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Zertifizierte Fortbildung für Ärztinnen und Ärzte Schwindel – Fallbeispiele aus der Praxis für die Praxis Dr. med. Martin Lindenberger , Hockenheim Mit freundlicher Unterstützung von:

Schwindel – Fallbeispiele aus der Praxis für die Praxis · den keine Interessenkonflikte im Sinne der Empfehlungen des International Committee of Medical Journal Editors (). Die

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Zertifizierte Fortbildung für Ärztinnen und Ärzte

Schwindel – Fallbeispiele aus der Praxis für die Praxis Dr. med. Martin Lindenberger, Hockenheim

Mit freundlicher Unterstützung von:

Transparenzinformation arztCME

Die Bundesärztekammer und die Landesärztekammer Hessen fordern zur Schaffung von mehr Transparenz beim Sponsoring in der ärztlichen Fortbildung auf. Fortbildungsveranstalter sind gehalten, potenzielle Teilnehmer von Fortbildungen bereits im Vorfeld der Veranstaltung über Umfang und Bedingungen der Unterstützung der Arzneimittelindustrie zu informieren. Dieser Verpflichtung kommen wir nach und werden Sie hier über die Höhe des Sponsorings* der beteiligten Arzneimittelfirma sowie über mögliche Interessenkonflikte des Autors/Referenten informieren.

Diese Fortbildung wurde für den aktuellen Zertifizierungszeitraum mit 19.780,- € * durch HENNIG ARZNEIMITTEL unterstützt.

Mögliche Interessenkonflikte des Autors/ Referenten:

Dr. med. Martin Lindenberger, Hockenheim erklärt: Bei der Erstellung des oben genannten Beitrages für eine durch die Hessische Landesärztekammer anzuerkennende Fortbildung bestan-den keine Interessenkonflikte im Sinne der Empfehlungen des International Committee of Medical Journal Editors (www.icmje.org).

Die Produktneutralität dieser Fortbildung wurde durch ein Review von zwei Gutachtern geprüft.

* Die Sponsoringbeiträge können je nach Art und Umfang der Fortbildung unterschiedlich sein.

Diese Fortbildung ist auf www.arztCME.de online verfügbar (PDF-Dokument zum Download und HTML5-Umsetzung). Die Transparenzinformationen sind für den Arzt dort einsehbar.

Eine mögliche Druckauflage wird vom Sponsor getragen.

Schwindel – Fallbeispiele aus der Praxis für die Praxis

Autor:Dr. med. Martin LindenbergerFacharzt für Hals-Nasen-OhrenheilkundeBelegarzt an GRN-Klinik Schwetzingen/Ambulante OperationenHeidelberger Str. 1968766 Hockenheim

Review:Dr. med. Antje Kugler, MagdeburgDr. med. Astrid Schapfeld, Frankfurt/M.

Impressum

Zertifiziert durchLandesärztekammer Hessen

Ärztliche LeitungDr. med. Alexander VoigtSpartaweg 797084 Würzburg

Redaktion und VeranstalterCramer PR im Gesundheitswesen und Consultant GmbHRathausplatz 12-1465760 [email protected]

Realisation und Technikhealth&media GmbHDolivostraße 964293 Darmstadtwww.arztcme.de

ISSN 2512-9333

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Schwindel als Unsicherheit im Raum definiert, als erlebter Verlust sicherer räumlicher Orientierung [7]. Schwindel kann auf einer Inkonsistenz verschiedener peripher gewonnener Informationen zur Lage im Raum beruhen. Dabei können die Gleichgewichtsorgane, die Augen sowie das propriozeptive System eine Rolle spie-len. Häufig wird der Begriff „Multimodaler Schwindel“ verwendet, wenn leichte Störungen unterschiedlicher Organsysteme, die zur Orientierung im Raum beitragen, in der Gesamtheit ein Schwindelgefühl erzeugen. Vor allem ältere Menschen sind davon in besonderem Maße betroffen. Zudem kann das Gehirn selbst Fehlinformati-onen produzieren und somit Ort der Schwindelentste-hung sein.

Die diagnostische Tiefe und die an der Diagnostik betei-ligten Fachrichtungen sind entscheidend für das Ausmaß der eindeutigen ätiologischen Abklärung von Schwin-del. Im hausärztlichen Bereich lässt sich ein erheblicher Teil der Patienten mit Schwindel (50 - 70 Prozent) keiner sicher definierten Diagnose zuordnen. Bei diagnostisch schwierig zu klassifizierenden Schwindelbeschwerden liegen oft multifaktorielle oder auch psychogene bzw. psychogen überlagerte Ursachen zugrunde. Unter den diagnostisch beweisbaren Diagnosen stehen vestibu-läre Störungen und – im Alter – zerebrovaskuläre sowie kardiovaskuläre Ursachen an erster Stelle [7]. Darüber hinaus ist daran zu denken, dass auch Medikamente als mögliche Ursache oder Verstärker von Schwindel in Frage kommen können. Gerade bei älteren Patienten, die eine Reihe von Medikamenten einzunehmen haben, empfiehlt sich ein Blick auf die Verordnungen. Gege-benenfalls ist ein Wechsel des Medikaments oder eine Dosisanpassung sinnvoll und möglich.

1 Allgemeiner Teil1.1 Einleitung

Schwindel zählt zu den 20 häufigsten Behandlungsan-lässen in deutschen Hausarztpraxen. In der CONTENT-Studie, einer kontinuierlichen Morbiditätsregistrierung mit rund 50.000 Patienten aus 27 Hausarztpraxen im Umkreis von Heidelberg, rangierte Schwindel auf Platz 13 [1]. Bei Patienten ab 75 Jahren ist Schwindel das häu-figste Leitsymptom. Die Prävalenz von Schwindel steigt mit dem Lebensalter und ist bei Frauen zwei- bis drei-fach höher als bei Männern [2]. In einer repräsentativen Erhebung aus den USA betrug die Ein-Jahres-Prävalenz 15 Prozent bei Erwachsenen [3]. Für die über 65-Jähri-gen liegt die Ein-Jahres-Prävalenz für Gleichgewichts-störungen und Schwindel bereits bei 20 Prozent [4]. In einer anderen Untersuchung lag die Langzeitprävalenz von mittelgradigem oder schwerem Schwindel bei 30 Prozent. Etwa 30 Prozent der über 65-Jährigen berich-ten, dass sie mehr als einmal im Jahr gestürzt sind [5].

Eine große europäische epidemiologische Studie mit über 69.000 Personen im Alter über 50 Jahren identifi-zierte verschiedene Risikofaktoren für das Auftreten von Schwindel: Leben in der Stadt, weibliches Geschlecht, alleinlebend, hohes Lebensalter, geringe Bildung, Ko-morbiditäten, depressive Symptome, sensorische Defi-zite und Mangel an körperlicher Aktivität [6].

