeits- und Umwelt-schutzes, des Europäischen Gewerk-schaftsbundes und international aufgestellter Chemie-Unternehmen.Sie berichteten über den Stand des Gesetzgebungsverfahrens, dieKriterien der Klassifizierung, dieAuswirkungen auf die Praxis des internationalen Transportes und des Arbeitsschutz sowie über dieVerzahnung von REACH und GHS.

    Das auf UN-Ebene seit der Umwelt-konferenz von Rio 1992 im Rahmender „Agenda 21“ beratene Systemwurde in der Europäischen Unionmit der GHS-Verordnung in prakti-sches Handeln umgesetzt. Die GHS-Verordnung trat am 20. Januar2009 in Kraft. Mit dieser neuen

    Verordnung im europäischen Chemikalienrecht wurde auch dieREACH-Verordnung von 2007 invielen Punkten geändert und demneuen Einstufungs- und Kennzeich-nungssystem angepasst.

    Die Vorträge, Präsentationen undArbeitsergebnisse dieses Kolloqui -ums stehen als PDF zur Verfügungunter www.issa.int (Search for: „GHSMarseille“)

    Mit der Einführung von GHS wur-den die bis dahin unterschiedlichennationalen Systeme und Regelungenfür den Transport von Gefahrgüternund den Umgang mit Gefahrstoffenaufgehoben. Auffälligstes Merkmaldes inzwischen international ange-nommenen einheitlichen Systemssind die neuen Gefahrensymbole.

    Mit den neuen Piktogrammen (rechte Spalte) wurde ein globales System zur Kennzeich-

    nung und Einstufung von Stoffen geschaffen.

  • des „HAZOP-Erfinders” EllisKnowlton. Seither haben etwa 2800Teilnehmer die Veranstaltung be-sucht, die weiterhin drei Mal im Jahrim Fachbereich „Sichere Anlagen”angeboten wird.

    Vieles hat sich in den 30 Jahren entwickelt und somit musste auchdas Seminar immer wieder den Erwartungen der Teilnehmer ange-passt werden. In den siebziger undachtziger Jahren ging es um die Einführung systematischer Sicher-heitsarbeit im Betrieb (speziell inverfahrenstechnischen Anlagen), die interdisziplinäre Teamarbeit und die Moderation eines Teamsvon Fachleuten anhand einer speziellen Methodik.

    Die meisten Seminarteilnehmer hatten in der Anwendung solcherVerfahren keinerlei Erfahrung; inden Betrieben und entsprechendauch bei den Seminarteilnehmernstießen die Verfahren zu Beginn auf Skepsis, teilweise auch auf Ablehnung. Zudem fehlten anfäng-lich praxiserfahrene Tutoren. Parallel dazu standen jedoch vieleBetriebe mit Einführung der Stör-fall-Verordnung zur Vermeidungund Beherrschung schwerer Chemieunfälle im Jahre 1982 vor der Aufgabe, den Erfordernissen desso genannten Sicherheitsberichtesgerecht zu werden. In den zuständi-gen Genehmigungsbehörden wurde

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    40 Jahre IVSS Sektion Chemie –30 Jahre PAAG-Seminare

    Es war Dr. Heinz Hofmann vom Aufsichtsdienst der BG Chemie, der das in Großbritannien bei der Firma ICI entwickelte Hazardand Operability-(HAZOP)-Verfahren im deutschsprachigen Raum publik machte und erst-mals 1978 in einer Broschüre der Sektion Chemie der IVSS unter dem Begriff „PAAG-Verfahren” veröffentlichte:

    Prognose von StörungenAuffinden der UrsachenAbschätzen der AuswirkungenGegenmaßnahmen

    PAAG beschreibt eine systematischeVorgehensweise zum Auffindennicht offensichtlicher Gefahren-quellen in Systemen aller Art. Charakteristisch für PAAG ist einmethodisches, nach festen Regelnmoderiertes Brainstorming in einerGruppe von Experten verschiedenerFachrichtungen.

