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100 AKG C1000 S equipment recording magazin 2/14 AKGC1000S Gutgehalten! Seit seiner Einführung 1987 ist das AKG C1000 ein zuverlässiger Begleiter von Musikern und Sound-Engineers. Im 26. Jahr nach Produktionsbeginn spendiert AKG der kleinen Membran ein Update. S eit 1998 trägt das C1000 ein ange- hängtes S in der Modellbezeichnung. Das Back-Elektret-Kondensator-Mikrofon ist größer, massiver und schwerer als andere Kleinmembran-Vertreter, denn sein Gehäuse ist aus massivem Aluminium gefertigt und mit einem soliden Stahlkorb versehen. Eine robuste Allzweck-Waffe – der Legende nach sogar manchmal im wahrsten Sinne des Wortes. Ohne Zweifel gehört es aber zu der recht seltenen Kategorie von besonders sta- bilen „Pencil-Type“-Mikrofonen. Das Allein- stellungsmerkmal des C1000 ist das legen- däre Batteriefach für einen 9-Volt-Block. Dies wurde jetzt auf ein Paar AA-Zellen umgestellt. Die Batterien sollen hunderte Stunden halten, und man kann das Mikrofon auch mit Phan- tomspeisung betreiben. Eine Stunde, bevor die Batterien versagen, leuchtet eine LED. Wir haben es also mit einem Konden- satormikrofon zu tun, das man auch an Eingänge ohne Phantomspeisung anschlie- ßen kann – was nützlich sein kann, wenn die Phantomspeisung eines Mischpults in größeren Gruppen geschaltet wird, oder eine hemdsärmelige Aktion mit dem Mikrofon di- rekt an der Aktivbox nötig wird. Übrigens ist die Spannungsquelle laut AKG für die Qualität der Übertragung unbedeutend: Ob man eine Batterie, einen Akku oder Phantomspeisung wählt, spielt für den Klang keine Rolle. Im rela- tiv kleinen Korb des C1000 S befindet sich ein Schaum-Poppschutz, sodass man live damit singen kann. Dieser lässt sich aber auch ent- fernen, um jeglichem Verlust vorzubeugen, wenn das Aufzunehmende eine Konzertgitar- re im windstillen Studio ist. Seit der Einführung des Modells mit dem S wird das Mikrofon mit zwei Pla- stikkappen geliefert, die als Akustikele- mente dienen. Die eine verleiht der Mikro- fonmembran eine Präsenzanhebung, die andere verwandelt die Charakteristik Niere in eine Hyperniere. Da sieht man, wie so et- was konstruiert wird: Die Richtcharakteristik wird durch Laufzeitglieder definiert. Mit dem Hypernierenadapter wird das Mikrofon zum typischen Bühnen-Gesangsmikrofon, das von schräg hinten unempfindlich gegen Moni- torschall ist. Man kann nur eine der beiden Kappen zur Zeit verwenden und das Abzie- hen erfordert Sorgfalt, Kraft und macht we- nig Spaß, da man befürchten muss, der weich aufgehängten Kapsel Gewalt anzutun. Zum Lieferumfang gehört auch ein Windschutz, den man öfter einsetzen wird, da das C1000 S recht seitenempfindlich ist. Die besten Eigenschaften als Studiomi- krofon entfaltet das C1000 S, wenn man schaumfrei und ohne Plastikkappen ar- beitet. Dann hat man eine Elektret-Niere, die überaus neutral und sehr preiswert den Job eines Kleinmembran-Kondensatormikrofons DiesesKondensatormikrofonläuftauchohne Phantomspeisung� Fotos: Hersteller © PPVMEDIEN 2013

Seit seiner Einführung 1987 ist das AKG C1000 ein ... · 100 AKG C1000 S equipment recording magazin 2/14 AKG C1000 S Gut gehalten! Seit seiner Einführung 1987 ist das AKG C1000

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Gut�gehalten!Seit seiner Einführung 1987 ist das AKG C1000 ein zuverlässiger

Begleiter von Musikern und Sound-Engineers. Im 26. Jahr nach

Produktionsbeginn spendiert AKG der kleinen Membran ein Update.

