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Die aufregendsten Trendsetter und die bewährten InstitutionenWo es auch auf die Schnelle etwas richtig Gutes gibtGemütliche Beizen für Geniesser im Quartier und auf dem Land Die verführerischsten Spezialitäten aus ganz Asien Was in den Spitzenrestaurants wieder Neues aufgetischt wirdWo so gut gekocht wird wie in Italien und in SpanienINDEX: Adressen und Telefonnummern aller Zürcher Restaurants
ZÜRICHGEHT AUS!
205RESTAURANTS NEU GETESTET
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Raucher s Sonntag offen v vegetarische
Gerichtem Mittags- menüh
Hunde erlaubt
BlockhusEin guter Tropfen
Wie schlägt sich die «Blockhus»-Crew,
seit Monsieur Pierre altershalber einen
Abgang gemacht hat? Was hat sich
verändert, seit Pierre Sobkowiak nur
noch ab und an als Gast im «Blockhus»
aufkreuzt? Nicht viel. Das «Skihütten-
Ambiente» ist geblieben, auch das
eigenwillige Potpourri der Speisekarte.
Beim Wein, einem grossen Stecken-
pferd des früheren Wirtes, stellen wir
ebenso wenig Veränderungen fest. Die
Schiefertafel annonciert 14 offen ausge-
schenkte Weine. Und die Liste mit den
Flaschen umfasst nach wie vor viele eng
beschriebene Seiten. Wir sehen einen
in Barriques ausgebauten Pinot 2013
vom Weingut Diederik in Küsnacht am
Zürichsee (Fr. 59.–) neben dem jetzt rei-
fen Château Léoville-Poyferré 2007 aus
der Bordeaux-Appellation St-Julien (Fr.
129.–). Die Auswahl an französischen
Weinen ist stupend. Neben grossen,
teils preiswerten Namen finden sich viele
unbekannte, entdeckenswerte Tropfen.
Aus dem Süden Frankreichs sowie von
der nördlichen und südlichen Rhône.
Dazu viele italienische und spanische
Weine. Wir lassen uns eine reife Flasche
Rioja Gran Reserva 904 von La Rioja Alta
aus dem guten Jahrgang 2001 öffnen.
Ein Hochgenuss für 92 Franken, ein ele-
ganter Rotwein, der mehrheitlich aus
Tempranillo und etwas Graciano besteht.
Was isst man im «Blockhus»? Nach
wie vor eins der besten Tatars in der
Stadt – wir nehmen meistens das leicht
angebratene (Fr. 32.50) oder dasjenige
mit steirischem Kürbiskernöl, Gurken,
Zwiebelringen und Kapern (Fr. 30.50).
Gut bestückt mit gereiften Käsen ist das
«Chääs-Chörbli». Viele Gäste schwören
auf das mit Kräuterbutter überbackene
Pferdefilet. Natürlich hat’s auch Cordon
bleu und Wienerschnitzel oder Riesen-
crevetten, mit Knoblauch sautiert oder
an einem grünen Thai-Curry.
«Wir hoffen, dass Sie sich in unserer über
400-jährigen Walliser Blockhütte wohl-
fühlen», lesen wir in der Speisekarte.
Das tun wir. Nach wie vor. Und nicht
nur wir. wm
Schifflände 4, 8001 ZürichFon 044 252 14 53www.restaurant-blockhus.chmo–mi 11.30–23, do–sa 11.30–24 Uhr (Küche 11.30–14 & 17.30–22 Uhr, dazwischen kleine Karte), so geschlossenHG Fr. 22–51
h m t vTrouvaillen für Weinnasen: Rang 10
Bodega EspañolaLiebe auf den zweiten Blick
Es kommt in den besten Restaurants
vor: Manchmal funktioniert es einfach
nicht zwischen Gast und Kellner, weil
einer von beiden – oder vielleicht beide
zugleich – einen schlechten Tag haben.
Das Parterre der «Bodega Española» ist ja
ohnehin über jeden Zweifel erhaben und
eine schlicht unangreifbare Institution,
in der wir schon viele Stunden mit guten
Freunden bei Wein und Tapas verbracht
haben. Doch was ist mit dem Restaurant
im ersten Stock? Wir waren neugierig.
Auf der Karte stand Paella. «Ab zwei Per-
sonen», verständlich bei dem Aufwand.
