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Prof. Dr. Jan Henrik Klement Allgemeines Verwaltungsrecht und Verwaltungsprozessrecht Herbst-/Wintersemester 2018/19 – Skript – Teil 1: Einführung Erster Teil: Grundlagen Stand: 20. September 2018

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Prof. Dr. Jan Henrik Klement

Allgemeines Verwaltungsrecht und Verwaltungsprozessrecht

Herbst-/Wintersemester 2018/19

– Skript –

Teil 1:

Einführung

Erster Teil: Grundlagen

Stand: 20. September 2018

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Skript, Teil 1, Seite 2 Herbst-/Wintersemester 2018/19

Übersicht:

EINFÜHRUNG ......................................................................................................................... 3

§ 1 Inhalt und Ziel der Vorlesung ..................................................................................................................... 3

§ 2 Materialien zur Vorlesung und den Arbeitsgemeinschaften ....................................................................... 3

§ 3 Literaturhinweise ....................................................................................................................................... 3 I. Gesetzestexte ....................................................................................................................................... 3 II. Lehrbücher............................................................................................................................................ 4 III. Fallbearbeitungen ................................................................................................................................. 6 IV. Kommentare ......................................................................................................................................... 7 V. Fachzeitschriften ................................................................................................................................... 8

ERSTER TEIL: GRUNDLAGEN .................................................................................................. 9

§ 1 Begriff des Verwaltungsrechts ................................................................................................................... 9

§ 2 Zusammenspiel von öffentlichem Recht und Privatrecht in der Rechtspraxis .......................................... 10

§ 3 Charakteristika des Verwaltungsrechts .................................................................................................... 10 I. Einseitiger hoheitlicher Zwang statt Konsensprinzip............................................................................. 10 II. Rechtsvorbehalt statt Privatautonomie ............................................................................................... 10 III. Grundrechtsbindung statt grundrechtliche Freiheit ............................................................................. 11 IV. Die Teilnahme des Staates am Privatrechtsverkehr .............................................................................. 11

§ 4 Verwaltungsrechtliche Fallkonstellationen im Überblick ......................................................................... 13 I. Zwei-Personen-Verhältnisse ................................................................................................................ 13 II. Drei-Personen-Verhältnisse ................................................................................................................. 14 III. Viele-Personen-Verhältnisse ................................................................................................................ 15

§ 5 Systematische Gliederung und Quellen des Verwaltungsrechts ............................................................... 16 I. Allgemeines und Besonderes Verwaltungsrecht................................................................................... 16 II. Formelles und materielles Verwaltungsrecht ....................................................................................... 16 III. Verwaltungsprozessrecht .................................................................................................................... 17

§ 6 Die öffentlich-rechtliche Streitigkeit, § 40 Abs. 1 VwGO........................................................................... 17 I. Norm oder Rechtsverhältnis als Bezugspunkt der Abgrenzung? ........................................................... 17 II. Die Abgrenzung von öffentlichem Recht und Privatrecht ..................................................................... 18 III. Die Bestimmung der „streitentscheidenden Norm“ ............................................................................. 18

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Skript, Teil 1, Seite 3 Herbst-/Wintersemester 2018/19

Einführung

§ 1 Inhalt und Ziel der Vorlesung

Allgemeines Verwaltungsrecht und Verwaltungsprozessrecht stehen nicht nur gemessen an der zeitlichen Abfolge der Vorlesungen im Studienplan, sondern als Querschnittsmaterien auch thematisch im Mittelpunkt von Studium und Prüfung im Öffentlichen Recht. Nur wer sich auf diesen Gebieten eine belastbare Grundlage an Wissen verschafft und die erforderli-chen Methoden angeeignet hat, versteht die einzelnen Materien des Besonderen Verwal-tungsrechts und das für das deutsche Recht typische Zusammenspiel von Verwaltungsrecht und Verfassungsrecht. Die Vorlesung vermittelt die unverzichtbaren Kenntnisse über Aufbau, Funktion und Arbeitsweise der Verwaltung und führt in das verwaltungsrechtliche Denken ein, das sich allein mit einem Bücherstudium nur schwer erschließt. Das Verwaltungsrecht wird als „gelebtes“ Verfassungsrecht und als Vollzugsinstrument des Unionsrechts verstan-den, ohne dabei den Blick für den eigenständigen Beitrag jeder einzelnen Stufe der Normen-hierarchie für die Rechtsordnung zu verlieren. Die Darstellung der verfahrensrechtlichen und materiell-rechtlichen Vorgaben für die „Herstellung“ behördlicher Entscheidungen wird er-gänzt durch die Perspektive der gerichtlichen Kontrolle, die in den Prüfungen bis hin zum Staatsexamen von besonderer Bedeutung ist. Ausführlich behandelt werden auch die Techni-ken zur Lösung öffentlich-rechtlicher Fälle. Die Vorlesung trägt insoweit den Besonderheiten des Studiengangs „Unternehmensjurist“ in Mannheim Rechnung und geht deutlich über das Niveau einer reinen „Anfängervorlesung“ hinaus. Es werden zahlreiche Übungsfälle behan-delt. Die begleitenden Arbeitsgemeinschaften sind thematisch auf die Vorlesung abgestimmt.

