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22 nd International AVL Conference “Engine & Environment”, September 9 th - 10 th , 2010, Graz, Austria MOTOR & UMWELT 2010 ENGINE & ENVIRONMENT 2010 SICHERUNG DER MOBILITäT - POLITIK UND PHYSIK IM WIDERSPRUCH? SAVING THE MOBILITY - POLITICS AND PHYSICS IN CONTRADICTION? Wolfgang Maus Emitec Gesellschaft für Emissionstechnologie mbH

SicherUng der Mobilität - Politik Und PhySik iM ... · 2 Bild 2 Energy related CO 2 emissions und Kohle, davon unbeeindruckt für ihren Wohlstandsaufbau einsetzen [4] und zu den

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22nd International AVL Conference “Engine & Environment”, September 9th - 10th, 2010, Graz, Austria

Motor & UMwelt 2010engine & environMent 2010

SicherUng der Mobilität - Polit ik Und PhySik iM widerSPrUch?

Saving the Mobility - Polit icS and PhySicS in contradiction?

Wolfgang MausEmitec Gesellschaft für Emissionstechnologie mbH

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SICHERUNG DER MOBILITÄT - POLITIK UND PHYSIK IM WIDERSPRUCH? Es ist eine allgemeine Lebensweisheit, dass man bei der Auswahl seiner Freunde, Partner und Ratgeber genau hinschauen sollte [Bild1]. Ist die Mobilitätsindustrie gut beraten, allen heutigen politischen und ökologischen Ziel-setzungen zu folgen? Haben diejenigen, die häufig meinungsprägend ökologische Forder-ungen in die Öffentlichkeit tragen, die Aus-wirkungen auf die Umwelt und das Wohler-gehen der Bürger untersucht? Sind sie dafür ausgebildet oder nur als sog. politische Experten ernannt? Kann man pauschal den ökologischen Visionen und geforderten Maßnahmen vertrauen? Wenn es gegen die Mobilität geht, ist jedenfalls Vorsicht angebracht.

Bild 1 Fox and goose (Source FAZ) 1 NEUORIENTIERUNG DES UMWELTBEWUSSTSEINS Der Club of Rome [1] hatte 1972 mit einer Studie von der endlichen Verfügbarkeit der Ressourcen und der rechnerischen Ableitung der Grenzen des Wachstums, in der westlichen Industriegesellschaft Zweifel an dem bis dahin vorwiegend wachstums- und wohlstands-orientierten Wirtschaften ausgelöst. Die Katastrophen-Szenarien lösten Ängste in den westlichen Bevölkerungen, aber auch Kritik namhafter Wissenschaftler – wie „irresponsible nonsense“ [2] – aus. Die 68er Protestbewegung suchte über die gesellschaftlichen und industriellen Strukturen einen ökologischen

Wandel einzuleiten. Der Übergang in eine Grüne Partei vollzog sich erfolgreich. Ein schonender Umgang mit der Natur wurde und ist das Leitmotiv, dem sich inzwischen alle Parteien verpflichtet fühlen. Die Umweltbewegung entstammt der bür-gerlichen Wohlstandsgesellschaft. Als puristische Umweltschützer („Fundamenta-listen“), die einen minimalistischen Verbrauch aller Ressourcen predigten oder als „Realisten“, die einen gemäßigten Umbau der Gesellschaft und ihrer Lebensgewohnheiten verfolgten, einigte man sich auf gemeinsame Ziele. „Fundis“ und „Realos“ standen zunächst im Widerspruch zu den Bürgern, die um ihren errungenen Status fürchteten. In der Umweltdebatte blieb weitgehend unbeachtet, dass die wenigstens 4 Milliarden aus dem Elend strebenden Menschen der

ärmsten Entwicklungsländer, noch gar nicht in die Überlegungen einer Beteiligung an den Energie- und Rohstoffressourcen einbezogen wurden. Das Dokument der Rio-Konvention aus dem Jahr 1992 (Agenda 21), das auch die Bundesrepublik Deutschland mit dem damaligen Bundeskanzler unterzeichnete, ist ebenso wohl-meinend-naiv wie unrealistisch [3]. Hunderte Milliarden Dollar sollten für die Erhaltung der Natur und Schonung der Ressourcen ausge-geben werden. Ratschläge für die Ärmsten, zur effizienten Verwendung des Tier-Dungs und Brennholz in Kombination mit preiswerter fossiler und „erneuerbarer“ Energie (z.B. S. 121), kennzeichnet das Werk. Demgegenüber ist inzwischen klar, dass die Zweit- und Drittentwicklungsländer die für sie auf dem Weltmarkt preiswert verfügbare Energie, wie Öl

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Bild 2 Energy related CO2 emissions und Kohle, davon unbeeindruckt für ihren Wohlstandsaufbau einsetzen [4] und zu den größten CO2-Emittenten werden [Bild 2]. Einige ökologische Initiativen benötigen seit ihrem politischen Durchbruch auf einigen Feldern immer weniger naturwissenschaftliche Fakten zur Begründung ihrer beängstigenden Szenarien. Fehleinschätzungen und Sünden-bock-Kampagnen waren und sind die Folge. Die unnötige Sorge um den deutschen Wald war sicherlich wohlmeinend und die Brent Spar-Aktionen mit grob falschen Annahmen haben der Glaubwürdigkeit nicht sonderlich geschadet. Dabei hätte man bereits damals die heute diskutierte Gefahr der Tiefsee-Ölexploration anprangern können. Bestätigt hat sich mit den aktuellen Verfehlungen der BP (Deepwater Horizon) leider auch erneut, dass Unternehmen und seinen Lenkern nicht per se Umwelt verantwortliches Handeln unterstellt werden kann. So hat es weit mehr als 60 Jahre ge-dauert, bis die Asbestfaser verbannt wurde, obwohl die Hersteller um die Krebsbildung ihrer Produkte wussten. Solange die Wirtschaft keine Selbstreinigungsmechanismen aufbaut – wozu sich die Industrieverbände ja verpflichten könnten – sind die Öko-NGOs zwingend notwendig!

