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Ber/chte Elementen: aus dem Konzept der Bewegung, dem Konzept der Kreativit~it, dem Konzept der Meditation und dem Konzept der Be- wut~theit. Mit Fallbeispielen aus ihrer tanz- p~idagogischen und therapeutischen Arbeit illustriert die Autorin den jeweiligen Fokus ihrer Betrachtung und ihre pers6nliche Ar- beitsweise Sp~itestens bei der Lektiire dieses Buchab- schnitts wird deutlich, dal~ es doch notwen- dig ist, das tanztherapeutische und tanzp~id- agogische Feld abzugrenzen, da Arbeitspro- zesse und -ziele eine zu unterschiedliche Ge- wichtung haben diirften. In einem nach Pe- ter BOLAENDER verstandenen integralen An- satz der Tanz-P~idagogik mag das Verst~ind- nis von R. C. COliN zutreffen, in dem Hid- agogik die Kunst ist, Therapie antizipierend zu ersetzen oder die Thempie als nacht~gli- che P~idagogik zu verstehen (13). Aus p~id- agogischer Sicht und aus meiner Sicht der Realitiit von Tanzunterricht in der Schule und in verschiedenen freizeitp~idagogischen Bereichen wiirde ich den vonder Autorin beschriebenen Ansatz eher in einem spezifi- schen Grenzbereich einordnen. Die von ihr genannten vier Strukturelemente k6nnen je- doch durchaus als didaktische Bausteine far das Fundament eines tanzp~idagogischen Konzepts dienen. Die Auslegung miifke sich angemessen auf das spezifische tanzp~idago- gische Handlungsfeld erstrecken. Den Tanz und seine Wirkungsfelder in die- set interdisziplin~iren Betrachtungsweise zu untersuchen und darzustellen war das Anlie- gen PE~R-BO~ENDERS. Trotz der Viel- schichtigkeit versteht es die Autorin, dem Leser durch die straffe und durchstrukturier- te Gliederung der Arbeit und durch ihre kla- re Formulierung ihre Gedankenfahrung zu vermitteln. Es ist ein Buch, das nicht nur far tanzwissenschaftlich interessierte Leser in- teressant ist, sondern auch zum Nachdenken fiber die eigene Arbeit anregt. C. FLEISCHLEoBRAuN BERICHTE Sportkulturen der Welt Symposium des Deutschen Sportbundes am 27. Juni 1992 in Bonn ,Sportkulturen der Welt" lautete das Motto eines internationalen Festivals, das der Deut- sche Sportbund in Verbindung mit dem Land und dem Landessportbund Nord- rhein-Westfalen, der Internationalen Vereini- gung fiir Breitensport (TAFISA) sowie der Stadt Bonn vom 24. bis 28. Juni in Bonn durchf~hrt~ Delegationen aus 36 L~indern, von Australien bis Uruguay, zeigten Spiele, Wettk~impfe, K6rperiibungen, T~inze, Bewe- gungskiinste aus ihrem Land, vom chinesi- schen Wushu bis zum schottischen Baum- stammwerfen. Buntes Bewegungsleben aus aller Welt war in Bonn zu bestaunen. Fiir die einen bedeutete dieses Festival eine Demonstration der Vielfalt der weltweit le- bendigen Bewegungskulturen gegen die Ein- dimensionalit~it des einen, universellen mo- dernen Sports; far die anderen war es ein Zeichen, wie weit der postmoderne Mantel dieses Sports inzwischen geschnitten ist: A1- les l~ifk sich heute in diesen Mantel hiillen (oder verhiillen), und alles hat seine Berech- tigung -- vorausgesetzt, es finder geniigend Interessierte, Aktive, Zuschauer, Medien und F6rderer. Die sportkulturelle Praxis war das eine, das Nachdenken, Diskutieren und Streiten dar- iiber das ander~ Im Rahmen des Festivals 486

