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skar o skar Informationsblatt Ausgabe 12 Dezember 2000 Inhalt Sieben Leben - so heißt das neue Theaterstück der jungen Flüchtlinge. Worum es darin geht lesen Sie auf Seite 2 Berufliche Bildung Von der Gegenwarts- fähigheit zur Zukunftsfähigkeit - Albert Scherer, Leiter des Bereichs Berufliche Bildung beschreibt seine Ziele und Visionen auf Seite 5 Theater von Koordinatorin Sabine Wisniewski Bereits in der ersten Sitzung hat sich die Projektgruppe auf die Arbeitsweise des Projektmanage- ments geeinigt: Diese Methodik strebt einen ganzheitlichen Pro- zess an, in dem sich Theorie und Praxis wechselseitig bedingen, durchdringen und entwickeln sol- len. Ein so gesteuertes Projekt entwickelt sich zu einem perma- nenten Optimierungsprozess mit Seit dem 1. September 2000 arbeiten 15 Kollegin- nen und Kollegen an der Umsetzung der im AKU- LEB-Abschlussbericht empfohlenen und von Staats- rat Lange über eine Einsetzungsverfügung angeord- neten Strategien zur Steigerung der Auslastung des Landesbetriebs Erziehung und Berufsbildung. Mit Zuversicht und Engagement ins Jahr 2001 „Es zeichnet einen Betrieb aus, wenn er Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, die sich über ihren Zuständigkeitsbereich hinaus für die Weiterentwick- lung der Gesamtorganisation verantwortlich fühlen“ - Wolfgang Lerche. dem Ziel, mit möglichst geringen Kosten in kurzer Zeit ein Maxi- mum an Leistung und Qualität zu erarbeiten. Wesentliche Erfolgsfaktoren sind zum einen, dass die definier- ten Ziele auch wirklich erreicht werden; zum anderen, dass die geplanten Ressourcen eingehal- ten werden. Fürsorgetag Unter dem Thema „Europa sozial gestalten“ fand der 75. Deutsche Fürsorgetag statt. Auf dem Markt der Mög- lichkeiten haben Hamburger Träger sich vorgestellt. Wir waren dabei. Mehr auf Seite 8 Das Fundament des Projektma- nagements bilden Meilensteine. Die Ziele eines jeden AKU-LEB- Arbeitsvorhabens werden in Form von Meilensteinen konkret be- schrieben, denn „Wer nicht weiß, wohin er segeln will, für den ist kein Wind der richtige“ (Seneca) - oder anders ausgedrückt: Nur ein klares und eindeutiges Ziel hat die Chance, erreicht zu werden. Die Projektgruppenmitglieder er- warten von den Meilensteinen, dass diese “smart” sind: Sie sol- len ... S = ... sichtbar und damit klar und konkret formuliert sein. M = Die als Meilensteine formu- lierten Unterziele müssen mess- bar sein, sind somit quantitativ und/oder qualitativ überprüfbar. A = Meilensteine werden erst als solche anerkannt, wenn sie akzeptiert sind, wenn die gesam- te Arbeitsgruppe von den Unter- zielen überzeugt ist und diese oh- ne innere Widersprüche vertreten kann. R = ... als realistisch betitelt werden: Nach einer Prüfung durch sämtliche Arbeitsgruppenmitglie- „Nur ein klares und eindeutiges Ziel hat die Chance, erreicht zu werden“ - Sabine Wisniewski koordiniert die Umsetzung der AKU-LEB- Vorhaben. Die Erziehung von Kindern und Jugendlichen, die Unterstüt- zung und Beratung von Eltern und die berufliche Integration junger Menschen sind die Kernaufgaben des Landesbetriebs Erziehung und Berufsbildung. Hierfür setzen sich seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Um diesen Auf- gaben auch unter sich ändernden Rahmenbedingungen gerecht zu werden, sind große Anstrengun- gen erforderlich. Organisations- und Konzeptent- wicklungen binden viele Ressour- cen, sie sind teuer und strapazie- ren die Nerven aller Beteiligten er- heblich. Sie dürfen deshalb kein Selbstzweck sein, sondern sol- len die Verbesserung der Quali- tät der Auftragserledigung zum Ziel haben. Dies gilt auch für die zahlreichen Arbeitsvorhaben, die in den Geschäftsfeldern der Be- ruflichen Bildung und der Hilfen zur Erziehung aufgelegt worden sind. Mir ist klar, dass damit manche Zumutung und manche zusätzli- che Belastung für die Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter des Be- triebs verbunden ist. Aber ich bin zuversichtlich, dass diese Arbeit zu Gunsten der Kinder, Jugendli- chen und Familien, für die wir Ver- antwortung übernommen haben, Früchte tragen wird. Diese Zuversicht ziehe ich un- ter anderem aus der Erfahrung, dass es nicht schwer war, für die vielen Arbeitsgruppen engagierte Fachkräfte aus allen Hierarchie- ebenen und Arbeitsfeldern für ei- ne Mitarbeit zu gewinnen. Es zeichnet einen Betrieb aus, wenn er Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter hat, die sich auch über ihren engeren Zuständigkeitsbereich hinaus für die Weiterentwicklung der Gesamtorganisation verant- wortlich fühlen und sich engagie- ren. Innerhalb des Betriebs ist ei- ne deutliche Aufbruchstimmung zu spüren. Dies ist angesichts des Innovationsbedarfs in vielen Bereichen auch erforderlich. Allerdings fühle ich mich auch dafür verantwortlich, dass wir die mit den Neuerungen und Ände- rungen verbundenen Belastungen für einzelne Betriebsbereiche und vor allem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Rahmen halten, der auch zu bewältigen ist. Eine Grundregel lautet, dass Ziele zwar hoch gesteckt, aber reali- stisch und erreichbar sein müs- sen. Hier gilt es, die Balance zu wahren. Grundlegende Veränderungen sind ein Prozess, der zwar zügig, aber auch den Möglichkeiten der Organisation und ihrer Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter entspre- chend gestaltet werden muss. Fortsetzung auf Seite 4 AKU-LEB ist „smart“ - schauen Sie doch mal herein! der muss die Arbeitsgruppe zum Ergebnis kommen, dass alle in den Meilensteinen beschriebenen Unterziele mit einem ausgewoge- nem Verhältnis von Aufwand und Ertrag unter den vorhandenen Be- dingungen zu erreichen sind. T = ... terminiert sein und zu einem fest benannten Zeitpunkt sowohl starten als auch enden. Fortsetzung auf Seite 6 Wir haben uns für das neue Jahr viel vorgenommen: hoch gesteckte, aber realistische Ziele - ein Ausblick von Wolfgang Lerche

oskar - Hamburg

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Page 1: oskar - Hamburg

skaroskarInformationsblatt Ausgabe 12 Dezember 2000

Inhalt

Sieben Leben - soheißt das neueTheaterstück derjungen Flüchtlinge.Worum es darin gehtlesen Sie auf Seite 2

Berufliche BildungVon der Gegenwarts-fähigheit zurZukunftsfähigkeit -Albert Scherer, Leiterdes BereichsBerufliche Bildungbeschreibt seineZiele und Visionenauf Seite 5

Theater

von Koordinatorin Sabine Wisniewski

Bereits in der ersten Sitzunghat sich die Projektgruppe auf dieArbeitsweise des Projektmanage-ments geeinigt: Diese Methodikstrebt einen ganzheitlichen Pro-zess an, in dem sich Theorie undPraxis wechselseitig bedingen,durchdringen und entwickeln sol-len. Ein so gesteuertes Projektentwickelt sich zu einem perma-nenten Optimierungsprozess mit

Seit dem 1. September 2000 arbeiten 15 Kollegin-nen und Kollegen an der Umsetzung der im AKU-LEB-Abschlussbericht empfohlenen und von Staats-rat Lange über eine Einsetzungsverfügung angeord-neten Strategien zur Steigerung der Auslastung desLandesbetriebs Erziehung und Berufsbildung.

Mit Zuversicht und Engagement insJahr 2001

„Es zeichnet einen Betrieb aus, wenn er Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterhat, die sich über ihren Zuständigkeitsbereich hinaus für die Weiterentwick-lung der Gesamtorganisation verantwortlich fühlen“ - Wolfgang Lerche.

dem Ziel, mit möglichst geringenKosten in kurzer Zeit ein Maxi-mum an Leistung und Qualität zuerarbeiten.

Wesentliche Erfolgsfaktorensind zum einen, dass die definier-ten Ziele auch wirklich erreichtwerden; zum anderen, dass diegeplanten Ressourcen eingehal-ten werden.

FürsorgetagUnter dem Thema„Europa sozialgestalten“ fand der75. DeutscheFürsorgetag statt. Aufdem Markt der Mög-lichkeiten habenHamburger Trägersich vorgestellt. Wirwaren dabei. Mehrauf Seite 8

Das Fundament des Projektma-nagements bilden Meilensteine.Die Ziele eines jeden AKU-LEB-Arbeitsvorhabens werden in Formvon Meilensteinen konkret be-schrieben, denn „Wer nicht weiß,wohin er segeln will, für den istkein Wind der richtige“ (Seneca)- oder anders ausgedrückt: Nur einklares und eindeutiges Ziel hatdie Chance, erreicht zu werden.

Die Projektgruppenmitglieder er-warten von den Meilensteinen,dass diese “smart” sind: Sie sol-len ...

S = ... sichtbar und damit klarund konkret formuliert sein.

M = Die als Meilensteine formu-lierten Unterziele müssen mess-

bar sein, sind somit quantitativund/oder qualitativ überprüfbar.

A = Meilensteine werden erstals solche anerkannt, wenn sieakzeptiert sind, wenn die gesam-te Arbeitsgruppe von den Unter-zielen überzeugt ist und diese oh-ne innere Widersprüche vertretenkann.

