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14. Selhstthtitiye stetiy tcGrke9atle Qicecksilbet*lzcft- picttcpe it,rrchl dem Sp,i~e~by e I'sch em System; L'OIL Georg W. A. Kriklbniint. (Hierro Tar. I Flg. 9.) Die meiter unten zu beschreibende Quecltsilberluftpurnpe, die in der anzugebenden Form ausschliesslich phjsikalischeii Zwecken dienen soll, wurde von uns schon vor einer Reihe yon Jahren construirt und ist uns bereits im Jahre 1891 patentirt worden. Trotzdem sie yon iiiic, schon bei mehrfachen Gelegenheiten vorgefiihrt wurde und schon in mehr den11 1UO Exemplaren in der Technik sowohl als in einer Reihe von Laboratorien in Gebrauch ist, haben wir bislier darauf rer- zichtet, eine Beschreibung derselben in einem Fachblatte ZII ~~eroffeiitlichen uiid das ails folgenden Griinden: Die Thatigkeit des Erfinders ist nach unserm Dafiirhalten mit der ersten Con- ception und Susfiihrung seiner Idee keineswegs abgeschlossen ; rlviin erst durch dauerndes Arbeiten ist es iiioglich, sich von dem mirklich practischen Werthe der angegebenen T70rrich- tungen zu iiberzeugen, und dauerndes Arbeiten allein gestattet e, solclie zu erproben. Ebenso scheint es iins Pflicht desjenigen, tler einen neiien Apparat angibt, auch den Werth mijglicher Jlodificationen, die sich ja immer bieten, selbst zu erprobeii ; iiicht aber sollte er es den Fachgenossen iiberlassen, ihrerseits fortfiihrende und besseriide Versuche anzustellen; es iibernimmt vielmehr (lurch empfehlende Beschreibung seines Bpparates, der Erfinder die Garailtie, diesen so vollkommen wie nur immer uioglich gestaltet zu haben. Damit kann naturlich nicht ge- sagt sein sollen, class nur ideale Apparate in Zeitschriften diirften beschrieben werden, vermieden aber sollte werden, dass nnch kiirzerer Zeit schon ,,Erfahruiigen", ,,Verbesserungen'., oder .,Aenderungen*' voii Neuem den kostbaren Raum der Zeitschriften beengen. Die von uns construirte Puinpe besteht aus zwei Theilen, der eigentlichen Pnmpe nach dem Sprengel'schen Princip und den1 selbstthiitigen Quecksilberhebeapparat. Theoretisch

Selbstthätige stetig wirkende Quecksilberluftpumpe nach dem Sprengel'schen System

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14. Selhstthtitiye stetiy tcGrke9atle Qicecksilbet*lzcft- picttcpe it,rrchl d e m S p , i ~ e ~ b y e I'sch em System;

L'OIL G e o r g W. A. Kriklbniint. (Hierro Tar. I Flg. 9.)

Die meiter unten zu beschreibende Quecltsilberluftpurnpe, die in der anzugebenden Form ausschliesslich phjsikalischeii Zwecken dienen soll, wurde von uns schon vor einer Reihe yon Jahren construirt und ist uns bereits im Jahre 1891 patentirt worden. Trotzdem sie yon iiiic, schon bei mehrfachen Gelegenheiten vorgefiihrt wurde und schon in mehr den11 1UO Exemplaren in der Technik sowohl als in einer Reihe von Laboratorien in Gebrauch ist, haben wir bislier darauf rer- zichtet, eine Beschreibung derselben in einem Fachblatte ZII

~~eroffeiitlichen uiid das ails folgenden Griinden: Die Thatigkeit des Erfinders ist nach unserm Dafiirhalten mit der ersten Con- ception und Susfiihrung seiner Idee keineswegs abgeschlossen ; rlviin erst durch dauerndes Arbeiten ist es iiioglich, sich von dem mirklich practischen Werthe der angegebenen T70rrich- tungen zu iiberzeugen, und dauerndes Arbeiten allein gestattet e, solclie zu erproben. Ebenso scheint es iins Pflicht desjenigen, tler einen neiien Apparat angibt, auch den Werth mijglicher Jlodificationen, die sich j a immer bieten, selbst zu erprobeii ; iiicht aber sollte er es den Fachgenossen iiberlassen, ihrerseits fortfiihrende und besseriide Versuche anzustellen; es iibernimmt vielmehr (lurch empfehlende Beschreibung seines Bpparates, der Erfinder die Garailtie, diesen so vollkommen wie nur immer uioglich gestaltet zu haben. Damit kann naturlich nicht ge- sagt sein sollen, class nur ideale Apparate in Zeitschriften diirften beschrieben werden, vermieden aber sollte werden, dass nnch kiirzerer Zeit schon ,,Erfahruiigen", ,,Verbesserungen'., oder .,Aenderungen*' voii Neuem den kostbaren Raum der Zeitschriften beengen.

