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 4  FASSADE 4/2011 FACHBEITRAG Stahlfa ssaden – aktuelle Trends für Formen, Farben und Funktionen von Christoph Radermacher, ArcelorMittal Arval Stahl ist einer der vielseitigsten und leistungsfähigsten Baustoffe der Gegenwart. Neben der strukturellen Anwendung im T ragwerksbereich ermöglicht Stahlblech gerade auch in der Gebäudehülle vielseitige und kreative Lösungen, die den Anforderungen nach einer nachhaltigen Architektur insbesondere durch ihre Leichtigkeit und Rezyklierbarkeit gerecht wird. Moderne Stahlfassaden zeichnen sich aus durch leistungsfähige Beschichtungssysteme, vielfältige Gestaltungsmöglich- keiten und die F ähigkeit zur Kombination mit anderen Materialen bzw. zur Integration von Solar -Elementen. Moderne Beschichtungssysteme Basis für die meisten Fassadenelemente ist industriell hergestelltes, bandverzink- tes Stahlblech verschiedener Stärke. Zu- sätzlich zur metallischen Beschichtung, deren Eigenschaften vorwiegend den Korrosionswiderstand bestimmen, wird zur Farbgebung häufig noch eine organi- sche Beschichtung aufgetragen. Weitere  Anforderungen an ein solches Beschich- tungssystem sind eine hohe UV-Bestän- digkeit, der Widerstand gegen mechani- sche Beanspruchung, die Glanzerhaltung, die Wärme- und Umformbeständigkeit und die Kreidungsresistenz. Neue Be- schichtungen geben je nach Anwendung bis zu 40 Jahren Garantie, so dass die be- absichtigte Nutzungsdauer des Gebäudes und eventuelle Lebenszykluskosten im Sinne eines nachhaltigen Bauens bei der Planung der Fassade in Betracht gezogen  werden sollten. Eine neue Entwicklung in der Verwen- dung von Stahlfassaden sind zusätzli- che, transparente Beschichtungen, die dem Material nützliche Funktionen ver- leihen. So können selbstreinigende Ef- fekte verstärkt oder das Anhaften von Graffitis vermieden werden. Ein inno-  vatives V erfahren zur kontinuierlich en Plasma-Vakuumbeschichtung von Band- stahl ermöglicht die Einführung dieser Technologie im industriellen Maßstab. Ganz im Gegensatz zur Beschichtung von Stahlblech liegen auch Fassaden aus mas- siverem, wetterfestem Stahl im Trend, die eine eigene Patina ausbilden und so vor  weiterer, die Substanz angreifender Kor- rosion geschützt sind. Die kaum verän- derte Legierung dieser Stähle sieht im  Wesentlichen einen geringfügig höheren Kupfer anteil vor. Jedoch bildet ein fach- gerechtes und konsequentes Konstruie- ren die Grundlage für eine Renaissance dieses Materials in der Fassade. Dazu ge- hören eine freie Luftumspülung der Fas- sadenelemente, geeignete Befestigungs- mittel und eine angepasste Wasserhal- tung zur Vermeidung von Rostfahnen. Spektakulärer Einsatz von Standardprofilen. P  M  a  u  s  s  ,  C h  R i    c h   t   e r  s  /  B  e r n  a r  d  T   s  c h   u i   A r  c h  i    t   e k   t   e n 

Stahlfassaden - aktuelle Trends für Formen, Farben und Funktionen (Beitrag in "Fassade")

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Beitrag in der aktuellen Ausgabe von "Fassade" (http://www.die-fassade.de) zu den aktuellen Trends bei Stahlfassaden

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4 FASSADE 4/2011

FACHBEITRAG

Stahlfassaden – aktuelle Trends für

Formen, Farben und Funktionenvon Christoph Radermacher, ArcelorMittal Arval

Stahl ist einer der vielseitigsten und leistungsfähigsten Baustoffe der

Gegenwart. Neben der strukturellen Anwendung im Tragwerksbereich

ermöglicht Stahlblech gerade auch in der Gebäudehülle vielseitige und

kreative Lösungen, die den Anforderungen nach einer nachhaltigen

Architektur insbesondere durch ihre Leichtigkeit und Rezyklierbarkeit

gerecht wird. Moderne Stahlfassaden zeichnen sich aus durch

leistungsfähige Beschichtungssysteme, vielfältige Gestaltungsmöglich-

keiten und die Fähigkeit zur Kombination mit anderen Materialen bzw.zur Integration von Solar-Elementen.

