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MITTWOCH, 7. MÄRZ 2012 NUMMER 56 35 Feuilleton regional Seit längerer Zeit würden die Kreis- archäologen nach einem geeigneten Standort suchen, um die Funde aus der Region zu präsentieren, so die Antwort. Ein wesentliches Manko brachte die Frage einer Lehrerin nach dem Verbleib von Neu-Ulms archäologi- schen Sammlungen ans Licht. Diese seien in der alten FH eingelagert. der Kreativen im Verhältnis zur Be- völkerung des Landes. „Cultificati- on“ sei das Tor zur Attraktivität ei- ner Stadt, so Dengler; es gehe da- rum, die „kreative Klasse“ als Wirt- schaftsfaktor zu nutzen. „People follow people“ – ein Ansatz, den beispielsweise die Stadt Weimar schon im 18. Jahrhundert pflegte. „Teilweise interessante Aspekte“ attestierte Neu-Ulms Zweiter Bür- germeister Gerhard Hölzel den Vor- trag. Hölzel sieht in Neu-Ulm positive Ansätze im Bestreben, Wirtschaft und Kultur zusammenzubringen, um Ziele zu realisieren. „Berlin he- runtergebrochen auf Neu-Ulm“ sieht Hölzel allerdings Vorbehalte gegen die „Zwischenansiedlung“ von Kultur. Gerhard Hölzel wünschte sich in der Fortsetzung der Reihe in Zu- kunft mehr Dialog zwischen Bür- gern und Politik. Heinz Koch von der Neu-Ulmer Marketing-Ge- meinschaft „Wir in Neu-Ulm“ wies auf einen fertigen Entwurf des ame- rikanischen Künstlers Frank Stella zur Gestaltung des Neu-Ulmer Pe- trusplatzes hin. Koch forderte die Unterstützung kreativer Initiativen. Mit einer Realisierung des Stella- Entwurfs könne Neu-Ulm auf- trumpfen. „Das wäre fast wie das Ulmer Münster!“ Dass es in Neu-Ulm nur wenig Räume für Kreativstätten gibt, be- dauerte Neu-Ulms Dritte Bürger- meisterin Christa Wanke; hier sei der Erhalt der Insel als „einmaliger Solitär“ der Stadt wichtig. Unter dem Diktat der Haushaltskonsoli- dierung sei die Entwicklung einer Kreativwirtschaft nicht möglich. VON DAGMAR HUB Neu-Ulm Welchen Beitrag kann die Kreativwirtschaft leisten, um Neu- Ulm attraktiver zu machen? Der Auftakt einer neuen Veranstal- tungsreihe „Kultur im Dialog“ in Neu-Ulm versuchte, im vom Abriss bedrohten Konzertsaal ein zahlreich erschienenes Publikum aus Politik, Wirtschaft und Bürgern über den weichen Standortfaktor Kultur in Neu-Ulm ins Gespräch zu bringen. Dass dem Gespräch dabei nur wenig Zeit blieb, war dem nahezu 90-mi- nütigen Vortrag des Ingolstädter Stadtplaners Siegfried Dengler ge- schuldet, der kurzfristig für den er- krankten Nürnberger Referenten Peter Hautmann eingesprungen war. Dengler, Autor des Buches „Kultur als Chance und Impuls für die Stadt- entwicklung“, erläuterte in seinem Referat anhand zahlreicher Statisti- ken die Thesen seines Buches, dass die Ansiedlung von Kultur ein Weg ist, die eigene Stadt attraktiver zu machen, basierend auf den Thesen des umstrittenen amerikanischen Bestsellerautors Richard Florida. Florida klassifiziert Städte nach ihrer Förderung von Toleranz, Ta- lent und Technologie in einem Dop- pelbruch: der Anteil der Kreativen einer Region im Verhältnis zur