Seit 1804Die Kunst des HandelnsSchroders – eine europäische Handels- und Finanzdynastie

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SCHRO-Hist-50-08/09

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„Arbeiten Sie hart daran,

ein vernünftiger Mensch zu werden,

nehmen Sie gute, bescheidene Manieren an

und träumen Sie nicht

von spanischen Luftschlössern.“ Johann Heinrich Schröder, 1846;Ratschlag an Heinrich Schliemann

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Der Schroders-Kosmos

Wer das elegante Schroders-Wappen pas-siert, darf alles erwarten, nur kein gewöhn-liches Bankhaus. Schroders ist zwar ein global agierendes börsennotiertes Unter-nehmen, wird aber anders als die meisten Mitbewerber schon seit 1804 von der Gründer familie geprägt und konzentriert sich auf wenige klar umrissene Geschäftsfelder.

In deren Zentrum steht die Vermögens-verwaltung, die seit 1923 außerordentlich erfolgreich betrieben wird. Wenn Schroders heute zu den führenden Vermögensverwal-tern der Welt gehört, dann liegt das nicht nur an einem gehörigen Maß an Fleiß und Disziplin, sondern auch an der Unabhängig-keit des Unternehmens, an der besonderen Qualifikation der Mitarbeiter und an der be-sonnenen Konzentration aufs Wesent liche. Oder, in den Worten des Wirtschaftshistori-kers Richard Roberts: „Drei große Themen durchziehen die 200-jährige Schroders-Geschichte: die noch immer lebendige Familien tradition, der beständige Blick über

Willkommen!

den eigenen Tellerrand und ein disziplinier-ter, zurückhaltender Unternehmensstil.“

Die folgenden Seiten vermitteln Ihnen Ein-blicke in die Schroders-Welt: Lernen Sie den charismatischen Unternehmensgründer Johann Heinrich Freiherr von Schröder ken-nen und verfolgen Sie die Entwicklung des Unternehmens von einer traditionellen Han-delsfirma über eine renommierte Handels-bank bis hin zur modernen Vermögensver-waltung. Lesen Sie, was Schroders heute ausmacht – und schauen Sie gelegentlich bei uns vorbei.

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Johann Heinrich Freiherr von Schröder (1784–1883), geadelt im Jahr 1868

Gestatten, J. H. von Schröder

Von einem, der auszog …

Johann Heinrich Schröder (1784–1883) war der fünfte Sohn des Kaufmanns Christian Matthias Schröder und 17 Jahre jung, als ihn sein Vater 1802, mitten in den Napo-leonischen Kriegen, von Hamburg nach London schickte. Dort trat er in die Firma seines Bruders Johann Friedrich ein und wurde 1804 Teilhaber. Weil die Schröders mit Lebens mitteln und Konsumgütern handelten, die sie per Schiff transportieren ließen, war die Präsenz in den größten europäischen Seehäfen wichtig. Christian Matthias hatte die Geschäfte im großen Stil internationali-

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Anwesen der Familie J. H. von Schröder an der Elbe in Othmarschen

Hafen von Liverpool um 1850 zur Glanzzeit von J. H. Schröder & Co.

siert, doch es war sein Sohn Johann Hein-rich, der ein neues lukratives Betätigungs feld erschloss: die Handelsfinanzierung. 1818 in London, 1819 in Hamburg und 1839 in Liverpool gründete er drei eigene Firmen, die sich ab 1850 zu einer renom-mierten Handels bank entwickelten und kom-menden Generationen den Weg ebneten. Was Johann Heinrich auszeichnete, prägt Schroders noch heute: Ehrgeiz, harte Arbeit, Selbstdisziplin und höchste Ansprüche an die Mitarbeiter.