Wir waren allein. Man hätte eventuell
gern die Paella; sofern vielleicht an
einem anderen Tisch ein Pärchen eine
Paella ordere, könne man sich ja an die
Bestellung dranhängen. «Das wird nicht
passieren», antwortete der Kellner. Wir
blickten uns um. Mindestens vier Tische
waren noch in die Karte vertieft. Gab es
nicht eine klitzekleine Chance? Offenbar
nicht. Und wenn man nun noch wartete,
einen Apéro bestellte, vielleicht gäbe es
ja in zehn Minuten jemanden, der doch
…? Der Kellner schüttelte den Kopf
und wurde erkennbar ungeduldig. Also
gut. Er empfahl eindringlich die Pari-
llada (Fr. 45.–), grillierte Fische und
Meeresfrüchte, obwohl die nun recht
wenig mit einer Paella zu tun hatten.
Aber warum nicht. Dass dann allerdings
vom ersten bis zum letzten Bissen der
Hauptspeise ein Sänger mit Gitarre
neben dem Tisch stand, war ganz einfach
zu viel (nebenbei: gibt es eigentlich ein
einziges spanisches Lied, in dem nicht
das Wort «corazon» vorkommt?). Allen
Gästen ging der Musikant erkennbar auf
die Nerven, nur die Kellner klatschten
fröhlich mit. Es hatte einen Hauch von
Touristenfalle, und natürlich mussten am
Ende die Münzen hervorgekramt werden.
Das war nichts. Aber konnte es sein, dass
so ein renommiertes, beliebtes Lokal,
über dessen abgenutzten Steinboden
schon Lenin geschlurft war, uns der-
massen missfiel? Oder war man es doch
selbst gewesen, war man allzu fordernd
und humorlos aufgetreten? Also auf zu
einem zweiten Abend.
Und dann war eben doch alles gut.
Wir begannen, nach einem kühlen
San Miguel (Fr. 5.80), mit würzigem
Lomo embuchado, luftgetrocknetem
Schweinsfilet mit Olivenöl aus Cam brils
mit gerösteten Mandeln (Fr. 19.–). Und
weil unsere Sinne nicht von mässig
vorgetragenen spanischen Schlagern
betäubt wurden, hatten wir endlich auch
den Blick für die Umgebung, das schöne
Holzparkett, die edlen Intarsien mit den
spanischen Stadtwappen. Anschliessend
schwankten wir zwischen Zarzuela und
Suquillo – beides Fischragouts mit
Meeresfrüchten in Tomatensugo (je Fr.
39.50), doch Ersteres mit separatem
Reis, Letzteres mit Kartoffelwürfelchen,
die im Ragout mitgezogen sind, daher
ist der Geschmack etwas üppiger – also
Suquillo. Und weil bei einem solch herz-
haften Fischgericht auch ein Rotwein
erlaubt ist, gönnten wir uns den offe-
nen Marco Real aus Navarra (Fr. 7.50/
dl), noch ein klein wenig komplexer
und runder als der hauseigene Rioja mit
«Bodega Española»-Etikett (Fr. 7.–/dl).
Zum Abschluss versöhnte uns endgültig
das hausgemachte Karamellköpfli (Fr.
10.–) mit der Welt und der «Bodega».
Und dann kam es noch zu einer rüh-
rende Szene: Etwa gegen 21 Uhr kam
ein älteres Ehepaar, beide sicher um die
80 Jahre alt, in den ersten Stock. Es
hatte ihnen etwas Mühe bereitet, und
der Mann rief: «Wir sind 1300 Kilome-
ter gefahren, um bei Ihnen zu essen!»
Und bevor sie sich setzten, nahmen sie
einander in die Arme und gaben sich
einen Kuss. Was für eine Szene! Selbst
die Kellner waren beeindruckt. «Kein
WhatsApp, kein Facebook», kommen-
tierte einer von ihnen, «so ist das wahre
Leben. Un beso!» stm
Münstergasse 15, 8001 ZürichFon 044 251 23 10Parterre: mo–so 10–24 Uhr (Küche 11.30–14 & 17.30–23 Uhr, dazwischen Tapas)HG Fr. 21–41, Tapas ab Fr. 5.90
h m s t v1. Stock: mo–so 11.30–14.30 & 18–24 Uhr (Küche bis 23 Uhr)HG Fr. 24–55
h s vZürcher Institutionen: Rang 14
F
FlorhofAustralische Herzlichkeit Mit Patrick Leuenberger, dem neuen
Chef de Cuisine, hat der «Florhof» wie-
der einen fixen Platz auf der kulinari-
schen Landkarte der Stadt Zürich. Seine
Kreationen überraschen, überfordern
aber nicht. Seine Gerichte kitzeln den
Gaumen, zu essen bekommt man aber
trotzdem etwas. 20 Jahre war Leuen-
berger im Ausland, wo, das verrät der
winzige Anstecker an seiner Kochweste:
die australische Flagge.
