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Sektionen/Kommissionen AGSB · Biomechanik 44 dvs-Informationen 18 (2003) 4 Sektionen/Kommissionen Kommission „Bibliotheksfragen, Dokumentation, Information“ (AGSB) 25. AGSB-Jahrestagung (15.-17. März 2004 in Darmstadt) Die Arbeitsgemeinschaft Sportwissenschaftlicher Biblio- theken (AGSB), die in der dvs die Funktion der Kommis- sion „Bibliotheksfragen, Dokumentation, Information“ (BDI) wahrnimmt, führt ihre 25. Jahrestagung im Vorfeld und im Zusammenhang mit der von der dvs ausgerichte- ten IuK-Frühjahrstagung in Darmstadt durch. Daher stehen im diesem Jahr vor allem Fragen der In- formation und Kommunikation in den Wissenschaften im Mittelpunkt der Tagung und die Frage, welche Anre- gungen Entwicklungen in anderen Wissenschaftsdiszip- linen und Fächern für die Sportwissenschaft und den Sport liefern können. Ein zweiter Schwerpunkt wird die Weiterentwicklung der Konzeption für ein Fachinforma- tionsportal der Sportwissenschaft sein, an dessen Auf- bau einige der in AGSB engagierten Einrichtungen inte- ressiert sind. Ergänzt werden diese Programmschwer- punkte durch den Erfahrungsaustausch über neue Pub- likationen, Periodika und Medien sowie zu neuen Ent- wicklungen im Bibliotheksmanagement. Neben den AGSB-Mitgliedern sind alle Fachreferenten, Bibliothekskräfte und -beauftragten der Universitäts- bzw. Institutsbibliotheken aus dem Bereich des Sports, Infor- mationsspezialisten aus den Sportverbänden sowie alle Interessierte aus den sportwissenschaftlichen Hoch- schul- und Forschungseinrichtungen, die sich mit Fragen der Bibliotheksarbeit, der Dokumentation und Information oder dem Einsatz neuer Technologien in Studium und Lehre befassen, zur Teilnahme eingeladen. Die Tagungsgebühr beträgt 75,00 und ist bei der An- meldung auf das Konto Nr. 1238125270 der dvs bei der Hamburger Sparkasse (BLZ 200 505 50) unter dem Stichwort „AGSB 2004“ und mit Angabe des Namens des Teilnehmenden zu überweisen. Die Gebühren bein- halten die Teilnahme an der AGSB- und der IuK-Tagung. Übernachtungsmöglichkeiten sind im zentral gelegenen Hotel IBIS Darmstadt gegeben. Eine Buchung ist zu- sammen mit der Anmeldung möglich (EZ: 68,00 , DZ: 77,00 ). Anmeldungen sind zu richten an: Frederik Borkenhagen, dvs-Geschäftsstelle, Postfach 73 02 29, 22122 Hamburg, Tel.: (040) 67941212, Fax: (040) 67941213, eMail: [email protected], Internet: www.agsb.de. Sektion Biomechanik 20. EMG-Kolloquium (7. Mai 2004 in Heidelberg) Zum zwanzigsten Mal trifft sich zu Beginn des Sommer- semesters 2004 eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Sportwissenschaft, Medi- zin, Psychologie und Arbeitswissenschaft zu einem ganz- tägigen EMG-Kolloquium der dvs-Sektion Biomechanik. Im Jahre 2004 zentriert sich das EMG-Kolloquium auf die Auseinandersetzung mit weiterführenden theoretischen, methodischen und untersuchungspraktischen Problem- stellungen der EMG-Forschung im Sport. Zu den weite- ren bewährten Programmpunkten zählen der Erfah- rungsaustausch, die Hilfestellung bei forschungsmetho- dischen Fragestellungen und die Möglichkeit, fachbezo- gene sowie anwendungsorientierte Forschungsprojekte aus dem EMG-Bereich vorzustellen. Zentrales Ziel des halbjährig stattfindenden EMG- Kolloquiums ist es, den gegenwärtigen Forschungs- und Kenntnisstand zur Elektromyografie zu diskutieren und die institutsübergreifende Kommunikation sowie den Erfahrungsaustausch zwischen den Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftlern aus dem Bereich der EMG-Forschung zu intensivieren. Die Veranstaltungs- reihe findet in einem zwanglosen Rahmen statt und ist offen für alle EMG-Interessierte aus universitären Insti- tutionen, die über grundlegende Erfahrungen in der E- lektromyografie verfügen. Das 20. EMG-Kolloquium der dvs-Sektion Biomechanik findet am Freitag den 7. Mai 2004 (Beginn: 11.00 Uhr; Ende: ca. 17.00 Uhr) am Institut für Sport und Sportwis- senschaft der Universität Heidelberg statt. Tagungsge- bühren werden nicht erhoben. Wer Interesse hat, einen Beitrag oder ein Diskussionsthema zu übernehmen, möge dies bitte bis zum 26. April 2004 über das Internet beim Organisationsteam (PD Dr. Thomas Jöllenbeck, Klinik Lindenplatz, Bad Sassendorf, eMail: thomas. joel- [email protected]; PD Dr. Rainer Wollny) anmelden. Anmeldungen zur Teilnahme richten Sie bitte an: PD Dr. Rainer Wollny, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Institut für Sport und Sportwissenschaft, Im Neuenheimer Feld 700, 69120 Heidelberg, Tel.: (06221) 54-4338, Fax: (06221) 54-4387, eMail: [email protected]. Trainingswissenschaft im Freizeitsport Symposium der dvs-Sektion Trainingswissenschaft 7.-9. April 2005 · Ruhr-Universität Bochum Infos unter: www.dvs-freizeitsport.de

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Sektionen/Kommissionen AGSB · Biomechanik

44 dvs-Informationen 18 (2003) 4

Sektionen/Kommissionen

Kommission „Bibliotheksfragen, Dokumentation, Information“ (AGSB)25. AGSB-Jahrestagung (15.-17. März 2004 in Darmstadt)

Die Arbeitsgemeinschaft Sportwissenschaftlicher Biblio-theken (AGSB), die in der dvs die Funktion der Kommis-sion „Bibliotheksfragen, Dokumentation, Information“(BDI) wahrnimmt, führt ihre 25. Jahrestagung im Vorfeldund im Zusammenhang mit der von der dvs ausgerichte-ten IuK-Frühjahrstagung in Darmstadt durch.

Daher stehen im diesem Jahr vor allem Fragen der In-formation und Kommunikation in den Wissenschaftenim Mittelpunkt der Tagung und die Frage, welche Anre-gungen Entwicklungen in anderen Wissenschaftsdiszip-linen und Fächern für die Sportwissenschaft und denSport liefern können. Ein zweiter Schwerpunkt wird dieWeiterentwicklung der Konzeption für ein Fachinforma-tionsportal der Sportwissenschaft sein, an dessen Auf-bau einige der in AGSB engagierten Einrichtungen inte-ressiert sind. Ergänzt werden diese Programmschwer-punkte durch den Erfahrungsaustausch über neue Pub-likationen, Periodika und Medien sowie zu neuen Ent-wicklungen im Bibliotheksmanagement.

Neben den AGSB-Mitgliedern sind alle Fachreferenten,Bibliothekskräfte und -beauftragten der Universitäts- bzw.

Institutsbibliotheken aus dem Bereich des Sports, Infor-mationsspezialisten aus den Sportverbänden sowie alleInteressierte aus den sportwissenschaftlichen Hoch-schul- und Forschungseinrichtungen, die sich mit Fragender Bibliotheksarbeit, der Dokumentation und Informationoder dem Einsatz neuer Technologien in Studium undLehre befassen, zur Teilnahme eingeladen.

Die Tagungsgebühr beträgt 75,00 € und ist bei der An-meldung auf das Konto Nr. 1238125270 der dvs bei derHamburger Sparkasse (BLZ 200 505 50) unter demStichwort „AGSB 2004“ und mit Angabe des Namensdes Teilnehmenden zu überweisen. Die Gebühren bein-halten die Teilnahme an der AGSB- und der IuK-Tagung.Übernachtungsmöglichkeiten sind im zentral gelegenenHotel IBIS Darmstadt gegeben. Eine Buchung ist zu-sammen mit der Anmeldung möglich (EZ: 68,00 €, DZ:77,00 €).

Anmeldungen sind zu richten an: Frederik Borkenhagen,dvs-Geschäftsstelle, Postfach 73 02 29, 22122 Hamburg,Tel.: (040) 67941212, Fax: (040) 67941213, eMail:[email protected], Internet: www.agsb.de.

Sektion Biomechanik20. EMG-Kolloquium (7. Mai 2004 in Heidelberg)

Zum zwanzigsten Mal trifft sich zu Beginn des Sommer-semesters 2004 eine Gruppe von Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftlern aus der Sportwissenschaft, Medi-zin, Psychologie und Arbeitswissenschaft zu einem ganz-tägigen EMG-Kolloquium der dvs-Sektion Biomechanik.Im Jahre 2004 zentriert sich das EMG-Kolloquium auf dieAuseinandersetzung mit weiterführenden theoretischen,methodischen und untersuchungspraktischen Problem-stellungen der EMG-Forschung im Sport. Zu den weite-ren bewährten Programmpunkten zählen der Erfah-rungsaustausch, die Hilfestellung bei forschungsmetho-dischen Fragestellungen und die Möglichkeit, fachbezo-gene sowie anwendungsorientierte Forschungsprojekteaus dem EMG-Bereich vorzustellen.

Zentrales Ziel des halbjährig stattfindenden EMG-Kolloquiums ist es, den gegenwärtigen Forschungs-und Kenntnisstand zur Elektromyografie zu diskutierenund die institutsübergreifende Kommunikation sowieden Erfahrungsaustausch zwischen den Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftlern aus dem Bereich der

EMG-Forschung zu intensivieren. Die Veranstaltungs-reihe findet in einem zwanglosen Rahmen statt und istoffen für alle EMG-Interessierte aus universitären Insti-tutionen, die über grundlegende Erfahrungen in der E-lektromyografie verfügen.

Das 20. EMG-Kolloquium der dvs-Sektion Biomechanikfindet am Freitag den 7. Mai 2004 (Beginn: 11.00 Uhr;Ende: ca. 17.00 Uhr) am Institut für Sport und Sportwis-senschaft der Universität Heidelberg statt. Tagungsge-bühren werden nicht erhoben. Wer Interesse hat, einenBeitrag oder ein Diskussionsthema zu übernehmen,möge dies bitte bis zum 26. April 2004 über das Internetbeim Organisationsteam (PD Dr. Thomas Jöllenbeck,Klinik Lindenplatz, Bad Sassendorf, eMail: thomas. [email protected]; PD Dr. Rainer Wollny) anmelden.

Anmeldungen zur Teilnahme richten Sie bitte an: PD Dr.Rainer Wollny, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg,Institut für Sport und Sportwissenschaft, Im NeuenheimerFeld 700, 69120 Heidelberg, Tel.: (06221) 54-4338, Fax:(06221) 54-4387, eMail: [email protected].

Trainingswissenschaft im Freizeitsport Symposium der dvs-Sektion Trainingswissenschaft

7.-9. April 2005 · Ruhr-Universität Bochum Infos unter: www.dvs-freizeitsport.de

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Frauenforschung Sektionen/Kommissionen

dvs-Informationen 18 (2003) 4 45

Kommission „Fraue nforschung in der Sportwissenschaft“„Fraue nforschung goes media“Bericht von der Kommissionstagung im Rahmen des dvs-Hochschultages 2003 in Münster

Die Tagung der Kommission „Frauenforschung in derSportwissenschaft“ 2003, die in den 16. sportwissen-schaftlichen Hochschultag der Deutschen Vereinigungfür Sportwissenschaft (21.-23.9.2003) eingebettet war,konzentrierte sich im Wesentlichen auf folgende zweiSchwerpunkte: zum einen wurden ausgewählte Ergeb-nisse aus den fünf Projekten des vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Schule, Wissenschaft undForschung geförderten hochschulübergreifenden For-schungsverbundes vorgestellt, zum anderen wurden Bei-träge zur Schnittstelle von Sport, Geschlecht und Mediendargelegt. Dieses Thema bestimmte auch Gertrud Pfis-ters Hauptvortrag „Mediensport und ‚doing gender’“.

Schwerpunkt I: Forschungsverbund NRW

Zum Hintergrund der fünf Forschungsprojekte deshochschulübergreifenden Forschungsverbundes: DenForschungsprojekten gemeinsam ist der geschlechter-theoretische Fokus auf die Prozesse der Konstruktionund Dekonstruktion von Geschlechterverhältnissen imSport. Diese werden sowohl auf der Mikroebene unter-sucht, indem „doing gender“ anhand ethnomethodolo-gisch-interaktionistischer Ansätze fokussiert wird alsauch auf der Meso- bzw. Makroebene, indem die Ord-nungsmuster und die Hierarchie der Geschlechter mit-tels sozialkonstruktivistischer Ansätze analysiert wer-den. Besonders untersucht werden dynamische Kon-kurrenz, Aktualisierung und Neutralisierung der Katego-rie Geschlecht. Eine ausführliche Dokumentation dertheoretischen Einbettung sowie der zentralen Ergebnis-se der fünf Forschungsprojekte dieses Forschungsver-bundes liegt inzwischen vor.1

Marie-Luise Klein stellte ausgewählte Ergebnisse ausihrem mit Angela Deitersen-Wieber durchgeführten,explorativ und qualitativ angelegten Forschungsprojekt„Prozesse der Geschlechterdifferenzierung im Marke-ting-Management von Fitness-Studios“ vor. Ausgehendvon der feministischen Organisationsforschung undMarketing-Management-Konzepten untersuchten sievon Deutschlands 6.500 Fitness-Studios (12% davonsind für Frauen konzipiert; Stand: 2002) zwölf ausge-suchte Fitness-Studios. Die vorgestellten Ergebnisseerhellten neben der Feststellung, dass sich in Fitness-Studios (Makroebene) durch den zirkulären Prozesszwischen Angebot und Nachfrage die Konstruktion vonGeschlechterverhältnissen wie auch Hierarchien in derGeschlechterordnung aufrecht erhalten, insbesonderedurch die Leistungs-, Ausstattungs- und Personalpolitikder Fitness-Studios. Dabei wurde ein Widerspruchdeutlich: trotz geschlechtsneutral formulierter Marke-tingziele ist die Leistungs-, Ausstattungs- und Perso-nalpolitik der Studios geschlechtsbezogen. Es werdengeschlechtsbezogene Sportangebote gemacht, denAusstattungsgegenständen wird zugeschrieben, insbe-sondere den ästhetischen Ansprüchen von Frauen zugenügen und schließlich wird in den Fitness-Studios

1 Hartmann-Tews, I., Gieß-Stüber, P., Klein, M.-L., Kleindienst-Cachay, C. & Petry, K. (Hrsg.) (2003). Soziale Konstruktionvon Geschlecht im Sport. Opladen: Leske + Budrich.

vorrangig weibliches Personal angestellt, das hinter derFassade von Corporate Identity wiederum geschlechts-neutral dargestellt wird. Dieser Widerspruch zwischenZielen und Handlung wurde in der Diskussion aufgegrif-fen, denn er verweist auf fortführende Forschungsfragenwie z.B. eine Untersuchung bezogen auf die Nachfrage-rInnen, um den Kontext der Vorhaltung geschlechtsbe-zogener Managementstrategien von Fitness-Studios inDeutschland zu überprüfen.

