6
Ausgabe 16 September 2012 – November 2012 Deutschland € 11 • Österreich € 12,30 Luxemburg € 13,00 • Schweiz sfr 22,50 ISSN 1867-5166 www.hifi-stars.de

Seite 034-038 TE10 HS 16 - tessendorf.de · formator befindet sich die gesamte Elektronik auf einer Leiterplatte mit 120 µm Kupferauflage. Am Netzteileingang befinden sich schnelle

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Seite 034-038 TE10 HS 16 - tessendorf.de · formator befindet sich die gesamte Elektronik auf einer Leiterplatte mit 120 µm Kupferauflage. Am Netzteileingang befinden sich schnelle

Ausgabe 16September 2012 –November 2012

Deutschland € 11 • Österreich € 12,30Luxemburg € 13,00 • Schweiz sfr 22,50H

IFI -

STA

RS

-

T

ec

hn

ik -

Mu

sik -

Le

be

nsa

rt

Au

sga

be

16

-

Se

pte

mb

er

2012 /

No

ve

mb

er

2012

ISSN 1867-5166

www.hifi-stars.de

Titel_3_12_Layout 1 09.08.12 12:53 Seite 1

Page 2: Seite 034-038 TE10 HS 16 - tessendorf.de · formator befindet sich die gesamte Elektronik auf einer Leiterplatte mit 120 µm Kupferauflage. Am Netzteileingang befinden sich schnelle

Den Namen Siegbert Tessendorf hier vor-zustellen, hieße vermutlich, Eulen nachAthen zu tragen. Ein Paar von Siegbert

Tessendorf aufgearbeiteter Verstärker TE10 istder Anlaß für diesen Bericht. Genauer gesagt, dienicht vermutete musikalische Qualität der „klei-nen“ Endstufe TE10 an meinen Spendor 75/1.Aber der Reihe nach.

Wie ich zu meiner Spendor 75/1 kamAls Student lernte ich vor mehreren Jahrzehntenbei einem Fachhändler in Hannover Spendor ken-nen. Drei- bis viertausend DM bei 600 Mark Ba-fög - ein unerreichbarer Traum, wie es mir schien.Sie spielten mit absoluter Deutlichkeit „richtiger“

34

als alles andere, was ich dort hören konnte - ein-schließlich der fünfmal teureren Boxen, die ich imdirekten Vergleich hörte.Einige Jahre später fand ich ein Paar gebrauchte

Spendor 75/1 - seit 25 Jahren spielen die jetzt beimir. Sozusagen meine Referenz. Nach einigen er-folglosen Versuchen, einer Spendor 15/2 etwasklarere Höhen beizubringen oder gar selbst dieWeiche für eine Box zu bauen, ist meine Hoch-achtung enorm gestiegen, wie vorzüglich bei derSpendor 75/1 die Zusammenstellung von imGrunde fehlerhaften Komponenten zu einemäußerst stimmigem Ergebnis gelungen ist. Stimmekann die 75/1 definitiv - um nur einen Punkt zunennen.

HiFi-Klassiker: Tessendorf TE10 an Spendor 75/1

Gelungene Kombination

Page 3: Seite 034-038 TE10 HS 16 - tessendorf.de · formator befindet sich die gesamte Elektronik auf einer Leiterplatte mit 120 µm Kupferauflage. Am Netzteileingang befinden sich schnelle

35

Keine Box spielt ohne VerstärkerNun spielt eine Box bekanntlich nicht von alleine.Im Laufe der Zeit wurde mein Onkyo-Receiverdurch die Kombination Camtech C100/P100 ab-gelöst. Die P100 mußte Jahre später den OmtecCA-60 das Feld überlassen - jeweils eine deutlicheSteigerung in der Darstellung der Musik.Leider habe ich all die Jahre die Aktivierung, alsoeine 75/1A, nur gehört, aber nie besessen; das warim Vergleich zur passiven 75/1 an der Camtech-Kombi schon nochmal eine Klasse besser. Kurz

nach dem Erwerb der gebrauchten Spendor 75/1wurde in den Kleinanzeigen einer HiFi-Zeitschriftein Paar Verstärkereinschübe angeboten. „Daswird nicht das letzte Angebot sein...“, habe ich ge-dacht und fleißig für das nächste Angebot gespart,ein solches kam aber nicht. Doch im Laufe derZeit hatte ich mich mit meiner 75/1 so ange-freundet, daß ich die Aktivierung nicht wirklichvermißte.

