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Segel neu gesetzt Künstler Nikolaus Koliusis reinigt seine Kunstwerke im Treppenhaus der Universitäts- Chirurgie persönlich. Und hat auch gleich noch Ersatz für ein verschwundenes Bild mitgebracht. Von Dagmar Klein B lau ist die Farbe des Himmels, der Weite und der Hoffnung. Blau ist auch die Lieblingsfarbe vieler Künstler, die mit ver- schiedenen Mitteln daraus staunenswerte Kunst erschaffen. Einer von ihnen ist Niko- laus Koliusis, der 1996 für das gläserne Trep- penhaus des Chirurgie-Neubaus der Univer- sitätsklinik ein Ensemble in Blau umsetzte. Am bekanntesten ist die Blaue Kugel, die außen über dem Weg schwebt. Doch auch im Treppenhaus selbst befinden sich einige Wer- ke, die jedoch so selbstverständlich gewor- den sind, dass sie kaum beachtet werden. Seit es mit Dr. Susanne Ließegang eine Kunstbeauftragte am Klinikum gibt, wird das Augenmerk auch auf die »Kunst am Bau« – Werke früherer Jahrzehnte gerichtet. Zu ihren Aufgaben gehört neben der Inven- tarisierung auch die Organisation von not- wendig gewordenen Reinigungen. Nach 25 Jahren waren die Blautöne der Koliusis- Kunstwerke matt geworden. Die Kugel im Außenraum wurde bereits im vergangenen Jahr gereinigt, die Werke im Treppenhaus waren in dieser Woche dran. Dafür reiste der Künstler, der in der Stuttgarter Region lebt, persönlich an, zusammen mit seiner Assis- tentin. Sie haben die notwendige Erfahrung im Umgang mit dem Material und falls et- was kaputt ginge, könnten sie es gleich repa- rieren. Die vier großen gebogenen Segel, die im Freiraum der kreisförmig sich hochschrau- benden Treppe hängen, wurden mit einem Enterhaken eingeholt. Die Staubschicht ließ sich von den Folien mit Wasser entfernen. Der Künstler staunt darüber, wie gering die Verschmutzung in den zurückliegenden 25 Jahren war. Das Material sei eine spezielle Plastikfolie, die beim Filmdreh verwendet wird, erzählt er auf Nachfrage. »Die kommt quasi aus Hollywood. Sie wird in Scheinwer- fer eingelegt, um bei Kunstlicht den Ein- druck von Tageslicht entstehen zu lassen. Das Material ist also besonders robust und seine Farbe lichtbeständig.« Koliusis kommt ursprünglich von der Fotografie, daher sind ihm die Phänomene der Lichtbrechungen ge- läufig. Nach der Re-Positionierung der Segel kommt die Transparenz der Folien wieder voll zur Geltung, die verschiedenen Blautöne leuchten ungebrochen und die Sonne wirft Farbmuster auf die diversen Teile des Trep- penhauses. Der Künstler strahlte vor Freude über die gelungene Aktion und dass sein Kunstwerk so zeitlos wirkt. Die Kunstbeauf- tragte freut sich besonders darüber, dass ein verschwundenes Wandbild bei dieser Gele- genheit ersetzt wurde. Anstelle eines Quadrats wählte der Künst- ler jetzt ein kreisförmiges Bild, was eine we- sentlich dynamischere Wirkung hat und mit der Kugel draußen korrespondiert. Die Wandbilder gehen auch untereinander eine ideelle Verbindung, erklärt er voll Begeiste- rung. Das breite Querformat auf der unteren Ebene stehe für den Horizont, der Kreis in der Mitte für Planeten im freien Raum und das Quadrat auf der dritten Ebene stehe für Ordnung und Orientierung. Das Kunstensemble von Nikolaus Koliusis lässt sich zu den Öffnungszeiten des Klini- kums jederzeit besichtigen. Die Staubschicht ließ sich von den Folien mit Wasser entfernen – und dafür greift Künstler Nikolaus Koliusis auch gerne selbst zum Putzlappen. (Foto: dkl)