Petra Gieß-Stüber und Anja Voss berichteten über dasgemeinsam mit Karen Petry durchgeführte Forschungs-projekt „Gender-Kids – Geschlechteralltag in der frühkind-lichen Bewegungsförderung“. Dargelegt wurden einer-seits das komplex angelegte, aus interaktionistischer,identitäts- und sozialisationstheoretischer Perspektivegenerierte Design sowie die Verbindung von qualitativenmit quantitativen Erhebungsphasen. Methodisch beson-ders herausfordernd erwies sich die Auswertung der Vi-deoaufzeichnungen aus dem Eltern-Kind-Turnen. Dasvisuelle Datenmaterial wurde im Team transkribiert undkonsensvalidiert. Eltern-Kind-Turnen – so einige auswähl-te Ergebnisse – erscheint vordergründig geschlechtsneut-ral, da Geschlechteraspekte ignoriert bzw. abgelehntwerden. Dennoch handelt es sich um ein Frauenterrain,was schon angesichts der Dominanz von Übungsleite-rinnen und Müttern deutlich wird. Auf der Mikroebenezeigen sich seitens der Eltern primär kognitive Stabilisie-rungen, die das System der Zweigeschlechtlichkeit stetigreproduzieren sowie Körperpraktiken, welche die ge-schlechtsbezogenen kognitiven Stabilisierungen vertie-fen. Zentrale theoretische Erkenntnis ist, dass die Dethe-matisierung von Geschlechteraspekten nicht gleichbe-deutend ist mit deren Inaktivierung, andererseits sind imEltern-Kind-Turnen Ansätze von Dekonstruktion der Ka-tegorie Geschlecht empirisch nachweisbar. Schließlichwerden auf der Grundlage der empirisch gewonnenenDaten Leitideen für die sportpädagogische Praxis formu-liert, welche sich als Gender Kompetenz in Theorie undfachlichem Können niederschlagen sollten.

Die von Christa Kleindienst-Cachay und Annette Kun-zendorf durchgeführte Studie „’Männlicher’ Sport – ’weib-liche’ Identität? Hochleistungssportlerinnen in männlich-dominierten Sportarten“ überprüft, warum Frauen solcheSportarten ausüben und welche Probleme sich damitverbinden. Auf der Grundlage von sozialkonstruktivisti-schen und sozialisationstheoretischen Annahmen ausder Geschlechtertheorie und speziell mit Bezug aufneuere Identitätstheorien wurden Interviews mit Spit-zensportlerinnen und Trainerinnen durchgeführt undsowohl kategoriengeleitet als auch hermeneutisch aus-gewertet. Vorgestellt wurden Ergebnisse zu differenzauf-richtenden und -minimierenden Praktiken, die je identi-tätsrelevant sind, und Mechanismen des Identitätsmana-gements. Differenzen zu männlichen Sportlern werdendemnach durch Ablehnungen, Ausgrenzungen wie auchdurch Abwertungen von Frauen in männerdominiertenSportarten aufgerichtet und in tendenziell negativer Wei-se für die Identität als Sportlerin und Frau relevant. DieseDifferenzen können durch sportlichen Erfolg aufgelöst

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Sektionen/Kommissionen Frauenforschung

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werden, da sportlicher Erfolg für die Frauen differenz-minimierend wirkt und als Identitätsgewinn wahrge-nommen wird. So wird sportlicher Erfolg zu einer positivwirkenden, sportbezogenen Strategie des Identitätsma-nagements. Andere Strategien des Identitätsmanage-ments bewegen sich im außersportlichen Bereich.

Von Claudia Combrink wurden ausgewählte Ergebnisseaus dem unter der Leitung von Ilse Hartmann-Tewsdurchgeführten Forschungsprojekt „Geschlechterver-hältnisse in Sportorganisationen“ vorgestellt. Organisa-tionstheoretische und konstruktivistische Ansätze derGeschlechterforschung bildeten den theoretischen Hin-tergrund. Daraus ergibt sich eine Sicht auf den Unter-suchungsgegenstand Sportverband, der die AkteurIn-nen im sozialen System Sportverband fokussiert. DieErgebnisse der quantitativen und qualitativen Studienhaben u.a. gezeigt, dass im Rekrutierungsprozess vonSportfunktionären zunächst zwischen offenen und ge-schlossenen Verfahren zu unterscheiden ist. Des weite-ren sind Sportverbände, die Frauenfördermaßnahmenpositiv bewerten, von jenen zu unterscheiden, die keineFrauenförderung betreiben. Sowohl offene Rekrutie-rungsverfahren als auch positive Deutungsmuster bzgl.der Frauenförderung in Sportverbänden sind förderlichfür die Vergabe von Funktionsstellen an Frauen. WeitereUnterscheidungen finden sich bezüglich der Erwartungenan die Sportverbandsfunktionäre: In Sportverbänden miteinem geringen Anteil von Frauen wird von den männli-chen Funktionären im Gegensatz zu den Frauen ein sehrhohes Engagement erwartet, außer sie sind beruflich be-lastet. In Sportverbänden mit einem hohen Anteil vonFrauen sind die Erwartungen gleichermaßen verteilt.Ausnahmen bilden hier Familienarbeit und berufliche Be-lastungen. Eine weiterführende Forschungsperspektiveergibt sich aus der Frage, was Sportverbände von derBeteiligung von Frauen an Funktionsstellen gewinnen –eine Frage, die auch bezüglich der aktuell im DSB disku-tierten Einführung von Gender Mainstreaming in Sport-verbänden bedeutsam werden könnte.

Das fünfte von Ilse Hartmann-Tews geleitete For-schungsprojekt konzentrierte sich auf die Frage: „Sportin den Medien – ein Feld semiotischer Markierung vonGeschlecht?“2 und wurde von Bettina Rulofs vorge-stellt. Aus der Verbindung differenztheoretischer Ansät-ze, der Überführung von doing gender in thinking gen-der und der Annahme, dass der Zusammenhang vonSport und Medien als gesellschaftliches Teilsystem zubetrachten ist, wurden aktuelle Darstellungen vonSportlerinnen in verschiedensten Medien (Printmedien,TV, Internet) durchleuchtet. Fokussiert wurde die Her-stellung und Begründung von Unterscheidungen in derDarstellung der AthletInnen. Neben der Erkenntnis,dass Sportlerinnen in der alltäglichen Sportberichter-stattung wenig vertreten sind und vorrangig in außer-sportlichen, sexuierten Kontexten abgebildet werden,wurde eine doppelte Semiotik für die bildhafte Darstel-lung von Athletinnen festgestellt: sportlich und schön.Einige Redaktionen vermeiden diese doppelte Semiotikjedoch, was auf erste Ansätze der Dekonstruktion hin-weisen könnte. Hier wird sie abgelöst von der doppeltenSemiotik: Sportart und Leistung.

2 Hartmann-Tews, I. & Rulofs, B. (Hrsg.) (2003). Sport, Me-dien und Geschlecht. Theoretische Analysen und empiri-sche Erkenntnisse. Opladen: Leske + Budrich.

Schwerpunkt II: Schnittstelle von Sport, Geschlecht undMedien

Die Beiträge von Agnes Elling, Rosa Diketmüller, IlseHartmann-Tews et al. und schließlich der Hauptvortragvon Gertrud Pfister verbanden die Dimensionen Ge-schlecht, Sport und Medien – auch im internationalenKontext.Agnes Elling aus den Niederlanden sprach über „Nut-zung und Interpretation der niederländischen Sportme-dien“. Geschlechtertheoretisch nimmt sie dabei Bezugauf die Dimensionen gender & race, womit auch die Kon-struktion von Ethnie mit in den Blick kommt. Fragen ihrerUntersuchung betrafen den sichtbaren Gegenstand so-wie Auswahlmodi und Rezeption von Medien. ZentraleBefunde waren, dass in den Niederlanden schwarzeMänner in der Darstellung mit dem Merkmal ‚Natürlich-keit’ behaftet werden, wohingegen weiße Männer als un-abhängig und stark gekennzeichnet werden. Bezüglichder Auswahl stellt sich der Sportjournalismus der Nieder-landen als weiße maskuline Welt dar, was sich auch aufder Seite der Rezipienten bezieht – h ier sind es in derRegel die weißen Jungen und Männer. Allerdings ist inte-ressant, dass die beliebtesten männlichen weißen Sport-ler ihre Beliebtheit eben auch auf der Kombination vonErfolg und gutem Aussehen aufbauen.Rosa Diketmüller (Wien) thematisierte in ihrer Präsenta-tion zu „’Kick it like Beckham’ – Zur medialen Inszenie-rung von Frauensport und Gender in ‚Sportkomödien’und deren sportpädagogische Verwertbarkeit“, inwie-weit sich dieser bei Jugendlichen höchst erfolgreicheKinofilm für die Umsetzung des (im österreichischenLehrplan verankerten) Bildungszieles „Umgehen mitGeschlechterrollen im Sport“ eignet. Typische Problemefußballspielender Mädchen und Frauen werden im Filmstereotyp medienwirksam inszeniert. Gleichzeitig wirdaber auch vorgeführt, wie die Hauptdarstellerinnen da-mit umgehen, die damit als role models für akzeptierte(„traditionellen Männersport“ integrierende) Weiblichkeitgelten („undoing gender“). Die Ergebnisse einer Frage-bogenstudie sowie der Gruppengespräche mit denSchülerInnen legen nahe, dass sich dieser Film durch-aus als Medium zur Reflexion von Geschlechterverhält-nissen eignet, für die Thematik sporttreibender undfußballspielender Mädchen sensibilisiert und Impuls fürEinstellungsänderungen sein kann.Im Vortrag von Ilse Hartmann-Tews, Hannah Cho-Heinze und Michaela Rose wurde der Zusammenhangvon „e-Learning und Geschlecht“ thematisiert. Dabeigingen sie der Frage nach, inwieweit das politischeKonzept des Gender Mainstreamings im Bildungsbe-reich der Sportwissenschaften sichtbar wird und welcheKonsequenzen sich aus der sozialen Konstruktion vonGeschlechterverhältnissen auf den Umgang mit NeuenMedien ergeben. Am Beispiel der sportwissenschaftli-chen Projekte eBuT (e-Learning in der Bewegungs- undTrainingswissenschaft) sowie spomedial (Neue Medienin der sportmedizinischen Lehre) wurde gezeigt, wie un-terschiedlich die Vorgaben zu Gender Mainstreaminginterpretiert und umgesetzt werden. Zusammenfassendwurden Empfehlungen zur Implementierung von Gen-der Mainstreaming in (sport)wissenschaftlichen Lehr-und Lernmodulen vorgestellt, die sich insbesondere aufdie Gestaltung der Lernsoftware, die Möglichkeiten derQualitätsverbesserung sowie die Sichtbarmachung bei-der Geschlechter beziehen.

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Frauenforschung · Fußball Sektionen/Kommissionen

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Gertrud Pfister schlägt in ihrem Hauptvortrag „Medien-sport und ‚doing gender’“ einen Bogen vom 19. Jh. zupostmodernen Perspektiven der Geschlechterdarstellungvon Athleten und Athletinnen in Printmedien und beziehtinternationale Studien in ihre Ausführungen ein. IhrenMedienanalysen liegen konstruktivistische geschlechter-theoretische Annahmen zu Grunde. Pfisters Gang durchdie Geschichte zeigt vielfältige Perspektiven auf die Dar-stellung von Geschlecht im Mediensport und betont dieRelevanz der großen internationalen Sportevents: vor al-lem in jenen Veranstaltungen, in denen Frauen undMänner (fast) gleichermaßen teilnehmen (z.B. Olympia-den), wird Athletinnen ca. 40% des Berichterstattungsan-teils zugeschrieben. Dieser Anteil schwankt allerdingserheblich in Abhängigkeit von Nation und Medium. DieErkenntnis über diesen hohen Anteil an Frauensport inden Medien kann jedoch noch nicht als Tatsache für eineebenso hohe Rezeption von Frauensport gelten. DerFrage nach der Rezeption von Frauensport nachzuge-hen ist angesichts solcher Veränderungen in der Medien-landschaft eine interessante Perspektive für sportwis-senschaftliche Geschlechterforschung.

Das große Interesse an Pfisters Hauptvortrag und denbeiden Arbeitskreisen der Kommission Frauenfor-schung im Rahmen des 16. dvs-Hochschultages Sportgoes media kann als Indiz für die Relevanz der Dimen-sion Geschlecht für die Weiterentwicklung der Sport-wissenschaften gewertet werden.

Abschließend noch ein Kurzbericht aus der Kommissi-onssitzung der dvs-Kommission Frauenforschung in derSportwissenschaft: 1. Prof. Dr. Claudia Kugelmann wirdin einem offenen Wahlverfahren als Vorsitzende undDr. Bettina Rulofs als ihre Stellvertreterin gewählt. 2.Die Kommission wird 2004 in Freiburg tagen. Ausrichte-rinnen sind Prof. Dr. Petra Gieß-Stüber (Institut fürSport und Sportwissenschaft, Uni Freiburg) und Prof.Dr. Gabriele Sobiech (Institut für Sportpädagogik undSport der Pädagogischen Hochschule Freiburg).

Elke GramespacherAlbert-Ludwigs-Universität Freiburg

Dr. Rosa DiketmüllerUniversität Wien

Kommission Fußball„Fußball v or der WM 2006 – Spa nnungsbogen zwischen Wissenschaft und Organisation“Bericht von der 19. Jahrestagung der dvs-Kommission Fußball in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut fürSportwissenschaft (19.-21.11.2003 in Saarbrücken)

Der deutsche Fußball steht vor einer wichtigen Heraus-forderung, denn mit der Weltmeisterschaft 2006 istnach den Olympischen Spielen die bedeutendste Ver-anstaltung zu organisieren. Zugleich gilt es für denFußball, sich Erkenntnissen aus dem wissenschaftli-chen Raum stärker zu öffnen, was angesichts institutio-neller Veränderungen – z.B. die notwendigen Änderun-gen nach dem sog. Bosman-Urteil – notwendig er-scheint. Ein Blick nach draußen belegt die Lage. Zu-nehmend versuchen sich Gesellschaften, Nationen ü-ber kulturelle und sportliche Leistungen zu profilieren.Gerade in Zeiten verstärkter Globalisierung bedarf esder Herausforderung von besonderen Leistungen, dieman in Kultur und Sport zu finden hofft. Dabei greifendie Nationen verstärkt auf wissenschaftliche Hilfen zu-rück. Die Olympischen Spiele und Weltmeisterschaftenaus letzter Zeit bestätigen diesen Trend. Wir beobach-ten im Bereich des Sports und insbesondere des Leis-tungssports, wie wissenschaftliche Einrichtungen ineinzelnen sportorientierten Nationen entstehen und dortversuchen, den Sport zu stützen. Dies führt in technischorientierten Sportarten zu stetig neuen Entwicklungen.In anderen Sportarten stehen Organisationsformen undTrainingsinhalte auf dem Prüfstand und werden ständigauf Effektivität geprüft, um Neuerungen einzuführenund sich dadurch internationale Wettbewerbsvorteile zuverschaffen.

