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2002 Stadt Halle (Saale) Halle neu entdecken auf dem Geologischen Lehrpfad Die Hallesche Marktplatzverwerfung Umweltamt

Stadt Halle (Saale) · PDF fileZu den das Halle-sche Stadtbild be-herrschenden Struk-turen des geologi-schen Untergrundes gehört die Halle-Störung. Die Ver-werfung wurde frü

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Halle neu entdeckenauf dem

Geologischen Lehrpfad

Die Hallesche Marktplatzverwerfung

Umweltamt

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Zu den das Halle-sche Stadtbild be-herrschenden Struk-turen des geologi-schen Untergrundesgehört die Halle-Störung. Die Ver-werfung wurde frü-her als „HallescheMarktplatzverwer-fung“ bezeichnet,weil sie unter demMarktplatz verläuft.

Sie quert im Untergrund den Marktplatz zwischen Rathaus,Händeldenkmal und Marienkirche – eine für eine Groß-stadt in Deutschland einmalige Situation.

Die Halle-Störung ist Bestandteil eines Systems Südost-Nordwest gerichteter Verwerfungen. Diese Störungenverursachten in Mitteldeutschland ein Mosaik von heraus-gehobenen und abgesunkenen Schollen. Im Gebiet derheutigen Stadt Halle begann sich am Ende der Kreidezeit(vgl. die Tabelle „Die erdgeschichtliche Entwicklung imHalleschen Raum“), d.h. vor mehr als 65 Millionen Jahren,die Erdkruste an einer dieser Verwerfungen aufzuspalten.Eine Hochscholle hob sich um mehrere hundert Metergegenüber einer Tiefscholle heraus. Die an die Verwerfunggrenzenden Gesteinsschichten zerbrachen in einem eben-falls mehrere hundert Meter breiten Streifen. Teile dieserSchichten wurden aus ihrer ursprünglich horizontalen Lageaufgerichtet. Diese Vorgänge erfolgten nicht plötzlich,sondern ruckartige Bewegungen erstreckten sich übereinen Zeitraum von 30 Millionen Jahren. Sie verursachtenvermutlich zahlreiche Erdbeben. Heute sind die tektonischenBewegungen abgeklungen, so dass keine Gefahren mehrdrohen.

Blockbilder zurEntwicklung derHalle-Störung (HallescheMarktplatzverwerfung).

Die erdgeschichtliche Entwicklungim halleschen Raum

Eiszeit Feucht-warmesKlima/Moorbildung

TektonischeBewegungen

Abtragung Vulkanismus Meeres-überflutung

Trocken-warmesKlima

Zwei Eisvorstöße erreichen Mittel-deutschland. Der Raum Halle wirdvon 200 bzw. 500 m mächtigem Eisbedeckt. Beim Abtauen werdenSchmelzwassersande abgelagert.Im feucht-warmen Klima gedeihteine üppige Vegetation. Aus denNiederungsmooren der Tertiärzeitentwickeln sich Braunkohlenlager-stätten.

An der Marktplatzverwerfung bildetsich eine Hochscholle (Rotliegend-gesteine) und eine Tiefscholle(Gesteine des Zechsteins) aus.

Die beginnenden saxonischen tektoni-schen Bewegungen im Jura bewirkeneine Anhebung der Landoberfläche,was zu großflächigen Abtragungenführt. Gesteine der Keuper-, Jura- undKreidezeit sind somit im Raum Hallenicht mehr verbreitet. Geologischwird dies als Schichtlücke bezeichnet.

Vom äquatorialen Weltmeer, derTethys, aus erfolgt die Überflutungdes Mitteldeutschen Raumes. Imwarmen Flachwasser werden kalkig-tonige Sedimente abgelagert.Nach dem Meeresrückzug bildet sicheine wüstenähnliche Landschaft mitspärlicher Vegetation. Aus mächtigenSandablagerungen entstehen späterSandsteine.Durch periodische Abtrennung vomZechsteinmeer zum Weltozean undVerdunstungen entstehen gewaltigeSalzablagerungen, Anhydrit und karbonatische Gesteine.Aus dem glutflüssigen Erdmanteldringen über Spalten porphyrischemagmatische Schmelzen nach oben.Ein Vulkanzentrum befand sich amReilsberg.Karbonische Schiefertone sind dieältesten Gesteine an der Erdoberflächein Halle. Auch die Steinkohle vomHumboldt-Schacht in Dölau ist karbo-nischen Ursprungs.