Gestatten, J. H. von Schröder

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Familienbande

Die Schröders gehören zu den großen Han delsdynastien Europas. Ähnlich wie die Bardi und Peruzzi im Mittel alter oder die Medici im Florenz des 15. und 16. Jahrhun-derts schufen sie ein regelrechtes Netz aus Familienfirmen in strategisch wichtigen Metropolen. Johann Heinrichs Urgroßvater war Tabakfabrikant, Großvater Anthon startete in Quakenbrück den Handel mit Konsum-gütern. Zur internationalen Entfaltung gelangte das Familien netzwerk mit Anthons fünf Söhnen, die allesamt Kaufleute wurden und wiederum Kaufmannssöhne hervorbrachten. Im Jahr 1821, als Christian Matthias, der aktivste und erfolgreichste von Anthons Söhnen, starb, arbeiteten bereits verschiedene Schröder-Unternehmen in Bremen, Ham-

burg, London, Amsterdam, St. Petersburg und Riga. Ab 1857 gab Johann Heinrichs Unternehmen J. Henry Schröder & Co. in der Familie den Ton an. Die Handels finanzierung, die sich anfangs vor allem auf die anderen Schröder-Unter nehmen konzen triert hatte, etablierte sich als eigenständiges Geschäfts-feld. Über die Jahrzehnte hinweg – aus der immer einflussreicheren Handelsbank wurde schließlich eine führende Ver mögens ver wal-tung – haben sich die Schröders immer wieder hervorragende Partner ins Boot geholt, ohne die Kontrolle aus der Hand zu geben. Auch heute noch halten Mitglieder der sechsten Generation seit Johann Heinrich wichtige Anteile am Unternehmen.

Eine europäische Handelsdynastie

Hamburger Hafen im 19. Jahrhundert

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Entdeckergeist

Anfang an. Daher ist es vielleicht kein Zufall, dass Mitte des 19. Jahrhunderts ein Mann für Schroders arbeitete, der später selbst als Entdecker berühmt werden sollte: Heinrich Schliemann. Der sprachbegabte Pfarrers-sohn fing 1844 als Buchhalter beim Handels-haus B. H. Schröder & Co. in Amsterdam an und leitete später eine Handelsniederlassung für verschiedene Schröder-Firmen in St. Peters burg. Durch Gründung einer Gold-gräberbank in Sacramento und als Liefe-rant der zaristischen Armee im Krimkrieg gelangte er zu Reichtum, blieb aber bis in die frühen 1860er Jahre Schröder-Agent in Russland. Dabei hatte sich Johann Heinrich

An den richtigen Stellen graben

Heinrich Schliemann als russischer Kaufmann, 1861

Schroders ist ein diszipliniertes, besonnenes Unternehmen – konservativ war es nie. Der Drang in die Welt und ein gehöriges Maß an Innovationsgeist waren Triebfedern von

Schröder noch 1846 in einem Brief an ihn beschwert: „Sie schwätzen zu viel, haben zu hohe Erwartungen und sind in Trugbilder vernarrt. (...) Arbeiten Sie hart daran, ein vernünftiger Mensch zu werden, nehmen Sie gute, bescheidene Manieren an und träumen Sie nicht von spanischen Luftschlössern.“ Schliemann muss es sich zu Herzen ge-nommen haben. Denn in der Folge wurde er nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann, sondern auch ein gefeierter Archäologe. Den größten Ruhm erntete er für die Entdeckung und Ausgrabung Trojas in den 1870er Jahren. Da hatte sich Schroders bereits unter den führenden Handelsbanken der Welt etabliert.

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1514

Stark im Sturm der Zeit

1. Wie alles begann1804 gilt als Gründungsjahr von Schroders. Es ist das Jahr, in dem Johann Heinrich Schröder Partner seines älteren Bruders Jo-hann Friedrich in London wird. J. F. Schröder & Co. ist ein auf Zucker spezialisiertes Handelsunternehmen, das sich – noch ungewöhnlich zu der Zeit – durch Handels-finanzie rung ein weiteres Standbein schafft.

2. J. Henry Schröder & Co.Ende 1817 beenden die beiden Brüder ihre Partner schaft. In der Folge gründet Johann Heinrich drei nach ihm benannte Firmen in Hamburg, in London und in Liverpool. Ein kluger Schachzug, denn Hamburg wird als Warenumschlagplatz immer wichtiger und England zur größten Kolonialmacht der Welt.