R = ... als realistisch betiteltwerden: Nach einer Prüfung durchsämtliche Arbeitsgruppenmitglie-

„Nur ein klares undeindeutiges Zielhat die Chance,erreicht zu werden“- Sabine Wisniewskikoordiniert dieUmsetzung derAKU-LEB-Vorhaben.

Die Erziehung von Kindernund Jugendlichen, die Unterstüt-zung und Beratung von Eltern unddie berufliche Integration jungerMenschen sind die Kernaufgabendes Landesbetriebs Erziehungund Berufsbildung. Hierfür setzensich seine Mitarbeiterinnen undMitarbeiter ein. Um diesen Auf-gaben auch unter sich änderndenRahmenbedingungen gerecht zuwerden, sind große Anstrengun-gen erforderlich.

Organisations- und Konzeptent-wicklungen binden viele Ressour-cen, sie sind teuer und strapazie-ren die Nerven aller Beteiligten er-heblich. Sie dürfen deshalb keinSelbstzweck sein, sondern sol-len die Verbesserung der Quali-tät der Auftragserledigung zumZiel haben. Dies gilt auch für diezahlreichen Arbeitsvorhaben, diein den Geschäftsfeldern der Be-ruflichen Bildung und der Hilfen

zur Erziehung aufgelegt wordensind.

Mir ist klar, dass damit mancheZumutung und manche zusätzli-che Belastung für die Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter des Be-triebs verbunden ist. Aber ich binzuversichtlich, dass diese Arbeitzu Gunsten der Kinder, Jugendli-chen und Familien, für die wir Ver-antwortung übernommen haben,Früchte tragen wird.

Diese Zuversicht ziehe ich un-ter anderem aus der Erfahrung,dass es nicht schwer war, für dievielen Arbeitsgruppen engagierteFachkräfte aus allen Hierarchie-ebenen und Arbeitsfeldern für ei-ne Mitarbeit zu gewinnen. Eszeichnet einen Betrieb aus, wenner Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter hat, die sich auch über ihrenengeren Zuständigkeitsbereichhinaus für die Weiterentwicklung

der Gesamtorganisation verant-wortlich fühlen und sich engagie-ren. Innerhalb des Betriebs ist ei-ne deutliche Aufbruchstimmungzu spüren. Dies ist angesichtsdes Innovationsbedarfs in vielenBereichen auch erforderlich.

Allerdings fühle ich mich auchdafür verantwortlich, dass wir diemit den Neuerungen und Ände-rungen verbundenen Belastungenfür einzelne Betriebsbereiche undvor allem für die Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter in einem Rahmen

halten, der auch zu bewältigen ist.Eine Grundregel lautet, dass Zielezwar hoch gesteckt, aber reali-stisch und erreichbar sein müs-sen. Hier gilt es, die Balance zuwahren.

Grundlegende Veränderungensind ein Prozess, der zwar zügig,aber auch den Möglichkeiten derOrganisation und ihrer Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter entspre-chend gestaltet werden muss.

Fortsetzung auf Seite 4

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AKU-LEB ist „smart“ - schauen Siedoch mal herein!

der muss die Arbeitsgruppe zumErgebnis kommen, dass alle inden Meilensteinen beschriebenenUnterziele mit einem ausgewoge-nem Verhältnis von Aufwand undErtrag unter den vorhandenen Be-dingungen zu erreichen sind.

T = ... terminiert sein und zueinem fest benannten Zeitpunktsowohl starten als auch enden.

Fortsetzung auf Seite 6

Wir haben uns für das neue Jahr viel vorgenommen:hoch gesteckte, aber realistische Ziele -ein Ausblick von Wolfgang Lerche

Page 2: oskar - Hamburg

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○oskar Seite 2

Impressum

oskar - Informations-blatt des Landes-betriebs Erziehungund Berufsbildung,Conventstraße 14,22089 Hamburg

Zusammengestelltvon einerRedaktionsgruppe

Verantwortlich imSinne desPresserechts:Bettina Bormann,LEB-Ö, Telefon428 81- 48 04,Telefax 428 81- 48 99.

Satz und Layout:Bettina Bormann

Druck: Druckerei Heinund Co.

Am 5. und 6. Dezember war es endlich so weit: Dieinzwischen über Hamburgs Grenzen hinaus be-kannte Theatergruppe HAJUSOM! stellte ihre neueProduktion „Sieben Leben“ in der Fabrik in Ham-burg Altona vor!

Gesa Kohlhase über die Fortsetzung von HAJUSOM!

„Sieben Leben“ - es geht doch weiter

Die Gruppe der Flüchtlingsju-gendlichen unter der Regie vonDorothea Reinicke und Ella Huckhat ein neues Stück erarbeitet:„Sieben Leben“. Der Name - „Sie-ben Leben“ - ist in Anlehnung andie sieben Leben einer Katze zuverstehen, erläutern die Regis-seurinnen der Theatergruppe:„Auch wenn man glaubt, schontot zu sein, geht das Leben wei-ter.“ Auch die Jugendlichen ha-ben scheinbar aussichtslose Si-tuationen durchlebt, seien aberdoch wieder auf die Füße gefal-len.

Im Theaterstück stellen siebenProtagonistinnen und Protagoni-sten Situationen ihres Alltags dar;unterstützt werden sie dabei vonden übrigen Darstellerinnen undDarstellern, die in Tanzchoreogra-phien und kleinen Szenen in Ak-tion treten.

Anders als bei dem Stück „HA-JUSOM!“, das collagenartig auf-gebaut war, ist die Dramaturgievon „Sieben Leben“ in sich ge-schlossener und formal struktu-rierter. Die Jugendlichen impro-visieren zu den Lebensabschnit-ten Heimat, Flucht und die der-zeitige Station Hamburg nach ei-ner vorgegeben Dramaturgie. EinSchwerpunkt ist die Auseinander-

setzung mit der aktuellen politi-schen Situation, es bleibt aberauch Raum für eine Liebestragö-die in Stummfilm-Manier und fürdie Magie eines afrikanischenZauberers, der zum Gelingen derFlucht beiträgt.

Anleitung bei der tänzerischen,musikalischen und choreographi-schen Ausgestaltung ihrer Ideenbekommt die Gruppe von ClaudeJansen und Jochen Roller, dieüber jahrelange Erfahrung in pro-fessionellen Theaterprojekten ver-fügen.

Seit dem Sommer kommen dieungefähr 20 Jugendlichen regel-mäßig an den Wochenenden undin den Schulferien zu den Proben.Sieben von ihnen gehörten schonder alten Besetzung an, die an-deren Jugendlichen sind neu da-bei. Die Proben zeigen, dass dieGruppe sehr präsent ist und gutmiteinander arbeitet.

Das Projekt „HAJUSOM!“ kommtbeim Publikum ausgesprochengut an: So haben etwa 3500 be-

seines Landes tätig gewesen.Seine Mitwirkung an dem StückHAJUSOM! - dokumentiert durchdie engagierte Pressearbeit vonDorothea Reinicke - hat das Bun-desamt für die Beurteilung desAsylantrags hinzugezogen. Er-gebnis: Der Jugendliche verfügtjetzt über ein unbegrenztes Blei-berecht in Deutschland.

Für die Zukunft streben die Re-gisseurinnen eine größere Anbin-dung an andere Jugendtheater-

Das neue Theaterstück von HAJUSOM!, „Sieben Leben“, schildert alltägliche Situationen in szenischen Improvisa-tionen, Tanz und Musik.

geisterte Zuschauer die mittler-weile 20 Aufführungen in Ham-burg, Münster und Rheine, an de-nen 40 Jugendliche beteiligt wa-ren, besucht.

Als weiteren Erfolg ihrer Arbeitwerten die Regisseurinnen auch,dass sie einen jungen Schauspie-ler bei seinem Asylverfahren un-terstützen konnten. Der junge To-golese ist sowohl in seiner Hei-mat, als auch in Deutschland op-positionell gegen die Regierung

projekte in Deutschland an. Es be-stehen Kontakte zum Haus derKulturen in Berlin, zum Internati-onalen Jugendtheaterfestival „Ex-plosiv“ in Bremen und zu Theater-projekten in Frankfurt und Mün-chen.

Für diejenigen, die nicht bei derPremiere dabei sein konnten: DasStück „Sieben Leben“ wird im Ja-nuar wieder in der Fabrik aufge-führt: Am 16.1. um 20 Uhr undam 17.1. um 11 sowie um 20 Uhr.

Hadi Wahabzada stammt aus Afghanistan. Der 17-Jäh-rige lebt seit Mitte 1999 in Deutschland, zunächst inder Erstversorgungseinrichtung Kirchhofstwiete des

„Freedom“ - Gedicht eines Asylanten○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○

Ich kann niemanden beschuldigen,dass ich in dieser Welt bin.

Ich kann mich auch nicht selbst beschuldigen.

Warum habe ich keine Ruhe?Warum lebe ich unter einem Dach ohne Wände?

An meinem Ohr klingt eine fremde Stimme:Das ist dein Glück.

Ich schreie: Ich kann dieses Dach nicht mehr alleinmit meinen Händen hochhalten!

Aber niemand hört zu.

Ich sage: Ich brauche für mein Dach stabile Wände.Aber niemand hört zu.

Alle Stimmen lachen und sagen: Das ist dein Glück.Ich schreie: Was ist Glück und was für ein Mensch bin ich?

Die Stimmen lachen und sagen:Du bist Asylant, für Asylanten gibt es keine stabilen Wände.

Ich höre diese Worte und meine Energie,etwas zu sagen oder zu schreien, versiegt.

Landesbetriebs Erziehung und Berufsbildung, dann ineiner Jugendwohnung. Seit ungefähr einem halbenJahr schreibt er Gedichte.

Ich warte auf jemanden, der mir sagt,was ein Asylant ist.

Wenn alles von einer göttlichen Kraft erschaffen wurde,woher kommt dann das Asyl*?

Was hat Gott gemeintund was haben die Menschen

daraus gemacht?