Be- völkerung geteilt durch den Anteil Stadt braucht Kreativwirtschaft Konzertsaal „Kultur im Dialog“ untermauert ein Wechselspiel hin zu neuer Attraktivität Vor seinem Vortrag innerhalb der Reihe „Kultur im Dialog“ zeigte sich Ingolstädter Stadtplaner und Buchautor Siegfried Dengler an der Seite von Neu-Ulms 2. Bürgermeister Gerhard Hölzel im Nebenraum der Gaststätte im Konzertsaal vor der historisierenden Panoramaansicht des alten Ulm. Fotos (2): Alexander Kaya „Die Ansiedlung von Kultur ist ein Weg, die eigene Stadt attraktiver zu machen.“ Buchautor und Stadtplaner Siegfried Dengler Erstmals nutzte die Stadtverwaltung den vor grundlegenden Veränderungen stehen- den Konzertsaal als Forum einer Vortragsreihe – zum Auftakt „Kultur im Dialog“. Wie war ihr Eindruck bei der „Kultur im Dialog“ im Konzertsaal? Es waren teils Kulturschaffende da, teils Bürger und Politiker. Es war für mich eine gelungene Auftaktver- anstaltung der von uns initiierten Reihe „Kultur im Dialog“. Was halten Sie von einer Stella-Um- gestaltung des Petrusplatzes? Hölzel: Die Idee der Hinzuziehung des bereits vorhandenen Entwurfs des amerikanischen Post Pop Art- Künstlers Frank Stella ist wunder- voll. Doch die Frage stellt sich im- mer nach der Realisierungsmöglich- keit, inwieweit dies finanzierbar wäre. Außer Frage steht, dass der Petrusplatz eine Umgestaltung not- wendig hätte. Im Augenblick sind in der jetzigen Finanzlage jedoch keine Mittel dafür vorgesehen. Die Kreisarchäologie ist längst aus un- serem Scharff Museum ausgezogen – und hat noch immer keine neue Hei- mat. Hat die Stadt da keine Ver- pflichtung? Hölzel: Wir haben da sicherlich eine innere Anteilnahme, aber eine Ver- pflichtung. Dies ist Sache des Land- kreises. Die archäologischen Be- stände sind momentan in der alten FH eingelagert. Der Kreis ist be- müht, entsprechende Räume für eine Dauerpräsentation zu kriegen. Da sind interessante Funde vom Donau-Iller-Raum dabei. Dabei wäre von Interesse, an erreichbarer Stelle ein neues Domizil zu finden. Das tut sie sich momentan noch schwer. Sie sehen, ich breche eine Lanze für die Kreisarchäologie und ihre Sammlung, die sicher sehr wertvoll ist. Doch ich stehe zu unse- rer Entscheidung für unser Museum für Kunst und Kids – unsere Besu- cherzahlen sprechen für sich. Unse- re Entscheidung war richtig. Ar- chäologie ist, wie gesagt, mehr oder weniger Kreisangelegenheit. Was denkt sich die Verwaltung für die Zukunft des Konzertsaals? Gibt es da eine Standortbestimmung zwischen Erhalt oder Abriss? Hölzel: Das Problem ist, dass wir nicht Eigentümer sind. Wie Sie wis- sen, gibt’s einen neuen Investor. Wir haben nur beratende Funktion, es ist Sache unserer Stadtplanung. Ich für meinen Teil kann nur hoffen, dass der größte Teil des Konzert- saals erhalten werden und das beste- hende Café integriert werden kann. Das Café-Restaurant Konzertsaal ist ein beliebter, gesellschaftlicher Mit- telpunkt – schon vor dem Krieg. Auch jetzt hat der Konzertsaal, aus dem ja das Augus Theater Neu-Ulm ausgezogen ist, mit diesem gastro- nomischen Bürgertreff von Karin Eck eine klare Aufwertung erhalten. Ich hoffe, dass wir das wieder hin- kriegen.