Moderne Beschichtungssysteme

Basis für die meisten Fassadenelementeist industriell hergestelltes, bandverzink-tes Stahlblech verschiedener Stärke. Zu-sätzlich zur metallischen Beschichtung,deren Eigenschaften vorwiegend denKorrosionswiderstand bestimmen, wirdzur Farbgebung häufig noch eine organi-

sche Beschichtung aufgetragen. Weitere Anforderungen an ein solches Beschich-tungssystem sind eine hohe UV-Bestän-digkeit, der Widerstand gegen mechani-sche Beanspruchung, die Glanzerhaltung,die Wärme- und Umformbeständig keitund die Kreidungsresistenz. Neue Be-schichtungen geben je nach Anwendung bis zu 40 Jahren Garantie, so dass die be-absichtigte Nutzungsdauer des Gebäudesund eventuelle Lebenszykluskosten imSinne eines nachhaltigen Bauens bei derPlanung der Fassade in Betracht gezogen

 werden sollten.Eine neue Entwicklung in der Verwen-dung von Stahlfassaden sind zusätzli-che, transparente Beschichtungen, diedem Material nützliche Funktionen ver-leihen. So können selbstreinigende Ef-fekte verstärkt oder das Anhaften vonGraffitis vermieden werden. Ein inno-  vatives Verfahren zur kontinuierlichenPlasma-Vakuumbeschichtung von Band-stahl ermöglicht die Einführung dieserTechnologie im industriellen Maßstab.Ganz im Gegensatz zur Beschichtung von

Stahlblech liegen auch Fassaden aus mas-siverem, wetterfestem Stahl im Trend, dieeine eigene Patina ausbilden und so vor  weiterer, die Substanz angreifender Kor-rosion geschützt sind. Die kaum verän-derte Legierung dieser Stähle sieht im  Wesentlichen einen geringfügig höherenKupferanteil vor. Jedoch bildet ein fach-gerechtes und konsequentes Konstruie-ren die Grundlage für eine Renaissancedieses Materials in der Fassade. Dazu ge-hören eine freie Luftumspülung der Fas-sadenelemente, geeignete Befestigungs-

mittel und eine angepasste Wasserhal-tung zur Vermeidung von Rostfahnen.

Spektakulärer Einsatz von Standardprofilen.

P  .M a  u  s  s  , C h  .R i    c h   t   e r  s  /  B  e r n  a r  d  T   s  c h   u mi   A 

r  c h  i    t   e k   t   e n 

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5FASSADE 4/2011

FACHBEITRAG

B  e n  o î    t  W e h  r l    e  /  A + a r  c h  i    t   e  c  t   u r  e  ,M o n  t   p  e l   l   i    e r 

Gestaltung der Fassadenansicht

Kenntnisse der Beschichtungstechnikhelfen auch bei der Farbgestaltung. BeiStahlblech mit einer hochwertigen Be-schichtung können Farben ausgewählt

  werden, die in Bezug auf die UV-Resis-tenz eher kritisch zu beurteilen sind. Da-neben kann der Glanzgrad der Beschich-tung von vollkommen matt bis hin zuhoch glänzend variiert werden. WeitereEffekte wie Metallic, Perlmutt oder Kris-

tall gehören zum Angebot vieler Anbie-ter. Neue Entwicklungen bieten sogar be-schichtete Stahlbleche mit der Optik vonKupfer oder Zink, natürlichem oder ver-fremdeten Naturstein oder einer Holzma-serung an. Ziel ist hierbei nicht der Ersatz

der ursprünglichen Materialien, sonderndie bewusste Verwendung als Gestal-tungsmittel in einem Kontext, der einen wirtschaftlichen oder technischen Einsatzder natürlichen Materialien so nicht er-laubt. Alleine mit der Wahl der Beschich-tung können so feine Akzente in der Fas-sade gesetzt werden.Ein noch stärkeres Gestaltungsmittel er-öffnet eine neuentwickelte Technik, mitder man ganze Bilder oder Graphikenauf die Fassade drucken lassen kann. AlsBasis dienen ein dünnes Sandwichpa-

nel, Sidings oder Kassetten aus bandbe-schichtetem Stahl, auf welche das Bildin einer wärmehärtenden Beschichtung übertragen wird. Das System bietet einenUV- und Graffiti-Schutz sowie eine lan-ge Haltbarkeit des Bildes. Eine ähnlicheTechnik lässt sich auch beim Emaillieren  von Stahlblechen anwenden, wenn auchin geringerer Schärfe. Emaillierte Stahlele-mente als Fassadenmaterial gewährleistenkräftige Farben mit einem unübertroffe-

ULTRASELECT 62/29MEHR ALS NUR HÜBSCHE FASSADE

Hightech-Sonnenschutzgläservon Interpane sind weltweit stilbildend

für innovative Fassadenkonzepte.

Der neue Shooting Star der ipasol-Produktreihe ist dasdreifach silberbeschichtete Sonnenschutzglas ipasolultraselect 62/29. Trotz hoher Lichtdurchlässigkeit von62 Prozent besitzt dieses High-Tech-Glas einenniedrigen g-Wert (Gesamtenergiedurchlassgrad) vonnur 29 Prozent und reduziert die sommerliche Kühllast.Die hohe Selektivität ermöglicht Fassadenbauernund Architekten eine noch höhere Flexibilität bei derGestaltung mit Glas. Und Betrachtern eine farbneutraleAn- und Durchsicht. Das begeistert alle. Auch unser Model.

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Neu : ipasol ultraselect 62/29

NEUHEIT

Außenansicht der neuen Arena von Montpellier. Die Bildvorlage des Amethyst-Kristalls auf

der Unterseite des Baldachins wurde in die Beschichtung eines Siding-Systems übertragen.

