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Statt <;3üftf)ci>; <;3cHung WOCHENENDE Sonntag, 28. Jan. 1988 Nr. 59. (Feraausgabe Mr. 26) Zauber des Briefmarkensammelnt Aus dem Dürrgraben wird Heimisbach -r. Für den Briefmarkensammler, der das fast unerschöpfliche Gebiet der Abstempelungen ebenfalls in seine schöne Freizeit- beschäftigung einbezieht, sind auch OrtanamenaOnderungen von ' Interesse. Deren Zahl ist in unserem Lande nicht groß, und es lagen ihnen meistens politische Ursachen zugrund«. Dagegen tot bei uns der «Personenkult» unbekannt, der sich u. a. darin Äußert, daß Städte auf den Namen von Größen der Politik «umgetauft» werden und eventuell ein zweitesmal «umgetauft» werden, wenn die fragliche Größe bei neuen politischen Machthabem in Un- gnade gefallen ist. Solches ist nur in Volksdemokratien üblich. Selbst die Umbenennung bereits bestehender Straßen zu dem Zweck, eine verdiente Persönlichkeit zu ehren, kommt bei uns selten vor. Um von Zürich zu sprechen: Noch in Jedermanns Erinnerung dürfte die Umbenennung des Alpenquais zum General Guisan-Quai sein. Die einzige weitere Namensänderung solcher Art, an die sich der Verfasser dieser Zeilen zu erinnern vermag in jenem Fall auf den Namen eines Dichters , liegt schon mehr als drei Jahrzehnte zurück, und nur wenige werden sich wohl noch der kleinen, ganz überwiegend heiteren Tragikomödie erin- nern, die sich in einem RedaUtionsbüro der «Neuen Zürcher Zcüung» abspielte, als das zuständige Amt lakonisch bekanntgab, die Holderstraße im siebenten Stadtkreis sei in Hüldcrlinstraßc umbenannt worden. Dds offizielle Zürich tat damals nicht allzu viel für Kunst und Literatur. Edwin Arnet, selbst ein Dichter, war darum begeistert, daß eine Straße den Namen eines Dichters erhielt, dem er sich zudem besonders verbunden fühlte. Er wollte der Stadtverwaltung einen freundlichen Dank für die schöne Geste nicht vorenthalten. Selbstverständlich mußte er zu diesem Zweck beim «Amt» einige Erkundigungen einziehen und war dann nicht wenig konsterniert, als er in verlegenem Ton die Auskunft erhielt, die Umbenennung sei eigentlich nicht erfolgt, um einen Dichter zu ehren, sondern nur darum *y«?'1 *V* H«M««t«iii«i «n«ti»ft mit ßmj B*rht Uhr iftlt von ihr sich dahinziehenden Dolderstraße verwechselt worden sei ... Arnets Kommentar fiel knapp aus und gipfelte in einem Ausdruck der Enttäuschung: «Das also ist das Pudels ordinärer Kernt» Und nun erlebten wir es eben, daß eine ganze Talschaft zu Ehren eines Dichters, Ihres Dichters, einen neuen Namen ange- nommen hat. Der emmentalische Dürrgraben heißt seit dem 1. Januar 1968 Helmtabach, zu Ehren Simon GIcllcrs, der im Dürr- graben zur Welt kam und dessen hundertster Geburtstag um die Jahreswende hatte gefeiert werden können. Das Gebiet des Dürr- grabens deckt sich politisch mit der Gemeinde Trachselwald, die von dieser Namensänderung natürlich nicht berührt wird. Aber die frühere Poststelle Dürrgraben und das gesamte von dieser bediente Gebiet heißt nun also Heimisbach und trügt damit sin- nigerweise den Titel des Erstlingswerkes von Simon Gfeller. Das Dorf, das seines Namens überdrüssig war Aus dem letzten Jahrhundert ist vielen Briefmarkensammlern die Namensänderung einer zürcherlschen Gemeinde geläufig, die auch keinen politischen, dafür aber einen um so belustigenderen Hintergrund hatte. Wohl jedes Schulkind, das der Lehrer mit der Lebansgeschichte Heinrich Pestalozzis bekannt gemacht hatte, woiß, daß man Zürichs größten Sohn in seiner Jugend wegen seines linkischen Wesens den «Helri Wundern von Torlikon» genannt hatte . Im letzten Jahrhundert war es im Zürichbiet wahrend Jahrzehnten wirklich weitherum üblich, daß man jemanden, der sich sehr ungeschickt benahm, nicht etwa als einen Tolpatsch bezeichnete, sondern daß man ihm sagt«, er sei ja «von Torllkon». Eine Gemeinde dieses Namens gab es Int Kanton Zürich tat- sächlich, das heißt, sie hieß nur beinah* so, n&mltch Dorllkon. Wie dem Geographischen Lexikon dar Schweiz zu entnehmen Ist, stammt dieser Name vom ersten Ansiedler namens ThorUng. JedenfaUs hieß die. Siedlung