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Stammtische

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  • SStammtische entstanden ur-

    sprnglich in lndlichen Regio-

    nen, wo sich die Honoratioren wie

    Brgermeister, Arzt, Apotheker,

    Lehrer, Frster oder wohlhabende

    Bauern regelmig in derselben

    Gaststtte, am selben Tisch trafen,

    um die rtlichen Ereignisse oder die

    groe Politik zu besprechen, Ge-

    schfte zu vereinbaren oder einfach

    nur Karten zu spielen. Anmeldungen

    oder eine offizielle Mitgliedschaft

    waren dabei nicht ntig.

    Durch die Globalisierung hat sich

    dieses Bild ein wenig gewandelt. Die

    im Ausland entstandenen Stamm-

    tische bilden einen Treffpunkt fr

    Expaten oder Auswanderer, bei de-

    nen die deutsche Sprache als Binde-

    glied im Vordergrund steht. Die

    BUDAPESTER ZEITUNG sprach mit ei-

    nigen deutschsprachigen Stamm-

    tischen in Budapest und Umgebung,

    dem Skatklub und zwei Wirtschafts-

    klubs ber ihre Treffen und Besucher.

    IInn

    BBuuddaappeesstt

    In der Hauptstadt gibt es gleich

    drei deutschsprachige Stammtische:

    Den deutschen, den sterreichischen

    und den schweizerischen. Davon

    gleichen sich die beiden ersten in ih-

    rer losen Struktur, weisen jedoch

    sonst ganz andere Merkmale auf.

    Ursprnglich existierte schon im

    19. Jahrhundert der Stammtisch des

    Schweizer Vereins. Damals bot er

    Untersttzung fr die in Ungarn ar-

    beitenden Schweizer, so die Vor-

    sitzenden Attila Szkely und Tams

    Simka. In der sozialistischen ra

    war er eingeschlafen und wurde

    Anfang der neunziger Jahre neu ge-

    grndet. Es gab damals sogar einen

    Fonds dafr, jedoch habe dieser

    Zweck inzwischen seine Gltigkeit

    verloren. Trotzdem bekmen sie bis

    heute Untersttzung von der

    Schweiz und dem Botschafter Mh-

    lethaler, wofr sie sehr dankbar

    seien. Einmal im Monat trifft sich

    der harte Kern, 20 bis 30 Leute, der

    370 eingetragenen Mitglieder des

    Vereins zum Stammtisch im Kroly

    tterem in der Innenstadt, wo natr-

    lich jeder Deutschsprachige willkom-

    men ist. Auch an anderen Veran-

    staltungen knnten Nichtmitglieder

    jederzeit teilnehmen: Es gibt einen

    Frhlings- und einen Herbstausflug,

    eine Chlausfeier Anfang Dezember,

    und auch der Nationalfeiertag der

    Schweiz im August wird festlich be-

    gangen. Die Vereinszeitung,Vilmos

    Tell, erscheint drei bis viermal im

    Jahr und enthlt die wichtigsten

    Informationen fr die hier lebenden

    Schweizer.

    Der deutsche Stammtisch wurde

    von einem Journalisten des Pester

    Lloyd im Jahr 2000 gegrndet und

    zog in der Anfangsphase noch etwa

    50 Personen an. Zuerst trafen sie sich

    regelmig am gleichen Standort,

    gingen dann aber dazu ber, zweimal

    im Monat unterschiedliche Restau-

    rants zu testen. Wegen der Platzre-

    servierung freue sie sich immer ber

    Anmeldungen, so die Organisatorin

    Angelika Gudjons, jedoch kann auch

    jederzeit neuer Besuch reinschneien.

    Die Benachrichtigungen, wann und

    wo ein Stammtisch stattfindet, ber-

    nehme sie per Email oder SMS.

    Primr wrden Deutsche die Treffen

    besuchen, aber es gbe Auswanderer

    und Heimkehrer, also Deutsche mit

    ungarischen Wurzeln, aber auch ein

    paar Ungarn, die gerne ihr Deutsch

    verbessern und ben wollten. Die

    Fluktuation sei gro, einige Stamm-

    tischler lebten stndig hier, andere

    verbrchten nur den Sommer in

    Ungarn oder pendelten hin und her.

    Leider kmen im Moment nicht sehr

    viele, meint sie bedauernd und fgt

    hinzu, dass sie sich insbesondere

    ber jngere Teilnehmer freuen wr-

    den. Eigentlich sind wir alle auch

    Freunde und unternehmen schon

    mal auerhalb des Stammtisches was

    miteinander, so Gudjons.