2 UMWELTPOLITIK MIT BEGRIFFSDEUTUNGEN, -SCHÖPFUNGEN Politiker wollen gewählt werden. Und damit hat die Politik jeglicher Couleur keine Wahl: Sie prägt und folgt der Meinung der jeweiligen Klientel. Geschickte Beeinflussung und Steuerung der Wähler lassen sich bei sperrigen, wissenschaftlichen Zusammenhängen über Bedeutungswandel, Wort-Neuschöpfungen und irreführende Begriffe aufbauen. Keine Partei kann es sich heute leisten, Umweltbedenken und Zukunftsängste der Bürger nicht ernst zu nehmen. Politiker und Umweltaktivisten spüren Probleme auf, reale und unbeweisbare wie Kohlendioxid als „Klimagas“ (5.2). Sie befördern die Befürchtungen und offerieren Lösungen. Beide wecken heute zugleich die Hoffnung, man könne „nachhaltig“ das komfortable westliche Leben weiterführen. Das Öko-Wählerpotenzial rekrutiert sich entsprechend aus Bevölkerungs-schichten des linken Spektrums [5] und solchen des eher konservativen, die ihren erreichten Status sichern wollen. 2.1 ÖKOLOGIE UND ÖKONOMIE In den 80ern Jahren hat eine neue „Ökologie“ (Lehre des Haushaltens) die politische Herrschaft über die „Ökonomie“ (Gesetz-mäßigkeiten des Haushaltens) übernommen. Justus v. Liebigs und Darwins ursprünglich neutrale Naturwissenschaft Ökologie wurde positiv besetzt, so dass „ökologisch“ und inzwischen auch die Vorsilbe „Öko“, gleichbe-

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deutend mit umweltverträglich, sauber, rück-sichtsvoll wurde. Es wird auch mit „gut“ bzw. „richtig“ verwendet. Die Ökonomie darf sich aber der inzwischen politischen und auch ideologischen Ökologie nicht unterordnen: Die Ökonomie sagt uns, wie viel Gewinn & Verlust die Ökologie erzeugt. In dem Buch „Das grüne Paradoxon“ begründet der Ökonom Hans-Werner Sinn [6] die ökologischen Fehlan-nahmen einer politischen Energie-Nachfrage-einschränkung der Kyoto-Länder. Diese „grüne Politik“ führe zu relativen Preisreduzierungen der Energieträger auf dem Weltmarkt, was eine zusätzliche Nachfrage der Nicht-Kyoto-Länder auslöse [vergl. Bild 2]. Auch an dem nach-folgend diskutierten „Nachhaltigkeits-Dreieck“ lässt sich erkennen, dass es den „grünen Politikern“ bekannt ist, dass ökologische Maßnahmen wohlstands- und sozialstaats-schädigend sein können. 2.2 NACHHALTIGKEIT Nachhaltiges Wirtschaften ist keine Erfindung neuzeitlicher Ökologen, sondern fußt seit dem 16. Jahrhundert auf dem Ziel der optimalen Nutzung der Natur, z.B. der Wälder und Forsten [7, 8, 9]. Konrad Ott [10] postulierte noch in seinen Arbeiten in den 90er Jahren: „Regenerierbare lebende Ressourcen dürfen nur in dem Maße genutzt werden, wie die Bestände natürlich nachwachsen“. Er blieb bei der biologischen Nachhaltigkeit. Heute wird „Nachhaltigkeit“ freizügig für praktisch alle Lebensumstände gefordert. Das Integrierende Nachhaltigkeits-Dreieck

[Bild 3] soll die kontinuierliche Zusammen-führung der drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales erlauben [11]. Hier wird deutlich, dass die jeweiligen Optima in Konkur-renz miteinander stehen. Sinn macht der Begriff Nachhaltigkeit aber nach wie vor nur für die Biologie, für das Erneuerbare, das eine bio-logische Agenda in sich trägt. Für Ressourcen gilt es nicht: Materialien unterliegen den Gesetzmäßigkeiten der Kombinier- und Recyclefähigkeit, Elemente der Transmutation. Auch die Energie kann nicht nachhaltig sein. Sie folgt den Hauptsätzen der Thermodynamik. Dazu später mehr. Noch ein Fragenkomplex wird gerne bei der modernen „ökologischen Nachhaltigkeit“ unterschlagen: Wir sollen bei Ressourcen-verbrauch in ethischen Kategorien wie der Generationengerechtigkeit denken. Und wie viele Generationen wären politisch korrekt? Müssten die guten Vorsätze nicht bis in die wissenschaftliche „Endzeit“ reichen, nämlich dann, wenn die Erde in etwa 2 Milliarden Jahren wegen der heißer werdenden Sonne verkocht? Vielleicht doch nicht so lange? Vielleicht legt sich hier einmal ein Nachhaltigkeits-Politiker bei der langfristigen Energie-Bereitstellung im Wahlprogramm fest! 3 ENERGIEPOLITIK Energiepolitik ist ein Kernthema der umwelt-politischen Bewegung und sollte es auch für bürgerliche und sozialorientierte Parteien sein,

wie später begründet wird. Und es ist zu ver-muten, dass ein Teil der Umweltpolitiker im

Bild 3 Integrating triangle of sustainability

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Bewusstsein der Erfolge bei Begriffsschöpf-ungen leichtsinnig geworden sind. Trickreiche, irreführende, „Öko“- Wortschöpfungen ver-schleiern die Probleme. Es scheint schwierig zu sein, einfachen physikalischen Gesetzen, ökonomischen und sozialen Banalitäten zur Anerkennung in der öffentlichen Meinung zu verhelfen. Vielleicht wird auch nur der universelle Nutzen der Physik und deren Teilgebiet der Thermodynamik unterschätzt. 3.1 „ALTERNATIVE“ ENERGIE Als Rheinländer kennt man die Hauptsätze der Thermodynamik bereits vor dem naturwissen-schaftlichen Studium. Dort gelten sie sinnvoller Weise für alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft. Man formuliert den ersten Hauptsatz mit: „Von nix kütt nix“. Übersetzt: Ein Perpetuum Mobile erster Art existiert nicht! Es muss bereits Energie oder auch Geld vor-handen sein, bevor man sich mit der Nutzung oder der Verlust behafteten Umwandlung beschäftigen kann. Es existiert in der Physik nur eine Energie. „Alternative Energien“ gibt es weder in der Physik noch im Leben! 3.2 „REGENERATIVE“ ODER „ERNEUERBARE“ ENERGIEN Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik ist im Rheinland ebenso klar und verständlich: „Wat fott es, es fott“. Oder wissenschaftlich: Es gibt kein Perpetuum Mobile der zweiter Art. Wer von „Regenerativer oder Erneuerbarer Energie“ spricht, macht dies aus Unkenntnis oder führt den Normalbürger hinters Licht. Wie ist es nun zu verstehen, dass zu einem nicht-existenten physikalischen Effekt, das „Erneuerbare Energie Gesetz“, das EEG erlassen wurde? Unkenntnis? Verschleierung der Fakten? Es bleibt einen Appell an die naturwissen-schaftlich gebildete Gemeinde zu richten: Erkennbar manipulierte physikalische Begriffe wie „Alternative“, „Regenerative“ und „Erneuerbare“ Energien sollten zukünftig kompromisslos vermieden werden. 4 DER MENSCH ALS UMWELT-PROBLEM Beide Hauptsätze der Thermodynamik führen zu einer weiteren Erkenntnis: Der Mensch lebt – zunächst energetisch gesehen – ‚parasitär’. Gleichgültig, ob er biologisch den Pflanzen das Sammeln des Sonnenlichts überlässt, diese Energie mit Wirkungsgradverlust nutzt oder die nächste Veredlungsstufe tierischer Produkte mit weiteren Verlusten vorzieht (s.a. 4.2) .