Diese Entwicklung lässt Sport und Wissenschaft engerzusammenrücken, um durch Schaffung von Synergieef-fekten Vorteile zu erzielen und veranlasst auch dasBundesinstitut für Sportwissenschaft, ständig mit denwissenschaftlichen Einrichtungen an den Hochschulenund Fachschulen danach zu trachten, für den Sport Re-serven zu erschließen.

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Landwar das übergreifende Thema der dvs-Kommission Fuß-ball anlässlich ihrer 19. Jahrestagung an der Hermann-Neuberger-Sportschule des Landessportverbandes inSaarbrücken (19.-21.11.2003). Diese Thematik hat dasBISp dazu veranlasst, die dvs-Kommission Fußball indiesem Jahr besonders intensiv zu unterstützen.

Insgesamt konnten knapp 90 Teilnehmer, Referentenund Ehrengäste u.a. von Professor Augustin, dem Spre-cher der dvs-Kommission Fußball, begrüßt werden. Au-gustin bedankte sich in seiner Begrüßungsrede beiDirektor Dr. Martin-Peter Büch und dessen MitarbeiterinPD Dr. Neumann für die inhaltliche und konzeptionelleFederführung des BISp bei der Vorbereitung der Tagung.Dazu wurde auch hervorgehoben, dass das BISp für dieVeranstaltung – erstmalig in der Geschichte der dvs-Kommission Fußball – einenBerichtsband schon zu Beginnder Tagung vorlegen konnte.Der Tagungsbericht (Sport &Buch Strauß 2003, 166 Seiten,ISBN 3-89001-386-4, 12,00 €)umfasst neben ausgewähltenTagungsbeiträgen (einige Re-ferenten konnten aus Zeitgrün-den keinen schriftlichen Beitrageinreichen) auch weitere aktu-elle Forschungsprojekte zurWeiterentwicklung des Fußballs.

Direktor Dr. Büch, verwies anlässlich der Eröffnung derVeranstaltung darauf, dass Fußball für das BISp keinBrachland ist. Ein Blick in die Projektdatenbank Sport-forschung des BISp weist immerhin seit 1990 253 Ein-tragungen zu Projekten auf, die das Sportspiel Fußball

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Sektionen/Kommissionen Fußball

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behandeln. Das Bundesinstitut für Sportwissenschafthat immer wieder fußballbezogene Projekte gefördertund dabei wurden sehr unterschiedliche Aspekte desFußballs angegangen. Die Spannbreite reichte von densozioökonomischen Rahmenbedingungen des Fußballsüber konkrete Aspekte des Trainings und der Taktik bishin zur Qualifizierung der Geräuschentwicklung beiSportanlagen mit Fußballnutzung.

Das Tagungsprogramm umfasste drei große Blöcke, indem versucht wurde, den Spannungsbogen zwischenWissenschaft und Organisation Fußball sehr weitläufigzu spannen: Am Mittwoch referierten der DFB-Mediendirektor und Vizepräsident des Organisations-komitees WM 2006, Wolfgang Niersbach, aus der Sichtdes Fußballs und Regierungsdirektor Bernd-Uwe Her-mann vom Bundesinnenministerium als Vertreter desBundesbeauftragten für die WM 2006 aus der Sicht derBundesregierung über die sportpolitischen und organi-satorischen Vorbereitungen vor der Fußball-WM 2006.Willi Hink, DFB-Direktor für Amateursport/Schiedsrich-ter/Frauenfußball, zeigte Perspektiven des DFB-Ama-teurfußballkongresses auf, während Professor AndreasHohmann von der Universität Potsdam zum Abschlussdes Tagesprogramms Aspekte zur wissenschaftlichenBegleitung von Talentprojekten aufzeigte.

Am Donnerstag wurden sportmedizinische, trainings-und bewegungswissenschaftliche sowie sportpsycholo-gische Themen zur Optimierung der Fußballleistung er-örtert. Dafür konnten als Referenten Professor Kinder-mann ("Laktat-Leistungsdiagnostik im Fußball", Univer-sität Saarbrücken) und Dr. Tim Meyer ("Fußballspezifi-

sche Tests", Mannschaftsarzt der deutschen National-mannschaft), Erich Rutemöller ("Trainingspraktische-Konsequenzen", Leiter des Trainingsstabs beim DFB),Professor Dietmar Schmidtbleicher ("Möglichkeiten derKraftdiagnostik im Fußball", Universität Frankfurt), Wer-ner Mickler ("Psychologisches Training, Beratung undBetreuung im Fußball", DSHS Köln) und Dr. GunnarGerisch ("Spielspezifisches Schnelligkeitstraining", Fe-nerbahce Istanbul) gewonnen werden.

Neben den wissenschaftlichen Vorträgen fanden auchPraxisdemonstrationen zur Schnellkraftdiagnostik vonSchmidtbleicher sowie zur Förderung des Selbstvertrau-ens im Fußball über psychologische Trainingstechnikenbei Mickler in der Halle statt. Gerade für Trainer ist dieUmsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse von hohemInteresse. Die Demonstrationseinheiten zu ausgewähltenZielstellungen des Trainings fanden deshalb besonderesInteresse bei den Teilnehmern. Zudem fand eine Praxis-demonstration mit einem Stützpunkttraining des DFB-Talentförderprogramms der RG Südwest des BundesDeutscher Fußball-Lehrer (BDFL) unter Leitung von Dr.Werner Becker, Christian Meyer und Volker Müller alsFortbildungsveranstaltung für Trainer statt.

In weiterführenden Referaten haben am Freitag Profes-sor Eike Emrich ("Teamstrukturanalyse", UniversitätFrankfurt), Dr. Werner Pitsch ("Bevölkerungsentwick-lung – E ine Herausforderung auch für den Fußball?",Universität Frankfurt), Dr. Oliver Höner ("Entschei-dungshandeln", Universität Bielefeld), Rainer Schlier-mann ("Burnout – Pro blem bei Fußballtrainern", Univer-sität Jena), Dr. Stefan Lottermann ("Technikdiagnostikund -training im Jugendfußball", DSHS Köln) und Dr.Matthias Lochmann ("SCI Soccer 2006", UniversitätMainz) weitere Themen zur Diagnostikoptimierung undWeiterentwicklung des Fußballs aufgegriffen.

Insgesamt zeigte sich eine sehr positive Resonanz un-ter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, zu der ne-ben den Fachvorträgen auch die als sehr angenehmempfundene Atmosphäre der Hermann-NeubergerSportschule beigetragen hat. Genauso wichtig für dasgute Gelingen der Veranstaltung war die ungewöhnlichgroße Repräsentanz des DFB bei der diesjährigen Ta-gung, nicht nur als Gäste sondern auch als Referenten,was als besonders positiv hervorzuheben gilt. So warder Deutsche Fußball-Bund, wie oben beschrieben, anallen Teilen des Programms mit Referenten beteiligtwar: Auch konnten die Veranstalter die Bundestrainerin,Frau Tina Theune-Meyer, als Fußballweltmeisterinnenanlässlich der 19. Jahrestagung an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken begrüßen.

Ebenso ist erfreulich festzustellen, dass der DeutscheFußball-Bund mit seinen Trainern signalisiert hat, gerneauf wissenschaftliche Hilfe zurück zu greifen. Anderer-seits sollten aber auch die Wissenschaftler daran den-ken, Kenntnisse und Ergebnisse so zu gestalten, dassdie Trainerinnen und Trainer wirklich Gewinn davon ha-ben. So ist zu hoffen, dass die WM 2006, die von derBundesregierung als ein nationales Anliegen gestaltetwerden soll, bestmögliche Unterstützung aus allen Be-reichen erfahren kann.

PD Dr. Gabriele NeumannBundesinstitut für Sportwissenschaft(Quelle: www.bisp.de)

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Gesundheit Sektionen/Kommissionen

dvs-Informationen 18 (2003) 4 49

Kommission GesundheitKommission Gesundheit fordert Positionen zum Gesundheitssport ein:Bericht zur Jahrestagung „Gesundheitssport und Sporttherapie – Chancen, Wirksamkeit und Qualität“(24.-27. September 2003 in Potsdam)

Jahrestagungen der Kommission Gesundheit der Deut-schen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) stehenimmer unter einem thematischen Schwerpunkt und fan-den bisher unter wechselnden Rahmenbedingungenstatt. So auch in diesem Jahr. Die diesjährige Tagungstand unter dem Thema „Gesundheitssport und Sport-therapie – Chancen, Wirksamkeit und Qualität“ und wareingebunden in den 38. Deutschen Kongress fürSportmedizin und Prävention der Deutschen Gesell-schaft für Sportmedizin und Prävention e.V. (DGSP).Während der 24. September mit einem Symposium ineigener Regie stattfand, waren weitere Schwerpunkt-themen oder aber Vorträge und Posterpräsentationender Mitgliedern der Kommission Gesundheit in den Ge-samtkongress integriert.

Symposium „Gesundheitssport – ein Stiefkind der Politik?“

Das Symposiumsthema setzte dann auch an dem sen-siblen Punkt an, der derzeit nicht nur viele Politiker imDeutschen Bundestag und Experten aus der Sportwis-senschaft, sondern auch Vertreter der Kostenträger undder Sportverbände bewegt: Wird der gesundheitsorien-tierte Sport bald eine größere Rolle im deutschen Ge-sundheitswesen spielen oder wird er in seinem Dornrö-schenschlaf verbleiben? Hintergrund ist die gesetzlicheVerankerung des Gesundheitssports in der Prävention (§20) und in der ambulanten und stationären Rehabilitationund der Nachsorge (§ 43). So hat die Bundesregierungeine Stärkung der Prävention ausdrücklich in die Koaliti-onsvereinbarung aufgenommen. Prävention soll dem-nach eine eigenständige Säule neben der Akutbehand-lung, der Rehabilitation und der Pflege werden.

Dass diese Absichtserklärungen und besonders dieUmsetzung in Zeiten knapper werdender Ressourcenbei den verschiedenen Expertengruppen kontroversaufgenommen wird, sollte das Symposium thematisie-ren. Folgende Zielsetzungen galt es anzusteuern:

• Bestandaufnahme – Wo steht die Wissenschaft, wodie Politik bei der Lösung der Aufgaben, die ihnendurch Neupositionierung des Gesundheitssportsgestellt werden?

• Den Dialog fördern – Wie lässt sich der Informati-onsaustausch und die Kooperation von Wissen-schaft und Politik im Bereich des Gesundheitssportoptimieren?

• Gemeinsame Perspektiven entwickeln – Welchekonkreten Schritte müssen auf dem Weg zu einemevidenzbasierten und qualitätsgesicherten Gesund-heitssport als nächstes eingeleitet werden?

Die große Resonanz der über 100 Teilnehmer verdeut-licht das Interesse an dieser Thematik. Einführend positi-onierten die Sprecherratsmitglieder Prof. Dr. WalterBrehm (Bayreuth) und Prof. Dr. Alfred Rütten (Erlangen)den Anspruch der Wissenschaft zu Fragen der Präventi-on und zum Einsatz von gesundheitsförderlicher körper-licher Aktivität und von Gesundheitssport. Unbestrittenist die förderliche Wirkung körperlicher Aktivität auf dieErhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit. Aller-

dings basieren die Wirksamkeitsanalysen bislang zu-meist auf Plausibilitäten und weniger auf wissenschaft-lich fundierten Erkenntnissen, was eine Qualitätssiche-rung der Programme erschwert. Hier ist ein Aufbau ei-nes adäquaten Systems von Interventionen und Quali-tätsmanagement gefordert, um über eine Vernetzungvon Gesundheits- und Sportsystem Synergien frei zusetzen. Ansatzpunkte sind die Qualitätssicherung ziel-gruppenorientierter Programme und die Ausrichtung anden Kernzielen, die mittlerweile für Programme undMaßnahmen im Gesundheitssport gelten wie (1) dieStärkung physischer Ressourcen, (2) Stärkung psycho-sozialer Ressourcen, (3) Prävention von Risikofaktoren,(4) Bewältigung von Beschwerden und Missbefinden,(5) Bindung an gesundheitssportliches Verhalten und(6) Verbesserung der Bewegungsverhältnisse.

Für ein Podium konnten die Vertreter der unterschiedli-chen Expertengruppen aus Politik, Kostenträgern undSportwissenschaft gewonnen werden. Kurze State-ments bildeten die Grundlage für die spätere Podiums-diskussion, die vom Kommissionssprecher Prof. Dr.Klaus Pfeifer (Magdeburg) geleitet wurde. Auszugswei-se einige Stellungnahmen der Diskutanten:

Rosemarie Apitz vom Bundesministerium für Gesund-heit und Soziale Sicherung sieht im 2002 gegründetenDeutschen Forum Prävention und Gesundheitsförde-rung eine wichtige und verbindende Institution zur För-derung der Gesundheitsthematik. Unter den 60 Mitglie-dern ist u.a. auch der DSB vertreten. Defizite im Be-reich der Gesundheitsförderung seien besonders in derfehlenden Vernetzung, Koordinierung, Qualitätssiche-rung und bei der Nachhaltigkeit festzustellen. Um derwachsenden Zahl chronischer Erkrankungen vorzubeu-gen sei u.a. ein Paradigmenwechsel weg von der reinen„Reparaturmedizin“ hin zu einer ganzheitlichen Medizinmit Prävention und Gesundheitsförderung überfällig, inder Sport und Bewegung eine wichtige Rolle einnehmensollten. Immerhin stellte sie heraus, dass in ihrem Res-sort neben einem Referenten für Ernährung auch einReferent den Bereich Bewegung bearbeiten wird.

Gut besetzter Hörsaal beim Statement von Roswitha Apitz,Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung

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Sektionen/Kommissionen Gesundheit

50 dvs-Informationen 18 (2003) 4

Nach Aussage von Dr. Volker Wanek (Spitzenverbandder gesetzlichen Krankenversicherer) hat die gesund-heitssportliche Aktivität einen hohen Stellenwert in derNeufassung des Handlungsfeldes „Bewegungsgewohn-heiten“ im Leitfaden der Krankenkassen-Spitzenver-bände. Über zielgruppenbezogene Präventionspro-gramme, die an den Kernzielen des Gesundheitssportsausgerichtet sind, der Akzentuierung von Nachhaltigkeitund die Gewährleistung hoher Anbieterqualifikationensollen Bedingungen geschaffen werden, um qualitäts-bezogene Programme mit Planungssicherheit für dieKrankenkassen anzubieten. Allerdings widersprechendie im geplanten Präventionsgesetz diskutierten Zah-lungsverpflichtungen einer stärkeren Ausbreitung ge-sundheitsförderlicher Angebote.

