Sicherheit Für Deutschland

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    Grundsatzpapier

    Sicherheit für das Industrieland Deutschland

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    3GrundsatzpapierSicherheit für das Industrieland Deutschland

    Sicherheit ist in jeder Gesellschaft für Wohlstand, politi-sche und soziale Stabilität von grundlegender Bedeutung.

    Globalisierung und technischer Fortschritt eröffnen demIndustrieland Deutschland hervorragende Chancen. Sie

    bergen aber auch neue, komplexe Sicherheitsherausfor-derungen. International vernetzte Wertschöpfungskettenund Infrastrukturen werden zunehmend verwundbar fürAngriffe und Störungen Dritter.

    Die Bewältigung aktueller und künftiger Sicherheitsher-ausforderungen bedarf deshalb eines gesamtgesellschaft-lichen, alle relevanten Sicherheitsfacetten erfassendenSicherheitsverständnisses. Gemeinsame Sicherheitsinte-ressen und die Mittel zu ihrer Verfolgung müssen durchPolitik, Wirtschaft und Gesellschaft deniert und ausge-staltet werden. Dabei muss die sicherheitspolitische Rolleund der bedeutende Beitrag der deutschen Industrie zu un-ser aller Sicherheit stärker berücksichtigt werden.

    Die deutsche Industrie übernimmt bereits heute im Be-reich des Wirtschaftsschutzes, der Cybersicherheit und

    der Sicherheit in Handels- und Logistikketten die primäreVerantwortung für ihren Eigenschutz, den Schutz ihrerMitarbeiter und für die Sicherheit der durch sie betriebe-

    nen 90 Prozent aller Infrastrukturen. Als Hersteller leis-tungsfähiger Sicherheitstechnologie ist sie zudem für diesicherheitspolitische Handlungsfähigkeit und Souveräni-tät unseres Staates unerlässlich.

    Der BDI legt mit diesem Grundsatzpapier »Sicherheit fürdas Industrieland Deutschland« erstmals einen Gesamt-überblick über die aus Sicht der deutschen Industr ie wich-tigsten Herausforderungen im Themenkomplex Sicherheitmit konkreten Handlungsempfehlungen vor.

    • Wirtschaftsschutz in der deutschen Industrie stärken• IT- und Cybersicherheit erhöhen• Schutz internationaler Handel- und Logistikketten ge-

    währleisten• Rahmenbedingungen der Sicherheits- und Verteidi-

    gungsindustrie verbessern

    Unser Ziel ist es, einen konstruktiven Beitrag für die er-forderliche Entwicklung eines gemeinsamen Sicherheits-verständnisses von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zuleisten. Die Politik ist gefordert, gemeinsam mit der Indus-

    trie die dargelegten Vorschläge in einen ganzheitlichenAnsatz zur Stärkung der Sicherheit Deutschlands zu über-führen und umzusetzen.

    Vorwort

    Dr. Markus KerberHauptgeschäftsführer undMitglied des PräsidiumsBundesverband der Deutschen Industrie e.V.

    Claus GüntherCEO Diehl Defence Holding GmbHVorsitzender desAusschusses für SicherheitBundesverband der Deutschen Industr ie e.V.

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    Executive Summary

    Vorwort.......................................................................................................................................................................................3

    I. Wirtschaft sschutz in der deutschen Indust rie stärken .................................................................................................6

    1. Ausgangslage und Herausforderungen ......................................................................................................................... ................1.1 Verständnis der deutschen Industrie von Wirtschaftsschutz ...........................................................................................61.2 Steigende Sicherheitsrisiken ..................................................................................................................................................1.3 Wirtschaftsschutz ist primäre Verantwortung der Unternehmen ...................................................................................61.4 Fehlende Kohärenz bei staatlichen Unterstützungsmaßnahmen ....................................................................................7

    2. Handlungsempfehlungen .............................................................................................................................................................

    2.1. Ausarbeitung eines »Nationalen Konzepts für Wirtschaftsschutz« ..............................................................................92.2 Gründung einer Dachinitiative »Allianz für Wirtschaftsschutz« ...................................................................................82.3 Benennung einer zentralen Ansprechstelle für Wirtschaftsschutzfragen .....................................................................8

    II. IT- und Cybersicherheit erhöhen .......................................................................................................................................9

    1. Ausgangslage und Herausforderungen .................................................................................................................... .....................1.1 Digitale Vernetzung: Rückgrat der modernen Informationsgesellschaft .......................................................................91.2 Umfassende Vernetzung birgt auch Risiken ........................................................................................................................91.3 Hohes Eigeninteresse der Unternehmen an sicheren IT-Systemen ............................................................................... 10

    2. Handlungsempfehlungen ..............................................................................................................................................................2.1 Prävention durch Aufklärung ...............................................................................................................................................12.2 Enge Kooperation zwischen Staat, Industrie und Gesellschaft .....................................................................................11

    2.3 Freiwilligkeit vor Meldepicht...............................................................................................................................................12.4 Internationale Zusammenarbeit ausbauen ........................................................................................................................12

    III. Schutz internationaler Handels- und Logistikketten gewährleisten ..........................................................................13

    1. Ausgangslage und Herausforderungen .................................................................................................................... ..................11.1. Die Bedeutung sicherer Handels- und Logistikketten für die deutsche Industrie ....................................................131.2. Heterogene Sicherheitsanforderungen ..............................................................................................................................131.3. Fehlende Kohärenz bei Sicherheitsregularien und -standards .....................................................................................141.4. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Strafverfolgungs-, Zoll- und Sicherheitsbehörden .........................14

    2. Handlungsempfehlungen .............................................................................................................................................................2.1. Verbesserung der internationalen Sicherheitskooperationen .......................................................................................142.2 Weiterentwicklung internationaler Sicherheitsstandards ..............................................................................................15

    IV. Rahmenbedingungen der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (SVI) verbessern .............................................16

    1. Ausgangslage und Herausforderungen ...................................................................................................................... .................11.1. Die Bedeutung der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (SVI) ..............................................................................161.2. Markt- und Industriestrukturen ..........................................................................................................................................161.3. Sinkende Beschaffungsbudgets in Deutschland und Europa ........................................................................................161.4. Beschaffung in Deutschland ................................................................................................................................. ...............11.5. Europäischer Beschaffungsmarkt .......................................................................................................................................11.6. Globale Märkte/Exporte ........................................................................................................................................................11.7. Forschung und Technologie (F&T) ....................................................................................................................... ..............1

    2. Handlungsempfehlungen .............................................................................................................................................................2.1. SVI ist strategischer Bestandteil der nationalen Sicherheitsvorsorge..........................................................................17

    2.2. Stärkung und Erhalt der Innovationskraft und des Know-hows ..................................................................................172.3. Förderung des Außenhandels ...............................................................................................................................................12.4. Beschaffung national und EU-weit .....................................................................................................................................1

    Impressum ...............................................................................................................................................................................19

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    I. Wirtschaftsschutz in der deutschen Industrie stärken

    1. Ausgangslage und Herausford erungen

    1.1 Verständnis der deutschen Industrie vonWirtschaftsschutzUnternehmen können nur dort erfolgreich agieren, wosie gegen äußere Beeinträchtigungen und Angriffe durchDritte gesichert sind. Der Schutz zentraler Unternehmens-werte in Form von Mitarbeitern, Know-how, Vermögens-werten und Betriebsstätten im In- und Ausland ist daherunabdingbar. Dies ist die Aufgabe des Wirtschaftsschutzes.

