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Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 1
Seite 1
1. Arzneistoff: Acetylcystein
Indikation: - Mukolytikum
- Antidot bei Paracetamolintoxikation
Chemische Struktur: - (2R)-2-Acetylamino-3-mercaptopropansäure
- N-Acetylcystein
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- freie Sulfhydrylgruppe reduziert Disulfidbrücken zwischen Mukoproteinen
Folge: Depolymerisation des Schleims, Viskosität des Schleims nimmt ab, Abhusten wird erleichtert
- stellt Körper Cystein zur Verfügung (wichtig bei Glutathion-Mangel, der z.B. bei Paracetamol-Überdosierung auftritt)
- antioxidativ, Radikalfänger
Biotransformation:
- geringe orale Bioverfügbarkeit (10 %)
- Verteilung in Leber, Niere, Lunge
- Metabolismus: schnelle Deacetylierung in Leber Cystein und Cystin entstehen
HS OH
O
HN H
H3CO
N-Acetylcystein
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 2
Seite 2
zu Acetylcystein:
Nasschemische Analytik:
- unangenehmer Geruch & Geschmack (ACC 600® Brausetabletten, hier soll Himbeer-Aroma den Sulfid-Geruch und Geschmack übertünchen)
- leicht löslich in Wasser u. Alkohol, keine Färbung
- Löslich in NaOH, keine Färbung
- löslich in HNO3, rosa-rote Färbung
- unlöslich in H2SO4, keine Färbung
- Mandelin: gelb grün hellblau
- Marquis: keine Reaktion
- Iod-Azid-Reaktion: positiv (Schwefel mit Ox.-Zahl -2)
- Schwefelnachweis Ox.-Stufe -2: Erwärmen mit NaOH, anschl. Zugabe von etwas Blei(II)-acetatlösung: Braun- bis Schwarzfärbung.
Gehalt:
0,140 g Substanz werden in 60 ml Wasser gelöst und mit 10 ml verd. HCl versetzt.
Nach Abkühlen in Wasser-Eis-Mischung wird 10 ml KI-Lösung zugegeben und anschließend unter Zusatz von 1 ml Stärke-Lösung mit Iod-Lösung (0,05mol/l)
titriert. Hierbei wird die Thiol-Gruppe zum Disulfid oxidiert, gleichzeitig wird das I2 so lange reduziert, wie noch freie SH-Gruppen vorhanden sind. Ab dem
Äquivalenzpunkt wird das Iod nicht mehr verbraucht, was durch die Blaufärbung des Iod-Stärke-Komplexes erkennbar ist.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 3
Seite 3
2. Arzneistoff: Acetylsalicylsäure
Indikation: - Schmerzen
- Fieber
- akute und chronische Entzündungen
- Thrombose-/Embolieprophylaxe
- Prävention zerebraler Durchblutungsstörungen
- KHK incl. akutem Koronarsyndrom u. Prävention
Wirkmechanismus:
- Acetylierung des Serin 530 im aktiven COX-Zentrum.
Chemische Struktur:
- 2-Acetoxybenzoesäure
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- irreversible Hemmung der Cyclooxygenase durch Acetylierung des Ser530 im aktiven Zentrum der COX
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 4
Seite 4
zu Acetylsalicylsäure
Biotransformation:
- ASS wird im Organismus
rasch in Salicylsäure und
Essigsäure gespalten
- Leber: Konjugation von SS
mit Glycin oder Glucuronsäure
oder Ringhydroxylierung
- Ausscheidung:
renal pH-abhängig,
d.h. 5-10% bei saurem Urin
(gute tubuläre Rückresorption)
bis 85% bei alkalischem Urin
Nasschemische Analytik:
- Sprühreagenz: Cromocresol grünlich gelb
- farblose, kristalline Substanz
- schwer löslich in Wasser, Säuren
- leicht löslich in Ethanol 96%, Alkalilauge
- Identität: SS entsteht durch Verseifung bei Aufkochen von ASS mit
verd.NaOH Violettfärbung mit Eisen(III)chlorid
- Geruch nach Ethylacetat nach Erwärmen mit 2ml EtOH+2 ml konz.
Schwefelsäure
- ASS + konz. Schwefelsäure: hellgelbe Färbung
- Froehde-Reaktion : Blauviolett
- Mandelin-Reaktion: Olivgrün
- Marquis-Reaktion: Rosa
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 5
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zu Acetylsalicylsäure
Gehalt: 1,000g Substanz wird in einem Erlenmeyerkolben in 10 ml Ethanol 96% R gelöst. Nach Zusatz von 50,0 ml NaOH-Lösung (0,5 mol/l) wird der Kolben
verschlossen und 1 h lang stehen gelassen. Nach Zusatz von 0,2 ml Phenolphthalein-Lösung R wird mit Salzsäure (0,5 mol/l) titriert. Eine Blindtitration wird
durchgeführt.
1ml NaOH-Lösung (0,5 mol/l) entspricht 45,04 mg ASS
Synthese:
Kolbe-Schmitt-Synthese
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 6
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3. Arzneistoff: Alendronsäure
Indikation: - Postmenopausale Osteoporose
Chemische Struktur:
- Bisphosphonat, stickstoffhaltig
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- hemmt mit Pyrophosphat-ähnlicher P-C-P-Struktur verschiedene Proteine in Osteoklasten, die diese Bindung nicht hydrolysieren können
keine Resorption der Knochensubstanz durch Osteoklasten, keine Calcium-Freisetzung aus Knochen
Biotransformation:
- nur geringe intestinale Resorption bei oraler Einnahme (0,5-1%)
- kurze HWZ im Blut (bis 2 h)
- 50% des aufgenommenen WS werden in Knochen eingebaut (HWZ dort 10 Jahre)
- 50% des aufgenommenen WS werden fast vollständig unverändert renal eliminiert.
Nasschemische Analytik:
primäres aliphatisches Amin: Folins Reagenz oder Ehrlichs Reagenz
Fällung des Calciumsalzes mit CaCl2 als Phosphonat
Gehalt:
HPLC im Vergleich zum Standard in einer Mischung aus Natriumcitrat x 2 H2O und Natriumhydrogenphosphat, mobile Phase: Acetonitril / Methanol
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 7
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4. Arzneistoff: Allopurinol
Indikation: - Urikostatikum zur Reduktion der Harnsäurebildung und damit Mittel der Wahl zur Dauerbehandlung der manifesten Gicht
- Ferner dient es zur Auflösung von Harnsäuresteinen sowie zur Verhinderung der Bildung von Harnsäure- und Calciumoxalatsteinen.
Chemische Struktur:
1H-Pyrazolo[3,4-d]pyrimidin-4-ol
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Hemmer der Xanthinoxidase
- Aufgrund der Ähnlichkeit (Strukturanalogon) zu Hypoxanthin bindet Allopurinol an die Xanthinoxidase. Diese wird in niedrigen Konzentrationen kompetitiv,
in höheren Konzentrationen nicht kompetitiv gehemmt. Dadurch kommt es zu einem verminderten Abbau des Hypoxanthins zu Harnsäure und zur
Akkumulation von Hypoxanthin und Xanthin, die besser wasserlöslich sind und renal eliminiert werden.
Biotransformation:
- Nach rascher Resorption erfolgt die Oxidation des Allopurinols durch Xanthinoxidase zu Oxipurinol. Oxipurinol ist ein ebenfalls aktiver und lang wirksamer
Metabolit.
- In geringen Mengen wird auch Allopurinol-Ribonucleotid gebildet.
- Nach oraler Gabe werden 10% unverändert, etwa 70% als Oxipurinol renal und der Rest über die Fäces eliminiert.
Nasschemische Analytik:
- Beim Erhitzen einer Allopurinol-Lösung mit Nesslers-Reagenz (HgI2 und KI werden frisch gemischt, es entsteht K2[HgI4]) entwickelt sich ein gelber
Niederschlag
- Beim Versetzen mit Silbernitrat-Lösung entsteht eine weiße Fällung
- Kupplungsreaktion mit diazotierter Sulfanilsäure: orangebraun
- Farbkomplex mit Kupfersulfat-Lösung: grünblau
Gehalt:
- Quantitative HPLC-Analyse (lt. PhEur)
- Andere Bestimmungsmethoden:
Titration als einbasige Säure mit 0,1 M- Tetrabutylammoniumhydroxid-Lösung unter potentiometrischer Endpunktanzeige
in DMSO mit propanolischer Kaliumhydroxid-Lösung gegen Azoviolett
Titration in Dimethylformamid mit 0,1N ethanolischer NaOH gegen Thymolblau bis zum Farbumschlag nach blau
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 8
Seite 8
zu Allopurinol
Synthese:
1: 5-Aminopyrazol-4-carbonsäureethylester 2: 5-Amino-1H-pyrazol-4-carboxamid 3: Formamid 4: Allopurinol
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 9
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5. Arzneistoff: Amantadin, Amantadin HCl
Indikation:
- Parkinson-Syndrom, medikamentös-induzierte extrapyramidale Symptomatik
- Alzheimer Krankheit
- Prophylaxe gegen Influenza A
Chemische Struktur:
- Adamantan-Derivat, primäres Amin
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- lipophiler Teil ZNS-Gängigkeit
Biotransformation: - keine Metabolisierung
- Ausscheidung 90% renal
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 10
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zu Amantadin
Nasschemische Analytik: (des Hydrochlorids)
- leicht löslich in Wasser und EtOH
- Zugabe Pyridin und Acetanhydrid, Erhitzen
Lösung in verd. HCl gießen, Abkühlen
NS waschen, trocknen
NS schmilzt bei 147-151 Grad
- mit 0,1 M HCl und Natriumnitrit: weißer NS
- 0,2 g Substanz in 1 ml 0,1 molarer HCl lösen
1 ml 50 %-ige Natriumnitritlösung zugeben, das Nitrosyl-Kation entsteht; Diazotierung des Amins erfolgt, danach Hydrolyse des
Diazomiumadamantans; weißer Niederschlag des Adamantanols fällt aus:
- Identitätsreaktion auf Chlorid
- Vanillin-Schwefelsäure: leicht entfärbt
- Dragendorff: schwach orange, obwohl eigentlich ein primäres Amin vorliegt.
- konz. Salpetersäure: gelb
- konz. Schwefelsäure: Gasentwicklung
- Ehrlichs Reagenz: pos. Reaktion auf primäre Amine
- Folins Reagenz: pos. Reaktion auf primäre Amine
Gehalt:
- Substanz mit HCl und EtOH lösen
- Titration mit 0,1M NaOH Potentiometrie
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 11
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6. Arzneistoff: Ambroxolhydrochlorid
Indikation:
- Sekretolyse bei bronchiopulmonalen Erkrankungen mit Störung der Schleimbildung/des Schleimtransports
Chemische Struktur:
- N-(2-Amino-3,5-dibrombenzyl)-4-hydroxycyclohexanammoniumchlorid
- Primäres arom. Amin, Sekundäres Amin, Alkohol, Halogen
Struktur-Wirkungs-Beziehungen: Wirkung nicht direkt ableitbar aus der Struktur.
Biotransformation: 90% in Form von Metaboliten, renal. Ambroxol ist ein Metabolit von Bromhexin:
Nasschemische Analytik:
- Diazo-Kupplung: Gelber NS und rotbraune Lösung
- Vitali-Morin: Rotbraun
- Konz. Salpetersäure: Gelb
- Mandelin: Orangebraun, verblassen (bzw. Hydrochlorid: hellgrün)
- Vanillin-H2SO4: gelblich
- Ehrlich-Reagenz: braungelb
- Dragendorff: orange
- K-Permanganat: gelb
- Simon-Awe-Reaktion auf sekundäre Amine mit Acetaldehyd und Nitroprussid-Natrium: positiv, farbiger Eisenkomplex
Gehalt:
- Titration mit 0,1M Natriumnitrit-Lsg. Gegen 1ml Tropaeolin 00
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 12
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7. Arzneistoff: Amfetaminsulfat
Indikation:
Indirektes Sympathomimetikum zur Behandlung des ADHS-Syndroms
Früher wurde es auch als Bronchospasmolytikum und Appetitzügler eingesetzt.
Missbrauch als Rausch- und Aufputschmittel („Speed“)
Chemische Struktur:
Bis[(2RS)-1-phenylpropan-2-amin]-sulfat (Racemat), C18H28N2O4S
Struktur-Wirkungs-Beziehung:
Die Wirkung wird vor allem vom D-Enantiomer ausgelöst (Eutomer). Das weniger aktive L-Enantiomer wird demnach als Distomer bezeichnet.
Lipophiles Phenylethylamin-Derivat ohne phenolische OH-Gruppen, daher sehr gut ZNS-gängig. Es bewirkt die vermehrte Ausschüttung der Neurotransmitter
Noradrenalin und Dopamin.
Biotransformation:
Abbau durch CYP2D6, Hydroxylierung am Aromat zu 4-Hydroxyamphetamin, 4-Hydroxynorephedrin und Norephedrin. Desaminierung und Weg-Oxidation
der Seitenkette führt zu den Produkten Phenylaceton, Benzoesäure und Hippursäure. Ca. 30 % werden unverändert renal eliminiert.
Nasschemische Analytik:
Primäres Amin: Nachweis mit Formaldehyd-Schwefelsäure;
Ehrlichs Reagenz;
Folins Reagenz
Sulfat: Nachweis aus HCl-saurer Lösung mit BaCl2 als BaSO4.
Gehalt:
Potentiometrische Titration mit 0,1 N Perchlorsäure in Essigsäure.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 13
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8. Arzneistoff: Amiodaron HCl
Indikation:
- Dauertherapie: therapieresistente supraventrikuläre und ventrikuläre Herzrhythmusstörungen
- Akuttherapie (i.v.) ventrikuläre und supraventrikuläre Tachykardie, therapierefraktäres Kammerflimmern
Chemische Struktur:
- Benzofuran-Derivat (s. auch Benzbromaron)
- tertiäres aliphatisches Amin, als HCl-Salz vorliegend.
- Iod
- Ketofunktion
- Etherstruktur
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- substituiertes aromat. System und ein basischer, bei physiol. pH protonierbarer N sind über eine in der Länge und im Substitutionsmuster variable Kette
miteinander verbunden
Biotransformation:
- N-Desethylierung liefert aktiven Metaboliten
- Deiodierung
Nasschemische Analytik:
- Identitätsreaktion auf Chlorid aus der Ursubstanz
- Chen-Kao-Reaktion auf Ethanolamine positiv
- Nachweis des tertiären Amins mit Dragendorff-Reagentz
- Ketofuktion durch Bildung des Hydrazons mit 2,4-Dinitrophenylhydrazin
- IR
Gehalt:
- Lösen in HCl undEtOH, Titration mit NaOH, Potentiometrische Indizierung des Endpunktes
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 14
Seite 14
9. Arzneistoff: Amitriptylin - HCl
Indikation:
- tricyclisches Antidepressivum bei endogenen Depressionen mit Erregung
Chemische Struktur:
- Dibenzocycloheptadien
- tert. Amin
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- basische Funktion in der Seitenkette, die mit dem Dibenzocycloheptadien-Ringsystem über eine exozyklische Doppelbindung verknüpft ist
Biotransformation:
- Metabolismus hauptsächlich in der Leber
- N-Demethylierung (CYP3A4) Hauptmetabolit Nortriptylin (pharmakologisch aktiv)
- Hydroxylierung (von Amitriptylin und Nortriptylin) entstandene 10-Hydroxymetabolite (ca. die Hälfte der pharmakol. Aktivität von Amitriptylin)
Nasschemische Analytik:
- Farbreaktion: behandeln mit 10%iger H2SO4 mit KMnO4 Permanganat Farbe verschwindet; ein entstandener brauner NS wird dann in H2O gelöst. Nach
Zusatz von NH3 und Chloroform färbt sich die Chloroform-Phase violett
- als tert. Amin setzt sich A. nicht mit Chinhydron-Lsg zu einem farbigen Aminochinon um (Nortriptylin ergibt rote Färbung)
- Helch-Rkt. positiv. Bildung eines Toluol-löslichen blauvioletten Farbkomplexes nach versetzen miot H2SO4, H2O2 und Kaliumdichromat-Lösung
- Entfärbung von alk. KMnO4, hervorgerufen durch cis-Hydroxylierung der DOBI an C5
Gehalt:
- Amitriptylin-1-HCl kann als einwertige Kationsäure mit NaOH (0,1 mol/l) in EtOH unter potentiometrischer Indizierung des Äquivalenzpunktes titriert
werden
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 15
Seite 15
10. Arzneistoff: Amlodipin-HCl
Indikation:
Zur Behandlung des Bluthochdrucks bei chronisch stabiler Angina pectoris (Belastungsangina)
Chemische Struktur:
1,4-Dihydropyridinderivat (DHP)
In der Praxis eingesetzt wird das Racemat, z.T als Hydrochlorid, z.T. auch als Besilat (= Salz der Benzolsulfonsäure)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Amlodipin gehört zur 3. Generation der DHP-Derivate und zeigt daher verbesserte pharmakokinetische Eigenschaften. Wichtig hierbei sind Ester in
Positionen 3 und 5, Dihydropyridin-Struktur, sowie der Cl-Substituent am aromatischen Ring.
- Die basische Seitenkette an Position 2 ist dafür zuständig, dass der Stoff bei physiologischem pH als Kation vorliegt.
Biotransformation:
Der Stoff unterliegt einem hohen „First-Pass-Effekt“. Metabolite sind inaktiv und werden renal eliminiert.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 16
Seite 16
zu Amlodipin-HCl
Nasschemische Analytik:
- Ester: als Hydroxamsäure, ohne SOCl2 bereits
positiv
- primäres Amin: Ehrlichs Reagenz, Folins Reagenz
- Chen-Kao-Reaktion positiv (Aminoethanol-Derivat)
Gehalt:
HPLC über Peakfläche
Synthese:
Anmerkung:
Die Racematspaltung wird bei
der technischen Synthese nicht
durchgeführt, da das Racemat
eingesetzt wird. Die Wirkform ist
aber das L-Enantiomer.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 17
Seite 17
11. Arzneistoff: Amoxicillin
Indikation:
- Infektionen der oberen Atemwege (Sinusitis, Otitis media, Bronchitis)
- Harnwegsinfektionen
- Gallenwegsinfektionen
Chemische Struktur:
-Lactamstrukur der Penicilline
(2S, 5R, 6R)-6-[[(2R)-2-Amino-2-(4-hydroxyphenyl)acetyl]amino]-3,3-dimethyl-7-oxo-4-thia-1-azabicyclo[3.2.0]heptan-2-carbonsäure
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- elektronegatives Heteroatom am α-C-Atom der Acyl-Funktion Säure-Stabilität ↑
- α-amino-benzyl-penicilline erweitertes Wirkspektrum (incl. grampositive Keime)
- p-Hydroxylierung am aromatischen Ring des Ampicillins Resorption nach oraler Einnahme ↑
Biotransformation:
- im Wesentlichen unveränderte, renale Elimination
- durch Spaltung des β-Lactamringes entsteht entsprechende Penicillosäure
Nasschemische Analytik:
- Formaldehyd/Schwefelsäure-Reaktion intensive Gelbfärbung
- Ca. 10 mg Substanz in 2 ml Wasser lösen, 2 min. im Wasserbad erhitzen und während des Erhitzens mit 0,5 ml Millons Reagenz R versetzen rote Lösung
und roter Niederschlag entsteht
- Hydroxamsäure-Reaktion des -Lactams durch Ringöffnung mit NH2OH
- primäres Amin: Folins Reagenz
- phenolische OH-Gruppe mit FeCl3
- Iod-Azid-Reaktion: positiv (Schwefel mit Ox.-Zahl -2)
- Schwefelnachweis Ox.-Stufe -2: Erwärmen mit NaOH, anschl. Zugabe von etwas Blei(II)-acetatlösung: Braun- bis Schwarzfärbung.
Amoxicillin
NH
N
S
HOO
CH3
CH3H
COO-
O
+H3N HH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 18
Seite 18
zu Amoxicillin
Gehalt:
- HPLC
- Mercurimetrie: β-Lactamring durch alkalische Hydrolyse bei RT zu Penicillosäure spalten (im GG mit Penamaldsäure). (Freie primäre Aminogruppe mit
Acetanhydrid acetylieren). Penamaldsäure in acetatgepufferter Lösung 15 Minuten bei 35-40 °C mit 0,02 M Quecksilber-(II)-nitratlösung unter Bildung eines
Hg-Mercaptids titrieren (potentiometrischer Endpunkt).
Synthese:
Ausgangssubstanz: Natriumsalz von (R)- 4- Hydroxyphenglycin (1)
Zugabe von Acetessigsäuremethylester→ Überführung ins Enamin (2)
Zugabe von trocknem Aceton oder Dichlormethan
Überführung in das gemischte Anhydrid (3) mit Chlorkohlensäureethylester (R= OC2H5) oder Pivaloylchlorid (R= (CH3)3C) bei – 10 bis -15°C in
Gegenwart eines basischen Katalysators
Das Anhydrid setzt man mit 6-
Aminopenicillansäure als Triethylaminsalz in
Dichlormethan um→ man erhält das N-
geschützte Amoxicillin(5)
Hydrolyse in verdünnter HCl (pH 1,5- 2,5) bei
0°C zu Amoxicillin
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 19
Seite 19
12. Arzneistoff: Ascorbinsäure
Indikation: - Therapie von Vitamin-C-Mangelkrankheiten
Chemische Struktur:
- (5R)-5-[(1S)-1,2-Dihydroxyethyl]-3,4-dihydroxyfuran-2(5H)-on
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
1. Vinyloge Carbonsäure, daher stark saure Eigenschaften
2. Endiol-Struktur: starkes Reduktionsmittel, antioxidativ
Biotransformation:
- unveränderte renale Eliminierung
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 20
Seite 20
zu Ascorbinsäure
Nasschemische Analytik:
- Silbernitrat-Lösung zu salpetersauren Lösung der Substanz geben grauer Niederschlag
- Leicht löslich in Wasser, stark reduzierende Lösung: Fehling-Probe positiv bereits ohne Erhitzen, Reduktion von ammoniakalischer AgNO3-Lösung
(Silberspiegel), Entfärbung von KMnO4-Lösung
- pH-Wert der Prüflösung 2,1-2,6
- Ninhydrin-Reaktion: schwach rot
- Eisen-(III)-chlorid-Reaktion: violett zwischen ph6 und pH 8 (evtl. Zusatz von 1 ml 10%-iger methanolischer Pyridinlösung notwendig)
- Zwikker-Reaktion: Schwach violett
- Konz. HNO3: rot
- Mandelin-Reaktion: lindgrün hellblau
- Lösung von 5 mg Substanz in 5 ml Wasser entfärbt 10 ml Tillmanns Reagenz
Ebenso werden i.d. Kälte ammoniakalische Silbersalz-Lösungen, Fehling´sche Lsg, sowie Kaliumpermanganat-Lsg. reduziert
Gehalt:
- 0,150 g Substanz in einer Mischung von 10 ml Schwefelsäure 10% R und 80 ml kohlendioxidfreiem Wasser R lösen. Nach Zusatz von 1 ml Stärke-Lösung R
wird mit 0,1 N-Iod-Lösung bis zur bleibenden Blauviolettfärbung titriert (1 ml 0,1-N-Iodlösung entspricht 8,81 mg Ascorbinsäure)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 21
Seite 21
Synthese:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 22
Seite 22
13. Arzneistoff: Atropinsulfat
Indikation: Parasympatholytikum
- bradykarde Herzrhythmusstörungen
- Alkylphosphat-Intoxikation
- Mydriasis i.d. Ophthalmologie
- Minderung vagaler Nebenwirkungen anderer Pharmaka
Chemische Struktur:
(1R,3R,5S)-8-Methyl-8-azabicyclo[3.2.1]oct-3-yl(2RS)-3-hydroxy-2-phenylpropanoat
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Biotransformation:
- bis zu 50 % innerhalb von 24 Std. unverändert renal eliminiert
- Tropasäure nur geringfügig im Urin
Nasschemische Analytik:
- Vitali-Morin-Reaktion: blauviolett (Zugabe von rauchender Salpetersäure, bis zur Trockene eindampfen, Rückstand mit Aceton und methanolischer Kalilauge
versetzen) Nitrierbare Aromaten bilden das Meisenheimer Salz
- Mandelin-Reaktion: Braun hellgrün
- Sulfat-Nachweis nit BaCl2
- Carbonsäureester: Hydroxamsäöure-Reaktion (ohne SOCl2)
Gehalt:
- Titration des Sulfats in wasserfreier Essigsäure mit Perchlorsäure-Maßlösung
SO42-
+ CH3COOH2+ HSO4
-+ CH3COOH
Atropin
N
O
O
OH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 23
Seite 23
14. Arzneistoff: Azithromycin
Indikation: Azithromycin gehört zu den Makrolid-Antibiotika. In vitro und im Tierexp.
wurde ein breites antibakterielles Spektrum beschrieben (H. influenzae, N. gonorrhoae, S.
aureus, B. catarrhalis, Campylobacter und Legionella spp., E. coli, Salmonellen, Shigellen,
Yersinia, Streptokokken). Insgesamt entspricht die antibakterielle Akt. etwa der von
Erythromycin, jedoch erweitert auf E. coli, Salmonellen, Shigellen und Yersinia
enterocolitica.
Chemische Struktur: Makrolid-Antibiotikum
- ((2R,3S,4R,5R,8R,10R,11R,12S,13S,14R)-13-[(2,6-Dideoxy-3-C-methyl-3-O-methyl-α-L-
ribo-hexopyranosyl)oxy]-2-ethyl-3,4,10-trihydroxy-3,5,6,8,10,12,14-
heptamethyl-11-[[3,4,6-trideoxy-3-(di-methylamino)-β-D-xylohexopyranolsyl]oxy]-1-oxa-6-
aza-cylcopentadecan-15-on;
- N-Methyl-11-aza-10-deoxo-10-dihydroerythromycin A;
- 10-Dihydro-10-deoxo-11-methyl-11-azaerythromycin A;
- 4''-Epi-9-Deoxo-9a-methyl-9a-aza-9a- homoerythromycin A)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- erhöhte Stabilität im Vergleich zu Erythromycin (Keine Spiroketal-Bildung möglich, da die Carbonylgruppe des Erythromycins nicht mehr existiert.).
O O
O-CladinoseDesosamin-O
HO
OHO
OH
-H2O
OOO O
Erythromycin Spiroketal
N1
467
1013
HO
Azithromycin
Nasschemische Analytik:
- 5 mg Substanz werden mit 5 ml einer 0,02%igen Lsg. von Xanthydrol in HCl 36%/HAc 30% (1+99 (V/V)) versetzt. Beim Erhitzen der Lsg. auf dem
Wasserbad entsteht eine Rotfärbung
- Dragendorff: rot
- Schmelzp.: 113 bis 115°C, 142°C (Zers.).
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 24
Seite 24
zu Azithromycin
Gehalt:
1. HPLC: Stationäre Phase: Supelcosil LC-18-DB; mobile Phase: 0,002 M Ammoniumphosphat Puffer (pH 9,0)/2-PrOH/CH3CN (15+25+60); Detektion:
Photodiodenarray-Detektor 215 nm.
2. HPLC: Stationäre Phase: Nucleosil C-18; mobile Phase: s.1.; Detektion: Variabler Wellenlängendetektor 215 nm.
3. HPLC: Stationäre Phase: Nova-Pak C18; mobile Phase: 56 mM NaAc-Puffer/CH3CN/MeOH (56+50+4), pH mit HAc auf 7,0 eingestellt; Detektion:
elektrochem. bei +0,9 V gegen Ag/AgCl-Elektrode. Anmerkung: Die beschriebene HPLC-Methoden eignen sich zum gleichzeitigen Nachw. von
Synthesevorstufen und evtl. auftretenden Abbauprodukten.
Synthese:
Halbsynth. aus Erythromycin A: Ringerweiterung des Erythromycin A durch Beckmann-Umlagerung, anschl. katalytische Hydrierung mit H2/PtO2 in EtOH
oder HOAc unter Ringöffnung zum Azathromycin; N-Methylierung des Azathromycins in Position 11 mit HCHO/HCOOH nach Eschweiler-Clarke zum
Azithromycin
P-TSS = para-Toluolsulfonsäure:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 25
Seite 25
15. Arzneistoff: Benserazid-HCl
Indikation:
- Peripherer DDC-Hemmer (Dopa-Decarboxylase-Hemmer; Produkt-Analogon) bei Morbus Parkinson:
- Benserazid gehört zu den peripheren Decarboxylasehemmern → Carbidopa.
- Es wird außerdem in Kombination mit der aromatischen Aminosäure Levodopa peroral zur Behandl. des Morbus Parkinson
sowie des postencephalitischen, toxischen oder arteriosklerotisch bedingten Parkinson-Syndroms verwendet.
- Benserazid selbst hat keine direkten Effekte auf die Parkinson-Symptome, doch beeinflusst es die pharmakologischen
Eigenschaften von Levodopa signifikant. Levodopa ist ein "Prodrug", das als Aminosäure die Blut-Hirn-Schranke
überwindet, um so seinen Wirkort zu erreichen. Die Wirkung kann nach Umwandlung in das pharmakologisch aktive
Dopamin eintreten.
Levodopa aber bereits extracerebral zu mehr als 70 % decarboxyliert wird, gelangen letzendlich weniger als 1 % einer
peroralen Dos. in das Gehirn. Darüber hinaus ist das außerhalb des ZNS gebildete Dopamin für einen großen Teil der UW
verantwortlich. Bei gleichzeitiger Gabe des peripheren Decarboxylasehemmers Benserazid läßt sich die vorzeitige
Aktivierung von Levodopa außerhalb des ZNS nahezu vollständig verhindern.
Chemische Struktur:
Serin-Derivat, über eine Hydrazyl-Gruppe mit Methylpyrogallol verbunden, bzw. Pyrogallol-Derivat ((RS)-Serin-[2'-(2,3,4-trihydroxybenzyl)-hydrazid]; N1-
[(RS)-Seryl]-N2-(2,3,4-trihydroxybenzyl)-hydrazin; DL-Serin-2-[(2,3,4-trihydroxyphenyl)methyl]hydrazid)
(Eselsbrücke: Trihydroxybenzyl-serinyl-hydrazid
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Benserazid ist ein Pyrogallol-Derivat. Polare Effekte der flexiblen Seitenkette werden durch den gewünschten Effekt der dritten Hydroxylgruppe
ausgeglichen.
- Der Km-Wert von Benserazid ist ähnlich dem 5-Hydroxydopamin, dem Pyrogallol-Analogon des Dopamins. (Lautala P, Ulmanen I, Taskinen J, Molecular mechanisms controlling the rate and specificity of catechol O-methylation by human soluble catechol O-methyltransferase, Mol Pharmacol. 2001;59(2):393-402)
Benserazid
OH
HO
HO
NH
HN OH
O
NH2
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 26
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zu Benserazid
Biotransformation:
Prodrug: terminale Aminogruppe des Hydrazinelements ist mit Serin acyliert (Ausscheidung unveränderung zu 53 – 64 % renal, ca. 30 % in Fäzes)
Nasschemische Analytik:
- Stärkenachweis mti Jod funktioniert in Anwesenheit von Benserazid nicht!!!
- phenol. OH-Gruppe mit FeCl3
- Fehling-Probe positiv (Hydrazin-Derivat mit reduzierenden Eigenschaften)
- Chen-Kao-Reaktion auf Ethanolamin-Derivate positiv
- Cl--Nachweis mit AgNO3 ohne Lassaigne-Aufschluss positiv
- Beilstein-Probe: positiv (Hydrochlorid)
- Mandelin: braun (Gasentwicklung)
- Marquis: rot
- Froehde: blau
- HNO3 konz: violett
- H2SO4: keine Verfärbung
Synthese (nicht klausurrelevant):
(RS)-Serinhydrazid wird mit dem Benzaldehyd (1) zum Benzalhydrazid (2) kondensiert. Anschl. Hydrogenolyse mit Pd/C und nachfolgende Hydrierung mit
PtO2 führt zum Benserazid.
Mit H2/Pd-C wird der Benzylrest
hydrogenolytisch unter Abspaltung von Toluol
abgespalten.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 27
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16. Arzneistoff: Benzbromaron
Indikation:
- Benzbromaron ist das wichtigste Urikosurikum, das zur Behandlung der Hyperurikämie eingesetzt wird.
- Benzbromaron ist etwa 10mal stärker wirksam als Probenecid. Die harnsäuresenkende Wirkung beruht auf einer Hemmung der
Reabsorption von Harnsäure im proximalen Tubulus. Der Harnsäureplasmaspiegel wird sowohl beim Gesunden als auch bei
Hyperurikämie um ca. 50 % gesenkt.
Chemische Struktur: - Benzofuran-Derivat (3,5-Dibromo-4-hydroxyphenyl-2-ethyl-3-benzofuranyl-keton;
(2-Ethyl-3-benzofuranyl)-(3,5-dibrom-4-hydroxyphenyl)keton;
(3,5-Dibromo-4-hydroxyphenyl)-(2-ethyl-3-benzofuranyl)-methanon)
(vgl. von der Struktur her auch Amiodaron)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Urikosurikum: Steigerung der Harnsäure-Ausscheidung durch Hemmung der tubulären Rückresorption von Urat (Harnsäure) im proximalen Tubulus
Biotransformation:
- Hauptmetabolit Benzaron u.a. als Glucuronid im Urin detektiert
Nasschemische Analytik:
- Rotviolette Färbung mit FeCl3-Lsg. Helv VII
- Grüne Flammenfärbung beim Erhitzen am zuvor ausgeglühten Kupferdraht Ph. Eur. 4
- 0,1 g Substanz werden in NaOH-Lsg. (EtOH) mit Raney-Nickel erhitzt. Nach dem Abkühlen wird HNO3 zugesetzt und filtriert. Das Filtrat wird mit CHCl3
und Chloramin-T-Lsg. versetzt. Beim Schütteln färbt sich die CHCl3-Phase blau
- Weißes oder sehr schwach gelbliches, geruchloses, kristallines Pulver
- Schmelzp.: 149 bis 153°C
- Löslichkeit: leicht löslich in Aceton, CHCl3, CH2Cl2, DMF, Dioxan; löslich in Ether; schwer löslich in EtOH, Isopropanol; fast unlöslich in H2O
- UV: %1
1cmA = 450 (242 nm, NaOH)/ %1
1cmA = 517 (357 nm, NaOH)
- IR: 3080, 2945, 1600, 1580, 1520, 1470, 1440, 1390, 1270, 1230, 1160, 1030, 1000, 960, 920, 880, 800, 760, 720, 670 cm-1
(KBr).
- Marquis: braun
Benzbromaron
O
O
CH3Br
OH
Br
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 28
Seite 28
Zu Benzbromaron
Gehalt:
0,3 g Substanz in 50 ml DMF gelöst, werden mit 0,1 M Tetrabutylammoniumhydroxid-Lsg. titriert. Der Endpunkt wird potentiometrisch best. Helv VII/ 0,35 g
Substanz, in 50 ml DMF werden mit 0,1 M Natriumethanolat-Lsg. gegen Thymolblau titriert.
1 ml 0,1 M Tetrabutylammoniumhydroxid-Lsg. bzw. 0,1 M Natriumethanolat-Lsg ≙ 42,41 mg Benzbromaron
Synthese:
Salicylaldehyd reagiert mit Chloraceton zum 2-Acetyl-1-benzofuran, das mit Hydrazin-Hydrat und Raney-Nickel als Katalysator reduziert wird. 2-Ethyl-1-
benzofuran wird mit 4-Methoxybenzoylchlorid zu 2-Ethyl-3-(4-methoxybenzoyl)-1-benzofuran umgesetzt, dessen Methoxygruppe anschl. mit
Pyridinhydrochlorid desalkyliert wird. Das entstandene Benzaron wird in Eisessig zu Benzbromaron bromiert.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 29
Seite 29
17. Arzneistoff: Benzocain
Indikation:
- Lokalanästhetikum
Chemische Struktur:
- p-Aminobenzoesäureethylester
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- ein atypisches Lokalanästhethikum ohne basische N,N-Diethylaminofunktion (Nicht-Löfgren-Struktur)
Biotransformation:
- Esterspaltung 4-Aminobenzoesäure, Konjugation mit Glucuronsäure und Glycin, renale Ausscheidung
Nasschemische Analytik:
- Diazo-Kupplungsreaktion: Rot
- Hydroxamsäure-Reaktion: Rot
- Iodoform-Reaktion: Positiv
- Mandelin-Reaktion: Violett Braun Rot
- 50 mg Substanz mit 3 Tropfen Eisessig und 5 Tropfen konz. Schwefelsäure erwärmen Geruch nach Ethylacetat
Gehalt:
- Die primäre aromatische Aminogruppe wird nitritometrisch bestimmt
- E1%
1cm in 0,1N-HCl: 790 bei 227 nm und 100 bei 272 nm
Synthese von Benzocain:
Benzocain
H2N
O CH3
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 30
Seite 30
18. Arzneistoff: Bezafibrat
Indikation:
- Lipidsenker (PPARα-Agonist)
- Transkription ↑
o Enzyme der Fettoxidation
o Proteine für den Fett Fettsäure-Transport durch Membranen
o Proteine des Lipoprotein-Stoffwechsels (z.B. Apolipoproteine)
o Enzyme für den Abbau von Triglyceriden (z.B. Lipoproteinlipase)
Chemische Struktur:
- Clofibrinsäure-Derivat
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Clofibrinsäure-Gerüst ist essentell für die Wirkung
Biotransformation:
- Wird schnell im GIT absorbiert, Elimination erfolgt renal: 40 % unverändert, der Rest als Glucuronide
Bezafibrat
HN
OOH
CH3H3C
Cl
O
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 31
Seite 31
zu Bezafibrat
Nasschemische Analytik:
- Schmelzpunktbestimmung: 155 – 156oC(Aceton)
- IR-Spektrum: Charakteristische Peaks bei 3360,1715, 1608, 1540, 1226, 1143 cm-1 (KBr)
- DC
Gehalt:
- Titration in verd. EtOH mit 0,1M-NaOH. Bestimmung des Endpunktes mit Phenolphtalein als Indikator
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 32
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19. Arzneistoff: Biotin
Indikation:
- Wasserlösliches Vitamin der Gruppe B
- Prosthetische Gruppe bei Carboxy-Transferase
o Gluconeogenese
o Fettsäurestoffwechsel
o Carboxybiotin als „Energiespeicher“
Chemische Struktur:
- bizyklisches Harnstoff-Derivat
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Übertragung des aktiven CO2 erfolgt mit Hilfe N1-Atoms:
1-N-Carboxybiotin ist Bestandteil von Carboxylasen, z.B. Pyruvat-Carboxylase, Acetyl-CoA-Carboxylase.
Biotransformation:
- Elimination erfolgt weitgehend renal und biliär als unverändertes Biotin
Nasschemische Analytik:
- Schmelzpunktbestimmung: 229 – 233oC
- IR-Spektrum: Charakteristische Peaks bei 3270, 3080-2270, 2910, 1960-1910, 1630, 1450, 1310, 1280, 1270, 1000, 830, 760 cm-1 (KBr)
- DC
- 10 mg Substanz werden unter Erwärmen in 20 ml Wasser gelöst. Die Lösung wird erkalten gelassen. Nach Zusatz von 0,1 Bromwasser R wird dieses entfärbt
- Iod-Azid-Reaktion: positiv (Schwefel mit Ox.-Zahl -2)
- Schwefelnachweis Ox.-Stufe -2: Erwärmen mit NaOH, anschl. Zugabe von etwas Blei(II)-acetatlösung: Braun- bis Schwarzfärbung.
Gehalt:
- Titration in wasserfreiem Medium als schwache Säure mit potentiometrischer Endpunktanzeige.
Biotin
NH
HN
S
HOOCHH
H
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 33
Seite 33
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 34
Seite 34
20.Arzneistoff: Bisacodyl
Indikation: - Laxans
Chemische Struktur:
- 4,4´-(Pyridin-2-ylmethylen)bis(4,1-phenylen)-diacetat
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Die freien Phenole wirken als Kontakt-Laxans im Dickdarm.
Biotransformation:
Nach oraler Gabe wird Bisacodyl durch intestinale und bakterielle Enzyme zum Desacetylbisacodyl hydrolysiert und im Dünndarm resorbiert. Nach
Konjugation in der Leber wird das Glucuronid biliär sezerniert. Die hydrophilen Konjugate gelangen in den Dickdarm, wo sie mikrobiell in Desacetylbisocadyl
gespalten werden.
Nasschemische Analytik:
- Konz. H2SO4 oder konz. HCl Violett
- Konz. HNO3 Nach 5 min gelb
- Froehde-Reaktion Blauviolett
- Mandelin- Reaktion Violett
- Marquis-Reaktion Violett
- Stas-Otto IB und II
- DC: sichtbar unter UV
Bisacodyl
N
OOH3C CH3
O O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 35
Seite 35
zu Bisacodyl, nasschemische Analytik:
Eisen (III)-chlorid-Iod-Reagenz ocker, braun
Eisen(III)-chlorid-Kaliumhexacyanoferrat(III)-Reagenz türkis
Schwefelsäure, methanolisch violett
Vanillin-Schwefelsäure-Reagenz violett
- Nachweis auf Pyridinderivate ist positiv (Zincke-König-Spaltung):
5mg Substanz werden mit 10mg 1-Chlor-2,4-dinitrobenzol verrieben und kurz geschmolzen. Die erkaltete Schmelze wird in 2ml 0,5 N-ethanol. Kalilauge
gelöst. Es entsteht eine rote Färbung.
- Hydroxamsäure-Reaktion Rotviolett
Man versetzt 50-100mg der Substanz mit 1 ml 7%iger Hydroxylaminhydrochlorid-Lösung und gibt 2N-Methanol dazu. Kalilauge bis zum Umschlag nach
blau. Schließlich fügt man einen Überschuß von 5 Tropfen der Lauge zu. Es wird kurz zum Sieden erhitzt, abgekühlt und mit 3N-Salzsäure bis zum
Verschwinden der Blaufärbung versetzt. Nach Zugabe einiger Tropfen einer 10%igen Eisen(III)-chlorid-Lösung tritt Rotfärbung auf (Eisen-Hydroxamsäure-
Komplex), zuweilen erst nach Zugabe weiterer Salzsäure. Säureamide und Säureanhydride ergeben die gleiche Reaktion.
- 50mg Substanz werden nach Zusatz von 1ml Ethanol und 1ml konz. Schwefelsäure erhitzt. Es ist der Geruch von Ethylacetat wahrnehmbar
- 50mg Substanz werden mit 1ml Ethanol, 3 Tropfen 3N-NaOH und 5 Tropfen frisch zubereiteter 5%iger Kaliumhexacyanoferrat(III)-Lösung versetzt. Die
Mischung zeigt spätestens nach Erwärmen eine kräftige rotviolette Färbung.
