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Magazin der Stiftung Europäisches Naturerbe (EURONATUR) für Freunde und Förderer Heft 1/2006 www.euronatur.org E 10820 ISSN 0945-148X Senne: Baumhöhlen für Kleiber & Co. • Balkan: Schatzkammer Europas • Skizirkus bedroht Spaniens Bären • Wohin geht unsere Landwirtschaft

Senne - EuroNatur · Europäische Abzocke erster Güte wird fortgesetzt, legal und mit dem Segen der Politik. Wir werden dies nicht tatenlos hinnehmen. Euronatur wird sich weiter,

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Page 1: Senne - EuroNatur · Europäische Abzocke erster Güte wird fortgesetzt, legal und mit dem Segen der Politik. Wir werden dies nicht tatenlos hinnehmen. Euronatur wird sich weiter,

Magazin der Stiftung Europäisches Naturerbe (EURONATUR) für Freunde und Förderer

Heft 1/2006 www.euronatur.org E 10820 ISSN 0945-148X

Senne: Baumhöhlen für Kleiber & Co.

• Balkan: Schatzkammer Europas • Skizirkus bedroht Spaniens Bären• Wohin geht unsere Landwirtschaft

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Claus-Peter Hutter, Präsident von Euronatur

Editorial

10 m2 Natur pro Sekunde...

...verschwinden in Deutschland unter Be-ton und Asphalt. Das sind täglich 93 Hektar Land für neue Wohn- und Gewerbegebiete, Industrieflächen, Sportanlagen, Flugplätze, Straßen und Wege. Landschaft, die als Wald, Heide, Wiese, Obstgarten, Acker oder auch Brachfläche eine wichtige Funktion hatte: als Lebensraum, Frischluftlieferant, Wasserspei-cher, Klimaregulator und Vieles mehr! Obwohl klar ist, dass die Bevölkerung in Deutschland zurückgehen wird, wird in viel zu vielen Fällen wegen kurzfristigem, rein ökonomischem Den-ken gegen Natur und Mensch entschieden.

Euronatur im Spiegel der Presse:

Natürlich ist es für die Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte nicht einfach, wenn sie angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation vor die Frage „Arbeitsplätze oder Natur?“ gestellt werden. In fast allen Fällen geht das Votum zugunsten der Arbeitsplätze aus. Solange die Gemeinden ihre Finanzierung zu großen Teilen aus der Gewerbesteuer und aus dem Einkommensteueranteil ihrer Be-wohner erhalten, wird der Teufelskreis wohl nicht zu durchbrechen sein. Dies führt dann stellenweise zur sogenannten „aktiven Grund-stückspolitik“ und bewirkt in Gegenden, wo noch ein Bevölkerungszuwachs zu verzeich-nen ist, die Vernichtung wertvoller Landschaft und die Schaffung von Altlasten von morgen, die später niemand mehr finanzieren kann. Eine Gesellschaft definiert sich ja auch da-durch, was sie sich selbst wert ist. Eurona-tur kämpft deshalb sowohl im Rahmen der umweltpolitischen Arbeit als auch mit ganz konkreten Projekten – etwa im Brandenburger Schlaubetal, im Niederungsgebiet der Senne bei Bielefeld, im Verdichtungsraum des Mitt-leren Neckars sowie international in Ost- und Südeuropa, im Nahen Osten, in Südafrika und an vielen anderen Stellen – für die Erhaltung und Wiederherstellung von naturnahen und natürlichen Freiräumen.

Um diese Ziele zu erreichen, bemühen wir uns um Lösungen mit allen gesellschaftlichen Gruppen.

Euronatur hat sich bewusst für einen prag-matischen Weg entschieden. Im Dialog mit Partnern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Verbänden wollen wir konkrete Maßnah-men zum Schutz von Natur und Landschaft und einer lebenswerten Umwelt verwirklichen und gleichzeitig im intensiven Diskussions-prozess an den notwendigen grundsätzlichen Veränderungen arbeiten. Dabei lassen wir die globalen Herausforderungen wie den Schutz des Klimas und der Wasserressourcen nicht außer Acht, sondern tragen mit vielen öko-logischen Bausteinen zum internationalen Umweltschutz bei.

Mit Ihrer Hilfe werden wir die Themen Na-turschutz, Umweltvorsorge und nachhaltige Entwicklung auch künftig immer wieder ein Stück nach vorne bringen!

die tageszeitungDas will kaum jemand. Aber „künftig werden wieder mehr Schweine auf Beton leben“, sagt Thomas Dosch vom Anbauverband Bioland. Dabei suhlen sich Schweine am liebsten auf Stroh. Und besonders ärgerlich aus Doschs Sicht: Die wenig artgerechte Haltung soll mit Steuergeldern finanziert werden. Im vorläufi-gen schwarz-roten Koalitionspapier liest sich das zwar anders: „Wir werden uns für hohe Tierschutzstandards einsetzen.“ Doch Lutz Ribbe, Agrarexperte bei der Stiftung Euro-päisches Naturerbe, erklärt, Bund und Länder hätten eine „Arbeitsteilung“: Die Länderminis-ter egal welcher Couleur, leiteten die Wende der Agrarwende ein.

Stuttgarter ZeitungWas vor 15 Jahren mit der Einrichtung eines Feuchtbiotops durch die Gemeinde Sersheim im wildromantischen Valle delle Rocche ihrer Partnergemeinde Canale im italienischen Pi-emont begann, wird jetzt mit der Einrichtung einer insbesondere für die Naturerziehung und Umweltbildung Jugendlicher bestimmten Naturschutzstation fortgesetzt. Bei sonnigem Herbstwetter übergaben hierfür Euronatur-Präsident Claus-Peter Hutter und Sersheims Partnerschaftsbeauftragter Horst Krauter ei-nen Projektbaustein in Höhe von 5000 Euro an den Bürgermeister von Canale, Dr. Silvio Beoletto [...].

Frankfurter RundschauEs geht um die Frage, welche Art von Subven-tionen auf Dauer zulässig sind und ob Bauern für gesellschaftlich gewünschte Leistungen honoriert werden können. „Wer mehr für die Umwelt tut, wer Jobs schafft, der soll das bezahlt bekommen“, sagt Lutz Ribbe, Agrar-experte bei Euronatur und Mitglied des Wirt-schafts- und Sozialausschusses der EU.

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3Umweltpolitik

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Was für ein Einstand auf Europäischer Ebene! Ohne die Vermittlerrolle von Bundeskanzlerin Merkel wäre der EU-Gipfel kurz vor Weihnach-ten sicherlich gescheitert. Europa hätte nach wie vor keine Klarheit darüber, wie viel Geld in der Finanzperiode zwischen 2007 bis 2013 zur Verfügung stehen würde. Zu Recht schüttete die nationale und internationale Presse Lob über die deutsche Regierungschefin aus, die den Stillstand, den Tony Blair als Ratspräsident geschaffen hatte, auflöste. Eine Woche später dann etwas Ernüchterung: Deutschlands Nettozahlerposition verschlechtert sich doch, meldeten die Medien. Ein Schatten auf Merkels Verhandlungserfolg? Mal im Ernst: hat wirklich jemand ernsthaft erwartet, dass Deutschland durch den Beitritt von zehn eher finanzschwachen neuen Mitgliedstaaten noch finanziell entlastet würde?

Wofür werden die EU-Milliarden ausgegeben?Die Berichterstattung aus und über den Brüsseler Gipfel konzentrierte sich meist auf die nackten Zahlen. Das ist schade, denn dabei kommt die Frage, was mit den EU-Finanzen angestellt wird, viel zu kurz. Wer sich die Brüsseler Zahlenspielereien genauer anguckt, wird feststellen müssen, dass die Beschlüsse eine ganz bittere Pille für Europas Natur und Umwelt sind.

Noch vor zwei Jahren hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, für die so genannte „Ländliche Entwicklung“ in den Jahren von 2007 – 2013 insgesamt 87 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Mit diesen Mit-teln sollten unter anderem die Agrarumweltprogramme, die Förderung des Ökologischen Landbaus, die artgerechte Tierhaltung und Qualitäts-programme, aber auch die Finanzierung der NATURA-2000-Gebiete finanziert werden. Schon damals hagelte es Proteste von Naturschutz-Seite. Mit den 87 Milliarden sei die angeblich „neue“ Agrarpolitik nicht finanzierbar. Die Summe bedeute nicht den versprochenen Ausbau der ländlichen Entwicklung, sondern man könne so nicht einmal den Status

quo halten, lauteten damals die Argumente. Und nun der Beschluss vom Dezember 2005: gerade einmal 69 Milliarden Euro sind nun für diesen für den Natur- und Umweltschutz existenziell wichtigen Poli-tikbereich bewilligt worden, also nochmals 18 Milliarden weniger als zunächst geplant. Das ist die wirkliche Botschaft vom EU-Gipfel an die Umweltschützer: da wird zwar von neuer Agrarpolitik philosophiert, da wird versprochen, den rapiden Rückgang an Biodiversität bis zum Jahr 2010 zu stoppen, da wird behauptet, man sei mit dem NATURA-2000-Netzwerk auf einem guten Weg, doch dann wird der Geldhahn zugedreht. Konkret heißt dies, dass ab 2007 für die alten EU-Staaten pro Jahr insgesamt für die Ländliche Entwicklung durchschnittlich 5,1 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. In diesem Jahr sind es noch 7,8 Milliarden Euro. Ein solcher Rückgang ist nicht verkraftbar.