Die Qualitätssicherung von Gesundheitssport und Sport-therapie war auch der wesentliche Aspekt, auf den PeterKehl vom Hauptverband der Berufsgenossenschaftenhinwies. Für die Träger der gesetzlichen Unfallversiche-rung ist es notwendig, qualitätsgesicherte Programmein der betrieblichen Gesundheitsförderung oder in dieRehabilitation zu bezuschussen.

An den Problemen der Umsetzbarkeit von Präventions-programmen setzte Dr. Ferdinand Schliehe vom Ver-band Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR).Neben den therapeutischen Behandlungselementennimmt die sportliche Aktivität in der Rehabilitation einenzentralen Stellenwert ein und ist gleichzeitig auch Teilder Nachsorge. Erfahrungen aus Präventionskursen,die ebenfalls vom VDR angeboten werden, zeigten,dass bisher aber nur 0,5 Prozent der Versicherten dieseMöglichkeiten nutzen, was einer Veränderung bedarf.Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportme-dizin und Prävention, Prof. Dr. H.-H. Dickhuth, stellte inseinem Statement heraus, dass ca. 30 Prozent der Ge-sundheitskosten durch lebensstilbedingte Erkrankungenverursacht werden. Regelmäßiger sportlicher Aktivitätkommt dabei eine Schlüsselfunktion zu, da damit unmit-telbar ein positiv ausgerichteter Lebensstil assoziiertwird, verbunden mit günstiger Blutdruckregulation, ge-ringem Nikotinmissbrauch, günstigem Stoffwechsel undgeringem Körpergewicht. Gegen das Verletzungsrisiko,ein zentrales Gegenargument zu sportlicher Aktivität,setzte er aktuelle Kalkulationen aus der Schweiz. Durchdie durchgeführte sportliche Aktivität stehen ca. 2,7 Mil-liarden Franken pro Jahr ca. 1,1 Milliarden Franken andirekten Behandlungskosten gegenüber. Diese Relationmüsste bei vorsichtiger Schätzung für die Bundesrepu-blik etwa zehnmal so hoch sein.Prof. Dr. Gerhard Huber (Deutscher Verband für Gesund-heitssport und Sporttherapie) betonte in ähnlicher Weise,dass keine andere Investition im Gesundheitsbereich ei-ne so positive Kosten-Nutzen Bilanz aufweise wie dieFörderung durch Bewegung und Sport. Leider hat dasThema bei den Kostenträgern einen geringen Stellen-wert, so dass das Thema Gesundheitssport, sportlich ge-sehen, „im Abseits“ steht. Die Vernachlässigung dieserThematik ließe sich durch Belege der Wirksamkeit im Rah-men einer verbesserten Qualitätssicherung beseitigen.

In seiner Funktion als Gesundheitsbeauftragter desDeutschen Sportbundes hat Prof. Dr. Winfried Banzerseit 2002 die Spitzengespräche im Deutschen Forumfür Prävention und Gesundheitsförderung begleitet oderwar beteiligt an der Anhörung von Sachverständigen

beim Sportausschuss des Bundestages zum Thema„Sport, Bewegung, Gesundheit und Prävention“ im Mai2003. Allerdings blieb von der Einmütigkeit aller Frakti-onen, den Präventionssport stärker im deutschen Ge-sundheitswesen zu verankern, nicht viel übrig. Die Über-legungen zur Gesundheitsreform zeigen seiner Ein-schätzung nach nicht einmal ansatzweise den Ausbauder Prävention zur vierten Säule des Gesundheitswe-sens. Die Zeichen für eine Mitfinanzierung der Präven-tion stehen derzeit denkbar ungünstig. Trotz vollmundi-ger Erklärungen fehle es der Prävention zur Zeit nochan einer durchschlagkräftigen Lobby.

Kommissionssprecher Prof. Dr. Klaus Pfeiffer in der Moderationder Podiumsdiskussion

Die abschließende Podiumsdiskussion, an der auch derSPD-Politiker und Bundestagsabgeordnete Götz-PeterLohmann (Mitglied im Gesundheits- und im Sportaus-schuss des Bundestages), brachte noch einmal die we-sentlichen Aspekte auf den Punkt. Die Infrastruktur desorganisierten Sports mit den Qualitätssiegeln „SPORTPRO GESUNDHEIT“ oder SPORT PRO REHA“ habensich in der Politik wie auch bei den Kostenträgern Aner-kennung gefunden. So haben u.a. auch Experten ausder Sportwissenschaft an der Neugestaltung des § 20Abs. 1 und 2 SGB V mitgewirkt und die sportliche Akti-vität mit seinen Qualitätsmerkmalen stärker eingebun-den. Allerdings fehlt dem Präventions- und Gesund-heitssport noch die politische Lobby. Es gibt eine Viel-zahl vollmundiger Erklärungen, aber – was die Finan-zierung angeht – folgen in der letzten Konsequenz nurhalbherzige Taten. Es werden zwar derzeit im Bundes-gesundheitsministerium Eckpunkte für ein Präventions-gesetz entwickelt, mit dem ist dann allerdings erst Mittedes folgenden Jahres zu rechnen.

Im Fazit bleibt festzuhalten, dass es wichtig ist, die Ex-perten aus dem Sportsystem und dem Gesundheitssys-tem an einen Tisch zu bringen. Dies schafft eine güns-tige Basis für weitere Gespräche und Kontakte. Inwie-weit Lobby-Arbeit für den Präventions- und Gesund-heitssport getätigt worden ist, wird sich spätestens imnächsten Jahr zeigen, wenn der Entwurf des Präventi-onsgesetzes von Gesundheitsministerin Ulla Schmidtvorliegen wird.

38. Deutscher Kongress für Sportmedizin und Prävention

Der zweite Teil der Jahrestagung ist in den Kongress derDGSP integriert worden. Mit dem Schwerpunktthema„Bewegungsbezogene Interventionskonzepte und derenEvidenzbasierung“ gestaltete die dvs-Kommission

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Gesundheit Sektionen/Kommissionen

dvs-Informationen 18 (2003) 4 51

Gesundheit am 25.September 2003 einen eigenen Ar-beitskreis. Mit der Anbindung an den Kongress in Pots-dam galt es, vor allem die Schnittstellen zur Sportmedi-zin und die möglichen interdisziplinären Synergieeffektedeutlich zu machen. Der sportwissenschaftliche For-schungsstand wurde aus der Perspektive der Präventi-on (Prof. Dr. Walter Brehm für Prof. Dr. Klaus Bös), derRehabilitation (Prof. Dr. Klaus Pfeifer) sowie der Public-Health (Prof. Dr. Alfred Rütten) auf der Grundlage deraktuell im Gesundheitswesen diskutierten Forderungnach Evidenzbasierter Medizin (EBM) beleuchtet. In derDiskussion und in den Nachfragen wurde deutlich, dass

noch sehr wenig gemeinsames Wissen zwischensportwissenschaftlicher und sportmedizinischer For-schung hinsichtlich der qualitätssichernden Konzepteim Gesundheitssport bestehen. Die Integration war so-mit ein willkommener Austausch und ein Kennenlernenunterschiedlicher Forschungsansätze. Die Kurzfassun-gen sind in der Ausgabe der Deutschen Zeitschrift fürSportmedizin 54, 7/8 (2003) erschienen (www.zeitschrift-sportmedizin.de).

Prof. Dr. Manfred WegnerUniversität Kassel

„Assessmentverfahren in Gesundheitssport und Bewegungstherapie – Messen, Testen, Beurteilen, Bewerten“Ankündigung derJahrestagung der dvs-Kommission Gesundheit (23.-24. September 2004 in Saarbrücken)

Im Jahr 2004 findet die Jahrestagung der dvs-Kom-mission Gesundheit am 23. und 24. September unterder Leitung von Prof. Dr. Georg Wydra in Saarbückenstatt. Das Thema der Jahrestagung lautet „Assess-mentverfahren in Gesundheitssport und Bewegungsthe-rapie“ und steht somit in enger inhaltlicher Nähe zu denvorangegangenen Jahrestagungen, in denen vor allemwegen der aktuellen wissenschaftlichen aber auch ge-sundheitspolitischen Relevanz, Fragen der Qualifizie-rung und Evaluation von bewegungsbezogenen Inter-ventionen im Vordergrund standen.

Evidenzbasiertes Arbeiten in Gesundheitssport undBewegungstherapie ist ohne die Anwendung von spezi-fischen Mess-, Test- und Diagnoseverfahren nicht mög-lich. Gesundheitsorientierte Assessmentverfahren kön-nen auf die Erfassung unterschiedlicher Gesundheitsin-dikatoren gerichtet sein: Krankheiten, Funktionen, „Acti-vities of Daily Living“, Fitness, Wohlbefinden etc. Nebendem Überblick über die Weite des Feldes ist der Ver-such der Eingrenzung auf fachspezifische Assessment-verfahren notwendig.

Aus theoretischer Sicht sollten Assessmentverfahrensowohl bei der Planung von Interventionsmaßnahmenals auch abschließend in der Evaluationsphase einenicht nur untergeordnete Rolle spielen. Während imangloamerikanischen Sprachraum hierzu eine Vielzahlvon Monografien vorliegen, finden sich bei uns entspre-chende Verfahren nur vereinzelt. Im Rahmen der Ta-

gung soll der Frage nachgegangen werden, inwieweitmittlerweile ein spezifisches sporttherapeutisches undbewegungswissenschaftliches Instrumentarium vorliegtoder noch entwickelt werden muss. Wünschenswertwäre die Diskussion von „Guidelines“ für die weitereBearbeitung des Problemfeldes. Des weiteren soll ge-klärt werden, ob solche Verfahren auch in der Praxisdes Gesundheitssports und der BewegungstherapieAnwendung finden und welche Barrieren für einen rou-tinemäßigen Einsatz abgebaut werden müssen.

Neben Grundsatzreferaten zu dieser Kernthematik solldie Gelegenheit zu freien Vorträgen gegeben werden,wobei jedoch die Referenten der Darstellung der einge-setzten Verfahren einen höheren als sonst üblichenStellenwert einräumen sollten. Im Rahmen der Arbeits-kreise soll die Gelegenheit gegeben werden, in ca. 15-minütigen Vorträgen aktuelle Forschungsarbeiten zurTagungsthematik vorzutragen. Vorträge können biszum 30. Juni 2004 angemeldet werden. Weitere Infor-mationen zur Veranstaltung sowie Formalia zur Anmel-dung von Beiträgen sind auf der Tagungshomepage(www.uni-saarland.de/fak5/sportpaed/tagung/index.htm)abrufbar.

Anmeldungen richten Sie bitte an: Prof. Dr. GeorgWydra, Universität des Saarlandes, Sportwissenschaft-liches Institut, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken,Tel.: (0681) 302-2544/-4909, Fax: (0681) 302-4091,eMail: [email protected].

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Sektionen/Kommissionen Sportgeschichte

52 dvs-Informationen 18 (2003) 4

Sektion Sportgeschichte„Olympische Spiele – Geschichte und Perspektiven“Bericht von der Jahrestagung der dvs-Sektion Sportgeschichte (15.-17. Mai 2003 in Maulbronn)

Die diesjährige Jahrestagung der dvs-Sektion Sportge-schichte fand in der Anlage des gut erhaltenen mittelal-terlichen Zisterzienser-Klosters Maulbronn (UNESCO-Weltkulturerbe) statt. Die Sektion folgte einer Einladungdes Instituts für Sportgeschichte Baden-Württemberge.V., das im Kloster seinen Sitz hat und am 17. Mai sein10-jähriges Gründungsjubiläum feierte. Die im Vorfelddieser Festveranstaltung organisierte Sektionstagungwurde mit einem freundlichen Grußwort des Bürger-meisters Andreas Felchle eröffnet, der dabei die sport-politischen Aktivitäten der kleinen Stadt Maulbronn her-vorhob. Die Bewerbung Deutschlands um die Olympi-schen Spiele 2012 war Anlass das Thema Olympia inden Mittelpunkt der Jahrestagung zu stellen. Die Vor-träge und Referate beschäftigten sich mit Fragen undProblemstellungen der Olympia-Geschichte vom aus-gehenden 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Das The-menspektrum reichte von der Biografiegeschichte, überolympische Landesgeschichte, Fest- und DDR-Ge-schichte bis zur jüngsten Zeitgeschichte.Am Anfang referierte Michael Krüger (Münster) über dieBeziehungen der Schwaben zu den Olympischen Spie-len vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Gegen-wart. An Hand herausragender Persönlichkeiten undSportler (von Friedrich Hölderlin bis Dieter Baumann) re-konstruierte und problematisierte er die ambivalentenHöhepunkte baden-württembergischer „Olympiageschich-te“. Die von J. Chr. Fr. GutsMuths gefeierten „olympi-schen Spiele“ am Drehberg bei Wörlitz (1776-1799) imFürstentum Anhalt-Dessau wurden von Michael Thomas(Magdeburg) auf ihre aufklärerisch-modernen Bezügenund ihre volkskulturellen Traditionen hin analysiert. Erkam zu dem Ergebnis, dass die Drehberg-Feste ländli-che Vaterlandsfeste mit volksaufklärerischen und volks-erzieherischen Intentionen waren, bei denen „diszipli-nierte“ traditionelle Volkswettkämpfe im Mittelpunktstanden. Jürgen Lotterer (Maulbronn) vom gastgeben-den Institut für Sportgeschichte thematisierte die ver-schiedenen Probleme, die beim Aufbau eines Sportar-chivs auftreten können.Der 15. Mai endete mit der turnusmäßigen Sektions-Mitgliederversammlung und der Wahl des neuen Vor-stands. Gewählt zum neuen Sprecher wurde Prof. Dr.Michael Krüger (Münster). Dem Vorstand gehören au-ßerdem noch PD Dr. Bernd Wedemeyer-Kolwe (Göttin-gen), Dr. Michael Thomas (Magdeburg) und Dr. KarlLennartz (Köln) an. Beschlossen wurde, dass dienächste Jahrestagung 2004 thematisch über die Ge-schichte des Fußballs in Deutschland handeln wird.Der zweite Tag der Tagung gehörte hauptsächlich derSportzeitgeschichte. Andreas Höfer (Berlin) referierteüber die junge Geschichte des Deutsche OlympischeInstitut in Berlin, das auf Initiative Willi Daumes zu sei-nem Geburtstag am 24.5. im Jahre 1993 gegründetwurde. Nach zehn Jahren scheinen die originären Auf-gaben des Instituts – Fragen und Probleme des olympi-schen Sports zu erforschen und öffentlich zu diskutie-ren – im Zusammenhang mit der Olympiabewerbung2012 wichtiger denn je, zumal gegenwärtig über finan-zielle Ausstattung und Standort gestritten wird. Christo-

pher Schlienz (Göttingen) versuchte das IOC aus poli-tikwissenschaftlicher Sicht zu analysieren, wobei erzwischen sportlichem und dem institutionellem Systemdifferenzierte. Über den Turner und Olympiasieger Alf-red Schwarzmann informierte Swantje Scharenberg(DTB), dessen Biografie mit dem Wandel der turneri-schen Bewegungskultur hin zum Kunstturnen verbun-den war. Annette Hofmann (Münster) untersuchte die Be-teiligung der Deutsch-Amerikaner an den OlympischenSpielen 1904 in St. Louis. Sie machte darauf aufmerk-sam, dass Zwei Drittel der Teilnehmer (Athleten und Zu-schauer) Amerikaner deutscher Abstammung waren unddass innerhalb der Spiele ein internationales olympi-sches Turnfest veranstaltet worden war. Die unbekannteBiografie des deutschen IOC-Mitglieds Walter von Rei-chenau (gest. 1942) wurde von Karl Lennartz (Köln) re-konstruiert und kritisch besprochen. Beim Überfall auf dieSowjetunion 1941 führte Reichenau als General der 6.Armee und der Heeresgruppe Süd einen verbrecheri-schen „Vernichtungskrieg“, dem Tausende Juden, Kriegs-gefangene und Zivilisten zum Opfer fielen. Hans JoachimTeichler (Potsdam) rekonstruierte die Olympischen Spie-le als die zentralen periodischen sport-politischen Höhe-punkte der DDR und ihres Sport-Systems. Er deckte da-bei Kontinuitäten auf und machte politische Zusam-menhänge deutlich. Aus sportpädagogischen Intentio-nen heraus untersuchte Herbert Haag (Kiel) die Leis-tungsmessung und -bewertung der Nationalmannschaf-ten bei den Olympischen Spielen. Er stellte in diesemZusammenhang verschiedene Alternativen für den ge-genwärtig gebräuchlichen Medaillenspiegel vor.