Sportkulturen der Welt

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Ber/chte

Elementen: aus dem Konzept der Bewegung, dem Konzept der Kreativit~it, dem Konzept der Meditation und dem Konzept der Be- wut~theit. Mit Fallbeispielen aus ihrer tanz- p~idagogischen und therapeutischen Arbeit illustriert die Autorin den jeweiligen Fokus ihrer Betrachtung und ihre pers6nliche Ar- beitsweise Sp~itestens bei der Lektiire dieses Buchab- schnitts wird deutlich, dal~ es doch notwen- dig ist, das tanztherapeutische und tanzp~id- agogische Feld abzugrenzen, da Arbeitspro- zesse und -ziele eine zu unterschiedliche Ge- wichtung haben diirften. In einem nach Pe- ter BOLAENDER verstandenen integralen An- satz der Tanz-P~idagogik mag das Verst~ind- nis von R. C. COliN zutreffen, in dem Hid- agogik die Kunst ist, Therapie antizipierend zu ersetzen oder die Thempie als nacht~gli- che P~idagogik zu verstehen (13). Aus p~id- agogischer Sicht und aus meiner Sicht der Realitiit von Tanzunterricht in der Schule

und in verschiedenen freizeitp~idagogischen Bereichen wiirde ich den vonder Autorin beschriebenen Ansatz eher in einem spezifi- schen Grenzbereich einordnen. Die von ihr genannten vier Strukturelemente k6nnen je- doch durchaus als didaktische Bausteine far das Fundament eines tanzp~idagogischen Konzepts dienen. Die Auslegung miifke sich angemessen auf das spezifische tanzp~idago- gische Handlungsfeld erstrecken. Den Tanz und seine Wirkungsfelder in die- set interdisziplin~iren Betrachtungsweise zu untersuchen und darzustellen war das Anlie- gen PE~R-BO~ENDERS. Trotz der Viel- schichtigkeit versteht es die Autorin, dem Leser durch die straffe und durchstrukturier- te Gliederung der Arbeit und durch ihre kla- re Formulierung ihre Gedankenfahrung zu vermitteln. Es ist ein Buch, das nicht nur far tanzwissenschaftlich interessierte Leser in- teressant ist, sondern auch zum Nachdenken fiber die eigene Arbeit anregt.

C. FLEISCHLEoBRAuN

B E R I C H T E

Sportkulturen der Welt

Symposium des Deutschen Sportbundes am 27. Juni 1992 in Bonn

,Sportkulturen der Welt" lautete das Motto eines internationalen Festivals, das der Deut- sche Sportbund in Verbindung mit dem Land und dem Landessportbund Nord- rhein-Westfalen, der Internationalen Vereini- gung fiir Breitensport (TAFISA) sowie der Stadt Bonn vom 24. bis 28. Juni in Bonn durchf~hrt~ Delegationen aus 36 L~indern, von Australien bis Uruguay, zeigten Spiele, Wettk~impfe, K6rperiibungen, T~inze, Bewe- gungskiinste aus ihrem Land, vom chinesi- schen Wushu bis zum schottischen Baum-

stammwerfen. Buntes Bewegungsleben aus aller Welt war in Bonn zu bestaunen. Fiir die einen bedeutete dieses Festival eine Demonstration der Vielfalt der weltweit le- bendigen Bewegungskulturen gegen die Ein- dimensionalit~it des einen, universellen mo- dernen Sports; far die anderen war es ein Zeichen, wie weit der postmoderne Mantel dieses Sports inzwischen geschnitten ist: A1- les l~ifk sich heute in diesen Mantel hiillen (oder verhiillen), und alles hat seine Berech- tigung -- vorausgesetzt, es finder geniigend Interessierte, Aktive, Zuschauer, Medien und F6rderer. Die sportkulturelle Praxis war das eine, das Nachdenken, Diskutieren und Streiten dar- iiber das ander~ Im Rahmen des Festivals