Abzocke erster GüteDie Agrarlobby hat sich abermals durchgesetzt. Auch zukünftig werden Millionenbeträge an einzelne Großbetriebe ausgezahlt, ohne dass diese überhaupt noch eine Kuh im Stall oder Arbeitskräfte auf den Feldern vorweisen müssen. Für diese nicht an Umwelt- oder Sozialstandards gebundenen Agrarsubventionen wurden 293 Milliarden Euro bewilligt. Europäische Abzocke erster Güte wird fortgesetzt, legal und mit dem Segen der Politik.

Wir werden dies nicht tatenlos hinnehmen. Euronatur wird sich weiter, in Deutschland und auf europäischer Ebene, dafür einsetzen, EU-Gelder nur noch auszugeben, wenn damit wirklich gesellschaftliche Gegenleistungen finanziert werden, die von den Landwirten erbracht werden. Naturvernichtung oder Nichtstun darf nicht noch mit Steu-ermilliarden belohnt werden. Im Januar hat das Europaparlament den Finanzentwurf der Regierungschefs abgelehnt. Ob der nächste Entwurf Gesellschaftsinteressen besser berücksichtigt, bleibt abzuwarten.

Lutz Ribbe

Europäischer Gipfel gegen die Natur

Das Wollmatinger Ried am Bodensee ist seit 2001 als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) Teil des EU-Schutzgebietnetzes NATURA 2000. Wegen der schleppenden Aus-weisung von FFH-Gebieten in einigen Bundesländern ist Deutschland vom Europäischen Gerichtshof verurteilt worden. Jetzt drohen Strafgelder von 800.000 Euro pro Tag. Währenddessen verweigern die EU-Regierungschefs die notwendigen Mittel zur Finanzierung der Schutzgebiete und ländlichen Entwicklung von 2007 bis 2013.

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4 Projekte - Bär

Skizirkus bedroht Spaniens BärenIm Norden Spaniens, im Kantabrischen Gebirge, an der Grenze zwischen den Regionen Kastili-en-León und Kantabrien und inmitten des Verbreitungsgebiets der Bären, soll nach Euronatur vorliegenden Planungen ein gigantischer Skizirkus entstehen. Man reibt sich verwundert die Augen, wenn man die Pläne der Regionalregierung von Kastilien-León studiert, die das Projekt am intensivsten vorantreibt. Die Bären im Kantabrischen Gebirge leben in zwei fast vollständig isolierten Populationen. Im westlich gelegenen Verbreitungsgebiet haben sich die Bären in den letzten Jahren auch dank der effizienten Maßnahmen unserer Partnerorganisation Fapas erholen können. Das größere Sorgenkind ist derzeit das östliche Verbreitungsgebiet. Denn hier leben nur noch 25 bis 30 Bären. Besonders bedenklich ist, dass es kaum noch Weibchen gibt und der Nachwuchs daher ausbleibt. Die wenigen Weibchen mit Jungen wurden in den letzten Jahren aber genau dort entdeckt, wo nun Skilifte und Pisten entstehen sollen. Gelegentlich wird von den Befür-wortern betont, dass die Bären im Winter, wenn die

Lifte laufen, doch Winterschlaf halten. Doch wenn Pisten und Lifte gerade dort gebaut werden, wo die Bären die wenigen Höhlen für ihren Winterschlaf aufsuchen, sind erhebliche Störungen zu erwarten. Die Bärenmütter bringen ihren Nachwuchs in der Regel im Januar in der Winterhöhle zur Welt, eben genau dann, wenn die Skisaison sich auf ihrem Höhepunkt befindet. Wird eine Bärenmutter in ihrem Winterschlaf gestört, verlässt sie fast immer für mehrere Stunden die Höhle und die dann noch winzig kleinen Bärenjungen haben fast keine Überlebenschance. Euronatur hat bei der für die Planung verantwortlichen Regionalregierung gegen den Bau der Skianlagen Protest eingelegt und wird weiterhin alles tun, um diesen massiven Eingriff in die Kantabrische Bergwelt zu verhindern.

Gabriel Schwaderer

Störungen sind vorprogrammiert. Die kleinen Bärenjungen haben dann fast keine Überlebenschance.

Hände weg von San Glorio!Die herrliche Bergwelt von San Glorio ist Teil des östlichen Bärenhabitats. Nun wird dort ein riesiges Wintersport- und Freizeitgebiet geplant: Die urtümlichen Bergwälder sollen zum Rummelplatz mutieren, ganze Gebirgshänge Sport- und Spielanlagen, Straßen und Vergnügungs-stätten weichen. Dies würde den Lebens-raum der Bären schwer schädigen, die Lücke zwischen den beiden Populationen weiter klaffen lassen und den am ehesten passierbaren Korridor völlig blockieren.

Gemeinsam mit internationalen Natur-schutzgruppen kämpfen wir gegen dieses katastrophale Vorhaben, damit die Zu-kunft der spanischen Bären nicht wegen kurzfristiger kommerzieller Interessen verbaut wird.

San Glorio

Spanien

Atlantischer Ozean

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5Projekte - Luchs

Die am stärksten vom Aussterben bedrohte autochthone (einheimische, nicht wie-dereingebürgerte) Luchs-Population Europas hat im Südwesten des Balkans überlebt. Möglicherweise handelt es sich beim sogenannten Balkan-Luchs sogar um eine eigene Unterart des Eurasischen Luchses. Dies legen einerseits wissenschaftliche Arbeiten aus den 70er Jahren und andererseits aktuelle genetische Analysen der IUCN Cat Specialist Group (Katzenexperten der Weltnaturschutzunion) und der Universität Bern nahe.

Euronatur hat sich deshalb gemeinsam mit der IUCN Cat Specialist Group und KORA – der Koordinationsstelle für Forschungsprojekte zum Schutz und zur Erhaltung von Raubtieren in der Schweiz – sowie zahlreichen Partnern in Albanien und Mazedonien zum Ziel gesetzt, ein umfassendes Schutzprogramm für den Balkan-Luchs zu starten und umzusetzen.

Einen wichtigen Schritt nach vorn machte Euronatur durch eine internationale Konferenz zum Schutz des Balkan-Luchses, die im November 2005 im Mavrovo-Nationalpark in Mazedonien unter der Schirmherrschaft des Europarats stattgefunden hat. Zum ersten Mal haben sich Luchsexperten und Entscheidungsträger aus Albanien und Mazedonien an einen Tisch gesetzt, um gemeinsame Maßnahmen zum Schutz der bedrohten Kat-zenart zu diskutieren. Die Konferenz mit rund 60 Teilnehmern, die von der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft finanziell unterstützt wurde, war ein voller Erfolg: Die Ver-treter beider Länder kamen überein, dass in Kürze von den Umweltministern Albaniens und Mazedoniens eine Vereinbarung zum Schutz des Balkan-Luchses unterschrieben werden soll. Papier ist zwar geduldig, aber diese Vereinbarung gibt in jedem Fall allen engagierten Luchsschützern in der Region sehr viel politische Unterstützung und damit den erforderlichen Rückenwind, so dass in der Folge auch wirklich konkrete Maßnahmen umgesetzt werden können.

Im Anschluss an dieses erfolgreiche Treffen haben vierzig Teilnehmer aus Albanien und Mazedonien umfangreiche Strategien zur realistischen Einschätzung der Populations-größe und –entwicklung des Balkan-Luchses (Monitoring) erarbeitet. Derzeit ist zwar bekannt, dass im Grenzgebiet zwischen Mazedonien und Albanien, also im Balkan Green Belt, das wichtigste Verbreitungsgebiet des Balkan-Luchses liegt, aber zur Bewertung von später umzusetzenden Schutzmaßnahmen reicht dieses Wissen noch nicht aus. Deshalb müssen in beiden Ländern effiziente Monitoringsysteme etabliert werden. Verbunden sind diese Aktivitäten, die vom Bundesamt für Naturschutz gefördert werden, mit der Ausweisung und Entwicklung von Schutzgebieten entlang des Balkan Green Belt. Ganz konkret geht es derzeit um die Ausweisung eines grenzüberschreitenden Schutzgebiets zwischen Mazedonien und Albanien nördlich des Ohrid-Sees. Die Berge, die auf alba-nischer Seite Shebenik und auf mazedonischer Seite Jablanica heißen, sind nicht nur für den Balkan-Luchs ein wichtiger Lebensraum, sondern ein bedeutender ökologischer Korridor für Bären, Wölfe und viele andere gefährdete Arten. In den Strategien zum Schutz der Biodiversität beider betroffenen Länder hat die Ausweisung dieses Gebiets eine sehr hohe Priorität. Euronatur treibt den Prozess der Schutzgebietsausweisung gemeinsam mit seinen Partnern tatkräftig voran.