Schwindel ist die fälschliche Wahrnehmung einer Bewe-gung – sei es der Umgebung oder des Patienten selbst. Gemäß den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) wird

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Abb. 1: Die Prävalenz von Schwindel steigt mit dem Lebensalter und ist bei Frauen zwei- bis dreifach höher als bei Männern.

Abb. 2: Auch das Gehirn selbst kann Fehlinformationen produzie-ren und somit Ort der Schwindelentstehung sein.

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1.3 Multimodal therapieren

Im ärztlichen Beratungsgespräch ist es wichtig, dem Patienten zunächst einmal zu vermitteln, dass er mit seinen Ängsten ernstgenommen wird. Zugleich gilt es aber auch, ihn zu beruhigen. Denn das, was er erlebt, ist in aller Regel nicht lebensgefährlich. Dies wird der Patient umso eher annehmen, wenn der Arzt ihm die vermuteten Ursachen der Beschwerden erklärt. Ziel ist es, dass der Patient seinen Alltag so wenig wie möglich einschränkt und nicht in den Teufelskreis der Immobilität gerät. Dem Patienten sollte die Behandelbarkeit der Be-schwerden und die in der Regel gute Prognose erläutert werden. Entscheidend für den Behandlungserfolg ist es, möglichst frühzeitig mit einer geeigneten Therapie zu beginnen, um eine Chronifizierung des Schwindels zu verhindern. Daraus ergeben sich nachvollziehbare Paral-lelen zur Schmerztherapie.

Meist ist eine zweigleisige Behandlung, bestehend aus Pharmakotherapie sowie Physio- bzw. Sporttherapie, empfehlenswert: die Einnahme von Antivertiginosa so-wie die Durchführung eines gezielten Gleichgewichts-trainings bzw. eines Trainings zur Sturzprophylaxe. Häufig wird ein Gleichgewichtstraining auch erst durch eine geeignete medikamentöse Therapie möglich. Laut Leitlinien ist ein begleitendes Gleichgewichtstraining insbesondere für Patienten mit anhaltendem Schwindel sowie für Patienten ohne erkennbare Schwindelursache empfehlenswert [7].

Das physiotherapeutische Training beinhaltet in der Re-gel Blickstabilisationsübungen und Blickfolgeübungen in Ruhe und Bewegung sowie Übungen zur Reduktion der visuellen und somatosensorischen Abhängigkeit. Die Übungen sollten von einem erfahrenen Physiothe-rapeuten angeleitet und vom Patienten über Wochen

Die Dauer der Therapie richtet sich nach der Schwindel-ursache und dem jeweiligen Fortschritt der Patienten. So bedarf ein akuter einseitiger Labyrinthausfall anfänglich einer sehr intensiven medikamentösen Intervention mit Glucocorticoiden und antivertiginösen Substanzen. Die zugrundeliegende Entzündung des Vestibularisnerven heilt jedoch innerhalb weniger Wochen ab und eventuell verbleibende Defizite werden meist restlos kompensiert. Dagegen bedarf der chronische Schwindel bei älteren Menschen einer langfristigen medikamentösen The-rapie mit entsprechend hoher Verträglichkeit begleitet von einem geeigneten Gleichgewichtstraining. Zu einer Selbstheilung kommt es hier nur in seltenen Fällen.

1.2 Schwindel im Alter – mehr als eine Befindlichkeitsstörung

Bei Schwindel als isoliertem Symptom liegen vital be-drohliche Ursachen eher selten zugrunde. Dennoch sind die Beschwerden unbedingt ernst zu nehmen. Denn die Mehrzahl der Patienten erlebt akuten wie auch chroni-schen Schwindel als sehr bedrohlich und verunsichernd. Vor allem bei älteren Menschen können die funktionel-len, sozialen und psychischen Folgen von Schwindel erheblich sein und die Lebensqualität deutlich ein-schränken [8]. Oft entwickelt sich ein Teufelskreis: Aus Angst zu stürzen, gehen die Betroffenen seltener aus dem Haus, sie trainieren dadurch immer weniger ihr Gleichgewichtssystem, verlieren an körperlicher Fitness und werden immer immobiler. Die Abnahme der körper-lichen Aktivität mindert nachweislich die Funktion der unteren Extremitäten und erhöht die Sturzneigung [9]. Kommt es tatsächlich zu einem Sturz, können die Fol-gen für die Lebensqualität und die weitere Prognose be-kanntlich schwerwiegend sein. Eine US-amerikanische Querschnittsanalyse wies nach, dass Schwindel und Gleichgewichtsprobleme bei Erwachsenen stark mit einem erhöhten Sturzrisiko und auch Verletzungsrisiko assoziiert sind. Eine zusätzlich vorliegende Adipositas erhöht das Sturzrisiko weiter [10]. Schwindel ist ein un-abhängiger, bestimmender Faktor für eine erhöhte Mor-talität. Das Mortalitätsrisiko lag für Schwindelpatienten um 70 Prozent über dem Risiko von Schwindelfreien [11].

Abb. 3: Aus Angst zu stürzen, gehen die Betroffenen seltener aus dem Haus, verlieren an körperlicher Fitness und werden immer immobiler.

Schwindel!

Gleichgewichtsorgan

Muskulatur

Augen

Abb. 4: Ursachen von Schwindel im Alter: widersprüchliche oder unklare Reize und/oder fehlerhafte Verarbeitung im Gehirn

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lässt sich die Dosierung der Einzelsubstanzen reduzie-ren, sodass es zu keiner Sedierung der Patienten kommt. Die Fixkombination hat keinen Einfluss auf die Vigilanz [15, 16] und erhält die vestibuläre Kompensationsfähig-keit [17]. Die fixe Kombination ist zur Behandlung von Schwindel verschiedener Genese zugelassen. Sie wirkt symptomatisch und kausal. Eine Metaanalyse von fünf randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudien mit insgesamt 715 Patienten belegt, dass die Fixkombina-tion die subjektive Schwindelsymptomatik effektiver re-duzierte als die höher dosierten Einzelsubstanzen, Beta-histin und Placebo [18, 19]. Damit erreicht die Effektivität der Fixkombination den höchst möglichen Evidenzgrad 1a. Die gute Verträglichkeit ermöglicht die Gabe auch bei geriatrischen, multimorbiden und multimedikamentös behandelten Patienten [20].

Die Wirksamkeit und Sicherheit der Kombination von Cinnarizin und Dimenhydrinat in der Behandlung von Schwindel unterschiedlicher Ursache wurde auch in einer prospektiven nicht-interventionellen Studie be-stätigt. Insgesamt 1.275 Patienten im Durchschnittsalter von 61 Jahren nahmen daran teil. Unter der Behandlung besserte sich Schwindelsymptomatik signifikant um 61 Prozent im Vergleich zum Therapiebeginn. Übelkeit und Brechreiz reduzierten sich bei 84 bzw. 85 Prozent. Leichte Nebenwirkungen wurden lediglich von vier Pati-enten berichtet [21]. In den S3-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) wird die Fixkombination aus Cinnarizin und Dimenhydrinat ausdrücklich empfohlen [7].

