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VON LUISA DEGENHARDT Stalker machen ihren Opfern das Leben zur Hölle. Zahlreichen Anzeigen stehen kaum Verurteilungen gegen- über, weil das Gesetz nicht greift. Doch nun kommt Bewegung in die Debatte um eine Änderung des „Stal- king-Paragrafen“. NÜRNBERG — In einer September- nacht stand er auf Lenas (Namen geän- dert) Balkon. Sie sah ihn nicht und öff- nete die Tür. Er drängte sich an ihr vorbei in ihre Wohnung. Lena schrie, er sagte, er wolle nur zwei Jeanshosen holen. Sie rief die Polizei, er klaute ihren Wohnungsschüssel. Nils ist Le- nas ehemaliger Freund und jetziger Stalker. Seit Monaten macht er ihr das Leben zur Hölle: Er klingelt Sturm, rüttelt an ihrer Wohnungstür — das Schloss hat sie austauschen lassen —, verfolgt die Nürnbergerin auf Schritt und Tritt. Er nistete sich bei einer Nachbarin ein, war rund um die Uhr im Haus. „Ich habe ihm sein Nest geraubt, das passt ihm nicht“, sagt die 32-Jährige. Nils hat ein halbes Jahr bei ihr gewohnt. Auch Mary Scherpe hatte einen Stal- ker. Er verfolgte die Berlinerin zwei Jahre lang, dann startete sie eine Onli- ne-Petition auf change.org. Ihr Ziel: eine Änderung des Stalking-Paragra- fen 238 vom Erfolgs- zum Eignungsde- likt. Das heißt, dass das Verhalten des Stalkers bereits bestraft werden kann, auch wenn das Stalking noch nicht zu einer in den Augen des Opfers massiven Beeinträchtigung des Lebens geführt hat. Bisher haben mehr als 81 000 Menschen diese Petiti- on unterschrieben. Erst seit 2007 strafbar Scherpe hat die bis dahin gesammel- ten Unterschriften im Dezember Bun- desjustizminister Heiko Maas überge- ben. Der Politik ist bewusst, dass das Thema drängt. Im Koalitionsvertrag ist vereinbart, die tatbestandlichen Hürden für eine Verurteilung im Inter- esse der Opfer zu senken. „Ein Gesetz, das sich in der Praxis nicht bewährt, macht keinen Sinn“, sagte Maas beim Treffen mit Scherpe. Erst seit 2007 ist Stalking strafbar, damals wurde der Paragraf „Nachstellung“ ins Strafge- setzbuch aufgenommen. Vorausset- zung für eine Verurteilung ist, dass durch das Stalking „seine (des Opfers, die Redaktion) Lebensgestaltung schwerwiegend beeinträchtigt“ wird, wie es im Gesetzestext heißt. Zu schwerwiegenden Beeinträchti- gungen zählen beispielsweise der Wechsel des Wohnortes oder des Arbeitsplatzes. Lena hält nichts von einem Umzug, denn in einem neuen Umfeld hätte sie noch mehr Angst. Trotzdem sagt sie: „Ich habe ein einge- schränktes Leben. Die Wunde ist im Kopf.“ Wenn sie tagsüber vor die Haustür geht — nachts traut sie sich nicht raus —, sieht sie sich ständig um. Lena ist sich sicher, dass Nils ins Gefängnis kommen wird, er ist bereits vorbestraft. Das Gericht hat eine einst- weilige Anordnung gegen ihn erlas- sen. Er darf ihr nicht näher als 100 Meter kommen, sie weder anrufen noch ansprechen. Er verstößt ständig dagegen. Allein dafür könnte er hinter Gitter kommen. Polizei kann nichts machen Etwa zehnmal