    Wirtschaftsschutz ist zu denieren als die Summe allerMaßnahmen von Politik, Behörden und Wirtschaft zurMinimierung von Sicherheitsrisiken für die Unternehmen.

    1.2 Steigende SicherheitsrisikenDie Sicherheitsrisiken für die deutsche Industrie imBereich des Wirtschaftsschutzes sind vielfältig: Wirt-schafts- und Industriespionage, organisierte Kriminalität,Terrorismus oder auch die Auswirkungen von Katastro-phen. Diese nehmen im Zuge der Globalisierung und destechnischen Fortschritts an Komplexität zu. 1 Selbst räum-

    lich weit entfernte Ereignisse können sich angesichts in-ternational verochtener Wirtschaftsprozesse binnenkürzester Zeit unmittelbar auf deutsche Unternehmennachteilig auswirken.

    Der allein durch il legale Wissensabschöpfung jährlichentstehende volkswirtschaftliche Schaden wird von Si-

    1 Quellen: SiFo-Studie 09/10 »Know-how-Schutz in Baden Württemberg«;CorporateTrust »Industriesp ionage 2012«

    cherheitsexperten im zweistelligen Milliardenbereich ver-anschlagt, wobei das genaue Ausmaß aufgrund der hohenDunkelziffer an Vorkommnissen nicht ermittelbar ist.Laut jüngsten Studien sind in den vergangenen fünf Jah-ren rund ein Drittel der deutschen IndustrieunternehmenOpfer von Industriespionage geworden. Klein- und mittel-ständische Unternehmen (KMU) waren dabei besondershäug betroffen. Die Angriffe auf das Unternehmens-Know-how erfolgen vorwiegend über eigene Mitarbeiter,ausländische Geschäftspar tner und in einem stark zuneh-menden Maße über das Internet/IT-Netzwerke.

    1.3 Wirtschaftsschutz ist primäre Verantwortung derUnternehmenIhre Unternehmenswerte hiergegen zu schützen, ist seit

    jeher die primäre Verantwortung der Industr ie. Dies ge-schieht im besten Fall präventiv. Da es infolge der Kom-plexität möglicher Szenarien jedoch keine 100-prozentigeSicherheit geben kann, ist im Ernstfall die frühzeitigeBegrenzung von Schäden entscheidend. Infolgedessenwächst neben der Prävention der Stellenwert eines inter-national handlungsfähigen Krisenmanagements.

    Global Player und größere Mittelstandsunternehmen ver-fügen über professionelle Sicherheitsabteilungen. Diese

    bilden mit ihrem Know-how und internationalen Sicher-heitsnetzwerken den Grundpfeiler für die Sicherheit in derdeutschen Wirtschaft und der kritischen Infrastrukturen.Ein nach wie vor hoher Handlungsbedarf im Bereich desWirtschaftsschutzes existiert vor allem bei kleinen undmittelständischen Unternehmen (KMU). Hier gilt es, dieUnternehmen für Gefährdungen und Sicherheitsrisikenzu sensibilisieren. Zusätzlich ist das erforderliche Wissen

    Gründe für das Unterlassen von Strafanzeigen

    Quelle: SiFo-Studie 2009/10

    0 20 40 60 80 100

    43Risioko der Beeinträchtigung von

    Geschäftsbeziehungen

    % der berichteten Fälle (Mehrfachnennungen möglich)

    53Strafverfolgung zu langwierig

    53Vermeidung von Imageverlust,

    Reputationsschäden

    67Schadensbegrenzung

    77Ausgang der Strafverfolgung

    zu unsicher

    82zu geringer Nutzen für

    das Unternehmen

    Schäden durch Wirtschaftsspionage nachUnternehmensgröße in Deutschland im Jahr 2011

    Quelle: Corporate Trust 2012

    0

    10

    20

    30

    40

    50

    60

    über

    1 Mio. Euro

    Gesamtschaden4,2 Mrd. Euro

    100.000 bis

    1. Mio. Euro

    10.000 bis

    100.000 Euro

    bis 10.000 Euro

    Konzerne KleinunternehmenMittelstand

    kein Schaden

    durch Angriffnachweisbar

    23,5 %

    2,6 %0,1 %

    25,5 %

    18,1 %

    0,1 %

    38,8 %

    53,5 %

    28,2 %

    2 %5,8 %

    48,7 %

    10,2 %

    20 %23,1 %

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    für die Identizierung von Sicherheitsrisiken und die Um-setzung eines geeigneten Präventions- und Krisenmanage-ments gemeinsam durch Staat und Industrie zu stärken.

    Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Industrieund Staat erfordert entsprechende Kenntnisse in den Un-ternehmen über behördliche Abläufe und Unterstützungs-möglichkeiten. Befragungen zeigen, dass acht von zehnUnternehmen von einer Anzeige entsprechender Sicher-heitsvorkommnisse absehen, da sie mögliche Konsequen-zen nicht abschätzen können. Sie befürchten, im Kontextder staatlichen Ermittlungen mit einem öffentlichen Re-putationsverlust, Regressforderungen seitens der Kundenund ggf. strafrechtlichen Folgen konfrontiert zu werden.

    Politik und Staat sind daher gefordert, bedarfsgerechte Un-terstützungsangebote sowie vertrauensbildende Maßnah-men noch stärker als bisher anzubieten. Das Spektrum derHilfestellung muss vom Austausch sicherheitsrelevanterInformationen bis hin zu einem pragmatischen Zusam-menwirken beim internationalen Krisenmanagement rei-chen. Zusätzlich ist die Sensibilisierung von Öffentlichkeit

    und Unternehmen für Fragen des Wirtschaftsschutzes zuintensivieren.

    1.4 Fehlende Kohärenz bei staatlichenUnterstützungsmaßnahmenZwar existieren mit dieser Zielsetzung eine Vielzahl anstaatlichen und privaten Wirtschaftsschutzinitiativen aufBundes- und Landesebene, jedoch fehlt ihnen ein abge-stimmter, kohärenter Handlungsrahmen. Auch die füreine vertrauliche und freiwill ige Kooperation notwendigenrechtlichen Grundlagen sind außerhalb des Geheim- undvorbeugenden Sabotageschutzes unklar oder erschwereneinen Austausch. Daher ndet eine Zusammenarbeit oft-mals nur auf informeller Ebene statt.

    Kontakt- und Austauschmöglichkeiten brauchen feste,eindeutige Ansprechpartner und Zuständigkeiten. Dieföderale Sicherheitsarchitektur unseres Landes wird die-sem Anspruch nur teilweise gerecht. Vor allem wenn esim Ernstfall auf zügiges Handeln ankommt, führen nichtimmer eindeutige Zuständigkeiten und unterschiedlicheVerfahrensabläufe zu einem immensen Zeit- und Verwal-tungsaufwand.

    Für international tätige Unternehmen stellen darüber hi-

    naus die unterschiedlichen Vorschriften und Verfahrenin den jeweiligen Staaten in und außerhalb der EU eineHerausforderung für die Unternehmenssicherheit dar.Die Anpassung und Umsetzung der nationalen Regula-rien ist aufwendig, zeitintensiv und somit kostspielig. Zielder Politik muss es sein, durch eine Harmonisierung dergesetzlichen Regelungen zumindest auf EU-Ebene das Si-cherheitsniveau in der Industrie zu stärken.

