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1 Editorial Kollegi Nr. 5, August 2008, www.kollegi-uri.ch Schulleitung Die Schule - eine Transversale. Blosse Intelligenz reicht allein nicht aus, um anspruchsvolle Projekte zu realisieren, hochgesteckte Ziele zu erreichen und ausserordent- liche Leistungen zu vollbringen. Wohl sind Begabung und Talent notwendig, aber wie Herbert Zogg in seinem Artikel über „Leistung“ darstellt, braucht es, um seinem „Fixstern am Himmel“ nä- her zu kommen, „hartes Schuf- ten“ und „jahre- langes Training“. Sein breit gefä- cherter Artikel beleuchtet den Begriff „Leistung“ auf vielfältige Weise. Zwar wird periodisch immer wieder Leistung in Prüfungen gemessen. Nur ist damit der Erfolg im Leben keines- wegs garantiert. Letztlich müs- se „Leistung“ breiter verstan- den werden, als „Spur“, die „uns dem Lebenstraum näher bringt“, wie Zogg sehr schön darlegt. Unterfüttert werden seine Thesen durch neuste Untersuchungen aus der Forschung, die zeigen, dass ne- ben der (analytischen) Intelligenz so genannte „soft skills“ den Erfolg im Beruf und Leben bestimmen. Gemeint sind damit emotionale Stabilität, Anstrengung, soziale Orientierung, Offenheit gegen- über neuen Erfahrungen, Umgäng- lichkeit, und auch - man höre und staune - Gewissenhaftigkeit. Diese umfasst solch „alte“ Tugenden wie Fleiss, Verantwortungsbewusst- sein, Verlässlichkeit sowie voraus- schauende Planung. „Kinder, die glauben, dass sie ihre Leistung und Intelligenz durch Anstrengung be- einflussen können, sind schulisch wesentlich erfolgreicher als die, die an blosse Be- gabung glau- ben“, schreibt die Fachpsychologin U. Stedtnitz (vgl. NZZ am Sonn- tag, 25.05.2008). Die erwähnten Erfordernisse an erfolgreiches Tun kristallisie- ren sich in der Schule im Projektunterricht und in der Projektarbeit. Unsere bei- den Jungregisseure, die Schüler Livio Sommer und Erich Zwyer, die ein drei Jahre dauerndes Filmpro- jekt durchführten, sprechen die- se Eigenschaften an, wenn sie in ihrem Bericht vom Glücksgefühl nach dem „langen und steinigen Weg“ schreiben. Durchhaltewil- len braucht es für die Vorbereitung des „KollegiTheaters“, für die 40- Std.-Projekte der Absolventinnen und Absolventen der Fachmittel- schule oder für das Erstellen einer Maturaarbeit. Einen langen Atem und das Training vieler Disziplinen benötigte der Geografielehrer M. Die Kantonale Mittelschu- le Uri soll Schülerinnen und Schülern vertiefende Einblicke in Fachgebiete vermitteln und zugleich das Vermögen stärken, Über-und Quergänge zwi- schen den Fachbereichen zu finden. von Dr. Ivo Frey, Rektor „Schwarz, Rot, Tot“ Seiten 7–8 Livio Sommer und Erich Zwy- er haben für ihre Maturaar- beit ein Buch von Heidi Has- senmüller filmisch umgesetzt. Ein Interview mit Pascal Hoorn Seiten 12–13 Pascal Hoorn besuchte das Kollegi Altdorf von 1987 bis 1989. Heute ist er als Vice Pre- sident Finance bei der Cilag AG in Schaffhausen tätig. Leistung - Der einzige Massstab für den Wert des Menschen? Seiten 13–15 Immer schon haben die Men- schen in den verschiedensten Bereichen ihres Lebens aus nichts etwas geschaffen. So sind beispielsweise die sieben Welt- wunder der Antike entstanden. Während der Sommerferien hat sich das Kollegi Altdorf auf den Unterricht mit dem neuen Fachzimmersystem vorbereitet.

Schulleitung Editorial - kmsu.ch · Schule im Projektunterricht und in der Projektarbeit. Unsere bei-den Jungregisseure, die Schüler Livio Sommer und Erich Zwyer, die ... de Wasserwelten,

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Editorial

Kollegi Nr. 5, August 2008, www.kollegi-uri.ch

Schulleitung

Die Schule - eine Transversale.Blosse Intelligenz reicht allein nicht aus, um anspruchsvolle Projekte zu realisieren, hochgesteckte Ziele zu erreichen und ausserordent-liche Leistungen zu vollbringen. Wohl sind Begabung und Talent notwendig, aber wie Herbert Zogg in seinem Artikel über „Leistung“ darstellt, braucht es, um seinem „Fixstern am Himmel“ nä-her zu kommen, „hartes Schuf-ten“ und „jahre-langes Training“. Sein breit gefä-cherter Artikel beleuchtet den Begriff „Leistung“ auf vielfältige Weise. Zwar wird periodisch immer wieder Leistung in Prüfungen gemessen. Nur ist damit der Erfolg im Leben keines-wegs garantiert. Letztlich müs-se „Leistung“ breiter verstan-den werden, als „Spur“, die „uns dem Lebenstraum näher bringt“, wie Zogg sehr schön darlegt.Unterfüttert werden seine Thesen durch neuste Untersuchungen aus der Forschung, die zeigen, dass ne-ben der (analytischen) Intelligenz so genannte „soft skills“ den Erfolg im Beruf und Leben bestimmen. Gemeint sind damit emotionale Stabilität, Anstrengung, soziale Orientierung, Offenheit gegen -über neuen Erfahrungen, Umgäng-

lichkeit, und auch - man höre und staune - Gewissenhaftigkeit. Diese umfasst solch „alte“ Tugenden wie Fleiss, Verantwortungsbewusst-sein, Verlässlichkeit sowie voraus-schauende Planung. „Kinder, die glauben, dass sie ihre Leistung und Intelligenz durch Anstrengung be-einfl ussen können, sind schulisch wesentlich erfolgreicher als die, die

an blosse Be-gabung glau-ben“, schreibt die Fachpsychologin U. Stedtnitz (vgl. NZZ am Sonn-tag, 25.05.2008).Die erwähnten Erfordernisse an erfolgreiches Tun kristallisie-ren sich in der

Schule im Projektunterricht und in der Projektarbeit. Unsere bei-den Jungregisseure, die Schüler Livio Sommer und Erich Zwyer, die ein drei Jahre dauerndes Filmpro-jekt durchführten, sprechen die-se Eigenschaften an, wenn sie in ihrem Bericht vom Glücksgefühl nach dem „langen und steinigen Weg“ schreiben. Durchhaltewil-len braucht es für die Vorbereitung des „Kollegi Theaters“, für die 40-Std.-Projekte der Absolventinnen und Absolventen der Fachmittel-schule oder für das Erstellen einer Maturaarbeit. Einen langen Atem und das Training vieler Disziplinen benötigte der Geografi elehrer M.

Die Kantonale Mittelschu-le Uri soll Schülerinnen und Schülern vertiefende Einblicke in Fachgebiete vermitteln und zugleich das Vermögen stärken, Über-und Quergänge zwi-schen den Fachbereichen zu fi nden.

von Dr. Ivo Frey, Rektor

„Schwarz, Rot, Tot“

Seiten 7–8

Livio Sommer und Erich Zwy-er haben für ihre Maturaar-

beit ein Buch von Heidi Has-senmüller fi lmisch umgesetzt.

Ein Interview mit Pascal Hoorn

Seiten 12–13

Pascal Hoorn besuchte das Kollegi Altdorf von 1987 bis

1989. Heute ist er als Vice Pre-sident Finance bei der Cilag

AG in Schaffhausen tätig.

Leistung - Der einzige Massstab für den Wert des Menschen?

Seiten 13–15

Immer schon haben die Men-schen in den verschiedensten

Bereichen ihres Lebens aus nichts etwas geschaffen. So sind

beispielsweise die sieben Welt-wunder der Antike entstanden.

Während der Sommerferien hat sich das Kollegi Altdorf auf den Unterricht mit dem neuen Fachzimmersystem vorbereitet.

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Loretz schon als ehemaliger Zehn-kämpfer, später als Bergsteiger.In all diesen Tätigkeiten und Pro-jekten scheint auf, was Lernen idealerweise sein könnte: ein selbsttätiges Tun, das sich immer wieder selbst korrigiert und in Fra-ge stellt, das eher einem „steinigen Weg“ gleicht als einem Schnell-lauf, eher einer Entdeckungsreise oder einem Eintauchen in frem-de Wasserwelten, wie es Schüler im Rahmen des Ergänzungsfaches Biologie erleben durften, ein Un-ternehmen, das die emotionale, kreative und analytische Intel-

ligenz zugleich fördert. Solches Lernen öffnet den Blick für Frem-des, schafft Weit- und Durchblick.Im Projektunterricht ist in diesem Sinne nicht nur Interdisziplinari-tät gefragt, sondern auch „Trans-versalität“. Die Schülerinnen und Schüler sollen nicht nur Zusam-menhänge zwischen den Fachge-bieten entdecken, sondern das Fachgebiet übergreifende Themen, zu den Fachdisziplinen quer lie-gende, eben so genannt „trans-versale“ Problemstellungen be-handeln: Zum Beispiel können allgemeine Problemstellungen,

wie Erdöl, Umwelt, Wertewan-del usw. unter biologischen, che-mischen, historischen und weiteren Blickwinkeln betrachtet werden.Der Gedanke der „Transversalität“ hat auch das neue Erscheinungs-bild der Kollegi-Zeitung und der Web-Site geprägt: Die Kantonale Mittelschule Uri soll Schülerinnen und Schülern vertiefende Einblicke in Fachgebiete vermitteln und zu-gleich das Vermögen stärken, Über-und Quergänge zwischen den Fach-bereichen zu fi nden. Oder lapidar gesagt: Die Schule schafft den Ler-nenden Ein-, Durch- und Ausblicke.