Die von uns construirte Puinpe besteht aus zwei Theilen, der eigentlichen Pnmpe nach dem Sprengel ' schen Princip und den1 selbstthiitigen Quecksilberhebeapparat. Theoretisch

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iiiuss das Sprengel ‘sc l ie Princip wie bekannt z u n absoluten Vacuum fuhren, doch haften ihm zwei schwere Miingel an, die seine verbreitete Anwendung in der Praxis bisher hinderten. IGnmal fiihrt das fallende Quecksilber stets Luft mit, die es in1 k’allen an den Sppara t wieder abgibt und zweiteiis hindert die iiii E’allrohr abgefaugene Luft das Heruntergleiten des Quecksilbers in einem Mztasse, dass bei der Kilrze der angewaiidten Fall- rohren, ein schnelles Arbeiten sich Ton selbst verbot.

Hicr lagen also in der Piimpe selbst die Angriffspunkte fur eine verbessernde Neugestaltung vor. Friihere Versuche waren dahin gegangeii, die Leistungsfahigkeit durch Anwendung mehrerer Fallrohren zu erhijhen und durch vorlieriges Aus- pumpen das Quecksilber von der mitgefuhrten Luft zu befreien. Beides setzt complicirte Einrichtungen voraus nnd solche mussen Ijei jedeni practischeii Apparat vermieden werden.

Zse i Wege siiicl gegebeii ein schnelleres Arbeiten zu er- moglichen ; eiiimal die Menge des zufliessenden Quecksilbers durch Verengerung cles Zuflussrohres in der Weise zu regeln, class niemals mehr zu nls abfliessen k inn und zweitens das Fallrohr um soviel zu verlangerii, dass nicht zu befurchteii ist, dass durch abgeschlossene Luftsaulchen das iiber die Barometerhohe gehobene Quecksilber das Fallrohr ginzlich anfiillt und daniit zeitweilig unwirksam macht. Zugleich wird durch Verlangerung des Fallrohres cler wirkende Theil der Pumpe entsprechend vergrossert.

Reide Wege haben sich denn auch durchaus bewtthrt, d ine dass dadurch der Sppara t an Einfachheit irgendwie ein- gebiisst hatte. Es wurde z. B. bei der Siiwendung eines Fall- rohres von 920 niin Gesammtlange ein Apparat in S7 Minuten bis auf 0,3 mrn ausgepumpt; derselbe Apparat wurde dagegeii bei Verlttngerung des Fallrohres auf 1240 mm in nur 22 Minuten, niit der sonst durchaus uiiveranderten Pumpe bis auf O,? mm rntleei-t. Eine Verliingerung cles Fallrohres iiber die angegebene Grenze hinans, erhoht allwdings noch die Leistungsfahigkeit der Pumpe, der Apparat biisst jedoch dabei sovicl an Hand- lichkeit ein, dass der Nutzeii wieder aufgehoben wird.

Der zweite Mangel, das MitfXren ron Luft durch das iiberfliessende Quecksilber, w i d durch das Anbringen von zwei Lufthigen. in welche dar Quecksilber gezwungen wird, durch

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eiiien abgeschlossenen Raum verdunnter Luft uberzufliessen. vollkommen gehoben, wie das die .weiter unten anzugebenden Zahlen beweisen werden. Ein Anbringen von niehr Luftfangen macht den Apparat unhandlicher, zerbrechlicher und erschwert die Reinigung , ohne dass ein erheblicher Erfolg erzielt wird ; das Anbringen nur eines Luftfanges vereinfacht zwar deli ,4pparat, ist aber bei einer Pumpe, die f i r physikalische Zwecke dienen soll, nicht nnzurathen, da der erreichbare Ver- diinnungsgrad wesentlich beeintrachtigt wird. Fur chemische Zwecke, bei welchen es sich darum handelt, unter Durchleiten von Luft im Vacuum zu destilliren, geniigt ein Luftfang vollkommen. Der mit einer solchen Pumpe zu erreichende Mindestdruck betragt etwa 0,05 mm. *)