früher Thorlikpn. Dorllkon tönte un- gleich weniger anzüglich, aber dessen Bürger ärgerten sich den- noch machtig darüber, daß ihr Dorf unbestreitbar «tan Stichwort für die Kennzeichnung aller Arten von Albernheiten geworden war. Am 4. Oktober 1877 beschloß die Gemeindeversammlung darum, den Namen, des Dorfes in Thalheim abzuändern, und am 16. September 1878 hatte der Kantonsrat aber ein entsprechendes Gesuch su befinden. Die «Neue Zürcher Zeltung* meldete Ober dieses Ratsgeschäft u. a. was folgt: «Namens der betreffenden Kommission beantragt Dr. Kammer, es sei diesem Gesuch so entsprechen. Er lest dar, wie die »Dor- liker* sich beklagen, daß sie wegen ihres Namens weit und breit die Zielscheibe des Spottes geworden. Schon seien, um dem zu entgehen, wohlhabende Bürger aas der Gemeinde weggezogen. Sei dort eine Liegenschaftsgent, so wolle niemand kaufen, usw.. usw.» Da solchem nicht länger zuzusehen war. stimmte der Kantons- rat mit großer Mehrheit zu. und seither heißt Dorlikon also Thal- heim, postalisch genau «Thalhelm an der Thor», well es bereits ein Thalheim im Aargau gab. Und die Hoffnungen der Dorlikoner gingen in einem Maße in Erfüllung, des sie damals wohl kaum zu erträumen gewagt hatten. Nachdem es ein Dorlikon nicht mehr gab, war es offenbar auch nicht länger Interessant, Jemandem Ins Gesicht zu sagen, er sei Ja «von Torllkon». Eine weitherum geübte Redensart verschwandi wenn man aber bedenkt, welch «feine» Redensarten an deren Stelle getreten sind... Zitat Das läßt die Schöpfung zu Der Zürcher Kantonsrat hat über eine Erhöhung des Jährlichen Beitrages und die Ausrichtung eines einmaligen Baubeitrages an die Genossenschaft Zoologischer Garten Zürich diskutiert. Den Votantcn, die den Zürcher Zoodirektor. Prof. Dr. H. Hediger, als «eigenwillig» bezeichnet hatten einen «eigenen Kopf» zu besit- zen, wird hierzulande von manchen als Negativum betrachtet , entgegnete der Finanzdirektor, Reglerungsrat Rudolf Meier, über- legen: «Daß Prof. Hedlger einen eigenen Schnitt aufweist in seiner Persönlichkeit ja nun, das läßt die Schöpfung zu.» Bitern und Kinder Mittelschule um jeden Preis? esr. Der Entscheid, ob ein Kind die Mittelschule besuchen soll, fällt nicht immer leicht. Zwar möchten die meisten Eltern ihrem Sohn oder ihrer Tochter die «beste» Ausbildung ermöglichen: aber welcher Weg ist in ihrem konkreten Fall der richtige? Der anspruchsvollste, _ der den Zugang zu allen Hochschulen öffnet? Der angemessene im Sinne des sozialen Prestiges? Der vielver- sprechende im Hinblick auf einen lukrativen Beruf? Oder jener, der den tatsächlichen oder auch nur vermuteten Fähigkeiten des Kindes am ehesten gerecht wird? Vor solche Fragen gestellt, übersehen manche Eltern, daß Schulschwierigkeiten oft weniger auf die Unfähigkeit des Kindes oder die Verständnlslosigkeit der Lehrer zurückzuführen sind als auf ihre eigenen Vorurteile und einen unter Umständen erstaunlichen Mangel an Einsicht. Aus naheliegenden Gründen neigen etwa Akademiker dazu, In der Mittelschule die einzig befriedigende Ausbildungsmöglichkeit für ihre Kinder zu sehen. Sie vergessen dabei, daß alle Bemühungen um_<;4* «beste» Ausbildung zum Scheitern verurteilt sind, wenn sie den ' intelligenzmaßlgen und charakterlichen Voraussetzungen eines Kindes nicht entrprechen. Manche Bitern zwingen ihr Kind zum Besuch einer Schule, von dessen Lehrplan es ganz einfach überfordert wird. Das kann leicht zur Folge haben, daß das Lernen nur noch als Mühsal empfunden wird und die Leistungen unbefriedigend bleiben. Die Eltern machen sich dann selbstverständlich Sorgens sie zeigen möglicherweise ihre Unzufriedenheit recht deutlich, erteilen zwar wohlgemeinte Ratschläge, setzen aber das Kind dabei mit Forde- rungen unter Druck, denen es beim besten Willen nicht zu genügen vermag. Ein sich derart bedrängt fühlender Schüler kann bewußt oder halbbewußt viel stärker unter seinem Versagi% gegenüber den Ansprüchen der Umwelt -leiden, als es sein renitentes Ver- halten in der Familie ahnen laßt Des Selbstvertraue)}, eine der wichtigsten Voraussatzungen für Erfolg, ist erschüttert. Angesichts