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Erasmusbericht NTNU Trondheim SS 2014 Philipp Nigg Universität Liechtenstein

SS 2014 Philipp Nigg · nannte. Hierfür hatten wir in der ersten Studienwoche ein kurzes Treffen in welchem wir über die Semesteraufgabe informiert wurden. Jedem Studenten stand

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Page 1: SS 2014 Philipp Nigg · nannte. Hierfür hatten wir in der ersten Studienwoche ein kurzes Treffen in welchem wir über die Semesteraufgabe informiert wurden. Jedem Studenten stand

Erasmusbericht

NTNU Trondheim

SS 2014

Philipp NiggUniversität Liechtenstein

Page 2: SS 2014 Philipp Nigg · nannte. Hierfür hatten wir in der ersten Studienwoche ein kurzes Treffen in welchem wir über die Semesteraufgabe informiert wurden. Jedem Studenten stand

VorbereitungIm Sommersemester 2013 erhielt ich die Chance, mich universitätsintern für drei verschiedene Partneruniversitäten zu bewer-ben. Durch Gespräche mit Studenten, welche das Erasmus-Semester schon absolvierten, konnte ich meine Auswahl auf drei verschiedene Universitäten eingrenzen.Im August 2013 wurde mir von der NTNU in Trondheim mitgeteilt, dass ich an der Universität angenommen wurde und zu-gleich erhielt ich alle Informationen über die weiteren Schritte: Als erstes musste ich mich für die Vorlesungen einschreiben. Dafür wurde mir eine Auswahl von verschiedenen Fächern und Entwürfen, aus welchen ich mehrere auswählen konnte, zuge-sendet. Schlussendlich wurden mir „Typology, Topology & Tectonics“ und „Visual Communications“ zugeteilt. Als Weiteres erhielt ich anfangs Dezember drei verschiedene Wohnungsvorschläge, aus welchen ich eine auswählen muss-te. Da die Universität Liechtenstein zwei Studenten nach Trondheim sendete, bewarben mein Studienkamerad und ich uns gemeinsam für ein Apartment. AnreiseDirektflüge nach Trondheim gibt es im Winter nur von ausgewählten Flughäfen wie z.B. Oslo, Kopenhagen und Amsterdam. Ich persönlich bin von Zürich über Oslo nach Trondheim gereist, wobei ich in Oslo vier Stunden Aufenthalt hatte. Da es beim Wintersemester in Liechtenstein und dem Sommersemester in Trondheim Terminüberlagerungen gab, war lange nicht klar, wann ich genau in Trondheim sein musste oder besser gesagt sein konnte. Somit konnte ich meinen Flug erst knapp vor der Anreise buchen, was mit hohen Kosten verbunden war. Um die Kosten ein wenig reduzieren zu können (1‘000 CHF auf 600 CHF) musste ich in Kauf nehmen, bei der Rückreise von Trondheim über Oslo und Frankfurt nach Zürich zu reisen.

AnkunftNach acht Stunden Reisezeit war ich endlich in Trondheim angekommen. Der Flughafen ist sehr klein und daher auch sehr übersichtlich. Seitens des Wohnheims wurde mir empfohlen, mit dem „Vaerness Ekspressen“ in die Stadt zu fahren und dann bei der Haltestelle Moholt auszusteigen, somit begab ich mich zum Busterminal. Mit 90 NOK für Studenten war ein Einweg Ticket gut erschwinglich. Der öffentliche Verkehr in Trondheim ist im Allgemeinen sehr gut ausgebaut. Es hätte auch die Mög-lichkeit gegeben, den Zug ins Zentrum zu nehmen und von da aus mit den Ortsbussen weiter zu reisen.Nach 60 Minuten im Bus kam ich dann endlich in Moholt an. Da ich an einem Samstag angereist war und die Administrati-onsbüros nur von Montag bis Freitag besetzt sind, wurde mir im vorab per Mail ein Code zugesendet, mit welchem ich den Schlüssel beim Verwaltungsgebäude aus der Schlüsselbox entnehmen konnte. In der Wohnung angekommen, mussten wir feststellen, dass diese zwar möbliert war, jedoch wurden keine Decken und Kissen zur Verfügung gestellt. Auf der Homepage des Wohnheims wurden wir nur darauf hingewiesen, unsere eigenen Bettanzüge und Leintücher mitzubringen. Somit fuhren wir am Montag in die IKEA um uns diesbezüglich einzudecken, jedoch kam ich nicht darum herum, zwei Nächte ohne Bett-zeug zu schlafen.Durch unsere verspätete Ankunft verpassten wir die Introduction Week, in welcher wichtige Informationen kommuniziert und auch die Anmeldung bei der Polizei etc. erfolgte. Wir mussten dies auf eigene Faust erledigen, jedoch wurde uns freundlicher-weise im International Office erklärt, was wir alles zu erledigen hatten und wo wir dafür hin mussten.