“ (roma) Klare Aufwertung Nachgefragt » BEI GERHARD HÖLZEL Gerhard Hölzel (SPD) ist 2. Bürgermeister der Stadt Neu-Ulm und Leiter des Fachbereichs 2 Schulen, Kultur, Sport, Soziales. Kultur kompakt Jazzpianist Pieranunzi spielt Scarlatti-Sonaten Nach längerer Pause mal wieder in Ulm zu erleben: Italiens Jazzmusi- ker Numero Uno, Enrico Pieranun- zi gastiert zum Auftakt seiner Deutschlandtournee am Mittwoch, 14. März, um 20 Uhr, im Stadt- haus. Er gilt als Europas führender Modern-Jazz-Pianist. Zwei Mal wurde er bereits mit dem „Django D’Or“ als bester europäischer Jazzmusiker ausgezeichnet. Piera- nunzi, der auch lange Jahre eine klassische Musikprofessur innehat- te, kann auf Konzerte und Platten- einspielungen mit Musikern wie Chet Baker, Joe Henderson, Phil Woods, Lee Konitz, Art Farmer, Paul Motian oder Jim Hall verwei- sen. Seine Trioaufnahmen mit ame- rikanischen Stars wie Charlie Ha- den und Paul Motian, bzw. Marc Johnson und Joey Baron gehören mit zum Exquisitesten, was es an Pianotrios zu hören gibt. Er wirkt in über 20 Filmen des italienischen Meisterregis- seurs Federico Fellini mit. Sein jüngstes Solo- Projekt: seine Beschäftigung mit dem Sona- tenwerk seines barocken Landsmannes Domenico Scar- latti: ein neuzeitlicher Improvisator des Barockzeitalters. (az) O Beginn des Konzertes ist um 20 Uhr. Karten im Vorverkauf sind bei traffiti in der Neuen Straße sowie im 3. OG des Stadthauses erhältlich. Enrico Pieranunzi LANGENAU Echo-Jazz-Preisträgerin singt Gershwin Im letzten Jahr wurde Lyambiko mit dem Echo Jazz als „Sängerin des Jahres“ ausgezeichnet: Seit zehn Jahren gehört ihre warme Stimme zum Besten und Erfolgreichsten in Sachen Jazz aus Deutschland. Jetzt stellt Lyambiko ihr neues Album „Lyambiko sings Gershwin“ am Samstag, 10. März, um 20 Uhr im Langenauer Pfleghof vor. Die Sän- gerin entwickelte zusammen mit den Musikern ihrer Band – Mar- que Lowenthal (Klavier), Robin Draganic (Bass) und Heinrich Ko- ebberling (Drums) – ihre eigene In- terpretation der Songs, die einst als Musical-Nummern und für die Jazz-Oper „Porgy and Bess“ ge- schrieben wurden. (az) O Karten gibt es beim Kulturamt Lange- nau, Telefon 07345/962 21 43. ULM Trias spielt Weltmusik im Stadthaus Das Trio Trias musiziert am Sams- tag, 10. März, um 20 Uhr, im Stadthaus. Geiger Petr Hemmer, Markus Munzer-Dorn an der Gi- tarre und Pianist Tobias Wahren be- geben sich auf Entdeckungsreise und präsentieren dabei einen ganz persönlichen Weltmusik-Stil. Auch ihr neues Konzertprogramm will auch im Stadthaus musikalisch und geografisch grenzenlos bleiben. Es vereint Musik aus allen Teilen Europas, dem Nahen Osten und Südamerika. Tango darf nicht feh- len, aber auch Klezmer und Bossa nova klingen an, Irisches und Jaz- ziges, Valse musette, schräge Bal- kan-Rhythmen und lyrisch-swin- gende Eigenkompositionen. (az) Von der Karaoke-Show zur