Effektiver, parasitärer lässt sich bekanntlich leben, indem wir die über Millionen von Jahren eingespeicherten Bio-Energien als Kohle ausgraben oder als Öl abpumpen. Wohlstand hängt von preiswerter Energie ab, die leicht zugänglich und möglichst kompakt gespeichert sein muss. Unzweifelhaft, Wohlstand für alle ist ein hehres politisches Ziel. Dazu soll noch die Armut in der Welt beseitigt werden [3]. Hier verhilft das Wissen der Physik und Offenheit für neue Technologien. Ein schlechtes Gewissen ist nicht beim Verbrauch der Energie, sondern nur bei Verschwendung und mangelnder Effizienz angebracht! Sind aber die verfügbaren Energie- und Treibstoffvorräte endlich? Können wir „nachhaltig“ parasitär existieren? Dazu später mehr. 4.1 MOBILITÄT IM FOKUS „ÖKOLOGISCHER“ POLITIK Aus der außerparlamentarischen Opposition der sog. 68er Generation hat sich ein stabiler Wählerblock gebildet, der eine autoritäre Umweltpolitik befürwortet. Und mit ihm eine gut alimentierte Umweltindustrie, die aus NGOs, Umweltinstituten, Gutachtern und spezialisierten Anwälten besteht. Sie nehmen sich – fast als Alleinstellungsmerkmal – den zahlreichen ökologischen Themen an, die in der Mehrzahl auch in der Bevölkerung als wichtig angesehen werden. Als ‚fast followers’ können sich bürger-lichen und linken Parteien dem kaum entziehen. Als aktuelle Beispiele mögen die Initiativen für die Luftreinhaltung hinsichtlich Partikel und Stickoxide dienen. Hier ist nicht die Mobilitäts-industrie das Problem, sondern es versagen die europäische und nationalen Regierungen und Gesetzgeber auf der ganzen Linie. Die Luftrein-haltungsgrenzwerte, welche nachweisbare Ein-flüsse auf die durchschnittliche Lebenser-wartung haben, sind den dazu im Vergleich laschen Fahrzeugemissionsgrenzwerten um Jahre voraus. Ob Fahrzeug- und Motoren-hersteller diese Schieflage vorsorglich über ein Vorerfüllen der nächsten Gesetzesstufen hätten beseitigen können, sei dahingestellt. Daher haben sich die Automobilhersteller weder bei der Katalysator- noch der Partikelfilter-einführung formal etwas vorzuwerfen. In beiden Fällen erzwangen weder die Immissions-Gesetzgebung noch die Europäischen Fahrzeuggrenzwerte die Einführung der neuen Umwelttechnologien. Und freiwillig kann man es nur früher einführen, wenn die Kunden bereit sind dafür zu zahlen. Diese Bereitschaft findet man bis heute nur mit wenigen Ausnahmen. Trotzdem wurde die deutsche Automobil-

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industrie von Politik und Umweltverbänden an den Pranger gestellt. Sie ist den Makel bis heute nicht losgeworden. Und da die Glaubwürdigkeit der Autoindustrie mit großem Abstand hinter der von Greenpeace liegt, scheint der Widerstand gegen die unsachliche Behandlung durch Parteien und Medien gebrochen zu sein. Ob die Öffentlichkeit überhaupt wahrnehmen würde, wenn Fahrzeugfirmen zu Recht damit werben würden, dass Motoren mit aktueller Abgasnachbehandlung die Umgebungsluft zumindest teilweise reinigen können? Und warum zeigt man nicht, dass dies ein Elektro-Fahrzeug nie können wird? Ein süddeutscher Automobilhersteller schaltete eine Presse-kampagne, die genau das irreführende Gegen-teil suggerierte. Nämlich ein zugeknotetes Auspuffendrohr. Anders liegt die Sache bei den nachgewiesener-maßen zellschädigenden hohen Konzen-trationen von NOx/NO2 in Ballungsgebieten. Auch hier besteht ein klaffender Abstand zwischen zulässigen Emissionen und Immissionen. Dass dies nicht stärker von politischen Parteien und Umweltverbänden thematisiert wird, mag an der bereits wirkungs-voll aufgebauten CO2 Klimadebatte und dem unvermeidbaren CO2-Ausstoß der Ver-brennungsmotoren liegen. NOx-Steuern könnte die Verbrennungsmotorenindustrie mit Abgas-nachbehandlung vermeiden, CO2-Steuern nicht. Die gesamte Fahrzeugbranche sitzt in der CO2-Klimafalle. Aus der zu entkommen hilft vielleicht noch der Trick, in den CO2-Emissionsrechte-Malusbereich der Industrie zu gelangen. Die Antriebs-Elektrifizierung legt eine solche Überlegung nahe [Bild 4]. Insbesondere dann, wenn die scharfen CO2-Grenzwerte greifen.

Ist das der Grund, dass sich kein Widerstand dagegen regt, dass die Überschreitung eines CO2-Emissionsgrenzwerts bei fossilen Kraft-stoffen zu Malussteuern führen wird. Dass die deutlich höheren (China) oder vergleichbaren (BRD) CO2-Emissionen der Elektromobilität negiert werden? Haben die Automobillobbyisten der Verbände das übersehen? Auch die Zulieferer? Hat der Verbrennungsmotor gerade deshalb geringe Zukunftschancen? Ein Schelm, der Böses dabei denkt! 4.2 VERBRAUCHER UND ENERGIEKOSTEN Es muss noch eemal betont werden: Der Mensch lebt selbst in größter Armut in den Ent-wicklungsländern parasitär. Angenehmer und energieverzehrender in der Wohlstandswelt [Bild 5]. Er ernährt sich, wie eingangs erwähnt, mit Hilfe der Energie bzw. der Nahrungskette von den Pflanzen, die der Boden durch Sonnen-einstrahlung als Kultur wachsen lässt oder er füttert die Tiere damit, um mit etwa 7 kg Kraftfutter 1 kg Fleisch zu erzeugen. Klar ist: Weitere Energieverluste müssen in Kauf genommen werden, um eine energiereiche Nahrung als pflanzliche oder tierische „Energiezufuhr“ zu sich nehmen zu können. Mit dem wichtigen Ziel der Beseitigung der Armut (Agenda 2010) steigen der Fleischkonsum und die Fahrzeugdichte mit steigendem BIP an [12].