Gehalt:
- potentiometrischeTitration in Eisessig mit 0,1 N Perchlorsäure.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 36
Seite 36
21. Arzneistoff: Bromazepam
Indikation:
- Tranquillans, Sedativum, Schlafmittel und Muskelrelaxans
Chemische Struktur: - 7-Bromo-5-(pyridin-2-yl)-1H-benzo[e][1,4]diazepin-2(3H)-on
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Wie Diazepam (s.u.)
Biotransformation:
- Halbwertszeit 11-16 h, allerdings geht die Wirkung schon nach 3-4 Stunden durch Umverteilung ins Fettgewebe verloren (Lipophilie!), fast 100 %
Bioverfügbarkeit,
- wird durch ein Enzym der CYP-450-Famillie (CYP3A4) zum Primärmetaboliten Hydroxybromazepam umgesetzt. Dann folgt Glucuronidierung und renale
Ausscheidung.
Nasschemische Analytik:
Nach saurer Hydrolyse entsteht:
- Azokupplung der primären aromatischen Aminogruppe(NaNO2 / H
+, mit -Naphthol)
- Zincke-König-Spaltung des Pyridin-Systems
- Gelbfärbung nach Erhitzen mit HNO3 (vgl. Diazepam)
Anmerkung: Die Zimmermann-Reaktion (s. Diazepam) fällt bei Bromazepam negativ aus, Grund unbekannt.
Gehalt:
- potentiometrische Titration in Eisessig mit 0,1 N HClO4 nach Zugabe von Acetanhydrid (Acetylierung des Amid-N, Titration des freiwerdenden Protons.
Bromazepam
N
HN
N
Br
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 37
Seite 37
22. Arzneistoff: Budesonid
Indikation:
- Mittel der 1. Wahl bei Asthma bronchiale, COPD, allergischem Schnupfen,
Nasenpolypen sowie rektale Therapie von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn
Chemische Struktur:
- Steroidgerüst, Prednisolon-Derivat mit Vollacetal-Gruppe des Butanals mit den OH-Gruppen an C16 und C17.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Die Acetalisierung an C17 führt normalerweise zu einer hohen metabolischen Stabilität, Budesonid wird allerdings rasch zu 16-α-Hydroxyprednisolon
metabolisiert, was schwächer wirksam ist. Acetale weisen normalerweise eine geringere Gewebsaffinität auf, Budesonid ist deutlich höher affin. Die
zusätzliche Doppelbindung zwischen C1 und C2 im Ring A (1-Doppelbindung) führt zur Abnahme der mineralocorticoiden Eigenschaften und zur
Verstärkung der glucocorticoiden Eigenschaften im Verhältnis zu Cortisol, das diese Doppelbindung nicht hat. Die Halbacetalisierung erhöht die Lipophilie
und damit die Möglichkeit, die Zellmembran zu permeieren.
Biotransformation:
- Haupteliminationsorgan ist die Leber. Metaboliten sind 6-ß- und 16-α-Hydroxybudesonid, welche pharmakologisch sehr schwach sind. Budesonid wird zu
60% renal ausgeschieden, fast ausschließlich in Form von Metaboliten. Halbwertszeit: 2,8h. Die Konzentration im Lungengewebe ist etwa 8 mal höher als im
Plasma. Aufgrund eines hohen „First-Pass-Effekts“ beträgt die perorale Bioverfügbarkeit etwa 10%, während sie nach oraler Inhalation bei 73% liegt.
Nasschemische Analytik:
- IR
- DC
- Substanz + Schwefelsäure gelbe Färbung innerhalb von 5 Minuten, die nach 30 Minuten rotbraun wird. Nach Zugabe von Wasser verblasst die Färbung;
Lösung bleibt klar
- TTC-Reaktion auf Hydroxymethylketone
- Fehling-Probe positiv, Hydroxymethylketon wird leicht zur 2-Oxocarbonsäure oxidiert.
Gehalt:
- HPLC durch Peakflächen
O
HO O
O
OH
O H
CH3
Budesonid
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 38
Seite 38
23. Arzneistoff: Buprenorphin
Indikation:
- Indikation für Buprenorphin sind schwere Schmerzzustände nach Operationen und Traumen
sowie bei Herzinfarkt und Tumoren.
Buprenorphin wirkt am µ-Morphinrezeptor als Partialagonist und besitzt dort eine hohe Rezeptoraffinität
(20- bis 30-mal stärker als Morphin) Partielle Agonisten sind aber auch immer partielle Antagonisten,
daher Abschwächung der Wirkung von z.B. Morphin möglich bei gleichzeitiger Gabe..
Chemische Struktur:
- Morphin-Grundstruktur, im Gegensatz zu Codein (phenol. OH-Gruppe methyliert) ist die aliphatische OH-
Gruppe methyliert.
- Cyclopropylmethylrest am N erhöht die Lipophilie.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Buprenorphin ist partieller Agonist am µ-Opioidrezeptor, die Affinität ist ca. 20 – 30 mal stärker als die von Morphin.
- Es gelten dieselben wirkungsbezogenen strukturellen Eigenschaften wie beim Morphin:
ein sterisch fixiertes, aromatisches System
Aromat als Substituent an einem quartären C-Atom
verbunden mit einem basischen N-Atom
der Abstand von zwei C-Atomen zwischen quartärem C-Atom und N-Atom
die S-Konfiguration des quartären C-Atoms
Biotransformation:
- Buprenorphin wird in der Leber entweder direkt oder nach Desalkylierung zu Norbuprenorphin konjugiert (an Glucuronsäure). Diese Metaboliten sind
pharmakologisch inaktiv. Nur ein Teil (5 bis 25 %) des Buprenorphins wird in Form von Metaboliten im Urin ausgeschieden. Freies Buprenorphin erscheint
nicht im Urin. Ein größerer Teil des Buprenorphins oder seiner Metaboliten unterliegt wahrscheinlich einem enterohepatischen Kreislauf, mit dem intaktes
Buprenorphin, Norbuprenorphin und die entspr. Konjugate über die Faeces ausgeschieden werden. Das Maximum der faekalen Ausscheidung wurde
4 bis 6 Tage nach Applikation einer Einzeldosis beobachtet.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 39
Seite 39
zu Buprenorphin
Nasschemische Analytik:
- Hier gelten dieselben Nachweisreaktion wie beim Morphin.
Marquis: wird Buprenorphin mit Formaldehyd/Schwefelsäure versetzt, so entsteht eine Purpurfärbung, die nach violett umschlägt.
Die Reaktionen nach
Fröhde: Schwefelsäure/ammoniummolybdat
Husemann: Schwefelsäure/Salpetersäure
Mandelin: schwefelsäure/Ammoniumvanadat
Pellagri: Schwefelsäure/Neutralisation/Zugabe von Iod
fallen beim Buprenorphin negativ aus. Begründung:
Bei den oben genannten Reaktionen kommt es zur Bildung von Apomorphin. Als Voraussetzung für den Start der Umlagerungsreaktion
sind die Hydroxy-Gruppe in Position 6 und die Doppelbindung von 7 und 8. Außerdem muss in 13 ein quartäres C-Atom vorliegen und
sich an der Position 14 ein Proton befinden und sich an der Position 14 ein Proton befinden. Da nur eine dieser Bedingungen für
Buprenorphin gegeben ist, werden diese Nachweißreaktionen beim Buprenorphin negativ ausfallen.
Um zwischen Morphin und Buprenorphin unterscheiden zu können eignet sich eine DC, da ein anderes Fließverhalten für Buprenophin – aufgrund der
zusätzlichen Hydroxylgruppe - zu erwarten ist. Die Reinheit wird ebenfalls über eine Flüssigkeitschromatographie bestimmt
Gehalt:
- 0,400 g Substanz, in 40 ml wasserfreier Essigsäure R gelöst, werden mit Perchloressigsäure (0,1 mol/l) unter Zusatz von 0,1 ml Kristallviolett-Lösung R bis
zum Farbumschlag von Violettblau nach Grün titriert.
- 1 ml Perchloressigsäure (0,1 mol/l) entspricht 46,76 mg Buprenorphin (C29H41NO4)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 40
Seite 40
24. Arzneistoff: Carbamazepin
Indikation:
- Carbamazepin ist indiziert bei allen Formen der Epilepsie. Es ist Mittel der Wahl bei Trigeminusneuralgie.
Carbamazepin ist wirksam gegen Schmerzen bei Tabes dorsalis (syphilisbedingte Rückenmarksschwindsucht),
Krämpfe bei multipler Sklerose, posttraumatischen Parästhesien und Schmerzen bei diabetischen Neuropathien.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- In seiner Struktur ist es ein mit den tricyclischen Antidepressiva verwandtes Antiepileptikum. Während der Tricyclus der Dibenzazepine und
Dhydrodibenzazepine in den antidepressiven Wirkstoffen eine charakteristische Seitenkettenstrukutur mit basischer Substitution aufweist, ist bei
Carbamazepin eine Harnstoff-Struktur inkorporiert.
Biotransformation:
- Carbamazein ist stark lipophil und verteilt sich daher in die meisten Organe, mit den höchsten Konz. in Leber und Nieren.
- Carbamazepin ist ein starker Induktor des hepatischen Arzneimittelmetabolismus. Carbamzepin wird hauptsächlich durch einen komplexen hepatischen
Metabolismus eliminiert. Die zahlreichen Metabolite des CBZ entstehen durch:
Epoxidierung
Hydroxylierung
Umlagerung/Ringkontraktion
Hydrolyse
Glucuronidierung
Nasschemische Analytik:
- Vitali-Morin-Reaktion
Die Substanz wird mit rauchender Salpetersäure zur Trockne eingedampft und der Rückstand mit Aceton und methanolischer Kalilauge versetzt, wobei eine
Violettfärbung auftritt. Heute sind über 100 weitere Verbindungen bekannt, die unter gleichen Bedingungen ähnliche Färbungen ergeben.
- Reaktion mit Salpetersäure:
Eine Lösung von 0,1 g Substanz mit 2 ml HNO3 im Wasserbad 3 min erhitzt, färbt sich orange-rot.
- Reaktion mit Natriumhypobromit:
Eine Lösung der Substanz in 1 ml CHCl3 mit 0,2 ml NaOBr-Lösung 1 min geschüttelt, färbt sich blau-violett (Empfindlichkeit 250 μg/ml).
- Mandelin-Reaktion:
dunkelrot orange
Carbamazepin
N
O NH2
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 41
Seite 41
zu Carbamazepin
Gehalt: - DAB 10: 0,1000 g Substanz werden in MeOH zu 100,0 ml gelöst, 5,0 ml dieser Lösung werden mit MeOH zu 50,0 ml verdünnt, 5,0 ml dieser Verdünnung
werden erneut auf 50,0 ml verdünnt und die Absorption dieser Lösung im Maximum bei 285 nm gemessen und der Gehalt an Carbamazepin (C15H12N2O) mit
Hilfe von
1%1cmA
= 490 errechnet.
- EuAB: HPLC gegen eine Referenzlösung mit bekanntem Gehalt. Die Peakflächen werden verglichen.
Synthese:
Anstelle des giftigen Phosgens (COCl2) kann auch
Chlorameisensäureamid eingesetzt werden. Der letzte Schritt
mit der Umsetzung mit Ammoniak entfällt dann.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 42
Seite 42
25. Arzneistoff: Carbidopa
Indikation:
- DOPA-Decarboxylase-Hemmer (DDC-Hemmer), wird in Kombination mit Levodopa bei Morbus Parkinson eingesetzt.
Chemische Struktur:
- (S)-3-(3,4-Dihydroxyphenyl)-2-hydrazinyl-2-methylpropancarbonsäure
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Das Strukturanalogon von L-DOPA hemmt kompetitiv die DOPA-Decarboxylase, die das DOPA in der Peripherie zu Dopamin abbaut. Dadurch wird mit
gleichzeitiger Gabe von DOPA der DOPA-Spiegel erhöht, da der Abbau des DOPA hauptsächlich in der Peripherie erfolgt, ohne dass das ZNS erreicht wird.
Biotransformation (nach Vickers, S., Stuart, E.K., Hucker, H.B., VandenHeuvel, W.J.A., J. Med.Chem. 1975, 18, 134-138):
Urinmetaboliten, Prozentangaben bezogen auf die Gesamtdosis:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 43
Seite 43
zu Carbidopa:
Eigenschaften:
- Die Substanz ist schwer löslich in Wasser und Methanol, sehr schwer löslich in Ethanol, praktisch unlöslich in Aceton, Chloroform und Diethylether und
löslich in verdünnten Mineralsäuren.
Nasschemische Analytik:
- Fehling-Probe positiv, die Hydrazinyl-Gruppe wirkt reduzierend.
- Nachweis phenolischer OH-Gruppen positiv (Fe3+
oder Kupplung mit diazotierter Sulfanilsäure zum Azofarbstoff)
- Hydroxamsäurereaktion positiv, Nachweis auf Carbonsäuren
- AgNO3: Schwarzer Niederschlag von metallischem Silber, die Hydrazin-Gruppe wirkt reduzierend
- Mandelin: orange-braun
- Froehde: dunkelbraun
- Marquis: rotbraun
- konz. H2SO4: braun
- konz: HNO3: orange, Gasentwicklung
- NaOH: gelb
- Zwikker-Reagenz: Positiv, wahrscheinlich komplexieren die Hydrazin-N das Co2+
-Ion
Gehalt:
- Wasserfreie acidimetrische Titration in Eisessig mit 0,1 N Perchlorsäure in Eisessig. Erfasst wird die basische, endständige NH2-Gruppe der
Hydrazinylgruppe.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 44
Seite 44
26. Arzneistoff: Carbimazol
Indikation:
- Hyperthyreostatikum, das die Peroxidase und somit die Iodierung hemmt. Dadurch wird die Kupplung zu
Diphenyletherstrukturen verhindert.
Chemische Struktur:
- 1-Ethoxycarbonyl-3-methyl-2-thioimidazol, zyklisches Thioharnstoff-Derivat
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Zyklische Thioharnstoff-Derivate hemmen die Peroxidase in der Schilddrüse und damit die Iodierung. Sie verhindern außerdem die Kupplung zu
Diphenyletherstrukturen.
Biotransformation:
- Carbimazol (Prodrug) wird zu Thiamazol metabolisiert, der Wirkform.
Nasschemische Analytik:
- IR
- Dragendorff: 10mg Substanz werden in einer Mischung von 50 ml Wasser R und 0,05 ml verdünnter Salzsäure R gelöst. Nach Zusatz von 1 ml Dragendorffs
Reagenz R entsteht ein roter Niederschlag.
Gehalt:
50,0 mg Substanz werden in Wasser R zu 500,0 ml gelöst. 10,0 ml Lösung werden mit 10 ml verdünnter Salzsäure R versetzt und mit Wasser R zu 100,0 ml
verdünnt. Die Absorption wird im Maximum bei 291 nm gemessen.
Der Gehalt an C7H10N2O2S wird mit Hilfe der spezifischen Absorption errechnet (A1%
1cm= 557)
Carbimazol
N
N
S
O
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 45
Seite 45
27. Arzneistoff: Carvedilol
Indikation:
- vasodilatierender -Blocker, es werden aber auch auch -Rezeptoren
blockiert (Vasodilatation). Das R-Enantiomer ist ausschließlich -Blocker.
- Bei Hypertonie, KHK, Herzinfarkt-Prophylaxe, Herzinsuffizienz,
Herzrhythmusstörungen.
Chemische Struktur:
- Carbazol-System, verknüpft über eine Arylalkyletherfunktion mit dem 2-
Hydroxy-1-Aminopropansystem. Das sekundäre Amin der -Blocker wird
durch eine weitere Arylalkyletherfunktion mit Brenzcatechinmethylether-Rest ergänzt.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Carvedilol wirkt als kompetitiver Antagonist von Adrenalin und Noradrenalin an - und und-Rezeptoren des Sympathikus.
- Das freie Elektronenpaar des Carbazol-Stickstoffs kann im Gegensatz zu den -Blockern ohne Pyrrolstruktur im Aromaten eine H-Brücke zumSerin-204-OH
des aktiven Zentrums des -Rezeptors bilden (wie auch die die arom. OH-Gruppen von Adrenalin und Noradrenalin), wodurch die Affinität erhöht wird.
Metabolismus:
- Hepatischer Abbau des lipophilen Moleküls durch Hydroxylierung und Glucuronidierung am Aromaten in verschiedenen Positionen.
Nasschemische Analytik:
- Carvedilol ist als sekundäres Amin eine schwerlösliche Base. Durch Ansäuern mit HCl kann es in das leichtlösliche Hydrochlorid überführt werden.
- Das Carbazolsystem weist als tricycisches heteroaromatisches System eine UV-Absorption im längerwelligen Bereich auf.
- Charakterisierung über den Schmelzpunkt (114,5°C), UV, IR-Spektrum, HPLC
- Sekundäres Amin: Simon Awe Reagenz
- Ethanolamin: Chen-Kao-Reaktion mit Cu2+
Gehalt:
- UV-photometrisch
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 46
Seite 46
28. Arzneistoff: Cefuroximaxetil, Cefuroxim-Natrium
Indikation: - Cefuroxim ist ein parenteral anwendbares, weitgehend lactamasestabiles
Cephalosporin-Antibiotikum.
Einsatz bei mittelschweren, nicht lebensbedrohlichen Infektionen.
Chemische Struktur:
- Cephalosporin-Grundstruktur.
- Als Axetile werden Verbindungen bezeichnet, bei denen die Carbonsäurefunktion über ein Acetaldehyd-Acetal mit einem Acetylrest verknüpft ist. Dies
erhöht im Vergleich zum Natriumsalz die Lipophilie stark und damit die Membrangängigkeit.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Oximether- Struktur in Kombination mit dem Aminothiazolring: besonders breites Wirkspektrum und Stabilität gegenüber vielen -Lactamasen
- (Z)- Konfiguration der Methoxyimino- Gruppe an der α- Position der 7- (2- Furyl- 2-methoxyimino) acetamido- Seitenkette: wichtige Voraussetzung für die
bessere Stabilität
Nasschemische Analytik:
Identität:- IR- Spektroskopie →KBr- Pressling bzw. im Praktikum mit einer kleinen Menge Reinsubstanz
- Positive Iodazidreaktion: Azide reagieren mit Iod nur in Gegenwart von Sulfhydryl- bzw. potentiellen Sulfhydrylverbindungen (S mit Ox.-Zahl -2), Thiole
und Thioether, (Penicilline)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 47
Seite 47
zu Cefuroximaxetil / Cefuroxim Natriumsalz
zu Analytik:
Chromotropsäurereaktion positiv beim Axetil, hier wird anstelle von Formaldehyd Acetaldehyd abgespalten, der auch positiv reagiert.
Gehalt:
HPLC, gegen 3 Referenzlösungen a, b, und c mit bekanntem Gehalt, Vergleich der Peakflächen. (s. EuAB)
Synthese:
Ausgangssubstanz: 7- Aminocephemsäure
Acetylierung mit 2-(2-Furyl)-2-methoxyiminoessigsäure zum Cefuroxim
Zugabe von Natriumlactat →Cefuroxim- Natrium
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 48
Seite 48
29. Arzneistoff: Chinidinsulfat
Indikation: - klassisches Antiarrythmikum vom membranstabilisierenden Typ (Klasse 1A- Antiarrythmikum)
Chemische Struktur:
- C40H50N4O8S
- Chinidin ist ein Diastereomer des Chinins
- Unterschied in C8 und C9
→Chinin: 1R, 3R, 4S, 8S, 9R;
→Chinidin: 1R, 3R, 4S, 8R, 9S
- weitere Chiralität in C3 und C4
- zwei heterozyklische Ringsysteme:
→ planarer, aromatischer Chinolin-Bizyklus
→ überbrücktes Chinuclidin-System
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Bindung an Target abhängig vom Abstand zwischen dem hydrophoben Bindungsareal (Heteroatom) und dem kationoiden Bindungszentrum (Chinuclidin-
Struktur)
Biotransformation:
- Chinidin wird in der Leber zu 50 bis 90 % vorwiegend durch Ring-Hydroxylierung metabolisiert und in Form von Metaboliten ueber die Galle ausgeschieden.
30% erscheinen unveraendert im Harn. Die renale Elimination ist pH- abhängig→ bei erniedrigtem pH des Urins beschleunigt
Nasschemische Analytik:
- Konz. H2SO4: hellgrün
- die mit 3N- Schwefelsäure versetzte wässrige oder alkoholische Lösung zeigt eine intensive blaue Fluoeszenz. Die Empfindlichkeit dieser Reaktion ist
1:100000
- Erythrochin- Reaktion: 10mg Substanz werden in 1ml Wasser unter Zugabe von wenig 2N- Salzsäure gelöst. Man versetzt mit 1ml 0,8%iger Bromlösung.
Nach Umschütteln werden 0,5ml 5%iger Kaliumhexacyanoferrat (III)- Lösung zugesetzt, dann wird 1ml 0,1N- NaOH zugetropft und mit 2ml Dichlormethan
geschüttelt. Die organische Phase färbt sich rot.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 49
Seite 49
zu nasschemische Analytik Chinidinsulfat
- Thalleiochin- Reaktion: 10 mg Substanz werden in 10 ml Wasser nach Zugabe von 1 Tropfen 3 N Schwefelsäure gelöst, mit 0,3 ml 2%-igem Bromwasser
und nach 1 Minute mit 2 ml 6 N Ammoniaklösung versetzt. Diese Lösung färbt sich grün. (Störung durch Coffein bzw. Phenazon möglich)
- Sulfatnachweis mit BaCl2-Lösung in HCl
- Unterscheidung von Chinin durch DC- Verhalten möglich
Gehalt:
0,200 g Substanz, in 20 ml Acetanhydrid R gelöst, werden nach Zusatz von 0,15 ml Naphtholbenzein- Lösung R mit Perchlorsäure (0,1 mol/l) titriert. 1 ml
Perchlorsäure (0,1 mol/l) entspricht 24,90 mg C40H50N4O8S
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 50
Seite 50
30. Arzneistoff: Chininhydrochlorid
Indikation: - Antimalariamittel (Chemotherapeutikum gegen Plasmodien)
Chemische Struktur:
- Gruppe der China-Alkaloide
- vier Assymetriezentren: C3, C4, C8, C9
-Chinin ist ein Diastereomer des Chinidins →Unterschied in C8 und C9
- zwei heterozyklische Ringsysteme:
→ planarer, aromatischer Chinolin-Bizyklus
→ überbrücktes Chinuclidin-System
Essentielle Bestandteile: - Chinolin-System
- 4-Carbinolfunktion (ersetzbar durch Aminogruppe)
- Chinuclidin-Ring durch einfache, protonierbare basische Seitenkette ersetzbar
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Bindung an Target abhängig vom Abstand zwischen dem hydrophoben Bindungsareal (Heteroatom) und dem kationoiden Bindungszentrum (Chinuclidin-
Struktur)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 51
Seite 51
zu Chininhydrochlorid
Biotransformation:
oxidative Biotransformation, renale Elimination
Nasschemische Analytik:
- Charakteristische blaue Fluoreszenz nach Ansäuern mit Schwefel- oder Essigsäure
- DC
- Thalleiochin- Reaktion: 10mg Substanz werden in 10ml Wasser nach Zugabe von 1 Tropfen 3N- Schwefelsäure gelöst, mit 0,3ml 2%igem Bromwasser und
nach 1 Minute mit 2ml 6N- Ammoniaklösung versetzt. Diese Lösung färbt sich zunächst rot, die dann in eine smaragd- grüne Färbung übergeht. (Störung
durch Coffein bzw. Phenazon möglich) (Mechanismus s. Chinidinsulfat)
→ positiv mit China-Alkaloiden, die am C-6 eine Sauerstofffunktion tragen
- Erythrochin- Reaktion: 10mg Substanz werden in 1ml Wasser unter Zugabe von wenig 2N- Salzsäure gelöst. Man versetzt mit 1ml 0,8%iger Bromlösung.
Nach Umschütteln werden 0,5ml 5%iger Kaliumhexacyanoferrat (III)- Lösung zugesetzt, dann wird 1ml 0,1N- NaOH zugetropft und mit 2ml Dichlormethan
geschüttelt. Die organische Phase färbt sich rot.
- Färbung nur kurze Zeit beständig
- um Faktor 10 empfindlicher als Thalleiochin-Reaktion
Reinheit: HPLC
Gehalt:
- Titration mit Natronlauge (0,1 mol/l) als Verdrängungstitration in Ethanol:
0,250 g Substanz, in 50 ml Ethanol 96% R gelöst und mit 5,0 ml Salzsäure (0,01 mol/l) werden mit Natriumhydroxid- Lösung (0,1 mol/l) titriert. Der
Endpunkt wird mit Hilfe der Potentiometrie (2.2.20) bestimmt. Das zwischen den beiden Wendepunkten zugesetzte Volumen wird abgelesen.
1 ml Natriumhydroxid- Lösung (0,1 mol/l) entspricht 36,09 mg C20H25ClN2O2
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 52
Seite 52
31. Arzneistoff: Chloroquindiphosphat (Resochin)
Indikation: Antimalariamittel (wirksam gegen Blutschizonten)
Chemische Struktur:
- Chlorierung des Chinolin-Ringes
→ Erhöhung der Lipophilie
- Chinolin-Ring in Position 4 substituiert mit 1,4-Diaminopentan-Partialstruktur
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Bindung an Erythrozytenmembran und intrazellulläre Anreicherung
→ lipophiles Bindungsareal des Chinolinteils mit hoher Affinität zu Lipidresten
→ kationisches Bindungszentrum der Seitenkette in einem dazu definierten Abstand
→ WW mit dem anionischen Kopfteil der Membranlipide
Amphiphile Struktur sensibel gegenüber pH-Schwankungen
Biotransformation:
- rasche, vollständige Absorption
- extrem lange HWZ (6-50 Tage)
Nasschemische Analytik:
- UV-Absorption
- IR-Spektrum
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 53
Seite 53
zu Chloroquindiphosphat:
zu nasschemische Analytik:
- Mandelin- Reaktion: gelb
- Phosphat- Nachweis:
→wird 1 ml der Lösung mit 2 ml Molybdat- Vanadat- Reagenz versetzt, entsteht eine gelbe Färbung,
→werden 5 ml Lösung mit 5 ml Silbernitrat- Lösung R versetzt, entsteht ein gelber NS, dessen Farbe sich beim Kochen nicht verändert und der sich
nach Zusatz von Ammoniak- Lösung 17% löst
- Dragendorff-Nachweis des tertiären Amins
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 54
Seite 54
32. Arzneistoff: Chlorprothixen
Indikation:
- Neuroleptikum/Antipsychotikum; Unruhe, Erregunszustände, Schizophrenie, Psychosen
Chemische Struktur:
tricyclisches Antidepressivum mit Thioxanthen-Struktur
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Phenothiazinderivate und Thioxanthenderivate, bei denen der Abstand zwischen Ring-N und basischem Seitenketten-N drei C-Atome beträgt, wirken
neuroleptisch. Wenn der Abstand nur 2 C-Atome beträgt, treten periphere Wirkungen in den Vordergrund. Bei Substitution in 2-Stellung bleibt die
Wirkungsqualität erhalten, die Wirkung wird verstärkt, wenn es sich um elektronenziehende Substanzen handelt (Cl, CF3). Bei einer Substitution mit
elektronenschiebenden Resten (OCH3, SCH3) kommt es zu einer Wirkungsabschwächung. Einbau eines basischen N in einen Sechsring führt bei Abnahme der
sedativen Wirkung zur Verstärkung der antipsychotischen Wirkung.
Biotransformation:
bilden große Zahl von Metaboliten Oxidation zum Sulfoxid, Hydroxylierung des Ringsystems und der Seitenkette mit nachfolgender Konjugation als
Glucuronide sowie oxidative N-Desalkylierung von N-Alkyl-Seitenketten
Nasschemische Analytik:
- weißes, kristallines Pulver
- löslich in Wasser und Ethanol 96 %, schwer löslich in Dichlormethan
- Schmelztemperatur: 220°C
- IR
- mit Salpetersäure rot, nach Zusatz von Wasser grüne Fluoreszenz bei 365nm
- Identitätsreaktion auf Chlorid
- Tertiäres Amin: Dragendorff
- Olefinische Doppelbindung: Bayersche Probe, entfärbt KMnO4-Lösung
- Iod-Azid-Reaktion: positiv (Schwefel mit Ox.-Zahl -2)
- Schwefelnachweis Ox.-Stufe -2: Erwärmen mit NaOH, anschl. Zugabe von etwas Blei(II)-acetatlösung: Braun- bis Schwarzfärbung.
Gehaltsbestimmung Chlorprothixen:
0,300 g Substanz in einer Mischung von 5,0 ml Salzsäure (0,01 mol/l) und 50 ml Ethanol 96% gelöst, werden mit NaOH (0,1 mol/l) titriert. Das zwischen den
beiden mit Hilfe der Potentiometrie bestimmten Wendepunkten zugesetzte Volumen wird abgelesen.
Chlorprothixen
S
N
Cl
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 55
Seite 55
33. Arzneistoff: Ciclopirox (olamin)
Indikation:
- Lokales Antimykotikum (Haut, Schleimhaut, Nägel, vaginal)
Chemische Struktur:
- 2-(1H)-Pyridinon-Derivat, das Kation ist das protonierte Ethanolamin (einmalig bei Arzneimitteln)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Genauer Wirkmechanismus unklar, es dringt gut in tiefere Hornhautschichten und Nägel ein und hemmt wahrscheinlich die Aufnahme von Nährstoffen in den
Pilzzellen.
Biotransformation:
- Elimination fast ausschließlich renal, überwiegend als Glucuronid
Nasschemische Analytik:
- weißes bis blassgelbes Pulver
- wenig löslich in Wasser, sehr leicht löslich in Dichlormethan und Ethanol 96%
- DC (Fließmittel: konz. Ammoniak, Wasser, wasserfreies Ethanol 10:15:75),besprühen mit eisen(III)-Chlorid-Lösung
- pH: 8-9
- Zincke-König-Spaltung negativ, da das Pyridin-System oxidiert zum Pyridinon.
Gehalt:
- 0,250 g Substanz in 25 ml wasserfreier Essigsäure gelöst, werden mit Perchlorsäure titriert. Endpunktbestimmung potentiometrisch.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 56
Seite 56
34. Arzneistoff: Ciprofloxacin
Indikation:
- Atemwegs-, Harnwegs-, Haut-, Weichteil-, Knochen-, Gelenk-, GIT- Infektionen, Sepsis,
vor allem gegen gramnegative Bakterien
Chemische Struktur:
- Fluorchinolon-Derivat, Piperazin-Substituent in 7-Position
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Gyrasehemmer
1-Alkyl-4-oxopyridin-3-carbonsäure essentiell
in 5,6-Position: aromatischer oder heteroaromatischer 6-Ring, annelliert; kann verschiedene Substituenten tragen
Piperazinring an Position 7 erweitert Wirkspektrum um Pseudomonas-Arten
6-Fluor-Substitution: Aktivität gegen grampositive Kokken
Biotransformation:
hepatische Transformation: 20%
renale Elimination (unverändert): 40-50%
Ciprofloxacin
HN
N N
O
COOHF
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 57
Seite 57
zu Ciprofloxacin:
Nasschemische Analytik:
- mit Salpetersäure: gelb, grüne Fluoreszenz
- Mandelin: rotbraun
- mit FeCl3: rot
- DC: hellgelbe Eigenfarbe, nach Besprühen mit Dragendorff
orange
Gehalt:
- 0,300 g Substanz in 80 ml Essigsäure 99% mit Perchlorsäure
titriert (Potentiometrische Endpunktbestimmung
Synthese:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 58
Seite 58
35. Arzneistoff: Citalopram * HBr (der tertiäre Amin-Stickstoff wird protoniert)
Indikation: Antidepressivum (SSRI)
Chemische Struktur:
- Tricyclisches Antidepressivum, Besonderheit: der mittlere Siebenring ist zum Fünfring verengt.
- Das Enatiomer mit S-Konfiguration am asymmetrischen C-Atom ist wirksamer (Escitalopram)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Für die Potenz des Citaloprams sind die beiden elektronenziehenden Substituenten an den aromatischen Ringen essentiell.
Biotransformation:
- Substrat von CYP 2C19, 3A4
Metaboliten:
Citalopram-N-oxid Aktivität: Schwächer wirksam als Citalopram.
Didemethylcitalopram Aktivität: Schwächer wirksam als Citalopram.
Demethylcitalopram Aktivität: Schwächer wirksam als Citalopram.
Citalopram
O F
NC
N
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 59
Seite 59
zu Citalopram:
Nasschemische Analytik:
Lassaigne F- - Nachweis
konz. H2SO4 schwach gelb
konz. HNO3 farblos, nach 1min orange entfärbt sich wieder
Froehde ----
Mandelin grün
Marquis ---
DC Sprühreagenz: Dragendorff (tert. Amin)
Bayer-Probe: Entfärbung von KMnO4-Lsg. (Nitrilfunktion)
Gehalt: UV-photometrisch
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 60
Seite 60
36. Arzneistoff: Clonidinhydrochlorid
Indikation:
2-Agonist, Antihypertonikum, Migräne-/Glaukom-Mittel, Alkohol-/Opiat-Entzugsmittel
zentrale Unterdrückung des Sympathikus-Tonus
Chemische Struktur:
- Guanidin-Derivat, Imidazolidin-Derivat, formal ein Kondensationsprodukt aus 2,6-Dichloranilin, Guanidin und Ethylenglykol (vgl. auch Xylometazolin-HCl)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Lipophilie ZNS gängig
Biotransformation:
- gut und rasch resorbiert
- Elimination vorwiegend renal
- Hydroxylierung des Aromaten in o- und p-Position zu den Cl-Atomen
- Hauptmetabolit:
Cl
ClOH
N
NH2
NH2
HN
HNCl
Cl
N
Clonidin
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 61
Seite 61
zu Clonidin:
Nasschemische Analytik:
- Identitätsreaktion auf Chlor
- Beim Erhitzen der Substanz mit NaOH entsteht eine mit Ether extrahierbare Blaufärbung, die bei weiterem Erhitzen in Rotbraun übergeht und mit
Sulfanilsäure/NaNO2 einen tiefroten Farbstoff bildet
Gehalt:
- Potentiometrische Bestimmung: mit ethanolischer Natriumhydroxid-Lösung
Synthese:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 62
Seite 62
37. Arzneistoff: Clotrimazol
Indikation: Lokalantimykotikum mit breitem Anwendungsspektrum (Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze)
Chemische Struktur:
(2-Chlor-,-diphenylbenzyl)imidazol
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Halogen-Substitiution erhöht Lipidlöslichkeit und Penetrationsfähigkeit
Imidazolring (bzw.Triazolring, z.B. beim Itraconazol) für antimykotische Wirkung verantwortlich
Komplexierung des Fe(III) im Cytochrom mit dem N in Position 3
Substituenten an diesem Ring: Wirkung
Biotransformation:
ca. 90 % Resorption aus dem GIT, aber
Ausgeprägter First-pass-Effekt (Abspaltung des Imidazol-Rings) Bioverfügbarkeit: 5 %
Induktion von CYP450-Isoenzymen BV sinkt bei wiederholter Anwendung noch zusätzlich
Resorption: Intakte Haut <1%, Vaginalschleimhaut 3-10%
5 inaktive Metabolite werden biliär sezerniert und renal ausgeschieden
Eliminations-HWZ: 3,5-5 h
N Cl
N
Clotrimazol
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 63
Seite 63
zu Clotrimazol:
Nasschemische Analytik:
Schmelzbereich: 141-144°C
Konz. Schwefelsäure: gelb → 2-Chlortritylium-Ion
Marquis: gelb
Fröhde: gelb
Mandelin: grün-gelb
Analoge Helch-Reaktion: 10 mg Substanz in 5 ml Wasser
+ 5 Tr. 3N H2SO4 + 1 ml 3 %-ige H2O2-Lsg.,
Analoge Helch-Reaktion: + ca. 1 ml 0,1N-KCrO3-Lsg.,
+ 1 ml Toluol Schütteln
Toluolphase blau bis violett gefärbt z.B. bei:
Amitryptilin, Bromazepam, Clotrimazol,
Phenazon, Pilocarpin
Sprühreagenzien:
Vanillin-Schwefelsäure: entfärbt
Dragendorff: hellorange
Kaliumpermaganat: lilarosa
Gehalt:
Titration mit Perchlorsäure in wasserfreiem Medium
Titraton in Essigsäüre gegen Naphtolbenzein mit
0,1 N-Trifluormethansulfonsäure nach grün
Synthese nebenstehend:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 64
Seite 64
38. Arzneistoff: Clozapin
Indikation:
-Atypisches Neuroleptikum (löst keine extrapyramidalen motorischen Störungen aus EPMS)
- Einsatz gegen Schizophrenie
- mittelpotentes Neuroleptikum
- seltener bei Parkinson (wegen Ausbleiben der EPMS)
- Agranulozytose-Risiko
Chemische Struktur:
- N-Methylpiperazin-Derivat
- Dibenzodiazepin-Derivat
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- potenter Antagonist an α1-Adrenozeptoren, muskarinischen Acetylcholin M1-Rezeptoren, Serotonin-Rezeptoren (insbesondere 5-HT2A- und 5-HT2C-
Rezeptoren), Histamin H1-Rezeptoren und Dopamin D4-Rezeptoren
- geringere Affinität zu den D1-, D2- (stark antagonistische Wirkung typisch für „klassische“ Neuroleptika), D3- und D5-Rezeptoren
Biotransformation:
-Resorption: 90 %
- Bioverfügbarkeit: 50-60 %
- einzig wirksamer Metabolit Desmethylclozapin
- HWZ: 8-14 h (durchschnittlich 12 h)
- wird vom Cytochrom-P450 hepatisch verstoffwechselt (hauptsächlich CYP1A2)
- vorwiegend renale Auscheidung
Clozapin
NH
N
Cl
N
N
Clozapin
NH
N
Cl
N
N
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 65
Seite 65
zu Clozapin
Nasschemische Analytik:
- Löslichkeit in Wasser: unlöslich
- löslich in Aceton und sehr gut in Chloroform
- positiver Chlorid und Stickstoff-Nachweis nach Lassaigne Aufschluss
- Dragendorff-R. auf Amine
- Simon-Awe-Reaktion auf sekundäre Amine
- C=N-Doppelbindung des Siebenrings entfärbt KMnO4-Lösung
Gehalt:
- Potentiometrische Titration mit 0,1 M Perchlorsäure in Eisessig
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 66
Seite 66
39. Arzneistoff: Codeinphosphat-Hemihydrat
Indikation:
- Analgetikum
- Antitussivum (Wirksamkeit wird derzeit eher angezweifelt)
Chemische Struktur:
- Opium-Alkaloid, O-Methylmorphin
- Phosphat
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- µ-Opioid-Rezeptor-Agonist
- T-förmige Struktur entscheidend
- Amin-Funktion und phenolischer Sauerstoff haben Bindungsstellen am Rezeptor
- quartäres Kohlenstoffatom essentiell für die Wirkung
Biotransformation:
- langsame metabolische Hydrolyse zum Morphin
- schwacher First-Pass-Effekt
- ein Großteil des Codeins wird unverändert renal ausgeschieden
Nasschemische Analytik:
- löslich in Wasser
- Phosphatnachweis, z.B. mit MgCl2 und NH4Cl / NH3 als MgNH4PO4
- Dragendorff: tert. Amin
- Nach Etherspaltung des Phenolethers mit H2SO4: Phenolnachweis mit FeCl3
- Apomorphin-Umlagerung
Gehalt:
- Titration mit 0,1 M Perchlorsäure in Essigsäure / Dioxan gegen Kristallviolett
Synthese:
- Halbsynthetisch aus Morphin durch selektive Methylierung der phenolischen OH-Gruppe mit Trimethylphenylammoniumhydroxid in Methanol
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 67
Seite 67
40. Arzneistoff: Coffein
Indikation:
- Stimulans, Wirkstoffverstärkung und Wirkbeschleunigung von NSAIDs als Schmerzmittel
Chemische Struktur:
- 1,3,7-Trimethylxanthin (Xanthin-Derivat)
- Methyltheobromin (stukturverwandt zu Theobromin und Theophyllin)
- Purin-Derivat
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Adenosin-Analogon
- passiert die Blut-Hirn-Schranke, hemmt kompetitiv die Bindung von Adenosin an Rezeptoren. Dadurch wird die Leistung der Reizübertragung nicht
gehemmt.
- in hohen Dosen: Hemmung des enzymatischen cAMP-Abbaus (cAMP ist ein secon messenger, der die Ausschüttung von Adrenalin fördert).
Biotransformation:
- Bioverfügbarkeit 90-100 %
- sehr schnelle Aufnahme
- HWZ: 2,5 - 4,5 h
- ca. 80 % wird zu Xanthin demethyliert (vollständige Demethylierung), welches weiter zur Harnsäure metabolisiert wird (Oxidation)
- weitere 16 % werden nur zu Theobromin oder Theophyllin demethyliert (einfache Demethylierung)
- im Urin kann man etwa ein Dutzend Metabolite von Coffein nachweisen, aber nur noch 3 % nicht metabolisierte Substanz
Nasschemische Analytik:
- sehr gut löslich in Wasser (vor allem in heißem) und Chloroform, mäßig in Ethanol und Aceton
- schwache Base, allerdings keine alkalische Reaktion bei Lösung in Wasser
- Murexid-Reaktion (s. Theophyllin)
Gehalt:
- Lösung in Essigsäure, anschließend Zugabe von Acetanhydrid im Überschuss und Toluol, Titration der frei werdenden Protonen mit 0,1 M Perchlorsäure,
Endpunktbestimmmung potentiometrisch.
Coffein
N
N N
N
O
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 68
Seite 68
41. Arzneistoff: Colecalciferol, auch Cholecalciferol oder Calciol genannt, Vitamin D3
Indikation: 1 Rachitis-Prophylaxe
2 Osteomalazie
3 Vorbeugung gegen Osteoporose
( Ca-Homöostase-beeinflussende Wirkstoffe; Vitamin-D-Rezeptor-Agonist )
Biotransformation: ~ ist ein Prähormon : aktive Form durch zweifache Hydroxilierung an C25 (in Leber durch mitochondriale CYP 27A1 & CYP 3A4) und
C1 ( durch CYP 27B1 in Niere) 1,25-Dihydroxyvitamin D3 (Calcitriol, Wirkform)
Colecalciferol
CH2
HO
H
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 69
Seite 69
Nasschemische Analytik: (1) Brockmann- und Chen-Reaktion: Etwa 1mg Substanz wird in 40 ml Dichlorethan gelöst; 4 ml Antimon-III-chlorid-Lösung R1
zu 1 ml der Lösung geben: Es ensteht eine orange Färbung, die allmählich rosa wird (Isotachysterol)
(2) positive Baeyer-Probe
(3) Referenzsubstanz: typisches Aussehen
Gehalt: Flüssigchromographie (HPLC)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 70
Seite 70
42. Arzneistoff: Cyanocobalamin (Vitamin B12)
Indikation: - megaloblastäre Anämie
- funikuläre Myelose
- Malabsorptionssyndrome
- Anorexie
- atrophische Glossitisund Gastritis
- Ataxie
Chemische Struktur: Corrin-Ring (Vitamin B12)
Biotransformation: - Speicherung in der Leber ( wegen dem geringen Verbrauch
decken die Speicher normalerweise
den Bedarf für mehrere Jahre
- Transport im Blut: Transcobalamin
- Ausscheidung: Galle, Harn
Aufgaben des Vit. B12:
- Coenzym
- Proteinstoffwechsel
- Nucleotidstoffwechsel, DNA-Synthese
- Nucleinsäurestoffwechsel
- Beteiligung am Aufbau von Rückenmarksneuronen
- Der Vitamin B12-Stoffwechsel ist eng mit dem Folsäurestoffwechsel verbunden.