hat sie seit Ende Sep- tember die Polizei gerufen. Die Beam- ten können den Stalker aber nicht mit- nehmen. „Solange nichts passiert ist, kann die Polizei nichts machen. Sonst wäre einem Missbrauch Tür und Tor geöffnet“, sagt der Nürnberger Rechts- anwalt Jörg Zitzmann. Manchmal sieht Lena ihren Ex-Freund lachen, wenn er an ihrer Wohnung vorbei- läuft. „Es macht ihm Spaß, mich zu verfolgen“, sagt sie. Wolf Ortiz-Müller weiß, was in Stal- kern vorgeht. Der Psychologe leitet die Beratungsstelle „Stop Stalking“ in Berlin, die Opfern und Tätern zu helfen versucht. Im vergangenen Jahr haben sich 130 Stalker aus dem Bun- desgebiet gemeldet. „Manche davon sind sadistisch. Sie lieben es, ein Machtgefühl über ihr Opfer zu haben“, sagt der Experte. In den meis- ten Fällen seien es Verlassene, die ihren früheren Partnern nachstellten. „Stalker sind leicht zu kränken, haben oft ein geringes Selbstwertge- fühl und -bewusstsein“, meint Ortiz- Müller. Manche versuchten über die Nachstellungen, ihren Ex-Partner zurückzugewinnen, andere wollten diesem nur schaden. Mary Scherpe brachte mit ihrer Peti- tion Bewegung in die Debatte um die Modifizierung des Stalking-Gesetzes. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Änderung kommt“, sagt Anne Katharina Zimmermann von der Pres- sestelle des Bundesjustizministeri- ums. Womöglich schon 2015. Wie genau die Neuerung aussehen soll, ste- he noch nicht fest. Doch es wird leich- ter werden, Stalker strafrechtlich zu verfolgen. Ortiz-Müller sieht das Bundesjustiz- ministerium in der Pflicht. Er fordert die Einrichtung einer bundesweiten Helpline für Betroffene. „Daraus wäre mehr gewonnen als durch Straf- verfolgung.“ Zielgenaue Strafverfol- gung müsse von Hilfsangeboten für Opfer wie für Täter flankiert werden. Mit allen Mitteln will Lena versu- chen, die Chancen zu erhöhen, dass Nils ins Gefängnis kommt. Sie notiert jede Beleidigung, jedes Auftauchen ihres Ex-Freundes. Außerdem will sie bald zu einem Psychologen gehen, der ihr bestätigt, dass das Gefühl, ständig verfolgt zu werden, seelische Wunden bei ihr hinterlassen hat. Nachts träumt sie oft von Fenstern, vor denen er steht und versucht hereinzukom- men. Auf dem Balkon war sie seit Ende September nicht mehr ohne Begleitung. BERLIN — Der Berliner Zoo hat einen neuen Star. Zahlreiche Besucher haben am Wochenende die erste Gelegenheit genutzt, Orang-Utan-Baby Rieke bei der Mittagsfütterung im Zoologischen Garten live zu sehen. „Es war wahn- sinnig voll, und mancher Besucher hat wohl gar nichts sehen können vor der kleinen Scheibe“, sagte Zoospreche- rin Christiane Reiss. Wie von nun an jeden Mittag bekam Rieke hinter der Glasscheibe der Futterküche des Affenhauses ihr Milchfläschchen, wur- de gewickelt und gewogen. Das Affen- mädchen wird mit Ersatzmilch aus der Fla- sche großgezogen, weil ihre Mutter Djasinga sie nach der Geburt im Janu- ar nicht annahm. Bald in England Rieke wiegt inzwi- schen 2290 Gramm bei etwa 40 Zentimetern