Bild 4 Taxes in euro/t CO2 w/o VAT [6] (incl. VAT : midsized car; 7l/100km; 20k km; 3,3 t CO2; taxes 1090 €/year)

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50

100

150

200

250

300

Heizöl schwerProzesswärme

Heizöl schwerStromerzeugung

Erdgas zur Heizung

Erdgas als Kraftstoff

Erdgas Stromerzeugung

Diesel

Benzin

>900%

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Bild [5] Meat consumption as a function of the GNP

Bild [6] Energy price increase 1998 to 2009, [13] Fossile Rohstoffe für die Energiegewinnung zu nutzen (s.a. 4) ist seit Menschengedenken die effektivste, preiswerteste Methode. Ebenso verhält es sich mit Uran und Thorium für Kern-kraftwerke. Kann man sich Energie leisten, ist es prinzipiell möglich, mit den entsprechenden Rohstoffen und Prozessen sämtliche landwirt-schaftlichen Erzeugungen zu optimieren und industrielle Konsumprodukte herzustellen. Zwei Schlussfolgerungen können hier gezogen werden: Geldmittel sind Substitut z.B. für Nahrung, Rohstoffe oder Energie bzw. den daraus hergestellten Produkten. Wenn eines oder mehrere dieser notwendigen Bezüge teurer werden, verringert sich das restliche verfügbare Einkommen. Der Wohlstand sinkt,

Armut nimmt zu, was auch früher oder später den Staatshaushalt trifft. Dies wird deutlich, wenn man alleine die Verteuerung der Energie-kosten der vergangenen Jahre anschaut. Insbesondere stiegen die Steuern auf Energie für Verbraucher absolut rapide an [Bild 6]. Die Einspeisung von Wind- und Solarstrom ver-teuert den Energiebezug für Verbraucher heute um ca. 2 Eurocent/kWh. Diese zusätzliche Belastung von etwa 10% muten z.Z. alle Parteien den Bürgern zu. Und es wird mit dem Ziel der „erneuerbaren Energiewende“ mehr! Als angeblich unumgänglicher Übergang in eine sog. ökologische Energieversorgung. Der Beweis, dass eines fernen Tages die Wind- und Solarenergie-Strompreise auf dem Niveau der Leichtwasserreaktoren von ca. 2 bis 12 Eurocent/kWh (Herstellungskosten) [14-19] bzw. 5 bis 8 Eurocent/kWh (Marktkosten) [20,21] liegen, bleibt man uns schuldig. Wer bei diesen weit auseinander klaffenden Kosten falsche

Steuern46%

49% 43%

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Angaben macht, ist auch für gebildete Bürger kaum nachzuvollziehen. Zusätzlich wird davon abgelenkt, dass das verfügbare Einkommen schon heute aufgrund der gestiegenen Energiepreise seit 1998 relativ um etwa 8 Prozent gesunken ist [Bild 7].

Bild [7] Possible income after deduction of energy costs 1998 and 2009 [22*, 23**] Wegen des parasitären Lebens muss der Anspruch „carpe diem“ auch so verstanden werden, dass der Mensch nach seinem Ab-leben, nachdem er Unmengen an Energie für die verschiedensten Zwecke irreversibel umge-wandelt hat, irgend etwas Nützliches für die Natur zurückgelassen haben sollte: Im Dienst der „Nachhaltigkeit“. 5 UMWELTPOLITIK BEEINFLUSST ZUKÜNFTIGE ENERGIE- UND ANTRIEBSKONZEPTE 5.1 ERSTE BEDROHUNG FÜR VERBRENNUNGSMOTOREN: CO2 UND KLIMA-STEUERN Für die Menschen gilt das gleiche wie für die eingesetzten Maschinen: Beide benötigen Energie. Steht diese zur Verfügung, kann die nutzbringende, produktive Zeit heraufgesetzt, die Leistung pro Zeiteinheit erhöht werden. Die erste Maßnahme verspricht bei Be-schäftigten aufgrund der sozialen Errungen-schaften in den hoch entwickelten Ländern kaum noch eine Wirkung. In den Entwicklungs-ländern wirken noch beide Einflussgrößen in

bedeutendem Maße. Wir nutzen sie durch die Billigstandort-Produktion. Was uns in der westlichen Welt hilft, produktiv und sozial zu sein, ist die bereits weitgehend optimierte Arbeitsteilung unserer industrialisierten Welt. Mobilität und Kommuni-kationsmittel verringern Verluste. Spezialisierung verbessert Prozesse, erhöht die Kapazitäten. Auch hierdurch verringern sich Verluste. Energieträger mit hoher Enthalpie, nämlich Benzin und Diesel sowie leistungsfähige Verbrennungsmotoren haben Mobilität, effektive Transporte und rationelle Arbeitsteilung erst möglich gemacht. Daher haben wir der Mobilität – insbesondere der individuellen Mobilität – viel zu verdanken. Uns stehen hochentwickelte Alternativen mit Bahn, Flugzeug und Schiff zur Verfügung, so dass Umweltpolitiker, ohne besondere Gefahr hinreichend Rechenschaft ablegen zu müssen, die automobile Mobilität in Frage stellen können. Dabei sollte beachtet werden, dass wirkungs-voller Umweltschutz davon abhängt, ob man sich dies leisten kann. Wir werden es uns leisten können, Verbrennungsmotoren zu betreiben, welche die Umwelt reinigen können. Über dem früher gehätschelten, Freiheit und Wohlstand verkündenden Automobil, türmten sich immer neue kritische Aspekte auf: Ölkrisen, Flächenverbrauch, dann die schädlichen Abgasemissionen und nun, wie oben erwähnt, unentrinnbar die CO2-Problemstellung. Selbst wenn preiswerte fossile Kraftstoffe aus Rohöl weiterhin zur Verfügung stünden, könnte sich der Verbrennungsmotor aus der „Öko“-Politik nicht befreien. Denn Erdgas als Ersatztreibstoff [Bild 8] können in Zukunft die Ölreserven ergänzen. Allerdings wird durch den Verbrauch von Erdgas ebenfalls Kohlendioxid emittiert. Wenn auch weniger. Dabei sollten die Verantwortlichen wissen: Wird die Mobilität behindert, sinkt die Produktivität, sinkt der Wohlstand (s. Bild 3).

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Bild 8 Future oil production including gas [4]

Bild 9 World consumption of primary energy [4] Ab 2015 werden in der EU die CO2-Grenzwerte Pkw auf 130g/km begrenzt und 2020 voraus-sichtlich auf 95 g/km. Vergleichbare Grenzwerte sind für leichte und schwere Nutzfahrzeuge zu erwarten. Diese Maßnahme werden den Zu-wachs des fossilen Energieverbrauchs nicht behindern [Bild 9]. Die Zunahme findet über-wiegend in den Nicht-OECD [s.a. Bild 2] oder Nicht-Kyoto Ländern statt [6]. Biokraftstoffe scheiden als universelle Option aus: Schon Anfang der 90er Jahre hatten Fachleute vor der Konkurrenz mit den Nahrungsmittelflächen und den Rückwirkungen auf die Nahrungsmittelverteuerungen gewarnt.