- Vitamin B12 steuert die Aufnahme von Folsäure in die Erythrozyten.
Nasschemische Analytik: Nachweis auf Co:
- essigsaure bzw. neutrale Probelösung + Spatelspitze KSCN bzw. NH4SCN überschichten mit 1 ml Amylalkohol-Ether-Gemisch: ergibt in wässriger Lösung
( und org.Lömi) eine blaue Färbung.
- blaue Boraxperle
Gehalt:
- 25 mg Substanz werden in Wasser R zu 1000 ml gelöst. Die Absorption der Lösung wird im Maximum bei 361 nm gemessen.
Der Gehalt an Cyanocobalamin wird über HPLC oder mit Hilfe der spezifischen Drehung berechnet ( A 1%,1 cm= 207)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 71
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43. Arzneistoff: Cyproteronacetat
Indikation:
- Aknetherapeutikum für weibl. Aknepatienten
- in Kombination mit Ethinylestradiol Hemmung der hormonell bedingten Steigerung der Talgproduktion
- Hemmung der Gonadotropin-Sekretion Senkung des Testosteron-Spiegels im Blut
Chemische Struktur:
- halbsynthetisches Steroidhormon, abgeleitet vom Progesteron
Progesteron
Biotransformation:
- voll wirksames Antiandrogen ( auch gestagene Eigenschaften )
Nasschemische Analytik:
- (1) Cl-Fällung mit Silbernitrat (nach Lassaigne-Aufschluss)
- (2) positive Baeyer-Probe auf Doppelbindungen
- (3) positive Hydroxamsäure-Reaktion auf Ester
- (4) Iodoform-Probe auf Methylketone positiv
- (5) Umberger-Reaktion mit Isoniazid positiv (Ring A-Analytik) (Mechanismus siehe Dienogest)
Gehalt:
- 50 mg Substanz werden in Methanol R zu 50 ml gelöst. 1 ml der Lösung wird mit Methanol R zu 100 ml verdünnt. Die Adsorption wird im Maximum
bei 282 gemessen.
- Der Gehalt an Cyproteronacetat wird mit Hilfe der spezifischen Absorption berechnet (A 1%, 1 cm= 414).
Cyproteronacetat
O
O
O
O
Cl
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 72
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44. Arzneistoff: Dexpanthenol
Indikation:
- Dermatikum, Wundbehandlung, Förderung der Epithelisierung, Prophylaxe von Hautentzündungen, Bronchitis
Chemische Struktur:
- R-Enantiomer
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Dexpanthenol ist idie reduzierte Form der Pantothensäure, ebenfalls biologisch aktiv.
- Essentiell für die Bildung des Coenzyms A sind die endständigen OH-Gruppen bzw. bei der Pantothensäure
auch die COOH-Gruppe
Biotransformation:
- Dexpanthenol ist stabiler als Pantothensäure und wird leichter resorbiert
- 2,4-Dihydroxy-N- (3-hydroxypropyl)-3,3-dimethyl-butanamid
- Alkohol der Pantothensäure
- Säureamidstruktur
- Im Organismus Oxidation zu Pantothensäure Bestandteil des Coenzyms A und 4-Phosphopantethein:
- Coenzym A Cofaktor für viele enzymkatalysierte Reaktionen, die den Transfer von Acylgruppen betreffen
- Acetyl-Coenzym A Transfer von Acetylgruppen
- 4-Phosphopantethein fungiert als prosthetische Gruppe des Acyl-Carrier-Proteins im Fettsäuresynthetase-Komplex
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 73
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zu Dexpanthenol
Nasschemische Analytik:
- Sehr leicht löslich in Wasser
- Leicht löslich in Ethanol 96%
- pH der wässrigen Lösung ca. 5
- Keine Färbung mit konz. H2SO4 oder konz. HNO3
- Keine Färbung mit Mandelin-, Froehde- oder Marquisreagenz
- Farbkomplex mit Kupfersulfat-Lösung im natronalkalischen Milieu (7.5.) (Substanz + Wasser + verd. NaOH + Kupfersulfat-Lösung) blaue Färbung
Gehalt:
- Substanz wird mit Perchlorsäure versetzt und unter Rückfluss erhitzt, nach Erkalten Dioxanzugabe,
- Naphtholbenzeinlösung-Zugabe Titration mit Kaliumhydrogenphthalat-Lösung
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 74
Seite 74
45. Arzneistoff: Diazepam
Indikation: - Tranquilizer, Muskelrelaxans, Schlafmittel, zur Narkoseeinleitung, anxiolytisch, antikonvulsiv, muskelrelaxierend und sedierend
Chemische Struktur: - 1,4-Benzodiazepin kondensiertes Ringsystem aus einem Benzolring und einem zwei N-Atome enthaltenden Siebenring
- schwache Base
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Für die Wirkung essentiell: Diazacycloheptanring u dessen Kondensation mit einem aromatischen Ring Benzolring kann durch Thiophenring oder
2-Pyridylrest ersetzt sein
- Wirkverstärkung durch Methylgruppe in 1-Stellung, durch elektronenziehende Substituenten in 7-Stellung (CH3 < F < Cl< Br< NO2) und durch F oder Cl
am 5-Phenylrest
- Wirkverminderung durch größere Substituenten am Stickstoff und durch Substituenten in 3- oder 4-Stellung am 5-Phenylrest
- Verkürzung der Wirkdauer durch OH- am C-3
Biotransformation: - in Leber oxidative Desalkylierung am Stickstoff und danach Hydroxylierung in 3-Stellung
N-Desmethyldiazepam (Nordiazepam) und Oxazepam
renale Eliminierung als Glucuronid
- cave: einige Metabolite, zB. N-Desmethyldiazepam, haben ähnliche Wirkungen wie Diazepam, werden aber zT langsamer ausgeschieden Kumulation
Diazepam
N
N
O
Cl
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 75
Seite 75
zu Diazepam
Nasschemische Analytik:
- Substanz + konz. HNO3 gelb
- Färbung mit konz. HNO3 gelb (durch phenyloge Amidstruktur)
- Färbung mit konz. HCl nach Erwärmen gelb (durch phenyloge Amidstruktur)
- Zugabe von 3 ml konz. H2SO4 zu ca. 10 mg Substanz, unter der UV-Lampe bei 365 nm grünlichgelbe Floureszenz
- Chloridnachweis nach Aufschluss mit Soda im Porzellantiegel und Aufnahme de Rückstandes in verdünnter Salpetersäure oder nach Lassaigne-Aufschluss
- Zimmermann-Reaktion ethanolische Lösung der Substanz + 1,3- Dinitrobenzol + Kalilauge 2,4-Dinitrocyclohexadienat-Komplex rot
Anmerkung: Die Zimmermann-Reaktion fällt bei Bromazepam negativ aus, Grund unbekannt.
Lösungen der Substanz sind instabil.
hydrolytische und photochemische Zersetzung beim Stehenlassen
Farbänderung, erst violett, nach längerem Stehen wird die Lösung rot.
Gehalt:
Titration in wasserfreiem Medium, Endpunktbestimmung potentiometrisch
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 76
Seite 76
Synthese von Diazepam:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 77
Seite 77
46. Arzneistoff: Diclofenac-Na
Indikation: Antiphlogistikum, Antirheumatikum
Chemische Struktur: - Arylessigsäurederivat
- Leitet sich vom Diphenylamin ab bzw. auch vom 2,6-Dichloranilin
- nicht chiral, im Gegensatz zu Naproxen und Indomethacin
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- bei 2-Arylpropionsäurederivaten: Wirkverstärkung durch Methylgruppe in -Stellung -Methylgruppe außerhalb des planaren Molekülteils besserer
Angriff am Rezeptor
- bei Diclofenac und Indometacin (Arylessigsäurederivate): sterische Funktion der -Methylgruppe übernimmt o-ständiger Substituent (zB Chlor)
Biotransformation: Hydroxylierung am Dichlorphenylrest (30 – 40 %), am Phenylessigsäureanteil (15 – 20 %) und an den beiden Phenylringsystemen (5 – 10 %)
Kopplung an Glucuronsäure
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 78
Seite 78
zu Diclofenac-Na
Nasschemische Analytik: Smp 280°C unter Zersetzung
wenig löslich in Wasser, aber leicht löslich in Methanol, löslich in Ethanol, schwer löslich in Aceton.
Färbung mit konz. HNO3 dunkelrot
Natrium Nachweis mittels Flammenprobe
Substanz in alkal. Lösung + Kaliumhexacyanoferrat(III) gelb
Mandelin-Reaktion rotbraun
Marquis-Reaktion rotbraun
Substanz + NaNO2/HCl gelb (Hydrolyse, anschließend Diazotierung der freiwerdenden aromatischen Aminogruppe).
Pesez-Reaktion: Kaliumhexacyanoferrat(III) + Eisen(III)-Ionen braune Lösung, die als Reagenz auf Reduktionsmittel verwendet wird säuert man die Lösung an
Bildung von Eisen(II)-Ionen Berliner Blau, wobei Diclofenac zu einem farblosen Biphenyl-Derivat oxidiert
Gehalt: Spektralphotometrisch, polarographisch, durch Fluoreszenzanalyse, gaschromatographisch, durch HPLC oder acidimetrisch
Synthese:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 79
Seite 79
47. Arzneistoff: Dienogest
Indikation: in Kombination mit Östrogen zur Kontrazeption
Chemische Struktur:
Steroidsystem, abgeleitet vom Testosteron
Struktur-Wirkungs-Beziehungen: - essentielle Strukturmerkmale:
C(3): Keto-Gruppe
C(17): Substitution (CH2CN-Gruppe)
4-Doppelbindung
Biotransformation:
- Metabolisierung in der Leber: Hydrierung der 4-Doppelbindung, Reduktion der Ketogruppe in Ring A, Glucuronidierung
Dienogest
O
OH
CH2CN
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 80
Seite 80
zu Dienogest:
Nasschemische Analytik:
1. Umberger-Reaktion:
Versetzen der Substanz mit Isonicotinsäurehydrazid Entstehen von fluoreszierenden Hydrazonen
2.a) Pagenstecher-Schönbeinsche Cyanid-Probe
Ansäuern der gelösten Substanz mit Weinsäure in einem Erlenmeyerkolben, ein mit Guajakharz und Kupfersulfat imprägniertes Stück Reagenzpapier in den
Kolben hängen und Gefäß verschließen
Entstehen einer blauen Färbung am Reagenzpapier durch Reaktion der freiwerdenden Blausäure mit Kupfersulfat zu Cu(II)CN und Verwandlung der
Guajaksäure durch Reduktion zu Cu(I)CN in Guajakblau
2.b) Berliner-Blau-Probe
Versetzen der gelösten Substanz mit Fe(II) und nach Ansäuern mit Fe(III)
Entstehen einer blauen Färbung
3.) Entfärbung von KMnO4 durch die CN-Dreifachbindung der Nitrilgruppe.
Gehalt: Durch HPLC
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 81
Seite 81
48. Arzneistoff: Digitoxin
Indikation: chronische Herzinsuffizienz (NYHA III und IV), Tachyarrhythmie
Chemische Struktur:
Steroidsaponin mit Cardenolid-Lacton, monodesmosidisch mit einer Zuckerkette
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
essentielle Strukturmerkmale:
- cis-trans-cis verknüpftes Ringsystem
- C(3): OH-Gruppe
- C(19): Methyl-Gruppe
- Lactonring
Biotransformation:
Metabolismus in der Leber: Hydroxylierung an C(12) zu Digoxin, schrittweiser Abbau
der Zucker zu Digitoxigenin, Hydrierung der Doppelbindung des Lactonrings,
Sulfatierung oder Glucuronidierung
Nasschemische Analytik:
1. Kedde- bzw. Raymond-Reaktion
0,5 mg Substanz in 0,2 ml Ethanol 60% lösen und mit 0,1 ml Dinitrobenzoesäure und 0,1 ml verdünnter NaOH-Lsg. versetzen
Entstehen einer violetten Färbung (Meisenheimer-Salz)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 82
Seite 82
zu nasschemische Analytik Digitoxin
2. Keller-Kiliani-Reaktion
0,5 mg Substanz mit 1 ml Essigsäure 99 % erwärmen, dann erkaltete Lsg. mit 0,05 ml Fe(III)Cl3-Lsg. versetzen und vorsichtig mit 1 ml Schwefelsäure 96 %
unterschichten
Entstehen eines braunen Rings an der Berührungsfläche, später grüne und dann blaue Färbung der oberen Schicht
3. Legalsche Probe
Versetzen der Substanz mit Nitroprussidnatrium (Na2(NO)Fe(CN)5, Fe hat die Ox.-Zahl +3) und NaOCH3
Entstehen eines tiefroten Komplexes
4. Nachweis auf Digitoxose
Versetzen der Substanz mit dem Pentose-Reagenz nach Bial (Orcin und Fe(III)-Ionen)
Farbreaktion (acido-basisches Indikatorverhalten)
Gehalt:
photometrische Bestimmung bei 495 nm in Ethanol unter Zusatz von alkalischer Natriumpikrat-Lösung
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 83
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49. Arzneistoff: Dihydrocodein (DHC)
Indikation:
- Antitussivum („Paracodin“)
- Analgetikum
Chemische Struktur:
- Opium-Alkaloid, O-Methyl-Dihydromorphin
- es wird als Hydrochlorid, Rhodanid oder als Hydrogentartrat eingesetzt (im Praktikum als Hydrogentartrat).
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- µ-Opioid-Rezeptor-Agonist
- T-förmige Struktur entscheidend
- Amin-Funktion und phenolischer Sauerstoff haben Bindungsstellen am Rezeptor
- quartäres Kohlenstoffatom essentiell für die Wirkung
Biotransformation:
- langsame metabolische Hydrolyse zum Dihydromorphin
- schwacher First-Pass-Effekt
- ein Großteil des DHCs wird unverändert renal ausgeschieden
Nasschemische Analytik:
- löslich in Wasser
- Dragendorff: tert. Amin
- Nach Etherspaltung des Phenolethers mit H2SO4: Phenolnachweis mit FeCl3
- Apomorphin-Umlagerung negativ, weil die Doppelbindung, die nach H2O-Eliminierung das aromatische System vervollständigen würde, fehlt.
Gehalt:
- Titration mit 0,1 M Perchlorsäure in Essigsäure / Dioxan gegen Kristallviolett
Synthese:
- Halbsynthetisch aus Morphin durch selektive Methylierung der phenolischen OH-Gruppe mit Trimethylphenylammoniumhydroxid in Methanol
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 84
Seite 84
50. Arzneistoff: Diltiazem * HCl
Indikation: KHK (Angina pectoris), arterielle Hypertonie, supraventrikuläre Tachykardie, Calciumantagonist, vgl. Verapamil
Chemische Struktur:
Benzothiazepinon-Struktur, außerdem Arylmethoxy-Derivat und acetylierte sek. Alkoholfunktion; tertiäres Amin,
welches protoniert wird
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
essentielle Strukturmerkmale:
2S, 3S-Enantiomer
Biotransformation:
Metabolisierung in der Leber über
CYP3A4 und 2D6 zu ebenfalls aktiven
Metaboliten
Diltiazem
N
S
O
O
OO
N
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 85
Seite 85
zu Diltiazem:
Nasschemische Analytik:
1. Reaktion mit Reineckesalz-Lösung NH4+[Cr(SCN)4(NH3)2]
-
50 mg Substanz in 5 ml Wasser lösen und mit 1 ml Reineckesalz-Lsg. versetzen
rosa Niederschlag
2.a) Identitätsreaktion auf Chlorid aus der Ursubstanz
Ansäuern der gelösten Substanz mit Salpetersäure 12,5%, mit 0,4 ml Silbernitratlösung versetzen und nach Schütteln stehen lassen
Entstehen eines weißen, sich zusammenballenden Niederschlags
Zentrifugieren und drei Mal mir Wasser waschen, danach Rückstand in 2 ml Wasser suspendieren und mit 1,5 ml NH3 17% versetzen
Niederschlag löst sich auf
oder
2.b) Identitätsreaktion auf Chlorid
Versetzen der Substanz mit 0,2 g Kaliumdichromat und 1ml Schwefelsäure 96% in einem Reagenzglas und einen mit 0,1 ml Diphenylcarbazid-Lsg
imprägnierten Streifen Filterpapier über die Öffnung halten
Entstehen einer violetten Färbung am Filterpapier
3. Schwefel in Ox.-Stufe -2:
- Iod-Azid-Reaktion: positiv (Schwefel mit Ox.-Zahl -2)
- Schwefelnachweis Ox.-Stufe -2: Erwärmen mit NaOH, anschl. Zugabe von etwas Blei(II)-acetatlösung: Braun- bis Schwarzfärbung.
Gehalt:
Titration mit 0,1-molarer Perchlorsäure in Acetanhydrid und wasserfreier Ameisensäure (30:1) und Bestimmung durch Potentiometrie
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 86
Seite 86
51. Arzneistoff: Dimenhydrinat
Indikation: Antiallergikum, H1-Antihistaminikum der ersten Generation, Antiemetikum (Reisekrankheit),
Antivertiginosum
Chemische Struktur:
N-(2-Diphenylmethoxyethyl)-N,N-dimethylammonium 8-chlorotheophyllinat
Salz aus Diphenhydramin und 8-Chlortheophyllin
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Die Ethylamingruppe ist essenziell für alle H1-Antihistaminika. Sie ist verknüpft mit einem oder zwei
carbo- oder heterozyklischen Ringen (R1 oder R2), wobei die Verknüpfung mit dem Ethylamin-Strukturelement
über ein Stickstoff- (Ethylendiamin-Typ), Kohlenstoff- (Propylamin-Typ) oder Sauerstoffatom (Colamin-Typ) (X) erfolgen kann.
Im Gegensatz zu Histamin ist die Aminfuktion der H1-Antagonisten stets ein tertiäres Amin (R3, R4).
Biotransformation:
Dimenhydrinat wird hauptsächlich hepatisch eliminiert (Hydroxylierung am Aromaten, Glucuronierung)
Nasschemische Analytik:
- gut löslich in Ethanol und Dichlormethan, schwer löslich in Wasser und Diethylether
- Stickstoff-Nachweis und Cl--Nachweis nach Lassaigne-Aufschluss
- Nachweis des tertiären Amins mit Dragendorff-Reagenz
- Chen-Kao-Reaktion für Ethanolamin-Derivate positiv
- Murexid-Reaktion für Xanthinderivate positiv (s. Theophyllin)
- 8-Chlortheophyllin bildet ein schwerlösliches Silbersalz mit AgNO3.
Gehalt: Beide Bestandteile des Salzes werden einzeln quantitativ erfasst.
- Diphenhydramin: Wasserfreie Titration mit 0,1 M Perchlorsäure in Essigsäure.
- 8-Chlortheophyllin: Zugabe eines Überschusses an AgNO3, Rücktitration des nicht umgesetzten AgNO3 nach Volhard mit NaSCN oder KSCN-Maßlösung.
Es fällt AgSCN aus. Ist das Ag+ verbraucht, reagiert das nicht umgesetzte SCN
- mit Fe
3+, das als Indikator zugesetzt wird, zu rotem Fe(SCN)3.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 87
Seite 87
52. Arzneistoff: Dimetinden(maleat)
Indikation: Antiallergikum, H1-Antihistaminikum der ersten Generation, Antipruriginosum
Chemische Struktur:
Benzocyclopentadien-Struktur (Inden), indolähnlich, aber ohne N im Fünfring.
Es liegt normalerweise als Maleat vor (Salz der Maleinsäure = cis-Ethendicarbonsäure).
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Die Ethylamingruppe ist essenziell für alle H1-Antihistaminika. Sie ist verknüpft mit einem oder zwei
carbo- oder heterozyklischen Ringen (R1 oder R2), wobei die Verknüpfung mit dem Ethylamin-Strukturelement
über ein Stickstoff- (Ethylendiamin-Typ), Kohlenstoff- (Propylamin-Typ) oder Sauerstoffatom (Colamin-Typ) (X) erfolgen kann.
Im Gegensatz zu Histamin ist die Aminfuktion der H1-Antagonisten stets ein tertiäres Amin (R3, R4).
Biotransformation:
Hauptmetabolit: 6-Hydroxydimetinden
Nasschemische Analytik:
- Stickstoff-Nachweis nach Lassaigne-Aufschluss
- Nachweis des tertiären Amins mit Dragendorff-Reagenz
- Pyridin-Nachweis durch Zincke-König-Spaltung
- Olefinische Doppelbindung im Inden: Entfärbung von KMnO4-Lösung (Baeyersche Probe)
Gehalt: Dimetinden wird in wasserfreier Essigsäure gelöst und mit Perchlorsäure (0,1 moll-1
) titriert. Der
Endpunkt wird mit Hilfe der Potentiometrie bestimmt.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 88
Seite 88
53. Arzneistoff: Doxycyclin
Indikation: Breitspektrumantibiotikum: Anwendung bei Infektionen der Luft- und Harnwege und des GIT
Chemische Struktur:
Name kommt durch Zusammenziehung von „Desoxytetracyclin“ zustande.
Tetracyclische Struktur, die Ringe werden von links nach rechts mit D, C, B, A durchbuchstabiert.
Der Ring D ist ein Phenolring, die Ringe C, B und A sind Cyclohexanon-Derivate, wobei die Carbonylgruppe
des mittleren Rings B enolisiert ist.
Die OH-Gruppe am Ring A ist eine vinyloge Carbonsäure, die dazugehörige Carbonylgruppe gehört gleichzeitig zu einem Säureamid. Außerdem besitzt der
Ring C noch eine Methylgruppe, der Ring B eine sek. Alkoholfunktion
und der Ring A eine tertiäre Aminogruppe.
IUPAC-Name:
(4S,4aR,5S,5aR,6R,12aS)-4-(dimethylamino)-3,5,10,12,12a-pentahydroxy-6-methyl-1,11-dioxo-1,4,4a,5,5a,6,11,12a-octahydrotetracen-2-carboxamid
Struktur-Wirkungs-Beziehungen: - bakteriostatisch, Blockierung der Andockung der Aminoacyl-t-RNA an der 30S-Untereinheit der bakt. Ribosomen.
- Die einzelnen Tetracycline unterscheiden sich durch die Substituenten an C(5), C(6) und C(7),
während die übrige essenzielle Struktur unverändert bleibt
- Substituenten an C(1)-(3) und C(10)-(12) sind an der Bindung der Tetracycline an das Ribosom
beteiligt. Veränderungen dieser funktionellen Gruppen führt in der Regel zu einer deutlichen
Wirkungsabschwächung.
- Wirkstoffe ohne Dimethylamino-Funktion an C(4) sind in vivo unwirksam
- Einführung kleiner Substituenten an C(5) oder C(6) verändert die Pharmakokinetik und wirkt sich
kaum auf die Pharmakodynamik aus. Raumfüllende Gruppen an C(6) führen zum Rückgang der
Aktivität gegen gramnegative Erreger.
- Elektronenziehende Substituenten an C(7) erhöhen die antibakterielle Aktivität
Biotransformation: Doxycyclin wird zum größten Teil unverändert über den Darm oder im Harn eliminiert.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 89
Seite 89
zu Doxycyclin:
Nasschemische Analytik:
werden etwa 2 mg Substanz mit 5 ml Schwefelsäure R versetzt, entwickelt sich eine gelbe Färbung
konz. H2SO4: gelb
konz. HNO3: schwach gelb
3N-NaOH: gelb
Marquis-Reaktion: gelb mit rotbraunen Punkten
Mandelin-Reaktion: braun
Froehde-Reaktion: schwach gelb
tert. Amin: Dragendorff
phenol. OH-Gruppe mit FeCl3
Gehalt: Gehaltsbestimmung mittels HPLC
Synthese:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 90
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54. Arzneistoff: Doxylaminsuccinat
Indikation: H1-Antihistaminikum der ersten Generation, Sedativum, Antiemetikum
Chemische Struktur:
Pyridin, tert. Alkylarylpyridyl-Ether, tert. Amin, Ethanolamin-Partialstruktur
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Die Ethylamingruppe ist essenziell für alle H1-Antagonisten. Sie ist verknüpft mit einem oder zwei carbo- oder heterozyklischen Ringen (R1 oder R2), wobei
die Verknüpfung mit dem Ethylamin-Strukturelement über ein Stickstoff- (Ethylendiamin-Typ), Kohlenstoff-(Propylamin-Typ) oder Sauerstoffatom (Colamin-
Typ) (X) erfolgen kann. Im Gegensatz zu Histamin ist die Aminfuktion der H1-Antagonisten stets ein tertiäres Amin (R3, R4).
Biotransformation:
- Die Metabolisierung erfolgt hauptsächlich in der Leber. N-Desmethyldoxylamin, N,N
Didesmethyldoxylamin und deren N-Acetyl-Konjugate wurden nachgewiesen.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 91
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zu Doxylamin
Nasschemische Analytik:
- Mandelin-Reaktion: gelbgrün blaugrün
- N-Nachweis nach Lassaigne-Aufschluss
- Chen-Kao-Reaktion auf Ethanolaminderivate positiv
- Dragendorff-Probe auf tertiäre Amine
- Zincke-König-Spaltung von Pyridin-Derivaten
Gehalt:
Doxylamin wird in wasserfreier Essigsäure gelöst und mit Perchlorsäure (0,1 moll-1
) titriert. Der Endpunkt wird mit Hilfe der Potentiometrie bestimmt.
Synthese:
1. 2-Acetylpyridin wird mit Phenylmagnesiumbromid umgesetzt Grignard-Reaktion
2. Der entstandene Alkohol wird durch Zugabe von Natrium in das Natriumsalz umgewandelt und anschließend mit N-(2-Chloroethyl)dimethylamin alkyliert.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 92
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55. Arzneistoff: Enalapril
Indikation: Antihypertensivum (ACE-Hemmer)
Chemische Struktur:
Imitation einer Angiotensin-I-Partialstruktur der Peptidkette, falsches Substrat für das Angiotensin Convertig Enzyme
Peptid aus den 3 Aminosäuren um ein C-Atom erweitertes Phenylalanin – Alanin – Prolin, wobei das
erweiterte Phenylalanin als Ethylester vorliegt.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Enalapril ist ein Produrg-> durch Esterhydrolyxe entsteht die wirksame Säure (Enalaprilat)
Prolin-Struktur passt ins aktive Zentrum von ACE (= Angiotensin-Konversions-Enzym)
Carboxylat-Rest: wrid am Zink-Kation gebunden
Phenylethylrest: entspricht dem Phenylalaninrest von AT I
Sterochemie ist wichtig; stereospezifische Bindung v.a. bei 2. Methylgruppe
Enalapril ist das SSS-Enantiomer
Biotransformation:
Die Elimination erfolgt zu > 60% über die Niere.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 93
Seite 93
zu Enalapril
Nasschemische Analytik:
1. Etwa 30 mg Substanz werden in 3 ml Wasser R gelöst. Die Lösung wird mit 1 ml Bromwasser R versetzt, auf dem Wasserbad erwärmt, bis das Brom
vollständig verflüchtigt ist, und dann abgekühlt. Werden 0,2 ml Lösung mit 3 ml einer Lösung von Resorcin R (3f/l) in Schwefelsäure R versetzt und auf
dem Wasserbad 15 min erhitzt, entwickelt sich eine rötlich braune Färbung.
2. Etwa 30 mg Substanz werden mit 0,5 ml einer Lösung von Hydroxylamin-Hydrochlorid R (100 mg/l) in Methanol R und 1 ml einer Lösung von
KOH R (100 mg/l) in Ethanol 96% R versetzt und zum Sieden erhitzt. Wird nach dem Erkalten mit verdünnter Salzsäure angesäuert und mit 0,2 ml
einer im Verhältnis 1 zu 10 verdünnten Eisen(III)chlorid-Lösung R1 versetzt, entsteht eine rötlichbraune Färbung.
(Quelle: EuAB)
Gehalt:
0,1 g Substanz, in CO2 –freiem Wasser R zu 30 ml gelöst, werden mit NaOH-Lösung (0,1 mol/l) titriert.
Der Endpunkt wird mit Hilfe der Potentiometrie gestimmt. Die Titration wird bis zum 2. Wendepunkt durchgeführt.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 94
Seite 94
56. Arzneistoff: Ephedrinhydrochlorid
Indikation:
Als indirektes Sympathomimetikum bei:
Asthma bronchiale, Husten, Rhinitis, allergischen Erkankungen(Heuschnupfen) und Kreislaufschwäche
Chemische Struktur:
Phenylethylaminderivat, ähnlich der Adrenalinstruktur, aber ohne phenolische OH-Gruppen
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
OH-Gruppe -> erhöhte Hydrophilie -> erschwerte Überwindung der Blut-Hirn-Schranke
-> geringere psychische Abhängigkeit im Vergleich zu anderen Psychostimulatien vom Amphetamintyp
Biotransformation:
Oxidative Entalkylierung am Stickstoff und/oder Hydroxylierung am Benzolring
Elimination als Glucuronide
Ephedrinhydrochlorid
HO
HN
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 95
Seite 95
zu Ephedrin-HCl
Nasschemische Analytik:
(weiße Nadeln)
1. Ninhydrin-Reaktion:
Rote bzw. violette Färbung
2. Chen-Kao-Reaktion:
Violetter Farbkomplex mit Kupfersulfat-Lösung
Nach Zusatz von 1 ml Ether und Umschütteln färbt sich die organsiche Schicht purpurrot, während die wässrige Schicht eine blaue Farbe annimmt
3. Geruch von Benzaldehyd,
wenn die wässrige etwa 0,2 %-ige Lösung mit 3 Tropfen 3N NaOH und 3 Tropfen 5%-iger Kaliumhexacyanoferrat (III)-Lösung erwärmt wird
(entweichende Dämpfe färben angefeuchtetes rotes Lackmuspapier blau)
(Smp.: 217-220°C)
Gehalt:
0,15 g Substanz, in 50 ml Ethanol 96% R gelöst und mit 5 ml HCl (0,01 mol/l) versetzt, werden mit NaOH-Lösung (0,1 mol/l) titriert. Das zwischen den beiden
mit Hilfe der Potentiometrie bestimmten Wendepunkten zugesetzte Volumen wird abgelesen.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 96
Seite 96
57. + 58. Arzneistoff: Estradiol und Estradiolbenzoat
Indikation:
1. Substitutionstherapie z.B. bei primärer Amenorrhoe, verzögertem Pubertätseintritt
2. Behandlung von Carzinomen der Prostata und der Brust nach Eintritt der Menopause
3. bei klimakterischen Beschwerden
4. in hormonellen Kontrazeptiva
Chemische Struktur:
Estrogen-Steroid mit phenolischem Ring A, die phenolische OH-Gruppe verestert mit Benzoesäure zur Erhöhung der Lipophilie
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Durch folgende partialsynthetische Veränderungen wird die Wirkdauer bei oraler Einnahme verlängert:
1. 17α-Ethinylgruppe (Ethinylestradiol s. u.)
2. Veretherung der 3-OH-Gruppe (Mestranol)
3. Veresterung von 3-OH und 17β-OH -> Depotöstrogene
Estradiol
HO
OH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 97
Seite 97
zu Estradiol und Estradiolbenzoat
Auch Stilben-Derivate haben Östrogenwirkung (z. B. Fosfestrol, Diethylstilbestrol)
Biotransformation:
Estriol ist gemeinsames Biotransformationsprodukt (10 % der Estrogenwirkung). Es entsteht durch 16α-Hydroxylierung
Neben dem Hauptmetabolit Estriol entsteht außerdem Estron, das durch die Estradiol-17β-Dehydrogenase entsteht
Renale Elimination als Glucuronide oder Sulfate
Nasschemische Analytik:
1. Froehde-Reaktion:
Blaufärbung bei 17β-Estradiol
Gelblich-grüne Färbung mit stark grüner Fluoreszenz bei 17α-Estradiol
2. Reaktion mit konzentrierter H2SO4:
Charakteristische Färbung -> Blindversuch (Kober-Reaktion) Kober-Produkt: rot, mit grünlicher Fluoreszenz bei 365 nm:
3. Kupplung mit diazotierter Sulfanilsäure (Phenol-Nachweis)
Rote Färbung
Gehalt
(für Estradiolbenzoat)
Photometrisch:
25 g Substanz werden in wasserfreiem Ethanol R zu 250 ml gelöst.
10 ml Lösung werden mit wasserfreiem Ethanol R zu 100 ml verdünnt.
Die Absorption wird bei 231 nm gemessen.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 98
Seite 98
59. Arzneistoff: Ethacridinlactat
Indikation:
Desinfektionsmittel; bewährt sich besonders bei der Behandlung infizierter Wunden und Pyrodermien (Abszesse, Furunkel);
auch in Zahnheilkunde zur Wundversorgung als Implantat; teilweise auch zu Blasen- und Vaginalspülungen verwendet;
Konz. in Salben: 0,2%; Konz. in Spülungen/Verbänden: 0,05 % - 0,1 %
Nebenwirkungen: häufig Kontaktallergien
Wird auch als Desinfiziens bei Diarrhöen eingesetzt.
Chemische Struktur:
Acridin-Struktur (Acridin = Dibenzopyridin)mit 2 aromatischen primären Aminogr. und einer Ethoxygruppe. Der Acridin-Stickstoff ist der basischste und
wird von der L-Milchsäure protoniert.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Der Wirkmechanismus ist nicht sicher bekannt. Es wird vermutet, dass das Kation mit Nukleinsäuren der Erreger reagiert. Ein systemischer
chemotherapeutischer Effekt fehlt der Substanz,
Biotransformation:
größtenteils unverändert z. T. Oxidation zu Acridonderivaten, die renal eliminiert werden.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 99
Seite 99
zu. Ethacridinlactat:
Nasschemische Analytik:
Aussehen: Gelbliches Pulver, das ein Monohydrat bildet und bei etwa 230°C unter Zersetzung schmilzt
Löslichkeit:
Wasser: gut löslich
Ethanol: schwer löslich
3N H2SO4: nicht löslich (?) (mit 10 %-iger H2SO4: Bildung des schwerlöslichen Ethacridinsulfat→orange)
3N HNO3: nicht löslich (?)
pKs: 11,04
Stas-Otto: Fraktion V
Die wässrige Lösung fluoresziert im UV-Licht (356 nm) intensiv grün. Diese Fluoreszenz bleibt besetehen, wenn man die Lösung mit 1M Salzsäure
ansäuert, verschwindet dagegen, wenn mit Alkalilauge versetzt wird.
Mit Cobalt(II)Chlorid- und Kaliumhexacyanoferrat(II)-Lösung entsteht ein grün gefärbter Komplex
Durch Zusatz von Iod entsteht ein rotes Diazoniumsalz
Kupplungsreaktion mit diazotierter Sulfanilsäure: Kirschrot
Tüpfeln mit Diazo-Reagenz I: intensiv rot
Fröhde-Reaktion: Dunkelbraun
Mandelin-Reaktion: Braun-Schwarz
Marquis. Dunkelrot-braun
konz. H2SO4: orange
konz. HNO3: rotbraun
Gehalt:
0,2 g Substanz werden in 5 ml wasserfreier Ameisensäure gelöst. Unmittelbar nach Zugabe von 60 ml Acetanhydrid + 0,3 ml Kristallviolett-Lösung wird nach
Titration in wasserfreiem Medium mit 0,1 N Perchlorsäure titriert, wobei nach einem allmählichen Farbwechsel von fluoreszeierendem Weinrot über
Dunkelgrün nach Hellgrün der Farbumschlag von Hellgrün nach Gelbgrün erfolgt.
1 ml 0,1 N Perchlorsäure entspricht 34,34 mg Ethacridinlactat.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 100
Seite 100
60. Arzneistoff: Ethinylestradiol
Indikation:
hormonelle Kontrazeption
Die kontrazeptive Wirkung von Estrogenen (in Kombination mit Gestagenen) beruht auf der Unterdrückung der Ovulation
durch einen antigonadotropen Effekt, einer Verhinderung der Einnistung des Eies, wenn eine Ovulation noch stattfinden sollte
und der Hemmung des Penetrationsvermögens der Spermien durch Viskositätserhöhung des Zervikalschleims.
Chemische Struktur:
Partialsynthetisches Estrogen mit Ethinylierung am C17, OH-Gruppe am C-17, R-Konfiguration
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Ethinylierung von Estrogenen in Position 17 führt zu Produkten, in denen der eingeführte Rest die α-Position einnimmt und die OH-Gruppe β-ständig bleibt
wie in den nativen Estrogenen. Dies spricht für die gute Absorption als auch systemische Wirkung der Verbindung.
Biotransformation:
Estrogene werden in der Leber metabolisiert durch Hydroxylierungen und Dehydrierungen sowie Konjugationen mit aktivierter Glucuronsäure und aktivem
Sulfat.
Estradiol wird in der Leber zum Estron dehydriert und durch Hydroxylierung in Position 16α zum Estriol abgewandelt. Eine Hydroxyleriung ist auch in
Position 2 möglich. Die Estrogene werden glucuronidiert oder mit Sulfat konjugiert und die Konjugate renal eliminiert und z.T. in den entero-hepatischen
Kreislauf eingeschleust
Bioverfügbarkeit: 50%
t1/2: 10h,
Ethinylestradiol
HO
OHC CH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 101
Seite 101
zu Ethinylestradiol
Nasschemische Analytik:
Aussehen: weißes bis schwach-gelblich-weißes, kristallines Pulver
Löslichkeit: praktisch unlöslich in Wasser, leicht löslich in Ethanol 96%; die Substanz löst sich in verdünnten Alkalihydroxidlaugen
Schmelzpunkt: 185°C (wasserfreie Form)
140 - 150°C (Hemihydrat)
pKs der phenolischen Hydroxy-Gruppe: 10, 40
Nachweise:
1 mg in 1 ml Schwefelsäure 96 % gelöst: es entsteht eine orange-rote Färbung mit grünlicher Fluoreszenz im ultravioletten Licht bei 365 nm. Wird die
Lösung in 10 ml Wasser gegebe, schlägt die Farbe in Violett um und ein violetter Niederschlag bildet sich. (Kober-Reaktion), s. Estradiol
Mandelin-Reaktion: tiefes Weinrot bis violett (?)
Marquis-Reaktion: weinrot bis lila
konz. H2SO4: leuchtend rot
konz. HNO3: orange-rot
Phenolnachweis durch Kupplung mit diazotierter Sulfanilsäure
Bayersche Probe mit KMnO4-Lösung positiv wegen der C-C-Dreifachbindung.
Gehalt: 0,200 g Substanz in 40 ml Tetrahydrofuran R gelöst, werden nach Zusatz von 5 ml einer Lösung von Silbernitrat R (100 g/l) mit Natriumhydroxid-Lösung
(0,1 mol/l) titriert. Der Endpunkt wird mit Hilfe der Potentiometrie bestimmt. Eine Blindtitration wird durchgeführt.
1 ml Natriumhydroxid-Lösung (0,1 mol/l) entspricht 29,64 mg Ethinylestradiol.
Synthese:
Man gewinnt Ethinylestradiol in hohen Ausbeuten durch Umsetzung von Estron mit Lithiumacetylid in flüssigem Ammoniak oder in Tetrahydrofuran/ter-
Butanol.
Estron ist totalsynthetisch oder durch Aromatisierung von Androstandion zugänglich.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 102
Seite 102
61. Arzneistoff: Fentanylcitrat
Indikation:
Opioid-Analgetikum (reiner Agonist aus der Familie der Phenylpiperidine);
ca. 100-mal stärker wirksam als Morphin;
Fentanyl zeichnet sich aus durch starke analgetische und atemdepressive Wirkung.
Es hat eine kurze Wirkdauer (1-2 h) und Plasmahalbwertszeit (t1/2: 30 min). Fentanyl ist gut fettlöslich, tritt deshalb schnell
ins ZNS ein, verlässt es aber auch bald durch Umverteilung in andere Gewebe. Einsatzgebiet ist bei Operationen wegen
der kurzen Wirkdauer oder in der palliativen Krebstherapie in Form von Transdermalen Therapeutischen Systemen mit einer Analgesie von 72 h.
Chemische Struktur:
Phenylpiperidinderivat
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
N-Alkyl-substituiertes Piperidin-Derivat; ist in seiner analgetischen Aktivität etwa 100-mal stärker als Morphin, hat jedoch nur eine kurze Halbwertszeit
(ca. 30 min). Wie Morphin bindet es im ZNS vorwiegend an µ-Rezeptoren und zeigt somit auch die typischen Begleitwirkungen. Im Vergleich mit Morphin ist
Fentanyl wesentlich lipophiler, was die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke ermöglicht.
Biotransformation:
über CYP3A4 zu Norfentanyl (aktiv) und Phenylacetaldehyd; Der Wirkstoff wird auch zu einem 4-Anilino-Piperidin-Derivat (aktiv) und Propionsäure
hydrolysiert.
Ausscheidung: vorwiegend renal (< 10 % unverändert)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 103
Seite 103
zu Fentanylcitrat
Nasschemische Analytik:
Aussehen: weißes bis fast weißes Pulver
Löslichkeit: löslich in Wasser, leicht löslich in Methanol, wenig löslich in Ethanol 96%; schwer löslich in Aceton; sehr schwer löslich in Diethylether
Schmelzpunkt: 152°C (schmilzt unter Zersetzung)
pKs 8,4
Carbonsäurenachweis (Citrat) mit der Hydroxamsäure-Bildung (Thionylchlorid, dann Hydroxylamin, schließlicht Zugabe von Fe3+
)
Spezieller Citrat-Nachweis kann auch durch Behandlung mit KMnO4-Lösung erfolgen, die Citronensäure verliert alle 3 COOH-Gruppen durch
Decarboxylierung, das verbleibende Isopropanol wird zu Aceton oxidiert (Geruch); außerdem Nachweis des CO2 mit Barytwasser.
Gehalt:
0,300 g Substanz, in 50 ml einer Mischung von 1 Volumenteil wasserfreier Essigsäure R und 7 Volumenteilen Ethylmethylketon gelöst, werden nach Zusatz
von 0,2 ml Naphtholbenzein-Lösung R mit Perchlorsäure (0,1 mol/l) titriert.
