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Sitzung vom 12. April 1897. Vorsitzender: Hr. C. Liebermann, Vice-Prgsident. Das Protocol1 der letzten Sitzung wird genehmigt. Der Vorsitzende theilt mit, dam die Deutsche chemische Ge- sellschaft seit ihrer letzten Sitzung einen schmerzlichen Verlust dnrch das Hinscheiden ihres Mitgliedes und Mitbegriinders: DR. HUGO KUNHEIM erlitten hat, welcher - erst 39 Jahr alt - am 23. Mlirz d. J. allzu- friih seiner Familie, dem Freundeskreisc und seiner ausgedehnten und hervorragenden Berufsthatigkeit entrissen worden iet. H u g o K u n h e i m wurde als der einzige Sohn des bekannteo chemischen Grossindustriellen Dr. Louis Kunheim am 17. Juni 1838 zu Berlin geboren. Nachdem er auf dem Friedrich-Wilhelms-Gym- naeium hirrselbst das Zeugniss der Reife erlangt hatte, studirte er Chemie in Berlin, Heidelberg und Gottingen, promovirte an letzterer Universitiit und trat dann, 1864, in die damnls schon in hoher Bliithe stehende Fabrik seines Vaters ein. Diese Fabrik, eine der altesten chemischen Fabriken Deutschlands und specie11 Rerlins, war von seinem Grossvater und Vater 1831 in kleinstem Umfange angelegt, 1834 aber durch Ankauf des Terrains am Kreuzberge bei Berlin erweitert worden, welches von da ab, ein halbee Jahrhundert lang, das sich immer mehr ausdehnende Kun heim’sche Etablissement aufnehmen sollte. Anfanglich wurden Beizen fir die Textilindustrie dargestellt. 1844 wurde die erste Schwefelsaurekammer errichtet und damit der Grundstein zu der bedeutsamen Stellung ge- legt, welche die Fabrik bald darauf in der chemischen Gmssindustrie Deutschlands einnabm und noch heute einnimmt. Auch nach Hugo Kunheim’s Eintritt in die Fabrik arbeitete dieselbe geriiuschlos, aber unablhig an all’ den groesen Verbderungen und Verbeaserungen, welche die Industrie der Shuren und Alkalien im Laufe der Zeit durchgemacht hat. So fihrte u. a. Hugo Knn- heim den Deacon-Process in Deutschland ein, den er zur Gewinnong E3erichk d. D. ehem. GeaeUrchah. hhq. XXX. 52

Sitzung vom 12. April 1897

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Sitzung vom 12. April 1897. Vorsitzender: Hr. C. L i e b e r m a n n , Vice-Prgsident.

Das Protocol1 der letzten Sitzung wird genehmigt.

Der V o r s i t z e n d e theilt mit, dam die Deutsche chemische Ge- sellschaft seit ihrer letzten Sitzung einen schmerzlichen Verlust dnrch das Hinscheiden ihres Mitgliedes und Mitbegriinders:

DR. HUGO KUNHEIM erlitten hat, welcher - erst 39 Jahr alt - am 23. Mlirz d. J. allzu- friih seiner Familie, dem Freundeskreisc und seiner ausgedehnten und hervorragenden Berufsthatigkeit entrissen worden iet.

H u g o K u n h e i m wurde als der einzige Sohn des bekannteo chemischen Grossindustriellen Dr. L o u i s K u n h e i m am 17. J u n i 1838 zu Berlin geboren. Nachdem er auf dem Friedrich-Wilhelms-Gym- naeium hirrselbst das Zeugniss der Reife erlangt hatte, studirte e r Chemie in Berlin, Heidelberg und Gottingen, promovirte an letzterer Universitiit und trat dann, 1864, in die damnls schon in hoher Bliithe stehende Fabrik seines Vaters ein.