5.2 CO2 EIN SCHÄDLICHES KLIMAGAS? Die große Mehrheit der veröffentlichenden Klimaforscher unterstützt die Ergebnisse des IPCC [24]. Deren Klimaszenarien basieren auf dem Anstieg des CO2-Gehalts in der Luft von 0,032% (1960) auf heute etwa 0,038%. Daraus schließt die IPCC einen für die Menschheit gefährlichen Temperaturanstieg bis Ende des 21. Jahrhunderts von 1,1 bis 6,4 °C. Kritiker zeigen auf, dass die mit Computer-modellen simulierten Daten fehlerhaft sind und die verschiedenen gerechneten Prognosen als gemittelte Ergebnisse veröffentlicht wurden. Das Klima der zurückliegenden Millionen Jahre kennen die Geologen. Müsste man nicht wenigstens einige der bekannten Warm- und Eiszeiten mit den Klimamodellen berechnen, um die Simulationen zu validieren? Um danach in

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die Zukunft extrapolier-en zu dürfen? Sind die Arbeiten der IPCC-Betreiber daher nur ein wertvolle intellektuelle Übungen und keine Wissenschaft? Der Grund des Zweifels liegt in den vielen sich beeinflussenden Parametern und Imponderabilien, die einer wissenschaftlich reproduzierbaren, umfassenden Modellauf-nahme trotzen. Die Politik hat sich bis auf die bekannten Ausnahmen des polnischen Premierminister Donald Tusk und den tschechischen Präsident Václav Klaus entschieden, die prognostizierte Klimakatastrophe durch CO2-Steuern zu verhindern! Verlässlichere Daten liefert die Geologie. Diese Wissenschaft kommt - aber diesmal reproduzierbar – zum umgekehrten Schluss: Erst habe sich das Klima geändert und dann sei der CO2-Konzentrationsanstieg der Luft gefolgt [25]. Und als sich die Menschen vor 1 - 2 Millionen Jahren entwickelten, war der CO2-Gehalt der Luft 5 % in einer wohl befördernden Warmzeit. Beide Lager stimmen aber in der heutigen Ausgangslage überein, dass wir uns in einer kleinen Eiszeit befinden, in der lt. Definition mindestens ein Pol mit Eis bedeckt sein muss. Also müssten sie auch, wenn es wissen-schaftlich korrekt zuginge zum gleichen Ergebnis in der Vergangenheit und Zukunft kommen. Bild 10 Historic and future ways of oil explotation methods [26] 5.3 ZWEITE BEDROHUNG FÜR VERBRENNUNGSMOTOREN: ROHÖL-VERKNAPPUNG, -PREIS Irgendwann werden die fossilen Rohölvorräte auch aus ungünstigen Vorkommen, wie Teersande und Ölschiefer, zur Neige gehen [Bild 10]. Entsprechend gehen Experten von einer fortschreitenden Verteuerung des Rohöls aus [Bild 11]. Diese Preisentwicklungstendenz führt Benzin- und Dieseltreibstoffpreise zwangsläufig

an die heute noch wesentlich teureren alternativen bzw. biologischen Kraftstoffe heran. 5.4 POLITIK MIT REICHWEITEN DER ENERGIETRÄGER Das Bild 12 zeigt, dass die fossilen Energie-vorräte, hier aus konservativer Sicht, nach jetzigem unabwendbaren weltweiten Ver-brauchsverhalten [Bild 2], in 6 bis 20 Gene-rationen (Reichweite ca. 300 Jahre) aufge-braucht sind [27, 28]. Auch hier fällt dem interessierten Normalbürger unangenehm auf, dass er mit Hilfe der Reich-weitenangaben offensichtlich manipuliert werden soll. Die Kernkraft steht uns nach Öko-Literatur nur für 40 Jahre zur Verfügung und nach Angaben der damit befassten Industrie 300 bis 10.000 Jahre. Das wäre dann immerhin schon ein Energievorrat für maximal bis zu 400 Generationen. Immer noch nicht „nachhaltig“, aber es würde der Menschheit mehr Zeit für eine sinnvolle Energiepolitik geben. Und man sollte optimistisch bleiben. Denn mit der spürbaren ökonomischen Wirkung der Energieverteuerung, werden sich die Völker auf die „Suche“ nach preiswerter und umweltverträglicher Energie begeben.

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Bild 11 Price trend reflects shortages of oil reserves 5.5 KERNFUSION Die einst im internationalen Fusionsexperiment ITER gelungene Kernfusion erfüllt, neben Wind- und Sonnenenergie, die Anforderung auf den Lebenszyklus der Erde ausgerichtet zu sein. Diese Energiequelle sollte (s.o.) bis zum Verkochen der Erde in etwa 2 Milliarden Jahren reichen. Im Jahr 2050, wenn sich der Strombedarf mindestens verdoppelt haben wird, soll der erste CO2-freie Fusionsreaktor ans Netz gehen. Und langlebige radioaktive Abfälle soll er nicht produzieren. Diese ideal erscheinende Energiequelle löst alleine leider die beiden o.g. Bedrohungen für den Verbrennungsmotor nicht. Sie kommt nicht zeitgerecht! Müssen wir uns daher zwangsläufig auf Energiepreis-Erhöhungen und Einschränkungen des Lebensstandards einstellen? Wem die Endlichkeit der fossilen Energieträger als Vorkommen von Kohle, Rohöl und Erdgas bekannt ist, die Kernenergie ablehnt, an die Kernfusion nicht glaubt und weiß, dass sog. Bioenergien teuer sind, muss derjenige dann auf ein Wunder hoffen? Gibt es Auswege und Lösungen, die nur politisch-ökologisch verstellt sind?

6 AUSWEGE AUS DER CO2- UND WOHLSSTANDSFALLE? 6.1 METHANHYDRAT? Eine bislang fast ungenutzte Brennstoff-alternative ist Methan aus Methanhydrat. Dies existiert in sehr großen Mengen vor allem an Küsten der Arktis und Antarktis. Die vor-handenen Methanhydrat-Rohstoffmengen übersteigen mit geschätzten 12 Billionen Tonnen sämtliche fossilen Brennstoff-Roh-stoffmengen und sollen 50 % des organischen Kohlenstoffs ausmachen. Kritisch sind die natürliche Freisetzung und die von Geologen vorhergesagte massenhafte Freisetzung bei einer Klimaerwärmung. Die Förderung aus russischen Methanhydratfeldern im sibirischen Krasnojarsk ist derzeit die einzige industriell-kommerzielle Anlage weltweit. An einem weiteren industriellen Forschungsprojekt ist auch Deutschland beteiligt. Sollten sich bei der Beurteilung des CO2 hinsichtlich der Auswirkungen auf das Klima, die Klima-Simulation gegen die Geologie durch-setzen, wären auch diese gigantischen Vorräte wegen der Beschränkungen der CO2-Emission wenig nützlich. Sie wären sogar wegen der bekannten Klimawirkung des Methans (nur aus Sicht der Klimatologen?) bedrohlicher als das CO2 selbst. Und „nachhaltig“ nach grüner Ökologie wäre es auch nicht, da selbst diese gigantischen Vorräte auch endlich sind.