Grö- ße. Dem Berliner Zoo bleibt das kleine Affenba- by allerdings nicht sehr lange erhalten. Dem- nächst soll es in ein Wai- senhaus für Tiere in Großbritannien umzie- hen. Das „Ape Rescue Center Monkey World“ an der Südküste Eng- lands hat sich auf ver- waiste Affen speziali- siert. dpa Das bayerische Landeskriminal- amt registrierte 2013 im Freistaat 1609 Fälle von Nachstellung, im Jahr vorher waren es 1801. Auffällig gering ist dagegen die Anzahl von Verhandlungen und Verurteilungen, die das bayerische Justizministeri- um auflistet: 2013 kam es zu 38 Pro- zessen, dabei wurden 25 Angeklagte verurteilt. 2012 standen 70 Täter vor Gericht, davon wurden 45 schuldig gesprochen. Die Strafverfolgungssta- tistik enthält allerdings nicht die Zahl derer, die wegen einer schwere- ren Straftat wie etwa Mord belangt wurden. In ganz Deutschland kamen 2011 auf etwa 25 000 Anzeigen in Deutsch- land nur rund 350 rechtskräftige Ver- urteilungen. Experten schätzen die Zahl der Stalkingopfer deutschland- weit auf 600 000. Männer neigen eher zum Stalking als Frauen. Nach Zahlen des bayerischen Landeskri- minalamts waren zwischen 2011 und 2013 etwa 80 Prozent der Täter männlich. Die Beratungsstelle „Stop Stalking“ in Berlin verzeichnet dage- gen ein Drittel Frauen als Täterin- nen. lui Mikroben in der U-Bahn In der New Yorker U-Bahn haben Wissenschaftler der Cornell-Universi- tät mehr als 600 Mikrobenarten gefun- den. Unter anderem entdeckten sie Viren, Bakterien und Pilze. Die meis- ten der Funde seien aber keine Krank- heitserreger, sondern könnten das Immunsystem sogar positiv beeinflus- sen. Die Behörden warnten dennoch vor Panikmache. dpa Nacktfotos im Tempel Weil sie in der berühmten Tempelan- lage Angkor Wat Nacktfotos machten, sind zwei US-Touristinnen in Kambo- dscha festgenommen worden. Inzwi- schen haben sich die 20 und 22 Jahre alten Schwestern entschuldigt. Ihnen droht eine Bewährungsstrafe. afp Nachts auf Hasen-Suche Ein Achtjähriger aus Erfurt hat mit seiner Tierliebe einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Der Junge war kurz nach Mitternacht aus dem Haus sei- ner Großeltern ausgebüxt. Polizisten fanden ihn nach einer großangelegten Suche zwei Stunden später an einer Bushaltestelle. Dort erzählte der Jun- ge, er habe nach einem zuvor beobach- teten Hasen suchen wollen. dpa Zug kracht in Traktor Ein 45-jähriger Traktorfahrer ist beim Zusammenstoß mit einem Zug in Niedersachsen getötet worden. Er war mit einem Gülle-Anhänger auf einem Bahnübergang liegen geblieben und hatte vergeblich versuchte, die Fuhre wieder in Gang zu bringen. dpa Rieke wird mit der Flasche großgezogen — ihre Mut- ter hatte sie nicht angenommen. Foto: dpa Terror per SMS: Viele Stalker üben durch Handy-Nachrichten Druck auf ihr Opfer aus. Foto: dpa Viele Anzeigen, aber nur sehr wenige Verurteilungen Wenn der Ex-Freund das Leben zur Hölle macht Justizministerium will Verurteilung von Stalkern erleichtern — Betroffene Nürnbergerin