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2004-2010 STEIRISCHES VERKEHRS- SICHERHEITSPROGRAMM Strategien und Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf steirischen Straßen 2. Auflage

STEIRISCHES VERKEHRS- …€¦ · Leib und Seele verhindern konnte, ist für alle Beteiligten die beste Motivation, nicht locker zu lassen. ... DI Andreas Tropper, Leiter der Abteilung

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2004-2010STE IR ISCHES VERKEHRS-SICHERHEITSPROGRAMM

Strategien und Maßnahmen zurErhöhung der Verkehrssicherheitauf steirischen Straßen

2. Auflage

2004-2010STE IR ISCHES VERKEHRS-SICHERHEITSPROGRAMM

Herausgeber:Steiermärkische LandesregierungFachabteilung 18AGesamtverkehr und ProjektierungLeiter: DI Andreas Tropper

2. Auflage:Graz, April 2007 (Erstveröffentlichung September 2004)

Kontaktadresse für Anfragen und Anregungen:Amt der Steiermärkischen Landes-regierung, Fachabteilung 18A, Gesamtverkehr und ProjektierungStempfergasse 7, A-8010 GrazDr. Maria Knauer-LukasTel. +43 (0)316 877-3017Fax +43 (0)316 877-2579E-Mail: [email protected]: www.verkehr.steiermark.at

Inhaltliche Begleitung und Moderation:Forschungsgesellschaft Mobilität – FGM, Rita Pfeiffer

DATENQUELLEN:

• Bundesministerium für Verkehr,

Innovation und Technologie

• Kuratorium für Verkehrssicherheit KfV

• Landespolizeikommando Steiermark

• Statistik Austria

• Steiermärkische Landesregierung,

Fachabteilung 18A

FOTOS:

FGM, Harry Schiffer, Landespolizeikommando

Steiermark, Lyle Bailie International Limited

Wir möchten ausdrücklich betonen, dass sich

alle Personenbezeichnungen auf beide Ge-

schlechter beziehen, wenn auch aus Gründen

der besseren Lesbarkeit auf weibliche Formen

verzichtet wurde.

Wir weisen darauf hin, dass diese Publikation

und deren Inhalte urheberrechtlich geschützt

sind. Alle Rechte sind dem Herausgeber vorbe-

halten.

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 3

Die Steiermark war mit dem Steirischen Verkehrssicher-heitsprogramm 2004 bereits österreichweit Vorreiter im Bereich der Verkehrssicherheitsarbeit. Zahlreiche Projekte und Initiativen konnten in den vergangenen Jahren reali-siert werden. Die Senkung der Unfallzahlen um 10% in den großen Problemfeldern „Alkohol“ und „Fahranfänger“ be-stätigt diese Arbeit. Auch auf europäischer Ebene wird der regionalen Verkehrssicherheitsarbeit große Bedeutung zu-gemessen. So konnte das Land Steiermark als erstes Bun-desland Österreichs im November 2004 die internationale „Charta der Verkehrssicherheit“ unterzeichnen.

Die 2. Auflage des Steirischen Verkehrssicherheitspro-gramms beinhaltet u.a. eine Darstellung der gesetzten Maß-nahmen. Durch die Erfahrungen der letzten 3 Jahre wurden die Schwerpunkte aktualisiert und überarbeitet sowie neue Inhalte aufgenommen. 92 Maßnahmen bilden die Substanz des Steirischen Verkehrssicherheitsprogramms in der nun vorliegenden zweiten Auflage. Das konstante Ziel der Arbeit bleibt jedoch, Verkehrskultur nachhaltig sicher zu gestalten und ein Klima zu schaffen, das besonders die Wertehaltung gegenüber schwächeren Verkehrsteilnehmern in den Vor-dergrund stellt.

Ich möchte der Expertengruppe, die sich aus Entscheidungs-trägern der steirischen Landesverwaltung, des Landespoli-zeikommandos, des Kuratoriums für Verkehrssicherheit und der Forschungsgesellschaft Mobilität zusammensetzt, recht herzlich für ihre Arbeit danken und hoffe, dass diese Arbeit zu einer weiteren Senkung der Unfallzahlen in der Steiermark beiträgt. Jede Maßnahme, die einen Schaden an Leib und Seele verhindern konnte, ist für alle Beteiligten die beste Motivation, nicht locker zu lassen. Vielen Dank!

IhreLandesrätin Maga. Kristina Edlinger-Ploder

Vorwort

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-20104

1. DA S STEIRISCHE VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM IN DER 2. AUFL AGE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.1 Verkehrssicherheit in der Steiermark ..................................................................6 1.2 Enwicklung & Arbeitsweise ........................................................................................8 1.3 Internationaler Ausblick ............................................................................................ 10 1.4 Ziel des Steirischen Verkehrssicherheitsprogramms ............................... 12

2. STRATEGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

3. ANALYSE & TRENDENTWICKLUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

4. THEMENFELDER & MA SSNAHMEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4.1 Fahrausbildung & Führerschein .......................................................................... 22 4.2 Alkohol, Drogen & Fahrtüchtigkeit .................................................................... 24 4.3 Geschwindigkeit & Sicherheitsabstand .......................................................... 26 4.4 Ablenkung ......................................................................................................................... 28 4.5 Fußgängersicherheit und Sicherheitsmanagement im Ortsgebiet ................................................................................................................... 30 4.6 Radverkehr ....................................................................................................................... 32 4.7 Moped- und Motorradfahren ................................................................................ 34 4.8 Schwerverkehr ............................................................................................................... 36 4.9 Öffentlicher Verkehr und Verkehrsmittelwahl ............................................. 38 4.10 Verkehrserziehung & Mobilitätsbildung ........................................................ 40 4.11 Vollzug & Exekutive .................................................................................................... 42 4.12 Verkehrsplanung & Straßenbau .......................................................................... 44

5. PRA XISBEISPIELE der steirischen Verkehrssicherheitsarbeit . . . . . . . . . . . . . 46

5. ANHANG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

Inhalt

1

5

2

3

4

>

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 5

STEIRISCHES VERKEHRS-

SICHERHEITSPROGRAMM

2004-20101Das Steirische Verkehrs-sicherheitsprogrammin der 2. Auflage

1.1 Verkehrssicherheit in der Steiermark

1.2 Entwicklung & Arbeitsweise

1.3 Internationaler Ausblick

1.4 Ziel des Steirischen Verkehrssicherheitsprogramms

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-20106

1. STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM

Verkehrssicherheit in der Steiermark

1.1

Als erstes regionales Verkehrssicher-heitsprogramm in Österreich konnte die Steiermark im September 2004 ein ziel-führendes Maßnahmenprogramm zur Senkung der im Straßenverkehr Getöte-ten und Verletzten vorlegen.

Bis zum Sommer 2006 waren von den damals festgelegten 78 Maßnahmen be-reits mehr als die Hälfte in Bearbeitung. 10 Schwerpunktmaßnahmen konnten schon in der Laufzeit der ersten 2 Jahre abgeschlossen, andere als langfristiges Interventionsinstrument verankert wer-den. Im 1. Halbjahr 2007 liegt hiermit die 2. Auflage des Steirischen Verkehrssi-cherheitsprogramms vor.

Die Suche nach neuen, innovativen Maß-nahmen baut auch weiterhin auf inter-nationale Erfahrungen und versucht, erfolgreiche Modelle in der Steiermark umzusetzen. Ein Beispiel dafür war – im ersten Umsetzungszeitraum – die vom Land Steiermark beauftragte Adaption eines irischen Fernsehspots, der in Koo-

peration mit dem ORF Steiermark unter dem Titel „Könntest Du damit leben?“ im Vorabendprogramm lief und auf sehr eindringliche Weise die Problematik al-koholisierten Fahrens in den Mittelpunkt stellte.1)

Andere innovative Projekte wie das Fahr-anfänger-Präventionsmodell „CLOSE TO“ sind in der Gesamtentwicklung „made in Styria“ und erhalten international viel Beachtung. Junge Unfallfahrer be-suchen seit dem Jahr 2005 im Rahmen ihrer Haftstrafen steirische Fahrschulen und erzählen angehenden Autofahrern von ihren Erfahrungen. Seit dem Jahr 2007 beschäftigen sich 12 europäische Länder mit diesem Präventionsansatz, eine Institutionalisierung im Rahmen der europäischen Fahrausbildung wird dabei angestrebt.2)

___________________

1, 2) Ausführliche Beschreibung siehe S. 49, S. 47.

Die Senkung der Unfallzahlen um fast 10% in den großen Problemfeldern „Alkohol“ und „Fahranfänger“ bestätigt die Arbeit der vergangenen 3 Jahre.

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 7

1. STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM

1.1

Verkehrskultur nachhaltig sicher zu gestalten und ein Klima zu schaffen, das besonders die Wertehaltung gegenüber schwächeren Verkehrsteilnehmern in den Vordergrund stellt, bleibt somit das konstante Ziel steirischer Verkehrssicherheitsarbeit.

