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1 | 2006 3 EURO Stat Stat e- and e- and Nationbuilding Nationbuilding Unabhängiges Magazin der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen und des Akademischen Forums für Außenpolitik

State- and - Akademisches Forum für Außenpolitik (AFA) · Ein Seminar von Vedran Dzihic am Institut für Po-litikwissenschaft der Uni Wien befasste sich u.a. mit diesen Zusammenhängen

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1 | 20063 EURO

StatState- ande- andNationbuildingNationbuilding

Unabhängiges Magazin der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen und des Akademischen Forums für Außenpolitik

GLOBAL VIEW 1/2006

Liebe Leserin!Lieber Leser!

Habe ich in den letzten Ausgaben an dieserStelle immer von unseren geplanten Vorha-

ben, das Global View am heimischen Zeitungs-markt zu etablieren, berichtet, möchte ich dies-mal die Chance ergreifen, einmal das letzte halbeJahr Revue passieren zu lassen: Es begann ei-gentlich alles mit einem Volontariat im Sommer2005, wo ich die einmalige Chance erhalten habe,im „BUERO 16“ ein wenig „Designerluft“ zuschnappen. Dabei konnte ich mir wichtige SoftSkills zur optischen Gestaltung einer Zeitung an-eignen, welche ich dann mit dem Global View indie Praxis umsetzte.

Als weiteren wichtigen Schritt in Richtung Pro-fessionalität stockten wir das Redaktionsteam aufinsgesamt fünf Mitglieder auf. Dieses sehr jungeund engagierte Team war seither stets bemüht,interessante gesellschaftspolitische Schwerpunk-te aufzugreifen und kontrovers und diskussions-fähig darzubieten. Unserem Konzept entspre-chend versuchten wir vermehrt Themen, welcheoft ausgeklammert oder engstirnig betrachtetwerden, eine gewisse Weite zu geben. Zusätzlichsollte die Zeitung aber auch unterhalten. Daherbauten wir die Rubrik „Culture“ weiter aus undkonnten mit dem Karikaturisten Josef C. Laden-hauf sogar eine eigene Cartoonseite gestalten.

Da es viele Magazine mit außenpolitischen The-men in Österreich gibt, mussten wir eine Nischefinden, in welcher sich das Global View behaup-ten konnte. Dies war in unserem Fall nichtschwer, da es im gesamten Bundesgebiet bislangkeine Zeitschrift für weltpolitische, diplomatische,wie aber auch kulturelle Themen rund um die Ver-einten Nationen gab. So versuchten wir vermehrtUN-relevante Themen in das Magazin einzuarbei-ten. Dazu bekamen wir professionelle Hilfe vonDr. Axel Wüstenhagen, welcher uns immer mitRat und Tat zur Seite stand und in dieser Ausgabeunsere neue Rubrik „UNO Aktuell“ konzipierteund verfasste. Die Tätigkeiten der Vereinten Natio-nen sollen ab nun ein integraler Bestandteil desGlobal View sein.

Die Arbeit im Redaktionsteam war für uns alleeine schöne und interessante Erfahrung, die unssehr zusammengeschweißt hat. So wie wir da-mals die Chance erhalten haben, unsere Ideenmit dem Global View zu verwirklichen, wollen wirdiese Gelegenheit nun einem anderen, jungenTeam geben. Daher wollen wir uns bei Ihnen, alstreue Leser, verabschieden und wünschen Ihneninformative Unterhaltung mit dieser Ausgabe desGlobal View!

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Redaktionsteamaa | Andreas Fischer - Ankern

bb | Stefanie Panzenböck

cc | Stefan G. Kubina

dd | Mag. Marianne Oberreiter

ee | Franz Josef GangelmayerFoto

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Autoren

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DDAANNIIEELL FFUUCCHHSS studiert Politikwissenschaft und Si-nologie an der Universität Wien und ist Generalse-kretär des Debattierclubs des Akademischen Forumfür Außenpolitik (AFA).

Dr. UULLRRIIKKEE QQUUEERRCCIIAA HHAAIIDDEERR schloss ein Doktoratder Rechtswissenschaften (Verwaltungsrecht) ander Universität Wien ab und ist derzeit an der Uni-versität G. Marconi tätig ist. Sie absolviert derzeitein Doktorat in Politikwissenschaften an der Uni-versität Catania. Ihre Rechercheschwerpunkte sinddas Recht der Minderheiten und die Demokratisie-rung in den arabischen Ländern.

GGEEOORRGG-SSEEBBAASSTTIIAANN HHOOLLZZEERR ist Student am Insti-tut für Politikwissenschaft der Universität Wien undzurzeit Praktikant an der Österreichischen Botschaftin Washington, DC.

Mag. SSIILLVVIIAA GGAANNGGEELLMMAAYYEERR studierte Publizistik-und Kommunikationswissenschaft mit der Fächer-kombination Pädagogik und Philosophie an derUniversität Wien und ist als Kindergartenpädago-gin des Landes Niederösterreich tätig.

ZZLLAATTAA KKOOVVAACCEEVVIICC studiert Publizistik- und Kom-munikationswissenschaften sowie Anglistik und Po-litik an der Universität Wien.

MMAATTTTHHIIAASS PPÁÁZZMMÁÁNNDDYY arbeitete 2004/05 14 Mo-nate als Auslandsdiener in einem Umweltprojekt inder tibetischen Exilgemeinschaft in Nordindien.Derzeit studiert er Rechts- und Wirtschaftssoziolo-gie an der Universität Wien.

Mag. SSVVEENN PPUUSSSSWWAALLDD studied political science atVienna University and Sciences Po Lyon. He livedand worked in Paris and New York City. He is current-ly involved in cultural projects as account assistantfor the Echo Medienhaus in Vienna.

Mag. GGEERRHHAARRDD TTHHAALLLLIINNGGEERR studierte Rechtswis-senschaften an den Universitäten Wien und Leidenund ist seit 2003 wissenschaftlicher Mitarbeiter amInstitut für Öffentliches Recht der Wirtschaftsuniver-sität Wien sowie Co-Organisator des Vienna Work-shop on International Constitutional Law.

SSTTEEPPHHAANN JJ.. WWAABBLL studied European Affairs at Sci-ences Po Paris (MA) and International Relations atthe London School of Economics (MSc). He current-ly works as a journalist in Vienna and Budapest.

EEMMIILLYY WWAALLTTOONN besucht die Wiener Fachhoch-schule für Journalismus mit Spezialgebiet Medien-management. Nebenbei arbeitet sie als freie Mitar-beiterin in der Nachrichtenredaktion bei ATV Plusund der Tageszeitung KURIER.

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CoverStefanie Panzenböck Gedanken

Georg-Sebastian Holzer Staatsbildung zw. Theorie und Praxis

Zlata Kovacevic Bosnien und Herzegowina

Matthias Pázmándy Democracy Building in Tibetan Exile

UNODr. Axel Wüstenhagen UNO-Aktuell

InternationalDr. Ulrike Quercia Haider Europa - ein Mosaik an Sprachen

Emily Walton Invitation to debate

Mag. (FH) Klaudia Feurle Entwicklung der Diplomatie

EducationMag. Bernhard Marckhgott European Forum Alpbach

Mag. Gerhard Thallinger Transitional Constitutionalism

Stephan J. Wabl, MA The Open Legacy

Mag. Sven Pusswald Jung, aufstrebend und jede Menge Geld?

CultureMag. Marianne Oberreiter On the Couch

Mag. Sven Pusswald Frühlingserwachen

Mag. Silvia Gangelmayer Ausstrahlen statt Vereinnahmen

LIGA - AFAAndreas Fischer-Ankern People

Daniel Fuchs Zungenfertige Redner

CartoonJosef C. Ladenhauf State Under Construction

Inhalt

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Offenlegung der Blattlinie gem. § 25 Abs. 4 Mediengesetz Herausgeber: Österreichische Liga für die Vereinten Nationen und Akademisches Forum für Außenpolitik Eigentümer und Verleger

Akademisches Forum für Außenpolitik, Hochschulliga für die Vereinten Nationen (AFA) Sitz: Johannesgasse 2/2/32, A-1010 Wien Unternehmer: unabhängiger, eingetragener Verein / Vorstand ver-treten durch Michael F. Pfeifer (Präsident) Das GLOBAL VIEW ist das unabhängige und überparteiliche Magazin der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen und des Akademischen Forumsfür Außenpolitik und versteht sich als Informations- und Diskussionsplattform zu außen- und weltpolitischen Themen. Der Inhalt stellt die Meinung der jeweiligen Autoren dar. Auch wenn im Text ausGründen der besseren Lesbarkeit weibliche Formen nicht explizit ausgeschrieben werden, beziehen sich alle personenbezogenen Formulierungen auf weibliche, wie männliche Personen.

Impressum Herausgeber: Österreichische Liga für die Vereinten Nationen und Akademisches Forum für Außenpolitik Eigentümer und Verleger: Akademisches Forum für Außenpolitik - Österreich,Hochschulliga für die Vereinten Nationen (AFA) Büro: A - 1010 Wien, Johannesgasse 2/2/32 | Tel./Fax: +43 /1/ 512 85 21 | http://www.globalview.at | [email protected] Chefredakteur: Franz JosefGangelmayer Redaktion: Andreas Fischer - Ankern, Stefan G. Kubina, Mag. Marianne Oberreiter, Stefanie Panzenböck Layout: Franz Josef Gangelmayer Druck: Friedrich VDV, Linz Lektorat:

Lena Kames Nicht gekennzeichnete Bilder: Redaktion oder Autor; Titelbild: Paul Jeffrey/ACT International

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gedanken von stefanie panzenböck

die Staatenbauer und Nationenbauer die Demokratieherbringer und Wirtschaftsliberalisierer

die Pressebefreier und Meinungsmacher wie die Religionsbegleicher und Vergangenheitsbewältiger

die Friedensliebhaber und Kriegsvertreiber und die Richtungsweiser und Gesetzdiktiererziehen Grenzen in die Zukunft

der Gescheiterten der Gefallenen der Verschwundenen und der Verdrängten und der Ungeliebten und Bitterbösen der Unfähigen und Unwilligen

der Sprachlosen der Stummgemachten und der Bevormundeten

das Andere, das Verborgene, das Neue und zu Erforschende, das Grausame,das Unzivilisierte, das Unaufgeklärte

das Leben neben ihrer glorreichen Geschichte gibt es nicht als Baumeister der Welt

als Retter des Universums und Liebhaber der Wahrheit stellen sie

Stein auf Steinrühren

Zement um Zement und sie bauen so hoch wie ihre Vergangenheit groß war und

so tief wie ihre Zukunft fallen wird auf den Grundstücken der unbekannten Gedanken der gedemütigten Anderen

die lechzen sollen nach dem großen Vorbild des Westens

Foto:PaulJeffrey/AC

TInternational

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K osovo, Bosnien, Afghanistan: In alldiesen Ländern spielen externe Ak-

teure in einer Post-Konflikt-Situation aufunterschiedliche Art und Weise eine ent-scheidende Rolle in Staat und Verwaltung.Seit Mitte der 1990er Jahre sind State-Building Prozesse und die damit einherge-henden Interventionen von Außen, Teil derinternationalen Realität. Es liegt beinahe inder Natur der Sache, dass bei solchen In-terventionen vor allem die eigenen Nati-ons- und Machtvorstellungen der Interve-nierenden - in diesem Fall der westlichenStaaten - durchgesetzt werden. Damit er-hält eine solche Intervention unweigerlichauch einen imperialen Charakter, wie Mi-chael Ignatieff im Titel seines Buches "Em-pire Light - Nation Building in Bosnia, Ko-sovo and Afghanistan" pointiert formuliert.

Gleichzeitig sind solche Unternehmun-gen eng mit den internationalen Diskur-sen, auch der Scientific Community, ver-knüpft. Dies zeigt sich anschaulich an denDiskursen zur Zulässigkeit von "Humanitä-ren Interventionen". Die Respektierungder Souveränität anderer Staaten ist einverbrieftes Recht in der UN Charta, wirdjedoch zunehmend durch die "responsibili-ty to protect" aufgeweicht, wodurch es zueiner Neudefinition von staatlicher Souve-ränität kommt. Die Bilanz der vergange-nen 15 Jahre von humanitären Interventio-nen ist jedoch enttäuschend. Oft war undist dabei ein hohes Maß an Improvisation,Inkonsistenz und mangelnder Vorberei-

Aussagekraft als die Betrachtungen "vonoben". Staatlichkeit wird hier als kein stati-sches Ziel, sondern mehr als komplexesProdukt gesehen, das von Staat und Ge-sellschaft immer wieder auf's Neue her-gestellt werden muss. Nun könnte manvielleicht meinen, dies sei ausschließlichein wissenschaftsinterner Streit über dieverschiedenen Zugänge zur Erkenntnis,den man in der Scientific Communitiy klä-ren müsste. Auf Grund der brisanten poli-tischen Implikationen wäre es jedoch eherangebracht, dass diese Fragen von einembreiteren Publikum wahrgenommen wer-den. Es macht nämlich einen entscheiden-den Unterschied, mit welchem Konzept von

Staatsbildung eine Intervention stattfindet,in welche Projekte Milliarden von Dollarfür den Staatsaufbau investiert werden.

Es geht also darum, welche Betrach-tungsweise man einnimmt um daraus Er-kenntnisse abzuleiten, die selbst wieder-um Einfluss auf die politische Konzeptual-isierung und Umsetzung von Interventio-nen haben. Weiters kann man in diesemZusammenhang auch fragen, welche Rol-le die Wissenschaft allgemein gegenüberder Praxis einnehmen sollte.

Außer Frage steht jedoch der Einflussund der damit einhergehenden Brisanzder wissenschaftlichen Erkenntnisse, ge-rade in einem so praxisnahen Bereich wiedem State-Building. Sowohl Wissenschaf-ter als auch die International Communitysollte sich dessen bewusst sein. <<

tung zu beobachten, das nicht zuletzt zueinem Scheitern der Anstrengungen führt,wie man aktuell im Irak beobachten kann.Dies ist wohl auch dadurch zu erklären,dass externes State-Building oftmals dieFolge - oder auch das Instrument - einesanderen Interventionszweckes ist und sel-ten selbst das Ziel einer Intervention.