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Berichte

land deshalb ein Symposium zum gleichen Thema matt: Sportkukuren der Welt. Sechs intemationale Referenten waxen eingeladen worden, die auf drei Foren untereinander und mat dem Publikum diskutierten. Das Forum 1 bestrkten Hermann BAUSINGER, Kukurwissenschaftler, aus Ti~bingen, und Roland RENSON, Spielforscher und Sporthi- storiker aus Leuven in Belgien. Sie diskutier- ten die Grundfrage des Symposiums und des Festivals insgesamt: Sport und traditionelle Bewegungskulturen zwischen Universalisrnus und Regionalismus. Die Antwort BAUS~G~S war erwartungsgem~ differenziert. Die ,meking-pot-Idee" des Sports, also die Vor- stellung, daf~ die sportliche Form von Lei- besiibungen universeU, weltumspannend sei, daf~ sich die Menschen aus aller Wek in die- sem Sport f'~nden und friecllich, Gegens~'tze iiberwindend, mAteinander spielen und wett- eifern k6nnten, habe die Menschen iiberfor- dert und sie in vielen F~illen um ihre kultu- relle Identit~t betrogen. Die Kritik am Dominanz- und Modernisierungsmodell des Sports habe deshalb dem universellen Sport die traditioneUen, gewachsenen, kulturell fest verankerten Bewegungswelten spezifi- scher L~inder, Regionen und Zeiten gegen- iibergestellt. Der Sport als eine Form kultu- reller Hegemonie des Westens habe alles glattgebfigelt, und dagegen formiere sich der Widerstand in der Provinz -- Bot~eln in Ost- friesland, Hornussen in der Schweiz, Capoe- ira in Brasilien. Aber diese einfache Rech- nung geht nach Auffassung BAUSmGERS nicht auf. Der postmoderne Sport sei keine Ein- bahnstraf~e mehr. Sportarten, Spiel- und Be- wegungsformen wfirden heute wie Obst im Supermarkt angeboten. Exotische Frfichte wfirden wie selbstverst~indlich konsumiert; aber nur selten werde danach gefragt, welche Lebensformen diese Spiele, lD-bungen und Bewegungskiinste rep~sentieren. Philippini- sches Stockfechten, japanisches Bogenschie- f~en, arabischer Bauchtanz whrden in Volks- hochschul-Kursen angeboten und nachge-

fragt, well sich die -- westlichen -- Men- schen davon neue Erfahrungen, ein neues K6rpergefiihl und fiber die Sinne auch ihren Kopf wieder und neu zu entdecken hofften. Solche importierten Sportformen, wie sie auch in Bonn gezeigt wurden, sind nach BAUSINGER von den traditionellen Bewe- gungskulturen zu unterscheiden, die ,au- tochthon" in das Leben und die Kultur eines Landes eingelassen sind. Mit Sport habe das wenig oder nichts zu tun. Universalismus und Kultur-Relativismus- grund stellen sich ffir BAUSmCER auf diesem Hintergrund nicht als schroffe Gegens~itze dar. Da die Welt zusammengeriickt sei und abgeschlossene Welten kaum noch denkbar seien, gelte es zu vermitteln und zu integrie- ren, nicht zu missionieren und allen anderen eine Kultur aufzuzw~ingen. ,Universalien sind auszuhandeln", lautete ein zentraler und im Verlauf des Symposiums mehrfach zitier- ter Satz in BAUSlNGERS Referat. ,Kriterium dabei miit~te die Kultur- und Sozialvertr~ig- lichkeit im weltweiten Mai~stab sein? Ro- land RENSON zeigte in seinem Vortrag an vie- len Beispielen anschaulich auf, wie diese Vermittlung bereits konk_ret funktioniert. Sein welter Sportbegriff beinhaltet alles, was expressive Kultur iiberhaupt zu bieten hat, und zwar gleichberechtigt: den normierten Leistungs- und Wettkampfsport ebenso wie Kinderspiele oder traditionelle Spiele und Ubungen. RENSON ist gegen ein Konservie- ten im Sinne der Brauchtumspflege der von ihm und seiner Arbeitsgruppe in Leuven ge- sammelten und erfai~ten Bewegungsspiel~ ,The making of tradition" lautet die Formel, mit der er die Vielfalt alter und anderer Be- wegungskulturen zu erhalten versucht -- also die bewuf~te Auswahl dieser Spiele und Ubungen und deren Anpassung, Weiterent- wicklung und Verbreitung. Die Pflege alter und anderer Bewegungstraditionen und Kul- turen will RENSON nicht als eine Form der Abgrenzung und AusschlieBung verstanden wissen, sondern als eine M6glichkeit, diese