Cavewoman Mit der Ariane Müller Band steigt am heutigen Mittwoch ab 20 Uhr im Roxy die Horror Music Show, wo Laien mit einer richtigen Band auf der Bühne arbeiten können: Live-Erlebnis und Spaß fürs Pu- blikum. Ausverkauft (wie auch be- reits der Freitag) ist am Donners- tag die Premiere von „Cavewoman“ mit Heike Feist. Die nächsten Auf- führungen sind erst wieder am 15. und 16. Juni. (az) I Infos auch online www.roxy.ulm.de Neue in der Riege der Dozenten der Ulmer Schule der Künstlergilde Ulm sind Vesna Kovacic, Dietmar H. Herzog, Peter Schoppel, Dorothee Herrmann, Fredrik Lindqvist, Mark Klawikowski und Wolfgang Men- nel. Ein roter Faden in den neuen Kursen ist das Thema „Zeit“. Info- telefon: 0731/9260011. (roma) Ulmer Schule nen historisch charakteristischen Bau- werks durch einen neuen Investor zieht das Augus Theater im Sommer in die „Hieberpassage“ um. Debatten halten an, nächste Woche wird die Konzertsaal-Statik geprüft. (roma) Errichtet wurde der Konzertsaal 1902 ursprünglich im Stil der Grün- derzeit. Nach Rockkonzert-Ära der 1970er als „Musikamt“ wurde er Theatersaal. Nach Erwerb des Ecke Sil- cher-/Krankenhausstraße gelege- Konzertsaal im Blick Künstlerische Spurensicherung Ausstellung Akademietheater-Zöglinge erzählen in der Künstlergilde die alte Geschichte ihres neuen Theaterhauses VON ROLAND MAYER Ulm „Spurensicherung“ kommt aus der Kriminalstatistik. In der neuen Ausstellung der Ulmer Künstlergil- de greift dieser Begriff auf die Kon- zeptkunst über. Regie- und Theaterpädagogik- Studenten der Adk Ulm breiten hier die künstlerischen Verwertungen ihrer Fundstücke aus, die bei der Generalsanierung des neuen Akade- mietheaterhauses am Unteren Kuh- berg zutage kamen: Eine frische Präsentation mit Installationscha- rakter, die auf Vergänglichkeit und Zeitlosigkeit ebenso abhebt wie auf die Suche nach dem eigenen Ich. „Doppelbegabungen“, sagt Flo- rian Arnold, 2. Vorsitzender der Künstlergilde und Akademiethea- ter-Dozent, der Frühjahr 2011 im Rahmen des Adk-Kurses „Kultur- geschichte“ Inhalte und Ziele der „Spurensicherung“ analysierte. Bo- ris Brandner etwa pointiert die Fra- ge der Identität an Alltagsgegen- ständen und vergänglichen Medien. Vergilbte Zeitungsreste werden zum collagierten „Zeitungsmobil“, eine WG dient als Lieferant für Geistesblitze. Zum Medium der Fo- tografie greift Sita Vorholzer, die die Mauer als Ausdrucksmittel nutzt und damit gleichnisartige Sequen- zen fabriziert. Mia Contantines fo- tografische „Wäscheleine“ lugt der Schalk durch die Kameralinse. Jan- nis Weinert und Johana Tautz er- zählen durch alte Fensterrahmen die Geschichte eines Hauses, die bei Joana Tautz zur künstlerischen „Spurensicherung“ wird. Außer- fahrplanmäßig steuert Simone Zill- hardt erfrischende Zeichnungen bei. O Ausstellung „Spuren“ in der Künstler- gilde (Nagelstraße 24) bis 18. März. Zwischen Lene Lennermanns Hängeskulpturen („Modellierte Zärtlichkeit“, links) und „Kaffeekleid“ gruppierten sich die Adk-Zöglinge zur Vernissage. Foto: Roland Mayer