Welche Rolle kann oder soll nun die Wis-senschaft in diesem komplexen Politikfeldeinnehmen? Bis dato geben vor allem Au-toren die Diskurslinie vor, die eine klassi-sche, staatszentrierte Auffassung vonStaatlichkeit haben (vgl. Fukuyama, Schne-ckener, Münckler). Dabei wird State-Buil-ding zuvorderst auf formaler Ebene "vonoben" betrachtet und dementsprechendwerden von diesen Autoren lange Listenvon Staatsfunktionen erstellt, deren Funk-tionieren zu einem erfolgreichen State-Building führen sollen. Diese Betrach-tungsweise ermöglicht zwar einen Rah-men, der für das Verständnis sicherlichvon Nöten ist. Aussagekraft für konkreteProblemstellungen in einem Land wie bei-spielsweise Afghanistan, bietet diese Be-trachtungsweise jedoch nur beschränkt.

Demgegenüber stehen wissenschaftli-

che Herangehensweisen, die Staatsbildung"von unten" betrachten und die spezifischeRealität eines Landes und dessen Gesell-schaft einer "dichten Betrachtung" unter-ziehen, sich also die komplexe Realität vorOrt ansehen. Aus anthropologischer Sichtabgeleitete Erkenntnisse haben mehr

Staatsbildung zwischen Theorie und Praxis

Der wissenschaftliche Diskurs über erfolgreiches State-Building gewinnt durch seinen Einfluss auf dieDurchführung von Interventionen politische Brisanz. Ein Seminar von Vedran Dzihic am Institut für Po-litikwissenschaft der Uni Wien befasste sich u.a. mit diesen Zusammenhängen. Text Georg-Sebastian Holzer

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Der Vert rag von Dayton wurdenach langer Verhandlung und v ie -len geschei ter ten Inter vent ionender Internat iona len Gemeinschaftrat i f i z ier t . A ls Fo lge davon wurdedas Land in zwei Ent i täten gete i l t :

In d ie Republ i -ka Srpska, inder mehrhei t -l ich d ie serb i -sche Bevölke-

rung lebt und in d ie Föderat ion, inder vor a l lem Musl ime und Kroa-ten wohnen. Die Kontro l le überdas Land hat der Hohe Repräsen-t ant der Internat iona len Gemein-schaft .

D er Hauptplatz in Tuz la , e inerStadt im Osten Bosniens, is t

vo l l mi t Menschen. Die Sonnescheint , d ie Straßen leben auf, esr iecht nach Kaffee und Cevapc ic i -und n ichts deutet auf d ie 70 Ju-gendl ichen h in ,d ie an demsel -ben Ort vor 12Jahren durch e i -ne Granate umsLeben gekommen s ind. Nur dasweiße Denkmal t rägt d iese In -schr i ft a ls Er innerung an dasSchreck l iche und n icht Vergesse-ne. Se i t 1995 herrscht in Bosnienund Herzegowina off i z ie l l Fr ieden.

Bosnien und HerzegowinaEine Betrachtung

In Bosnien und Herzegowina herrscht nach dem Endedes Krieges 1995 zwar off iz ie l l Fr ieden doch das Land

scheint noch weit von Stabi l i tät und Wohlstand ent-fernt zu sein. Text Zlata Kovacevic und Stefanie Panzenböck

The war in Bosnia andHercegovina ended inthe year 1995. Neverthe-less the state´s leaderstogether with the Inter-nat ional Community arenot able to reach a cer-ta in level of stabi l iy andprosperi ty for the peopleafter ten years of work.One of the major pro-blems seems to be thelack of an open discussi -on in publ ic l i fe for a l lmembers of the bosniansociety about the warand i ts consequences.

H ier llebt mman nnicht nnur uum zzu lleben.

Hier llebt mman nnicht nnur uum zzu ssterben.

Hier sst i rbt mman aauch uum zzu lleben.

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Im Moment is t d ies der deutscheBalkanexperte Chr ist ian Schwarz -Schi l l ing . Vor ihm haben unter an-derem der Österre icher WolfgangPetr i tsch und der Br i te Paddy Ash-down ihr Glück versucht : S ie a l lebewachten das po l i t ische Gesche-hen in Bosnien und hatten unein-geschränkte Rechte und Machtbe-fugnisse, um unl iebsame Pol i t ikerzu ent lassen und Gesetze zu er -zwingen.

Es scheint , dass e in neuer bos-n ischer Staat , der auf demokrat i -schen und rechtsstaat l ichen Pr in -z ip ien aufgebaut werden so l l ,durch d iktator ische Mitte l er zwun-gen wird. Die Bel iebthei t der Re-präsentanten unter den Bosniernist n icht sehr groß, vor a l lem Ash-down musste s ich mit e inem br i t i -schen Kolon ia lherren verg le ichenlassen, der s ich ke iner le i po l i t i -scher oder recht l icher Kontro l leunter zog . Schwarz -Schi l l ing ver -spr icht , es anders zu machen. Obdie Leute mit ihm zufr iedenerse in werden ist f rag l ich, aber v ie l -le icht hoffen s ie , dass er der letz -te se in wird. E inen guten Ruf undVorsätze bes i tz t er zumindest .

Diese Entschlüsse sol l te er soba ld wie mögl ich umsetzen, denndie Warteschlangen vor den euro-pä ischen Botschaften in Sara jevowerden immer länger. Vie le Bos-n ier versuchen ihr Land zu ver las -sen und suchen d ie vermeint l ichbessere Zukunft im „Westen“. Daslässt darauf h indeuten, dass d ieVersuche des State- und Nat ion-bu i ld ings schei tern. Den ökonomi-schen Fortschr i tt kann man derBevölkerung n icht beweisen, auchwenn noch so v ie le g länzendblaue Wolkenkratzer in Sara jevo ind ie Höhe sch ießen.

Dennoch (über ) lebt man in Bos-n ien und versucht , d ie Fo lgen deszerstörer ischen Kr ieges zu über -winden.

den Weg gelegt hat . E ine log ischeSchlussfo lgerung aus den zah l re i -chen Bemühungen ist d ie Ausei -nandersetzung mit den e inze lnenBevölkerungsgruppen in Bosnien.E in Her vorheben der Untersch ie-de der dre i versch iedenen ethni -schen Gruppen h indert den Auf -bau, daher so l l te v ie l mehr Wertauf d ie Gemeinsamkei ten ge legtwerden. Immerhin haben a l le d ie -se Völker mehr Ähnl ichkei ten, a lses den Anschein hat und a ls s iees se lbst zugeben würden. Umdiesen Prozess zu fördern is t d iezwischenmenschl iche Kommunika-t ion unentbehr l ich. Wenn Mos-lems, Serben und Kroaten in Bos-n ien n icht mite inander offen d is -kut ieren und d ie Vergangenhei tdes schreck l ichen Kr ieges aufar -be i ten, kann davon ausgegangenwerden, dass Bosnien wei terh ine in „gefa l lener Staat“ b le ibenwird. Die P latt form für d iese Kom-munikat ion so l l te von Nat ion- undStatebui ldern geschaffen werden,da d ie e inheimischen Parte ien we-n ig Interesse an jeg l icher ob jekt i -ver Rekonstrukt ion des Kr iegesze igen. So lange das Bi ld des Kr ie -ges in Bosnien dre i in s ich ge-sch lossene Gesichter hat , wi rdder Staatsaufbau wei terh in e inGlücksspie l b le iben. Armut, Unzu-f r iedenhei t und unerfü l l te Hoff -nungen werden somit auch künf -t ig das Al l t agsbi ld von Bosnienprägen.

In den Kaffeehäusern und denStraßen von Sara jevo is t von d ie -ser t rüben St immung ke ine Spurzu f inden. Die Cafés s ind vo l l mi tMusik , Lachen, Geschre i - mi t Le-ben. Hier vergeht d ie Ze i t lang-sam. Dr innen wird den Al l t agspro-b lemen f re ien Lauf ge lassen undheft ig d iskut ier t , geschimpft undgelacht . Die Süße des Kaffeeslenkt von den b i tteren Lebensum-ständen ab. Das Sterben für dasLeben hat h ier e in Ende. <<

Doch d ie Auss ichten auf e inenfesten Job s ind sch lecht , das E in -kommen unregelmäßig und d iePensionen zu n iedr ig . Korrupt ion,der Schwarzmarkt und Bez iehun-gen zu hochrangigen Personenscheinen der e inz ige Ausweg zusein. Bosnien is t aber n icht nurvon wir tschaft l ichen Problemengekennzeichnet . Die po l i t ischeund mora l ische Aufarbe i tung dervergangenen Gräuel t aten wirdvon den, nach wie vor gewähl ten,nat iona l is t ischen Parte ien b lo -ck ier t . D ie Menschen scheinenunter s ich zu b le iben. Kann nurder andere schuld se in amschlechten Leben und an denschreck l ichen Er innerungen?

Nation- und Statebui lder bauenin Bosnien an der Zukunft : an derf re ien Marktwir tschaft , der Demo-krat ie , der offenen Gesel lschaft ,an der Annäherung an d ie Europä i -sche Union und an der Aus l iefe-rung der Kr iegsverbrecher. FürBosnien. Über Bosnien h inweg .Das Böse muss weg und v ie l le ichts ind e in ige Bosnier er f reut überd ie kompromiss losen Entschei -dungen der Internat iona ls . Vie l -le icht wol len andere d ie Vergan-genhei t aber n icht nur in e ineandere Ecke ste l len, sondern hof -fen, e ine P latt form zu bekommen,d ie e ine Diskuss ion in der Öffent -l ichkei t mit a l len Parte ien, Nicht -reg ierungsorganisat ionen und Be-vö lkerungsgruppen zu lässt . Nat -ion- und Statebui lder können Mo-deratoren se in und den wicht igs-ten ihrer Bauste ine her vorholen:Die menschl iche Kommunikat ion.

Die letzten Jahre haben ge-ze igt , dass so gut wie a l le Versu-che, um aus Bosnien e inen f lor ie -renden und demokrat ischen Staatzu machen, geschei ter t s ind. Aberd ie letzten Jahre haben auch ge-ze igt , dass vor a l lem das ethn i -sche Pr inz ip v ie le Sto lperste ine in

modern reforms of his predecessor, theThirteenth Dalai Lama, he started a refor-ming commission as one of his first actsin office in 1950. But before the changescould take place the Chinese People's Li-berations Army invaded Tibet. In autumnof 1951 they reached the capital Lhasa, in-stalled Chinese generals as temporary ru-lers and put an end to the reform policy ofthe Dalai Lama. It is a historical tragedythat the invasion came just at the momentwhen a change was about to happen inthe country. One could call it irony thatthese changes were blocked by a powerthat came under the pretext of socialchange.

After years of negotiations with the Chi-nese the situation deteriorated and in1959 the Dalai Lama feared kidnappingand therefore fled to India. With the me-mory of colonial rule in India still fresh inmind, the then Prime Minister JawaharlalNehru, happily gave the Dalai Lama and

Since more than forty years one ofthe most interesting and astonishing

democracy projects, although little noticedby the international media, has been hap-pening in Tibetan exile in Northern India. In1959 after the Chinese occupation, thoseTibetans who fled Tibet started to reformtheir old political system of theocracy andsuccessfully changed it into a modern de-mocratically political system. Maybe themost remarkable role was the one TenzinGyatso, the Fourteenth Dalai Lama playedin this transition. He realized the advan-tages of democracy and started to intro-duce reforms, which meant that he conti-nuously gave away his power and reducedhis own privileges: " ... in my exile, I havebeen carrying out those reforms to theirlogical conclusion, with the help of ex-perts on constitutional law, by drafting anew liberal and democratic constitutionfor Tibet … " The ideas for democraticchanges had already arisen earlier in themind of the Dalai Lama. Continuing the

Democracy Building in Tibetan Exile

About the creation of democratic structures in the Tibetan politicalsystem in exile Text Matthias Pázmándy

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Nach der Flucht in das indi-sche Exil setzten die Tibeterunter der Führung des DalaiLama die Reform ihres politi-schen Systems fort und schu-fen im Exil eine Demokratie.Der Übergang von einer Theo-kratie in ein funktionierendesdemokratisches System warvon der ungewöhnlichen Tat-sache geprägt, dass die trei-bende Kraft hinter den Verän-derungen der Dalai Lamaselbst war, der die meistenPrivilegien abgeben musste.Das tibetische Modell steht fürdie gelungene Kombinationeines gewaltfreien Freiheits-kampfes und dem Aufbau de-mokratischer Strukturen.

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some 80.000 refugees asylum. Shortly af-ter their arrival, the Dalai Lama started topromote democratic changes and motivat-ed his compatriots to elect a parliament.The first Assembly of the Tibetan People'sDeputies was elected in 1960.

Since then the legislative body hasconsisted mainly of three proportionalgroups of members from the provinces ofTibet. Today the assembly consists of 46members. U-Tsang, Kham and Amdo, thethree traditional provinces of Tibet, electten members each, while the four schoolsof Tibetan Buddhism and the traditionalBon faith elect two members each. Threedeputies are elected by Tibetans in thewest: two from Europe and one fromNorth America. Additionally, the Dalai La-ma nominates three outstanding mem-bers of the Tibetan society to the Assem-bly. The proportionate representation interms of religion and geographic origin re-flect Tibetans' strong identification withtheir religion and the importance they ac-cord to regional balance. The Assemblyhas broad legislative and budgetarypowers. It communicates with its consti-tuents through Local Assemblies in over

lons (ministers)." Furthermore he promo-ted more women's participation and a en-largement of the Assembly. Since 2001the Prime Minister, the Kalon Tripa iselected in a direct vote.

The Central Tibetan Administration'stasks are "promoting education among theexile population, building a firm culture ofdemocracy, and paving the way for self-re-liance". The other big task is the negotiati-ons with the Chinese leaders and interna-tional lobbying for a solution for theTibetan cause. The current policy is guidedby the Five Points Peace Plan the Dalai La-ma represented the first time at the U.S.Congressional Human Right's Caucus1987 and repeated it in Strasbourg at theEuropean Parliament. Its core is the so cal-led middle-way approach whereby Tibetremains within the People's Republic ofChina enjoying a high degree of self-ruleor autonomy.