BetahistinBetahistin dient der Anfallsprophylaxe beim Morbus Menière. Im Schwindelanfall selbst ist die Substanz jedoch nicht indiziert – ebenso wenig wie bei anderen Schwindelformen [20]. Das Histamin-Derivat wirkt im zentralen Nervensystem schwach H1-agonistisch und stark H3-antagonistisch. Zu bevorzugen ist Betahistin als Dihydrochlorid in der höchsten zugelassenen Dosierung mit 2 x 24 mg pro Tag. Die Anwendungsdauer richtet sich nach dem Krankheitsbild und -verlauf. In der Regel handelt es sich um eine Langzeitbehandlung. Die Subs-tanz hat keine sedierenden Eigenschaften.

Weitere pharmakologische Therapie-OptionenCorticoide sind eine wirkungsvolle Therapie-Option in der Anfangsphase einer Neuropathia vestibularis sowie im Anfall beim Morbus Menière; Beta-Blocker sowie Benzodiazepine bei der Vestibularisparoxysmie.

Naturheilkundliche Therapie-OptionenBei leichten Formen von chronischem Schwindel im Alter aufgrund von zerebralen Durchblutungsstörun-gen haben sich auch Komplex-Homöopathika bewährt. Im Rahmen der Selbstregulation soll es langfristig zu einer Erweiterung der verengten Blutgefäße kommen. Insbesondere Arzneimittel mit der Zusammensetzung Anamirta cocculus D4, Conium maculatum D3, Ambra grisea D6 und Petroleum retificatum D8 werden in den

täglich durchgeführt werden. Grundsätzlich sollte das Trainingsprogramm möglichst individuell zusammen-gestellt werden, um den größtmöglichen Erfolg zu erzie-len. Gleichgewichtsübungen im Stehen und im Gehen sind besonders für Menschen mit Problemen der postu-ralen Kontrolle sinnvoll [12].

1.3.1 Medikamentöse Behandlung des Schwindels

Für die verschiedenen Schwindelformen stehen jeweils wirksame Medikamente zur Verfügung. Hier sind vor allem Dimenhydrinat, die Fixkombination von Dimen-hydrinat mit Cinnarizin, Betahistin sowie für sehr leichte Fälle auch naturheilkundliche Arzneimittel zu nennen. Sie alle wirken meist rein symptomatisch.

DimenhydrinatDimenhydrinat zählt zu den anticholinerg wirkenden H1-Antihistaminika. Es reguliert die zentrale Reizverarbei-tung in den Vestibulariskernen der Medulla oblongata und weiteren Gleichgewichtszentren im Gehirn. Zudem wirkt die Substanz antiemetisch und kann die vegeta-tiven Begleiterscheinungen des Schwindels mildern. In Monopräparaten liegt Dimenhydrinat üblicherweise in hohen Dosierungen vor und wirkt damit potentiell sedierend. Dieser Begleiteffekt hat bei akuten Schwin-delzuständen einen positiven Einfluss auf Unruhe und Angst. So wird Dimenhydrinat auch zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen unterschiedlicher Genese, ins-besondere bei Kinetosen, eingesetzt.

Fixkombination Cinnarizin und DimenhydrinatCinnarizin, das in Deutschland nur in fixer Kombination mit Dimenhydrinat im Handel ist, gehört zur Gruppe der Calciumkanalblocker. Es reguliert die periphere Reiz-aufnahme in den vestibulären Haarzellen des Gleichge-wichtsorgans [13, 14]. Durch die zusätzliche gefäßerwei-ternde Wirkung normalisieren sich der Endolymphfluss im Innenohr und die Durchblutung in Gehirn und Innen-ohr. Die Fixkombination aus 40 mg Dimenhydrinat und 20 mg Cinnarizin ermöglicht einen dualen Wirkansatz: über die zentrale Reizverarbeitung in den Vestibularis-kernen und die periphere Reizaufnahme in den Gleich-gewichtsorganen. Durch diesen synergistischen Effekt,

Abb. 5: Es ist wichtig, dem Patienten zu vermitteln, dass er mit seinen Ängsten ernstgenommen wird.

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2 Kasuistiken2.1 Chronischer Schwindel im Alter

Patient: Ludger R., 80 Jahre, alleinlebend, Rentner, frü-her Lagerarbeiter

Anamnese: Herr R. berichtet, dass ihm häufig „irgend-wie“ schwindelig sei. Er empfindet dies als sehr unan-genehm. Auf Nachfrage wird klar, dass der chronische Schwindel ungerichtet ist. Wann genau es begonnen hat, kann Herr R. nicht sagen. Aber in den letzten 4 Wo-chen sei es immer schlimmer geworden. Herr R. ist sehr beunruhigt. Er fühle sich „total unsicher“ auf den Bei-nen. Zweimal sei er schon in seiner Wohnung gestürzt. Zum Glück habe er sich dabei nicht verletzt. Er habe aber große Angst, erneut zu stürzen. Deswegen habe er seine täglichen Spaziergänge eingestellt und gehe nur noch aus dem Haus, wenn es sich nicht vermeiden lasse. Die Frage nach auftretenden Ohrgeräuschen verneint er.

Bei Herrn R. besteht seit längerer Zeit eine Hyperlipid-ämie, zudem eine Varikose. Er erhält Simvastatin.

Untersuchung und Befunde: Blutbild und Blutdruck sind unauffällig, EKG und Nierenwerte sind altersgemäß. Keine Anzeichen einer Polyneuropathie. Versuche nach Romberg und Unterberger zeigen leichte Abweichungen ohne Richtungskomponente, pathologische Nystagmen sind nicht erkennbar.

Zur Abklärung eines möglichen Katarakts wird Herr R. an den Ophthalmologen überwiesen – kein pathologi-scher Befund.

Diagnose: Ungerichteter Schwindel mit unklarer Ursache

Therapie: Fixkombination Cinnarizin/Dimenhydrinat 3 x tgl. 1 Tablette (20 mg/40 mg)

Therapieverlauf: Nach vier Wochen stellt sich Herr R. er-neut in der Praxis vor. Er ist sehr erleichtert. Die Schwin-delsymptomatik habe sich erheblich gebessert. Er habe jetzt wieder „einen festen Stand“ auf den Beinen. Zu diesem Zeitpunkt: Verordnung eines zusätzlichen Gleichgewichtstrainings.

Kommentar: Im vorliegenden Fall ist die Diagnose „Chronischer Schwindel im Alter“ aufgrund der Ana-mnese naheliegend. Im höheren Alter sind die am Gleichgewicht beteiligten Systeme bzw. ihr Zusammen-spiel häufig beeinträchtigt [7]. Aus diesem Grund ist es wichtig, für das höhere Lebensalter typische Einfluss-faktoren abzuklären und gegebenenfalls zu behandeln. Wenn beispielsweise ein Katarakt die Sicht behindert oder Schmerzen einer Gonarthrose oder Parästhesien an den Fußsohlen das feste Auftreten hemmen, hat dies Einfluss auf die Standfestigkeit und die sichere Bewegung im Raum. Der Therapieerfolg bestätigt die

S3-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemein-medizin und Familienmedizin (DEGAM) empfohlen [7].