§ 2 Materialien zur Vorlesung und den Arbeitsgemeinschaften

Den Studierenden werden über „Ilias“ und die Homepage des Lehrstuhls folgende Materialien zur Verfügung gestellt:

- dieses Skript;

- Prüfungsschemata;

- Sachverhalte zu den Fällen der Arbeitsgemeinschaften.

§ 3 Literaturhinweise

I. Gesetzestexte

Folgende Gesetzessammlungen sind für das Studium des Allgemeinen Verwaltungs-rechts und Verwaltungsprozessrechts unverzichtbar:

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(1) Unionsrecht und Bundesrecht

(a) Sartorius Bd. I, Verfassungs- und Verwaltungsgesetze, Loseblattsammlung (C.H. Beck)

oder

Nomos Gesetze Öffentliches Recht (Nomos) und Europa-Recht (Beck-Texte im dtv; im Preis günstiger als der „Sartorius“)

(b) Schönfelder, Deutsche Gesetze, Loseblattsammlung (C.H. Beck).

oder

Nomos Gesetze Zivilrecht und Strafrecht (Nomos)

(2) Baden-Württembergisches Landesrecht

• Dürig, Gesetze des Landes Baden-Württemberg, Loseblattsammlung (C.H. Beck)

oder

• Paul Kirchhof/Charlotte Kreuter-Kirchhof (Hrsg.), Staats- und Verwaltungs-recht Baden-Württemberg, 40. Aufl. 2018 (C.F. Müller)

oder

• Klaus-Peter Dolde/Ferdinand Kirchhof/Eberhard Stilz (Hrsg.), Nomos Ge-setze Landesrecht Baden-Württemberg, 14. Aufl. 2018 (Nomos)

II. Lehrbücher

1. Allgemeines Verwaltungsrecht

Folgende Bücher sind besonders geeignet (nähere Erläuterungen in der Vorlesung):

Lehrbücher kleineren bis mittleren Umfangs:

• Hartmut Maurer/Christian Waldhoff, Allgemeines Verwaltungsrecht, 19. Aufl. 2017 (besondere Empfehlung).

• Wilfried Erbguth/Annette Guckelberger, Allgemeines Verwaltungsrecht mit Ver-waltungsprozess- und Staatshaftungsrecht, 9. Aufl. 2018 (besondere Empfeh-lung).

• Steffen Detterbeck, Allgemeines Verwaltungsrecht mit Verwaltungsprozess-recht, 16. Aufl. 2018 (besondere Empfehlung).

• Hans Peter Bull/Veith Mehde, Allgemeines Verwaltungsrecht mit Verwaltungs-lehre, 9. Aufl. 2015.

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• Jörn Ipsen, Allgemeines Verwaltungsrecht, 10. Aufl. 2017 (mit Grundzügen des

Verwaltungsprozessrechts)

• Hans-Joachim Koch/Rüdiger Rubel/Sebastian Heselhaus/Ekkehard Hoffmann, Allgemeines Verwaltungsrecht, 4. Aufl. 2019 (angekündigt).

• Monika Jachmann/Klaus-Dieter Drüen, Allgemeines Verwaltungsrecht, 3. Aufl. 2010.

• Stefan Storr/Rainer Schröder, Allgemeines Verwaltungsrecht, 2009.

• Ulrich Battis, Allgemeines Verwaltungsrecht, 3. Aufl. 2002 (veraltet).

• Reinhard Hendler, Allgemeines Verwaltungsrecht: Grundstrukturen und Klau-surfälle, 3. Aufl. 2000 (veraltet).

• Martin Will, Allgemeines Verwaltungsrecht, 2012.

• Mike Wienbracke, Allgemeines Veraltungsrecht, 4. Aufl. 2015.

Zur Vertiefung:

• Dirk Ehlers/Hermann Pünder (Hrsg.), Allgemeines Verwaltungsrecht, 15. Aufl. 2015 (insbesondere zur punktuellen Vertiefung geeignet).

• Eberhard Schmidt-Aßmann, Das allgemeine Verwaltungsrecht als Ordnungs-idee. Grundlagen und Aufgaben der verwaltungsrechtlichen Systembildung, 2. Aufl. 2004.

