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Math. Nachr. 83,191-105 (1978) Starke Losbarkeit von Optimiernngsaufgaben Von PETER KOSMOL und MICHAEL F~RIEDT aus Kiel (Eingegangen sm 9.2. 1976) Ziel dieser Arbeit ist, diejenigen konvexen Funktionen f zu charakterisieren, die auf jeder abgeschlossenen konvexen Menge K ein starkes Minimum besitzen hzw. fur die alle konvexen Optimierungsaufgaben (K, f) korrekt ini Sinne von TYCHOXOFF sind. Fur beschriinkte Funktionen auf reflexiven Raumen werden die Funktionen einerseits durch die FR6cHET-Differenzierbarkeit der konju- gierten Funktion und andererseits durch die lokal uniforme Konvexitat charakte- risiert. Die Reflexivitkt ist dabei keine zusiitzliche Einschrlnkung, da beschriinkte Funktionen, die ein starkes Minimum auf allen abgeschlossenen konvexen Mengen besitzen, nur auf reflexiven Rlunien existieren [4]. Die minimalen Elemente einer Funktion f auf einer Menge K bezeichnen wir mit M(f, K), d. h. M(f, K) : = (kocK 1 f(ko) = inf f(k)}. Wr sagen, daB ko€K das starke Ninimuin von f auf K ist, wenn (ko)=N(f, K) und fur jede Folge (k,JcK mit f(k,)-f(k,) gilt k,-k,. Anders gesagt: Jede ininiinierende Folge konvergiert gegen die Xinimallosung. Lemma 1. h'ei S ein rder reflexiver BANAPHraUm und f : 9 -R konvex und a) f hat auf jeder abgeschlo.swnen Hyperebene und nuf X ein starkes Minimurn. 1)) f hd auf jedem nbgeschlossenen Halbraum ein starkes Minimum. c) f hat auf jeder abgeschlossenen konvexrn Menge ein starkes Minimum, Be w eis. Ohne Beschrankung der Allgemeinheit kann inan annehmen, da13 f(O)=O und f(x)>O fur x+O. Anderenfalls betrachten wir g(x)=f (q,-x)-f(~~), wobei f(xo) =min f(x). stetig. Es sind tiquimlent X<S a)=>b): Sei C=(x I (x;. x)%cr} und Falls OEG, so ist go=O sogar das starke Minimum von f auf X. 1st OqG, dann folgt a*O, und es gilt (x:, go)=a. dz, go kein globales Minimum von f ist.

Starke Lösbarkeit von Optimierungsaufgaben

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Page 1: Starke Lösbarkeit von Optimierungsaufgaben

Math. Nachr. 83,191-105 (1978)

Starke Losbarkeit von Optimiernngsaufgaben

Von PETER KOSMOL und MICHAEL F ~ R I E D T aus Kiel

(Eingegangen sm 9.2. 1976)

Ziel dieser Arbeit ist, diejenigen konvexen Funktionen f zu charakterisieren, die auf jeder abgeschlossenen konvexen Menge K ein starkes Minimum besitzen hzw. fur die alle konvexen Optimierungsaufgaben ( K , f ) korrekt ini Sinne von TYCHOXOFF sind. Fur beschriinkte Funktionen auf reflexiven Raumen werden die Funktionen einerseits durch die FR6cHET-Differenzierbarkeit der konju- gierten Funktion und andererseits durch die lokal uniforme Konvexitat charakte- risiert. Die Reflexivitkt ist dabei keine zusiitzliche Einschrlnkung, da beschriinkte Funktionen, die ein starkes Minimum auf allen abgeschlossenen konvexen Mengen besitzen, nur auf reflexiven Rlunien existieren [4].

Die minimalen Elemente einer Funktion f auf einer Menge K bezeichnen wir mit M ( f , K ) , d. h.

M(f, K ) : = (kocK 1 f ( k o ) = inf f ( k ) } .