1.3.2 Gleichgewichtstraining

Vor allem ältere Patienten profitieren neben der medika-mentösen Therapie von einem gezielten Gleichgewichts-training. Metaanalysen und systematische Reviews dokumentieren die Effektivität von Trainingsinhalten, die auf die Verbesserung des Gleichgewichts abzielen [22, 23]. Dieses Ziel kann in Form eines progressiven Gleichgewichts- und Funktionstrainings oder auch über Trainingsinhalte, wie z. B. Tai-Chi, vermittelt werden.In einer Studie mit 75 Patienten mit chronischem Schwindel im Alter erwies sich ein häusliches Gleich-

gewichtstraining als effektiv – und zwar unabhängig davon, ob die Anleitung dazu Computer-assistiert oder mittels Broschüre erfolgte [24]. Eine Cochrane-Auswer-tung kommt zu dem Schluss, dass sowohl Gruppen-programme als auch Trainingsprogramme für zu Hause die Zahl der Stürze als auch das Sturzrisiko senken [23]. Dennoch ist ein Training außer Haus sicher in vielen Fäl-len zu bevorzugen, da es alte Menschen in Kontakt mit anderen bringt und einer sozialen Isolation vorbeugt. Das Gleichgewichtstraining sollte zu Beginn möglichst professionell angeleitet werden. Anschließend kann es in das Alltags- und Freizeitleben integriert werden. Da-mit es dauerhaft durchgeführt wird, ist es wichtig, dass es Spaß macht. Der Hausarzt sollte seine Patienten darin unterstützen, langfristig körperlich aktiv zu werden.

Abb. 6: Gleichgewichtsübungen sind beispielsweise besonders für Menschen mit Problemen der posturalen Kontrolle sinnvoll.

TIPP

Im Internet finden sich empfehlenswerte Programme zum Training des Gleichgewichts und zur Sturzprävention. Beispielsweise bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in ihrem Portal „Gesund und aktiv älter werden“ Anleitungen an, die kostenlos bestellt bzw. aus dem Internet heruntergeladen werden können. Zum Beispiel:

„Gleichgewicht & Kraft: Das Übungsprogramm – Fit und beweglich im Alter“

https://www.gesund-aktiv-aelter-werden.de/service/materialien/sturzpraevention/

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hat Angst, einen Hirntumor zu haben. Auf Nachfrage be-richtet Frau B., dass sie während des Schwindelanfalls einen starken Druck auf dem rechten Ohr gespürt und einen störenden Ton wahrgenommen habe. Frau B. ist dem Allgemeinarzt unbekannt. Sie sei bislang gesund gewesen. Sie gehe regelmäßig zum Frauenarzt, habe aber keinen Hausarzt.

Untersuchung und Befunde: Der Blutdruck ist normoton, das Blutbild unauffällig. Versuche nach Romberg und Unterberger sind regelhaft. Der Allgemeinarzt überweist die Patientin an einen HNO-Arzt sowie an einen Radiolo-gen, um eine MRT des Schädels durchführen zu lassen.

Befunde des HNO-Arztes: Trommelfelle beidseits in-takt; minimale blande Tubenventilationsstörung rechts, Tonschwellenaudiogramm links o. B., Hirnstammaudio-metrie (BERA) und Elektronystagmographie unauffällig. Thermische Untererregbarkeit rechts; Provokationsnys-tagmus bei akuter Symptomatik nach links, wannenför-miger Tieftonhörverlust von 30 dB, im Rahmen der Ves-tibularisprüfung zeigt sich im freien Intervall eine leichte relative peripher-vestibuläre Mindererregbarkeit rechts.Befund des Radiologen: MRT des Schädels ohne patho-logischen Befund.

Diagnose: Morbus Menière rechts

Therapie: Betahistin-Dihydrochlorid 2 x tgl. 24 mg zur Anfallsprophylaxe

Therapieverlauf: Frau B. erleidet 10 Tage nach dem Arztbesuch einen erneuten Schwindelanfall und wird von ihrem Mann in die Praxis gebracht; dort sofortige Infusion von 250 mg Prednison in isotonischer NaCl-Lö-sung und Dimenhydrinat. Seit mittlerweile einem Jahr ist Frau B. anfallsfrei. Die Einnahme von Betahistin wird fortgesetzt.

Kommentar: Der Morbus Menière ist eine chronische Innenohrerkrankung ungeklärter Ätiologie mit der typischen Symptomentrias Drehschwindel, Tiefton-Hörminderung und Phantomgeräusche (Tinnitus, „Ohren sausen“). Diskutiert wird ein endolymphatischer Hydrops als Ursache, allerdings kann dies nicht alle klinischen Befunde erklären [25]. Menière-Anfälle dau-ern meist wenige Stunden und treten plötzlich auf. Die Erkrankung zählt zu den seltenen Erkrankungen, epide-miologische Daten sind rar. Experten gehen davon aus, dass die Menièresche Erkrankung deutlich überdiagnos-tiziert wird [2]. Eine neuere Arbeit aus dem Vereinigten Königreich fand eine Inzidenzrate von 13 auf 100.000 Personenjahre. Das durchschnittliche Erkrankungsalter lag bei 55,4 ± 14 Jahren, Frauen waren mit 65 Prozent häufiger betroffen [26]. An anderer Stelle wird die Prä-valenz mit 5:10.000 angegeben [7]. Es wird vermutet, dass eine entsprechende genetische Veranlagung in Kombination mit Umweltfaktoren zum Ausbruch der Erkrankung führt. Die Diagnose ist dem HNO-Arzt mit seiner apparativen Ausstattung vorbehalten.

Verdachtsdiagnose. Behandlungsziele sind zum einen, die Lebensqualität zu verbessern und zum anderen, das Sturzrisiko langfristig zu reduzieren. Wird ein chroni-scher Schwindel im Alter frühzeitig diagnostiziert und behandelt, lassen sich Sturzverletzungen vermeiden.

First-Line-Medikament beim multimodalen Schwindel im Alter ist die Fixkombination aus 20 mg Cinnarizin und 40 mg Dimenhydrinat [7]. Die gegenseitige Wirkverstär-kung der peripher bzw. zentral angreifenden Substanzen erlaubt eine niedrige Dosierung. Die Fixkombination ist den Einzelsubstanzen hinsichtlich der Wirksamkeit über-legen [18, 19]. Sollte die Kombination nicht innerhalb von drei bis vier Wochen greifen, ist wegen der Sturzgefahr unbedingt ein HNO-Arzt oder Neurologe hinzuzuziehen.