Die Web-Site der Kantonalen Mittelschule

Uri entspricht nicht mehr den modernsten

Anforderungen und Bedürfnissen der Kun-

dinnen und Kunden. Daher wurde sie als

Abschlussarbeit der Mediamatiker-Ausbil-

dung von Pascal Burri neu programmiert.

Die Neugestaltung der Webseite war denn

auch die Gelegenheit für Michel Gogniat,

ein neues Logo und Erscheinungsbild der

Kantonalen Mittelschule Uri zu entwickeln.

Das schlichte, aber Licht durchlässige Logo

„Kollegi“ (siehe Titelseite dieser Ausgabe)

und das nebenstehende Signet knüpfen an

die Tradition an, öffnen aber einen Blick in

die Zukunft. Das Logo spielt mit dem Wort

„Transversale“: Die quer laufende, schrä-

ge Gerade, die eine ebene Figur schneidet.

Der Durchstich durch die Alpen ermögli-

cht den Perspektivenwechsel: Der Heim-

kehrer kommt mit neuen Erfahrungen und

mit neuem Wissen zurück und wirft einen

erstaunten Blick auf seine Heimat, die ihm

fast fremd geworden ist. Vielleicht könnte

der Bildungsgang am Gymnasium so um-

schrieben werden: Im Verlaufe der sechs

Jahre vollziehen die Lernenden manchen

Perspektivenwechsel.

www.kollegi-uri.ch

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Schülerinnen und Schüler

Was ist Euroschools2008?

Euroschools2008 ist das offi zi-elle Schulprojekt zur UEFA EURO 2008. Das Projekt wird getragen von drei gemeinnützigen Orga-nisationen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich: street-footballworld, der Swiss Academy for Development und dem Vien-na Institute for Development and Cooperation. Das Projekt bindet Schülerinnen und Schüler des 7. und 8. Schuljahres aus Österrei-ch, Liechtenstein und der Schweiz ein in die Vorbereitung der EURO 2008: Neben spannenden Fussball-spielen nach den Regeln von „Fair Play Football“ geht es auch darum, die Sensibilisierung für Fairplay in

Das Kollegi im Euroschools-Fiebervon Prorektor Marcel Huwyler

der Gesellschaft und die Vielschich-tigkeit der Kulturen zu fördern. Zu diesem Zweck wurde jedem Bun-desland und jedem Kanton eine der 53 UEFA Nationen zugelost. Als einziger teilnehmenden Schule aus dem Kanton Uri fi el uns dabei die Botschafterrolle für Malta zu.

3 Module

Schulen, die sich für das Projekt Euroschools2008 angemeldet hat-ten, verpfl ichteten sich zu Projekt-arbeiten in drei Modulen: Im Modul „Tor zu Europa“ musste man sich mit dem zugelosten EURO–Land auseinandersetzen und die Ergeb-nisse in einer Ausstellung zusam-

mentragen. Im Modul „Fairplay“ galt es, im Unterricht die Metho-de „Fair Play Football“ kennenzu-lernen und ein Turnier nach dieser Methode durchzuführen. Im Mo-dul „Euroschools Cup“ spielen die Siegermannschaften der einzel-nen Schulen in regionalen Cups und einem internationalen Tur-nier mit- und gegeneinander.

Bern und Innsbruck

Die siegreiche Kollegimannschaft aus der Klasse 2b spielte zwi-schen dem 2. und 4. Juni am re-gionalen Cup in Bern und vom 27. bis zum 29. Juni am interna-tionalen Finale in Innsbruck.

Ins neue Schuljahr 2008/2009 sind insgesamt 523 Schülerinnen und Schüler gestartet.

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Fair-Play–Football-Regeln

Teams bestehen aus mindestens zwei Mädchen und zwei Jungen.Es gibt keine Schiedsrichter, sondern Teamer.In der Dialogzone werden vor dem Spiel Fair-Play-Regeln (Agreements) ausgehandelt.Nach dem Spiel werden in der Dialogzo-ne Fair-Play-Punkte vergeben.Es muss mindestens ein Tor von einem Mäd-chen pro Team erzielt werden.Gespielt wird ohne Torwart.Für das Endergebnis zählen Tore und Fair-Play-Punkte

Kollegi-Euroschools-Team

Das Kollegi-Euroschools2008-Team: Peter Fleischmann und Dieter Schärer (Fair Play Football), Adrian Zgrag-gen, Zoë Herzog (Ausstellung Malta), Linda Bissig, Martha Gisler (Malta kulinarisch), Pascal Burri (Webseite Eu-roschools2008), Marcel Huwyler (Koordination)

Weitere Informationen: www.euroschools2008.org

Euroschools2008-Projekttag in SchattdorfUnser Euroschools-Reporter Sven Ledermann berichtet:

Trotz Regen und Kälte hatten SchülerInnen und Lehrpersonen viel Spass und mit Eifer wurde im Fairplay-Fussball-Turnier um wich-tige Punkte gespielt. Die Spiele waren mehr als spannend und hin und wieder gaben einzelne Spie-ler Showeinlagen zum Besten und setzten so spezielle Highlights. In der kurzen Spielzeit von acht Minu-ten „kann man so richtig Power ins Spiel bringen“, wie ein Spieler er-klärte. Dennoch musste man Rück-sicht zeigen, denn Fairness wurde an diesem Turnier sehr gross ge-schrieben. Nicht nur Tore zählten, sondern auch Fairness-Punkte. Diese bekam man vom gegne-rischen Team zugesprochen, wenn man sich an die vor dem Spiel ab-gemachten „Agreements“ hielt.Diese „Agreements“ machten die Spiele sehr interessant, denn Fouls und andere Unsportlichkeiten konn-te sich eine Mannschaft schlichtweg nicht leisten.

Am Mittwoch, dem 23.4.2008 um 7:30 Uhr fanden sich die ersten und zweiten Klas-sen des Kollegis in der Sportanlage Grundmatt in Schattdorf ein, um zusammen ei-nen spannenden und erlebnisreichen Tag zu verbringen.

Neben dem Turnier, das sowohl am Morgen als auch am Nachmittag im Gange war, konnte man auch eine sorgfältig gestaltete Aus-stellung über unser Euroschools-Partnerland Malta besuchen, die Lesestoff, Spiele und einige kuli-narische „Versuächerli“ zu bieten hatte. Die Appetitanreger waren von den zweiten Klassen des Un-tergymnasiums vorbereitet worden. „Sehr lecker“, wie man aus den meisten Mündern hören konnte!

Nach einer stärkenden Mittagspau-se erschienen alle wieder auf dem Platz und nun galt es ernst, denn die Siegermannschaft dieses Tur-niers würde im Juni an den regio-nalen Euroschools-Cup in Bern und

das grosse internationale Finale in Innsbruck reisen könne! Das Wet-ter meinte es nun mit den Schüle-rInnen auch etwas besser und es zeigte sich zwischendurch sogar die Sonne. In einem spannenden End-spiel standen sich eine Mannschaft aus der Klasse 1d und eine aus der Klasse 2b gegenüber. Sieger blieb schliesslich die Mannschaft der Klasse 2b mit Tanja Engel, Micha-el Arnold, Stephanie Gisler, Mar-co Planzer und Salome Stutz.

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Die Schülerinnen und Schüler der Fachmittelschule Uri präsentierten am Dienstag, 11. März 2008 im Rahmen der nationalen Aktionswoche vom 10.-15. März allen In-teressierten die Resultate ihrer 40-Stunden-Projekte. Die Präsentation der Arbei-ten, welche sehr gut besucht war, fand im ehemaligen Lehrerseminar statt.

Präsentation der 40-Stunden-Projekte der Fachmittelschule Uri

von Benjamin von Deschwanden

Wie der Name schon sagt, haben die Schülerinnen und Schüler 40 Stunden Zeit, um ein Projekt zu verwirklichen. Bei den 40-Stun-den-Projekten geht es darum, eine handwerkliche Arbeit zu gestal-ten, zu der sie dann auch eine schriftliche Arbeit verfassen. Die Ziele dieser Projekte liegen auf der Hand: Zum einen müssen die Schü-lerinnen und Schüler lernen, mit der ihnen zur Verfügung stehen-den Zeit umzugehen, zum ande-ren werden sie für einmal nicht nur mit theoretischer Arbeit konfron-tiert, sondern können aus eigener Initiative entweder alleine oder zu zweit etwas Kreatives und Prak-tisches leisten. Die Projektdauer ist deshalb auf 40 Stunden ange-setzt, weil diese Zeit ungefähr ei-ner Arbeitswoche entspricht. Das Ziel ist es, diese 40 Stunden so gut

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wie möglich auszunutzen und dabei ein vernünftiges Projekt zu wäh-len, welches sie in der Lage sind, in diesem Zeitrahmen zu vollenden.

Es wird darauf geachtet, dass den Schülerinnen und Schülern in der Zeit von den Weihnachtsfe-rien bis zu den Fastnachtsferien keine Hausaufgaben gegeben wer-den, denn sie arbeiten ausschliess-lich in ihrer Freizeit am 40-Stun-den-Projekt. Die Arbeiten müssen zwingend einen handwerklichen Fokus haben, denn laut Beatri-ce Gross, der Bereichsleiterin der 3.-5. Gymnasialklassen sowie der FMS, sei es wichtig, für einmal et-was Kreatives und Praktisches zu machen. Dies sei vor allem günstig,

weil man dann, im Gegenteil zur schriftlichen Abschlussarbeit, nicht an der Theorie scheitern könne.Die Themen und somit auch die verschiedenen Projekte, welche von den Schülerinnen und Schü-

lern persön-lich vorgestellt wurden, waren extrem vielsei-tig. So reichte die Palette von

der Herstellung von Krippenfi guren oder dem Bau eines Holzregals bis zum selbstportraitierten Klassen-spiegel. Unter den Arbeiten waren dieses Jahr auch zwei CD-Projekte

Wir, 15 Schülerinnen und Schüler des Ergänzungsfachs Biologie, waren zusammen mit den Biologielehrern Thomas Landolt und Urs Wüthrich vom 29. März bis am 05. April 2008 in Giglio. Dort lernten wir die Vegetation der kleinen toskanischen Insel und vor allem das Mittelmeer und dessen Bewohner näher kennen.