sehnt die Gesetzesänderung herbei Kurz berichtet Dienstag Mittwoch Freitag Donnerstag Helsinki bedeckt Heraklion wolkig 15° Innsbruck Schnee Istanbul Regen Kairo sonnig 22° Kopenhagen sonnig Larnaca bedeckt 18° Lissabon sonnig 16° London sonnig Malaga sonnig 16° Mallorca wolkig 15° Moskau bedeckt -3° New York Schneere. Nizza sonnig 14° Oslo wolkig Paris wolkig Prag Regen Rom wolkig Teneriffa sonnig 19° Tunis wolkig 12° Venedig wolkig Wien Schneere. Zürich wolkig Regionalwetter Heute gibt es anfangs noch Schneefälle bei stark bewölktem bis bedecktem Himmel. Später bleibt es meistens trocken, und die Temperaturen steigen auf Werte von 0 bis 3 Grad. In der Nacht breiten sich vielerorts reichlich Wolken mit wenigen Schneefällen aus. Die Tiefsttemperaturen belaufen sich auf minus 2 bis 2 Grad. An der Ostflanke von Hoch Gabriela weht kalte Luft weit nach Süden und bringt selbst in Griechenland mancherorts Schnee. An der Ägäis und in der Westtürkei schneit es örtlich heftig. Auch in Mitteleuropa fällt in höheren Lagen örtlich Schnee, in tieferen Lagen etwas Regen. Wetterlage Reisewetter sonnig bewölkt Regen- schauer Gewitter Schnee- regen Schnee wolkig bedeckt Regen Schneeregen- schauer Schnee- schauer Nebel Berlin Wien Warschau Stockholm London Madrid Rom Tunis Athen Dubrovnik Istanbul Antalya Lissabon Paris 3 0 3 2 1 1 0 -2 30 km/h 07:36 Uhr 17:25 Uhr 23:16 Uhr 09:37 Uhr Biowetter Hoher Blutdruck Niedriger Blutdruck Kreislauf Konzentration Unwohlsein Rheumaschmerzen Reaktionszeit Atemwege Herz Koliken Erkältungen Asthma Gicht Schlafstörungen SchReSch. = Schneeregenschauer; Regensch. = Regenschauer; Schneesch. = Schneeschauer; Schneere. = Schneeregen -15° -20° -25° -30° -10° -5° 0° 5° 10° 15° 20° 25° 30° 35° 40° 45° Kanarische Inseln morgens mittags abends Belastung: keine schwache mäßige starke Rückblick (Flughafen Nürnberg) Wetter gestern, 15 Uhr: Temperatur: Wind: Luftdruck: Luftfeuchte: Heute vor einem Jahr: Höchstwert: Tiefstwert: 24h-Niederschlag: max. Wind: -0,6°/7,6° min./max.: Höchstwert: 12,7° (2002) Tiefstwert: -22,3° (1956) Nullgradgrenze: Meter 500 Bad Windsheim Rothenburg Dinkelsbühl Ansbach Gunzenhausen Roth Nürnberg Fürth Neumarkt Hersbruck Pegnitz Forchheim Erlangen Herzogen- aurach Neustadt Höchstadt Schwabach Weißenburg Treuchtlingen Rekorde am 09.02.: heute heute -1° -2° -2° DAS WETTER HEUTE: Anfangs noch Schnee Berlin bedeckt Bremen bedeckt Dresden Regen Frankfurt bewölkt Freiburg wolkig Hamburg bedeckt Konstanz Schnee Leipzig bedeckt List/Sylt bedeckt München Schnee Oberstdorf Schnee Passau Schnee Rostock bewölkt Rügen sonnig Stuttgart Schnee Antalya Regensch. 15° Athen Regen Barcelona heiter 13° Bozen heiter Brüssel wolkig Budapest Schnee Florenz heiter 10° Glasgow wolkig 1,5° -2,9° 0,4 l/qm 50 km/h 1,5° NNW 43 km/h 1025 hPa 49% 12.02. 18.02. 25.02. 05.03. Nürnberg Affenbaby entzückt Berlin Orang-Utan Rieke ist von nun an täglich im Zoo zu sehen Seite 32 Montag, 9. Februar 2015 WELTSPIEGEL