    Erfolgreiches Seminarkonzept

    Am 20. Mai 1980 begann das erstevon der IVSS mit initiierte PAAG-Seminar zur systematischen Gefähr-dungsermittlung komplexer Anlagenund Verfahren bei der BG Chemieunter der Bezeichnung „PAAG Method: Management AppreciationCourse” – zunächst noch in engli-scher Sprache und unter Leitung

    PAAG mit seiner transparenten,nachvollziehbaren Systematik sehrgeschätzt – was dazu führte, dass das Verfahren in der 1. Störfall-verwaltungsvorschrift als Methodeder Wahl zitiert wurde.

    Mittlerweile hat sich PAAG imdeutschsprachigen Raum wie auchinternational zu einem wichtigenStandardverfahren für die Risiko-analyse geplanter und bestehenderChemieanlagen entwickelt zur Gewährleistung der Sicherheit undVerfügbarkeit der Systeme, der Ar-beitssicherheit, des Umweltschutzesund der Qualität der Produkte.

    Die Anwender modifizieren PAAG,um den jeweiligen Gegebenheitenentsprechend das Optimum zwi-schen Aufwand und Nutzen zu finden. So wird z. B. bei Neuanlagenhäufig das „originale” PAAG ange-wendet, bei Altanlagen, über dieviele Erkenntnisse und Erfahrungenvorliegen, dagegen eine vereinfachteVariante.

    Die Broschüre „Das PAAG-Verfahren”

    ist erhältlich bei IVSS-Sektion Chemie.

    Fax: + 49 (0)6221 52 35 93

    E-Mail: [email protected]

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    PAAG-Seminare und PAAG-Broschüre

    Wie kann die systematische Sicher-heitsarbeit im Betrieb optimiert werden? Dr. Gerd Uhlmann und Dr. Joachim Sommer, Experten derBG RCI, verfolgen die Entwicklungaufmerksam. Sie nutzen die Rück-meldungen aus den Seminaren undden Erfahrungsaustausch mitPAAG-Anwendern, um die Seminare und die Arbeitsunterlagenstets mit einer Fachgruppe entspre-chend den aktuellen Anforderungender betriebichen Praxis weiterzu-entwickeln. Letzteres wird auch dadurch erleichtert, dass inzwischeneine große Zahl praxiserfahrener Tutoren aus verschiedenen Unter-nehmen zur Verfügung steht.

    Auch die PAAG-Broschüre, heraus-gegeben durch die IVSS SektionChemie, folgte in Inhalt und Auf-machung den sich wandelnden An-forderungen. Schon die 2. Auflageaus dem Jahr 1990 bot unter der Federführung von Dr. Klaus Bartelseine wesentliche Überarbeitung der ursprünglichen Publikation. In der 3. Auflage von 2000 (mit redaktionellen Anpassungen bei der 4. Auflage von 2006) wurde mit einem weitgehend verändertenKonzept und Layout zwar allen modernen Entwicklungen Rechnunggetragen, die Grundaussagen aberbeibehalten. �

    Die Arbeitsgruppe Explosionsschutzhat eine lange Tradition innerhalbder IVSS Sektion Chemie. Ihre Aktivitäten und die internationalverbreiteten Arbeitsergebnissehaben den industriellen Umgangmit explosionsfähigen Stoffen welt-weit sicherer gemacht. Die Arbeits -er gebnisse fanden Eingang in nationale Regelsetzungen der Normung und in Ausbildungs unter-lagen, aber auch in internationaleVorschriften wie z. B. den „Nicht-verbindlichen Leitfaden der EU zurRichtlinie 1999/92/EG“ (ATEX).

    Die Arbeitsgruppe brachte achtIVSS-Broschüren heraus zu denThemen� Gasexplosionsschutz� Sicherheit von Flüssiggasanlagen� Statische Elektrizität� Staubexplosionsschutz� Staubexplosionsereignisse � Staubexplosionsschutz an

    Maschinen

    � Bestimmen der Brenn- undExplosionskenngrößen von Stäuben

    � Praxishilfen zur Erstellung des Explosionsschutzdokumentes

    Die Broschüren wurden und werden nach neuen Erkenntnissenaktualisiert und erweitert und

    Arbeitsgruppe „Explosionsschutz“

    Begleitend zum Kolloquium „Explosionsschutz” wurden auf der ACHEMA 2009 in Frankfurt

    am Stand der BG Chemie eindrucksvoll die Explosionsgefahren dargestellt.