UnterkunftIn Trondheim gibt es mehrere Wohnheime, jedoch sind die meisten internationalen Studenten in Moholt, dem grössten aller Wohnheime untergebracht. Norweger wohnen dort weniger, wer also das Zusammenleben mit Einheimischen sucht, sollte so-mit besser eine Wohnung in der Stadt wählen. Ich war in der Moholt Alle (siehe Abb. 1), einer von den zwei Strassen in Moholt untergebracht, wo sich auch die neueren Gebäude befanden. Das Zimmer war ganz in Ordnung und für die 4.5 Monate, die ich in Trondheim gastierte, auch ausreichend. Mit 600 CHF pro Monat (inkl. Internet und TV Anschluss) war der Preis für das Zimmer fair. Mein Studienkamerad und ich besassen je unser eigenes möbliertes Schlafzimmer, zu teilen hatten wir lediglich die Küche und das Badezimmer. Die Zimmer waren sehr klein geschnitten und die Einrichtung hatte seine besten Tage hinter sich, jedoch wurde das Badezimmer erst kürzlich renoviert. Rückblickend musste ich jedoch feststellen, dass wir es, vergli-chen mit anderen Apartments, sehr gut getroffen hatten. Oftmals glichen die Apartments mehr einer schlechten Jugendher-berge als einem Ort, an welchem man sich wohl und geborgen fühlen sollte.Auf dem ganzen Areal befanden sich zwei Wäschereien (siehe Abb. 2). Über das Internet konnte man sich Waschmaschinen vorreservieren und diese dann am beabsichtigten Zeitpunkt benutzen. Es gab auch zahlreiche Wäschetrockner, mit welchen man die Wäsche trocknen konnte.

Moholt ist sehr gut gelegen. In der näheren Umgebung (ca. 200 m Umkreis) gibt es verschiedene Einkaufsmöglichkeiten, wel-che unter der Woche von 8-23 Uhr und samstags von 8-22 Uhr geöffnet sind. Einzelne Geschäfte hatten auch einen kleinen Verkaufsraum integriert, in welchem sie auch sonntags eine eingeschränkte Auswahl an Lebensmittel zum Verkauf anboten.

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Leben in TrondheimDass die Lebenshaltungskosten in Norwegen hoch sind, hatte ich schon von verschiedenen Seiten vernommen und war somit ein wenig darauf vorbereitet. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich mit Preisen gerechnet hatte, die sich nicht allzu sehr von jenen in der Schweiz und Liechtenstein unterscheiden. Lebensmittel wie Fisch war günstiger, jedoch war der Rest zum Teil bis zu 50 % teurer, vom Alkohol noch keine Rede. In den ersten Wochen waren die Ausgaben noch sehr hoch, da Utensilien für den Alltagsgebrauch angeschafft werden mussten. Auch bei den Lebensmittel waren die Ausgaben zu Beginn noch hoch (1000 – 1200 NOK pro Woche), jedoch fand ich im Laufe der Zeit heraus, wo man am besten einkaufen geht und wie man die Kosten tief halten kann, wodurch ich diese 500-600 NOK pro Woche reduzieren konnte.