Seite 32 WELTSPIEGEL Montag, 9. Februar 2015 · PDF fileInnsbruck Schnee 2° Istanbul Regen 6 ... Mitteleuropa fällt in höheren Lagen örtlich Schnee, in tieferen Lagen etwas Regen

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VON LUISA DEGENHARDT

Stalker machen ihren Opfern dasLeben zur Hölle. Zahlreichen Anzeigenstehen kaum Verurteilungen gegen-über, weil das Gesetz nicht greift.Doch nun kommt Bewegung in dieDebatte um eine Änderung des „Stal-king-Paragrafen“.

NÜRNBERG — In einer September-nacht stand er auf Lenas (Namen geän-dert) Balkon. Sie sah ihn nicht und öff-nete die Tür. Er drängte sich an ihrvorbei in ihre Wohnung. Lena schrie,er sagte, er wolle nur zwei Jeanshosenholen. Sie rief die Polizei, er klauteihren Wohnungsschüssel. Nils ist Le-nas ehemaliger Freund und jetzigerStalker.

Seit Monaten macht er ihr dasLeben zur Hölle: Er klingelt Sturm,rüttelt an ihrer Wohnungstür — dasSchloss hat sie austauschen lassen —,verfolgt die Nürnbergerin auf Schrittund Tritt. Er nistete sich bei einerNachbarin ein, war rund um die Uhrim Haus. „Ich habe ihm sein Nestgeraubt, das passt ihm nicht“, sagt die32-Jährige. Nils hat ein halbes Jahrbei ihr gewohnt.

Auch Mary Scherpe hatte einen Stal-ker. Er verfolgte die Berlinerin zweiJahre lang, dann startete sie eine Onli-ne-Petition auf change.org. Ihr Ziel:eine Änderung des Stalking-Paragra-fen 238 vom Erfolgs- zum Eignungsde-likt. Das heißt, dass das Verhalten desStalkers bereits bestraft werdenkann, auch wenn das Stalking nochnicht zu einer in den Augen des Opfersmassiven Beeinträchtigung desLebens geführt hat. Bisher habenmehr als 81000 Menschen diese Petiti-on unterschrieben.

Erst seit 2007 strafbarScherpe hat die bis dahin gesammel-

ten Unterschriften im Dezember Bun-desjustizminister Heiko Maas überge-ben. Der Politik ist bewusst, dass dasThema drängt. Im Koalitionsvertragist vereinbart, die tatbestandlichenHürden für eine Verurteilung im Inter-esse der Opfer zu senken. „Ein Gesetz,das sich in der Praxis nicht bewährt,macht keinen Sinn“, sagte Maas beimTreffen mit Scherpe. Erst seit 2007 istStalking strafbar, damals wurde derParagraf „Nachstellung“ ins Strafge-setzbuch aufgenommen. Vorausset-zung für eine Verurteilung ist, dassdurch das Stalking „seine (des Opfers,

die Redaktion) Lebensgestaltungschwerwiegend beeinträchtigt“ wird,wie es im Gesetzestext heißt.

Zu schwerwiegenden Beeinträchti-gungen zählen beispielsweise derWechsel des Wohnortes oder desArbeitsplatzes. Lena hält nichts voneinem Umzug, denn in einem neuenUmfeld hätte sie noch mehr Angst.Trotzdem sagt sie: „Ich habe ein einge-schränktes Leben. Die Wunde ist imKopf.“ Wenn sie tagsüber vor dieHaustür geht — nachts traut sie sichnicht raus —, sieht sie sich ständig um.

Lena ist sich sicher, dass Nils insGefängnis kommen wird, er ist bereitsvorbestraft. Das Gericht hat eine einst-weilige Anordnung gegen ihn erlas-sen. Er darf ihr nicht näher als 100Meter kommen, sie weder anrufennoch ansprechen. Er verstößt ständigdagegen. Allein dafür könnte er hinterGitter kommen.

Polizei kann nichts machenEtwa zehnmal hat sie seit Ende Sep-

tember die Polizei gerufen. Die Beam-ten können den Stalker aber nicht mit-nehmen. „Solange nichts passiert ist,kann die Polizei nichts machen. Sonstwäre einem Missbrauch Tür und Torgeöffnet“, sagt der Nürnberger Rechts-anwalt Jörg Zitzmann. Manchmalsieht Lena ihren Ex-Freund lachen,wenn er an ihrer Wohnung vorbei-läuft. „Es macht ihm Spaß, mich zuverfolgen“, sagt sie.

Wolf Ortiz-Müller weiß, was in Stal-kern vorgeht. Der Psychologe leitetdie Beratungsstelle „Stop Stalking“in Berlin, die Opfern und Tätern zuhelfen versucht. Im vergangenen Jahrhaben sich 130 Stalker aus dem Bun-desgebiet gemeldet. „Manche davonsind sadistisch. Sie lieben es, einMachtgefühl über ihr Opfer zuhaben“, sagt der Experte. In den meis-

ten Fällen seien es Verlassene, dieihren früheren Partnern nachstellten.

