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04 Quell 11.2009 FEUER Fotos: Honda, Ralf Perey i QC11F07 Honda-Hybrid: Umweltfreundlich von der Produktion bis zur Entsorgung. Trotz aufwendigerer Produk- tion durch zwei Motoren, ist ein Honda-Hybrid über den gesamten Lebenszyklus hin- weg umweltfreundlicher als konventionelle Autos. Das haben umfangreiche Lebens- zyklus-Untersuchungen erge- ben. Zu diesem Zweck ent- wickelte Honda ein „Life Cycle Assessment“ (LCA-) Pro- gramm, mit dem sich die CO 2 - Emissionen über den gesam- ten Lebenszyklus eines Fahrzeugs von der Produktion über die Nutzung bis hin zur Entsorgung genau erfassen lassen. Damit lässt sich der Umwelteinfluss von Hybrid- fahrzeugen in jeder Ferti- gungsstufe und im gesamten Lebenszyklus mit konventio- nellen Modellen vergleichen. Die Ergebnisse zeigten zum Einen die Bedeutung der Fahr- zeugnutzung für die CO 2 -Emis- sionen über den Lebenszyklus eines Fahrzeugs hinweg, und zweitens einen sehr kleinen Unterschied der CO 2 -Emissi- onen im Zusammenhang mit Rohmaterial und Produktions- stufen von Hybridfahrzeugen im Vergleich zu konventio- nellen Fahrzeugen. Dies bedeutet, dass die CO 2 -Emissi- onen eines Hybridfahrzeugs über seine Lebensdauer deut- lich geringer als die eines konventionell angetriebenen Fahrzeugs ausfallen werden. Seit dem Debüt des ersten Honda Insight, einem zweisitzigen Coupé mit Hybri- Antrieb, sind bereits fast zehn Jahre vergangen. Schon seit zwei Jahrzehnten er- forscht, entwickelt und optimiert Honda die innovative Technologie, die einen Ben- zinmotor und einen Elektromotor miteinander kombiniert. Die Markteinführung des neuen Insights haben wir zum Anlass genommen, das Auto unter realen Bedin- gungen zu testen. Die Konstruktion des neuen Modells basiert auf den bewährten Hybrid-Prin- zipien von Honda, die der japanische Hersteller jedoch noch erweitert hat. Der neue Insight tritt als Familienauto an. Er bietet Platz für eine Familie und ihr Ge- päck und ist dabei höchst effizient und flexibel. Obendrein soll er mit rund 20.000 Euro (der genaue Preis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest) preisgünstiger sein als Hybrid-Modelle anderer Hersteller. Damit will Honda eine neue Zielgruppe erschließen, für die Hybrid-Fahrzeuge bislang zu teuer waren. Mit dem neuen In- sight wird nach den Erwartungen des Autobauers die Zahl derer zunehmen, die sich ein Hybridfahrzeug leisten können. Der Insight auf den ersten Blick Der erste Eindruck, wenn man im Insight sitzt, ist positiv. Alles sieht ganz „nor- mal“ aus. Ein Zündschlüssel kann wie gewohnt benutzt werden; ein separater Start- knopf wie sonst bei Hybrid-Autos üblich, entfällt. Auffällig sind der Automatik- Schaltknauf und die am Lenkrad angebrachten Schaltwippen, die an einen Sport- wagen erinnern. Die Schaltwippen sollte man aber, wenn man Sprit sparen möchte, besser nicht benutzen, denn der automatische Schaltvorgang wird vom „Eco As- sist“ betreut. Das ist quasi ein privater Assistent der sich auf den individuellen Fahrstil einstellt und Sprit fressende Fahrmanöver abfedert. Allerdings kann man diesen Assistenten über den „ECON-Schalter“ auch außer Dienst stellen. Was man nicht sieht: Technologie, die im Hintergrund Sprit spart ECON steht für “Effective CONtrol” und wenn dieser Schalter gedrückt ist, fährt der Insight in einem „Super Economy“ Modus mit folgenden Konsequenzen: Leistung und Drehmoment werden um vier Prozent reduziert (außer der Fahrer tritt das Gaspedal komplett durch). Die Gasbefehle des Fahrers werden geglättet (harmonisiert) um unnötigen Mehr- verbrauch zu vermeiden. Bei allen Motordrehzahlen gibt es einen optimalen Stellungswinkel