Demnach nimmt for physikslisclie Zwecke die Pumpe folgeiicie Forni an: Von dem wenig erweiterten, obern Ende des Fallrohres T (Taf. I Fig. 9): zweigt sich seitlich ein doppelt rechtwinkelig gebogenes Rohr ab, das zu dem auszupumpenden Appsrate fiihrt; dieses Rolir tragt auf besonderem Schliff das Manometer und nach unten gerichtet den Hahn mit Queck- silberverschluss q ", in das erweiterte Ende des Fnllrohres iniindet das aus dem zweiten Luftfange e austretende C-formig gebogene Quecksilberzuleitungsrohr, dem die, in das E'allrohr reichende Diise vorgeschmolzen ist. Die beiden Luftfange e und f ; deren Construction aus der Zeichnung ersichtlich ist, sind durch ein etwa S-fijrmiges Rohr verbunden, welches, wie

1) Quecksilberpurnpe zu chemischen Zwccken, vgl. Deutsch. Chem. Gesell. Berichte. Bd. 2i. 1894. p. 1386.

2) Ueber Schliffe und HIibne unserer Construction, vgl. Zeitsclirift f. Instrumentenkunde. Bd. 14. 1894. p. 21. In dem Referate iiber diese Arbeit: Zeitschr. f. physik. Chemie 14. p. 183. 1894 bemerkt Hr. W. O s t - wn Id: die Anordnung eines hohlen Halinkukem ,,diirfte kaum lieu sein", dass die Bemerkung riclitig ist, lelirt jeder Holzhahu. Ja scboii in dern 185i aufgedeckten ,,Alernannischen Todtenfeldc" von Ulm farid man, ubrigens das alteste bekannte Exemplar, einen beinernen Fassliahn, der offenbar, wenn wir die Fig. 12 u. 13 der Taf. I1 zu Hass ler ' a ,,Dm Alernnnnische Todtenfeld bei Ulm" (Verhandl. des Vereins fur Altertlium und Kunst in Ulm und Oberachwaben, 13. Bericht Ulm 1860) richtig deuten, ein Iicihles Kuken geliabt haben muss. Wir hnben uns also mit unserem luftdicht schliessendexi Hahn niit Quecksilberveigchluss ofl'enbar eines Plagiates von irgend eineui alten alernannisclien Chrodobert oder nutiliii schuldig gcmaclit.

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die beiden Luftfiinge, je einen aufrechtstehenden Stempel trggt, dem ein Glasbecher zur Aufnahme von Berschlussquecksilber umgeschmolzen ist. Die drei Stempel werden durch die uher- geschliffenen Glashiite h i k verschlossen ; diese sind, wie die Stempel mit Schlitzen versehen, die durch geeignete Drehung communicirend gestellt werden kiinnen. f’tragt deli zum Queck- silberreservoir A fuhrenden dickwandigen Gummischlauch I, der durch die Klemnie c verschlossen werden kann; es empfiehlt sich nicht, den Schlauch aus Sparsamkeitsrucksichten zum Theil durch ein Glasrohr zu ersetzen. Das Fallrohr T miindet in die Vor- legeflasche b.