Die Steiermark übernimmt hier auch wei-terhin eine Vorreiterrolle und will auf der Basis regelmäßiger Unfallanalysen auch akuten Veränderungen begegnen. So zeigte sich zum Start dieser 2. Auflage ein dramatischer Anstieg von Moped- und Motorradunfällen, was dazu geführt hat, dass dem Thema „Moped- und Mo-torradfahren“ ein eigenes Themenfeld im Rahmen der Neuauflage dieses Pro-gramms eingeräumt wurde. Ebenfalls neu ist das Themenfeld „Ablenkung“.

Das Steirische Verkehrssicherheitspro-gramm ist somit kein „Schubladenwerk“, eine Arbeitsgruppe von Verkehrsexperten garantiert in regelmäßigen Workshops eine kontinuierliche Bearbeitungsqua-lität. Besonders in der Kommunikation mit der steirischen Bevölkerung bleibt der Schwerpunkt steirischer Verkehrssi-

cherheitsarbeit im Bereich der Sensibili-sierung und Motivation. Dies besonders im Hinblick auf eine aktive Gestaltung für ein sozial verträgliches Miteinander auf unseren Straßen.

Auch die Inhalte dieser 2. Auflage kon-zentrieren sich auf die Kernthemen Ge-schwindigkeit, Alkohol und die junge Fahrergruppe. Viele der Maßnahmen lau-fen kontinuierlich weiter, andere wurden aktualisiert oder angepasst, manche Er-gänzungen wurden notwendig.

Der Schulterschluss auf der politischen Ebene, die umfassende Unterstützung der Verwaltungsebene sowie der stei-rischen Medien werden auch weiterhin als Basis erfolgreicher regionaler Ver-kehrssicherheitsarbeit gesehen.

Adaption international erfolgreicher Maßnahmen für die Steiermark: TV-Spot „Könntest Du damit leben?“

im Vorabendprogramm des ORF (li). Made in Styria: Präventionsprojekt für Fahranfänger „CLOSE TO“ (re).

1. STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM

Entwicklung &Arbeitsweise

1.2

Eine Expertengruppe aus Entscheidungs-trägern der steirischen Landesverwal-tung, des Landespolizeikommandos und des Kuratoriums für Verkehrssicherheit erarbeitete unter inhaltlicher Begleitung der Forschungsgesellschaft Mobilität ein umfangreiches Maßnahmenprogramm.

Diese Arbeitsgruppe ist noch immer in derselben Zusammensetzung aktiv und kann inzwischen stolz auf einen mehr als 4-jährigen konstruktiven Verkehrssi-cherheitsprozess verweisen. Basierend auf jeweils aktuellen steirischen Daten-grundlagen des Unfallgeschehens und unter Berücksichtigung konkreter Ziel-vorgaben, finden auch im vorliegenden aktualisierten Programm jene Bereiche besondere Beachtung, bei denen eine hohe Wirkung auf regionaler Ebene er-wartet werden kann.

Eine jährlich stattfindende Schwerpunkt-setzung definiert die Grundlage der Maß-nahmenumsetzungen in der Steiermark.In viermal jährlich stattfindenden Ar-

beitsgruppentreffen wird die steirische Unfallentwicklung analysiert, Maßnah-men und internationale „Best-practise“-Beispiele sowie neueste Forschungs-ergebnisse werden diskutiert, Übertra-gungspotenziale ausgelotet und eine intensive Akzeptanz- und Wirkungsana-lyse erstellt.

Die bestehenden Maßnahmen der Erst-auflage wurden nun überarbeitet, durch neue Maßnahmen ersetzt oder laufen langfristig. In der vorliegenden 2. Aufla-ge des Steirischen Verkehrssicherheits-programms wird somit ein aktualisiertes Maßnahmenpaket für einen weiteren 3-jährigen Arbeitszyklus präsentiert. Das Maßnahmenpaket beruht auf der bewähr-ten Verknüpfung von 3 Interventionsberei-chen, welche die Säulen der steirischen Interventionsstrategie bilden:

■ Legislative & Überwachung■ Bewusstseinsbildung & Mobilitätserziehung■ Infrastruktur Die Verhaltensebene (Bewusstseinsbil-dung & Mobilitätserziehung), als greif-barstes Instrument zielführender regio-naler Verkehrssicherheitsarbeit, bleibt nach wie vor die stärkste Säule des stei-rischen Programms.

Bereits im Jahr 2003 begann in der Stei-ermark die Arbeit an einem eigenständigen regionalen Verkehrssicherheitsprogramm.

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-20108

1. STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM

1.2Die Arbeitsgruppe des Steirischen Verkehrssicherheitsprogramms

HINTERE REIHE (v. l. n. r.): Oberst Wolfgang Staudacher, Leiter der Landesverkehrsabteilung, Landespolizeikom-mando Steiermark; DI Robert Rast, Leiter der FA 18B – Straßeninfrastruktur – Bau, Steiermärkische Landesregierung; Dr. Peter Weiß, Leiter der FA 18E – Verkehrsrecht, Stei-ermärkische Landesregierung; DI Peter Felber, Leiter der Landesstelle Steiermark, Kura-torium für Verkehrssicherheit – KfV

MITTLERE REIHE (v. l. n. r.): DDr. Burkhard Thierrichter, Bezirkshauptmann Graz-Umgebung; Mag. Karl Lautner, Lei-ter der FA 18C – Straßenerhaltungsdienst, Steiermärkische Landesregierung

VORDERE REIHE (v. l. n. r.): Dr. Gerhard Ofner, Landesamtsdirektor Steiermark; Mag.a Kristina Edlinger-Ploder, Landesrätin für Wissenschaft & Forschung, Verkehr und Technik; Rita Pfeiffer, Verkehrs-sicherheit, Forschungsgesellschaft Mobilität – FGM; Dr. Maria Knauer-Lukas, Ressort Verkehrssicherheit der FA 18A – Gesamtverkehr und Projektierung, Steiermärkische Lan-desregierung; DI Andreas Tropper, Leiter der Abteilung 18 – Verkehr, Steiermärkische Landesregierung; Dr. Wolfgang Thierrichter, Bezirkshauptmann Murau (nicht auf dem Gruppenfoto)

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 9

Förderungsmaßnahmen für die Sicher-heit im Straßenverkehr in der EU der 25 Mitgliedstaaten konzentrieren sich ak-tuell auf die Themen:

> Fahrzeugdesign> Forschung und Technologie> Infrastruktur > Verhalten

Das Ziel einer Halbierung der Todesfälle im Straßenverkehr im Zeitraum 2001–2010, wie im Weißbuch der Europäischen Union festgelegt, bleibt auch weiterhin gültig. Auf internationaler Ebene wer-den zu seiner Erreichung konzentrierte

Maßnahmen im Bereich der Fahrzeug-konstruktion und -technologie, der Stra-ßeninfrastruktur und des Fahrverhaltens als notwendig erachtet.1) Hier wird auch vermerkt, dass bis zum Jahr 2020 eine Zunahme des Personenverkehrs in einer Größenordnung von 35% erwartet wird. Dies unterstreicht die Aufforderung an die Mitgliedstaaten, alle Anstrengungen zu unternehmen, um den negativen Auswir-kungen des Verkehrs entgegenzuwirken.

Der regionalen Verkehrssicherheitsarbeit wird auf europäischer Ebene große Be-deutung zugemessen. Individuelle Akti-onsprogramme mit konkreten Maßnah-men sollen entwickelt werden, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.

1. STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM

Internationaler Ausblick

1.3

Der regionalen Verkehrssicherheitsarbeit wird auf europäischer Ebene große Bedeutung zugemessen.

1) Für ein mobiles Europa, nachhaltige Mobilität für unseren Kontinent, Halbzeitbilanz zum Verkehrs-

weißbuch von 2001, Europäische Gemeinschaft, 2006.

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201010

1. STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM

1.3

25.000 Leben retten – diese Aufforderung hat das Land Steiermark erfüllt und, als erstes Bundesland Österreichs, neben dem regionalen Verkehrssicherheitspro-gramm, im November 2004 die interna-tionale „Charta für Verkehrssicherheit“ unterzeichnet.

Mit dieser Unterzeichnung ist das Land Steiermark die Verpflichtung eingegan-gen, die „wirksamsten Maßnahmen zu treffen, um die Zahl der Unfallopfer im

Straßenverkehr möglichst schnell zu ver-ringern.“ Weiters verpflichtet sich das Land damit, „diese Maßnahmen in sei-nem Verantwortungs- und Tätigkeitsbe-reich tatkräftig umzusetzen.“ 2)

Die Charta listet dazu unter anderem die Umsetzung von Aktionen, Forschungsak-tivitäten, Ausarbeitung eines Plans für Straßenverkehrssicherheit und Ausbil-dungsmaßnahmen auf.

2) Europäische Charta für Straßenverkehrssicherheit,

http://ec.europa.eu/transport/roadsafety/charter/index_en.htm

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 11

1. STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM

Ziel des Steirischen Verkehrssicherheits-programms

1.4

Mit dem vorliegenden Steirischen Ver-kehrssicherheitsprogramm soll unter Beachtung der nationalen Zielvorgaben die Verkehrssicherheit in der Steiermark weiter nachhaltig gehoben werden.