1980 1995 2010 2020 20300

50

100

150

200

price per barrel US$

History Projections

Moderate

High growth

Low growth

60$

110$

Worldwide 2020 77 Mill. Vehicles

Source: Energy Information Administration Annual Energy Outlook 2009

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Bild 12 Minimum time duration of energy resources [27, 28] 6.2 SYNTHETISCHE KRAFTSTOFF-AUFBEREITUNGEN 6.2.1 PROZESSWÄRME Mit bekannten CTL-Verfahren lässt sich - selbst die heimische - Stein-/Braunkohle mit Wasser-stoff zu energiereicheren Kohlenwasser-stoffen "aufladen". Die weltweiten Ressourcen des fossilen Brennstoffes Kohle liegen bei rund 1 Milliarde Tonnen. Alleine die deutschen Braun-kohlereviere haben so viel Energiegehalt wie Iraks Ölfelder zusammen. Steinkohle gibt es in Osteuropa, Asien, Australien und Amerika, oft als Tagebau. Statt Kohle zu verfeuern, um Strom zu erzeugen, könnte sie als geeignete Kraftstoffbasis dienen. Die Prozesswärme sollte CO2-frei von Wind-, Wasser-, Solar oder z.B. dem inhärent sicheren HTR (Hochtemperatur-Reaktor) Reaktortypen, also hier mittels Trans-mutation (Umwandlung chemischer Elemente in andere chemische Elemente durch Kern-reaktionen) beigesteuert werden. So lassen sich mit Kohle preiswerte Designer-Kraftstoffe für etwa 50 bis 60 Eurocent pro Liter herstellen. Der Nutzen ist augenfällig: Treibstoff für Ver-brennungsmotoren kann so für mehrere hundert Jahre gesichert werden. Ein politisches Problem bleibt: Der erzeugte Kraftstoff setzt CO2 frei, wenn auch weniger als aus Rohöl erzeugter.

6.2.3 BATTERIEN ELEKTRO-CHEMISCHE BATTERIE Batterien mit Strom aufzuladen ist, elektro-chemisch gesehen, ein eher überschaubarer physikalisch-chemischer Vorgang. Eine hohe Ladekapazität bei niedrigem Gewicht, Volumen und Kosten zu erzielen, ist es sicherlich nicht. Zu den Potenzialen und Realitäten gibt es gerade in unserer Zeit des politischen Elektro-mobilitäts-Hype viele sich teilweise wider-sprechende Veröffentlichungen. Hier sollte man die spezialisierten Elektrochemiker zu Wort kommen lassen und weniger die Berufs-optimisten. „CHEMISCHE BATTERIE“, EIN CO2-RECYCEL-VERFAHREN Es ist trivial, dass Kohlenstoff und Kohlen-wasserstoffe bei geeigneter Temperatur und Zuführung von Sauerstoff brennen und Wärme-energie erzeugen kann. Als Endprodukte ergeben sich bei vollständiger Verbrennung im Motor oder Kraftwerk Kohlendioxid CO2 und Wasser H2O. Für die Beispiele des Fischer-Tropsch- und des o.g. Nuklearen Prozesswärme-Verfahren ist bereits das „chemische Aufladen“ von Kohle zu energiereicheren Kohlenwasserstoffen industriell umgesetzt. China baut z.Z. den in Deutschland entwickelten Hochtemperatur Reaktor.

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Lässt sich das verallgemeinern und weiter-führen? Können das sog. „Klima-Gas“ CO2 und Wasser wieder unter Energiezufuhr mit geeigneten Prozessen „chemisch aufgeladen“ werden? Vielleicht sogar an einer ergiebigen CO2-Quelle im Schornstein eines Kohle-Kraftwerks? Würde das die Akzeptanz der Kohlekraftwerke erhöhen, wenn man das CO2 – wie bei den Bio-Kraftstoffen – im Kreislauf hält? Voraussetzung dafür wäre, dass die notwendige „Aufladeenergie“ aus Sonnenkollektion (jedweder Art), Wind-, Wasser-, Kern- oder Fusionsenergie stammen muss. Umweltfreundlich und CO2-frei wäre das nun. Und was wäre der Preis? Z.B. pro Liter Benzin?

Bild 13: Process scheme of CWTL-plant Dazu haben wir eine überschlägige Prozess- und Anlagenauslegung durchgeführt. Nicht um einen Vorschlag für den Bau einer Anlage zu machen, sondern um zu zeigen, dass wir mit der Physik – und hier Chemie – mit Sach-verstand selbst die beiden Kernprobleme des Verbrennungsmotors lösen könnten. Erstens: Das der Öko-Politik, nämlich Treibstoff ohne neues CO2 zu produzieren (CO2 Recycling). Und zweitens: Man könnte das Verfahren auch nachhaltig anwenden. Denn Treibstoff ließe sich solange produzieren, wie preiswürdige Energie zur Verfügung steht. Man kann dann als Ver-braucher oder Mobilitätsanbieter immer noch entscheiden, welcher Preis für Benzin oder Diesel gerechtfertigt ist, um die höchst ‚kom-pakten’ Energieträger im Fahrzeug, Lkw oder Flugzeug auch wegen der Reichweite zu nutzen. Die Invest-, Stoff-, Energie- und Betriebskosten wurden dafür überschlägig analysiert. Womit die Endprodukte preislich abgeschätzt werden konnten.

6.2.4 PROZESSBETRACHTUNG „CARBON DIOXIDE & WATER TO LIQUID“ (CWTL) In Abbildung 13 ist ein Prozessschema des CWTL (Carbon Dioxide & Water to Liquid Fuel) gezeigt. Zweck dieses Verfahrens ist es, das bei der Kohleverbrennung entstehende CO2 chemisch als recycelbaren Wertstoff zu nutzen und (unter Energieeinsatz) wieder in einen Träger chemischer Energie zurückzuverwandeln. Das Verfahren fußt prinzipiell auf einem Kohlekraftwerk herkömmlicher Technologie, das mit einer zirkulierenden Wirbelschicht arbeitet.