Diese Fabrik, eine der altesten chemischen Fabriken Deutschlands und specie11 Rerlins, war von seinem Grossvater und Vater 1831 in kleinstem Umfange angelegt, 1834 aber durch Ankauf des Terrains am Kreuzberge bei Berlin erweitert worden, welches von da ab, ein halbee Jahrhundert lang, das sich immer mehr ausdehnende K u n heim’sche Etablissement aufnehmen sollte. Anfanglich wurden Beizen fir die Textilindustrie dargestellt. 1844 wurde die erste Schwefelsaurekammer errichtet und damit der Grundstein zu der bedeutsamen Stellung ge- legt, welche die Fabrik bald darauf in der chemischen Gmssindustrie Deutschlands einnabm und noch heute einnimmt.

Auch nach Hugo Kunhe im’s Eintritt in die Fabrik arbeitete dieselbe geriiuschlos, aber u n a b l h i g an all’ den groesen Verbderungen und Verbeaserungen, welche die Industrie der Shuren und Alkalien im Laufe der Zeit durchgemacht hat. So fihrte u. a. H u g o Knn- heim den Deacon-Process in Deutschland ein, den er zur Gewinnong

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von chloraaurem Kali benutzte. I n der Zeit wuchs auch der &useere Umfang der Fabrik betrlichtlich durch Anlegung der Zweigfabriken in Niederschtinweide und in Orube Ilse bei Senftenberg i. N.-L. sowie durch Ankauf des fiscalischen Alaunwerks in Freienwalde a/o., das in eine Ziegelei verwandelt wurde.

Hatte H u g o K u n h e i m schon lange als Theilhaber selbststiindigen Aiitheil an der Leitung der Fabrik genommen, so fie1 ihm bei dern 1878 erfolgten T d e seines Vaters die alleinige technische Leitung des grossen Unternehmeiis xu. Anfarigs besorgte sein Freund W a r t e n b e r g noch den kaufmannischen Theil des Geschafts. Spater trennten sich die Freunde, und K u n h e i m iibernahm auch hierin die Fiibrung.

Die gross angelegte Schiipfung , welche H u g o K u n h e i m von seinem Vater iiberkommen hatte, wusste e r nicht nur im Sinne dessel- ben weiter auszubauen, sondern auch durch lieu hinzueroherte Ge- biete zu erweitern. Ebenso verstand e r es aber auch, ganz oder ijrtlich unhaltbar Gewordenes fallen zii lasseii, in dem klaren Bewusst- win, dass sich auch die Aufgaben einer Fnbrik fortgesetzt andern. So verschwand z. B. die Darstelliing \on Soda ganz aus dem Progranlni der Fabrik; so wurde die sehr elegante Fabrication von reineni Schwefel, d u d Extraction der Gasreiiiigungsmasse mit Schwefel- kohlenstoff, wieder ;iufgegeben; die Gaarei~~igungsmasse dngegen theils zur Gewinnung von Schwefelsaure, teils zur Darstelliing von Rhodnn- und Blutlaugensalz, Rerlinerblau und den feiuereii Sorten Pariserblau und Stahlblau in den Grossbetrieb aufgenommen. Spater kam die tech- nische Herstellung comprimirter Gase - Kohlensaure , Ammoniak, Chlor - an die Reihe. Fliissige Kohlensaure hat K u n h e i m , kurz nachdem sie K r u p p in Essen zur Erzielung dichteren Gussstahls be- nutzt hatte, zuerst (1882) in technischen Betrieb und in den Handel gebracht, indem e r gleichzeitig auf deren vielseitige Anwendbarkeit in einer Broschiire hinwies. Die Aufnahme des Calciumcarbids und der Verarbeitung des Monazitsandes auf Thor- und Cer-Salze in seine Fabrication geben endlich davon Kunde, wie K u n h e i m bis in die letzte Zeit hinein alle chemischen Neueriingen nach der Richtung ihrer Verwerthbarkeit fiir den Grossbetrieb zu durchforschen bemiiht war. Auch dem organischen Gebiet gegeniiber verhielt e r sich von jeher keineswegs ablehnend; schon friih gehorten die beiden Naphtole, Oxalsaure, Phtalsaure , spater auch Citronensiiure zu seinem Fabrik- betrieb.