Continuous visits by parliamentariansupport groups from North America,Europe and Australia underline the moralsupport and acknowledgement which theproject is given. In 1991 the USA evenstated in the Foreign Relations Authorisa-tion Act that "Tibet's true representativesare the Dalai Lama and the Tibetan Go-vernment in exile as recognised by the Ti-betan people". More official support hasnot been provided so far, since no countrywants to put the rising power China in abad mood.

The fascination of the development ofthe Tibetan democracy is best describedwith the words of Eva Herzer of the TibetJustice Center based in Berkeley, Califor-nia at the Congressional Human RightsCaucus Briefing on Tibet in WashingtonDC in 2001: "The Tibetan government-in-exile is a unique model of how a freedommovement and the development of a par-ticipatory democracy can go hand in hand.Combined with the Tibetans' commitmentto a path of non-violence, their freedomstruggle could clearly be a model forpeoples around the world for how toachieve self-governance in conformitywith internationally accepted norms." <<

50 Tibetan settlements, disbursed throug-hout India and Nepal. In 1963 a first draftconstitution was written in exile, whichacted as a guideline for politics in exile.From then on political culture and conscio-usness has been growing in exile. A judi-ciary system developed and the executivebody of the newly founded Central TibetanAdministration was formed so that the po-litical system consisted of the classical se-paration of judiciary, legislative and execu-tive. Still, the Dalai Lama had the authorityto announce the members of the Kashag,

the executive body. The people where not really ready to

fully accept and adopt their new politicalfreedom although the Dalai Lama still hadthe authority to announce the members ofthe Kashag, the executive body, and someother rights. The Dalai Lama is the ultima-te authority for the Tibetans based on theirreligious belief. He represents the imper-sonation of Avalokitesvara, the Buddha ofcompassion and the patron deity of Tibet.Tibetans have utmost faith in his guidanceand did not want to see his role lessened.Therefore the peculiar situation occurredthat "many Tibetans in exile perceive de-mocracy as a `gift´ bestowed by the DalaiLama on his subjects". In public speecheshe regularly scolds the Tibetans for not ful-ly committing to democracy.

However, a young, modern educated ge-neration is promoting the idea of demo-cracy among the members of the exilecommunity. As the flagship of these deve-lopments the Tibetan Center for HumanRights and Democracy evolved. The cen-tre organizes workshops with internationalNGOs to educate the exile community indemocracy. But even among this new ge-neration the Dalai Lama is considered asthe moral authority of the society.

In 1990, the Dalai Lama announcedthat he was renouncing the ultimate aut-hority of his position to approve the mem-bers of the Assembly and to supervise itsfunctions. "From now on," he declared,"the people's decision will be final. I feelthat the Dalai Lama should have no rolehere. The future assembly will be entrus-ted with the power of appointing the Ka-

UNO AKTUELL Jänner - Februar 2006

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UNO-GV begeht 60. GeburtstagAm 10. Jänner gedachte die Generalver-sammlung der UN ihrer ersten Sitzung vor60 Jahren in London. Generalversamm-lungspräsident Jan Eliasson würdigte dieErrungenschaften der Versammlung, dievon der Allgemeine Erklärung der Men-schenrechte 1948 bis zu den Millenniums-Entwicklungszielen 2000 reichten. DieFörderung von Entwicklung, Demokratieund Menschenrechten, der Schutz derUmwelt und die Aufrechterhaltung vonFrieden und Sicherheit zählten dabei zu ih-ren vornehmsten Aufgaben. Heute stehedie Versammlung vor alten und neuen Ge-fahren und Herausforderungen, wie Terro-rismus, Beseitigung der Armut, Krankhei-ten, Menschenrechte, humanitäre Hilfe,Nichtweiterverbreitung und Abrüstung. Ei-nes aber sei gleich geblieben, betonte Eli-asson: Die Generalversammlung sei nochimmer das einzige universale, zwischen-staatliche Gremium. Erst im vergangenenDezember hätten die Staats- und Regie-rungschefs aus aller Welt die zentrale Rol-le der Versammlung als wichtigstes Bera-tungs-, Beschlussfassungs- und Repräs-entationsorgan der UN bekräftigt.

Kompromissvorschlag für neues UNO-MenschenrechtsgremiumMit einem wichtigen Schritt zur wesentlichen Verbesserung des Menschenrechtsschut-zes in aller Welt hat Generalversammlungspräsident Jan Eliasson am 22. Februar dasKonzept für einen neuen Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen vorgelegt. Der Ratwird einen höheren Rang im System der Vereinten Nationen einnehmen und für seineTätigkeit stärker zur Rechenschaft gezogen werden können, als die viel kritisierte derzei-tige UNO-Menschenrechtskommission. Während positive Errungenschaften der Kom-mission durchaus beibehalten werden sollen, geht der Menschenrechtsrat aber auchgänzlich neue Wege. So können die von der Generalversammlung gewählten Mitgliederdes neuen Rates von ihrer Funktion suspendiert werden, falls sie sich selbst schwereMenschenrechtsverletzungen zu Schulden kommen lassen. Während die Menschen-rechtskommission nur einmal im Jahr zu einer sechswöchigen Tagung zusammentritt,wird der Rat in Permanenz tagen und regelmäßig alle Staaten mit Blick auf ihre Men-schenrechtsstandards und deren Einhaltung prüfen. Mit einem einleitenden Absatz überdie Notwendigkeit des Dialoges und der Verständigung zwischen den Zivilisationen, Kul-turen und Religionen nimmt der jetzt vorliegende Text auch Bezug auf die aktuellen Ge-waltausbrüche im Zusammenhang mit den Karikaturen des Propheten Mohammed.

Generalsekretär Kofi Annan, der die Bildung eines Menschenrechtsrates in seinemGrundsatzdokument für den Weltgipfel 2005 vorgeschlagen hatte, wies darauf hin, dassder neue Rat jederzeit in der Lage sein werde, die Alarmglocken zu läuten und akuteMenschenrechtsverletzungen aufzugreifen. Wichtige Errungenschaften der Kommissi-on, wie die Einsetzung unabhängiger Berichterstatter zu einzelnen Menschenrechtsfra-gen oder die Einbindung der nichtstaatlichen Organisationen würden beibehalten. An-nan rief die Mitgliedstaaten dringend auf, die Vorlage anzunehmen. Dies könne aber nurder erste Schritt in einem längeren Prozess des Wandels und der Erneuerung sein, denndie Wirksamkeit des neuen Rates werde nicht von technischen Verbesserungen abhän-gen, sondern von dem aufrichtigen Willen der Mitgliedstaaten, die Dinge besser zu ma-chen, betonte der Generalsekretär.

Internationales Jahr der Wüsten und der Wüstenbildung Mit dem Internationalen Jahr der Wüsten und der Wüstenbildung 2006 wollen die UN auf das Vordringen der Wüstengebiete, auf dienotwenige Erhaltung der Artenvielfalt in den Trockengebieten, die sich über ein Drittel der Erdoberfläche erstrecken, und auf den Schutzvon Wissen und Traditionen der 2 Milliarden Menschen, die von diesem Phänomen betroffen sind, aufmerksam machen. Federführendfür dieses Jahr ist das Sekretariat der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) mit Sitz in Bonn. Dürren und Wüs-tenbildung verursachen Verluste in der landwirtschaftlichen Produktion von jährlich mehr als 40 Milliarden US-Dollar, beeinträchtigendie Ernährungssicherheit, verursachen Hungersnöte und Armut und führen zu sozialen, wirtschaftlichen und politischen Spannungen,die Konflikte hervorrufen und zur Verarmung und Bodenerosion beitragen können, erklärte UNCCD-Exekutivsekr. Hama Arba Diallo.

von Dr. Axel Wüstenhagen

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Demonstrationen in Côte d'IvoireMitte Jänner kam es in Abidjan vor den Büros der Vereinten Nationen zu gewaltsamenAusschreitungen. Hunderte Mitarbeiter der Vereinten Nationen wurden nach Gambiaund in den Senegal evakuiert, nachdem Einrichtungen humanitärer Hilfsorganisationenund der UNO-Friedenstruppen in mehreren Teilen des Landes belagert, geplündert undin Brand gesteckt wurden. Verantwortlich für die Ausschreitungen war die Jugendorga-nisation der "Jungen Patrioten", die Präsident Laurent Gbagbo unterstützt. Am 24. Jänner verlängerte der Sicherheitsrat das Einsatzmandat der Friedenssiche-rungsoperation der Vereinten Nationen (UNOCI) bis 15. Dezember. Generalsekretär An-nan hatte eine Aufstockung der mehr als 7.000 Mann starken Truppe um weitere 3.000Mann empfohlen, um die Entwaffnung und Demobilisierung der Kombattanten und diefür Oktober geplanten Wahlen zu unterstützen. UNOCI war im Mai 2003 eingesetztworden, um den Bürgerkriegsparteien des Landes bei der Umsetzung eines im Jänner2003 unterzeichneten Friedensabkommens zu helfen. Während der Süden des Landesvon der Regierung Gbagbos kontrolliert wird, ist der Norden noch immer fest in den Hän-den der Rebellen, seit ein Staatsstreich gegen Gbagbo im September 2002 fehlgeschla-gen war. Nach neuerlichen Unruhen erinnerte Generalsekretär Annan die Regierung desLandes an ihre Verpflichtung zum Schutz des UNO-Personals. Gleichzeitig warnte er dieRegierung, dass die UNO-Truppe, nötigenfalls mit Hilfe der französischen Licorne-Einhei-ten, alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen werde, um UNO-Personal und Sachwerte,sowie unmittelbar gefährdete Bevölkerungsgruppen in ihrem Einsatzgebiet zu schützen.Gewalttaten würden von der internationalen Staatengemeinschaft nicht toleriert. Gegendrei Anführer der Anschläge gegen Einrichtungen der Vereinten Nationen verhängte derSicherheitsrat am 7. Februar Sanktionen und ein 12-monatiges Reiseverbot.

UNO-Truppe nach Darfur Kofi Annan forderte den Sicherheitsrat am 25. Jänner auf, sich mit Nachdruck für die Ent-sendung einer Friedenssicherungstruppe zur Beendigung des menschlichen Leides inder Region Darfur im Sudan auszusprechen. Er räumte aber gleichzeitig ein, dass nur ei-ne politische Vereinbarung zwischen den Rebellen und der Regierung langfristig Stabili-tät in der Region bringen und den zwei Millionen betroffenen Menschen ermöglichenkönne, in ihre Heimatdörfer zurückzukehren. In einem persönlichen Kommentar in derWashington Post schrieb Annan, er sei bei seinem Besuch in Darfur im vergangenen Mainoch voller Hoffnungen gewesen, aber heute sei er sehr pessimistisch, wenn es nichtgelänge, in den nächsten Wochen entscheidende internationale Anstrengungen zu un-ternehmen. 2 Mio. Menschen hätten ihre Heimatdörfer verlassen müssen und 3 Mio. -die halbe Bevölkerung Darfurs - sei jetzt hinsichtlich ihrer Ernährung und anderer Grund-bedürfnisse auf Hilfe angewiesen. Die Friedensgespräche seien weit von einem Ab-schluss entfernt und viele Teile der Region seien für die Helfer schon zu gefährlich ge-worden. Außerdem drohten die Kämpfe, in den benachbarten Tschad überzugreifen.Annan erinnerte daran, dass die UNO-Mitgliedstaaten im vergangenen Jahr einhellig dieVerantwortung dafür übernommen hätten, "Bevölkerungen vor Völkermord, ethnischenSäuberungen, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu schützen".

Zentralafrikanische Republik Die Sicherheitslage in der Zentralafrikani-schen Republik, die im Wiederaufbau nacheinem Bürgerkrieg begriffen ist, sei wei-terhin labil und erfordere anhaltende inter-nationale Unterstützung zur Festigung derStabilität, betonte Generalsekretär AnnanAnfang Jänner in einem Bericht an den Si-cherheitsrat. Die Lage der Menschenrech-te sei insgesamt zwar etwas besser, aberes gebe noch immer flagrante Menschen-rechtsverletzungen. Annan hat das Man-dat des UNO-Büros zur Unterstützung derFriedensbildung in der Zentralafrikani-schen Republik erst im Vormonat aufWunsch der Regierung bis Ende 2006 ver-längert. Die Staatengemeinschaft müsseweiter in dem Land engagiert bleiben, be-tont Annan. Bewaffnete Banden seien fürmassive Vertreibungen von Bevölkerungs-gruppen verantwortlich, die in den Tschadoder nach Kamerun fliehen. Auch die Krisein Dafur im benachbarten Sudan machedie Sicherheitslage nicht eben leichter.

Spannungen zw. Äthiopien und EritreaAnfang Jänner 2006 hat sich die Lage zwi-schen Äthiopien und Eritrea gefährlich ver-schärft. In einem Bericht an den Sicher-heitsrat hält Kofi Annan auch den Abzugder UNO-Mission (UNMEE) für möglich,die für die Aufrechterhaltung des Waffen-stillstandes zwischen den beiden Ländernsorgen soll. Der Sicherheitsrat forderte diebeiden Länder am 24. Februar auf, sich mitder Grenzkommission zusammenzuset-zen und deren Entscheidungen zu befol-gen. Der Rat verlangte von beiden Seiten,der UNO-Mission zu gestatten, ihren Auf-gaben in Äthiopien und Eritrea ohne wei-tere Behinderungen nachzukommen.Äthiopien und Eritrea hatten zwischen1998 und 2000 einen Grenzkrieg geführt.

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Gemeinsame EU-Asylpolitik In einer Rede vor dem Europäischen Parla-ment Mitte Februar begrüßte UNO-Hoch-kommissar für die Flüchtlinge, AntonioGuterres, zwar die Bemühungen Europasum eine gemeinsame Asylpolitik, warnteaber gleichzeitig davor, dass diese nicht zueiner Herabsetzung international gelten-der Asyl-Standards für Millionen Flüchtlin-ge führen dürfe. Guterres dankte für dieUnterstützung der Europäischen Union fürsein Hilfswerk beim Ausbau von Schutz-und Hilfseinrichtungen für Flüchtlinge inDrittländern. Dies dürfe aber nicht auf Kos-ten der eigenen Verantwortung Europaszur Asylgewährung gehen, sagte der frü-here portugiesische Ministerpräsident,der in den frühen 80-er Jahren der Parla-mentarischen Versammlung des Europara-tes angehört hatte. "Europa ist ein Asyl-kontinent und muss es bleiben."