Wr sagen, daB ko€K das starke Ninimuin von f auf K ist, wenn ( k o ) = N ( f , K ) und fur jede Folge ( k , J c K mit f (k , ) - f (k , ) gilt k,-k,. Anders gesagt: Jede ininiinierende Folge konvergiert gegen die Xinimallosung.

Lemma 1. h'ei S e i n r d e r reflexiver BANAPHraUm und f : 9 - R konvex und

a) f hat auf jeder abgeschlo.swnen Hyperebene und nuf X ein starkes Minimurn. 1) ) f h d auf jedem nbgeschlossenen Halbraum ein starkes Minimum. c ) f hat auf jeder abgeschlossenen konvexrn Menge ein starkes Minimum,

Be w eis. Ohne Beschrankung der Allgemeinheit kann inan annehmen, da13 f ( O ) = O und f ( x ) > O fur x+O. Anderenfalls betrachten wir g ( x ) = f ( q , - x ) - f ( ~ ~ ) , wobei f(xo) =min f ( x ) .

stetig. Es sind tiquimlent

X < S

a)=>b): Sei C=(x I (x;. x)%cr} und

Falls OEG, so ist g o = O sogar das starke Minimum von f auf X . 1st OqG, dann folgt a*O, und es gilt (x:, go)=a. dz, go kein globales Minimum von f ist.

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192 Kosmol/Wriedt, Starke Losbarkeit yon Optimierungsaufgaben

Ferner

,denn fur jedes E =- 0 ist (x,*, sJ-. 9

inin { f ( x ) 1 (x:, x)zu+E}=-f(gO) I

U Weil --* - - ~- s 1, gilt.

(xo 7 sn>

-ferner ist.

folglich gn + g,,.

mit

1st OEK und f (kn) -0, so kann man annehmen, daB die k, in einem Halbraum liegen. Nach b) ist 0 starkes Minimum von f auf K, q. e. d.

Mit f* bzw. 2f bezoichnen wir die zu f konjugierte Funktion X * -RU {-} bzw. das Subdifferential von f (8. [2]).

Lemma 2. Sei X ein reeller reflexiver BANAcHra?l?m, f : X -+ R stetig konvex m d f* erullich. Dann gilt .

a) Fair jedes r e R ist die Henge Sf(r) : = (x I f ( x ) s r } beschrankt. b) Far jede abgeschlossene konvexe Menge K ist M ( f , K ) =I= 0.

Beweis. a) Sei x * € X * . Es gilt

b) D C ) : Sei K konvex, abgeschlossen und 0 4 K . Dann existiert ein Halbraum C

KcG, N ( f , K ) = M ( f , G ) .

a=-f*(x*)s sup ( ( x * , x ) - ~ ( x ) ) z sup(x* , x ) - r , X € Sf (99 z € S j ( r )

daher s u p ( x * , x ) ~ f * ( x * ) + r - = ~

x € S f ( r ) und analog

Dies bedeutet, da13 Xf(r) schwach beschrankt und damit beschrankt ist. b) Da X reflexiv ist, sind die Mengen S,(r) sogar schwach kompakt und damit

B(f, K ) 4 8 fur jede abgeschlossene konvexe Menge K , g . e . d. Eine konvexe Funktion f : X - R heiBt beschrankt, wenn das Bild jedcr

beschrankten Menge beschrankt ist. Es ist leicht zu zeigen, daB eine konvexe Punktion genau dann beschrankt ist, wenn sie LIPscHITz-stetig auf beschrankten Mengen ist ( [ 5 ] , Beweis zu Theorem 10.4.).

Sstz 1. Sei X e in reeller reflexiver BANAcHraum und f : X-R eine konvexe beschrankte Funktion, deren Konjuqierte f * GKTEAux-differenzierbccr ist. Dann

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besitzt f m i f j e d e r abgeschlossenen konvexen Menge ein starkes Minimum yenazn &inn, t o e m f * PRECHET-differenxierbar ist.