Der gute Therapieerfolg bei Herrn R. wurde genutzt, um den Patienten wieder zu körperlicher Aktivität zu ermuntern. Es ist wichtig zu erklären, dass der Gleich-gewichtssinn trainiert werden muss, um im Alter gut funktionieren zu können. Sofern ein entsprechendes Angebot vor Ort verfügbar ist, ist dem Patienten die Teil-nahme an einem gezielten Gleichgewichtstraining oder einem allgemeineren Programm zur Sturzprophylaxe mit Elementen aus dem Gleichgewichtstraining zu emp-fehlen. Dies war im vorliegenden Fall erst möglich, als der Patient durch die medikamentöse Therapie wieder schwindelfrei geworden war.

2.2 Morbus Menière

Patientin: Luzia B., 57 Jahre, Bilanzbuchhalterin

Anamnese: Frau B. hat mittlerweile im Abstand einiger Monate drei heftige Schwindelanfälle erlebt. Sie seien „von jetzt auf gleich“ plötzlich aufgetreten. Alles um sie herum habe sich gedreht. Bei den ersten beiden Malen war der Schwindel nach einer Viertelstunde vorbei. Frau B. habe die Beschwerden auf ihren schwachen Kreislauf bzw. auf den Stress im Beruf zurückgeführt. Gestern sei plötzlich wieder so eine Schwindelattacke aufgetreten. Sie habe etwa drei Stunden angehalten und Frau B. habe sich erbrechen müssen. Frau B. ist sehr beunruhigt und

Abb. 7: Nach erfolgreicher Therapie kann Herr R. wieder seinen geliebten Spaziergängen nachgehen (Beispielbild).

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Therapie: Fixkombination Cinnarizin/Dimenhydrinat, 3 x tgl. 1 Tablette (20 mg/40 mg), nach Wirkungseintritt Ver-ordnung eines ergänzenden Gleichgewichtstrainings

Therapieverlauf: Deutlicher Rückgang der Schwindel-symptomatik nach drei Wochen. Herr H. fühlt sich viel wohler. Mit der Standsicherheit wächst auch wieder seine Lebensfreude. Nach einigen Monaten traut er sich wieder, selbst Auto zu fahren.

Kommentar: Ein unklarer, vom Innenohr ausgehender episodischer Drehschwindel wechselnder Intensität wird aufgrund seiner Ähnlichkeit oft als „Menièrescher Symptomenkomplex“ betitelt. Der Begriff ist jedoch missverständlich. Korrekt wäre die Bezeichnung „zent-ral nicht kompensierte peripher-vestibuläre Läsion mit Exazerbation bei Bewegung oder Belastung“. Dieses Krankheitsbild ist in Allgemeinarztpraxen relativ häufig. Akustische Begleiterscheinungen sind keine Seltenheit.

Differentialdiagnostisch muss bei einem rezidivieren-den Schwindel auch an eine Vestibularis-Paroxysmie gedacht werden. Die Diagnosestellung erfolgt anhand der Anamnese mit wiederholten, sehr kurzen Schwin-delanfällen und einer Bildgebung mittels NMR. Die differenzierte Interpretation des NMR ist dabei von entscheidender Bedeutung. Die Therapie einer Ves-tibularis-Paroxysmie erfolgt mit Antikonvulsiva bzw. Beta-Blockern. Der so genannte „Menièresche Symp-tomenkomplex“ ist nicht mit dem sehr seltenen echten Morbus Menière zu verwechseln. Nach Lopez et al. findet sich beim Morbus Menière im Gegensatz zum so genannten „Menièreschen Symptomenkomplex“ eine Schallempfindungsschwerhörigkeit der tiefen und mitt-leren Frequenzen [25].

Der „Menièresche Symptomenkomplex“ wird wohl in Anlehnung an die Therapie des Morbus Menière häufig mit Betahistin behandelt, obwohl es bei diesem Krank-heitsbild nicht Mittel der Wahl ist. Die Fixkombination aus Cinnarizin und Dimenhydrinat hat sich dem Betahis-tin als deutlich überlegen erwiesen – sowohl hinsichtlich der Wirksamkeit als auch hinsichtlich der Verträglichkeit bei längerdauernder Anwendung. Eine Studie dazu wurde von Scholtz et al. beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie 2016 publiziert [21].

Im akuten Anfall steht die symptomatische Therapie im Vordergrund - beispielsweise die Infusion von 250 mg Prednison in isotonischer NaCl-Lösung und Dimenhyd-rinat. Zur Anfallsprophylaxe gilt Betahistin als Standard [7]. Die Substanz erweist sich auch bei hochdosierter langfristiger Gabe – wie sie zur Anfallsprophylaxe not-wendig ist – als gut verträglich. Betahistin ist sowohl als Dihydrochlorid als auch als Dimesilat erhältlich. Die bei-den Betahistin-Salze unterscheiden sich deutlich in ih-rem Wirkstoffgehalt. Während Betahistin-Dihydrochlo-rid rund zwei Drittel Wirkstoff enthält, liegt der Anteil bei Betahistin-Dimesilat bei nur zwei Fünftel. Daher ist bei der Verordnung die Art des Salzes anzugeben. Die Wirk-samkeit einer kochsalzarmen Diät, wie sie gelegentlich zur Behandlung des Morbus Menière empfohlen wird, ist fraglich [7].

2.3 Episodischer Drehschwindel mit wechselnder Intensität

Patient: Günther H., 68 Jahre, Rentner, früher Bäcker-meister, verheiratet

Anamnese: Herr H. plagt sich seit etwa zwei Jahren mit rezidivierendem Drehschwindel. Manchmal sind die At-tacken so stark, dass Herr H. sich irgendwo festhalten muss, um nicht zu fallen. Zweimal ist er gestürzt, ohne Verletzungen davon zu tragen. Die Attacken dauern jeweils etwa 20 bis 60 Minuten, manchmal gehen sie mit einem Pfeifen im Ohr einher. Herr H. fühlt sich stark beeinträchtigt und wagt nicht mehr, selbst Auto zu fah-ren. Herr H. ist seit 15 Jahren wegen Asthma bronchiale in Behandlung. Er erhält ein Glucocorticoid-Spray zur regelmäßigen Anwendung sowie ein Betasympathomi-metikum als Bedarfsmedikation.

Untersuchung und Befunde: Normotoner Blutdruck, fachärztliche Untersuchung beim Neurologen ohne pa-thologischen Befund. Der HNO-Arzt stellt eine peripher-vestibuläre Schwindelgenese fest.

Diagnose: Zentral nicht kompensierte peripher-ves-tibuläre Läsion mit Exazerbation bei Bewegung oder Belastung

Abb. 8: Nach entsprechenden Infusionen ist Frau B. seit einem Jahr anfallsfrei (Beispielbild).

Abb. 9: Nachdem Herr H. seine Standsicherheit verbessern konnte, traut er sich auch wieder, Auto zu fahren (Beispielbild).