„Stalker sind leicht zu kränken,haben oft ein geringes Selbstwertge-fühl und -bewusstsein“, meint Ortiz-Müller. Manche versuchten über dieNachstellungen, ihren Ex-Partnerzurückzugewinnen, andere wolltendiesem nur schaden.

Mary Scherpe brachte mit ihrer Peti-tion Bewegung in die Debatte um dieModifizierung des Stalking-Gesetzes.„Es ist nur noch eine Frage der Zeit,bis die Änderung kommt“, sagt AnneKatharina Zimmermann von der Pres-sestelle des Bundesjustizministeri-ums. Womöglich schon 2015. Wiegenau die Neuerung aussehen soll, ste-

he noch nicht fest. Doch es wird leich-ter werden, Stalker strafrechtlich zuverfolgen.

Ortiz-Müller sieht das Bundesjustiz-ministerium in der Pflicht. Er fordertdie Einrichtung einer bundesweitenHelpline für Betroffene. „Darauswäre mehr gewonnen als durch Straf-verfolgung.“ Zielgenaue Strafverfol-gung müsse von Hilfsangeboten fürOpfer wie für Täter flankiert werden.

Mit allen Mitteln will Lena versu-chen, die Chancen zu erhöhen, dassNils ins Gefängnis kommt. Sie notiertjede Beleidigung, jedes Auftauchenihres Ex-Freundes. Außerdem will siebald zu einem Psychologen gehen, derihr bestätigt, dass das Gefühl, ständigverfolgt zu werden, seelische Wundenbei ihr hinterlassen hat. Nachtsträumt sie oft von Fenstern, vor denener steht und versucht hereinzukom-men. Auf dem Balkon war sie seitEnde September nicht mehr ohneBegleitung.

BERLIN — Der Berliner Zoo hateinen neuen Star.

Zahlreiche Besucher haben amWochenende die erste Gelegenheitgenutzt, Orang-Utan-Baby Rieke beider Mittagsfütterung im ZoologischenGarten live zu sehen. „Es war wahn-

sinnig voll, und mancher Besucher hatwohl gar nichts sehen können vor derkleinen Scheibe“, sagte Zoospreche-rin Christiane Reiss. Wie von nun anjeden Mittag bekam Rieke hinter derGlasscheibe der Futterküche desAffenhauses ihr Milchfläschchen, wur-de gewickelt und gewogen. Das Affen-

mädchen wird mitErsatzmilch aus der Fla-sche großgezogen, weilihre Mutter Djasinga sienach der Geburt im Janu-ar nicht annahm.

Bald in EnglandRieke wiegt inzwi-

schen 2290 Gramm beietwa 40 Zentimetern Grö-ße. Dem Berliner Zoobleibt das kleine Affenba-by allerdings nicht sehrlange erhalten. Dem-nächst soll es in ein Wai-senhaus für Tiere inGroßbritannien umzie-hen. Das „Ape RescueCenter Monkey World“an der Südküste Eng-lands hat sich auf ver-waiste Affen speziali-siert. dpa

Das bayerische Landeskriminal-amt registrierte 2013 im Freistaat1609 Fälle von Nachstellung, imJahr vorher waren es 1801. Auffälliggering ist dagegen die Anzahl vonVerhandlungen und Verurteilungen,die das bayerische Justizministeri-um auflistet: 2013 kam es zu 38 Pro-zessen, dabei wurden 25 Angeklagteverurteilt. 2012 standen 70 Täter vor

Gericht, davon wurden 45 schuldiggesprochen. Die Strafverfolgungssta-tistik enthält allerdings nicht dieZahl derer, die wegen einer schwere-ren Straftat wie etwa Mord belangtwurden.