Am Abend fand unter der Leitung des alten Sprechers,Hans Joachim Teichler, ein Expertengespräch zumThema „Olympische Spiele in Deutschland – was bringtdie Zukunft?“ statt. Im Podium saßen neben dem Olym-pia-Historiker Dr. Karl Lennartz die Repräsentanten derOlympia-Bewerber-Städte Leipzig, Düsseldorf und Stutt-gart. Auf der Podiumsdiskussion wurde entgegen derThemenstellung erst einmal die Bewerbungsvorgängenacherlebt. Die Verbitterung bei den Unterlegenenkonnte nur mühsam hinter der offiziell bekundeten Soli-darität mit Leipzig versteckt werden. Der Ärger richtetesich auch nicht gegen Leipzig, sondern gegen dasNOK, das nach ihrer Ansicht mit der Aufgabe überfor-dert war, einen fairen Wettbewerb der Bewerberstädtezu organisieren. So fielen auch die von Lennartz einge-forderten Ideale des Olympismus bei der Bewerbertä-tigkeit in der Diskussion kaum ins Gewicht. Insgesamtfiel der Ausblick auf die Zukunft ambivalent aus.

Die Sektionstagung endete mit der Teilnahme am Fest-akt des Instituts für Sportgeschichte Baden-Württem-berg, auf dem der in Sportwissenschaft und Sportge-schichte bekannte Kulturwissenschaftler Professor Dr.Hermann Bausinger (Tübingen) die Festrede zumThema „Identitässpiele – Sport als universelles Kultur-muster“ hielt.

Dr. Michael ThomasOtto-von-Guericke-Universität Magdeburg

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Sportpädagogik Sektionen/Kommissionen

dvs-Informationen 18 (2003) 4 53

Sektion Sportpädagogik„Sportpädagogisches Wissen: Selbstreflexion und Öffentlichkeit“Bericht von der Jahrestagung der dvs-Sektion Sportpädagogik (19.-21. Juni 2003 in Hayn)

Was unterscheidet Hundehalter von Sportpädagogen?Nun, was deren Sprachgebrauch betrifft, herzlich we-nig, zumindest, wenn man in einschlägigen Web-Seitenvon Hundezüchtern nachschaut, zeigen sich auffälligeParallelen. Mit dieser irritierenden Gegenüberstellung,eröffnete Matthias Schierz (Jena, jetzt Oldenburg) diediesjährige Jahrestagung der dvs-Sektion Sportpäda-gogik. In seiner gewohnt souveränen Art, löste er amEnde seiner einleitenden Worte, die Frage zwar nichtgrundsätzlich auf, aber zeigte doch, dass sich eineSelbstreflexion für unsere Disziplin aufdrängt. „Sportpä-dagogisches Wissen“ lautete das Thema der Tagung,unter welchem die z.T. ganz unterschiedlichen Wis-sensbestände verstanden werden sollten, die vonsportpädagogischer Forschung hervorgebracht werden.„Wie entsteht ein solches Wissen, welche anderen dis-ziplinären Anschlüsse lässt es zu oder verlangt es garund wie steht es schließlich um die Verwendung fürnichtwissenschaftliche Kontexte?“ So einige leitendeFragen, die von der Tagungsleitung zu Beginn der Ver-anstaltung gestellt wurden. Mit diesem Fokus sollte dastraditionelle „Theorie-Praxis-Dilemma“ der Pädagogik,aber auch anderer sozial- und geisteswissenschaftli-cher Ausrichtungen erneut hervorgehoben werden, umwomöglich andere, nicht ganz so typische theoretischeBezüge anzulegen. Aus diesem Anspruch wurden dreiThemenkreise für die einzelnen Arbeitskreise abgelei-tet: Spezifik, Transfer, Transformation.

Zunächst wurden die Teilnehmer jedoch vom erstenHauptreferenten in das Tagungsthema eingeführt, wo-bei sich Dietrich Kurz (Bielefeld) aus einer Introperspek-tive ganz gezielt mit der Disziplin „Sportpädagogik“auseinander setzte. Dietrich Kurz zeigte in einem erfri-schend selbstkritischen Aufriss der Geschichte, dassdie Wirkungen der Disziplin doch eher bescheidengeblieben sind. Selbstkritisch, weil Dietrich Kurz selbstnicht unwesentlich zur „Wissensproduktion“ unsererDisziplin beigetragen hat. So sind seine kategorialenSinngebungen in der Sportpädagogik nicht nur in Lehr-pläne, sondern sogar über die Grenzen in ein sechs-bändiges eidgenössisches Lehrmittel eingegangen (fürNicht-Helvetier: Mit Lehrmitteln sind in der SchweizLehrbücher gemeint). An ganz konkreten Beispielenkonnte Dietrich Kurz darstellen, dass die von der Ta-gungsleitung geäußerte Frage, nach dem Anschlussund der Verwendung von sportpädagogischem Wissenin nichtwissenschaftlichem Kontext, noch entwicklungs-bedürftig ist. Dabei galt seine Kritik nicht nur der wis-sensgenerierenden Disziplin, sondern auch den „ab-nehmenden“ Institutionen, wenn man überhaupt von ei-nem Anbieter-Abnehmer Verhältnis sprechen darf.

Im Anschluss an die lebhafte Diskussion wurde dieTeilnehmer nicht nur zum Kaffee, sondern auch zurTeilnahme an der Postersession geladen. Ich denkedass diese Form von Präsentation durchaus geglücktist. Dies zeigte sich nicht nur in der Fülle der Poster,sondern auch am Umstand, dass die Organisatoren dieTeilnehmenden kaum darum bitten mussten ihre Kaf-feepause zu beenden. Die lebhaften Diskussionen zwi-

schen „Aussteller“ und „Publikum“ und das Gedrängevor den Plakaten weisen m.E. darauf hin, dass dieseForm für zukünftige Jahrestagungen institutionalisiertwerden sollte. Die bewusst offen gehaltene Thematikder Session, wirkte sich ebenfalls positiv auf die Ar-beitskreise aus, indem in diesem mehrheitlich auf dasTagungsthema eingegangen werden konnte. Die in derdarauf folgenden Jahresversammlung geäußerte Kritik,dass sich nur Balken- und Kuchendiagramme gut aufPostern darstellen lassen und deshalb andere For-schungsdesigns ausgeschlossen werden, teile ich nicht.Ich denke, dass Poster gerade für Nachwuchsleute eineChance bieten, auch bilateral mit Interessierten ins Ge-spräch zu kommen. Die Attraktivität der Darstellung istfür solche Diskussionen sekundär.

Der Freitagvormittag war für die Referate in den Arbeits-kreisen reserviert. Sowohl die Referate, als auch die an-schließenden Diskussionen waren – zumindest was dieeingeforderte „Überzeit“ betrifft – ausgiebig und intensiv.Auch wenn die Einteilung der Referate in die drei The-menbereiche „Spezifik, Transfer, Transformation“ nichtimmer nachvollziehbar war (hier waren wohl auch andereGründe ausschlaggebend) zeigte sich die Konzentrationauf das Tagungsthema als sehr vorteilhaft. Die Arbeits-kreise wurden z.T. ihrem Namen wirklich gerecht, weilzwischen den einzelnen Vorträgen auch Bezüge herge-stellt werden konnten und sich daraus eine Denk-„Arbeit“im Thema „Sportpädagogisches Wissen“ ergab.

Jürgen Oelkers (Zürich) als zweiter Hauptreferentbrauchte am Freitagnachmittag nur wenige Worte, umder versammelten Sektion zu zeigen, wie schwierig es inpädagogischen Wissensdisziplinen ist, wirklich auchWissen und nicht nur Labels zu schaffen. Wie gewohntmit irritierenden Beispielen, versuchte Jürgen Oelkersdarzustellen, dass sich die Pädagogik nicht nur auf dieRhetorik ihrer Wissenschaftsdisziplinen beziehen darf,sondern auch auf Personen und Systeme. PädagogischeSysteme lassen sich aber nur träge verändern. Wenn al-so die Performanz von Sportpädagogischem Wissen an-gesprochen wird (was sich als Absicht auch in der vonder Tagungsleitung vorgeschlagenen Kategorie derTransformation und des Transfers äußert) so lässt sichaus den Worten von Jürgen Oelkers schließen, darf dieSelbstreflexion nicht ausschließlich auf eine Ideenschaureduziert werden. Kinder z.B. „nutzen das Wissen nichtder Pädagogik, sondern der eigenen Erfahrung, die diezugängliche Welt und nicht die erzieherische Absicht zurVoraussetzung hat“ (Oelkers, 2003). Ich denke, dasssich gerade die Sportpädagogik, die sich auf ein Praxis-feld mit einem enormen Potenzial an Erfahrungsmöglich-keiten bezieht, diese Tatsache zu eigen machen sollte.

Am Samstag folgten weitere Arbeitskreise und zum Ab-schluss eine Podiumsdiskussion. Ohne den Gehalt dereinzelnen Statements zu schmälern, zeigten die Votendoch, wie unterschiedlich die Ansprüche an Sportpäda-gogisches Wissen sind. Gerade durch die Heterogenitätder Standpunkte der Podiumsteilnehmer deckte dieDiskussion die Dringlichkeit und Aktualität einer Selbst-reflexion der Disziplin auf. Ich denke, wenn sich dieses

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Sektionen/Kommissionen Sportpädagogik

54 dvs-Informationen 18 (2003) 4

Nachdenken über sich selbst nicht nur um die sprachli-che Repräsentation dreht, sondern gleichzeitig derenGegenstände mit einbezieht, könnte die Tagung auchnachhaltige Wirkung zeigen und die Hoffnung der Ta-gungsleitung aufgehen, dass sich „Chancen und Gren-zen der Verwendung von sportpädagogischem Wissenpräzisieren lassen“ (Schierz & Frei, 2003).Nun, aufgrund des bisher geschilderten könnte manfast denken, die Tagung fand in einem virtuellen wis-senstheoretischem Raum statt. Dass dem nicht so war,dafür hat das Jenaer Organisationsteam um MatthiasSchierz, Peter Frei und Vera Reinartz sowohl professi-onell, als auch sehr herzlich gesorgt. Der Tagungsort inder pädagogischen oder sollte man sagen ländlichenProvinz bildete ein äußerst angenehmes Arbeitsklima.Aber auch den bildungshistorischen Orten in der Um-gebung wurde die nötige Aufmerksamkeit geschenkt

und so führte uns der abendliche Ausflug zu Goethe,der meines Wissens zwar nicht viel mit Sport am Huthatte, aber die Sportpädagogen und Sportpädagogin-nen doch durch seine Wohnstätte beeindrucken konnte.

LiteraturOelkers, J. (2003, 4. September). Konstruktion und Genesis

pädagogischen Wissens. Das Beispiel der reformpädago-gischen Rhetorik. Zugriff am 18. September 2003 unterhttp://www.paed.unizh.ch/ap/Jena.rtf

Schierz, M. & Frei, P. (2003, 30. Juni). SportpädagogischesWissen – Spezifik, Transfer, Transformation. Zugriff am18. September 2003 unter http://www2.uni-jena.de/spowi/sportpaed/dvs/the_i.htm_

Dr. Roland MessmerPädagogisches Institut Basel-Stadt

„Qualität im Schulsport“Ankündigung der Jahrestagung der dvs-Sektion Sportpädagogik (10.-12. Juni 2004 in Soest)

Was macht guten Sportunterricht aus? Wonach und wielässt sich seine Qualität beurteilen? Wo kann man an-setzen , um sie wirksam zu verbessern? Fragen dieserArt stellten sich der Didaktik des Schulsports schonimmer. Doch in jüngster Zeit erhält die Diskussion neueBegriffe und neuen Schwung und sie stellt sich in neu-en Zusammenhängen. Mit Begriffen wie „Qualitätsma-nagement“, „Bildungsstandards“ oder „Benchmarking“,die bisher dem Bildungssystem fremd waren, verbindetsich einerseits die Erwartung, die Qualität von Unter-richt und schulischer Arbeit methodisch effektiver alsbisher zu verbessern, andererseits aber auch die Be-fürchtung, das Wesentliche der Bildung zu verfehlen.Weiter Brisanz erhält der Prozess dadurch, dass jedeeinzelne Schule, die nun ein Ort der Qualitätsentwicklungwerden soll, sich zunehmend in ein Netz nationaler undinternationaler Leistungsvergleiche eingespannt sieht.Die Herausforderungen, die sich damit verbinden, warenzunächst auf die Kernfächer schulischen Lernens kon-zentriert, erreichen nun aber auch den Schulsport.

Auf der Tagung „Qualität im Schulsport“ wollen wir dieThematik kritisch und konstruktiv aufgreifen. Für daseinleitende, fachübergreifende Hauptreferat konnten wirProf. Dr. Andreas Helmke (Landau) gewinnen, dessenBuch „Unterrichtsqualität – erfassen, bewerten, verbes-sern“ (Seelze 2003) einen umfassenden, aktuellen Über-blick gibt. Ein weiteres Hauptreferat – aus einer fachin-ternen Sichtweise – wird Prof. Dr. Jörg Thiele (Dortmund)zur Qualität von Sportunterricht halten. Danach erwartenwir Beiträge u.a. zu folgenden Themen: Kernlehrpläneals Instrument der Qualitätsentwicklung, Qualitätsent-wicklung als Aufgabe der einzelnen Schule, Bildungs-standards für den Sportunterricht, Qualitätsentwicklungdurch Lehrerbildung, regionale Netzwerke für die Quali-tätsentwicklung, Qualitätsentwicklung via Internet. Er-wünscht sind auch spezielle Beiträge zur Qualitätsent-wicklung in einzelnen Bereichen des Schulsports, z.B.Grundschule, Gymnasiale Oberstufe, Partnerschulendes Leistungssports, oder zu besonderen Aspekten desSchulsports: z.B. offene Ganztagsschule, BewegteSchule, Sicherheitserziehung, Gesundheitsförderung.