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    2. Handlungsempfehlungen

    2.1 Ausarbeitung eines »Nationalen Konzepts fürWirtschaftsschutz«Eine nachhaltige Stärkung des Wirtschaftsschutzes inDeutschland – und davon ausstrahlend in der EU – erfor-dert ein gemeinsames Sicherheitsverständnis und gemein-same, klare Zielsetzungen von Politik und Industrie. Esgilt, aus diesen geeignete Unterstützungsmaßnahmen ab-zuleiten und kohärent in den föderalen Sicherheitsstruk-turen umzusetzen. In einem regelmäßigen Turnus sindZielsetzungen und Maßnahmen auf ihre Aktualität undZielerreichung hin zu evaluieren und ggf. anzupassen.Dieser Prozess muss gemeinsam mit der Industrie in einem»Nationalen Konzept für Wir tschaftsschutz« festgeschrie-

    ben werden. Synergien mit bestehenden (Teil-)Strategien,wie z. B. der nationalen Cybersicherheitsstrategie oder UP-KRITIS, sind – soweit sie den Wirtschaftsschutz tangieren– gezielt herzustellen und auszunutzen.

    BDI-Forderungen:Ausarbeitung eines nationalen Konzepts für Wirt-

    schaftsschutz mit folgenden zu beachtenden Eckpunk-ten:

    — Entwicklung eines gemeinsamen Grundverständ-nisses zu Inhalt und Umfang des Wir tschaftsschut-zes bei Politik, Behörden und Industrie.

    — Intensivere Kooperation von Staat und Industrie bei der freiwilligen Lagebilderstellung, bei Präven-tion und Krisenmanagement.

    — Schaffung klarer rechtlicher Rahmenbedingungenfür die freiwillige Kooperation und den Austauschvon Staat und Industrie im Wirtschaftsschutz.

    — Harmonisierung gesetzlicher Sicherheitsbestim-mungen zwischen den Ländern sowie zwischen denMitgliedsstaaten der EU.

    — Schaffung klarer Zuständigkeiten und zentralerAnsprechpartner bei den Sicherheitsbehörden.

    — Ausweitung der Kapazitäten und Ressourcen staat-licher Sicherheitsbehörden zur Unterstützung derSicherheit der deutschen Industrie.

    — Stärkung eines adäquaten Sicherheitsbewusstseinsin Unternehmen und Gesellschaft.

    2.2 Gründung einer Dachinitiative »Allianz fürWirtschaftsschutz«Die Ausarbeitung, Koordinierung, Umsetzung und Evalu-ierung des »Nationalen Konzepts für Wirtschaftsschutz«kann nur in einem gemeinsamen und partnerschaftlichenZusammenwirken auf Augenhöhe von Industrie und Poli-tik gelingen. Dafür bedarf es eines institutionalisierten Ko-operationsrahmens.

    Zu diesem Zweck fordert der BDI die Bundesregierungauf, mit den Spitzenorganisationen der deutschen Wirt-schaft eine dauerhafte Dachinitiative, eine »Allianz fürWirtschaftsschutz«, ins Leben zu rufen. Für die Umset-zung des »Nationalen Konzepts für Wir tschaftsschutz«sollte die Initiative weiteren Partnern auf Landesebene of-fen stehen.

    BDI-Forderungen:Gründung einer Dachinitiative »Allianz für Wirt-schaftsschutz« zur Ausarbeitung und Umsetzung desnationalen Wirtschaftsschutzkonzepts durch Indust-rie und Politik.

    2.3 Benennung einer zentralen Ansprechstelle fürWirtschaftsschutzfragenDie komplexe Thematik »Wirtschaftsschutz« berühr t eineVielzahl von Zuständigkeitsbereichen bei Ressorts undBehörden. Für die Ausarbeitung und Umsetzung eines»Nationalen Konzepts für Wir tschaftsschutz« ist die Zu-sammenarbeit dieser staatl ichen Stellen zu koordinierenund über eine zentrale staatliche Ansprechstelle auf minis-terieller Ebene mit der Industrie abzustimmen.

    BDI-Forderungen:Benennung einer zentralen Ansprechstelle für Wirt-schaftsschutzfragen bei der Bundesregierung.

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    II. IT- und Cybersicherheit erhöhen

    1. Ausgangslag e und Herausforderungen

    1.1 Digitale Vernetzung: Rückgrat der modernenInformationsgesellschaftEs gibt in der globalisierten Welt heute keine Infrastrukturmehr, keinen Prozess in Wirtschaft und Politik, der ohneIT-Systeme funktioniert: Informations- und Kommunika-tionstechnologien sind Treiber der volkswirtschaftlichenProduktivitätssteigerung. Sie beeinussen und prägen alleSektoren der Wirtschaft und der Gesellschaft.

    Die deutsche Industrie macht sich gerade auf den Wegin die 4. Industrielle Revolution: Wertschöpfungskettenwerden digitalisiert, vir tualisiert und miteinander ver-netzt. Künftig können Fabriken, Unternehmen und ganzeWertschöpfungsnetzwerke in nahezu Echtzeit gesteuertwerden. Die vertikale Vernetzung eingebetteter Systememit betriebswir tschaftlichen Prozessen bietet neben ganzneuen Geschäftsmodellen erhebliche Optimierungspoten-tiale in Produktion, Logistik und Vermarktung. Das gilt

    branchenübergreifend für sämtliche Industriebranchen inDeutschland. Dieser Prozess ist noch längst nicht zu Ende.

    1.2 Umfassende Vernetzung birgt auch RisikenDoch neben den unbestreitbaren Vorteilen und Synergieneiner umfassenden Vernetzung stehen auch Risiken undGefahren: Das Aufbrechen der Firmengrenzen, die Ver-echtung mit Zulieferern, Dienstleistern und die starkeNutzung drahtloser Kommunikation erleichtern Angriffeauf IT-Systeme im Unternehmen.

    Vergleich: Entwicklung der Cyberbedrohungen fürdie Wirtschaft und die Unternehmen

    Quelle: BDI-Umfrage 2011

    24 %

    58 %

    18 %

    0,5 %

    22 %

    57 %

    20 %

    0,5 %

    0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70

    stark steigend

    leicht steigend

    gleichbleibend

    sinkend

    Eigenes Unternehmen Gesamtwirtschaft

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    Fast täglich werden Fälle von Cyberkriminalität bekannt.Die Gefahr und der potentielle Schaden digitaler Angriffesind enorm. Zeitlich unabhängig und grenzüberschrei-tend greifen kriminelle Organisationen und ausländischeNachrichtendienste zusammen deutsche IT-Strukturenan. Daten werden oftmals unentdeckt entwendet, manipu-liert oder ausgespäht, technische Systeme sabotiert. LautBundeskriminalamt steigt die Rate der Cyberkriminalität

    jedes Jahr um bis zu 20 %.

    Die Ausfälle bei den Unternehmen aufgrund von Cyber-angrif fen haben weitreichende Folgen: Allein in Deutsch-land werden die jährlichen Schäden für die Industrie imzweistelligen Milliardenbereich veranschlagt.