Abweichend vom Standard wird es nicht alleine mit Atmosphärenluft betrieben, sondern mit einem Gemisch aus Luft und reinem Sauerstoff, der aus einer Wasserelektrolyseanlage stammt. Hauptzweck der Wasserelektrolyse jedoch ist die Erzeugung von Wasserstoff, der für die katalytische Umsetzung von CO2 zu Methanol benötigt wird. Diese leicht exotherme Reaktion wird durch einen CuO/ZnO/Al2O3-Kontakt katalysiert und läuft bei etwa 250 °C und 50-100 bar Druck mit einer Ausbeute von 71 % bei einem CO2-Umsatz von 98 %. Vorher jedoch muss das im Verbrennungsschritt anfallende CO2 in einem physikalischen Wäscher, der mit etwa 80 % Effizienz arbeitet, angereichert werden. Zuletzt wird das anfallende Methanol wiederum katalytisch an einem Zeolith ZSM-5 bei 300-400°C unter 85 % Ausbeute in 49 % aliphatische (nicht aromatische Kohlenstoff- Wasserstoff-Verbindungen) und 27 % aromatische Kohlenwasserstoffe überführt.

13

Die Auslegung des Prozesses wurde anhand eines typischen 300 MW-Kohlekraftwerks durchgeführt. In Bild 14 sind dazu alle Stoff- und

Energieströme eingetragen. Demnach werden dort etwa 92 t/h Kohle umgesetzt und dabei 69 t/h Benzin erzeugt, sowie knapp 10 t/h eines erdgasähnlichen, energiereichen Gasgemischs. Frei werdende elektrische Energien stammen mit 300 MW aus der Kohleverbrennung und mit ca. 15 MW aus der Umsetzung zu Benzin, aller-dings sind im Gegenzug 1690 MW für die Elektrolyse sowie 45 MW für die CO2-Wäsche erforderlich, so dass in Summe etwa 1420 MW einzusetzen sind. Trotzdem wird mit knapp 50 % ein sehr guter Wirkungsgrad erreicht (vgl. Bild. 15). Grund für diese gute Wirkungsgradbilanz ist die hohe, im erzeugten Kraftstoff enthaltene chemische Energie:

Bild 15: Overall efficiency of petrol production in the CWTL process

Neben dem Gesamtwirkungsgrad ist natürlich von großer Bedeutung, mit welchen Kosten Kraftstoff in diesem Prozess hergestellt werden kann. Dazu wurde in Tabelle 1 die Kosten der einzelnen Anlagenkomponenten sowie die Gesamtkosten dargestellt. Dabei wurde unterschieden in reine Anlagenkosten (Invest-kosten), denen zusätzlich Betriebskosten zugerechnet wurden, die energetisch keine Beiträge haben (energetisch beitragslose Betriebskosten). Daneben sind separat die energetisch relevanten Betriebskosten bzw. Erlöse sowie Erlöse aus dem CO2-Zertifikatenhandel dargestellt. Die Erlöse aus dem Zertifikatenhandel berechnen sich wie folgt: absorbierte Menge CO2: 128 100 m³/h

• Vergütung: 20 €/t CO2 • Jahresbetriebsstunden: 8000 h/a

Daraus folgt ein Erlös von Durch das Recycling des CO2 verringert sich dessen Ausstoß demnach um 2 Mio. Tonnen pro Jahr.

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a

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=

⋅⋅⋅

=

Bild 14: Process scheme of petrol production in the methanol-to-gasoline process: mass and energy balance

14

In Summe ergeben sich also Gesamtkosten von ca. 450 Mio. Euro bei einer angenommen Laufzeit von 20 Jahren und 8000 h/a. Mit dem o.g. Benzinausstoß ergäbe sich hierbei ein Literpreis von 61 Eurocent. In Relation zu den heutigen Kosten für Benzin, welches aus Erdöldestillat stammt, erscheint das eine mehr als akzeptable Alternative, zumal es CO2-neutral hergestellt werden kann. Würde man nun diese pro 300 MW-Kohle-kraftwerk erzeugte Benzinmenge (550 kt/a Benzin) auf die derzeit komplett in Deutschland installierte Kohlekraftwerksleistung (31800 MW, Basis 2008) hochrechnen, ergäbe sich ein Benzin-Produktionsausstoß, mit der man ca. 71 % des deutschen Kraftstoffverbrauchs decken könnte (Basis 2005).

Um den Ausstoß von CO2 in die Atmosphäre zu verringern, wurden Konzepte wie CCS (Carbon Capture Storage) entwickelt, wobei im Kohle-kraftwerk emittiertes CO2 aufkonzentriert wird und anschließend bei hohem Druck in Sedimentgesteine injiziert wird, wo es dort z.B. gespeichertes Salzwasser verdrängt und statt dessen aufgrund des hohen Druck dort in überkritischem Zustand verbleibt. Nachteilig dabei ist jedoch, dass CCS den Wirkungsgrad eines Kohlekraftwerks, der zwischen 40 und 50% liegt (typischerweise 45%), auf ca. 35 % reduziert. Ursache dafür ist, dass ein großer Teil der im Kohlekraftwerk erzeugten elektrischen Energie für die

Abtrennung, die Fortleitung und die Verpressung des CO2 aufgewandt werden muss. Hierzu sind in Abbildung 16 die entsprechenden Wirkungsgrade eines Kraftwerks ohne bzw. mit CCS sowie der Wirkungsgrad des CWTL-Prozesses im Vergleich miteinander darstellt. Während beim Gebrauch des CCS-Prozess der Wirkungsgrad um 22% verschlechtert wird, um CO2 lediglich „wegzuschaffen“, gelingt es mit Hilfe des CWTL-Prozesses und einer Wirkungsgraderhöhung um 9%, CO2 zu recyclen und wieder Benzin zu erzeugen.

6.2.5 KOSTENVERGLEICH DER ALTERNATIVEN KRAFTSTOFFE In nachfolgender Abbildung 17 ist ein Kostenvergleich der wichtigsten Technologien zur Herstellung von synthetischen Kraftstoffen im Vergleich zu Diesel und Benzin aus herkömmlicher Produktion. In der Berechnung hat der Strompreis für die Elektrolyse eine ausschlaggebende Bedeutung. Beim CWTL-Verfahren wurde als Energielieferant Kernenergie mit dem kW-Preis von 3 Eurocent / kWh eingesetzt. Es ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass die in der täglichen Praxis benötigten Energiemengen und –arten durch das politisch vorgegebene Energiekonzept vorgegeben wird und nicht durch die Wirtschaftlichkeit bestimmt werden.