Trondheim unterscheidet sich in seiner Erscheinung völlig von anderen nordischen Städten, wie zum Beispiel Oslo. Meiner Meinung nach präsentiert sich Stadt mit all seinen Ein- und Mehrfamilienhäuser als riesiges Dorf, Gebäude mit mehr als fünf Stockwerken gibt es nur vereinzelt und vor allem im Stadtkern. Ich persönlich empfand diesen dörflichen Charakter als sehr sympathisch. Man lebte in einer Stadt, hatte aber das Gefühl man würde sich auf dem Lande befinden.

Besondes auffällig ist auch das Wetter. Innerhalb eines Tages war ein Wechsel zwischen Regen, Sonne, Sturm und Schnee fast stündlich möglich. Es ist somit sehr zu empfehlen, dass Wetter morgens zu überprüfen oder am besten einfach auf alles eingestellt zu sein. Diesen Winter war das Wetter in Trondheim sehr speziell, von Ende Januar bis Anfangs April gab es fast keinen Niederschlag, lediglich vor Ostern schneite es.

Studieren an der NTNUTrondheim ist neben Oslo und Bergen eine der grössten und wichtigsten Studentenstädte Norwegens. Ich absolvierte ein Se-mester an der Fakultät für Architektur und bildende Künste in Gløshaugen und war fasziniert wie ähnlich und zugleich verschie-den die Unterrichtsweisen der NTNU und der Universität Liechtenstein sind. Wie in Liechtenstein werden auch in Trondheim die Entwürfe in Gruppen von 18-20 Studenten durchgeführt. Dadurch dass ich nur zwei Nebenfächer besuchen musste und eines davon direkt an den Entwurf gekoppelt war, bot sich die Möglichkeit, die ganze Woche am Entwurf zu arbeiten. Dies wurde von den Studenten weitgehend genutzt und dadurch dass die Studenten mehrheitlich im Atelier arbeiteten, war der Austausch zwischen den Studenten sehr intensiv.Mein Hauptkurs nannte sich Typology/Topology/Tectonics (15 ECTS) und beinhaltete auch den Gleichnamigen Nebenkurs (7.5 ECTS) welche von den Professoren Finn Hakonson, Arnstein Gilberg und der Assistentin Carla Carvalho gehalten wurden.Neben dem Hauptkurs besuchte ich auch noch einen zweiten Nebenkurs der sich „Visual communications“ (7.5 ECTS) nannte. Hierfür hatten wir in der ersten Studienwoche ein kurzes Treffen in welchem wir über die Semesteraufgabe informiert wurden. Jedem Studenten stand es frei, ob er ein Reise- oder Bewerbungsportfolio erstellen möchte.

Norwegen, ein Land mit TraditionenSchon vor meiner Abreise nach Norwegen war ich gespannt darauf, ob Norwegen landschaftlich und kulturell wirklich so schön und interessant sein wird, wie Dokumentarfilme und Bilder das Land darstellen.Meine ersten Eindrücke konnte ich auf dem Tyholt, dem Fernsehturm von Trondheim sammeln. Von hier aus konnte ich die ganze Stadt und weite Teile des Trondheimfjordes überblicken. In der dritten Studienwoche unternahmen wir mit der Klasse eine Exkursion nach Hitra (siehe Abb. 3 + 4). Hitra ist eine der grössten Inseln Norwegens und sowohl in ihrer Vegetation und dem Wetter unterscheidet sie sich wesentlich von Trondheim und grossen Teilen Norwegen. Auf der hügligen Insel mit den sprichwörtlichen 1000 Seen ist die Fischerei einer der Haupteinnahmequelle der hiesigen Bevölkerung, denn der grösste Teil des Zuchtfischexportes stammt von der Insel. Auch wir versuchten unser Abendessen selber zu fangen. Es war nahezu unmöglich keine Fische zu fangen. Auch mir gelang es einen Dorsch zu fangen (siehe Abb. 5). Zu einem Späteren Zeitpunkt unternahmen wir eine zweite Exkursion. Dieses Mal führte sie uns nach Røros (siehe Abb. 6), einem ehemaligen Bergbaudorf im Inland. Das spezielle an Røros waren die klimatischen Gegebenheiten und der Fakt, dass das komplette Dorf Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist. Wir besuchten das Dorf kurz vor Ostern und die Temperaturen lagen immer noch bei kalten minus 5 Grad Celsius.Während dem Semester nutzte ich meine Freizeit um das Land zu bereisen. So miete ich ein Auto und erkundete die Land-schaft in der Region Trondelag. Spannend waren vor allem die Fjorde, die von steilen Felswänden umschlossen waren und sich über hunderte von Kilometer erstreckten.