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Grenzen aufzuweichen, indem die fremden Spiele und Bewegungsformen in idler Welt bekannt und vertraut gemacht werden. Der universelle Sport ve~ndere sich ebenso wie die traditionellen und bis zu den St6rungen und Versuchungen durch den westIich-uni- versellen Sport anscheinend so stabilen und friedlichen Bewegungskulturen in den Re- gionen und Provinzen. Beide k6nnten von- einander lernen. Es gebe nicht den einen, universellen Sport. Deutlich wurde diese These bei den Referen- ten, die in besonderer Weise traditionelle und sportferne Bewegungskulturen repr~- sentierten. Der Sportsoziologe Yasuo Y^~- GUCHI vonder Universit~it Kobe in Japan zeigte auf, wie traditionelle japanische Ubungen wie Kendo, Judo oder Sumo eine Versportlichung erfuhren, aber auch den westlich-universellen Sport gep~gt haben. Das Charakteristikum der japanischen Be- wegungskultur, das ,Do" (,Der Weg ist das Ziel"), sei sogar zu einem Element moder- nen sportlichen Ethos geworden. Auf der anderen Seite h~itten sich auch rein westliche oder amerikanische Sportarten ve~ndert, seit sie in Japan praktiziert wfirden. Baseball, das beliebteste Sportspiel in Japan, das nach dem Zweiten Weltkrieg aus den USA dort- hin exportiert wurde, werde in Japan anders gespielt, viel gruppen- und mannschafts- orientierter als in den USA. Ahnlich/iui~erte sich Prof. Lamartine DACO- ST~ vonder Universit~it in Rio de Janeiro in Brasilien. Traditionelle Bewegungskukuren k6nnten in der Sport-ffir-alle-Bewegung auf- gehen und damit zu einem Teil des weltum- spannenden Sports werden, wenn zugleich eine Entsportung des festgefiigten westli- chen Sportmodells erfolga In diesem Sinn forderte -- etwas mif~verst~indlich --Jiirgen DIEcr~, Sportp~idagoge aus Oldenburg und Prisident des Deutschen Turner-Bun- des, einen ,Artenschutz ffir traditionelle Be- wegungskulturen". Gemeint war keineswegs ein statisch-museales Bewahren aussterben-

der Spiele, Rituide, Ubungen und Bewe- gungskiinste, m6glicherweise gegen den Wil- len und Wunsch der Betroffenen, sondem ein Bewahren und Weiterentwickeln durch Anpassung, gegenseitiges Wissen, Vet~_nd- his, Austausch und Ubertragung in andere Kulturen. Dies mache es m6glich, sowohl traditionelle Bewegungskulturen zu bewah- ren und damit auch die kulturellen Identi~- ten bedrohter V61ker, z~ B. der Canela-India- ner in Brasilien, zu schiJtzen als auch einen Beitrag zur weltumspannenden Idee einer ,Sport-fiir-alle-Bewegung" zu leisten. Diese Art yon ,Sport fiir idle" zersxfire traditionelle Bewegungs-Kulturen nicht, sondern inte- griere Der einzige, der den Konsens der fibrigen Referenten ernsthaft untergrub, war der welt fiber die Grenzen des Sports hinaus bekann- te Friedens- und Konfliktforscher und Eh- renpreist~ger des alternativen Nobelpreises, Johan GALTUNG aus Norwegen. Sein Vortrag war im Kern eine radikale und in dieser Ra- dikalit~it auch klassische Kritik am moder- nen westlichen Sport. GALTUNG, der dabei auch auf ~iltere Beit~ge zuriickgriff, versuch- te die ,Tiefenstruktur" des modernen, west- lich-olympischen Sports zu analysieren und Schlut~folgerungen aus der Sicht der Frie- densforschung zu ziehen. Die auf Sommer- und Winterolympiaden praktizierten Sport- arten reprisentieren nach GALTUNG in be- sonderer Weise westlich-aggressive und im- periale Lebensart. Dieser olympische Sport sei aggressiv, m~innlich, individuidistisch, ak- tiv und auf st~indigen Fortschritt und Expan- sion angelegt. Es gehe um den Sieg des einen und die Niederlage des anderen. Dieser Sport sei Symbol der westlichen Welt und bereite auf das Leben in dieser Welt vor. Daf~ dieser Sport, wie die Sportideologen be- haupteten, zur Kanalisierung aggressiver Triebe beitrage und damit den Frieden in der Welt f6rdere, sei ein M~irchen. Gerade die ~hrenden Sportnationen -- USA, UdSSR, Frankreich, GroBbritannien,