Drogenbekämpfungschef in KabulDer Exekutivdirektor des Wiener UNO-Bü-ros für Drogen- und Verbrechensbekämp-fung, (UNODC), Antonio Maria Costa, trafEnde Jänner in Kabul mit dem afghani-schen Präsidenten Hamid Karzai und an-deren Regierungsstellen zusammen. Da-bei wurden Trends und potenzielle Risikendes Drogenanbaus im laufenden Jahr unddie Fortschritte im Strafrechtssystem erör-tert. Vor allem aber ging es um die Umset-zung des Ende Jänner in London be-schlossenen Paktes zwischen Afghanistanund der internationalen Gemeinschaft.Costa verwies in seinem Gespräch mitPräsident Karzai auf die positiven Auswir-kungen einer energischen Drogenkontroll-politik auf den Anbau von Drogenpflanzen,der im vergangenen Jahr um ein Fünftelzurückgegangen sei. Dieser Erfolg könneaber wieder verloren gehen, wenn dieenergischen Kontrollen nicht beibehaltenwürden, warnte Costa.

IAEO informiert Sicherheitsrat über IranAm 4. Februar hat der Gouverneursrat der Internationalen Atomenergie-Organisation inWien IAEO-Generaldirektor ElBaradei aufgefordert, den Sicherheitsrat über das Verhal-ten des Iran in der Frage der Uran-Anreicherung zu informieren. Die Sondersitzung warauf Antrag Frankreichs, Deutschlands und des Vereinigten Königreiches einberufen wor-den, nachdem Teheran die Prüfsiegel der IAEO in Anlagen zur Herstellung von angerei-chertem Uran aufgebrochen hatte. Iran vertritt die Ansicht, dass die Uran-Anreicherungfür die friedliche Nutzung der Atomenergie notwendig und das Land dazu berechtigt sei.Die drei EU-Staaten, die seit langer Zeit Verhandlungen mit dem Iran in dieser Frage füh-ren, sehen in dem Vorgehen eine Verletzung des Atomsperrvertrages und befürchten,dass das angereicherte Uran zur Herstellung von Nuklearwaffen verwendet werdenkönnte. Die Resolution des IAEO-Gouverneursrates sieht aber noch eine letzte Frist fürVerhandlungen vor, denn der Sicherheitsrat soll nach Wunsch der Atombehörde erstnach Vorlage eines weiteren Berichtes von ElBaradei Anfang März tätig werden. Gene-ralsekretär Annan forderte alle Seiten zur Mäßigung und zur Fortsetzung der Gesprächeüber die Streitfrage auf. Noch sei es Zeit, für weitere Verhandlungen.

Hilfe für palästinensische Regierung hängt von Einhaltung von Bedingungen abDie künftige Hilfe für die palästinensische Regierung werde von der Einhaltung einer Rei-he von Bedingungen abhängen, darunter von der Anerkennung Israels und der Verpflich-tung zur Einstellung der Gewalt, sagte Generalsekretär Kofi Annan am 30. Jänner in Lon-don nach einem Treffen des diplomatischen Quartetts (Vereinte Nationen, EuropäischeUnion, Russische Föderation und Vereinigte Staaten). Das Quartett rief den neugewähl-ten Palästinensischen Gesetzgebenden Rat auf, eine Regierung zu bilden, die sich zumGewaltverzicht, zur Anerkennung Israels, zur Einhaltung aller bisher eingegangenen Ver-pflichtungen sowie zur Rechtsstaatlichkeit, zu Reformen und zu einer soliden Finanzpo-litik bekenne. Die Palästinensische Behörde wurde aufgefordert, für Sicherheit und Ord-nung zu sorgen, Terroranschläge zu verhindern und die Infrastruktur des Terrors zuzerschlagen. Am 26. Jänner hatte das diplomatische Nahost-Quartett dem palästinensi-schen Volk zur Abhaltung der freien Wahlen gratuliert, bekräftigte dabei aber den Stand-punkt, dass bewaffnete Aktivitäten im krassen Widerspruch zum Aufbau eines demokra-tischen Staaten stünden. Eine Zwei-Staaten-Lösung erfordere, dass alle Teilnehmer amdemokratischen Prozess auf Gewalt und Terror verzichten, Israels Existenzrecht akzep-tierten und die Waffen niederlegten, wie in der Wegskizze zum Frieden vorgesehen.

Liberianer kehren zurückNach Angaben der UNO-Mission in Liberia (UNMIL) werden bis Ende Februar mehr als300.000 binnenvertriebene Liberianer wieder in ihre Dörfer zurückgekehrt sein. Nachfast 15 Jahren eines brutalen Bürgerkrieges konnte der westafrikanische Staat weitge-hend stabilisiert werden. Verschiedene Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen ha-ben die Vertriebenen mit Lebensmittel, Bargeld und Schutz versorgt. In den kommendenMonaten sollen auch die letzten 14.000 Vertriebenen in ihre Heimatdörfer zurückkehrenkönnen.

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Erste Gesprächsrunde der Kosovo-Parteien in WienDie erste Runde der direkten Verhandlungen zwischen Delegationen der albanischenMehrheit in Kosovo und Serbiens über den künftigen Status der serbischen Provinz, dieam 22. Februar in Wien zu Ende ging, hat erste Einigungen in Fragen der Dezentralisie-rung von Dienstleistungen erbracht. Das seien zwar keine weltbewegenden politischenFragen, aber für die betroffenen Menschen sehr wichtig, betonte der stellvertretendeSonderbeauftragte des Generalsekretärs, Albert Rohan. Erörtert wurden Gemeindean-gelegenheiten wie Gesundheitsfürsorge, Schulunterricht, kulturelle Fragen, sozialeWohlfahrt, Polizei und Justizwesen. Die Kernfragen des künftigen Status von Kosovowurden bei den Wiener Verhandlungen noch nicht berührt. Während die albanische Sei-te auf volle Unabhängigkeit des zur Zeit noch von den Vereinten Nationen verwaltetenGebietes drängt, wird diese von Serbien kategorisch abgelehnt, die bestenfalls an einenAutonomiestatus denkt. Im Jänner hatte Generalsekretär Annan die Kosovaren aufgefor-dert, sich mehr um die Regierungsreform und andere wesentliche Fragen der Provinz zukümmern. Die Fortschritte in diesen Fragen seien im vergangenen halben Jahr Besorg-nis erregend langsam verlaufen. Die Parteien wollen am 17. März zu einer weiteren Ver-handlungsrunde in Wien zusammentreffen.

Entwicklungspakt für AfghanistanDer Sicherheitsrat hat am 15. Februar dieGrundlage der künftigen Partnerschaftzwischen der Regierung Afghanistans undder internationalen Staatengemeinschaftgebilligt. Der 5-Jahres-Pakt sieht die nach-haltige Unterstützung Afghanistans beider Konsolidierung demokratischer Ein-richtungen, der Eindämmung der Unsi-cherheit, der Kontrolle des illegalen Dro-genhandels, der Ankurbelung derWirtschaft, der Rechtsdurchsetzung, demAufbau von Grundversorgungseinrichtun-gen für die afghanische Bevölkerung unddem Schutz der Menschenrechte vor. DerPakt war am 31. Jänner auf einer Konfe-renz in London beschlossen worden. Seit-her wurden weitreichende Hilfsangeboteund Beitragszusagen an den NationalenEntwicklungsfonds Afghanistans in Höhevon 10,5 Milliarden US-Dollar abgegeben. Tags darauf hat Generalsekretär Kofi An-nan die jüngsten Anschläge in Kandaharauf Mitarbeiter der Vereinten Nationenverurteilt, bei denen zahlreiche Personen,darunter der Leiter eines kanadischenWiederaufbauteams, ums Leben kamen.

UNO setzt Untersuchung fortGeneralsekretär Kofi Annan hat den ehe-maligen belgischen Staatsanwalt SergeBrammertz mit der Fortsetzung der Unter-suchung der Ermordung des libanesi-schen Ministerpräsidenten Rafik Hariri be-traut, der im vergangenen Februar beieinem Bombenanschlag ums Leben ge-kommen war. Brammertz setzt die Arbeitdes bisherigen Leiters der UnabhängigenUntersuchungskommission (UNIIIC), Det-lev Mehlis (Deutschland), fort. Die Kom-mission hatte neue Beweise dafür gefun-den, dass Syrien in die Ermordung deslibanesischen Regierungschefs verwickeltsein könnte. Am 23. Jänner forderte der Sicherheitsratdie libanesische Regierung auf, weitereAnstrengungen zu unternehmen, um ihrStaatsgebiet zu kontrollieren und verschie-dene Milizverbände aufzulösen. Syrienwurde aufgerufen, bei diesen Bemühun-gen zusammenzuarbeiten und das weite-re Eindringen bewaffneter Milizen in denLibanon zu unterbinden.

Menschenrechtsexperten fordern Schließung des Anhaltelager Guantanamo BayFünf unabhängige Menschenrechtsexperten - darunter auch der Österreicher ManfredNowak, UNO-Sonderberichterstatter über Fragen der Folter, die im Auftrag der UNO-Menschenrechtskommission die Lage im Anhaltelager Guantanamo Bay untersucht hat-ten, haben die Vereinigten Staaten Mitte Februar aufgefordert, das Lager zu schließenund die Häftlinge entweder vor Gericht zu stellen oder unverzüglich frei zu lassen. Ver-dächtige Terroristen sollen im Einklang mit den Bestimmungen des Völkerrechts inhaf-tiert werden, betonten die Experten. Mit größter Sorge wurden Versuche der USA fest-gestellt, den Begriff der Folter im Zuge des Kampfes gegen den Terrorismus neu zudefinieren. Die vom Verteidigungsministerium gebilligten Verhörmethoden stellten eine(in der Konvention gegen Folter verbotene) menschliche Erniedrigung dar. Die Expertenbedauerten, dass ihnen kein freier Zugang zu den Häftlingen in Guantanamo gewährtwurde.

Politische Fortschritte in der Demokratischen Republik KongoIn einem Bericht an den Sicherheitsrat hat Generalsekretär Annan Anfang Jänner 2006die politischen Fortschritte in der Demokratischen Republik Kongo begrüßt und dabei vorallem auf das im Großen und Ganzen ruhig verlaufende Verfassungsreferendum im De-zember 2005 verwiesen. Die Übergangsregierung habe auch begrüßenswerte Anstren-gungen zur Entwaffnung ausländischer Truppen unternommen und sei dabei von derFriedenssicherungsmission der Vereinten Nationen (MONUC) unterstützt worden. Der Armee fehlten jedoch die erforderlichen Mittel, um diese Entwaffnung vollständigdurchzuführen. Neben der Regierung in Kinshasa haben auch Burundi, Ruanda undUganda Besorgnis über die weitere Präsenz von Kämpfern aus Ruanda und Uganda aufdem kongolesischen Staatsgebiet geäußert und die UN um entsprechende Maßnahmenersucht. Eine robuste Friedensmission zur gewaltsamen Durchsetzung der Entwaffnungmüsse aber sehr sorgfältig überlegt werden und sei für ihn nur im Rahmen einer umfas-senden Strategie möglich, erklärte Annan. Zunächst sollte die Übergangsregierung beider Versorgung ihrer Truppen unterstützt werden. Der nationale Abrüstungs-, Demobili-sierungs- und Wiedereingliederungsprozess stehe weiter vor Schwierigkeiten. Zahlungs-verzögerungen bei der Auszahlung von Demobilisierungsprämien hätten zu schwererUnzufriedenheit unter den ehemaligen Kämpfern geführt. Auch deren Wiedereingliede-rung in die Gesellschaft gehe nur sehr zögerlich voran, warnte Annan.

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Europa - ein Mosaik an Sprachen

Sprache ist unmittelbar mit der Kultur verbunden. Aus diesem Grunde ist es auch verständlich, warum nun auch Minderheitensprachen für die EuropäischeIntegration von besonderem Stellenwert sind. Text Dr. Ulrike Quercia Haider

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Foto:PaulJeffrey/AC

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Der Begriff der sprachlichen, kulturellenund nationalen Minderheiten ist ein jun-ges Konzept, das erst im Zuge der Franzö-sischen Revolution entstand, in Folge de-rer sich die Idee des Nationalstaates inÜbereinstimmung von Staat und Nationauf dem europäischen Kontinent verbrei-tete. Die ersten Formen eines völkerrecht-lichen Schutzes für Minderheiten tratenbereits ab dem 16. Jahrhundert in der Zeitder Religionskriege und der Reformationauf (vgl. etwa den Augsburger Religions-frieden von 1555, das Edikt von Nantesvon 1558 oder den Westfälischen Friedenvon 1648). Von nationalen oder sprachli-chen Minderheiten spricht man zum ers-ten Mal während des Wiener Kongressesvon 1815, als die Polen, die Untertanenvon Österreich, Russland und Preußenwerden, als schützenswerte Minderheitanerkannt werden. Während des 19. Jahr-hunderts ersetzte die Idee der Nation, ver-standen als eine Gemeinschaft von Men-schen, die eine gemeinsame Sprache,Kultur, Geschichte, Ethnie und/oder Religi-on verbindet, alle anderen Elemente alsGrundlage für die Staatenbildung und wirdmit dem Ziel der Volkssouveränität verbun-den. Es setzte sich eine perfekte Überein-stimmung von Staat und Nation durch.

Dadurch trat das Problem von Personen-gruppen in Erscheinung, welche alsStaatsbürger einem Staat angehören, oh-ne dabei jedoch dessen vorherrschendeNationalität zu teilen, sondern sich viel-mehr durch andere ethnische, kulturelle,sprachliche und/oder religiöse Elementecharakterisieren. Das Konzept der Min-derheiten ist daher eng mit dem Konzeptder Nation verknüpft.