    Diese Erkenntnisse sind nicht neu. Neu ist aber die Artund Weise, wie Unternehmen Cyberangriffen ausgesetztsind, mit welcher Geschwindigkeit neue Viren entstehenund verbreitet werden: Alle zwei Sekunden wird ein neuesSchadprogramm entwickelt. Angriffe werden heute gezieltdurchgeführt und richten sich auf Unternehmen, Staatenoder das Militär.

    Die Sicht der deutschen Industrie auf die aktuelle Cyber- bedrohung wird nicht zuletzt aus einer Umfrage des BDI bei über 500 Unternehmen deutlich: Gefragt, wie sie die

    Bedrohungslage für ihre Unternehmen einschätzen, ant-worteten 75 % der Befragten mit »hoch«. Zudem gehendie Unternehmen davon aus, dass sich diese Lage in dennächsten Jahren noch deutlich verschärfen wird.

    1.3 Hohes Eigeninteresse der Unternehmen an sicheren IT-SystemenDie deutsche Industrie hat ein hohes Eigeninteresse, dieFunktionsfähigkeit und Verfügbarkeit ihrer IT-Systeme nach-haltig abzusichern. Sie hat deshalb auf die stetig steigendeCyber-Bedrohungslage mit einer Vielzahl an freiwilligenMaßnahmen reagiert: Das Sicherheitsniveau wird kontinuier-lich verbessert und unterliegt regelmäßigen Audits.

    In einigen Branchen – wie der Telekommunikations- undVersicherungsbranche – bestehen bereits heute verschie-dene und umfängliche gesetzliche Melde- und Trans-parenzverpichtungen auf nationaler Ebene, denen dieUnternehmen nachkommen. Im Rahmen des Umsetzungs-plans KRITIS (UP KRITIS) zum Schutz der kritischenInfrastrukturen gibt es in einigen Branchen etablierte undgut funktionierende Meldeprozesse, sowohl gegenüber

    staatlichen Behörden als auch zwischen Unternehmen.Der Austausch der Wirtschaft untereinander wird bereitsheute praktiziert – sowohl bilateral als auch im CERT-Ver-

    bund.

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    2. Handlungsempfehlungen

    2.1 Prävention durch AufklärungAufklärung über Risiken und Prävention sind das wirk-samste Mittel, um IT-Strukturen vor Cyber-Angriffenabzusichern. Nur wer rechtzeitig über die Gefahrenpo-tenziale informiert ist, kann geeignete Gegenmaßnahmeneinleiten. Dazu gehört, die Aufmerksamkeit der Unter-nehmen für mögliche Gefahren im Bereich Cybersicher-heit zu stärken und rechtzeitig über Gefahrenpotentiale zuinformieren, um geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Wirsind davon überzeugt: Wer gut kommunizier t und proak-tiv handelt, ist anderen einen Schritt voraus. Zwar gibt eskeine absolute Sicherheit, wir können aber die Hürden fürAngreifer höher legen.

    Hier sieht sich der BDI in der Picht, seine Mitglieder undUnternehmen auf mögliche Risiken hinzuweisen und überGefahren aufzuklären. Wir tun dies bereits sehr intensivüber unsere BDI-Kanäle. Insbesondere mittelständischeUnternehmen müssen wir stärker erreichen.

    BDI-Forderungen:• Schaffung eines Sicherheitsbewusstseins bei Unter-

    nehmen und privaten Akteuren.• Verbesserung des Risikomanagements der IT-Sys-

    teme in den Unternehmen:IT-Sicherheit muss als Mittel zur Erkennung undMinimierung von Geschäftsrisiken einen entspre-chenden Stellenwert erhalten. 2

    • Ausbau der Beratungsangebote des BSI für Unter-nehmen und Bevölkerung.

    • Umsetzung von branchenübergreifenden Mindest-anforderungen für IT-Sicherheit.

    2 Durch die Internetvernetzung in den Unternehmen hat die Frage vonbewusster Anonymität bzw. bewusstem Umgang mit Teilen der eigenenIdentität eine neue und zuvor nie gekannte Komplexit ätsstufe erreicht. ImInternet wird regelmäßig mit (Teil-)Identitäten gespie lt. Hierbei können undsollen Identitätsmanager helfen und die Technik transparent machen. Dieskann von der einfachen Passwort- und Zugangsver waltung bis hin zumumfassenden situationsbezogenen Pseudonymmanagement gehen. Zielist stets die Vereinfachung der Internetkommunikation, ohne dass hiermiteine Verringerung der Sicherheit und des Datenschutzes einhergeht.

    2.2 Enge Kooperation zwischen Staat, Industrie undGesellschaftCybersicherheit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.Die nachhaltige Stärkung der IT-Sicherheit von Infrastruk-turen muss ein gemeinsames Ziel von Industrie, Politik undGesellschaf t sein. Das beinhaltet die Akzeptanz von Si-cherheitstechnik in der Öffentlichkeit und der Politik. DerStaat sollte den Rahmen schaffen und sicherstellen, dassdie Abwehr von Angriffen zeitgemäß ist. Unternehmensollten ihre IT-Systeme sicherer machen und ihre Mitarbei-ter in dem Bereich sensibilisieren. Dabei ist dem Grundsatzder Selbstregulierung der Vorzug zu gewähren.

    Eine schnelle Ansprech- und Reaktionsmöglichkeit istfür die Unternehmen von großer Bedeutung. Vor diesemHintergrund begrüßt der BDI den Ausbau der bestehen-den CERT-Strukturen ausdrücklich und setzt sich für eineenge Vernetzung von Industrie, Forschung und Sicher-heitsbehörden auf allen Ebenen ein, um einen nachhalti-gen Schutz vor Cyberangriffen zu gewährleisten.

    BDI-Forderungen:

    • Cybersicherheit als gesamtgesellschaftliche Auf-gabe betrachten.• Staat und Industrie müssen gemeinsam Verantwor-

    tung für eine verbesserte IT-Sicherheit übernehmen.• Strukturierte, enge Zusammenarbeit zwischen In-

    dustrie und Sicherheitsbehörden sowie zwischenUnternehmen intensivieren, wie z. B. im Rahmender Cybersicherheitsstrategie der Bundesregierung(Nationaler Cybersicherheitsrat, Cyberabwehrzen-trum, Allianz für Cybersicherheit, Task Force IT-Sicherheit für die Wirtschaft).

    • Verantwortung des Staates als Pionieranwender imBereich IT-Sicherheit.

    2.3 Freiwilligkeit vor MeldepichtFür ein vollständiges Lagebild brauchen wir einen freiwil-ligen Lösungsansatz der Industrie, um Erkenntnisgewinnund Reaktionsmöglichkeit für alle zu erhöhen. Dafür ist esnotwendig, dass Unternehmen, Behörden und Nutzer Cy-

    berangrif fe freiwillig und anonym melden. Dieses Melde-system muss durch ein Verständnis der Notwendigkeit undnicht durch regulatorischen Zwang entstehen. Ziel muss essein, die richtige Balance zwischen Sicherheitsinteresseneinerseits und unternehmerischen Freiheiten andererseitszu nden.

    Aus dieser Überzeugung heraus ist die deutsche Industrieder Meinung: Eine gesetzliche Meldepicht, wie sie disku-

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    tiert wird, ist nicht der richtige Weg. Deshalb setzt sich derBDI in Berlin und Brüssel gegen eine bürokratische, nichtzielführende Regulierung und gesetzliche Meldeverpich-tung von Cybervorfällen für die Industrie ein.