Die Einfachheit des Apparates ist ohne weiteres ersicht- lich; die vielen Oeffnungen, die derselbe hat und die deniioch alle absolut luftdicht geschlossen werden konnen , gestatten. mas nicht wenig wichtig , ein leichtes und vollkommenes Reinigen des Apparates ; sie erniiiglichen zugleich, was von noch grosserer Bedeutung, ein leichtes und vollkommenes Vor- trocknen des gereinigten Apparates , was am einfachsten und sichersten geschieht durch Hindurchleiten eines Stromes trockener Luft nacheinander von den verschiedenen Oeffnungen Bus. Der Gummischlauch I darf beim Ueberziehen iiber den Luftgang f’ iiicht gefettet werden , so wenig wie die Glashiite gefettet werden diirfen; uberhaupt muss Fetten an all’ den Stellen, die mit dem Quecksilber in Beriihrung kommen, vermieden wer- den, dagegen steht dem Schmieren der Hiihne, durch die nur Luft tr i t t , durchaus nichts im Wege. Such das sonst ge- briiuchliche Benetzen vor Clem Ueberziehen ist bei l zu ver- meiden , doch wird diese, immer etwas gefahrdrohende Arbeit wesentlich dadurch erleichtert, dass der Schlauch durch An- warmen vorher erweicht wird. Die gleiche Vorsicht hat man beim Losen der Schlaiuche anzuwenden. Schlauch 1 und ebenso der bei Q wird iibergeschoben, bevor noch die Glastheile an dem Gestell befestigt sind.

Wiire die Pumpe mit Quecksilber gefiillt, und wiirde durch den Hahn q mittelst einer Wasserpumpe l) nach Moglichkeit evacuirt, q alsdann geschlossen und die Klemme c geoffnet,

1) Kleine , ausserst wirksame Wasserstrahlpumpen fur diese Zwecke

Dies ist die ganze Pumpe.

liefert Hr. C a r l K r a m e r in Freiburg i. B. zu sehr billigen Preisen.

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50 wiirde durch den Luftdruck das Quecksilber von A uber die Luftfange nach r hinuberfliessen; das aus C ausfliessende kiinnte in einer untergestellten Flache aufgefangen und aus dieser nach -4 zuriickgegossen werden, von wo aus dann das Spiel des Quecksilbers von neuem beginner1 wiirde. Solche einfachste Pumpe fur Handbetrieb ist von uns ebenfalls con- struirt worden l) und leistet , was Schnelligkeit des Arbeitens und Weittreiben der Verdiinnung anbetrifft , ganz vorzugliche Dienste, hat jedoch den Mange1 eben des Handbetriebes. Um diesen zu heben, ist der Pumpe ein zweiter besonderer Theil der Queclrsilberhebeapparat angefiigt worden, doch ist auch dieser auf das Einfachste gestaltet. Von b fiihrt der Gummi- schlauch S in das Sammelgefass B. Durch den mittlereii Stutzen des eingeschliffenen Deckels dieses Gefasses fiihrt bis clicht iiber den Boden desselben das, an der Austrittsstelle von B seitlich ausweichende Quecksilberheberohr 13, das, Zerbrechlichkeit zu vermeiden bei v durch einen Gummi- schl2tuch verbunden, hart an den nach unten gerichteten Theil des seitlichen Stutzens u des Barometerrohrs B heranreicht.

Das Barometerrohr B taucht mit seinem unteren, haken- iurmig gebogenen Ende in den rohrenformigen Fortsatz des Queclrsilberreservoires A ; dieser Fortsatz ist angebracht und das Barometerrohr B verlangert, damit, falls einmal durch zu vie1 Quecksilber das Lachlein o in H verdeclrt oder sonstmie rerstopft wiirde, stets noch genug Quecksilber in A sich be- findet um 13 bis zur Barometerhohe damit zu fullen, so dass iiiemals Lnft durch B gerissen werden kann. Oben weitet sich B , urn das Ueberspritzen von Quecksilber zu vermeiden, noch einmal zu einer Kugel aus, welche an dem wagerecht gebogenen Rohrenfortsatz, den Dreiwegehahn 3 FPi tragt. Der senkrecht gestellte Arm m , fuhrt mittels eines dickwandigen Gummischlauches zu dein Hahn q und verbindet damit die beiden Theile der Pumpe. Der zweite wagerechte Arm von 3 /< fuhrt uber den, an dem Gestell befestigsten Pracisions- liahn Pr und den zweiten Dreiwegehahn 3 It,, ebenfalls mittels eines dickwandigen Schlauches zu der Trockenflasche Pz 05, von welcher aus ein zweites Rohr zur Wasserpumpe leitet.

1) Vgl. Ztschr. f. d. phys. u. chem. Unterricht, Octoberlieft 1894.