Periode(vor Mio. Jahren)

QUARTÄR(0 – 1,75)

TERTIÄR(1,75 – 65)

KREIDE(65 – 135)

JURA(135 – 200)

KEUPER(200 – 235)

ZECHSTEIN(251 – 258)

ROTLIEGEND(258 – 296)

KARBON(296 – 355)

MUSCHEL-KALK

(235 – 243)BUNTSAND-

STEIN(243 – 251)

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Die Widerständigkeit der Gesteine gegenüber der Abtra-gung bewirkt das unterschiedliche morphologische Reliefim Stadtgebiet. Die harten vulkanischen Porphyre des Rot-liegenden begleiten als Kuppen und Hügel das Saaletal.Die Senke im Stadtzentrum ist die Folge der unterirdischenAuslaugung der an der Halle-Störung aufgestiegenen Zech-stein-Salze. Der Anstieg nach Süden führt hinauf zum flach-lagernden Unteren und Mittleren Buntsandstein der Merse-burger Platte. Jenseits der Saale sind Oberer Buntsandsteinund Muschelkalk der Nietlebener Mulde verbreitet. Der Ein-fluss der Halle-Störung unterteilt den Untergrund der Stadt indrei deutlich zu unterscheidende Bereiche.

Es sind dies:(1) Die Hochscholle mit dem Halleschen Vulkanitgebiet,

welches durch die Porphyrkuppen-Landschaft im Nordender Stadt gekennzeichnet wird. Hierzu zählen u.a. rechtsder Saale: die Porphyrverbreitungsgebiete Steinmühle,Heinrich-Heine-Felsen, Rive-Ufer, Burg Giebichenstein,Klausberge, Franzigmark und die nach Nordosten sich an-schließende Hochfläche mit Galgenberg und Hasenberg(Paulus-Kirche). In der Kernstadt gehören zur Hochscholledas Hochufer der Saale entlang Neuwerk mit BotanischemGarten, Robert-Franz-Ring mit Moritzburg, Residenz undDom sowie die nördliche Altstadt mit Moritzburgring,Universitätsring, Opernhaus und Joliot-Curie-Platz.links der Saale: Heide-Süd, Peissnitz, Amselgrund, Och-senberg, Kröllwitzer Höhen, Brandberge, Heide-Nord,Lettin, Dölau-Nord und die Roitschmark bei Neuragoczy.

(2) Die Störungszone mit der sich von Ost nach Westerstreckenden zentralen Zechstein-Subrosionssenkebegrenzt von Hansering, Leipziger Turm, Waisenhaus-ring, Moritzzwinger und Hallorenring im südlichen Alt-stadtbereich. In der südlichen Kernstadt zeigt sich dieSenke durch den nach Westen und Norden gerichtetenGeländeabfall im Gebiet von Voßstraße, FranckescheStiftungen, Steinweg, Zwinger-, Lerchenfeld- und Glau-chaer Straße. Der Störungsverlauf wird in etwa markiertdurch den Verlauf von Leipziger Straße, Markt, Hall-markt, Talamtstraße, Gr. Klausstraße und Tuchrähmen.

(3) Die Tiefscholle mit der weiten Hochfläche der süd-lichen Kernstadt und den im Süden (Ammendorf,Silberhöhe, Südstadt, Wörmlitz, Böllberg) und im Westen(Halle-Neustadt, Nietleben) gelegenen Stadtteilen undSiedlungen. Unbeeinflusst von der Halle-Störung sinddie Braunkohlen führenden tertiären Senken, die sichvon der Frohen Zukunft bis nach Ammendorf und vonNeuragoczy bis nach Halle-Neustadt erstrecken, unddie alle älteren Gesteine überlagernden Sedimente derElster-, Saale- und Weichseleiszeit (vgl. Tabelle).

An die Halle-Störung sind geologische Erscheinungengebunden, welche auch die Gründung Halles bewirktenund seine weitere Entwicklung beeinflussten. An derStörung aufgeschlepptes Salz der Zechsteinzeit wird hierseit Beginn des Tertiärs im Untergrund aufgelöst. Es bildetensich während des Tertiärs an der Erdoberfläche Ein-senkungen mit Braunkohlemooren. Später traten entlangder Störung Solquellen aus. Diese Quellen gaben Anlasszur Ansiedlung von Menschen vor 5000 Jahren und zurSalzgewinnung bis in die Gegenwart. Von den im Saaletalgelegenen Solebrunnen ging die vom Salz geprägteEntwicklung unserer Stadt aus.Das Schrägluftbild zeigt links im Vordergrund die Saline.Der Untergrund wird an der Oberfläche von Auelehmender Saale gebildet, welche Ablagerungen des Tertiärs unddes Zechsteins überlagern. Das Kaufhaus rechts imVordergrund, steht auf Buntsandstein. Der bogenförmigeVerlauf der Halle-Störung wird von der steil nach Süd-westen gerichteten Neigung der Störung bestimmt.