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Die Behandlung kann bei leichten Schwindelgefühlen im Alter mit einem gut verträglichen natürlichen Arz-neimittel ohne Interaktionsrisiko erfolgen, etwa ein Komplex-Homöopathikum. Diese Ansicht teilen viele Kollegen, wie eine Online-Befragung zum Thema „Diag-nose und Therapie von Schwindel in meiner Praxis“ im Jahre 2012 zeigte. Die Teilnehmer gaben an, bei leichten Schwindelsymptomen ohne Krankheitswert pflanzliche oder homöopathische Arzneimittel zu verordnen [27]. Eine natürliche Therapie ist vor allem dann zu bevorzu-gen, wenn der Patient dies ausdrücklich wünscht. Ins-besondere bei älteren Patienten ist es zudem sinnvoll zu überprüfen, ob ihre Seh- bzw. Hörhilfen optimal an die Bedürfnisse angepasst sind und einwandfrei funktionie-ren. Um das Selbstvertrauen der Patienten in die eigene Haltungs- und Gleichgewichtskontrolle zu stärken, sollte ein langfristiges, muskuläres und dynamisches Training empfohlen werden. Sportarten wie Tai-Chi oder Tanzen sind zum Training des Gleichgewichtssinns beispiels-weise sehr gut geeignet.

2.5 Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel

Patient: Rüdiger H., 68 Jahre, Rentner, früher Architekt, verheiratet

Anamnese: Herr H. berichtet von heftigen Drehschwin-delattacken, wenn er sich nachts im Bett umdreht. Wenn er dann einen Moment in Ruhe bleibe, verschwinde der Schwindel rasch wieder. Er dauere nur kurze Zeit, den-noch empfinde er den Schwindel als sehr beunruhigend. Herr H. achte schon darauf, sich möglichst wenig im Bett zu wenden. Solche Drehschwindelattacken seien auch schon manchmal tagsüber aufgetreten, wenn seine Frau ihn gerufen und er den Kopf zu ihr gedreht hat.

Untersuchung und Befunde: Blutdruckmessung, Auskultation des Herzens, EKG, neurologische Ba-sisuntersuchung und Blutentnahme: alterstypisch; Lagerungsprüfung nach Hallpike: nach kurzer Latenz rotatorische Nystagmen in das betroffene, unten lie-gende Ohr mit Crescendo-Decrescendo-Charakter mit

2.4 Leichte Schwindelgefühle im Alter

Patientin: Klara v. N., 82 Jahre, Rentnerin, früher Schnei-derin, alleinstehend

Anamnese: Frau v. N. kommt zur regelmäßigen Kont-rolle. Seit vielen Jahren ist sie wegen Diabetes Typ II und Hypertonie in Behandlung. Sie erhält Metformin, Biso-prolol sowie Valsartan/Hydrochlorothiazid. Im Gespräch klagt sie über eine neu aufgetretene Unsicherheit beim Gehen. Seit einiger Zeit habe sie das Gefühl, dass der Boden manchmal etwas schwankt. Frau v. N. ist beunru-higt, obwohl sie den Schwindel eigentlich als schwach empfindet. Aktiv fragt sie nach einem natürlichen Mittel gegen ihre Beschwerden. Frau v. N. ist auf dem rechten Ohr nach einem Hörsturz vor 12 Jahren fast taub, das Hörvermögen links ist stark eingeschränkt.

Untersuchung und Befunde: Blutzucker- und Blutdruck-einstellung stabil und zufriedenstellend, HNO-Befund regelrecht, orientierende neurologische Untersuchung ohne Auffälligkeiten

Diagnose: Beginnender Schwindel im Alter

Therapie: Homöopathisches Komplexmittel (Kombina-tion aus: Anamirta cocculus D4, Conium maculatum D3, Ambra grisea D6 und Petroleum retificatum D8), Emp-fehlung eines mobilisierenden Schwindeltrainings

Therapieverlauf: Drei Wochen später berichtet Frau v. N., dass es ihr besser gehe und der Boden nicht mehr schwanke. Sie hat sich bei einem in einer Senioreneinrich-tung angebotenem Gleichgewichtstraining angemeldet.

Kommentar: Im höheren Lebensalter ist Schwindel in der Regel ein multifaktorielles Phänomen. Die Verände-rungen beginnen schleichend, sodass Betroffene den Beginn der Beschwerden meist nicht benennen können. Verschiedene, oft nur gering ausgeprägte Defizite tref-fen zusammen und vermitteln ein Unsicherheitsgefühl. Einschränkungen im Gleichgewichtsorgan oder im propriozeptiven System werden beispielsweise durch ein vermindertes Hör- oder Sehvermögen verstärkt. Außerdem verlangsamen sich im Alter oft die zentra-len Verarbeitungsprozesse aufgrund von zerebralen Durchblutungsstörungen.

Die Diagnose wird meist nach Ausschluss anderer Ur-sachen gestellt. Aufgrund der häufig multimodalen Ge-nese ist eine differenzierte Abklärung von Einfluss- bzw. Risikofaktoren erforderlich, wie arterieller Hypertonus, Diabetes mit Polyneuropathie, beginnende Demenz, Ka-tarakt und Arthrose.

Solange die Beschwerden schwach sind und das Sturzri-siko nicht erhöhen, steht die Beruhigung des Patienten im Vordergrund. Wichtig ist es, ihm die Ursache des Schwin-dels zu erklären und ihm gegebenenfalls die Angst vor einer schwerwiegenden Erkrankung zu nehmen.

Abb. 10: Frau v. N. nimmt jetzt an einem Gleichgewichtstraining teil und es geht ihr sichtlich besser (Beispielbild).

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2.6 Vaskulär bedingte Synkope

Patientin: Maria S., 64 Jahre, Hausfrau

Anamnese: Frau S. berichtet, dass sie sich oft schwin-delig fühle und dass ihr dann ganz schwarz vor Augen werde. Sie sei auch schon mehrmals zusammengesackt. Glücklicherweise habe sie sich dabei nicht ernsthaft verletzt. Auf Nachfrage wird klar, dass Frau S. immer in solchen Situationen schwindelig wurde, wenn sie nach dem Mittagsschlaf aufgestanden ist. Den Mittagsschlaf hält sie auf dem Sofa im Wohnzimmer. Im vergangenen Jahr litt Frau S. an einem langwierigen Erysipel am Un-terschenkel, ansonsten ist sie bislang gesund.

Untersuchung und Befunde: Blutdruck RR 110/74, Ruhe-herzfrequenz 84/Min., Auskultation des Herzens, EKG, neurologische Basisuntersuchung und Blutentnahme: alterstypisch, Schellong-Test 1: im Stehen Anstieg der Herzfrequenz auf 101/Min., Anstieg des diastolischen Blutdrucks um 11 mmHg, Abfall des systolischen Blut-drucks um 12 mmHg.