Gabriel Schwaderer

Hoffnung für den Balkan-Luchs?

Bild ganz oben: Eurasischer Luchs – von seinen seltenen Verwandten auf dem Balkan existieren keine Fotos. Darunter: Euronatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer (ganz rechts) mit den Schweizer Kollegen von KORA Dr. Urs Breitenmoser (ganz links), Fridolin Zimmermann (2. v.r.) und dem mazedo-nischen Trainee Dime Melovski (2.v.l.) bei einer Exkursion im Luchsgebiet. Darunter: Die Teilnehmer des Luchs-Workshops im November 2005 in Mazedonien. Ganz unten: Blick auf den Mavrovo-Stausee im gleichnamigen mazedonischen Nationalpark.

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6 Projekte - Balkan Green Belt

Die Balkanhalbinsel – ökologische Schatzkammer Europas

Im Gegensatz zur Iberischen Halbinsel führt die Balkanhalbinsel eher ein Schat-tendasein. Wer kennt schon Gebiete wie Jablanica-Shebenik oder den Skutari-See? Die Stiftung Europäisches Naturerbe en-gagiert sich seit ihrer Gründung 1987 für die Erhaltung der Naturschätze auf dem Balkan. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist die sogenannte „Balkanstrategie“1, die die Stiftung und ihre Partner im Auftrag der Weltnaturschutzorganisation IUCN ent-wickelt haben und deren Ziel es ist, dem Balkan ein neues Image zu verschaffen: Wilde Natur, spektakuläre Landschaften, freundliche Bewohner und ein reiches Kulturerbe warten darauf, entdeckt zu werden. Mitten über den Balkan, entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs, ver-läuft der Balkan Green Belt: der südlichste Teil im Biotopverbund „Grünes Band Eu-ropa“. Das euronatur-Magazin wird Ihnen in einer neuen Serie im Laufe des Jahres 2006 einige Euronatur-Projektgebiete am Balkan Green Belt vorstellen.

Der Balkan ist seit der Eiszeit ein Rückzugs-raum für die Tier- und Pflanzenwelt Europas. Hier konnten viele Lebewesen Schutz vor den Eismassen finden, indem sie abwärts bis ans Meer wanderten und mit dem Zurückweichen der Eismassen wieder hinauf in die Bergregi-onen. Mit schroffen Felsrücken und in tiefen Tälern entstanden isolierte Überlebensinseln für Tiere und Pflanzen. Eine ganze Reihe von Baumarten wächst nur auf wenigen Bergrü-cken und prägt dort die Naturwälder. Arten wie die Mazedonische Kiefer oder die Serbi-sche Fichte weisen deutlich auf die Kleinräu-migkeit dieser Verbreitung hin. Aber auch die großen Weideflächen stellen eine Refugium für viele Tiere und Pflanzen der offenen Land-schaften dar.

Vielfältige Halbinsel Aufgrund des starken Landschaftsreliefs be-herbergt der Balkan eine außergewöhnliche

biologische und kulturelle Vielfalt. Während auf der Iberischen Halbinsel nur zwei Staaten liegen und Italien die gesamte Halbinsel von Sizilien bis an die Alpen umfasst, ist die Bal-kanhalbinsel inzwischen unter zehn Ländern aufgeteilt. Ein Schutz von Großlebensräumen ist auf nationaler Ebene fast unmöglich, da die meisten wichtigen Bergregionen und alle gro-ßen Seen von Ländergrenzen geteilt werden.

Grünes Band BalkanEuronatur setzt sich deshalb seit langem für grenzüberschreitenden Naturschutz auf dem Balkan ein und bereitet so einen Süd-osteuropäischen Biotopverbund vor. Wichtige Leitarten sind die Großsäuger Bär, Wolf und Luchs, da sie besonders von großen, zusam-menhängenden Lebensräumen abhängig sind. Euronatur hat im internationalen Schutzpro-jekt „Grünes Band Europa“, als koordinierende Organisation Verantwortung für den „Balkan Green Belt“, den südlichen Teil des Grünen Bandes, übernommen.

Neues ImageDie Balkanstrategie etabliert ein Netzwerk aus 38 Großlebensräumen (siehe Karte). In vielen dieser Gebiete ist Euronatur bereits aktiv. In anderen werden nun Partner gewonnen, um die notwendigen Schutzmaßnahmen umzu-setzen. Wichtigstes übergeordnetes Ziel ist ein neues Image für den Balkan in Europa und vor allem auch in den Balkanländern selbst. Die Bewohner der Balkanhalbinsel sollen erken-nen, welche Bedeutung ihre Halbinsel für Eu-ropa hat. Sie sollen wieder lernen, stolz auf die gemeinsamen Natur- und Kulturgüter zu sein und mit daran arbeiten, diese Güter besser für Gäste zu erschließen. Grenzüberschreitende Naturschutzarbeit und Regionalentwicklung kann so langfristig zur Stabilisierung auf dem Balkan beitragen.

Martin Schneider-Jacoby

1 Die IUCN-Balkanstrategie finden Sie in englischer Sprache im Internet unter: www.euronatur.org/Bojana.bojana.0.html.

Blick über die Kernzone des neuen Ramsar-Schutzgebietes im albanischen Teil des Bojana-Buna-Deltas (Nr. 4 in der Karte).

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7Projekte - Balkan Green Belt

1 Donau-Drau-Mur (Österreich, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Serbien-Montenegro) *Fünf Länder, ein Biosphärenreservat: das Euronatur Projekt Drau-Mur verbindet seit 15 Jahren Menschen, die sich für den Schutz der 400 Quadratkilometer Auen und Feuchtgebiete entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs einsetzen.

2 Goricko-Raab-Örség (Österreich, Slowenien, Ungarn) *Die vielfältige steirische Kulturlandschaft ist der westlichste Brutplatz der Blauracke in Mitteleuropa. Euronatur setzt sich gemeinsam mit den örtlichen Gemeinden für den Schutz der Blauracke und ihres Lebensraums ein.

3 Prespa-Ohrid-Seen (Albanien, Griechenland, Mazedonien) *In der wilden Berglandschaft Albaniens entstanden unter Leitung von Euronatur in den vergangenen zehn Jahren große Schutzgebiete (Gesamtfläche: 500 Quadratkilometer), die über den Prespa-Nati-onalpark mit Mazedonien und Griechenland vernetzt sind.

4 Skutari-See – Bojana-Delta (Albanien, Serbien-Montenegro) *Am Grenzfluss Bojana-Buna zwischen Albanien und Montenegro stehen inzwischen 900 Quadrat-kilometer unter Schutz. Ziel des Euronatur-Projektes ist es, nun auch die bislang ungeschützten Strände und Feuchtgebiete in Montenegro zu sichern und die Vogeljagd einzudämmen.

5 Westliche Rhodopen (Bulgarien, Griechenland) *Die Urwälder und Gebirgsregionen der bulgarischen Nationalparke Rila und Pirin sind ein Schwerpunkt des Euronatur-Wolfsprojektes auf dem Balkan. Euronatur unterstützt den Aufbau eines Infozentrums in Vlahi und die Zucht der vom Aussterben bedrohten Karakatchan-Herdenschutzhunde.

6 Zentrales Save-Becken (Kroatien, Bosnien-Herzegowina)Seit Ende der 80er Jahre arbeitet Euronatur für die Erhaltung der einmaligen Auenlandschaft an der kroatischen Save. Projektbausteine sind die Entwicklung des Naturparks Lonjsko Polje, natur-verträglicher Tourismus und Hochwasserschutz.

7 Dinariden-Livanjsko Polje (Bosnien-Herzegowina, Kroatien)In den Karst-Bergen an der Grenze zwischen Bosnien und Kroatien liegt das 400 Quadratkilometer große Livanjsko Polje. Das riesige Feuchtgebiet, das nur unterirdisch entwässert, beherbergt unter anderem das größte intakte Hochmoorgebiet des Balkans. Euronatur setzt sich seit 2002 für die Erhaltung dieses Naturjuwels ein.

8 Neretva-Unterlauf und Delta (Bosnien-Herzegowina, Kroatien)Löffler, Moorenten und Seidenreiher aus Mitteleuropa landen im Neretva-Delta vor dem Zug über die Adria. Euronatur setzt sich für die Erhaltung der Rastplätze und die Abschaffung der Vogeljagd ein.

9 Save-Spacva-Bosut Wälder (Kroatien, Serbien-Montenegro)In den Eichenwäldern und Flussauen an der Unteren Save unterstützt Euronatur die Biotoppflege im 10 km langen Altarm Obedska Bara. Ein Ziel dieses Auenschutzprojektes ist die Rückkehr der Braunen Sichler.