Das OhrGötz Wilimzig hat in „Das Ohr“ Nr.15 (Juni 1986)jenen lesenwerten Bericht verfaßt, in dem er derSpendor 75/1 das Zeug zum Klassiker bescheinig-te. Bei mir ist sie es. Beantworte ich die Frage nachmeinen Lautsprechern mit „Spendor 75/1“, seheich regelmäßig ein Fragezeichen im Gesicht desGegenüber oder aber ein anerkennendes Nicken.„GW“ formulierte im genannten Artikel, er habekeine Musik gefunden, die der 75/1 nicht liegt. Ei-ne der ganz wenigen Passagen, die ich nicht un-terschreiben mag. Eine 32-Fuß-Orgelpfeife gehtnicht mit einer Baßreflex-Box, die auf etwa 30 Hzabgestimmt ist. Ein Orgelpunkt in der Kontra-Oktave kann schon etwas arg übertrieben klingen,wenn er die Resonanz der Abstimmung geeignettrifft. Verstopfen des BR-Kanals und Unterstüt-zung mittels Subwoofer war ein nicht wirklicherfolgreicher Versuch, Orgel besser hören zu kön-nen. Die Box hatte für meinen Geschmack zuvielihrer Lebendigkeit eingebüßt. Also blieben die 32-Fuß-Register ungehört.Orchester-Tutti im Forte gehen mit der Spendor75/1 in meinem Wohnzimmer auch nicht, jeden-falls bis vor kurzem nicht. Der Klang bricht beikomplexeren Signalen und bei zu hohem Pegelschnell auf und verschmiert. Freude macht dasnicht. Deshalb ist die Spendor 75/1 in meinSchlafzimmer gewandert, wo sie eher leise agierensoll. Sie spielt seitdem nahezu jeden Abend mein„Wiegenlied“. Herrlich.

Tessendorf TE10Unverhofft ergab sich die Möglichkeit, zwei ge-brauchte Verstärker Tessendorf TE10 zu erwer-ben. Sogar welche, die Siegbert Tessendorf „auf-poliert“ hat. Als Neugeräte sind die TE10 wie alleanderen Produkte von Siegbert Tessendorf nichtmehr zu bekommen: der EU sei Dank.

Die aktuelle, moderne „Enkelin“ der Spendor-Erfolgsmodelle BC1

und der 75/1: Die Spendor 1/2 R2

Auffälligster Unterschied: Die beidenReflexöffnungen an der Frontseite

Page 4: Seite 034-038 TE10 HS 16 - tessendorf.de · formator befindet sich die gesamte Elektronik auf einer Leiterplatte mit 120 µm Kupferauflage. Am Netzteileingang befinden sich schnelle

36

Auf seiner Website lese ich Vielversprechendes:„Sehr kompakter Aufbau, kürzeste Signalwege fürreinen Klang und hohe Class-A-Einstellung sindwichtige Merkmale der TE 10. Außer dem Trans-formator befindet sich die gesamte Elektronik aufeiner Leiterplatte mit 120 µm Kupferauflage. AmNetzteileingang befinden sich schnelle Gleichrich-terdioden und Kondensatoren mit einer Ladeka-pazität von 44.000 µF sowie einer entkoppeltenVorstufenversorgung. Da sich im Signalweg keinKondensator befindet, ist die TE 10 mit einer DC-Regelschaltung ausgerüstet. Außerdem besitzt dieEndstufe eine DC-Schutzschaltung, eine verzöger-te Einschaltregelung und ein Spezialrelais, damitdie versilberten Relaiskontakte beste Übergängegarantieren und eine lange Lebensdauer haben.Bei den Leistungstransistoren handelt es sich umbipolare ,Sanken’, die auch gute Leistungsreservenhaben.“Ich hatte inzwischen zwei Anlagen mit Tessen-dorf-Vorstufen TE2 Referenz gehört - vorzügli-ches Gerät! Beide Anlagenbesitzer verfügen über