des Gaspedals, der, wenn er beibehalten wird, zu minimalem Kraftstoffverbrauch führt. Einige Fah- rer geben zu oft Gas oder treten das Gaspedal zu stark durch. Das System wirkt dem entgegen und „glättet“ die Aktionen des Fahrers, wodurch eine eher gleich bleibende, an Drehzahl und Bedingungen angepasste Gaszugabe erreicht wird. Der Fahrer kann das System aber umgehen; Manöver in Notfallsituationen werden da- von nicht beeinflusst. Das CVT-Getriebe wird gleichmäßiger geschaltet. Die Ausbeute der im Elektromotor gesammelten Bremsenergie wird gesteigert. Die Zeit, in der der Motor ausgeschaltet ist, wenn das Fahrzeug steht, (Auto-Stopp- Zeit) wird verlängert. Sparen bis der Pokal kommt Dieses Jahr startet die „Eco“-Bewegung im Autobereich so richtig durch. Wir durften einen CO 2 -sparenden Honda testen, der ab April zu haben ist. Quell-Autor Ralf Perey beschreibt seine erste Fahrt mit dem „Insight“, einem Familienfahrzeug mit Hondas IMA-Hybridsystem. Auch wenn Elektro- und Benzinmotor gleichzeitig arbeiten, bleibt es im Innenraum des Insight leise. Erst wenn der Benzinmotor extrem gefordert wird, gibt er die üblichen Motorgeräusche weiter. Durch die gut gepolsterten Sitze und die wenigen Motorgeräusche hat man das Gefühl mit einem Sofa über die Straße zu fahren. Die Klimaanlage arbeitet häufiger im Umluftmodus. Beim Auto-Stopp-Modus wird die Klimaanlage abgeschaltet. Denn: Klimaanlagen im Auto gehören zu den großen Energiefressern. Die Gebläseleistung wird reduziert, um den Energieverbrauch des Systems zu begrenzen. Was man sieht: Technologie, die beim Sparen hilft Statt Tachonadeln gibt es beim Insight auffällige Displays. Der Spruch „Sparen bis der Pokal kommt“ stimmt wirklich. Denn wenn Sie Tag für Tag vernünftig (ökolo- gisch) fahren, erhalten Sie nach 2.000 bis 3.000 Kilometer einen Pokal im Display angezeigt. Auf dem Weg dorthin können Sie durch ökologische Fahrweise fünf Pflanzen, beziehungweise deren Blätter, wachsen lassen. Sind die Blätter alle voll- ständig am Stil verteilt, erhält die Pflanze eine Blüte. Fahren Sie wieder unökologischer, dann knicken Ihnen die Blüten wieder ab. Wenn Sie sich ständig über Ihren Fahrstil auf dem Laufenden halten möchten, dann können Sie sich über den Info-Schalter am Lenkrad weitere Informationen anzeigen lassen. Ein permanentes Feedback bezüglich Ihres Fahrstils wird Ihnen in Form von Farben gegeben. Der Tachometer – er befindet sich oberhalb des Dreh- zahlmessers und hat große Ziffern – ist während der Fahrt mit einem grünen Am- bient-Licht (bei vernünftiger Fahrt), oder blauem Licht (bei nicht idealer Fahrt) hinterlegt. Fazit Der Honda Insight ist mit einem CO 2 -Wert von 101 g/km ein umweltfreundliches Familienfahrzeug. Allerdings sind die hinteren Plätze nicht für große Leute geeig- net. Der Kofferraum bietet mit 408 Liter ausreichend Platz und lässt sich bei umge- klappten Rücksitzlehnen sogar bis knapp über 1.000 Liter vergrößern. Der Spritver- brauch soll im Durchschnitt 4,4 l/100 km betragen. Bei unserem Zwei-Tage-Test la- gen wir knapp über 5 l/100 km, aber nur weil wir 16 Zoll Felgen verwendeten. Die Standard-Insights besitzen 15 Zoll Räder und sollten damit die 4,4 l/100 km errei- chen. Das Design ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber notwendig um einen unterdurchschnittlichen Cw-Wert (einen geringeren Strömungswiderstand als bei herkömmlichen Auto-Formen) zu ereichen. ... oder ein blauer Lichtschweif erscheint bei nicht idealer Fahrt. Der Tachometer zeigt mit einer grünen Hintergrundbeleuchtung, dass man ökologisch fährt Der Kofferraum lässt sich flexi- bel vergrößern. Auf den hinteren Plätzen ist für große Leute jedoch wenig Platz.