Meeresbiologie in Giglio (Italien)Ergänzungsfach Biologie auf Entdeckungsreise am Mittelmeer

von Damaris Aschwanden

Ein bisschen Überwindung brauchte es schon, als ich meinen Kopf in das kalte Meerwasser tauchte. Mit verkrampft zusammengekniffenen Augen konzentrierte ich mich da-rauf, nur durch das Mundstück, das mit einer Sauerstofffl asche verbun-

den war, zu atmen. Meiner Feststel-lung zufolge ist es gar nicht mal so einfach, sich selbst auszutricksen und nicht durch die Nase zu atmen. Nach mehrmaligen Versuchen hatte ich schliesslich den Atmungsrefl ex bezwungen, ohne dass meine Nase

dabei mit Salzwasser durchspült wurde. Nachdem dieser Test für den Schnuppertauchgang bestan-den war, konnte es losgehen: In zwei Gruppen entdeckten wir in ca. 5-7m Tiefe die fantastische Unter-wasserwelt. Das war aber nur eine

Die Arbeiten müssen zwin-gend einen handwerklichen Fokus haben...

zu fi nden, bei denen jeweils zwei Schülerinnen und Schüler selbst gespielte beziehungsweise gesun-gene Musik aufgenommen haben. Insgesamt präsentierten 16 Schü-lerinnen und Schüler der zweiten FMS 13 verschiedene Arbeiten.

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von unseren vielfältigen und aben-teuerlichen Nachmittagsbeschäfti-gungen: Beim Schnorcheln konnten wir Zylinderrosen, Petermännchen, Seeigel, Muscheln und Anemonen bestaunen oder wir lernten auf unserer Wanderung nach Castel-lo die Vegetation von Giglio ken-nen. Ein absolutes Highlight war bestimmt das Nachtschnorcheln, welches uns sogar zu einer Begeg-nung mit einem Tintenfi sch verhalf!

Vormittags besuchten wir jeweils von 09:00 Uhr bis 12:30 Uhr ei-nen Meeresbiologiekurs, der vom deutschen Biologen Klaus Valentin geleitet wurde. Er führte uns in die verschiedenen marinen Lebensräu-me und deren Bewohner ein, die wir dann auch mittels Mikrosko-pieren genauer betrachten konn-ten. Schon bald wurden wir über die unterschiedlichen Verhältnisse des Pelagials (Lebensraum freies Wasser) und des Benthals (Lebens-raum Meeresboden) aufgeklärt.

Ende Woche erarbeiteten wir in kleinen Gruppen ein Spezialthema, welches wir anschliessend in einem Vortrag präsentierten, ebenso gab es eine mündliche Prüfung über unser Meeresbiologiepraktikum. Wir meisterten aber auch diese Herausforderungen mit Bravour, zumal uns das Lernen und Vorbe-reiten durch schönes Wetter und sommerliche Temperaturen er-leichtert wurde. Am 5. April traten wir dann nach einer sehr interessanten, lehr- und erlebnisreichen Woche mit vie-len neuen Eindrücken und Erfah-rungen, die eine positive Bereiche-rung für uns sind, die 16-stündige Rückreise per Bus, Fähre und Zug ins heimische Urnerland an.

Der Weg war lang und steinig. Aber mit Leidenschaft und Durch-haltewillen haben wir nach knapp drei Jahren unser Ziel erreicht: Die Verfi lmung von Heidi Hassen-müllers Buch „SCHWARZ, ROT, TOT“. Ein 90 Minuten dauernder Spielfi lm mit 80 Schauspiele-rinnen und Schauspielern sowie 150 Statistinnen und Statisten.

Grobe IdeeAngefangen hat alles im Janu-ar 2006 mit der ersten Idee, als Maturaarbeit einen Film zu dre-hen. Wir machten uns auf die Su-che nach einer geeigneten Story und stiessen auf den Jugendroman von Heidi Hassenmüller. In ihrem Buch wird die Geschichte von Udo Lehnhof erzählt, der sich mit einem Rechtsextremen anfreundet und immer weiter in die rechte Szene abrutscht, bis er schliesslich nicht mehr aussteigen kann.Diese Geschichte schien uns ide-al, denn wir wollten einerseits ein „Tabuthema“ aufgreifen und andererseits ein modernes und aktuelles Thema verfi lmen.

Erste ArbeitenUnsere erste Aufgabe bestand da-rin, die Filmrechte für das Buch zu erhalten und wir fragten da-her die Autorin um die Bewilli-

von Livio Sommer undErich Zwyer

SCHWARZ, ROT, TOTEin Erfahrungsbericht

gung an. Noch am gleichen Abend erhielten wir eine positive Ant-wort. Die Arbeit konnte beginnen.Bereits am nächsten Tag mach-ten wir uns voller Tatendrang ans Drehbuchschreiben, bis wir nach zwei Stunden – und gerade mal zwei Seiten Drehbuch – merk-ten, dass dies wohl ein zeitinten-siver Prozess sein wird. In das am Ende 140 Seiten dicke Dreh-buch investierten wir schlussend-lich mehr als 200 Stunden Arbeit.

Grosser Aufwand auch während der WocheEin weiterer Schritt in der Erstel-lung unseres – lange Zeit nur the-oretisch existierenden – Films war die Suche und Auswahl der Schau-spielerinnen und Schauspieler. Die meisten Rollen waren schnell besetzt, aber die geeignete Per-son für die Hauptrolle fehlte lange. So mussten wir den ersten Dreh-tag immer weiter hinausschieben und es wurde Februar 2007, bis wir die erste Szene – noch im-mer ohne besetze Hauptrolle – „im Kasten“ hatten. Dann stiessen wir glücklicherweise auf Andre-as Schranz. Er freute sich bis zum Ende auf jeden Drehtag und spielte die Rolle überaus authentisch.Ab März war für uns der Film allgegenwärtig. Während der

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Woche wurde organisiert, te-lefoniert, Drehbewilligungen eingeholt und Drehbuch ge-schrieben. An den Wochenenden erfolgten Dreh und Schnitt. Über-all sahen wir „Hammer-Einstel-lungen“ und „geniale Locations“.

Ständiger LernprozessNach den ersten Drehtagen wa-ren wir glücklich, die ersten Sze-nen endlich gefi lmt zu haben. Nach einem Tipp unserer Begleitper-sonen wurde uns aber bewusst, dass wir viel Zeit in die Organisati-on und den rei-bungslosen Ab-lauf des Drehs investierten, auf das Filmische al-lerdings zu we-nig Wert legten. So stellten wir zum Beispiel fest, dass es in unseren Sze-nen an soge-nannten Close-ups (Nahaufnahmen) mangelte. Wir versuchten diese Kritik umzusetzen und achteten vermehrt auch auf das Bild. Von nun an drehten wir immer mehrere Einstellungen: Min-destens eine Totale (beide Schau-

spieler), eine Halbtotale (Ober-körper eines Schauspielers) und ein Closeup (nur das Gesicht).

Nach dem Dreh beginnt die ArbeitSchon von Anfang an waren wir uns einig, von den gedrehten Sze-nen noch am gleichen Abend oder Wochenende einen Grobschnitt an-zufertigen. Dadurch hatten wir zum einen die gedrehten Einstellungen noch präsent und hätten zum an-deren misslungene Szenen noch

einmal nachdre-hen können.Nach dem Grob-schnitt fertigten wir den Fein-schnitt an. In die-sem Arbeitsschritt wurden uns alle Fehler beim Dreh bewusst: Schein-werfer im Bild, unterschiedliche Positionen in zwei

Einstellungen, Tonfehler. Und in diesen Momenten wünschte man sich dann, man hätte während des Drehs einen zweiten kontrol-lierenden Blick auf die Aufnah-me geworfen. Denn die Behebung

dieser Fehler kostete uns manch-mal mehrere Tage für eine kurze Szene. So verbrachten wir etliche Stunden vor den Bildschirmen.

Ein Herz und eine Seele?Natürlich nicht. Kleinere Mei-nungsverschiedenheiten gehörten dazu. Während des Schnitts kam es manchmal vor, dass wir 20 Mi-nuten darüber diskutierten, ob wir den Schnitt eine halbe Se-kunde früher oder später setzten sollten oder ob die Hintergrund-geräusche etwas lauter oder lei-ser sein sollten. Häufi g trafen wir uns dann in der Mitte und mach-ten uns an die nächste Szene mit den nächsten Diskussionen.

Schlussspurt vor der Ab-gabeUns war stets bewusst, dass wir einen knapp berechneten Zeitplan einhalten mussten und die Herbst-ferien vor der Abgabe stressig wer-den könnten. Deshalb erstellten wir am ersten Tag der Ferien einen ge-nauen Zeitplan: von 8:00 Uhr mor-gens bis 01:00 Uhr nachts, 10 Tage lang. Und die Ferien – sofern man diesen Ausdruck noch gebrauchen kann – wurden tatsächlich „heavy“. In der ersten Woche drehten wir die letzten Szenen, in der zweiten Woche erfolgten die Abmischung mit der von Florian Arnold eigens für unseren Film komponierten Musik und der fi nale Schnitt.