Ich schreie diese Sätze, noch mal und noch mal.

Ich kann dieses Dach ohne Wände nicht mehr halten,es fällt auf mich.

Ich schreie unter den Trümmern: Befreit mich bitte.Aber niemand hört zu.

Ich werde schreien, bis ich eines Tages befreit werdeoder sterbe!

Hadi Wahabzada

*Asyl: Zufluchtsort, Unverletzliches

Page 3: oskar - Hamburg

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○Seite 3 oskar

Der Blick auf den Kalender offenbart es: Weihnachten steht vor der Tür. Mal wie-der gilt es, an alles zu denken; und Hektik bricht aus: Geschenke, Weihnachts-grüße (bloß niemanden vergessen), die Silvesterparty planen - und plötzlich fälltmir wieder ein, was ich mir beim vorigen Jahreswechsel vorgenommen habe(Sie auch?): Mehr Gelassenheit! Na ja, es ist nie zu spät (diesmal aber wirklich!).Die oskar-Redaktionsgruppe wünscht allen Leserinnen und Lesern ein harmo-nisches Weihnachtsfest und für das neue Jahr Freude und: Gelassenheit. Wirdanken Ihnen allen, die Sie zum Gelingen von oskar beigetragen haben - Auto-rinnen und Autoren, Fotografinnen und Fotografen, Interview-Partnerinnen und -partner und Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern!Sabine Gottfried, Andrea Meder, Christiane Kluge, Gesa Kohlhase, Stefan We-ber, Walter Mews, Bettina Bormann

Frohe Weihnachten undein schönes neues Jahr

Von der Betreuten zur Betreuerin - ein Portrait von Gesa Kohlhase

Jubiläum

Ein Vierteljahrhundertim Dienst hat unsereKollegin Regina Köhnaus dem Kinder- undJugendhilfeverbundNiendorf / Schnelsenam 1. Oktober gefeiert- wir freuen uns mit ihrund gratulieren herz-lich!

"Wenn ich die Mädchen betrachte, sehe ichmich selbst"

Cinas Familie lebte in Afgha-nistan in ständiger Angst um ihrLeben. Ihr Vater wurde bespitzelt,man wollte ihn des Verrats über-führen. Den Kindern wurde einge-schärft, nichts von zu Hause zuerzählen. Cina erinnert sich, wieim Kindergarten ältere Mädchensie mit Süßigkeiten dazu zu brin-gen versuchten, Einzelheiten überdas Privatleben der Familie zu be-richten. „Es ist so hängengeblie-ben, dass man nichts erzählendarf.“

Cinas Vater, von Beruf Arzt,wurde sowohl von Mudschahed-din als auch von Regierungssol-daten geholt, um Kranke und Ver-letzte zu behandeln. Er war stän-diger Lebensgefahr ausgesetzt,vertrat jedoch die Ansicht: „Pati-ent ist Patient.“ Als aber auch sei-ne acht Kinder direkt bedroht wur-den, bereitete er die Flucht für diegesamte Familie vor, die nachund nach Afghanistan verließ.

Im Alter von 16 Jahren kam Ci-na in Begleitung ihres 13-jährigenBruders nach Hamburg, wo diebeiden zunächst von einer älte-ren Schwester aufgenommen wur-den. Wegen der räumlichen Engebekamen sie einige Zeit späterzusammen mit einer anderen äl-teren Schwester, die die Vor-mundschaft übernommen hatte,ein Kellerzimmer in St. Georg zu-gewiesen. „Wir mussten einenganzen Tag lang putzen, damitdas Zimmer überhaupt bewohn-

bar wurde. Nachts kamen dannInsekten aus den Holzwänden.“

Drogen und Razzienim Hotel

Wegen des Essensgeruchs ließder Besitzer des Hotels sie nichtkochen - „Ihr vertreibt meine Gä-ste!“ - und setzte sie nach einemTag wieder auf die Straße. Nacheiniger Zeit bekamen sie ein Zim-mer an der Lübecker Straße. „Dasnannte sich Hotel, war aber vielschlimmer. Da gab es Drogen undRazzien. Unsere Schwester hatsich nicht mehr getraut, uns her-aus zu lassen.“

Die Woche strukturierte sichdurch einen Besuch im Jugend-amt, einen im Sozialamt und zweiBesuche in der Ausländerbehör-de. Die Papiere wurden von derAusländerbehörde immer nur fürwenige Tage verlängert. „Ich warmorgens schon um 4 Uhr da, da-mit ich schnell an die Reihe kam.Aber ich war sehr schüchtern,und auf einmal war ich ganz hin-ten. Die Leute haben geschobenund geschoben.“

Die jüngeren Geschwister hat-ten mit der Schule begonnen, dieältere Schwester jedoch konnteihren Beruf als Ärztin mangels Ar-beitserlaubnis nicht ausüben. De-pressiv geworden entschloss siesich, mit dem kleinen Bruder Ham-burg zu verlassen, schlimmerkönne es nicht werden. Cina blieb

allein zurück. „Ich hatte die Situa-tion in Afghanistan vor Augen: Ichmuss mein Zimmer, mein zu Hau-se verlassen - und weiß nicht wo-hin oder was passieren wird.“

Sie hatte keine Person, an diesie sich wenden konnte, das Al-leinsein ängstigte sie sehr. Alsdas Sozialamt vom Verschwindenihrer Geschwister erfuhr, bekamsie Probleme wegen der Kosten-übernahme für das Zimmer.

Als Cina überhaupt nicht mehrweiter wusste, bekam sie endlichHilfe von einer Lehrerin, deren Un-terricht für ausländische FrauenCina als Dolmetscherin unter-stützte. Sie nahm Kontakt zur da-maligen Betreuerin der Bezirkli-chen Jugendwohnung Hermann-Maul-Straße im LEB auf. „Ich habedas wie im Traum erlebt, weil iches nicht wahrhaben konnte. Ichkann mich auch an die Einzelhei-ten der Erziehungskonferenznicht mehr richtig erinnern, obwohlich doch andere Dinge aus die-ser Zeit noch so genau weiß“, sagtCina.

Endlich zur Ruhegekommen

Nach ihrem Einzug in die Ju-gendwohnung konnte Cina end-lich richtig zur Ruhe kommen.„Das war wirklich eine schöneZeit.“ Anfangs war sie misstrau-isch und verschwieg persönlicheDinge; sie lernte aber allmählich,Vertrauen zu fassen. Ihre wich-tigsten Bezugspersonen warenihre Betreuerin Elke Wedell, derinterne Betreuer und ihre Freun-din, mit der sie ein Appartementteilte. „Ich habe wieder angefan-gen zu planen. Vorher hatte ichmir selbst die Schuld an meinerSituation gegeben. Elke hat mirdas Gefühl vermittelt, in einerFamilie zu sein. Und meine Freun-

din hat sich gleich um mich ge-kümmert, sie war so voller Hoff-nung.“

Cina hatte zu dieser Zeit nochein halbes Jahr Studienkolleg vorsich. Als das Sozialamt von ihrerTeilnahme an dem Kolleg erfuhr -aus Unwissenheit hatte Cina dar-über keine Mitteilung gemacht -strich es die Sozialhilfe. Mit El-kes Unterstützung fand Cina ei-nen Job bei einer Sozialstation,um die Abschlusszeit an derSchule überstehen zu können.„Elke hat sich sehr um uns ge-sorgt und uns aufgebaut. Siedachte, wir drehen durch, wennwir nur lernen und arbeiten. Siehat uns regelrecht gezwungen,auch mal ins Kino zu gehen.“

„Ich habe gelernt, michzu wehren“

Cina wusste, dass ihre Zeit inder Jugendwohnung wegen ihresAlters begrenzt sein würde. „Elkehat mir deswegen nie Druck ge-macht, was ich sehr befreiendfand. Sie hat mir geholfen und mirMut gemacht. In dieser Zeit habeich gelernt, mich zu wehren. Alsich ein Zimmer suchen musste,hat Elke mich jeden Tag zum Stu-dentenwerk geschickt und vorhermit mir die Gespräche geübt, da-mit ich mich nicht abweisen las-se.“

Mit einem Notenschnitt von 1,9hat Cina ihr Studienkolleg abge-schlossen und danach ihr Medi-zinstudium begonnen. Auch nachihrem Auszug aus der Jugend-wohnung hat ihre Betreuerin einegroße Bedeutung für sie. Sie ha-ben zwar selten Kontakt zueinan-der, doch „ich weiß, dass sie daist. Sie macht mir nie Vorwürfe,dass ich mich so wenig melde,sondern freut sich immer, wennich anrufe.“

Ein Jahr nach ihrem Auszug ausder Jugendwohnung ist Cina er-

neut zum Landesbetrieb Erzie-hung und Berufsbildung gelangt:Sie arbeitet als Dolmetscherin fürafghanische Flüchtlingsmädchenund -jungen in der Erstversor-gungseinrichtung Maienweg. Cinaerkennt bei den Jugendlichen dieParallele zu ihrer eigenen Ge-schichte. „Ich habe mich selbstgesehen, und ich freue mich,dass die Mädchen hier gelandetsind, weil ich weiß, dass sie hiergut aufgehoben sind.“

Cina beginnt ihreDoktorarbeit

Da sie und ihr Mann seit Som-mer diesen Jahres als interne Be-treuer im Maienweg wohnen, le-ben sie nach Cinas Meinung lu-xuriös. Aus zeitlichen Gründenkann sie nicht wie zu Beginn ih-res Studiums zusammen mitFreundinnen und Freunden afgha-nische Feste organisieren, umGeld für Flüchtlinge zu sammeln.„Damals habe ich das geschafft.“

Mittlerweile hat Cina ihr Studi-um abgeschlossen. Dass sie einJahr hinter der Regelstudienzeitzurückliegt, sei, wie sie betont,nicht durch ihre Faulheit begrün-det. Sie hat das Studium ohne fi-nanzielle Unterstützung von El-tern und Staat absolviert. Im Ok-tober hat sie ihre Dissertation be-gonnen: Eine experimentelleDoktorarbeit auf molekularbiologi-scher Ebene.