    Der BDI ist grundsätzlich der Auffassung, dass die freiwil-lige und vertrauensvolle Arbeit zwischen Industrie undPolitik sowie Sicherheitsbehörden zu stärken ist. Bundes-regierung und Behörden haben gemeinsam mit der Indus-trie erfolgsversprechende, freiwillige Initiativen ins Lebengerufen. Ein gutes Beispiel ist die »Allianz für Cybersicher-heit«. Politik und Industrie arbeiten hier Hand in Hand

    beim Schutz vor Cyberangriffen. In konkreten Fällen kannso sehr schnell und efzient ein breites Netzwerk aktiviertwerden. Unternehmen haben die Möglichkeit, Angrif fefreiwill ig und anonym an das Bundesamt für Sicherheit inder Informationstechnik (BSI) zu melden. Deutschland istmit der Einführung eines Meldesystems für IT-Sicherheits-vorfälle internationaler Vorreiter. Die Bundesregierungsollte jetzt alles daran setzen, zunächst diese gemeinsameInitiative zum Erfolg zu führen, bevor sie zusätzliche ge-setzliche Maßnahmen auf den Weg bringt.

    BDI-Forderungen:• Richtige Balance zwischen Sicherheitsinteressen

    einerseits und unternehmerischer Freiheit anderer-seits nden.

    • Bereits existierende, gut funkt ionierende, freiwilligeMeldewege weiter ausbauen.

    • Politisch geforderte, zusätzliche gesetzliche Melde-pichten ablehnen.

    2.4 Internationale Zusammenarbeit ausbauenIm internationalen Kontext ist es wichtig, dass der öffent-liche und private Sektor zur Erkennung und Abwehr vonBedrohungen zusammenarbeiten. Der BDI begrüßt, dassdas Thema Cybersicherheit in zahlreichen internationalenProzessen, Foren und Gremien verankert ist, wie z. B. imEuroparat, in der OECD/APEC, in der OSZE, in den VN,in der NATO, der EU und der G8/G20. Dabei gilt es zu be-achten, dass die Initiativen auf nationaler Ebene immerauch im europäischen und internationalen Kontext strin-gent sind. Doppelregulierung muss in jedem Fall vermie-den werden.

    Die Harmonisierung von international einheitlichenStandards ist entscheidend: Das Vertrauen in die Daten-sicherheit – insbesondere im Umgang mit sensiblen undunternehmenswichtigen Daten – erweist sich im Wettbe-werb als entscheidender Pluspunkt. Aufgrund des hohenNiveaus der Datensicherheit hat Deutschland einen Stand-

    ortvorteil, den es zu bewahren und weiter zu entwickelngilt.

    Deutschland ist als Exportnation darauf angewiesen, sta- bile und verlässliche Rahmenbedingungen auf Auslands-märkten vorzunden. Daher ist die Dringlichkeit für eineressortübergreifende, stringente Technologieaußenpoli-tik zur Durchsetzung deutscher Interessen in nationalenMärkten der europäischen Union, als auch in internati-onalen Märkten zu formulieren. Dazu gehört, auch dieIT-Sicherheitsforschung, im Sinne der Stärkung des Wirt-schaftsstandortes Deutschlands, auf den relevanten Aus-landmärkten struktur iert zu befördern.

    BDI-Forderungen:• Internationale Zusammenarbeit im Bereich Cyber-

    sicherheit weiter ausbauen.• Hohe deutsche Sicherheitsstandards mit den inter-

    nationalen Standards kompatibel machen: Keinenationalen Sonderwege bei der Regulierung/Stan-dardisierung.

    • Stabile und verlässliche Rahmenbedingungen auf

    Auslandsmärkten befördern.• Notwendige prüffähige Mindeststandards für dieIndustrie werden benötigt. Somit muss eine Un-terstützung von industriellen Zertizierungs- undPrüfstellen erfolgen. Hieraus ergeben sich Entwick-lungschancen für neue nationale IKT-Produkte.

    • Wirksamkeit des länderübergreifenden Krisenma-nagements in regelmäßigen Übungen testen.

    • International einheitliche Strafverfolgung von Cy- ber-Kriminalität ausbauen.

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    III. Schutz internationaler Handels- und Logistikketten gewährleisten

    1. Ausgangslag e und Herausforderungen

    1.1 Die Bedeutung sicherer Handels- und Logistikketten fürdie deutsche IndustrieHandels- und Logistikketten sind die Pulsadern unse-rer global vernetzten Wir tschaft. Hochkomplexe und inder Regel zeitkritische Logistikprozesse zu Land, Wasserund in der Luft ermöglichen erst, dass Güter jeglicher Artrechtzeitig und efzient ihr Ziel erreichen. Ihr Funktionie-ren ist eine Grundvoraussetzung für eine international ar-

    beitsteilige Wertschöpfung und damit ein entscheidenderFaktor für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Indus-trie. Der Schutz der internationalen Logistikketten undInfrastrukturen gegen zunehmende und vielschichtige Si-cherheitsbedrohungen wie Terrorismus, organisierte Kri-minalität oder Katastrophenszenarien liegt im nationalenInteresse Deutschlands und der EU.

    1.2 Heterogene SicherheitsanforderungenHandels- und Logistikketten kombinieren in der Regelunterschiedliche Transportarten, -mittel, -wege und -in-frastrukturen, deren jeweilige Sicherheitsrisiken und

    Gefahrenpotentiale signikant variieren. Allgemein pau-schale Sicherheitslösungen für sämtliche Logistikprozesse

    sind daher weder möglich, noch zielführend, soll der rei- bungslose Warenverkehr nicht unnötig und kostentreibendunterbrochen werden. Sicherheitsmaßnahmen müssen da-her stets risikobasiert an den jeweiligen Prozessabläufenund Sicherheitsrisiken einzelner Logistikketten ausgerich-tet werden. Es gilt unbedingt, ein Gleichgewicht zwischenden eingesetzten Sicherheitsverfahren und dem freien

    Handelsverkehr sicherzustellen.

    Anteil der Verkehrsträger an der Güterbeförderungsmengeim deutschen Außenhandel in %

    Quelle: DESTATIS

    24,3 %

    4,5 %

    35,7 %0,3 %

    16,2 %

    8,9 %

    10,1 %Seeverkehr

    Eisenbahnverkehr

    Straßenverkehr

    Luftverkehr

    Rohrleitungen

    Binnenschifffahrt

    sonstige

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    14 GrundsatzpapierSicherheit für das Industrieland Deutschland

    1.3 Fehlende Kohärenz bei Sicherheitsregularien und-standardsUm den heterogenen Sicherheitsanforderungen gerecht zuwerden, wurden in der Vergangenheit gemeinsam durchWirtschaft und Politik eine Vielzahl freiwilliger Sicher-heitsregime, Standards und ergänzender staatlicher Sicher-heitsregularien für die unterschiedlichen Logistikbereicheentwickelt und umgesetzt. Diese ermöglichen in Deutsch-land und der EU ein im internationalen Vergleich hohesSicherheitsniveau. Die Sicherheitsregime, -regularien undStandards sind jedoch unzureichend aufeinander abge-stimmt, ihre Umsetzung erfolgt in den EU-Mitgliedsstaa-ten uneinheitlich. Das gilt im stärkeren Maße auch für deninternationalen Warenverkehr mit Drittstaaten. Dadurchentstehen der deutschen Industrie jedes Jahr ein enormer

    bürokratischer Mehraufwand und hohe Kosten.