Herzklopfen vor der Pre-miereBis zum letzten Tag arbeiteten wir unter Hochdruck: Erneute Überarbeitung des Films, Orga-nisation der Premiere, Coverer-stellung für die DVD-Produktion. Für Aufregung blieb keine Zeit.Erst als am 9. März 2008 etwa eine Stunde vor der Auffüh-rung die Leinwand aufgestellt, der Film getestet und der Sound-check erfolgt waren, hatten wir eine kurze Verschnaufpause. Da wurden wir nervös. Und diese Nervosität verfl og komischerwei-se nicht, als sich das theater(uri) immer mehr und mehr füllte. Doch als wir dann endlich den Film starteten und der Vor-spann auf der Leinwand er-schien, konnten wir durchatmen. Der Film begann, für uns ging eine intensive Zeit zu Ende.Der Applaus des Publikums war eine fantastische Beloh-nung für unsere Arbeit.

Nach einem Tipp unserer Begleitpersonen wur-de uns bewusst, dass wir viel Zeit in die Organisati-on und den reibungslosen Ablauf des Drehs inve-stierten, auf das Filmische allerdings zu wenig Wert legten.

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KollegitheaterEine lohnenswerte Zeitinvestition

Das Kollegitheater führte dieses Jahr „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt auf. Die Leitung der Pro-duktion hatte Tanja Hager. Zwei TechnikerInnen und vier SchauspielerInnen machen dieses Jahr Matura und verlassen das Theaterensemble. Sie berichten über die diesjährige Produktion und ihre Erfahrungen der letzten Jahre.

von Anna-Catharina Truschner, Nives Gal, Sarah Weber und Florian Arnold

Die PhysikerDas Kollegitheater hat sich dieses Jahr mit Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“ wieder an tiefgrei-fende Materie herangewagt.Die Irrenärztin Fräulein Doktor von Zahnd führt das berühmte Sanato-rium „Les Cerisiers“, in dem auch die drei Physiker Newton, Einstein und Möbius wohnen. Newton und Einstein haben bereits eine Kran-kenschwester erdrosselt, der dritte Mord erfolgt während des Stücks.Möbius ist aber in Wirklichkeit gar nicht krank. Er versucht mit seinem irren Verhalten zu vertuschen, dass er die Weltformel entdeckt hat. Die anderen beiden Physiker sind Agenten, die Möbius verfolgen, um an seine Erkenntnisse zu gelangen. Zum Schluss stellt sich heraus, dass Fräulein Dr. von Zahnd gar keine Ärztin ist, sondern auch nur eine machtgierige Irre, die hinter Möbius’ Formel her ist. Sie hat ihr Ziel erreicht, indem sie alle sei-ne Aufzeichnungen kopierte. Die Zukunft sieht düster aus. Wäh-rend die Ärztin die Macht der Welt an sich reisst, bleiben die Physiker hilfl os im Irrenhaus eingesperrt. Das Stück wurde in den 60er Jah-ren in Zürich uraufgeführt und stellt ein komplexes Drama dar. Dürrenmatt äussert mit dem Stück Kritik an der Veröffentlichung wis-senschaftlicher Erkenntnisse und ist daher heute aktueller denn je.

Die ProbenzeitSeit Herbst 2007 trafen sich die Schauspieler jeden Mittwochnach-mittag ab 15.20-19.00 zu den Theaterproben. Mit viel Eifer und Durchhaltevermögen wur-den der Text und anschliessend die Dramaturgie unter der Lei-tung von Tanja Hager einstudiert.

Nach zahlreichen Proben im Prü-fungssaal des Kollegis zogen wir schliesslich in die Aula Bürglen um.

Im Vorfeld wurden die Kulissen und Requisiten vom Bühnenbildteam, geleitet von Fredy Burkart, bereit-gestellt und schliesslich die Technik installiert. Nun konnten die Inten-sivproben endlich beginnen. An Wochenendproben und drei Spezi-altagen, die von der Schulleitung freundlicherweise genehmigt wur-den, feilte man nun noch an De-tails wie Mimik und Applausregie.

Die AufführungenAm 14. März 2008 feierten wir Premiere. Zum Schock aller In-volvierten brannte kurz vor Be-ginn eine Sicherung durch. Dank eines Elektrikers konnte der Schaden rechtzeitig behoben werden. Die Premiere war ein voller Erfolg und auch die wei-teren fünf Aufführungen verliefen ohne nennenswerte Zwischenfäl-le. Die „Derniere“ (letzte Auf-führung) wurde anschliessend mit einem Fest abgerundet.

Die TheaterreiseAls Belohnung für die geglückten Aufführungen gingen wir auf Thea-terreise. Dieses Jahr nach Berlin! Auf diesen Teil des Theaters freut man sich schon das ganze Jahr über. Auf den Reisen erlebt man immer sehr viel, verschiedene Se-henswürdigkeiten werden begut-achtet und natürlich steht auch je-des Mal ein Besuch im Theater an.

Das TheaterfestivalDieses Jahr ist nach der Reise nicht Schluss, hat doch das Kolle-githeater die Ehre, sich ein wei-teres Mal zu beweisen, nämlich am Theaterfestival des „Jungen Schauspielhauses Zürich“. Das Kollegitheater wurde unter vielen anderen ausgewählt, um an die-sem Festival teilzunehmen. Dieses beinhaltet vor allem die Chance, sich mit anderen Theatergrup-

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Am Mittwochnachmittag des 9. Aprils 2008 kamen die KollegischülerInnen der 4. und 5. Klassen sowie der 2. und 3. FMS in den Genuss einer Poetry-Slam-Einfüh-rung. Simon Libsig, ein Star in der Poetry-Slam-Szene, und Remo Rickenbacher rei-sten extra aus Baden beziehungsweise Thun an, um den Schülern einen Einblick in die noch kleine, von aussen etwas speziell anmutende Welt des Poetry Slam zu ge-ben.

Poetry-Slam am Kollegivon Fabian Aschwanden

pen auszutauschen, an verschie-den Workshops teilzunehmen und schliesslich natürlich unser Stück ein weiteres Mal aufzuführen.

Die ErfahrungenDas Theaterspielen macht unheim-lich viel Spass. Man lernt durch angemessene Kritik sich weiterzu-entwickeln. Es braucht Zeit, sich in eine Rolle hineinzufühlen, sich mit deren Charakter vertraut zu machen, der bisweilen nicht im-mer dem eigenen entspricht. Durch das Hineinschlüpfen in andere Rollen lernt man sich selbst bes-ser kennen. Man erfährt die Gren-

zen und freut sich über jede neue Leistung, die man erbracht hat.Zum Schluss muss alles stim-men: Mimik, Gestik und Auf-treten. Man verwandelt sich dadurch in eine andere Persön-lichkeit und erzählt dem Publi-kum deren Geschichte. Es macht Freude, sich zu präsentieren und den Zuschauer in eine ande-re Welt zu führen, die sich al-lein auf der Bühne abspielt. Für diejenigen, die sich gerne im Rampenlicht präsentieren, kann man das Theaterspielen nur emp-fehlen. Die Erfahrungen, die man auf der Bühne macht, eben vor Publikum zu sprechen, bringen ei-

nen auch im Alltagsleben weiter.Das Theaterspielen hat sehr viel Positives mit sich gebracht. In-nerhalb der letzten Jahre haben wir uns schauspielerisch weiter-entwickelt und viele neue Leute getroffen, die wir nach unserem letzten Jahr am Kollegi sicher sehr vermissen werden. Die in-tensiven Proben schweissten die Kollegitheaterleute zusammen, vor allem auch klassenübergreifend.Es lohnt sich, an dieser Schu-le gemeinsam an einem Strick zu ziehen und ein grosses Projekt zu verwirklichen. Das Kollegithea-ter ist ein grosser Beitrag an die Schulkultur, die sehr wichtig ist.Wir werden das Kollegitheater wohl für immer in Erinnerung behalten!

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Poetry SlamPoetry Slam, zu Deutsch Dichterwettstreit, ist ein literarischer Vortragswettbewerb, in welchem selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen werden. Teil der Grundidee des Poetry Slam ist es, die Texte nicht einfach nur vorzulesen, sondern sie zu perfor-men: beispielweise zu schreien, zu fl üstern, zu jaulen oder zu keuchen. Hauptsache dem Text wird Leben eingehaucht, welches ihm bei einer traditionellen Vorlesung oft fehlt.Je nach Slamveranstaltung beträgt die zur Verfügung stehende Zeit zwischen 5 und 8 Minuten. Kostüme oder andere Requisiten sind genauso wenig er-laubt wie nicht selbst geschriebene Texte. Vorgetragen werden Texte sämtlicher Stilrichtungen. Es gilt einzig und allein, das Publikum mit dem eigenen Text und der Stimme zu begeistern und für sich zu gewinnen. Die Ermittlung des Siegers erfolgt über die Intensität und die Dauer des Applauses für den jeweiligen Slammer. Die Siegerprämie ist traditionell eine gute Flasche Whiskey, aus welcher dem Sieger der erste Schluck gebührt. Vielmehr jedoch als der Sieg stehen an einem Poetry-Slam-Event das gemütliche Zusammensein der Slammer und die Unterhaltung des Publikums im Vorder-grund. Der Poetry Slam ist ein relativ junger literarischer Wettbewerb, welcher seinen Ursprung in den USA, genauer in Chicago, hat. Als Erfi nder gilt der amerikanische Performance-Poet Marc Kelly-Smith. Da er traditionelle Lesungen mit Tisch und Wasserglas für überholt und langweilig befand, begann er 1984 Literatur anders zu vermitteln. Er entwickelte Poetry Slam als Teil einer wöchentlichen Litera-turshow. Der erste Poetry Slam fand am 20. Juli 1986 statt.Den Weg in die Schweiz fand der Poetry Slam erst 1999.Seither nimmt die Zahl der Slammer in der Schweiz stetig zu. Dass die Schweizer Slammer eine wichtige Rolle im deutschsprachigen Poetry-Slam-Zirkus eingenommen haben ist wohl mit ein Grund, dass die diesjährige deutschsprachige Poetry-Slam-Meisterschaft vom 19. bis 22. November in Zü-rich stattfi nden wird. Falls Ihr Interesse geweckt wurde und / oder Sie selbst an einem Poetry Slam teilnehmen möchten, fi nden Sie sämtliche Informationen und Daten unter: www.poetryslam.ch