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Sol1 die Pumpe in Gebiauch genonimeii werclen, so ist, wie bei allen anderen Punipen auch, erste Bedingung, absolute Trockenheit des gaiizen Apparates, worauf iiaturlich schon vor dem Beschicken mit Quecksilber Riicksicht zu nehnien ist. Deshalb wird zunachst Pumpe und Apparat durch vielfaches Entleeren mittelst der Wasserpumpe und Wiederanfullenlasseii niit einem langsainen Strome uber Phosphoraiihydrid geleiteter Luft getrocknet; dabei ist jedoch Bedacht zu nehnien, class das Snmmelgefass B ausgeschaltet bleibt, wegeii der Gefahr des Zertriimmerns durch den Luftdruck. Um aber dies Gefass dennoch vollkommen trocken halten zu kijnnen, ist demselben der Einsatz n eingefugt, der ebenfalls mit Phosphorsaure- anhydrid beschiclrt wird.

Das Fullen mit Quecksilber geschieht in folgender Weise : Durch den seitlichen Stuzen von b , wird die Flasche bis zur Ueberlaufstelle mit Queclrsilber gefullt niittels eines um- gebogenen Trichters; das Gleiche geschieht mit A soweit, das3 das Quecksilber etwa bis zur Hohe des Triigers steht. 1st das geschehen, so wird 3 11; so gestellt, dass die Verbindung der Pumpe uber y mit der Wasserpumpe hergestellt ist, cla- gegen der ganze Hebeapparat ausgeschaltet bleibt. Es wird d a m mit der Wasserpumpe soweit angesogen, bis das ~ o i i A durch I nach f aufsteigende Quecksilber in dem Luftfang sichtbar wird. Dann wird die, um ein zu schnelles Aufsteigeii zu verhindern, iiur wenig geoffnete Klemme c ganz geschlosseii und der Apparat wieder init, trockener Luft gefullt. Die Glas- hute k i h , die bisher geschlosseii, nicht aber niit Quecksilber abgesperrt waren, werden nun so gestellt, class von k i die Schlitze, mit denen in den Stempeln communiciren; h wird ganz abgehoben und eiii zur Spitze ausgezogeiier Trichter aiif den Stempel gesetzt. Durch diesen Trichter werden die Luft- fange gefullt, dabei driingt das Quecksilber die Luft zu den Stempeln hinaus, um erst in den Becher um k uiid urn den in i uberzufliessen. Durch Dreliung der Hute uin 180° wer- den dieselben nacheinander geschlossen ; das ubergeflossene Quecksilber dient als Sperrfiussigkeit. 1st endlich auch 2 bii zum Rand gefiillt, so wird f i aufgedriickt uiid I oberhalb der Klemme mit breiter Hand zusammengepresst, sodass das Queck- silber durcli die Schlitze nustretend in den Becher um h ge-

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langt. Wahrend noch die eine Hand um den Schlauch 1 ge- legt bleibt, wird nun auch h noch um 180° gedreht; damit ist die Pumpe gefullt nnd zum Gebrauch fertig. Der sich in der Beschreibung etwas verzwickt ausnehmende Vorgang des Fullens, spielt sich thatsachlich schnell und ohne Schwierigkeit ab. Ytellt sich beim Arbeiten heraus, dass nicht genugend Queck- silber in der Pumpe ist, so kann durch die seitlichen Stutzen yon A und b nachgefiillt werden; ist im Gegentheil etwas zu- vie1 vorhanden , so ermoglicht der Stutzen r' an A muhelos den Ueberschuss zu entfernen.

Sol1 die Pumpe in Thatigkeit gesetzt werden, so wird zu- iiiichst durch geeignete Stellung von q und 3 W l , bei welcher der Hebeapparat ausgeschaltet bleibt, mit der Wasserpumpe bis zur Wirkungsgrenze derselben vorgepumpt, wahrend welcher Operation die Klemme bei c geschlossen bleibt. 1st das Ziel erreicht, so wird q urn 180° gedreht und 3 N ; so gestellt, dass n und der verbindende Schlauch nach y ausgeschaltet ist, da- gcgen nun der Hebeapparat mit der Wasserpumpe communicirt. Wird dann die Klemme c geoffnet, so stromt das Quecksilber ron ,f durch die Luftfange nach r uber und das Pumpen be- ginnt. Schon bei dem Vorpumpen mit der Wasserluftpumpe inachen sich in den Luftfangen durch die Verminderung des Druckes Luftblaschen bemerkbar , die sich zunachst in den Ytempeln ansnmmeln und wie das ja gerade die Aufgabe der LuftfAnge ist, im Verlaufe des Arbeitens sich noch mehren. Dieselben beeinflnssen jedoch die Leistungsfahigkeit der Pumpe in keiiier WeiSe, auch dann noch nicht, wenn die Luftfange his zur Halfte mit Luft gefullt erscheinen. Trotzdem ist es gut beim Fullen auf moglichst vollkommenes Austreiben der Luft Bedacht zu nehmen, da damit die Arbeit des Anfullens cler Luftfange moglichst herausgeschoben wird ; ubrigens arbeitet eine Pumpe mit einer Fiillung der Luftfange, wenn sonst nichts dazwischen tritt, etwa vier Wochen.