Auf der Basis aktueller steirischer Unfall-analysen wurde ein neues, spezifisches Maßnahmenpaket geschnürt, das im Bundesland Steiermark zur Erreichung des quantitativen Zieles „Halbierung der Zahl der Verkehrstoten und Reduzierung der Verkehrsunfälle mit Personenscha-den um 20%“ führen soll.

Die vorliegenden Ergebnisse der Ver-kehrssicherheitsarbeit seit 2003 erlau-ben eine hoffnungsvolle Prognose. Be-reits in den ersten 3 Arbeitsjahren sank die Anzahl der Verkehrstoten in der Stei-ermark um 26%, die Unfälle mit Perso-nenschaden (UPS) um 6%.

Seit dem einstimmigen Regierungssit-zungsbeschluss im Juni 2004 durch die Steiermärkische Landesregierung gilt auch für die 2. Auflage folgende Zielvor-gabe:

Reduktion der im Straßenverkehr Getöteten um 50% und der Unfälle mit Personenschaden um 20% bis zum Jahr 2010.

Mit Hilfe von 12 Themenfeldern soll durch Bewusstseins-bildung und spezifische Maßnahmen für Risikogruppen eine sozial verträgliche Verkehrskultur unter besonderer Beachtung der ungeschützten Verkehrsteilnehmer geschaffen werden. Die Verkehrssicherheit soll dabei zur Angelegenheit aller werden.

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201012

Unfälle mit Personenschaden (im Vergleich zum Reduktionsziel)

1. STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM

1.4

Verkehrstote (im Vergleich zum Reduktionsziel)

Unfälle mit Personenschaden im Vergleich zum Reduktionsziel bis zum Jahr 2010, ausgehend von 2003.Ist/Jahr: Unfallstatistik Steiermark 2003 bis 2006, hrsg. v. Land Steiermark (FA 18A)Ziel/Jahr: Berechnung lt. Zieldefinition StVSP

Verkehrstote im Vergleich zum Reduktionsziel bis zum Jahr 2010, ausgehend von 2003.Ist/Jahr: Unfallstatistik Steiermark 2003 bis 2006, hrsg. v. Land Steiermark (FA 18A)Ziel/Jahr: Berechnung lt. Zieldefinition StVSP

■ Ist/Jahr ■ Ziel/Jahr

■ Ist/Jahr ■ Ziel/Jahr

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 13

* progn. Endergebnis per Nov. 2006

Dies ist das primäre Ziel, das die Ex-pertengruppe im Rahmen der Arbeit am Steirischen Verkehrssicherheitspro-gramm definiert hat.

Dieses Ziel soll durch die Hauptinterven-tionsstrategie „Bewusstseinsbildung und Mobilitätserziehung“ und den darin ent-haltenen Maßnahmen erreicht werden.

Die Hoffnung auf eine Verbesserung der Verkehrssicherheitssituation ist in allen europäischen Ländern hoch. Die Steier-mark versuchte im Jahr 2004 als erstes österreichisches Bundesland die Situati-on auf regionaler Ebene deutlich zu ver-bessern.

Das vorliegende, aktualisierte Maßnah-menpaket soll mit den entsprechenden Änderungen und Ergänzungen ab dem Frühjahr 2007 in der Steiermark weitere Wirkung zeigen.

Die 12 Themenfelder wurden aufgrund aktueller Entwicklungen neu gereiht, die Anzahl der Maßnahmen im überarbei-teten Programm beträgt 92, diese sind auch weiterhin der bewährten steiri-schen 3-säuligen Interventionsstrategie zugeordnet.

Strategie

2STEIRISCHES VERKEHRS-

SICHERHEITSPROGRAMM

2004-2010

Straßenverkehr und Sicherheit als gemeinsame Sache erkennen, bei der alle Beteiligten Verantwortung übernehmen.

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201014

2. STRATEGIE

2

Der Interventionsbereich „Bewusst-

seinsbildung & Mobilitätserziehung“

als greifbarstes Instrument zielführen-

der regionaler Verkehrssicherheitsar-

beit bleibt nach wie vor die stärkste

Säule des steirischen Programms.

Die 3 Säulen der steirischen Interventionsstrategie:

3 Interventionsbereiche bilden die

Säulen der Interventionsstrategie des

Steirischen Verkehrssicherheitspro-

gramms.

Reihung der Interventionsbereiche nach Anzahl der jeweils enthaltenen

Themenfelder und Maßnahmen.

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 15

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201016

2. STRATEGIE

2Die 3 Säulen der steirischen Interventionsstrategie

mit Themenfelderzuteilung:

Legislative &Überwachung

Bewusstseinsbildung& Mobilitätserziehung

Infrastruktur

Fahrausbildung & Führerschein

Ablenkung

Alkohol, Drogen & Fahrtauglichkeit

Schwerverkehr

Moped- & Motorradfahren

Öffentlicher Verkehr & Verkehrsmittelwahl

Verkehrserziehung& Mobilitätsbildung

Fußgängersicherheit & Sicherheitsmanagement im Ortsgebiet

Radverkehr

Verkehrsplanung& Straßenbau

Geschwindigkeit & Sicherheitsabstand

Vollzug & Exekutive

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 17

Um eine Reduktion des Gefahrenpoten-zials auf steirischen Straßen zu errei-chen, muss vor allem gezielte Präventi-onsarbeit geleistet werden.

Entsprechend umfangreich sind auch die Maßnahmen, die der Interventionsstrate-gie „Bewusstseinsbildung & Mobilitäts- erziehung“ zugeordnet sind. Innovative Maßnahmen und Kampagnen sind in allen Themenfeldern enthalten, besonders in den dringlichsten Problem-bereichen, die auch weiterhin die The-men Geschwindigkeit, Alkohol, Fahran-fänger und Verkehrsmittelwahl betreffen.Unbestritten in internationalen Verkehrs-

sicherheitsstrategien ist die Wirkung von Maßnahmen im Bereich „Legislative & Überwachung“. Das steirische Programm setzt hier nachhaltig auf zielgerichtete Überwachung und weitere Erhöhung der Effektivität vorhandener Strukturen.Auf der Ebene der Infrastruktur wird stra-tegisch dort angesetzt, wo die Steiermark bereits präventive Verkehrssicherheits-arbeit in der Gesamtplanung leistet.

Die ganzheitliche Betrachtung der Ver-kehrsanlage verbindet sich mit der systematischen Berücksichtigung aller Verkehrsteilnehmer, insbesondere der ungeschützten Verkehrsteilnehmer.

Im Jahr 2006 mussten in der Steiermark 112 Personen bei Verkehrsunfällen sterben. Das Unfallgesche-

hen, aufgeteilt nach Verkehrsteilnehmern, zeigt für die Steiermark im Jahr 2006 – ähnlich wie im Jahr

2005 – den Hauptanteil des Unfallgeschehens von rund 65% im Pkw-Bereich.

2. STRATEGIE

2

An Unfällen mit Personen-schaden beteiligte VerkehrsmittelSteiermark 2005

Quelle: Statistik Austria, Datenbearbeitung: Kuratorium für Verkehrssicherheit

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201018

112 Tote und 7.494 Verletzte im Jahr 2006 bedeuten immer noch, dass es fast an je-dem 3. Tag ein Todesopfer auf steirischen Straßen gab, bzw. täglich 20 Verkehrs-unfälle mit Verletzten bzw. Getöteten.

Seit 1999 war eine kontinuierliche Stei-gerung der Alkoholunfälle im Gesamt-unfallgeschehen zu verzeichnen. Noch im Jahr 2003 gab es in der Steiermark 568 Alkoholunfälle, im Jahr 2006 wurden 430 Unfälle mit Alkohol verzeichnet. Hier konnte also seit 2003 eine Reduktion von 25% erreicht werden. Trotz einer Reduktion ist die Gruppe der

jungen Fahrer immer noch trauriger „Spit-zenreiter“ in der Unfallstatistik. Nach wie vor ist diese Altersgruppe mit 30% aller Verunglückten überproportional an Stra-ßenverkehrsunfällen beteiligt.

Die Unfallzahlen des Jahres 2006 bele-gen, dass die Anzahl der Verkehrsunfälle in der Steiermark kontinuierlich rückläu-fig ist.1)

___________________

1) Unfallstatistik des Landespolizeikommandos

Steiermark.

3Analyse &Trendentwicklung

STEIRISCHES VERKEHRS-

SICHERHEITSPROGRAMM

2004-2010

30% aller Verunglückten im Straßenverkehr sind nach wie vor junge Fahrer.

Alkoholunfälle in der Steiermark

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 19

Alkoholunfälle in der Steiermark Entwicklung 2003 bis 2006

3. ANALYSE & TRENDENTWICKLUNG

3

1.600

1.400

1.200

1.000

800

600

400

200

02003 2004 2005 2006

Quelle: Landespolizeikommando Steiermark.

Auch für die künftige Verkehrssicherheitsarbeit wird eine Kombination von Maßnahmen der Bewusst-

seinsbildung und der Kontrolle notwendig sein, um Fahrten unter Alkohol- und Drogeneinwirkung zu

verhindern.