Segel neu gesetztfreundeskreis-der-kunst-im-uniklinikum-giessen.de/wp-content/uploads/... · Leitung v on Kantorin Marina Sagorski. Baroc k und Romantik Gießen (pm). Ein Or gelk

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Freitag, 7. April 2017 Nummer 83 - Seite 33Aus der Stadt Gießen

Lesung mit Texten vonHorst-Eberhard Richter

Gießen (pm). Eine Lesung mit Textendes vielseitig tätigen Gießener Psychoana-lytikers Horst-Eberhard Richter findet amSonntag, 9. April, um 20 Uhr auf der taT-Studiobühne statt. Es lesen Marlene-Sophie Haagen, Maximilian Schmidt undChristian Lugerth. Stückbegleitend zu demSchauspiel »Flüchten oder Standhalten«,das am 21. April Premiere hat, werden amSonntag die Texte Richters gelesen. Be-kannt wurde er vor allem durch seine Ar-beit als Psychoanalytiker. Schwerpunkt derLesung wird seine Arbeit zum ThemaFriedlosigkeit sein und wie sich diese alsseelische Krankheit verfestigen kann. Gän-gige Annahmen in der Gesellschaft sindbeispielsweise, dass Menschen, die ge-kränkt werden, auf Rache sinnen oder Per-sonen, die sich selbst nicht lieben, zurFeindseligkeit neigen. Richter lotete diesesThemengebiet jedoch weiter aus und wid-mete sich in vielen seiner Forschungen denMustern menschlichen Verhaltens. SeineAnalysen und Erkenntnisse hat er in meh-reren Büchern festgehalten. Die Leitungdes Abends haben Christian Lugerth undMatthias Schubert.

Kantate zum Mitsingen zuOstern in der Petruskirche

Gießen (pm). Am Ostersonntag um 11Uhr gibt es die Möglichkeit, das Osterfestaktiv zu gestalten. In der Petrusgemeindekönnen Interessierte die Kantate von Jo-hann Sebastian Bach »Erfreut euch, ihrHerzen« mitsingen. Die Petruskantorei bie-tet zusammen mit Solisten und einem Or-chester die Möglichkeit, den Ostergottes-dienst in etwa so zu erleben, wie es wahr-scheinlich zu Bachs Zeiten war – mit vielfestlicher Musik. Sängerinnen und Sängerin allen Stimmlagen sind eingeladen, dieKantate mit der Kantorei einzuüben undim Festgottesdienst gemeinsam aufzufüh-ren. Letzte Chorproben finden statt im Ge-meindehaus im Wartweg 9 (Samstag, 15.April, von 11 bis 13 Uhr und Ostersonntagab 9 Uhr. Wer das Stück allein einüben willoder bereits gut kennt, kann selbstver-ständlich auch direkt zur Generalprobe amSamstag, 15. April, um 11 Uhr kommen. DieNoten werden nach Anmeldung zuge-schickt (per E-Mail an [email protected], Tel. 0641/25090737 oder im Gemeindebüro unter Tel.0641/ 23535). Die Aufführung an sich fin-det am Ostersonntag, 16. April, 11 Uhr inder Petruskirche statt. Als Gesangssolistenwirken Michaela Wehrum (Alt), ShawnMlynek (Tenor) und Leo Jang (Bass). Esspielt Camerata gisensis und die Petrus-kantorei mit ihren Gästen singt unter derLeitung von Kantorin Marina Sagorski.

Barock und RomantikGießen (pm). Ein Orgelkonzert mit Wer-

ken aus Barock und Romantik erklingt amSonntag um 17 Uhr in der Johanneskirche.Drei Werke haben Lieder aus der Reforma-tionszeit zur Grundlage: Dietrich Buxtehu-des Choralfantasie über Martin LuthersLied »Nun freut euch, lieben ChristenGmein« gehört zu den umfangreichsten Or-gelwerken des Hochbarock, F. Mendels-sohns 6. Orgelsonate variiert den Choral»Vater unser im Himmelreich« im romanti-schen Stil und das Passionslied »O Mensch,bewein dein Sünde groß« erklingt in einerVertonung von Bach.

Kontrastierend dazu spielt ChristophKoerber Choräle aus der französisch-sinfo-nischen Tradition: u.a. den »Choral« aus der2. Sinfonie von LuisVierne.