Von b fliesst das Quecksilber durch s nach D uber, um sich dort anzusammeln. Die Wasserpumpe saugt einmal durch R das Quecksilber aus ,4 in die Hohe und wurde in H eben- fdls das Qnecksilber aus 1' nur bis zur Barometerhohe heben, wenn nicht am unteren Ende das kleine Lochlein o in H an- gebracht ware. Durch dieses Lochlein stroken neben dem

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yon unten eintretenden Quecksilber, unter gewohnlichem Druck stehende Luftblaschen in II ein, die sich entsprechend der, durch die W,asserpumpe erzielte Verdiinnung ausdehnen und damit zugleich das Quecksilber heben, sodass H mit einer Reihe, in lebhafter Bewegurig uber und neben einander befind- liche Saulen, von abwechselnd Luft und Quecksilber gefiillt ist, die in ihrer Gesammthohe die Barometerhohe bei Weiteiii iiberschreiten. Das gehobene Quecksilber fallt durch den Stutzen uncl in den erweiterten Theil von B, urn sich dort. die mitgefiihrte verdiinnte Luft in diesem evacuirten Rauni abgebend, auf dem Barometer zu sammeln und von dort nach B abzufliessen, dieses immer von neuem fiillend. Von A gelangt das Quecksilber wie friiher durch die Luftftlnge, wo ihm bei k , i und h zum zweiten, dritten und vierten Male Gelegenheit gegeben w i d , mitgefiihrte Luft an Vacua abzugeben, nach r und b ; von da wieder in das Sammelgefass D: um dann von Neueni gehoben zu werden. In diesem bestandigen Kreislauf beruht das selbstthatige Arbeiten der Pumpe. Das Quecksilber tropft nicht etwa wie bei den andern Sprengel’schen Pumpen in das Fallrohr r hinein, sondern es fliesst in starkem Stronie durch die Diise, sodass in der Minute etwa 1000 cm3 durch das Fallrohr gleiten; zu dem Heben der gleichen Menge werden etwa 8 1 Luft verwendet.

Ein grosser Vortheil der Pumpe besteht einmal in dem stetigen Wirken des iiberstromenden Quecksilbers. Dabei wird thatsachlich die game Zeit zur Arbeit des Pumpens verwendet, wahrend bei allen Verdrangungspumpen der bei Weitem grosste Theil der Zeit, der auf das Heben und Senken des Quecksilbers verwendet wircl , fur das eigentliche Pumpgeschaft verloren geht und nur ein sehr beschrankter Zeittheil dem Saugen zu Gute kommt. Gerade bei grossen Verdunnungen aber, wie wir das an der Durchgangsgeschwindigkeit verdunnter Luft durch Glasrohren nachgewiesen haben , bedarf es eines nicht geringen Zeitaufwandes, den Druck auszugleichen.

Ein weiterer Vorzug darf in der selbstthatigen Regulirung der Pumpe gesehen werden, die, hat die Arbeit einmal be- gonnen, keinerlei Wartung bedarf. J e mehr Quecksilber durch H gehoben wird, um so mehr muss auch nach r iiberstromen, d. h. andert sich die Leistung der Wasserpumpe im Sinne