Schrägluftbild Halle-Zentrum

gehobene Scholle ––––––––––––––––– Quartär –––––––––––––––––

–––––––– gesunkene Scholle ––––––––

Tertiär –––––––––––– Zechstein –––––––––––– B

untsandstein ––––––––––––

––––

––––

––––

––––

––––

––––

––––

Rot

liege

ndes

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––––

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Das Tal der ehemaligen ”Thal-Stadt” der Halloren wird vomHallmarkt bis zum Ostrand von Halle-Neustadt von jungenAblagerungen der Saale bedeckt. Es sind keine Spuren derHalle-Störung zu erkennen. Durch Baugruben und Bohrun-gen wurde aber bekannt, dass sich die an der Oberflächeverdeckte Verwerfung von der Klausbrücke über das Sali-nengelände, das Solbad Saline, zwischen Sandanger undGimritzer Park und weiter nach Westen zwischen demNordrand von Halle-Neustadt und dem Südrand von Heide-Süd bis in die südliche Gartenstadt Nietleben erstreckt.

Die Bauten von Halle-Neustadt stehen auf Gesteinsschich-ten der Trias. Im höher gelegenen Westen sind Kalksteineund Kalkmergel des Muschelkalkes verbreitet. Sie sind anden Hängen des Bruchsees in flacher Lagerung zu beob-achten. Die Kalksteine dienten, wie die auch im Stein-bruchsee des Freizeitparkes-West gebrochenen Kalke, alsRohstoffe für die Zementherstellung.

Die Grenze zwischen den Muschelkalk- und den Buntsand-stein-Schichten verläuft vom Versorgungsgebiet im Südwes-ten bogenförmig bis zum S-Bahnhof Halle-Neustadt im Nord-osten. Hier biegt sie nach Nordwesten um und stößt imBereich des S-Bahnhofes Nietleben auf die Halle-Störung.Unter dem Einfluss der Verwerfung wurden die Schichten derTrias und des Zechsteins entlang der Halle-Störung aufgerich-tet und vom Rotliegenden überschoben. Die Salze des Zech-steins werden von Konglomeraten und Porphyren überdeckt.

Nach Südosten schließen sich in Halle–Neustadt an denMuschelkalk gipsführende Tonsteine und sandige Schluff-steine (Letten) des Oberen Buntsandsteins an. Sie wurdenin mehreren Gruben, z.B. den heutigen Angersdorfer Tei-chen, als Rohstoff für die Angersdorfer Ziegelwerke gewon-nen. Der lösungsgefährdete Gips, der über 20 m Mächtig-keit erreichen kann, rief verschiedentlich Senkungsschädenan den Wohnbauten hervor.

Westlich von Halle-Neustadt und von Nietleben wird derältere Untergrund von Braunkohlen, Sanden und Tonen desTertiärs bedeckt. Das heutige Friedhofsgelände (Grube Alt-Zscherben) und der Heidesee (Grube Neuglück) sowiezahlreiche Tagesbrüche in der sich anschließenden Lie-skauer Heide zeugen vom ehemaligen Braunkohlenberg-bau.

Einige Gebäude im Ostteil von Halle-Neustadt stehen aufAbschlämmmassen des Buntsandsteins oder auf Grund-wasser führenden Flusskiesen und -sanden sowie auf Aue-lehm. Letzterer lieferte die Rohstoffe für die Pfännerschaft-liche Ziegelei in Passendorf. Andere Bauten sind durch dieSaale hochwassergefährdet. Um Schädigungen der Bautendurch Grund- und Hochwasser zu verhindern, wurden imJahre 1965 Schutzdämme und eine 3 km lange Brunnenga-lerie mit 85 Brunnen an der östlichen (parallel zum Gimrit-zer Damm) und südöstlichen Peripherie des Stadtteilsangelegt.

Geologisches Blockbild der Stadt Halle

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Die an der Oberfläche durch tertiäre und quartäre Ablage-rungen verdeckte Halle-Störung biegt am S-Bahnhof Niet-leben aus ostwestlicher in nordnordwestliche Richtung ab.Vom Eintritt in die Dölauer Heide wird ihr Verlauf parallelzur Salzmünder Straße bis zum S-Bahnhof Heide angenom-men. Von dort wird sie entlang der Bahngleise bis zum S-Bahnhof Dölau vermutet. Weiter ist sie dann in Richtungder Neuragoczy-Straße nach Norden zu verfolgen. In derUmgebung von Neuragoczy schließt sich nach Osten derPorphyr der Hochscholle an die Störung an. Er findet sich ineinem kleinen Steinbruch östlich der Brunnenfassungen imPark von Neuragoczy. In den Felsklippen und Steinbrüchenin der Umgebung von Brachwitz sowie in der Roitschmarkgibt es zahlreiche vorzügliche Porphyraufschlüsse.