Sparen bis der Pokal kommt

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Ein Fahrbericht über den Honda Insight.

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Page 1: Sparen bis der Pokal kommt

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Honda-Hybrid: Umweltfreundlich von der Produktion bis zur Entsorgung.

Trotz aufwendigerer Produk-tion durch zwei Motoren, ist ein Honda-Hybrid über den gesamten Lebenszyklus hin-weg umweltfreundlicher als konventionelle Autos. Das haben umfangreiche Lebens-zyklus-Untersuchungen erge-ben. Zu diesem Zweck ent-wickelte Honda ein „Life Cycle Assessment“ (LCA-) Pro-gramm, mit dem sich die CO

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Emissionen über den gesam-ten Lebenszyklus eines Fahrzeugs von der Produktion über die Nutzung bis hin zur Entsorgung genau erfassen lassen. Damit lässt sich der Umwelteinfluss von Hybrid-fahrzeugen in jeder Ferti-gungsstufe und im gesamten Lebenszyklus mit konventio-nellen Modellen vergleichen.Die Ergebnisse zeigten zum Einen die Bedeutung der Fahr-zeugnutzung für die CO

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sionen über den Lebenszyklus eines Fahrzeugs hinweg, und zweitens einen sehr kleinen Unterschied der CO

2-Emissi-

onen im Zusammenhang mit Rohmaterial und Produktions-stufen von Hybridfahrzeugen im Vergleich zu konventio-nellen Fahrzeugen. Dies bedeutet, dass die CO

2-Emissi-

onen eines Hybridfahrzeugs über seine Lebensdauer deut-lich geringer als die eines konventionell angetriebenen Fahrzeugs ausfallen werden.

Seit dem Debüt des ersten Honda Insight, einem zweisitzigen Coupé mit Hybri-Antrieb, sind bereits fast zehn Jahre vergangen. Schon seit zwei Jahrzehnten er-forscht, entwickelt und optimiert Honda die innovative Technologie, die einen Ben-zinmotor und einen Elektromotor miteinander kombiniert. Die Markteinführung des neuen Insights haben wir zum Anlass genommen, das Auto unter realen Bedin-gungen zu testen.

Die Konstruktion des neuen Modells basiert auf den bewährten Hybrid-Prin-zipien von Honda, die der japanische Hersteller jedoch noch erweitert hat. Der neue Insight tritt als Familienauto an. Er bietet Platz für eine Familie und ihr Ge-päck und ist dabei höchst effizient und flexibel. Obendrein soll er mit rund 20.000 Euro (der genaue Preis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest) preisgünstiger sein als Hybrid-Modelle anderer Hersteller. Damit will Honda eine neue Zielgruppe erschließen, für die Hybrid-Fahrzeuge bislang zu teuer waren. Mit dem neuen In-sight wird nach den Erwartungen des Autobauers die Zahl derer zunehmen, die sich ein Hybridfahrzeug leisten können.

Der Insight auf den ersten BlickDer erste Eindruck, wenn man im Insight sitzt, ist positiv. Alles sieht ganz „nor-mal“ aus. Ein Zündschlüssel kann wie gewohnt benutzt werden; ein separater Start-knopf wie sonst bei Hybrid-Autos üblich, entfällt. Auffällig sind der Automatik-Schaltknauf und die am Lenkrad angebrachten Schaltwippen, die an einen Sport-wagen erinnern. Die Schaltwippen sollte man aber, wenn man Sprit sparen möchte, besser nicht benutzen, denn der automatische Schaltvorgang wird vom „Eco As-sist“ betreut. Das ist quasi ein privater Assistent der sich auf den individuellen Fahrstil einstellt und Sprit fressende Fahrmanöver abfedert. Allerdings kann man diesen Assistenten über den „ECON-Schalter“ auch außer Dienst stellen.

Was man nicht sieht: Technologie, die im Hintergrund Sprit spartECON steht für “Effective CONtrol” und wenn dieser Schalter gedrückt ist, fährt der Insight in einem „Super Economy“ Modus mit folgenden Konsequenzen:• Leistung und Drehmoment werden um vier Prozent reduziert (außer der Fahrer

tritt das Gaspedal komplett durch). • Die Gasbefehle des Fahrers werden geglättet (harmonisiert) um unnötigen Mehr-