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201020

4Themenfelder & Maßnahmen

Um eine koordinierte Umsetzung zu ge-währleisten, sind diese Maßnahmen stra-tegisch 12 Themenfeldern zugeordnet.

In Anlehnung an erfolgreiche, internatio-nale Verkehrssicherheitsprogramme un-terliegt auch das Steirische Verkehrssi-cherheitsprogramm einer regelmäßigen Aktualisierung sowie ständiger Kosten-Nutzen-Kontrolle der Maßnahmen.

In der Aufzählung auf den folgenden Sei-ten ist jeder Maßnahme ein Symbol zu-geordnet, das den Status der Umsetzung anzeigt.

Zu einigen Maßnahmen gibt es ausführli-chere Beschreibungen im Kapitel Praxis-beispiele. Diese sind mit entsprechenden Querverweisen gekennzeichnet.

92 Maßnahmen bilden die Substanz des Steirischen Verkehrssicherheitsprogramms in der vorliegenden 2. Auflage.

STEIRISCHES VERKEHRS-

SICHERHEITSPROGRAMM

2004-2010

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

SY

MB

OL

Status der Maßnahmen

= neue Maßnahme

= aktualisierte / überarbeitete Maßnahme

= laufende Maßnahme

= abgeschlossene Maßnahme

492 Maßnahmen sind 12 Themenfeldern zugeordnet:

4.1 Fahrausbildung & Führerschein4. 2 Alkohol, Drogen & Fahrtauglichkeit4. 3 Geschwindigkeit & Sicherheitsabstand4. 4 Ablenkung4. 5 Fußgängersicherheit & Sicherheitsmanagement im Ortsgebiet4. 6 Radverkehr4. 7 Moped- & Motorradfahren4. 8 Schwerverkehr4. 9 Öffentlicher Verkehr & Verkehrsmittelwahl4.10 Verkehrserziehung & Mobilitätsbildung4.11 Vollzug & Exekutive4.12 Verkehrsplanung & Straßenbau

Zeichenerklärung:

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 21

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201022

Fahrausbildung & Führerschein

4.1

■ Die Gründe dafür liegen in der beson-ders hohen Risikobereitschaft dieser Al-tersgruppe, in einer riskanten Fahrweise, im Mangel an Routine, in Alkohol- und Drogenmissbrauch, in überhöhter Ge-schwindigkeit etc.

■ In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jäh-rigen starben im Jahr 2006 auf steirischen Straßen 24 junge Menschen, 186 wurden schwer verletzt, die Gesamtzahl der ver-letzten jungen Menschen betrug 1.800.

Im Vergleich zum Jahr 2003 konnte hier bereits eine Reduktion um 25% erreicht werden.

■ Diese Altersgruppe ist mit 30% aller Verunglückten und mit 23% aller getöte-ten Personen nach wie vor überproportio-nal an Straßenverkehrsunfällen beteiligt. Dem gegenüber ist der Bevölkerungsan-teil der 18- bis 24-Jährigen deutlich gerin-ger als die Unfallbeteiligung.

■ Im Vergleich zum Jahr 2003 konnte in der Steiermark bereits eine Reduktion von 25% bei jungen Menschen, die bei einem Verkehrsunfall ihr Leben verlieren, erreicht werden. Trotzdem sind auch weiterhin in diesem Themenbereich höchste Anstren-gungen für eine weitere Verbesserung der Situation gefragt.

Durch optimierte Ausbildungsqualität für Fahr-anfänger soll das Erlernen eines sozial verträg-lichen, verkehrsangepassten Verhaltens erreicht und die Anzahl der Fahranfängerunfälle in der Steiermark deutlich reduziert werden.

Ziel:

Jeder dritte Todesfall in der Gruppe der Jugendlichen ist auf einen Verkehrs-unfall zurückzuführen.

4.1

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 23

4.1

4.1

[1] Diese Forderung ist in Kraft,

bleibt aber für die steirische Ar-

beitsgruppe weiter in Diskussion.

[2] Europäisches Beispielprojekt

zur Risikoprävention ausgehend

von der Steiermark seit 2004 –

Umsetzung bereits in 12 Ländern

Europas! Das Projekt „CLOSE TO“

lässt junge Unfallfahrer selbst zu

Wort kommen und Präventionsar-

beit leisten. (siehe auch S. 47)

[3] Die Mehrphasenausbildung

entwickelt sich sehr gut. Öster-

reichweit müssen ca. 90.000

Personen diese Ausbildung

absolvieren. Die Ausbildung

hat sich äußerst positiv auf das

Unfallgeschehen ausgewirkt.

Beginnend mit ihrer Motorisierung

steigt auch die Anzahl der im Straßen-

verkehr Verunglückten in der Gruppe

der Jugendlichen rapide. Besonders

dramatisch zeigt sich in der Darstel-

lung die Spitze von verunglückten

Fahranfängern.

STA

TU

S

Maßnahmen 4.1Klares Bekenntnis zum Punkteführerschein mit entsprechendem Vormerksystem. [1]

Verbesserung und Evaluierung des bestehenden Vormerksystems.

„CLOSE TO“ – Einbindung von jungen betroffenen Menschen, Unfallfahrern und jungen Verkehrsstraftätern in die Verkehrssicherheitsarbeit. [2]

Verstärkte Qualitätskontrolle der Fahrausbildung.

Unterstützung der L 17-Ausbildung durch Informationsangebote der Fahrschulen auch für die Begleitpersonen.

Effizienzsteigerung der Mehrphasenausbildung (Steigerung der Motivation zur Feedbackfahrt, Qualitätsverbesserung im Fahr-techniktraining und in der psychologischen Schulung). [3]

Projektentwicklung eines Anreizmodells im Bonus-Malus-System in Kooperation mit Versicherungsträgern.

Durchschnittliche Anzahl Verunglückternach Verkehrsmittelteilnahme und Alter

Quelle: Statistik Austria, Datenbearbeitung: Kuratorium für Verkehrssicherheit

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201024

Alkohol, Drogen &Fahrtauglichkeit

4.2

■ Die Steiermark war bei Alkoholun-fällen noch im Jahr 2003 der Spitzenrei-ter unter den Bundesländern, weshalb bei dieser Unfallursache eine deutliche Trendumkehr erreicht werden sollte.

■ Im Jahre 2006 wurden in der Steier-mark 430 Alkoholunfälle mit Personen-schaden verzeichnet. Dies bedeutet, dass Alkoholunfälle 6,9% des Gesamtunfallge-schehens betragen würden. Die Dunkel-ziffer liegt allerdings sicher höher.

Seit dem Jahr 2004 werden hier konti-nuierlich und konsequent zielgruppen-spezifische Kampagnen, die viel Auf-merksamkeit erwecken, umgesetzt. Der Erfolg wird in einem kontinuierlichen Rückgang deutlich.

■ Die Beeinträchtigung der Fahrtaug-lichkeit durch Drogen, Medikamenten-einfluss und Übermüdung erfordert wei-tere Aufklärungsarbeit. Hierzu werden mit Start des neuen Programms spezi-fische Pilotvorhaben in der Steiermark umgesetzt.

■ In Österreich wurden im Jahr 2006 insgesamt 465.000 Alkotests – sowohl mit Alkomaten als auch mit dem Vortest-gerät – durchgeführt. Davon entfallen auf das Bundesland Steiermark rund 56.000 Alkotests.

Höhere Bewusstseinsbildung und deutliche Reduzierung der Unfälle durch Beein-trächtigung der Fahrtauglichkeit.

Ziel:

Als häufigste Unfallursache tritt Alkohol am Steuer in Verbindung mit überhöhter Geschwindigkeit auf.

4.2

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 25

4.2

Mit knapp 56.000 Atemalkohol-

tests hat die Polizei innerhalb eines

Jahres die Kontrollen fast verdop-

pelt. Ausschlaggebend für diese

Steigerung war die Einführung der

Vortestgeräte.

[1]Seit 2006 sind in der Steiermark

die Friends Event-Teams im Rahmen

der Kampagne „O,O FOR FRIENDS“ in

Großdiskotheken und bei Veranstal-

tungen im Einsatz: Alle haben Spaß,

aber der Fahrer bleibt nüchtern.

(siehe auch S. 48)

[2]Sehr erfolgreich lief im Jahr 2005

und 2006 ausschließlich in der

Steiermark der TV-Spot: „Könntest

Du damit leben?“ Ein weiterer

Einsatz ist in Planung.

(siehe auch S. 49)

[3]Durch den Einsatz von Vortest-

geräten konnte in der Steiermark

bei gleichem Personaleinsatz die

Überwachungsdichte ver-

doppelt werden!

STA

TU

S

Maßnahmen 4.2Verbesserte Aufklärungsarbeit zur Alkohol- und Drogenproblematik im Straßenverkehr unter Berücksichtigung internationaler „Best-practise“-Beispiele. [1]

Videokampagne „SHAME“ auf breiter Ebene. TV-Spot in der Steiermark: „Könntest Du damit leben?“ [2]

Verstärkte Medienkooperationen zum gesamten Themenbereich.

Strafkatalog ausschöpfen und Anpassung an nordeuropäische EU-Staaten anstreben (siehe auch 4.3).