Die Tagung richtet sich an Sportwissenschaftlerinnenund Sportwissenschaftler, an Verantwortliche in Schul-verwaltung und -politik sowie an Sportlehrkräfte, die inder Qualitätsentwicklung Leitungsfunktionen übernom-men haben. In der Tradition der Jahrestagungen derSektion Sportpädagogik richtet sie sich besonders auchan den wissenschaftlichen Nachwuchs, dem sie dieMöglichkeit bietet, Qualifikationsarbeiten auch außer-halb der Tagungsthematik zur Diskussion zu stellen.

Die Tagung wird von der Abteilung Sportwissenschaftder Universität Bielefeld, Arbeitsbereich „Sport und Er-ziehung“ (Prof. Dr. Christa Kleindienst-Cachay undProf. Dr. Dietrich Kurz), in Zusammenarbeit mit demLandesinstitut für Schule in dessen Tagungsstätte inSoest (Westfalen) ausgerichtet. Sie wird vom Ministeri-um für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport desLandes NRW, vom Landessportbund NRW und vomGUVV Westfalen-Lippe unterstützt. Die Tagung beginntam Donnerstag, den 10. Juni (Fronleichnam) um 14 Uhrund endet am Samstag, den 12. Juni, mittags.

Beitragsangebote erbitten wir möglichst bald, spätes-tens aber bis zum 15. März 2004. Weitere Informatio-nen sind im Internet unter www.dvs2004.de abzurufen.

Der Tagungsbeitrag wird für dvs-Mitglieder 180,00 €,für Nichtmitglieder 210,00 €, für den wissenschaftlichenNachwuchs (halbe Stellen o.ä.) 130,00 € betragen.Dieser Beitrag schließt Übernachtung und Verpflegungim Landesinstitut (außer Abendessen am Freitag) sowiePausengetränke ein, außerdem den Bericht über dieTagung mit allen Beiträgen zum Thema „Qualität imSchulsport“. Bei Teilnahme ohne Übernachtung redu-ziert sich der Beitrag um 60,00 €. Diese Sätze geltenfür die Anmeldung bis zum 30.4.2004. Danach erhöhensich alle Gebühren um 20,00 €. Ein elektronischesAnmeldeformular finden Sie auf der Tagungshomepagewww.dvs2004.de.

Weitere Informationen sind erhältlich bei: Dr. André Go-goll, Universität Bielefeld, Abt. Sportwissenschaft, Post-fach 10 01 31, 33501 Bielefeld, Tel. (0521) 106-2020,Fax: -6438, eMail: [email protected].

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ag Carola Podlich/Wilhelm Kleine (Hrsg.).

Kinder auf der Straße.Bewegung zwischen Begeisterung und Bedrohung.2003. 176 S. 17,50 €. 15,5 cm x 23,5 cm.3-89665-278-8.Brennpunkte der Sportwissenschaft, Bd. 26

Der Begeisterung, mit der viele Kinder die Straße als Raum für Spiel und Bewegungaufsuchen, schlägt die Bedrohung entgegen, die ihr als Verkehrs- und damit Gefahren-raum anhaftet. Die Ambivalenz, die in dieser Einschätzung steckt, hält die Diskussionum die Geeignetheit und Attraktivität der Straße als Spiel- und Bewegungsraum inGang. In dem Wissen um die hohe Beliebtheit und die sozialisatorische Bedeutung desErfahrungsraums Straße für Kinder gilt es, ihre Attraktivität durch Sicherungsmaßnah-men zu steigern. Hinweise und Überlegungen zu Kennziffern der Verkehrsbeteiligungund zum Verhalten von Kindern im Straßenverkehr, zu Grundlagen für eine aktive Teil-nahme daran und zur Alltagsmobilität von Jungen und Mädchen dokumentieren in die-sem Band mögliche Wege zu einer solchen Attraktivitätssteigerung. Eine Entschärfungder angenommenen bedenklichen Folgen für die Entwicklungsmöglichkeiten von Kin-dern, wie sie in apokalyptischen Theorien der Kindheitsforschung beschrieben sind

(z.B. Verhäuslichungstendenzen, veran-staltete Kindheit und Bewegungsman-gel), kann durch die Umstrukturierungherkömmlicher Straßen in echte Lebens-und Bewegungsräume für Kinder ge-schehen. Eine Städteplanerin, Verkehrs-wissenschaftlerInnen und Kindheitsfor-scherInnen leiten in diesem Band in dieFrage der Umsetzungsmöglichkeitenein.

Inhalt:

Rusch/Thiemann: Die Wiederbelebung der Straße. Ei-ne ethnographische Studie über neue Formen kindli-cher Selbstorganisation. – Kleine/Podlich: Sraßenkids.Straßen aus der Sicht der Kinder. – Limbourg/Reiter:Die Gefährdung von Kindern im Straßenverkehr. –Krause: Die Bedeutung des Straßenraums für die All-tagsmobilität von Kindern. – Flade/Hacke/Lohmann:Pragmatische Kindheit und das Verschwinden des Ge-schlechtsunterschieds. – Lehmann: In der Gosse verlo-ren – auf der Straße gefunden. Auf der Suche nach demSpiel auf der Straße und dessen bniographischer Be-deutung.

Academia Verlag • Bahnstr. 7 • 53757 Sankt AugustinTel. 0 22 41/34 52 1-0 • Fax 34 53 16Internet: academia-verlag.de • E-Mail: [email protected]

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Sektionen/Kommissionen Sportphilosophie

56 dvs-Informationen 18 (2003) 4

Sektion Sportphilosophie„Körperliche Erkenntnis – Empirie und Theorie"Bericht zur Jahrestagung der dvs-Sektion Sportphilosophie in Zusammenarbeit mit dem Sonderforschungs-bereich „Kulturen des Performativen“ (6.-8. November 2003 In Berlin)

Die diesjährige Tagung der dvs-Sektion Sportphiloso-phie war dem Thema gewidmet, ob und gegebenenfallswie sich körperliche Erkenntnis denken lässt, wenn mandoch nicht länger von einer anthropologischen Setzungeines per se „intelligenten" Körpers ausgehen kann.Wie lässt sich Reflexion auf körperlicher Ebene den-ken? Wie findet körperliche Engrammierung statt? Wel-che Rolle spielen dabei Machtverhältnisse, welcheneuen Allianzen bilden sich zwischen Körper und tech-nischen Geräten? Äußerst fruchtbar war hierbei dasZusammentreffen von Wissenschaftlerinnen ganz un-terschiedlicher Provenienz: Bewegungswissenschaft,Ethnologie, Textiltechnik und Literaturwissenschaft be-reicherten den üblichen Diskurs.

In seinem Eröffnungsvortrag unterschied Elk Franke(HU Berlin) zwischen absoluter und relationaler Raum-auffassung in der Geschichte der abendländischen Na-turwissenschaft, wobei nur die letztere soziologisch re-levant geworden sei. Veränderte Bedingungen kindli-cher Raumerfahrung affizieren die Voraussetzungender Raumkonstitution. Bei gleichzeitiger Simulation vonRaum und Zeit implodieren diese Kategorien beispiels-weise auf der Datenautobahn des Internets, veränderteSinneserfahrung erzeuge aber veränderten Sinn (Cas-sirer). Die Unhintergehbarkeit des Körpers stellt eineGrundlage der gestischen Weltgliederung bereit, diesich ihrer selbst nicht bewusst ist, aber fundamentaleOrdnungsmuster erzeugt.

Volker Schürmann (Leipzig) machte deutlich, dass un-sere praktische Reflexion nicht induktiv arbeitet, son-dern dem Muster rhythmischer Wiederholung unter Ein-schluss von Variationen folgt. Der alte Konflikt zwischender Auffassung des lernenden Menschen als tabula ra-sa und der des verstandesgesteuerten Wesens kannseit Diderots Betrachtung des Schauspielers prinzipiellals gelöst gelten: Nachahmung ist von Anfang an alsdoppelt zu verstehen, als Einzelfall und Modell zugleich.Auch der Körper zieht Informationsgewinn aus Differen-zen. Sinnesdaten sind also weit mehr als biologischesRohmaterial! Ist mit dieser Differenzierung zwar nochkein Beleg für praktische Erkenntnis gegeben, so wurdein diesem Vortrag in Verbindung zum vorherigen jedochder Weg aufgezeigt, auf dem sich Erkenntnisstrukturenin praktischen Vollzügen verfolgen lassen.

Folgerichtig hob Gunter Gebauer (FU Berlin) den traditio-nellen Begriff der Intentionalität, wie er z.B. noch beiSearle auftaucht, aus den Angeln. Konstitutiv für mensch-liches Handeln ist die funktionelle Äquivalenz der Welt imHabitus, in dem Visualität und Propriozeption, Körperund Sprache eine solidarische Konstitution eingehen.Geforderte Umweltqualitäten befördern die Übernahmeverselbständigter Handlungsmuster, die dem möglichstreibungslosen Umgang mit der Welt dienen. Vorteil die-ses Konzeptes ist es, sowohl die intellektualistischeAuffassung der Intentionalität als auch die aprioristischeAuffassung leiblicher Intentionalität (Merleau-Ponty) zuvermeiden.

Kirsten Jäger (Frankfurt) hob Nietzsches Begriff des Di-onysischen, des Rauschhaften als einen Bezugspunkthervor, der sich schon frühzeitig um die Anerkennungder Sinnlichkeit bemüht hat und weitere Aufarbeitungverlange. Anna Hogenovas (Prag) Ausflug in die Philo-sophiegeschichte entfaltete verschiedene Begriffe desKörperlichen (somatischer, medizinischer, sozial-pro-zessualer Körper), um zu dem Statement zu gelangen,dass der Leib nichts Fertiges sei, was die Umwelttradi-tionen über die Wahrnehmung in uns öffneten. Vielmehrwerde im Bogen zwischen körperlicher Vorerwartungund Rückmeldung Bewegung vor einem virtuellen Hin-tergrundschema „geboren", kreiert. Kinästhetisches undintellektuelles Bewusstsein bilden demnach ein integ-riertes Ganzes.

Ernst Joachim Hossner (Greifswald) versuchte aus derWarte des Naturwissenschaftlers einen klaren und logi-schen Zugriff auf das gestellte Problem der körperlichenErkenntnis zu gewinnen. Wenn die phänomenale Struk-turierung funktional nicht wirksam werde, müsse dieMotologie sich darum auch nicht kümmern. Interessantwar hier die Vortragsmethode, denn im Dialog zu Hoss-ner versuchte Bernd Groeben (Frankfurt) den Gedan-ken zu entwickeln, das nicht alles nicht Beobachtbareinexistent sei. Aus unterschiedlicher Warte kamen bei-de erwartungsgemäß zu unterschiedlichen Schlüssendarüber, ob die Untersuchung der „Codierung" von Sin-neseindrücken lohne oder nicht.

Christopher Heim (Frankfurt) war vor diese Frage nichtgestellt, als er die Auftragsarbeit erhielt, den unwillentli-chen Schusswaffengebrauch von Polizisten zu untersu-chen. Die bisherigen empirischen Untersuchungen bele-gen, dass Polizisten ohne jedes Wissen und gegen ihreDienstvorschriften häufig den Finger am Abzug haben,womit Phänomene wie interlineal reflexe, motor overflowoder startle reaction für die unbeabsichtigte Schussab-gabe verantwortlich zeichnen. Nicht Fahrlässigkeit, son-dern eingeübte Muster, „vorgeladene Programme" bil-den hier einen lebensgefährlichen Ursachenkomplex,der ein neues Licht auf motorisches Lernen als kontext-sensitives Geschehen ermöglicht und Konsequenzenfür die Ausbildung von Polizisten haben muss.

Dass leibliche Erinnerung für die Naturalisierung von Ge-wohnheiten verantwortlich zeichnet, war auch der Aus-gangspunkt von Volker Caysa (Mainz). Am Beispiel desSchmerzes zeigte er auf, dass Körpertechniken der Kon-servierung des Gelernten dienen können. Es gebe zweiGrundformen empraktischen Handelns, das auf bewähr-tes Gelingen gerichtete, über Vorbilder einverleibte Voll-zugshandeln und das innovative, normbildende Handelnbei der Ausbildung neuer Routinen durch den Virtuosen.

Markierten die letzten beiden Redner methodisch völligunterschiedlich körperliche Phänomene der Beharrungbzw. der Erfindung, ging Karen Ellwanger (Oldenburg)dezidiert soziologisch vor. Mit Bezug auf Barthes und B.St. Turner ist demnach zu konstatieren, dass „dress"heute auch den Körper betrifft. Ist die Kolonialisierung

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Sportphilosophie Sektionen/Kommissionen

dvs-Informationen 18 (2003) 4 57

des Körpers durch Bekleidungsstrukturen historisch of-fenbar (Geometrisierung bei Hofe, Schichtaufbau zurErotisierung des weiblichen Körpers im Rokoko etc.), istseit den Golden Twenties klar, dass die Reduktion derKleidungschichtung nicht als Emanzipation zu bewertenist, sondern der Körper selbst Bekleidungsfunktion er-hält. Das nach innen verlegte Korsett der Muskulatur er-laubt den Abbau der Hüllen, der Körper wird zum Objektkonstruktivistischen Körperbegehrens. Auch Wunschre-präsentation wirkt sich eher affirmativ aus, indem sie inskollektive Bildgedächtnis eindringt, und das könne mannicht unbedingt als Erkenntnis werten. Umgekehrt sindscheinbar extrem disziplinierende Körpertechniken nichtzwingend mit Unterordnung und sozialer Unterlegenheitkonnotiert. Die deformierende, mit Schmerzen und ge-sundheitlichen Risiken verbundene chinesiche Traditiondes Füßebindens wurde ursprünglich als ökonomischerFaktor von den Frauen wahrgenommen und kalkuliert.Erst veränderte Produktionsorganisation und Einflüssevon außen zementierten die Wahrnehmung als trauma-tisch, wo vorher zumindest ein Gleichgewicht bestan-den hatte, in dem die Deformation den Preis der Frau indie Höhe trieb mit dem Ziel, der Illusion der Zierlichkeitpraktische Geltung zu verleihen. Mareile Flitsch (TUBerlin) konnte so zeigen, dass der westliche medizini-sche Diskurs die konstruktive Initiationsfunktion desFüßebindens verkennt, die ein lebenslanges prekäresGleichgewicht buchstäblich verkörperte, das nur durchDisziplin im Lot zu halten war – un d dies als der eigent-liche Sinn des Zwecks erscheinen muss, so unmensch-lich die Praxis auch sein mag. Ellwangers und FlitschsBeiträge relativieren also die Hoffnung auf Emanzipati-on auf dem Weg über freie Verfügung von Körpertech-niken, erklären das Spiel damit aber brilliant.