ein ausgezeichnetes Gehör, wie ich in ausgedehn-ten Hörsitzungen bei ihnen erfahren durfte. Dan-ke dafür! Es ist schlicht und ergreifend schön, ge-meinsam die besonderen Qualitäten einer Anlagezu erfahren.In der HIFI-STARS-Ausgabe 06 (März/Mai 2010)las ich im Bericht über den HiFi-Klassiker Tessen-dorf TE 2, diese Geräte gebe es leider nur nochgebraucht. Und an diese Bemerkung schließt derAutor den Rat an: „Augen auf, liebe Leute!“ Dabrauchte es also nicht viel Bedenkzeit, auch ohneProbehören bei dem Angebot TE10 zuzuschla-gen. Mein Finanzminister hatte so gar keine Chan-ce zum Einspruch...

GehörtAls ich ein wenig später den vergleichsweise klei-nen Karton mit den beiden TE10 bekam, warmein unwillkürlicher Gedanke: „Wie klein ... süß!“.In der Tat: 17,6 x 12,1 x 35 cm (B x H x T) sindfür ca. 100 Watt an 4 Ohm nicht gerade viel.An welchem Lautsprecher ich die TE10 anschlie-

Page 5: Seite 034-038 TE10 HS 16 - tessendorf.de · formator befindet sich die gesamte Elektronik auf einer Leiterplatte mit 120 µm Kupferauflage. Am Netzteileingang befinden sich schnelle

37

ßen wolle, wollte Siegbert Tessendorf wissen. „Ander 75/1? Ja, da spielt sie fein.“ Ich solle sie aberunbedingt mindestens eine halbe Stunde warm-spielen lassen, besser eine Stunde. So mancheTE10 liefen durch. Nun, so geduldig war ich nicht.Die TE10 ausgephast und an die 75/1 angeschlos-sen. Schon nach wenigen Minuten war mir deut-lich, hier agiert ein Verstärker, der der Polypropy-len-Membran der 75/1 sehr, sehr deutlich vorgibt,wie sie sich zu bewegen habe. Enorm, wie straffund präzise ein Polypropylen-Chassis spielenkann. Die 60 W Class A, mit denen ich lange Jahrezufrieden gehört hatte, waren dagegen deutlich zulax; ich hatte dies fälschlich auf den Lautsprechergeschoben. Man lernt nie aus.Händels Cembalosuiten 1720 Nr.1, gespielt vonOlivier Baumont, habe ich erst kürzlich erworbenund in der letzten Zeit mehrfach gehört. Was daaber jetzt aus den Spendor 75/1 kommt, ist eineganze Nummer straffer, konturierter, vorbildge-treuer. Und die TE10 waren gerade mal ein paarMinuten in Betrieb.Josy auf „Live At The Royal Festival Hall“ mitdem John McLaughlin Trio gehört zu meinen All-zeitlieblingsstücken. In Mainz hatte ich seinerzeitgesehen, wie Trilok Gurtu die Messing-Zimbelnhebt, anschlägt und der Ton steht und steht und

