3
Simson 1912 – 1934 Bekannt wurde die Mitte des 19. Jahr- hunderts von den jüdischen Händlern und Geldverleihern Loeb und Moses Simson gegründete Fabrik Simson & Co. (Name ab 1899), Suhl, durch ihre Waffenproduktion. Die 1896 wegen des langen Friedens zur Auslastung aufge- nommene Fahrradproduktion wurde bald eine der größten in Deutschland. Der zusätzlich 1908 aufgenommene Automobilbau, später als „Auto-Sim- son“ vertrieben, war ein Misserfolg, bis er von den Konstrukteuren Paul Henze und Fritz Hattler auf solide Grundla- gen gestellt wurde. Fortgesetzt wurden die Entwicklungen von den Konstruk- teuren Mandel, La Violet, Meyer und Bartscht. 1911 lief die Produktion des Typ „A“ an in der Waffenfabrik Simson & Co., Abtl. Automobilfabrik, dem 1912 der 1 SIMSON 1912 1993 1995 1911 29.11.1917 – 226 988 Pritschenwagen 1912/1913 1 Der 1 – 1,5-Tonner von Simson 23.06.1913 – 201 331 19xx

SIMSON - Archiv Axel Oskar Mathieu

  • Upload
    others

  • View
    5

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: SIMSON - Archiv Axel Oskar Mathieu

Simson1912 – 1934

Bekannt wurde die Mitte des 19. Jahr-hunderts von den jüdischen Händlernund Geldverleihern Loeb und MosesSimson gegründete Fabrik Simson &Co. (Name ab 1899), Suhl, durch ihreWaffenproduktion. Die 1896 wegen deslangen Friedens zur Auslastung aufge-nommene Fahrradproduktion wurdebald eine der größten in Deutschland.

Der zusätzlich 1908 aufgenommeneAutomobilbau, später als „Auto-Sim-son“ vertrieben, war ein Misserfolg, biser von den Konstrukteuren Paul Henzeund Fritz Hattler auf solide Grundla-gen gestellt wurde. Fortgesetzt wurden

die Entwicklungen von den Konstruk-teuren Mandel, La Violet, Meyer undBartscht.1911 lief die Produktion des Typ „A“

an in der Waffenfabrik Simson & Co.,Abtl. Automobilfabrik, dem 1912 der

1

S I M S O N

1912

1993

1995

1911

29.11.1917 – 226 988

Pritschenwagen 1912/1913 1

Der 1 – 1,5-Tonner von Simson

23.06.1913 – 201 331

19xx

Page 2: SIMSON - Archiv Axel Oskar Mathieu

Typ „B“ und im geichen Jahr noch derTyp „C“ folgte. Beide waren schon alsGeschäftswagen lieferbar. 1913 folgteder Typ „D“ (45 PS), der auch alsSchnell-Lastkraftwagen für 1 bis 1,5 tNutzlast hergestellt wurde. ZumKriegsbeginn 1914 entwickelte Simsonauf der Basis des D-Typs Lastwagen inverschiedenen Ausführungen für dieHeeresversuchsabteilung, da sie jedochuntermotorisiert waren, wurde bis 1917nur eine kleine Anzahl als Sanitäts-fahrzeuge gebaut.Als einer der wichtigsten Waffenpro-

duzenten des Deutschen Kaiserreichskonzentrierte sich die Produktion aufRüstung.1919 lebte der Autobau mit der Über-

arbeitung der Vorkriegsmodelle erneutauf. Angeboten wurden ein kleiner 6/18-PS-Lieferwagen und ein 1 – 1,5-t-Schnell-Lastwagen mit 10/30-PS-Motor .

Die Typen „Simson-Supra“(8/50 PS), ab 1923 gefertigt, gab es nurnoch vereinzelt als Lieferwagen undmit Spezialkarosserien. 1926 erhieltSimson das Monopol zur Waffenher-stellung (Infanteriegewehre) für dieReichswehr durch die interallierte Kon-trollkomission. Auf der IAA 1931 in Berlin stellte

Simson erstmals einen speziellen Lie-ferwagen mit Sechszylinder-Motor(70 PS) für Nutzlasten bis zu 1 t vor. Dieallgemeinen wirtschaftlichen Bedin-gungen ließen eine große Verbreitungnicht mehr zu, trotzdem wurde dasFahrzeug bis 1934 angeboten. Da auchein Frontlenker-Lieferdreirad keinenErfolg versprach, legte man 1934 denFahrzeugbau endgültig still.Nach der Machtübernahme der Na-

tionalsozialisten begann die Abwick-lung der Simson-Werke. Die Vorge-

hensweise diente als Muster für die Ari-sierungswelle in der deutschen Wirt-schaft durch die Nationalsozialisten.1933 übernahm die Berlin-Suhler Waf-fen- und Fahrzeug-Werke G.m.b.H.(Waffa), Berlin und Suhl, die Automo-bil-, Jagdwaffen- und Fahrrad-Abtei-lungen der Firma Simson & Co. Dannbetrieb man gegen die Brüder Arthurund Julius Simson ein Betrugs- undLandesverratsverfahren, das zuletzt je-doch keiner Prüfung standhielt. Nach-dem die Brüder in die USA geflohenwaren und somit der drohenden De-portation in ein Konzentrationslagerentgingen, setzte man ihre NeffenGeorg und Ewald Mayer, die letztenHauptbevollmächtigten der Simson &Co., fest. Diese kamen erst frei, nach-dem dem NSDAP-Gauleiter Sauckeldas Unternehmen im Wert von 20 Mil-lionen RM und eine Zugabe von1,75 Millionen Reichsmark übereignetworden waren. Zum 1. Januar 1939wurde das Simson-Werk Teil der Wil-helm Gustloff-Werke und avanciertezur größten Waffenfabrik.Nach dem Ende des Zweiten Welt-