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    sind heute unter Leitung von Dr. Martin Gschwind (Suva) dieLänder Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Niederlande, Österreich, Schweizund Slowenien vertreten. Die erste gemeinsame Sitzung fand imSeptember 2008 in Paris statt.

    In Zusammenarbeit mit der Schwei-zerischen Unfallversicherungsanstalt(Suva), dem Französischen InstitutNatio nal de Recherche et de Sécuritépour la prévention des accidents du travail et des maladies profession-nelles (INRS), der deutschen Berufs-genossenschaft der Chemischen Industrie und der IVSS-Sektion fürMaschinen- und Systemsicherheitfand auf der ACHEMA 2009 inFrankfurt unter der Federführungder IVSS Sektion Chemie ein inter-nationaler Workshop zum Thema„Explosionsschutz“ statt. Schwer-punkte der Veranstaltung waren � das Verhindern von Explosionen

    und der Schutz gegen Explosionen� die Beurteilung von Explosions-

    risiken� die Koordinierungspflicht� die Gefährdungsbeurteilung � die Einbindung neuester For-

    schungsergebnisse in die Praxis.

    Die Kurzfassungen der Referate undPräsentationen in Deutsch und Eng-lisch stehen als PDF zur Verfügungunter www.issa.int (Search for: „Ex-plosionsschutz”). Mit den Suchwor-ten „Explosion Protection” findenSie weitere IVSS-Veröffentlichungenzu diesem Thema.

    Explosionsschutz-Dokumente

    Eine besondere Aufgabe der Arbeits-gruppe Explosionsschutz ist die Ak-tualisierung der Beispiel samm lungzur Broschüre „Staubexplosions-schutz an Maschinen und Appara-ten“. Diese Beispiele sind eine wich-tige Grundlage für die Erstellungvon Explosions schutz-Dokumentenin Fortschreibung des IVSS-Work-shops „Praxishilfen zur Erstellungdes Explosionsschutz doku mentes“2006 in München.

    Ein weiteres aktuelles Projekt derArbeitsgruppe ist die Erstellungeiner neuen IVSS-Broschüre zumThema „Vermeidung wirksamerZündquellen“. �

    Zum Thema „Explosionsschutz” referierten

    und diskutierten international anerkannte

    Experten. Am Podium (von links):

    Dr. Bernd Broeckmann (Deutschland),

    Dipl.-Ing. Gerhard Nied (Deutschland), IR.

    Ake Harmanny (Belgien), Fabio Pera

    (Italien), Dipl.-Ing. Richard Siwek

    (Schweiz), Ing. Emmanuel Leprette

    (Frankreich).

    zumeist in den Sprachen Deutsch,Englisch, Französisch, Spanisch undItalienisch verbreitet. Bezugsquellenfür die diversen „Technical Guide-lines” zum Thema Explosion nenntdie IVSS auf www.issa.int (Search for: „explosion”).

    Die Arbeitsgruppen Explosions- schutz der IVSS Sektion Chemie und der Sektion Maschinen- undSystemsicherheit wurden 2008 zu einer Arbeitgruppe zusammen-geführt, um Synergieeffekte aus-zuschöpfen und die Effizienz zu erhöhen. In dieser Arbeitsgruppe

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    „Als man mich vor etwa 20 Jahren inden Arbeitskreis ‚Gefährliche Stoffe‘der IVSS Sektion Chemie berufenwollte, habe ich gerne zugestimmt.Es war die Zeit, in der in der chemi-schen Industrie in Europa die ausKanada kommende Initiative ‚Res -ponsible Care® (RC, VerantwortlichesHandeln) ein positives Echo bei Un-ternehmen, Verbänden und Gewerk-schaften fand. Heute ist ‚ResponsibleCare®‘ in mehr als 50 Ländern insti-tutionalisiert, in Deutschland wirddas ‚Responsible Care®‘ Programmseit 1991 vom Verband der Chemi-schen Industrie geleitet.