Cina hat gelernt, sich zu behaupten - heute arbeitet die 24-jährige Medizine-rin an ihrer Doktorarbeit.

„Die ganze Familie hat in einer Abstellkammer ge-schlafen, die nur ein kleines Fenster in der Zimmer-decke hatte. Hätte eine Bombe unser Haus getrof-fen, wären wir alle tot gewesen.“ Cinas schrecklicheErlebnisse liegen Jahre zurück. Heute hat die 24-Jährige ihr Medizinstudium beendet und lebt als in-terne Betreuerin im Maienweg. Gesa Kohlhase schil-derte sie ihren Weg.

Page 4: oskar - Hamburg

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Der Vorbesitzer hatte testa-mentarisch festgelegt, dass dasHaus nach seinem Tod an dieFreie und Hansestadt Hamburggeht, mit der Auflage, dass indem Haus elternlose Kinder auf-wachsen sollen.

Als wir Betreuerinnen und Be-treuer das Haus zum ersten Malsahen, waren wir skeptisch:

der Garten war der reinste Ur-wald, wir konnten ihn vor lau-ter Bäumen gar nicht sehen,innerhalb des Hauses gab esdrei separate Wohnungen,ein WC fanden wir im Treppen-haus,die Heizkörper und die Leitun-gen waren völlig überaltert.

In wochenlanger Arbeit wurdedas Haus von den WulfsdorferWerkstätten komplett neu - undauf die Bedürfnisse der Kinderzugeschnitten - umgebaut. Ausdrei Wohnungen wurden zwei ge-macht. Seitdem bildet eine Trep-pe das Kernstück des Hauses.Von Anfang an war die obere Eta-

ge an eine Familie mit zwei Kin-dern vermietet. Die netten nach-barschaftlichen Kontakte inner-halb unseres Hauses empfindenalle als Bereicherung.

Je weiter die Umbauarbeiten imHaus voranschritten, desto unru-higer wurden die Nachbarn.Schnell sprach sich herum, werdieses Haus in Zukunft nutzenwürde. Eine Bürgerinitiative wur-de gegründet. Noch vor dem offi-ziellen Einzug fand in der Aver-hoffstraße eine Versammlung mitden Nachbarn, dem damaligenReferatsleiter Herrn Möhring, un-serem Heimleiter Herrn Klumbiesund uns Betreuern statt.

Die Bürgerinitiative äußerte Be-denken gegen die Einrichtungeines Kinderhauses im Busch-kamp: Die Nachbarschaft seidurch die vorhandene Wohn-gruppe der Alsterdorfer Anstaltenbereits belastet, es sei nicht zuverkraften, dass nun auch nochkriminelle Jugendliche in die Stra-ße ziehen. Die Nachbarn sahenihr Eigentum gefährdet. Sie fürch-

teten, dass die Grundstücksprei-se sinken würden.

Erfreulich für uns: Eine ganzeReihe von Nachbarn war mit derEinrichtung eines Kinderhauseseinverstanden. Während der Ver-sammlung ließen sich nicht alleBedenken aus der Welt schaffen;für die Nachbarn war es aberschon sehr beruhigend zu erfah-ren, dass die Bewohnerinnen undBewohner Kinder waren, die rundum die Uhr betreut werden. SeitJahren haben wir und auch dieKinder freundliche nachbarschaft-liche Kontakte.

Der Umzug von Reinbek nachFuhlsbüttel war für alle eine gro-ße Veränderung und Herausforde-rung. Die Kinder konnten nicht wiegewohnt in andere Gruppen ge-hen um miteinander zu spielen,sie mussten sich im Gegenteilmehr miteinander arrangieren.

Den Pädagoginnen und Päd-agogen fehlte der abendliche Aus-tausch mit anderen Kollegen. DieZunahme der hauswirtschaftli-chen Tätigkeiten stellte für unseine besondere Herausforderungdar. Keine Waschküche, keineNähstube, keine Zentralküche,kein City-Großmarkt lieferte Le-bensmittel an. Unsere erste An-

Damals: Neubeginn für das Kinderhaus Buschkamp

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schaffung war ein Bollerwagen,mit dem wir die Massen an Le-bensmitteln bequem transportie-ren konnten.

In den vergangenen zehn Jah-ren haben wir insgesamt 32 Kin-der im Buschkamp betreut, wo-bei die kürzeste Verweildauer ei-ner Jugendlichen 24 Stunden be-trug und die längste eines Kindesseit fast sechs Jahren anhält.

Am Freitag, dem 14. Juli 2000,erschienen unsere Gäste - Eltern,Nachbarn, Freunde der Kinder,ASD, Wilhelm Klumbies und Her-bert Stelter - in bester Stimmungund dem Wetter entsprechend ge-kleidet. Obwohl Petrus erst am

10 Jahre Kinderhaus Buschkamp - Cornelia Hinzmann und Angelika Köstel blicken zurück

späten Nachmittag Nachsehenmit uns hatte, machten wir es unsim großen Festzelt im Garten ge-mütlich. Bei Kaffee und Kuchenim Zelt fanden anregende Ge-spräche in einer gemütlichen At-mosphäre statt. Mit großem „Hal-lo“ wurde am Spätnachmittag so-gar noch gegrillt, wobei sich eini-ge Gäste als fachkundige Helfererwiesen. Gegen 18.30 Uhr klangdie Feier aus.

Gern hätten wir unsere „Ehema-ligen“ eingeladen, aber da wir dieFeier aus dem uns zur Verfügungstehenden Tagessatz finanzierenmussten, haben wir uns für eineFeier im kleineren Rahmen ent-schieden.

Rückblick: Am 1. August 1990 war es soweit - dieGruppe 1 aus dem Kinderheim Reinbek zog um. Esging nach Hamburg Fuhlsbüttel in den BuschkampNummer 12.

Gummistiefel, Regenjacke - es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter, nurschlechte Kleidung... Am Nachmittag zeigte Petrus endlich Einsicht.

Fortsetzung von Seite 1

Der Platzabbau der vergange-nen Jahre hat eine restriktive Ein-stellungspolitik erforderlich ge-macht; so haben unsere Mitarbei-terInnen jetzt einen relativ hohenAltersdurchschnitt. Folge: In inter-nen Ausschreibungen ist es schwie-rig, engagierte Fachkräfte für dieArbeitsfelder zu finden, die beson-ders hohe Anforderungen stellen.Gemeint sind Arbeitsplätze mitRund-um-die-Uhr-Betreuung. AusGesprächen in Kinderhäusern,Kinderschutzhäusern und intensivbetreuten Wohngruppen habe ichgelernt, dass sich einige in derHierarchie der fachlichen Aner-kennung am unteren Ende derSkala wähnen. Dies ist alarmie-rend.

Die rund um die Uhr betreutenEinrichtungen gehören zu den an-erkannten Angeboten unseres Be-triebs. Hier arbeiten engagierteErzieherInnen und Sozialpädago-gInnen, deren Arbeit Grenzen zwi-schen Privatheit und Professionmanchmal verschwimmen lässt.Für sie ist es selbstverständlich,

private Planungen zurückzustel-len, wenn es gilt, trotz angespann-ter Personallage die Betreuung zusichern.

Hierfür gebührt ihnen Respektund Anerkennung. Diese Fach-kräfte erfüllen einen umfassen-den Erziehungsauftrag, der einhohes Maß an Fachlichkeit erfor-dert: Ein Methodenrepertoire vomEinzelgespräch über Elternbera-tung bis zur Gruppenpädagogik,von der Anleitung zur Bewälti-gung von Alltags- und Schulpro-blemen bis zur Gestaltung vonFreizeit. Sie gestalten einen kind-gerechten Alltag, beherrschen dieKunst der Konfliktdeeskalation,besitzen umfassendes Wissenüber die Entwicklung von Kindernund Jugendlichen und sie koope-rieren mit dem ASD.

Ich habe großes Interesse dar-an, dass gerade in diesen Feldernleistungsfähige und -willige Men-schen tätig sind, die Herausforde-rungen annehmen und die Kinderund Jugendlichen spüren lassen,dass sie ihre Arbeit gern machen.Wir arbeiten im Rahmen eines

Gesamtkonzeptes zur Personal-entwicklung an Möglichkeiten, fürdiese Angebote wieder Neuein-stellungen vornehmen zu können.

Berufliche Bildung: Wirhalten Anschluss

Im Bereich der beruflichen Bil-dung ist die Situation weniger an-gespannt; ausruhen dürfen wir unsaber nicht: In 2001 müssen wiruns um neue Aufträge im BereichBBE/QuAS bewerben. Hier habenwir 400 Plätze, die das Arbeits-amt komplett neu ausschreibt. Wirsind zuversichtlich, dass die er-reichte Qualität ein wichtiges Ar-gument zu unseren Gunsten ist.

Die positive Entwicklung aufdem Arbeitsmarkt und die demo-grafische Entwicklung dürften beiunseren Auftraggebern Überle-gungen zur künftigen Quantitätauslösen. Andererseits wird eserforderlich sein, Konzeptionenauf den Prüfstand zu stellen: Wirmüssen Antworten auf die Her-ausforderungen des Internet-Zeit-alters finden. Ziel ist, benachtei-ligten Jugendlichen Fähigkeiten

zu vermitteln, die ihnen entlohn-te Arbeit in einer Dienstleistungs-und Kommunikationsgesellschaftermöglichen. Auch bei unserenAngeboten der beruflichen Bil-dung werden in Zukunft verstärktFragen der Effektivität bedeutsamsein. Hier gilt es, überprüfbareQualitätsstandards zu erarbeiten.