• Hans J. Wolff/Otto Bachof/Rolf Stober/Winfried Kluth, Verwaltungsrecht: ein Studienbuch, Bd. I: 13. Aufl. 2017; Bd. II: 7. Aufl. 2010.

• Wolfgang Hoffmann-Riem/Eberhard Schmidt-Aßmann/Andreas Voßkuhle

(Hrsg.), Grundlagen des Verwaltungsrechts, Bd. 1: Methoden, Maßstäbe, Aufga-ben, Organisation, 2. Aufl. 2012; Bd. 2: Informationsordnung, Verwaltungsver-fahren, Handlungsformen, 2. Aufl. 2012; Bd. 3: Personal, Finanzen, Kontrolle, Staatliche Einstandspflichten, 2. Aufl. 2013 (umfassendes Handbuch).

2. Verwaltungsprozessrecht

• Wolf-Rüdiger Schenke, Verwaltungsprozessrecht, 15. Aufl. 2017.

• Friedhelm Hufen, Verwaltungsprozessrecht, 10. Aufl. 2016.

• Walter Schmitt Glaeser/Hans-Detlef Horn, Verwaltungsprozessrecht: Kurzlehr-buch mit Systematik zur Fallbearbeitung, 16. Aufl. 2018 (angekündigt).

• Thomas Mann/Volker Wahrendorf, Verwaltungsprozessrecht, 4. Aufl. 2015.

• Thomas Würtenberger/Dirk Heckmann, Verwaltungsprozessrecht, 4. Aufl. 2018.

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Skript, Teil 1, Seite 6 Herbst-/Wintersemester 2018/19

• Hubertus Gersdorf, Verwaltungsprozessrecht, 5. Aufl. 2015.

Zur Ergänzung:

• Markus Kenntner, Öffentliches Recht Baden-Württemberg, 2. Aufl. 2017, S. 284–337.

Zur Vertiefung:

• Dirk Ehlers/Friedrich Schoch (Hrsg.), Rechtsschutz im Öffentlichen Recht, 2009.

III. Fallbearbeitungen

Für einen fallorientierten Zugang zum Verwaltungsrecht sind empfehlenswert:

• Gunther Schwerdtfeger/Angela Schwerdtferger, Öffentliches Recht in der Fall-bearbeitung: Grundfallsystematik, Methodik, Fehlerquellen, 15. Aufl. 2018.

• Volker Haug, Staats- und Verwaltungsrecht: Fallbearbeitung, Übersichten, Sche-mata, 9. Aufl. 2018.

Für das Studium typischer Klausurfragen des Verwaltungsprozessrechts:

• Klaus Stern/Hermann-Josef Blanke, Verwaltungsprozessrecht in der Klausur, 9. Aufl. 2008.

Geeignete Fallsammlungen sind:

• Achim Seidel/Ekkehart Reimer/Markus Möstl, Allgemeines Verwaltungsrecht: mit Kommunalrecht und Bezügen zum Verwaltungsprozessrecht sowie zum Staatshaftungsrecht, 3. Aufl. 2018 (angekündigt).

• Christian Seiler, Examens-Repetitorium Verwaltungsrecht: Allgemeines Verwal-tungsrecht, Polizei-, Bau-, Kommunalrecht, Staatshaftungsrecht, 4. Aufl. 2012.

• Franz-Joseph Peine, Klausurenkurs im Verwaltungsrecht, 6. Aufl. 2016.

• Friedrich Schoch, Übungen im Öffentlichen Recht II: Verwaltungsrecht und Ver-waltungsprozessrecht, 1992.

• Erik Volkmar Heyen/Peter Collin/Indra Spiecker gen. Döhmann, 40 Klausuren aus dem Verwaltungsrecht mit Lösungsskizzen, 11. Aufl. 2017.

• Robert Uerpmann-Wittzack, Examens-Repetitorium Allgemeines Verwaltungs-recht: mit Verwaltungsprozessrecht, 5. Aufl. 2018.

• Monika Böhm/Charlotte Gaitanides, Fälle zum Allgemeinen Verwaltungsrecht, 4. Aufl. 2007.

• Johannes Dietlein/Thomas Dünchheim, Examinatorium Allgemeines Verwal-tungsrecht, 3. Aufl. 2007.

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Skript, Teil 1, Seite 7 Herbst-/Wintersemester 2018/19

• Ralf Brinktrine/Berthold Kastner, Fallsammlung zum Verwaltungsrecht, 2005.

• Ulrich Häde, Verwaltungsrecht: 18 Fälle und Lösungen zum allgemeinen Verwal-tungsrecht, Verwaltungsprozessrecht und Wirtschaftsverwaltungsrecht, 2002.