steht - dieser Umstand hat mich kurz darauf 500DM für einen Übertrager im Camtech-Vorver-stärker gekostet: ohne die galvanische Trennungder Vor- von der Endstufe war das Glöckchen inkürzester Zeit nicht mehr zu hören. Mit Übertra-ger klang es durch, wie im Konzert. Die CD lag inGriffweite. Rein damit! Ich habe nur gestaunt.Dies so vertraute Stück so klar! Und alles nur, weilich über eine noch nicht mal wirklich warmge-spielte TE10 hörte?Eigentlich reichten die ersten Takte, um die enor-me Qualität meiner Neuerwerbung festzustellen.In letzter Zeit habe ich häufig ein Stück nach demanderen angespielt, als wollte ich hören, wo esmöglicherweise Schwächen gäbe. Dieser so ver-traute Impuls blieb aus. In kürzester Zeit war ichbei der Musik. In der Gewißheit, daß andereStücke auch prima spielen würden.Als Josy verklungen war, wollte ich es wissen: Or-gelfeuerwerk! Auch dies eine Aufnahme von ei-nem Programm, das ich seinerzeit als Sylvester-konzert auf eben dieser Orgel (Lindenkirche Ber-lin) mit eben diesem Organisten (Gerhard Oppelt)gehört habe. Gerhard Oppelt sagte im Anschlußan das Konzert, Bach habe immer ein Glöckchen-Register verlangt; in der Passacaglia habe er es ein-fach mal eingesetzt. Die Passacaglia wurde in letz-

Page 6: Seite 034-038 TE10 HS 16 - tessendorf.de · formator befindet sich die gesamte Elektronik auf einer Leiterplatte mit 120 µm Kupferauflage. Am Netzteileingang befinden sich schnelle

ter Zeit oft und gerne gehört, um Veränderungenan einer Anlage mit TE2 Referenz und hochklas-sigen Aktivmonitoren zu hören. Schön, wie dortdie Zungenstimmen spielen. Und die Glöckchenklingen: klar aufgelöst, ewig lang nachklingend.Präzise. So spielte das bei mir bisher leider nicht.Nun mit der TE10: Die 16-Fuß-Trompete im Pe-dal knurzt und rotzt (Entschuldigung für die Aus-drucksweise), daß es eine wahre Freude ist. Wieich es bei mir noch nie gehört hatte. Dieses „Zuweiche“, das ich immer dem Polypropylen zuge-schrieben hatte, war und ist weg. Phantastisch.Was für eine Freude, dieses Pedal zu hören. Auchdie Glöckchen! Das gilt gleichermaßen für die Mu-sik und die Darstellung. Nicht gerade die Präzisiongeregelter Aktivmonitore, aber Musik in schön-stem Fluß, die kaum Verlangen nach mehr Präzi-sion aufkommen läßt.Etliche Titel später, bei Widors 5. Sinfonie ange-kommen, fiel mir vor dem Schlußstück (Toccata)auf, daß ich seit einer Ewigkeit diese wunderbareCD nicht mehr ganz gehört hatte. Ich muß michkorrigieren: diese Musik nicht mehr zuende gehörthatte ... na klar, ich bin auch jetzt nicht im Kon-

38

zert. Aber ich höre die Musik - gibt es ein besseresUrteil über eine neue Komponente?Da kann ich wirklich von (spätem) Glück spre-chen, die Spendor 75/1 nie aktiviert zu haben. Ichhätte etwas verpaßt.

Auf den Punkt gebrachtEigentlich ist kein Gerät vor mir sicher.

Ich möchte stets gerne wissen, wie es innendrin aussieht. Und ob man da nicht noch eineKleinigkeit verbessern kann. Eingeschlafenbin ich am ersten Abend mit dem Gedanken:„Ich weiß zwar, wie die TE10 zu öffnen sind,aber warum sollte ich das tun?“ Damit ist derGedanke an eine Modifikation völlig ausge-schlossen. Ich bin mir sehr sicher, daß ich einesehr, sehr stimmige Lösung aus ihrem Gleich-gewicht bringen würde. Allerhöchsten Re-spekt, Herr Tessendorf! Und besten Dank...!

MATTHIAS WIESE

Informationhttp://www.tessendorf.de/te10D.htm