Stadt braucht Kreativwirtschaft

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Ein Thema, welches Insider schon lange auf dem Schirm haben, scheint doch endlich auf breiteres Interesse zu stoßen.

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Page 1: Stadt braucht Kreativwirtschaft

MITTWOCH, 7. MÄRZ 2012 NUMMER 56 35Feuilleton regional

Seit längerer Zeit würden die Kreis-archäologen nach einem geeignetenStandort suchen, um die Funde ausder Region zu präsentieren, so dieAntwort.

Ein wesentliches Manko brachtedie Frage einer Lehrerin nach demVerbleib von Neu-Ulms archäologi-schen Sammlungen ans Licht. Dieseseien in der alten FH eingelagert.

der Kreativen im Verhältnis zur Be-völkerung des Landes. „Cultificati-on“ sei das Tor zur Attraktivität ei-ner Stadt, so Dengler; es gehe da-rum, die „kreative Klasse“ als Wirt-schaftsfaktor zu nutzen. „Peoplefollow people“ – ein Ansatz, denbeispielsweise die Stadt Weimarschon im 18. Jahrhundert pflegte.„Teilweise interessante Aspekte“attestierte Neu-Ulms Zweiter Bür-germeister Gerhard Hölzel den Vor-trag.

Hölzel sieht in Neu-Ulm positiveAnsätze im Bestreben, Wirtschaftund Kultur zusammenzubringen,um Ziele zu realisieren. „Berlin he-runtergebrochen auf Neu-Ulm“sieht Hölzel allerdings Vorbehaltegegen die „Zwischenansiedlung“von Kultur.

Gerhard Hölzel wünschte sich inder Fortsetzung der Reihe in Zu-kunft mehr Dialog zwischen Bür-gern und Politik. Heinz Koch vonder Neu-Ulmer Marketing-Ge-meinschaft „Wir in Neu-Ulm“ wiesauf einen fertigen Entwurf des ame-rikanischen Künstlers Frank Stellazur Gestaltung des Neu-Ulmer Pe-trusplatzes hin. Koch forderte dieUnterstützung kreativer Initiativen.Mit einer Realisierung des Stella-Entwurfs könne Neu-Ulm auf-trumpfen. „Das wäre fast wie dasUlmer Münster!“

Dass es in Neu-Ulm nur wenigRäume für Kreativstätten gibt, be-dauerte Neu-Ulms Dritte Bürger-meisterin Christa Wanke; hier seider Erhalt der Insel als „einmaligerSolitär“ der Stadt wichtig. Unterdem Diktat der Haushaltskonsoli-dierung sei die Entwicklung einerKreativwirtschaft nicht möglich.

VON DAGMAR HUB

Neu-Ulm Welchen Beitrag kann dieKreativwirtschaft leisten, um Neu-Ulm attraktiver zu machen? DerAuftakt einer neuen Veranstal-tungsreihe „Kultur im Dialog“ inNeu-Ulm versuchte, im vom Abrissbedrohten Konzertsaal ein zahlreicherschienenes Publikum aus Politik,Wirtschaft und Bürgern über denweichen Standortfaktor Kultur inNeu-Ulm ins Gespräch zu bringen.Dass dem Gespräch dabei nur wenigZeit blieb, war dem nahezu 90-mi-nütigen Vortrag des IngolstädterStadtplaners Siegfried Dengler ge-schuldet, der kurzfristig für den er-krankten Nürnberger ReferentenPeter Hautmann eingesprungenwar.

Dengler, Autor des Buches „Kulturals Chance und Impuls für die Stadt-entwicklung“, erläuterte in seinemReferat anhand zahlreicher Statisti-ken die Thesen seines Buches, dassdie Ansiedlung von Kultur ein Wegist, die eigene Stadt attraktiver zumachen, basierend auf den Thesendes umstrittenen amerikanischenBestsellerautors Richard Florida.