Intensive Präsenz der Exekutive in den Bezirken.

Empfehlung für den Einsatz von Vortestgeräten und Umsetzung im Rahmen eines Pilotprojektes. [3]

Intensiver Einsatz von Vortestgeräten in der Steiermark.

Kooperation mit steirischen Ärzten und Apothekern zur Aufklärung über medizinische Zusammenhänge von Medikamenteneinfluss und Fahrtüch-tigkeit.

Einsatz des Pupillomaten im Rahmen eines Pilotprojektes und begleitende Sensibilisierungskampagne zum Thema Übermüdung.

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201026

■ Besonders die hohe Anzahl und die Unfallschwere von Alleinunfällen im Frei-land sind Indikatoren für die Unfallursa-che „nicht angepasste Geschwindigkeit“. Schnellfahrer gefährden sich und andere Verkehrsteilnehmer, Schnellfahren ist Ein- stellungssache.

■ Ein partnerschaftliches Miteinander mit gegenseitiger Rücksichtnahme ist ein Gebot der Verkehrssicherheit.

■ Zu geringer Abstand zählt neben der nichtangepassten Geschwindigkeit zu den „Spitzenreitern“ unter den Unfallur-sachen auf Autobahnen.

■ Rund 32% aller Kfz-Unfälle sind Auf-fahrunfälle, die auf einen zu geringen Sicherheitsabstand zurückzuführen sind. Im Jahr 2006 waren 1.600 Richtungsunfäl-le mit Personenschaden zu verzeichnen.

Geschwindigkeit & Sicherheitsabstand

4.3

Erziehung zu situationsangepasster Geschwindigkeit und Bewusstseins-bildung für den erforderlichen Sicherheitsabstand.

Ziel:

Der Großteil der Verkehrsunfälle ist auf nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen.

4.3

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 27

4.3

[1]In der Steiermark konnte eine

Anhebung der Strafhöhen um

50% erreicht werden.

[2]Der Organmandatskatalog für

Geschwindigkeitsdelikte wurde im

Rahmen der gesetzlichen Möglich-

keiten erhöht und ausgeschöpft.

[3]Hier konnte bis zum Jahr 2006

bereits eine Steigerung um 45%

gegenüber den Vorjahren

erreicht werden.

STA

TU

S

Maßnahmen 4.3Erarbeitung einer Richtlinie für einheitliche Geschwindigkeitsbe-schränkungen (im Ortsgebiet 50 km/h bzw. in sensiblen Wohnbereichen 30 km/h-Zonen, auf Freilandstraßen 80 km/h, bei besonders gutem Ausbaugrad 100 km/h) und Reduzierung des Schilderwaldes.

Effektivitätskontrolle der quantitativen und qualitativen Kontroll-einsätze und koordinierte Einsatzplanung.

Angleichung der Strafhöhen und Rechtsfolgen an die nordeuropäischen EU-Staaten: Strafhöhe in Relation zur Schwere/Relevanz des Deliktes und Harmonisierung des Strafhöhenkataloges in Österreich, Orientierung an den gesetzlich möglichen Obergrenzen der Strafhöhen (Anonymverfügun-gen und Strafverfügungen) [1] und Ausschöpfung der Strafhöhen. [2]

Einsatz bewusstseinsbildender Maßnahmen (bes. Videos) zum Thema Geschwindigkeit.

Auf Hochleistungsstraßen verstärkter Einsatz elektronischer Überwachungssysteme.

Generelle Erhöhung der Kontrolltätigkeit durch stärkere Präsenz der Exekutive und Fortführung der privaten Überwachung, wo eine entsprechende Anordnung durch die Behörde erfolgt. [3]

Adaption der Abstandtest-Kampagne auf bessere Verständlichkeit und Ausdehnung auf das gesamte Straßennetz.

Bewusstseinsbildung zur Verbesserung des Abstandverhaltens und Verstärkung der Kontrollen.

Verstärkung des Themas Abstandverhalten in der Fahrausbildung.

Rücksichtsloses Auffahrverhalten

von Autofahrern, besonders auf der

Autobahn, stellt einen häufigen Un-

fallgrund dar. Nicht berücksichtigter

Sicherheitsabstand und aggressi-

ves Drängen verursacht Druck auf

vorausfahrende Lenker.

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201028

■ In Fahrzeugen hält die Elektronik Einzug. Einerseits soll der Fahrer durch Systeme unterstützt werden, die die Si-cherheit erhöhen, andererseits entsteht teilweise ein „Krieg der Knöpfe“, wobei komplizierte Radios und Navigations-geräte vom Straßenverkehr ablenken, besonders die Ablenkung durch das Te-lefonieren ohne Freisprecheinrichtung ist hinlänglich bekannt.

■ Untersuchungen haben ergeben, dass das Unfallrisiko beim Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung gleich hoch ist wie bei einem Lenker mit rund 0,8 ‰ Alkohol, also um das Fünffache ansteigt.

■ Das Telefonieren ohne Freisprech-einrichtung ist kein vernachlässigbares Kavaliersdelikt, sondern stellt eine gra-vierende Beeinträchtigung der Aufmerk-samkeit von Fahrzeuglenkern und damit der Verkehrssicherheit dar.

Dem alles entscheidenden fehlenden „Augen-Blick“ durch Ablenkung muss durch gezielte Risiko-Bewusstmachung der Autolenker entgegengewirkt werden.

4.4

Durch bewusstseinsbildende Maßnahmen sollen Fahrer angehalten werden, sich ein Umfeld im Fahrzeug zu schaffen, das die Sicherheit nicht beeinträchtigt.

Ziel:

Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung ist kein vernachlässigbares Kavaliersdelikt!

4.4

Ablenkung

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 29

4.4S

TAT

US

Maßnahmen 4.4Forderung an den Gesetzgeber: Aufnahme des Delikts „Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung“ in den Katalog der Vormerkdelikte und Anpassung der Strafhöhen an den Unrechtsgehalt.

Forderung an den Gesetzgeber: Erstellung und konsequente Überprüfung von Sicherheitsrichtlinien bezüglich der Nutzung von On-Board-Systemen. [1]

Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung: Schwerpunktmaßnahme in der Kontrolle der Exekutive.

Die Polizei wird bei Anhaltungen Fahrer auf ungünstige Konstellationen von On-Board-Systemen (Reichweite Fernbedienung, Airbagbeeinflus-sung, Ablesbarkeit, frei liegende Geräte etc.) sowie auf den verpflichten-den Einsatz von Freisprecheinrichtungen aufmerksam machen.

Einsatz bewusstseinsbildender Maßnahmen zum Thema „Ablenkung“.

[1]Folge: Bedienung von Navigation,

Radio, Mobiltelefon und Verbrauchs-

anzeigen darf nur über geprüfte und

sicherheitsgenehmigte fahrzeug-

eigene Bedienungsschnittstellen

erfolgen.

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201030

■ Die höchsten Unfallzahlen in der Stei-ermark sind im Ortsgebiet zu verzeichnen (4.197 Unfälle im Ortsgebiet, 2.821 im Freiland). Rund zwei Drittel aller Verkehrs-unfälle passieren damit im Ortsgebiet und etwa ein Drittel der Unfalltoten sind hier zu beklagen.

■ Die Hälfte der Unfallopfer im Orts-gebiet sind Radfahrer und Fußgänger. Schon vermeintlich „geringe“ Geschwin-digkeitsüberschreitungen haben für die-se ungeschützten Verkehrsteilnehmer gravierende Auswirkungen und gerade hier zeigt sich der Zusammenhang zwi-schen Geschwindigkeit und Verletzungs-schwere besonders deutlich.

Könnte die Durchschnittsgeschwindig-keit nur um 5 km/h gesenkt werden, wären jährlich rund 20% weniger Ver-kehrstote zu beklagen.

Fußgängersicherheit & Sicherheitsmanage-ment im Ortsgebiet

4.5

Erhöhung der Bewusstseinsbildung und deutliche Senkung der Unfälle mit Beteili-gung schwächerer Verkehrsteilnehmer.

Ziel:

Die Hälfte der Verkehrsunfallopfer im Ortsgebiet sind Radfahrer und Fußgänger!

4.5

Unfälle in der Steiermark 2005

Quelle: Statistik Austria,

Datenbearbeitung: KfV

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 31

4.5S

TAT

US

Maßnahmen 4.5Entwicklung eines Maßnahmenkataloges zum Schutz schwächerer Ver-kehrsteilnehmer.

Richtlinienentwicklung für Fußgängersicherheit im Ortsgebiet und deren Umsetzung, Schaffung eines fußgängerfreundlichen Umfeldes. [1]

Verbesserung der Sichtbeziehungen bei Fußgängerüberquerungen z.B. durch zusätzliche bauliche Maßnahmen wie Gehsteigvorziehungen, bes-sere Kennzeichnung, Beleuchtung etc. [1]

Landesweite Überprüfung der bestehenden Schutzwege (Erfordernis und Sinnhaftigkeit der Regelung) durch eine überregionale Kommission. Bei Feststellung baulicher Mängel soll anhand der vorhandenen Richtlinie vorgegangen werden.

Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung zum Thema Fußgängersicherheit.

Kindertafelkampagne – Ausweitung der Kampagne in möglichst vielen steirischen Gemeinden. [2]

Gezielte Überwachungsmaßnahmen im Themenbereich „Ungeschützte Verkehrsteilnehmer“.

Kampagnenarbeit durch Einbindung von Schulen und Exekutive.

[1]Richtlinien wurden erarbeitet

und werden steiermarkweit bei

Neuanlagen umgesetzt. Alte An-

lagen sollten in allen steirischen

Gemeindegebieten überprüft

und gegebenenfalls adaptiert

werden. (siehe auch 4.12)

[2]Die Kampagne „Wir leben hier!“ wird

seit Sommer 2006 duchgeführt und

versucht die Verkehrssicherheit im

Ortsgebiet zu erhöhen. Die Kinder

des jeweiligen Ortes werden dabei

in den Mittelpunkt gestellt.

(siehe auch S. 50)

Seit 1994 ist der Vorrang für Fuß-

gänger auf Schutzwegen in der

STVO gesetzlich verankert. Trotz

dieser gesetzlichen Regelung

ist die Zahl der Unfälle auf unge-

regelten Schutzwegen seit Mitte

der 90er Jahre kontinuierlich

gestiegen.

Entwicklung der Fußgängerunfälle mit Personenschaden auf Schutzwegen in der Steiermark, 1993 bis 2005

Quelle: Statistik Austria, Datenbearbeitung: Kuratorium für Verkehrssicherheit

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

■ 900 Radunfälle gab es im Jahr 2006 in der Steiermark. Dabei wurden 901 Perso-nen verletzt und 6 Radfahrer getötet.

■ Eine Steigerung des Radverkehrsan-teils in Städten und Gemeinden bewirkt eine generelle Erhöhung der Verkehrs-sicherheit, da die höhere Teilnahme von Radfahrern im Verkehrsgeschehen eine erhöhte Aufmerksamkeit motorisierter Verkehrsteilnehmer zur Folge hat und damit auch ein weiterer Ausbau der Rad-wegeinfrastruktur verbunden ist.

■ Um die Steirer wieder vermehrt zu motivieren auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule und zum Einkaufen das Fahrrad zu benutzen, rief das Land Steiermark ab 2007 das Projekt „Rad im Alltag“ ins Le-ben.

■ Gleichzeitig wird ein spezielles Rad-verkehrs-Audit durchgeführt (BYPAD), mit dem Ziel, eine positive Radverkehrs-entwicklung zu gewährleisten.

Radverkehr

4.6

Schaffung eines radverkehrsfreundlichen Klimas zur Reduzierung der Radunfälle.

Ziel:

Eine Steigerung des Radverkehrsanteils in Städten und Gemeinden bewirkt eine generelle Erhöhung der Verkehrssicherheit.

4.6STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201032

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

4.6S

TAT

US

Maßnahmen 4.6Förderung von sicheren Radverkehrs- und Radabstellanlagen sowie Leitsystemen.

Analyse der Radunfälle und Entschärfung von Unfallstellen.

Systematische Überprüfung und Formulierung von Qualitätszielen für den Radverkehr im Rahmen von BYPAD. [1]

Verbesserung der Sicherheitsstandards von bestehenden Anlagen insbesondere durch Überprüfungen von Sichtbeziehungen in Kreuzungsbereichen.

Bewusstseinsbildungskampagnen für Radfahrer und Autofahrer.

Steirisches Radverkehrskonzept aktualisieren.

Zugänglichkeiten sichern und Verknüpfung mit anderen Verkehrsträgern.

Radverkehrs-Informationssysteme schaffen, Verbesserung der Wegweisung. [2]

Radoffensive: „Das Rad im Alltag“, zur Steigerung der Mobilitätsvielfalt als Beitrag zur Verkehrssicherheit.

[1]BYPAD steht für „Bicycle Policy Au-

dit“ und bezeichnet einen Prozess,

in dem eine Auditgruppe beste-

hend aus Politik, Verwaltung und

Interessenvertretung die Radver-

kehrspolitik einer Gemeinde, Stadt

oder Region systematisch bewertet,

um darauf aufbauend verbindliche

Qualitätsziele für den Radverkehr

zu definieren. Nähere Infos unter:

www.bypad.org

[2]Nähreres zum „Infosystem RADIS“:

www.verkehr.steiermark.at

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 33

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201034

■ Im Jahr 2001 wurden 28 Mopedun-fälle registriert. 2003 lag die Anzahl der Mopedunfälle bereits bei 106 und im Jahr 2006 war dieser Wert auf 190 Mopedun-fälle weiter angestiegen.

■ Besonders zu beachten ist in diesem Zusammenhang der Wegfall der Eignungs-prüfung bei 15-Jährigen seit 2005.

■ Die im Handel angebotenen Motor-fahrräder (Mopeds) entsprechen häufig nicht den gesetzlichen Bestimmungen in Österreich. Dazu kommen Manipulatio-

nen am Fahrzeug, die als Fahrzeugtuning bekannt sind und eine Problematik vor allem bei der jungen Lenkergruppe dar-stellen.

■ Bei den Motorradunfällen kamen im Jahr 2006 in der Steiermark 15 Menschen ums Leben. 2005 waren es dagegen noch 24 Getötete. Die Unfallzahlen blieben ge-genüber 2005 konstant. Hier ist anzumer-ken, dass diese Unfälle in starker Bezie-hung zu den Wetterbedingungen während der Motorradsaison zu sehen sind.

Moped- und Motorradfahren

4.7

Gezielter Einsatz von Präventivmaßnahmen bei paralleler Bewusstseinsbildungsarbeit innerhalb der Risikogruppen zur Reduktion der Unfallrisiken.

Ziel:

Bei Motorradunfällen kamen im Jahr 2006 in der Steiermark 15 Menschen ums Leben.

4.7

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 35

4.7S

TAT

US

Maßnahmen 4.7Forderung an den Gesetzgeber: Gesetzliche Neuregelung betreffend Typengenehmigung von Motorfahrrädern (Mopeds).

Theoretische und praktische Ausbildung für jeden Mopedausweiswerber in Anlehnung an die 3. Führerscheinrichtlinie (RL 2006/126/EG), Führer-scheinklasse AM. Einführung einer dem Mindeststandard entsprechenden gesundheitlichen Untersuchung. Ausdehnung des Mehrphasensystems auf Mopedausweiswerber. [1]

Intensive Kontrolle hinsichtlich der technischen Eignung des Fahrzeugs seitens der Exekutive.

Bewusstseinsbildung zur Verhinderung von Motorradunfällen in Anlehnung an europäische „Best-practise“-Beispiele.

Risikogruppen definieren und Vorschläge für eine verbesserte Motorradfahrausbildung erarbeiten. [2]

Beobachtung der Effizienz der Leitschienenvorhänge auf der Pilotstrecke Soboth.

[1]Der hohe Anstieg von Mopedun-

fällen in der Steiermark – beson-

ders im Jahr 2005 – hat zur Folge,

dass hier verstärkte Anstrengun-

gen unternommen werden müssen,

um die Situation zu verbessern.

[2]Es wurde in der Arbeitsgruppe

eine detaillierte Analyse des Un-

fallgeschehens vorgenommen, um

zielgruppengenaue Maßnahmen

setzen zu können.

Quelle: KfV

1.Hj.

5

10

15

2001 2002 2003 2004 2005

20

25

30

35

40

26 35 101 107 180

0

Beteiligte 15-jährige Mopedlenker an Unfällenmit Personenschaden in der Steiermark

■ Verletzte ■ Unfälle gesamt ■ Getötete

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201036

■ Der Lkw-Anteil am Gesamtverkehr be-trägt rund 11%. Die Unfallstatistik zeigt, dass 10% der Unfälle mit Personenscha-den unter Lkw-Beteiligung auftraten.

■ Signifikant ist dabei die Schwere der Unfälle, der Anteil der Getöteten beträgt hier rund 24%.

■ Um den Zuwachs des Wirtschafts-verkehrs in Grenzen zu halten und seine

negativen Auswirkungen sowohl um-welt- als auch verkehrssicherheitsmäßig zu verringern, bedarf es einer hohen Ver-antwortung bei der Wirtschaft selbst.

■ Durch die Verkehrsverlagerung des Straßengüterverkehrs auf die Schiene lässt sich der Güterverkehrsanteil auf der Straße reduzieren und es wird somit ein wesentlicher Beitrag zur Verkehrssi-cherheit geleistet.

Schwerverkehr

4.8

Verlagerung des Schwerverkehrs von der Straße auf die Schiene und auf das hochrangige Straßennetz.

Ziel:

Um den Zuwachs des Wirtschaftsverkehrs in Grenzen zu halten, bedarf es einer hohen Verantwortung bei der Wirtschaft selbst.

4.8

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 37

4.8

Die Anzahl der Lkw-Unfälle mit

Personenschaden erreichte im

Ortsgebiet im Jahr 2005 nahezu

die Höhe der Freilandunfälle.