verbrauch zu vermeiden. Bei allen Motordrehzahlen gibt es einen optimalen Stellungswinkel des Gaspedals, der, wenn er beibehalten wird, zu minimalem Kraftstoffverbrauch führt. Einige Fah-rer geben zu oft Gas oder treten das Gaspedal zu stark durch. Das System wirkt dem entgegen und „glättet“ die Aktionen des Fahrers, wodurch eine eher gleich bleibende, an Drehzahl und Bedingungen angepasste Gaszugabe erreicht wird. Der Fahrer kann das System aber umgehen; Manöver in Notfallsituationen werden da-von nicht beeinflusst. • Das CVT-Getriebe wird gleichmäßiger geschaltet.• Die Ausbeute der im Elektromotor gesammelten Bremsenergie wird gesteigert.• Die Zeit, in der der Motor ausgeschaltet ist, wenn das Fahrzeug steht, (Auto-Stopp-

Zeit) wird verlängert.

Sparen bis der Pokal kommtDieses Jahr startet die „Eco“-Bewegung im Autobereich so richtig durch. Wir durften einen CO

2-sparenden Honda testen, der ab April zu haben ist.

Quell-Autor Ralf Perey beschreibt seine erste Fahrt mit dem „Insight“, einem Familienfahrzeug mit Hondas IMA-Hybridsystem.

Auch wenn Elektro- und Benzinmotor gleichzeitig arbeiten, bleibt es im Innenraum des Insight leise. Erst wenn der Benzinmotor extrem gefordert wird, gibt er die üblichen Motorgeräusche weiter. Durch die gut gepolsterten Sitze und die wenigen Motorgeräusche hat man das Gefühl mit einem Sofa über die Straße zu fahren.

• Die Klimaanlage arbeitet häufiger im Umluftmodus. Beim Auto-Stopp-Modus wird die Klimaanlage abgeschaltet. Denn: Klimaanlagen im Auto gehören zu den großen Energiefressern.

• Die Gebläseleistung wird reduziert, um den Energieverbrauch des Systems zu begrenzen.

Was man sieht: Technologie, die beim Sparen hilftStatt Tachonadeln gibt es beim Insight auffällige Displays. Der Spruch „Sparen bis der Pokal kommt“ stimmt wirklich. Denn wenn Sie Tag für Tag vernünftig (ökolo-gisch) fahren, erhalten Sie nach 2.000 bis 3.000 Kilometer einen Pokal im Display angezeigt. Auf dem Weg dorthin können Sie durch ökologische Fahrweise fünf Pflanzen, beziehungweise deren Blätter, wachsen lassen. Sind die Blätter alle voll-ständig am Stil verteilt, erhält die Pflanze eine Blüte.

Fahren Sie wieder unökologischer, dann knicken Ihnen die Blüten wieder ab. Wenn Sie sich ständig über Ihren Fahrstil auf dem Laufenden halten möchten, dann können Sie sich über den Info-Schalter am Lenkrad weitere Informationen anzeigen lassen. Ein permanentes Feedback bezüglich Ihres Fahrstils wird Ihnen in Form von Farben gegeben. Der Tachometer – er befindet sich oberhalb des Dreh-zahlmessers und hat große Ziffern – ist während der Fahrt mit einem grünen Am-bient-Licht (bei vernünftiger Fahrt), oder blauem Licht (bei nicht idealer Fahrt) hinterlegt.

FazitDer Honda Insight ist mit einem CO

2-Wert von 101 g/km ein umweltfreundliches

Familienfahrzeug. Allerdings sind die hinteren Plätze nicht für große Leute geeig-net. Der Kofferraum bietet mit 408 Liter ausreichend Platz und lässt sich bei umge-klappten Rücksitzlehnen sogar bis knapp über 1.000 Liter vergrößern. Der Spritver-brauch soll im Durchschnitt 4,4 l/100 km betragen. Bei unserem Zwei-Tage-Test la-gen wir knapp über 5 l/100 km, aber nur weil wir 16 Zoll Felgen verwendeten. Die Standard-Insights besitzen 15 Zoll Räder und sollten damit die 4,4 l/100 km errei-chen. Das Design ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber notwendig um einen unterdurchschnittlichen Cw-Wert (einen geringeren Strömungswiderstand als bei herkömmlichen Auto-Formen) zu ereichen.

... oder ein blauer Lichtschweif erscheint bei nicht idealer Fahrt.

Der Tachometer zeigt mit einer grünen Hintergrundbeleuchtung, dass man ökologisch fährt

Der Kofferraum lässt sich flexi-bel vergrößern.

Auf den hinteren Plätzen ist für große Leute jedoch wenig Platz.

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