Alle diese Themen bündelt dasProjekt „Zukunft der BeruflichenBildung“. Im Laufe des Jahres2001 werden wir unter Leitung desGeschäftsbereichsleiters AlbertScherer eine Zukunftsplanungentwickeln, die bis 2010 die Rich-tung weisen soll.

Wir machen Zukunftmöglich

Der letzte oskar des Jahres isteine gute Gelegenheit, den Mitar-beiterinnen und Mitarbeitern desLEB - Pädagogen, Handwerkern,Verwaltungskräften und hauswirt-schaftlichen Fachkräften - für ihrEngagement, für ihre Leistungenund für ihre Geduld mit mancherUnzulänglichkeit zu danken. Ein-geschlossen sind ausdrücklich

die Betreiberinnen und Betreibervon Außenwohngruppen.

Der LEB übernimmt eine großeVerantwortung für Kinder, Ju-gendliche, junge Volljährige undFamilien in oft ausweglos erschei-nenden Notlagen und mit nur we-nig Zutrauen in ihre Fähigkeitenund Stärken. Die Arbeit mit ihnenerfordert ein hohes Maß an Enga-gement. Dies kann nicht von ei-ner Organisation, sondern nur vonden Menschen aufgebracht wer-den, die in ihr tätig sind. MeinWunsch ist, dass es uns auch inZukunft gelingt, neben all denDingen, die wir verändern und ver-bessern müssen, unsere kleinenund großen Erfolge im Blick zubehalten und zu würdigen. Von de-nen haben wir viele vorzuweisen.

2001 soll ein gutes Jahr wer-den für die von uns betreuten Kin-der, Jugendlichen und Familien,für unsere Partner, aber auch füruns, die Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter des Landesbetriebs Er-ziehung und Berufsbildung. Blei-ben Sie gesund und fröhlich.

Wolfgang Lerche

„Kleine und große Erfolge im Blick behalten“

Page 5: oskar - Hamburg

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Herr Scherer, vor knapp sechsMonaten haben Sie als neuer Lei-ter des Bereichs Berufliche Bil-dung beim Landesbetrieb Erzie-hung und Berufsbildung angefan-gen. Bitte schildern Sie uns dochIhre wichtigsten bisherigen Ein-drücke.

Albert Scherer: Ich schätzeden Bereich der Berufsbildung imLEB im besten Sinne als gegen-wartsfähig ein; jetzt kommt esdarauf an, ihn zukunftsfähig zumachen.

Die Arbeit ist spannend, aberauch anstrengend. Ich bin sehrbeeindruckt von den vielen enga-gierten und kompetenten Kollegin-nen und Kollegen, die ich kennenlernen konnte. Ich sehe starkeRessourcen im Landesbetrieb Er-ziehung und Berufsbildung; wirverstehen es aber noch nicht im-mer in ausreichendem Maße, die-se vielversprechenden Möglich-keiten durch eine effiziente undproduktive Arbeitsweise zu nut-zen.

Welche nächsten Etappenzie-le streben Sie an, um die Berufs-bildung im Landesbetrieb Erzie-hung und Berufsbildung zukunfts-fähig zu machen?

Albert Scherer: Wir müssenunser Angebotsprofil weiter ent-wickeln. Wir haben uns in jüng-ster Zeit für Berufe im Dienstlei-stungsbereich geöffnet; dies giltes auszubauen.

Wir haben einen Nachholbedarfbei der Einbeziehung der Daten-verarbeitung in allen Angebotender Berufsbildung. Wir wollen fürdie „generation @“ attraktiver wer-den.

Wir sollten unsere niedrig-schwelligen Angebote für unter-schiedliche Zielgruppen weiter

ausdifferenzieren und ihren Um-fang erweitern. Die vorhandenenAnsätze einer Kooperation mitWirtschaftsbetrieben des allge-meinen Arbeitsmarktes gilt esdeutlich auszubauen. Das Mottolautet: „Näher ran an den erstenArbeitsmarkt“ - ohne dabei jedochunsere Zielgruppe aufzugeben.

Wie schätzen Sie die Voraus-setzungen im Landesbetrieb Er-ziehung und Berufsbildung für die-se Zielsetzung ein?

Albert Scherer: Sehr gut. Inden vergangenen drei Jahren ha-ben wir bereits große Schritte indiese Richtung unternommen.Als Beispiel sei der Übergang vonden F1-Lehrgängen, die grund-sätzlich in den eigenen Werkstät-ten durchgeführt wurden, zu denjetzigen BBE*/QUAS**-Maßnah-men mit ihren ausgedehntenPraktikaanteilen in Firmen des all-gemeinen Arbeitsmarktes ge-nannt. Oder der Aufbau unsererAusbildungskooperative, in derwir Berufsausbildung für unsereZielgruppe in Zusammenarbeit mitnormalen Wirtschaftsbetriebenumsetzen.

Anfangs waren viele Kollegin-nen und Kollegen skeptisch, obdas geht. Wir haben jedoch guteErfahrungen damit gemacht; dar-auf können wir aufbauen.

Träger der Jugendhilfe und Be-rufsbildung sind heutzutage starkmit der Forderung konfrontiert,die Erfolge ihrer Arbeit auch mitZahlen zu dokumentieren. Wiesteht in dieser Hinsicht der Lan-desbetrieb Erziehung und Berufs-bildung da?

Albert Scherer: Ich bejahe die-se Erwartung voll und ganz. Wirkönnen gute Erfolge vorweisen:Nach Aussagen des Arbeitsam-tes liegt bei den QUAS-Maßnah-

Visionen für dieZukunft:

„ErlebnisweltBerufsbildung“ und

„Edutainment“ -Albert Scherer ist

seit einem knappenhalben Jahr Leiter

des BereichsBerufliche Bildung

im LandesbetriebErziehung undBerufsbildung.

Albert Scherer leitet seit fast einem hal-ben Jahr den Bereich Berufliche Bildungim Landesbetrieb Erziehung und Berufs-bildung. Der Diplompädagoge, Jahrgang1950, ist seit mehr als zwanzig Jahrenin unterschiedlichen Bereichen der Be-rufsbildung und Beschäftigungspolitiktätig, zuletzt beim großen HamburgerBeschäftigungsträger „Beschäftigungund Bildung e.V.“. Mit dem unvoreinge-nommenen, „betriebsjungen“ Blick ent-faltet er im Interview seine Einsichtenund Gedanken. Sein Ziel: Den gegen-wartsfähigen Bereich der beruflichen

Bildung im Landesbetrieb Erziehungund Berufsbildung zukunftsfähig zu ma-chen; sein Motto: „Näher ran an den er-sten Arbeitsmarkt - ohne dabei jedochunsere Zielgruppe aufzugeben“; seineVision: Eine Berufsbildung, die sichstark an der betrieblichen Realität desallgemeinen Arbeitsmarktes, an derRealität produzierender Betriebe orien-tiert. Sein Weg: „Edutainment“ - die krea-tive Verbindung von Spaß, Motivationund Lernerfolgen. Sein Vorschlag: Ent-wickeln wir uns doch von „Einrichtun-gen“ hin zu „Berufsbildungsbetrieben“.

men die Eingliederungsquote inbetriebliche Ausbildung hamburg-weit bei knapp 50 Prozent; wir ha-ben für den Zeitraum 1999/2000ein Ergebnis von 51,4 Prozent er-reicht.

Oder nehmen wir die Prüfungs-ergebnisse unserer Auszubilden-den: Wir konnten den Anteil derbestandenen Prüfungen von 59,6Prozent im Jahr 1998 über 61,4Prozent in 1999 auf 64,6 Prozentim Jahr 2000 steigern. Das sindbeachtliche Leistungen, auf diewir stolz sein können!

Wie schätzen Sie den Standder konzeptionellen Auseinander-setzung zu Fragen der Berufsbil-dung beim Landesbetrieb Erzie-hung und Berufsbildung ein?

Albert Scherer: Gut. Wir habenuns in den vergangenen Jahrenintensiv mit Fragen der Ausbil-dungsdidaktik beschäftigt. AlsStichworte nenne ich „Projektori-entierung“ und die Bedeutung rea-ler Arbeitsaufträge für die Lern-prozesse der Jugendlichen.

Für die nächste Zeit wünscheich mir eine verstärkte Auseinan-dersetzung zu unserem Selbst-verständnis im Zusammenhangmit der Frage, ob wir beim Lan-desbetrieb Erziehung und Berufs-bildung weiterhin von „Berufs-bildungseinrichtungen“ sprechensollten - ein Begriff, der mir zusehr rückwär ts gewandt er-scheint, an eine verschulte, kurs-mäßig organisierte Form derBerufsbildung in einer „Fortbil-dungseinrichtung“ à la Volkshoch-schule denken lässt.

Was wir wollen, ist eine Berufs-bildung, die sich stark an der be-trieblichen Realität des allgemei-nen Arbeitsmarktes, an der Rea-lität produzierender Betriebe ori-entiert. Mein Vorschlag: Lassen

Albert Scherer, Leiter des Bereichs Berufliche Bildung, beschreibt seine Ziele und Visionen

„Näher ran an den ersten Arbeitsmarkt“: Von derGegenwartsfähigkeit zur Zukunftsfähigkeit

Sie uns doch lieber von „Berufs-bildungsbetrieben“ sprechen.

Bisher haben wir hauptsächlichüber die innere Entwicklung derBerufsbildungseinrichtungen oderBerufsbildungsbetriebe gespro-chen. Wie sehen Sie die regiona-le Einbindung Ihrer Arbeit?

Albert Scherer: Bereits heuteexistieren vielfältige Formen derZusammenarbeit mit Berufsschu-len, Stadtteilinitiativen, Jugendhil-feträgern, Beschäftigungsprojek-ten und Behörden. Innerhalb desLandesbetriebs Erziehung undBerufsbildung gibt es einen regenAustausch zwischen den Berei-chen Hilfen zur Erziehung undBerufsbildung.