    1.4 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit mitStrafverfolgungs-, Zoll- und SicherheitsbehördenDie deutsche Wirtschaft hat ein hohes Eigeninteresse,seine Güter und Einrichtungen gegen den Zugriff undEinuss Dritter zu schützen, und übernimmt bereits seit

    jeher die primäre Verantwortung für die Sicherheit ihrerLogistikprozesse. Sie ist dabei auf die grenzüberschrei-tende Flankierung durch Politik und Strafverfolgungs-,

    Zoll- und Sicherheitsbehörden angewiesen. Das gilt ins- besondere bei Vorkommnissen der Gefahrenabwehr, diegrundsätzlich in die staatliche Zuständigkeit fallen. Es istnicht möglich, eine 100-prozentige end-to-end Security zuerzielen. Bei der Gefahrenprävention und beim Krisenma-nagement ist es daher umso wichtiger, dass Behörden undUnternehmen auf internationaler Ebene eng miteinander

    kooperieren. Trotz vielfältiger Unterstützungsmaßnahmenfehlt jedoch ein kohärenter Handlungsrahmen.

    2. Handlungsempfehlungen

    2.1 Verbesserung der internationalenSicherheitskooperationenDas Thema Sicherheit in der Handels- und Logistik-kette bedarf einer europäischen bzw. internationalen Be-trachtung, da grenzüberschreitende Verkehre auf diesemGebiet die Regel sind. Den steigenden Sicherheitsheraus-forderungen für unsere komplexen Logistikketten und-infrastrukturen kann daher nur in einem gemeinsamen,internationalen Ansatz von Wirtschaft und Politik wirk-sam begegnet werden. Die Politik muss hierfür in Abstim-mung mit der Wirtschaft geeignete Rahmenbedingungenschaffen und ggf. erweitern. Freiwillige, risikobasierte undsinnvoll aufeinander abgestimmte Sicherheitsmaßnah-men, die den Anforderungen des zeitlich hochsensiblenLogistikgeschäfts gerecht werden, sind verpichtenden re-gulatorischen Eingrif fen in jedem Fall vorzuziehen.

    BDI-Forderungen• Verbesserung der grenzüberschreitenden Zu-

    sammenarbeit und des Informationsaustauschszwischen Strafverfolgungs-, Zoll- und Sicherheits-

    behörden auf europäischer und internationalerEbene einerseits und der Wirtschaft andererseits.

    • Gemeinsamer Aufbau und Weiterentwicklung vonfreiwilligen Sicherheits- und Notfallmaßnahmen(grenzüberschreitend) auf Grundlage internationa-ler Mindeststandards und bewährter betrieblicherUnternehmenskonzepte zum Krisenmanagementunter Wahrung der Zuständigkeits- und Verantwor-tungsbereiche von Staat und Industrie.

    • Etablierung bzw. Ausbau länderübergreifender Ex-pertengremien; Arbeitsprozess zur Evaluierungerfolgreicher Maßnahmen und ggf. freiwillige, ge-meinsame Umsetzung durch Politik und Industrie.

    • Gemeinsame Schulungs- und Sensibilisierungspro-gramme für Mitarbeiter durch Behörden und Un-ternehmen; EU-weite Anerkennung entsprechenderQualizierungen.

    Anteile der Verkehrsmit tel an der Güterbeförderung 2011im Inland in %

    Quelle: DESTATIS

    6,5 %

    8,5 %

    77,8 %

    0,1 %

    2,0 % 5,1 %

    Seeverkehr

    Eisenbahnverkehr

    Straßenverkehr

    Luftverkehr

    Rohrleitungen

    Binnenschifffahrt

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    15GrundsatzpapierSicherheit für das Industrieland Deutschland

    2.2 Weiterentwicklung internationaler SicherheitsstandardsInternational anerkannte und harmonisierte Sicherheits-standards bilden die Grundlage für einen sicheren undnahtlosen Warenverkehr im Rahmen grenzüberschrei-tender Handels- und Logistikketten. Sie können unnötigeDoppelungen von Sicherheitsprozessen vermeiden, die nureine zusätzliche Last für die Wirtschaftsbeteiligten bedeu-ten, ohne einen Mehrwert für die Transportsicherheit zuhaben.

    Sicherheitsstandards sollten dabei auf bestehenden, frei-willigen Zertizierungen und Regularien aufbauen unddiese integrieren. So gibt es beispielsweise mit der AEO-F/S im EU-Zollrecht, die europaweit Anwendung ndetund darüber hinaus teilweise international, u. a. in USAund Japan anerkannt ist, TAPA oder der ISO 28.000 be-reits Best Practices, die eine ausreichende Möglichkeitenzur Gewährleistung eines guten Sicherheitsstandards bie-ten. Die zugrunde liegenden Rechtsvorschriften sind exi-

    bel und bieten einen hinreichenden Gestaltungsspielraumfür eine Vertiefung und Weiterentwicklung.

    Weitere verpichtende Sicherheitsregularien sind wedernotwendig noch zielführend.

    Grundsätzlich sind auch hier risikobasierte und abge-stufte Kontroll- und Sicherheitslösungen pauschalen Lö-sungen vorzuziehen. Eine differenzierte Betrachtung vonSicherheitsmaßnahmen ist erforderlich, um den unter-schiedlichen Strukturen, Geschäftsmodellen sowie Si-cherheitskulturen der unterschiedlichen VerkehrssystemeRechnung zu tragen.

    BDI-Forderungen• Schaffung und Ausbau international anerkannter

    Standards auf Grundlage bestehender, freiwilligerZertizierungen und Regularien.

    • Integration bestehender Zertizierungen und Regu-larien in ein EU-weit harmonisiertes, internationalanerkanntes strategisches Sicherheitskonzept.

    • Globale Harmonisierung oder zumindest gegen-seitige Anerkennung der europäischen Sicherheits-verfahren mit Drittstaaten (Ermöglichung einesinternationalen »One-Stop-Shop«-Ansatzes)

    • Ausstattung der Sicherheitsbehörden mit ausrei-chenden Kapazitäten und Ressourcen sowie gegen-seitige Anerkennung geeigneter Kontrollmethoden

    zur Vermeidung zeitlicher Engpässe bei Logistik-prozessen.

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    16 GrundsatzpapierSicherheit für das Industrieland Deutschland

    IV. Rahmenbedingungen der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie(SVI) verbessern

    1. Ausgangslage und Herausford erungen

    1.1 Die Bedeutung der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (SVI)Deutschland ist ein souveräner Staat mit nationalen In-teressen und internationaler Verantwortung. UnsereNachbarn und Partner erwarten von Deutschland dieÜbernahme von Verantwortung – nicht nur im Rahmender Finanz- und Haushaltskrise, sondern auch in derAußen- und Sicherheitspolitik. Zur Wahrnehmung undGestaltung der daraus resultierenden Aufgaben gehörenneben einer verantwortungsvollen Außenpolitik auch leis-tungsfähige Streit- und Sicherheitskräfte.

    Die deutsche SVI ist Bestandteil der nationalen Sicher-heitsvorsorge und leistet einen wichtigen Beitrag für dieBündnis- und Sicherheitsarchitektur. Ihr kommt der Sta-tus einer strategischen Schlüsselindustrie zu, deren Fä-higkeiten es national durch die Schaffung geeigneterRahmenbedingungen zu erhalten und weiterzuentwickelngilt.