solcher Schwierigkeiten fragen sich dann die Bitern, wie das nun weltergehen toll. Sie hotten, ihr Kind gehöre zu jenen, denen «der Knopf» plötzlich noch aufgeht, so daß es sich allen Zweifeln turn Trott' löhnen würde, hart zu bleiben. Vielleicht hoffen sie das zu Recht Vielfach aber bleibt der for- cierte Bildungsgang für den Jugendlichen eine Qual, die zu nichts führt. Und dann kommt der Augenblick, da die Bitern den Mut aufbringen müßten, die Frage nach dar Berufswahl -und der Aus- bildung neu zu stellen. Bs Ist dabei entscheidend, daß sie es, befangen in ihren Prestlgegefttnlen, nicht für einen unzumutbaren sozialen Abstieg halten, wenn Ihr Kind die von Ihnen ausgesuchte und für einzig gut befundene Schule nicht besucht. Bs Ist Ihr eigenes Problem, diese «Niederlage» verschmerzen zu lernen, sonst laufen sie Gefahr, dem Kind den Zugang zu einer andern Ausbildung zu verbauen, denn "was die Bitern nicht schätzen können, wird auch dem Kind nicht viel wert sein. Wirkliche Hilfe in solchen Krisensituationen bring* dem unsicher gewordenen Schüler nur das elterlich» Vertrauen, das ihm zeigt daß. man ihn trotz dem augenblicklichen Mißerfolg für fähig halt, sich Im Leben durchzusetzen. Die Chance besteht durchaus, daß sich der Heranwachsende bei einer ntuen Tätigkeit erstaunlich, gut be- währt, weil der frohere Druck und die überfordernden Ansprache geschwunden sind, and daß neue Energien frei werden, die man dem einst Schulmüden nie zugetraut Hätte. ' \/c Sitten und Unsitten Die Besteckmisere es. Man geht aus. In ein renommiertes Restaurant Und welche Lokale erhöben heute, Im Zeichen der Hochkonjunktur, des reichlich fließenden Geldes, den Anspruch nicht, nun mindesten gediegen zu «ein. Aber selbst in eigentlichen Loxuslokolon, wo mit fragwürdigem Cognac flambiert wird (guter trennt nämlich nie lichterloh), wo die zahlungsfähigen Gäste meist, wie Huxley so treffend tagte, «ara drlnklng labeis and not wine», fehlt es immer noch an Besteck. Teller sind genug da, oft sogar noch Platzteller, wenn es hoch kommt sogar silberne) aber Besteck gibt et offenbar nicht genug. Wer kennte m ut, die lächerliche Situation! Der eilte Teil des Hauptgangs tat alt mehr oder weni- ger Genuß absolvierti aufs neue erscheint der dienstbeflissene Kellner oder, aber » 4n( altrenommierten Lokalen mit echten Bildern an den Wänden , die Serviertochter. (Dabei unterliegt die Tochter so wenig einer Begrenzung durch Jahre wie der Jüng- ling auf den Grabsteinen der Innerschweiz.) Man erbalt die «weite Portion. Unfehlbar gibt es neue, heiße Teller. Aber der lrrt'sich, der meint er dürfe sein unansehnlich mit erstarrten Resten ver- unziertes Besteck ebenfalls zurückgeben. Einen neuen Teller er- hält er wohl) aber Messer und Gabel muß er irgendwie In den Händen halten, bis er den neuen Teller vor sich hat Dagegen ist nichts zu machen und auch nichts einzuwenden, wenn alles ganz einfach zugeht Wen n aber Kerzen flackern, Blumen auf dem Tisch die Höhe der Rechnung voransahnen lassen und eine kostspielige Innenarchitektur das Niveau der Preise noch weiter hebt (und in der Regel das Niveau der Speisen berabdrücktK mit einem Wort, wenn es sich um ein uuspruehsvoUes Lokal handelt: warum wird nicht mit dem heißen- Teller auch noch- eine «weite Gabel und ein neues Messer verabreicht? Und wäre es nur, um den Gast vor der Verlegenheit zu bewahren, mit den Instrumen- ten balancierend herauszufinden, was er während der Wartezeit damit anstellen soll, ohne sich' lächerlich zu machen. In der NZZ vor ISO Jahren Großbritannien. Frey tag, den 23. Januar Am 18. Dec. letzhin wurde ein Buchhändler, Namens William Hone, welcher der Publikation eines gotteslästerlichen Buchs angezeigt war, vor das Gericht der Kingsbench gezogen. (. . .) Als indessen die Sache vor die Jury kam, erklärte diesselbe H. Hone für nicht schuldig. Sogleich ertönte der Gerichtssaal von Beyfalls- bezeugungen. Der Oberrichter befahl, die Ruhestörer zu verhaf- ten; als dennoch der Jubel fortdauerte, so rufte er aus: Meine Herren, so viel Freude Ihnen auch diese Entscheidung machen mag, so bitte