Zu Beginn des Nachmittags konn-te sich kaum ein Schüler etwas unter dem Wort Poetry Slam vor-stellen. Wenig erstaunlich war es dann auch, dass sich auf die Frage Simon Libsigs, wer denn schon mal einen Poetry Slam besucht habe, niemand meldete. Die zu Beginn etwas gedämpfte Stimmung in der Kapelle des Kollegiums lockerte

sich jedoch sehr schnell, als Simon Libsig das Publikum mit seinem Text über Fernsehwerbespots - eine gelungene, humorvolle Anein-anderreihung von verschiedenen bekannten Werbesprüchen aus dem Fernsehen - zum Lachen brachte. Simon Libsig und Remo Rickenba-cher konkurrenzierten sich abwech-selnd mit ihren Texten. Zwischen

den Texten wurden jeweils einige Grundelemente des Poetry Slam erklärt und Fragen der neugierigen Schüler- und Lehrerschaft beant-wortet. Am Ende des spannenden und aufschlussreichen Nachmittags wurde der Sieger unter den bei-den Slammern ausgemacht. Simon Libsig gewann mit einem kleinen Vorsprung vor Remo Rickenbacher.

www.kollegi-uri.chwww.kollegi-uri.chwww.kollegi-uri.chwww.kollegi-uri.chwww.kollegi-uri.ch

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Eltern und Ehemalige

Es entspricht einer Tradition, dass in jeder Ausgabe des „Kollegi“ eine Person por-trätiert wird, die einmal im Kollegi zur Schule gegangen ist. Pascal Hoorn hat die Kantonale Mittelschule Uri von 1987 bis 1989 besucht. Wir haben ihm einige Fragen gestellt. Zu Gefühlen, mit denen er auf die Kollegizeit zurückdenkt, aber auch zu Dingen, die er nicht im Kollegi gelernt hat.

„Vernetzung des Wissens ist enorm wichtig“Adrian Zurfl uh im Gespräch mit Pascal Hoorn

Ich denke grundsätzlich gerne an meine Schulzeit zurück, aber das ist wohl eine allgemeine Erschei-nung. Solange man in der Schu-le ist, denkt man immer, dass es wohl kaum etwas Schlimmeres gibt und sobald man die Schule ab-geschlossen hat, vermisst man sie schon. Die Erinne-rungen an unsere Klasse, die mit all den starken Per-sönlichkeiten un-terschiedlich aber auch sehr berei-chernd war, sind jedoch grossartig. Wir erlebten viele unvergessliche Momente.

Das Thema unserer ge-genwärtigen Ausgabe des Hefts „Kollegi“ ist „Lei-stung, Weg, Karriere“. Leistungen werden oft durch Prüfungen bewer-tet. Welches sind Ihre Er-fahrungen mit Prüfungen?

Prüfungen sind ein notwendiges Mittel um eine Standortbestim-mung des Gelernten zu machen.

Rückblickend muss ich jedoch sa-gen, dass zu viele Themen isoliert vermittelt, gelernt und geprüft wurden. Die vernetze Denkweise wurde und wird immer noch in vie-len Schulfächern überhaupt nicht berücksichtigt und dementspre-chend geprüft. Aus meiner Sicht sind jedoch die Vernetzung des

Wissens und die Kombination des Gelernten enorm wichtig und be-deuten erst dann „Wissen“.

Können Sie uns ihre Lauf-bahn beschreiben, die Sie nach der Kollegizeit zu-rücklegten?

Fachlich habe ich mich nach der Kollegizeit im Bereich Finanzen zu-erst zum dipl. Buchhalter und dann

zum eidg. dipl. Treuhandexperten weitergebildet. Berufl ich habe ich 10 Jahre bei PricewaterhouseCoo-pers in Zürich in den Bereichen Beratung, Wirtschaftsprüfung und Steuern gearbeitet. Anfangs 2000 wechselte ich von Pricewaterhouse-Coopers zu Cilag GmbH Internati-onal, einer Tochtergesellschaft von

Johnson & Johnson in Zug, und leitete den Bereich Finance & Treasury. Danach erfolgte ein Aus-landeinsatz für rund 2 Jahre in Antwer-pen, Belgien, wo ich als Controller für die weltweite Logi-stik und Produkti-on des Pharmabe-reichs von Johnson & Johnson tätig war.

Welches ist Ihre heutige Tätigkeit?

Seit 2006 arbeite ich als Vice President Finance in Schaffhausen bei der Cilag AG, ei-ner strategischen Pharmaprodukti-onsstätte von Johnson & Johnson. In dieser Funktion bin ich auch für die Cilag GmbH International und die anderen Johnson & Johnson Gesellschaften in Zug zuständig. Meine heutige Tätigkeit umfasst im Wesentlichen die fi nanzielle Füh-rung dieser Gesellschaften in den Bereichen Controlling, Compliance, Buchhaltung, direkte und indirekte

Der Elternverein EVKU veranstaltet zwei Mal im Jahr einen Elternhock.

Pascal Hoorn, mit wel-chen Gefühlen denken Sie ans Kollegi zurück?

13Lehrerinnen und Lehrer

Steuern und Treasury. Daneben bin ich bei vielen europäischen und weltweiten Projekten beteili-gt, da die schweizerischen Gesell-schaften innerhalb von Johnson & Johnson eine wichtige Stellung einnehmen (Weitere Information zu Cilag AG: http://www.cilag.ch).

Der Kanton Uri ist im Aufschwung. Haben Sie schon mal daran gedacht, wieder in diesen Kanton zurückzukommen oder zu-mindest hier tätig zu sein?

Es freut mich zu sehen, wie sich der Kanton Uri entwickelt und so

richtig in Schwung kommt. Im Mo-ment stellt sich für mich die Frage betreffend Rückkehr oder Tätigkeit im Kanton Uri nicht. Diese Ent-scheidung ist mit Sicherheit von weiteren berufl ichen Möglichkeiten abhängig. Punkto Lebensquali-tät steht der Kanton Uri sowieso weit vorne in meiner Rangliste.

Pascal Hoorn, wir danken Ih-nen für dieses Gespräch!

Der Ausdruck „Leistung“: ein Reizwort. Die Meinungen dazu gehen weit auseinan-der. Bei einigen löst der Begriff Abscheu aus, andere fühlen sich erst recht ange-spornt. Weshalb diese Unterschiede?

von Herbert Zogg

Leistung - Der einzige Massstab für den Wert des Menschen?

Viele Menschen verstehen unter Glück, alles zu haben und nichts zu tun. Sie träumen von einem unbe-schwerten Dasein; einem trägen Leben in der Hängematte. Sie stre-ben nach Lust ohne Anstrengung. Ihr Lebensmotte: „easy going“, nur keinen Stress, Spass statt Einsatz, wenn nicht heu-te, dann mor-gen, ich muss nicht, der andere tut’s, bequemen statt bemühen, ich will nicht, die anderen sollen usw. Bringt diese Einstellung das wahre Lebensglück? Ist ein Leben ohne eigene Anstrengung tatsäch-lich erfüllend? Ist es nicht vorteil-hafter, selber etwas zu tun, als zu

erwarten, dass es die Eltern, die Lehrer, die Kollegen, Freunde, die Arbeitgeber für einen erledigen?Dem entgegengesetzt steht: Nur wer aktiv ist, sich anstrengt für seine Ziele und etwas dafür leistet, wird mit Erfolg und Triumph be-lohnt. Wer nichts leistet, ist nichts

wert. Ein Voll-treffer oder ein Sieg muss hart erarbeitet wer-den. Ohne Fleiss kein Preis: Ge-nug ist zu wenig. Geh voran! Setz

dich ein! Gewinne! Der Stillstand ist der Tod. Von Natur aus ist der Mensch gewissermassen auf Lei-stung programmiert. Unsere mo-dernen Gladiatoren predigen mit

ihren universellen Sportlerweis-heiten solche imperativen Bekennt-nisse zur Leistung in unzähligen Interviews. In unserer Leistungs-gesellschaft ist die Gier nach Top-leistungen in jeglichen Bereichen des Lebens unersättlich. Weshalb?

Der Einsatz lohnt sich: „Halleluja“Hinsichtlich der Menschheitsge-schichte lässt sich nachweisen, dass es sich bei den eben er-wähnten Leistungsaufforderungen um eine Art Grundkonstante im menschlichen Verhalten han-delt, und zwar über Jahrmillionen hinweg. Immer schon haben die Menschen in den verschiedensten Bereichen ihres Lebens aus nichts

In unserer Leistungsge-sellschaft ist die Gier nach Topleistungen in jeglichen Bereichen des Lebens un-ersättlich.

Die Kantonale Mittelschule Uri verfügt nun über insgesamt45 Fachzimmer.