• Joachim Englisch/Anna S. Cryns, Fälle und Lösungen zum Allgemeinen Verwal-tungsrecht einschließlich Staatshaftungsrecht, 2008.

• Thorsten Ingo Schmidt, VwGO-Fallrepetitorium, Grundlagen, Examenswissen, Referendariatspraxis, 2. Aufl. 2014.

IV. Kommentare

1. Verwaltungsverfahrensrecht

• Paul Stelkens/Heinz Joachim Bonk/Michael Sachs (Hrsg.), Verwaltungsverfah-rensgesetz, 9. Aufl. 2018.

• Ferdinand O. Kopp/Ulrich Ramsauer, Verwaltungsverfahrensgesetz, 19. Aufl. 2018.

• Michael Fehling/Berthold Kastner/Rainer Störmer (Hrsg.), Verwaltungsrecht, VwVfG – VwGO-Handkommentar, 4. Aufl. 2016.

• Heinrich Amadeus Wolff/Andreas Decker, Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) - Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG), Studienkommentar, 3. Aufl. 2012.

• Hans Joachim Knack/Hans-Günter Henneke (Hrsg.), Verwaltungsverfahrensge-setz, 11. Aufl. 2019 (angekündigt).

• Jan Ziekow, Verwaltungsverfahrensgesetz, 4. Aufl. 2018.

• Rainer Bauer/Dirk Heckmann/Kay Ruge/Martin Schallbruch (Hrsg.), Verwal-tungsverfahrensgesetz mit rechtlichen Aspekten des E-Government, Kommen-tar, 2012.

2. Verwaltungsprozessrecht

• Klaus Ferdinand Gärditz (Hrsg.), Verwaltungsgerichtsordnung, 2. Aufl. 2018.

• Ferdinand O. Kopp/Wolf R. Schenke, Verwaltungsgerichtsordnung, 24. Aufl. 2018.

• Friedrich Schoch/Jens-Peter Schneider/Wolfgang Bier (Hrsg.), Verwaltungsge-richtsordnung, Loseblattsammlung.

• Helge Sodan/Jan Ziekow (Hrsg.), Verwaltungsgerichtsordnung, 5. Aufl. 2018.

• Heinrich Amadeus Wolff/Andreas Decker, Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) – Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG), Studienkommentar, 3. Aufl. 2012.

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Skript, Teil 1, Seite 8 Herbst-/Wintersemester 2018/19

V. Fachzeitschriften

Auswahl von Fachzeitschriften mit besonderer Bedeutung für das allgemeine Verwal-tungsrecht und Verwaltungsprozessrecht:

• NVwZ, Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht (mit NVwZ-RR, Rechtsprechungs-report)

• DVBl., Deutsches Verwaltungsblatt

• DÖV, Die öffentliche Verwaltung

• NordÖR, Zeitschrift für Öffentliches Recht in Norddeutschland, sowie andere landesbezogene Zeitschriften; sie enthalten oftmals aber auch bundesweit be-deutsame Beiträge.

• Die Verwaltung

• VerwArch, Verwaltungsarchiv

• AöR, Archiv des öffentlichen Rechts

• VR, Verwaltungsrundschau

• die Ausbildungszeitschriften (Jura, JuS, JA)

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Skript, Teil 1, Seite 9 Herbst-/Wintersemester 2018/19

Erster Teil: Grundlagen

§ 1 Begriff des Verwaltungsrechts

[dazu: Ehlers, in: Ehlers/Pünder (Hrsg.), Allgemeines Verwaltungsrecht, § 3 Rn. 3; Bull/Mehde, Allgemeines Verwaltungsrecht, Rn. 43–46.]

Verwaltungsrecht ist das Recht, das die staatliche Verwaltung organisiert (einrichtet) und im Außenverhältnis – gegenüber anderen Trägern hoheitlicher Gewalt sowie gegen-über Privaten – berechtigt oder verpflichtet. Zum Verwaltungsrecht zählt außerdem auch Recht, das sich (auch) unmittelbar an einen „Bürger“ oder ein Unternehmen rich-tet, aber von der Verwaltung hoheitlich durchgesetzt werden kann (z.B. Bauvorschrif-ten).

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Skript, Teil 1, Seite 10 Herbst-/Wintersemester 2018/19

§ 2 Zusammenspiel von öffentlichem Recht und Privatrecht in der Rechtspraxis

Fall 1: Volksmusik im Hafeneck. Herr Schwarzenberger (G) betreibt die Gaststätte „Hafeneck“. Seit kurzer Zeit veranstaltet er dort an mehreren Abenden in der Woche Live-Volksmusikkon-zerte mit Tanz. Nachbar N leidet seitdem unter Schlafstörungen. Schon die Anreise der Gäste, vor allem aber die Musik selbst sei unerträglich laut. Die Nachbarn und die zuständige Behörde überlegen jeweils für sich, was sie rechtlich unternehmen können.