    1.2 Markt- und IndustriestrukturenDie SVI sicherte im Jahr 2011 rund 220.000 Arbeitsplätzein Deutschland. Der Wert der produzierten Güter betrugim gleichen Zeitraum insgesamt 22,6 Mrd. Euro, die Ex-portquote lag bei 44 %.3

    Die volkswirtschaftliche Bedeutung der SVI geht jedochdeutlich über die branchenspezischen Eckdaten zu Be-schäftigten und Produktionswerten hinaus: Mit einer in-ternen Forschungs- und Entwicklungsquote (FuE) von19,1 %4 ist sie eine der innovativsten IndustriebranchenDeutschlands. Über hohe Impuls- und Ausstrahlungswir-kungen auch auf andere Industriesektoren 5 ist sie ein In-novationsmotor für das Industrieland Deutschland. Auchinternational nimmt sie eine technologische Spitzenstel-lung ein.

    Die SVI-Märkte werden international von staatlichenNachfragern geprägt und aufgrund jeweiliger nationalersicherheits- und wirtschaftspolitischer Interessen starkreguliert. Subventionen und Staatsbeteiligungen, Reex-port-Vorschriften, Offset-Verpichtungen, nationale Zu-

    3 Quelle: WifOR-S tudie 2012 »Quantifizierung der volkswirtschaf tlichenBedeutung der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie für den deutschenWirtschaftsstandort«

    4 Interne FuE-Quote: unternehmensinterne FuE-Ausgaben im Verhältnis zurBruttowertschöpfung; Quelle: WifOR-Studie 2012

    5 Zum Vergleich: die durchschnittliche FuE-Quote der deutschen Wirtschaftvon 2007 bis 2010 lag bei 2,1 %; Quelle: WifOR-Studie 2012

    lassungs-, Prüfungs- oder Zertizierungsanforderungenoder Wettbewerber ausschließende Beschaffungsver-fahren: Die Liste der wettbewerbsverzerrenden, protek-tionistischen Regularien und Instrumente ist lang. Dieresultierende Marktfragmentierung in Europa führt zuInefzienz im Beschaffungsprozess, mangelnder Inter-operabilität der Streitkräfte sowie zur allgemeinen Ver-schwendung von Ressourcen.

    1.3 Sinkende Beschaffungsbudgets in Deutschland undEuropaIm Kontext der Finanz- und Haushaltskrise werden der-zeit in vielen westlichen Volkswir tschaften die Budgetsnoch stärker als bisher reduziert. Außerdem werden dieSicherheits- und Streitkräfte in Deutschland und Europaweiterhin verkleinert, Fähigkeitsanforderungen verändertund vereinbarte Beschaffungsstückzahlen im Nachhin-ein reduziert. Die deutsche SVI steht vor der Herausforde-rung, auf diese veränderte Marktsituation im Inland undin Europa Antworten nden zu müssen.

    1.4 Beschaffung in Deutschland

    Die veränderten Fähigkeitsanforderungen an Streit- undSicherheitskräfte führen zu neuen Beschaffungsbedarfen –oftmals jedoch nur in sehr geringen Stückzahlen. ErkannteFähigkeitslücken sollen zudem möglichst kurzfristig undkostengünstig geschlossen werden. Ein Weg hierfür ist dieBeschaffung bereits marktverfügbarer Systeme und vonDual-Use-Technologien (sogenannte COTS-6/MOTS-7 oder Kauösungen). Unter den derzeitigen Rahmenbedin-gungen können diese von der deutschen SVI nur begrenztvorgehalten werden. Diese Art der Beschaffung kann mit-telfrist ig zu einem Verlust von Schlüsseltechnologien und-kompetenzen in Deutschland und zur Schaffung sicher-heitspolitischer Abhängigkeiten führen.

    Die Modernisierung der Beschaffungsprozesse inDeutschland – vor allem der neue Ausrüstungs- und Nut-zungsprozess des BMVg – bietet allerdings die Chance,diesen drohenden Kompetenzverlust in der SVI abzuwen-den. Dies setzt vor allem praxisorientiertere Beschaffungs-vorgänge voraus, die von Beginn an im engen Austauschmit der deutschen SVI gestaltet werden. Eine für die In-dustrie rechtssichere Umsetzung dieser Beschaffungspro-zesse ist zwingend notwendig.

    6 commercial off-the-shelf7 military off the shelf

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    17GrundsatzpapierSicherheit für das Industrieland Deutschland

    1.5 Europäischer BeschaffungsmarktIm Rahmen der Gemeinsamen Außen- und Sicherheits-politik (GASP) und der Europäischen Sicherheits- undVerteidigungspolitik (ESVP) gibt es seit Anfang der 90er

    Jahre Bestrebungen, die Schaffung eines europäischenBeschaffungsmarktes für Rüstungsgüter und Sicherheits-technologien voranzutreiben. Mit der Gründung der Eu-ropean Defence Agency (EDA) und der Umsetzung des»Defence-Package« wurden u. a. die Voraussetzungen füreine »European Defence Technological and IndustrialBase« geschaffen. Deren Potentiale werden bisher nochnicht ausreichend ausgeschöpft. So sind die europäischenSVI-Märkte weiterhin geprägt durch nationale Eigeninte-ressen, die sich in den massiven wettbewerbsverzerrendenRahmenbedingungen, etwa in Form von Staatsbeteiligun-gen und damit verbundenen Subventionen oder Kompen-sationsgeschäften, widerspiegeln.

    1.6 Globale Märkte/ExporteDer nationale Bedarf von Bundeswehr und Behörden so-wie Organisationen mit Sicherheitsaufgaben reicht für denTechnologie- und Kompetenzerhalt in den deutschen Un-

    ternehmen bei weitem nicht aus. Dem Export kommt somiteine zentrale Bedeutung zu. Ein wichtiger Referenzkundefür die deutsche SVI ist die Bundeswehr.

    Auf den Exportmärkten steht die deutsche SVI im inten-siven Wettbewerb mit Anbietern aus Europa, den USA,Russland und weiteren Staaten, die für ihre Exportaktivi-täten massive, organisierte politische und wirtschaftlicheUnterstützung ihrer jeweiligen Regierung erhalten. Inter-national wird Rüstungsexportpolitik wesentlich stärkerals in Deutschland im Verbund eigener außen- und sicher-heitspolitischer sowie wirtschaftlicher Interessen gesehen.

    1.7 Forschung und Technologie (F&T)

    Die hohe Innovationskraft der deutschen Industrie ist derSchlüssel für ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit.Die Unternehmen der SVI investieren im Durchschnitt19 % ihrer Umsätze in die Forschung und Technologieent-wicklung und nehmen damit national und internationaleine Spitzenstellung ein. Als High-Tech-Industrie ist dieSVI auf qualizierte Mitarbeiter angewiesen. Daher ist sievon dem steigenden Fachkräftemangel im IndustrielandDeutschland besonders betroffen. Infolge nicht ausrei-chend qualizierter Bewerber bleiben immer mehr Stellendauerhaft vakant – mit steigender Tendenz. Insbesonderein naturwissenschaftlich-technischen Fächern fehlen

    Nachwuchskräfte. Diese Situation gefährdet langfristigdie Innovations- und damit die Wettbewerbsfähigkeit derdeutschen SVI.