Anlagenkosten ohne Energiekosten/ Erlöse [Mio. €]

Energiekosten/ Erlöse [Mio. €] Zertifikatenhandel [Mio. €]

CO2 - Wäsche 239 * -803 *

Elektrolyse 2545 * 7192 *

Methanolsynthese 380 * - 73 *

MTG - Anlage 146 * - 497 *

Summe 3310 * 6622 * -803 *

Gesamtsumme 9129

pro Jahr 456 Mio €/a

Anlagenkosten ohne Energiekosten/ Erlöse [Mio. €]

Energiekosten/ Erlöse [Mio. €] Zertifikatenhandel [Mio. €]

CO2 - Wäsche 239 * -803 *

Elektrolyse 2545 * 7192 *

Methanolsynthese 380 * - 73 *

MTG - Anlage 146 * - 497 *

Summe 3310 * 6622 * -803 *

Gesamtsumme 9129

pro Jahr 456 Mio €/a

Tabelle 1: Kostenanteile für den Bau und Betrieb CWTL-Anlage (Laufzeit 20 Jahre, 8000 h/ Jahr)

15

Selbstverständlich kann man das CWTL-Verfahren auch mit Wind- und Sonnenenergie betreiben. Die Auswirkungen dieser deutlich höheren Einstandspreise reduzieren die Wirtschaftlichkeitschancen des CWTL-Verfahrens bei Windenergie und machen es für Sonnenenergie unattraktiv. Bild 17: Production cost of fuels, energy content (exception: natural gas: import price)

Wüsste der Normalbürger, dass er seine Energie-Verbraucherpreise beeinflussen könnte, würde er sich sicherlich vermehrt für die Hinter-gründe interessieren und in die Entscheidungen eingreifen wollen.

6.2.6 SCHLUSSFOLGERUNGEN: Ethanol und BTL haben die bei weitem höchsten Produktionskosten. In einem hypo-thetischen Szenario ließe sich mit BTL zwischen 100 und 150 Prozent des deutschen Kraftstoffbedarfs (2005) decken (Bedarf = 8,2 Mio to/a). Dabei liegt zugrunde, dass für BTL zwischen 2,8 Mio ha (Umweltszenario) und 4,2 Mio ha (Biomassenszenario) deutscher Anbaufläche (ca. 14 Mio. ha) für den Anbau von Biomasse genutzt werden. In einem ähnlichen Szenario ließe sich mit GTL derzeit 134% des deutschen Bedarfs decken. Hier hingegen ist die derzeit weltweit verfügbare GTL-Produktionskapazität zugrunde gelegt. Das CO2-neutral herstellbare Benzin aus CWTL hat – je nach Szenario - vergleichbare Kosten

zu Ethanol und Pflanzenöl. Damit ist CWTL-Benzin der einzige Treibstoff in diesem Vergleich, der nicht nur einen sehr hohen Heizwert hat sondern auch noch aus regene-rativ bearbeitetem CO2 und Wasser hergestellt ist. Dies zu durchaus wettbewerbsfähigen Kosten und gleichzeitig mit dem Potenzial

versehen, in großen Mengen hergestellt werden zu können. Daher ist es prinzipiell möglich – solange es preiswerte und umweltfreundliche Stromange-bote gibt – mit dem CWTL-Verfahren die verbrennungsmotorische Mobilität zu akzep-tablen Kosten aufrecht erhalten.

0

0.02

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Fossile Quellen Synthetische Quellen

16

7 ZUSAMMENFASSUNG:

A lemming bucking the trend (Quelle FAZ)

In der Öko-Welt können Wissen und Ehrlichkeit einsam machen, aber:

Politik ist daran zu messen: Nur

physikalische und ökonomische Wahrheiten weisen den richtigen ökologischen Weg!

Ökologie muss mit der Ökonomie

Hand in Hand gehen: Energiekosten bestimmen maßgeblich den Wohlstand

Wir müssen uns von den „Öko“-

Begriffen und -Irrtümern lösen und auf Erdbestehen ausgelegte nachhaltige Energiekonzepte fördern

CO2 ist eine recyclefähige

Rohstoffbasis

CO2 und Wasser kann prinzipiell

verfahrenstechnisch mit dem CWTL-Verfahren zu Benzin recycliert werden

Die verbrennungsmotorische

Mobilität kann solange eine Zukunft haben, wie preiswerter Strom zur Verfügung steht

17

8 LITERATUR: 1. Club of Rome: The Limits To Growth,

Dennis L. Meadows et al., 1972

2. Henry C. Wallich, Professor in Yale, Leitartikel in Newsweek Die Grenzen des Wachstums, 13. März 1972

3. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz

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Energy Outlook, 2008

5. Konrad-Adenauer-Stiftung „Das grüne Wählerpotential, Rechts und Links“, Febr. 2010

6. Hans-Peter Sinn „Das grüne Paradoxon“,

2009 7. Kursächsischen Forstordnung formulierte

erstmalig forstwirtschaftlichen Nachhaltigkeitsdenken, 1560

8. Georg Ludwig Hartig „Anweisung zur

Taxation und Beschreibung der Forstbestände“, 1795

9. Hans Carl von Carlowitz „Sylvicultura

oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“ Nachhaltigkeit zur Erhaltung des Walds, 1713

10. Konrad Ott, Ökologie und Ethik: Ein Versuch praktischer Philosophie. Tübingen 1993

11. Alexandro Kleine, Das integrierende Nachhaltigkeits-Dreieck, Oktober 2008

12. Rosegrant, Thornton, 2008, FAS 29.8.2010 13. IWD Informationsdienst des Instituts der

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14. www.Energieblog24.de (3.9.2010);

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16. www.stromrechner-24.de (3.9.2010); „Wie

hoch sind die Kosten für die Herstellung von Strom?“

17. www.freiewelt.net (3.9.2010); „Energieversorgung der Zukunft, Kernenergie – kontra und pro“

18. www.tagesspiegel.de (3.9.2010); „Brauchen

wir die Kernenergie ?“ 19. www.oekonews.at (3.9.2010) 20. www.daserste.de / Ratgeber Technik

(3.9.2010); „Energie – Wie günstig ist Atomkraft ?“

21. www.freiewelt.net (3.9.2010);

„Energieversorgung der Zukunft, Kernenergie – kontra und pro“

22. IWD Informationsdienst des Instituts der

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23. Bundesfinanzministerium, 2009 24. IPCC, Intergovernmental Panel on Climate

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25. Dr. Ulrich Berner, Klimafakten, Der

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26. C. Campbell, Oil & Gas Depletion, [10], 2008

27. www.pentalco.de/12.html, 2010, “Warum Bioethanol?”

28. Areva NP GmbH, W. Breyer, 2005,

Argumente Energie-Umwelt-Gesellschaft, “Wie lange reicht das Uran?“

29. Auslegung einer CWTL Anlage (Kohlendioxid-Wasser-TO-Liquid), W. Jäger, 2010

30. BP, Dr. R. Brandis, Freiburg, 2007, „Bald

ohne Diesel?“

31. FEV, „Einführung synthetischer Kraftstoffe“

32. www.kwh-preis.de/erdgas/gaspreise