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6 FASSADE 4/2011

FACHBEITRAG

nen Glanz, Farbechtheit, hohem Korro-sionswiderstand und geringen Unter-haltskosten selbst über viele Jahre hinweg.Neue, speziell entwickelte Softwarepro-gramme zur Planungsunterstützung vonemaillierten Fassadenelementen stimmenGeometrie, Steifigkeit und Verformungenaus produktionsbedingten Temperaturdif-ferenzen aufeinander ab. Alternativ sindstandardmäßige Pulverbeschichtungeneine Option, die insbesondere für einzeln

angefertigte Fassadenelemente immerhäufiger zur Anwendung kommen.Mit der Betrachterperspektive spielt ei-ne neue Bandbreite von asymmetrischen

Profilblechen. Sie weisen ein unterschied-liches Erscheinungsbild je nach Blick- winkel auf. Der Effekt spielt auch bei derPerforation solcher Bleche eine wichti-ge Rolle, da je nach Einfallswinkel ei-ne mehr oder minder große Transparenzbzw. Durchlässigkeit im Fall der Anwen-dung als feststehendem Sonnenschutz er-zielt wird. Ähnliche optische Wirkungenbewirkt der Einsatz von Streckmetall, dasentweder aus dünnem, rostfreien Stahl

hergestellt oder nach der Fertigung ver-zinkt oder beschichtet wird.Eine andere, neuartige Methode der in-dividualisierten Fassadengestaltung bil-den Deckleisten in unterschiedlicher Far-be und Form und aus verschiedenen Ma-terialien, die auf ein Basisprofil aufgeklickt  werden und so direkt jegliche Befesti-gungspunkte verdecken. Ein einfachesSperren der Clips sichert die Deckleistengegen Absturz und Entwendung und er-möglicht dennoch ein schnelles Austau-schen der Deckleisten, wodurch sich das

Erscheinungsbild ohne großen Aufwandändern lässt.

Nachhaltige Architektur: SolareEnergiegewinnung und Steigerungdes Dämmwertes

Die Integration von solarer Energiege-  winnung ist eine weitere Herausforde-rung zeitgemäßer Architektur. Im Bereichder fassaden-integrierten Photovoltaikfinden zunehmend Dünnschichtmodu-

le Anwendung, die sich auf Grund ihrerrelativ geringen Produktionskosten undihren Vorteilen bei diffuser Einstrahlung gut für eine großflächige, vertikale Aus-richtung in der Fassade eignen. Als Basis

für solche Module werden Systeme ver-langt, die eine sichere und einfache Be-festigung von Solarmodulen bieten, ohnedie Integrität der Fassade und ihrer Funk-tionen zu stören. Eine zusätzliche Pene-tration der Außenhaut oder eine Befesti-

gung lediglich an der äußeren Schale ber-gen zusätzliche Risiken im Hinblick auf eine dauerhafte Dichtigkeit oder ausrei-chende Stabilität. Hier bietet ein System  Abhilfe, das auf der Basis der bewähr-ten Sandwich-Technologie eine Befesti-gungsschiene aufweist, die direkt mit derMontage der Panele an die Unterkonst-ruktion angeschraubt wird. Dabei ist die-se Technik nicht nur auf die Kombinationmit Photovoltaik-Modulen beschränkt.Das System, welches mit seiner Basis al-le bauphysikalischen Funktionen über-

nimmt, bietet eine ausreichende Tragfä-higkeit, um verschiedenste Materialienals Deckschale zu verwenden – von ein-facher Holzverschalung, perforierten undhinterleuchteten Blechen bis hin zu Ton-ziegeln, Glas und ebenen Einheiten zursolaren Energieerzeugung. Eine direk-te, photovoltaische Aktivität auf der Ba-

sis der metallischen und organischen Be-schichtung des Stahlblechs ist ebenfallsBestandteil der neuen Entwicklungen, je-doch sind Wirkungsgrad und Dauerhaf-tigkeit noch nicht marktfähig.

Dipl.-Ing./ 

MBA Christoph

Radermacher ist

Produkt Manager

bei Arval, einer

Marke von

ArcelorMittal

und Experte für

architektonische

und technische

Fassadenlösungen aus Stahlblech.

Industriefassade als Basis lässt sich mit fast

beliebiger Deckschale oder Photovoltaik

ausstatten (System K‘energy, ArcelorMittal

Arval).

Individuelles Fassadensystem mit

ineinandergreifenden Kacheln (System

Caïman von ArcelorMittal)

Arena in Bilbao – einzigartige Entwicklung einer Stahlfassade unter Beteiligung des

Architekten (Fassade: ArcelorMittal Arval “ALIGATOR SCALE designed by ACXT”)

 J   o r  g  e A l   l    e n  d   e  /  A r  c h  i    t   e k   t   e 

n :   (   A  C X T  - I  D  O M  S  .A  )   

P   a  u l   R  o  b  i   n  /  A r  c h  i    t   e k   t   e n :  L   u  c A r  s  è  n  e - H  e n r  y  J  r . u n  d  A l    a i   n T  r i    a  u  d