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etwas geschaffen. So sind bei-spielsweise die sieben Weltwunder der Antike entstanden. So ha-ben sich Hochkulturen entwickelt. So kommen immer wieder Welt-rekorde zustande. Und so schuf Händel sein „Halleluja“. An dieser Stelle sei der Hinweis erlaubt, dass Georg Friedrich Händels Messias (Halleluja) in einer Phase geschaf-fen wurde, als der Komponist sich in äusserst prekärer fi nanzieller Lage befand. Er war über beide Ohren verschuldet, es mangelte ihm an allem und er hauste in einer erbärmlichen Kammer. In dieser komponierte er eines seiner be-rühmtesten Werke. Er war gezwun-gen, dornige und unwegsame Wege zu gehen, um ein wunderbares und unvergessliches Werk zu schaffen.Allein die Bereitschaft, etwas zu vollbringen, kreativ zu sein, erfolg-reich zu sein, zu gewinnen, et-was Neues zu schaffen, die Welt zu verändern und in ihr etwas zu vollbringen sitzt ganz tief im Men-schen. Wir alle haben von Na-tur aus Lust auf Leistung, können dieses Potential aber nur abru-fen, wenn wir uns fordern lassen.Die Anstrengungen Händels wurden belohnt. Er wählte einen beschwer-lichen Weg; er ging ans Äusserste und verlangte von sich selber harte Arbeit, eiserne Disziplin und Ent-behrung. Der Psychologie, die sich mit dieser speziellen Einstellung zur Leistung, die Händel von sich abverlangte, beschäftigt, gelingt es nicht, eine klare Defi nition da-von zu liefern. Man spricht deshalb oft nur von einer Art My-sterium. Gewisse Publi-ka-

tionen umschreiben dieses Myste-rium bzw. diese Haltung als ein aussergewöhnliches Phänomen. Die meisten Autoren helfen sich gegenwärtig mit dem englischen Ausdruck: „fl ow“. Damit versuchen sie das beharrliche Engagement und die Lust zur Leistung irgend-wie in Worte zu fassen. Sie sind sich auch darüber einig, dass wir alle dieses „fl ow“ erleben wollen, und wir uns also gerne Heraus-forderungen stellen und Anerken-nung erfahren wollen. Bestätigt wird dieser Befund durch das in unserer Zeit hoch gepriesene Le-bensmotto: Aktivität statt Apa-thie, Abenteuer statt Langewei-le, lustvoller Einsatz und Leistung statt Schonen und Tatenlosigkeit.Es drängt sich nun die Frage auf: Wer ist der glücklichere Mensch? Sind es die Menschen, die gefor-dert werden und ihre Leistung gerne und mit Lust erbringen und die mit Engagement etwas Neues schaffen wollen? Oder sind es die, die lieber einem Leben ohne Anstrengung frönen und ande-re für sich arbeiten lassen?Vieles spricht dafür, dass beide Lebenskonzepte glücklich machen können. Hierbei muss man sich selber fragen: Welche der beiden Lebensentwürfe entspricht einem? Weshalb entscheidet man sich für das Nichtstun und nicht für das Aktivsein bzw. für keine Leistung oder für Leistung? Wozu soll man etwas lei-

sten, wenn es auch ohne viel Auf-

wand und

mühsamer Arbeit geht? Kann man sowohl die eine wie die an-dere Lebenseinstellung sinnvoll umsetzen? Ist eine Balance bei-der Positionen gar möglich?

Gibt es eine sinnvolleKarriere?

Leistung setzen wir derzeit auch mit Karriere in Verbindung. Ein Be-griff, mit dem jeder in seinem Le-ben schon früh konfrontiert wird. Bereits in den ersten Jahren der Schule müssen wir klären, wel-che berufl iche Karriere sinnvoll ist. Will beispielsweise „XY“ etwas aus sich machen oder strebt er gar ei-nen ganz bestimmten Beruf an, so hängt das allein von seiner Be-reitschaft ab, etwas dafür zu tun. Jeder erfolgreiche Künstler, Mana-ger, Sportler, Wissenschaftler, Mu-siker antwortet auf die Frage, wie er seinen Lebenstraum, sein Ziel oder die Spitzenleistung erreicht habe, damit, dass er beharrlich da-für gearbeitet habe, stundenlang trainiert, nächtelang gelernt, ta-gelang geübt, jahrelang geforscht; kurz: hart geschuftet. Jeder, der im Leben ein ganz bestimmtes Ziel erreichen will, kann ohne enormen Einsatz eigentlich „einpacken“. Um seinen Traum zu verwirklichen,

muss er – wie Händel – be-reit sein, alles zu geben. Er

darf seinen „Fixstern am Himmel“ – seinen indivi-

duellen Lebenstraum – nie aufgeben und

der Ziellosigkeit sowie der Ta-

tenlosigkeit opfern.

Nur wer

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eine Perspektive für sein Leben hat, ist bereit, sich dafür einzuset-zen und nicht in Apathie und Lust-losigkeit zu versinken. Er bleibt auf keinen Fall stehen, sondern geht kühn und lebensbejahend seinen eingeschlagenen Kurs. Das Cre-do lautet: Vorwärtskommen. Ge-nau in diesem Sinne eiferte Hän-del seinem Lebenstraum nach: er komponierte ein ausserordent-liches Oeuvre. Obwohl die Um-stände dagegen sprachen, konnte ihn nichts davon abbringen, seinen Weg konsequent weiter zu gehen. Er gab nie auf und hoffte stets, dass der hohe Einsatz sich irgend-wann lohne und er sein hochge-stecktes Ziel erreiche. Hätte er bei der ersten Gelegenheit kapituliert, wären wir um eines der schönsten musikalischen Werke ärmer.

Wie werden Träume wahr?In prähistorischen Zeiten waren die Anforderungen an das Leben eine erhebliche Spur elementarer als diejenigen, die Händel zu be-wältigen hatte. Für die Menschen jener Zeit waren die Lebensan-forderungen klar defi niert: Nah-rung beschaffen und überleben. Die Aufklärung hatte zum Ziel, die Menschen aus ihrer Unmün-digkeit zu befreien. Wohlstand, Familie, berufl icher Erfolg und politische Unabhängigkeit gal-ten dem Bürgertum als Ideale.Welche Träume oder Ziele verfol-gen wir? Wer hat heutzutage noch ein Ideal, das er ausdauernd und beständig verfolgt? Nach welchem rhythmischen Trommelschlag mar-schieren wir? Welche Inhalte oder Lebenskonzepte beeinfl ussen uns? Viele Stimmen und Kräfte drän-gen uns, den Weg des geringsten

Widerstands zu wählen. Wir ziehen die allgemeine

Meinung „take it easy“ der unpopulären An-

sicht „ohne Fleiss kein Preis“ vor.

Weshalb machen

wir das?

Ist es, weil wir die Konsequenzen scheuen und weil wir zu feige sind, uns für den unbequemen Weg – Einsatz und Leistung – zu ent-scheiden? Welchen Weg oder wel-che Route schlagen wir also ein? Den Weg der Bequemlichkeit oder den Weg der Leistung? Wählen wir den Weg, der Einsatz fordert oder den Weg, der nichts abverlangt? Sind wir bereit, uns für unsere Überzeugungen einzusetzen? Wol-len wir tatsächlich unsere Behag-lichkeit opfern? Georg Friedrich Händel zeigte uns eine Variante, wie man sich verhalten könnte.

Reichen durchschnittliche Leistungen heute noch?Ein Ziel oder ein Traum im Leben zu haben genügt jedoch nicht immer. Um seinen Lebenstraum zu errei-chen, muss zum Teil zäh dafür ge-arbeitet werden. Je höher die Vor-sätze, desto intensiver der Einsatz. Heute weiss jeder, dass bereits in jungen Jahren aussergewöhn-liche Fertigkeiten intensiv geschult und angeeignet werden müssen, wenn man in irgendeinem Bereich – wie zum Beispiel in der Musik oder im Sport oder auch in einem Wissensgebiet – brillant sein will.Albert Einstein war in der Physik genial. Der Grund ist offensicht-lich: Er eignete sich grundlegende Kenntnisse in dieser Wissenschaft an. Damit allein war es jedoch nicht getan. Die Relativitätstheorie ist das Resultat einer langjährigen sowie unermüdlichen Forschungs-arbeit, die unzählige schlafl ose Nächte mit sich brachte und ein enorm hohes Mass an Einsatz und Engagement erforderte. Anlässe, um mit seiner Forschung aufzuhö-ren, gab es etliche. Einstein blieb beharrlich und hinterliess uns sei-ne bahnbrechenden Einsichten. Sein Geigenspiel allerdings blieb durchschnittlich. Warum? Er liebte es zwar, der Violine Melodien zu

Was hat „Leistung“ mit Fuss oder Spur zu tun?

Was bedeutet das Wort „leisten“ etymologisch betrach-tet? Es kommt von dem Wort „Leist(en)“ und heisst soviel wie „Fuss“ oder „Spur“. Diese Bedeutung hat das Wort „Leisten“ streng genommen nicht ganz eingebüsst. Denn wer etwas leistet, muss einen Weg zurücklegen und eine genaue Route planen, d.h. einer klar defi nierten Spur fol-gen. Das Ziel darf er dabei nicht aus den Augen verlieren. Er muss auf seinem Kurs selbstverständlich auch trittfest sein und sich auf keinen Fall von seinem Weg abbringen lassen.