Beweis. Sei f* FR6cHEFdifferenzierbar. Nach Lemma 1 geniigt es zu zeigen, daB f auf jeder abgeschlossenen Hyperebene und auf X starkes Minimum besitzt. Nach El], 3. Cor. 5 ist f* in x,* genau dann differenzierbar, wenn die Funktion f ( . ) - (rt , .) auf X starkes Minimum besitzt. Da f* in 0 differenzierbar ist, besitzt f auf X starkes Minimum. Sei H = ( x 1 (x;, x)=r}, x,* 1 0 . Each Lemma 2 ist M ( f , H ) + O . Sei h,EM(f, H ) . Nach [2], S. 31 gibt es zTEbf(h,,) mit (r:, h-ho)=O fiir alle h e H . Folglich existiert 1 C R mit Ax:=$, d. h.

f i ( x ) : =f (x ) -(I?..,*, X ) Z f (h0) -{h,*, ho) fur alle ~ € 9 .

Inshesondere ist h,, das starke Minimum yon f auf H , denn Da f* in Ax: differenzierbar ist, ist h,, das starke Minimum von f i auf X .

f I H = ( f l +(G, h")) I H Zuni Beweis der Umkehrung sei x,*EX*. Nach [l], 3. Cor. 5 ist zu zeigen, daB die Funktion f l(r) =f (x ) -(x,*, r) auf X starkes Minimum besitzt. Da fy(r*) =f* (x,* + +x*) besitzt nach Lemma 2 fi auf X ein Minimum xg-

Sei ft(x,)-+fl(xg). Es gilt (x:, xp2)-+(x:, xO), denn fur e=-0 ist nach Lemma 2

min { I&) 1 /(XR' r) - (4, r o ) l =-&I =-/I (2") . Palls x,T = 0. so ist f i = f und xu das starke Minimum von f t auf 9. 1st x,* =t= 0, so gilt fur H=(h i {x:, x o ) = ( x ~ , h)) nach [Sj, Lemma 1.2

folglich fur h,cM(jj*ll, H ) gilt x,-h,-0. Die Funktion f und damit auch f , hat auf H starkes Minimum. Nach Lemma 2 ist die Folge (x,) besohrankt und damit auch die Folge (h,). Da f LrPscHITz-stetig auf beschrgnkten Mengen ist, gibt es eine Tionstante L mit

lf(rp2)-f(hp2)l S L Ilx,-hxI!+O.

Hieraus fdgt

f l (h , ) - f l (~rl) >

also h,-:ro und somit x ,+xo . q. e. d.

Folgerung. Sei X ein reeller reflexiver BANACH~UUm und f : X -R eine nicht negative beschrankte konvexe Funktion. DafW, dap f auf jeder abgeschlossenen konvexen Menge ein starkes Minimum besitzt, ist notwendig und hinreichend, dub (f ' )* FRbcHET-differenzierbar id.

Hinliinglichkeit. Beweis. f und f 2 haben dieselben starken Minimallosungen. Daraus folgt die

13 Jlath. Nachr. Bd. 83

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194 Kosmol/Wriedt, Starke Losbarkeit von 0pt.imierungsaufgaben

Wir zeigen: f' ist strikt konvex und (f')* ist endlich. Anders gesagt: (f?)* ist, GATEA'LIx-differenzierbar. Sei x , yE X und

f' (Y.+?)=pf'(x)+ 1 1 . . . f y Y ) , 2 2 2

dann folgt f ( x ) =f(y). f l hat auf dein Interval1 [ .r , y] ein eindeutiges Mininiutn. folglich x = y.

Sei inf {f(x) I l\xll= I } = r =- 0. Wir konnen voraussetzen, dal3 f ( 0 ) = 0.

(p)* (x*) =sup ((x", x)-j ' (x)) X € X

ist

und damit

(x*, x)-ff2(x)sIIx*ll - 1Ix11-11xlla - r , also ist (f2)* (x*) -= m, q. c. d.

Bemerkungen. 1. Aus der Differenzierbarkeit von f* folgt nach [l], 8. 461 &e stetige Differenzierbarkeit von f *. 2. Fur Normen ist die Folgerung wohlbekannt [2], S. 149.

