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Eiszeitlicher Reussgletscher zur Zeit des Schlieren-Stadiums(Situation vor 22'000 Jahren)
Relief-Ausstellung am Geographischen Institut
1 Reussgletscher – Fussabdruck eines Kaltzeitgiganten
Die zentrale Nordschweizwährend der letzten EiszeitDas Relief des eiszeitlichen Reussgletschers zeigt dieLandschaft zwischen der Zentralschweiz und demsüdlichen Schwarzwald vor rund 22'000 Jahren imSchlieren-Stadium (Jahreszeit: Sommer).
Diese Situation wurde mit Absicht ausgewählt, um anden Gletscherzungen die kürzlich eisfrei gewordenen,vegetationslosen von den bereits mit Tundra bedeck-ten Flächen zu unterscheiden. Vor allem die Südflan-ken der Höhenzüge waren mit Tundravegetation be-wachsen und boten der Tierwelt genügend Nahrung,während die Nordhänge erst schwache Anzeichenvon Vegetation aufwiesen.
Der Gletscherstand der Maximalvereisung (sog. LGM =Last Glacial Maximum, vor rund 24‘000 Jahren) istdeutlich an den äussersten Endmoränenbögen zu er-kennen. In den vegetationslosen Vorfeldgebieten zwi-schen den Endmoränen und den aktiven Gletscher-fronten bildeten sich vielerorts Gletscherseen. In die-sen schwammen auch im Sommer noch Reste derwinterlichen Eisdecke oder Eisberge vom kalbendenGletscher.
Eiszeitliche Landschaftsszenerie im Schweizer MittellandDer Reussgletscher teilte sich an den Höhenzügen in verschiedene Teilströmeauf, an deren Eisfronten sich moränengestaute Zungenbeckenseen bildeten.
Massstab: 1 : 50'000 | Grösse: 118 x 167 cmKünstler: Toni Mair (geb. 1940) | DauerleihgabeBaujahr: 2010 | Installation am GIUZ 2011
Die Schweiz zur letzten Eiszeit (Situation vor 24'000 Jahren) Deckungsgleicher Kartenausschnitt wie im Bild rechts.
Pilatus während der letzten Eiszeit (Schrägansicht gegen Osten)Im Vordergrund sind der Eisstrang des Aare/Brüniggletschers, mehrere Eis-randstauseen und im Mittelgrund der lokale Eigentalgletscher zu erkennen.
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Relief-Ausstellung am Geographischen Institut
1 Reussgletscher – Fussabdruck eines Kaltzeitgiganten
Schrägansicht des Reussgletscher-Reliefs mit Blick auf das AaretalIm Gebiet der eiszeitlichen Endlagen haben die Zungen des Reussgletschersausgedehnte und mächtige Aufschotterungen hinterlassen.
Schrägansicht des Reussgletscher-Reliefs mit Legende zum eiszeitlichen FormenschatzDer kleine Ausschnitt (oben rechts) zeigt das Zungenbecken bei Mellingen zur Zeit des Schlieren-Stadiums (lokal: Stetten-Stadium).
Die Eismassen stauten an den Ausgängen der Seiten-täler die abfliessenden Schmelzwässer der Lokalglet-scher, wie zum Beispiel den Hürisee im Ägerital. In die-sem gegenüber der Maximalvereisung leicht zurück-gestaffelten Stadium waren immer noch Transfluen-zen möglich. So floss der Linthgletscher über denMilchbuck (Standort der Universität Zürich Irchel) insbenachbarte Glatttal und der Reussgletscher beimHallwylersee ins Wynental. Die Mittelmoränen lassenerkennen, dass die Haupteisströme von Gletschernaus verschiedenen Seitentälern Zustrom erhielten.
Das Napfgebiet war weitgehend eisfrei, lediglich klei-nere lokale Eismassen bedeckten die höheren Regio-nen an den Nordflanken. Deutlich sind wegen der Ve-getationsarmut und fehlender Bodenbildung auch dieGesteine der abgebildeten Landschaft zu erkennen:Die hellen Kalke des Alpennordrandes und des Jura,
Heutige Gletscherlandschaft in IslandSchotterfeld (Sander), Endmoränenbogen und aktueller Gletscherstand.
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die bunte Nagelfluh der subalpinen Molasse und der rötli-che Schwarzwaldgranit. Der Kanton Aargau erweist sich we-gen der ausgedehnten, durch die weit verzweigtenSchmelzwasserbäche aufgeschütteten Schotterfelder heuteals die kiesreichste Region der Schweiz.
Klimakurve der letzten grossen Kaltzeit (sog. «Würm-Eiszeit»)Das Relief veranschaulicht die Klimaentwicklung und die Zeitposition des«Schlieren-Stadiums» vor rund 22'000 Jahren, als die Eiszeitgletscher etappen-weise wieder ins Alpeninnere zurückschwanden, kurzzeitig aber wiedervorstiessen und stadiale Komplexe bildeten.
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