Diagnose: Sympathikotone orthostatische Hypotonie

Therapie: kreislaufwirksame Übungen im Liegen vor dem Aufrichten (Wadenpumpe, Radfahren, Faust ballen und Finger strecken), zweiminütiges Verharren im Sitzen vor dem Aufstehen. Verlegen des Mittagsschlafes in das kühle Schlafzimmer.

Therapieverlauf: Beim Kontrolltermin 3 Wochen später berichtet Frau S., dass sie die Anweisungen befolgt habe und dass seither kein Schwindel mehr aufgetreten sei.

Kommentar: Das Orthostase-Syndrom ist eine beim Wechsel in die aufrechte Körperlage auftretende Regu-lationsstörung des Blutdrucks. Die Beschwerden sind zwar bei Jugendlichen im Wachstum am häufigsten, können aber in jedem Lebensalter auftreten. Die Gefahr einer sympathikotonen orthostatischen Hypotonie liegt vor allem in dem hohen Risiko für Sturzverletzungen – bei älteren Menschen häufig sehr folgenschwer. In der Regel führen bereits nicht-medikamentöse Maßnah-men zum Erfolg. Alpha-Adrenozeptor-Agonisten sind schwerwiegenden Fällen vorbehalten.

Grundsätzlich können die Ursachen von Synkopen vaskulärer, kardialer, neurogener oder psychogener Art sein. Zudem können bestimmte Arzneistoffe, vor allem Antiarrhythmika und Antihypertensiva Synkopen indu-zieren. Dies gilt es diagnostisch abzuklären und dann entsprechend zu behandeln.

Sistieren nach max. 1 Minute und Seitenumkehr nach dem Wiederaufrichten

Diagnose: Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel des hinteren Bogengangs

Therapie: Befreiungsmanöver nach Semont durch einen versierten und geschulten Kollegen aus dem Fachbe-reich der HNO-Heilkunde.

Therapieverlauf: Herr H. berichtet beim Kontrolltermin nach 11 Tagen, dass er beim Kopfdrehen keinen Schwin-del mehr verspüre. Wenige Tage nach dem Befreiungs-manöver empfand er noch ein unsicheres Gefühl.

Kommentar: Der benigne paroxysmale Lagerungs-schwindel (BPLS) wird durch eine Drehbewegung des Kopfes oder des gesamten Körpers ausgelöst. Die Schwindelattacke ist charakteristischerweise sehr kurz und dauert nur etwa 30 Sekunden. Ursache sind Otoko-nien, die sich aus der gelartigen Macula utriculi gelöst haben und in einen der drei Bogengänge gelangt sind. Bei Kopfrotation in Richtung des betroffenen Bogen-gangs kann es zu einer Irritation der Cupula durch die abgelösten Otolithen im Endolymphschlauch kommen. Durch entsprechende Auslenkung der Cupula werden die Rezeptoren des Bogenganges erregt, wodurch eine Drehschwindelsensation entsteht. BPLS kann in jedem Alter auftreten, ist aber bei älteren Menschen häufiger [28, 29]. Der benigne paroxysmale Lagerungsschwin-del wird primär physikalisch mit entsprechenden Be-freiungsmanövern behandelt. Ziel ist es, die gelösten Otolithen durch gerichtete Kopfbewegungen aus den Bogengängen zurück in den Utrikulus zu befördern. So-fern der Hausarzt in den unterschiedlichen Befreiungs-manövern nicht erfahren ist, sollte er den Patienten an einen entsprechend qualifizierten HNO-Arzt oder Neu-rologen überweisen [7]. Da häufig auch nach einem er-folgreich durchgeführten Befreiungsmanöver für einige Zeit leichte Residualsymptome verbleiben [30], kann zur Linderung ergänzend die Fixkombination aus Cinnarizin und Dimenhydrinat über etwa zwei Wochen eingesetzt werden.

Abb. 11: Herr H. litt unter dem Lagerungsschwindel, d. h. Schwindel beim Drehen des Kopfes (Beispielbild).

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Im hausärztlichen Patientenklientel ist auch ein episodi-scher Drehschwindel mit wechselnder Intensität recht häufig. Irreführenderweise wird er manchmal auch als „Menièrescher Symptomenkomplex“ bezeichnet. Für die Behandlung hat sich ebenfalls die Fixkombination aus Cinnarizin und Dimenhydrinat als wirksamer und verträglicher erwiesen als Betahistin. Letzteres ist aus-schließlich Mittel der Wahl zur Anfallsprophylaxe beim sehr seltenen Morbus Menière.

3 Fazit

Schwindel ist ein häufiger Beratungsanlass in der haus-ärztlichen Praxis. Die Rangliste der Inzidenz von Schwin-delursachen in einer typischen Hausarztpraxis sieht fol-gendermaßen aus: multimodaler Schwindel (im Alter), zerebrovaskulärer Schwindel, Synkopen, benigner par-oxysmaler Lagerungsschwindel, peripher-vestibulärer Schwindel, wie z. B. Neuropathia vestibularis, Morbus Menière etc. Es sind also vor allem ältere Menschen, die mit wiederkehrendem Schwindel zu kämpfen haben. Ein erheblicher Teil der Patienten mit Schwindel (50 - 70 Prozent) im hausärztlichen Bereich lässt sich keiner sicher definierten Diagnose zuordnen. Bei diagnostisch schwierig zu klassifizierenden Schwindelbeschwerden liegen oft multifaktorielle oder auch psychogene Ursa-chen zugrunde.

Der chronische Schwindel im Alter ist ein multifaktoriell bedingtes Mischbild aus peripheren und zentralen Stö-rungen, das vor allem auf altersbedingten Defiziten sen-sorischer Funktionen und deren Verarbeitung im Gehirn beruht. Die Erkrankung schränkt nicht nur die Lebens-qualität ein, sondern setzt oft auch einen Teufelskreis von Angst, zunehmender Immobilität, Muskelabbau und mangelndem Training des Gleichgewichtssystems in Gang. Aufgrund des bestehenden Sturzrisikos und möglicher Sturzfolgen ist Schwindel unbedingt früh-zeitig zu behandeln. Stürze haben ein hohes Wiederho-lungsrisiko und mindern die Lebenserwartung. Mittel der ersten Wahl ist in der Regel die fixe Kombination aus Cinnarizin und Dimenhydrinat, die sich in Studien als sehr wirksam und gut verträglich erwiesen hat. Er-gänzt werden sollte die Pharmakotherapie mit einem Gleichgewichtstraining. Beginnender Schwindel im Al-ter kann mit einem natürlichen Arzneimittel behandelt werden, insbesondere auch dann, wenn der Patient dies ausdrücklich wünscht.

Häufige Folgen von chronischem Schwindel im Alter

• Gangunsicherheit• Vermeidungsverhalten• Immobilität• VerlustvonMuskelmasse• zunehmendeSchwäche• sozialerRückzug• Stürze• Verletzungen

Abb. 12: Mit entsprechenden Übungen hat Frau S. ihre Synkopen in den Griff bekommen (Beispielbild).