§ 3 Charakteristika des Verwaltungsrechts

I. Einseitiger hoheitlicher Zwang statt Konsensprinzip

II. Rechtsvorbehalt statt Privatautonomie

1. Die Privatautonomie als Grundprinzip des Privatrechts

Privatautonomie: „Prinzip der Selbstgestaltung der Rechtsverhältnisse durch den einzelnen nach seinem Willen“ (Werner Flume, Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Rechts, Bd. II, 4. Aufl. 1992, S. 1 mit Fn. 1)

2. Der Rechtsvorbehalt als Grundprinzip der Hoheitlichkeit

Rechtsvorbehalt: Sämtliches staatliches Handeln muss eine Kompetenzgrundlage im Recht und damit letztlich in der Verfassung finden. Ein Tätigwerden der staatlichen Ver-waltung ohne entsprechende Aufgabenzuweisung ist per se rechtswidrig.

3. Der Gesetzesvorbehalt als qualifizierter Rechtsvorbehalt

[dazu: Matthias Wehr, Grundfälle zu Vorrang und Vorbehalt des Gesetzes, JuS 1997, S. 231–235, 419–424; Christoph Gröpl, Staatsrecht I, 9. Aufl. 2017, Rn. 444–463.]

Behörde

Störer

Dritter (Nachbar)

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Skript, Teil 1, Seite 11 Herbst-/Wintersemester 2018/19

4. Der Parlamentsvorbehalt als qualifizierter Gesetzesvorbehalt

III. Grundrechtsbindung statt grundrechtliche Freiheit

Art. 1 Abs. 3 GG

Aber: mittelbare Grundrechtsbindung Privater

Siehe dazu BVerfG, Urt. v. 22.2.2011 – Az. 1 BvR 699/06, BVerfGE 128, 226–278 – Fraport; Beschl. v. 18.7.2015 – Az. 1 BvQ 25/15, NJW 2015, 2485–2486 – Bierdosen-Flashmob; Be-schl. v. 11.4.2018 – Az. 1 BvR 3080/09, NVwZ 2018, 813–817 – Stadionverbot.

IV. Die Teilnahme des Staates am Privatrechtsverkehr

1. Der Staat als Inhaber absoluter Rechte, insbesondere Eigentum

2. Bedarfsdeckende Verwaltung (fiskalische Hilfsgeschäfte)

[dazu: Maurer/Waldhoff, Allgemeines Verwaltungsrecht, § 3 Rn. 18–23.]

3. Wirtschaftende Verwaltung

[dazu: Maurer/Waldhoff, Allgemeines Verwaltungsrecht, § 3 Rn. 24.]

4. Verwaltungsprivatrecht

[dazu: Maurer/Waldhoff, Allgemeines Verwaltungsrecht, § 3 Rn. 25–28; speziell zur Formenwahlfreiheit der Verwaltung BVerwGE 92, 56.]

a) Nutzung privatrechtlicher Handlungsformen

b) Nutzung privatrechtlicher Organisationsformen

Fall 2: Rockmusik im Rosengarten. Die Stadt Mannheim gründet die Mannheim Event GmbH (MEG) als Alleingesellschafterin und überträgt der Gesellschaft Unterhalt, Vermietung und Betrieb des Veranstaltungszentrums „Rosengar-ten“. P möchte die Haupthalle für einen Auftritt der Kultband „Trash“ nutzen. Als sich die MEG weigert, erhebt P Klage beim zuständigen Verwaltungsgericht. MEG gibt daraufhin klein bei und schließt mit P einen Nutzungsvertrag. Das Konzert findet wie geplant statt. Leider vernichten die Fans der Band auf dem Weg zur Halle die vor dem Hauptportal liebevoll gepflanzten Hundsrosen (Rosa canina) vollständig, weil P seiner vereinbarten Verkehrssicherungspflicht nicht nachgekommen ist. Kann die Stadt Mannheim oder die MEG die Schäden dem P in Rechnung stellen? Wie wäre ein Anspruch durchzusetzen?