Quelle: Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin, 2002.

entlocken, widmete sich aber im-mer wieder gerne seinem Haupt-fach: der Physik. Die Musik war sein Hobby. Seine Leistungen darin genügten kaum, um sich an einem Konservatorium zu empfehlen. Ohne ausreichende Anstrengungen erreichte er nur durchschnittliche Leistungen beim Musizieren. Da es nie sein Ziel war, sich mit seinem Geigenspiel an einem Konserva-torium zu bewerben, reichten ihm seine durchschnittlichen musika-lischen Fertigkeiten bei weitem.Will man jedoch in der Musik et-was erreichen, so braucht es Dis-ziplin und Einsatz. Nicht Einsteins Geigenspiel darf man sich da-bei als Massstab nehmen. Viel-mehr sollte Einsteins Haltung, die er in der Physik an den Tag legte, richtungweisend sein.Wenn ich abschliessend sage, dass durchschnittliche Leistungen heute in keinem Beruf mehr ausreichen, verbreite ich sicher keine Unwahr-heit. Es spielt auch keine Rolle, in welchem Bereich man tätig ist; man muss leisten wollen, um beruf-lich erfolgreich zu sein. Um als Mu-siker bestehen zu können, gilt es: üben und noch einmal üben. Um als Sportler Topleistungen zu er-bringen, heisst es: hart trainieren.Das kürzlich gelesene Interview von Ronaldinho, dem weltbesten Fussballer 2006, bestätigt, dass ein erhoffter Erfolg ohne Bemühen nicht einfach eintrifft. Er gesteht ausserdem, dass er für seine Tricks monatelang übte und immer wieder daran feilte, bis sie ihm auf dem Spielfeld gelangen, und er so die Herzen der Fussballfans zu begei-stern wusste. Er sagt auch, dass sein Talent allein nicht ausreichte. Um weltbester Fussballer zu sein, brauchte es jahrelanges Training. Wenn er seine Fussballschuhe bei der ersten Niederlage oder bei der ersten Enttäuschung an den Nagel gehängt hätte, wäre sein Lebens-traum nie in Erfüllung gegangen.

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Seit 25 Jahren unterrichtet Matthias Loretz am Kollegium die Fächer Geographie und Mathematik. Als ehemaliger erfolgreicher Zehnkämpfer und Trainer waren für ihn die Begriffe Leistung, Weg, Karriere nicht fremd.

Matthias Loretz – ein Porträtvon Ulrich Köchli

Erstaunliche 1.85 m war die Mess-latte im Turnunterricht, die der „Zweitgymeler“ Matthias Loretz im Jahre 1973 beim Hochsprung zu überspringen vermochte und wo-mit er das wohlwollende Interesse von Pater Alfons Lindenberger, bei den Schülern als „Fusi“ bekannt, weckte. Fusi, immer bereit, sport-liche Talente unter den Kollegi-Schülern zu fördern, sorgte dafür, dass Matthias Loretz mit einem Schlüssel zur Turnhalle ausgestat-tet wurde. Wobei die Bezeichnung „Turnhalle“ für jenen Raum, der bis weit in die 1980er Jahre hinein am Kollegium Karl Borromäus für das Fach Turnen zur Verfügung stand, ein gehöriger Euphemismus dar-stellt. Denn Matthias Loretz erin-nert sich noch gut, wie der Platz gerade so gereicht habe für Matte, Latte und Anlaufweg. Und er muss schmunzeln, wenn er erzählt, wie oftmals gleichzeitig die Theater-gruppe unter der Leitung von Pe-ter Mattli auf der Bühne desselben Raums bei intensiver Probearbeit gewesen sei, derweil er und andere an der Verbesserung ihrer sport-lichen Leistungen schliffen. Viel Zeit verbrachte er in diesen Jah-ren beim Training und schaffte es schliesslich auf zwei Meter. Beinahe automatisch sei er in diesen Jahren zum Zehnkampf gekommen. An-fang 1980er Jah-re erreichte er an den Schweizer Meisterschaften schliesslich einen sechsten Rang, in den gleichen Jahren kamen Siege an drei re-gionalen Turn-festen hinzu.

Ob er Sport als Lebensschule verstehe, will ich schliesslich wissen. Nach kurzem Zögern kommt er wieder zum Zehnkampf zurück: Es sei eben ge-rade am Zehnkampf schön, dass nicht nur die drei ersten Plätze

zählten, sondern das Punkteto-tal der Einzeldisziplinen. Erst am Ende, nach allen zehn Disziplinen, wird abgerechnet und die Rang-liste erstellt. Ähnlich sei es doch eigentlich auch in der Schule, hält Matthias Loretz fest. Ausrutscher oder schwache Disziplinen können

ausgeglichen werden. In sei-nen Spezialdis-ziplinen kann man brillieren und viele Punkte holen, in den eher schwä-cheren muss man darauf ach-ten, das Opti-mum rauszu-holen. Aber wie

im Sport sei auch am Gymnasium Talent unabdingbar. Ohne dieses geht es nicht. Talent alleine reiche freilich auch nicht; daran müs-se gearbeitet werden, zuweilen auch hart und diszipliniert. Was im

Zehnkampf die Wettkämpfe waren, sind in der Schule die Prüfungen. Hier gelte es, sich zu überwinden. Und wie im Sport Talente geför-dert werden müssen, sei es an den Lehrpersonen, die Talente der Schüler zu fördern – was freilich auch fordern heisse. „Ans Gymi zu gehen, ist ein Privileg“, be-tont Matthias Loretz. Wer hierher komme, müsse auch bereit sein, überdurchschnittliche Leistung zu erbringen und an seinen Talenten zu arbeiten. Für eine fünf oder sogar sechs, muss man Leistung einfordern können, so Loretz. Der grosse Teil der Schüler und Schü-lerinnen sei sich dessen jedoch bewusst. Und die Schüler selber merkten am besten, ob die No-ten angemessen seien oder nicht.Am Zehnkampf habe er aber noch mehr gelernt: Da die Wettkämpfe stets zwei Tage dauerten, komme man seinen sportlichen Gegnern näher als bei Einzelwettkämpfen. Dabei lerne man, Rücksicht aufei-

Ausrutscher oder schwache Disziplinen kön-nen ausgeglichen werden. In seinen Spezialdiszipli-nen kann man brillieren und viele Punkte holen, in den eher schwächeren muss man darauf achten, das Optimum rauszuholen.

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nander zu nehmen, obwohl man in einem Konkurrenzverhältnis zuei-nander stehe. Der Gegner werde dadurch auch eher akzeptiert und man lerne zuzugestehen, dass ein anderer auch besser sein kann.

Nachdem er seine aktive Karriere beendet hatte, beschloss Matthi-as Loretz, seine Erfahrungen auch dem Urner Nachwuchs zur Verfü-gung zu stellen. „Als Trainer konn-te ich schliesslich die grösseren Erfolge feiern, als ich als aktiver Sportler errungen hatte“, so Mat-tias Loretz im Rückblick auf die intensiven Jahre. Philipp Huber, selber Schüler am Kollegi, erreichte schliesslich den 5. Rang an der Ju-nioren-WM in Seoul im Jahre 1992. Damals arbeitete Matthias Loretz bereits seit neun Jahren als Lehrer am Kolllegium Karl Borromäus. Ne-ben seinen sportlichen Aktivitäten hatte er nämlich im Jahre 1983 an der Universität Zürich seine Aus-bildung abgeschlossen. Zwei Jah-re später heiratete er seine Frau Monica. Die Familie wuchs später um Tochter Carla, welche eben die Ausbildung zur Primarlehrerin be-endet hat, und Sohn Marco, der gegenwärtig das Kollegi besucht.

Vor allem das geographische In-teresse an vulkanischen Gebirgs-formationen und den angren-zenden Vegetationszonen war es schliesslich, das ihn immer stärker zu interessieren begann. „Es war die vollkommene Form mit Schön-heitsfehlern des Cotopaxi-Vulkans in Ecuador, die mich zum Träu-men brachte“, erinnert sich Matthi-as Loretz zurück ins Jahr 2001.

Als er damals nämlich erstmals eine Photografi e dieses eindrucks-vollen Berges, der mit seinen 5897 m zu den höchsten aktiven Vulka-nen der Erde zählt, gesehen habe, sei für ihn festgestanden, dass er diesen Gipfel unbedingt erklim-men musste. 2002 schliesslich erfolgte zusammen mit Ehefrau Monica die Reise nach Südame-rika und die Besteigung des Vul-kans – für ihn auch heute noch ein unvergessliches Erlebnis.Im Jahre 2003 folgte dann mit der Besteigung des Kilimandscharos in Tansania, des höchsten Berges des afrikanischen Kontinents, ein wei-terer Vulkan. Viermal hat Matthi-as Loretz diesen Berg mittlerweile bestiegen, also beinahe jedes Jahr einmal, und wenn er vom Aufstieg auf das „Dach Afrikas“ berichtet, wird klar, dass dieser Berg eine ganz besondere Magie ausstrah-len muss. Innerhalb relativ kur-zer Dauer durchwandere man dort – statt vom Äquator nach Norden sich haltend – in der Vertikalen im Grunde alle Vegetationsstufen, be-ginnend vom tropischen Regenwald bis hin zum ewigen Eis auf dem Gipfel des Vulkans. „Es war eine neue Erfahrung nach den schnel-len Disziplinen im Leistungssport, plötzlich etwas langsam machen zu müssen“, so Matthias Loretz. Denn die Annäherung an solche Höhen-werte müsse natürlich in gemäch-lichem Tempo vonstatten gehen, was einem freilich die Zeit und Musse gebe, der stetig wechseln-den Pfl anzen- und Tierwelt volle Aufmerksamkeit zu schenken. „Der Aufstieg zum Kilimandscharo hat daher einen ausgeprägt medita-

tiven Charakter.“ Das Gefühl zu beschreiben, welches man nach einer Woche harten Aufstiegs beim Erreichen des Gipfels empfi nde, sei kaum möglich. Da sei zum einen das Gefühl, auf einem gewaltigen schlafenden Vulkan zu stehen; zum anderen jedoch liege einem die un-endliche Weite Afrikas zu Füssen. Am faszinierendsten jedoch sei, dass man die Wölbung der Erdku-gel am Horizont erkennen könne.