Florida klassifiziert Städte nachihrer Förderung von Toleranz, Ta-lent und Technologie in einem Dop-pelbruch: der Anteil der Kreativeneiner Region im Verhältnis zur Be-völkerung geteilt durch den Anteil

Stadt braucht KreativwirtschaftKonzertsaal „Kultur im Dialog“ untermauert ein Wechselspiel hin zu neuer Attraktivität

Vor seinem Vortrag innerhalb der Reihe „Kultur im Dialog“ zeigte sich Ingolstädter Stadtplaner und Buchautor Siegfried Dengler an der Seite von Neu-Ulms 2. Bürgermeister

Gerhard Hölzel im Nebenraum der Gaststätte im Konzertsaal vor der historisierenden Panoramaansicht des alten Ulm. Fotos (2): Alexander Kaya

„Die Ansiedlung von Kulturist ein Weg, die eigene Stadtattraktiver zu machen.“Buchautor und Stadtplaner Siegfried Dengler

Erstmals nutzte die Stadtverwaltung den vor grundlegenden Veränderungen stehen-

den Konzertsaal als Forum einer Vortragsreihe – zum Auftakt „Kultur im Dialog“.

Wie war ihr Eindruck bei der „Kulturim Dialog“ im Konzertsaal?Es waren teils Kulturschaffende da,teils Bürger und Politiker. Es warfür mich eine gelungene Auftaktver-anstaltung der von uns initiiertenReihe „Kultur im Dialog“.

Was halten Sie von einer Stella-Um-gestaltung des Petrusplatzes?Hölzel: Die Idee der Hinzuziehungdes bereits vorhandenen Entwurfsdes amerikanischen Post Pop Art-Künstlers Frank Stella ist wunder-voll. Doch die Frage stellt sich im-mer nach der Realisierungsmöglich-keit, inwieweit dies finanzierbarwäre. Außer Frage steht, dass derPetrusplatz eine Umgestaltung not-wendig hätte. Im Augenblick sind inder jetzigen Finanzlage jedoch keineMittel dafür vorgesehen.

Die Kreisarchäologie ist längst aus un-serem Scharff Museum ausgezogen –und hat noch immer keine neue Hei-mat. Hat die Stadt da keine Ver-pflichtung?Hölzel: Wir haben da sicherlich eineinnere Anteilnahme, aber eine Ver-pflichtung. Dies ist Sache des Land-kreises. Die archäologischen Be-stände sind momentan in der altenFH eingelagert. Der Kreis ist be-müht, entsprechende Räume füreine Dauerpräsentation zu kriegen.Da sind interessante Funde vomDonau-Iller-Raum dabei. Dabeiwäre von Interesse, an erreichbarerStelle ein neues Domizil zu finden.Das tut sie sich momentan nochschwer. Sie sehen, ich breche eineLanze für die Kreisarchäologie undihre Sammlung, die sicher sehrwertvoll ist. Doch ich stehe zu unse-rer Entscheidung für unser Museumfür Kunst und Kids – unsere Besu-cherzahlen sprechen für sich. Unse-re Entscheidung war richtig. Ar-chäologie ist, wie gesagt, mehr oderweniger Kreisangelegenheit.

Was denkt sich die Verwaltung für dieZukunft des Konzertsaals? Gibt es daeine Standortbestimmung zwischenErhalt oder Abriss?Hölzel: Das Problem ist, dass wirnicht Eigentümer sind. Wie Sie wis-sen, gibt’s einen neuen Investor.Wir haben nur beratende Funktion,es ist Sache unserer Stadtplanung.Ich für meinen Teil kann nur hoffen,dass der größte Teil des Konzert-saals erhalten werden und das beste-hende Café integriert werden kann.Das Café-Restaurant Konzertsaal istein beliebter, gesellschaftlicher Mit-telpunkt – schon vor dem Krieg.Auch jetzt hat der Konzertsaal, ausdem ja das Augus Theater Neu-Ulmausgezogen ist, mit diesem gastro-nomischen Bürgertreff von KarinEck eine klare Aufwertung erhalten.Ich hoffe, dass wir das wieder hin-kriegen.“ (roma)

KlareAufwertung

Nachgefragt»BEI GERHARD HÖLZEL

Gerhard Hölzel (SPD) ist2. Bürgermeister derStadt Neu-Ulm und Leiterdes Fachbereichs 2Schulen, Kultur, Sport,Soziales.