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Skript, Teil 1, Seite 12 Herbst-/Wintersemester 2018/19

Zwischenschaltung einer in den Formen des Privatrechts verfassten Gesell-schaft („Organisationsprivatisierung“):

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Skript, Teil 1, Seite 13 Herbst-/Wintersemester 2018/19

§ 4 Verwaltungsrechtliche Fallkonstellationen im Überblick

I. Zwei-Personen-Verhältnisse

1. Hoheitlicher Eingriff (Abwehrsituation)

Fall 3: Fußball oder Erdbeerkuchen? Ulrike Engelhorn (U) ist Eigentümerin eines mit ei-nem Einfamilienhaus bebauten Grundstücks mit großem Garten, das sie selbst mit ihrer Familie bewohnt. Die Gegend zeichnet sich grundsätzlich durch Ruhe und Beschaulich-keit aus. Die kinderfreundliche U unternimmt zunächst nichts, als die Stadt auf einer an ihr Grundstück angrenzenden Freifläche einen Fußballplatz errichtet, auf dem gemäß der von der Stadt erlassenen Benutzungsordnung der abstiegsbedrohte FC P e.V. trai-nieren und die örtliche Jugend Gelegenheit zur unentgeltlichen sportlichen Betätigung haben soll. Alsbald stellt sich aber heraus, dass immer wieder Bälle über den zwei Meter hohen Fangzaun fliegen. Hierdurch und durch die Bälle zurückholende Fußballspieler werden die von U angebauten Erdbeeren lange vor der Ernte zerquetscht und zertram-pelt. U träumt davon, endlich wieder einen Erdbeerkuchen zu backen. Sie will deshalb erreichen, dass nicht länger Bälle auf ihr Grundstück gelangen.

Behörde

Bürger

Gebot (z. B. Platzverweis, Abrissverfügung)

Verbot(z.B. Halteverbot)

Tatsächliches Handeln zum Nachteil des Bürgers (z. B. Abschleppen eines PKW)

Duldungspflicht

Befugnis

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Skript, Teil 1, Seite 14 Herbst-/Wintersemester 2018/19

2. Hoheitliche Leistung (Verpflichtungssituation)

II. Drei-Personen-Verhältnisse

1. Begünstigung eines Dritten

Behörde

Bürger

Aufhebung eines präventiven Verbots (z.B. Genehmigung für ein Kohlekraftwerk)

Tatsächliches Handeln zum Vorteil des Bürgers (z.B. BAföG)

Begründung eines Anspruchs (z.B. Erlass eines Subventionsbescheids)

Subjektives Recht

Objektive Pflicht

Behörde

Adressat

Dritter

Begünstigung

Objektive PflichtSubjektives Recht

Gebot(z. B. Abbruchverfügung begünstigt den Nachbarn)

Verbot(z. B. Verbot eines Kartells begünstigt den Konkurrenten)

Tatsächliches Handeln(z.B. Polizist schlägt dem Mörder zum Schutz des Opfers die Waffe aus der Hand)

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Skript, Teil 1, Seite 15 Herbst-/Wintersemester 2018/19

2. Belastung eines Dritten

III. Viele-Personen-Verhältnisse

Beispiel: Vergaberecht (§§ 97 ff. GWB)

Behörde

Adressat

Dritter

Belastung

Objektive PflichtSubjektives Recht

Aufhebung eines einen Dritten begünstigenden Verbots (z. B. Erteilung einer Baugenehmigung = „Freigabe“ der Verwirklichung des Vorhabens)

Begründung eines subjektiven Rechts, dessen Bestand/Geltendmachung für den Dritten nachteilig ist(z. B. Erlass eines Subventionsbescheids)

Tatsächliches Handeln der Behörde, das ein Handeln des Dritten erschwert (z. B. Auszahlung einer Subvention)

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Skript, Teil 1, Seite 16 Herbst-/Wintersemester 2018/19

§ 5 Systematische Gliederung und Quellen des Verwaltungsrechts

I. Allgemeines und Besonderes Verwaltungsrecht

[dazu: Detterbeck, Allgemeines Verwaltungsrecht, Rn. 12–14.]

Das Besondere Verwaltungsrecht umfasst die speziellen Vorschriften für die einzelnen Gebiete, auf denen die Verwaltung tätig ist.

Die wichtigsten Referenzgebiete im Studium sind:

• Polizeirecht (Recht der Gefahrenabwehr)

• Öffentliches Baurecht (Bauordnungsrecht und Bauplanungsrecht)

• Kommunalrecht (Recht der Gemeinden und Landkreise)

• Wirtschaftsverwaltungsrecht (z.B. Gewerbeordnung)

In der wirtschaftsrechtlichen Praxis sind von besonderer Bedeutung das Kartellverwal-tungsrecht, das Beihilfenrecht, das Regulierungsrecht (Telekommunikation, Energie, Bahn), das Banken- und Börsenaufsichtsrecht, das Lebensmittelrecht, das Vergaberecht, das Umweltrecht und das Datenschutzrecht.

Das Allgemeine Verwaltungsrecht ist – wie im BGB AT – das, was vor die Klammer ge-zogen ist. Es umfasst diejenigen Vorschriften, Grundsätze und Rechtsbegriffe, die für das gesamte Verwaltungsrecht gelten oder doch jedenfalls vorbehaltlich einer abweichen-den Spezialregelung allgemein gelten. Es gilt also der lex-specialis-Satz.