    Ein Mittelding zwischen den

    Stammtischen der Wirtschaftklubs

    und den offenen Stammtischen stellt

    der sterreichische dar. Dieser ent-

    stand vor 13 Jahren und ging zwei

    Jahre spter in dem seit 21 Jahren

    bestehenden sterreichischen Wirt-

    schaftsklub (WK) auf. Der feste

    Treffpunkt ist einmal im Monat das

    Schiffsrestaurant Kossuth, wo jeder

    herzlich willkommen ist.

    Von Treffen zu Treffen

    ndere sich die Teilneh-

    merzahl, so Werner Pis-

    kernig. Manchmal seien

    es 20, ein anderes Mal

    sogar 50 Personen, je-

    doch kmen auch nicht

    immer die gleichen. Hier

    trfen sich sterreicher,

    Deutsche und auch Un-

    garn, die aus geschft-

    lichen oder familiren

    Grnden in Budapest leben, mitein-

    ander essen und trinken, sich einfach

    nur unterhalten oder ber Geschfte

    reden wollten. Des Weiteren gbe es

    noch das Sommerfest und die

    Weihnachtsfeier des Wirtschafts-

    klubs, organisierte Weinverkostun-

    gen und ab und zu spontane Treffen

    im kleineren Kreis.

    SSttaammmmttiisscchhee

    ddeerr WWiirrttsscchhaaffttsskklluubbss

    Da der sterreichische Wirtschafts-

    klub zusammen mit dem sterreichi-

    schen Stammtisch agiert, bleiben

    noch die monatlichen Stammtische

    der Wirtschaftsjunioren Ungarns

    (WJU) und des Swiss Business Clubs

    (SBC).

    Gegrndet wurden die Wirt-

    schaftsjunioren Ungarn bei der DU-

    IHK Budapest im Jahr 1999 von

    jungen deutschen Managern, die eine

    gemeinsame Plattform fr soziale

    Kontakte schaffen wollten, so

    Vorstandsmitglied Paul Binder. Mit-

    glieder sind heute junge und jung ge-

    bliebene deut-

    sche und deutsch-

    sprachige Un-

    ternehmer, Ma-

    nager, Selbst-

    stndige und

    andere Gleich-

    gesinnte. Der

    Stammtisch findet immer in einer

    anderen Lokalitt statt und wird ge-

    legentlich mit einer Informationsver-

    anstaltung verbunden. Anmeldungen

    sind erforderlich, damit bei der

    Reservierung die Teilnehmerzahl an-

    gegeben werden kann. Die Zusam-

    mensetzung der Stammtischler sei

    von Mal zu Mal unterschiedlich und

    bestehe zum Groteil aus Deutschen,

    zahlreichen Ungarn, sterreichern

    und auch sonstigen Nationalitten.

    Jedoch sei es manchmal schwierig je-

    manden einer bestimmten Nation

    zuzuordnen. Binder betont, dass alle

    Veranstaltungen wie etwa Koch- und

    Cocktailkurse, Persnlichkeitssemi-

    nare, Betriebsbesichtigungen, Mar-

    tinsgansessen, Kanutouren, Weinver-

    kostungen, die jhrliche Weihnachts-

    feier und der Stammtisch offen seien

    und keine Mitgliedschaft erforderten.

    WJU-Mitglieder genen jedoch

    Begnstigungen bei beitragspflichti-

    gen oder berbuchten Abgeboten.

    Das gestaltet sich beim Swiss Bu-

    siness Club (SBC) etwas anders. Er

    wurde 2005 unter dem Patronat der

    Schweizer Botschaft von in Ungarn

    w o h n h a f t e n

    Schweizer Ge-

    schftsleuten ge-

    grndet. Wie der

    Vizepr s ident ,

    Marc Pinter, er-

    klrte, sind die

    Mitglieder aus-

    n a h m s l o s

    Schweizer oder

    mit der Schweiz

    persnlich ver-

    bunden. Ziel des

    SBC sei der

    Ausbau und die

    Frderung der

    B e z i e h u n g e n

    zwischen in Un-

    garn ttigen Schwei-

    zer Geschfts-

    leuten. Am

    Stammtisch teilnehmen kann hier

    nur wer Mitglied im Wirtschaftsklub

    ist und vom Vorstand eine

    Einladung erhlt. Dazu

    gehren inzwischen 50

    Personen, die vom

    Doktoranden der And-

    rssy Universitt bis

    zum lteren Unterneh-

    menseigentmer rei-

    chen. Bei den Treffen

    werden neben dem ge-

    selligen Teil wirtschaft-

    liche Fragen erlutert

    und Unternehmen in

    Kurzvortrgen vorge-

    stellt. Neben den Stammtischen be-

    suchen die Mitglieder auch die gr-

    eren Schweizer Unternehmen im

    Land.