10 Kras - Risnjak – Sneznik - Kupa - Kolpa - Kocevje Tal (Kroatien, Slowenien)Bären, Wölfe und Luchse leben im Karstgebiet zwischen Kroatien und Slowenien. Euronatur hat bereits vor zehn Jahren damit begonnen, den Schutz der Region als Wanderkorridor zwischen Al-pen und Dinariden voranzubringen. Projektbausteine sind u.a. das Großraubtiermanagement und Grünbrückenprojekt in Kroatien und Schutzmaßnahmen am Cerknicer See in Slowenien.

11 Jablanica - Shebenik (Albanien, Mazedonien) *Das Bergland im albanisch-mazedonischen Grenzgebiet gehört zum zentralen Bereich des Balkan Green Belt und ist Teil des Verbreitungsgebietes des bedrohten Balkan-Luchses. Euronatur fördert Artenschutzmaßnahmen, die Ausbildung von lokalen Naturschützern und den Aufbau von Schutz-gebieten.

12 Dobrudja-Hagieni-Wald - Durankulak-See (Bulgarien, Rumänien)Die Rothalsgänse kommen weit aus der Tundra in diese Grenzregion zwischen Bulgarien und Rumänien, in der 75 % des Weltbestandes der Rothalsgans überwintern. Euronatur fördert den Ankauf sicherer Rastplätze.* Grün markierte Gebiete liegen auf dem Balkan Green Belt

Blick über die Kernzone des neuen Ramsar-Schutzgebietes im albanischen Teil des Bojana-Buna-Deltas (Nr. 4 in der Karte).

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8 Aktuell - Natur und Wirtschaft

Die Menschheit sägt fleißig an dem Ast, auf dem sie sitzt. Das ist kurz gefasst das Ergebnis einer aufwändigen Studie zur Situation der Ökosysteme der Erde. Über 1.300 Wissenschaftler aus 95 Ländern waren unter anderem im Auftrag der Vereinten Nationen und der Weltbank am „Millenium Ecosystem Assessment“ beteiligt. Die vierjährige Studie zeigt auf, dass die Menschheit 60% der Leistungen, die ihr die Ökosysteme liefern („ecosystem services“) nicht nachhaltig nutzt, sondern sie zerstört oder bis zur Erschöpfung ausbeutet.

Der größte Dienstleister der WeltDie Ökosysteme der Erde versorgen uns mit sauberem Wasser und sau-berer Luft, fruchtbaren, stabilen Böden, nachwachsenden Rohstoffen, Schutz vor Naturkatastrophen und einer unvorstellbaren genetischen Vielfalt, die uns von der Nahrung über Arzneimittel bis hin zum äs-thetischen Genuss schöner Landschaften alle möglichen Vorteile und Annehmlichkeiten im täglichen Leben verschafft. Mutter Natur ist der größte Dienstleister der Welt und bislang arbeitet sie weitgehend zum Nulltarif.

Die Folgen der Ausbeutung der Natur bekommen wir mehr und mehr zu spüren: Der Klimawandel und die dadurch verstärkt auftretenden Naturkatastrophen sind nur die Spitze des Eisbergs. Durch den Hurri-kan Kathrina war in 2005 erstmals eine der führenden Industrienati-onen unmittelbar betroffen. In vielen anderen Teilen der Erde sind die Menschen viel direkter von den Ökosystem-Leistungen abhängig und haben die Auswirkungen des nicht nachhaltigen Wirtschaftens schon öfter und schwerer zu spüren bekommen. Verseuchtes oder fehlendes Trinkwasser, Überschwemmungen, Erosion, Wüstenbildung und der Verlust von Biotopen und Arten trifft sie kurzfristig ungleich härter als die Bewohner hoch entwickelter Länder.

Umweltschutz und Wirtschaft als PartnerDie Katastrophe in New Orleans hat vielen Menschen in den Industrie-staaten vielleicht zum ersten Mal vor Augen geführt, dass es so nicht weitergehen kann. Und trotzdem: Die Klimaschutzbemühungen der Welt finden auch nach dem Gipfel von Montreal ohne die USA statt, auch nach der WTO-Konferenz in Hongkong zeichnet sich keine Wende hin zu einer faireren und damit nachhaltigeren Welthandelspolitik ab und im Kompromiss zum zukünftigen EU-Haushalt wird der umwelt-freundliche Teil der Agrarausgaben massiv gekürzt (siehe S. 3). Dabei könnten Umweltschutz und Wirtschaft die besten Partner sein. Dafür sprechen zwei Überlegungen:

1. Selbst unter den momentanen wirtschaftlichen Rahmenbedin-gungen bietet der nachhaltige Umgang mit den Ökosystemen große wirtschaftliche Chancen. Trinkwasserversorgung, klimaschonende Energiegewinnung und die nachhaltige Nutzung der Biosysteme und ihrer genetischen Vielfalt bergen vielfältige Möglichkeiten, um durch

angepasste Technologien und ländliche Entwicklung Arbeitsplätze zu schaffen und die Wirtschaft anzukurbeln. 2. Wenn die Ökosystem-Leistungen zu fairen Anteilen in die Bilanzen und Wirtschaftskreisläufe eingerechnet würden, würde der Markt vieles von alleine regeln. Nachhaltige Produktionsmethoden und regenerative Energien würden auch ohne Subventionen wettbewerbsfähig und Umweltsünder würden zur Kasse gebeten.

Bestäubungsservice: 60.000 US$ pro FarmJe mehr man über ein Ökosystem weiß, desto genauer kann sein Wert ermittelt werden. Eine Studie in Costa Rica fand heraus, dass die Ernte auf Kaffeeplantagen, die einen Kilometer oder näher an einem Regenwaldstück lagen, durch die bessere Insektenbestäubung um 20% höher war als auf weiter vom Wald entfernt liegenden Plantagen. Auf eine einzige Farm umgerechnet bedeutete das einen Mehrwert von 60.000 US$ pro Ernte. Allein diese Information erhöht den Wert der verbliebenen Regenwaldgebiete für die Kaffeefarmer beträchtlich und sie werden es sich nun zweimal überlegen, ob sie ein weiteres Stück roden oder nicht.

Sauberes Trinkwasser für New YorkEin weiteres Beispiel für die ökonomische in Wert Setzung von Öko-system-Leistungen liefert New York: Die Millionen-Stadt bezieht einen Großteil ihres Trinkwassers aus den nahegelegenen Catskill-Bergen. Durch die immer intensivere landwirtschaftliche Nutzung dieses Ge-bietes wurde die Trinkwasserqualität in den 90er Jahren zunehmend schlechter. 1997 musste die Stadtverwaltung erkennen, wie teuer sauberes Trinkwasser wirklich ist. Es gab zwei Alternativen: Entweder

Mutter Natur zum Nulltarif

Diese Dorfbewohner auf den Philippinen profitieren vom sauberen Trinkwasser, das der intakte Regenwald ihnen liefert.

Das macht Euronatur:Viele Euronatur-Projekte zeigen wie gut sich erfolgreiches Wirt-schaften und eine gesunde Natur vertragen können. Beispielhaft sind dabei die Projekte für eine nachhaltige Regionalentwicklung in Polen (siehe Artikel S. 14), den Ökotourismus an der Save in Kroatien und an der Bojana in Montenegro, das Wiederaufforstungsprojekt auf den Philippinen oder der Müritz-Nationalpark (siehe Kasten rechts).

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9Aktuell - Natur und Wirtschaft

der Bau neuer Filteranlagen zum Preis von 4 – 6 Milliarden US$ und jährlichen Instandhaltungskosten von 250 Millionen US$, oder aber der Schutz des Ökosystems der Catskill-Berge. New York entschied sich für die zweite Variante und hat dadurch viel Geld gespart. 250 Millionen US$ wurden für die Unterschutzstellung von Flächen ausgegeben und jährlich werden etwa 100 Millionen US$ investiert, um gemeinsam mit den Bauern die Wasserverschmutzung zu minimieren.

Auch der Handel mit Emissionsrechten für Treibhausgase in Europa oder Schwefeldioxid-Emmissionsrechten in den USA zeigt, wie der Markt als Umweltschützer walten kann. In Amerika gibt es Ansätze, ähnliche Märkte für Feuchtgebiete, bedrohte Arten oder auch Nitratausstoß zu schaffen.

Sicherlich lassen sich nicht alle Naturwerte auf Heller und Pfennig in die Geldkreisläufe einbringen. Aber bei der möglichst exakten Be-stimmung der Werte wurden in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über den Wert der Ökosystem-Leistungen können heute in vielen Fällen der Schlüssel für den Schutz der Natur sein. Wo immer es möglich ist, sollte man versuchen, den Wert der Natur möglichst genau zu beziffern. Das Beispiel Müritz-Nationalpark (siehe Kasten) zeigt, dass Naturschutz und Wirtschaft sich gegenseitig beflügeln können. Und das, ohne überhaupt die Ökosystem-Leistungen der Biotope im Nationalpark mit einzuberechnen.