Mehrfach verband sich auch K i i n h e i m zur Losung interessanter technisch-chemischer Probleme mit andern grossen Firmen, so namentr lich zur Begriindung einer elektrischen Grossindustrie durch Herstellung nuf diesem Wege von Aluminium, Chlor und Pottasche, Calciumcarbid, welche Bestrebungen in der Griindung der Gesellschaft BElelrtrona festere Gestalt annahmen.

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Eine hervorragende That R u n heim’s, welche ihu eine Reihe von Jahren angestreugt beschaftigte, war auch die Ueberfiihrung der glteren Fabrik am Kreuzberg, wo ihr die Grossstadt allrnghlich die beengend- sten F e s ~ e l n anlegte, nach dem in der weiteren Wmgebung Berlins ge- legeneu Nieder-Schonweide, welches durch seine gleichzeitige Lage a n der Spree und Eisenbahn fiir einen ausgedehnten Fabrikbetrieb besondem ge- eignet erschien. W e r je Gelegenheit gehabt hat, die schmucken Qebiiude uud sauberen Strassen dieser neuen, von der behaglichen Ruhe dee Landlehens umgebenen, Fabrik niit den oft primitiven Bauten, den schlechten Wegen und der gerauschvollen Enge der alten Fabrik zu vergleicben, wird erkennen, wieviel klare Geistesarbeit und Sohaffens- freudigkeit hier zum Zustandekommen einer allen technischen und hygienischen Anspriichen der Necizeit gemassen Anlage zneamrnenge- wirkt haben. Die Harmonie des Wohuhauses verschmilzt hier rnit der ravtlosen Thatigkeit der Arbeitsstatte; ein gliickliches Spiegelbild vom Charnkter des Ei bauers.

Den grossen Aofschwung, welcheu die Fabrik von Neuem unter H u g o K u n h e i m ’ s Leitung genommen ha t , zeigen auch die folgen- den Daten’):

Wiihreud 1878 die 4 Fabriken im Ganzen nur 400 Arbeiter be- echaftigten, hat sich die Zahl der letzteren, trotz der inzwischen er- folgten Ahzweigung der Ilse Bergbnu-Gesellschaft, jetzt auf iiber 1000 vermehrt. 23 Darnpf keasel, mit 2400 qm Heizfltche und einem Jahres- consum vnn 27000 t Steinkohlen und 32000 t Braunkohlen, treiben jetzt 35 Dampfmaschinen rnit 950 H. P. und liefern den Fabriken den zum Kochen benothigten Dampf. Zahlreiche Specialeisenbahnwagen fiir Gas- wasser und Schwefelsaure, ferner 2 Dampfer und 14 Kiihne mit’ mehr als 1000 t Tragfahigkeit dienen dem Waarentranspoit der Fabriken.

Vorstehendes beweist genugsam die grosse Arbeitslast, welche dem Verstorbenen oblag, zumal e r an keiner Stelle die eigene Leitung aus der Hand gab. Rastlos beschiiftigtt ihn, bis in die Zeit seiner Erkrankung Iiiiiein, der Gedanke an zweekmiissige Verbesserungen, Er- ghnzungen und Erweiterungeii seines Fabrikbetriebes. Tratzdem faiid er noch Zeit, sich seiner znhlreichen Familie, dein Freundeskreis uud offentlicheii Aemtern zu widmen. Laiige war er italienischer Consul; er gehorte dem Aeltesten-Collegium der Berliner Kaufniannschaft, sowie dem Aufsichtsrath vieler bedeutender industrieller Unternehmun- gen an. Sein Verhaltniss zu seinen Arbeitern und Angestellten war das denkbar beste, wie ein zahlreicher Stamm 25 und mehr Jahre

l) Fiir diese sowie f i r viele der vomtehenden Angaben ist der Verf. dem langjahrigen Betriebechemiker der Kunheim’sche’u Fabrik, Hrn. Dr. A u g u s t L an ge, zu Dank verpflichtet.

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der Fabrik angehiiriger Arbeiter und Beamten 2%. Er war ihnen OR ein Berather, regte durch eein eigenee Beispiel Jeden zu & e d g e r und gesteigerter Arbeit an und verstand ea auf die Individualitiit des Einzelnen einzugehen.