    Unternehmen und Organisationenarbeiten bei RC vernetzt über Grenzen und Kontinente hinweg –ähnlich wie die IVSS Sektion Chemie auf dem Feld der Arbeits-sicherheit. Die Ziele von RC undIVSS haben einen hohen Deckungs-grad in Sachen Sicherheit, Gesund-heits- und Umweltschutz. Beide betrachten die Unfallverhütung und den Arbeitsschutz nicht isoliert,sondern eingebettet in ein globalesSystem der Anlagen-, Produktions-und Produkt sicherheit. Die IVSS-Tätigkeit ist somit eine ideale Er-gänzung zu den Aufgaben einesweltweit aufgestellten Chemieunter-nehmens, welches verantwortungs-voll im Sinne von Responsible Care®handelt und Sicherheit, Gesund-heitsschutz, Umweltschutz undWirt schaftlichkeit als gleichrangigeZiele versteht.

    Verbesserungen von Sicherheit undGesundheitsschutz am Arbeitsplatz

    wirken positiv auf die Produktivitätund in Konsequenz auch auf die sozial-ökonomische Entwicklungeiner Gesellschaft. Hohe Sicherheits-standards gehen Hand in Hand mitdem Geschäftserfolg. Neben den humanen Aspekten liegt es deshalbauch im ökonomischen Eigeninte-resse der sich international engagie-renden Unternehmen, bereits imVorfeld politischer Entscheidungenihren Sach- und Fachverstand in den Meinungsbildungsprozess einzu-bringen.

    Bei den Workshops und Kolloquiender IVSS Sektion Chemie treffen Träger und Organisationen der sozialen Sicherheit, Arbeitgeber- undArbeitnehmervertreter, politischeEntscheider und hohe Beamte derstaatlichen Administrationen mit anerkannten Wissenschaftlern underfahrenen betrieblichen Praktikernaus aller Welt zusammen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse undaktuelles Erfahrungswissen werdenausgetauscht, diskutiert und in dieUnternehmen, Organisationen und Institutionen transferiert. DieSektion forciert den internationalenTransfer über die modernen Kom-munikationswege und fördert mitdiesen Aktivitäten eine weltweitePräventionskultur in der chemischenIndustrie als Basis für konkrete Maß-nahmen im Arbeits-, Umwelt- undGesundheitsschutz der chemischenIndustrie. Die hohen Sicherheitsstan-dards der westlichen Industrie – BestPractise – finden so durch die Arbeitder Sektion Chemie weltweite Beach-tung und immer mehr Anwendung.

    Prof. Dr. Herbert Bender ist seit 20 Jah-

    ren Mitglied im Arbeitskreis Gefährliche

    Stoffe der IVSS Sektion Chemie. Bei der

    BASF leitet er den Bereich Sicherheit,

    Gefahrenabwehr und Gefahrstoffmana-

    gement. In seinem Beitrag zum 40-jäh-

    rigen Bestehen der IVSS Sektion Chemie

    würdigt er die Arbeit der Sektion aus

    der Sicht eines weltweit agierenden

    Chemie-Unternehmens.

    „Die Sektion fördert eine globale Präventionskultur inder chemischen Industrie”

    Die Sektion ist seit 40 Jahren ein aufmerksamer Begleiter der chemi-schen Industrie und ein fürsorgli-cher Anwalt der dort Beschäftigtenauf dem Weg zur Herstellung immerbesserer Produkte bei optimalen humanitären Bedingungen.”

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    Die IVSS Sektion Chemie bestehtaus einer kleinen Anzahl sehr enga-gierter ordentlicher Mitglieder:

    � Allgemeine Unfallversicherungs-anstalt (AUVA), Wien, Österreich

    � Asociación para la Prevención deAccidentes (APA), San Sebastián,Spanien

    � Berufsgenossenschaft Rohstoffeund chemische Industrie (BG RCI,vormals BG Chemie), Heidelberg,Deutschland

    � Berufsgenossenschaft für Nahrungsmittel und Gaststätten(BGN), Mannheim, Deutschland

    � DECHEMA e.V., Frankfurt,Deutschland

    � IDICT, Portugal� National Safety Council (NSC),

    USA� D.D.B. Fundacentro, São Paulo,

    Brasilien� Institut National de Recherche et de

    Sécurité (INRS), Paris, Frankreich� Schweizerische Unfallversicherungs-

    anstalt (Suva), Luzern, Schweiz� ISMAI, Portugal� Korea Occupational Safety and

    Health Agency (KOSHA), Korea� Consejo Nacional de Seguridad de

    Chile, Chile

    Die IVSS Sektion Chemie heißt neueMitglieder willkommen, die daraninteressiert sind, ehrenamtlich einegemeinnützige Organisation zu un-terstützen, die sich für die Verbesse-rung der Sicherheit und des Gesund-heitsschutzes einsetzt.