1ml Perchlorsäure (0,1 mol/l) entspricht 52,86 mg Fentanylcitrat
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 104
Seite 104
62. Arzneistoff: Fexofenadin-HCl
Indikation: allergische Reaktion, Heuschnupfen, allergische Rhinitis, Urtikaria, H1-Rezeptorantagonist
der zweiten Generation.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Histamin Grundstruktur der H1-Rezeptor Antagonisten
N
NH NH2
XN
R4
R3
R1
R2 X = N, C, O
Histamin: hydrophiles Molekül, basischer Imidazolring + Ethylamingruppe
H1-Antagonisten: lipophile Stickstoffbasen + eine aliphatische Seitenkette, Gemeinsam mit Histamin ist das substituierte Ethylamin-Grundgerüst
Ethylamingruppe: ist essentiell für die H1-Antagonisten; sie ist verknüpft mit einem oder zwei carbo- oder heterozyklischen Ringen (R1, R2),
die über N, C, O mit dem Ethylamin-Strukturelemt verknüpft sind
Aminfunktion: ist immer ein tert. Amin (R3, R4) im Gegensatz zum Histamin; Ihre Basizität beeinflusst die Aktivität der Verbindung
pkA-Werte: im Bereich 8.6
1.Generation: sehr lipophil passieren gut die BBB + erhebliche NW
v.a. zu Beginn: 1. Sedierung Beeinträchtigung der Vigilanz (Wachsein) + Verkehrsuntüchtigkeit
2. anticholinerge Wirkungen
2.Generation: aufgrund Polarität als Zwitterion keine Sedierung mehr u. keine relevanten anticholinergen Effekte
CAVE: kardiotoxisches Potential
Biotransformation:
Aktiver Metabolit von Terfenadin
Liegt unter physiologischen Bedingungen dissoziiert vor
Wird nicht über das Cytochrom-P450-System metabolisiert
Kaum Metabolisierung
12 % des unveränderten Wirkstoffes renale Ausscheidung
80 % biliäre Elimination
Fexofenadin
N
OH
OH
COOH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 105
Seite 105
Zu Fexofenadin-HCl
Nasschemische Analytik:
Aussehen: sauber weiß, pulvrig mit kleinen Klümpchen
Löslichkeit: nicht löslich in H2O, NaOH, H2SO4
Färbereaktionen:
- 3 N NaOH keine Färbung
- konz. H2SO4 leicht gelb
- konz. HNO3 keine Färbung
- Froehde helllila
- Mandelin dunkles rot-braun
- Marquis orange-rot
Nachweise:
- Carbonsäure (Hydroxamsäure)
- tertiäres Amin (Dragendorff)
- Chlorid-Nachweis mit Silbernitrat aus salpetersaurer Lösung
Gehalt:
Potentiometrische Titration in wasserfreier Essigsäure mit 0,1 N Perchlorsäure
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 106
Seite 106
63. Arzneistoff: Fluoxetinhydrochlorid
Indikation:
Depression, Bulimia nervosa (neueste Studien besagen keine bessere Wirkung als Placebo), Zwangsneurose
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Gehört zu den Nichttricyclischen Antidepressiva
Ist ein Phenoxypropylamin-Derivat, dh. Besitzt ein Phenoxypropylamin-Gerüst mit sek. Aminogruppe
Räumliche Anordnung der Phenoxy-substituierten C3-Kette ist für optimale Bindung an Rezeptor nötig
Die Selektivität für SERT hängt vom Substitutionsmuster am Phenoxy-Ringsystem ab
Mono-Substitution in para-Position erhöht Selektivität für SERT
Mono-Substitution in ortho-Position erhöht Selektivität NERT
Disubstitution in ortho- oder meta-Position hat keinen Einfluss auf die Selektivität
Biotransformation:
Geringfügiger FPE BV 85%
Hohe Lipophilie passiert BBB
Nasschemische Analytik:
Aussehen: weißes bis fast weißes, kristallines Pulver
Löslichkeit: Wenig löslich in Wasser, leicht löslich in Methanol, wenig löslich in Dichlormethan
In 3 N NaOH nicht löslich und 3 N H2SO4 nicht löslich, pKS1 = 9,5
Färbereaktionen:
- 3 N NaOH keine Färbung Gehalt:
- konz. H2SO4 gelblich Nach EuAB mit der Flüssigchromatographie (HPLC)
- konz. HNO3 leicht grüngelb
- Froehde gelb
- Mandelin grau-braun
- Marquis rost-rot
Fluoxetin
O
HN
CF3
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 107
Seite 107
Identifizierung von Fluoxetin: - IR, Chlorid-Nachweis, sek. Amin: Simon-Awe-Reaktion;
- nach Lassaigne-Aufschluss: Fluorid-Nachweis durch Umfärbung von Zr-Alizarin-Farblack von rot nach gelb.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 108
Seite 108
64. Arzneistoff: Fluphenazindihydrochlorid (Fluphenazin x 2 HCl) (Beide Piperazin-N´s sind protoniert)
Indikation: Endogene und exogene Psychosen, Schizophrenie, Manie, Zentrales Erbrechen, Angst- und Erregungszustände,
Tranquillisierende Therapie bei Erkrankungen wie Gastritis, Magengeschwüren, Angina pectoris
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Allgemein:
Alle Phenothiazin-Derivate leiten sich vom Promazin ab:
3 Strukturkomponenten: Ringgerüst, Kohlenstoff-Kette mit 3 C-Atomen, Amino-Komponente
Variationsmöglichkeiten und Einflüsse:
o Variation Amino-Komponente Neuroleptische Potenz steigt, z.B. Einführung N-substituierten Piperazin-Ringsystem
o Variation der Kohlenstoff-Kette Veränderung im Wirkspektrum, wobei die Anzahl C-Atome zw. Tricyclus und Amin-Komponente in
Seitenkette bestehen bleiben muss
o Substitution am Phenothiazin-Rest hat einen starken Einfluss auf die Bioreaktivität des Tricyclus
Fluphenazin:
Phenothiazin-Derivat mit Piperazinyl-Alkyl-Seitenkette aus der Perphenazin-Gruppe
Wirken weniger selektiv auf D2-Rezeptoren als Butyrophenone
Blockieren muscarinerge und histaminerge Rezeptoren sediernede und vegetative NW
Durch Piperazinrest in Seitenkette Steigerung antipsychotischen Potenz
EPMS häufig
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 109
Seite 109
zu Fluphenazin x 2 HCl
Biotransformation:
Veränderung schon während FPE, da ausgeprägte Reaktivität der Phenothiazine gegenüber oxidativen Biotransformationsreaktionen. BV gering
Erhöhung der neuroleptischen Potenz durch Verringerung der Bioreaktivität, z.B. Verringerung der Redoxaktivität des Tricyclus (z.B. bei CF3-
Substitution)
Entgegengesetzt wirken Substituenten, wie - O – CH3 bzw. – S CH2 – CH3
Wichtigste Reaktionen, die zu polaren bzw. unwirksamen Metaboliten führen bei Derivaten des Promazin-Typs:
1. Sulfoxidation
2. Hydroxylierung und Konjugation
Nasschemische Analytik:
Aussehen: weißes bis fast weißes, kristallines Pulver
Löslichkeit: leicht löslich in Wasser, schwer löslich in Dichlormethan und Ethanol 96%
In 3 N NaOH schwer löslich bis gar nicht und 3 N H2SO4 gelöst
Färbereaktionen:
3 N NaOH leicht gelb
konz. H2SO4 hellorange
konz. HNO3 kurz braun, dann gelb
Froehde dunkelbraun-scharz
Mandelin rotbraun
Dragendorff: positiv (tert. Amin)
primärer Alkohol, oxidierbar mit K2Cr2O7 zur Carbonsäure, gleichzeitig Grünfärbung durch Bildung von Cr3+
-Ionen
Fluorid-Nachweis positiv nach Lassaigne-Aufschluss (z.B. mit Zr.-Alizarin-Farblack), außerdem S-Nachw. positiv.
Chen-Kao-Reaktion positiv, Ethanolamin-Derivat
Iod-Azid-Reaktion: positiv (Schwefel mit Ox.-Zahl -2)
Schwefelnachweis Ox.-Stufe -2: Erwärmen mit NaOH, anschl. Zugabe von etwas Blei(II)-acetatlösung: Braun- bis Schwarzfärbung.
Gehalt:
0,220 g Substanz, in einer Mischung von 10 ml wasserfreien Ameisensäure R und 40 ml Acetanhydrid R gelöst,werden mit Perchlorsäure (0,1 mol/l)
titriert.
Der Endpunkt wird mit Hilfe der Potetiometrie (2.2.20) bestimmt.
1 ml Perchlorsäure (0,1 mol/l) entspricht 25,52 mg C22H28Cl2F3N3OS
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 110
Seite 110
Synthese-Paper:
Anderson EL, Bellizona GB, Craig PN, Jaffe GE,
Janewaes KP, Kaiser C, Hester BM, Nikawitz EJ,
Pavloff A, Reift HE, Zirkle CL, Arzneim.-Forsch., 12,
937 (1962)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 111
Seite 111
65. Arzneistoff: Fluvastatin-Na
Indikation:
- CSE-Hemmer, bei Hypercholesterolämie
Chemische Struktur:
- Indolderivat
- p-Fluorphenylsubstituent am Indolfünfring
- Isopropylgruppe am Indol-Stickstoff
- Seitenkette Dihydroxacarbonsäure, mevalonsäureähnlich, mit einer Doppelbindung (trans) zur
sterischen Fixierung
Wirkmechanismus:
- Kompetitive Hemmung der HMG-CoA-Reduktase (Ähnlichkeit mit der Mevalonsäure, passt in die Bindungstasche).
Analytik:
- t.- Amin: Dragendorff
- Baeyer-Probe auf olefinische Doppelbindungen mit KMnO4 positiv
- Carbonsäurenachweis durch Hydroxamsäurebildung mit SOCl2 und Hydroxylamin
sowie FeCl3 positiv
- gelbe Flammenfärbung durch Na+
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 112
Seite 112
zu Fluvastatin-Na.:
Biotransformation:
- Metabolismus über CYP2C9, also Interaktionen mit anderen CYP-Hemmern möglich
- Elimination zu über 90 % biliär, ca. 6 % renal
Gehalt:
HPLC oder potentiometrische Titration mit HClO4 in Eisessig.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 113
Seite 113
66. Arzneistoff: Folsäure
Indikation:
Gehört zu den Vitaminen der B-Gruppe
Folsäure-Prophylaxe in der Schwangerschaft zur Verminderung des Risikos
von Neuralrohrdefekten
Folsäure-Hypovitaminosen
Alkoholismus
Bei Gabe bestimmter Pharmaka („Interaktionen“)
Chemische Struktur:
Besteht aus den Partialstrukturen (S)-Glutaminsäure, 4-Aminobenzoesäure (PABA), 6-Methylenpterin
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Pteroylglutaminsäure
6-Methylenpterin und 4-Aminobenzoesäure bilden zusammen die Pteroinsäure
Glutaminsäure ist peptidartig mit p-Aminobenzoesäure verknüpft
p-Aminobenzoesäure am Stickstoff mit 2-Amino-4-hydroxy-6-methyl-pteridin substituiert
Wirkform: Tetrahydrofolsäure
Biochemie:
Folsäure (FS) wird durch Folsäure-Reduktase zur 7,8-Dihydrofolsäure (DHF)
DHF wird durch Dihydrofolsäure-Reduktase zur 5,6,7,8 –Tetrahydrofolsäure (THF)
THF dient als Überträgersubstanz für C1-Bausteine: Methylgruppen, Methylengruppen und Formylgruppen
wichtig für DNA-Synthese
Biotransformation:
mit der Nahrung zugeführte Folsäure wird durch aktiven Transport nach Dekonjugation im Dünndarm resorbiert
aktiver Mechanismus an dem Glucose- und Natriumionen beteiligt sind
folgt einer Sättigungskinetik
in der Leber gebildete Folsäure unterliegt einem enterohepatischen Kreislauf; wird quantitativ rückresorbiert
Elimination erfolgt renal
HWZ = 45 min
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 114
Seite 114
zu Folsäure
Nasschemische Analytik:
Farbreaktion Färbung
Froehde Keine Färbung
Mandelin Hellgrün
Marquis Braun-lila
H2SO4 konz. Gelb
HNO3 konz. Zitronengelb
Löslichkeit Bewertung
Wasser - (nicht löslich)
3N-NaOH ++ (gut löslich)
3N-H2SO4 + (schlecht löslich)
Folsäure gib in verd. NaOH nach Zusatz von 1 Tropfen KMnO4-Lösung eine blaue Fluoreszenz
Im UV-Licht bei 365 nm zeigt Folsäure einen gelben Fleck
In einer Lösung der Substanz in 0,1 N-NaOH bildet sich auf Zusatz von CuSO4-Lösung ein gelbgrüner, flockiger NS
phenolische OH-Gruppe mit FeCl3
primäres aromatisches Amin: Azokupplung nach Hydrolyse zu p-Aminobenzoesäure
Gehalt:
Flüssigchromatographie
Reduktive Spaltung, Diazotierung der erhaltenen p-Aminobenzoesäure, Kupplung mit Naphtylethylendiamin, Messung der Absorption bei 550 nm
Messung der Absorption in schwach alkalischer Lösung bei 256 nm
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 115
Seite 115
67. Arzneistoff: Furosemid
Indikation:
Schleifendiurtikum
Akute kardiale, renale und hepatogene Ödeme
Akute Herzinsuffizienz
Niereninsuffizienz
Hypercalcämie
Schnelle, kurze und starke Wirkung geeignet für Akuttherapie
Blockieren den Na+ / K
+ / 2Cl
- Cotransport an der luminalen Seite des aufsteigenden Schenkels der Henlen-Schleife
Hemmen reversibel die Rückresorption von Natrium-, Kalium- und Chloridionen
Chemische Struktur:
2-Amino-4-Chlorbenzoesäurederivat mit Sulfonamidgruppe in 5-Position, die Aminogruppe ist mit einem Furanomethylrest verknüpft.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
O-Aminobenzoesäure-Derivat
Sulfanilamid-Struktur mit elektronenziehenden Substituenten in o-Stellung zur Sulfonamid-Gruppe
freie Carboxylgruppe
Position 2 mit Furfurylamino-Gruppe substituiert
Biotransformation:
perorale oder parenterale Applikation möglich
Metabolisierungsrate in der Leber beträgt 50 %
Hauptmetabolit ist das Esterglucuronid
Bioverfügbarkeit 50 – 80 %
Eiweißbindung 95 – 98 %
t max (h) = 0,6 -1
HWZ (h) = 0,75 – 1,5
Furosemid
SH2N
OO
Cl
COOH
NH
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 116
Seite 116
Nasschemische Analytik:
Farbreaktion Färbung
Froehde Braun-grau
Mandelin Dunkelgrün schwarz
Marquis Hellbraun schwarz
H2SO4 konz. Braun
HNO3 konz. Schwarz
Löslichkeit Bewertung
Wasser -
3N-NaOH +
3N-H2SO4 -
Diazo-Kupplungsreaktion: nach Hydrolyse orange
Zwikker-Reaktion (Sulfonamide): blau
10 mg werden in 10 ml Ethanol gelöst und mit einigen Tropfen 0,1%-iger Dimethylaminobenzaldehyd-Lösung (Ehrlichs R.) versetzt: grün rot
Gehalt:
0,25 g Substanz, in 20 ml Dimethylformamind R gelöst, werden nach Zusatz von 0,2 ml Bromthymolblau-Lösung R2 mit Natriumhydroxid-Lösung
0,1 mol * l 1-
) titriert. Eine Blindtitration wird durchgeführt.
1 ml Natriumhydroxid-Lösung (0,1 mol * l 1-
) entspricht 33,07 mg C12H11ClN2O5S
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 117
Seite 117
Furosemid-Synthese:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 118
Seite 118
68. Arzneistoff: Gabapentin
Indikation:
Antiepileptikum
Monotherapeutikum und Add - on -Therapie bei einfachen und komplexen fokalen
Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung
Neuropathische Schmerzen
GABA-mimetische Eigenschaften
Wirkmechanismus:
Reduktion des Ca2+
-Einstroms durch L-Typ Calciumkanäle
Aktivierung der Glutamat-Decarboxylase
Öffnung der neuronalen, ATP-abhängigen Kaliumkanäle
Chemische Struktur:
Cyclohexylsubstituierte 4-Aminobuttersäure (= Gammaaminobuttersäure, GABA)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
1-(Aminoethyl)cyclohexylessigsäure
Analogon der GABA
Passiert im Gegensatz zu GABA die Blut-Hirn-Schranke
Strukturelle Ähnlichkeit mit den verzweigten Aminosäuren Leucin und Valin
Wenig Interaktionen mit andern Arzneistoffen
Biotransformation:
Gastrointestinale Aufnahme erfolgt über Aminosäuretransporter
wird nicht metabolisiert
bindet nicht an Plasmaeiweiße
Elimination erfolgt unverändert vorwiegend renal
Bei höheren Dosen sowohl renale und biliäre Ausscheidung möglich
Bioverfügbarkeit 60 bis 70 %
t max (h) = 2 – 3
HWZ (h) = 5 – 7
Gabapentin
COOHH2N
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 119
Seite 119
zu Gabapentin:
Nasschemische Analytik:
Farbreaktion Färbung
Froehde Keine Färbung
Mandelin Sonnengelb
Marquis Keine Färbung
H2SO4 konz. Keine Färbung
HNO3 konz. Keine Färbung
Löslichkeit Bewertung
Wasser ++
3N-NaOH ++
3N-H2SO4 ++
außerdem: Nachweis der folgenden funktionellen Gruppen:
- Carbonsäure (Hydroxamsäure)
- primäres aliphatisches Amin mit Folin´s Reagenz oder Ehrlich´s Reagenz
Gehalt:
HPLC
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 120
Seite 120
69. Arzneistoff: Glibenclamid
Indikation:
Orales Antidiabetikum der 2. Generation mit zusätzlich extrapankreatischem Effekt
Bei normalgewichtigen Typ II Diabetikern Mittel der 1. Wahl
Chemische Struktur und Eigenschaften:
Sulfonylharnstoff-Derivat
Säure: Sulfonamid – Derivat
Fraktion: II, III
Aussehen: weißes bis fast weißes, kristallines Pulver
Löslichkeit: praktisch unlöslich in Wasser, wenig löslich in Dichlormethan, schwer löslich in Ethanol und Methanol;
praktisch unlöslich in 3 N NaOH und 3 N H2SO4
Färbereaktionen:
konz. H2SO4 keine Färbung
konz. HNO3 keine Färbung
Froehde keine Färbung
Mandelin gelb–grünliche Färbung
Marquis schwach gelbliche Färbung
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Durch die p-Substitution im Benzolring geht im Vergleich zu Carbutamid die antibakterielle Wirkung verloren.
Durch Einführung geeigneter lipophiler Reste wurde die Bindungsaffinität für die KATP – Kanäle signifikant erhöht (höchste Affinität aller Sulfonylharnstoffe).
Interagiert sowohl mit der Sulfonylharnstoff-Bindungsstelle als auch mit der Benzamino-Bindungsstelle mittels p-Substituent.
Die aromatische Sulfonylharnstoff-Teilstruktur ist für die Wirkung essentiell.
Biotransformation:
Vollständig durch Hydroxylierung an unterschiedlichen Stellen am Cyclohexanring u.a. zum 4-trans (Hauptmetabolit) und 3-cis Derivat metabolisiert.
Substrat von CYP 2C9.
Rasche enterale Resorption, vollständige BV,
Plasma-HWZ 2 h, biologische HWZ 8-10 h,
Plasmaproteinbindung 99 %,
Elimination 50 % renal und 50 % biliär.
Glibenclamid
NH
SNH
NH
O
Cl
O
OOO
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 121
Seite 121
zu Glibenclamid:
Nasschemische Analytik:
20 mg Substanz werden in 2 ml Schwefelsäure R gelöst. Die Lösung ist farblos und zeigt eine blaue Fluoreszenz im UV-Licht bei 365 nm. Nach Zusatz
von 0,1 g Chloralhydrat R entwickelt sich nach etwa 5 min eine intensive Gelbfärbung, die nach etwa 20 min in Braun übergeht.
Nach Umsetzung mit Liebermann-Reagenz (KNO2 in konz. H2SO4 - Nitrosierungsreagenz) gibt die Substanz eine orange Färbung.
Zwikker-Reaktion positiv (N-H acide Verbindung)
Gehalt:
0,400 g Substanz, unter Erwärmen in 100 ml Ethanol 96% R gelöst, werden nach Zusatz von 1,0 ml Phenolphthalein-Lsg R mit Natriumhydroxid-Lösung (0,1
mol/l) bis zum Umschlag nach Rosa titriert.
Synthese:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 122
Seite 122
70. Arzneistoff: Glimepirid
Indikation:
- Orales Antidiabetikum der 2. Generation
Chemische Struktur:
- Sulfonylharnstoff-Derivat, zweite Harnstoffstruktur im p-Substituent des Phenylethylamins.
- Zusätzliche Methylgruppe am Cyclohexylrest.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen und Biotransformation:
- ähnlich wie Glibenclamid, aber Hydroxylierung des Cyclohexanrings in 4-Position wegen der Methylgruppe unmöglich, längere HWZ
nasschemische Analytik:
- Baeyersche Probe positiv (Doppelbindung im Dihydropyrrolon-System)
- Zwikker-Reaktion positiv (Sulfonamid-Struktur)
- Vitali-Morin-Reaktion positiv (nitrierbarer Aromat)
- Simon-Awe-Reaktion positiv, obwohl es kein sekundäres Amin ist
Gehalt:
HPLC
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 123
Seite 123
71. Arzneistoff: Haloperidol
Indikation:
Klassisches, stark antipsychotisches Neuroleptikum, nur geringe Sedation, Gefahr ausgeprägte EPS (Parkinsonoid),
kaum anticholinerg. Standardneuroleptikum der Butyrophenone
Eigenschaften:
Base Fraktion: II, III, IV
Aussehen: weißes bis fast weißes Pulver
Löslichkeit: praktisch unlöslich in Wasser, schwerlöslich in Dichlormethan, Ethanol 96% und Methanol;
praktisch unlöslich in 3 N H2SO4
löslich in 3 N NaOH
Färbereaktionen:
konz. H2SO4 gelbliche Färbung
konz. HNO3 keine Färbung
Froehde keine Färbung
Mandelin hellgrüne-türkise Färbung
Marquis schwach gelbliche Färbung
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- klassisches Neuroleptikum, Butyrophenon-Derivat. (Vgl. auch H1-Antihistaminika wie Fexofenadin und synthetische Opioide wie Pethidin)
Biotransformation:
Nach guter bis nahezu vollständiger Resorption unterliegt die Substanz einem ausgeprägten First Pass Effekt ( BV 60%).
Es wird primär hepatisch eliminiert, die unveränderte renale Ausscheidung ist vernachlässigbar klein.
Haloperidol ist Substrat von CYP 2D6 und CYP 3A4 und gleichzeitig CYP 2D6 – Inhibitor.
Tmax 3-6 h;
HWZ 14-20 h
Haloperidol
F
O
N
OH
Cl
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 124
Seite 124
zu Haloperidol:
Nasschemische Analytik:
Etwa 10 mg Substanz werden in 5 ml wasserfreiem Ethanol R gelöst. Nach Zusatz von 0,5 ml 1,3-Dinitrobenzol-Lösung R und 0,5 ml ethanolische
Kaliumhydroxid-Lösung (2 mol/l) R entsteht eine violette Färbung, die innerhalb von 20 min rotbraun wird (Janovski-Reaktion für CH-acide
Verbindungen). Die aciden H´s sitzen am aliphatischen C neben der Carbonylgruppe.
0,1 g Substanz werden in einem Porzellantiegel mit 0,5 g wasserfreiem Natriumcarbonat R versetzt (Sodaaufschluss als Alternative zum Lassaigne-
Aufschluss) und anschließend über offener Flamme10 min lang erhitzt. Nach dem Erkalten wird der Rückstand in 5 ml verd. Salpetersäure R
aufgenommen und die Mischung filtriert. 1ml Filtrat mit 1ml Wasser gibt die Identitätsreaktion a auf Chlorid.
Gehalt::
0,300 g Substanz in 50 ml einer Mischung von 1 Volumenteil wasserfreier Essigsäure R und 7 Volumenteilen Ethylmethylketon R gelöst, werden nach Zusatz
von 0,2 ml Naphtholbenzeinlsg. R mit Perchlorsäure (0,1 mol/l) titriert.
1 ml Perchlorsäure entspricht 37,59 g Haloperidol
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 125
Seite 125
72. Arzneistoff: Hydrochlorothiazid (HCT)
Indikation:
Low-ceiling Diuretikum hemmt reversibel einen Na+Cl
- Carrier im proximalen Teil des distalen Tubulus mit Wirkung von luminal.
Anwendung bei Hypertonie und Ödemen.
Eigenschaften: Säure: Sulfonamid
Fraktion: I, V
Aussehen: weißes bis fast weißes, kristallines Pulver
Löslichkeit: sehr schwer löslich in Wasser, wenig löslich in Ethanol, löslich in Aceton;
praktisch unlöslich in 3 N NaOH und 3 N H2SO4
Färbereaktionen:
konz. H2SO4 keine Färbung
konz. HNO3 keine Färbung
Froehde keine Färbung
Mandelin schwach grünliche Färbung
Marquis keine Färbung
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Thiazide binden wahrscheinlich kompetitiv an die Chlorid-Bindungstelle, oder in unmittelbarer Nähe dazu und inhibieren so den Natrium-Rücktransport.
Gemeinsam ist den Thiaziden die Doppelringstruktur mit den beiden Sulfonamidstrukturen, wie in der Formel gezeigt. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen
nur durch die Substituenten in 3 und 6 Position (3 = H, 6 = Cl);
Biotransformation:
Hydrochlorothiazide unterliegen keinem metabolischem Abbau und werden aktiv im proximalen Tubulusbereich sezerniert.
BV 70 %
tmax 2-5 h
HWZ 6-8 h
Hydrochlorothiazid
NH
NHS
Cl
SH2N
O O OO
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 126
Seite 126
zu Hydrochlorothiazid (HCT)
Nasschemische Analytik:
Wird etwa 1 mg Substanz mit 2 ml einer frisch hergestellten Lösung von Chromotropsäure-Natrium (0,5 g/l) in einer abgekühlten Mischung von 35
Volumenteilen Wasser R und 65 Volumenteilen Schwefelsäure R vorsichtig erwärmt, entsteht eine violette Färbung (Chromotropsäurereaktion auf
abspaltbaren Formaldehyd)
0,1 g Substanz werden mit 0,5 g Na2CO3 geschmolzen, das entweichende NH3 färbt Lackmuspapier blau; in der wässrigen Lösung des Rückstands lässt
sich Chlorid (mit AgNO3) und nach Zusatz von konz. Wasserstoffperoxid-Lösung auch Sulfat (mit BaCl2) nachweisen.
Zwikker-Reaktion positiv (acide N-H-Bindungen der Sulfonamide)
Gehalt:
0,120 g Substanz, in 50 ml Dimethylsulfoxid R gelöst, werden mit 2-propanolischer Tetrabutylammoniumhydroxid-Lsg. (0,1 mol/l) bis zum zweiten
Wendepunkt titriert. Der Endpunkt wird mit Hilfe der Potentiometrie bestimmt. Eine Blindtitration wird durchgeführt.
1 ml 2-propanolische Tetrabutylammoniumhydroxid-Lsg (0,1 mol/l) entspricht 14,88 mg Hydrochlorothiazid
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 127
Seite 127
73. Arzneistoff: Ibuprofen
Indikation:
Analgetikum, Antirheumatikum
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Wirkungsverstärkung durch Methylgruppe in α-Stellung (
vermutlich weil dadurch COOH-Gruppe vom planaren Teil „weggekippt“ wird)
Stereochemie: Eutomer: S
im Organismus Inversion von R zu S;
im Handel als Racemat (Ausnahme: Dexibuprofen®)
Biotransformation:
Hydroxylierung d. i-Butyl-Seitenkette, Oxidation d. endständigen Methylgruppen;
teilweise Glucuronidierung
Nasschemische Analytik:
Analysenfall: IA
Aussehen: weißes Pulver oder Kristalle, charakteristischer Geruch
Löslichkeit: praktisch unlöslich in Wasser; gut löslich in organischen LSM
Nachweise: Marquis: hellgelb-bräunlich
Mandelin: grünbraun
Liebermann-Rk. (konz. H2SO4 und NaNO2): braun-orange
Gehalt:
Titration der Carboxylgruppe mit NaOH gegen Phenolphthalein
Ibuprofen
COOH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 128
Seite 128
Ibuprofen-Synthese:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 129
Seite 129
74. Arzneistoff: Imipraminhydrochlorid (Protoniert wird der Stickstoff des tert. Amins außerhalb des Rings)
Indikation:
- Tricyclisches Antidepressivum, Dihydrodibenzazepin mit aliphatischer Seitenkette mit tert. Amin
- Auch als Schmerzmittel einsetzbar
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Gewinkeltes Ringsystem korreliert entgegen früherer Meinung nicht mit Wirkstärke.
- Es führt zur Erhöhung der Serotonin- und Noradrenalin-Konzentration bei den ensprechenden Synapsen.
Biotransformation:
- hepatischer Metabolismus:
- N-Demethylierung (Produkt: Desipramin), Hydroxylierung des Benzolrings v.a. in Position 2
- Hauptmetabolit: 2-Hydroxy-N-demethyl-Imipramin,
- weitere Ring- und Seitenketten-Hydroxylierungen, z.T. Glucuronidierung
Nasschemische Analytik:
Analysenfall: II
Aussehen: weißes kristallines Pulver
Löslichkeit: leicht löslich in Wasser; löslich in EtOH, wenig löslich in Aceton
pKa: 9,5
Nachweise: konz. H2SO4: blaugrün
Konz. HNO3: blauschwarz (Radikalbildung der Iminodibenzylderivate, delokalisiertes Radikal über das freie EP des Ring-N)
Fröhde: grün
Mandelin: gelb rotbraun
Marquis: grün
Zwikker: hellgrün
FeCl3: hellgrün
Dragendorff: Nachweis tertiärer Amine positiv
Umsetzung mit Oxidationsmitteln in saurer Lsg: tiefe Blaufärbung (Radikalbildung)
Umsetzung mit 1,4-Benzochinon ergibt unter oxidativer Kondensation farbige 2-Amino-1,4-Benzochinone
Chloridnachweis aus der Ursubstanz
Imipraminhydrochlorid
N
N
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 130
Seite 130
zu Imipramin HCl
Gehalt:
- Titration in Chloroform unter Zusatz von Hg(II)acetat mit Perchlorsäure gegen Metanilgelb
Synthese:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 131
Seite 131
75. Arzneistoff: Indomethacin
Indikation:
NSAID: Antirheumatikum, akuter Gichtanfall, analgetisch, antiphlogistisch, antipyretisch
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
COX-hemmende Wirkungsverstärkung durch zur Carboxy-Funktion o-ständigen Substituenten (vgl. Ibuprofen)
Stereochemie: Kein Asymmetriezentrum
Biotransformation:
O-Demethylierung, N-Desacetylierung; Konjugation mit Glucuronsäure
Nasschemische Analytik:
Analysenfall: IA
Aussehen: weißes bis gelbbraunes kristallines Pulver
Löslichkeit: praktisch unlöslich in Wasser; löslich in organischen LSM
Nachweise: Konz. HNO3: Hellgrün schwarz
Fröhde: Orange
Mandelin: gelbgrün schwarz
Marquis: gelb orange
Hydroxamsäure-Reaktion mit SOCl2, Hydroxylamin HCl und FeCl3: Rotviolett
Van Urk-Reaktion: Mit salzsaurer 4-Dimethylaminobenzaldehydlsg.: Graugrüne Färbung und Niederschlag:
Mechanismus siehe nächste Seite
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 132
Seite 132
Mechanismus van Urk-Reaktion bei Indomethacin und Sumatriptan:
Gehalt:
Titration der Carboxylgruppe mit NaOH gegen Phenolphthalein
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 133
Seite 133
zu Indometacin:
Der erste Schritt ist eine Fischer Indolsynthese. DCC = Dicyclohexylcarbodiimid (Wasserentzieher, Kondensationsmittel)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 134
Seite 134
76. Arzneistoff: Ipratropiumbromid
Indikation:
Parasympatholytikum; bei Asthma bronchiale und chron. obstruktiven Lungenerkrankungen
Chemische Struktur:
N-quartäres Esteralkaloid; partialsynthetische Abwandlung von Tropanalkaloiden
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Aufgrund der ionischen Struktur keine zentrale Wirkung (keine Überschreitung der Blut-Hirn-Schranke).
Biotransformation:
Das Tropan Atropin wird bis zu 50%, das Tropan Scopolamin bis zu 2% unverändert im Harn ausgeschieden; Tropasäure nur in geringen Mengen im Urin
Nasschemische Analytik:
Löslich in Wasser; leicht löslich in Methanol; schwer löslich in Ethanol
Vitali-Morin: Violett
Marquis: Hellgelb
Mandelin: Gelb
Identitätsreaktion auf Bromid
Reaktion mit Kaliumdichromat unter Grünfärbung (primäre Alkohole)
Hydroxamsäurereaktion ohne Thionylchlorid, Carbonsäureester
Gehalt:
0,350 g Substanz, in 50 ml Wasser R gelöst, werden nach Zusatz von 3 ml verdünnter Salpetersäure R mit Silbernitrat-Lösung (0,1 mol/l) titriert. Der Endpunkt
wird mit Hilfe der Potentiometrie bestimmt. 1 ml Silbernitrat-Lösung entspricht 41, 24 mg Ipratropiumbromid.
Ipratropiumbromid
N
O
O
OH
+ Br-
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 135
Seite 135
77. Arzneistoff: Isosorbiddinitrat (ISDN)
Indikation:
Antianginosum bei Angina pectoris und Prinzmetal-Angina
Chemische Struktur:
Das bicyclische Isosorbid entsteht durch intramolekulare Kondensation des linearen Sobitols; die Hydroxylgruppen sind mit
Salpetersäure verestert.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Die Mononitrate werden aus sterischen Gründen wesentlich langsamer abgebaut als ISDN: exo-ständige Estergruppe an C2 kann leicht enzymatisch
angegriffen werden, endo-ständige Salpetersäureester-Funktion an C5 ist durch das gefaltete Zucker-Grundgerüst vor enzymatischem Angriff besser geschützt
Biotransformation:
Nitritabspaltung durch Glutathion-S-Transferase
Es entstehen Isosorbid-5-mononitrat (IS-5-MN)und Isosorbid-2-mononitrat (IS-2-MN)
Endmetabolite: IS-5-MN-Glucuronid, Isosorbid, Nitrit, Nitrat: werden renal ausgeschieden
Nasschemische Analytik:
- Löslich in Wasser; leicht löslich in Aceton, Ethanol und Ether
- Marquis: Hellgelb
- Mandelin: Gelb
- Nach Spaltung des Salpetersäureesters im Alkalischen (Erhitzen mit verd. NaOH)
Nachweis des Nitrats nach Ansäuern mit Essigsäure und Zugabe von Zinkstaub und Lunge´s Reagenz 1 + 2
- Zucker-DC mit Thymol färbbar
Gehalt:
Flüssigchromatographie
ISDN
O
O
O
O
O2N
NO2
H
H
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 136
Seite 136
78. Arzneistoff: Isoniazid (INH)
Indikation:
Antimykobakterieller Wirkstoff; Antituberkulotikum
Chemische Struktur:
Pyridin-Derivat, Isonicotinsäuresäurehydrazid
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Wirkung ist an Isonicotinsäurederivat gebunden; - und - Pyridincarbonsäurederivate sind wenig wirksam. Es ist ein Prodrug, das eigentliche Reagens, durch
Katalasen und Peroxidasen unter N2-Abspaltung freigesetzt, ist das Isonicotinyl-Radikal, das NAD+ acyliert und deaktiviert:
Durch die Blockade des NAD
+ wird die Mykolsäurebiosynthese der Tuberkulosebakterien verhindert.
Biotransformation:
Hepatische N-Acetylierung (zu 63–93%)
(Weitere Metabolite: Isonicotinsäure, Isonicotinursäure und weitere Hydrazin-Derivate)
Nasschemische Analytik:
Leicht löslich in Wasser; wenig löslich in Ethanol, schwer löslich in Ether
Reduktion von ammoniakalischer Silbernitrat-Lösung zu metallischem Silber (Tollens-Reaktion)
Reduktion von Fehling-Reagenz sowie Kaliumpermanganat-Lösung
Positiver Nachweis auf Pyridinderivate: Zincke-König-Spaltung
Froehde: Grün
Mandelin: Gelborange
Eisen(III)-chlorid: Orange
Isoniazid
N
NH
ONH2
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 137
Seite 137
zu Isoniazid, nasschemische Analytik
Ninhydrin: Gelbrot
Beilstein-Probe positiv
Gehalt:
0,250 g Substanz werden in Wasser R zu 100,0 ml gelöst. 20,0 ml Lösung werden mit 100 ml Wasser R, 20 ml Salzsäure R, 0,2 g Kaliumbromid R und 0,05 ml
Methylrot-Lösung R versetzt. Die Mischung wird unter fortgesetztem Schütteln tropfenweise mit Kaliumbromat-Lösung (0,0167 ml/l) titriert, bis die rote
Färbung verschwindet. 1 ml Kaliumbromat-Lösung entspricht 3,429 mg Isoniazid.
Synthese von Isoniazid:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 138
Seite 138
79. Arzneistoff: Kaliumiodid
Indikation: Expektoranz, auch bei Schilddrüsenunterfunktion in kleiner Dosis eingesetzt, hochdosiert zur Verhinderung der Einlagerung von radioaktiven
Iod-Isotopen in die Schilddrüse (z.B. bei 131
I-Freisetzung bei Kernkraft-Unfällen)
Chemische Struktur: KI, anorganisches Salz
Struktur-Wirkungs-Beziehungen: keine
Biotransformation: Iodide werden zum größten Teil renal relativ schnell eliminiert. Der Rest befindet sich jedoch noch 10 bis 20 Tage im Körper. Das
nichtgespeicherte Iod wird durch die Nieren mit einer biol. HWZ von etwa 6 h ausgeschieden. Ein Teil der Iodide wird auch durch die Speichel-, Schweiß-,
Talg- und u.U. auch durch die Milchdrüsen eliminiert.
Nasschemische Analytik:
Kalium:
1. befeuchten mit HCl violette Färbung der nicht leuchtenden
Bunsenflamme Cobaltglas, weil geringe Mengen Natrium Kalium überdecken.
2. Zur Lösung mit Kalium Na2CO3 + Na2S kein Niederschlag Zugabe Weinsäure/ Natriumacetatgemisch Kühlung mit Eiswasser weißes
Kaliumhydrogentartrat
3. In neutraler bis essigsaurer Lösung mit Natriumhexanitrocobaltat(III) zitronengelber Niederschlag
4. In schwach salzsaurer Lsg. geben Kaliumionen mit Perchloraten in der Kälte einen weißen Niederschlag von Kaliumperchlorat
Iodid:
1. Iodid-haltige Probelösung + AgNO3 blassgelbes AgI schwer löslich in konz.NH3 und verdünnter HNO3, löst sich in Cyanid- und konz.
Thiosulfat-Lösungen
2. Iodid-Ionen werden in verdünnt mineralsaurer Lösung von Kaliumdichromat zu elementarem Iod oxidiert, das sich in Chloroform mit violetter Farbe
löst.
Gehalt: 1. Iodmonochlorid-Methode nach Andrews
2. Indirekt iodometrisch nach Winkler
3. Argentometrisch nach Volhard
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 139
Seite 139
80. Arzneistoff: Lactulose
Indikation: osmotisch wirkendes Laxans; Prophylaxe und Therapie der portokavalen Enzephalopathie; Obstipation,
die nicht durch diätetische Ernährungsumstellung beeinflusst werden kann; Sanierungsversuch bei Salmonellenausscheidern
Chemische Struktur: C12H22O11
4-O-ß-D-Galactopyranosyl-ß-D-fructofuranose, ein Dissaccharid aus ß-D-Galactose und D-Fructose
Die Ketofunktion des Fructose-Teils ist nur halbacetalisch gebunden, daher liegt auch immer in wässriger Lösung ein Teil in der ringoffenen Form vor.
Die Aldehydfunktion der Galactose ist auch an der glykosidischen Bindung beteiligt, daher in wässriger Lösung keine Ringöffnung.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Im Vergleich zu Sacccharose, wo die Fructose mit ihrer OH-Gruppe am C-5 an der Glucose hängt, ist die Fructose hier mit der OH-Gruppe an ihrem C-Atom 4
mit der Galactose verknüpft. Diese 1,4-glykosidische Verknüpfung wird von menschlichen Verdauungsenzymen nicht gespalten.
Saccharose
Biotransformation: Im Dickdarm wird Lactulose bakteriell verstoffwechselt, es entstehen verschiedene Gase, Lactat und kurzkettige Fettsäuren, Fettsäuren
werden zum Teil resorbiert.
Lactulose
O
OH
HOOH
O
OHO
OH
OHOHOH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 140
Seite 140
zu Lactulose:
Nasschemische Analytik: - löslich in 3N-NaOH, farblos
- löslich in 3N-H2SO4
- löslich in Wasser
- konz. H2SO4 gelb nach braun
- keine Färbung in konz. HNO3
- Mandelin: braun
- Marquis: braun
- Fehling positiv nach kurzem Erhitzen (Fructose-Teil laget sich tautomer in Glucose um, s. Fehling-Reaktion bei den Hilfsstoffen)
1. DC Untersuchungslösung: 50 mg Substanz + Wasser zu 10ml
Referenz: 50 mg Lactulose + Wasser zu 10ml
Fließmittel: 10 Volumenteile (VT) Essigsäure, 15 VT einer Lsg. von Borsäure R, 20 VT MeOH + 55 VT Ethylacetat
Laufstrecke: 15 cm Platte 5min 100-105°C getrocknet, mit Lsg. von 1,3-Dihydroxnaphthalin R in Mischung von
10 VT H2SO4 + 90 VT MeOH besprüht + 5 min bei 110°C
2. 50 mg Substanz + 10 ml Wasser 3ml Fehlingsche Lösung + Erhitzen roter Niederschlag
3. 0,125 g Substanz + 5 ml Wasser Lösung + NH3 + 10 min im Wasserbad bei 80°C erhitzt roter Niederschlag
Gehalt: 1. Enzymatische Bestimmung der Fructose nach Spaltung des Disaccharids durch - Galactosidase
2. HPLC
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 141
Seite 141
81. Arzneistoff: Lamotrigin
Indikation: Antiepileptikum; verhindert durch Angriff an präsynaptischen Na-Kanälen die Ausschüttung von
exzitatorischem Glutamat und Aspartat.
Chemische Struktur: C9H7N5Cl2 ; 3,5-Diamino-6-(2,3-dichlorophenyl)-1,2,4-triazin, ähnelt strukturell Folsäureantagonisten
Pyrimethamin und Trimethoprim (s.u.)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Es verhindert durch Angriff an präsynaptischen Natriumkanälen die Ausschüttung von exzitatorischem Glutamat und Aspartat., durch die Struktur nicht direkt
erklärbar Folsäure wirkt prokonvulsiv, daher als Folsäureantagonist aufzufassen.