Ein zahlreiches Trauergefolge seiner Familie, Freunde, Unterge- benen und Berufsgenoseen gab dem Dahingeachiedenen das Geleit ZII

seiner letzteu Ruhestiitte auf dem Friedrich-Werderschen Friedhof in der Bergmannstrmse, ganz nahe der Arbeitsstiitte, an der er den griies- ten Theil seines thatigen Lebens gewirkt hat.

Die Versammlung ehrt das Andenken dee Verstorbenen dumb Erheben von den Sitzeu.

Der Vorsiizende begrusst darauf die in der Sitzung anwesendm auewartigeo Mitglieder: Hrn. Dr. Hugo Miiller aus h n d o n , €k. Prof. A. Bis t rzycki aus Freiburg (Schweiz) und Hm. Dr. H a u f f aus Feuerbach.

Zu ausserordentlichen Mitgliedern werden verkiindet die HHrn: F r i e d r i c h , Fr., Niirnberg; V i s , Dr. G. N., Freiburg i. B.;

Lehmann, Fr., Renwick , F. F., London; Neumann, Dr. S., Budapest; P icc in in i , Dr. A., Bologna; Lossen, F., Heidelberg; Ponzio , Dr. G., Turin; B i el ec k i , J., Manchester; K r a f t , Dr. B., Prag; Di jken , Dr. B. van, Rotterdam; Banziger , Dr. E., St. Ludwig;

B o s a r t , L- We, 1 Berlin;

L iebknecht , O., Charlottenburg; Koppel , J. van , L i e n a u , H., Wolf, E., R y a n , H., Galway; Lehmkuhl , Dr. J. N., Arnhem; Samuel , E., Miinchen; B r i l l , J., Pardubitz; F i r e m a n , Dr. P., Washington; K a r l e t e i n , A., Leipzig; Berwer th , Prof. Dr. F., Wien;

\Berlin; i

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Haueisen , E., W o l p e r t , E., O b e r m i l l e r , G., T s c h e r n i n g , A., S t e r n , H.,

) Erlangen; L e h r m a n n , W., Lusch , O., B r e i t e n b a c h , P., B e n k e r , K., H e c h t , G., D e i t e r , J. , H e r r m a n n , R., Jacobsei i , L., Kopenhagen; Gonse t , Dr. A., Lyon; Holmes, W. B., Cambridgefort;

Cambridge ;

Gazzolo, P. H., Soch , C. A., Wheeler , A. S., Sylves te r , J. P., I t t n e r , M. H., Jersey City; G a l l i v a n , F. B., Boston; Boos, Dr. W. J., Jamaica Plain.

I Zu ausserordentlichen Mitgliedern werden vorgeschlagen die HHm.:

G ad a m e r, Dr. J., Privatdocent an der Universitat, Marburg

H o w a r d , Cur t i s C., Wilhelmstr. 39, 111 Berlin (durch H. Lichtens te in , Alfred F., Friedrich Wil- 1 Wichelhane ' und E. Tiiuber); Grosse, Dr. Siegfr ied P., W., Liitzow- Berlin (durch P.

Jacobson und Wollny, Dr. R., NW., Werfistr. 8 R. Stelzner) ; T r i l l i c h , Heinr ich , Betriebsdirector, Uerdingen a. Rh.

(durch C. L i n t n e r und H. Kiliani) . H e y m a n n . S tan is law, Winkel i. Rheingaii (durch F. Ge-

romont und H. Goldenberg) ; Hinderrnann, E., Rheingnsse 66, Basel, I (durch E. Barn- St iegelmann, Dr. A., Assistent am Poly- ' b e r g e r und

technicurn, Ziirich ' F. Peis t ) ; Fi i r th , Dr. Ot to Ritter von, Assistent am pbysiolog. In-

stitut der Universitlit, Strassburg i/E. (durch F. Hi)f- meister und K. Spi ro) ;

Meulen, H e n r i t e r , Koornmarkt, Delft (durch S. Hooge- werff und L. Arnstein);

(durch E. Schmidt und 0. Fri tzsch);

helrnsstr 7, pt.