Vielleicht gelingt es auf diese Art und Weise, mehr Menschen davon zu überzeugen, dass Investitionen in den Naturschutz nicht zum Fenster hinausgeworfenes Geld sind, sondern eine Kapitalanlage, die stetig und sicher hohe Gewinne für die Gesellschaft ausschüttet: ökonomisch wie ökologisch. Gunther Willinger

Wirtschaftsmotor Müritz-Nationalpark Dass große Schutzgebiete gerade in strukturschwachen Regionen auch bei uns ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind, bestätigen Prof. Dr. Hubert Job und sein Forschungsteam von der Ludwigs-Maximilian-Universität in München. In ihrer Studie über „Regionalökonomische Effekte von Schutzgebieten“ errechneten die Wissenschaftler bezogen auf das Jahr 2004, dass die Besucher des Müritz-Nationalparks ein „Beschäf-tigungsäquivalent“ von 628 Arbeitsplätzen erzeugten. In Wirklichkeit profitieren noch weit mehr Personen vom Nationalpark, da in der Studie nur die Tourismusbranche berücksichtigt wurde. So gingen etwa die direkt beim Nationalpark angestellten Personen wie Ranger oder die Nationalparkverwaltung gar nicht mit in die Rechnung ein. Bei einer Befragung innerhalb der Studie gab jeder vierte Besucher der Region an, dass der Nationalpark eine sehr große Rolle bei der Entscheidung für das Urlaubsziel Müritz gespielt habe. Die Bruttoumsätze durch Gäste im Nationalpark betrugen 13,4 Millionen Euro und sorgten in der Region für ein Einkommen von knapp 6,9 Millionen Euro. Euronatur hat diese Entwicklung durch die jahrelange Unterstützung beim Aufbau des Nationalparks gefördert.

Intakte Natur liefert wertvolle Ressourcen: Buchenwald im Naturschutzgebiet Furlbachtal in der Senne, Nordrhein-Westfalen.

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Das liest sich doch alles recht positiv: die Bundesregierung hat sich in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie zum Ziel gesetzt, den Flächenverbrauch in Deutschland von derzeit 93 ha pro Tag auf „nur“ noch 30 ha zu reduzieren. Und beim EU-Gipfel hat Deutschland sich verpflichtet, seinen Beitrag dazu zu leisten, bis zum Jahr 2010 den nach wie vor andauernden Biodiversitätsverlust zu stoppen. Gute Zeiten also für den Naturschutz in Deutschland und Europa? - Weit gefehlt! Denn nach wie vor werden die vielen Bau- und Gewerbegebietsausweisungen als kommunalpolitische Erfolge gefeiert, nach wie vor soll die Verkehrsinfra-struktur ausgebaut werden. Und auch bei Großprojekten wird selten auf Landschaft und Umwelt Rücksicht genommen. Selbst die versprochenen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind oft nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt werden. Ein markantes Beispiel ist das Mühlenberger Loch in Hamburg – Europas größtes Süßwasserwatt 1.

Riesenvogel vertreibt LöffelenteSüßwasserwatt ist ein weltweit extrem seltener Lebensraum und durch das Ramsar-Abkommen zum Schutz international bedeutsamer Feucht-gebiete ebenso wie durch die Vogelschutz- und die Flora-Fauna-Habi-tat-Richtlinie (FFH) der Europäischen Union geschützt. Wegen seiner herausragenden Bedeutung als Rastgebiet für zahlreiche Wasservögel wie etwa die seltene Löffelente hätte eigentlich auch das Mühlenber-ger Loch „unantastbar“ sein müssen. Doch wenn große Konzerne mit Investitionen winken und Arbeitsplätze versprechen, dann zeigt sich der wahre Wert der Naturschutzregelungen und politischen Verspre-chungen.

Es gab viel Widerstand gegen das gigantische Projekt vor den Toren Hamburgs, das weit über die Landesgrenzen hinaus zum Paradebeispiel für die negativen Folgen des Landschaftsmissbrauchs geworden ist. Für die prestigeträchtige Beteiligung am Bau des neu entwickelten Superairbus A380, des weltweit größten Passagierflugzeugs, war die Stadt Hamburg zu zahlreichen Opfern bereit: Geld und Natur spielten keine Rolle als es galt, Platz für die Erweiterung des bestehenden Airbus-werkes zu finden. Mit fast 700 Millionen Euro Steuergeldern bereiteten Senat und Bürgerschaft dem Airbusproduzenten EADS das gewünschte Terrain. Für das vage Inaussichtstellen von 2.000 Arbeitsplätzen wurde das „Mühlenberger Loch“ - Europas größtes Süßwasserwatt und eine wichtige Drehscheibe im internationalen Vogelzug - zum Teil geopfert. Hierzu wurden Gesetze ausgehebelt, abgeändert und neu konstruiert. In wenigen Jahren war gegen den Widerstand von Anwohnern und Naturschützern, z.B. des BUND Hamburg, gut ein Viertel des einst 700 Hektar großen Mühlenberger Lochs mit fast zwölf Millionen Kubik-metern Sand zugeschüttet worden. Nach längerem Hin und Her, nach vielen Beschwerdeverfahren, Baustopps und deren Aufhebung, der Feststellung der Rechtswidrigkeit durch das Verwaltungsgericht und der Aufhebung dieses Urteils durch das Oberverwaltungsgericht ist inzwischen der erste „Riesenvogel“ gelandet und große Teile des Vogel-paradieses internationalen Ranges sind verschwunden. Für immer!

Das „Mühlenberger Loch“ Landschaftsmissbrauch ohne Rücksicht auf Verluste

Aktuell - Flächenverbrauch

Die Hamburger Elbbucht bietet einer großen Zahl von rastenden Wasservö-geln Lebensraum. Löffelente (Bild oben: Erpel im Prachtkleid), Krickente und Zwergmöwe kommen regelmäßig mit Beständen von internationaler Bedeutung vor. Und auch Kormoran, Lach-, Sturm-, Silber- und Mantelmöwe, Spießente, Trauer- und Flussseeschwalbe gehen hier auf Nahrungssuche.

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1 Ein Süßwasserwatt ist ein bei Ebbe trockenfallender Gewässerboden eines Fluss-abschnitts, der unter dem Einfluss der Gezeiten steht. Im unteren (dem Meer am nächsten gelegenen) Abschnitt eines solchen Flusses befindet sich Brackwasser, flussaufwärts kann auch Süßwasser vorherrschen. Das Süßwasserwatt ist sehr reich an Nährstoffen und Tieren. Es bietet wichtige Kinderstuben für Fische und Rastplätze für Vögel.

Ausgleich gescheitertWelchen Wert hat das europäische Naturschutzrecht, wenn große Konzerne unter Mithilfe namhafter Politiker aus Berlin und Brüssel es immer wieder schaffen, geltende Bestimmungen zu umgehen und Gesetzeslücken für eigene Interessen zu nutzen? Für die Realisierung des Großprojektes benötigten die Stadt Hamburg sowie der Airbuskon-zern eine Ausnahmegenehmigung aus Brüssel, da das „Mühlenberger Loch“ Teil des europäischen Naturschutzgebietsnetzes NATURA 2000 ist, das nur aus „zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses“ beschädigt werden darf. Für eine solche Genehmigung muss etwa ein geplanter Eingriff durch geeignete Maßnahmen voll-ständig ausgeglichen werden. Auch fünf Jahre nach der Zerstörung sind die geplanten Ausgleichsmaßnahmen an der Haseldorfer Marsch und im Bereich der Hörner Au nicht umgesetzt worden. Lediglich ein Süßwasserwatt-Bereich auf Hahnhöfersand wurde angelegt. In der Bilanz fehlt damit immer noch ein erheblicher Anteil der notwendigen Ausgleichsmaßnahmen. Die Entwicklung des Ausgleichsgebietes Hahn-höfersand zeigt zudem, dass die Errichtung eines Ersatz-Rastgebietes für die Löffelente gescheitert ist. Denn trotz der Ausgleichsmaßnahme hat sich der Bestand der Löffelente, die auf Wasserverhältnisse wie im Mühlenberger Loch angewiesen ist, kontinuierlich verringert.

Abschreckende Beispiele finden sich überallDie hoch konfliktträchtige Erweiterung des Airbuswerks in Hamburg hat mit nachhaltiger Landschaftsentwicklung nichts zu tun. Warum wurde der Alternativstandort Rostock, welcher geringere ökologische Probleme sowie einen stärkeren industriellen Nachholbedarf aufgewiesen hätte, nicht ernsthafter für den Bau des Airbus A380 in Erwägung gezogen? Das Gerangel um den Bau des Riesen-Airbus zeigt, wie Großkonzerne Kommunen in einen ruinösen Subventions- und Standortwettbewerb treiben. Hierbei ist das Mühlenberger Loch nur die Spitze des Eisberges und steht stellvertretend für viele weitere Fälle desaströsen Land-schaftsmissbrauchs durch Großkonzerne.