kriegs erhielt die Rote Armee entspre-chend dem Potsdamer Abkommenauch Suhl zugesprochen und erteiltedem nun wieder Simson genannten Un-ternehmen kurz darauf die Genehmi-gung zum Bau von Jagdwaffen. Am5. März 1947 wurde das Simson-Werkin die Sowjetische AktiengesellschaftAvtowelo (SAG) eingegliedert undnahm im Herbst 1948 den Motorrad-bau (Typ AWO 425) auf. Zum 1. Mai 1952 wurde das Werk als

Fahrzeug und Gerätewerk Simson Suhlder DDR in Volkseigentum übergeben.Neben Motorrädern fertigte man unterder Marke Simson Mofas, Mopeds undMotorroller.1969 enstand aus der Vereinigung

des Fahrzeug- und Gerätewerks SimsonSuhl und des Ernst-Thälmann-WerksSuhl der VEB Fahrzeug- und Jagdwaf-fenwerk „Ernst Thälmann“. Dieser warvon 1970 bis 1990 ein Teil des IFA-Kombinats für Zweiradfahrzeuge, demauch das Motorradwerk Zschopau(vormals > DKW) und das Mifa-WerkSangershausen angehörten.Nach der Wende in der DDR wurde

im Mai 1990 aus dem Fahrzeug- und

S I M S O N

2

Simson-Lieferwagen 1921

Simson Heeres-Lkw im Ersten Weltkrieg

Page 3: SIMSON - Archiv Axel Oskar Mathieu

Jagdwaffenwerk eine Kapitalgesell-schaft gegründet, die als Simson Fahr-zeug GmbH i.A. (im Aufbau, unterTreuhandverwaltung) am 16. Juli. 1990ins Handelsregister eingetragen wurde.Vom 11. August 1990 bis zum Ab-schluss der Liquidation am 31. Dezem-ber 1991 firmierte man als SimsonFahrzeug GmbH, Suhl.Bereits im März 1991 hatten die in

den USA lebenden Simson-Erben aufihre Ansprüche verzichtet, „dass Ar-beitsplätze in Suhl erhalten und ge-schaffen werden“. Deshalb konnte miteinem Landeskredit finanziert dasWerk auf dem Weg des Management-Buy-out von ehemals leitenden Mitar-beitern übernommen werden. Am 19. Februar 1992 gründeten als

persönlich haftende Gesellschafter undGeschäftsführer Dr. Volker Schmuck,Frank Schultze und Jochen Hagner dieSuhler Fahrzeugwerk GmbH, Suhl,Meininger Straße 222. Der bekannteMarkennamen Simson wurde beibe-halten und die Produktion nach zwei-monatigem Stillstand Ende Februar er-neut aufgenommen.Aus den Simson-Rollern waren zwi-

schenzeitlich dreirädrige Kleintrans-porter für Gewerbe und private Nutzermit einem offenen Kasten als Lade-raum (maximale Zuladung 0,12 t) ent-wickelt worden. Die ersten 30 Exem-plare des Simson-Dreirad-RollersSD 50 „City-Trans“ erhielt die Post imMärz 1993. Das Fahrzeug besaß einenBlechprägerahmen, verschraubt mit ei-ner geschweißten Rohrkonstruktion.Ein luftgekühlter, schlitzgesteuerter 3,3-PS-Einzylinder-Zweitakt-Ottomotor(49,8 ccm) triebt das 45 km/h schnelleFahrzeug an. Etwas abgespeckt botman auch den SD 50 CT unter dem Bei-namen „Trucky“ mit denselben techni-schen Daten an. Die Elektroversion miteinem 3-kW-Gleichstrommotor undstufenlosem Frontantrieb trug die Be-zeichnung City-Trans SD-EM CT. Sieging im Dezember 1993 an den Start.Zusätzlich bot man für fahrbare Klein-Imbiss-Stationen das elektrische Snack-Mobil SD-EM SM an.Ende 1994 brachte man als Weiter-

entwicklung das City-Trans-Lasten-dreirad SD 50 Delta Modell 1995(3,3-PS-Motor XX?) heraus, das einen

geschlossenen Koffer über den beidenHinterrädern trug.Auch in den restlichen Simson-Wer-

ken regte sich vorübergehend neues Le-ben: In der ehemaligen Warenannahmedes Suhler Simson-Werks startete 1993der Bau des Elektro-Pkw „Hotzenblitz“durch die Hotzenblitz Mobile GmbH,die jedoch 1996 schon wieder aufgebenwerden musste.

S I M S O N

3

Simson als Werbeträger 2008 auf derm Berliner Ku’damm 1

SD 50 CT genannt Trucky 1993 1