Bodega Española
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Raucher s Sonntag offen v vegetarische
Gerichtem Mittags- menüh
Hunde erlaubt
Wir bestellen keinen der zehn offen
ausgeschenkten Weine, obwohl es Tref-
fendes in Weiss und Rot gäbe. In den
«Florhof» sind wir nicht gekommen, um
uns kurz zu verpflegen, sondern um die
neue Küche des charmanten Restaurants
(und Hotels) zu geniessen. So lassen wir
uns eine Flasche Bordeaux öffnen, einen
Pauillac aus dem Jahrgang 2006, den
Château Grand-Puy-Lacoste (Fr. 150.–).
Kein ganz grosser, aber ein sehr guter
Jahrgang (92 Parker-Punkte).
Wer die mit knappen Worten umschrie-
benen Gerichte begutachtet, bekommt
eine ungefähre Ahnung, in welche
Richtung es bei den einzelnen Gängen
gehen könnte. Bei den Vorspeisen mit
«gebratene Jakobsmuscheln und Gän-
seleber, Kürbis, Rote Beete, Zwiebeln»
und «Artischocken- und Rote-Beete-
Salat, Birne, Oliven, Feta, Nüsslisalat».
Oder bei den Hauptspeisen mit «Schwei-
nebauch, Kartoffelstampf, Knoblauch,
Erbsen, Babyfenchel, Thymianschaum»
und «kurz gebratenes Rindsentrecôte,
Spinat, Pilze, lila Kartoffel, Serrano-
schinken, Verveine, Holunderjus».
Genau diese vier Gerichte haben wir
bestellt und empfanden die Preise im
Nachhinein als angebracht und im
Einklang stehend mit dem gebotenen
Genuss. Die Vorspeisen: 28 und 20
Franken, die Hauptgänge: 38 und 48
Franken.
Welches Gericht am besten gefallen hat,
lässt sich nicht sagen, weil jeder ein-
zelne Teller in sich ein kleines Kunstwerk
war. Die beiden nur kurz angebratenen
Jakobsmuscheln (aussen hellbraun,
innen leicht glasig) waren auf einen
Kürbisspiegel gesetzt, von zwei leicht
frittierten Zwiebelringen getoppt und
mit einem auf die schmale Seite gestell-
ten gebratenen Stück von der Gänseleber
verbunden, dazu, wie zufällig hingelegt,
Randen-Farbtupfer in Würfelform und
-grösse. Eine zauberhafte Kreation,
auch was die verschiedenen Geschmäcke
anbelangt. Eine erfrischende Angelegen-
heit ist der Salat mit Artischockenherzen
und Stücken von Birne und Randen, mit
zerbröselten Fetastücken und grünem,
gezupftem jungem Nüssler. Nachdem
Patrick Leuenberger für die Vorspeisen
runde Teller verwendet hat, präsentiert
er die folgenden Hauptgänge auf ova-
len, weissen Tellern. Ein abstraktes Bild
bietet der Gang mit Schweinebauch – ein
Würfel, saftig, mit Knusperkruste, eine
Linie mit Erbsen, ein Kreuz von Baby-
fenchel auf Kartoffelstampf, getoppt
von einem Thymianschaum. Auf einem
Püree von tiefdunklem Spinat liegen
auf Scheiben der lila Kartoffeln drei
gleich mäs sig rote Tranchen vom nicht
zu scharf angebratenen Entrecôte, auf
beiden Seiten Tupfer vom Holunderjus,
in einem kleinen Schälchen knusprige
Serranostückchen.
Nach getaner Arbeit bekommen wir
Patrick Leuenberger kurz zu Gesicht, als
er von Tisch zu Tisch gehend seine Gäste
kurz begrüsst und nachfragt, ob sie mit
dem Gebotenen zufrieden gewesen seien.
Sehr sympathisch. Der abschlies sende
Eindruck passt zum ersten Eindruck, den
der «Florhof» mit seinem Restaurant auf
seine Gäste macht. Schon bei der Begrüs-
sung wird einem das Gefühl gegeben, in
diesem vornehmen Haus aus dem 18.