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Deutschland -- h~itten in der Vergangenheit auch die meisten und grausamsten Kriege ge- fi~hrt. Sportkultur und Kriegskultur wiesen dieselbe aggressive Tiefenstruktur auf. Auf diesem Hintergrund holte G^I~Ttmc zu einer -- diisteren (?) -- globalen Vision aus. Wie stellt sich die Zukunft der neuen Hege- monialm~ichte dar, wenn man vonder bei den jeweiligen Eliten am meisten nachgefrag- ten Sportart ausgeht? Golf steht fiir die USA, Tennis und Fut~ball fiir Europa, Schach fiir Ruflland und die neuen Staaten der ehemaligen Sowjetunion, Cricket fiir In- dien, Ma-chong fiir China und Go fiir Ja- pan. K~ime er in 300 Jahren wieder auf die Erde zuriick, weissagte G~TtmG, h~itte ver- mutlich nicht die amerikanisch-europ~iische Kultur mit ihrem auf kurzfristigen Erfolg angelegten Charakter obsiegt, auch nicht die komplizierte strategische Lebensart der Rus- sen oder die asketisch-aggressive Kultur Ja- pans, sondern, wenn iiberhaupt, dann seien es die Kulturen Chinas und Indiens, mit lan- gem Atem, in hohem Maf~ interaktiv und kooperativ, gemeinschaftlich, die auf lange Sicht eine Zukunft in der Welt h~itten. So lange konnten und wollten sich die Teil- nehmerinnen und Teilnehmer des Symposi- ums nicht vertr6sten lassen, sondern sie durften sich bereits am Abend nach den ern- sten und angestrengten Diskussionen iiber Sport und Bewegungskulturen, Universalis- mus und Regionatismus, Vielfak und Ge- normtheit, Dominanz und Abh~ingigkeit in der Welt des Sports beim Gala-Abend an den Darbietungen yon Vorfiihrgruppen des Fe- stivals erfreuen. M. KROGER

Ordnungso und Organisationsleistungen menschlicher Motorik

3. dvs-Sommerakademie vom 20. his 25. Juli 1992 in Berlin

Vom 20. bis zum 25. Juli 1992 fand in der Willi-Weyer-Akademie in Berlin die 3. dvs- Sommerakademie fiir den sportwissen- schaftlichen Nachwuchs start. Insgesamt neun ,hochka~tige" Referenten aus der Bewegungs- und Motorikforschung sowie anderen themenrelevanten Wissenschaften waren von Prof. Karl-Heinz LEIST (Miin- chen) eingeladen worden, um verschiedene Ans~itze zur Erkl~ung von ,Ordnungs- und Organisationsleistungen menschlicher Mo- torik" vorzustellen und zu diskutieren. Zu der Tagung waren 27 Teilnehmer, darunter drei aus den neuen Bundesl~ndern, ange- reist. Zun~ichst umri~ LEIST in seinem Einfiih- rungsreferat zum Thema ,Naturphilosophi- sche Grundlagen der Motorikforschung" den inhaltlichen Rahmen der Veranstaltung. Er ging u. a. auf die Entwicklungsgeschichte der Form-Stoff-Beziehung in der Naturphi- losophie ein. LEIST unterschied zwischen Selbstordnung als Selbstorganisation und Organisation als yon auf~en bestimmter Ordnung. Als zentrale Probleme der Regel- kreis-Modelle der Motorik wurden das ,Ho- munkulus-Problem ~ und der ,Kategoriefeh- ler" behandelt. Abschlief~end wurden hand- lungspsychologische Grundlagen der Moto- rik und der Zusammenhang zwischen Handlungstheorie und Asthetik er6rtert. P / c ~ i ~ r n (Leipzig) als Vertreter der Phy- siologic stellte in seinem Referat zum Thema ,Die Einheit von Wahrnehmung und Bewe- gung als Ausdruck einer holistischen Per- son-Umwelt-Beziehung ~ die neuro- und psy- chophysiologische Perspektive des Zusam- menhangs zwischen Wahrnehmung und Be- wegung dar. Er pr~isentierte vor allem forma- le Modelle, in denen der holistische Zusam-

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