Wir wollen alle diese Kontakteausbauen und die Entwicklung re-gionaler Netzwerke fördern. Wirsollten uns noch stärker zum je-weiligen Stadtteil hin öffnen; war-um sollten beispielsweise unse-re Werkstätten nicht auch vonPartnerInnen oder BewohnerIn-nen im Sinne einer Stadtteil-werkstatt genutzt werden?

Wenn Sie manchmal in die Zu-kunft der Berufsbildung träumen,welche Gedanken oder Visionengehen Ihnen dann durch denKopf?

Albert Scherer: Mich faszinie-ren die Ideen einer „ErlebnisweltBerufsbildung“ und des „Edutain-ment“. Auf den ersten Blick sinddas Schlagworte, in denen abereine Menge anregender Kreati-vität stecken könnte, wenn wiruns davon anstecken ließen.

Wie können wir diese Denkan-sätze für uns fruchtbar machen,für eine Lernwelt, die im bestenpädagogischen Sinne Spaß, Mo-tivation und Lernerfolge mit ein-ander verbindet, ganzheitlicheEntwicklungsprozesse fördert?

Ich fände es toll, wenn es in derFachwelt und in der Öffentlichkeitin den nächsten Jahren heißenwürde: Die beim LandesbetriebErziehung und Berufsbildung , diehaben das irgendwie geschafft,eine produktive „Erlebniswelt Be-rufsbildung“ zu verwirklichen. Ichweiß noch nicht, wie das ausse-hen könnte. Aber gemeinsamkönnten wir das herausfinden, da-von bin ich überzeugt.

Herr Scherer, vielen Dank fürdas Gespräch.

*BBE: Verbesserung beruflicher Bil-

dungs- und Eingliederungschancen.

**QUAS: Qualifizierung und Arbeit für

Schulabgängerinnen und -abgänger in

Hamburg

Für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge bietet derLandesbetrieb Erziehung und Berufsbildung in derBerufsbildung Stadtpark ein Qualifizierungs- undBeschäftigungsprojekt an: Fahrradtechnik, Schweiß-konstruktionen, Holzbearbeitung, Holzschnitzen,Bootsbau.Die Kurse dauern vier bis zwölf Wochen. Gearbeitetwird von 8.30 bis 15 Uhr. Arbeitskleidung und Ar-beitsschuhe werden gestellt.Kontakt: Sebastian Brost, Berufsbildung Stadtpark,Telefon 428.88-19 34.

Lernen und Arbeiten

Page 6: oskar - Hamburg

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Projektmanagementstärkt Teamkultur

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LEB am NetzDie Zentrale desLandesbetriebs Erzie-hung und Berufsbil-dung ist jetzt auch amFHH-Netz angeschlos-sen und erreichbar pere-Mail. Das Modell derAdressen lautet:[email protected]

Spotlight: Neue Wege der Berufsorientierung

Ein neues - vielleicht einmali-ges - Angebot zur Berufsvorbe-reitung gibt es jetzt in HeimfeldNord und Neuwiedenthal: Das The-aterprojekt Spotlight. Das Beson-dere: Das Angebot wird im Ver-bund mit mehreren Trägern reali-siert.

Im Rahmen des Armutsbekäm-pfungsprogramms „Soziale Stadt“und gespeist aus Fördermittelndes Bundesministeriums fürSchule, Familie und Jugend unddes Arbeitsamts wurde bundes-weit zu einem Konzeptwettbe-werb aufgerufen, mit dem Ziel, für„besonders benachteiligte Ju-gendliche“ ein Angebot zur Be-

sen zum Erfolg eines Auftritts bei-tragen.“

Zu den vielfältigen Aufgabengehören zum Beispiel

Kulissen bauen und das Büh-nenbild entwerfenMasken und Requisiten her-stellenFür passende Kleidung undFrisuren sorgenBeleuchtung und TontechnikcheckenFür das Theaterteam Texteschreiben und die Werbung ge-staltenRegie führen und alles zu-sammenbringenund vieles mehr

Jeder kann also die Aufgabeheraussuchen, die ihm oder ihram meisten liegt, also die „richti-ge Rolle“ für ein gemeinsam ge-staltetes Theaterstück, das amSchluss natürlich auch Premierevor einem grossen Publikum fei-ert.

Wie finden dieTeilnehmer einen Beruf?

Unser Theaterprojekt bietetauch eine berufliche Orientierung.

Die TeilnehmerInnen haben dieChance, herausfinden was IhnenSpaß macht: Sie erfahren, wel-che Berufe es am Theater gibt,sie können ausprobieren, in wel-chem Bereich sie arbeiten möch-ten und welche Fähigkeiten siehaben. Sind sie handwerklich be-gabt? Schreiben sie gern? Arbei-ten sie gern mit Menschen? Woliegen ihre Stärken?

Das Theaterprojekt eröffnet Ju-gendlichen die Chance, Ausbil-dungsmöglichkeiten und was da-zugehört kennenzulernen:

Arbeiten im TeamGrundfertigkeiten erlernenEDV-TrainingBewerbungstrainingPraktikumNeue Fähigkeiten erwerben

Was haben dieJugendlichen davon?

Jugendliche finden Antwortenauf Ihre Fragen, sie finden Orien-tierung - und sicherlich auch Freu-de an den Aufgaben rund umsTheater, an einer regelmäßigenBeschäftigung. Sie erhalten einemonatliche Vergütung von 500Mark, außerdem werden sämtli-

Theaterprojekt für Jugendliche in Heimfeld Nord und Neuwiedenthal - Carla Rinkleff berichtetche Versicherungen - wie Kran-ken-, Renten-, Pflege-, Unfall- undArbeitslosenversicherung - über-nommen. Die Jugendlichen sindberechtigt für Ermäßigungen beiHVV und DB sowie für Kindergeldund BAB (Berufsausbildungs-beihilfe). Nach dem Abschlussdes Projekts haben sie Anspruchauf Arbeitslosengeld erworben.

Räume für Träume -Zeit für Entwicklung

Im Projekt wird den Jugendli-chen Zuversicht und Verständnisvermittelt, sie finden Austauschund Ansprechpartnerinnen und -partner, Freunde und die Zugehö-rigkeit zu einer Gruppe. Und na-türlich: Die Orientierung auf eineAusbildung.

Das Projekt hat für die Teilneh-merInnen am 1. Dezember 2000begonnen, über den weiteren Ver-lauf berichten wir in einer dernächsten Ausgaben von oskar.

Sollten Sie noch Fragen haben,wenden Sie sich doch bitte an dieMitarbeiterInnen des Theaterpro-jekts unter der Telefonnummer:0173-422 16 22.

rufsorientierung zu entwickeln.Insgesamt starten 40 verschie-dene Angebote bundesweit unterwissenschaftlicher Begleitung.

Auch der Landesbetrieb Erzie-hung und Berufsbildung hat sichan dem Konzeptwettbewerb zu-sammen mit drei weiteren Har-burger Trägern - Jugendliche in Ar-beit, GATE und die BI, allesamtMitglieder des Netzwerks Harburge.V. - erfolgreich beworben. Wir er-hoffen uns von unserem Theater-projekt eine neue Form der Moti-vation für Jugendliche, die auf die-sem Weg zur Berufsorientierunghingeführt werden.

Theater macht Spaß!

Im Rampenlicht stehen, einAuftritt auf der großen Bühne,Lampenfieber, dann der Applausvom Publikum - Theater machtSpaß! Für die einen ist es einTraum: „Das wollte ich schon im-mer mal machen!“ Andere den-ken: „So im Mittelpunkt stehen,das kann ich nicht!“ Aber einTheater braucht nicht nur Akteu-re, nicht nur SchauspielerInnenund MusikerInnen, sondern auchviele Leute die „hinter den Kulis-

Fortsetzung von Seite 1

Mit Hilfe der Projektkoordinato-rin überwacht die Projektgruppein deren Sitzungen die smartenMeilensteine aller Arbeitsvorha-ben, indem die Ergebnisse derUnterziele jedes Arbeitsvorha-bens präsentiert, diskutiert, be-raten und ggf. überarbeitet wer-den. Grundlage hierfür ist die Ar-beit der Arbeitsgruppen, die dieMeilensteine in Leistungen auf-spalten und anschließend in Fein-arbeit alle erforderlichen Arbeits-schritte abarbeiten. Die jeweiligenArbeitsgruppenleiterinnen und -leiter - gleichzeitig Projektgrup-penmitglieder - tragen die Ergeb-nisse der Projektgruppe zum imMeilenstein definierten Termin vor.

Meilensteine dienen folglich derStandortbestimmung der AKU-LEB-Gruppe und fungieren als Bi-lanzierungstermine für Zwischen-ergebnisse. Sie sind vergleichbarmit einer Weiche: Sie bieten dieChance und manifestieren zu-gleich die Notwendigkeit einerEntscheidung der Projektgruppe

und ggf. des Projektleiters, Wolf-gang Lerche, die folgende Pro-jektphase freizugeben oder Kurs-korrekturen vorzunehmen.

Am 24. November (zweiter Mei-lenstein der Projektkoordinatorin)lagen 60 Prozent der 16 AKU-LEB-Arbeitsvorhaben in Formvon „smarten“ Meilensteinen vor.Die nächsten Phasen des Pro-jekts AKU-LEB sind Realisierung,Implementierung und Optimie-rung der Arbeitsvorhaben. DiesePhase der Projektdurchführungist charakterisiert durch eine be-sonders hohe Anfälligkeit gegen-über Störungen, die aus Mitarbei-terInnenproblemen, Kapazitäts-engpässen, sachlichen Änderun-gen oder Umwälzungen bei Machtund Politik resultieren können.

Damit der Projektverlauf nichteskaliert, wird auch während derDurchführung des Projekts ge-plant, gesteuert und unter demAspekt der Zielorientierung über-wacht. Während dieses Prozes-ses agiert die Projektgruppe alsKonfliktmanager und stärkt und

fördert mittels des Projektmana-gements die Teamkultur im LEB.