    KKaarrttee ooddeerr

    SSttcckk HHoollzz

    Etwas bodenstndiger mutet da der

    Skatklub an, der sich einmal im Monat

    zum Kartenspielen trifft. Seine Grn-

    dungszeit fllt ebenfalls in die neunzi-

    ger Jahre. Damals luden erstmals die

    Frauen der deutschen Botschaft zum

    Skatspielen ein. Daraus entwickelte

    sich dann der Klub, an dessen Treffen

    zeitweise bis zu 40 oder 50 Spieler

    teilnahmen. Heute sei der Kreis be-

    scheidener und berschaubarer, so 12

    bis 15 Leute kmen regelmig, dar-

    unter inzwischen nur noch eine Frau.

    Die Planung werde immer von einem

    der Mitspieler bernommen, der dann

    Karten, Preise und Trostpreise organi-

    siere. Im Oktober finde die jhrliche

    Meisterschaft und im Dezember ein

    Nikolausskat statt. Hier ist jeder will-

    kommen, der Deutsch spricht und das

    Skatspielen beherrscht. Erlernen kn-

    ne man das Spielen hier leider nicht,

    dass wrde zu viel Zeit in Anspruch

    nehmen. Skat sei ein kreatives Gesell-

    schaftsspiel, erklren die Teilnehmer

    und betonen, dass es dabei auch ein

    wenig um reizen, aufziehen und sti-

    cheln ginge. Die Sprche gehren

    einfach zum Spiel dazu. Aber auch

    bei ihnen gbe es durch beruflich be-

    dingte Umzge eine Fluktuation. Da

    ist es gut, dass wir in der Zeitung ste-

    hen, so habe ich den Skatklub vor

    Jahren auch gefunden, betont einer

    der Spieler.

    AAuuff ddeemm

    LLaanndd

    Neben den Budapester Stamm-

    tischen gibt es jedoch regional noch

    weitere wie in Eger und Gyr. Hier

    sieht es ganz hnlich aus wie in der

    Hauptstadt: Die Grndungen fallen

    auf das Ende der neunziger Jahre, es

    handelt sich nicht um eingetragene

    Vereine, man muss sich nicht zu den

    Treffen anmelden, es gibt keine

    Klubmitgliedschaft und keine Bei-

    tragszahlungen. Die Altersgruppen

    und Arbeitsfelder sind sehr gemischt.

    Informationen zu den Treffen wer-

    den auf den Webseiten verffentlicht

    oder den registrierten Stamm-

    tischlern per Email zugeschickt. Die

    Entwicklung der beiden verlief je-

    doch etwas unterschiedlich.

    In Eger begann alles mit drei

    Grndern, die es geschafft haben,

    heute im Durchschnitt 15 bis 20

    Besucher zusammenzubringen, er-

    zhlt Werner Krock, einer der

    Initiatoren, stolz. Viele Stamm-

    tischler wohnten permanent in Eger

    und Umgebung, andere seien Ge-

    schftsleute und Touristen, die mal

    vorbeisehen. Teilnehmen knne, wer

    der deutschen Sprache mchtig sei.

    So besuchen viele Ungarn,

    Hollnder, sterreicher, Schweizer

    und Deutsche das Treffen, um sich

    auf kultureller und privater Basis aus-

    zutauschen. Neben den regelmi-

    gen Stammtischen, treffen sich die

    Besucher auch privat oder nehmen

    an geplanten Tagesausflgen teil.

    In Gyr sieht es laut Organisator

    Gnter Bader etwas dsterer mit der

    Besucherzahl aus. Wir haben hier

    Ungarn, Auslnder und Audianer.

    Letztere kommen leider nicht zu unse-

    ren Treffen, meint er bedauernd. In der

    Vergangenheit habe sich der Stamm-

    tisch etwa zwei mal im Monat getroffen,

    was aber aus verschiedenen Grnden im

    vergangenen Jahr nicht ganz so regel-

    mig geklappt habe. Einigermassen

    verstndliches Deutsch sei die

    Eintrittskarte, und Akzente, ob unga-

    risch, bayrisch, sterreichisch, nord-

    deutsch und schsisch werden im

    Allgemeinen verstanden, erklrt Bader.

    Auch hier sind Freundschaften ent-

    standen, die neben lockeren Gesprchen

    und Gedankenaustausch zu Gartenpar-

    ties und Familien-Barbecues fhrten.