Biotransformation:
Hauptmetabolit ist das Lamotrigin-N-Glucuronid. Nur geringer Teil der verabreichten Dosis bleibt unverändert.
70% der gesamten Dosis werden im Urin als Metaboliten und Konjugate gefunden, 10 % werden unverändert ausgeschieden
Nasschemische Analytik:
- Beilstein- Flammenprobe
- Lassaigne Nachweis von Halogenen uns Stickstoff
- Analoge Simon-Awe-Reaktion (zwar für sekundäre Amine, aber bei primären Aminen wird die Lösung pinkfarben)
- Diazo-Kupplungsreaktion Nachweis primärer aromatischer Amine
- Ehrlich-Reagenz positiv (primäre aromatische Amine mit p-Dimethylaminobenzaldehyd)
- Zincke-König-Spaltung für aromatische N-Heterocyclen
Gehalt:
Potentiometrische Titration mit 0,1 N HClO4 in Eisessig
oder HPLC
Lamotrigin
N
NN
Cl
Cl
H2N NH2
O
O
ON
N
NH2
NH2
Trimethoprim
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 142
Seite 142
82. Arzneistoff: Levodopa
Eigenschaften:
Weißes bis schwach cremefarbenes , kristallines Pulver,
schwer lösl. in Wasser, prakt. unlösl. in EtOH, leicht lösl in 1 N HCl
Schmelzpunkt 270-286°C
Indikation:
Morbus Parkinson (L-Dopa als Dopaminvorstufe)
Chemische Struktur:
Aminosäure, Tyrosinderivat, DOPA = 3,4-Dihydroxyphenylalanin
Hohe optische Reinheit nötig, da R(+)-DOPA Granulozytopenie verursachen kann
Biotransformation:
s. nächste Seite
Levodopa
HO
HO
COOH
NH2
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 143
Seite 143
zu Levodopa, Biotransformation
COMT – Catechol-O-Methyltransferase
DDC – Dopa-Decarboxylase
DOPAC – Dihydroxyphenylessigsäure
HVA – Homovanillinsäure
MAO-B – Monoamino-Oxidase B
3-MT – 3-Methoxythyramin
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 144
Seite 144
zu Levodopa
L-Dopa passiert die Blut-Hirn-Schranke und wird durch die DDC zu Dopamin decarboxyliert. Abbau und Inaktivierung des Dopamins in den dopaminergen
Neuronen des ZNS durch MAO-B und COMT.
Nasschemische Analytik:
Vorproben: Froehde: minimal gelb-beige
Marquis: intensiv violett
3 N Schwefelsäure: keine Reaktion
3 N NaOH : orange, später braun
Mandelin: gelb-orange
Salpetersäure konz.: rot
Nachweis der Phenolfunktion mit Eisen(III)chlorid in Wasser Grünfärbung (charakt. für ortho-Diphenole). NH3 zugeben Blauviolett
Saure Prüflösung mit Natriumnitrit und Ammoniummolybdat versetzen gelb. Natronlauge dazu rot.
Nachweis der α-Aminosäure: Umsetzung mit 4-Nitrobenzoylchlorid in Pyridin/Wasser. Dann Na-carbonat dazu violett
Positive Ninhydrin-Reaktion
Gehalt:
0,180 g Subastanz in 5 ml wasserfreier Ameisensäure gelöst. Die Lösung wird mit 25 ml wasserfeier Essigsäure und 25 ml Dioxan versetzt und unter Zusatz
von 0,1 ml Kristallviolett-Lösung mit Perchlorsäure bis zum Farbumschlag nach grün titriert.
1 ml Perchlorsre entspricht 19,72 mg Substanz.
Synthese:
OH OH
HO
O
HO
HO
O
NH2 NH2
(S)-Tyrosin Levodopa ; (S)-(-)-DOPA
Einführung einer weiteren phenolischen OH-Gruppe in 3-Position durch entweder enzymatische Hydroxylierung oder photochemisch mit
Wasserstoffperoxid/Eisen(II)sulfat.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 145
Seite 145
83. Arzneistoff: Levomepromazin(hydrogen)maleat
Eigenschaften:
Weißes bis schwach gelbliches, kristallines Pulver
Schwerlöslich in Wasser, wenig löslich in Dichlormethan, schwer lösich in Ethanol, praktisch unlöslich in Ether
Schmelpunkt 186°C
Indikation:
Neuroleptikum, niedrigpotent
Chemische Struktur:
Salz des Levomepromazin mit Maleinsäure, wobei nur ein Proton abgespalten wird (1:1-Verhältnis Levomepromazin : Maleinsäure), korrekter Name wäre
Levomepromazinhydrogenmaleinat.
Phenothiazin mit Propylaminseitenkette
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Allgemein Neuroleptica von Phenothiazin-Typ:
Wenn Abstand zwischen Ring-N und basischem Seitenketten-N drei C-Atome neuroleptische Wirkung
Wenn Abstand nur zwei C-Atome periphere Wirkungen im Vordergrund
Substitution in 2-Position
elektronenziehende Gruppen führen zur Wirkungsverstärkung
elektronenschiebende Reste führen zur Wirkungsabschwächung
Biotransformation:
Bildung einer großen Zahl von Metaboliten.
Wichtigste Reaktionen: Oxidation zum Sulfoxid
Hydroxylierung des Ringsystems und der Seitenkette mit anschließender Konjugation (Glucuronide)
Oxidative N-Desalkylierung von N-Alkylseitenketten
Levomepromazinmaleinat
S
N
N
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 146
Seite 146
zu Levopromazinmaleat
Nasschemische Analytik:
Vorproben: konz. Schwefelsäüre: violett
Konz. Salpetersäure: violettblau
Froehde: rotviolett
Mandelin: violettschwarz
Marquis: blau
Eisen(III)chlorid: violett
Vitali-Morin: rot-orange
Gehalt:
Nach EuAB:
0,350 g Substanz, in 50 ml wasserfreier Essigsäure gelöst, werden mit Perchlorsäure (0,1 mol/l) titriert. Der Endpunkt wird mit Hilfe der Potentiometrie
bestimmt.
1 ml Perchlorsäure entspricht 44,46 mg Substanz.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 147
Seite 147
84. Arzneistoff: Levonorgestrel
Eigenschaften:
Weißes bis fast weißes krisallines Pulver.
Praktisch unlöslich in Wasser, wenig löslich in Dichlormethan, schwer löslich in Ethanol 96%.
Indikation:
Kontrazeption, Hormonsubstitution in Postmenopause, Hormonstörungen
Chemische Struktur:
Steroid, Gestagenderivat
(D)-(-)-Norgestrel linksdrehendes Enantiomer des Norgestrels (nur das ist wirksam).
Vorsilbe Nor, weil eine Methylgruppe zwischen Ring A und B fehlt.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Allgemein Gestagene:
C3-O-Funktion, C19-Methyl und C17-Acylrest nicht für gestagene Wirkung essentiell
C13- Methyl durch Ethyl ersetzen Steigerung der oralen Wirksamkeit
An C17 häufig α-ständige Ethinylgruppe (-C≡CH)
Levonorgestrel
O
OHC CH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 148
Seite 148
zu Levonorgestrel
Biotransformation:
Drei reduktive Prozesse in der Leber:
1. Hydrierung der Δ4-Doppelbindung
2. Reduktion der Ketogruppe in Ring A
3. Reduktion der Ketogruppe an C 17
Dabei Bildung von 5β-Pregnan-3α, 20R-diol, dessen Glucuronid den Hauptmetaboliten darstellt und renal ausgeschieden wird.
Nasschemische Analytik:
DC: Laufmittel: 20 T Ethylacetat + 80 T Dichlormethan
Besprühen mit Molybdatophosphorsäure in Ethanol 96% (100g/l), danach erhitzen
Baeyer-Probe positiv (Ethinylgruppe)
Ring A-Analytik: Die Reaktion mit Isoniazid liefert ein Hydrazon. (Umberger-Reaktion):
Gehalt:
nach EuAB:
0,200 g Substanz, in 45 ml Tetrahydofuran gelöst, werden in 1 min nach Zusatz von 10 ml einer 10 %-igen Lösung von Silbernitrat (100 g/l) mit NaOH (0,1
mol/l) titriert. Endpunktbestimmung mit Hilfe der Potentiometrie. Blindtitration durchführen.
1 ml NaOH (0,1 M) entspricht 31,25 mg Levonorgestrel.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 149
Seite 149
85. Arzneistoff: Levothyroxin-Na (T4)
Indikation: Schilddrüsenhormon, Substitutionstherapie bei Hypothyreose
Chemische Struktur: Derivat der Aminosäure Thyronin
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- L-Konfiguration ist für Wirkung essentiell
- Wegen voluminöser Iod-Atome liegen beide
Ringe nicht in einer Ebene essentiell für
Wirkung
- D-Enantiomer wirkt lipidsenkend
Biotransformation:
- Konjugation mit Glucuronsäure oder Sulfat in der
Leber.
Dann biliäre Eliminierung.
- Deiodierung durch Deiodasen--> siehe 1. und 2.
Reverses T3 ist inaktiv
- In der Niere oxidative Desaminierung--> siehe 3.
Tetraiod-thyreoessigsäure ist kaum aktiv
1
2
3
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 150
Seite 150
Nasschemische Analytik:
- Bei der Reaktion mit konzentrierter H2SO4
entweichen violette Iod-Dämpfe.
- Die Natrium-Ionen können nach Veraschen der
Substanz als Natriumhexahydroxoantimonat oder
über die Flammenfärbung nachgewiesen werden.
- Nach der Lassaigne-Probe bildet sich bei Zugabe
von salpetersaurer AgNO3-Lösung ein braungelber
Niederschlag.
- Ninhydrin-Reaktion auf Aminosäuren positiv.
- Hydroxamsäurenachweis mit Thionylchlorid
positiv (Carbonsäure)
Gehalt:
- Bestimmung über die Drehung linear polarisierten
Lichtes im Polarimeter
Synthese nach EuAB:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 151
Seite 151
86. Arzneistoff: Lidocainhydrochlorid
Indikation: Lokalanästhetikum, Antiarrhythmikum Klasse IB
Chemische Struktur:
- Basisch substituiertes Anilid aus Xylidin und am N diethylierten Glycin, Säureamid-Typ (Löfgren-Struktur)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Lange Wirkdauer, da hohe Hydrolysestabilität der Anilidgruppe
- Erhöhung der Hydrolysestabilität der Anilidgruppe durch Substituenten
am Aromaten in Position 2 und 6
- Baukastenprinzip nach Löfgen: Verbindung eines lipophilen Restes über eine
kleine Kohlenstoff-Kette mit einem hydrophilen basischen Rest
Biotransformation:
- Oxidative N-Desalkylierung, Hydrolyse, Hydroxylierung
- Endprodukte sind N-Ethylglycin, 4-Hydroxy-2,6-xylidin und deren Konjungate
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 152
Seite 152
zu Lidocain-HCl
Nasschemische Analytik:
- N-Nachweis mittels Lassaigne-Probe
- Vitali-Morin-Reaktion: Zugabe von konz. HNO3 --> Zugabe von Aceton/NaOH --> grüner Meisenheimerkomplex
Gehalt:
- Titration in wasserfreiem Ethanol mit 0,1 M NaOH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 153
Seite 153
87. Arzneistoff: Loperamidhydrochlorid, protoniert wird der N im Sechsring, nicht der Amid-Stickstoff.
Indikation: Zur symptomatischen Therapie (sofern nicht kausal behandelt werden kann) bei akuten
und chronischen Durchfallerkrankungen. Bei entzündlichen Darmerkrankungen (z.B Colitis ulcerosa)
und bei Durchfall nach Operation (Magen, Dünndarmresekretion) sowie Ileostomie.
Chemische Struktur: C29H34Cl2N2O2
- Opioid vom Pethidin-Typ
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Opioide bewirken allgemein eine Verringerung der Darmmotilität. Loperamid ist im Gegensatz zu vielen anderen Opioiden nicht ZNS-gängig, daher
Wirkungsbeschränkung weitgehend auf die µ-Opioid-Rezeptoren des Darms, d.h. kein analgetischer Effekt, nicht hustenstillend, nicht miotisch und keine
Atemdepression.
Biotransformation:
- Im Darm treten die erste Metabolisierungsschritte oxidative N-Demethylierung und N-Desalkylierung auf
- In der Leber werden auch Glucoronide gebildet, die nach biliären Ausscheidung einem entero-hepatischen Kreislauf unterliegen können
- HWZ. 7-15 Std.
- Die Ausscheidung erfolgt zu 30-50 % unverändert und zu 50-70 % als Metabolite über Fäzes, weniger als 2 % einer Dosis werden renal eliminiert.
Nasschemische Analytik: Aussehen: Weißes– schwach hellgelbes Pulver
Löslichkeit: schwer löslich in Wasser, leicht löslich in Ethanol 96%, Dichlomethan, Isopropanol und Methanol. Löslich in 3N H2SO4.
Cl-Nachweis ohne Lassaigne-Aufschluss bereits positiv
tert. Amin: Dragendorff
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 154
Seite 154
Gehaltsbestimmung von Loperamid-HCl:
Gehalt: Alkalimetrische Titration als Kationsäure. 0,400 g Substanz, in 50 ml Ethanol 96% R gelöst, werden nach Zusatz von 5,0 ml HCl (0,01 mol.l-1
) mit 0,1
molarer NaOH-Maßlösung titriert. Der Endpunkt wird mit Hilfe der Potentiometrie bestimmt. Das zwischen den beiden Wendenpunkten zugesetzte Volumen
wird abgelesen.
1 ml NaOH- Lösung (0,1 mol. l-1
) entspricht 51,35 mg C29H34Cl2N2O2
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 155
Seite 155
88. Arzneistoff: Loratadin
Indikation: - Antiallergisch-antientzündliche Wirkung durch Mastzellstabilisierung zustande,
wodurch die Freisetzung von Histamin blockiert wird.
H1- Antihistaminika und H1- Rezeptor -Antagonisten
Chemische Struktur:
Die Struktur erinnert stark an tricyclische Antidepressiva, z.B. Amitriptylin HCl:
Unterschiede:
a): Loratadin hat ein Cl am linken Aromaten
b) der rechte Aromat bei Loratadin ist ein Pyridin-System.
c) Ringschluss der Seitenkette bei Loratadin zum Piperidin-System
d) der Stickstiff der Seitenkette ist carbamoyliert (Ester der Carbaminsäure: Prodrug), nicht dimethyliert wie beim Amitriptylin.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Die Lipophilie ist gering, daher fast ausschließlich wirksam an H1-Rezeptoren der Peripherie.
Loratadin
N
N O
O
Cl
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 156
Seite 156
zu Loratadin-HCl
Biotransformation:
- Loratadin wird durch CYP 3A4 und CYP 2D6 in der Leber zur wirksamen Desloratadin metabolisiert (Abspaltung der Carbonsäure zum sek. Amin)
- Desloratadin besitz eine sehr hohe Affinität und Selektivität für H1- Rezeptor und Überschreiten die Blut- Hirn- Schrank nicht.
- HWZ: 10h
Nasschemische Analytik: Löslichkeit: schwer löslich in Wasser und 3N NaOH. Löslich in Aceton, Diethylether und Dichlormethan.
Konz. H2SO4: farblos
Konz. HNO3: farblos
Fröhde Reaktion: farblos
Mandelin Reaktion : rot
Marquis Reaktion: hell orange-gelb
FeCl3 Reaktion: hellgelb
Vitali- Morin: positiv, nitrierbarer Aromat
Zwikker Reaktion: Hell-gelber Niederschlag, obwohl keine acide N-H-Bindung im Molekül vorhanden ist.
Zincke-König-Spaltung des Pyridinrings
Sekundäres Amin: Simon-Awe positiv.
Gehalt:
Potentiometrische Titration mit Perchlorsäure in Eisessig.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 157
Seite 157
Synthese von Loratadin:
(Für die Substitution der Methylgruppe am Piperidin durch Chlorameisensäureethylester im letzten Schritt:
mehrere US-Patente F.J. Villani et al. 1981 – 1983, s. EuAB 6, keine Erklärung des Mechanismus)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 158
Seite 158
89. Arzneistoff: Losartan
Indikation:
Antihypertonikum
Angiotensin-1-Rezeptorantagonist (Sartane)
Chemische Struktur:
- Biphenyl-Imidazolderivat (Sartane) / benzylierte Imidazolylessigsäure-Derivate,
- Tetrazol-System (Bioisosterie zur Carboxylgruppe)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Hemmen spezifisch das Renin-Angiotensin-System durch AT1-Rezeptor-Blockade.
Keine intrinsische Aktivität. Nicht peptidische Struktur eignet sich zur oralen Applikation.
Struktureller Aufbau:
- benzylierter Stickstoff, Teil eines Imidazolringes oder einer Amidgruppe
- am Fünfringheterozyklus gebundenes n-Butyl- oder n-Propylrest als lipophile Seitenkette → Wirksamkeit beeinflussender Bestandteil
- Carboxygruppe direkt am Benzylteil oder am terminalen Phenylring des für die Substanzklasse typischen Biphenylsystems. Bioäquivalent ersetzbar
durch Tetrazolring mit sauren Eigenschaften.
- Carboxylgruppe in Nachbarschaft zum benzylierten Stickstoff → Wirksamkeit beeinflussend
Biotransformation:
First-Pass-Metabolismus;
Hauptmetabolit: E-3174 mit einer 5-Carboxygruppe, ist länger und stärker wirksam.
Losartan
NN
N N- K+
N
N
HO
Cl
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 159
Seite 159
zu Losartan:
Nasschemische Analytik:
- Oxidation des primären Alkohols mit K2Cr2O7 zur Carbonsäure, das entstehende Cr3+
ist grün gefärbt.
- Kaliumnachweis durch rote Flammenfärbung
- Im Lassaigne-Aufschluss N und Cl nachweisbar.
Gehalt:
PotentiometrischeTitration des Tetrazolid-Anions mit wasserfreier Perchlorsäure in Eisessig oder HPLC
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 160
Seite 160
Synthese Losartan (1):
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 161
Seite 161
Synthese Losartan (2):
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 162
Seite 162
90. Arzneistoff: Menadion (Vitamin K3)
Indikation:
Vitamin-K-Mangel, Antidot für Vitamin-K-Antagonisten/Antikoagulantien
Chemische Struktur:
2-Methyl-1,4-naphthochinon
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Alle natürlichen K-Vitamine zeigen eine 1,4-Naphtho- bzw. eine Naphtohydrochinonstruktur und können mit einer isolierten Doppelbindung in der 1,4-
Naphthochinonstruktur ein Epoxid bilden.
Biotransformation:
Kann zu 2-Methyl-1,4-naphthohydrochinon-1,4-diglucuronid oder 4-Hydroxy-2-methyl-1-Naphthylsulfat werden. Diese Metaboliten werden renal eliminiert.
Menadion
O
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 163
Seite 163
zu Menadion
Nasschemische Analytik:
- Konz. H2SO4: blaue Schlieren
- Konz. HNO3: hellgelb
- Froehde-Reaktion: Gelbrot
- Mandelin-Reaktion: Gelbrot
- Craven-Reaktion: 1 - 2 mg Substanz werden in 5 ml Ethanol gelöst. Beim Versetzen mit einigen Tropfen Cyanessigsäureethylester und 2 ml konz.
Ammoniak entsteht eine intensive Blauviolettfärbung. Beim Ansäuern mit konz. HCl entfärbt sich die Lösung wieder.
- Die Lösung von 5 mg Substanz in 1 ml Ethanol gibt nach Zusatz von 1 ml konz. HCl und anschließendem Erhitzen im Wasserbad eine Rotfärbung.
Gehalt:
- Cerimetische Titration nach Ph. Eur. 6 nach Reduktion mit Zn / HCl zum Hydrochinon
- UV-Vis: E1%
1cm in Ethanol: 1080 bei 245 nm, 1100 bei 250 nm, 800 bei 263 nm und 160 bei 333 nm; in 0,1N-HCl: 1130 bei 250 nm und 160 bei 340 nm
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 164
Seite 164
91. Arzneistoff: Metamizol-Na
Indikation:
Starke, akute Schmerzen
Postoperative und Tumorschmerzen
Koliken der Gallen- und ableitenden Harnwege
Therapierefraktäres hohes Fieber
Chemische Struktur:
Pyrazolin-3-on (vgl. Phenazon)
- Anmerkung: Die Zählweise des Fünfrings ist strittig, in vielen Texten bekommt das Carbonyl-C-Atom die Nr. 5, wenn man das N mit dem Phenylring
ranghöher als das N mit der Methylgruppe einstuft.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
lipophile Struktur aromatische bzw. heteroaromatische Ringsysteme
anionische Struktur
Biotransformation:
Metamizol = Prodrug nach oraler Applikation bereits im Magensaft zum Hauptmetaboliten 4-Methylaminoantipyrin hydrolysiert schnelle
Resorption (93 %)
nach peroraler Gabe keine Muttersubstanz, nach intravenöser Gabe unverändertes Metamizol im Plasma / Serum nachgewiesen Plasma
HWZ ca. 15 min
in der Leber Oxidation von 4-Methylaminoantipyrin zu 4-Formylaminoantipyrin (pharmakol. inaktiv) und CYP-abhängige Demethylierung zu 4-
Aminoantipyrin (pharmakol. aktiv)
Acetylierung von 4-Aminoantipyrin zu 4-Acetylaminoantipyrin keine analgetische Wirkung mehr
Metamizol-Na
NN
ON
SO3- Na+
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 165
Seite 165
Nasschemische Analytik:
Metamizol Erhitzen mit Säure SO2, Formaldehyd Schiffs Reagenz Violettfärbung; außerdem Chromotropsäurereaktion auf
abspaltbaren Formaldehyd positiv.
wässrige Lsg + konz. H2O2-Lsg Blaufärbung Verblassen Rotfärbung
wässrige Lsg + verd.HNO3 + NaNO2 + AgNO3 charakt. Farbspiel (blau,
grün, gelb), allmähliche Abscheidung von metallischem Silber
Gehalt:
Iodometrische Bestimmung Ansäuern mit HCl (0,01 mol·l-1) und langsame
Titration mit Iod-Lösung (0,01 mol·l-1) unterhalb 20ºC
Synthese:
als Retrosynthese aus den bei der sauren Hydrolyse entstehenden
Komponenten 4-Monomethylaminophenazon, Formaldehyd und
schwefelige Säure.
Phenazon wird in schwefelsaurer Lösung mit Natriumnitrit zu 4-
Nitrosophenazon ungesetzt, unmittelbar mit Natriumhydrogensulfit zu
4-Sufaminophenazon reduziert und durch Kochen mit überschüssiger
Schwefelsäure unter Durchleiten von Luft in 4-Aminophenazon
umgewandelt. Kondensation von 4-Aminophenazon mit Benzaldehyd
liefert 4-Benzaliminophenazon, das durch Erhitzen mit Dimethylsulfat
zum Iminiumsalz methyliert und mit heißem Wasser zu 4-
Methylaminophenazon hydrolysiert wird. Daraus erhält man durch
Erwärmen mit Natriumhydrogensulfit und Formaldehyd nach einer Art
Mannich-Reaktion Metamizol-Natrium.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 166
Seite 166
92. Arzneistoff: Methamphetaminhydrochlorid
Indikation:
zentrales Sympathomimetikum, Stimulans.
Mißbrauchpotential (Drogenszene), daher offiziell nach BTM-Recht zwar verkehrsfähig, aber nicht verschreibungsfähig.
(Anlage II des BtMG)
Diesen Status haben normalerweise BTMs, die als Ausgangsstoffe für Synthesen verschreibungsfähiger Arzneimittel verwendet werden,
selbst aber nicht verordnet werden dürfen.
„Handelsname“ in der Drogenszene: Yaba, Meth, Crystal, Crystal Meth
Chemische Struktur:
- C10H15N HCl
- N-Methyl-alpha-methylphenylethylamin
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Phenylalkylaminstruktur, Strukturanalogon zu Adrenalin
- Fehlen von Hydroxylgruppen am Benzenring Amphetaminderivate sind wenig polar rasche Resorption nach peroraler Verabreichung, passieren gut die
Blut-Hirn-Schranke
- Die rechtsdrehende Form wirkt drei- bis viermal stärker zentral stimulierend als die linksdrehende Form.
Biotransformation:
- N-Demethylierung durch CYP2D6 zu Amphetamin
- Tubuläre Reabsorption ist abhängig vom pH-Wert des Primärharns
- Im schwach Sauren wird Methamphetamin in größeren Mengen ausgeschieden, da es als wasserlösliches Kation vorliegt.
- Diese Kation wird nicht mehr tubulär reabsorbiert.
NH
H CH3
Methamphetamin
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 167
Seite 167
zu Methamphetamin-HCl
Nasschemische Analytik:
Weißes, kristallines Pulver
Löslichkeit: Wasser (1+2)
Ethanol (1+4)
Ether: unlöslich
Dichlormethan (1+100)
Mandelin gelb-grün blau
Marquis Rot braun olivgrün
Simon-Awe-Reaktion auf sek. Amine positiv
Vitali-Morin-Reaktion für nitrierbare Aromaten positiv, Meisenheimer Salz.
Gehalt:
Argentometrische Titration: Es wird verdünnte Salpetersäure, Silbernitrat im Überschuss und Nitrobenzol zugegeben. Nach Zusatz von Ammoniumeisensulfat
wird mit 0,1 N Ammoniumthiocyanatlösung zurück titriert.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 168
Seite 168
93. Arzneistoff: Metformin-HCl
Indikation:
orales Antidiabetikum bei Typ 2-Diabetes
Chemische Struktur:
C4H12ClN5
1,1-Dimethylbiguanid-hydrochlorid
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Anreicherung in der Mitochondrienmembran, Hemmung der Zellatmung, der Gluconeogenese und der Lipidsynthese, außerdem Verbesserung der
Glucoseaufnahme sowie deren Verwertung in den Muskelzellen.
Wirkung aus der Struktur nicht direkt ableitbar.
Biotransformation:
Metformin wird nach peroraler Gabe zu 50-60 % resorbiert, HWZ = 1,5 – 3 h
Schnelle Verteilung, Anreicherung in der Muskulatur, in intestinalen Geweben und der Leber.
Metformin wird unverändert renal eliminiert
Nasschemische Analytik:
- Farbreaktion nur mit Mandelin: orange und Marquis: leicht gelblich.
- Dragendorff-Reaktion auf tert. Amine positiv.
- Simon-Awe-Reaktion fraglich, kein sekundäres Amin im eigentlichen Sinne.
- Zwikker-R. auf NH-acide Verbindungen positiv
- Nachweis des Chlorid mit AgNO3
Gehalt:
potentiometrische Titration mit Perchlorsäure in wasserfreier Ameisensäure nach Zusatz von Acetonitril.
Metformin
HN NH2N
NH NH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 169
Seite 169
94. Arzneistoff: Methadonhydrochlorid (Einsatz als Racemat)
Indikation:
Substitutionstherapie für Heroinabhängige, starkes Opioid-Analgetikum, BTM
Chemische Struktur:
C21H28ClNO, (6RS)-6-(Dimethylamino)-4,4-diphenylheptan-3-on-hydrochlorid
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Lipophiles Opioid mit „abgespeckter“ Morphin-Struktur, das quartäre C-Atom und das aromatische System sind erhalten,
der Piperidin-Ring ist abgebaut, außerdem keine OH-Gruppen vorhanden, was die Lipophilie erhöht.
Reiner Agonist am -Opioid-Rezeptor, als UAW außerdem Bindung am HERG-Kaliumkanal der Herzmuskelzellen, wodurch der Kaliumeinstrom verlangsamt
wird und eine QT-Zeit-Verlängerung eintreten kann (Torsade de pointes Arrhythmien)
Biotransformation:
Methadon HCl wird durch CYP2B6 am N demethyliert und dadurch unwirksam. Eliminierung danach renal und biliär.
Nasschemische Analytik:
- Tertiäres Amin: Dragendorff
- Chloridnachweis mit AgNO3-Lösung
- Nachweis des Ketons mit 2,4-Dinitrophenylhydrazin (Hydrazonbildung)
- Methadon ist als Thiocyanat fällbar (.mit NH4SCN-Lösung in HCl-saurer Lösung): Weißer Niederschlag, der nach einigen Minuten Rühren kristallin wird.
- Morphin-Nachweise nach Kiefer und Apomorphin-Umlagerung negativ.
Gehalt:
Wasserfreie Titration mit Perchlorsäure in Eisessig.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 170
Seite 170
95. Arzneistoff: Methylphenidat-HCl
Indikation:
Hyperkinetisches Syndrom des Kindesalters (Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung, ADHS)
und Narkolepsie
(BTM)
Chemische Struktur:
C14H19NO2 ; Methyl-alpha-phenyl-alpha-(2-piperidyl)-acetat
2 asymmetrische C-Atome, 2 chirale Zentren
4 verschiedene Formen: (+)- und (-)-Erythromethylphenidat, und (+)- und (-)-Threomethylphenidat
angewendet wird Methylphenidat in der threo-Form als Razemat (potenteres d-(+)-Enantiomer (d-
Methylphenidat) und weniger potentes l-(-)-Enantiomer
(l-Methylphenidat) )
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Amphetamin-Derivat; die Aminfunktion der Phenylethylamin-Struktur ist in einen Piperidinring korporiert,
zusätzliche Estergruppierung Methylphenidat setzt stärker Serotonin frei als Amphetamin und hemmt ebenfalls die Wiederaufnahme von DA und NA
Biotransformation:
- Hauptmetabolit: Ritalinsäure; entsteht durch Esterspaltung
(Nach oraler Verabreichung findet ein erheblicher First-Pass-Metabolismus und / oder eine Esterabspaltung im Darm statt.)
- Oxidation, Hydrolyse und Konjugation (bilden nur geringen Teil der Methylphenidat-Metaboliten ; keine pharmakologische Aktivität )
Nasschemische Analytik:
- löslich in Ethanol, unlöslich in Wasser
- Farbreaktion: Nur Marquis: sehr leicht orange
- Esternachweis als Hydroxamsäure mit Hydroxylamin ohne Thionylchlorid
- sek. Amin: Simon-Awe-Reaktion
- Cl--Nachweis mit AgNO3 ohne Lassaigne-Aufschluss positiv
Gehalt:
Substanz in Eisessig lösen. Zugabe von Hg(OAc)2 und p-Naphtholbenzein. Titration mit 0,1 N Perchlorsäure bis zum Farbumschlag nach grün.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 171
Seite 171
96. Arzneistoff: Metoclopramid-HCl, protoniert wird der tert. Stickstoff der Seitenkette
Indikation:
Im Verdauungssystem als Prokinetikum und Gastroprokinetikum
Chemische Struktur:
p-Aminobenzoesäurederivat mit Lokalanästhetikum-Partialstruktur, Säureamid-Typ nach Löfgren.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Antiemetisch: Dopamin (D2) + 5(HT)3-Antagonist, ZNS-gängig; prokinetisch: 5(HT)4-Agonist.
Struktur eines Löfgren-Lokalanästhetikums der Säureamidstruktur
Biotransformation: Hauptmetabolit: 4- Sulfat- Konjugat
Gering: N(4)- Glucuronid
Nasschemische Analytik:
Diazo-Kupplungsreaktion (primäres aromatisches Amin): rotorange
Vitali-Morin-Reaktion 8nitrierbare Aromaten): rotbraun
Konz. H2SO4: zitronengelb
Konz. HNO3: zitronengelb
Mandelin-Reaktion: rotbraun
Marquis-Reaktion: hellgelb
Dragendorff-Reaktion positiv (tertiäres Amin)
Zwikker-Reaktion auf Carbonsäureamide positiv.
Gehalt: photometrisch nach folgender Formel:
E1%
1cm in 0,1 N-NaOH: 420 bei 271 nm und 333 bei 308 nm
Metoclopramid
Cl
H2N O
NH
O
N
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 172
Seite 172
97. Arzneistoff: Metoprololtartrat (Anion: Dianion der Weinsäure)
Indikation:
ß-Blocker
Chemische Struktur: Aryloxypropanolamin- Derivat
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Etherbrücke zwischen Arylrest und Seitenkette ist esssentiell
- Als N-Substituent ist ein Isopropylrest besonders geeignet
- Substitution der 4-Stellung des Arylrestes erhöht die Kardioselektivität
Biotransformation:
- Oxidative Desalkylierung des Stickstoffs
- Hydroxylierung des Aromaten in 4-Stellung
- Metabolite werden als Konjugate renal eliminiert
Nasschemische Analytik: Eisen(III)-chlorid-Reaktion: zitronengelb
Vitali-Morin-Reaktion: rotbraun
Konz. HNO3: zitronengelb
Mandelin-Reaktion: violett
Chen-Kao-Reaktion auf Ethanolamin-Derivate: violett
Mohler-Pesez-Reaktion für Tartrat: Zugabe von KBr, Resorcin und H2SO4; 5-10 Min erwärmen => dunkelblaue Färbung. Nach Abkühlen, in Eiswasser schütten => rote Färbung
(Mechanismus s. Zolpidem-Tartrat)
Gehalt:
- potentiometrische Titration mit 0,1 N Perchlorsäure in Eisessig..
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 173
Seite 173
Synthese von Metoprololtartrat:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 174
Seite 174
98. Arzneistoff: Metronidazol
Indikation: - bakterizid wirkendes Antiinfektivum
Chemische Struktur: - 5-Nitroimidazolderivat
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- 5-Nitroimidazol-Grundkörper ist für die Wirkung essentiell
- Alkylsubstitution in 1- und 2-Position ist ohne Wirkungsverlust möglich
- Insbesondere kann der Substituent am N1 stark variiert werden
Biotransformation:
- Renale Elimination der Konjugate, wobei Anteil an unverändertem Wirkstoff unter 10% liegt
Nasschemische Analytik:
- Farbreaktionen: nur Mandelin: zitronengelb.
- Nach Reduktion mit Zn / HCl: Diazotierung mit NaNO2/HCl, anschl. Azokupplung mit 2-Naphthol oder Bratton-Marshall-Reagenz.
- primäre aliphatische Hydroxylgruppe durch Reaktion mit K2Cr2O7 nachweisbar, Grünfärbung durch Cr3+
.
Gehalt:
Potentiometrische Titration mit 0,1 N Perchlorsäure in Eisessig
Metronidazol
N
N
OH
O2N
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 175
Seite 175
99. Arzneistoff: Mirtazapin
Indikation: depressive Syndrome
(tetrazyklisches Antidepressivum)
Chemische Struktur: Tetrazyklus:
Benzol, Azepin, Pyridin, Piperazin, ein asymm. C-Atom; es wird als Racemat eingesetzt.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen: strukturelle Ähnlichkeit mit TCA
- S-Enatiomer blockiert präsynaptische 2-, 5-HT2A- und 5-HT2C-Rezeptoren.
- R-Enatiomer blockiert 5-HT3-Rezeptoren.
Biotransformation:
- Oxidation zu 8-Hydroxy-Metaboliten (CYP1A2, CYP2D6)
- N-Demethylierung zum Demethylmirtazapin
- N-Oxidation (CYP3A4)
- versch. Konjugationen, renale Elimination der Metaboliten
Nasschemische Analytik:
- Pyridin-Nachweis: Zincke-König-Spaltung
- tert. Amin: Dragendorff
- nitrierbarer Aromat: Vitali-Morin-Reaktion
Gehalt:
Potentiometrische Titration mit 0,1 N Perchlorsäure in Eisessig
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 176
Seite 176
100. Arzneistoff: Molsidomin
Indikation: Angina pectoris, Infarkt, chron. Herzinsuffizienz, pulmonale Hypertonie
“Langzeitnitrat”, keine Toleranzentwicklung
Chemische Struktur:
- arom. Sydnoniminring, Morpholinring
- chemisch gesehen kein Nitrat, also kein Ester der Salpetersäure, aber NO-Donator.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- wirksam ist das freigestzte NO, das stark vasodilatatorisch wirkt.
Es wird, im Gegensatz zur NO-Freisetzung aus Nitraten, ohne Glutathion-Verbrauch freigesetzt.
Biotransformation:
- first-pass NO-Freistzung:
- Molsidomin SIN-1, SIN-1A (Nitrosohydrazin), SIN-1C (Acetonitrilderivat) + NO
- renale Elimination der Metaboliten
Molsidomin
N
ON+
N-O
NO
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 177
Seite 177
zu Molsidomin:
Nasschemische Analytik:
- Mandelin gelb
- Ester-Nachweis mit Hydroxylamin ohne SOCl2
- Chen-Kao-Reaktion positiv mit der Morpholingruppe.
- die ungewöhnliche Struktur stört viele Nachweise.
Gehalt:
Potentiometrische Titration mit 0,1 N Perchlorsäure in Eisessig
oder HPLC
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 178
Seite 178
101. Arzneistoff: Mometasonfuroat
Indikation: topisches Glucocorticoid:
Alopezia areata, Ekzeme, Granuloma anulare, Lichen ruber, Lupus erythematodes, Cutaneum disoides, Psoriasis,
Sonnenbrand
Chemische Struktur:
- Partialsynthetisch abgewandeltes Steroid-Grundgerüst Prednisolon-Typ
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Die zweite Doppelbindung im Ring A erhöht die glucocorticoiden Eigenschaften, ebenso die zusätzliche Methylgruppe am C16.
- Die Veresterung mit der Furan-2-carbonsäure erhöht die Lipophilie, ebenso das Cl am C9-Atom. Der Ester hat Prodrug-Funktion.
Biotransformation:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 179
Seite 179
zu Momethasonfuroat:
Nasschemische Analytik:
- DC
- Umberger-Reaktion mit Isoniazid positiv, Mechanismus siehe: s. Levonorgestrel
- Ring C-Analytik: Färbung mit H2SO4, wenn am C-11 eine OH-Gruppe steht.
- Methylketon: Iodoform-Probe positiv, außerdem Meisenheimer-Salzbildung mit m-Dinitrobenzol (Vitali-Morin-R. ohne Aceton, diese Rolle übernimmt
das Methylketon.)
- 2 mg in 2 ml H2O2 innerhalb von 15 min entwickelt sich eine hellgelbe Färbung
- 80 mg mit 0,3 g Na2CO3 so lange glühen bis der Rückstand fast weiß ist, nach dem Erkalten in 5 ml verd. HNO3 lösen, filtrieren,
1 ml Filtrat mit 1 ml H2O verdünnt gibt Identitätsreaktion auf Chlorid
- Baeyer-Probe positiv (olefin. Doppelb. mit KMnO4)
- Esternachweis mit der Hydroxamsäurereaktion.
Gehalt:
UV-vis photometrisch.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 180
Seite 180
102. Arzneistoff: Morphinhydrochlorid
5R, 6S, 9R, 13S, 14R)-4,5-Epoxy-17-methyl-7-morphinen-3,6-diol)
Indikation: starkes Analgetikum (BtM)
Chemische Struktur:
5 asymmetrische C-Atome, die direkt nebeneinander liegen
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- sterisch fixiertes aromatisches System als Substituent an einem quartären C-Atom, verbunden mit basischem N-Atom
- Abstand zwischen quartärem C-Atom und N-Atom: 2 C-Atome
- S-Konfiguration
Biotransformation:
- Glucuronidierung an phenolischer und alkoholischer OH-Gruppe
- Oxidative N-Demethylierung (untergeordnete Rolle)
Morphinhydrochlorid
N OH
H
O
OH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 181
Seite 181
Nasschemische Analytik von Morphin-HCl:
Eisen (III)- chlorid- Reaktion: Blau bis grün
Mit 10%iger FeCl3- Lsg in konz. Schwefelsäure: blau bis violett
Konz.H2SO4: Orange gelb
Dragendorff- Reaktion auf Alkaloide, tert. Amine
Baeyer-Probe auf olefin. Doppelbindungen, Entfärbung v. KMnO4
Froehde- Reaktion: Violett
(säurekatalysierte Umlagerung zu
Apomorphin)
Mandelin- Reaktion: Braunviolett
Marquis- Reaktion: Rotviolett
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 182
Seite 182
zu Morphin-HCl, Analytik:
Kiefers- Reaktion: 5 mg Substanz werden in 5 ml Wasser gelöst und mit 3-4 Tropfen Kaliumhexacyanoferrat (III)- Lsg, die je 1 Tropfen FeCl3- Lsg
enthält, versetzt. Es entsteht sofort eine blaugrüne Färbung (Berliner Blau):
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 183
Seite 183
zu Morphin-HCl, Analytik:
Apomorphin-Umlagerung
Gehalt:
0,350 g Substanz werden in 30 ml wasserfreier Essigsäure gelöst und nach Titration in wasserfreiem Medium unter Zusatz von 6 ml Quecksilber(II)acetat-
Lösung und 0,1 ml Kristallviolett-Lösung mit 0,1N Perchlorsäure titriert.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 184
Seite 184
103. Arzneistoff: Naloxon
Indikation: Reiner Opioid-Antagonist; hebt bei akuten Vergiftungen mit Opiaten die Atemdepression auf,
wird auch mit Tilidin zusammen verabreicht, um das Abhängigkeitspotential zu senken.
Bei Überdosierung tritt der antagonistische Effekt des Naloxons in den Vordergrund.
Chemische Struktur:
(5R, 9R, 13S, 14S)-4, 5-Epoxy-3, 14-dihydroxy-17-(2-propenyl)-morphinan-6-on
Base: C19H21NO4 (327,4)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Der Ersatz der N-ständigen Methylgruppe des Morphins durch bestimmte Substituenten wie die Allylgruppe (Naloxon) oder die Cyclopropylmethylgruppe
(Nalbuphen) führt zu Wirkstoffen, die ihre Rezeptoraffinität behalten aber ihre rezeptoraktivierende Fähigkeit ganz (Naloxon) oder teilweise einbüßen.
Die antagonistische Wirkung ist umso stärker, je höher die agonistische Wirkung der Ausgangsverbindung ist.
Zu große N-Substituenten (Hexylrest) führen wieder zu agonistisch wirksamen Substanzen.
Biotransformation:
O-Glucuronidierung Naloxonglucuronid
Nasschemische Analytik:
Vitali-Morin-Reaktion: Gelb Orange
Froehde-Reaktion: Blau
Mandelin-Reaktion: Rot Braun
Marquis-Reaktion: Braunrot
Dragendorff auf tert. Amine positiv
Baeyer-Probe auf olefinische Doppelbindungen
Phenol. OH-Gruppe mit FeCl3 oder Gibbs-Reagenz
Smp:177-180°C
Gehalt:
Titration in Eisessig und Acetanhydrid (4+1) mit 0,1N Trifluormethansulfonsäure gegen Methylviolett
Naloxon
N
O O
OH
OH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 185
Seite 185
104. Arzneistoff: Naproxen
Indikation:
COX-1 selektives NSAID (hoher Stellenwert in der Rheumatherapie im angloamerikanischen Bereich)
Chemische Struktur:
Arylpropionsäurederivat
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Naproxen ist das einzige Propionsäurederivat, das als S(+)-Enantiomer vorliegt.