II. Formelles und materielles Verwaltungsrecht

Formelles Recht: Zuständigkeit für eine Entscheidung, Form einer Entscheidung, Verfah-ren – d.h. der Weg zu einer Entscheidung

Beispiele: Anhörungspflicht (§ 28 VwVfG); Begründungspflicht (§ 39 Abs. 1 VwVfG)

Materielles Recht: Inhaltliche Anforderungen an das Entscheidungsergebnis.

Beispiele: Bestimmtheitsgebot; Verhältnismäßigkeitsgrundsatz

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Skript, Teil 1, Seite 17 Herbst-/Wintersemester 2018/19

III. Verwaltungsprozessrecht

[dazu: Hufen, Verwaltungsprozessrecht, § 1 Rn. 1–3.]

Verwaltungsprozessrecht: Das Recht der Gerichte, wenn sie über das Handeln der Ver-waltung entscheiden. Das gerichtliche Verfahren ist in der VwGO geregelt.

Unterscheiden Sie also:

Verfahren der Verwaltung – Verwaltungsverfahrensrecht;

Verfahren der Gerichte – Verwaltungsprozessrecht.

§ 6 Die öffentlich-rechtliche Streitigkeit, § 40 Abs. 1 VwGO

[dazu: Hufen, Verwaltungsprozessrecht, § 11 Rn. 14–68; Ehlers, Allgemeine Sachentschei-dungsvoraussetzungen verwaltungsgerichtlicher Rechtsschutzanträge (Teil II.), Jura 2008, S. 183–193.]

Vorbemerkungen:

• Die Unterscheidung von Zulässigkeit und Begründetheit einer Klage

[dazu: Ehlers, Allgemeine Sachentscheidungsvoraussetzungen verwaltungs-gerichtlicher Rechtsschutzanträge (Teil I), Jura 2007, S. 830–831.]

• Verschiedene Rechtswege

I. Norm oder Rechtsverhältnis als Bezugspunkt der Abgrenzung?

Literaturansicht: Kriterium der streitentscheidenden Norm (Ehlers, in: Ehlers/Schoch (Hrsg.), Rechtsschutz im Öffentlichen Recht, 2009, § 21 Rn. 66, 72)

Formelles RechtFormelles Recht Materielles RechtMaterielles Recht

Maßstäbe für Art und Weise des Zustandekommens staatlicher Entscheidungen (vgl. § 9 VwVfG)

1.Zuständigkeit

2.Verfahren

3.Form

Maßstäbe für die Inhaltestaatlichen Handelns

z. B. •§1 Abs. 1 Satz 1 Polizeigesetz BW

•§ 40 VwVfG•Verhältnismäßigkeitsgrundsatz

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Skript, Teil 1, Seite 18 Herbst-/Wintersemester 2018/19

Rechtsprechung: „Natur des Rechtsverhältnisses, aus dem der Klageanspruch hergelei-tet wird“ (Gemeinsamer Senat der obersten Gerichtshöfe des Bundes, BGHZ 97, 312 [313 f.])

II. Die Abgrenzung von öffentlichem Recht und Privatrecht

[dazu: Ehlers, in: Ehlers/Pünder (Hrsg.), Allgemeines Verwaltungsrecht, § 3 Rn. 14–32; Ip-sen, Allgemeines Verwaltungsrecht, Rn. 13–45; Maurer/Waldhoff, Allgemeines Verwal-tungsrecht, § 3 Rn. 7–17; kleinere Fälle bei Uerpmann-Wittzack, Examensrepetitorium All-gemeines Verwaltungsrecht, § 1 II; Fallbearbeitungen: kleine Fälle bei Schmidt, VwGO-Fallrepetitorium, § 6, S. 47–49.]

Es werden verschiedene Abgrenzungstheorien diskutiert:

• (Strenge) Subjektstheorie:

Öffentliches Recht sind nach dieser Theorie diejenigen Rechtssätze, die den Staat oder eine seiner organisatorischen Untergliederungen berechtigten oder ver-pflichteten. Privatrecht ist dagegen das Jedermannsrecht.

• Interessentheorie:

Nach dieser Ansicht kommt es darauf an, ob bei der betroffenen Rechtsbeziehung des öffentliche Interesse bzw. die Erfüllung einer öffentlichen Aufgabe oder das Privatinteresse im Vordergrund steht.

• Subordinationstheorie:

Diese Ansicht stellt auf eine Über- und Unterordnung zwischen Hoheitsträger und Bürger im Gegensatz zum privatrechtlichen Gleichordnungsverhältnis ab.

