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Sitzungsberichte der Gesellschaft Sächsisch-Thüringischer Kehlkopf- und Ohrenärzte zu Leipzig

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Page 1: Sitzungsberichte der Gesellschaft Sächsisch-Thüringischer Kehlkopf- und Ohrenärzte zu Leipzig

XI.

Sitzungsberichte der Gesellschaft Siichsiseh-Thtiringischer Kehlkopf- und

Ohrenarzte zu Leipzig.

S i t z u n g am 2. November 1907.

Dr. R a m s h o r n steilt einen 28 Jahre alten Photographen vor, der seit Jahren viel mit Sublimat arbeitet. Gingivitis und EnCziindung der gesamten Mundschleimhaut; Zahne grau umrandet~ wacklig. Bet ibm entwiekelte sich im AnschluB an einen kleinen Furunkel der Nasenspitze eine ausgedehnte Zellgewebsentztindang, welehe am stftrksten am Nasenboden und rechts nach dem Proc. Zygomat. bin entwickelt war, sich aber bis zur reehten Ohr- muschel, den Augenlidern und auf die ganze Oberlippe erst~eckte. Ent- sprechendes Verhalten, Entleerung des Eiters und antiseptisehes Sauber- halten ftihrten zur Heilnng.

Prof. Ba r th berichtet im Anschlul~ hieran tiber einen 30jfLhrigen Photo- graphen, weicher seit Jahren viel mit Cyankali-L(isungen arbeitete. Er klagte tiber Druek in der Stirn, Sehwindel und Unbesinnlichkeit. Da er eft ein Troekenheitsgefiihl in der Nase hatte, glaubte er, die Beschwerden gingen yon bier aus. Aul~er um Weniges zu weiten Nasenggmgen land sict~ bier niches Besonderes.

Prof. Ba r th stellt eine 19jhbrige Frau "core welehe seit 7 Wochen ein ausgedehntes Ulcus im Pharynx mit starken Beschwerden (Schmerzen und Fieber) hat l aul~erdem ein pustu|Sses Exanthem sieher nicht syphitl- tischen Charakters. Keine Driisenschwellung. Am Genitale uiehts. Obwohi luetische Infektion nicht mit Sicherheit auszuschliefien ist, sprieht doch die grSl~ere Wahrseheinlichkeit daflir~ dal~ eine solche nieht vorliegt. $orgfaltige antiseptlsche Behandlung hat schon wesentliche Besserung herbeigeflibr~. (Pat. entzog sich spater unserer Behandlung, und ist dem Vernehmen nach - - nun unter Jodbehandlung - - bald v611ig geheilt) ¥ortragender bespricht im Anschlut~ hieran F~lle, bet welehen infotge lokaier Entziindung, Reizung oder Druckwirkung an Lippe, Zahnfleisch, harten Gaumen iirtliehe Erkrank- ungen auftreten, welche leicht Lues vorthusehen, auf der anderen Seite abet aueh solche, wo bet der vSllig latenten Lues eharakteristische Erkrankungen an der Stelle oder in nhchster N~he eines kteinen therapeu- tischen Eingriffes slch einstellen, welche erst dnreh ausgesprochene anti- syphititische Behandlung zur Heilung zu bringen sin&

S i t z u n g am 14. D e z e m b e r 1907. Dr. K a r r e r berichtet tiber einen Fall yon pliitzlich eingetretener

doppelseitigen labyrintharer SchwerhSrigkeit im Verlauf einer Parotitis: epidemica bet einem siebenunddreil~igjabrigen Manne. Da gleiehzeitig Lues secundaria bestand, war die Frage naeh der Ursaehe der Ohrerkrankung schwer zu entscheiden. Die Behandhmg bestand in der Darreichung yon Jod - - eine energische Queeksilberkur war kurz vor Beginn der Parotitis beendet worden - - und in thglich wiederholtem Sehwitzen, sowie Schutz vor Gerfmschen. Es trat innerhalb 14 Tagen eine ¥erbesserun~ der Hiirweite fiir Fli~stersprache yon knapp 1,0 auf 6,0 m ein. Wird als Ursache der

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Sitzungsberichte der Gesellsch. B~chs.-Thfir. Kehlkopf- etc. ~.rzte. 165

Ohrerkrankung Lues angeaommen, so ist die Besseruug mit gro~er Wahr- scheinlichkeit eine Folge der Tberapie, im anderea Falle h~tte die Besserung wohl auch ohne Therapie eintreten k6nnen.

Darauf stellt K a r r e r noch einlge Fiille chronischer Kiefer- und Stirnh6hleneiterung vor, operirt naeh G a 1 d w e l 1 - L u k und K i t I i a n..

Dr. H u b e r berichtet fiber eiaen Fall yon nervilser Schwerh6rigkeit, welche sich wahrscheinlich als Folge ether ehronischen Cyankali-Vergif- tung entwickelt hat. Pat., 62 Jahre alt, arbeitet seit Jahreu in ether Cyan- kali-Fabrik.. Bet allen Arbeitern traten fast t~glich naeh kurzer Besch~f- tigung Reizungen in den oberen htemwegen (Kribbeln in der hrase, Kratzen und Stechen im Hals) ein~ bet vielen auch machte sich Benommenheit, Schwindel, Kopfschmerz geltend; aueh bet unserem Pat. Seit 3 Jahren tragen die Arbeiter Respiratoren~ sodaB der Salzstaub nicht mehr eingeatmet werden kann. Seitdem wird yon den ~)rtlichen und allgemeinen Folgen der Cyankali-Einatmung niehts mehr bemerkt. Beginn und Zunahme der Schwerh6rigkeit schon fiber 8 Jahre, doch hat sie sich noch bis in die letzte Zeit gesteigert. -- Trommelfelle bdsts, fast normal; Konversationsspraehe c 0,7 Meter weit verstanden. Stimmgabelprfifung ergab das Bild tier reinen nerv0sen Scbwerh6rigkeit. In beiden Nasenseiten Polypen, welche jedoch die Atmung nicht behinderten. Pharyngitis granulosa. - - Da Pat. auch fiber Sehst6rnngen klagte, welche nach oberfl~tchlicher Untersuchung wed er auf Akkomodations- noch Refraktionsver~nderungen zu beziehen waren, wurde er zu genauerer Feststellung des Leidens nach der .Augenklinik geschickt. Er sollte dann wetter beobachtet and behandelt werden, ersehien aber nicht wieder. Es bestanden zur Zeit keine Gleichgewichtsst6rungen. Wenn es aueh nieht ausgeschlossea ist, dai~ es sieh um ein zuf~lliges Zusammentreffen handeit, so ist der Fall doch immerhin zn beachten als H6r-und Sehst6rung bis zu ether gewissen Wahrscheinlichkeit als Folge einer chronischen Cyankali-Vergiftung entstanden. Barth.