3. Merchants & BankersUnter Mitwirkung des ältesten Sohnes des Firmengründers, Johann Heinrich Wilhelm, genannt John Henry, baut das Mutterun-ternehmen J. Henry Schröder & Co. die Handelsfinanzierung konsequent aus und setzt einen weiteren Schwerpunkt im An-

Eine kleine Schroders-Geschichte

in 10 Kapiteln

Ankunft J. H. Schröders und seiner Familie in Dover in den 1820er Jahren

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sion. Bruno, ab 1895 Teilhaber, geadelt 1904 von Kaiser Wilhelm II., ab 1910 Senior-Partner des Londoner Unternehmens, wird in England wegen seines Freiherrn-Titels auch „Baron“ genannt. Er hilft nach dem Ersten Weltkrieg beim Aufbau Deutschlands mit Finanzierungsgeschäften und ist auch in Österreich ein gesuchter Berater.

6. Schrobanco1923 wagt die neu gegründete J. Henry Schröder Banking Corporation, nach ihrem Telegrafenkürzel einfach nur „Schrobanco“ genannt, den Schritt nach New York. Der Schröder-Ableger, der bald auch das gesamte amerikanische und lateinamerika-nische Geschäft abwickeln sollte, wird zum ersten Mal an der Wall Street gehandelt.

7. Stichwort: VermögensverwaltungDrei Jahre später werden Bruno Schröders Sohn Helmut und Henry Tiarks – beide 25 Jahre alt – Teilhaber am Unternehmen ihrer Väter, J. Henry Schröder & Co. Sie bauen das Kapitalanlagegeschäft aus und

Stark im Sturm der Zeit Stark im Sturm der Zeit

leihegeschäft. Allen politischen Wirren zum Trotz wird aus der kleinen anglo-deutschen Handelsfirma eine der wichtigsten Handels-banken Europas. „Merchants & Bankers“ – so umreißt Johann Heinrich das Geschäft.

4. Ein besonderer CoupBereits 1853 hat John Henry erstmals eine kubanische Anleihe in London platziert. Als Japan mitten im Modernisierungsprozess Geld für eine erste Eisenbahnlinie zwischen Tokio und der Hafenstadt Yoko hama benö-tigt, gelingt J. Henry Schröder & Co. im Jahr 1870 ein noch größerer Coup: Das Unter-nehmen begleitet die erste Anleihe emission der japanischen Regierung auf dem Londo-

ner Markt und katapultiert sich in die Riege der führenden Merchant-Banken weltweit.

5. Ein wendiger BaronNach einer langen Phase erfolgreicher Geschäfte in und mit den verschiedensten Ländern Südamerikas erlebt J. Henry Schrö-der & Co. unter Rudolph Bruno Schröder, einem Hamburger Neffen John Henrys, und verschiedenen Partnern eine weitere Expan-

Eröffnung der Tokio-Yokohama-Linie im Jahr 1872

Schröder-Bank in London, 1920er Jahre

1918

delsbanken Londons. 1957 wird der Name Schröder zu „Schroder“ anglisiert, aus der Teilhaberschaft wird eine Kapitalgesellschaft und 1959 eine Aktiengesellschaft, die in Lon-don an die Börse geht. In der Folge entste-hen Tochter- und Beteiligungsgesellschaften

auf den wichtigsten Finanzmärkten der Welt, verstärkt in Asien.

10. SchrodersDurch organisches Wachstum, aber auch durch wohlüberlegte Firmenkäufe (z. B. Helbert Wagg, 1960) bildet sich ab 1960 eine moderne weltweite Unternehmensgrup-pe heraus, für die sich der Name Schroders einprägt. Seit dem Verkauf der Investment-Banking-Sparte an die Citigroup (2000) konzentriert sich Schroders plc ganz auf das Geschäftsfeld Vermögensverwaltung und entwickelt es konsequent weiter.

Vorstand von Schroders plc, 1992, Bruno Freiherr von Schroder (1. Reihe ganz rechts)

Stark im Sturm der Zeit

Helmut Schröder (links) und Henry Tiarks (2. von rechts) als Trainees in Hamburg, 1921

richten eine Abteilung für Vermögensver-waltung ein.

8. Turbulente ZeitenHelmut Schröder wird 1940 Senior-Partner des Unternehmens und Vorsitzender von Schrobanco. Durch geschicktes Agieren hat der Amerika-Ableger den Wall-Street-Crash von 1929 gut überstanden. Jetzt entwickelt sich Schrobanco als von London relativ unabhängige Bankgesellschaft weiter und sichert während des Zweiten Weltkriegs, als es schwierig wird für anglo-deutsche Unter-nehmen, das Überleben der Dynastie.