strasse 46 I

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K i m e n s , R. E., 6 Pienkna, Warscliau (durch C. L i e b e r - mann und H. Finkei ibeiner) ;

D i e t e r i c h , Dr. K a r l , Fabrikbepitzer. Helfeiiberg b. Dresden (durclr R. H e n r i q u e a uud P. W o l f f ) ;

Sheffield Laboratory, New Haven, Bo l twood , B e r t r a m R., Conii., U. S . A. (durch H. L. W a l d e n , Dr. P e r c y , P.,

Barnes ' Me tca l f , H. F., B e t t s , Anson G., Laiisingburgh, New York (durch H. L.

D i e t z , Dr. R n d o l f , NW., L'lemmingstr. 12, Berlin (dureb

C o m b e s , Prof. C h a r l e s , 15 Rue Bara. Paris (durch P. A.

L i e b e r m a n n , Hans , W., Bellevuestr. 8, Berlin (dutch C.

1 W e l l s und H. L. Whee le r ) ;

W e l l s und H. L. Wheeler) ;

W. Wil l iiiid F. Mylins);

G u y a imd C. G r a e b e ) ;

L i e b e r m a n n wid A. Pinner) .

Der stellvertreteude Scliriftfuhrer bemerkt, dass in Folge der Veriiffentlichung 1) des an den Prasidenten der Gesellschnft gerich- teten Dankschreibens des Hrn. C. S c h e i b Ler mehrw+ Mitglieder den Wunsch airspeprochen haben, Ntiheres dariiber zu erfahren, in wel- cher Weise Hr. C. S c h e i b l e r - der Mitbegriirider uiid stete Fiir- derer unserer Gesellschaft - vom Vorstaride ZII eeineiii 70. Geburts- tage begriisst worden ist. Es sei daher mitgetheilt, dass sich am 16. Februar eiue Deputation des Vorstandes - bestehend aus den HHm. E. F i s c h e r , C. L i e b e r m o n n , A. Pinr ier , F. T i e m a n n und €3. W i c h e l h a u s -, welcher sich eine grossere Zahl anderer Vorstandsmitglieder angescblossen hrtte, in die Wohnuiig des Ge- feierten begab. Nach .einer Ansprache des stellvertretendeo Vor- sitzenden, H i n. E. Fi s ch e r , wurde eine kalligrapbisch ausgefiihrte und kiinstlerisch ausgeschmuckte Adrease iiberreicht, welche Hr. W i c h e l h a u s in1 Auftrage des Vorstandes verfasst hatte und nunmehr ouch vortrug.

Die Adresse hat folgmden Wortlaut:

,An diesem festlichen Tage begrusst Sie die'Deutsche chemische Cesellschaft durclr ihren Vorstaud a h Einen ibrer Begriinder, ale ibr althewiihrtes Vorstandsmitglied, als Einen der ersten, welche whenschaftliche Arbeiten in ihren Berichten ver6ffentlicbten.

Sie blicken heute auf ein arbeitsames und erfolgreiches Leben zoriick. Mehr ale 100 Abhandluogen eeugen von Ibrer geietigen

l) Diem Beriohte 80, 463. - Daeelbat lies Z. 6 von oben: 16. Fobruor etatt 15. Februar.

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Thiitigkeit, und wenn die Forscher genannt werden, welche sich durch Untersuchung der Kohlenhydrate Verdienst erworben, welche neue Zuckerarten gefunden und beschrieben haben, so ist der Name

Carl S c h e i b l e r einer der ersten.

Sie haben die S a c c h a r o s e iti den Riiben zu bevtimmen gelehrt, wie es vorher nicht n16glich war , sie durch alle Ab- schiritte dee Darstellungsverfahrens verfolgt und gezeigt, wie d a s Verhaltniss von Rohzucker und Raffinade ermittelt wird, Sie haben nicht geduldet, dass sie als minderwerthig erscheinender Riickstand vernachlassigt w e d : Saccharate aus Melasse her- gestellt und nutzbar gernacht z haben, ist einer Ihrer schonsten Erfolge.