Jahrhundert willkommen zu sein. wm
Florhofgasse 4, 8001 ZürichFon 044 250 26 26www.hotelflorhof.chmo–fr 11.45–14 & 18–23, sa 18–23 Uhr (Küche bis 22 Uhr), sa-mittag & so geschlossen HG Fr. 33–48
h m t vGrosse Küche für Gourmets: Rang 6
FranzosBonjour, bonsoirNatürlich könnte man mittags noch sit-
zen bleiben. Ein zweites Glas Viognier
bestellen (Fr. 7.50/dl). Und sich ein
bisschen Zeit nehmen für die dekorati-
ven Bilder an den Wänden (Brigitte Bar-
dot, Air France, Gainsbourg, Velosolex
usw.). Oder sich draussen auf dem Bou-
levard auf einen der Gartenstühle setzen
und in die Zürcher Sonne blinzeln. Aber
im «Franzos» isst und trinkt man meist
was Kleines-Feines auf die Schnelle.
Zumindest morgens oder tagsüber.
Die Bedienung ist prächtig gelaunt, der
französische Accent sympa. Auf dem
Tresen lockt unter gläserner Haube eine
Tarte tatin. Kaum schweift unser Blick
zur süssen Leckerei, wird uns gleich ver-
sichert: «Schmeckt excellent.» Aber wir
hatten für den kleinen Hunger bereits
Rillettes de canard au fois gras mit
frischem Pariser Brot (Fr. 9.–). Gleich-
wohl bleiben wir nun noch etwas länger
als geplant sitzen. In dieser kleinen
französischen Enklave mit hübschen
Holztischen (dünnes Blatt, gusseiserne
Füsse) und einem blauen Buffet, das an
die Bretagne erinnert.
Das Weinangebot ist ebenso klein wie
fein. Selbst einen der wieder angesagten
Beaujolais könnte man bestellen: Côtes
de Brouilly 2011 von Jean-Paul Bruns
Domaine des Terres Dorées (Fr. 7.–/dl,
Flasche Fr. 43.–). Dazu eine der Köst-
lichkeiten pour les p’tites faims, eine
Quiche, végétarienne oder lorraine, mit
oder ohne Salat, einen «assiette fran-
zos», grosse oder kleine Portion, mit
fromages, charcuteries et tapenade.
Von der «Franzos»-Theke wird nochmals
ein Versuch in Sachen Gourmandises
unternommen. Es gebe auch Truffe au
chocolat, wenn die Tarte tatin ein biss-
chen zu mächtig sei. Höchste Zeit zu
gehen. Auf ein anderes Mal, wird uns
nachgerufen. Gerne, dann vielleicht an
einem Abend. wm
Limmatquai 138, 8001 ZürichFon 044 542 46 33www.franzos.chmo–do 8–23, fr 8–01, sa 10–01, so 11–19 Uhr (Küche durchgehend bis 22 Uhr), so-abend geschlosssenHG Fr. 16.50–29
h s t vSchnell und gut: Rang 3
I
Il GattopardoRuhe und GelassenheitDies ist ein kleines, elegantes Restaurant
unweit des Bellevue, das nun nicht mehr
nur abends geöffnet hat. Am Morgen
dient es als Frühstücksraum des Hotels
«Rössli». Hier haben sich seit zwei Jahren
Enzo Fertitta und seine Frau Imma nieder-
gelassen, die in Zürich schon seit über 23
Jahren unter dem Namen «Gattopardo»
Restaurants, unter anderem an der Wolf-
bachstrasse und an der Rotwandstrasse,
geführt haben. Hier wird eine mediter-
rane Küche von klassischem Zuschnitt,
aber grosser Bandbreite perfekt serviert.
Manches hat einen leicht sizilianischen
Hauch, so zum Beispiel der Fenchelsalat
mit Orangenfilets und Taggiasca-Oliven
(Fr. 14.–), der sich unter anderem dadurch
auszeichnet, dass er in Zimmertemperatur
und nicht eiskalt auf den Tisch kommt.
Aber letztlich sind alle Regionen Italiens
und auch weitere Gegenden rund um das
Mittelmeer vertreten. Bei Pasta e fagioli,
der dicken Bohnensuppe mit Pasta,
streiten sich verschiedene italienische
Gegenden um das Geburtsrecht. Hier wird
sie mit Fleischbällchen und recht scharf
gewürzt aufgetragen. Die Pasta besteht
aus ganz kurzen Maccaroni, die manche
Italiener als Ave Marias bezeichnen, weil
die Hausfrauen angeblich die Kochzeit
mit einer Anzahl Rosenkränze definier-
ten. In Zürich jedenfalls findet man das
Gericht selten auf den Speisekarten, wir
fanden es ein bauch- und herzwärmen-
des Zwischending zwischen Suppe und
Eintopf (Fr. 18.–/28.–). Berühmt sind
Florhof
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