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27. Medical Tribune Online-Umfrage „Diagnose und Therapie von Schwindel in meiner Praxis“, Oktober 2012

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30. Lee NH et al., Otolaryngol Head Neck Surg 2009; 141: 232 – 236, Teggi R et al., Neurol Sci 2015: DOI 10.1007/s10072-015-2270-6

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Lernkontrollfragen

Bitte kreuzen Sie jeweils nur eine Antwort an.

1. Schwindel ist…

a. eine vorübergehende Bewusstseinstrübung.b. stets psychisch bedingt.c. eine akute Störung des dreidimensionalen Sehens.d. eine Folge von Tinnitus.e. eine Störung der räumlichen Orientierung.

2. Die 1-Jahres-Prävalenz für Gleichgewichtsstörungen und Schwindel liegt für über 65-Jährige bei etwa

a. 10 %b. 20 %c. 30 %d. 40 %e. 50 %

3. Welche Aussage ist falsch? Schwindel kann durch Inkonsistenz peripher gewonnener Informationen entstehen, und zwar…

a. des Gleichgewichtsorgans.b. des Sehsinns.c. durch leichte Störungen unterschiedlicher Organsysteme.d. des Tastsinns.e. des propriozeptiven Systems.

4. Welche Aussage ist falsch?

a. Sportarten wie Tai-Chi oder Tanzen sind zum Training des Gleichgewichtssinns geeignet.b. Ältere Menschen sind besonders häufig von komplexem Schwindel betroffen.c. Komplexer Schwindel beruht vornehmlich auf der Störung des propriozeptiven Systems.d. Auch das Gehirn kann Ort der Schwindelentstehung sein.e. Schwindel kann sich aufgrund von Adaptationsprozessen von selbst bessern.

5. Welcher der genannten Risikofaktoren für das Auftreten von Schwindel ist falsch?

a. männliches Geschlechtb. hohes Lebensalterc. geringe Bildungd. depressive Symptomee. Mangel an körperlicher Aktivität

6. Wie hoch liegt der Anteil der Patienten mit Schwindel im hausärztlichen Bereich, der sich keiner definierten Diagnose zuordnen lässt?

a. <10 %b. 10 - 20 %c. 20 - 40 %d. 30 - 50 %e. 50 - 70 %

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7. Richtig ist? Das Orthostase-Syndrom…

a. ist eine beim Wechsel in die aufrechte Körperlage auftretende Regulationsstörung des Blutdrucks.b. ist ein Syndrom bei dem die Beschwerden bei Jugendlichen sehr selten auftreten.c. zeichnet sich dadurch aus, dass es ausschließlich im geriatrischen Alter (+ 80. Lebensjahr) auftritt.d. zeichnet sich durch die Gefahr einer sympathikotonen orthostatischen Hypotonie mit hohem Risiko für kardiale

Vorfälle aus.e. zeichnet sich dadurch aus, dass in der Regel nicht-medikamentöse Maßnahmen nicht zum Erfolg führen.

8. Welche der folgenden Aussagen zum M. Menière ist falsch?

a. Es ist eine der häufigsten Schwindelformen des alten Menschen.b. Es handelt sich um eine chronische Innenohrerkrankung.c. M. Menière geht charakteristischerweise mit einer Tiefton-Hörminderung einher.d. Zur Anfallsprophylaxe wird Betahistin eingesetzt.e. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei etwa 55 Jahren.

9. Welche der folgenden Aussage ist falsch? Schwindel…

a. ist ein unabhängiger, bestimmender Faktor für eine erhöhte Mortalität.b. beruht in den seltensten Fällen auf einer schweren Erkrankung.c. kann die Lebensqualität vor allem alter Menschen deutlich einschränken.d. erhöht das Sturzrisiko.e. wird in der Regel durch autogenes Training positiv beeinflusst.

10. Welche Aussage ist falsch? Dimenhydrinat…

a. ist ein Antihistaminikum.b. gibt es in zwei verschiedenen Salzformen. c. wirkt gegen Übelkeit und Erbrechen.d. wirkt bei Schwindel synergistisch mit Cinnarizin.e. reguliert die zentrale Reizverarbeitung in den Vestibulariskernen.

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Angaben zur Person (bitte leserlich ausfüllen)

Anrede, Titel

Name, Vorname

Straße, Hausnummer

PLZ, Ort

E-Mail (für die Zusendung der Teilnahmebescheinigung)

Ich bin tätig als: □ niedergelassener Arzt □ Assistenzarzt □ Oberarzt

Fachgebiet

Ort / Datum Unterschrift

Datenschutz: Ihre Daten werden ausschließlich für die Bearbeitung dieser Fortbildungseinheit verwendet. Es erfolgt keine Speiche-rung der Ergebnisse über die für die Bearbeitung der Fortbildungseinheit notwendige Zeit hinaus. Die Daten werden nach Versand der Teilnahmebescheinigung anonymisiert. Namens- und Adressangaben dienen nur dem Versand der Teilnahmebescheinigung. Die Angaben zur Person dienen statistischen Zwecken und werden separat von den Adressangaben verarbeitet.

AD-Stempel

Arzt-Stempel

EFN- bzw. Barcode-Aufkleber

Auswertung der Lernerfolgskontrolle

Erklärung: Ich versichere, dass ich die Beantwortung der Fragen selbstständig und ohne fremde Hilfe durchgeführt habe.

Antwort auf Frage a b c d e

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

□ Chefarzt□ Sonstiges

Zum Erhalt von bis zu 2 CME-Punkten füllen Sie bitte diesen Antwortbogen vollständig aus u. senden ihn an die Faxnummer:

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Evaluation des Fortbildungsmoduls

Welche Aspekte wurden in dieser Fortbildung nicht oder zu wenig berücksichtigt?

Welche Wünsche bleiben für künftige Fortbildungen offen?

Vielen Dank für Ihre Mitarbeit

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A Meine Erwartungen hinsichtlich der Ziele und Themen der Fortbildung haben sich erfüllt.

B Während des Durcharbeitens habe ich fachlich gelernt.

C Der Text hat Relevanz für meine praktische Tätigkeit.

D Die Didaktik, die Eingängigkeit und die Qualität des Textes sind sehr gut.

E Gemessen am zeitlichen und organisatorischen Aufwand hat sich die Bearbeitung gelohnt.

F In der Fortbildung wurde die Firmen- und Produktneutralität gewahrt.

G Diese Form der Fortbildung möchte ich auch zukünftig erhalten.

H

Meine Fortbildungen verteilen sich prozentual wie folgt:

% Kongresse, Symposien, Workshops

% Internetfortbildungen

% CD-Fortbildungen

% Fortbildungen in schriftlicher Form

Sehr geehrte Teilnehmerin, sehr geehrter Teilnehmer,

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Notizen:

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