ich Sie doch, dieselbe anderwärts zu äußern, und den Saal zu räumen, Demzufolge wurden alle Zuhörer hinaus- geschafft. (. . .) Dieser Ausgang ist nur dem erklärbar, welcher mit den Karaktersügen der Englischen Nation vertraut ist Unter diese Karaktorzüge gehören ihre Begriffe von Religion überhaupt Jeder Engländer betrachtet dieselbe als eine Sache des Glaubens, nicht der Demonstration. Darum hat er auch für Jeden fremden Glauben Achtung. Ferner ihre Begriffe von Freyheit. Kein Wng1<;ti»iTw hält das für Freyheit, wenn er thun und lassen kann, was er will. Frey ist ihm derjenige, welcher gegen die wlllkührllche Gewelt des Kontgsy der TÄrtgkeJt Ylncr Bes ~PBbeir gesichert Ist (..J Man würde Unbekanntschaft mit dem Brittischen Karakter verrathen, wenn man aus diesem Prozeß das Resultat zöge, daß die Religiosi- tät hier so tief gesunken sey, daß Jeder des öffentlichen Gottes- dienstes spotten dürfe. (...) Ebenso wenig darf man den Schluß ziehen, als ob die Menge hier zum Aufruhr und Umwälzung reif wäre. (. . .) Der Britte ist vermöge seines Begriffs von Freyheit ein ebenso heftiger Gegner der Tirannei des Pöbels als jeder anderen Bedrückung, und die Unterwürfigkeit, mit welcher der stärkste Kerl dem kleinsten Männchen als Konstabel ins Gefängnlß folgt diese rührt aus der Ueberzeugung her. daß der gemeine Mann nichts durch seine Heftigkeit gewinnen kann, weil jeder recht- liche sogleich gegen ihn auftritt. Von eigentlicher Ehrfurcht gegen die Gesetze träumt der gemeine Mann nicht einmal. Noch weniger darf man diesen Prozeß als einen Triumph der Preßfreyheit oder Preßfrechheit betrachten. Das alte Sprüchwort ist in jedes Eng- länders Munde, daß eine Regierung ihrer Existenz unwürdig ist, welche nicht einmal Papierschüsse vertragen kann* aber ich möchte es niemandem rathen, weder unter der Aegide der Mini- sterial- noch der Oppositionspartey jemanden mit persönlichen Beleidigungen anzugreifen, oder eines Verbrechens zu beschul- digen. In keinem Lande ist der Bürger seines Namens sicherer, wenn er redlich ist, als hier. Deutschland. Mannheim, 9. Januar. Letzten Sonntag war die hiesige Stadt von einem bedeutenden pomphaften Zug erbaut und überrascht. Es waren sämmtliche in Heidelberg studierende Schweizer, welche in mehrern vierspännigen Wagen, mit Vorreitern und ihren Schweizer-Farben, hleher kamen, um einen ihrer Freyheitsstifter Teil welcher auf hiesigem Theater aufgeführt wurde, zu ehren und so den angestammten eifrigen Sinn für Freyheit und ihre Achtung für die Gründer derselben an Tag legten. Aus Basel meldet man Folgendes: Laut den neuesten Nach- richten aus Cairo, der Hauptstadt Egyptens, ist daselbst H. Ludwig Burkhard aus Basel, unter dem angenommenen Namen Sehetk Ibrahim, an der Dlssenterie gestorben. Er war der jüngste Sohn des ehedem sehr reichen und allgemein bekannten Obersten Godeoo Burkhards aus dem Kirschgarten. Sein Schicksal führte Ihn nach England. Unternehmend, voll Geist und Wißbegierde, bot er der aasigen Gesellschaft für Entdeckung des Innern von Afrika seine Dienste an. Nachdem er sich alle tu einer solchen Reise erforderlichen Sprach- und Sachkenntnisse erworben, trat er dieselbe vor mehrern Jahren an, und begab ' sich dann nach Cairo, um von dort aus mit der jährlich aus Tombokta daselbst ankommenden Karavane In dieses bisher den Europäern ver- schlossene Land zu gelangen. Diese blieb indessen wegen Un- ruhen Im Innern über ein 'volles Jahr aus. Unter dem Schutz seiner Türkischen Kleidung uifd mit Hilfe vollkommener Kennt- niD der Arabischen und Türkischen Sprache mochte er In Egypten selbst viele neue and wichtige Entdeckungen, deren Mittheilung durch Jene Gesellschaft nun tu hoffen tot Bndlich langte die lange und sehnlich erwartete Karavane an« ehe er aber mit ihr abreisen konnte, unterlag er der Krankheit, und so sind nun wieder einmal die schönsten Erwartungen vereitelt Für sein treff- liches Hers und . seine edelmüthige Vaterlandsliebe zeugt .der Umstand! daß ex im letzten Winter einen ansehnlichen Beytrag zur Unterstützung der Armen nach Basel sandte; Neue Zürcher Zeitung vom 28.01.1968