Kultur kompakt

Jazzpianist Pieranunzispielt Scarlatti-Sonaten

Nach längerer Pause mal wieder inUlm zu erleben: Italiens Jazzmusi-ker Numero Uno, Enrico Pieranun-zi gastiert zum Auftakt seinerDeutschlandtournee am Mittwoch,14. März, um 20 Uhr, im Stadt-haus. Er gilt als Europas führenderModern-Jazz-Pianist. Zwei Malwurde er bereits mit dem „DjangoD’Or“ als bester europäischerJazzmusiker ausgezeichnet. Piera-nunzi, der auch lange Jahre eineklassische Musikprofessur innehat-te, kann auf Konzerte und Platten-einspielungen mit Musikern wieChet Baker, Joe Henderson, PhilWoods, Lee Konitz, Art Farmer,Paul Motian oder Jim Hall verwei-sen. Seine Trioaufnahmen mit ame-rikanischen Stars wie Charlie Ha-den und Paul Motian, bzw. MarcJohnson und Joey Baron gehörenmit zum Exquisitesten, was es anPianotrios zu hören gibt. Er wirktin über 20 Filmen des italienischenMeisterregis-seurs FedericoFellini mit. Seinjüngstes Solo-Projekt: seineBeschäftigungmit dem Sona-tenwerk seinesbarockenLandsmannesDomenico Scar-latti: ein neuzeitlicher Improvisatordes Barockzeitalters. (az)

O Beginn des Konzertes ist um 20 Uhr.Karten im Vorverkauf sind bei traffiti inder Neuen Straße sowie im 3. OG desStadthauses erhältlich.

Enrico Pieranunzi

LANGENAU

Echo-Jazz-Preisträgerinsingt GershwinIm letzten Jahr wurde Lyambikomit dem Echo Jazz als „Sängerindes Jahres“ ausgezeichnet: Seit zehnJahren gehört ihre warme Stimmezum Besten und Erfolgreichsten inSachen Jazz aus Deutschland. Jetztstellt Lyambiko ihr neues Album„Lyambiko sings Gershwin“ amSamstag, 10. März, um 20 Uhr imLangenauer Pfleghof vor. Die Sän-gerin entwickelte zusammen mitden Musikern ihrer Band – Mar-que Lowenthal (Klavier), RobinDraganic (Bass) und Heinrich Ko-ebberling (Drums) – ihre eigene In-terpretation der Songs, die einst alsMusical-Nummern und für dieJazz-Oper „Porgy and Bess“ ge-schrieben wurden. (az)

O Karten gibt es beim Kulturamt Lange-nau, Telefon 07345/9622143.

ULM

Trias spieltWeltmusik im StadthausDas Trio Trias musiziert am Sams-tag, 10. März, um 20 Uhr, imStadthaus. Geiger Petr Hemmer,Markus Munzer-Dorn an der Gi-tarre und Pianist Tobias Wahren be-geben sich auf Entdeckungsreiseund präsentieren dabei einen ganzpersönlichen Weltmusik-Stil.Auch ihr neues Konzertprogrammwill auch im Stadthaus musikalischund geografisch grenzenlos bleiben.Es vereint Musik aus allen TeilenEuropas, dem Nahen Osten undSüdamerika. Tango darf nicht feh-len, aber auch Klezmer und Bossanova klingen an, Irisches und Jaz-ziges, Valse musette, schräge Bal-kan-Rhythmen und lyrisch-swin-gende Eigenkompositionen. (az)