    AAmm TTiisscchh

    mmiitt FFrreeuunnddeenn

    Zusammenfassend kann gesagt wer-

    den, dass die Mglichkeiten, an einem

    Stammtisch in Ungarn teilzunehmen

    vielfltig sind und fr jedermann et-

    was zu finden ist. Der Vorsitzende des

    Schweizer Vereins, Attila Szkely

    meint, dass man auch ber einen ge-

    meinsamen Stammtisch nachdenken

    knnte, Angelika Gudjons wiederum

    befrwortet ein jhrliches Treffen der

    drei deutschen Stammtische aus

    Budapest, Eger und Gyr.

    IINNEESS GGRRUUBBEERR

    Hier wurden nur einige Stammtische

    vorgestellt, es gibt sicherlich noch weite-

    re, die sich gerne bei der Budapester

    Zeitung melden knnen.

    8 BUDAPESTER ZEITUNG FFEEUUIILLLLEETTOONN 3. - 9. FEBRUAR 2012 NR. 5 9

    DDeeuuttsscchhsspprraacchhiiggee SSttaammmmttiisscchhee iinn BBuuddaappeesstt uunndd UUmmggeebbuunngg

    WWiillllkkoommmmeenn iisstt jjeeddeerr

    Einigermassen verstndliches Deutschist die Eintrittskarte, und Akzente,

    ob ungarisch, bayrisch, sterreichisch,norddeutsch und schsisch werden im

    Allgemeinen verstanden

    Gnter Bader

    PPoolliittiisscchhee DDiisskkuussssiioonneenn,, pphhiilloossoopphhiisscchhee AAnnssttzzee,, ggeesseellllsscchhaaffttlliicchheess

    BBeeiissaammmmeennsseeiinn,, KKaarrtteennssppiieell,, AAuussttaauusscchh vvoonn EErrffaahhrruunnggeenn ooddeerr ddaass KKnnppffeenn

    vvoonn WWiirrttsscchhaaffttsskkoonnttaakktteenn.. AAllll ddaass uunndd ddiiee MMgglliicchhkkeeiitt,, ddiieess aauuff DDeeuuttsscchh zzuu

    ttuunn ssiinndd ddiiee GGrruunnddllaaggee ffrr ddiiee hhiieerr vvoorrggeesstteelllltteenn SSttaammmmttiisscchhee,, ddiiee ssiicchh iinn eeii--

    nniiggeenn PPuunnkktteenn hhnneellnn uunndd ddoocchh uunntteerrsscchhiieeddlliicchh ssiinndd..

    SSttaammmmttiisscchh BBuuddaappeesstt

    Jeden 2. Mittwoch um 18 Uhr

    und jeden 4. Sonntag um 12 Uhr,

    an wechselnden Orten

    Organisator: Angelika Gudjons

    Tel.: +36 30/ 392 8094

    E-Mail: [email protected]

    SSttaammmmttiisscchh GGyyrr

    Jeden 2. Mittwoch um 20 Uhr, an diversen Orten

    Organisator: Gnter Bader,

    Tel.: +36 96/ 416 222

    www.stammtisch.hu

    SSttaammmmttiisscchh ddeerr WWiirrttsscchhaaffttssjjuunniioorreenn

    Jeden ersten Freitag im Monat an diversen Orten

    www.wu-net.hu

    SSwwiissss BBuussiinneessss CClluubb

    Monatlich, schriftliche Einladung.

    Tel.: +36 30 929 55 07

    www.swissbc.hu

    SSttaammmmttiisscchh EEggeerr

    Jeden 2. Mittwoch um 18 Uhr, an diversen Orten

    Organisator: Werner Krock

    Tel.: +36/70 434 90 57

    E-Mail: [email protected]

    Web-Seite: www.egerstammtisch.com

    sstteerrrreeiicchhiisscchheerr SSttaammmmttiisscchh

    Treffpunkt jeden ersten Dienstag im Monat im Schiffres-

    taurant Kossuth (Ven Hajo), ab 19 Uhr, ohne Anmeldung.

    Organisator: Werner Piskernig, Tel.: +36 309618829

    SScchhwweeiizzeerr VVeerreeiinn uunndd SSttaammmmttiisscchh::

    Treffpunkt jeden ersten Mittwoch im Monat im Kroly

    tterem & Kvhz, ab 16 Uhr, ohne Anmeldung

    V. Kroly utca 16, ab 16 Uhr

    www.schweizervereinungarn.12see.de

    BBuuddaappeesstteerr SSkkaattrruunnddee

    Allmonatlich an verschiedenen Orten.

    Kontakt: Rita Szab

    E-Mail: [email protected]

    DEUTSCHSPRACHIGE STAMMTISCHE IN UNGARN

    Stammtisch Eger.

    Stammtisch Gyr.

    Budapester Skatrunde.

    Wirtschaftsjunioren.

    Stammtisch Deutschland.

    Swiss Business Club.

    sterreichischer Stammtisch.

    Schweizer Verein und Stammtisch.