Euronatur hat zusammen mit anderen Naturschutzorganisationen im Herbst letzten Jahres ein Forderungspapier zum Thema Flächenver-brauch erarbeitet. Darin werden die ökologischen, sozialen und öko-nomischen Folgen des Flächenverbrauchs dargestellt und erstmals eine gemeinsame Stellungnahme der großen Umweltverbände zum Thema erarbeitet. Dieses Forderungspapier wird nun mit der neuen Bundesre-gierung und weiteren Dialogpartnern diskutiert und dient Euronatur und den anderen Umweltverbänden als Argumentationsgrundlage beim Einsatz für eine nachhaltige Landschaftsentwicklung. Für das Mühlenberger Loch kommt das Forderungspapier zu spät. Leider!

Kerstin Bohnsack

Mit dem Ausbau des Airbuswerkes in die Wattflächen hinein ist ein wichtiger Nahrungsplatz für die Vögel verloren gegangen. Das Bild links unten wurde im Juli 2000 vor Beginn der Bauarbeiten bei hohem Wasserstand aufgenommen. Das Bild rechts unten entstand im Juli 2003 während der Bauarbeiten.

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Euronatur führt seit drei Jahren mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein Pilot-Projekt zur nachhaltigen ländlichen Entwicklung in der Narew-Region im Nordosten Polens durch. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten besteht darin, kleinen Milchbauern alternative Einkommensquellen zu erschließen.

Am 02. Dezember 2005 wurden nun an der Narew die beiden ersten „legalen“ Hofkäsereien Polens eröffnet. „Legal“ deshalb, weil zuerst ein langer Kampf mit Behörden und Hygienevorschriften ausgefochten werden musste, um die Einrichtung von Kleinkäsereien unter vertretbarem Inves-titionsaufwand überhaupt zu ermöglichen. Das nordrhein-westfälische Umweltministerium hat sich durch die Finanzierung der jeweils notwendigen Klimaanlagen und Käsekessel am Aufbau der Käsereien beteiligt.

Der Käse von der Narew findet bereits reißenden Absatz auf den regionalen Märkten bis hin nach Warschau. Landwirt Janusz Sakowicz aus Rogowo produziert monatlich 30 kg Käse in den Ge-schmacksrichtungen Knoblauch, Pfefferminze und Paprika, den er unter anderem an die Deutsche Botschaft in Warschau verkauft. Auch der Käse von Danuta Popko aus Kosciuki hat bereits viele Freunde gefunden. Momentan produziert sie monatlich etwa 50 kg Käse mit Knoblauch-, Majo-ran-, Sahne- und Kümmelgeschmack. „Ich könnte noch deutlich mehr verkaufen“ berichtete Frau Popko bei der offiziellen Einweihungsfeier. Der Käseverkauf hat sich innerhalb weniger Monate zur Haupterwerbsquelle der beiden Betriebe entwickelt. Das zeigt, dass das Euronatur-Konzept richtig ist. Nachhaltige Regionalentwicklung stärkt die Wirtschaft, schafft Arbeitsplätze und schützt gleichzeitig Umwelt und Natur.

Für den Naturschutz sorgen dabei unter anderem die in beiden Betrieben eingesetzten „Polnischen Roten Kühe“, eine traditionelle und sehr anspruchslose regionale Rinderrasse. Die Roten Kühe liefern nicht nur eine hervorragende Milch- und Fleischqualität, sondern sind gleichzeitig Landschaftspfleger für die artenreichen Feuchtwiesen an der Narew, die ohne Beweidung schnell zuwachsen würden. So profitieren letztlich auch Orchideen, Blaukehlchen, Kampfläufer und Störche vom Narew-Käse.

Jutta Krumnacker

Euronatur hilft Mensch und Natur

Pfefferminzkäse von der Narew

Die alte Landrasse der Roten Kühe ist bestens an Klima und Landschaft im Flusstal der Narew an-gepasst und liefert eine besonders schmackhafte Milch, die sich hervorragend zur Käseherstellung eignet.

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Danuta Popko bei der Einweihung ihrer Hofkäserei: „Ich könnte noch deutlich mehr Käse verkaufen.“

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Ob vom Specht gezimmert oder durch Fäul-nisprozesse entstanden: Baumhöhlen nutzen einer Vielzahl von Tierarten vom Käfer bis zur Eule. Für die meisten Insekten ist Holz genauso ungenießbar, wie für den Menschen, so dass den Spechten als Zimmermeister der Natur eine hohe ökologische Bedeutung zukommt. Verlassene Spechthöhlen werden von höh-lenbrütenden Vogelarten wie Meisen, Kleiber, Fliegenschnäpper oder Waldkauz bezogen, Siebenschläfer, Haselmaus und Gelbhalsmaus nutzen die Höhlen zur Jungenaufzucht oder als Nahrungsdepot; Waldfledermäuse wie die Bechsteinfledermaus, Fransenfleder-maus oder das Braune Langohr beziehen dort Quartier.

Die von Euronatur unterstützte Biologische Station Senne hat sich jetzt mit Hilfe von drei Biologie-PraktikantInnen aus Russland, Polen und Deutschland einen Überblick über die Baumhöhlen in den Wäldern des 205 Hek-tar großen Naturschutzgebietes Furlbachtal verschafft.

95 % der 454 im Naturschutzgebiet kartierten Höhlen wurden von Spechten gezimmert. Die meisten vom Buntspecht, aber auch Kleinspecht, Grünspecht und Schwarzspecht steuerten ihren Teil bei. Dabei hämmerten die Spechte ihre Höhlen am liebsten in Rot-buchen, die sich mit ihrer glatten Rinde und dem nicht harzenden, elastischen Holz offen-sichtlich besonders gut als Bauplatz eignen. Die restlichen 5 % der gefundenen Höhlen

Baumhöhlenkartierung in der Senne

Spechte schaffen Wohnraum im Wald

waren Faulhöhlen, die im Laufe der Zeit durch Pilzbefall an kleinen Stammverletzungen oder durch das Ausfaulen von Astlöchern entste-hen (in alten, naturbelasseneren Wäldern ist der Anteil an Faulhöhlen deutlich höher).

Fast ein Drittel der Höhlen fanden sich in Rotbuchen, obwohl im Schutzgebiet 80 % des Waldes von der Waldkiefer und nur 3 % von der Rotbuche gebildet werden. Besonders interessant: In den standortfremden Arten Fichte, Douglasie und Roteiche konnten kei-ne Höhlen entdeckt werden, obwohl diese Baumarten im Gebiet nicht selten sind. Die Dichte der Baumhöhlen pro Hektar variierte von weniger als einer Höhle pro Hektar im Kiefernwald bis zu 30 Höhlen pro Hektar im Buchenwald.

Jeder einzelne Höhlenbaum ist ein wichtiger Bestandteil im Ökosystem Wald. Euronatur-Partner Biologische Station Senne hat deshalb ein Schutzkonzept erarbeitet. Die identifizierten Bäume wurden markiert und es wird versucht, den Privatwaldbesitzern die Bäume in Form ei-ner Nutzungsablösung abzukaufen. Außerdem soll die forstliche Nutzung in besonders wich-tigen Waldbereichen eingeschränkt werden. Längerfristig ist eine Erhöhung des Totholzan-teiles und eine Verringerung standortfremder Arten im Wald geplant.

Gunther Willinger

Ohne Spechte wären viele Waldbewohner obdachlos. Der Buntspecht (oben) ist der fleißigste Zimmermann im Wald. Darunter: Die drei Praktikanten der Biologi-schen Station beim Vermessen eines Höhlenbaumes. Darunter: Auch der Kleiber, Vogel des Jahres 2006, bezieht gerne verlassene Spechthöhlen. Die Gelb-halsmaus dringt als geschickter Kletterer bis in die Baumwipfel vor und sammelt in Baumhöhlen Vorräte für den Winter.

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16 Aktuell - Spanien

Flaschenkorken helfen Kranichen

Plopp, plopp!

Jedes Jahr entkorken die Deutschen rund 1,2 Milliarden Weinflaschen! Dabei fällt eine be-trächtliche Menge des wertvollen Rohstoffs Kork an, der viel zu schade für den Mülleimer ist. Darum: Machen Sie mit! Sammeln Sie Korken für den Schutz von Kranichen in der Extremadura!

Dämmmaterial und verkaufen die Korkkrümel als „Rekorit“ an Architekten und Baufirmen. Mit dem Erlös bezahlt die Projektwerkstatt in Aachen Löhne, die laufenden Kosten und zu guter Letzt bleibt auch noch ein kleiner Erlös für die Sammler übrig. Diese spenden das er-wirtschaftete Geld für die Kranichschutzarbeit von Euronatur und seinen Partnern in Spanien. Die weiten Kork- und Steineichenwälder (De-hesas) in der spanischen Extremadura dienen jährlich 60.000 Kranichen als Winterquartier. Die vielfältige Kulturlandschaft beherbergt daneben unter anderem Pardelluchs, Bienen-fresser, Wiedehopf, Wendehals, Nachtigall, Schlangenadler und Perleidechse.