Statt WOCHENENDE Aus wird - static.nzz.ch · Für den Briefmarkensammler, der das fast unerschöpfliche ... grabens deckt sich politisch mit der Gemeinde Trachselwald, die von dieser

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Statt <;3üftf)ci>; <;3cHung WOCHENENDE Sonntag, 28. Jan. 1988 Nr. 59.(Feraausgabe Mr. 26)

Zauber des Briefmarkensammelnt

Aus dem Dürrgraben wird Heimisbach-r. Für den Briefmarkensammler, der das fast unerschöpfliche

Gebiet der Abstempelungen ebenfalls in seine schöne Freizeit-beschäftigung einbezieht, sind auch OrtanamenaOnderungen von '

Interesse. Deren Zahl ist in unserem Lande nicht groß, und eslagen ihnen meistens politische Ursachen zugrund«. Dagegen totbei uns der «Personenkult» unbekannt, der sich u. a. darin Äußert,

daß Städte auf den Namen von Größen der Politik «umgetauft»

werden und eventuell ein zweitesmal «umgetauft» werden, wenndie fragliche Größe bei neuen politischen Machthabem in Un-gnade gefallen ist. Solches ist nur in Volksdemokratien üblich.Selbst die Umbenennung bereits bestehender Straßen zu demZweck, eine verdiente Persönlichkeit zu ehren, kommt bei unsselten vor. Um von Zürich zu sprechen: Noch in JedermannsErinnerung dürfte die Umbenennung des Alpenquais zum GeneralGuisan-Quai sein. Die einzige weitere Namensänderung solcherArt, an die sich der Verfasser dieser Zeilen zu erinnern vermagin jenem Fall auf den Namen eines Dichters , liegt schon mehrals drei Jahrzehnte zurück, und nur wenige werden sich wohlnoch der kleinen, ganz überwiegend heiteren Tragikomödie erin-nern, die sich in einem RedaUtionsbüro der «Neuen ZürcherZcüung» abspielte, als das zuständige Amt lakonisch bekanntgab,die Holderstraße im siebenten Stadtkreis sei in Hüldcrlinstraßcumbenannt worden.

Dds offizielle Zürich tat damals nicht allzu viel für Kunst undLiteratur. Edwin Arnet, selbst ein Dichter, war darum begeistert,daß eine Straße den Namen eines Dichters erhielt, dem er sichzudem besonders verbunden fühlte. Er wollte der Stadtverwaltungeinen freundlichen Dank für die schöne Geste nicht vorenthalten.Selbstverständlich mußte er zu diesem Zweck beim «Amt» einigeErkundigungen einziehen und war dann nicht wenig konsterniert,als er in verlegenem Ton die Auskunft erhielt, die Umbenennung

sei eigentlich nicht erfolgt, um einen Dichter zu ehren, sondernnur darum *y«?'1 *V* H«M««t«iii«i «n«ti»ft mit ßmj B*rht Uhr iftltvon ihr sich dahinziehenden Dolderstraße verwechselt wordensei ... Arnets Kommentar fiel knapp aus und gipfelte in einemAusdruck der Enttäuschung: «Das also ist das Pudels ordinärerKernt»

Und nun erlebten wir es eben, daß eine ganze Talschaft zuEhren eines Dichters, Ihres Dichters, einen neuen Namen ange-

nommen hat. Der emmentalische Dürrgraben heißt seit dem1. Januar 1968 Helmtabach, zu Ehren Simon GIcllcrs, der im Dürr-graben zur Welt kam und dessen hundertster Geburtstag um dieJahreswende hatte gefeiert werden können. Das Gebiet des Dürr-grabens deckt sich politisch mit der Gemeinde Trachselwald, dievon dieser Namensänderung natürlich nicht berührt wird. Aberdie frühere Poststelle Dürrgraben und das gesamte von dieserbediente Gebiet heißt nun also Heimisbach und trügt damit sin-nigerweise den Titel des Erstlingswerkes von Simon Gfeller.

Das Dorf, das seines Namens überdrüssig warAus dem letzten Jahrhundert ist vielen Briefmarkensammlern

die Namensänderung einer zürcherlschen Gemeinde geläufig, dieauch keinen politischen, dafür aber einen um so belustigenderenHintergrund hatte.

Wohl jedes Schulkind, das der Lehrer mit der Lebansgeschichte

Heinrich Pestalozzis bekannt gemacht hatte, woiß, daß man Zürichsgrößten Sohn in seiner Jugend wegen seines linkischen Wesens

den «Helri Wundern von Torlikon» genannt hatte. Im letztenJahrhundert war es im Zürichbiet wahrend Jahrzehnten wirklichweitherum üblich, daß man jemanden, der sich sehr ungeschicktbenahm, nicht etwa als einen Tolpatsch bezeichnete, sondern daßman ihm sagt«, er sei ja «von Torllkon».

Eine Gemeinde dieses Namens gab es Int Kanton Zürich tat-sächlich, das heißt, sie hieß nur beinah* so, n&mltch Dorllkon.Wie dem Geographischen Lexikon dar Schweiz zu entnehmenIst, stammt dieser Name vom ersten Ansiedler namens ThorUng.