9. Das Ö und O des BankgeschäftsSchon in den 1950er Jahren hat sich auch das Mutterunternehmen erholt und gehört wieder zu den großen internationalen Han-

Stark im Sturm der Zeit

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Gutes tun und nachhaltig investieren

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Ebenso ausgeprägt wie der Fleiß und die Disziplin der Familie Schröder ist ihr Sinn für das Gemeinwesen. Schon Johann Heinrich Schröders Vater, Christian Matthias, engagierte sich in der Hamburger Stadt-verwaltung. Als Lutheraner er hielt er 1768 die volle Bürgerschaft und wurde später sogar zum Bürgermeister (1816 bis 1821) ernannt. Sein Gedanke: der Gesellschaft, die ihn aufgenommen hatte, etwas zurückzu-

geben. Natürlich dachte Johann Heinrich Schröder ähnlich. Und so rief er 1853 die „Joh. Heinr. Schröders mildthä tige Stiftung“ ins Leben, die unverschuldet in Not gerate-nen Menschen in Hamburg durch Zuteilung einer Freiwohnung und eine jährliche Geldzu-wendung unterstützte. Für seine Verdienste um die Stadt Hamburg wurde er 1868 vom preußischen König Wilhelm I. zum Freiherrn geadelt. „Vor dem Dammthore“ entstand mit dem „Schröderstift“ eine Altenwohnanlage, die im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört und Anfang der 1950er Jahre wiederauf-gebaut wurde. Seit 1971 residiert das dem

Schröderstift um 1860

160 Jahre soziale Verantwortung

Diakonischen Werk angeschlossene Schrö-derstift am Kiwittsmoor und beherbergt rund 270 Menschen, die sich selbst versorgen, aber im Notfall Hilfe er halten. Dem konkre-ten sozialen Engagement bei Schroders, das durch den jahrzehntelangen Einsatz für das deutsche Wohlfahrtswesen in London und verschiedenste Spenden aktivitäten ergänzt wird, entspricht ein ethisch fundier-tes Bankgeschäft: Gesellschaftlich verant-wortungsvolle Investmentstrategien und die Berücksichtigung von ESG-Risiken (Environ-mental, Social and Governance Risks) sind für Schroders eine Selbstverständlichkeit.

2322Japan Center in Frankfurt am Main, Sitz von Schroders in Deutschland

Vermögen verwalten

l ca. 100 in Luxemburg domizilierte Fondsl 2.600 Mitarbeiterl darunter 325 Analysten und

Fonds managerl in 32 Büros und 25 Ländern/Regionen.

Privatanleger und Familienunternehmen, Kommunen und Stiftungen, aber auch Pen-sionskassen und Versicherungen schätzen den besonderen Schroders-Ansatz:l aktuellste Research- und Analyse-Instru-

mente zur Beurteilung des Marktes,l Investmentexperten mit nachgewiesenen

Investmenterfolgen,

Unabhängigkeit zählt: Schroders heute l Primär-Research – Schroders besucht

die Unternehmen selbst, statt sich auf Meinungen Dritter zu verlassen.

Weil sich Schroders ausschließlich auf die Vermögensverwaltung konzentriert, werden jegliche Interessenkonflikte vermieden. Diese Unabhängigkeit erlaubt es dem Unterneh-men, ausschließlich im Sinne der Partner und Kunden zu handeln. Angeboten werden moderne Fondslösungen, die nahezu jedem Anlagebedürfnis gerecht werden.

Mehr Informationen unter www.schroders.de und www.schroders.at

Das Mutterschiff der Schroder-Gruppe, Schroders plc, gehört zu den 100 größten Unter nehmen an der London Stock Exchange. Traditionsgemäß hält die Gründerfamilie eine Kontrollmehrheit von 47,7 % am Aktien-kapital. Als eine der großen unabhängigen Ver mögens verwaltungs gesellschaften der Welt kann Schroders (per September 2009) beein druckende Zahlen vorweisen: