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7. Thüringer Pflegetag / 05.12.2009 Spezielle Regeln zum Führen der Pflegedokumentation bei Pflegebedürftigen mit Demenz Angela Börner Diplom-Pflegewirtin (FH) Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Georg- Streiter-Instituts für Pflegewissenschaft der Fachhochschule Jena

Spezielle Regeln zum Führen der Pflegedokumentation … · Dokumentation bedürfen. 7. Thüringer Pflegetag / 05.12.2009 Einschränkungen im Bereich Essen und Trinken Nichterkennen

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7. Thüringer Pflegetag / 05.12.2009

Spezielle Regeln zum Führen derPflegedokumentation beiPflegebedürftigen mit Demenz

Angela BörnerDiplom-Pflegewirtin (FH)Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Georg-Streiter-Instituts für Pflegewissenschaft derFachhochschule Jena

7. Thüringer Pflegetag / 05.12.2009

Folgen einer Demenz,die der besonderenDokumentationbedürfen

7. Thüringer Pflegetag / 05.12.2009

Einschränkungen im Bereich Essenund Trinken

Nichterkennen von Ess- und Trinkbarem Unfähigkeit, Geschirr, Besteck etc. zu

nutzen Schluckstörungen Einseitige Ernährung Ablehnen von fester/flüssiger Nahrung Aufnehmen unangemessener

Nahrungsmengen

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Veränderungen im Bereich derMobilität

Unruhe und Unfähigkeit, z.B. am Tischsitzen zu bleiben

Sturzgefahr Parkinson-Syndrom als Folge der

medikamentösen Behandlung Schmerzen aus diesem Grunde

Bewegungsunruhe oderBewegungsverweigerung

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Veränderungen im Bereich derAusscheidung: Urin- und Stuhlinkontinenz

Unfähigkeit, Kleidung angemessen zu handhaben Orientierungsstörung aufgrund derer die Toilette

nicht gefunden wird Unfähigkeit, Urin- und Stuhldrang als solchen zu

erkennen und entsprechende Maßnahmendurchzuführen

Reaktion auf ein empfundenes Schamgefühl,wodurch die Hilfestellung abgelehnt wird

Unangemessene Versorgung mitInkontinenzmaterial

(Mahlberg-Breuer/Mybes 2007, S. 102f.)

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Einschränkungen imBereich derKörperpflege und desKleidens -Ausformulierung alsPflegediagnose

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Ursachen: Einschränkung derWahrnehmung oder der kognitivenLeistungsfähigkeit; Desorientiertheit . . .

Symptome: Unfähigkeit, sich an- undauszukleiden; Unfähigkeit, Kleider beiBedarf zu wechseln; Unfähigkeit, Hilfsmittelzu verwenden . . .

(Stefan/Allmer/Eberl et al. 2003, S. 308ff.)

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PFLEGEDIAGNOSEN sollen in einer Kurzform diejenigen

Probleme beschreiben, die von denPflegenden gemeinsam mit denPflegebedürftigen bearbeitet werden

fokussierte Pflege

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NANDA (NORTH AMERICAN NURSINGDIAGNOSIS ASSOCIATION) DEFINIERTPFLEGEDIAGNOSE WIE FOLGT:

„Eine Pflegediagnose ist eine klinischeBeurteilung der Reaktion vonEinzelpersonen, Familien oder sozialenGemeinschaften auf aktuelle oderpotenzielle Probleme der Gesundheit oderim Lebensprozess. Pflegediagnosen bildendie Basis zur Auswahl pflegerischerMaßnahmen, um Ergebnisse zu erreichen,für die die Pflege verantwortlich ist.“

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Die tagesstrukturierendePflegeplanung

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Strukturierter Tagesablauf Lernprozesse benötigen klare Strukturen

mit wiederkehrenden Lerninhalten Das Lernen wird sonst erschwert oder gar

unmöglich Gleichbleibende Strukturen als wichtiges

Element für die Wiedererlangung derSelbstständigkeit

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Tagesstrukturierte Pflegeplanung Kommunikation - Pflegende sollen die

Pflegebedürftigen und die Angehörigen fragen, inwelcher Reihenfolge der Betroffene sich bishergepflegt hat bzw. gepflegt wurde und diesdokumentieren

Bei Nichtverfügbarkeit dieser Informationen:Besprechung im Kollegenkreis, bei welcherVorgehensweise und bei welcher Pflegekraft derPatient die größte Selbstständigkeit undSelbstsicherheit zeigte

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Tagesstrukturierte Pflegeplanung

Wenn keine Informationen zur Orientierunggenommen werden können: Entscheidungfür eine bestimmte Abfolge der Tätigkeitenund Beibehaltung dieser

(Nydahl, 2008)

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Tagesstrukturierte Pflegeplanung Zur Planung und Durchführung der

alltäglichen Pflege Die Maßnahmen werden nicht bezogen auf

die einzelnen Lebensbereiche bzw.gestellten Pflegediagnosen geplant

DENN: es fällt Pflegenden schwer dieInformationen gedanklich wiederzusammenzutragen und in einenAblaufplan zu überführen

(vgl. Mahlberg-Breuer/Mybes, 2007)