Wenn Sie neugierig gewordensind, wie diese „SMART“e Metho-de funktioniert, dann schauen Siedoch mal herein - viele Arbeits-gruppen wünschen sich noch per-sonelle, praktische und boden-ständige Unterstützung. Bei Inter-esse wenden Sie sich bitte an dieArbeitsgruppenleiterInnen:Zusammenarbeit BB + HzE:Albert Scherer, 428.81-4860Neue Ansätze für die stationärenHilfen: Christiane Kluge, 428.81-4830

Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit:Wolfgang Lerche, 428.81-4801Neue Ansätze Jugendwohnun-gen: Peter Stiepani / Brigitte Stob-be, 552.16-61 / 428.81-4850LEB-Hotline: Bettina Bormann,428.81-4804Vernetzte Teams: Martin Scheer,701.018-10Fachcontrolling: Christiane Kluge,428.81-4830Anfrage- und Aufnahmemanage-ment: Brigitte Stobbe, 428.81-4850HzE und Schule: Klaus Holzrich-ter, 732.21-83Fort- und Weiterbildung: Sabine

Wisniewski, 428.81-4821Einführung Handys f. Verbundlei-tungen: Frank Thinius, 790194-20Mobilitätsförderung: HeidemarieSteitz / Kay Gramberg, 428.81-4820 / 540.65-09Druckerzeugnisse: Bettina Bor-mann,428.81-4804Printmaterial für LEB-Sammel-ordner: Bettina Bormann, 428.81-4804Fachveranstaltungen „LEB vorOrt“: Frank Thinius, 790.194-20Bekanntmachung neuer Angebo-te in den Bezirken: Frank Thinius,790.194-20

Sabine Wisniewski

Arbeitsmethodik desProjektmanagements: SMART

ZieleS

sichtbarklar + konkret

Mmessbar

quantitativ +qualitativ

überprüfbar

Aakzeptiert

- die AG ist vomZiel überzeugt

Rrealistisch

- Aufwand undBedingungenausgewogen

Tterminiert

- klareZeitdefinition

Meilensteine

Leistungen Arbeitsschritte

Page 7: oskar - Hamburg

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Familienaktivierung - Angebot undMethode im ambulanten Team

Der Kinder- und Jugendhilfe-verbund Harburg hat bereits inden vergangenen Jahren an derUmsetzung des Arbeitsprinzips„vernetzte Teams“ gearbeitet. Imvorigen Jahr wurden die beste-henden Standards weiter entwik-kelt mit dem Ziel, flexibel, verbind-lich und zielorientiert auf den Ein-zelfall reagieren zu können.

Vernetzt und zu einem ambu-lanten Team zusammengeführtwurden drei Angebote. Aus dem

ambulanten Team heraus werdenHilfen nach §§ 30/31/32/35 ange-boten. Zu den Standards in derArbeit zählen unter anderem

Methodenkontinuität,der systemische Arbeitsan-satz,zu zweit in einer Familie ar-beiten unddie kollegiale Beratung.

Noch in diesem Jahr soll dasambulante Team durch die Kolle-

gin aus der Familienaktivierungergänzt werden. Ziel ist die Im-plementierung der Methoden undStandards dieses Arbeitsansat-zes in die anderen Angebote. Aufdiese Weise wird in Zukunft jedeMitarbeiterin und jeder Mitarbei-ter im Kinder- und Jugendhilfe-verbund Harburg diese Methodenin ihrem oder seinem jeweiligenArbeitsfeld einsetzen sowie imBedarfsfall auch das AngebotFamilienaktivierung anbieten kön-nen.

Umsetzung des AKU-LEB-Vorhabens „Vernetzte Teams als Arbeitsprinzip“ imKinder- und Jugendhilfeverbund Harburg - von Susanne Keller

Um die Umsetzung möglich zumachen, erhalten die Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter von der Kol-legin aus der Familienaktivierungeine detaillierte Einführung in dieArbeit. Sie werden mittels kolle-gialer Beratung unterstützt unddurch externe Fortbildung ge-schult. Langfristiges Ziel ist dieImplementierung der Methodender Familienaktivierung in die sta-tionären Angebote des Landes-betriebs Erziehung und Berufsbil-dung.

Eine Alternative zu unserenJugendwohnungen stellt das Kon-zept der sogenannten Jugend-wohngemeinschaften (JWG) desLandesbetriebs Erziehung undBerufsbildung dar. In Jugend-wohngemeinschaften leben achtbis zehn Jugendliche „unter einemDach“. Dies geschieht in der Re-gel in mehreren Wohnungen, diesich in einem Haus befinden. DieRahmenbedingungen und dieKonzeption sind so gestaltet,dass grundsätzlich eine Aufnah-me von Mädchen und Jungen ab14 Jahren möglich ist.

Die JugendwohngemeinschaftStresemannstraße des Kinder-und Jugendhilfeverbunds (KJHV)Altona West ist Vorreiter für die-ses neue Angebot des Landes-betriebs Erziehung und Berufsbil-dung. Eine weitere JWG befindetsich im KJHV Langenhorn/Fuhls-büttel im Aufbau; und im KJHVWandsbek wird voraussichtlichAnfang des nächsten Jahres dieArbeit in einer Jugendwohnge-meinschaft aufgenommen.

Aufschluss über Stärkenund Schwächen

Personalrat und Geschäftsfüh-rung haben miteinander verein-bart, dass die Erfahrungen derMitarbeiterinnen und Mitarbeiteraus der ersten Phase der JWGStresemannstraße systematischausgewertet werden. Schwer-punkt dieser Auswertung (Eva-luation) sollten neben einer Ana-lyse der Zielgruppen der Jugend-wohngemeinschaft die Dienst-plangestaltung - beziehungswei-se die Umsetzung des Dienst-plans mit den vorhandenen Per-sonalressourcen sein.

Zugleich sollte auch die Zufrie-denheit der beteiligten Fachkräf-te des Landesbetriebs Erziehungund Berufsbildung aber auch derBezirklichen Jugendämter erfragtwerden. Beinahe als eine Art „Ne-benprodukt“ hat die Begleitungder ersten Phase Aufschlussüber konzeptionelle Stärken undGrenzen der Jugendwohnge-meinschaften gegeben.

Die gute Nachricht: Die Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter derJWG Stresemannstraße bewer-ten die Arbeit in der JWG über-wiegend positiv. Sie haben sich -so der interne Auswertungsbe-richt - ganz besonders engagiert,belastungsfähig und kreativ ge-zeigt. Dies wiegt um so mehr, alsdie Bedingungen in der Startpha-se alles andere als optimal wa-ren und allen Beteiligten sicher-lich besondere Leistungen abver-langt haben. Zufrieden äußernsich auch die befragten Fachkräf-te aus den Bezirklichen Jugend-ämtern.

JWG werden weiterhinsystematisch begleitet

Aber es gibt auch noch einigesnachzuarbeiten, damit der MotorJWG wirklich rund läuft und ausdem neuen Angebot auch wirk-lich ein Erfolgsmodell wird. Diesgilt insbesondere für die Gestal-tung des Dienstplans und die dar-aus erwachsenden Belastungenfür die Fachkräfte.

Gemeinsam mit den Fachkräf-ten werden wir Lösungen finden.Zur Zeit prüfen wir, ob für diesenZweck das Instrument des Qua-litätszirkels geeignet ist. Auf je-den Fall werden die bestehendenund die geplanten Jugendwohn-gemeinschaften auch über dieErprobungsphase hinaus syste-matisch begleitet und bei Bedarfweiter entwickelt. Zusammen mit

FortbildungSehr geehrte Kollegin-nen und Kollegen,

aus gegebenen Anläs-sen habe ich Fortbil-dungsmöglichkeitenzum Thema „Umgangmit gewaltbesetzten(Berufs-)Situationenfür Sie recherchiertund an alle Leiterinnenund -leiter unsererEinrichtungen imberufsbildenden undHzE-Bereich verteilt.Bei Interesse bzw.Fortbildungsbedarfwenden Sie sich bittean die für Sie zuständi-ge Einrichtungsleitung.

Sabine Wisniewski,Personalentwicklung

Jugendwohngemeinschaften: Ein neuesAngebot im LEB gewinnt KonturErste Phase der Evaluation der JWG Stresemannstraße abgeschlossen -ein Bericht von Brigitte Stobbe und Wolfgang Lerche

Jugend-wohngemein-schaften sindfür dieBetreuungs-bedarfe vonunter 16-Jährigengestaltet -die Evaluationhat konzep-tionelleStärken undGrenzensichtbargemacht.Foto: Tange

den Fachkräften und den zustän-digen Leitungen werden wir einBegleitkonzept entwickeln.

Die Evaluation zeigt auch, dassdie Jugendwohngemeinschaft einsehr leistungsfähiges Angebot ist.Es ist jedoch schon deutlich ge-worden, dass bei der Aufnahmevon Jugendlichen, die bereitsdurch gravierende Gewalttatenstrafrechtlich auffällig gewordensind, eine intensive, alle verfüg-baren Informationen auswerten-de Vorbereitungsphase erforder-lich ist.

Bedarf für weitere JWGwird derzeit geprüft

Auch bei Aufnahmeanfragenauf der Rechtsgrundlage des §35a SGB VIII ist eine sorgfältigePrüfung der individuellen Proble-matik erforderlich. Bei der Aufnah-me besonders schwieriger Ju-gendlicher ist zu berücksichtigen,dass in der Regel immer nur eine

Mitarbeiterin beziehungsweise einMitarbeiter in der Einrichtung an-wesend ist. Es ist weder im In-teresse der betreuten Jugendli-chen, noch in dem der Mitarbei-ter oder des Betriebs, wenn durcheine Hilfeplanung, die nicht opti-mal verläuft, Mitarbeiterinnen undMitarbeiter dauerhaft Überforde-rungssituationen ausgesetzt wer-den.