15 Millionen Korken gesammelt

Wie schaffen es Frau Hebeler und ihre Mit-streiter aber, solche Mengen Kork abzuliefern? Sie haben bei Weinläden, in Schulen, Kirchen-gemeinden und Bioläden Sammelstellen ein-gerichtet, holen die Korken regelmäßig dort ab und lagern diese bei sich im Umweltzentrum, bis die Korken dann zwei bis drei Mal im Jahr von der Aachener Projektwerkstatt abgeholt werden. Die Kork-Initiativen helfen damit, die Arbeitsplätze in der Projektwerkstatt zu erhal-ten und nützen der Umwelt gleich doppelt:. Zum einen sorgen die Freiwilligen von BUND und NABU für eine Wiederverwendung der wertvollen Naturressource Kork und machen den Wohnungsbau ökologischer. Zum ande-ren unterstützen sie das Euronatur-Projekt zum Schutz der Kraniche und ihrer Lebens-räume in der Extremadura. Herzlichen Dank für diesen großartigen Einsatz! Wer mehr Informationen oder Tipps über die Arbeit der Korksammler erhalten möchte, kann sich beim BUND Düsseldorf unter Tel. 0211 – 330737 erkundigen.

Matthias Meissner

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Wie das geht zeigen die Initiativen von Düs-seldorfer BUND- und NABU-Mitgliedern. Je-des Jahr bringen sie etwa eine Tonne oder 140 Säcke gesammelter Korken zur Weiterver-arbeitung in die Aachener Projektwerkstatt Heinrich Böll e.V.. „Viele Menschen fragen mich, was das denn mit Kranichschutz zu tun hat“, erzählt Lilo Hebeler, Initiatorin der Sammelaktion in Düsseldorf. Die Auflösung ist einfach und interessant: Die Werkstätten verarbeiten die Weinkorken zu hochwertigem

Korksammelaktionen: ein Beitrag zum Umweltschutz. Durch die Sammlungen und die begleitende Aufklärung über die Vorteile des Korks, wird Interesse an diesem Naturprodukt geweckt. Kork hat eine hohe Dampfaufnahme- und Wärmespeicher-kapazität, gute schalldämmende Eigen-schaften und ist frei von Schadstoffen und Chemikalien. Darum kann Kork in vielen Bereichen Kunststoff und andere Materialien ersetzen. Neben Flaschenkor-ken findet Kork zunehmend Verwendung als Fußbodenbelag, Wärme-Dämmstoff, in Schuheinlagen oder an Handgriffen. Trotz Sammelfleiß reicht der recycelte Kork bei weitem nicht aus, den Bedarf zu decken. Und das ist gut so, denn die spanischen Landwirte brauchen die Nachfrage nach Kork, um die artenreichen Korkeichenwäl-der weiter zu bewirtschaften und damit zu erhalten.

Lilo Hebeler ist die Initiato-rin der Korksammelaktion in Düsseldorf. Jedes Jahr bringen sie und Ihre Mit-streiter rund eine Tonne (!) Kork zur Wiederverwer-tung. Das sichert nicht nur

die Dehesas, das Überwinterungsgebiet der Kraniche im Westen Spaniens, sondern auch mehrere Arbeits-plätze der gemeinnützigen Projektwerkstatt Heinrich Böll e.V. in Aachen.

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17Aktuell - Fotowettbewerb

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Bruno Dittrich mit einem überaus neugierigen Fotomotiv in den Alpen. Bruno Dittrich ist einer der professi-onellen Fotografen, die seit Jahren die Arbeit von Euronatur durch die kostenlose Bereitstellung ihrer Bilder unterstützen. Herzlichen Dank!

Natur-Fotowettbewerb „Ökologische Bausteine Europas 2006“

Schicken Sie uns Ihre schönsten Naturfotos!

Die Stiftung Euronatur und die Euronatur Service GmbH veranstalten in Kooperation mit „natur + kosmos“, der Deutschen Lufthansa AG und NaturVision den Natur-Fotowettbe-werb „Ökologische Bausteine Europas“.

Schicken Sie uns Ihre schönsten Naturfotos aus Europa: ob Tiere, Pflanzen oder Land-schaften! Die besten Aufnahmen werden im Herbst 2006 auf Schloss Wolfstein in Freyung im Herzen des Bayerischen Waldes in einer Ausstellung präsentiert und mit wertvollen Preisen prämiert. Die Gewinnerfotos werden in „natur + kosmos“, im euronatur-Magazin, in einer Publikation zur NaturVision-Veran-staltungsreihe „Faszination Natur“ und in einem großformatigen Wandkalender ver-öffentlicht.

Die Teilnahme ist kostenlos, es gibt attraktive Preise zu gewinnen und wir bemühen uns, alle eingesandten Dias möglichst bald nach der Jurysitzung zurückzuschicken.

1. Preis: Sieben erlebnisreiche Tage für zwei Personen im Kantabrischen Gebirge (Nordspanien) beim spanischen Euronatur-Partner Fapas

2. Preis: Eine Fortis Uhr „Official Cosmo-nauts Chronograph Automatic“ im Wert von 1.900 Euro

3. Preis: Drei Tage für 2 Personen in der Senne in Ost-Westfalen

4. Preis: Drei Tage für 2 Personen in Frey-ung, dem Tor zum Nationalpark Bayerischer Wald

5. Preis: Ein Zeiss-Fernglas 8 x 56 BT Vic-tory im Wert von 1.250 Euro

Außerdem gibt es interessante Buchpreise aus dem Programm der Euronatur Service GmbH zu gewinnen. Die Preise werden nicht in bar ausbezahlt, der Rechtsweg ist ausge-schlossen.

Einsendeschluss ist der 15. Mai 2006

Schicken Sie Ihre Fotos an:Euronatur Service GmbHNatur-Fotowettbewerb 2006Konstanzer Straße 2278315 Radolfzell

Wettbewerbsbedingungen:Die Teilnahme ist kostenlos. Schicken Sie maximal 5 ungeglaste Dias im Kleinbild- oder Mittelformat. Digitale

Aufnahmen sind ausschließlich in Form ausbelichteter Dias zugelassen und auf dem Diarahmen mit einem „D“

zu kennzeichnen. Bei digitalen Aufnahmen sind nachträgliche Veränderungen des Bildes und der Bildaussage

nicht gestattet. Ausschließlich erlaubt sind Anpassung von Tonwert, Kontrast und Schärfe. Jedes Dia muss mit

dem Namen des Autors beschriftet sein. Jedem Motiv sollte eine Beschreibung des Aufnahmeorts, des Aufnahme-

zeitpunkts, der verwendeten Kamera und des Objektivs beigefügt sein und auch die Situation geschildert werden,

in der das Bild aufgenommen wurde. Tieraufnahmen, die unter kontrollierten Bedingungen (Zoo, Gehege o.ä.)

entstanden sind, müssen auf dem Rahmen mit einem „C“ (captive) gekennzeichnet sein. Ihre Dias erhalten Sie nach

der Jurysitzung baldmöglichst zurück. Bei einem etwaigen Verlust von Dias, auch auf dem Postweg, übernehmen

weder Euronatur noch der Verlag natur media eine Haftung. Die Teilnehmer am Wettbewerb versichern, dass

sie im Besitz der Rechte an den Aufnahmen sind. Sie sind damit einverstanden, dass eingereichte Aufnahmen

im Rahmen der Naturschutzarbeit von Euronatur für Ausstellungen und Publikationen sowie in der Zeitschrift

„natur + kosmos“ honorarfrei verwendet werden dürfen. Der Abdruck im Wandkalender „Naturschätze 2007“

erfolgt ebenfalls honorarfrei. Die Nennung der Fotografen erfolgt bei jeder Veröffentlichung.

Die JuryKirsten Harbers, Artdirectorin von natur+kosmosClaus-Peter Hutter, Präsident von EuronaturIlona Jerger, Chefredakteurin von natur+kosmosLutz Laemmerhold, Deutsche Lufthansa AGSilke Kraus, Festivalleitung NaturVisionGabriel Schwaderer, Geschäftsführer von Euronatur

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Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwä-bisch Hall und ihr Initiator Rudolf Bühler – seit vielen Jahren Kooperationspartner von Eu-ronatur in Sachen Tierschutz und nachhal-tiger Landwirtschaft – wurden jetzt für ihr Engagement mit dem „Pro Tier-Förderpreis“ ausgezeichnet. Der Preis wird von der „Allianz für Tiere in der Landwirtschaft“ vergeben, die von der Schweisfurth Stiftung, BUND, Deutschem Tierschutzbund und dem Bundes-verband Verbraucherzentrale getragen wird. Mit dem Pro Tier-Förderpreis werden alle zwei Jahre landwirtschaftliche Betriebe und Initiativen ausgezeichnet, die Vorbildliches für tiergerechte Zucht und Haltung leisten und sich um den Erhalt alter Nutztierrassen kümmern. Edda Müller vom Bundesverband Verbraucherzentrale würdigte in ihrer Lau-datio die von Rudolf Bühler 1988 ins Leben gerufene Bäuerliche Erzeugergemeinschaft und die Züchtervereinigung Schwäbisch Hälli-sches Schwein „als eine der ältesten Initiativen für artgerechte Tierhaltung, ökologische Tier-zucht und Sicherung der genetischen Vielfalt“. Die Renaissance des Hällischen Schweins sei über die Grenzen Deutschlands hinaus ein Modell für die gelungene Wiederbelebung einer fast ausgestorbenen Haustierrasse. Durch die Einrichtung eines Qualitätsfleisch-

Pro Tier-Förderpreis 2005 geht nach Schwäbisch Hall

programmes mit dem Unilever Konzern („Du Darfst“-Wurstwaren) im Jahr 2002 sei die art-gerechte Tierhaltung in der Region Hohenlohe endgültig aus der Nische herausgetreten und biete heute 860 Mitgliedsbetrieben, darunter 85 Biobauern, Einkommens- und Zukunfts-perspektiven. Euronatur hatte während der Startphase des Programms beratend mitge-wirkt. Übergeben wurde der Preis vom Initiator der Allianz für Tiere in der Landwirtschaft, Karl Ludwig Schweisfurth und der Schirmherrin Renate Künast.