Christian Papilloud (Bielefeld) berief sich auf BourdieusHabitustheorie, die den Leib als soziale Anpassung ent-lang von Dispositionen auffasst, die jedoch durch Re-konstruktion unter Einbeziehung von Brüchen prinzipiellwandelbar seien. Der Sinn jeglicher Körper(de)forma-tion wird in allgemein zugänglichen Symbolisierungengetroffen. Damit operieren auch Subkulturen, die denKörper zum kulturellen Kampfschauplatz machen. Vol-ker Woltersdorff (Berlin) zeigte anhand dreier (sub-)kul-tureller Szenen (ethnische Gangs, schwule Clubkulturund Rave) auf der Basis von Romaninterpretationen,dass Praktiken imaginäre Lösungen bereit stellen, dieganz unterschiedlich körperliche Selbsterkenntnis aufder Basis gesteigerter Erfahrungsintensität anzielenund dialektisch thematisieren.

Auf einem ganz anderen Romantext, nämlich Wolfgangvon Eschenbachs Parzival, beruhten die Ausführungenvon Nadia Ghattas (Berlin), die mittelalterliche Körper-konzepte durchscheinen ließen. Der Held wird körperli-chen Erziehungsprozessen unterworfen, die äußersteLeichtigkeit in Anbetracht ungeheuerlicher Brutalität stili-

sieren. Über die zeittypische Wahrnehmung hinaus the-matisiert Wolfgang sensibel, wie wenig der Körpersprachlich bildbar ist, wie wenig verhöflichende Körper-prägung – in soweit sie über bloßen Technikerwerb hin-ausgeht – a po steriori „beigebracht" werden kann, son-dern im Lebensvollzug erworben werden muss.

Corina Turnes Heuberger (Berlin) untersuchte die Struk-tur der Triathlon-Partizipation als Selbst-Praxis, die aufverinnerlichter Disziplinierung beruht und eine charakte-ristische Phasenstruktur aufweist. Mit Foucault ist fest-zustellen, dass scheinbar selbstgewählte Ziele gar nichtwirklich zur Wahl standen. Im Falle des Triathlon ist esnicht länger der Rekord, sondern die Probe auf dasSubjekt, die im Zentrum der Aktivität steht.

Thomas Alkemeyer (Oldenburg) und Robert Schmidt(Berlin) schlugen in ihrem abschließenden Beitrag denBogen zu dem Projekt, das Elk Franke anfangs entwor-fen hatte. Die paradoxe Gleichzeitigkeit von Körperver-drängung und seiner sogenannten Wiederentdeckungist mit dem alten Kompensationstheorem nicht gelöst,sondern nur verdeckt worden. Auch von analogen Ent-wicklungen kann hier nicht die Rede sein, sondernvielmehr von Homologie: Der Körper wird neu erzeugt,z.B. in Verbindung mit technischen Entwicklungen. DieDominanz der Arbeit mit dem Computer verändert sehrgegenständlich die körperliche Passfähigkeit, die an-steigend Expansion in virtuelle Welten und Grenzauflö-sung meint und in den Körpern scheinbar subjektiv ver-objektiviert wird. Handlungsvollzüge verändern die Per-formanzen des Körpers und verankern über materialeProzesse auch verändertes Sozialverhalten. Die Be-deutung des Körpers steigt also eher an, als dass siegesunken wäre. Da technische Geräte den Körper zuneuen Anpassungsleistungen inspirieren, die ohne be-wussten Entscheid ablaufen, steckte in diesem Beitrageine nicht ausgesprochene Tendenz, die Eingangsfragenach der Reflexionsfähigkeit des Körpers zu beantwor-ten. Diese entthront vielleicht die rationale Reflexions-fähigkeit als Produkt von Repräsentationsspielen, diesich von körperlichen Anpassungskreationen strukturellweniger unterscheiden mag als mensch es gerne hätte.Auf die weiteren Ergebnisse von Thomas Alkemeyerund Robert Schmidt dürfen wir gespannt sein.

Alles in allem war diese Tagung schon durch die Vielfaltund Gruppierung der Beiträge ein Genuss, der die Teil-nehmer reicher an Inspirationen entlassen hat, als siegekommen waren. Reibungslose Organisation und dieSorgfalt von Franz Bockrath trugen maßgeblich zum Ge-lingen bei. Es könnte Schule machen, Natur- und Geistes-wissenschaftler an einen Tisch zu rufen, um den Körperals eigenständigen Forschungsgegenstand unter der Ob-hut der Sportwissenschaft selbstbewusst zu etablieren.

Dr. Maud Corinna HietzgePH Freiburg

Schon jetzt vormerken:

17. dvs-Hochschultag · „Sport in Europa“ 22.-24. September 2005 · Universität Leipzig

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Sektionen/Kommissionen Sportpsychologie (asp)

58 dvs-Informationen 18 (2003) 4

Sektion Sportpsychologie (asp)Die „psychologie und sport“ wechselt den Verlag:Die „Zeitschrift für Sportpsychologie“ erscheint jetzt im Hogrefe-Verlag

Ab dem 1. Januar 2004 wird die Zeitschrift im GöttingerHogrefe-Verlag (www.hogrefe.de) herausgegeben undheißt dann „Zeitschrift für Sportpsychologie“. Mit demHeft 4/2003 der „psychologie und sport“ wird der 10.Jahrgang der Zeitschrift, die bisher im Verlag Karl Hof-mann herausgegeben wurde, abgeschlossen. Einen 11.Jahrgang wird es im Hofmann-Verlag nicht geben.

Um zu signalisieren, dass mit dem Verlagswechsel nichteine Änderung des inhaltlichen Konzepts verbunden ist,wird die Zeitschrift mit dem 11. Jahrgang fortgeführt wer-den. Auch werden die jetzigen Herausgeber diesen 11.Jahrgang betreuen und damit für einen reibungslosenÜbergang sorgen. Ab dem Jahre 2005 werden sich dannneue Herausgeber zusammenfinden. Eine Ausschrei-bung wird im Heft 1 des nächsten Jahres zu finden sein.

Es wird sich aber auch einiges ändern. Zum Beispielwird die Zeitschrift dann im DIN A4 Format erscheinenund die Beiträge sind dann für die Abonnenten im Voll-text auch über das Internet abrufbar. Schließlich gibt eseinige wenige Veränderungen in der Preisgestaltung.Das wichtigste vorweg: Für asp-Mitglieder ändert sichnichts. Die Zeitschrift ist nach wie vor in ihrem Mit-gliedsbeitrag (z.B. Vollzahler 55 €) enthalten und wirdIhnen automatisch zugestellt.

Allerdings wird es einePreiserhöhung für Instituti-onen wie Bibliotheken (4Hefte im Jahr = 67,95 € +Porto und Versandgebüh-ren) und für Abonnenten,die nicht asp-Mitglied sind(4 Hefte im Jahr = 47,95 €

+ Porto und Versandgebühren), geben. Und ganzwichtig: Nicht-asp-Mitglieder und Institutionen müssen,wenn Sie die Zeitschrift für Sportpsychologie weiterhinbeziehen möchten, beim Hogrefe-Verlag ihr Abonne-ment erneuern und sich dort melden (www.hogrefe.de/Zeitschriften/index.html).

Ein anderer Weg wäre der Eintritt in die asp. Dann istdie Zeitschrift für Sie kostenfrei und sie brauchen nurden Mitgliedsbeitrag zu bezahlen. Unter www.asp-sportpsychologie.org finden Sie die Eintrittsformulare.Machen Sie bitte die betreffenden Kolleginnen und Kol-legen und auch Bibliotheken auf diese Veränderungenaufmerksam.

Prof. Dr. Bernd StraußGeschäftsführender Herausgeber

Ausschreibung der Herausgeberschaft der „Zeitschrift für Sportpsychologie“ für den Zeitraum 2005-2008

Mit Ablauf des Jahres 2004 beenden der Geschäftsfüh-rende Herausgeber sowie alle weiteren sechs Heraus-geber der Zeitschrift für Sportpsychologie (Hogrefe-Verlag, Göttingen) turnusgemäß ihre Tätigkeit.

Ab dem Jahre 2005 wird das Herausgebergremium ausdrei bis fünf Herausgeberinnen bzw. Herausgebern be-stehen. Die Herausgeber wählen die Geschäftsführen-de Herausgeberin bzw. den Geschäftsführenden Her-ausgeber aus ihrem Kreise mit Stimmenmehrheit.

Ausgeschrieben werden drei bis fünf Herausgeber-schaften für die Zeitschrift für Sportpsychologie für dieJahre 2005-2008. Die Kandidatinnen oder Kandidatensollen im Bereich der Sportpsychologie und angrenzen-den Gebieten ausgewiesen sein. Selbstnominationensind ausdrücklich erwünscht. Die bisherigen Herausge-ber können sich wieder bewerben, wobei sich der bis-

herige Geschäftsführende Herausgeber nicht wiederum die Herausgeberschaft bewerben wird.Die Mitglieder der asp sind hiermit aufgerufen, Vor-schläge oder Selbstnominationen zu machen und diesebis spätestens 1. Mai 2004 (Ausschlussfrist) an Prof.Dr. Bernd Strauß, Universität Münster, Institut fürSportwissenschaft, Horstmarer Landweg 62b, 48149Münster, zu senden.

Im Falle einer Selbstnomination fügen Sie bitte ein cur-riculum vitae (2-fach) sowie eine Erklärung bei, ob auchInteresse an der Position des Geschäftsführenden Her-ausgebers vorhanden ist.Die Auswahl der neuen Herausgeber erfolgt durch eineFindungskommission unter Leitung von Professor Dr.Strauß, die u.a. aus Mitgliedern des asp-Vorstandesbesteht, im Einvernehmen mit dem Hogrefe-Verlag.

„Forschungsperspektiven in der Sportpsychologie: Qualitative und quantitative Zugänge“9. asp-Forschungswerkstatt für den wissenschaftlichen Nachwuchs (18.-20. Mai 2004 in Halle/Saale)

Im Vorfeld der 36.-asp-Jahrestagung findet im Mai 2004die 9. asp-Forschungswerkstatt für den wissenschaftli-chen Nachwuchs in Halle (Saale) statt. Diese Werkstattrichtet sich an DoktorandInnen und HabilitandInnen ausder Sportpsychologie und anderen sportwissenschaftli-chen Disziplinen. Durch Hauptvorträge und kleine Ar-beitsgruppen sollen den TeilnehmerInnen Hilfestellun-gen an die Hand gegeben werden. Die Hauptvorträgewerden darüber hinaus durch kleinere Workshops er-gänzt, in denen die vorgestellten Verfahren selbständigangewendet werden können.

In den einzelnen Arbeitsgruppen haben die Teilnehme-rInnen die Möglichkeit, ihr eigenes Forschungsvorhabenvorzustellen und mit dem Tutor und den teilnehmendenNachwuchswissenschaftlerInnen zu diskutieren.

Folgende Hauptvorträge und Arbeitsgruppen sind ge-plant: „Publikationen: eine karriere-unterstützende Maß-nahme“ (Prof. Dr. Bernd Strauß, Universität Münster);„Forschungsperspektiven in Sondergruppen und -päda-gogik“ (Prof. Dr. Adri Vermeer, Universität Utrecht/Nie-derlande); „Forschungsperspektiven im Gesundheits-

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Sportpsychologie (asp) · Wissenschaftlicher Nachwuchs Sektionen/Kommissionen

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sport“ (Dr. Petra Wagner, Universität Bayreuth); „For-schungsperspektiven im Leistungssport“ (Dr. HeikoZiemainz, Universität Erlangen-Nürnberg).

Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen begrenzt. DieAnmeldungen werden nach Eingang berücksichtigt.Grundsätzlich haben jedoch Promotionen mit sportpsy-chologischen Fragestellungen Vorrang. Bitte beachtenSie, dass Doktoranden und Habilitanden bei der An-meldung bevorzugt werden, falls mehr als 25 Anmel-dungen eingehen. Die Tagungsgebühr beträgt 30,00 €.Tagungsort ist das Institut für Sportwissenschaft derMartin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Selkestras-se 9, 06099 Halle (Saale).

Die Tagung beginnt am 18.05.2004 um 15.00 Uhr undendet am 20.05.2004 mittags, so dass anschließend dieasp-Jahrestagung besucht werden kann.

Zur Anmeldung bitte das Elektronische Formular aufder Website www.asp2004.de ausfüllen (Teilnehmerda-ten und extra gekennzeichneter Bereich). Anmelde-schluss ist der 28. Februar 2004 (Eingang der Ta-gungsgebühren und des Abstracts).

Abstracts sind bitte zu schicken an: Stefanie Boese,Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut fürSportwissenschaft, Selkestr. 9, 06099 Halle (Saale),Tel.: (0345) 55-24440, Fax: (0345) 55-27054, eMail:[email protected].

„Belastung und Beanspruchung im Sport“36. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (20.-22. Mai 2004 in Halle/Saale)

Das interdisziplinäre Thema der 36. asp-Jahrestagung„Belastung und Beanspruchung“ wird eine hervorra-gende Grundlage für lebendige und fundierte Diskussi-onen bieten. Beides sind zentrale Begriffe in der Sport-wissenschaft im Allgemeinen und in nahezu allensportwissenschaftlichen Teildisziplinen im Besonderen.Legt man diesen Begriffen relationale Stresskonzeptezugrunde so erfolgt die Beanspruchung auf der Basissubjektiv widergespiegelter, sportlicher Belastung. So-mit spielen Aspekte der Belastung und Beanspruchungin nahezu allen Anwendungsfeldern der Sportpsycholo-gie eine zentrale Rolle. Dies gilt für den Leistungssportals auch im Gesundheits-, im Rehabilitations- und imSchulsport. Bislang hat sich noch keine Jahrestagungder Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie speziellmit Aspekten der sportlichen Belastung und der darausresultierenden Beanspruchung beschäftigt. Dies wollenwir mit der Tagung in Halle nachholen.Das Tagungsthema wird im Rahmen von vier Hauptvor-trägen von national (Prof. Dr. Jürgen Nitsch „Hand-lungsorganisation unter Zeitdruck“ und Prof. Dr. KunoHottenrott „Mehrperspektiviät von Belastung und Bean-spruchung im sportlichen Trainingssystem") und inter-national (Prof. Dr. Stevan Hobfoll „Stress and Sport:Conserving the Resources to Go the Distance” undProf. Dr. Robert Grove „Coping with Performance Diffi-culties: The Role of Personality“) anerkannten Expertenaus der Belastungs-Beanspruchungs-Forschung im

weiteren Kontext sowie aus der aktuellen Stress- undCopingforschung im engeren Forschungsfeld behan-delt. Workshops sollen zu diesen schon genannten Be-reichen stattfinden. Darüber hinaus könnten sich inter-disziplinär ausgerichteten Symposien konstituieren (z.B.aus dem Schnittfeld Sportpsychologie-Trainingswissen-schaft-Psychophysiologie).

