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Sitzung am 2.11.2010Zusammenfassung wichtiger Punkte
Einführung in die romanische Sprachwissenschaft IVa
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Was muss ich wissen?Die Phasen der Sprachwissenschaft
1. Phase: Bopp, Grimm, Diez … 2. Phase: August Schleicher3. Phase: Junggrammatiker4. Phase: Saussure und der Strukturalismus
in Europa5. Der Strukturalismus Amerika6. Phase: Noam Chomsky und die Generative
Transformationsgrammatik (USA)7. Phase: Methodenvielfalt, kein dominantes
Modell mehr (Soziolinguistik, Textlinguistik etc.)
Historische Ausrichtung
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Die erste Phase
Grundwissen
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Was muss ich wissen?Spätes 18. Jh./frühes 19. Jh.
(Wieder)Entdeckung des SANSKRIT (Altindisch)Auseinandersetzung mit der Verwandtschaft zwischen
den europäischen Sprachen und dem AltindischenSystematische Erforschung der Verwandtschaft von
europäischen Sprachen (mit Einbeziehung des Sanskrit oder ohne Einbeziehung des Sanskrit)
Entwicklung der historisch-vergleichenden MethodeErstellung historischer Grammatiken und historischer
/ etymologischer WörterbücherDie Entdeckung bestimmter REGELMÄSSIGKEITEN DER
LAUTLICHEN ENTWICKLUNG (z.B. durch Jacob Grimm)
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Was muss ich wissen?Frühes 19. Jh.
Die unmittelbare Vorgeschichte der ROMANISTIKFrançois M. RAYNOUARD (aus Südfrankreich)
Beschäftigung mit der altprovenzalischen Liebeslyrik
Veröffentlichung mittelalterlicher GedichteGrammatiken und Wörterbücher des
AltprovenzalischenTheorie über den Ursprung der romanischen
Sprachen
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Was muss ich wissen?Die Entstehung der ROMANISTIK
(zwischen 1822 und 1830) als WISSENSCHAFTLICHE HOCHSCHULDISZIPLIN
Friedrich [Christian] DIEZ (Universität Bonn)Auseinandersetzung mit dem Altprovenzalischen
(inspiriert von François M. Raynouard)
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Was muss ich wissen?Zwei grundlegende Werke von Friedrich
DiezGrammatik der romanischen Sprachen
(1836)Etymologisches Wörterbuch der
romanischen Sprachen (1853)
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Die zweite Phase
Grundwissen
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Was muss ich wissen?August Schleicher
Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen (1861)Begründer der Stammbaumtheorie in der
vergleichenden Sprachforschung und (zusammen mit Franz Bopp) einer der Wegbereiter der Indogermanistik.
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Die dritte Phase
Grundwissen
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Was muss ich wissen?Die
JunggrammatikerTheorie / Doktrin
Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze
LautgesetzEin nach festen Regeln
verlaufender Laut-veränderungsprozess.
Neben Analogie und Entlehnung eines der grundlegenden Phänomene des Sprachwandels.
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Zur InformationDie Junggrammatiker und ihre Theorie
„Aller Lautwandel, soweit er mechanisch vor sich geht, vollzieht sich nach ausnahmslosen Gesetzen, d.h. die Richtung der Lautbewegung ist bei allen Angehörigen einer Sprachgenossenschaft, außer dem Fall, daß Dialektspaltung eintritt, stets dieselbe, und alle Wörter, in denen der der Lautbewegung unterworfene Laut unter gleichen Verhältnissen erscheint, werden ohne Ausnahme von der Veränderung ergriffen.“ Zit. aus dem Vorwort zu Karl BRUGMANN / Hermann OSTHOFF,
Morphologische Untersuchungen auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen (Bd. 1, 1878, S. XIII)
= das Manifest der junggrammatischen Theorie
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Was muss ich wissen?Die Junggrammatiker und die
Lautgesetze Wo das Prinzip der Ausnahmslosigkeit der
Lautgesetze nicht angewendet werden kann, wird das Wirken der Analogie als Erklärung angenommen (= psychologischer Ansatz).
Ausnahmen werden als Anpassung an bereits bestehende Formen betrachtet.
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Was muss ich wissen?Die junggrammatische Methode war in
der Sprachwissenschaft des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts dominant.Sie war positivistisch ausgerichtet und kam
mit sehr wenig Theorie aus.Sie beschränkte sich auf überprüfbare Daten
und Fakten.Sie bildete zwar das wissenschaftliche
Fundament, engte aber den Blick auf das Untersuchungsobjekt Sprache stark ein.
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Was muss ich wissen?Gegner der Junggrammatiker
Gegner kritisierten nicht die historische Sicht auf die Sprache, sondern die rigorose Einengung der historischen Sicht auf die Sprache.
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Was muss ich wissen?Prominente Gegner der
Junggrammatiker aus den Reihen der RomanistikHugo Schuchardt
Über die Lautgesetze. Gegen die Junggrammatiker (1885)
Karl Vossler (IDEALISTISCHE SPRACHWISSENSCHAFT)Positivismus und Idealismus in der
Sprachwissenschaft (1904)
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Die vierte Phase
Grundwissen
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Was muss ich wissen?Der europäische Strukturalismus
Mit der Entwicklung des Strukturalismus entfernte sich das Interesse von der diachronen Sprachbetrachtung und wandte sich der synchronen Beschreibung von Sprache zu.
Sprachen wurden als homogene Systeme untersucht.
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Was muss ich wissen?Zur Erinnerung…
Die DIACHRONE SPRACHBETRACHTUNG untersucht SPRACHLICHE ENTWICKLUNGEN, von einem Zeitpunkt A zu einem Zeitpunkt B:
A B
LATEIN FRANZÖSISCH
ALTFRZ. MITTELFRZ. NEUFRZ.