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Tagesstrukturierte Pflegeplanung Chronologisches Aufführen der

Pflegemaßnahmen entlang der Tagesstruktur Handlungsleitende Formulierung und Ausweisung

WER, WAS, WANN, WIE OFT, WO UND WIEdurchführen soll

Die Art der Leistung ist zu beschreiben, d.h. esmuss erkennbar sein, wie groß der Hilfebedarfdes Pflegebedürftigen ist

Die Angaben müssen so ausführlich und konkretsein, dass die durchführende Pflegekraft ohnezusätzliche Informationen tätig werden kann

(vgl. Mahlberg-Breuer/Mybes, 2007)

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Tagesstrukturierte Pflegeplanung Maßnahmen, die grundsätzlich zu beachten sind,

können unter Besonderheiten dokumentiertwerden (z.B. Motivieren, Gespräche, die nichtzeitlich zugeordnet werden können)

Erstellung eines 24-Stunden-Planesentsprechend für den Früh- Spät- undNachtdienst

Die Pflegeplanung gewinnt an Handlungsleitungund die durchzuführenden Maßnahmen sindübersichtlich angeordnet

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Tagesstrukturierte Pflegeplanung Beschreibung von Pflegemaßnahmen, welche der

Pflegebedürftige nicht mehr (allein) bewältigenkann, prophylaktische Maßnahmen undMaßnahmen, die aus geäußerten Wünschen undBedürfnissen resultieren

Formulierungen zur Behandlungspflege z.B.Dekubitusbehandlung, Wundverband einerinfizierten PEG-Punktionsstelle erfolgt in Formeines kurzen Hinweises

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Tagesstrukturierte Pflegeplanung

Wöchentlich regelmäßig durchzuführendeMaßnahmen

Monatlich oder länger regelmäßigdurchzuführende Maßnahmen

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Tagesstrukturierte Pflegeplanung Bisherige Zusatzzettel über die

Durchführung entfallen So viel wie möglich in den Basiselementen

dokumentieren - Zusatzformularevermeiden (z.B. Bewegungsplan)

En-Bloc Nachweise werden möglich(Verlaufsprotokoll)

Abweichende Durchführung von derTagesstruktur - Verlaufsprotokoll

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Tagesstrukturierte Pflegeplanung

Überprüfung, ob sich jede Maßnahme aufformulierte Pflegediagnosen und Zielebezieht

Der Verweis auf Standards innerhalb derPlanung ist nicht zu empfehlen

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Verlaufsprotokoll Abzeichnung der Maßnahmen gemäß Tagesstruktur Gibt Auskunft über von der Tagesstruktur abweichende

pflegerische Maßnahmen Auskunft über Gesundheitszustand des Pflegebedürftigen und

welche Hilfen in der jeweiligen Situation zum Tragen kamen undwie der Pflegebedürftige darauf reagierte

Regelmäßige Angaben zu Veränderungen und Befindlichkeiten,Reaktionen auf pflegerische Maßnahmen - Reflexion undÜberprüfung der Ergebnisqualität der Pflegemaßnahmen

Aktuelle Informationen für das Pflegeteam, für den Arzt undweiterer Therapeuten

(vgl. Hellmann/Trumpke-Oehlhorn, 2008)

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Nachweis freiheitseinschränkenderMaßnahmen

Bewohner, die regelmäßig täglich inbestimmten festgelegten Situationen inihrer Freiheit eingeschränkt werden -Dokumentation in der Tagesstruktur +Abweichung von der Planung imVerlaufsprotokoll

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Nachweis freiheitseinschränkenderMaßnahmen

Bewohner, die in unregelmäßigenAbständen und im Sinne einerBedarfsmaßnahme in ihrer Freiheiteingeschränkt werden - Dokumentationund Beschreibung von Grund,Maßnahme, Dauer und Verhalten desBewohners

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Nachweis freiheitseinschränkenderMaßnahmen

Bei Durchführung einerfreiheitseinschränkenden Maßnahme ohneentsprechende Anordnung desAmtsrichters - Dokumentation jedereinzelnen Maßnahme bis zur endgültigenEntscheidung

Gleiches gilt beim „rechtfertigendenNotstand“

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Nachweis freiheitseinschränkenderMaßnahmen

Reaktionen der Betroffenen in derFixierung werden genau beobachtet undbeschrieben und die Anwendung wird evtl.neu überdacht

(Vgl. Mahlberg-Breuer/Mybes 2007, S. 115)

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Literatur Hellmann, S., Trumpke-Oehlhorn, M.: Die tagesstrukturierte

Pflegeplanung. Ein Beitrag zur Entbürokratisierung derPflegeprozess-Dokumentation: 2. Aktualisierte Auflage,Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover, 2008.

Mahlberg-Breuer, A., Mybes, U.: Pflegedokumentation stationär.Handbuch für die Pflegeleitung. Vincentz Verlag, Hannover,2007.

Nydahl, P.: „In welcher Reihenfolge pflegen Sie sich?“ In:Pflegezeitschrift 1/2008; S. 10 - 11.

Stefan, H., Allmer, F., Eberl, J.: Praxis der Pflegediagnosen. 3.,vollst. überarb. und erw. Auflage, Springer Verlag, Wien, 2003.