Alle anderen werden als Racemate verwendet.
Die in 2-Stellung vorhandene Methylgruppe der Arylpropionsäurederivate führt zu einer Wirkungsverstärkung gegenüber den Essigsäurederivaten.
Die aus der planaren Ebene herausragende Methylgruppe ist für eine stärkere Rezeptorbindung verantwortlich.
Biotransformation:
- Glucuronidierung
- Demethylierung zum inaktiven 6-Oxy-desmethylnaproxen
Nasschemische Analytik:
Konz. H2SO4: Gelb
2mg Substanz werden in 2ml Schwefelsäure gelöst. Die Lösung ist gelb. 50mg Chloralhydrat werden zugesetzt und unter Schütteln gelöst. Die
Lösung färbt sich orange, danach rotorange.
NW mittels DC
pos. Nachweis auf Carbonsäuren mit Thionylchlorid, Hydroxylamin und FeCl3.
Gehalt:
- Titration der Carboxylgruppe mit NaOH gegen Phenolphthalein
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 186
Seite 186
Synthese von Naproxen (eine Möglichkeit):
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 187
Seite 187
105. Arzneistoff: Niclosamid
Indikation:
Antihelmintikum; bei Infektionen mit Rinder-, Fisch-, Schweine-, Zwergbandwurm
Chemische Struktur:
5-Chlor-N-(2-chlor-4-nitrophenyl)-2-hydroxybenzamid; Salicylsäurederivat
Eigenschaften:
- fast unlöslich in Wasser; schwer löslich in Ethanol
- hellgelbes, schwach grünlich gelbes oder bräunlich gelbes, kristallines oder mikrokristallines Pulver
- α-Modifikation ist thermodynamisch stabiler: TSmp.,α= 227°-232°C; TSmp.,β=86°-92°C
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Hemmung der Glucoseaufnahme der Würmer, Niclosamid fördert die Glykolyse in den Zellen der Würmer und hemmt den Citratzyklus, die Würmer verlieren
den Schutz gegen die Darmenzyme des Wirts; der Scolex (Vorderende des Wurms zur Anheftung an die Darmwand) stirbt ab, die Würmer verlieren ihren Halt
und werden ausgeschieden.
Biotransformation:
Niclosamid wird kaum resorbiert, weshalb es nur auf die Würmer im Darm wirkt.
Nasschemische Analytik:
- Beilstein-Probe: grüne Flamme (Chlor)
- Nach Zinkstaubreduktion, Diazoniumsalz-Bildung und Azo-Kupplung mit Bratton-Marshall-Reagenz (Reaktion mit N-(1-Naphtyl)ethylendiamin-
dihydrochlorid zum Azofarbstoff)
- Fraktion (Stas-Otto; Auterhoff/Kovar): Ia, Ib
Färbungen:
- Mandelin-Reagenz: schmutzig gelb/grün
- Marquis-Reagenz: leicht gelb
- Konz. Schwefelsäure: gelb/beige
- 3N NaOH: gelb (mesomeriestabilisiertes Anion, das amidische H wird abgespalten)
Niclosamid
Cl
OH
O
NH
Cl
NO2
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 188
Seite 188
zu Niclosamid
Gehalt:
Titration im wasserfreien Medium: Lösen in Aceton/Methanol und Titration gegen Tetrabutylammoniumhydroxid.
Nutzung der N-H-Acidität der Verbindung: freies Elektronenpaar wird in im delokalisierten π-Elektronensystem des elektronenarmen Aromaten mit
einbezogen Mesomeriestabilisierung der deprotonierten Form.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 189
Seite 189
106. Arzneistoff: Nicotinamid (Vitamin B3)
Indikation:
Vitamin der B-Gruppe, Mittel gegen Pellagra
Chemische Struktur:
Pyridin-3-carboxamid
Schwache Base (pKs-Wert: 3,35)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Nicotinamid stellt die wirkungsbezogene Partialstruktur der wasserstoffübertragenden Coenzyme NAD+ (Nicotinamid-Adenindinucleotid) und NADP
+
Nicotinamid-Adenindinucleotidphosphat) dar und ist somit der wichtigste Elektronen-Carrier ders Intermidiärstoffwechsels.
Biotransformation:
Systemisch: Überführung von Nicotinamid in NAD+ und NADP
+ (Speicherung in Leber, Erythrocyten und anderen Geweben)
Biotransformation: in der Leber zu Niacin über den Tryptophan-Stoffwechesl (2/3 des Nicotinamid-Bedarfs)
Hauptausscheidungsmetabolit: polare N-Methyl-nicotinium-Verbindung.
Nicotinamid
N
O
NH2
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 190
Seite 190
Nasschemische Analytik von Nicotinamid:
- Nachweis auf Pyridinderivate: positiv
- Eisen(III)chloridreaktion: orange
- 3N NaOH: orange, beim Erhitzen mit 6N NaOH entwickelt sich
Ammoniak
- Mandelin: gelb
- König-Reaktion mit Bromcyan und Anilin (Vorsichtig arbeiten,
Brom, Kaliumcyanid und Bromcyan sind äußerst giftig,
Anilin ist krebserzeugend-!):
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 191
Seite 191
Gehaltsbestimmung von Nicotinamid:
Titration im wasserfreien Medium mit HClO4 (0,1 mol*l-1
). Protoniert wird der Ring-Stickstoff. Als Lösungsmittel wird ein Gemisch von Eisessig mit
Acetanhydrid verwendet. Acetanhydrid soll evtl. vorhandenes Wasser binden.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 192
Seite 192
107. Arzneistoff: Nitrazepam
Indikation: Nur als Hypnotikum
Chemische Struktur: Benzodiazepin vom 2-Keto-Typ (1,4-Benzodiazepin-2-one)
Mit Nitrogruppe in Position 7
Struktur-Wirkungs-Beziehungen: 2-Keto-Derivat lipophiler als die 3-Hydroxy-Benzodiazepine,
deshalb ZNS-gängig trotz nicht-alkyliertem N1
jedoch nur unvollständige Resorption
Nitrogruppe in Positon 7 stärkere Wirkung
erzeugt durch –M-Effekt Elektronenmangel in Position 1
Acidifizierung in N1
leichte Löslichkeit in Laugen
resonanzstabilisiertes Anion (vgl. Kasten unten)
2` mit H-Substituent stärkere Wirkung
Biotransformation: Reduktion zur Aminogruppe, dann N-Acetylierung oder N-Glucuronidierung
Nitrazepam
N
HN
O2N
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 193
Seite 193
zu Nitrazepam
Nasschemische Analytik: gelbes kristallines Pulver
pKS1 = 2,94; pKS2 = 11,0
nicht in Wasser, jedoch in Alkalilaugen löslich (intensive Gelbfärbung in verdünnter NaOH)
Schmelztemperatur 226-230°C
+ NaOH sofort intensiv giftgelb
+ Marquis blassgelb
die anderen Vorproben ohne Reaktion
EuAB: Erhitzen mit HCl, dabei Hydrolyse zum 2-Aminobenzophenonderivat, Diazotierung und
Kupplung mit Bratton-Marshall-Reagenz zum rot-violetten Azo-Farbstoff:
20 mg Substanz in 5 ml HCl R und 10 ml Wasser lösen;
5 min zum Sieden erhitzen, abkühlen lassen und mit Natriumnitritlösung (1 g/l) versetzen;
nach 1 min 1 ml Sulfaminsäure-Lösung (5 g/l) zusetzen;
nach 1 min 1 ml N-(1-Naphthyl)ethylendiamin-Dihydrochloridlösung zusetzen; jetzt entsteht Rotfärbung
EuAB: 10 mg Substanz in 1 ml Methanol lösen (eventuell Erwärmen)
nach Zusatz von 0,05 ml verd. NaOH-Lösung R entsteht intensive Gelbfärbung
Reaktion zum intensiv gelb gefärbten Anion in Laugen (deshalb in Laugen gute Löslichkeit)
Gehalt: Lösen in Acetanhydrid und titrieren gegen Perchlorsäure und Endpunktbestimmung durch Potentiometrie
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 194
Seite 194
108. Arzneistoff: Nitrofurantoin
Indikation: Reservetherapeutikum bei Harnwegsinfektionen
(schlecht verträglich, schlecht wirksam)
Chemische Struktur: 5-Nitrofuran-Derivat, Hydantoin-Partialstruktur
Biotransformation: Hepatische Metabolisierung (50 %) zu unwirksamen Metaboliten;
mit N-Acetylierung und Glucuronidierung;
praktisch vollständig renal eliminiert (hauptsächlich tubulär sekretiert, aber auch filtriert
Nasschemische Analytik: - Gelbes, kristallines Pulver
- Löst sich in Wasser und Ethanol nur wenig; beste Löslichkeit in DMF (Dimethylformamid)
- Lichtempfindlich (verfärbt sich durch Zersetzung)
- Schmelzen unter Zersetzung (Kapillare: 253 – 257°C)
+ H2SO4 gelb
+ NaOH erst gelb, dann Verfärbung nach orange bis braun
+ Mandelin giftgrün
+ HNO3 gelb
mit Froehde und Marquis keine Reaktion
EuAB: Entstehung eines farbigen Meisenheimerkomplexes im Basischen:
10 mg der Substanz in 10 ml DMF lösen;
1 ml der Lösung mit 0,1 ml ethanolischer Kalilauge (0,5 mol/l) versetzen;
jetzt entsteht braune Färbung
(Beschreibung im DAB: zunächst gelb, dann orange bis dunkel rotorange)
- Zwikker-Raktion positiv (Imid-Struktur)
- Nach Reduktion der Nitrogruppe mit Zn/HCl und Zugabe von Diazo-Reagenz I + II: roter Azofarbstoff
- Eine Lsg. der Substanz in DMF/Wasser gibt mit einigen Tropfen 3N NH3 und 2 ml AgNO3 einen gelben, flockigen Niederschlag
- Nach Zusatz von 1 %-iger CuSO4-Lsg und einigen Tropfen Pyridin zeigt die Lösung eine grüne, in Chloroform lösliche Färbung
Gehalt: Gehaltsbestimmung über UV-Spektrometrie bei 367 nm (spezielle Prüflösung)
ON N NH
O
O
O2N
Nitrofurantoin
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 195
Seite 195
108. Arzneistoff: Noscapin
Indikation:
zentrales Antitussivum (bei trockenem Reizhusten zur Unterdrückung des Hustenreizes
Chemische Struktur:
Benzylisochinolin-Alkaloid aus Papaver somniferum (Schlafmohn) mit Tetrahydroisochinolin-Partialstruktur,
die ein Methylpiperidin beinhaltet.
Phenolether
Formaldehydacetal
Lactonstruktur
Obwohl Noscapin zentral antitussiv wirkt, wird es nicht zu den Opioiden gerechnet.
2 Asymmetriezentren, jeweils mit R-Konfiguration.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- tertiärer Stickstoff wichtig für Rezeptorbindung
- kein überbrücktes Ringsystem wie beim Codein, kein quartäres C-Atom, daher Affinität vor allem zu - und -Rezeptoren: nicht analgetisch, nicht ermüdend.
Biotransformation:
N- und O- Demethylierung
Nasschemische Analytik:
Marquis: grüngelb
Mandelin: braunrot
Vitali-Reaktion: orangerot
Froehde-Reaktion: grün, beimErwärmen rot
Vanillin/ Schwefelsäure: Orangefärbung
Konz. Salpetersäure: gelb
Konz. Schwefelsäure: grüngelb, schlägt beim Erwärmen über rot nach violett um
Chromotropsäure/ Schwefelsäure (abspaltbarer Formaldehyd): violett
Formaldehyd/ Schwefelsäure: purpurne Färbung, die nach Gelbbraun umschlägt
Hydroxamsäurereaktion positiv ohne Thionylchlorid: Lacton = cyclischer Ester
Dragendorff: tertiäres Amin positiv.
Gehalt: Potentiometrische Titration der Noscapin-Base mit Perchlorsäure, Indikator: Kristallviolett
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 196
Seite 196
110. Arzneistoff: Omeprazol
Indikation:
Als Protonenpumpen-Hemmer zur Behandlung säurebedingter Magen-Darm-Erkrankungen (Ulkus)
Chemische Struktur:
- Benzimidazol-Struktur
- 2-pyridinomethyl-substituiertes Sulfoxid
- Chiralitätszentrum am Schwefel, das freie Elektronenpaar ist der vierte Substituent.
- Wirksam ist vor allem das S-Enantiomer (Esomeprazol)
- Thioharnstoff-Partialstruktur
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Omeprazol ist ein Prodrug, das sich von der Blutseite zu den Belegzellen hinbewegt, wo es die H+/K
+-ATPase blockiert.
Magensaftresistente Galenik notwendig
Biotransformation und Aktivierung s. nächste Seite.
Nasschemische Analytik:
Mandelin: braunviolett
Vitali-Morin-Reaktion: orangerot
Konz. Schwefelsäure: hellgelb
Analoge Helch-Reaktion: blau bis violett
In methanolischer Lsg von HCl: pink
DC: Detektion der Flecken durch Kontakt mit Essigsäuredämpfen: braun
Zincke-König-Spaltung des Pyridinsystems
Nach saurer Phenoletherspaltung Phenolnachweis mit Gibbs Reagenz oder FeCl3
Gehalt:
Als schwache Säure in wässrigem Ethanol lösen und mit 0,5 N NaOH titrieren.
Endpunktbestimmung erfolgt potentiometrisch
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 197
Seite 197
Biotransformation und Aktivierung v on Omeprazol:
- Prodrug, aktive Form: Sulfensäure und Sulfenamid
- Metabolismus: Oxidation einer Methyl-Gruppe
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 198
Seite 198
111. Arzneistoff: Opipramol-HCl
Indikation:
Tricyclisches Antidepressivum (TCA) zur Behandlung leichter depressiver Verstimmungen, als Alternative zu den Benzodiazepinen
Sedativum, Anxiolytikum
Chemische Struktur:
Dibenzazepin-Struktur mit Piperazinring in der Seitenkette, endständige primäre Alkoholfunktion
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Opipramol ist ein Imipramin-Analogon, Reuptake-Hemmung von Serotonin und Noradrenalin, außerdem antihistaminerge,
antimuscarinerge sowie auch 1-blockierende Eigenschaften.
Der Piperazinring bewirkt zusätzlich antipsychotische Eigenschaften.
Biotransformation:
- Deshydroxylierung durch CYP2D6, Bei Poor Metabolizern: Plasmakonzentration bis zu 2,5 fach erhöht.
Nasschemische Analytik:
- Chloridnachweis aus der Ursubstanz
- Tertiärer Stickstoff: Dragendorff
- Ethanolamin: Chen-Kao
- primärer Alkohol: Nachweis mit K2Cr2O7
- olefinische Doppelbindung: KMnO4-Entfärbung
Gehalt:
Wasserfreie Titration mit Perchlorsäure in Eisessig, Endpunktsbestimmung potentiometrisch.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 199
Seite 199
112. Arzneistoff: Paracetamol
Indikation: leichte bis mäßige Schmerzen, Fieber
Chemische Struktur: Phenol, Amidstruktur, N-Para-acetyl-aminophenol
Struktur-Wirkungs-Beziehungen: - lipophiles aromatisches System
- Säureamidstruktur
Biotransformation:
Paracetamol
HO
HN
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 200
Seite 200
zu Paracetamol:
Nasschemische Analytik:
- Eisen(III)-chlorid bläulich
- Vanillin-Schwefelsäure leicht gelblich
- K-Permanganat entfärbt hell, Oxidation des Systems zum Chinonimin.
- konz. Salpetersäure rot
- Fröhde hellblau
- Mandelin dunkeloliv
- Blaufärbung nach Zugabe wässriger Eisen(III)chlorid-Lsg. Eisenkomplex
- Saure Hydrolyse zu 4-Aminophenol + Oxidation mit K-Dichromat und Violettfärbung (Merocyanin)
- Kupplung mit Diazoniumsalzen zu farbigen Azoverbindungen
Gehalt:
Cerimetrie:
- Hydrolyse in schwefelsaurer Lsg. (Erhitzen) zu 4-Aminophenol
durch Cer(IV)-Ionen zu 1,4-Benzochinonimin oxidiert
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 201
Seite 201
Synthese von Paracetamol:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 202
Seite 202
113. Arzneistoff: Pethidinhydrochlorid
Indikation:
Zentral wirksames Opioid-Analgetikum
Bei starken akuten, kolikartigen Schmerzen der ableitenden Gallen- und Harnwege (nach vorheriger Gabe von Spasmolytika)
und zur Unterbrechung von postoperativen Frier-Reaktionen.
Chemische Struktur:
1-Methyl-4-phenyl-piperidin-4-carbonsäureethylester-hydrochlorid
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Agonist an Opiatrezeptoren (v.a.µ-Rezeptoren).
Enthält alle charakteristischen Partialstrukturen für eine Morphin-artige Wirkung (quartäres C-Atom, an dem ein Aromat gebunden und im Abstand von 2
weiteren C-Atomen eine tertiäre Aminogruppe lokalisiert ist)
Bei Bindung des Pethidins an den Opiatrezeptor mögliche Konformationsänderung des Benzenrings von äquatorialer in axiale Position und dadurch sterische
Übereinstimmung mit Morphin. ( Morphinartige Wirkung)
Biotransformation:
Gute Resorption nach oraler oder parenteraler Applikation und Metabolisierung zu Norpethidin durch Demethylierung. Außerdem erfolgt Ester-Hydrolyse in
der Leber. Die Ausscheidung der Metaboliten erfolgt hauptsächlich renal. Wenig Pethidin wird unverändert ausgeschieden.
N
O O
Pethidinhydrochlorid
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 203
Seite 203
zu Pethidin-HCl:
Nasschemische Analytik:
Beim Erhitzen mit konz. H2SO4: rot und Geruch nach Essigester
Mandelin – Reaktion: Rotorange
Marquis – Reaktion: Rot (Fluoreszenz)
Hydroxamsäure – Reaktion: Violett
Gehalt:
Titration als Kationensäure unter Verbrauch eines Äquivalents Natriumhydroxid (lt.PhEur) oder
Titration mit 0,1M Perchlorsäure in Eisessig unter Zusatz von Quecksilber(II)-acetat
Synthese:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 204
Seite 204
114. Arzneistoff: Phenazon
Indikation:
- Schmerzen, Fieber
Chemische Struktur:
- erstes Pyrazolinon-Derivat (1,2-Dihydropyrazol-3-on), seit 1888 in der Anwendung.
- Anmerkung: Die Zählweise des Fünfrings ist strittig, in vielen Texten bekommt das Carbonyl-C-Atom die Nr. 5, wenn man das N mit dem Phenylring
ranghöher als das N mit der Methylgruppe einstuft.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Essentiell ist die Carbonylgruppe in Position 3 des Rings sowie der Phenylrest am N-2-Atom. Strukturverwandtschaft zu den Coxiben.
Biotransformation:
- Umwandlung in inaktive Metabolite wie 3-Hydroxymethylphenazon bzw 4-
Hydroxyphenazon
- Konjugation mit Glucuronsäure oder Sulfat und renale Eliminierung
NN
CH3
H3C
H O
Phenazon
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 205
Seite 205
zu Phenazon:
Nasschemische Analytik:
- Bildung von Nitrosophenazon: Umsetzung mit salpetriger Säure --> grün
- mit FeCl3 entsteht ein tiefroter Komplex.
- analoge Helch-Reaktion mit K2Cr2O7 und H2O2: blauvioletter Chromperoxid-Komplex
- Pyrazol-Nachweis mit Ehrlichs Reagenz
- Zimmermann-Reaktion mit Dinitrobenzol und NaOH zum Nachweis CH-acider Verbindungen (Methylgruppe am Ring vinylog benachbart zur
Carbonylgruppe)
- Vitali-Morin-Reaktion zum Nachweis nitrierbarer Aromaten: Rotbraune Färbung
- Konz.: H2SO4: Gelbgrün
- Konz. HNO3: grüngelb
- Mandelin: Hellgrün
Gehalt:
- Umwandlung mit Iod-Maßlösung im Überschuss in 4-Iodphenazon, das mit Dichlormethan ausgeschüttelt wird. Das nicht umgesetzte Iod wird mit Na2S2O3-
Maßlösung zurück titriert.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 206
Seite 206
Synthese von Phenazon:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 207
Seite 207
115. Arzneistoff: Phenoxymethylpenicillin
Indikation:
Oral verfügbares Antibiotikum, gut wirksam gegen grampositive Keime; Anwendung: leichte Infektionen
mit penicillinempfindlichen Keimen wie Scharlach, Angina
Chemische Struktur:
-Lactamantibiotikum (Pharmakophor),
das Penicillinsystem ist durch die Veresterung mit der Phenoxyessigsäure säurestabil.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Der -Lactamring ist für die antibakterielle Wirkung essentiell; der Thiazolidinring mit seinen Substituenten erhöht die Affinität und Selektivität für bakterielle
Transpeptidasen ( durch Imitation des natürlichen Substrates D-Ala-D-Ala); durch die Aryl-oxy-Substitution ist Phenoxymethylpenicillin säurestabil, aber nicht
-lactamasestabil.
Allergiegefahr durch Haptenbildung:
Phenoxymethylpenicillin
N
SNH
O
COOHO
HH
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 208
Seite 208
zu Phenoxymethylpenicillin:
Biotransformation:
Wird zu einem großen Teil unverändert renal ausgeschieden
Durch Spaltung des -Lactamrings entsteht als Hauptprimärmetabolit die entsprechende Penicillosäure.
Nasschemische Analytik:
Iod-Azid-Reaktion: positiv (Schwefel mit Ox.-Zahl -2)
- Schwefelnachweis Ox.-Stufe -2: Erwärmen mit NaOH, anschl. Zugabe von etwas Blei(II)-acetatlösung: Braun- bis Schwarzfärbung.
Modifizierte Hydroxamsäure: Versetzt man eine Lösung von 15mg Substanz in 3 ml 3 N-NaOH und lässt 5 min stehen, so färbt sich die mit einigen
Tropfen 6 N-HCl angesäuerte Mischung auf Zusatz von 1 ml 1%iger Eisen(III)-chlorid-Lsg. schmutzig rotviolett
Vitali-Morin-Reaktion: orangebrauner Niederschlag
Konzentrierte HNO3: gelb
Mandelin-Reaktion: gelb blau
Marquis-Reaktion: rot
Nach Anfeuchten mit H2O, Versetzen mit Formaldehyd / H2SO4 und Schütteln bei RT farblos, nach kurzem Erhitzen im Wasserbad intensiv braunrot
Gehalt:
HPLC
Spektralphotometrie in hydrogenvarbonathaltiger Lösung: Durch Zusatz von Schwefelsäure werden Fremdpenicilline entfernt, nach Filtration erneut die
Lichtabsorption bzw. Extinktion gemessen und die korrigierten Extinktionen berechnet
Acidimetrie in wasserfreiem Dimethylformamid mit Methylat als Maßlösung
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 209
Seite 209
116. Arzneistoff: Phenprocoumon
Indikation:
Indirektes Antikoagulans (Vitamin K-Antagonist), bei Thrombosen, Thrombosegefahr, Lungenembolie, Herzinfarkt
Chemische Struktur:
Chirales Cumarinderivat; INN-Name: 3(-Ethylbenzyl)-4-hydroxycumarin, das S-Enantiomer ist 2-5 mal wirksamer
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
lipophiler Substituent, i.d.R. ein substitierter Benzylrest an Position 3 führt zur Wirkungsverlängerung
Hydroxylgruppe in Position 4 muss „frei“ bleiben
Biotransformation:
Hydroxylierung, Glucuronidierung, Sulfatierung
Nasschemische Analytik:
Vitali-Morin-Reaktion: rot (nitrierbarer Aromat)
Mandelin-Reaktion: dunkelrot
Marquis-Reaktion: Braunrot
Lacton: Cyclischer Ester als Hydroxamsäure ohne Thionylchlorid
Gehalt:
Titrimetrisch: 200 mg Substanz werden in 15 ml Pyridin gelöst und gegen Bromphenolblau-Lsg. mit 0,1N NaOH bis zum Farbumschlag nach blau
titriert
Photometrisch: E (1 %;1 cm) in Ethanol:400 bei 285 nm und 440 bei 310 nm; in 0,1 N-NaOH: 540 bei 310 nm
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 210
Seite 210
Synthese von Phenprocoumon:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 211
Seite 211
117. Arzneistoff: Phenytoin
Indikation:
Epilepsie, Herzrhythmusstörungen (infolge einer Herzglykosid-Vergiftung)
Chemische Struktur:
Imidazolidin-2,4-dion(= Hydantoin) -Derivat mit cyclischer Acylharnstoffstruktur;
INN: 5,5-Diphenyl-2,4-imidazolindion; schwache Säure (N-H-acid)
Prochirales C-Atom, bei der Metabolisierung wird nur ein Phenylring hydroxyliert, dadurch wird das Molekül chral.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Ein Aryl-Rest an C-5 ist für die antiepileptische Wirkung essentiell
Biotransformation:
Hydroxylierung zu 5-(4-Hydroxyphenyl)-5-phenylhydantoin. Die Bildung der Enantiomere erfolgt im VerhältnisS:R 10 : 1.
Glucuronidierung und renale Ausscheidung zu 70 - 80 %; 1 - 5 % werden unverändert ausgeschieden
Nasschemische Analytik:
Zwikker-Reaktion: Violett (Hydantoin, NH-acide Verbindung)
Ammoniakalische Kupfersulfatlösung führt zu einem rosafarbenen, kristallinen Komplex-Niederschlag.
Konzentrierte H2SO4: Hellgelb
Marquis-Reaktion: Beim Erwärmen braunorange (Fluoreszenz in gleicher Färbung)
Gehalt:
Acidimetrische Titration in Dimethylformamid mit Natriumethanolat (0,1 mol*l –1
), Endpunktsbestimmung potentiometrisch.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 212
Seite 212
118. Arzneistoff: Pilocarpinhydrochlorid (Protonierung erfolgt am N-Atom 3, das an der Doppelbindung beteiligt ist)
aus Pilocarpus pennatifolius, Rutaceae
Indikation: Cholinergikum – direkt wikendendes Parasymphathomimetikum;
Lokal als Antiglaukom-Mittel (erleichtert den Kammerwasserabfluss, verringert intraokularen Druck)
Glaukoma chronicum simplex, akutes Glaukom bei engem Kammerwinkel, nach Kataraktextraktionen,
nach diagnostischer Mydriasis
Chemische Struktur: (3S, 4R)-3-Ethyl-4-[(1-methyl-1H-imidazol-5-yl)methyl]dihydrofuran-2(3H)-on-hydrochlorid (Butyrolacton)
Imidazol-Derivat
(nicht verwechseln mit Isopilocarpin: 3R, 4R – Konfiguration => Unterscheidung durch spezifische Drehung )
cis-ständige Substituenten am Butyrolacton-Ring
Eigenschaften:
• farblose Kristalle oder weißes, kristallines Pulver, hygroskopisch
• leicht löslich in Wasser, Ethanol, schwer löslich in Ether, Chloroform
• Pilocarpin-Base: Stabilitätsoptimum bei pH 3-4, bis pH 5 stabil, im alkalischen Milieu Ringöffunung;
• Anteil an Isopilocarpin nimmt mit steigendem pH zu
• bildet stabile Salze; pKs = 7,05 (entspricht etwa dem des Imidazols)
• Schmelzpunkt bei 34°C
• In Lösung stellt sich ein GG zwischen Pilocarpin u. Pilocarpinsäure ein; bei niedrigem pH GG auf der Seite von Pilocarpin =>
Macrogol oder 1,2-Propandiol verbessern Stabilität der Lösung (Augentropfen mit physiologisch günstigerem pH bis 6,4 möglich)
• beim Erhitzen oder einer Behandlung mit Alkali erfolgt teilweise eine Umlagerung in Isopilocarpin (thermodynanisch stabiler)
• Licht beschleunigt den Abbau von Pilocarpin
Struktur-Wirkungs-Beziehungen: Substituenten am Butyrolactonring sind cis-ständig
Absolute Konfiguration: 3S, 4R
Biotransformation: In physiologischem Milieu erfolgt Protonierung an N (3´) => mesomeriestabilisiertes Amidiniumion
Pilocarpinhydrochlorid
N
N
O O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 213
Seite 213
zu Pilocarpin-HCl
Nasschemische Analytik:
• Helch-Reaktion => Basen, die gegen Chromperoxid stabil sind und sich sowohl in Wasser als auch in Chloroform lösen, bilden in Anwesenheit von
Dichromat und Wasserstoffperoxid blauviolett gefärbte Komplexe aus Chromperoxid und Base, die mit Chloroform ausschüttelbar sind. (Positiv auch
mit Phenazon oder Pyridin) Die Helch-Reaktion wurde ursprünglich speziell für Pilocarpin entwickelt.
• Prüfung nach Ekkert: wässrige Lösung von Pilocarpinsalzen + Zusatz von Natriumpentacyanonitrosylferrat (II) und Alkali => Ansäuern => weinrote
Färbung; nach Zugabe von Thiosulfat => Grün, oder bei Zusatz von Oxidationsmitteln => Karminrot
• Hydroxamsäure-Reaktion: Violettrot
• Dragendorff positiv (tertiäres Amin)
Gehalt:
- Alkaloid-Kation alkalimetrisch in Ethanol/Chloroform titrieren (DAB 7). Spaltung des Lactonrings mit Alkali und Rücktitration auch möglich
- Verdrängungstitration mit Ethanol mt 0,1M NaOH; der Zusatz von 0,01 M Salzsäure verursacht den 1.Wendepunkt
- Kolorimetrie unter Ausnutzung der Helch-Reaktion
- Kolorimetrische Bestimmung mit Natriumpentacyanonitrosylferrat (II) sowie mit Hydroxylamin/Eisen (III)-chlorid über Hydroxamsäure
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 214
Seite 214
119. Arzneistoff: Piperazincitrat
Indikation: Anthelmintikum, Behandlung intestinaler Fadenwürmer (Nematoden),
insbesondere Spulwürmer, Madenwürmer
Chemische Struktur: Piperazin-2-hydroxy-1,2,3-propantricarboxylat
Eigenschaften:
• weißes, körniges Pulver
• kristallwasserhaltig, enthält wechselnde Mengen an Wasser
• die wässrige Lösung des Salzes ist schwach sauer; kann durch Zusatz von Sorbitol-Glycerol-Mischung oder Zugabe von Antioxidantien stabilisiert
werden; bei pH < 5 Gelbfärbung, bei pH 7,8 Niederschlag; Lichtschutz notwendig
• leicht löslich in Wasser (in 15 Teilen), fast unlöslich in Ether, Ethanol
• Wasserfreie Base sehr hygroskopisch; Schmelzpkt.: 106°C; Piperazin ist eine zweiprotonige Base mit pKs = 5,6 und pKs = 9,8; kann CO2 aus der Luft
absorbieren
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Piperazin ist selektiver Agonist der GABA-Rezeptoren an Muskelmembranen des Wurms. Die Muskelerschlaffung führt zu Lähmungserscheinungen des
Wurms, so dass er sich nicht mehr festhalten kann und ausgeschieden wird.
Bei Überdosierung auch beim Menschen GABAerge Wirkung.
Biotransformation:
Im Magen wird z.T. N-Nitrosopiperazin, poteniell mutagen, kanzerogen. In der Leber Transformation zu N-Nitroso-3-hydroxypyrrolidin (NHPYR).
NH
HN
NH
HN
NH
HN
O
HO
OH
O
OHO
OH
O
OH
HO
O
HOO
HO
Piperazincitrat
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 215
Seite 215
zu Piperazincitrat:
Nasschemische Analytik:
• Umsetzung mit Benzoylchlorid in alkalischer Lösung => N,N´-Dibenzoyl-piperazin entsteht (Smp:191-196°C)
• Nitrosierung in salzsaurer Lösung => N,N´-Dinitropiperazin über Schmelzpunkt identifizieren
• Gruppenreaktion auf sekundäre aliphatische u. alicyclische Amine => in Gegenwart von Aldehyden und Dinatriumpentacyanoferrat (II) blaue
Färbung. Gebräuchliche Carbonyl-Verbindung ist Acetaldehyd (Simon-Awe-Reaktion, s. u.)
• Nachweis von Citronensäure mittels Farbreaktion: mit Acetanhydrid und Pyridin => Rotfärbung (nicht sehr spezifisch)
• (Identifizierung: DC: Detektion mit Ninhydrin)
Gehalt:
USP: Mit Perchlorsäure (0,1 mol/l) in Eisessig => lassen sich beide Aminogruppen erfassen; Indikator: Naphtholbenzein
EuAB: 0,7 g Substanz in 100 ml CO2-freiem Wasser lösen und mit 0,5M Salzsäure potentiometrisch titrieren (evtl. gegen Methylorange)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 216
Seite 216
120. Arzneistoff: Pramipexol-Dihydrochlorid
Indikation:
- zur Behandlung der Parkinson-Krankheit (in Kombination mit Levodopa)
- Dopamin-Agonist; hohe Selektivität für die Unterfamilie der D2-Rezeptoren, bindet bevorzugt an D3;
- keine Affinität zu α2-adrenergen, 5-HT1A- und Histamin(H2)-Rezeptoren
Chemische Struktur:
- (S)-2-Amino- 4,5,6,7-tetrahydro-6-(propylamino)–benzothiazol, sekundäres Amin, Thioharnstoff-Struktur im 5-Ring
- Aminobenzothiazol-Derivat; MG = 302,27
Eigenschaften:
• Weißes Pulver, Smp: 296 - 301° C
• Zu 20 % löslich in Wasser, 8 % in Methanol, 0.5 % in Ethanol, praktisch unlöslich in Dichloromethan.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen: Chirales Zentrum: S-Enantiomer wird eingesetzt.
Biotransformation:
- BV = > 90 %; nur in geringem Ausmaß an Plasmaproteine gebunden (15 %)
- 20 – 50 % Biotransformation: v.a. Dealkylierung, Hydroxylieung und Glucuronid-Konjugation;
- hauptsächlich renale Elimination (90 % unverändert).
Nasschemische Analytik:
- Iod-Azid-Reaktion: positiv (Schwefel mit Ox.-Zahl -2)
- Schwefelnachweis Ox.-Stufe -2: Erwärmen mit NaOH, anschl. Zugabe von etwas Blei(II)-acetatlösung: Braun- bis Schwarzfärbung.
- Sek. Amin: Simon-Awe-Reaktion
- Baeyer-Probe auf olefinische Doppelbindungen positiv
- Primäre aromatische Amine mit Azokupplung nachweisbar.
Gehalt:
Potentiometrische Titration mit Perchlorsäure in Eisessig.
Pramipexol
N
SNH2
HN
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 217
Seite 217
121. Arzneistoff: Pravastatin-Natrium
Indikation:
- Lipidsenker (CSE-Hemmer), kompetitiver Inhibitor der HMG-CoA-Reduktase
Hemmung der Cholesterolbiosynthese LDL-Rez. LDL und Cholesterol im Blut sinkt
(hemmt außerdem noch die VLDL-Bildung)
- Bei primärer (TypIIa) und kombinierter (Typ IIb) Hypercholesterinämie
- Zur primären Prävention von Myokardinfarkten
- Bei Kindern zur Behandlung der heterozygoten familiären Hypercholesrerinämie
Chemische Struktur:
- Pharmakophor 3,5-Dihydroxycarbonsäure, die Stereochemie ist wichtig: 3R, 5R-Konfiguration.
- Einsatz als stabiles Na-Salz
- Hydrophiler als andere CSE-Hemmer wie z.B. Lovastatin
- 8 Chiralitätszentren
- Steroid-Partialstruktur
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- kein Prodrug (hydrophiler als andere CSE-Hemmer)
- Pharmakophor: 3,5-Dihydroxycarbonsäure (>1000-fach höhere Enzymaffinität als der natürliche Ligand Mevalonsäure) Stereochemie der OH-
Gruppen wichtig
- Grundstruktur an C(7) substituiert (optimaler Abstand von 2 C`s zum C(5) erfüllt)
Biotransformation:
- Nach oraler Gabe beträgt die Resorption aus den GIT 34 %
- Plasmaeiweißbindung 45-55 % (alle anderen Statine: > 90 %)
- HWZ: 1,5-3 h
- Hoher First-pass-Effekt
- Bioverfügbarkeit: 10-37 %
- Elimination: 47 % renal, 53 % biliär
- Keine Wechselwirkungen mit dem CYP-Enzymsystem (im Gegensatz zu allen anderen Statinen)
- Stark ausgeprägte Hepatoselektivität (aufgrund der Hydrophilie) diese Gewebeeigenschaft korreliert mit den Triglycerid-senkenden Eigenschaften
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 218
Seite 218
Nasschemische Analytik von Pravastatin-Natriumsalz:
- Weißes bis schwach gelbes, nahezu geruchloses, hygroskopisches oder kristallines Pulver; pKa: 4,6
- Wasser, Methanol: leicht löslich
- Ethanol: löslich
- Diethylether, Aceton, Chloroform: unlöslich
- Konz. H2SO4: rotbraun
- Konz. HNO3: rotbraun
- Mandelin: dunkelviolett
- Froede: von pink nach violett
- Marquis: dunkelviolett - Zimmermann-Reaktion nach Oxidation mit Cr2O7
2- rot
- Liebermann-Burchard-Reaktion positiv (Steroid-Partialstruktur Ring A und B mit OH-Gruppe in Pos. 3 und konj. Doppelbindung vorhanden)
- Baeyer-Probe auf olefinische Doppelbindungen positiv
- (Natriumnachweis mittels Flammenprobe)
Gehalt:
- HPLC, HPLC-MS, GC-MS
- Titration mit Perchlorsäure in wasserfreiem Medium zur Berechnung des Prozentgehalts an Na+-Ionen (Blindwert durchführen und
Endpunktsbestimmung mittels Potentiometrie)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 219
Seite 219
122. Arzneistoff: Prednicarbat
Indikation:
- synthetisches, mittelstark bis stark wirksames topisches Glucocortikoid („soft-Steroid“)
- Vermeidung systemischer UAW`s durch die topische Anwendung
- antiphlogistisch, antiproliferativ, immunsuppressiv, vasokonstriktorisch
- Anwendung als Creme (Dermatop®)z.B. bei Psoriasis, Dermatitis und SLE
(systemische UAW`s durch die topische Anwendung werden verringert)
Chemische Struktur:
- Prednisolon-17-ethylcarbonat-21-propionat
- nicht halogeniertes Glucocorticoid
- zwei Hydroxylgruppen verestert: Prodrug-Funktion
- Die essentielle OH-Gruppe an C-11 ist frei.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Molekülvariationen mit folgendem Ziel: mineralcorticoide Wirkungen reduzieren, antiphlogistische (glucocortikoide) Wirkung erhöhen
- zweite Doppelbindung in Ring A
- duale Veresterung an C(17) und C(21) hohe Lipophilie hohe Gewebepenetration
- Gefahr der Hautatrophie bei Prednicarbat sehr gering (wichige NW bei längerer Anwendung von topischen GC), da die Kollagensynthese und das
Wachstun von Hautfibroblasten kaum beeinflusst werden
- topische GC: unterschiedliche Rezeptor- und Gewebeaffinitäten
Prednicarbat
O
HO O
O
H
O
O
O
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 220
Seite 220
zu Prednicarbat:
Biotransformation:
- Hydrolyse der Ester durch Esterasen der Haut
durch Hydrolyse des C(21) Esters: Bioaktivierung
durch Hydrolyse des C(17) Esters: schwächer affine Derivate, die Inaktivierung erfolgt schon teilweise in der Haut
- Rasche Inaktivierung geringe systemische Effekte
Allgemeines Metabolismus-Schema für alle Glucocorticoide:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 221
Seite 221
zu Prednicarbat:
Nasschemische Analytik:
- weißes bis fast weißes, kristallines Pulver, Substanz zeigt Polymorphie,
Schmelztemp: 100-112°C und 183°C (andere Polymorphie)
- Wasser, NaOH: praktisch unlöslich
- Ethanol 96%, Aceton: leicht löslich
- 1,2-Propandiol: wenig löslich
- Konz. H2SO4: hellrot, leichter Rosastich rotbraun nach ca.10 Min (Ring C-Analytik auf OH-Gruppen am C-11)
- 3N HNO3: leicht gelblich
- 3N NaOH: keine Reaktion
- Mandelin: dunkelbraun, leicht violett
- Froede: keine Farbänderung
- Marquis: keine Farbänderung grünbraun nach ca. 10 Min
- Umberger-Reaktion mit Isoniazid positiv:
- - Mit Säuren generell: CO2-Entwicklung durch Hydrolyse des Kohlensäureesters
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 222
Seite 222
zu Analytik Prednicarbat:
- nach Esterhydrolyse TTC-Reaktion positiv:
Gehalt:
- HPLC
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 223
Seite 223
123. Arzneistoff: Prednisolon
Indikation: (wie Cortisol)
- antiphlogistisch, antiproliferativ, immunsuppressiv
- bei adrenogenitalem Syndrom, Substit. Bei Morbus Addison
- bei Asthma, Rheumathoider Arthritis, chronischer Polyarthritis
- bei juckenden, entzündlichen, allergischen, ekzematösen Hauterkrankungen
(z.B. Neurodermitis)
- meist hohe Initialdosen bei entzündlichen Systemerkrankungen
Chemische Struktur:
- 11,17,21-Trihydroxy-pregna-1,4-dien-3,20-dion
- nicht halogeniertes Glucocortokoid (partialsynthetische Abwandlung von Cortisol)
- Unterschied zu Cortisol: Eine Doppelbindung mehr im A-Ring
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Molekülvariationen mit folgendem Ziel: mineralcorticoide Wirkungen reduzieren, antiphlogistische (glucocortikoide) Wirkung erhöhen
- zweite Doppelbindung in Ring A (antiinflammatorische und immunsuppressive Wirkung gegenüber Cortisol um den Faktor 4-5 höher)
- aber gleicher Wirkmechanismus und gleiches Wirkprofil wie Cortisol
- 17-Hydroxygruppe nicht entfernt, da sonst die antiphlogistische Wirkung sinken würde
Biotransformation (s. auch allgemeines Schema bei Prednicarbat):
- schnelle und fast vollständige Resorption nach peroraler Gabe
- HWZ: 2,5-3 h max. Wirkung erst nach 4-8 h (genomischer Wirkungsmechanismus!)