Im Bereich der Straßenschleife vor Neuragoczy schneidetsich die Straße in Zechsteinsedimente der Tiefscholle ein.Bankige, graue Kalksteine und gelblich, traubig verwitterndeDolomite des Zechsteins treten zutage. Sie überlagern denhier nicht zugänglichen Kupferschiefer. Weiter nördlichstehen am Straßenhang Konglomerate des Rotliegenden an.

Auf den Äckern zwischen Neuragoczy und Schiepzig sindGesteine der Tiefscholle mit Sedimenten des Zechsteins(dunkler Kupferschiefer, graue Kalk-, Dolomit- und Mergel-steine) und des Buntsandsteins (rote Tonsteine, feinkörnige

Sandsteine und Rogensteinkalke) als Lesesteine verbreitet.Blickt man von der Höhe des Langen Berges nordwestlichvon Brachwitz oder von der Anhöhe zwischen Schiepzigund Neurogoczy hinüber zur Saale, so sieht man, dass dasvon Osten kommende und von Felsen umrahmte Saaletalsich in Höhe der Brachwitzer Fähre zum Salzspiegeltal ver-breitert. Die Ursache hierfür ist in der bis in eine Tiefe von200 m reichenden Auslaugung der salinaren Anteile desZechsteins (Salzspiegel) im Störungsbereich zu sehen.

Zwischen Schiepzig und Dölau lagern weitflächig Braun-kohlen führende Ablagerungen des älteren Tertiärs (Eozän)über dem Störungsbereich. Vor ihrer Bildung herrschte eintropisches Klima, welches die Kaolinisierung der Porphyreund des Buntsandsteins bewirkte. Bei diesem Verwitterungs-prozess entstanden Kaolin (Porzellanerde), weiße Quarz-sande (Stubensande) und quarzitische Knollensteine. Ein solcher Knollenstein ist der als Steinerne Jungfraubezeichnete Menhir von Dölau. Benachbart finden sichweiße Stubensande. Der in Salzmünde aufbereitete und inder Porzellanfabrik verarbeitete Kaolin wurde in heute auf-gelassenen Gruben entlang der Straße von Dölau nachNeuragoczy gewonnen. In den Resten der ehemaligenSandgruben am Kirschberg bei Dölau stehen die Stuben-sande, überlagert von saalekaltzeitlicher Grundmoräne, an.

Geologisches Blockbild Dölau und Neuragoczy/Brachwitz

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Die „industrielle“ Salzgewinnung in der pfännerschaftlichenThalsaline mit dem Hallmarkt als Zentrum begann im 14.Jahrhundert. Zunächst wurde aus dem Gutjahr-Brunnen (4)in 35 m Tiefe und dem Deutschen Brunnen (2) in 20 mTiefe die Sole mit einem Salzgehalt von maximal 17 %geschöpft. Später wurden der Hackeborn (1) (20 m) und derMeteritzbrunnen (3) (22 m) abgeteuft. Um 1485 gab es 116Salz produzierende Kote (Siedehütten). Im 18. Jahrhundertwurde aus ökonomischen, technologischen und ökolo-gischen Gründen die Salzgewinnung auf die Jungferninselverlagert und 1721 die königliche Saline in Betrieb genom-men.Um den steigenden Solebedarf zu decken, wurde 1925 aufdem Holzplatz die „Pfännerschaftliche Bohrung“ abgeteuftund aus 519,25 m Teufe eine 21 prozentige Sole gehoben.Damit wurde eine Jahresproduktion von mehr als 10 000 tSiedesalz gesichert. Heute sind alle Brunnen versiegt, dieBohrung ist verfüllt. Der Salinenbetrieb wurde 1964 einge-stellt. Das Technische Halloren- und Salinemuseumdemonstriert die Siedesalzproduktion vor Ort. EineBesonderheit stellt der 1706 im Rotliegenden abgeteufteFriedrichsbrunnen im Wittekindtälchen dar. 1847 wurdehier die Konzession zu Solbädern erteilt.