JedenfaUs hieß die. Siedlung früher Thorlikpn. Dorllkon tönte un-gleich weniger anzüglich, aber dessen Bürger ärgerten sich den-noch machtig darüber, daß ihr Dorf unbestreitbar «tan Stichwortfür die Kennzeichnung aller Arten von Albernheiten geworden

war. Am 4. Oktober 1877 beschloß die Gemeindeversammlungdarum, den Namen, des Dorfes in Thalheim abzuändern, und am16. September 1878 hatte der Kantonsrat aber ein entsprechendes

Gesuch su befinden. Die «Neue Zürcher Zeltung* meldete Oberdieses Ratsgeschäft u. a. was folgt:

«Namens der betreffenden Kommission beantragt Dr. Kammer,es sei diesem Gesuch so entsprechen. Er lest dar, wie die »Dor-

liker* sich beklagen, daß sie wegen ihres Namens weit und breitdie Zielscheibe des Spottes geworden. Schon seien, um dem zuentgehen, wohlhabende Bürger aas der Gemeinde weggezogen.Sei dort eine Liegenschaftsgent, so wolle niemand kaufen, usw..usw.»

Da solchem nicht länger zuzusehen war. stimmte der Kantons-rat mit großer Mehrheit zu. und seither heißt Dorlikon also Thal-heim, postalisch genau «Thalhelm an der Thor», well es bereitsein Thalheim im Aargau gab. Und die Hoffnungen der Dorlikonergingen in einem Maße in Erfüllung, des sie damals wohl kaumzu erträumen gewagt hatten. Nachdem es ein Dorlikon nicht mehrgab, war es offenbar auch nicht länger Interessant, Jemandem InsGesicht zu sagen, er sei Ja «von Torllkon». Eine weitherum geübte

Redensart verschwandi wenn man aber bedenkt, welch «feine»Redensarten an deren Stelle getreten sind...

Zitat

Das läßt die Schöpfung zuDer Zürcher Kantonsrat hat über eine Erhöhung des Jährlichen

Beitrages und die Ausrichtung eines einmaligen Baubeitrages andie Genossenschaft Zoologischer Garten Zürich diskutiert. DenVotantcn, die den Zürcher Zoodirektor. Prof. Dr. H. Hediger, als«eigenwillig» bezeichnet hatten einen «eigenen Kopf» zu besit-zen, wird hierzulande von manchen als Negativum betrachtet ,entgegnete der Finanzdirektor, Reglerungsrat Rudolf Meier, über-legen: «Daß Prof. Hedlger einen eigenen Schnitt aufweist inseiner Persönlichkeit ja nun, das läßt die Schöpfung zu.»

Bitern und Kinder

Mittelschule um jeden Preis?esr. Der Entscheid, ob ein Kind die Mittelschule besuchen soll,

fällt nicht immer leicht. Zwar möchten die meisten Eltern ihremSohn oder ihrer Tochter die «beste» Ausbildung ermöglichen:aber welcher Weg ist in ihrem konkreten Fall der richtige? Deranspruchsvollste,

_ der den Zugang zu allen Hochschulen öffnet?Der angemessene im Sinne des sozialen Prestiges? Der vielver-sprechende im Hinblick auf einen lukrativen Beruf? Oder jener,der den tatsächlichen oder auch nur vermuteten Fähigkeiten desKindes am ehesten gerecht wird? Vor solche Fragen gestellt,übersehen manche Eltern, daß Schulschwierigkeiten oft wenigerauf die Unfähigkeit des Kindes oder die Verständnlslosigkeit derLehrer zurückzuführen sind als auf ihre eigenen Vorurteile undeinen unter Umständen erstaunlichen Mangel an Einsicht. Ausnaheliegenden Gründen neigen etwa Akademiker dazu, In derMittelschule die einzig befriedigende Ausbildungsmöglichkeit fürihre Kinder zu sehen. Sie vergessen dabei, daß alle Bemühungenum_<;4* «beste» Ausbildung zum Scheitern verurteilt sind, wennsie den

' intelligenzmaßlgen und charakterlichen Voraussetzungen

eines Kindes nicht entrprechen.

Manche Bitern zwingen ihr Kind zum Besuch einer Schule,von dessen Lehrplan es ganz einfach überfordert wird. Das kannleicht zur Folge haben, daß das Lernen nur noch als Mühsalempfunden wird und die Leistungen unbefriedigend bleiben. DieEltern machen sich dann selbstverständlich Sorgens sie zeigenmöglicherweise ihre Unzufriedenheit recht deutlich, erteilen zwarwohlgemeinte Ratschläge, setzen aber das Kind dabei mit Forde-rungen unter Druck, denen es beim besten Willen nicht zu genügenvermag. Ein sich derart bedrängt fühlender Schüler kann bewußtoder halbbewußt viel stärker unter seinem Versagi% gegenüber

den Ansprüchen der Umwelt -leiden, als es sein renitentes Ver-halten in der Familie ahnen laßt Des Selbstvertraue)}, eine derwichtigsten Voraussatzungen für Erfolg, ist erschüttert.