❯ Kulturtermine

Dialog der Kulturen – Der Verein für Inter-kulturelle Bildung und Begegnung und derVerein CARP laden für 14. April von 15 bis18 Uhr zum Workshop »Interkulturelle Be-gegnung und Dialog« ins ZiBB (Hannah-Arendt-Straße 8) ein. Die Teilnehmer desWorkshops werden gemeinsam über die He-rausforderungen des interkulturellen Lebensdiskutieren und sich vorstellen wie ein er-folgreicher Dialog der Kulturen aussehenkann. Der Eintritt ist frei.

Marco Marchi im Jokus – Der Verein Kul-Tour 2000 präsentiert wieder ein musikali-sches Highlight: Marco Marchi and the MojoWorkers spielen am Samstag, 22. April, um20 Uhr im Jokus. Karten für diese Veranstal-

tung können bei [email protected] oderunter Tel. 0641/38177 reserviert werden undkosten an der Abendkasse 18 Euro. MarcoMarchi and The Mojo Workers ist ein akusti-sches Blues-Quartett, das von erfahrenenMusikern gebildet wird. Sie haben es ge-schafft, eine Nische in der europäischenBlues-Szene zu besetzen und bringen einRepertoire aus Blues, Ragtime, Early Jazzund Boogie von den 1920er bis 1950er Jah-ren auf die Bühne. Der Sound ist individuellgestaltet. Sie interpretieren ihre Lieder, in-dem sie die ursprüngliche Energie assimi-liert und mit Leidenschaft und Authentizitätspielt. Das Ergebnis: eine vibrierende Mi-schung von Klängen, aufgefüllt mit PathosderVergangenheit.

Die Schüler mit Mohamad Osman (hinten in der Mitte). (Foto: pm)

Eine Frage der PerspektiveWorkshop mit dem syrischen Fotograf Mohamad Osman

Gießen (pm). Das Büro für Integration,das Projekt »Interkulturelle Nachbarschaf-ten gestalten« und der syrische Fotograf Mo-hamad Osman hatten zu einem Workshopfür Schüler ins Rathaus eingeladen. Auf-grund des hohen Interesses fanden zweiWorkshops statt. Thema der Veranstaltungenwar »Ästhetik und Perspektive«. Für dieSchüler der Gesamtschule Gießen-Ost undder Ricarda-Huch-Schule in Begleitung ih-rer Lehrkräfte bestand die Möglichkeit, überFotografie allgemein und die Geschichtender Fotografien Osmans insbesondere zusprechen. Dabei stand die Perspektive desFotografen Mohamad Osman im Mittel-punkt. Gebannt hörten ihm die Schüler beieindrucksvollen Schilderungen über seineErfahrungen als Fotograf im Bürgerkrieg inAleppo sowie über seine Erlebnisse auf derFlucht von Syrien über die Türkei und Grie-chenland nach Deutschland zu. Gemeinsam

besichtigten alle im Anschluss seine Ausstel-lung. Osman schilderte beispielsweise, dasser sich selbst in dem Bild mit dem Titel»Hoffnung« wiedersehe. Ihm sei von deut-schen Behörden immer wieder prophezeitworden, dass er in Deutschland keine Chan-ce als Fotograf haben würde und lieber et-was anderes machen solle. Nun fand seinesiebte Vernissage statt. Nach der Begehungfanden sich die Schulklassen wieder im Her-mann-Levi-Saal zusammen. Dort zeigte derKünstler einen kurzen, von ihm zusammen-gestellten Film mit weiteren Fotografien, indem er besonderen Fokus auf die Situationvon geflüchteten Kindern legte, da sie fürihn der Inbegriff von Hoffnung seien, manaus ihren Augen vieles lesen könne.

Die Ausstellung »Einblicke und Augenbli-cke – Mit anderen Augen sehen« ist noch bis20. April im Atrium und im 1. Stock des Rat-hauses zu besichtigen.

❯ Kurz notiert

Karfreitag geschlossen – Die drei Häuserdes Oberhessischen Museums (AltesSchloss, Leib’sches Haus und Wallen-fels’sches Haus) bleiben am Karfreitag, den14. April, geschlossen. Das teilt die StadtGießen mit.