Die letzten Touren auf den Kili-mandscharo hat Matthias Loretz übrigens als Leiter geführt. Da fühle er sich durchaus auch an schulische Situationen erinnert: Im Laufe des mehrtägigen Marsches käme es auch immer wieder zu Situationen, in denen man die Teil-nehmer motivieren müsse; der Schule gemeinsam ist zudem, dass man einem Ziel, welches man dabei stets im Auge habe, entgegengehe.Das Wort „Höhenrausch“ fi el so-dann im Gespräch und Matthias Loretz bestätigt, dass die Hö-henerfahrung durchaus süchtig machen könne. Dass es ihn nach Südamerika und Afrika nunmehr in die Gebirge Asiens zieht, scheint die logische Folge. Es kommt ihm dabei zugute, dass er in diesem Jahr aus Anlass seines 25-jäh-rigen Arbeitsjubiläums am Kol-legi in den Genuss eines Dienst-alterurlaubs kommt. Dieses wird er daher dazu nutzen, zusammen mit seiner Frau die geografi schen Kenntnisse über das Gebiet des Himalaya im Rahmen einer ausge-dehnten Trekkingtour zu vertiefen.

Behörden

Neat-InfoCenter in ErstfeldAttraktiver Ort für Besuche in Uri

von Adrian Zurfl uh

Seit Mitte März 2008 ist das Neat-InfoCenter in Erstfeld offen. Auf einer Fläche von über 400 Qua-dratmetern zeigen Modelle, Ori-ginalobjekte und audiovisuelle Medien, wie tief unter dem Gott-

hardmassiv der längste Tunnel der Welt entsteht. Der Bau der neu-en Gotthardbahn wird dank mo-derner audiovisuellen Präsentati-onsmedien zum Erlebnis für Jung und Alt. Besondere Aufmerksam-

keit richten die Besucherinnen und Besucher auf den Führerstand einer Original-Herrenknecht-Tun-nelbohrmaschine. Dort können sie erleben, wie es im Herzstück der „Fabrik im Tunnel“ zu- und her-

Die Schule fördert die intellektuelle Neugier und vermittelt solide Grund-kenntnisse, welche die Sozial-,Selbst- und Sachkompetenz aufbauen.

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geht. Innerhalb der Ausstellung präsentiert sich auch der Kanton Uri mit einem eigenen, attraktiven Auftritt. Fotos mit Wilhelm Tell erinnern an den Besuch in Uri und diverse Kurzfi lme über den Kanton zeigen Schön-heiten und Vielfalt des Gotthardkantons. Uri präsen-tiert sich als Tourismus-, Wirtschafts- und Wohnregion. Diese Ausstellung wird durch eine vollzeitangestell-te Fachperson vor Ort begleitet. Inhaltliche Schwer-punkte bilden der Tourismus und die Wirtschaft im Kanton Uri. Der Gast soll beim Besuch des Neat-In-foCenters realisieren, dass er in Uri ist. Uri zeigt sich modern und überraschend unter dem Motto des Leit-gedankens „Uri – Die Versuchung seit 1291“. Auch wenn der Besucher wegen des Jahrhundertbauwerks kommt, soll er zusätzlich vom Standortkanton des Bauwerks ein prägendes Bild mit nach Hause nehmen.

Öffnungszeiten: Di - So 09.00 - 17.00 Uhr

an folgenden Feiertagen bleibt das Infocenter geschlossen:- Allerheiligen, 1. bis 3.November 2008- Weihnachten, 22. Dezember 2008 bis am 12.Januar 2009

Anreise ÖVDas Besucherzentrum befi ndet sich direkt bei der Bushaltestelle Lindenried (ab Bahn-hof Erstfeld Bus Auto AG Richtung Altdorf). Zu Fuss ab Bahnhof Erstfeld ca 30 Minuten.

Anreise AutoAutobahnausfahrt Erstfeld Nord

KontaktTouristische InformationenTOURIST INFO URITel +41 (0) 41 884 72 93Fax +41(0) 41 884 72 [email protected]

Baustellenführungen / Fragen zu AlptransitAlp Transit Gotthard AGTel +41 (0) 41 884 72 90Fax +41 (0) 41 884 72 [email protected]

Ein Bild mit Wilhelm Tell erinnert die Besucherinnen und Besucher an den Besuch im Kanton Uri. Die Bildergalerie ist im Internet unter http://besucherzentrum-uri.magix.net/ abrufbar.

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Verschiedenes

Preisträgerinnen und Preisträger Maturaarbeiten

Gesellschaftswissenschaften

HauptpreisBissig Jeanine: „Märchen in der Psychologie“

AnerkennungspreiseSchuler Tabea: „ADS bei Kindern - Welche Belastungen entstehen durch ein ADS-Kind für die Familie?“

Truschner Anna-Catharina: „Euthanasie - und die Würde des Menschen“

Naturwissenschaften

HauptpreisZurfl uh Raphael: „Strahler im Kanton Uri - Was macht einen Kristallsucher erfolgreich?“

AnerkennungspreiseGisler Aurelia und Ludwig Christine: „Wenn Sehen und Hö-ren geschädigt sind: Das Usher-Syndrom“

Kieliger Nicole: „Wie soll ein Einkaufszentrum für Jugendliche aussehen?“

Gestalten

HauptpreisSommer Livio und Zwyer Erich: „Schwarz, Rot, Tot - Filmische Um-setzung des gleichnamigen Buches von Heidi Hassenmüller“

AnerkennungspreiseArnold Florian, Altdorf: „Filmmusik - Musikalische Umrah-mung vom Maturaarbeit-Film „Schwarz, Rot, Tot“

Scheidegger Nathalie: „Monopoly - Das berühmte Gesellschafts-spiel für Sehende und Sehgeschädigte - Wie verändere ich ein be-reits vorhandenes Spiel, damit es für Sehgeschädigte spielbar ist?“

Sport / Gesundheit

HauptpreisArnold Tobias: „Das Handy unter Jugendlichen - Welches sind die positiven Aspekte und worin bestehen die Ge-fahren des Handygebrauchs bei Jugendlichen?“

AnerkennungspreiseGisler Dominic und Planzer Michael: „Jugendalkoholismus im Kanton Uri“

Studhalter Sandra und von Rotz Petra: „Mit Kneipp zum ge-sünderen Leben! - Was kann Kneippen auf das Le-ben des Menschen von heute bewirken?“

Besuchen Sie unsere neue Webseite unter www.kollegi-uri.ch.

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Kommentar zum Titelbild

Impressum

KollegiAufl age 1300

Erscheint 2-mal jährlich

HerausgeberVerein der Ehemaligen

und Freunde derKantonalen Mittelschule Uri

Kantonale Mittelschule UriGotthardstrasse 59

6460 Altdorf

RedaktionVerein der Ehemaligen

Adrian Zurfl uh

Kantonale Mittelschule UriDr. Ivo Frey, Rektor

Marcel Huwyler, ProrektorUlrich Köchli, Lehrer

Anja Dahinden, Bibliothekarin

SekretariatMargrith Schranz

[email protected]. 041 874 77 00

Layout und GestaltungAnja Dahinden

GestaltungskonzeptMichel Gogniat

DruckGamma Druck AG

6460 Altdorf

“Ich kan n heute nicht zur Schule.” „Warum nicht?“ „Mir geht’s nicht so gut.“ „Habt ihr heute keine Prü-fung?“ „Nein, ich glaube nicht.“ „Bist du sicher?“ „Ich bin krank.“ „Wie krank?“ „So äh, nicht gut. Ich bleibe besser zu Hause.“ „Du kannst aber nicht einfach zu Hause bleiben.“ „Doch. Ich verpasse eh nichts.“ „Das weisst du gar nicht.“

„Doch.“ „Hast du nicht einfach zu wenig geschlafen?“ „Ich kann nicht früher schlafen, ich bin krank.“ „Hast du Fieber?“ „Ich weiss nicht.“ „Lass mich mal schauen.“ „Du hast warme Hände.“ „Ich weiss. Ich glaube, du hast kein Fieber.“ „Weiss nicht.“ „Wir können ja messen.“ „Ok.“ „Was zeigt das Thermome-ter?“ „Schau selbst.“ Du hast kein Fieber.“ „Das Thermometer lügt!“ …

WahrheitsmesserFrühmorgendlicher Dialog zwischen Vater und Sohn:

Am 16. August 2008 feierten die Tellspiele in Altdorf Premiere. Bis am 18. Oktober 2008 wird „Wilhelm Tell von gegen 90 Lai-endarstellerinnen und -darstellern auf der Bühne im Tellspiel-haus gespielt. Regie führt der vom Einsiedler Welttheater her bekannte Volker Hesse. Er will die Macht von Schillers Worten in der Neuinszenierung eindrücklich zeigen. Volker Hesse: „Es geht uns darum, das Spielerensemble ‚hochzuqualifi zieren’, in-dem wir den körperlichen Ausdruck, die Sprache, Gesang und Spiel weiterbringen.“ Schliesslich soll das Spielerkollektiv von der Klage und vom Schmerz eines unterdrückten Volkes erzäh-len. Im eigens für die Tellspiele umgestalteten Theaterraum des Tellspielhauses wird das Publikum diese Stimmung sehr nahe erfahren. Volker Hesse kümmert sich nicht um Tell-Kli-schees, sondern es geht ihm darum, mit den diesjährigen Tell-spielen eine „lebendige Frische mit den Menschen von hier und jetzt“ auf die Bühne zu bringen. Dabei können durchaus aktu-elle Parallelen entstehen, nicht zuletzt weil Freiheit und Frei-heitsverlust - beispielsweise in Tibet - auch heute noch ständig in den Schlagzeilen sind und sein werden. Volker Hesse ist si-cher, dass die Inszenierung 2008 dank der Zusammensetzung des künstlerischen Leitungsteams und der Mitwirkenden un-verwechselbar wird. Übrigens bieten die Tellspiele 2008 auch Gelegenheit, diverse Personen mit „Kollegi-Geschichte“ auf der Bühne wiederzusehen. Ein Besuch lohnt sich bestimmt.

Der Ticketverkauf läuft unter www.tellspiele-altdorf.ch