    2. Handlungsempfehlungen

    2.1 SVI ist strategischer Bestandteil der nationalenSicherheitsvorsorgeSicherheitspolitik hat zwingend auch eine industriepoli-tische Komponente. Diese gilt es bei der Denition natio-naler sicherheitspolitischer Interessen zu berücksichtigen.Während andere Staaten ihre nationalen Interessen aufGrundlage und dem Verständnis einer vernetzten Außen-,Sicherheits- und Industriepolitik festgelegt haben, werdendiese Bereiche in Deutschland überwiegend ressortspezi-sch betrachtet.

    BDI-Forderungen:• Führung eines Dialogs mit Politik, Industrie und

    Gesellschaft zur strategischen Bedeutung der SVIfür die nationale Sicherheitspolitik.

    • Ressortübergreifende Denition nationaler Interes-sen als Grundlage für eine aktive Mitgestaltung au-ßen- und sicherheitspolitischer Prozesse in Europaund im internationalen Staatengefüge.

    • Ableitung konkreter verbundener sicherheits- undindustriepolitischer Interessen.

    2.2 Stärkung und Erhalt der Innovationskraft und desKnow-howsForschung von heute entscheidet über den wir tschaftli-chen und technologischen Erfolg von morgen. Forschungund Entwicklung sind das Fundament der technologischenSpitzenstellung der SVI und ihres Erfolges auf den europä-ischen- und weltweiten Märkten und ermöglichen es, aufkünftige sicherheitspolitische Herausforderungen bedarfs-gerecht reagieren zu können.

    Mit ihrer Forschung trägt die deutsche SVI zusätzlich zumwirtschaftlichen Wachstum und zur Innovationsfähigkeitanderer Branchen bei. Damit sichert sie jetzt und zukünf-tig Arbeitsplätze und Steuereinnahmen im IndustrielandDeutschland.

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    BDI-Forderungen• Bereitschaft, Zukunftstechnologien zu fördern.• Stärkung öffentlicher Ressort-/Auftragsforschung.• Stärkung der militärischen Forschungsförderung

    und Ausbau von Schnittstellen zu zivilen Förder-programmen, um Transfer-Potenziale seitens derUnternehmen gezielt nutzen zu können.

    • Sicherung des Fachkräftenachwuchses durch be-darfsgerechte Ausbildung und Weiterqualizierunginsbesondere in MINT-Berufen/Fächern.

    2.3 Förderung des AußenhandelsUm die Versorgungssicherheit der nationalen Streitkräftegewährleisten und ihre Schlüsseltechnologien und -kom-petenzen erhalten zu können, ist die deutsche SVI auf denExport ihrer Produkte angewiesen.

    BDI-Forderungen• Strategische und ressortübergreifende Verankerung

    von Rüstungsexporten als Bestandteil einer mo-

    dernen deutschen Außen-, Sicherheits- und Wirt-schaftspolitik.• Wahrung der Geschäftsgeheimnisse und Sicher-

    heitsinteressen der Unternehmen der SVI sowieihrer internationalen Kunden und Zulieferer im Ge-nehmigungsverfahren.

    • Abbau von Marktzugangsbarr ieren (z. B. Off-Set-Verpichtungen) und Wettbewerbsverzerrungen(insbesondere in EU und bei Rahmenabkommen zugrenzüberschreitenden Güterverkehr), sowie Schaf-fung eines »Level Playing Field«.

    2.4 Beschaffung national und EU-weitUm den Herausforderungen durch die Begrenzung derHaushaltsmittel einerseits und den Einsatzanforderungenvon Bundeswehr und Sicherheitsbehörden andererseitsgerecht zu werden, bedarf es innovativer Ansätze sowohl

    bezüglich der Beschaffung, als auch bezüglich der zukünf-tigen Finanzierung. Dies betrifft auch den Bereich der Zer-tizierungs- und Zulassungsbestimmungen. So sollte z. B.ein gemeinsames Verständnis darüber entwickelt werden,inwieweit ordnungsrechtliche Anwendungen aus dem zi-vilen Zulassungsbereich bei militärischen Ausrüstungs-gegenständen berücksichtigt werden müssen. Dazu ist einenges, frühzeitiges Zusammenwirken von Industrie undStaat erforderlich.

    Zugleich ist unter der erkennbar zunehmenden Einuss-nahme der EU eine Standardisierung, Zertizierung undHarmonisierung von Bau- und Zulassungsverfahren aufeuropäischer Ebene Voraussetzung für eine weiterhinwettbewerbsfähige deutsche wie auch gesamteuropäischeVerteidigungsindustrie. Dies gilt auch für die politischeHarmonisierung von Beschaffungsbedarfen (HMR – Har-monization of Requirements, HoD – Harmonization ofDemand) zwischen den einzelnen nationalen Bedarfs-trägern auf EU-Ebene mit dem Ziel, den Mitteleinsatz beizukünftigen Großprogrammen zu optimieren. Bei Errei-chen dieser verschiedenen Harmonisierungsziele wäreder zukünftige Ressourceneinsatz insgesamt efzienter,die Einsatzfähigkeit, Interoperabilität und Verfügbarkeitsichergestellt und die globale Wettbewerbsfähigkeit derIndustrie erhöht. Gerade in Zeiten knapper Finanzmittelund im Bemühen, den Ausrüstungs- und Nutzungsprozesszu optimieren, erscheinen diese Maßnahmen als Mittel derWahl. Auftraggeber und Auftragnehmer würden gleicher-maßen protieren.

    BDI-Forderungen:

    • Konsequente Umsetzung des neuen Ausrüstungs-und Nutzungsprozesses unter Einbeziehung der In-dustrie.

    • Ausbau kooperativer Modelle zwischen Bundes-wehr und Industrie sowie Weiterentwicklung lang-fristiger Partnerschaften in der Systembetreuung.

    • Übernahme nichthoheitlicher Aufgaben durch dieIndustrie in den Bereichen Ausbildung, Betrieb,Wartung und Instandsetzung.

    • Im Rahmen des »Defence Package«: Erhöhung derTransparenz hinsichtlich der europaweiten Umset-zung.

    • EU-weite und internationale Harmonisierung tech-nischer Prüf-, Zertizierungs- und Zulassungsver-fahren.

    • EU-weite Harmonisierung von Beschaffungsbedar-fen zwischen den nationalen Bedarfsträgern.

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    Impressum

    Stand: Juni 2013

    Herausgeber:Bundesverband der Deutschen Industr ie e.V. (BDI)Abteilung Sicherheit und RohstoffeBreite Straße 29D-10178 BerlinT: 030 2028-0 www. bdi.eu

    Redaktion:Mattias Wachter, AbteilungsleiterFelix Esser, Referent SicherheitDeborah Klein, Referentin Sicherheit und Rohstoffe

    Kontaktdaten:Bundesverband der Deutschen Industr ie e.V. (BDI)Abteilung Sicherheit und RohstoffeT: 030 2028-1495F: 030 2028-2495M: [email protected]

    Layout und Druck:DCM Druck Center Meckenheim GmbHwww.druckcenter.de

    Fotos:Cover: © chr is-m / fotolia.comSeite 9: © strixcode / fotolia.comSeite 12: © amaze646 / fotolia.comSeite 13: © Günter Menzl / fotolia.comSeite 15: © Volodymyr Kyrylyuk / fotolia.com

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