Angesichts solcher Schwierigkeiten fragen sich dann dieBitern, wie das nun weltergehen toll. Sie hotten, ihr Kind gehöre

zu jenen, denen «der Knopf» plötzlich noch aufgeht, so daß essich allen Zweifeln turn Trott' löhnen würde, hart zu bleiben.Vielleicht hoffen sie das zu Recht Vielfach aber bleibt der for-cierte Bildungsgang für den Jugendlichen eine Qual, die zu nichtsführt. Und dann kommt der Augenblick, da die Bitern den Mutaufbringen müßten, die Frage nach dar Berufswahl -und der Aus-bildung neu zu stellen. Bs Ist dabei entscheidend, daß sie es,befangen in ihren Prestlgegefttnlen, nicht für einen unzumutbarensozialen Abstieg halten, wenn Ihr Kind die von Ihnen ausgesuchte

und für einzig gut befundene Schule nicht besucht. Bs Ist Ihreigenes Problem, diese «Niederlage» verschmerzen zu lernen,

sonst laufen sie Gefahr, dem Kind den Zugang zu einer andernAusbildung zu verbauen, denn "was die Bitern nicht schätzenkönnen, wird auch dem Kind nicht viel wert sein. Wirkliche Hilfein solchen Krisensituationen bring* dem unsicher gewordenen

Schüler nur das elterlich» Vertrauen, das ihm zeigt daß. man ihntrotz dem augenblicklichen Mißerfolg für fähig halt, sich ImLeben durchzusetzen. Die Chance besteht durchaus, daß sich derHeranwachsende bei einer ntuen Tätigkeit erstaunlich, gut be-währt, weil der frohere Druck und die überfordernden Ansprachegeschwunden sind, and daß neue Energien frei werden, die mandem einst Schulmüden nie zugetraut Hätte.

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Sitten und Unsitten

Die Besteckmiserees. Man geht aus. In ein renommiertes Restaurant Und welche

Lokale erhöben heute, Im Zeichen der Hochkonjunktur, desreichlich fließenden Geldes, den Anspruch nicht, nun mindestengediegen zu «ein. Aber selbst in eigentlichen Loxuslokolon, womit fragwürdigem Cognac flambiert wird (guter trennt nämlichnie lichterloh), wo die zahlungsfähigen Gäste meist, wie Huxley

so treffend tagte, «ara drlnklng labeis and not wine», fehlt esimmer noch an Besteck. Teller sind genug da, oft sogar nochPlatzteller, wenn es hoch kommt sogar silberne) aber Besteck gibt

et offenbar nicht genug. Wer kennte m ut, die lächerlicheSituation! Der eilte Teil des Hauptgangs tat alt mehr oder weni-ger Genuß absolvierti aufs neue erscheint der dienstbeflisseneKellner oder, aber » 4n( altrenommierten Lokalen mit echten

Bildern an den Wänden , die Serviertochter. (Dabei unterliegtdie Tochter so wenig einer Begrenzung durch Jahre wie der Jüng-ling auf den Grabsteinen der Innerschweiz.) Man erbalt die «weitePortion. Unfehlbar gibt es neue, heiße Teller. Aber der lrrt'sich,der meint er dürfe sein unansehnlich mit erstarrten Resten ver-unziertes Besteck ebenfalls zurückgeben. Einen neuen Teller er-hält er wohl) aber Messer und Gabel muß er irgendwie In denHänden halten, bis er den neuen Teller vor sich hat Dagegen istnichts zu machen und auch nichts einzuwenden, wenn allesganz einfach zugeht W e nn aber Kerzen flackern, Blumen aufdem Tisch die Höhe der Rechnung voransahnen lassen und einekostspielige Innenarchitektur das Niveau der Preise noch weiterhebt (und in der Regel das Niveau der Speisen berabdrücktK miteinem Wort, wenn es sich um ein uuspruehsvoUes Lokal handelt:warum wird nicht mit dem heißen- Teller auch noch- eine «weiteGabel und ein neues Messer verabreicht? Und wäre es nur, umden Gast vor der Verlegenheit zu bewahren, mit den Instrumen-ten balancierend herauszufinden, was er während der Wartezeitdamit anstellen soll, ohne sich' lächerlich zu machen.

In der NZZ vor ISO Jahren

Großbritannien. Frey tag, den 23. Januar

Am 18. Dec. letzhin wurde ein Buchhändler, Namens WilliamHone, welcher der Publikation eines gotteslästerlichen Buchsangezeigt war, vor das Gericht der Kingsbench gezogen. (. . .) Alsindessen die Sache vor die Jury kam, erklärte diesselbe H. Honefür nicht schuldig. Sogleich ertönte der Gerichtssaal von Beyfalls-bezeugungen. Der Oberrichter befahl, die Ruhestörer zu verhaf-ten; als dennoch der Jubel fortdauerte, so rufte er aus: MeineHerren, so viel Freude Ihnen auch diese Entscheidung machenmag, so bitte ich Sie doch, dieselbe anderwärts zu äußern, undden Saal zu räumen, Demzufolge wurden alle Zuhörer hinaus-geschafft.