Im 19. Jahrhundert entstanden die ers-ten völkerrechtlichen Verträge und Verfas-sungsbestimmungen hinsichtlich des Re-chtsschutzes von sprachlichen und kultu-rellen Minderheiten (z.B. Art.19 des Staats-

grundgesetzes über allgemeine Rechteder Staatsbürger in Österreich vom 21.Dezember 1867, art. 23 der BelgischenVerfassung vom 7. Februar 1831 und art.116 der Schweizer Verfassung vom 29.Mai 1874). Der Höhepunkt der Thematikum den völkerrechtlichen Schutz von na-

Seit den letzten beiden Jahrzehntenerwachen regionale und lokale Identi-

täten immer stärker, und das in einer Epo-che, die gleichzeitig von Phänomenen wieeuropäischer Integration und Globalisie-rung gekennzeichnet ist. Minderheiten-sprachen und lokale Identitäten erlangenauch in rechtspolitischer Hinsicht neue Be-deutung. Man denke hier etwa an das imJahre 1999 in Italien verabschiedete Rah-mengesetz Nr. 492 zum Schutz histori-scher Minderheitensprachen. Dieses siehtfür 12 Sprachen besondere Instrumentewie den Gebrauch der Minderheitenspra-che in der Schule und auf öffentlichen Äm-tern etc. vor und ist zur Zeit in der erstenPhase der Umsetzung.

Auch in Österreich steht das Themader Minderheitenrechte erneut im Zen-trum des öffentlichen Interesses: ausge-löst durch das sog. Ortstafelerkenntnisdes Verfassungsgerichtshofs vom Dezem-ber 2001 und dem nachfolgenden Er-kenntnis vom Dezember 2005 stellt sichnach 30 Jahren politischen Friedens neu-erlich die Frage nach der politischen Stel-lung der slowenischen Minderheit in Kärn-ten im Hinblick auf zweisprachige Ortsbe-zeichnungen. In Spanien sorgt das neueSpezialstatut für die autonome Region Ka-talonien, in welchem die historischenRechte der Region um Barcelona als Nati-on festgestellt werden, neuerdings fürheftige politische Diskussionen. Dies sindnur einige wenige Beispiele für das neuer-liche Erwachen der Forderung an kulturel-ler und sprachlicher Anerkennung undbringen die Verschiedenartigkeiten undVielartigkeiten der Kulturen Europas zuBewusstsein. Eine Frage, die sich vonneuem stellt, ist jene teleologischer Natur,welche bereits Otto Bauer am Anfang derersten Republik ins Treffen führte: warumfordert eine Nation, eine Sprachgruppe, ei-nen eigenen Staat? Warum gibt es kaumLösungen für eine politische und adminis-trative Organisation die verschiedenen Na-tionen in einem gemeinsamen Staat inte-grieren? Warum scheint es für die Ange-hörigen einer Nation so natürlich und be-rechtigt, sich in einer politischen Form zuorganisieren, der ausschließlich die eigeneNation widerspiegelt?

Within the last two decadeslocal and regional identitiesgrew stronger and strongerand this in the time of globali-sation and European integrati-on. The concept of minoritiesand how to deal with them isstrongly interrelated with theconcept of modern states.Though the acquaintance withminorities changed throughout history. The cultural diver-sity that is significant for thetime being is once more in thecentre of our attention. Theprocess of European Integrati-on is the attempt to overcomenationalism and to create aEuropean Society. In a "UnitedEurope" no group should seeitself stronger no languagemore important. After all in a"United Europe" all languagesare languages of minorities.

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tionalen Minderheiten wird nach den bei-den Weltkriegen erreicht. Während nachdem Ersten Weltkrieg der Völkerbund einkomplexes generalisierendes System anbilateralen Verpflichtungen verwirklichte,wurde nach dem Zweiten Weltkrieg dasProblem der Minderheiten vielmehr als ei-ne Form der Umsetzung der allgemeinenMenschenrechte angesehen. Es verbrei-tete sich die Ansicht, dass nach voller An-erkennung der allgemeinen Menschen-und Grundrechte, besondere Maßnahmenzum Schutz der Minderheiten erst garnicht nötig seien. Mit der Stabilisierungder europäischen politischen Situation,durch welche eine Veränderung der beste-henden staatlichen Grenzen so gut wieunmöglich wurde, verbreitete sich in derpolitischen Theorie immer mehr das plura-listische Prinzip, auf Grundlage dessen dieKoexistenz von verschiedenen (Sprach-)Gruppen innerhalb eines Staates möglichist und nicht nur toleriert, sondern viel-mehr gefördert werden soll. Einerseits hatdies zu immer ausgeprägteren Bemühun-gen um den Schutz von nationalen Min-derheiten auf völkerrechtlicher Ebene bei-getragen (allen voran das Werk der UNOund des Europarates); anderseits hat esden Staaten Anstoß gegeben, auch im in-nerstaatlichen Recht Schutzformen fürMinderheiten zu verwirklichen.

Diese kurzen Ausführungen zur ge-schichtlichen Entwicklung des Umgangsmit Minderheiten zeigen, dass es sichhierbei um ein relatives und kein absolu-tes Konzept handelt, das nicht von abstak-ten Kriterien, sondern von konkreten his-torischen, politischen und sozialen Fak-toren abhängt, die sich im Laufe der Zeitverändern können. Weiters ist es interes-sant darauf hinzuweisen, dass der Schutzvon Minderheiten ursprünglich auf Ver-pflichtungen aus völkerrechtlichen Verträ-gen beruhte (oft nach Veränderung vonStaatsgrenzen), wohingegen heutzutageder Schutz von Minderheiten von keinemdemokratischen Staat mehr negiert wird:

len Anthropologen kennen die Hypothesevon Saphir und Whorf bestens. Der ameri-kanische Linguist Edward Sapir hat postu-liert, dass die reale Welt zu einem großenTeil aus linguistischen Gewohnheiten derGruppe geprägt wird. Die Welten, in de-nen die verschiedenen Gesellschaften le-ben, sind verschiedene Welten und nichtganz einfach Welten, denen ein anderessprachliches Etikett aufgehängt wird.

Es ist daher augenscheinlich, dass dielinguistische Dimension grundlegend fürdie Identität des Einzelnen ist, und dassdie volle Entwicklung des Einzelnen nurmöglich ist, wenn dieser seine ursprüngli-che sprachliche Dimension beibehaltenkann. In diesem Sinne zielt auch die Char-ta des Europarates für Regional- und Min-derheitensprachen von 1992 darauf ab,das europäische Kulturerbe zu fördern undzu schützen. Unser Europa ist nur multi-kulturell vorstellbar und daher ist es umsowichtiger, die sprachlichen und kulturellenIdentitäten, die gemeinsam die IdentitätEuropas bilden, zu wahren. Und ganz aus-drücklich geht es hier um eine gemeinsa-me Identität, die aus einer Vielzahl an kul-turellen und sprachlichen Identitäten be-steht, und nicht um eine Einheitsidentität.Die Geschichte der Nationalstaaten zeigtuns, dass die Anerkennung der sprachli-chen, religiösen und kulturellen Minder-heiten eine Grundvoraussetzung für dienachhaltige Vermeidung von Konflikten ist.

Die kulturelle Verschiedenartigkeit istheute wieder im Zentrum eines unsereEpoche charakterisierenden Prozesses:die europäische Integration, welche aufdie Überwindung der Exzesse der Natio-nalstaaten gerichtet ist, und der Versuchder Entwicklung eines Modells der euro-päischen Bürgerschaft, die gemeinsamezivile Identitäten schaffen kann und gleich-zeitig der kulturellen und sprachlichen Ver-schiedenheiten gerecht werden kann. Ineinem vereinten Europa sind schließlich al-le Sprachen Minderheitensprachen. <<

der Schutz der sprachlichen und kulturel-len Identitäten von Minderheiten wird viel-mehr aus dem Blickwinkel des kulturellenPluralismus als Wert gelesen und nichtmehr als Gefahr für sezessionistische Ten-denzen gesehen. Heute stellt sich viel-mehr das umgekehrte Problem, nämlichdie Frage nach der Grenze des Schutzesfür Minderheiten. Die Wichtigkeit und Not-wendigkeit des Schutzes nationaler Min-derheiten ist allgemein anerkannt. DerSchutz der Minderheiten präsentiert sichgegenwärtig vielmehr als ein ständiger de-mokratischer Abwägungsprozess zwi-schen der rechtlichen Situation der Mehr-heit und jener der Minderheit, als einekonstante Suche nach der Balance zwi-schen Gleichheit und Verschiedenheit,zwischen Individualrechtsschutz und demSchutz von sprachlichen und kulturellenBesonderheiten von Minderheitengrup-pen. Diese kontinuierlichen Abwägungen,in welchen sowohl die Bedürfnisse derMinderheit als auch jene der Mehrheit zuTragen kommen, bilden die Grundlage fürein friedliches Zusammenleben.

Das Problem der kulturellen Diversität,ist auch einer der Aspekte, die der Prozessder europäischen Integration mit sichbringt. In Europa gibt es über 250 autoch-tone Sprachen. Die Mehrzahl der europäi-schen Sprachen sind nicht Landes- son-dern Minderheitensprachen. Dies istletztlich die Charakteristik Europas: eingroßer Schatz an verschiedenen Sprachenund Kulturen. Die Sprache ist eines derstärksten Identifikationselemente einerGemeinschaft und hat eine grundlegendeDimension für den Menschen, für eineGemeinschaft und für die Völker. BereitsW. Humboldt hat richtigerweise festge-stellt, dass eine Sprache nicht nur ein Re-pertoire an Zeichen ist, sondern vielmehreine wahre und eigene Weltauffassung.Karl Marx hat in seiner deutschen Ideolo-gie geschrieben, dass die Sprache nichtnur Ausdruck des Bewusstseins ist son-dern das Bewusstsein selbst. Die kulturel-

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Kazuyo Seijima + Ryue Nishizawa / SANAA

IVAM Expansion in Valencia

Projected completion date: to be determined

Rendered view of main atrium

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Jean Nouvel | Ateliers Jean Nouvel with b720

Arquitectura; Torre Agbar in Barcelona 2005

Photography courtesy of Roland Halbe

ON-SSITE:NNEEWW AARRCCHHIITTEECCTTUURREE IINN SSPPAAIINN FFeebbrruuaarryy 1122––MMaayy 11,, 22000066 The International Council Gallery

Highlights Spain’s recent emergence as a center for important architectural pro-jects; Exhibition Comprises 53 Build-ing Projects Currently under Const-ruction or Recently Built

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The EU is a great thing, it pays my sa-lary”, says Josep Coll I Carbo from the

General Direction Communication of theEuropean Commition in Brussels. The spo-kesman for the EU is joking: In his positi-on he is aware of European benefits suchas job security, migration regulations andcommon laws. The ordinary EU citizen, ho-wever, doesn't waist much thought onEurope. “Especially young people don'tsee the relevance in the EU, it is just an in-stitution,” describes Coll I Carbo.

Travelling without a passport within aEurope without boundries is experciencedby many as a mere luxury; the previouseconomic and political relevance of the in-stitution - to rebuild Europe after periodsof war in the past century - have long sin-ce been forgotton. Hard work has to bedone, in order to awaken enthusiam forthe EU-Topic: “Brussels it not somethingfrom another planet”, the Spaniard adds. Itis for real. Although, when strollingthrough the streets of the EU-Headquar-ters around Schuman Square and the Ber-laymont it does feel quite surreal: The im-pressive buildings of the Commission, theParliament and the European Council givea feeling of strengh - strength enabled by

plains. “But more interaction is possibleand a (re-)connection of the citizens ofeach memberstate is necessary”, Coll ICarbo summarises the purposes of PlanD. The important aims are social develop-ment, awareness of the role of the Union,its boundaries and a single EU-citizenship.Especially the latter, however, can not beenforced solely by a communication stra-tegy over a reflection period of sevenmonths:

Pro-EU people will always exist, thesame as political activists against a bor-derless trade- and political-environment. Aquotable example is the United KingdomIndependent Party. At least these partiesprotest, which the member of the GDCommunication approves of: “The worstare those, who don't show interest.”

One has to remember, that the Europeaninstitution is of major national concern,too. To say: `I am Austrian, British, Frenchor German' isn't enough an excuse to notbother about the EU. It is not an either-ordecision between nationality and a Euro-pean single-citizenship: “You elect thepeople to decide on your behalf”, Coll I Car-bo reminds.

He hopes for a higher participation inelections. The local, regional and nationalauthorities in each country take decisionsthat affect the tax payer: With higher parti-cipation the 25 Million Euros spent annu-ally on communication could be reduced,too. “You have all the possibilities: Controlyour representatives”, Coll I Carbo evengoes as far to say: “If you don't want theEU, we can even dismantle it.” Conside-ring the facilitation the EU brings it wouldbe a shame: Single currency and free mo-ving regulations will be a profit to many inthe future. “Don't worry about me”, theSpaniard takes his job with humour: “Iwould get high compensation.” <<

the population: “The money is here. It co-mes from your pockets”, Coll I Carbopoints out in a talk on the new communi-cation strategies of the European Commi-sion. The new measures were enforced inautumn 2005. Commision Vice-PresidentMargot Wallström launched Plan D in Oct-ober. D does not stand for defense: “It isan invitation to debate and discuss, a callfor a dialogue”, spokesman Coll I Carbostates. Over the past months both Com-mision-President Jose Manuel Barrosoand Margot Wallström (also responsiblefor institutional relations and communicati-on strategy) have been touring the EU: Arecent talk at the university of Prague we-re ment to encourage students to moreEU-participation.

Discussions within national parliaments- i.e. recently in Paris - focus on combiningnational and European activities: “The aimis to create a new sense of ownership ofyour EU membership” Coll I Carbo en-lightens. Naturally it is not possible to turnthe Union into a democracy. At presentEurope is built on a secondary system ofdemocracy: “We can't ask every citizenseparately on the budget situation or onthe Turkey treaty”, the EU-spokesman ex-

Invitation to debate Text Emily Walton

Was ist Diplomatie wirklich? Wie istDiplomatie entstanden? Was wa-

ren die Ursprünge und Auslöser des diplo-matischen Systems? Und wie hat sie sichbis in unsere Zeit weiterentwickelt?