- Biologische HWZ (Wirkdauer): 18-36 h (mittellang wirksames GC)
- Bioverfügbarkeit: 60 - 100 %
- Bindung im Plasma an Transcortin und Albumin
- Biotransformation hauptsächlich in der Leber
a.) teilweise Umwandlung in Prednison Einstellung eines Gleichgewichts zwischen beiden Substanzen
b.) Esterhydrolyse Glucuronidierung, Sulfatierung
- Hauptsächlich renale Elimination (15 % unverändert, 3 % als Prednison)
Prednisolon
HO OH
O
OH
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 224
Seite 224
Nasschemische Analytik von Prednisolon:
- weißes bis fast weißes, kristallines Pulver, hygroskopisch
Smp: 230-240°C
- Wasser, Ether: schlecht unlöslich
- Ethanol, Aceton, Dichlormethan: leicht löslich
- Methanol, Dioxan: sehr gut löslich
- Konz. H2SO4: orangerot bis rot
- 3N NaOH: gelb mit orangebraunen Tröpfchen
- Mandelin: braunschwarz
- Marquis: dunkelbraun
- Vitali-Morin: Orange
- Chromotropsäurereaktion nach Spaltung mit Periodat: violett
- Fehling-Reaktion: nach Erwärmen positiv (Alphahydroxyketon), s. Fehling-Reaktion bei den Hilfsstoffen
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 225
Seite 225
zu Analytik Prednisolon:
- Norymberski-Reaktion positiv:
-
Gehalt:
- UV-Vis Spektroskopie: Abs.max.: 243,5 nm in Ethanol, spez.Abs.: 415
- HPLC (mobile Phase: Wasser/Methanol 13:7)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 226
Seite 226
124. Arzneistoff: Prednison
Indikation: Antiphlogistika, Immunsuppressiva, Substitutionsmittel bei der Behandlung der Nebenniereninsuffizienz
Chemische Struktur:
17,21- Dihydroxypregna-1,4-dien-3,11,20-trion
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Ketofunktion an C(3) und C(20) und Sauerstofffunktion an C(11) essentiell für eine signifikante Affinität zum Rezeptor
Durch Einführung der Δ1-Doppelbindung, wird die mineralkortikoide Wirkung verringert und die glukokortikoide Wirkung profiliert
Biotransformation (s. auch allgemeines Schema bei Prednicarbat):
Konjugation mit Glucuron- und Schwefelsäure, Ausscheidung vorwiegend renal
Nasschemische Analytik (Mechanismen s. Prednicarbat, Prednisolon):
Als alpha-Ketol reduziert Prednison Fehlingsche Lösung.
2 mg Substanz unter Schütteln in 2 ml Schwefelsäure 96 % lösen, innerhalb von 5 min entsteht eine Gelbfärbung, die bei 365 nm Fluoreszenz zeigt,
anschließend wird die Lösung in 10 ml Wasser gegeben. Die Färbung verblasst, aber die Fluoreszenz verschwindet nicht. Keine Rotfärbung wie bei
Prednisolon (wichtigstes Unterscheidungsmerkmal)
Chromotropsäurereaktion nach Spaltung mit Periodat: violett
Norymberski-Reaktion positiv
TTC-Reaktion positiv
Umberger-Reaktion positiv
Gehalt:
UV-Vis-spektrometische Messung im Absorptionsmaximun der Substanz bei 238 nm in Ethanol
Prednison
O
O
OH
O
OH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 227
Seite 227
125. Arzneistoff: Progesteron
Indikation:
- Zur parenteralen Gestagen Therapie
Chemische Struktur:
- Stammverbindung der Gestagene, C-21 Pregnan-Grundgerüst
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- -ungesättigtes Keton im Ring A
- Methylketon an Pos. 17
Biotransformation:
In der Leber finden 3 reduktive Prozesse statt:
- Hydrierung der olefinischen Doppelbindung
- Reduktion der Ketogruoppe im Ring A
- Reduktion der Ketogruppe der Seitenkette
Nasschemische Analytik:
- Steroid DC und Entwicklung mit ethanolischer H2SO4
- Progesteron bildet, wie andere Steroide auch, mit starken Mineralsäuren gefärbte und fluoreszierende Produkte
- Iodoform-Reaktion: positiv
- Umberger-Reaktion mit Isoniazid positiv
- Norymberski-Reaktion Fehling-Reaktion und TTC-Reaktion dagegen negativ, da diese nur positiv bei 1-Hydroxyketonen reagieren.
Gehalt:
- UV-Vis: Messung der ethanolischen Lösung bei 241 nm
Progesteron
O
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 228
Seite 228
126. Arzneistoff: Propafenon-HCl
Indikation:
Klasse 1c-Antiarrhythmikum, lange Blockade der Natriumkanäle.
Chemische Struktur:
In 2-Stellung mit einem Phenylpropionylrest acylierter Hydroxyphenylether mit 2,3-Dihydroxypropylamin-
Betablockerstruktur.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Weist typische Partialstruktur eines β-Blockers auf (aber nur S-Enantiomer hat β-blockierende Wirkung)
Neben Lidocain- und Chinin-artigen Wirkungen besitzt es Calciumkanal- und β-Rezeptor blockierende Eigenschaften
Biotransformation:
Nach peroraler Gabe rasch und fast vollständig absorbiert;
HWZ 5-6 h
ausgeprägter First-Pass Metabolismus;
durch CYP2D6 entsteht Hauptmetabolit 5-Hydroxy-Propafenon
Nasschemische Analytik:
Folins Reagenz: Gelb
Keton-Nachweis mit Dinitrophenylhydrazin (orangerote Kristalle des Hydrazons)
Chen-Kao-Reaktion auf Ethanolamin-Derivate: violett
sek. Amin: Simon-Awe-Reaktion.
Gehalt:
Wasserfreie potentiometrische Titration mit Perchlorsäure in Ameisensäure / Acetanhydrid. Übertitration sollte vermieden werden, da HClO4 mit Acetanhydrid
als Wasserbinder im Überschuss unter den Bedingungen aus der Ameisensäure durch Wasserabspaltung in einer exothermen Reaktion Kohlenmonoxid
freisetzt.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 229
Seite 229
127. Arzneistoff: Pyridoxalhydrochlorid (Vitamin B6)
Indikation:
Neurologische Nebenwirkungen bei INH (Isoniazid)- oder Cycloserin-Therapie. Pyridoxinabhängige hypochrome Anämien,
durch Vitamin-B6-Mangel verursachte Krämpfe.
Chemische Struktur:
4-Pyridinaldehyd-Derivat (Pyridoxol (auch Pyridoxin genannt) hat statt der Aldehyd-Funktion
eine CH2OH-Gruppe, Pyridoxamin eine CH2-NH2-Gruppe, alle 3 Verbindungen werden als Vitamin B6 bezeichnet.
Es gehört zu den wasserlöslichen Vitaminen.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Die Aldehydfunktion ist das Pharmakophor. Die Aktivierung erfolgt durch Phosphorylierung an der Hydroxylfunktion der Seitenkette.
Pyridoxalphosphat spielt eine entscheidende Rolle bei Amino-Transferase-Reaktionen: Desaminierung und Trans-Aminierung von -Aminosäuren.
Transaminierungszyklus und Biotransformation: s. nächste Seite.
Nasschemische Analytik:
- Reaktion im Alkalischen mit 2,6-Dichlorchinonchlorimid (Gibbs Reagenz) zum
blauen Indophenolfarbstoff:
- phenolische OH-Gruppe mit FeCl3: rot
- Pyridin: Zincke-König-Spaltung
- Froehde Reaktion: Violett→hellblau
- Mandelin-Reaktion: Violettblau
- Fehling-Probe positiv (Aldehyd)
Gehalt: - Potentiometrische Titration mit Perchlorsäure in
Ameisensäure / Acetaldehyd
Pyridoxalhydrochlorid
N
H O
OHHO
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 230
Seite 230
Funktion des phosphorylierten Pyridoxals bei Aminierung und Desaminierung von -Aminosäuren:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 231
Seite 231
128. Arzneistoff: Ramipril
Indikation: - zur Behandlung der essentiellen Hypertonie
- zur Behandlung der gering bis mäßig ausgeprägten Herzinsuffizienz
(NYHA II und NYHA III) nach akutem Myokardinfarkt,
- bei nicht-diabetischer glomerulärer Nephropathie,
- zur Senkung des kardiovaskulären Risikos bei Patienten mit erhöhtem Risiko,
z. B. bei koronaren Herzkrankheiten, Diabetes mellitus u.a.
Chemische Struktur: Tripeptid aus einem um ein C-Atom verlängerter Phenylalaninethylester, Alanin und um einen Fünfring erweitertes Prolin. Beim Enalapril ist an dieser Stelle
ein normales Prolin eingebaut, ansonsten ist es identisch.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Kompetitiver ACE-Hemmstoff durch Imitation des C-terminalen Endes von Angiotensin I, es blockiert die Bindetasche des tACE.
Biotransformation:
Ramipril ist ein Prodrug. In der Leber ensteht das eigentliche Wirksubstanz Ramprilat durch Hydrolyse von Ramipril. Ramipril wird fast vollständig
metabolisiert und renal eliminiert. 60 % wird in Urin und 40 % in Fäzes ausgeschieden.
Naßchemische Analytik:
Aussehen: Weißes Pulver
Löslichkeit: schwer löslich in Wasser, leicht löslich in Methanol, Diethylether, 3N NaOH und 3N H2SO4.
Konz. H2SO4 und konz. HNO3: Farblos
Fröhde Reaktion: Farblos
Mandelin Reaktion : Grün (sehr stark)
Marquis Reaktion: Rot
Nachweis der Carboxylfunktion mit Thionylchlorid, Hydroxylamin und FeCl3. Zwikker: Blau-grün
Gehalt:
Die Ph. Eur. Lässt die freie Säuregruppe des Ramiprils alkalimetrisch erfassen. Eine visuelle Endpunkterkennug in 50 %-igem Methanol wäre wegen des
schleppenden Umschlages schwierig.
Ramipril
ONH
N
OO COOH
HH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 232
Seite 232
129. Arzneistoff: Ranitidinhydrochlorid
Indikation:
Ulkustherapie und –prophylaxe Histamin-Rezeptor-(H2)-Antagonist
Chemische Struktur:
INN: N-{2-[5-(Dimethylaminomethyl)furfurylthio]ethyl}-N-methyl-2-nitro-1,1-ethendiamin
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Strukturmerkmale: aromatisches oder heteroaromatisches Ringsystem, welches über eine bewegliche Kette (flexible chain) mit einer polaren Gruppe
verknüpft ist, die zur Ausbildung von Wasserstoffbrücken befähigt ist.
Heterozyklische 5-Ringsysteme übernehmen am Rezeptor die Funktion des Histamin-Imidazolrings sind daher für die Spezifität der Wirkung
verantwortlich
Durch die Seitenkette wird vor allem die Wirkstärke determiniert
Der elektronenziehende Schwefel in der Seitenkette soll für ein Übergewicht des bioaktiven N-Tautomers sorgen, außerdem wird der Ring-pks
herabgesetzt, was zur Verbesserung der Resorption führt
Ein zusätzlicher Substituent am 5-Ring erhöht die H2-Rezeptor-Affinität
Die Endgruppe in der Seitenkette muss polar, darf aber nicht protonierbar sein.
Biotransformation:
Absorption: 50 %
Bioverfügbarkeit: 50-60 %
HWZ: 2,5-3 h
Elimination: 60-70 % unverändert renal eliminiert; der Rest wird oxidativ metabolisiert, z.T. zum Sulfoxin
Nasschemische Analytik:
Aussehen: weißes bis blassgelbes kristallines Pulver; geruchlos
Löslichkeit: sehr leicht löslich in Ethylacetat und Isopropanol; leicht löslich in Wasser, Essigsäure und Methanol; wenig löslich in wasserfreiem
Ethanol, sehr schwer löslich in Dichlormethan
pH-Wert in Wasser: 4,5 - 6,0, Schmelzpunkt: 134°C bzw. 143°C (polymorph), Chloridnachweis aus der Ursubstanz ist positiv
DC: Detektion in der Iodkammer
- Iod-Azid-Reaktion: positiv (Schwefel mit Ox.-Zahl -2)
- Schwefelnachweis Ox.-Stufe -2: Erwärmen mit NaOH, anschl. Zugabe von etwas Blei(II)-acetatlösung: Braun- bis Schwarzfärbung.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 233
Seite 233
zu Ranitidin-HCl
Gehalt:
0,280 g Substanz in 35 ml Wasser R lösen und mit Natriumhydroxid-Lösung (0,1 mol/l) titrieren, der Endpunkt wird mit Hilfe der Potentiometrie
(EuAB 2.2.20) bestimmt
1 ml Natriumhydroxid-Lösung (0,1 mol/l) entspricht 35,09 mg Ranitidinhydrochlorid.
Synthese:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 234
Seite 234
130. Arzneistoff: Repaglinid
Indikation:
Typ II Diabetes
Chemische Struktur:
(S)-2-Ethoxy-4-(2-(4-methyl-1-(2-(piperidin-1-yl)phenyl)pentylamino)-2-oxoethyl)benzoesäure
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Repaglinid stimuliert die Insulinsekretion im Pankreas. Unter dem Einfluss von Repaglinid schliessen sich in den Betazellen des Pankreas ATP-abhängige
Kaliumkanäle. Dies führt über eine Depolarisation der Zellmembran und über einen Kalziumeinstrom zur Insulinfreisetzung. Repaglinid ist chemisch kein
Sulfonylharnstoff, obwohl strukturelle Ähnlichkeiten zu erkennen sind und der Wirkungsmechanismus nahezu gleich ist; der Unterschied scheint darin zu
bestehen, dass Repaglinid und Sulfonylharnstoffe unterschiedliche Affinitäten zu Bindungsstellen an den Betazellen aufweisen.
Biotransformation:
Repaglinid zeichnet sich durch einen schnellen Wirkunseintritt und eine kurze Wirkdauer aus. Die Metabolisierung erfolgt in der Leber über Cythochrom P450-
Systeme. Bei den zytochromabhängigen Reaktionen gilt CYP3A4 als hauptverantwortlich; geringfügig ist auch CYP2C9. beteiligt. Die Ausscheidung der
Metabolite erfolgt zu 90 % biliär.
Nasschemische Analytik:
- tert. Amin: Dragendorff: orange
- Carbonsäure Hydroxamsäure-Reaktion mit Thionylchlorid
- Säureamid: evtl. Zwikker-R. positiv
- Nach saurer Hydrolyse des Phenylethylethers: Nachweis des phenol. OH mit FeCl3 oder Gibbs Reagenz (Mechanismus s. Pyridoxal)
Gehalt:
Wasserfreie potentiometrische Titration in Essigsäure / Methanol mit 0,1 N Perchlorsäure.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 235
Seite 235
131. Arzneistoff: Retinolacetat (Vitamin A)
Tretinoin= Retinsäure, Retinoesäure, Vitamin-A-Säure
Retinolacetat gehört zu den fettlöslichen Vitaminen.
Indikation:
Retinolacetat bei Vitamin A-Mangelsyndrom, Nachtblindheit, Xerophthalmie
13-Z-Retinsäure (Isotretinoin) als Akneterapeutikum lokal und systemisch angewandt,
Reservetherapeutikum
Verhornungsstörungen
systemisch bei akuter promyeloischer Leukämie, aktinischen Keratosen, Psoriasis
!Teratogen! Schwangerschaften sind auszuschließen (bis 1 Monat nach Behandlung)
Überdosierung führt zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstlosigkeit.
Hypervitaminose (chronische Überdosierung) führt zu Haarausfall, Anorexie, Schlafstörungen.
Chemische Struktur:
3,7-Dimethyl-9-(2,6,6-trimethyl- 1-cyclohexenyl)nona-2,4,6,8-tetraensäure
All-trans-Verbindung
Diterpen mit 5 konjugierten Doppelbindungen.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Retinal (zum Aldehyd oxidiertes Retinol) ist für den Sehvorgang essentiell: Es wird als 11-cis-Isomeres als Cofaktor ins Rhodopsin eingebaut, welches in den
Stäbchenzellen der Netzhaut als Lichtsensor dient. Das einfallende Licht induziert die Umisomerisierung zum all-trans-Isomeren, so dass der einfallende
Lichtreiz in eine Molekülbewegung und damit in eine chemische Reaktion umgesetzt wird. Mechanismus siehe nächste Seite.
Biotransformation:
Metabolit im Retinolstoffwechsel
Schneller Abbau zu polaren Metaboliten, deshalb nur geringe, variable Bioverfügbarkeit
Ausscheidung vorwiegend über die Galle, aber auch renal als Glucuronid.
Gehaltsbestimmung:
Photometrisch bei 326 nm
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 236
Seite 236
Umisomerisierung des 11-cis-Isomeren von Retinal in das all-trans Isomer:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 237
Seite 237
Nasschemische Analytik von Retinolacetat:
- Aussehen: schwach orangefarbenes bis zitronengelbes, kristallines
Pulver
- Löslichkeit: praktisch unlöslich in Wasser, löslich in
Dichlormethan, wenig löslich in Diethylether, schwer löslich in
Ethanol
- luft-, wärme- & lichtempfindlich
- Schmelzp: 182°C unter Zersetzung
- Reaktion mit Antimon(III)-chloridlösung: ca. 5 mg der Substanz
werden in 2 ml Antimon(III)-chloridlösung R gelöst. Es entsteht
eine intensiv rote Färbung, die später violett wird (Carr-Price-
Reaktion, siehe Reaktionsschema).
- außerdem positiv: Nachweis der Doppelbindungen mit KMnO4;
Nachweis der Estergruppierung mit Hydroxylamin + FeCl3 ohne
SOCl2
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 238
Seite 238
Synthese von Retinolacetat (1):
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 239
Seite 239
Synthese von Retinolacetat (2)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 240
Seite 240
132. Arzneistoff: Riboflavin
Synonym Vitamin B2, Lactoflavin Nahrungsergänzungsmittel bei Hypovitaminose
(als FMN oder FAD Bestandteil von Oxidoreduktasen)
Indikation:
Nahrungsergänzungsmittel bei Hypovitaminose Nahrungsergänzungsmittel bei Hypovitaminose
(Symptome: Mundwinkelrhagaden, Entzündungen der Mundschleimhaut und der Augen)
Chemische Struktur (siehe auch nächste Seite):
Dimethylisoalloxazin (=Benzo[g]pteridin) und D-Ribitol)
Isoalloxazin-Chromophor Redoxverhalten und Färbung
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
FMN und FAD sind Coenzyme von Oxireduktasen, katalysieren Dehydrierungsreaktionen; übertragen Wasserstoff, dieser kann reversibel gebunden werden
(z.B. Atmungskette)
Biotransformation:
Riboflavin und Derivate werden nach oraler Gabe im Magen hydrolysiert und in der Darmwand an Position 5’ zum Mononucleotid phosphoryliert und in der
Blutbahn bereits z.T. als Flavin-adenin-dinucleotid (FAD) transportiert
niedrige Dosierung: aktive Absorption (Sättigungskinetik)
höhere Dosierung: passive Diffusion
im Blut Bindung an Riboflavin-bindende Proteine (PFBP)
Elimination hauptsächlich über tubuläre Sekretion des freien Riboflavins und der Metabolite 7-Hydroxy-riboflavin und 8-Hydroxy-riboflavin
Riboflavin
N
N
NH
N O
O
OH
OH OH
OH
D-Ribitol
Dimethylisoalloxazin
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 241
Seite 241
Riboflavin als Bestandteil von FMN und FAD:
Nasschemische Analytik von Riboflavin:
- Farbe: orange-rot
- Löslichkeit: in Wasser sehr schwer, leichter in 0,9 %-iger NaCl-Lsg, verdünnten Laugen und konz. HCl; unlöslich in Chloroform, Ethanol, Ether
saure Lösung stabil, alkalische Lösung zersetzt sich rasch in sauren und alkalischen Lösungen unter Lichteinfluss: Photoreaktionen, oxidative Abspaltung des
Ribitylrests Lumiflavin im Alkalischen (gelbgrüne Fluoreszenz), Lumichrom im Sauren (farblos)
- Fluoreszenz von 1 g Substanz in 100 ml Wasser: bei durchscheinendem Licht grünlich-gelb, fluoresziert intensiv gelb-grün verschwindet bei Zugabe von
Mineralsäure oder Lauge
- Zugabe von 5 %-iger AgNO3-Lösung: roter Niederschlag
Gehalt:
Photometrisch durch Messung der Absorption bei 444 nm
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 242
Seite 242
Synthese von Riboflavin (nach EuAB 5.0):
Anmerkung: Anstelle der Barbitursäure kann auch Alloxan eingesetzt werden. Anstelle des Anilins wird dann Nitrosobenzol abgespalten.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 243
Seite 243
133. Arzneistoff: Salbutamolsulfat
Indikation:
direktes 2-Sympathomimetikum
Bronchospasmolytikum zur Behandlung akuter und chronischer Atemwegserkrankungen
z.B. Asthma Bronchiale, chron. obstruktive Bronchitis
Chemische Struktur:
(1RS)-2-[(1,1-Dimethylethyl)amino]-1-[4-hydroxy-3-(hydroxy-methyl)phenyl]ethanol
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Substituent am Aminostickstoff ist abgeändert im Vergleich zu Adrenalin/Isoprenalin und somit ist Salbutamol 2 selektiv.
Das Einschieben einer CH2-Gruppe macht die im Adrenalin zweite phenolische OH-Gruppe zu einer aliphatischen OH-Gruppe.
Die Monographie beschreibt die Racemform, aber nur das R-Enantiomer besitzt bronchodilatatorische Aktivität, S-Enantiomer ist für NW verantwortlich
Biotransformation:
Hauptmetabolit ist der 4`-O-Schwefelsäureester (55 %), der renal ausgeschieden wird
10-12 % über Fäzes ausgeschieden
Nasschemische Analytik:
- DC: Detektion mit saurer Kaliumpermanganat-Lsg.
- Emmerson-Rkt.: Phenole kondensieren mit 4-Aminophenanzon und Oxidationsmittel Kaliumhexacyanoferrat zum farbigen p-Chinonimin
- Eisen(III)-chlorid-Lösung: rotorange, Farbe verändert sich nicht auf Zusatz von NaHCO3
- Liebermann-Reagenz: schwarz
- Marquis-Reagenz: gelb
- Konz. H2SO4: gelb
- Simon-Awe-Reaktion auf sekundäre Amine
- Chen-Kao-Reaktion auf Ethanolamin-Derivate
- Reduktion von K2Cr2O7 zu Cr3+
durch primäre Alkohole
- Sulfatnachweis mit BaCl2
Salbutamol
HN
OH
HO
HO
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 244
Seite 244
Gehalt:
Titration des Amins bzw. Sulfations im wasserfreiem Medium mit Perchlorsäure (0,1 mol/l); Endpunkterkennung mit Kristallviolett
Synthese:
Salicylsäuremethylester (1) mit Chloracetylchlorid in einer Friedel-Crafts-Rkt. zu 5-Chloracetylsalicylsäuremethylester (2) umsetzen. Einwirkung von tert.-
Butylbenzylamin führt in Gegenwart einer Base zum Aminoketon (3), das mit Lithiumaluminiumhydrid zum Aminoalkohol (4) reduziert wird. Durch
hydrierende Abspaltung der N-Benzylgruppe entsteht Salbutamol (5).
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 245
Seite 245
134. Arzneistoff: Salicylsäure
Indikation:
Obsolet als Analgetikum wegen starker Reizung der Magenschleimhaut: antiphlogistisch durch COX Hemmung
Heute nur noch als Keratolytikum und zur lokalen Behandlung von Warzen und Hornhaut
Chemische Struktur:
2-Hydroxybenzoesäure
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Salicylsäure ist eigentlich der Prototyp der COX-Hemmer. bestehend aus Carbonsäurefunktion und einem lipophilen aromatischen Rest., Diese Struktur passt
anstelle der Arachidonsäure sehr gut in die Bindetasche der Cyclooxigenase und hemmt diese kompetitiv (ASS sogar irreversibel durch zusätzliche
Acetylierung des Serin 530).
Biotransformation:
- Leber: Konjugation von SS mit Glycin oder Glucuronsäure oder Ringhydroxylierung
- Ausscheidung: renal pH-abhängig, d.h. 5-10 % bei saurem Urin
- gute tubuläre Rückresorption bis 85 % bei alkalischem Urin
Nasschemische Analytik:
Nachweis organischer Säuren: violett
Eisen(III)chlorid: violetter Komplex
Vitali-Morin-Reaktion: rotoranger NS
Froehde: violett
Mandelin: olivbraun bis grün
Marquis: pink
Versetzt man die Säure oder ihre Salze mit konz. H2SO4 und Methanol, erwärmt die Mischung, so tritt der charakteristische Geruch nach Methylsalicylat auf.
Gehalt:
0,120 g Substanz werden in 30 ml Ethanol 96 % R gelöstund nach Zusastz von 20 ml Wasser R und 0,1 ml Phenolrot-Lösung R mit Natriumhydroxidlösung
(0,1 mol/l) bis zum Farbumschlag nach rötlich-violett titriert. 1 ml Natriumhydroxidlösung (0,1 mol/l) entspricht 13,81 mg Salicylsäure.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 246
Seite 246
Kolbe-Schmitt-Synthese von Salicylsäure:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 247
Seite 247
135. Arzneistoff: Scopolamin-N-Butylbromid
Indikation:
- Spasmolytikum
- bei Spasmen der glatten Muskulatur des Magen-Darm-Traktes (Bauchkrämpfe), Reizdarmsyndrom
- i.V.-Anwendung bei Gallen- und Nierenkoliken
Chemische Struktur:
- heterozyklisches Grundgerüst: Nortropan → überbrückter Bizyklus mit Piperidin- bzw. Pyrrolidinring
- basisch substituierter Ester einer aliphatischen Carbonsäure
- Epoxidstruktur
- quartärer Ammonium-Stickstoff
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- kompetitive Blockade von muscarinergen Rezeptoren: Wirkung von Acetylcholin wird aufgehoben
- N-quartäres Derivat des Scopolamins: infolge der ionischen Struktur keine zentrale Wirkung
Biotransformation:
- Aufgrund der Struktur (quartäte Ammoniumverbindung) wird Scopolamin-N-butylbromid kaum resorbiert (lokaler Wirkmechanismus von der Lumenseite
des Darms her)
- bei i.V. Applikation wird es als Ion renal eliminiert im Gegensatz zum L-Scopolamin * HBr, das am N glucuroniert wird.
Nasschemische Analytik:
-weiße Substanz
- leicht löslich in Wasser und Dichlormethan, wenig in Ethanol
- Vitali-Morin-Reaktion
- Bromid-Nachweis mit AgNO3
- Esternachweis als Hydroxamsäure
- primäre alkoholische OH-Gruppe durch Reduktion von K2Cr2O7 zum grünen Cr 3+
.
- auf Zusatz von Lauge darf kein Niederschlag entstehen
Gehalt:
- Bromid-Bestimmung mit Silbernitratlösung (0,1 mol • l-1
)
- potentiometrische Detektion
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 248
Seite 248
136. Arzneistoff: Spironolacton
Indikation:
Diuretikum
Hyperaldosteronismus
Herzinsuffizienz
Therapierefraktäre kardiale, renale und hepatogene (durch Leberzirrhose verursachte) Ödeme
Chemische Struktur:
7-alpha-(Acetylsulfanyl)-3’,4’-dihydrospiro(androst-4-en-17,2’(5’H)-furan)-3,5’-dion
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
-Spironolacton ist ein Prodrug, das erst am Wirkort zum aktiven Metaboliten Canrenon umgewandelt wird. Canrenon hat aldosteronantagonistische
Eigenschaften, aber auch antiandrogene Eigenschaften.
Biotransformation:
- schnelle, gute Resorption
- stark wirksamer Metabolit ist das Canrenon = konjugiertes Dienon, steht im Gleichgewicht mit der ebenfalls wirksamen Canrenonsäure
- Die Thioacetatgruppe wird durch -Elimination abgespalten Canrenon entsteht. Dann wird der Lacton-Ring hydrolytisch unter Bildung von Canrenonsäure
geöffnet.
Spironolacton
O
O
O
S
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 249
Seite 249
zu Spironolacton:
Nasschemische Analytik:
- schwacher mercaptanartiger Geruch
- praktisch in H2O unlöslich
- aufgrund des Enonchromophors ein Absorptionsmaximum bei 238 nm
- IR-Spektroskopie – die Prüfung erfolgt an einer Lösung (50 g x 1-1
)
- DC unter Verwendung einer Schicht Kieselgel GF254:
o Untersuchungslösung: 20 mg Substanz werden in Dichlormethan R zu 10 ml gelöst.
o Referenzlösung: 20 mg Spironolacton werden in Dichlormethan R zu 10 ml gelöst
o Kammer: Mischung von 1 Volumenanteil Wasser R, 24 Volumenanteile Cyclohexan R, 75 Volumenanteile Ethylacetat; Laufstrecke 15 cm
o An Luft trocknen, ultraviolettes Licht 254 nm
- 10 g Substanz mit 2 ml 50 % Schwefelsäure schütteln orangefarbene Lösung weist starke gelbliche, grüne Fluoreszens auf Erwärmen der
Lösung Farbe wechselt nach dunkelrot Schwefelwasserstoff entweicht Färbt Blei(II)acetat-Papier schwarz; wird die Lösung in 10 ml Wasser R
gegossen, entsteht grünlich-gelbliche Lösung, die Opaleszenz oder einen Niederschlag aufweist.
- - Iod-Azid-Reaktion: positiv (Schwefel mit Ox.-Zahl -2)
- - Schwefelnachweis Ox.-Stufe -2: Erwärmen mit NaOH, anschl. Zugabe von etwas Blei(II)-acetatlösung: Braun- bis Schwarzfärbung.
- Ring A-Analytik: Umberger-Reaktion mit Isoniazid positiv (s. Prednicarbat)
- Esternachweis ohne Thionylchlorid positiv (Lacton = cyclischer Ester)
Gehalt:
- 50 mg Trockensubstanz werden in Methanol R zu 250 ml geköst. 5,0 ml Lösung werden mit Methanol zu 100 ml verdünnt. Die Absorption dieser
Lösung wird bei Maximum 238 nm gemessen. Der Gehalt an C24H32O4S wird mit Hillfe der spezifischen Absorption berechnet (A 1%/1cm = 470)
- nach Überführung in einen Eisen(III)-hydroxamat-Komplex kolorimetrisch
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 250
Seite 250
137. Arzneistoff: Sulfamethoxazol
Indikation:
Sulfonamidantibiotikum gegen Streptokokken, Pneumokokken, Aktinomyceten, Nocardien und Chlamydien
Meist in Kombination mit Trimethoprim eingesetzt („Cotrimoxazol“)
Chemische Struktur:
4-Amino-N-(5-methyl-3-isoxazoyl)benzolsulfonamid
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Sulfonamide greifen als Analoga der p-Aminobenzoesäure hemmend in den Folsäurestoffwechsel der Bakterien ein.
- die Einführung eines Substituenten an der p-Amino-Funktion führt zum Wirkungsverlust
- für die Targetinteraktion (Target: 7,8-Dihydropteroat-Synthase im Folsäurestoffwechsel) ist die ionisierte Form der Sulfonamide erforderlich
- der Substituent am Amidstickstoff bestimm wesentlich die renale Eliminationsgeschwindigkeit und damit die HWZ
Biotransformation:
- Meist Acetylierung der Amino-Funktion in p-Stellung. Der Acetyl-Metabolit oder der unveränderte Stoff werden zum größten Teil renal ausgeschieden.
Bei langsamen Acetylierern verlangsamt sich die HWZ.
Nasschemische Analytik
- Diazokupplungsreaktion (prim. arom. Amin): Orange
- Zwikker-Reaktion auf N-H-acide Verbindungen, hier Sulfonamid: violette Färbung.
- Reaktion mit Phenol und NaOCl: 5 mg Substanz werden in 0,5 ml 2N-NaOH gelöst, auf 5 ml mit Wasser verdünnt, 0,1 g Phenol hinzugefügt und zum Sieden
erhitzt. Nach dem Erkalten fügt man 1 ml 15%ige Natriumhypochlorit-Lsg. hinzu, wobei sofort eine beständige goldgelbe Färbung auftritt.
Gehalt:
- Potentiometrische Titration der primären aromatischen Aminogruppe mit 0,1 N NaNO2-Lösung
- UV-photometrisch E1%
1cm in 0,1N-NaOH: 675 bei 255nm.
- früher auch Titration mit Tetrabutylammoniumbromid
Sulfamethoxazol
H2N
SNH
ONOO
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 251
Seite 251
138. Arzneistoff: Sultamicillin
Indikation:
Infektionen mit ß-Lactamase bildenden Streptokokken (Enterokokken),
Neisserien, Corynebacterium diphtheriae, Bacillus anthracis,
Enterobacterien (E.coli, Proteus), Haemophilus influenzae
Chemische Struktur:
(2S,5R,6R)-6-[(R)-2-amino-2-phenylacetamido]-3,3-dimethyl-7-oxo-4-thia-1-azabicyclo[3.2.0]heptan-2-
carboxylat
Penicillin-Derivat (Ampicillin = Phenylglycylpenicillin)), durch ein Formaldehydacetal mit dem -Lactamasehemmer Sulbactam verbunden.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Der Benzolring verbessert die Resorption und die Säurestabilität, die NH2-Gruppe verbreitert das Wirkspektrum und verbessert ebenfalls die Säurestabilität, der
-Lactamring ist das eigentliche Pharmakophor, das mit den PBP interagiert, die Veresterung der Säuregruppe erleichtert die Resorption;
Sulbactam ist ein irreversibler Hemmer der -Lactamase durch Öffnung seines -Lactamringes und Blockade des aktiven Zentrums.
Biotransformation:
Sultamicillin wird nahezu vollständig resorbiert und bereits in der Darmwand hydrolytisch gespalten. Die Ausscheidung von Ampicillin erfolgt überwiegend
unverändert renal, Sulbactam wird ebenfalls zu einem großen Anteil unverändert renal ausgeschieden, z. T. jedoch auch erst metabolisiert und anschließend
renal ausgeschieden.
Nasschemische Analytik: - Iod-Azid-Reaktion: positiv
- Schwefelnachweis Ox.-Stufe -2: Erwärmen mit NaOH, anschl. Zugabe von etwas Blei(II)-acetatlösung: Braun- bis Schwarzfärbung.
- Chromotropsäurereaktion auf abspaltbaren Formaldehyd positiv
- Hydroxamsäurereaktion (-Lactam)
- Modifizierte Hydroxamsäurereaktion: Versetzt man eine Lösung von 15 mg Substanz in 3 ml 3N NaOH mit 0,3 g Hydroxylaminhydrochlorid und lässt 5 min
stehen, so färbt sich die mit einigen Tropfen 6N HCl angesäuerte Mischung auf Zusatz von 1 ml 1% Eisen(III)-chlorid-Lsg. schmutzig violett.
- Zu einer Suspension von 10 mg Substanz in 1 ml Wasser werden 2 ml einer verdünnten Fehlingschen Lsg. (2 ml+6 ml Wasser) gegeben. Es entsteht eine
fuchsinviolette Färbung.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 252
Seite 252
zu Sultamicillin
Gehalt: (gilt für Ampicillin)
Formol-Titration: Eine etwa 15 mg Ampicillin-Trihydrat entsprechende Menge Substanz wird in 10 ml Wasser gelöst und mit 4 ml verd. neutralisierter
Formaldehyd-Lsg. versetzt. Nach 2 min wird mit 0,02 N-NaOH bis zu einer 30 sec anhaltenden Rosafärbung titriert (1 ml 0,02 N-NaOH entspricht 6,98 mg
Ampicillin)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 253
Seite 253
139. Arzneistoff: Sumatriptan
Indikation:
Migränekopfschmerz; 5-HT1B/1D-Agonist.
Cerebrale, dilatierte Gefäße werden kontrahiert.
Die Weiterleitung von Schmerzimpulsen und die Freisetzung vasoaktiver Peptide wird gehemmt
und dadurch die neurogene Entzündung unterdrückt.
Chemische Struktur:
Tryptamin-Grundgerüst, bestehend aus Sulfonamid-Funktion, Indol-System und Aminoethylseitenkette mit tert. Amin..
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Strukturanalogon zu Serotonin (= 5-Hydroxytryptamin bzw. 5-HT)
Selektiver 5-HT1B/1D-Agonist
Biotransformation:
Hoher First-Pass-Effekt. Metabolisierung in der Leber über MAO-A
zu einem Indolessigsäurederivat. Renale Elimination.
Nasschemische Analytik:
Schmelzpunkt: 169-171°C
IR-Spektroskopie´
Dragendorff: Tertiäres Amin
Zwikker: Sulfonamid (NH-acide Verbindung)
Van Urk-Reaktion auf Indolderivate mit p-Dimethylaminobenzaldehyd, FeCl3 in H2SO4 s. Indomethacin
Gehalt:
HPLC
Sumatriptan
NH
S
HN
N
OO
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 254
Seite 254
Synthese von Sumatriptan:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 255
Seite 255
140. Arzneistoff: Terbinafin
Indikation:
Antimykotikum Bei von Dermatophyten verursachten therapieresistenten Pilzinfektionen
der Nägel (Onychomykose) und des Körpers (Tinea Korporis).Hemmstoff der Ergosterol-Biosynthese
Chemische Struktur:
Allylamin
(E)-N-(6,6-Dimethyl-2-hepten-4-inyl)-N-methyl-1-naphthylmethylamin
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
- Nicht kompetitive Hemmung der Squalen-Epoxidase von Pilzen
- Allylamingruppe essentiell
- nur Transform wirksam
Terbinafin
N
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 256
Seite 256
zu Terbinafin
Biotransformation:
Perorale Applikation.
Schnelle Resorption (70-80 %) aus dem GIT und hohe Plasmaeiweißbindung (99 %) aufgrund der hohen Lipophilie und des großen Verteilungsvolumens.
Umbau zu inaktiven Metaboliten durch N-Demethylierung, N-Oxidation und Oxidation der endständigen Methylgruppen.
80 % renale Elimination.
Nasschemische Analytik:
- IR-Spektroskopie
- Tertiäres Amin: Dragendorff
- Olefinische Doppelbindung und Dreifachbindung: Baeyer´sche Probe mit KMnO4
Gehalt:
Potentiometrische Titration in 96 %-igem Ethanol mit NaOH nach Zugabe einer definierten Menge HCl. Das zwischen den beiden Wendepunkten zugegebene
Volumen NaOH-Maßlösung wird zur Berechnung des Gehalts zugrunde gelegt.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 257
Seite 257
141. Arzneistoff: Testosteronpropionat
Indikation: Androgen (i.m.)
Testosteronersatztherapie bei männlichem Hypogonadismus
Pubertätsinduktion bei Knaben mit Pubertas tarda
(als anaboles Steroid in der Dopingszene)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen: .- Veresterung der 17-OH-Gruppe verlängerte Wirkdauer gegenüber Testosteron
Biotransformation:
von Serumesterasen nahezu vollständig in Testosteron und Propionsäure gespalten
(dann wie Testosteron und andere Androgene):
in der Leber Oxidation in Position 17 zum Keton
dann stufenweise Reduktion
dann Konjugation mit Glucuronsäure oder Sulfat
und renale Elimination
oder: Reduktion zum Dihydrotestosteron (Wirkform)
dann stufenweise Reduktion zum Androstandiol
dann Konjugation mit Glucuronsäure oder Sulfat
und renale Elimination
Testosteronpropionat
O
O
O
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 258
Seite 258
zu Testosteron-Propionat:
Nasschemische Analytik: - Steroid-DC
- IR-Spektroskopie (EuAB)
- Weißes bis schwach gelbliches, geruchloses, kristallines Pulver
- Keine Reaktion bei den Vorproben
- Umberger-Reaktion mit Isoniazid
- Baeyer´sche Probe mit KMnO4 auf olefinische Doppelbindungen
- Hydroxamsäure-Reaktion ohne Thionylchlorid: Ester-Nachweis
Gehalt: Lösen in wasserfreiem Ethanol und Absorptionsmessung bei 240 nm
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 259
Seite 259
142. Arzneistoff: Tetracyclin-Hydrochlorid
Indikation: Breitspektrumantibiotikum: Anwendung bei Infektionen der Luft- und Harnwege und des GIT, außerdem
äußerlich bei Akne.
Chemische Struktur:
Tetracyclische Struktur, die Ringe werden von links nach rechts mit D, C, B, A durchbuchstabiert.
Der Ring D ist ein Phenolring, die Ringe C, B und A sind Cyclohexanon-Derivate, wobei die Carbonylgruppe
des mittleren Rings B enolisiert ist.
Die OH-Gruppe am Ring A ist eine vinyloge Carbonsäure, die dazugehörige Carbonylgruppe gehört gleichzeitig zu einem Säureamid. Außerdem besitzt der
Ring C noch eine Methylgruppe und eine tertiäre alkoholische OH-Gruppe, der Ring B eine sek. Alkoholfunktion
und der Ring A eine tertiäre Aminogruppe.
IUPAC-Name:
(4S,4aS,5aS,6S,12aS)-4-(Dimethylamino)-3,6,10,12,12a-pentahydroxy-6-methyl-1,11-dioxo-1,4,4a,5,5a,6,11,12a-octahydrotetracene-2-carboxamid
Struktur-Wirkungs-Beziehungen der Tetracyclin-Derivate (siehe auch Doxycyclin): - bakteriostatisch, Blockierung der Andockung der Aminoacyl-t-RNA an der 30S-Untereinheit der bakt. Ribosomen.
- Die einzelnen Tetracycline unterscheiden sich durch die Substituenten an C(5), C(6) und C(7),
während die übrige essenzielle Struktur unverändert bleibt
- Substituenten an C(1)-(3) und C(10)-(12) sind an der Bindung der Tetracycline an das Ribosom
beteiligt. Veränderungen dieser funktionellen Gruppen führt in der Regel zu einer deutlichen
Wirkungsabschwächung.
- Wirkstoffe ohne Dimethylamino-Funktion an C(4) sind in vivo unwirksam
- Einführung kleiner Substituenten an C(5) oder C(6) verändert die Pharmakokinetik und wirkt sich
kaum auf die Pharmakodynamik aus. Raumfüllende Gruppen an C(6) führen zum Rückgang der
Aktivität gegen gramnegative Erreger.
- Elektronenziehende Substituenten an C(7) erhöhen die antibakterielle Aktivität
Biotransformation: Tetracyclin wird zum größten Teil unverändert über den Darm oder im Harn eliminiert.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 260
Seite 260
zu Tetracyclin:
Nasschemische Analytik wie Doxycyclin:
werden etwa 2 mg Substanz mit 5 ml Schwefelsäure R versetzt, entwickelt sich eine gelbe Färbung
konz. H2SO4: violett
konz. HNO3: schwach gelb
3N-NaOH: gelb
Marquis-Reaktion: gelb mit rotbraunen Punkten
Mandelin-Reaktion: braun
Froehde-Reaktion: schwach gelb
tert. Amin: Dragendorff
phenol. OH-Gruppe mit FeCl3
Gehalt: Gehaltsbestimmung mittels HPLC
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 261
Seite 261
143. Arzneistoff: Theobromin
Indikation:
pectanginöse Beschwerden
als Adjuvans bei Herzglycosidtherapie
schwach diuretisch und muskelrelaxierend, nicht zentral erregend
(Blockade von Adenosin-Rezeptoren)
Chemische Struktur:
Purin/Xanthin-Derivat, Imidazol-Derivat ( geringe Basizität)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
weniger lipophil als Coffein, weniger ZNS-Wirkung
zunächst Blockade von Adenosin-Rezeptoren, in höherer Dosierung Hemmung der PDE
Eigenschaften:
Schlecht wasserlöslich: 1T in 3000T Wasser ( schlechter als Coffein & Theophyllin)
hoher Schmelzpunkt (>350°C), da Bildung gößerer Aggregate durch intermolekulare H-Brücken-Bildung, „Selbstkomplexierung“
( höher als Coffein & Theophyllin)
schwach basisch (pKA1 < 1) und schwach saure Eigenschaften (pKA2 = 10,0)
Biotransformation:
- Demethylierung und Oxidation (durch Xanthinoxidase), renale Ausscheidung, z.T. als Harnsäure-Derivate:
Harnsäure
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 262
Seite 262
Nasschemische Analytik:
Murexid-Reaktion: oxidativ-hydrolytischer Abbau zu Pyrimidin-Derivat & Kondensation zur Purpursäure als Ammonniumsalz: intensiv rot
(unspezifisch! Färbung auch durch andere Xanthin-Derivate!) s. Theophyllin.