STA

TU

S

Maßnahmen 4.8Reduzierung des Straßenschwerverkehrs auf das unbedingt notwendige Maß und Verlagerung auf das A-, S-, LB- und L–Straßennetz.*

Verstärkte Nutzung der Schienenkapazität.

Maßnahmenfindung zur Reduktion von Klein-Lkw-Unfällen (unter 3,5 t).

Gezielte Kontrolle der Lenk- und Ruhezeiten sowie der Nacht- und Wo-chenendfahrverbote.

Entwicklung eines einheitlichen Strafkatalogs bei Überladungen und Ver-stärkung der Gewichts- und Ladekontrollen.

Ausbau und Errichtung von Verkehrskontrollplätzen zur Effizienzsteige-rung der vorgenannten Maßnahmen.

* A = Autobahnen, S = Schnellstraße, LB = Landesstraße B (ehemalige Bundesstraße), L = Landesstraße

UNFÄLLE nach Straßenart Ortsgebiet Freiland SUMME

Autobahn – 108 108

Schnellstraße – 19 19

Landstraße B 148 129 277

Landstraße L 77 85 162

sonstige Straße 121 23 144

SUMME 346 364 710

Lkw-Unfälle nach Straßenart mit PersonenschadenSteiermark 2005

Quelle: Statistik Austria, Datenbearbeitung: Kuratorium für Verkehrssicherheit

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201038

■ Ein erhöhter Anteil an Fußgängern, ÖV-Benutzern und Radfahrern schafft ein besseres Verkehrsklima und erhöht da-durch die Verkehrssicherheit.

■ Die Wahrscheinlichkeit, bei einer Fahrt im öffentlichen Verkehrsmittel zu verunfallen, ist ca. 20-mal geringer als bei einer Fahrt mit dem Auto.

■ Im 2. Halbjahr 2006 wurde eine Mo-bilitätserhebung innerhalb der gesamten Verkehrsabteilung der Landesregierung durchgeführt. Sie dient als Grundlage für ein Maßnahmenpaket zur Förderung der Benützung umweltfreundlicher und sicherer Verkehrsmittel.

Öffentlicher Verkehr & Verkehrsmittelwahl

4.9

Erhöhung des Anteils von Fußgängern, Radfahrern und Nutzern des Öffentlichen Verkehrs durch höhere Attraktivität.

Ziel:

Internationale Beispiele zeigen den unmittelbaren Zusammenhang zwischen einer zielgerichteten Verkehrsmittelwahl und einer Verbesserung der Verkehrssicherheit.

4.9

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 39

4.9S

TAT

US

Maßnahmen 4.9Verstärkte Bewusstseinsbildung für die Verkehrsmittelwahl (Kampagnen) z.B. durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit bzgl. Verkehrskostenwahrheit. [1]

Marketingmaßnahmen des Öffentlichen Verkehrs fördern.

Kunden-Recht auf Pünktlichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel und Beschwerdemanagement. [2]

Weiterentwicklung des S-Bahn-Projektes Graz.

Erarbeitung von Mobilitätskonzepten durch Großunternehmen zur Verbesserung des Pendlerverkehrs.

Nutzung der Chancen des Öffentlichen Verkehrs bei umweltbedingten Re-striktionen des Kfz-Verkehrs. [3]

Attraktivierung des Fußgänger-, Rad- und Öffentlichen Verkehrs. Einbeziehung von Gemeinden durch Wettbewerbe für Geh- und Radwegegestaltung.

Forderung an den Gesetzgeber: Ausdehnung der 1:1-Zählregel für Kinder in Bussen – zumindest im Gelegenheitsverkehr.

[1]Verstärkte Serviceangebote im

Internet unter: www.busbahnbim.at

www.verbundlinie.at

[2]Neu als Qualitätskriterium in

Verkehrsdienstverträgen.

[3]Informationen unter:

www.feinstaub.steiermark.at

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201040

■ Der neue Begriff der „Mobilitätsbil-dung“ umfasst alle Bevölkerungsgrup-pen und hat das gesamte Verkehrssystem mit allen Verkehrsarten im Auge. Damit wird die traditionelle Verkehrserziehung, die bisher hauptsächlich im schulischen Bereich verankert war, erweitert.

■ Ein sozial verträgliches Miteinander und weniger Aggressivität im Straßen-verkehr sind Aspekte der Bewusstseins-bildung, die das Verkehrsverhalten prä-gen sollen.

■ Sicherheit soll nicht mit Verordnun-gen und Strafen verbunden, sondern als Bestandteil der Lebensqualität erkannt werden.

■ Als klare Aufgabe der Mobilitätsbil-dung zeigt sich, dass jeder Einzelne dazu seinen Beitrag leisten muss. Nur so kann ein großer Schritt zu einem verantwor-tungsvollen Mobilitätsbewusstsein ge-tan werden.

Verkehrserziehung &Mobilitätsbildung

4.10

Verstärkte Anstrengungen zur Mobili-tätsbildung und Verkehrssicherheits-beratung für alle Altersgruppen (von den Kindern bis zu den Senioren).

Ziel:

Als klare Aufgabe der Mobilitätsbildung zeigt sich, dass jeder Einzelne dazu seinen Beitrag leisten muss.

4.10

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 41

4.10S

TAT

US

Maßnahmen 4.10Aufnahme der Mobilitätsbildung und Verkehrssicherheitsberatung in die Lehrpläne aller Schulen.

Verstärkte Kooperation und Motivation für Verkehrserziehungsaufgaben in den Schulen (Multiplikatorenwirkung).

Projektbündel: Rückhaltesysteme, Übertragbarkeit weiterer internationa-ler Beispiele („Best practise“) im Rahmen der Bewusstseinsbildung. [1]

Kinderrückhaltesysteme: Gezielte Kontrollen seitens der Exekutive. [2]

Einsatz von „mobilen Verkehrssicherheitsbeauftragten“ als Motivatoren und zur verstärkten Verbreitung vorhandener Materialien.

Mehrphasenausbildung in der freiwilligen Radfahrprüfung und Radfahr-training in der Verkehrsrealität.

Schaffung eines Anreizsystems für Verkehrssicherheitsarbeit in den Gemeinden (durch Förderung aus dem Steirischen Verkehrssicherheits-fonds). [3]

Bewerbung einer zielführenden und koordinierten Verkehrssicherheits-arbeit für Kinder auf der Grundlage des KiSi-Katalogs. [4]

Umsetzung der in diesem Katalog enthaltenen Projekte in möglichst vielen steirischen Gemeinden.

Aktionen im Rahmen des Präsenzdienstes zum Thema Alkohol und Drogen.

Bewusstseinsbildung für Senioren in Anlehnung an das Schweizer Modell „Gentle Driver“.

[1]In Österreich besteht für alle Pkw-

Insassen Gurtanlegepflicht; seit 1984

ist das Anlegen des Gurtes auch am

Rücksitz verpflichtend. Für das Fahren

ohne Gurt besteht ein 7-mal höheres

Risiko, bei einem Unfall getötet zu

werden.

[2]Im Jahr 2006 gab es in der Steiermark

hierzu vermehrte Schwerpunktkontrol-

len.

[3]Die Einnahmen der Wunschkennzei-

chengelder sind für Verkehrssicher-

heitsmaßnahmen zweckgewidmet und

bilden den Verkehrssicherheitsfonds.

(siehe auch S. 54)

[4]Ab Frühjahr 2007 steht allen steirischen

Gemeinden und Institutionen ein Kata-

log ermpfehlenswerter Verkehrssicher-

heitsprojekte für Kinder zur Verfügung.

(siehe auch S. 51)

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

■ Zur Durchsetzung von Verkehrsvor-schriften gehören systematische Kontrol-len. Die weitaus niedrigeren Unfallzahlen nordeuropäischer Staaten bestätigen den Zusammenhang zwischen Verkehrs-sicherheit und Kontrolldichte.

■ Langfristig soll sich das Selbstver-ständnis zur Einhaltung von Verkehrsvor-schriften von der zwingenden Bestrafung hin zu größerer Eigenverantwortung der Verkehrsteilnehmer entwickeln.

Vollzug & Exekutive

4.11

Effektivität der Maßnahmen durch optimierte Überwachung und ein flächendeckendes Überwachungs-system erhöhen.

Ziel:

Die Wirkung von Kontrollen auf das Verhalten ist dann am größten, wenn Verkehrsteilnehmer annehmen müssen, kontrolliert zu werden.

4.11

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201042

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

4.11S

TAT

US

Maßnahmen 4.11Starke Präsenz der Exekutive auf der Straße mit den Schwerpunkten Alko-hol, Geschwindigkeit und Rückhaltesysteme.

Strafhöhen und Rechtsfolgen an die nordeuropäischen EU-Staaten anpassen (siehe auch 4.3).

Imageerhöhung der Verkehrssicherheitsarbeit und der Exekutivorgane.

Aktivierung der Verkehrssicherheits-Arbeitsgruppen in den Bezirken und Richtlinienausarbeitung für die Verkehrsreferenten auf Sachverständigen-ebene, Umsetzung der Richtlinien durch die zuständige Verkehrsbehörde.