Das Wort Diplomatie kommt ursprüng-lich aus dem Griechischen und beschreibtdie Pflege der Beziehungen zwischen denStaaten durch Verhandlung und die dabeiangewandten Methoden; und auch dieKunst der Verhandlung. Die Entwicklungund Institutionalisierung der Diplomatie er-folgte vor allem im Zeitalter der absolutis-tischen Staaten. Die Fähigkeit Diplomatiezu betreiben gilt als eine der bestimmen-den Elemente eines Staates. HistorischeVoraussetzung für die Entstehung der Di-plomatie war folglich die notwenige Ein-gliederung der feudalen Herrschaftspyra-mide in die zentralisierten Monarchien desEuropas der Renaissance. Diplomatie warein zwischenstaatliches Informationsaus-tauschsystem, das verbindlichen Regelnunterlag und mit dessen Hilfe Druck aus-geübt werden konnte. Lange Zeit wurdenDiplomaten nur für spezifische Verhand-lungen entsandt, um danach sofort wieder

der frühen Renaissance die Vorreiterrollein diplomatischen Dingen übernahmen.Mailand war der erste Staat, der einen Ver-treter an den Hof von Frankreich entsand-te. Diese Praxis breitete sich dann von Ita-lien auf die anderen europäischen Mächteaus, und bald schon tauschten die europäi-schen Mächte untereinander Botschafteraus. Als Mittel der Politik wurde die Diplo-matie erstmals im 15. Jahrhundert in Ita-lien eingesetzt, dort wurde sie zur ständi-gen Einrichtung gemacht und im 16. Jahr-hundert von Spanien, Frankreich, England,Deutschland und schließlich von ganzEuropa übernommen. Es wurden wech-selseitig feste Botschaften eingerichtet,sowie Konsulatskanzleien für auswärtigeBeziehungen und ein geheimdiplomati-sches Nachrichtenwesen. In der Geschich-te des Absolutismus gab es auch eineZeit, in der die höchste diplomatische De-vise die Heirat war. Die taktischen Ehe-schließungen als Mittel zur territorialenAusdehnung kosteten viel weniger alskriegerische Auseinandersetzungen. Ver-fechter dieser Taktik waren bekanntlich ei-nige monarchische Königshäuser, was al-

in ihr Heimatland zurückzukehren. Sie wa-ren üblicherweise Verwandte der Herr-scherfamilien oder von sonstigem hohenRang, womit ihnen die notwendige Legiti-mität zum Verhandeln mit anderen Staa-ten verliehen wurde.

Politischer Egoismus beschreibt am Bes-ten den säkularen Geist, der die prakti-sche Diplomatie der frühen Renaissancebestimmte. Ermolao Barbaro, BotschafterVenedigs im 13. Jahrhundert, brachte diesklar zum Ausdruck: „Die erste Pflicht einesBotschafters ist genau dieselbe Pflicht wiedie jedes anderen Staatsdieners auch,nämlich zu tun, zu sagen und zu denken,was der Erhaltung und der Vermehrungdes Ansehens seines eigenen Staates amBesten dient.“ Die ersten Botschaftenwurden im 13. Jahrhundert gegründet,wobei die norditalienischen Stadtstaaten

Entwicklung der DiplomatieKardinal Richelieu, Charles-Maurice de Talleyrand, Otto von Bis-marck, Henry Kissinger und Willy Brandt sind bekannte Namen undsicher den meisten ein Begriff. Sie sind Beispiele für erfolgreicheund berühmte Diplomaten und haben zum Teil mit ihren Handlun-gen ein Stück der Weltgeschichte mitgeschrieben. Text Klaudia Feurle

GLOBAL VIEW 1/2006

22 International

„... ein wahrer Diplomat ist ein Mann, der

zweimal nachdenkt, bevor er nichts sagt ...“(Winston Churchill)

23International

GLOBAL VIEW 1/2006

lerdings nicht immer konfliktfrei verlaufenist. Siehe zum Beispiel die spanischen, ös-terreichischen oder bayrischen Erbfolge-kriege. Die Diplomatie war eine der be-deutendsten Erfindungen der Renaissan-ce, und mit der Institutionalisierung diplo-matischer Beziehungen wurde aus derVielzahl ungleichartiger, staatlicher Gebil-de des spätmittelalterlichen Europas inder Frühmoderne ein internationales, or-ganisiertes Staatensystem geschaffen,das lange ausschließlich auf Europa be-schränkt war. Innerhalb dieser Gruppe mitkoordinierten politischen Interessen, aberauch politischem Egoismus, gab es festeRegeln für den wechselseitigen Umgangihrer Mitglieder in Fragen des Krieges, derBündnisstrategie, des Handels, der Heirat,der Propaganda usw.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts wur-den in Europa diplomatische Rechte etab-liert. Der Wiener Kongress gründete nachder Niederlage Napoleons 1815 ein inter-nationales System diplomatischen Ran-ges. 1961 wurde diese Tradition formell imWiener Übereinkommen über diplomati-sche Beziehungen festgelegt. Die diplo-matischen Traditionen außerhalb Europaswaren allerdings sehr unterschiedlich.

Eine wichtige Voraussetzung für die Di-plomatie war die Existenz einer Anzahlvon Staaten, die in etwa die gleiche Machtbesaßen, so wie es im Italien der Renais-sance und im Europa der modernen Zeitder Fall war. Im Gegensatz dazu zögertendie Mächte in Asien und im Mittleren Os-ten, das Kaiserreich China und das osma-nische Reich, bilaterale Diplomatie zu be-

te nicht mehr bloßen Informationsaus-tausch, sie umfasst heute Bereiche wiePolitik, Verhandlungen, Interessenswah-rung, Förderung von Beziehungen,Freundschaftspflege und Kulturaustausch. Auch die Aufgabenkreise, in denen heuteDiplomaten tätig sind, sind dementspre-chend umfassend. Sie reichen von Politik,Wirtschaft, Finanzwesen, Völker- und Eu-roparecht, Entwicklungszusammenarbeit,Kultur und Wissenschaft bis zu Presse-und Öffentlichkeitsarbeit oder Rechts- undKonsularangelegenheiten.

Voraussetzungen, um als österrei-chischer Diplomat tätig zu werden, sinddie österreichische Staatsbürgerschaftund eine geeignete Persönlichkeit, dasheißt, man sollte ein hohes Maß an Mobi-lität und Flexibilität, Freude an der Begeg-nung mit anderen Kulturen und Lebens-kreisen, Verhandlungsgeschick, Teamfäh-igkeit, hohe Einsatzfähigkeit und Eigen-motivation mitbringen. Weiter wird ein ab-geschlossenes Hochschulstudium (öster-reichisches Diplomstudium der Rechts-wissenschaften, der Sozial- und Wirt-schaftswissenschaften oder der Politikwis-senschaften), umfassende Allgemeinbil-dung, Kenntnisse im Völker-, Verfassungs-und Europarecht, in Wirtschaft/Volkswirt-schaft, Kultur und Diplomatische Staaten-geschichte sowie sehr gute Englisch- undFranzösischsprachkenntnisse gefordert.

Diese Kenntnisse werden bei der Auf-nahme in den höheren auswärtigenDienst in der Regel mit einem ein Maljährlich stattfindenden Auswahlverfahrengetestet. <<

treiben, da sie sich allen ihren Nachbarngegenüber als unumstritten überlegenfühlten. Als sich die europäischen Mächteim 18. und 19. Jahrhundert über die Weltausdehnten, verbreitete sich ebenso ihrdiplomatisches System. Seit Jahrhunder-ten wird die informelle Diplomatie zurKommunikation zwischen den Großmäch-ten verwendet. Um Zugang zur Führungs-spitze eines anderen Landes zu erhalten,bemüht sich der Diplomat, Kontakt zu ein-flussreichen Figuren in anderen Staatenherzustellen. Vor allem zwischen den USAund der Volksrepublik China läuft ein Groß-teil der Diplomatie zum Beispiel über halb-offizielle Kanäle, indem akademische Mit-glieder politischer Stiftungen als Gesprä-chspartner verwendet werden. Dies auchheute noch.

In Europa hingegen besteht die Praxisder Diplomatie heute mehr in vertrauens-bildenden Maßnahmen, um langfristig dieGemeinsamkeit zu fördern und auch, umSpannungen zwischen Völkern abzubauen.Unter vertrauensbildende Maßnahmenfällt zum Beispiel das Schließen von inter-nationalen Städtepartnerschaften oder dieFörderung des Fremdsprachenunterrichtsin Schulen. Diplomatie heute ist nichtmehr vergleichbar mit der im Zeitalter derRenaissance. Auf Grund einer immer stär-ker vernetzten Welt, globaler Präsenz derWeltereignisse, sich schnell entwickeln-der Kommunikationstechnologien undauch der veränderten geostrategischenLagen auf der Welt, hat sich das Aufga-bengebiet des Diplomaten gewandeltbzw. erweitert. Diplomatie beinhaltet heu-

When a person returns home after a long trip, sooner orlater, the three most asked questions have to come up:"Where have you been?", "Did you have a nice time?",and "What did you do?". If by any means your trip waseducational, the follow up to these three questions is"What did you learn?" So the only reasonable thing to do,is to start talking about your past experiences, the pla-ces you've visited, the people you've met, the thingsyou've seen. The problem is, what if there is no end tothat story, what if you cannot interpret everything thatyou want people to know or better how to show peoplethat what you have just experienced is too much to beput in words? So we will try to share our great experi-ences as participants of the European Forum Alpbach ina descriptive way:

The European Forum Alpbach, which takes place everyAugust in the little Tyrolean village Alpbach and welco-mes more than 3000 participants each year, is a private,non-profit organisation with an international scope ofactivities. The forum was first held in 1945, when a pe-riod of "intellectual reconstruction" was especially neces-sary after the devastating human catastrophe of WorldWar II. Today it is chaired by its President Dr. Erhard Bu-sek, Special Coordinator of the Stability Pact for South-Eastern Europe.

During its 18 days of seminars, workshops, panels andopen discussions the European Forum hosts todays - aswell as tomorrows - decision-makers and researchersfrom the fields of business and economics, politics, so-cial and natural sciences and culture for the purpose ofdiscussing current issues related to the future of Europe.

If you want to apply for a scholarship and participate inthis years forum with the topic "Quest for Certainty andSecurity" see http://www.alpbach.org.

Over 400 students from more than 30 coun-tries apply for grants for the EFA. After havingparticipated they return to their home throug-hout Europe and the globe with fresh ideasand visions. Text Dusan Nesovski, Bernhard Marckhgott

European Forum Alpbach

GLOBAL VIEW 1/2006

The array of transitional constitutio-nalism is two-fold: First, an entity in

statu nascendi necessitates some form ofinterim constitutional framework for the ti-me of transition. This may either empowera provisional national government (such asrecently in Iraq) or a UN interim govern-mental authority (such as in East-Timor orKosovo) to lead a country into full indepen-dence and statehood. In a tense and riot-prone post-conflict period their respectivetasks amount to the situation of a bull in achina shop. Caution and diligence standvis-à-vis the need for far-reaching powersto restore (preserve) law and order. Howe-ver, the desire for the subjected populati-on's trust and support faces the actualstate of affairs that transitional administra-tions make use of unrestricted compe-tences and remain unaccountable formost of their deeds. International actorsprovided with excessive privileges and im-munities unfortunately do not (yet) consti-tute an exception to this rule. This is illus-trated for instance by the unfetteredpowers of the High Representative in Bos-nia-Herzegovina or the 'human rights va-cuum' under which UNMIK and KFOR actin Kosovo.

Second, the drafting of a future constitu-tion turns out to be a key element of everyState-building roadmap. Representingmuch more than a simple operation manu-al how to run a State, the constitutionaldocument contains - aside from the distri-bution of competences, checks and balan-

Irrespective of its diverse origins, the road to Statebuilding alwaysproceeds through a period of transitional constitutionalism. To ex-plore that winding route paved by delicate questions on an enti-ty's constitutional landscape forms the objective of the 2nd ViennaWorkshop on Internat. Constitutional Law. Text Mag. Gerhard Thallinger

Transitional Constitutionalism

ces as well as the assurance of funda-mental rights - several indispensable fun-ctions, which regularly emerge as decisivefor the successful transition into a peace-ful and stable State. In particular, the draf-ting of a new constitution shall create legi-timacy, thus requiring the full and activeparticipation of all population groups inclu-ding each ethnicity. Despite its provisionof knowledge and money, foreign influxmust be exercised with care in order toavoid a sense of imposition.

Most important, a constitutional consen-sus may facilitate and warrant peace andreconciliation. Alongside to the interimconstitution it can serve as an instrumentto provide for transitional justice regula-ting a State's coming to terms with itspast. The peace-building capacity of a con-stitutional document is often inextricablylinked with the distribution of compe-tences. Thereby, much emphasis is placedon the questions whether a State shouldbe unitary/federal or a certain region (pro-vince) shall be granted/denied autonomy(in this context the allocation of natural re-sources is frequently at stake, see theNorth-South conflict in Sudan). Staying onthe right track in State-building demandsextensive diligence, knowledge and pati-ence in constitutional matters. In order toimprove the relevant sense of orientationthe 2nd Vienna ICL - Workshop has invitedpertinent experts to prepare the groundfor stimulating discussions on transitionalconstitutionalism. <<

25Education

2nd Vienna Workshop on International Constitutional Law

„Transitional Constitutionalism“

Vienna University Law School Juridicum, Top floor

19 and 20 May 2006

For further information and registrationsee http://www.icl-workshop.com

The Open Legacy The Central European University in Budapest, founded in theearly 1990s to promote a liberal society in Eastern Europe, hasalready managed to gain a respected place on the map of highereducation. Text Stephan J. Wabl Photos CEU

GLOBAL VIEW 1/2006

26 Education

As a student, George Soros stru-ggled with theoretical papers and lis-

tened to Karl Popper's lectures about theopen society. A bare 40 years later - theBerlin Wall had just come down and thecommunist countries were amidst uphea-val - the billionaire and philanthropist setto work to put Popper's political philoso-phy into practice. In his hometown Buda-pest, Soros founded the Central EuropeanUniversity (CEU), a postgraduate instituti-on of higher education in order to supportthe transformation of Eastern Europe to-wards a free political and economic sys-tem. Today, CEU ranks amongst the mostimportant universities in Europe.