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einer Steigeriing, so wird auch die Quecksilberpumpe schneller arbeiten und umgekehrt. Hort die Wasserpumpe durch irgencl eineti Zufdl ganz zu arbeiten auf, so stellt auch die Queck- silberpumpe ihre Thatigkeit ein, um sie erst mit der U'asser- pumpe wieder und dann selbstthatig aufzunehmen. Ein 1-011- kommen gleichmassiges Arbeiten ist wegen der Abhangigkeit vom Druck bekanntlich bei Wasserpumpen schwer zu erzielen, uni aber ein solches bei der Quecksilberpumpe zu erreichen, ist der am Gestell angebrachte Pracisionshahn Pr dem Hebe- apparat vorgelegt worden. Die eigenthiimliche Construction desselben gestattet eine ausserst feine Einstellung und Zeiger und Theilung erlauben stets, leicht den Punkt bester Arbeits- bedingung wieder zu finden, der dann erreicht ist, wenn jeweilen das Quecksilberniveau in il sich fast constant erhglt. Natiirlich kann aucli niit der Wasserpumpe regulirt werden, doch ist dieselbe bei nur wenig geoffnetem Hahn fur Druckschwankungen alsdann vie1 empfindlicher. ITm die Hohendifferenz zwischen dem Niveau des Quecksilbers in A und der Ueberlaufstelle, von der die Schnelligkeit des Wirkens der Purnpe bedingt ist, ohne Aenderung der Quecksilbermasse variiren zu konnen, ist A mit dem ganzen Hebeapparat auf einen leicht beweglichen Schlitten gesetzt.

Wie schon gesagt ist der hochste Effect dieser wie jeder andern Quecksilberpumpe nur zu erreichen, wenn Pumpe und Apparat so gut wie absolut trocken sind ; deshalb sind iiberall da, wo das Quecksilber mit der aussern Luft in Beriihrung kommen muss, CaCl, Rohren vorgelegt worden, auch ist es gut, die zurn Heben des Quecksilbers benutzte Luft durch Hindurchleiten von Schwefelsaure und Ueberleiten iiber Phos- phorsaureanhydrid, was am besten vermittelst zweier grosserer Flaschen geschieht , zu trocknen. Zudem muss unter allen Bedingungen, sol1 die hochste Leistungsfahigkeit erreicht werden, dem auszupumpenden Apparat noch ein Rohr mit Phosphor- saureanhydrid , das gleichzeitig mit evacuirt wird , vorgelegt werden.

Unter Anwendung dieser Vorsiclitsmassregeln aber gelingt es d a m , die Verdunnung, man darf fast sagen beliehig zu steigern; die von uns erreichte Maximalleistung lag unter 0,000003 mm, damit war die Ablesungsgrenze des Volumometers

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erreicht ; und zwar w u d e diesel. ausserordentliche yerdunnunys- grud von einem & 400 em3 haltenden Apparut in 30 Minuten erzielt. Dazu ist es nicht nothwendig, Quecksilber von ausser- ordentlicher Reinheit zii verwenden, auch mit sichtbar unreinem Quecksilber gelingen ausserordentlich weitgehende Verdiinnungen ohne Schwierigkeit nur werden dieselben natiirlich nicht in ganz so kurzer Zeit erreicht.

Da es auf ein sehr genaues Innehalten der durch viel- faches Studium als die am wirksamsten gefundenen Verhalt- nisse ankommt, so wird jedes einzelne Exemplar in unserrn Laboratorium auf seine Leistungsfahigkeit gepruft und mit einer Prufungsbescheinigung versehen. Dabei ist als Minimal- leistung festgesetzt Tvorden: 500 cm3 des Mc. Leod’schen Volumometers zuziiglich des Lumens des Rohres mit Phosphor- saureanhydrid und der sonstigen Nebenappa,rate, mussen von der Wirkungsgrenze der Wasserpumpe an in 5 Minuten bis auf 1 mm und in weiteren 20 Minuten mit dem Volumometer gemessen bis auf 0,002 mm Druck evacuirt werden. Es sind das Resultate, die mit keiner Pumpe sonst wohl erreicht werden konnen, zumnl bei eines Anwendung von nicht mehr als etwn 10 kg Quecksilber. Der Preis des Apparates darf mit 220 Mk. als ein geringer bezeichnet werden ; die Fabrikation fur Deutsch- land hat Herr Ca r l K r a m e r in Freiburg i. Br., fiir Oester- reich die Firma L e n o i r & F o r s t e r , Waagasse 5 in Wien iibernommen.

Rase l , im Mai 1894.

Druek yon Xetzger 9 Wittig in Leipzig.