Zwischenstufen
Zeitliches Kontinuum
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Was muss ich wissen?Zur Erinnerung…
Die SYNCHRONE SPRACHBETRACHTUNG untersucht ein SPRACHLICHES SYSTEM zu einem bestimmten ZEITPUNKT:
Das System des modernen Frz., Sp., It., Pg. etc.Das System des Altfranzösischen,
Mittelfranzösischen…Das System des klassischen Lateinischen…(…)
Untersuchung eines SprachsystemsZu einem bestimmten Zeitpunkt
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Was muss ich wissen?
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Die Anfänge des europäischen StrukturalismusIn Ferdinand de Saussures posthum erschienenem
Cours de linguistique générale (1916), der aus Vorlesungsmitschriften von Charles Bally und Albert Sechehaye hervorgegangen war, wird eine allgemeine Theorie der Sprache als ein abstraktes und überindividuelles System von Zeichen entwickelt.
Was muss ich wissen?
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Die Anfänge des europäischen StrukturalismusDer Cours wurde in den 20er Jahren in verschiedenen
europäischen Ländern rezipiert.Die Ideen von de Saussure gaben den Anstoß zu
neuen sprachwissenschaftlichen Theorien im Bereich der SYNCHRONEN SPRACHBETRACHTUNG.
Es entstanden drei strukturalistische „Schulen“, und zwar die GENFER SCHULE (ehemalige Schüler Saussures)PRAGER SCHULE (Entwicklung der PHONOLOGIE)KOPENHAGENER SCHULE (GLOSSEMATIK)
Hierzu ausführlich in der Sitzung am 9.11.2010
Die fünfte Phase
Grundwissen
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Was muss ich wissen?
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Die Anfänge des amerikanischen StrukturalismusNicht zuletzt durch die synchrone Analyse
nordamerikanischer Indianersprachen entstand in den USA eine eigene Form des Strukturalismus
Was muss ich wissen?
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Wichtige VertreterEdward SAPIR, Language (1921)Leonard BLOOMFIELD, Language (1933)
Die sechste Phase
Grundwissen
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Was muss ich wissen?
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Die fünfte Phase ist geprägt durch Noam Chomsky und die Entwicklung der GENERATIVEN
(TRANSFORMATIONS)GRAMMATIK (GGT)Die Theorie wurde in dem Werk Syntactic
Structures (1957) erstmals vorgestellt und bis 1995 immer wieder weiterentwickelt.
Was muss ich wissen?
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Die Idee der frühen Generativen Grammatik besteht darin, dass es aufgrund der Tatsache, dass die menschliche Sprache nach Gesetzmäßigkeiten aufgebaut ist, auch möglich ist, einen „Algorithmus“ (Arbeitsanweisung) zu finden, mit dem sich alle Sätze, die in einer menschlichen Sprache überhaupt möglich sind, nach Formeln auflisten lassen.
Zur Information
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Die Pfeile sagen aus, dass der Ausdruck vor dem Pfeil durch den Ausdruck nach dem Pfeil ersetzt werden soll:
Sentence -> NP + VP
NP -> T + NVP -> Verb + NPT -> theN -> man, ball, etc.Verb -> hit, etc.
Zur Information
Algorithmus Ausgabe
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Sentence -> NP + VPNP -> T + NVP -> Verb + NPT -> theN -> man, ball, etc.Verb -> hit, etc.
the man hit the manthe ball hit the manthe man hit the ballthe ball hit the bal
Zur Information
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Man kann die Ersetzungsregeln auch mit Hilfe Baumdiagramms darstellen:
Quelle: http://www.basti-info.de/generative_grammatik/generative_grammatik.htm
NP = NominalphraseVP = VerbalphraseT = ArtikelN = Nomen
Zur Information
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Man kann Phrasen auch als Klammerausdruck schreiben:
[Sentence [NP [T the] [N man]] [VP [Verb hit] [NP [T the] [N ball]]]]
Quelle: http://www.basti-info.de/generative_grammatik/generative_grammatik.htm
Hierzu ausführlich in der Sitzung am 9.11.2010
Die siebte Phase
Grundwissen
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Was muss ich wissen?
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In den 60er Jahren wuchs die Kritik am Prinzip der HOMOGENITÄT von SPRACHEN, von der STRUKTURALISMUS und GENERATIVISTIK (Generative Transformationsgrammatik) ausgingen.
In den klassischen Einwanderungsländern USA und Kanada entstand die SOZIOLINGUISTIK, die sich sowohl mit dem Verhältnis zwischen Sprache und Gesellschaft als auch mit der VARIATION der natürlichen Sprachen.
Was muss ich wissen?
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Ebenfalls in den 60er Jahren wuchs die Kritik an der Beschränkung auf die SATZEBENE im Strukturalismus und in der Generativistik.
Es kam zur Entwicklung der TEXTLINGUISTIK, die sich in den 80er Jahren endgültig als linguistische Teildisziplin etabliert hat.Nach den 60er Jahren gab es KEINE
DOMINANTE STRÖMUNG mehr in der Linguistik.
Es herrscht Methodenvielfalt.
Lektürehinweise zur Vertiefung der Materie: die Entwicklung der Sprachwissenschaft
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Hans-Martin Gauger/Wulf Oesterreicher/Rudolf Windisch: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft. Darmstadt 1981, S. 14-95.
Christoph Gabriel/Trudel Meisenburg: Romanische Sprachwissenschaft. Tübingen 2007, S. 15-18, 44-60.
Wolfgang Pöckl/Franz Rainer/Bernhard Pöll: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft. 3., neu bearbeitete Aufl. Tübingen 2003, S. 19-24.