    Eine Mitgliedschaft bietet die folgen-den Vorteile:� Sie können die Arbeit der Sektion

    mitgestalten und Ihre Erfahrungendirekt einbringen.

    � Sie können an den Arbeitskreisender Sektion teilnehmen und vom allerneuesten praktischenKnow-how profitieren.

    � Sie erhalten bei technischen oderfachlichen Fragen direkte Hilfe vonden Mitgliedern der Sektion.

    � Sie können an den Kolloquien derSektion zu vergünstigten Gebüh-ren teilnehmen.

    � Sie erhalten ein kostenloses Exem-plar von allen Veröffentlichungender Sektion Chemie.

    Nichtmitglieder können an den Kol-loquien der Sektion teilnehmen undbei der Sektion direkt Broschürenbestellen.

    Arten der Mitgliedschaft

    Die Sektion Chemie hat zwei Artender Mitgliedschaft:

    VollmitgliederNicht-gewinnorientierte Organisa-tionen und Mitglieder der Inter-nationalen Vereinigung für SozialeSicherheit, Genf, die an der Tätigkeitder Sektion mitwirken oder diese zu fördern wünschen.

    Assoziierte Mitglieder� Gewinnorientierte Organisationen

    und Unternehmen, die an der Tätigkeit der Sektion mitwirkenoder diese zu fördern wünschen.

    � Experten als Einzelpersonen, die an der Tätigkeit der Sektionmitwirken.

    Assoziierte Mitglieder haben in den Mitgliederversammlungen beratende Funktion.

    Interessierte Organisationen undPersonen sind herzlich eingeladen,die Mitgliedschaft zu beantragen:www.issa.int/prevention-chemistry(unter „Membership“).

    Mitgliederversammlung

    Mindestens alle drei Jahre findet eine Mitgliederversammlung statt,meist in Verbindung mit einem internationalen Kolloquium der Sektion Chemie. Die Mitgliederver-sammlung diskutiert und beschließtArbeitsprogramme, Zielsetzungenund die Geschäftsordnung. Zudemwählt sie mindestens alle sechs Jah reden Präsidenten und die beiden Vize-Präsidenten der Sektion Chemie.

    Organisation und Mitgliedschaft

    SekretariatAd hoc

    ArbeitsgruppenPermanente

    Arbeitsgruppen

    Vorstand

    Mitglieder

    Struktur der IVSS Sektion Chemie

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    Der Vorstand

    Der Präsident und die beiden Vize-Präsidenten werden mindestens alle sechs Jahre auf einer Mitglieder-versammlung von den ordentlichenMitgliedern gewählt bzw. im Amtbestätigt. Die folgenden Personenwerden automatisch in den Vorstandberufen: von Amts wegen der Gene-ralsekretär der IVSS, Genf, der einenVertreter benennen kann, sowie derGeneralsekretär der Sektion Chemie.Letzterer wird von dem neu gewähl-ten Vorstand ernannt und muss aus der Organisation stammen, diedas Sekretariat der Sektion Chemiestellt. Der Vorstand kommt zwei- bis viermal im Jahr zusammen: Auf der Grundlage der Beschlüsseder Mitgliederversammlung trifft er Entscheidungen über das Pro-gramm, gründet Arbeitsgruppen,beruft Mitglieder in diese Gruppenund entscheidet über die Aufnahmeneuer Mitglieder.