Eine andere Charakterisierung von konvexen Funktionen, die auf jeder ab- geschlossenen konvexen Menge starkes Minimum besitzen, laat sich rnit dern Begriff der lokal uniformen Konvexitiit angeben.

Defition. Eine stetige konvexe Funktion f : X + R heipt lokal uniform konvex, wenn gilt

rnit V X E X V x * ~ a f ( ~ ) 3t.: R++Rf monoton

Z ( T ) t ( O ) = O , z(r)=-O far r+O und lim--=-, r+- r

so dap f ( X + Y ) Z f ( X ) + ( X * , Y)+T(llYIl) fGr a& yEX -

Satz 2. Sei X ein reeller reflexiver BANAcHraum und f : X - R eine nicht negative beschrankte konvexe Funktion. DafW, dap f auf jeder abgeschlossenen konvexen Menge starkes Minimum besitzt, ist notwendig und hinreichend, dap f' lokal uniform konvex ist.

Beweis. Sei f 2 lokal uniform konvex. Es gilt f u r x*Eaf(O)

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KosnioliW'riedt, Starke Losbarkeit 77011 Optiniierungsaiifgaben f 9.5

foiglich bind alle Mengen S,L(r) heschrinkt und daiiiit i8t fur alle abgesrlilo,zsenen konvexen Jletigen K X(f . K ) * 0.

Sei k o c M ( f , K ) , cl. h. es existiert . ~ : E i f ( k ~ ) ) mit (x:? k - k l , ) s O fur alle k f l i ( [ ? I , s. 31). Zu k(, und ,r,* wahlen nir geintilj der Definition eine Funktion t. Fiir eiiie mini- mierende Folge ( k , ) gilt

also k,, + k,,. auf jecler ahgeschlossenen konvexen Jlenge ein starkes ~ l i n i ~ t i u i i i ,

so ist nach Folgerung 1 (I?)* FREcHET-differenzierbar. 6ei $€ Zf(x,,). Dann hat / ? ( a ) -(.r:, -) in xo das glohale starke Minimum. Fiir die nionotone Funktion

f ( k, ) - f (k , , ) z :.c". k,, - k,,) + t ( - ko!') ,

Besitzt

z ( ~ ) = inf (/! (-cO+y) - {xo, * .q,+y)-f2(.rO) + { J $ ~ -I.,,)>

' I / i = S

gilt soinit t ( O ) = O und z(S')>O fur S>O. \\'w kijntien annehmen, tlalj f(0) = 0. Sei S derart, daf3 fur Ily I z 8 gilt Ilxo+yi\ 2 1 . Dann folgt

(1. e. d.

Folgerung. Sei X e h reeller refleziver BANAcHraum und f : x'- R eine nicht negative beschrliwkte konvpre Funktion. f ? i s t gennzi dann lokal iiiiiform knnvex, w e m (ti)* FR&cHET-differe nz ierbar id.

Bemerkung. Lokal uniform konvexe Normen wurden von LOVAGLIA [3 J eingefiihrt. I n reflexiven Raumen hesitzen diese Normen auf jeder abgeschlossenen konvexen Menge ein starkes Minimum. Nach Satz 2 ist das Quadrat einer solchen Sorm eine lokal uniform konvexe Funktion.

[l] E. ASPLUNU and R. T. ROCKAFELLAR, Gradients of convex functions. Trans. Amer. math. SOC.

[2] R. B. HOJAIEY, A course on optimization and best approximation. Led. Notes Math. 267,

141 A. It. LOVAGLIA, Locally uniform convex Banach spaces. Trans. Amer. math. SOC. 78,225 - 238

[4] B. T. POWIR, Existence theorems and convergence of minimizing sequences in extremum

[5] R. T. ROCKAFELLAR, Convex Analysis, Princeton 1970. [S] I. SINGER, Best approximation in normed linear spaces by elements of linear subspaces.

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Berlin-Heidelberg-New Pork 1972.

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Mathematisches Seminar der Universitat D-23 Kiel Olshusenst@e 40 - 60

13'