Von der Karaoke-Showzur Cavewoman

Mit der Ariane Müller Band steigtam heutigen Mittwoch ab 20 Uhrim Roxy die Horror Music Show,wo Laien mit einer richtigen Bandauf der Bühne arbeiten können:Live-Erlebnis und Spaß fürs Pu-blikum. Ausverkauft (wie auch be-reits der Freitag) ist am Donners-tag die Premiere von „Cavewoman“mit Heike Feist. Die nächsten Auf-führungen sind erst wieder am 15.und 16. Juni. (az)

I Infos auch onlinewww.roxy.ulm.de

● Neue in der Riege der Dozentender Ulmer Schule der KünstlergildeUlm sind Vesna Kovacic, Dietmar H.Herzog, Peter Schoppel, DorotheeHerrmann, Fredrik Lindqvist, MarkKlawikowski und Wolfgang Men-nel. Ein roter Faden in den neuenKursen ist das Thema „Zeit“. Info-telefon: 0731/9260011. (roma)

Ulmer Schule

nen historisch charakteristischen Bau-werks durch einen neuen Investorzieht das Augus Theater im Sommer indie „Hieberpassage“ um. Debattenhalten an, nächste Woche wird dieKonzertsaal-Statik geprüft. (roma)

● Errichtet wurde der Konzertsaal1902 ursprünglich im Stil der Grün-derzeit. Nach Rockkonzert-Ära der1970er als „Musikamt“ wurde erTheatersaal. Nach Erwerb des Ecke Sil-cher-/Krankenhausstraße gelege-

Konzertsaal im Blick

Künstlerische SpurensicherungAusstellung Akademietheater-Zöglinge erzählen in der Künstlergilde die alte Geschichte ihres neuen Theaterhauses

VON ROLAND MAYER

Ulm „Spurensicherung“ kommt ausder Kriminalstatistik. In der neuenAusstellung der Ulmer Künstlergil-de greift dieser Begriff auf die Kon-zeptkunst über.

Regie- und Theaterpädagogik-Studenten der Adk Ulm breiten hierdie künstlerischen Verwertungenihrer Fundstücke aus, die bei derGeneralsanierung des neuen Akade-mietheaterhauses am Unteren Kuh-berg zutage kamen: Eine frischePräsentation mit Installationscha-rakter, die auf Vergänglichkeit undZeitlosigkeit ebenso abhebt wie aufdie Suche nach dem eigenen Ich.

„Doppelbegabungen“, sagt Flo-rian Arnold, 2. Vorsitzender derKünstlergilde und Akademiethea-ter-Dozent, der Frühjahr 2011 im

Rahmen des Adk-Kurses „Kultur-geschichte“ Inhalte und Ziele der„Spurensicherung“ analysierte. Bo-ris Brandner etwa pointiert die Fra-

ge der Identität an Alltagsgegen-ständen und vergänglichen Medien.Vergilbte Zeitungsreste werdenzum collagierten „Zeitungsmobil“,

eine WG dient als Lieferant fürGeistesblitze. Zum Medium der Fo-tografie greift Sita Vorholzer, die dieMauer als Ausdrucksmittel nutztund damit gleichnisartige Sequen-zen fabriziert. Mia Contantines fo-tografische „Wäscheleine“ lugt derSchalk durch die Kameralinse. Jan-nis Weinert und Johana Tautz er-zählen durch alte Fensterrahmen dieGeschichte eines Hauses, die beiJoana Tautz zur künstlerischen„Spurensicherung“ wird. Außer-fahrplanmäßig steuert Simone Zill-hardt erfrischende Zeichnungen bei.

O Ausstellung „Spuren“ in der Künstler-gilde (Nagelstraße 24) bis 18. März.

Zwischen Lene Lennermanns Hängeskulpturen („Modellierte Zärtlichkeit“, links) und

„Kaffeekleid“ gruppierten sich die Adk-Zöglinge zur Vernissage. Foto: Roland Mayer