    Vorstandsmitglieder

    Präsident: Dr. Erwin Radek, früherer Hauptgeschäftsführer derBerufsgenossenschaft der Chemi-schen Industrie (BG Chemie) undGeschäftsführer der Berufsgenossen-schaftlichen Unfallkliniken Ludwigs-hafen und Tübingen, Deutschland

    Vize-Präsident: Dr. Ulrich Fricker,Vorsitzender der Geschäftsleitungder Schweizerischen Unfallver-sicherungsanstalt (Suva), Schweiz

    Vize-Präsident: Stéphane Pimbert,Generaldirektor und Direktor desZentrums Lothringen, Institut National de Recherche et de Sécurité(INRS), Frankreich

    Generalsekretär: Thomas Köhler,Sprecher der Geschäftsführung derBerufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI),Deutschland

    Frühere Vorstandsmitglieder

    Vorstandsmitglieder gemäß Wahlbzw. Bestätigung durch die Mitglie-derversammlung waren:

    1970 und 1973Präsident: Dr. Paul VersenBG Chemie, DeutschlandVize-Präsident: Dr. Bruno MartiSuva, SchweizGeneralsekretär: Dr. Rolf KassebartBG Chemie, Deutschland

    1976 und 1979Präsident: Dr. Paul VersenBG Chemie, DeutschlandVize-Präsident: Dr. Bruno MartiSuva, SchweizVize-Präsident: John GardnerCIA, GroßbritannienGeneralsekretär: Dr. Friedrich-W.Schierwater, BG Chemie, Deutsch-land

    1982 und 1985Präsident: Hanswerner LauerBG Chemie, DeutschlandVize-Präsident: Dr. Dominik Galliker, Suva, SchweizVize-Präsident: Dr. Jean VerrierINRS, FrankreichGeneralsekretär: Dipl.-Chem. HansFriedl, BG Chemie, Deutschland

    1988 und 1991Präsident: Hanswerner LauerBG Chemie, DeutschlandVize-Präsident: Dr. Dominik Galliker, Suva, SchweizVize-Präsident: Dr. Bernard Moncelon, INRS, FrankreichGeneralsekretär: Dipl.-Chem. HansFriedl, BG Chemie, Deutschland

    1994Präsident: Hanswerner LauerBG Chemie, DeutschlandVize-Präsident: Dr. Dominik Galliker, Suva, SchweizVize-Präsident: Dr. Bernard Moncelon, INRS, FrankreichGeneralsekretär: Dr. Erwin Radek,BG Chemie, Deutschland

    1997Präsident: Dr. Erwin RadekBG Chemie, DeutschlandVize-Präsident: Dr. Dominik Galliker, Suva, SchweizVize-Präsident: Dr. Bernard Moncelon, INRS, FrankreichGeneralsekretär: Dr. Klaus BartelsBG Chemie, Deutschland

    2000, 2003, 2006Präsident: Dr. Erwin RadekBG Chemie, DeutschlandVize-Präsident: Dr. Ulrich FrickerSuva, SchweizVize-Präsident: Dr. Bernard Moncelon, INRS, FrankreichGeneralsekretär: Dr. Klaus BartelsBG Chemie, Deutschland

    Arbeitsgruppen

    Es gibt derzeit zwei permanente Arbeitsgruppen:� Gefährliche Stoffe� Explosionsschutz

    Die Mitgliederlisten dieser Gruppenfinden Sie im Internet:www.issa.int/prevention-chemistry(unter „About“).

    Veröffentlichungen

    Eine Liste der verfügbaren Broschü-ren und technischen Richtlinien derIVSS Sektion Chemie ist abrufbarunter www.issa.int/prevention-chemistry (unter „Resources“).

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    40 Jahre Schritt für Schritt mehr Sicherheit

    1. Internationales Kolloquium 1970, Frankfurt� Planung und Konstruktion in chemischen Betrieben

    unter Berücksichtigung derArbeitssicherheit� Unfälle durch unvermutete chemische Reaktionen

    2. Internationales Kolloquium 1972, Karlovy Vary� Staubexplosionsgefahr in Bergbau und Industrie:

    Bestimmungsmethoden der sicherheitstechnischenKennzahl brennbarer Stäube

    3. Internationales Kolloquium 1973, Frankfurt� Explosionsschutz in der chemischen Industrie� Aktuelle Mitteilungen über Unfälle und Berufskrank-

    heiten in der chemischen Industrie

    4. Internationales Kolloquium 1976, Frankfurt� Problem der sicheren Führung chemischer Reaktionen � Aktuelle Mitteilungen und Maßnahmen zur Verhütung

    von Unfällen und Berufskrankheiten in der chemi-schen Industrie

    5. Internationales Kolloquium 1977, Bukarest� Sicherheitstechnische Probleme an Arbeitsmaschinen

    der chemischen Industrie� Aktuelle Mitteilungen über Probleme der Verhütung-

    von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten in der chemischen Industrie