Wie Marggrgf's Beobachtuugen urid Achard's unermiidlicher Eifer die Gewiiinung des Zuckers aus den Friichten des heimischen Bodens ermBglichten, so haben Ihre Arbeiten dazu beigetragen, diesem Betriebe das Geprage eiuer hochstehenden, alle Hiilfs- mittel der Chemie und Physik benutzenden Industrie zu geben. Jahrzehnte hindurch haben Sie auf diesem Gebiete als Leiter eines Laboratoriums und I-Ierausgeber von Zeitschriften einea segensreiclien Einfluss ausgeiibt Sie haben Schiiler herangebildet, welche durch sachkundige Hulfe alleti Aufgaben der Zucker- Industrie gerecht wurden.

Dabei bat sich lhr forschender Blick niemals auf das Gebiet Ihrer besonderen Thiitigkeit beschrankt. Ihre Entdeckung d e s B e t a r n s hiingt mit friiheren Untersuchungen uber Ptiosphor- wolframsaure zusammen, die Aufklarung der Natur der Hooig- steinsaure haben Sie angeregt und die Kenntniss der neueren Sprengstoffe erweitert.

W i r aber, die wir seit vielen Jahren mit Ihnen fiber Ange- legenheiteu, nicht nur wissenschaftlicher, sondern auch person- licher Art berathen, keunen und schatzen noch andere Seiten Ihres Weseim.

.,Humani nihil a me. alienum puto'.

konnen Sie sagen. Was i iur der menschliche Geist ersinnt nnd schafft, findet

bei Ihnen Verstiindniss und Wiirdigung. Die Verdienste Anderer wissen Sie zu schlitzen und Freundschaft zu halten.

So ist denn Ihr Name eng verkniipft mit der Entstehnng der Denkmaler L i e b i g ' s uod den Bestrebnngen, ein H o f m a n u - Haus zu errichten, so ist es der Dank fiir vielseitige TMitigkeit in

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858.

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796 - unserem Kreise, der sich mit der Anerkennung Ihrer wissen- schaftlichen Arbeiten und mit dem Wunsche verbindet, dam Ihre Wirksamkeit ‘uns und der Wissenschaft iinverlindert erhalten bleiben rn0ge.c

B e r l i n , den 16. Februar 1897.

Der Vorstand der Deutsohen Chemisohen Gtesellaohsft. F e r d . T i e m a n n V i t t o r M e y e r A d o If P i n n e r

Schriftfiihrer. Prisident. SchrifLfBhrer.

Fiir die Bibliothek siiid nls Geschenke eingegangrn:

v. Feh.ling, H. Neues Ilandwiirterhuch der Chernie. Fortges. von 0. Hell. J a n n a s c h , Paul. Practischer Leitfaden der Gewichtsaualyse. Leipzig. 1897. Classen , A l e x a n d e r . Qnantitative Analyse durcli Elektrolyse. 4. Aufl. Berlin 1597. J e a n , F e r d . St G. Mercier. Reiigentien firr speciello chemische nnd pharmaceutische ‘Lwecke. Uebersetxt von P. Duden. Weimar 1897. F i s c h e r , Ferd. DPS StuJium der technischen Cbemie an den Uni- versitaten und technischen Hochschulen Deutschlands und das Chemiker- Examen. Braunschaeig 1S97.

G o l d s c h m i d t , F., Chr. H e i n z e r l i n g , Helb ig , E. R o t h , Th. W c y I: Hygiene der cbemischen Grossi.ndustrie. Jena 189G. Sammlung cllernischcr und chemisch - technischer VortrOge. Hrsggbn. von P. B. Ahrens. 11. k l . , Ileft 2 : Der kiinstliche Aufliau der hl- kaloide von Max Schol tz . B e i l s t e i n , F. Handhuch der organisrhen Chemie. 3. Aufl. Lfrg. 73-74. Hamburg und Leipzig 1897.

J4frg. Y J . - Braunscliweig 1807.

Stuttgart 1597.

D e r Vorsitzende : Der Schriftfiihrer: C. L i e b e r m a i i n . A. P i n n e r .