Im Rahmen der Umsetzung derAKU-LEB-Ergebnisse wird zurZeit geprüft, in welchen RegionenBedarf für weitere Jugendwohn-gemeinschaften besteht. Diesewerden dann in enger Abstim-mung mit den belegenden Ju-gendämtern schrittweise einge-führt.

Wir sind zuversichtlich, dass wirbei weiteren Neugründungen vonden Erfahrungen der Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter der JWGStresemannstraße profitieren wer-den.

Jugendwohngemeinschaften wurden konzipiert mitdem Anspruch, ein Angebot für Jugendliche unter 16Jahren zu entwickeln. Seit Anfang dieses Jahres gibtes die erste Jugendwohngemeinschaft im Landes-betrieb Erziehung und Berufsbildung: Im Kinder- undJugendhilfeverbund Altona West. Im Zeitraum vom1. Februar bis zum 31. Oktober 2000 wurde sie inder Praxis auf Herz und Nieren erprobt. BrigitteStobbe und Wolfgang Lerche berichten.

Page 8: oskar - Hamburg

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Der Landesbetrieb Erziehungund Berufsbildung ist ein großerBetrieb - und wie in den meistengroßen Betrieben existieren auchbei uns verschiedene Betriebstei-le nebeneinander: Der Erzie-hungsbereich und der Bereich Be-rufliche Bildung.

Praktische Ebene desKennenlernens

Seit Jahren schon gibt es phan-tasievolle Versuche, die beidenBereiche mehr miteinander zu ver-binden oder einen stärkeren undbesseren Austausch untereinan-der herzustellen. Wir haben Ta-gesveranstaltungen, Tage der of-fenen Tür und den Berufswelten-

tag zum gegenseitigen Kennen-lernen durchgeführt, wir haben anErziehungskonferenzen teilge-nommen und einiges mehr.

In Einzelfällen - meist an per-sönliche Kontakte gebunden - hates auch geklappt, aber im gro-ßen und ganzen sind sich die bei-den Bereiche doch eher fremd ge-blieben und standen sich teilwei-se wohl auch recht skeptisch ge-genüber.

Sicherlich geht es einigen Kol-leginnen und Kollegen in der Be-rufsbildung des LandesbetriebsErziehung und Berufsbildungganz ähnlich wie mir: Das gesam-te Angebot von Betreuungs- und

Annäherung der Bereiche Hilfen zur Erziehung und Berufliche Bildung ganz praktisch: Fragen,Gedanken und Wünsche von Walter Mews aus der Berufsbildung Thedestraße

Unterbringungsmöglichkeiten fürJugendliche in unserem Betriebist uns nicht so genau bekannt.Hier besteht durchaus noch In-formations- und Beratungsbedarf.Eine ganz praktische Ebene aufder sich gegenseitiges Kennen-lernen, Verstehen und Akzeptie-ren möglicherweise eher erreichenlässt, ist die Inanspruchnahmevon wechselseitigen Dienstlei-stungen.

Breites Angebot - auchfür interne Kundschaft

Unsere Berufsbildungswerk-stätten und -büros halten einenriesigen Pool an Dienstleistungenbereit: Sei es die zerbrocheneScheibe, der tropfende Wasser-hahn, das verbogene Gartentor,die demolierte Tür, der Einbau-schrank, das renovierungsbedürf-tige Zimmer oder Büro, das ka-putte Fahrrad, der verwilderte Gar-ten, der neu anzuschließendeHerd, die Blumen und das Essenzur Feier, das Strähnchen imHaar, die Einladung zum Tag deroffenen Tür oder das Bewer-bungstraining am PC - in all die-sen Bereichen (und bestimmt ha-be ich noch eine ganze Reihevergessen) haben wir Kenntnis-se und Fähigkeiten zu bieten. Undzwar auch für unsere interneKundschaft!

Hört man sich unter den Kolle-ginnen und Kollegen um, stelltman fest, einige wissen gar nichtsvon den ungeahnten Möglichkei-ten, andere nutzen die Angeboteregelmäßig - sowohl für dienstli-che als auch für private Belange.

Einige Werkstätten würden dieAngebote gern ausbauen und ihreKundenkontakte und -kartei er-weitern. Andere lassen lieber dieFinger davon, weil das immerÄrger gibt... Man ist eben keineganz normale Firma - aber genaudas verstehen viele nicht.

Woher kommt dieSkepsis?

Abgesehen von zwei Großpro-jekten, die schon lange zurück-liegen - der Umbau der Einrich-tungen Kollaustraße und Busch-kamp - werden sich viele an deneinen oder anderen Kontakt erin-nern, teils in guter und vielleichtauch teilweise in nicht so schö-ner Erinnerung.

Hier kann und muss man schonerklären, wie es sich aufgrund derbesonderen Arbeitsbedingungenin den Werkstätten mit Terminen,Kosten, Arbeitslohn und Rech-nungen verhält: Ein Werkstatt-leiter ist zum Beispiel für sechsbis 16 Jugendliche zuständig,

kann aber vielleicht nur einen oderzwei Jugendliche zum Kundenoder auf eine Baustelle mitneh-men. Und natürlich bestehen auchUnterschiede in den Möglichkei-ten und Qualitäten der Arbeiten,die in QuAS- oder Berufsvorbe-reitungswerkstätten entstehenoder in Ausbildungswerkstätten.Frühzeitige und klare Absprachenvon beiden Seiten können somanchen Ärger ersparen.

Übrigens wurde oskar immer imAusbildungszentrum Wulfsdorfgedruckt - ein gutes Beispiel fürinterne Kundschaft.

Unsere Möglichkeiten bietenChancen für beide Bereiche: DieJugendlichen in den Werkstättenlernen und üben sich in Kunden-kontakt und Service, die Jugend-lichen in den Wohnungen erlebenetwa Gleichaltrige bei der Bau-stellenarbeit und finden darübervielleicht einen Zugang zu denverschiedenen Berufsbildungsan-geboten. Wahrscheinlich lässtsich auf diese Weise nebenbeiauch noch die eine oder andereMark sparen.

Wie denken Sie darüber? Wel-che Erfahrungen haben Sie ge-macht? Wir freuen uns über eineangeregte Diskussion zu diesemThema.

Scheibe zerbrochen? Garten verwildert?Die Frisur sitzt nicht?

Nein, eine „ganz normale Firma“ sind unsere Werkstätten und Einrichtun-gen nicht; aber wenn die Absprachen stimmen, steht einer guten Zusammen-arbeit eigentlich nichts mehr im Weg. Foto: Margit Werbinek (Copyright)

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Dabei sein ist alles: Der LEB beim Fürsorgetag

Der wahnwitzige Besucher-strom ist ja leider ausgebliebenbeim Markt der Möglichkeiten imRahmen des Deutschen Fürsor-getags. Darüber haben auch dieanderen Aussteller geklagt. Of-fenbar war die Tagung insgesamtnicht so gut besucht, wie die Or-ganisatoren der BAGS es sich er-hofft hatten.

Schlechte Laune ist an unse-rem Stand aber nicht aufgekom-men. (Auch nicht beim Senioren-turnen oder bei den Evergreens,die jeder schon so oft gehört hat,nur etwas schneller und harmoni-scher, als sie die Band auf derBühne interpretierte.) Aber sei’sdrum, wir waren da, wo wir hinge-hören: Mitten in der HamburgerLandschaft von Trägern der Ju-gend- und Sozialarbeit.

Und unser Stand konnte sichsehen lassen: Drei Türen habenJugendliche und Meister der Be-rufsbildung Moritzhof gebaut, die

Zugänge zu den Räumen der be-ruflichen Bildung symbolisierten,Hinweisschilder auf dem Fußbo-den inklusive. Schwarz-weiß-Por-

75. Deutscher Fürsorgetag in Hamburg: Markt der Möglichkeiten am 14./15. November 2000 im CCHtraits aus unserer Fotoausstellungschmückten die Wand, wir habenselbstgebackene Kekse von Ju-gendlichen aus dem Veringhof an-geboten (die sehr beliebt waren),wir hatten sechs animierte Prä-sentationen - per Video-Beameran die Wand geworfen - zu bie-ten: Der LEB, Berufliche Bildung,Familienaktivierung, Minderjähri-ge unbegleitete Flüchtlinge, Kin-derschutzhäuser und neue Struk-turen der Jugendwohnungen. Aufdem Fernseher lief unser VideoGeduldet. Auf einem Regal hat-ten wir unser Printmaterial paratund Luftballons mit unserem Logoragten weit „in den Himmel“.

Aber das beste: Wir am Standwaren - jedenfalls habe ich es soerlebt - ein richtig tolles Team. Ichglaube, es hat nicht nur mir Spaß

gemacht, dort zu sein und unszu zeigen.

Bei aller Begeisterung für dieLeute am Stand will ich nicht dievergessen, die vorher und nach-her für uns da waren: Diejenigen,die kopiert, gefaltet und getackerthaben, diejenigen, die besorgtund eingekauft haben, was manso braucht, diejenigen, die unse-re Sachen transportiert, auf- undabgebaut haben, derjenige, dersich so zuverlässig um die Tech-nik gekümmert hat, derjenige, derMaterialnachschub geholt hat,diejenigen, die Kekse gebackenund die Türen gebaut haben, die-jenigen, die Luftballons gefüllt ha-ben - ich hoffe, ich habe nieman-den vergessen. Danke Ihnen undEuch allen! Mein Fazit: Wir kön-nen so was! bo

Unter dem Leitthema „Europa sozial gestalten“ fand der 75. Deutsche Für-sorgetag in Hamburg statt. Auf dem Markt der Möglichkeiten hatten Ham-burger Träger der Jugend- und Sozialarbeit Gelegenheit, sich und ihre Ar-beit vorzustellen. Unser Stand lag genau vor der Bühne. Foto: Bormann