    6. Internationales Kolloquium 1979, Frankfurt� Umsetzung toxikologischer Erkenntnisse im chemi-

    schen Betrieb� Aktuelle Mitteilungen über Unfälle und Berufskrank-

    heiten in der chemischen Industrie und Maßnahmenzu ihrer Verhütung

    7. Internationales Kolloquium 1981, Salzburg� Didaktische Methoden der Sicherheitsausbildung im

    Betrieb� Wirtschaftliche Auswirkungen von Arbeitsunfällen

    auf das Untenehmen� Beeinflussung menschlicher Verhaltensweisen

    8. Internationales Kolloquium 1982, Frankfurt� Methodik und Strategie der messtechnischen Über-

    wachung von Arbeitsbereichen� Aktuelle Mitteilungen über Unfälle und Berufskrank-

    heiten und Maßnahmen zu ihrer Verhütung

    9. Internationales Kolloquium 1984, Luzern� Vermeidung von Explosionen

    10. Internationales Kolloquium 1985, Frankfurt� Neuere Entwicklungen im chemischen Apparate- und

    Anlagenbau

    11. Internationales Kolloquium 1987, Annecy� Sicherheit beim Umgang mit Gasen

    12. Internationales Kolloquium 1988, Frankfurt� Bio- und Gentechnologie� Schutz vor gesundheitsgefährdenden Stoffen

    13. Internationales Kolloquium 1989, Budapest� Risikobegrenzung in der Chemie (Arbeitsschutz,

    Umweltschutz)

    14. Internationales Kolloquium 1991, Frankfurt� Gefährliche Arbeitsstoffe: Sicherheit bei Transport und

    Lagerung

    15. Internationales Kolloquium 1993, Lugano� Sicherheit in Wechselwirkung mit Qualität, Produkti-

    vität und Wirtschaftlichkeit

    16. Internationales Kolloquium 1994, Frankfurt� Sichere Gestaltung und Nutzung von Maschinen in der

    chemischen Industrie und der Gummi- und Kunst-stoffindustrie

    17. Internationales Kolloquium 1997, Frankfurt� Sicherheit von Chemieanlagen

    18. Internationales Kolloquium 2000, Frankfurt� Sicherer Umgang mit biologischen Arbeitsstoffen

    19. Internationales Kolloquium 2001, Toulouse� Stäube, Rauche und Nebel am Arbeitsplatz

    20. Internationales Kolloquium 2003, Frankfurt� Mensch-Sicherheit-Technik

    21. Internationales Kolloquium 2006, Nizza� Integration des Faktors Mensch in die Planung

    22. Internationales Kolloquium 2008, Marseille� GHS - eine Herausforderung

    23. Internationales Kolloquium 2009, Frankfurt� Explosionsschutz

    24. Internationales Kolloquium 2010, Luzern� Nanotechnologie – Chancen und Risiken

    Eine Herausforderung für den Arbeitsschutz

    Internationale Kolloquien der Sektion

  • Impressum

    Herausgeber: Internationale Sektion der IVSSfür Prävention in der chemischen Industriec/o BG Rohstoffe und chemische IndustrieKurfürsten-Anlage 62, D-69115 Heidelberg

    Autoren: Dr. Klaus Bartels, Prof. Dr. Herbert Bender, Dr. ThomasBrock, Dr. Berthold Dyrba, Dr. Hans-Josef Riegel,Niels Schurreit, Dr. Joachim Sommer, Dr. Henning Uhlenhaut

    Fotos: BASF SE (1, 10, 19, 24), ISSA (3, 4), BG RCI (5, 7, 13, 14, 17, 18), Suva (5), INRS (5), Bundesarchiv (6, Bild 111-098-067), CeNTech (12)

    Gestaltung: bleydesign, Ute Bley, Köln

    Redaktion: Waldemar Becker, Redaktionsbüro fürWirtschaft&Soziales, D-42799 Leichlingen

    Druck: Warlich Druck Meckenheim GmbH, Meckenheim

    Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung – auch auszugs-weise – nur mit Genehmigung des Herausgebers

  • International Section for Chemistry

    Internationale Sektion der IVSS für Prävention in der chemischen Industrie

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