Übergabe des Förderpreises für artgerechte Tier-haltung 2005 an Euronatur-Partner Rudolf Büh-ler durch den Initiator der „Allianz für Tiere in der Landwirtschaft“, Karl Ludwig Schweisfurth und die Schirmherrin Renate Künast in Berlin.

„Naturschutzblätter“ – Forum für NaturschützerDie vierteljährlich erscheinende Zeitschrift „Naturschutzblätter“ informiert sachlich und zukunftsorientiert über die Zusam-menhänge zwischen Mensch, Natur und wissenschaftlichen Entwicklungen. Sie bietet reich bebilderte Berichte zu den verschiedensten Themen aus Naturschutz, Umweltschutz und Umwelttechnik. Die „Naturschutzblätter“ verstehen sich als Forum für Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Die Themen im aktuellen Heft, reichen von erneuerbaren Energien über die Ressource Wasser bis zu gesundem Essen. Die „Naturschutzblätter“ berichten übrigens auch regelmäßig und umfassend über Euronatur-Projekte. Zu beziehen ist die Zeitschrift am Kiosk oder unter www.naturschutzblaetter.de.

Die neue Ausgabe des grünen Branchenbuches für Nordrhein-Westfalen enthält mehr als 4000 Adressen, die Ihnen helfen, Ihr Leben gesund und umweltgerecht zu gestalten - für mehr Lebensqualität mit nachhaltig er-zeugten Produkten und Dienstleistungen aus der Regi-on, die die Umwelt schonen. Der Branchenteil führt Sie von A bis Z durch das Spektrum ökologischer Produkte und Dienstleistungen mit vielen zusätzlichen Infos und Tipps. Diesmal mit 62 Seiten Sonderteil „Nachhaltig Wirtschaften in Deutschland - Unternehmen sichern Zukunft“. Weitere aktuelle Regionalausgaben s.unten

176 Seiten, ISBN 3-932309-23-5, 3,00 €

Lothar Seiwert: Die BärenstrategieBären stehen seit jeher für Ruhe und Kraft. In Lothar Seiwerts Bären-Fabel sind sie die Lehrmeister, die den Tieren des Waldes helfen, ihre Zeit und ihr Le-ben in den Griff zu bekommen. Prof. Dr. Lothar Seiwert gehört zu Deutschlands führenden Zeitmanagement-Experten. Bären sind seine Lieblingstiere und des-halb unterstützt er das Euronatur-Projekt für den Schutz der letzten Bären Euro-pas. Das Buch ist 2005 im Ariston Verlag erschienen, hat 127 Seiten und kostet 14,95 Euro. Das Buch können Sie über die Euronatur-Service-GmbH bestellen. www.baeren-strategie.de

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191919Aktuell - Workcamps

Euronatur- Jugendworkcamps 2006

Jugendliche im Alter zwischen 16 und 25 Jah-ren aus allen Teilen Europas können auch im nächsten Jahr wieder an den internationalen Umwelt-Camps der Stiftung Europäisches Naturerbe teilnehmen. Bei praktischen Ar-beiten und spannenden Exkursionen lernen die Teilnehmer ökologische Zusammenhänge begreifen. Bäume und Hecken werden ge-pflanzt, Wiesen gemäht, Fressplätze für Geier angelegt, Schilder für einen Umweltlehrpfad neu gestaltet oder Flussarme renaturiert. Es wird Müll gesammelt und Nisthilfen oder Zäune werden gebaut.

Seit vielen Jahren helfen Jugendliche aus ganz Europa den Euronatur-Partnern vor Ort bei der praktischen Naturschutzarbeit. Die „Workcamper“ lernen dabei die Kultur und Natur des Gastgeberlandes und gleich-gesinnte Jugendliche aus anderen europä-ischen Ländern kennen. Euronatur veran-staltet die Workcamps gemeinsam mit der Umweltakademie Baden-Württemberg. Die günstigen Teilnahmegebühren von 390 Euro (einschließlich Fahrtkosten, Verpflegung, Rei-seversicherung und Unterkunft) werden durch Zuschüsse der Veranstalter und verschiedener Förderinstitutionen ermöglicht.

Stiftung Europäisches Naturerbe (EURONATUR) Geschäftsstelle Radolfzell: Konstanzer Str. 22, D-78315 Radolfzell Tel. 07732-9272-0, Fax 07732-9272-22 www.euronatur.org, e-mail: [email protected] Spendenkonto: Nr. 333 BW-Bank Ludwigsburg, BLZ 604 300 60 Geschäftsstelle Bonn: Grabenstr. 23, D-53359 Rheinbach/Bonn Tel. 02226-20 45, Fax 02226-1 71 00 e-mail: [email protected] Geschäftsstelle Ludwigsburg: Bahnhofstr. 35, D-71638 Ludwigsburg Tel. 07141-92 03 21, Fax 07141-90 11 83 e-mail: [email protected] Österreich: Brockmanngasse 53, A - 8010 Graz Tel. und Fax [0043] 316-81 79 08e-mail: [email protected]

ImpressumHerausgeber: EURONATUR Service GmbH Konstanzer Str. 22, D-78315 Radolfzell Telefon 07732-9272-40, Fax 07732-9272-42ISSN 0945-148X

Redaktion: Gunther Willinger, Gabriel Schwaderer, Christian Lang.

Druck: Bresto Media Druck GmbH + Co. KG, Stockach; Gestaltung und Grafiken: S. Müller, Euronatur Service GmbH; gedruckt auf Recy Mago Recycling. Bildnachweis: W. Rolfes (Titel) und M. Bink (Rückseite). Erscheinungsweise: vierteljährlich, Bezugspreis 10,- Euro jährlich, kostenlos für regelmäßige Förderer der Stiftung Europäisches Naturerbe.

Bulgarien – Naturschatz Europas Vom 2. bis 15. August 2006 in Stara Zagora in Zusammenarbeit mit Green Balkans.Bären und Wölfe aber auch eine große Zahl verschiedener Zugvogelarten finden in Bulgarien noch geeignete Lebensräume. Green Balkans betreibt eine Rettungsstation für verletzte Tiere und führt Schutzprogramme für bedrohte Tiere, wie den Kaiseradler durch. Beim Workcamp werden u.a. Vögel beringt und das Europäische Storchendorf Belozem besucht.

Asturien - Im Land der Geier und Adler Vom 3. bis 17. August 2006 in Nord-spanien in Zusammenarbeit mit dem Fondo para la Protección des los Ani-males Salvajes (FAPAS).Die vielgestaltige Landschaft Astu-riens, mit ihren urwüchsigen Wäl-dern, schroffen Felsen, Bergdörfern, grünen Wiesen und Obstgärten, ist eines der letzten Rückzugsgebiete des Braunbären in Südwesteuropa. Das Pflanzen von fruchttragenden Gehölzen und die Aufstellung von Bienenstöcken sollen das Nahrungsangebot für die Bären verbessern. Auch für andere Tierarten wie Gänsegeier werden die Teilnehmer gezielte Schutzmaßnahmen durchführen.

Weitere Informationen und Anmeldung unter www.umweltakademie.baden-wuerttemberg.de.

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Ich, die Uferschnepfe, bin bescheiden, brauche keine neuen Klamotten und auch sonst nichts, was ihr Menschen euch so als Komfort oder Luxus gönnt.

Mein Gefieder pflege ich allerdings mit großer Sorgfalt, denn ich bin Hochleistungsflieger und eben erst wieder aus Südafrika zurückgekehrt. Da kommt es mir auf jede Feder an.

Selbst mit bester Ausstattung und Wartung meines Flugapparats kann ich aber nicht überleben ohne Rastplätze, wo ich unterwegs Nahrung, Wasser und etwas Ruhe bekomme. Und damit steht es schlecht, denn schießende Zweibeiner haben die letzten Feucht-gebiete am Mittelmeer besetzt.

Bitte helft mir und unterstützt die Arbeit der Stiftung Europäisches Naturerbe, damit sie für die Sicherung meiner Zwischenlandeplätze sorgen kann.