Segel neu gesetztKünstler Nikolaus Koliusisreinigt seine Kunstwerke imTreppenhaus der Universitäts-Chirurgie persönlich. Und hatauch gleich noch Ersatz fürein verschwundenes Bildmitgebracht.

Von Dagmar Klein

Blau ist die Farbe des Himmels, der Weiteund der Hoffnung. Blau ist auch die

Lieblingsfarbe vieler Künstler, die mit ver-schiedenen Mitteln daraus staunenswerteKunst erschaffen. Einer von ihnen ist Niko-laus Koliusis, der 1996 für das gläserne Trep-penhaus des Chirurgie-Neubaus der Univer-sitätsklinik ein Ensemble in Blau umsetzte.Am bekanntesten ist die Blaue Kugel, dieaußen über dem Weg schwebt. Doch auch imTreppenhaus selbst befinden sich einige Wer-ke, die jedoch so selbstverständlich gewor-den sind, dass sie kaum beachtet werden.

Seit es mit Dr. Susanne Ließegang eineKunstbeauftragte am Klinikum gibt, wirddas Augenmerk auch auf die »Kunst amBau« – Werke früherer Jahrzehnte gerichtet.Zu ihren Aufgaben gehört neben der Inven-tarisierung auch die Organisation von not-wendig gewordenen Reinigungen. Nach 25Jahren waren die Blautöne der Koliusis-Kunstwerke matt geworden. Die Kugel imAußenraum wurde bereits im vergangenenJahr gereinigt, die Werke im Treppenhauswaren in dieser Woche dran. Dafür reiste derKünstler, der in der Stuttgarter Region lebt,persönlich an, zusammen mit seiner Assis-tentin. Sie haben die notwendige Erfahrungim Umgang mit dem Material und falls et-was kaputt ginge, könnten sie es gleich repa-rieren.

Die vier großen gebogenen Segel, die imFreiraum der kreisförmig sich hochschrau-benden Treppe hängen, wurden mit einemEnterhaken eingeholt. Die Staubschicht ließsich von den Folien mit Wasser entfernen.Der Künstler staunt darüber, wie gering dieVerschmutzung in den zurückliegenden 25

Jahren war. Das Material sei eine speziellePlastikfolie, die beim Filmdreh verwendetwird, erzählt er auf Nachfrage. »Die kommtquasi aus Hollywood. Sie wird in Scheinwer-fer eingelegt, um bei Kunstlicht den Ein-druck von Tageslicht entstehen zu lassen.Das Material ist also besonders robust undseine Farbe lichtbeständig.« Koliusis kommtursprünglich von der Fotografie, daher sindihm die Phänomene der Lichtbrechungen ge-läufig.

Nach der Re-Positionierung der Segelkommt die Transparenz der Folien wiedervoll zur Geltung, die verschiedenen Blautöneleuchten ungebrochen und die Sonne wirftFarbmuster auf die diversen Teile des Trep-penhauses. Der Künstler strahlte vor Freudeüber die gelungene Aktion und dass sein

Kunstwerk so zeitlos wirkt. Die Kunstbeauf-tragte freut sich besonders darüber, dass einverschwundenes Wandbild bei dieser Gele-genheit ersetzt wurde.

Anstelle eines Quadrats wählte der Künst-ler jetzt ein kreisförmiges Bild, was eine we-sentlich dynamischere Wirkung hat und mitder Kugel draußen korrespondiert. DieWandbilder gehen auch untereinander eineideelle Verbindung, erklärt er voll Begeiste-rung. Das breite Querformat auf der unterenEbene stehe für den Horizont, der Kreis inder Mitte für Planeten im freien Raum unddas Quadrat auf der dritten Ebene stehe fürOrdnung und Orientierung.

Das Kunstensemble von Nikolaus Koliusislässt sich zu den Öffnungszeiten des Klini-kums jederzeit besichtigen.

Die Staubschicht ließ sich von den Folien mit Wasser entfernen – und dafür greift KünstlerNikolaus Koliusis auch gerne selbst zum Putzlappen. (Foto: dkl)

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