• h.L.: modifizierte Subjektstheorie/Zuordnungstheorie, Sonderrechtstheorie:

Eine Rechtsvorschrift gehört zum Öffentlichen Recht, wenn sie ausschließlich den Staat oder einen anderen Träger hoheitlicher Gewalt als solchen berechtigt oder verpflichtet.

In der Praxis haben sich überwiegend Kombinationsmodelle der verschiedenen Theorien durchgesetzt.

III. Die Bestimmung der „streitentscheidenden Norm“

[Fallbearbeitung: AG-Fall 1: „Das Hausverbot“; AG-Fall 4: „Die Ekelpizza“.]

1. Ansprüche gegen oder auf ein Handeln in der Form des öffentlichen Rechts

Öffentlich-rechtliche Streitigkeiten sind zum Beispiel

• Klage gegen ein durch Verwaltungsakt ausgesprochenes Hausverbot

• Klage auf Aufhebung einer Baugenehmigung (Verwaltungsakt)

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Prof. Dr. Jan Henrik Klement Allgemeines Verwaltungsrecht und Verwaltungsprozessrecht

Skript, Teil 1, Seite 19 Herbst-/Wintersemester 2018/19

• Klage gegen den Erlass eines Bebauungsplans (Satzung)

2. Ansprüche auf Vornahme oder Unterlassung eines Realhandelns

Maßgeblich ist die Rechtsnatur des begehrten Tuns oder Unterlassens (in Zweifelsfällen: Sachzusammenhang). Bei Unterlassungsansprüchen: Actus-contrarius-Gedanke.

„Schulfälle“ sind beispielsweise

• Dienstfahrt und „Werkstattfahrt“ eines Polizeifahrzeugs

• Liturgisches Läuten und „Zeitschlagen“ einer Kirchenglocke

3. Vertragliche Ansprüche

a) Erfüllungsansprüche

Privatrechtlicher Vertrag und verwaltungsrechtlicher Vertrag (§§ 54 ff. VwVfG)

b) Rückabwicklungsansprüche (Bereicherungsrecht)

§§ 812 ff. BGB oder öffentlich-rechtlicher Erstattungsanspruch

Actus-contrarius-Gedanke: Der Rückforderungsanspruch teilt die Rechtsnatur der Leistung. Die Rechtsnatur der Leistung richtet sich nach dem (vermeintli-chen) Rechtsgrund, auf den geleistet worden ist.

c) Vertragliche Schadenersatzansprüche

d) Anspruch auf Begründung eines Vertragsverhältnisses/Zwei-Stufen-Theorie

[dazu: BVerwGE 129, 9 (Vergaberecht).]

4. Geltendmachung öffentlich-rechtlicher Bindungen im Verwaltungsprivatrecht

Fall 4: Der Spionagevertrag. Anous Shir O Shakar (S) ist deutscher Staatsbürger afghani-scher Herkunft. In den Jahren 2005 bis 2010 war er unter dem Arbeitsnamen „Milch und Zucker” für den Bundesnachrichtendienst (BND) auf der Grundlage eines „Spionagever-trags“ als Vertrauensperson im Sinne von § 3 Satz 1 BNDG i. V. m. § 8 Abs. 2 BVerfSchG tätig. Er wurde dabei auch in eine als islamistisch eingeschätzte Gruppe eingeschleust. Im Jahr 2010 wurde die Zusammenarbeit mit einer sog. Abschalterklärung einvernehm-lich beendet. Kurze Zeit später erhielt der Kläger einen in Dari (neupersische Schriftspra-che) verfasstes Schreiben, in dem es unter anderem hieß: „Du hast den Islam verraten. Einer deiner besten Freunde hat uns darüber informiert, dass du mit der deutschen Po-lizei zusammenarbeitest. Wann immer es geht, köpfen wir dich. Wir wissen, wo Du wohnst.” S, der diese Drohung ernst nahm, wandte sich darauf an den BND und bean-tragte, ihn selbst sowie seine in Holland lebende Mutter kurzfristig in ein außereuropä-isches Land umzusiedeln, am besten in die USA oder nach Kanada. Nach Ablehnung

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Skript, Teil 1, Seite 20 Herbst-/Wintersemester 2018/19

dieses Antrags erhebt S beim zuständigen Gericht Klage und beruft sich zur Begründung auf eine nachwirkende Schutzpflicht aus dem „Spionagevertrag“ sowie auf Art. 2 Abs. 2 GG.

Wie wird das Gericht entscheiden?

Fall nach BVerwG, Beschl. v. 26.5.2010 – Az. 6 A 5/09, u.a., DVBl. 2010, 1037–1038.

5. Außervertragliche Schadenersatzansprüche