In ganz Deutschland kamen 2011auf etwa 25000 Anzeigen in Deutsch-land nur rund 350 rechtskräftige Ver-urteilungen. Experten schätzen die

Zahl der Stalkingopfer deutschland-weit auf 600000. Männer neigeneher zum Stalking als Frauen. NachZahlen des bayerischen Landeskri-minalamts waren zwischen 2011 und2013 etwa 80 Prozent der Tätermännlich. Die Beratungsstelle „StopStalking“ in Berlin verzeichnet dage-gen ein Drittel Frauen als Täterin-nen. lui

Mikroben in der U-BahnIn der New Yorker U-Bahn haben

Wissenschaftler der Cornell-Universi-tät mehr als 600 Mikrobenarten gefun-den. Unter anderem entdeckten sieViren, Bakterien und Pilze. Die meis-ten der Funde seien aber keine Krank-heitserreger, sondern könnten dasImmunsystem sogar positiv beeinflus-sen. Die Behörden warnten dennochvor Panikmache. dpa

Nacktfotos im TempelWeil sie in der berühmten Tempelan-

lage Angkor Wat Nacktfotos machten,sind zwei US-Touristinnen in Kambo-dscha festgenommen worden. Inzwi-schen haben sich die 20 und 22 Jahrealten Schwestern entschuldigt. Ihnendroht eine Bewährungsstrafe. afp

Nachts auf Hasen-SucheEin Achtjähriger aus Erfurt hat mit

seiner Tierliebe einen Großeinsatz derPolizei ausgelöst. Der Junge war kurznach Mitternacht aus dem Haus sei-ner Großeltern ausgebüxt. Polizistenfanden ihn nach einer großangelegtenSuche zwei Stunden später an einerBushaltestelle. Dort erzählte der Jun-ge, er habe nach einem zuvor beobach-teten Hasen suchen wollen. dpa

Zug kracht in TraktorEin 45-jähriger Traktorfahrer ist

beim Zusammenstoß mit einem Zug inNiedersachsen getötet worden. Er warmit einem Gülle-Anhänger auf einemBahnübergang liegen geblieben undhatte vergeblich versuchte, die Fuhrewieder in Gang zu bringen. dpa

Rieke wird mit der Flasche großgezogen — ihre Mut-ter hatte sie nicht angenommen. Foto: dpa

Terror per SMS: Viele Stalker üben durch Handy-Nachrichten Druck auf ihr Opfer aus. Foto: dpa

Viele Anzeigen, aber nur sehr wenige Verurteilungen

Wenn der Ex-Freund das Leben zur Hölle machtJustizministerium will Verurteilung von Stalkern erleichtern — Betroffene Nürnbergerin sehnt die Gesetzesänderung herbei

Kurz berichtetDienstag

Mittwoch

Freitag

Donnerstag

Helsinki bedeckt 3°Heraklion wolkig 15°Innsbruck Schnee 2°Istanbul Regen 6°Kairo sonnig 22°Kopenhagen sonnig 7°Larnaca bedeckt 18°Lissabon sonnig 16°London sonnig 9°Malaga sonnig 16°Mallorca wolkig 15°Moskau bedeckt -3°New York Schneere. 3°Nizza sonnig 14°Oslo wolkig 2°Paris wolkig 8°Prag Regen 4°Rom wolkig 8°Teneriffa sonnig 19°Tunis wolkig 12°Venedig wolkig 6°Wien Schneere. 4°Zürich wolkig 1°

RegionalwetterHeute gibt es anfangs noch Schneefälle bei stark bewölktem bisbedecktem Himmel. Später bleibt es meistens trocken, und dieTemperaturen steigen auf Werte von 0 bis 3 Grad. In der Nachtbreiten sich vielerorts reichlich Wolken mit wenigen Schneefällenaus. Die Tiefsttemperaturen belaufen sich auf minus 2 bis 2 Grad.

An der Ostflanke von Hoch Gabriela weht kalte Luft weit nachSüden und bringt selbst in Griechenlandmancherorts Schnee. Ander Ägäis und in der Westtürkei schneit es örtlich heftig. Auch inMitteleuropa fällt in höheren Lagen örtlich Schnee, in tieferenLagen etwas Regen.

Wetterlage

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Affenbaby entzückt BerlinOrang-Utan Rieke ist von nun an täglich im Zoo zu sehen

Seite 32 Montag, 9. Februar 2015W E L T S P I E G E L