Seit 1998 trägt das C1000 ein ange­hängtes S in der Modellbezeichnung. Das Back­Elektret­Kondensator­Mikrofon

ist größer, massiver und schwerer als andere Kleinmembran­Vertreter, denn sein Gehäuse ist aus massivem Aluminium gefertigt und mit einem soliden Stahlkorb versehen. Eine robuste Allzweck­Waffe – der Legende nach sogar manchmal im wahrsten Sinne des Wortes. Ohne Zweifel gehört es aber zu der recht seltenen Kategorie von besonders sta­bilen „Pencil­Type“­Mikrofonen. Das Allein­stellungsmerkmal des C1000 ist das legen­däre Batteriefach für einen 9­Volt­Block. Dies wurde jetzt auf ein Paar AA­Zellen umgestellt.

Die Batterien sollen hunderte Stunden halten, und man kann das Mikrofon auch mit Phan­tomspeisung betreiben. Eine Stunde, bevor die Batterien versagen, leuchtet eine LED.

Wir haben es also mit einem Konden-satormikrofon zu tun, das man auch an Eingänge ohne Phantomspeisung anschlie­ßen kann – was nützlich sein kann, wenn die Phantomspeisung eines Mischpults in größeren Gruppen geschaltet wird, oder eine hemdsärmelige Aktion mit dem Mikrofon di­rekt an der Aktivbox nötig wird. Übrigens ist die Spannungsquelle laut AKG für die Qualität der Übertragung unbedeutend: Ob man eine Batterie, einen Akku oder Phantomspeisung wählt, spielt für den Klang keine Rolle. Im rela­tiv kleinen Korb des C1000 S befindet sich ein

Schaum­Poppschutz, sodass man live damit singen kann. Dieser lässt sich aber auch ent­fernen, um jeglichem Verlust vorzubeugen, wenn das Aufzunehmende eine Konzertgitar­re im windstillen Studio ist.

Seit der Einführung des Modells mit dem S wird das Mikrofon mit zwei Pla-stikkappen geliefert, die als Akustikele­mente dienen. Die eine verleiht der Mikro­fonmembran eine Präsenzanhebung, die andere verwandelt die Charakteristik Niere in eine Hyperniere. Da sieht man, wie so et­was konstruiert wird: Die Richtcharakteristik wird durch Laufzeitglieder definiert. Mit dem

Hypernierenadapter wird das Mikrofon zum typischen Bühnen­Gesangsmikrofon, das von schräg hinten unempfindlich gegen Moni­torschall ist. Man kann nur eine der beiden Kappen zur Zeit verwenden und das Abzie­hen erfordert Sorgfalt, Kraft und macht we­nig Spaß, da man befürchten muss, der weich aufgehängten Kapsel Gewalt anzutun. Zum Lieferumfang gehört auch ein Windschutz, den man öfter einsetzen wird, da das C1000 S recht seitenempfindlich ist.

Die besten Eigenschaften als Studiomi-krofon entfaltet das C1000 S, wenn man schaumfrei und ohne Plastikkappen ar-beitet. Dann hat man eine Elektret­Niere, die überaus neutral und sehr preiswert den Job eines Kleinmembran­Kondensatormikrofons

AktuelleHARDWAREin der Praxis

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übernimmt. Mit einem Äquivalentschalldruck­pegel von 21 dB nach Kurve A ist das C1000 S nicht das leiseste unter den Studiomikro­fonen, aber eine Harfe, Zither oder Laute kann man ja auch anders aufnehmen. Im und ums Schlagzeug sowie auch als Overhead ist das jedoch kein Thema, und man genießt hier eben die Höhenwiedergabe eines Kondensa­tormikrofons.