An Ostern bin ich dann nach Oslo geflogen, wo ich mich mit meiner Familien traf. Nach einem mehrtägigen Aufenthalt in der Hauptstadt machten wir uns mit dem Mietauto auf nach Trondheim. Auf unserem Weg in den Norden hatten wir die Möglich-keit, Norwegen von seiner Schönsten Seite zu sehen. Auf unserer Reise durfte ich nicht nur die Landschaft geniessen, auch die norwegische Küche hatte viel zu bieten, meist handelte es sich um einfache Gerichte aus lokalen Lebensmitteln.

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AbreiseDie Vorbereitungen der Abreise verliefen unkomplizierter als erwartet. Im International Office konnten wir alle Dokumente, wie zum Beispiel das Certificate of departure oder den Notenauszug anfordern und bekamen diese auch umgehend. Auch das Verlassen der Wohnung klappte ohne grössere Probleme. Über die Homepage des Wohnheims konnte man einen Monat vor dem gewünschten Abreisedatum bekanntgeben, wann man abreist und daraufhin erhielt man eine Liste mit Dingen, die bis zur Abreise erledigt werden mussten. Um die Kaution vollständig zurück zu bekommen bot sich auch die Möglichkeit, eine Wohnungsabnahme durchführen zu lassen. Am Tag der Abreise kam dann ein Inspektor mit seinem Assistenten vorbei und vergewisserte sich, dass alles geputzt und die Einrichtung nicht beschädigt ist. Mit der Bestätigung in der Tasche konnte man dann mit einem guten Gewissen die Heimreise antreten.

Erfahrungen und Eindrücke / FazitWährend meiner Zeit in Trondheim lernte ich die Norwegische Bevölkerung als freundlich und hilfsbereit kennen. Auch von der norwegischen Lebensweise und ihrer Naturverbundenheit war ich sehr fasziniert. Aufgrund meiner zahlreichen Reisen durch das Land kann ich sagen, dass Norwegen sowohl landschaftlich, als auch kulinarisch wärmstens zu empfehlen ist. Bedauerli-cherweise sind nicht nur die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sehr hoch, nein auch das Reisen ist in Norwegen sehr teu-er. Für einen Flug von Trondheim hoch in den Norden müssen je nach Tag bis zu 500 CHF gerechnet werden. Wer dennoch viel Reisen und etwas von der Natur sehen möchte, dem bietet die NTNU verschiede Hütten an, welche preisgünstig gemietet werden können. Abschliessend möchte ich sagen, dass ich meine Zeit in Trondheim und Norwegen generell genossen habe und ich Trondheim als Studienort für ein Erasmus-Semester nur empfehlen kann.

Fotogalerie

Abb. 1: Moholt Studentendorf Abb. 2: Wäscherei

Abb. 3: Sonnenaufgang in Hitra (11.00 Uhr) Abb. 4: Aurora Borealis über Hitra

Abb. 6: Studienreise nach RørosAbb. 6: Fischfang auf Hitra