Im Vorfeld der Tagung findet ein Satellitensymposiumzum Thema „Theorie trifft Praxis“ statt. Darin soll einePlattform geschaffen werden, auf der sich Trainer undAthleten mit Sportpsychologen über ihre Erfahrungenmit sportpsychologischem Training austauschen kön-nen.

Anmeldungen zur Teilnahme sollten online der Ta-gungshomepage erfolgen. Die Tagungsgebühren fürasp-/dvs-Mitglieder beträgt bis zum 1. März 2004 65,00€, für Nicht-Mitglieder 85,00 € und für Studierende, In-haber halber Stellen 50,00 €. Bei späterer Anmeldungerhöhen sich die Gebühren um 10,00 € resp. 20,00 €.

Für eine Anmeldung von Beiträgen laden Sie bitte aufder Tagungshomepage www.asp2004.de eine Vorlageherunter und senden Ihr Abstract (max. 1 Seite) biszum 15.02.2004 an folgende Anschrift: Prof. Dr. OliverStoll, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institutfür Sportwissenschaft , Selkestr. 9, 06099 Halle (Saale),Tel.: (0345) 55-24440, Fax: (0345) 55-27054, eMail:[email protected].

Kommission „Wissenschaftlicher Nachwuchs“Bericht vom 14. dvs-Nachwuchsworkshop für sozial- und geisteswissenschaftliche Teildisziplinender Sportwissenschaft (16.-18. Oktober 2003 in Erlangen)

Zu einem Trainingslager der besonderen Art trafen sichvom 16. bis 18. Oktober 2003 rund 20 Nachwuchs-sport(wissenschaft)ler in Erlangen in der Hoffnung, un-ter den Fittichen eines erfahrenen Trainerstabs ihremnächsten Etappenziel im Rennen um den Diplom-, Dok-tor- oder Professorentitel ein Stückchen näher zu rü-cken. Der alljährliche dvs-Nachwuchsworkshop mitSchwerpunkt auf den sozial- und geisteswissenschaftli-chen Teildisziplinen der Sportwissenschaft soll Nach-wuchswissenschaftlern, insbesondere Doktoranden/in-nen und Habilitanden/innen, die Möglichkeit geben, sichAnregungen und Hilfestellungen von Experten bei derErstellung einer wissenschaftlichen Arbeit zu holen.

Der große Bedarf an wissenschaftlichem und instituts-übergreifendem Austausch im Nachwuchsbereich wur-de nicht zuletzt am erheblichen Aufwand deutlich, denmanch einer betrieb um seine Teilnahme am Workshopzu sichern: So wurden u.a. Anreisezeiten von über achtStunden in Kauf genommen, der Surfurlaub auf den ka-narischen Inseln rechtzeitig abgebrochen oder demChef eine Krankmeldung ins Telefon geheuchelt. Dochder Aufwand hat sich gelohnt!Der Head-Coach und Organisator Dr. Heiko Ziemainzvom Institut für Sportwissenschaft und Sport der Uni-versität Erlangen hatte keine Kosten und Mühen ge-scheut, um die Veranstaltung für alle Beteiligten sowohl

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Sektionen/Kommissionen Wissenschaftlicher Nachwuchs

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in wissenschaftlicher als auch sozialer Hinsicht zu ei-nem rundum bereichernden und auch für den kleinenGeldbeutel erschwinglichen Ereignis werden zu lassen.Dabei war im Service-Paket des Erlanger Betreuungs-teams der Shuttleservice vom Bahnhof zum sportwis-senschaftlichen Institut und eine erstklassige Verpfle-gung genauso inbegriffen wie die Unterbringung inMehrbettzimmern direkt am Institut, was uns die Über-nachtung in der unterkühlten Turnhalle und somit dieeine oder andere Verspannung ersparte. Selbst einhartnäckiger Grippevirus, der die Gruppe bereits imVorfeld um ein paar Nachwüchsler reduziert hatte undauch das Tutorenteam nicht verschonte, konnte derQualität des Workshops nichts anhaben.Ein straffer Trainingsplan mit der bewährten Mischungaus Gruppen- u. Einzeltraining, Theorie- und Praxisein-heiten sowie ausreichend Entspannungs- und Regene-rationsphasen schaffte für jeden die optimalen Rah-menbedingungen, um den bisherigen Schwachstellenseiner wissenschaftlichen Arbeit den Kampf anzusagen.In Kleingruppen erhielt jeder die Möglichkeit, unter derLeitung und Betreuung namhafter Sportwissenschaft-ler/innen, die eigene Qualifikationsarbeit vorzustellenund gezielt eigene Probleme und Fragen zu diskutieren.Die Bandbreite der Themengebiete reichte dabei vonFragen der Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz, überdie persönlichkeitsfördernde Wirkung des Schulsports,der kommunalen Sport(stätten)entwicklung bis zur Eva-luation der Wirkung von mentalem Training mittels bild-gebender Verfahren. Auch der unterschiedliche Standder Arbeiten, der von der Idee über die Präzisierung derFragestellung und der Auswahl der Methode, bis zurAuswertung und Interpretation der gewonnenen Datenreichte, machte das Tutorium gerade für das Experten-team zu einem aufwendigen Unterfangen, da es galt je-der Arbeit im Einzelnen gerecht zu werden.Nichts desto trotz gelang es dem Tutorenteam mit Prof.Dr. h.c. Günther Lüschen (Sportgeschichte/ Sportsozio-logie; Düsseldorf), Dr. Petra Wagner (Sportpsychologie;Bayreuth) und den Erlanger Sportwissenschaftlern Prof.Dr. Claudia Kugelmann (Sportpädagogik/Sportdidaktik),Prof. Dr. Alfred Rütten (Sportsoziologie/Gesundheits-wissenschaften/Sportgeragogik), Dr. Karim Abu-Omar(Gesundheitswissenschaften/Medizinsoziologie/Sport-ökonomie) und Dr. Heiko Ziemainz (Sportpsychologie)in der wissenschaftlichen Betreuung aller Teilneh-mer/innen erstklassige Arbeit zu leisten. Gerade die in-formelle Atmosphäre in den Kleingruppen und den Be-ratungsgesprächen motivierte die Teilnehmer zu inten-siven Diskussionsrunden und zu regem Wissensaus-tausch mit dem Expertenteam.In 1:1-Gesprächen gingen die Tutoren geduldig aufProbleme und Fragen jedes Einzelnen gezielt ein, ga-ben Ratschläge und Informationen zum weiteren Ar-beitsvorgehen oder vermittelten Kontakte zu weiterenhilfreichen Ansprechpartnern aus dem Feld der Sport-wissenschaften. Dabei hielt sich das Tutorenteam auchmit konstruktiver Kritik nicht zurück, so dass mancherTeilnehmer zwar mit mehr Problemen als vorher, abernicht ohne einen Rucksack neuer Ideen und Anregun-gen nach Hause fuhr. Nicht selten wurde bedauert, diewertvollen Tipps des Tutorenteams nicht schon in ei-nem früheren Projektstadium eingeholt zu haben, da sosicherlich eine Menge Zeit und Arbeit und das ein oderandere Eigentor bei der Operationalisierung der Frage-

stellung und der Auswahl der Messinstrumente erspartgeblieben wäre.Immer wieder war bei einigen der noch unerfahrenenNachwuchswissenschaftler die Tendenz zu erkennen,sehr komplexe Themenstellungen angehen zu wollen,so dass die Präzisierung der Fragestellung und Reduk-tion der Datenmengen ein häufiger Ratschlag war. EinGroßteil der Teilnehmer– eingebunden in Drittmittelpro-jekte- hatte sich bisher überwiegend damit beschäftigtdiverse Fragestellungen des Auftraggebers zu beant-worten ohne sich darüber klar geworden zu sein, wieaus dem bereits vorhandenen Datenmaterial eine wis-senschaftlichen Kriterien genügende Qualifizierungsar-beit angefertigt werden kann.Das Organisationsteam hatte aber nicht nur das wis-senschaftliche Fortkommen der Teilnehmer im Auge,sondern sorgte auch außerhalb der Seminarräume fürein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, das aus-reichend Gelegenheit bot, neue soziale Kontakte zuknüpfen. So wurde die hohe Informationsdichte des Ta-ges von einigen Nachwüchslern und Tutoren beim Lau-fen, Schwimmen oder einer Runde Frisbee verarbeitet.Nicht vergessen werden darf natürlich auch die profes-sionelle Stadtführung, die mit einem gemütlichen Knei-penbesuch abgeschlossen wurde.Auf dem wissenschaftlichen Programm standen außer-dem zwei Hauptvorträge, die die Probleme und Chan-cen international vergleichender und angewandterSportwissenschaft näher beleuchteten. Prof. Dr. AlfredRütten (Erlangen) referierte zum Thema Wissenschafts-transfer in Sport und Politik und setzte sich in seinemVortrag intensiv mit der Frage auseinander, warumsportwissenschaftliche Erkenntnisse nur selten in derPolitik umgesetzt werden. An zwei Beispielen aus sei-ner eigenen Tätigkeit als Sportwissenschaftler erläuter-te Rütten die Probleme, die immer wieder bei dem Ver-such der Implementierung verschiedenster sportpoliti-scher Programme auftreten. Des öfteren hat er bereitsdie Erfahrung gemacht, dass wissenschaftliche Er-kenntnisse in der Regel dann die besten Chancen zurRealisierung haben, wenn sie dem Konzept der Ver-antwortlichen und Entscheidungsgremien im jeweiligenAnwendungsfeld (Politik, Wirtschaft, Sport..) entspre-chen. Eine Möglichkeit, eine Brücke zwischen Wissen-schaft, Sport und Politik zu bauen, sieht Rütten in derInstitutionalisierung von angewandter Wissenschaft ander Universität und einer stärker anwendungs- und be-rufsfeldorientierten Ausbildung und Lehre.Im zweiten Hauptvortrag mit dem Thema „Internationalvergleichende Sportwissenschaft – ausgewählte Per-spektiven“ gab Prof. Dr. Sebastian Braun (Paderborn) ei-nen Einblick in die Voraussetzungen, Möglichkeiten undGrenzen interkultureller Vergleichsstudien. Am Beispieleines eigenen Forschungsprojektes, dem Vergleich desdeutschen und des französischen Systems zur Nach-wuchsförderung im Leistungssport, zeigte Braun die the-oretischen und methodischen Probleme auf, die ein Ver-gleich verschiedener Sportkulturen mit sich bringen kannund welche Gefahren in der Interpretation der Daten lau-ern können. Kulturvergleichende Daten sollten deshalb,so Braun, immer in Bezug auf den dahinterstehenden,kulturellen Gesamtkontext interpretiert werden.Den Abschluss des Nachwuchsworkshops bildete eininformativer Überblick über erste positive und negativeErfahrungen der seit fast zwei Jahren eingeführten

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Juniorprofessur, mit deren Pro und Contra sich der einoder andere vielleicht (hoffentlich) schon bald selbstauseinander setzten muss.

Die einstimmige Resonanz aller Teilnehmer zum Erlan-ger Nachwuchsworkshop lässt sich kurz mit den Worten„organisatorische und didaktische Meisterleistung“ zu-sammenfassen. Das Wagnis aus dem Windschattendes eigenen Instituts herauszutreten, wurde von allenNachwüchslern als eine tolle Bereicherung für die eige-ne sportwissenschaftliche Laufbahn gesehen, so dassman den einen oder anderen wohl auch beim nächstendvs-Nachwuchsworkshop wieder antreffen wird.

Ein herzliches Dankeschön und großes Kompliment giltdeshalb Heiko Ziemainz und seinem fleißigen Helfer-team für die hervorragende Organisation und Betreu-ung sowie allen am Workshop beteiligen Experten fürihre Anregungen, Hilfestellungen und konstruktive Kri-tik. Bleibt zu hoffen, dass sich aus dem großen Kreisder Sportwissenschaftler auch in Zukunft genügend en-gagierte „alte Hasen“ finden, die ihre Erfahrungen anden Nachwuchs weitergeben.

Jutta AhnertWürzburg

„Empirische Untersuchungen im Rahmen geistes- und sozialwissenschaftlicher Fragestellungen des Sports“Ankündigung der 8. dvs-Sommerakademie (3.-6. August 2004 in Münster)

Die dvs-Sommerakademien finden alle zwei Jahre stattund richten sich an den sportwissenschaftlichen Nach-wuchs (Doktoranden, Habilitanden). Sie sollen die Mög-lichkeit bieten, den Blickwinkel und das eigene Wis-sensspektrum zu erweitern, indem aktuelle Themen dersportwissenschaftlichen Forschung und Lehre disziplin-übergreifend bearbeitet werden. Die Teilnehmerinnenund Teilnehmern erhalten zudem die Gelegenheit, ihreigenes Forschungsvorhaben in Kleingruppen unter derLeitung eines sachkundigen „Tutors“ vorzustellen unddiskutieren zu lassen. Daneben wird aber auch Zeitbleiben für ein ansprechendes Rahmenprogramm.Der Arbeitsbereich Sportdidaktik der Universität Müns-ter (Prof. Dr. Georg Friedrich) in Zusammenarbeit mit derdvs-Kommission „Wissenschaftlicher Nachwuchs“ sindAusrichter der Sommerakademie 2004 in Münster. Zent-rale Zielstellung der diesjährigen Akademie ist es, for-schungsstrategische und forschungsmethodische Fra-gestellungen zu erörtern, die insbesondere in geistes-und sozialwissenschaftlichen Gegenstandsfeldern derSportwissenschaft bedeutsam sind.Als Experten für Grundsatzbeiträge stehen Prof. Dr.Wolfgang Böttcher (Münster), Prof. Dr. Bernd Strauß(Münster) und Prof. Dr. Klaus Willimczik (Bielefeld) zur

Verfügung. Angefragt ist Prof. Dr. Udo Kuckartz (Mar-burg). Als Berater werden Prof. Dr. Jörg Thiele (Dort-mund), Prof. Dr. Matthias Schierz (Oldenburg) und Prof.Dr. Jürgen Schwier (Gießen) an der Akademie teilneh-men.

Die Akademie findet im Franz-Hitze-Haus (Kardinal vonGalen Ring 50) in unmittelbarer Nähe zum Stadtkern statt.Der Tagungsbeitrag inkl. Unterkunft und Vollverpflegungliegt für dvs-Mitglieder bei 220,00 € (für Inhaber/innenhalber Stellen bei 190,00 €); Nicht-Mitglieder zahlen250,00 € (als Inhaber/innen halber Stellen 220,00 €).

Die Sommerakademie beginnt am Dienstag, den 03.08.2004, um 16.00 Uhr, und endet am Freitag, den 06.08.2004, um 13.00 Uhr.

Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen begrenzt. An-meldungen werden bis zum 06. Juni 2004 erbeten. AlleTeilnehmer/innen sind außerdem aufgefordert, ein 1-2seitiges Exposé ihres bisherigen Arbeitskonzeptes biszum 15. Juni 2004 einzusenden an: Prof. Dr. GeorgFriedrich, Universität Münster, Institut für Sportwissen-schaft, Horstmarer Landweg 62b, 48149 Münster, Tel.:(0251) 833-2361, Fax: (0251) 833-2303, eMail:[email protected].

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