Neu sind ein -10-dB-Pad-Schalter und ein Low-Cut-Schalter bei 80 Hz. Diese be­finden sich im Inneren und sind sehr klein und fitzelig. Der Low­Cut kann gern dauerhaft eingeschaltet bleiben, er arbeitet sehr dezent und wirkt dem Wind­Rumpeln entgegen. Mit dieser Ausstattung kommt das C1000 S der Anwendung an lauten Instrumenten noch mehr entgegen und ist hinsichtlich seiner Schalldruck­Belastbarkeit einem dynamischen Mikrofon ebenbürtig. Es ist dadurch noch ein bisschen klarer geworden, dass Drums, aber auch die Mikrofonierung von Gitarrenboxen und Bläsern eine gute Anwendung für das C1000 S sind. Es steht in der Anwendung überhaupt einem dynamischen Shure SM57 näher als einem Neumann KM184. Dass die­se Mikrofone technisch nicht zu vergleichen sind, ist klar, aber der Anwendungsbereich ist der Punkt. Man kann nämlich durchaus dem Frequenzbereich zwischen 15 kHz und 20 kHz noch etwas abgewinnen, es ist die ober­ste Quarte unseres Hörfelds. Die alten Klassi­ker der dynamischen Mikrofonie haben hier nichts zu bieten, was mit dem Schallereignis noch viel zu tun hätte. Sie klingen möglicher­weise sehr angenehm, aber sie produzieren Artefakte. Wenn man authentische Höhen will, muss man zu Bändchen oder Kondensa­tormikrofonen greifen.

Die Unterschiede des neuen C1000 S zum Vorgänger sind unbedingt als Ver-besserung anzusehen. Das Kapselgehäuse ist komplett vergoldet, um feuchtigkeitsbe­dingten Schäden vorzubeugen. Beim Vorgän­germodell war nur die Kapsel goldbedampft. Vergoldet ist nun auch der XLR­Anschluss. Der Ein/Aus­Schalter ist jetzt breiter und we­niger fummelig. Statt des 9­Volt­Blocks spei­sen nunmehr Mignonzellen das Mikrofon, wenn keine Phantomspeisung zur Verfügung steht. Und das Gehäuse ist schwarz. Das

AKG C1000 S wird in einer Kartonbox gelie­fert. Dabei ist freilich auch eine schwenkbare Klammer; die Qualität stimmt auch hier. Es ist wie es sein muss: Man kann das Mikrofon mit Kraft hineindrücken, mit Schmackes hinein­schieben, aber man kann es kaum über Kopf aus der Klammer schütteln. Auch nach 25 Jahren stehen Qualität, Robustheit und Preis beim AKG C1000 S in einem sehr günstigen

Verhältnis. Dazu kommt eine besonders ho­he Flexibilität, von Instrumentalabnahmen bis zu Vokalanwendungen. Es ist anderer­seits nicht das einzige Mikrofon, das man zur Aufnahme von akustischen Gitarren auf die einsame Insel mitnehmen würde, wenn Geld keine Rolle spielen würde. Dazu würde man ein Echt kondensatormikrofon mit geringerem Äquivalent rauschen wählen. Das Hauptein­satzgebiet sehe ich daher insbesondere im Mikrofonkoffer mit vielen Exemplaren.

Wer als Künstler, Beschaller oder Live-Mitschnitt-Spezialist oft viele gleiche Mikrofone braucht, profitiert maximal. Wenn man mit vielen identischen Mikrofonen arbeitet, lassen sich die Eigenschaften des verwendeten Mikrofons im Mixdown oder Mastering für alle gemeinsam ausgleichen, was die Neutralität und Natürlichkeit noch erhöht. Man denke an eine Live­Aufnahme eines Konzerts mit Band, vierstimmiger Chor­Gruppe und Bläsersatz: Jedes Chormitglied, zwei Drum­Overheads, jeder Bläser, aber auch Snare und Gitarrenamp können jeweils mit einem AKG C1000 S ab­ und aufgenom­men werden. Die Gleichheit aller Mikrofone kann ein viel bedeutenderer Wert sein als marginale Verbesserungen des Grundrau­schens auf einer belebten Bühne – aber um den Preis eines abweichenden Klangcharak­ters und aufwendigeren Einpegelns in jedem Kanal. Und bei hohen Anzahlen kommt es eben auch sehr auf den Preis an. Und darauf, dass einem nicht das Blut in den Adern ge­friert, wenn mal ein langes Overhead­Stativ umstürzt.� �Jan-Friedrich�Conrad�

INFOAKG C1000 SHersteller���������������������������������������������������������������AKG

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Internet ��������������������������������������������www�audiopro�de

Preis�(UVP)������������������������������������������������������ 189�EUR

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