(. . .) Dieser Ausgang ist nur dem erklärbar, welcher mit denKaraktersügen der Englischen Nation vertraut ist Unter dieseKaraktorzüge gehören ihre Begriffe von Religion überhaupt JederEngländer betrachtet dieselbe als eine Sache des Glaubens, nichtder Demonstration. Darum hat er auch für Jeden fremden GlaubenAchtung. Ferner ihre Begriffe von Freyheit. Kein Wng1<;ti»iTw hältdas für Freyheit, wenn er thun und lassen kann, was er will. Freyist ihm derjenige, welcher gegen die wlllkührllche Gewelt desKontgsy der TÄrtgkeJt Ylncr Bes ~PBbeir gesichert Ist (..J Manwürde Unbekanntschaft mit dem Brittischen Karakter verrathen,wenn man aus diesem Prozeß das Resultat zöge, daß die Religiosi-tät hier so tief gesunken sey, daß Jeder des öffentlichen Gottes-dienstes spotten dürfe. (...) Ebenso wenig darf man den Schlußziehen, als ob die Menge hier zum Aufruhr und Umwälzung reifwäre. (. . .) Der Britte ist vermöge seines Begriffs von Freyheit einebenso heftiger Gegner der Tirannei des Pöbels als jeder anderenBedrückung, und die Unterwürfigkeit, mit welcher der stärksteKerl dem kleinsten Männchen als Konstabel ins Gefängnlß folgtdiese rührt aus der Ueberzeugung her. daß der gemeine Mannnichts durch seine Heftigkeit gewinnen kann, weil jeder recht-liche sogleich gegen ihn auftritt. Von eigentlicher Ehrfurcht gegendie Gesetze träumt der gemeine Mann nicht einmal. Noch wenigerdarf man diesen Prozeß als einen Triumph der Preßfreyheit oderPreßfrechheit betrachten. Das alte Sprüchwort ist in jedes Eng-

länders Munde, daß eine Regierung ihrer Existenz unwürdig ist,welche nicht einmal Papierschüsse vertragen kann* aber ichmöchte es niemandem rathen, weder unter der Aegide der Mini-sterial- noch der Oppositionspartey jemanden mit persönlichenBeleidigungen anzugreifen, oder eines Verbrechens zu beschul-digen. In keinem Lande ist der Bürger seines Namens sicherer,wenn er redlich ist, als hier.

Deutschland.Mannheim, 9. Januar. Letzten Sonntag war die hiesige Stadt

von einem bedeutenden pomphaften Zug erbaut und überrascht.Es waren sämmtliche in Heidelberg studierende Schweizer, welchein mehrern vierspännigen Wagen, mit Vorreitern und ihrenSchweizer-Farben, hleher kamen, um einen ihrer Freyheitsstifter

Teil welcher auf hiesigem Theater aufgeführt wurde, zuehren und so den angestammten eifrigen Sinn für Freyheit undihre Achtung für die Gründer derselben an Tag legten.

Aus Basel meldet man Folgendes: Laut den neuesten Nach-richten aus Cairo, der Hauptstadt Egyptens, ist daselbst H. Ludwig

Burkhard aus Basel, unter dem angenommenen Namen SehetkIbrahim, an der Dlssenterie gestorben. Er war der jüngste Sohndes ehedem sehr reichen und allgemein bekannten OberstenGodeoo Burkhards aus dem Kirschgarten. Sein Schicksal führteIhn nach England. Unternehmend, voll Geist und Wißbegierde,

bot er der aasigen Gesellschaft für Entdeckung des Innern vonAfrika seine Dienste an. Nachdem er sich alle tu einer solchenReise erforderlichen Sprach- und Sachkenntnisse erworben, trater dieselbe vor mehrern Jahren an, und begab ' sich dann nachCairo, um von dort aus mit der jährlich aus Tombokta daselbstankommenden Karavane In dieses bisher den Europäern ver-schlossene Land zu gelangen. Diese blieb indessen wegen Un-ruhen Im Innern über ein 'volles Jahr aus. Unter dem Schutzseiner Türkischen Kleidung uifd mit Hilfe vollkommener Kennt-niD der Arabischen und Türkischen Sprache mochte er In Egypten

selbst viele neue and wichtige Entdeckungen, deren Mittheilung

durch Jene Gesellschaft nun tu hoffen tot Bndlich langte dielange und sehnlich erwartete Karavane an« ehe er aber mit ihrabreisen konnte, unterlag er der Krankheit, und so sind nunwieder einmal die schönsten Erwartungen vereitelt Für sein treff-liches Hers und . seine edelmüthige Vaterlandsliebe zeugt .derUmstand! daß ex im letzten Winter einen ansehnlichen Beytrag

zur Unterstützung der Armen nach Basel sandte;

Neue Zürcher Zeitung vom 28.01.1968