Not to be defined by a dominant cultu-re or nationality is an important part of theuniversity's self-image. The aim is to edu-cate students who perform excellently inacademia but who are also engaged in themoral-social discussions of our time.

The combination of the US-style univer-sity model, the intellectual tradition ofEurope and the particular experiences ofEastern Europe serve the Central Europe-an University as the framework for this ob-jective. Its president, the Israeli Yehuda El-kana, is a well-known philosopher ofscience who called attention to social re-sponsibility of the scientist during the Ein-stein Year 2005 with lectures on educationand the social responsibility of the scien-tist. About thousand students from 60countries are currently enrolled in 30 Mas-

me prime-ministers in their respectivecountries. Students from Western Europeand the US often come to Budapest be-cause of the pervasive intellectual atmo-sphere and the applied research orienta-ted programmes. Students working onEastern Europe are much closer "to theground" at the CEU than in America orGreat Britain.

Moreover, the professors are often lead-ing experts in their field. "I was taught byprofessors who were formerly known to

ter- and PhD-programmes. From HumanRights to International Relations via SocialAnthropology, the international studentbody studies primarily the social and hu-man sciences. The language of instructionis English and the maximal number of at-tendance per course rarely surpasses 15students. Many young people from Eas-tern Europe and the former Soviet repu-blics are at the CEU, for a degree promi-ses high-profile positions in politics andbusiness in their countries of origin. Sinceits foundation, eleven alumni have beco-

27Education

GLOBAL VIEW 1/2006

me only by books and I discussed the va-rious aspects of nationalism with studentsfrom all over the world. Such conditionsfoster profitable intellectual exchange,"describes Margaret Haderer of Upper-Aus-tria her time at the CEU. "Also, the univer-sity often conduces as a springboard intothe international scientific community."Haderer is currently doing her PhD at theUniversity of Toronto: "Budapest was ofgreat help in this regard." For its youngage, the university is already significantlyentrenched in and well received by the

Prerequisite to study at the Central Europe-

an University is a Bachelor- or Masters de-

gree. A one year Master-programme costs

8.900€ per academic year. PhD-program-

mes (3-4 years) in the first year also

amount to 8.900€, and to 1.200€ in the con-

secutive years. The university offers a num-

ber of scholarships: from full fellowships to

partial tuition waivers. For the application

two reference letters, curriculum vitae, a

letter of motivation and a Toefl-Test are nee-

ded. Further infos: http://www.ceu.hu

academic world. Michael Merlingen hastaught at the CEU since 1998 and couldnot imagine being somewhere else. "Theteaching and research conditions are rat-her ideal and the students are very com-mitted to their projects," says the politicalscientist from Salzburg.

The Central European University laysclaim to a well-equipped library, a goodnumber of student halls and its ownsports-centre. <<

28

Heute versteht man unter einemPraktikum ein im Ausland langfristig

angelegtes Projekt ohne Bezahlung. Ziel-gruppe sind junge, aufstrebende Akademi-ker mit dem Wunsch etwas von der Weltzu sehen. Ob Rio de Janeiro, Tokio, Syd-ney oder New York, an allen Ecken und En-den dieser weiten Welt finden sich junge,gut ausgebildete österreichische freiwilli-ge Arbeiter. Wie Sand am Meer könnteman schon fast sagen. Von der Unterstüt-zung sozialer Hilfsprojekte in Brasilienoder Afrika bis hin zur Mitarbeit in österrei-chischen Auslandsvertretungen, Handels-stellen, in der UNO oder in good old Brüs-sel, überall sind unbezahlte Praktikantenzu finden.

Doch wie finanziert man ein Praktikumim - nicht immer billigen - Ausland? Mei-nen persönlichen Erfahrungen zufolge fin-det man, zumindest im sich ausbreiten-den Sektor der unbezahlten Praktika,immer wieder die gleichen Leute vor. Unddas ist nicht sarkastisch gemeint. DiePraktikanten sind zumeist Juristen, Polito-logen oder Wirtschaftler und kommen ausüberdurchschnittlich mittelständischen Fa-milien: Vater Arzt, Mutter Anwältin oder soähnlich. Ich bin selbst keine Ausnahme.Wer sonst könnte es sich leisten eine in-ternationale Krankenversicherung, Miet-und Reisekosten, fließende Beherrschungder jeweils fremden Landessprache, einemotivierende Einstellung und erfolgrei-

ches Studium vorzuweisen? Letztere As-pekte treffen sicherlich auf mehr Interes-senten zu, doch leider braucht es jedeMenge Geld um motivierend arbeiten zudürfen. Klingt das nicht verdammt ko-misch? Man bezahlt um arbeiten zu dür-fen? Wieso ist dem so? Warum werdenklassische Assistentenstellen in vielen Un-ternehmen gestrichen und gegen kosten-lose Praktikumsplätze ersetzt? Sechs Mo-nate Praktikum für eine Unterschrift aufsZeugnisformular? Ökonomisch sinnvoll?Aus unternehmerischer Sicht durchwegsvorstellbar: Man schult den Praktikantenein Monat lang ein, dann arbeit er fünfMonate umsonst und die Kosten belaufensich auf die besagte Unterschrift. Gut ge-macht. Unfall- und Krankenversicherungsind vom Praktikanten selbst zu tragen.Das Mittagessen ebenso. Natürlich be-steht die Möglichkeit eines "schlechten"Praktikanten, doch es gibt auch unmoti-vierte Angestellte, das Argument scheidetalso aus.

Die Schuld liegt bei den Praktikanten sel-bst. Behaupte ich mal so. Es gibt nämlicheinfach zu viele. Das Motto: Wenn ich esnicht mache, dann macht es ein andererfindet durchwegs seine Berechtigung. Un-vorstellbar, aber mittlerweile muss mansich um einen Praktikumsplatz schon sobewerben wie um einen "richtigen" Job.Was können Sie und was bringen Sie ein,damit Sie für uns - umsonst - arbeiten dür-

Jung, aufstrebend und jede Menge Geld?

Praktika sind das A und O für einen erfolgreichen Berufseinstieg,so die gängige Meinung. Doch mittlerweile hat sich eine ganz an-dere Art von Praktika durchgesetzt, die sich um ein Vielfaches vomursprünglichen Verständnis eines herkömmlichen Praktikums inOpas Laden unterscheidet. Kommentar Mag. Sven Pusswald

Education

GLOBAL VIEW 1/2006

fen? Unfassbar eigentlich! Und der Trendwird sich, wie die Entwicklungen im öster-reichischen Bildungswesen aufzeigen,noch weiter verstärken. Praxissemestersind mittlerweile ein Muss an jeder besse-ren Fachhochschule. Alarm: Praktikantenauf den Markt!

Denjenigen den dieses System gegenden Strich geht, nehmen an einem sol-chen Auslandspraktikum erst gar nicht teil,sie ziehen somit auf jeden Fall den Kürze-ren. Wer es sich nicht leisten kann ohneGehalt zu praktizieren, der scheidet schonmal aus. Die These lautet: kein Praktikumbedeutet schwierigeren Berufseinstiegbzw. schlechtere Berufschancen. Und jenedie ein Auslandspraktikum in New York, To-kio oder Entwicklungshilfeprojekte in Afri-ka absolvieren können, verfügen über aus-reichende finanzielle Mittel um einensolchen Aufenthalt zu absolvieren undwenn ich es mir leisten kann, wieso amSystem etwas ändern?

Es stellt sich die Frage nach der sozialenKomponente und die ruht meiner Ansichtnach in jedem selbst. Die Frage an dieserStelle lautet nur, ob man sie sich ange-sichts neuer Master- und PostgradualerAusbildungsplätze ab 10.000 Euro auf-wärts stellen wird oder doch auf Papasoder Mamas Investition in die eigene Zu-kunft vertraut ... <<

29Culture

GLOBAL VIEW 1/2006

re a vehicle of transporting absurdity with-in contemporary society.

Charles Barsotti - one of the presentedcartoonists - lives in Kansas City and the-refore his work cannot be classified asoutcome of a typical New York phenome-non. “I am a displaced Texan and have nofears, existental or otherwise. Yep,” hesaid.

Visitors expect a very fine selection ofworks of the worldfamous cartoonists,such as Peter Arno, Saul Steinberg orCharles Addams. “The cartoons show thedevelopment and variety of reactions, andthey can be viewed in the context of a fas-cination with psychoanalysis - and ofFreud-bashing,” Freund explained the ideaof this project.

The opening will be on April 11, 2006 inthe MCNY and the show will be on displayfor two months. <<

To arouse a feeling of pleasure,” des-cribed Sigmund Freud the effect of

humor in his book “The Joke and Its Rela-tion to the Unconscious” of 1905. THENEW YORKER magazine published its fir-st cartoon reflecting the Freudian therapyin 1927. In the following decades over 400caricatures by different cartoonists follow-ed varying more or less the classicalcouch situation.

The Museum of the City of New York(MCNY) will show a collection of about 80psychoanalysis cartoons from the magazi-ne NEW YORKER to commemorate the150th anniversary of Sigmund Freud'sbirthday on May 6, 1856. The exhibition“on the couch” marks one of the high-lights in this year's celebrating activitiessupported by the Austrian Ministry of Fo-reign Affairs.

"The idea of the present project is toportray, in turnaround fashion, what jokesabout psychoanalysis can look like," saidMichael Freund, curator of this travellingexhibition.

The show will for example focus on the“golden era” of Freudianism, the decadesof the 1940s to the 1970s and tries to gi-ve an overview of the codes and iconogra-phy the individual cartoonist used to makefun of Freudian therapy. The most recentcaricatures will finally present the changeof the formal convention in this field: Thetherapy situation becomes more and mo-

On the Couch

The couch theme in the cartoon art of THE NEW YORKER - Caricatures about Freudian therapy still please not only themagazine's urbane readers Text Mag. Marianne Oberreiter

Further vvenues 22006LLoonnddoonn, Sigmund Freud Museum

July - AugustSStt.. PPeetteerrssbbuurrgg, Freud Dream Museum

September - OctoberPPrraagguuee, Gallery of the Austrian Cultural Forum

November - December

Cop

yrig

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2006

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30

Der Frühling ist da, oder zumindesthabe ich das dementsprechende Ge-

fühl. Und wie heißt es doch so schön: Ilove Paris in Spring Time? Tauschen Sienun einfach Paris gegen New York undschon schlendern Sie mit einem wunder-bar cremigen Starbucks Cappuccino anden verführerischen Obstständen auf der2nd Avenue entlang. Sollten Sie dieser Ta-ge auf der Höhe der 52ten Straße sein,dann schauen Sie unbedingt im AustrianCultural Forum (11East, 52nd) vorbei undbesuchen Sie die aktuelle Kunstausstel-lung: Switching Worlds: Desires and Iden-tities, die noch bis zum 15. April für dasPublikum kostenlos zu bestaunen ist. Undzu sehen gibt es jede Menge. Kurator undDirektor des ACF Christoph Thun-Hohen-stein hat sich wirklich Mühe gegeben undeine phantastische Gruppenausstellungauf die Beine gestellt. Rainer Ganahl, IrisKlein, Erwin Redl oder Stefan Sagmeistersind nur vier der insgesamt elf ausgestell-ten Künstler die mit Sicherheit einen blei-benden Eindruck auf das Publikum hinter-lassen werden.

Switching Worlds: Desires and Identi-ties fängt die Wünsche, Träume und Über-legungen als auch Ängste österreichischerKünstler die in New York leben und arbei-

Leben, dem menschlichen Körper zu ver-binden. Definitiv interaktiv. Rainer GanahlsVideoinstallationen gelten als konzeptuel-ler Pol des Ausstellungsspektrums. DieAngst vor Übergriffen durch das neu ge-schaffene „department of homeland secu-rity“ inspirierte Ganahl auch zu einer Rei-he von kurzen Videos in denen er Sätze inelf von ihm erlernte Sprachen übersetzt,wie zum Beispiel „Ich bin kein Terrorist“,„Ich bin kein religiöser Fanatiker“. Das end-lose Erlernen von Fremdsprachen ist Teilseiner künstlerischen Praxis. Unglaublich.

Mit dieser Ausstellung wird der Fokusdes ACF auf die Beziehung zwischen Indi-vidualismus und Gesellschaft, Gesell-schaft und Ökonomie, Ökonomie und Me-dien als auch Medien und Lifestyle imdigitalen Zeitalter erneut betont und wei-ter vertieft. Sollten Sie übrigens nach derAusstellung noch ein wenig Zeit übrig ha-ben, so rate ich Ihnen im nahegelegenenCentral Park einen weiteren Kaffee zu ge-nießen. Der muss allerdings nicht vonStarbucks sein.

Doch nicht nur New York ist in SachenKunst on top. Auch die Wiener Kunst- undKulturszene hatte wieder einmal Grund zufeiern. Diesmal war auch ich sozusagen

ten ein, verwendet diese als Ausgangs-punkt für eine kritische Betrachtungswei-se globaler Zivilisation und zeigt auf, wases heißt Mensch in einer digitalen Welt zusein. Die Ausstellung illustriert das GefühlEuropäer in Amerika zu sein, die Spannun-gen zwischen eines Geschichte überlade-nen Europas und den wachsenden illusio-nären „freien Geist“ Amerikas.

Drei Künstler rücken ganz besondersin mein persönliches Blickfeld: Iris Klein,Rainer Ganahl und Stefan Sagmeister /Ralph Ammer. In Iris Kleins schwarz - weißPhotographiedrucken spielt der Inszenie-rungsaspekt eine wesentliche Rolle. IrisKlein arbeitet mit einer selbst gemachten,lebensgroßen Puppe, welche als Lein-wand für Projektionen Verwendung findet.In ihren Arbeiten kreiert sie Traum ähnlicheStimmungsbilder, die auf subtile Art undWeise Beobachtungen der Künstlerin wieetwa den Wunsch nach Identität in eineranonymen Welt widerspiegeln und trans-portieren. Beeindruckend. Sie selbst be-schreibt ihre Arbeit als eine reflectionupon the self as other, as a being with anexlusive and maybe even absent center.Stefan Sagmeister/Ralph Ammer versuchtmit einer interaktiven Installation die Kluftzwischen digitaler Technologie und realen

Frühlingserwachen

Frühlingserwachen in der Kunst- und Kulturszene. Interessantesaus New York und Wien. Text Mag. Sven Pusswald

Culture

GLOBAL VIEW 4/2005

31Culture

GLOBAL VIEW 1/2006

live dabei, als man zur Eröffnung des neu-en designforum im Wiener Museumsquar-tier lud. Abgesehen von einem unglaubli-chen Buffet, dass es in netter undkreativer Atmosphäre des Museumsquar-tiers zu genießen galt, bietet das neu ge-gründete designforum eine unglaublicheBereicherung für Wien als Kulturhaupt-stadt. Graz war einmal, Wien ist seit 30.Jänner 2006 offiziell wieder in.