Der geologische Untergrund des Marktplatzes wird durchdie Halle-Störung in zwei unterschiedliche Bereichegeteilt:

• der Nordteil des Platzes mit einem durch feste Sedi-mente und Vulkanite des Rotliegenden stabilen Bau-grund (Roter Turm, Hausmannstürme, Ratshof) und

• der Südteil des Platzes mit einem durch Auslaugung,Senkungen und Setzungen instabilen Baugrund (Marien-kirche, Blaue Türme, Stadthaus).

Zu den Bereichen mit einem labilen Untergrund gehört dieehemalige „Thalstadt“ um den Hallmarkt. Die Treppen-anlage neben den Blauen Türmen und der Geländeabfallam Schülershof, in der Talamtstraße und in der Domstraßesind Reste der ursprünglichen Geländegestalt, die ihreUrsache in der Halle-Störung und in dem mit der Salzaus-laugung verbundenen Massenverlust im Untergrund hat.Der Gutjahrbrunnen in der Oleariusstraße ist noch heuteZeuge dieser geologischen Situation. Der Einsturz desMoritzkirchturmes im 17. Jahrhundert und die gegenwärti-gen Bauschäden am Polizeipräsidium sind weitere Hinweiseauf Nachwirkungen dieser geologischen Prozesse bis in dieGegenwart.

Geologisches Blockbild des Zentrums der Halleschen Salzgewinnung

Untertägiger Aufschluss der Halle-Störung von 1982 auf dem Marktplatz 60 m östlich der Commerzbank. Rotliegendes wird von Zechstein überlagert.

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Erläuterungen:Dolomit Magnesium-führendes Kalziumkarbonat-GesteinKaolin Porzellanerde (weisser Ton)Knollenstein knollig absondernder, durch Kieselsäure verfestigter

Sand (Tertiärquarzit)Konglomerat verfestigter Schotter mit gerundeten GeröllenMenhir vorgeschichtlich obeliskartig aufgerichteter

Gesteinsblock in KultstättenRogenstein Kalkstein aus kugelförmigen Komponenten

(„Fischrogen” artig)saxonisch Zeitabschnitt tektonischer Bewegungen vor etwa

65 Mio. JahrenScholle von Störungen/Verwerfungen allseitig begrenztes

ErdkrustenstückSole Salzwasser mit mindestens 14g gelöster Stoffe,

zumeist Steinsalz (NaCl)Störung siehe VerwerfungSubrosion unterirdische Lösung leichtlöslicher Minerale und

Gesteine, zumeist Stein- und Kalisalze.Verwerfung tektonischer Versatz einer Schichtfolge durch

vertikale oder horizontale Verschiebung

Weiterführende Literatur:Koch, Th.: Der Wiederaufschluss des Gutjahrbrunnens am Hallmarkt inHalle (Saale). – Hall. Jb. Geowiss., B22, S. 141–150, Halle 2000.Krumbiegel, G. & M. Schwab: Saalestadt Halle und Umgebung – Ein geologischer Führer. Halle (Saale) 1974.Mager, J., R. Just & U. Meißner: Kulturgeschichte der HalleschenSalinen. – Schriften und Quellen zur Kulturgeschichte des Salzes, Band4, Techn. Halloren- und Saline-Museum Halle, 2. Aufl., Halle 1995Knoth, W. & U. Kriebel: Geologische Karte Halle und Umgebung 1:50 000 mit Erläuterungen. – Geol. Landesamt Sachsen-Anhalt., 1. Aufl. Halle 1995.Schwab, M.: Übersicht zur Geologie der Umgebung von Halle (Saale) –Aufschluss – Zeitschrift d. Freunde d. Mineralogie u. Geologie, Sonder-band Halle, S. 121–144, Heidelberg 1999.Wagenbreth, O. & W.Steiner: Geologische Streifzüge – Leipzig 1982.

Impressum:Herausgeber: Stadt Halle (Saale)

Die OberbürgermeisterinVerantwortlich: Umweltamt Internet: www.halle.dee-Mail: [email protected] Bearbeitung: Landesamt für Geologie und Bergwesen

Sachsen-AnhaltDipl. Geol. H. Döge,Dipl. Geol. U. Herold,Dr. M. ThomaeVERSUM Verein Salz und Umwelt – Samm-lung Hallesche Industriekultur Prof. Dr. M.Schwab, Tel.: (0345) 5 50 74 92

Fotos: Stadt Halle (Saale), Stadtvermessungsamt,Prof. Dr. M. Schwab

Luftbild: Stadt Halle (Saale), StadtvermessungsamtSatz & Druck: Druckhaus Schütze GmbH, Halle (Saale)

Nachdruck oder Vervielfältigung, auch von Auszügen, nur mit schrift-licher Zustimmung des Herausgebers.