Im Gegensatz zu Theophyllin reagiert Theobromin in ammoniakalischer Lösung bei RT nicht mit Silbernitrat. Erst beim Erhitzen fällt das Silbersalz in
körnig kristalliner Form aus
Bei Einwirkung von Halogenen (Br, Cl) in saurer Lösung und anschließender Zugabe von Fe(II)-Sulfat und Ammoniak Blaufärbung (wie Coffein &
Theophyllin!)
Gehalt:
Acidität reicht nicht zu einer direkten Titration in wässriger Lösung aus. Auf Zugabe von Silbernitrat fällt jedoch das Silbersalz des Theobromins aus,
freiwerdende Protonen können gegen Phenolphthalein neutralisiert werden:
C7H8N4O2 + Ag+ <–> Ag[C7H7N4O2] + H
+
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 263
Seite 263
144. Arzneistoff: Theophyllin
Indikation: Broncholytikum, Antiasthmatikum
Obstruktive Atemwegserkankungen, inclusive Status asthmaticus
Chemische Struktur: 1,2,3,6-Tetrahydro-1,3-demethyl-7H-purin-2,6-dion; 1,3-Dimethylxanthin
Eigenschaften:
• weißes, geruchloses, kristallines Pulver; in kristalliner Form stabil
• löslich in 150 Teilen Wasser, 120 T Ethanol, 200 T Chloroform, 3000 T Diethylether
• Bei hoher Luftfeuchtigkeit als Monohydrat vorliegend, schlecht wasserlölich, in saurer Lösung stabiler als in alkalischer; in wässriger alkalischer
Lösung => hydrolytische Spaltung zu Theophyllidin
• Hat sowohl schwach basische als auch schwach saure Eigenschaften pKs = 0,3; pKs = 8,6 (Deprotonierung von N7)
• sublimiert bei 250-370°C
• Dimerisierung in fester und in gelöster Form anzunehmen. => schlechtere Wasserlöslichkeit u. höherer Schmelzpunkt gegenüber Coffein
• Schlecht wasserlöslich => deswegen Salz aus 2 Mol Theophyllin und 1 Mol Diaminoethan =>Handelspräparat Euphyllin
• Schmale therapeutische Breite
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
freie, aber weniger aktive NH-Gruppe => nur schwache intermolekulare Wasserstoff-Brücken.
Einführungen polarer Substanzen an Position 7 => besser wasserlöslich, schlechter herzwirksam
Biotransformation:
BV = 100 %; Nahrungsaufnahme vermindert die Resorptionsrate
In großem Umfang in der Leber biotransformiert, ein Teil der Metaboliten trägt zur Wirkung bei (3-Methylxanthin, 1,3-Dimethylharnsäure, 1-
Methylharnsäure), 7 - 13 % unverändert renal ausgeschieden
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 264
Seite 264
zu Theophyllin:
Nasschemische Analytik:
• Murexid-Reaktion: wenig spezifisch, auch bei niedrig substituierten verwandten Heterocyclen wie Barbitursäuren und Uracilen positiv;
oxidativ-hydrolytischer Abbau der Xanthin-Derivate zu Pyrimidin-Derivaten, von denen zwei über eine Amino-Gruppe miteinander zur Purpursäure
kondensieren. Die Purpursäure ist am besten als Ammonium-Salz nachzuweisen aufgrund ihrer intensiv roten Farbe (Harnsäure mit Salpetersäure
eindampfen, entstandenen Rückstand mit Ammoniak befeuchten => intensive Rotfärbung)
• Theophyllidin-Reaktion: Theophyllin mit wässriger Alkalilauge erhitzen, diazotierte Sulfanilsäure zugeben => rotviolette Azo-Verbindung (Coffein,
Theobomin reagieren nicht)
• JAP: Fällung aus wässriger Lösung mit Tannin => NS löst sich im Überschuss des Reagenzes wieder auf. Mit Kupfer (II)-sulfat/Pyridin entsteht eine
Grünfärbung, die sich mit Chloroform extrahieren lässt.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 265
Seite 265
zu Theophyllin:
Gehalt:
• Lösen der Substanz in heißem Wasser, Zusatz überschüssiger Silbernitrat-Lösung (0,1 mol/l) (=> schwerlösliches Silbersalz des Theophyllins) und
Titration der freigesetzten Protonen mit Natronlauge (0,1 mol/l). Indikator: Bromthymolblau
• wasserfreie Titration in Demethylformamid mit 0,1N-Natronlauge gegen Thymolphthalein
• 300 mg Substanz in 3 - 5 ml Ameisensäure lösen und 50 ml Acetanhydrid zufügen. Nach Zusatz von 2 - 3 Tropfen Sudan (IV)-Lösung mit
Trifluormethansulfonsäure bis zum Umschlag nach grau-violett titrieren
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 266
Seite 266
145. Arzneistoff: Thiaminchlorid-hydrochlorid (Vitamin B1)
Indikation:
Therapie klinischer Vitamin B1-Mangelzustände (z.B. Beri-Beri), wenn diese nicht durch Ernährung behoben werden können
(Schwangerschaft, Alkoholiker, einseitige Kohlenhydraternährung)
Chemische Struktur:
3-[(4-Amino-2-methyl-5-pyrimidinyl)methyl]-5-(2-hydroxyethyl)-4-mehtylthioazoliumchlorid-hydrochlorid
2 Heterocyclen: ein Pyrimidinring und ein Thiazol-Ring, verknüpft über eine Methylengruppe
quartäre Ammoniumverbindung
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Vitamin B1 ist ein essentieller Wirkstoff. Es wird durch einen aktiven Transport bei niedrigen Dosen (< 1mg) nahezu vollständig resorbiert. Thiamin wird im
Organismus phosphoryliert und geht in die wirsame Form, das Thiamindiphosphat (TDP) über. TDP ist das Coenzyme der 2-Oxosäuren-Dehydrogenase-
Komplexe. Diese wandeln 2-Ketosäuren in Acyl-Coenzym-A-Verbindungen um -> Bedeutung für Kohlenhydratstoffwechsel.
Außerdem ist es an der Transketolase-Reaktion beteiligt, bei der es Glykolaldehyd auf einen C5-Zucker (z.B. Ribose oder Erythrose) überträgt.
Thiamin ist damit maßgeblich an der Erregunsleitung und Stoffwechsel verschiedener Neurotransmittern beteiligt
Biotransformation:
Die Hauptausscheidungsprodukte sind Thiamincarbonsäure, Pyramin, Thiamin und eine Reihe bisher nicht identifizierter Metaboliten
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 267
Seite 267
zu Thiaminchlorid-hydrochlorid
Nasschemische Analytik:
- Löslichkeit: löst sich in einem Teil Wasser, wenig löslich in Ethanol, praktisch unlöslich in Aceton
- Im neutralen Bereich färbt sich die wässrige Lösung gelb
- Es landet in Fraktion B IV des Stas-Otto-Trennungsgangs (stark polar, nicht ausschüttelbar)
- Thiochrom-Reaktion (s.u.): bei pH 11 entsteht ein gelbes Produkt, das in Gegenwart von Oxidationsmitteln (Kaliumhexacynaoferrat(III)) leicht in Thiochrom
übergeht. Thiochrom zeigt eine hellblaue Fluoreszenz und lässt sich in 1-Butanol ausschütteln. Auf Zugabe von Mineralsäuren verschwindet die Fluoreszenz.
- UV: neutrale, wässrige Lösung: Absorptionsmaxima bei 232 nm und 266 nm
saure und basische Lösungen: jeweils nur ein Maximum
- Diazo-Kupplungsreaktion für primäre aromatische Amine mit NaNO2/HCl und -Naphthol oder Bratton-Marshall-Reagenz.
- Iod-Azid-Reaktion: positiv (Schwefel mit Ox.-Zahl -2)
- Schwefelnachweis Ox.-Stufe -2: Erwärmen mit NaOH, anschl. Zugabe von etwas Blei(II)-acetatlösung: Braun- bis Schwarzfärbung.
- primärere Alkohol mit K2Cr2O7
Gehalt:
wasserfreie Titration der Anionen im Ameisensäure-Essigsäure-Gemisch mit Perchlorsäure (0,1 mol/l)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 268
Seite 268
146. Arzneistoff: Tilidin (hier die 1S, 2R-Form)
Indikation:
Opioid-Analgetikum (deutliche Strukturverwandschaft mit Pethidin); gemischter Agonist-Antagonist.
Es unterscheidet sich pharmakologisch von Morphin durch Fehlen einer antitussiven Wirkung. Atemdepression, Toleranz und
Abhängigkeit bestehen weiterhin.
Die eigentliche Wirksubstanz Nortilidin entsteht durch oxidative Entmethyleriung am Stickstoff.
Im Handel erhältlich sind fixe Kombinationen mit Naloxon (Verhinderung des Missbrauchs) zur oralen Einnahme.
Chemische Struktur:
(+/-)-Ethyl-trans-2-dimethylamino-1-phenyl-3-cyclohexen-1-carboxlylat, ist strukturell verwandt mit Pethidin.
Die 1S, 2R-Form ist wesentlich mehr wirksam als das Enantiomer mit 1R, 2S-Konfiguration.
Die cis-Formen 1S, 2S und 1R, 2R sind ebenfalls nur wenig wirksam.
Wird die Doppelbindung hydriert, ist die analgetische Wirkung ganz verschwunden.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Tilidin hat die Struktur des (+/-) -Ethyl-trans-2-dimethylamino-1-phenyl-3-cyclohexen-1-carboxylats. „trans“ bezieht sich auf die nachbarständigen
Substituenten am 1-Phenyl-cyclohexen, also auf die Dimethylamino- und die Ethylcarboxylatgruppe.
Dir trans-Verbindung ist in ihrer analgetischen Wirkung doppelt so aktiv wie die cis-Verbindung.
(+)-trans-Tilidin besitzt die absolute Konfiguration 1S,2R. In (-)-trans-Tilidin liegt die 1R,2S-konfiguration vor. Durch Hydrierung der Doppelbindung wird
die analgetische Potenz aufgehoben. Die psycho-stimulierende Wirkungskomponente kann durch die Amphetamin-Partialstruktur erklärt werden. Tilidin ist ein
Prodrug, das durch N-Demethylierung zu Nor-Tilidin in die aktive Form übergeht.
Biotransformation:
Tilidin zeigt einen deutlichen First-pass-effect und wird in der Leber zu Nortilidin, der eigentlichen Wirksubstanz und Bis-Nortilidin metabolisiert und
glucuronidiert.
Bioverfügbarkeit: >90 %
t1/2: 6 h
Tilidin
H
O
ON
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 269
Seite 269
zu Tilidin:
Nasschemische Analytik:
Aussehen: Das Hydrochlorid ist ein weißes, kristallines Pulver
Stas-Otto: Fraktion III
Löslichkeit:
Tilidinhydrochlorid ist löslich in Ethanol: 1 + 5, Ether: 1 + >1000; Dichlormethan: 1 + 4
Nachweise:
Hydroxamsäure-Reaktion: Rotviolett (Ester)
Vitali-Morin-Reaktion: Rot
Dragendorff-Reaktion
Baeyer´sche Probe mit KMnO4 auf olefinische Doppelbindungen
Gehalt: (Tilidinhydrochlorid-Hemihydrat)
0,250 g Substanz, in einer Mischung von 10 ml wasserfreier Essigsäure und 80 ml Acetanhydrid gelöst, werden mit Perchlorsäure (0,1 mol/l) titriert. Der
Endpunkt wird mit Hilfe der Potentiometrie bestimmt.
1 ml Perchlorsäure (0,1 mol/l) entspricht 30,99 mg C17H24ClNO2
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 270
Seite 270
147. Arzneistoff: Tocopherolacetat (Vitamin E)
Indikation:
Teilweise auch als Prophylaktikum bei Erkrankungen, bei denen
Oxidativer Stress ursächlich ist (Arteriosklresoe, Herz- und
Rheumaerkrankungen);
(als Antioxidanz; übt im Organismus einen unspezifischen Oxidationsschutz
auf Hormone, Vitamine und Antioxidantien aus).
Chemische Struktur:
5,7,8 – Trimethyltocolacetat
natürliches Vorkommen von α-Tocopherol als RRR-α-Tocopherol (2R, 4’R, 8’R)
totalsynthetisches α-Tocopherol als all-rac-α-Tocopherol
Hydrochinonderivat, mit Phytol kondensiert (Diterpen)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
α-Tocopherolacetat ist wesentlich oxidationsstabiler als das freie α-Tocopherol.
Das RRR-α-Tocopherol ist das am stärksten wirksame α-Tocopherol.
Für die Wirksamkeit ist v.a. die R-Konfiguration an C2 (Stereozentrum im Sechsring) wichtig.
Fehlt eine der Methylgruppen nimmt die biologische Aktivität in der Reihenfolge β-Tocopherol (5,8-Dimethyltocol),
γ-Tocopherol (7,8-Dimethyltocol), δ-Tocopherol (8-Methyltocol) bzgl α-Tocopherol ab.
Wirkung durch mögliche Oxidation zu von Tocopherol zu Tocopheryl-p-chinon (lipidlösliches Antioxidationsmittel):
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 271
Seite 271
zu Tocopherolacetat:
Biotransformation:
Hydrolytische Spaltung vor oder bei der Absorption aus den oberen Darmabschnitten, nur freies Tocopherol wird resorbiert.
α-Tocopherol wird durch Beteiligung von α-Tocopherol-Transferproteine (α-TTP) in die Zellen und in die Zellmembran transportiert.
Metabolismus hepatisch, Mechanismus noch nicht vollständig geklärt.
Nasschemische Analytik:
- Emmerie-Engel-Reaktion: Tocopherol reduziet dreiwertiges Eisen zu Fe2+
, welches mit Phenanthrolin einen orangenen Komplex bildet.
- Phenolische OH-Gruppe mit FeCl3.
Gehalt:
GC;
(alternativ mit Ce4+
gegen Diphenylamin titrieren – zuvor muss aber sauer verseift werden)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 272
Seite 272
Synthese von Tocopherolacetat (nach Kommentar EuAB 7):
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 273
Seite 273
148. Arzneistoff: Tramadol-HCl
Indikation:
Als zentral wirksames Analgetikum, schwach wirksames Opioid
Auch antitussiv
In angemessener Dosierung keine Atemdepression und keine
Obstipation wie bei Morphin
Chemische Struktur:
Cyclohexan-Derivat, der tertiäre N ist nicht, wie z.B. beim Pethidin, in
den Piperidin-Ring inkorporiert, sondern in der Seitenkette.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Der Abstand vom quartären C zur tertiären Aminogruppe ist durch 2 C-Atome festgelegt, wie bei Morphin
Verwandtschaft zur Pethidin-Reihe
Es besitzt 2 Chiralitätszentren, im Handel ist das (Z)-Racemat (cis-Racemat)
Biotransformation:
Oxidative Desalkylierung
Konjugation mit Glucuronsäure oder Schwefelsäure
Nasschemische Analytik:
weißes,kristallines Pulver
Leicht löslich in Methanol, Schwefelsäure und Wasser, nach Zugabe von NaOH Trübung durch ausfallende Base
Schwer löslich in Aceton
H2SO4: Meerblau
HNO3: leicht gelb
Froehde: keine Färbung
Mandelin: blau-grün
tert. Amin: Dragendorff
Phenolether: Nach sauerer Hydrolyse Nachweis mit FeCl3 oder Gibbs Reagenz.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 274
Seite 274
Gehalt:
0,180 g Substanz, in 25 ml wasserfreier Essigsäure R gelöst und mit 10 ml Acetanhydrid R versetzt, werden mit Perchlorsäure (0,1 mol / l) titriert. Der
Endpunkt wird mit Hilfe der Potentiometrie bestimmt
1 ml Perchlorsäure (0,1 mol / l) entspricht 29,98 mg C16H26ClNO2
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 275
Seite 275
149. Arzneistoff: Triamcinolonacetonid
Indikation:
- lokal: Zur Behandlung entzündlicher, allergischer und pruriginöser Dermatosen; Gelenksentzündungen bei
rheumatischen und degenerativen Erkrankungen u.a.
- systemisch: Heufieber, Allergien, Asthma bronchiale, verschiedene Hauterkrankungen, z.B. Kontaktdermatitis
Chemische Struktur:
Partialsynthetisches Abwandlungsprodukt von Hydrocortison bzw. Prednisolon
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Fluorsubstitution in 9α-Position und Hydroxygruppe in 16α-Position stärker antiinflammatorisch, mineralokortikoide Wirkung praktisch weg
Das 16α- 17α- Ketal mit Aceton ist deutlich lipophiler als das Triamcinolon, hat daher etwa die selbe systemische Wirkung aber eine etwa 10 mal stärkere auf
der Haut.
In geschädigter Haut werden auf Grund der gestörten Barrierefunktion höhere Konzentrationen erreicht.
Biotransformation:
Metabolisierung hauptsächlich in der Leber: Hydroxylierung an 6β und Oxidation zur Säure an C21. Die Hydrolyse zu Triamcinolon spielt nur eine geringe
Rolle. Die Ausscheidung der Metabolite erfolgt mit dem Fäces.
Nasschemische Analytik:
Weiße, fast geruchslose Kristalle, Schmelzbereich hängt von Bestimmungsmethode ab, etwa 290°C
Max im UV-Spektrum bei 243 nm
Praktisch unlöslich in Wasser, wenig löslich in Ethanol, 2-Propanol, Aceton und Chloroform, löslich in Dimethylformamid
Als α-Ketal reduziert es Fehlingsche Lösung!
Ring A-Analytik: Umberger-Reaktion mit Isoniazid (s. Prednicarbat)
Ring C-Analytik: Verfärbung mit H2SO4 durch Elimination von Wasser.
TTC-Reaktion positiv (s. Prednicarbat)
Beim Verbrennen nach Schöninger entsteht Fluorid, das nachgewiesen werden kann.
Fehling-Probe positiv, Hydroxymethylketon wird leicht zur 2-Oxocarbonsäure oxidiert.
Gehalt:
UV-Messung ausreichend (Reinheit durch HPLC kontrollieren)
Triamcinolonacetonid
HOO
OH
O
F
OO
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 276
Seite 276
zu Triamcinolonacetonid
Synthese:
Ausgangsstoff: Cortisol-21-Acetat, Ketalschutzgruppen mit
Ethylenglykol, Delta-1-DB im Ring A entweder durch Selendioxid oder
mikrobiologisch eingeführt.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 277
Seite 277
150. Arzneistoff: Triamteren
Indikation:
K+-sparendes Diuretikum
kardiale, renale, hepatische Ödeme bei erwünscht verminderter K+-Ausscheidung
Kombi mit Diuretika, die die K+-Exkretion fördern (v.a. mit Thiaziddiuretika)
BP ↓, Herz entlasten, H2O-Ausscheidung ↑
Chemische Struktur:
Pteridintriamin, in Pos. 6 mit Phenylring substituiert
enthält 3 Amidin-Partialstrukturen 2,4,7-Triamino-6-phenylpteridin
strukturell mit Folsäure verwandt (wie auch Lamotrigin, Trimethoprim und Pyrimethamin)
Eigenschaften
Aussehen: gelbes, kristallines Pulver, geruchlos
Löslichkeit: in H2O, CHCl3 und EtOH sehr schwer löslich, praktisch unlöslich in Ether,
löslich in Dichlormethan (und in Säuren)
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Blockade der Na+-Kanäle im distalem Tubulus und Sammelrohr (von luminal)
Hemmung der Na+-Rückresorption
K+-Sekretion ↓ (um Ladungsbilanz aufrechtzuerhalten)
Biotransformation:
schnelle Resorption im GIT (40 - 70 %)
BV ca. 52% wg First-Pass p-Hydroxytriamteren
rasche Bildung des aktiven Hydroxyschwefelsäure-Esters
4-10fache Plasmakonzentration des Triamterens
HWZ beider Substanzen: ca. 3 h
renale Ausscheidung überwiegend als Hydroxyschwefelsäure-Ester, kleiner Teil in Form der Muttersubstanz bzw. des Glucuronids
geringe biliäre Ausscheidung
Triamteren
N
N
N
NH2N NH2
NH2
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 278
Seite 278
zu Triamteren
Nasschemische Analytik:
vermutlich in Fraktion II des Stas-Otto-Trennungsgangs: schwache Base
intensive blaue Fluoreszenz bei 365 nm (in wasserfreier Ameisensäure)
primäres aromatisches Amin: Diazotierung und Umsetzung mit 2-Naphthol
evtl. Zincke-König-Spaltung
Gruppen-DC & Detektionsmöglichkeiten
o bei 254 nm & bei 366 nm
o Dragendorff-Reagenz: keine Angabe
o Mandelins-Reagenz: negativer Nachweis
o Vanillin/H2SO4: negativer Nachweis
o Ninhydrin: negativer Nachweis
o Gibbs (mit + ohne NH3) negativer Nachweis
o Marquis negativer Nachweis
(nasschem. Angaben aus Praktikumsskript SS07 Frankfurt)
Gehalt:
0,150 g Substanz in 5 ml wasserfreier Ameisensäure lösen; 100 ml wasserfreie Essigsäure zugeben
wasserfreie Titration mit 0,1 normaler HClO4 (Perchlorsäure)
Endpunktbestimmung mittels Potentiometrie
Erfassung des Triamterens als einwertige freie Base
(vorzugsweise Protonierung eines der N-Atome im Pyrimidin-Ring)
(1 ml 0,1 N-Perchlorsäure entspricht 25,33 mg C12H11N7)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 279
Seite 279
151. Arzneistoff: Trimethoprim
Indikation:
Harnwegsinfekte
Typhus abdominalis ( Mittel der 2. Wahl nach Fluorchinolonen)
Prophylaxe ( u. hochdosiert Therapie) v. Pneumocystis carinii-Infektionen bei AIDS-Patienten
Häufig in Kombination mit Sulfamethoxazol eingesetzt („Cotrimoxazol“)
(Quelle: Aktories, Förstermann, Hofmann, Starke: Pharmakologie und Toxikologie, 5. Auflage)
Chemische Struktur:
- 2,4-Diaminopyrimidin mit cyclischer Guanidin-Struktur, hat Affinität zur bakteriellen Dihydrofolat-Reduktase
(Quelle: Steinhilber…: Medizinische Chemie, Dt. Apotheker-Verl.) - Hydrophobe aromatische Teilstruktur
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
2,4-Diaminopyrimidin essenziell für Wirkung (ähnelt Dihydropteridin-Struktur der Dihydrofolsäure)
(Quelle: Steinhilber et al.: Medizinische Chemie, Dt. Apotheker-Verlag)
Bei physiologischem pH ist Trimethoprim zu ca 50 % zum amphiphilen Kation protoniert.
Biotransformation:
O-Demetylierung und Konjugation
C-Hydoxylierung der Benzylpyrimidin-Struktur
N-Oxidation am N-1 der Diaminopyrimidin-Struktur
(Quelle: Roth, Fenner: Arzneistoffe, Dt. Apotheker-Verl.
Nasschemische Analytik:
Schmelztemperatur: 199-203°C
Etwa 25 mg Substanz in 5 ml 0,005 g molarer Schwefelsäure lösen, dann mit 2 ml einer Lösung von Kaliumpermanganat R (16 g/l) in Natriumhydroxid
(0,1 mol/l) versetzen, nach dem Erhitzen der heißen Lösung 1 ml 0,5 molare Schwefelsäure zusetzen, mischen, dann nochmals 1 ml 0,5 molare
Schwefelsäure zusetzen und wieder erhitzen, nach dem Abkühlen Mischung filtrieren, das Filtrat mit 2 ml Dichlormethan versetzen und schütteln, →
die org. Phase zeigt im UV-Licht bei 365 nm eine grüne Fluoreszenz (oxidative Spaltung zum Gallussäuretrimethylether=3,4,5-Trimethoxybenzoesäre,
die grün fluoresziert)
(Quelle: EuAB 2005)
Sprühreagenz: Cromocresolblau
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 280
Seite 280
Gehalt:
Wasserfreie Titration des Hydrochlorids: 0,25 g Substanz in 50 ml wasserfreier Essigsäure R lösen und dann mit 0,1 molarer Perchlorsäure titrieren,
Endpunktbestimmung erfolgt potentiometrisch. Protoniert wird der Pyrimidin-Stickstoff 1, nicht der zwischen den NH2-Gruppen.
(Quelle: EuAB 2005)
Synthese:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 281
Seite 281
152. Arzneistoff: Venlafaxin-Hydrochlorid
Indikation:
- Depressive Erkrankungen, Angsterkrankungen.
- Tagesdosis (oral): 75 – 375 mg.
Chemische Struktur:
- IUPAC: 1-[2-dimethylamino-1- (4-methoxyphenyl)- ethyl]cyclohexan-1-ol.
- Strukturverwandtschaft zu Tramadol, Venlafaxin gehört jedoch nicht zu den Opioiden, sondern zu den SSNRI-Antidepressiva
Eigenschaften:
- Mr: 277, 4 g/mol.
- Löslichkeit: 1:1,8 in Wasser.
- Smp.: 215 – 217°C.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen: - Zählt zu den SSNRI (Selektive Serotonin- und Noradrenalin Reuptake Inhibitoren); es wirkt nicht anticholinerg und nicht sedierend.
- Ist als Racemat im Handel.
Biotransformation: - Aufgrund ausgeprägten first-pass-Effektes entsteht der Hauptmetabolit (aktiver Metabolit) O-Desmethyl-Venlafaxin (ODV). Die Muttersubstanz und ODV werden zu
90 % renal als Glucuronid ausgeschieden. Außerdem wird die Muttersubstanz auch zu N-Desmethyl-Venlafaxin metabolisiert.
- HWZ (Venlafaxin): 5 h.
- HWZ (ODV): 11 h.
- Metabolismus über: CYP2D6.
Nasschemische Analytik:
- Dragendorff-Reaktion (Nachweis tertiärer Amine): Gelborange- bis braunorangefarbener NS.
- Denigès-Reaktion (Nachweis tertiärer Alkohole): Erwärmen mit Hg(II)-sulfat-Lsg. ergibt Trübungen bis farbige NS. Primäre und sekundäre Alkohole
ergeben weiße Trübungen oder weiße NS.
- Nach sauerer Hydrolyse: Phenolnachweis mit FeCl3 oder Gibbs Reagenz
- Folin-Ciocalteu-Reagenz (Natriumwolframat, Natriummolybdat, Lithiumsulfat, Brom, Phosphorsäure und Salzsäure: Blaufärbung (Molybdänblau)
Gehalt: Potentiometrische Titration mit NaOH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 282
Seite 282
153. Arzneistoff: Verapamilhydrochlorid
Indikation:
supraventrikuläre Tachyarrhythmien, Vorhofflattern –u. flimmern
vasopspastische Angina (Prinzmetall-Angina)
(Quelle: Aktories, Förstermann, Hofmann, Starke: Pharmakologie und Toxikologie, 5. Auflage)
Chemische Struktur:
Phenylalkylamin, ein asymmetrisches C-Atom. Es wird das Racemat eingesetzt, obwohl das S-Enantiomer wirksamer als das R-Enantiomer ist.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Essenziell: Methoxygruppen (Gallopamil hat am linken Aromaten 3 Methoxygruppen)
CN-Gruppe ( → Wechselwirkung am Rezeptor)
Austauschbar: Isopropylgruppe gegen andere lipophile Reste austauschbar
(Quelle: Auterhoff, Höltje: Lehrbuch der Pharmazeutischen Chemie, 14. Auflage)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 283
Seite 283
Biotransformation von Verapamil:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 284
Seite 284
zu Verapamil HCl:
Nasschemische Analytik:
Marquis-Reagenz: wässrige Lösung von Verapamil-Hydrochlorid nach kurzer Zeit violett
Froehde-Reagenz: wässrige Lösung von Verapamil-Hydrochlorid grün, dann langsam rot,
Mandelins-Reagenz: wässrige Lösung von Verapamil-Hydrochlorid gelber Niederschlag in blauer Lösung
Chloridnachweis mit Silbernitrat
nach saurer Hydrolyse: Nachweis der phenolischen OH-Gruppen mit FeCl3 oder Gibbs Reagenz.
Nitrilgruppe: evtl. positive Baeyer´sche Probe mit KMnO4.
(Quelle: EuAB 2005)
Gehalt:
Alkalimetrische Bestimmung des Hydrochlorids in konzentrierter Ethanol Lösung unter Zusatz von 5 ml 0,01 M-Salzsäure mit 0,1 M Natriumhydroxid-Lösung
(potentiometrische Endpunktbestimmung)
(Quelle: EuAB 2005)
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 285
Seite 285
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 286
Seite 286
154. Arzneistoff: Xipamid
Indikation:
arterielle Hypertonie, Ödeme; Thiaziddiuretikum (vgl. Hydrochlorothiazid)
Chemische Struktur:
Salicylamid-Derivat, mit Cl und Sulfonamid-Substituenten.
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
essentielle Strukturmerkmale: freie Sulfonamid-Gruppe an C7
elektronegativer Substituent an C6, ortho zur Sulfonamid-Gruppe
Biotransformation:
Hydrochlorothiazide unterliegen keinem metabolischem Abbau und werden aktiv im proximalen Tubulusbereich sezerniert.
HWZ 6 – 8 h
Nasschemische Analytik:
Lasasaigne: Nachweis von N, S und Cl
Zwikker-Reaktion positiv (Sulfonamid: acide N-H-Bindungen)
Phenolische OH-Gruppe mit FeCl3 oder Gibbs Reagenz
Gehalt:
HPLC
Xipamid
NH
O
Cl
SH2N
OO
OH
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 287
Seite 287
155. Arzneistoff: Xylometazolinhydrochlorid
Indikation:
α-Sympathomimetikum, lokale Anwendung als Vasokonstriktor in der Nase und am Auge zur Abschwellung der Schleimhäute
Chemische Struktur:
2-(4-tert-Butyl-2,6-dimethylbenzyl)-2-imidazolin vgl. Clonidin-Struktur
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Die fehlenden OH-Gruppen im Aromat und die zusätzlichen Alkylsubstituenten erhöhen die Lipophilie.
Man erkennt die Phenylethylamin-Struktur, wobei die in anderen Phenylethylamin-Derivaten vorhandene OH-Gruppe durch eine Iminogruppe ersetzt ist, die
außerdem einen Ring mit der Aminogruppe zum Imidazolin bildet.
Chem. Eigenschaften:
- Schmp. 131 – 133°C (Base)
- Zersetzung des Hydrochlorids bei 317 – 324°C
- pKs 10,6
- UV-Maximum in 0,01 M HCl bei 265 nm
- 1 T löst sich in 35 T H2O, schlecht löslich in Chloroform
Biotransformation:
- bei intranasaler Anwendung: Wirkung innerhalb von 5 – 10 min, hält bis zu 12 h an
- bei normaler Dosierung sind resorbierte Mengen vernachlässigbar klein
- jedoch sind gelegentlich bei intranasaler Applikation und bei Applikation größerer Mengen am Auge (Resorption in Nase nach Passage des
Tränenkanals) systemische Effekte möglich
- Tieruntersuchungen: Substanz nach oraler Gabe nahezu vollständig resorbiert und schnell metabolisiert
- HWZ i.v. beim Hund: 1,85 h für unverändertes Xylometazolin
- Ausscheidung bei Ratte: ca. 80 % renal, ca. 5 % biliär
Xylometazolinhydrochlorid
N
HN
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 288
Seite 288
zu Xylometazolin-HCl
Nasschemische Analytik:
- Chloridnachweis mit AgNO3
- tert. Amin: Dragendorff
- Spezieller Nachweis mit Nitroprussid-Natrium: Die Substanz wird in Methanol gelöst. Nach Zugabe von Nitroprussid-Na und NaOH. Nach längerem
Stehenlassen und Zugabe von NaHCO3 bildet sich eine violette Färbung.
Gehalt:
In wasserfreiem Medium wird mit 0,1 M HClO4 in Gegenwart von Acetanhydrid das Chlorid-Anion bestimmt. Dabei entstehen vermutlich Acetylchlorid und
Acetat; letzteres wird im Zuge der Titration protoniert.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 289
Seite 289
156. Arzneistoff: Zolpidem
(Eingesetzt wird das Zolpidemtartrat)
Indikation:
Tranquillans und Hypnotikum, Wirkung ähnlich den Benzodiazepinen, soll aber nicht abhängig machen.
Chemische Struktur:
Bicyclisches Imidazopyridin-System (Azaindol)
auch auffassbar als Heteroarylessigsäureamid
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
Keine Benzodiazepinstruktur, binden aber auch an die
α-Untereinheit vom GABA A-Rezeptor
Biotransformation:
Zolpidem wird fast vollständig metabolisiert
Es gibt 3 Metabolite, die pharmakologisch
inaktiv sind
Die Elimination erfolgt über den Harn (56%)
und über den Stuhl (37%)
Der first-pass-Effekt beträgt 35 %
Es kommt zu Seitenkettenoxidationen und
Kernhydroxylierungen
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 290
Seite 290
zu Zolpidemtartrat:
Nasschemische Analytik:
(Schmelzpunkt: 196°C)
- Zincke-König-Spaltung von Pyridin-Derivaten fraglich, da der 6-Ring kein echtes Pyridinsystem ist, die Elektronen sind nicht über den eingebundenen
Stickstoff delokalisiert.
- evtl. positive Baeyer´sche Probe auf olefinische Doppelbindungen (je nachdem, wie stark die Doppelb. im Fünfring ins aromatische System eingebunden ist)
- Tartrat-Nachweis mit der Mohler-Pesez-Reaktion (EuAB):
Zugabe von KBr, Resorcin und H2SO4; 5-10 Min erwärmen => dunkelblaue Färbung. Nach Abkühlen, in Eiswasser schütten => rote Färbung
Mohler-Pesez-Reaktion:
Gehalt:
Titration:
0,3 g Substanz, in einer Mischung von 20 ml wasserfreier Essigsäure R und 20 ml Acetanhydrid R gelöst, werden mit Perchlorsäure (0,1 mol/l) titriert. Der
Endpunkt wird mit Hilfe der Potentiometrie bestimmt. Eine Blindtitration wird durchgeführt.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 291
Seite 291
Hilfsstoffe, die im Praktikum vorkommen können:
1 Aceton
2 Ethanol
3 Fructose
4 Glucose
5 Isopropanol
6 Lactose
7 Magnesiumstearat
8 Methanol
9 Saccharose
10 Stärke
11 Talkum
12 Ton, weißer
13 Vaseline
14 Wasser
15 Wollwachsalkoholsalbe (Eucerinum anhydricum)
16 Zinkoxid
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 292
Seite 292
Nachweise der Hilfsstoffe:
Die Lösungsmittel können anhand ihres Siedepunktes am Rotationsverdampfer sowie aufgrund ihres Geruchs nachgewiesen werden.
(Aceton: ca. 540 hPa, Methanol ca. 340 hPa, Isopropanol, ca. 140 hPa, Ethanol ca. 170 hPa, Wasser ca. 70 hPa)
Nachweisreaktionen:
Ethanol: Nachweisreaktion auf primäre Alkohole mit K2Cr2O7 positiv, außerdem Esterbildung mit Essigsäure / HCl.
Isopropanol, Ethanol und Aceton: Iodoformprobe positiv, bei Methanol nicht.
Fructose, Glucose, Lactose: Fehling-Probe positiv, Tollens-Reaktion (Silberspiegel mit ammoniakalischer AgNO3-Lösung) positiv
Saccharose und Stärke: Fehling-Probe erst nach sauerer Hydrolyse mit HCl zu Glucose positiv, Stärke: bildet mit I2 / KI-Lösung eine blaue
Einschlussverbindung. Anmerkung: Alle Mono- und Disaccharide riechen beim Verbrennen karamellartig, Stärke riecht nach angebranntem Brot.
Trennung der Zucker (incl. Lactulose und Isosorbiddinitrat) mit der Zucker-DC, Indikation mit ethanolischer Thymol-Lösung.
Voraussetzung für positive Fehling-Probe bei Zuckern: Das Carbonyl-C-Atom muss halbacetalisch gebunden sein:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 293
Seite 293
zu Fehling-Probe:
Die Carbonyl-C-Atome der Glucose und der Fructose sind als Vollacetale gebunden, daher ist zuerst die saure Hydrolyse in der Monosaccharide nötig:
Die eigentliche Fehling-Reaktion läuft bei Aldehyden und 2-Hydroxyaldehyden dann wie folgt ab:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 294
Seite 294
Magnesiumstearat: positiver Nachweis als Hydroxamsäure nach Umsetzung mit Thionylchlorid, außerdem Farblacke des Mg2+
mit Magneson (blau in stark
alkal. Lösung), Titangelb: hellroter Niederschlag nach Alkalischmachen mit NaOH auf der Tüpfelplatte.
Zinkoxid: Reines Zinkoxid färbt sich beim Erhitzen gelblich.
Nachweis als Rinmanns Grün: ZnO + 2 (Co(NO3)2 → ZnCo2O4 + 4 NO2 + ½ O2
Nachweis als Dithizon-Chelat: Roter, mit Dichlormethan ausschüttelbarer Komplex, nachdem das ZnO zuvor in konz. HNO3 gelöst wurde und
vorsichtig! mit NaOH alkalisch gemacht wurde.
Unterscheidung von Talkum, Mg-Stearat, weißem Ton und Zinkoxid voneinander:
Das wasserunlösliche Pulver wird in einem Reagenzglas in Wasser suspendiert und mit Diethylether überschichtet, dann kurz durchgeschüttelt
(unbedingt Vergleiche mit den Reinsubstanzen durchführen!). An dem Verteilungsverhalten zwischen der Ether- und der Wasserphase sowie an der
Phasengrenze erkennt man beim Vergleich mit dem Verhalten der Reinsubstanzen, um welches Pulver es sich handelt.
Unterscheidung von Vaseline und Wollwachsalkoholsalbe voneinander
1.) Gibt man die Salbengrundlage in einem Reagenzglas in eine verdünnte Iodlösung und schüttelt, färbt sich die Salbengrundlage pink-violett, wenn es
Vaseline ist. Wollwachsalkoholsalbe bleibt weitgehend farblos (Vergleich mit den Reinsubstanzen machen).
2.) Die Wollwachsalkoholsalbe gibt eine positive Liebermann-Burchard-Reaktion (Cholesterol), die Vaseline nicht.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 295
Seite 295
Liebermann-Burchard-Reaktion:
Nachweis von Molekülen mit folgender Partialstruktur (z.B. Cholesterol, Pravastatin):
Substanz in 2-3 ml Dichlormethan lösen
10 Tropfen Acetanhydrid zugeben
2-3 Tropfen konz. H2SO4 zugeben
Blaue bis grüne Färbungen
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 296
Seite 296
Vitali-Morin-Reaktion zum Nachweis nitrierbarer Aromaten oder auch zum Nachweis von CH-aciden Verbindungen:
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 297
Seite 297
Abschließende Bemerkungen:
Dieses Skript soll in erster Linie der theoretischen Vorbereitung dienen (Klausur, Staatsexamen). Die praktische Durchführung der Analysen und
Nachweisreaktionen sind im sogenannten Frankfurter Skript „Praktikumsskript zum Stas-Otto-Trennungsgang für das Praktikum Pharmazeutische Chemie III
8. Semester“ der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt / Main sehr gut dargestellt. Auch die Bücher von
Auterhoff, Kovar
Identifizierung von Arzneistoffen
sowie
Eger, Troschütz, Roth
Arzneistoffanalye
beide Bücher DAV Stuttgart
in der jeweils aktuellen Auflage sind für das Praktikum selbst unverzichtbar.
Die Reaktionsmechanismen können anhand des Assistentenvortrags „Nachweisreaktionen“ nachgeschlagen werden, ebenso Einzelheiten zum Stas-Otto-
Trennungsgang im Vortrag „Arzneistoffanalytik und Stas-Otto-Trennungsgang“. Ebenso unverzichtbar für die Nacharbeitung sind die Vorträge Eurer
Kommilitonen im zugehörigen Seminar „Arzneimittelanalytik, Drug-Monitoring, toxikologische und umweltrelevante Untersuchungen“.
Für die Theorie ebenfalls wichtig ist der
Steinhilber, Schubert-Zsilavecz, Roth
Medizinische Chemie, Targets und Arzneistoffe,
DAV Stuttgart
in der jeweils aktuellen Auflage.
Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie Seite 298
Seite 298
Literatur zu diesem Skript:
1.) Auterhoff, Kovar
Identifizierung von Arzneistoffen, 6. Auflage 1998
DAV Stuttgart
2.) Eger, Troschütz, Roth
Arzneistoffanalyse., 5. Auflage 2006
DAV Stuttgart
3.) Steinhilber, Schubert-Zsilavecz, Roth
Medizinische Chemie, Targets und Arzneistoffe, 1. Auflage 2005, 2. Auflage 2010
DAV Stuttgart
4.) Europäisches Arzneibuch 6 und 7 Kommentar (CD-Version, auf PC)
5.) Studentenvorträge der Pharmaziestudenten im 8. Fachsemester im
Seminar „Arzneimittelanalytik, Drug-Monitoring, toxikologische und umweltrelevante Untersuchungen“
Sommersemester 2009, 2010, 2011, 2012
6.) Vit. A Synthese: a.) Ohlhoff, G., Schulte-Elte, K.H., Müller, B.L., Helvetica Chimica Acta 1973, 56, 310.
b) Lexikoneintrag: Pseudojonon. In: Chemikalien-Lexikon. Stand: 6. Januar 2000
7.) Dieses Skript baut direkt auf dem bisherigen Skript zum Praktikum „Arzneimittelanalytik“ im 8. Fachsemester Pharmazie der Universität
Heidelberg auf, dieses wurde durchgesehen und korrigiert.
8.) Sämtliche Zeichnungen in diesem Skript wurden mit ChemBioDraw Ultra Version 11.0.1 angefertigt.
Dr. Peter Greulich,
IPMB, Abteilung Chemie
Im Neuenheimer Feld 364
Universität Heidelberg
Juli 2015