Das im Museumsquartier angesiedeltedesignforum fungiert als Dialog-, Kompe-tenz- und Vermittlungszentrum, dessenAufgabe darin besteht, über Design unddessen Funktion in unserer Zeit laut nach-zudenken. Nun denkt manch Leser ganzautomatisch an klassische Sujets wie Mu-sik, Mode oder Kunst im Allgemeinen,wenn von Design die Rede ist. Bei der Er-öffnung wurde ich allerdings eines besse-ren belehrt! Design und das wurde insbe-sondere in der Rede von Prof. Dr. MichaelBraungart deutlich, bietet nämlich jedeMenge neuer innovativer Ansätze, die,wie zum Beispiel das cradle-to-cradle de-sign, ökologische, soziale, wirtschaftlicheals auch politische Aspekte von Design-Produktion ansprechen. Dem cradle-to-cradle design liegt eine Vision einer Indus-

Kurz: ein biologischer Kreislauf für Ver-brauchsgüter und ein technischer Kreis-lauf für Gebrauchsgüter. Als wesentlicheAufgaben des designforum werden derAufbau einer Kommunikationsplattformund die Förderung des Dialoges zwischenKreativen, Auftraggebern und Öffentlich-keit gesehen. Dazu passend, präsentiertdie New Design University von 27. Märzbis 1. April das New Design Festival, daseine dauerhafte Ausstellung von For-schungsprojekten der New Design Univer-sity, Workshops, eine Modenschau, Vor-träge und musikalische Highlights bietenwird. Jeder der sich für eine Aus- bzw.Weiterbildung im Design-Bereich interes-siert, sollte am letzten Tag des Festivalsunbedingt die Möglichkeit zu einem Bera-tungsgespräch für die unterschiedlichenBA und MA Studiengänge wahrnehmen.Es lohnt sich garantiert und der Vernet-zung bestehender Designinitiativen undInstitutionen steht nichts mehr im Weg.Die erste Ausstellung im designforumwidmete sich übrigens dem österrei-chischen Motorrad-Design:

Designing Desire - ÖsterreichischesMotorrad-Design: KTMs Entwicklung vonOffroad zu grenzenlosem Fahrvergnügen.Beeindruckend. <<

triegesellschaft zugrunde, die ihre Produk-tionsverfahren nach dem Modell der Naturgestaltet. Natur kennt nämlich weder Ab-fall, Einschränkungen noch Verzicht, son-dern setzt (einfach) die richtigen Materia-lien zum richtigen Zeitpunkt am richtigenOrt ein. Das cradle-to-cradle design unter-scheidet zwei Produktgruppen:

Verbrauchsgüter und Gebrauchsgüter.Erstere sind dem cradle-to-cradle designnach so konzipiert, dass sie in einen biolo-gischen Kreislauf übergehen können, oh-ne ihn zu stören. Produkte wie Kosmetikeroder Waschmittel, zersetzen sich zu biolo-gischen Nährstoffen und können biologi-sche Systeme fördern. Letztere sind Pro-dukte, die sich während der Nutzung nicht"verbrauchen" lassen, sondern lediglich ei-ne Dienstleistung erbringen. Sie werdenso gestaltet, dass sie nach Erfüllung ihrerFunktion zu so genannten "technischenNährstoffen" zerlegt werden können. Die-se ermöglichen dann die Produktion neuerGebrauchsgüter. Dem Benutzer wird alsoletztlich lediglich die entsprechendeDienstleistung verkauft. Die Materialienbleiben Eigentum des Herstellers, der sieüber Recyclingsysteme weiter im techni-schen Kreislauf hält.

RAINER GANHAL

Homeland Security I-V, 2003. Videos on

DVD; each piece 1 min 50 sec.

Courtesy Baumgartner Gallery, New York.

KTM

Designing Desire -

Österreich. Motorrad-Design

IRIS KLEIN

Schwalbe/Swallow, 2005. Lambda print,

40 x 40 inches (approx. 117 x 117 cm).

32 Culture

GLOBAL VIEW 1/2006

Das vom Wiener Mozartjahr-Intendan-ten Peter Marboe ausgerichtete Fest

anlässlich des 250. Geburtstages von W.A. Mozart ist bereits im vollen Gange.Ganz Wien ist im „Mozartfieber“ und wirdmit Konzerten und Ausstellungen rund umden berühmten Komponisten umrahmt.„Noch nie wurde jemand so häufig rezi-piert“, so Marboe, „wie im Falle Mozarts.“Ein Blick in die Google - Suchmaschinespricht Bände. Finden sich hier doch bei-nahe unbeschreibliche 50 Millionen Einträ-ge, was Grund genug sein sollte, das„Phänomen Mozart“ zu reflektieren. PeterMarboe denkt jedoch nicht nur darübernach, sondern fesselt und bewegt glei-chermaßen das Auditorium mit seinemlebhaften Referat.

Es wäre leichtfertig, Mozart als „österrei-chisch“ definieren zu wollen. War er dochein Reisender schlechthin, der in mehr als200 Städten Europas unterwegs war. Mo-zarts Touren beeinflussten und inspiriertensein musikalisches Schaffen. Etwa zehnJahre seines Lebens verbrachte der Musi-kus in Wien. So verwundert es nicht, dassgerade hier eine Begegnung der besonde-ren Art mit Mozart forciert wird, denn je-der ist dazu eingeladen, sich auf die Spu-ren des Genies zu machen, und dessen

Leben und Werke zu entdecken. Nichtsinnvoll wäre es hingegen, Mozart zu ver-einnahmen, denn nicht eine ökonomischeVermarktung, sondern die Musik und Kul-tur sollen hierbei im Vordergrund stehen.

Tatsache ist, dass Mozarts musikali-sches Oeuvre nicht allen bekannt ist. Umdiesen Umstand entgegen zu wirken, ha-ben sich die Verantwortlichen des „Mo-zartjahres“ etwas Besonderes einfallenlassen. Mozart soll in qualitativ hochwerti-ger Form erlebbar sein und zu einer ernst-haften Auseinandersetzung inspirieren.

Nicht vereinnahmen, nicht zwangsbeglü-cken, sondern ausstrahlen steht dabei imVordergrund. Ebenso soll bewusst ge-macht werden, dass ein Leben mit Musikeinfach lebenswerter ist. Aus diesemGrunde wird es auch vermehrt Aufführun-gen in Wiener Altersheimen, Krankenhäu-sern und Strafanstalten geben. „Damitsollen möglichst viele Menschen erreichtund niemand vergessen werden“, betontePeter Marboe.

In diesem Sinne kann man sich nur wün-schen, dass das Mozartjahr musikalischeSpuren hinterlässt und auch jene Zielgrup-pen anspricht, die bisweilen einen großenBogen um Mozart gemacht haben. <<

Ausstrahlen statt Vereinnahmen

Die Österreichische Liga für die Vereinten Nationen lud unlängstzum Jour-Fixe mit Vortrag und Diskussion der besonderen Art:Dr. Peter Marboe, Intendant des Wiener Mozartjahres, referierteim Hotel de France zum Thema „Wem gehört Mozart? - Gedan-ken zu einem europäischen und kosmopolitischen Phänomen.“Text Mag. Silvia Gangelmayer

The United Nations Associati-on of Austria recently invitedon the occasion of the 250thbirthday of W. A. Mozart totalks and discussions of spe-cial kind: Dr. Peter Marboe,Director of the Vienna MozartYear 2006 reported on thesubject “To Whom does Mo-zart Belong? - Thoughts to anEuropean and CosmopolitanPhenomenon”. The basic ideaof the Mozart Year is that a li-fe with music is simply moreworth living than without.

PeopleLecture on International Relations in the 21st Century by Amb. Dr.Wendelin ETTMAYER at the Diplomatic Academy; 27. 02. 2006

Jour Fixe Lunch with the Director of the Vienna Mozart Year, Dr. Peter MARBOE 22. 02. 2006 (Fotos: Gerhard Koller)

Lecture on the Ukraine withRotaract Club Wien-Stadt-park at Museum of ModernArt in Vienna 08. 02. 2006

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Zungenfertige Redner sind fernzuhal-ten; zungenfertige Redner verführen“,

warnte der im sechsten Jahrhundert vorChristus lebende chinesische PhilosophKonfuzius. Heute, fast 2500 Jahre danach,wird uns die Aktualität dieser Aussage tag-täglich vorgeführt. Ob in medialer Wer-bung oder Politik, die Möglichkeiten derBeeinflussung mithilfe ausgefeilter Rheto-rik sind mannigfaltig und werden bewussteingesetzt. Gerade in dieser Situation er-langt das Training der eigenen rhetori-schen Fähigkeiten eine große Bedeutung.Dass diese Fähigkeiten sehr wohl auchpositiv eingesetzt werden können und dasErlernen guter Rhetorik Spaß macht, da-von kann der Debattierclub des Akadem.Forums für Außenpolitik überzeugen.

In einem Debattierclub stehen sichzwei Teams, die symbolisch für eine Re-gierungs- bzw. Oppositionsseite stehen,in einem Redewettkampf gegenüber. Imverbalen Wettstreit um ein ausgewähltesaktuelles Thema versuchen die Mitgliederder Teams, ihren Standpunkt in einer zeit-lich begrenzten Rede am Überzeugends-ten zu vertreten. Doch nicht nur die einzel-nen Fraktionen, sondern auch das Pub-likum wird in die Debatte miteinbezogen.Jede/r Teilnehmer/in verfügt über dasRecht, das Wort zu ergreifen und kann ineiner abschließenden Abstimmung überSieg und Niederlage der Teams entschei-den. Dieses Modell entstammt dem Kon-zept der Offenen Parlamentarischen De-batte, das in Anlehnung an Debatten imbritischen Unterhaus entstanden ist.

Großbritannien kann auch als Mutter-land der Debattierclubs bezeichnet wer-den. Von ersten Debatten an englischenUniversitäten ausgehend, stießen Debat-

tiven Ausformungen, sondern, im Gegen-teil, in der Ausbildung besonders zweierpositiver Aspekte zu betrachten. Zum ei-nen werden in der Debatte, durch einWechselspiel von Rede und Gegenrede,das klare Denken sowie eine kritische Re-flexion von Äußerungen des Gegenübersgeschult. Zum anderen wird die eigeneÜberzeugungskraft trainiert, deren Fehlenman sich oft erst bewusst wird, wennman in Situationen des täglichen LebensRecht zu haben glaubt, dieses Recht je-doch nicht erhält. Dementsprechend sollabschließend auf Konfuzius mit einer Aus-sage Daniel Websters geantwortet wer-den, der die Überzeugungskraft innerhalbeiner Debatte positiv versteht und darlegt:„Wenn ich einmal all meine Besitztümerabgeben müsste und dürfte nur einen Be-sitz behalten, ich würde die Kraft der Redewählen. Denn mit ihrer Hilfe hätte ich baldalle anderen zurück gewonnen.“ <<

tierclubs ebenso außerhalb der Insel aufgroßes Interesse. So fand das erste inter-nationale Debattierclub-Turnier bereits1976 statt. Heute besteht ein großesNetzwerk an Debattierclubs aus unter-schiedlichen Ländern, die ihre Rhetorik re-gelmäßig bei Wettkämpfen und Weltmeis-terschaften messen.

Mit der Gründung des AFA-Debattier-clubs im Oktober 2004 besteht nun auchin Österreich die Möglichkeit, rhetorischeFähigkeiten auf diese Art und Weise zuverbessern. Einmal pro Monat treffen wiruns seither, um über ein aktuelles Themazu diskutieren. So waren beispielsweiseFragen wir „Soll die Türkei in die EU?“oder „Brauchen wir ein Rauchverbot in öf-fentlichen Lokalen?“ Anlass genug, umspannende, aber auch humorvolle Wett-kämpfe zu erleben. Eine Voraussetzungfür eine Teilnahme gibt es dabei nicht. Al-le, die immer schon ihr Auftreten vor Publi-kum verbessern wollen, sind herzlich ein-geladen teilzunehmen - wobei dies selbst-verständlich kostenlos ist. Über einen„Debattierclub-Newsletter“ werden alleInteressierten über vergangene Debattenund kommende Termine informiert. Für je-ne, die sich über die Debatte hinaus rheto-risch weiterbilden möchte, bietet das AFAseit vergangenem Herbst auch spezielleRhetorikkurse an. Verbunden mit dem De-battierclub bilden diese eine gute Möglich-keit theoretisches Wissen in der Praxis zutesten. Im Lichte des Debattierclubs ver-deutlicht sich schließlich die vorzuneh-mende Relativierung der oben genanntenWarnung des Philosophen Konfuzius. DieVerbesserung der rhetorischen Fähigkei-ten ist nicht ausschließlich in seinen nega-

Zungenfertige RednerMit dem Debattierclub bietet das Akademische Forum für Außen-politik jungen Menschen seit Oktober 2004 die Möglichkeit, ihrerhetorischen Fähigkeiten zu verbessern. Text Daniel Fuchs

LIGA - AFA

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Since October 2004 the Acade-mic Forum for Foreign Affairshas an own Debating Club,which offers young people thepossibility to improve theirrhetoric capabilities. Eachmonth a competition betweentwo teams about current to-pics takes place, during whichthe audience is allowed to in-terfere and decides about thewinner. As rhetoric is an es-sential part of everyday life,participating at the DebatingClub helps to get used to theforces, dangers and positiveeffects of speeches.

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