Verstärkte Aufgabenwahrnehmung der Sektorstreifen in der Verkehrssi-cherheit zur Herstellung der Unmittelbarkeit zwischen Anhaltung und Be-strafung. [1]

Einsatz von Zivilstreifen, verdeckte Verkehrsüberwachung. [2]

Bessere Personalausstattung der Behörden. [3]

Verstärkte Einbindung jedes einzelnen Polizisten in die Umsetzung der Maßnahmen durch den Strategieplan des Landespolizeikommandos.

[1]Die Sektorstreifen führen täglich

Verkehrskontrollen durch.

[2]Nach Neustrukturierung der Landes-

verkehrsabteilung konnte hinsicht-

lich personeller und technischer

Ressourcen ein hoher Standard

erreicht werden.

[3]Die Verbesserung der EDV-Vernet-

zungen konnte bereits abgeschlos-

sen werden.

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 43

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201044

■ 4.959,8 km Landesstraßen (L und LB)* befinden sich direkt in der alleinigen Ver-waltung des Bundeslandes Steiermark. Durch eine stetige Verbesserung, Weiter-entwicklung bzw. Qualitätssicherung der Verkehrsplanung, speziell in Bereichen der Verkehrssicherheit, sollen hier weite-re Akzente gesetzt werden.

■ Die Erfahrungen des Straßenbaus, der Sachverständigen, der Planer und des Kuratoriums für Verkehrssicherheit sollen durch ein verbessertes Projektma-nagement bis zur baulichen Fertigstel-lung einer Straße optimal im Sinne der Verkehrssicherheit umgesetzt werden.

Verkehrsplanung & Straßenbau

4.12

Planung und Errichtung von sicheren Verkehrswegen für alle Verkehrsteil-nehmer durch engere Kooperation aller beteiligten Stellen.

Ziel:

Durch stetige Verbesserung, Weiterentwicklung bzw. Qualitätssicherung sollen weitere Akzente gesetzt werden.

4.12* L = Landesstraße, LB = Landesstraße B (ehemalige Bundesstraße)

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 45

4.12S

TAT

US

Maßnahmen 4.12Safety Audit aller Verkehrsprojekte unter Einbeziehung der Projektleiter des Ausbaus.

Hebung der Standards und Sicherheitsüberprüfung der Baustellenabsicherungen.

Möglichst rasche und effiziente Sanierung der Unfallhäufungsstellen.

Budgetvorsorge für sofortige Umsetzung kleinerer Maßnahmen.

Überprüfung der Maßnahmeneffizienz (vorher – nachher) und Berücksichtigung der Erfahrungen in der Planung.

Schwerpunktsetzung beim Ausbau und der Ausstattung von Schutzwegen (Beleuchtung, Aufstandsflächen usw.).

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-201046

5Praxisbeispiele der steirischen Verkehrs-sicherheitsarbeit

STEIRISCHES VERKEHRS-

SICHERHEITSPROGRAMM

2004-2010

■ Das „CLOSE TO“-Modell Unfallrisikoprävention für junge Fahrer

■ O,O FOR FRIENDS Österreichischer Beitrag zur europäischen „Designated Drivers Campaign – BOB“

■ „Könntest Du damit leben?“ International ausgezeichneter TV-Spot für die Steiermark

■ „Wir leben hier!“ Kindertafelkampagne zur Geschwindigkeitsreduktion im Ortsgebiet

■ KiSi Steirischer Verkehrssicherheitskatalog für Kinderprojekte

■ Sichere Mobilität – Mobilität sichern – 60+ Präventionsreihe für Senioren

4. THEMENFELDER & MASSNAHMEN5. PRAXISBEISPIELE

Von April 2007 bis März 2010 wird das Präventionsmodell „CLOSE TO“ im Rah-men eines weiteren EU-Projektes fort-gesetzt.

In einem ersten Projekt (2004–2006), finanziert vom Verkehrsministerium, der EU und dem Land Steiermark wurde ge-testet, inwieweit persönliche Unfallerfah-rungen junger Menschen einen Einfluss auf die Risikobereitschaft Gleichaltriger haben. Dazu wurden Fahrschüler im Rah-men der theoretischen Fahrausbildung mit dem Vortrag eines jungen Verkehrs-straftäters konfrontiert.Die Auswertung von über 2.400 Frage-bögen dazu ergab, dass besonders die Einstellung risikobereiter Fahrschüler nach diesen Begegnungen signifikante Unterschiede zeigte. Im 2. Projekt, „Module CLOSE TO“, wird nun, koordiniert von der Forschungsge-sellschaft Mobilität, gemeinsam mit 12 europäischen Ländern versucht, diese Präventionsmethode im Rahmen der europäischen Fahrausbildung zu veran-kern. Das Land Steiermark ist Partner im europäischen Konsortium.Aktuelle Informationen finden Sie auf der Website: www.close-to.net

Unfallrisikoprävention für junge Fahrer: Das „CLOSE TO“-Modell

Fahrschüler werden mit authentischen Unfallerfahrungen Gleichaltriger konfrontiert.

STEIRISCHES VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM 2004-2010 47

Alkohol in Verbindung mit Autofahren und kombiniert mit alterstypisch hohem Risikoverhalten verursacht die signifi -kant hohen Unfallzahlen in der Alters-gruppe der 18- bis 26-Jährigen.

Über Direktkontakte (face to face) mit der Zielgruppe durch gleichaltrige Event-teams wurden Freundesrunden in Dis-kotheken angesprochen und attraktive Give-Aways verteilt. „Wisst ihr schon, wer von euch heute fährt?“, sollte dabei in Erinnerung rufen, dass einer auch tat-sächlich nüchtern bleibt. Fotoshootings von Freundesrunden sind auf der Web-site zu fi nden und erzeugten zusätzliche Aufmerksamkeit. Über 1 Million Requests konnten in einem halben Jahr auf der Friends-Website gezählt werden, mehr als 12.000 Jugendliche wurden in Direkt-kontakten in Diskotheken (Steiermark und Niederösterreich) angesprochen. „Ich bleibe heute nüchtern und brin-ge dich sicher nach Hause“ sollte als Freundschaftsprinzip gestärkt werden. In der Steiermark beteiligten sich die Groß-diskotheken Excalibur, Baby O, Bollwerk und das MCM im Jahr 2006 an der Akti-on.Finanziert wurde die Kampagne aus Mit-teln der EU und des BMVIT.

5. PRAXISBEISPIELE

O,O FOR FRIENDSAlle feiern – eine(r) bleibt nüchtern!

Der österreichische Beitrag zur europäischen „Designated Drivers Campaign – BOB“

Mehr dazu auf der Website: www.forfriends.org

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Die Orientierung an anerkannten „Best-practise“-Beispielen bietet regionaler Verkehrsicherheitsarbeit die Chance, qualitativ hochwertige Produkte einzu-setzen.

Meist sind dies Produktionen, deren Wirkung bereits fundiert geprüft und nachgewiesen werden konnte. So auch der irische „Never ever drink and drive“-Spot mit dem Orginaltitel „Shame“, der international mehrere Auszeichnungen erhalten hat. In der ersten Laufzeit des Verkehrssicherheitsprogramms wurde dieser Spot im Regionalfenster vor „Stei-ermark Heute“ eingesetzt. Durch den besonders guten psychologischen Auf-bau des Spots sollten die steirischen Zu-seher berührt und mit dem Unfassbaren konfrontiert werden, zu Diskussionen angeregt und das angesprochene Thema „zum Thema gemacht“ werden.In einer Befragung zeigte sich, dass jeder 2. Seher im Familien- oder Freundeskreis über diesen Spot gesprochen hat. Ein weiterer Einsatz in der Steiermark ist da-her vorgesehen.

5. PRAXISBEISPIELE

Wenn das Unfassbare passiert: „Könntest Du damit leben?“

Adaption eines international ausge-zeichneten TV-Spots zum Einsatz in der Steiermark.

Fotos: © Lyle Bailie International Limited, Belfast

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„Wir leben hier!“ soll ausdrücken: „Dies ist unser Lebensraum, in dem wir das Recht haben, uns sicher zu bewegen“ – eine Botschaft von Kindern, die in ihrer Gemeinde auf Schutz durch die Stärke-ren, die Erwachsenen und die Autofah-rer drängen dürfen.

Verkehrssicherheit ist mehr als das bloße Einhalten von Regeln. Verkehrssicherheit bedeutet, sich der eigenen Verantwor-tung gegenüber den anderen Verkehrs-teilnehmern, besonders gegenüber den Kindern, bewusst zu werden. Gerade die jüngsten Verkehrsteilnehmer sind großen Gefahren auf den Straßen ausge-setzt, vor allem auch im Ortsgebiet, wo Geschwindigkeitsüberschreitungen an der Tagesordnung sind. Erfahrungen aus der Vergangenheit ha-ben gezeigt: Anonyme Appelle zum Lang-samfahren haben wenig Wirkung. Denn Sicherheit braucht ein Gesicht! Im Bezirk Feldbach wurde ein Pilotprojekt gestartet, das neue Wege beschreitet: Die Stars der Kampagne „Wir leben hier!“ sind die Kinder selbst. Sie wenden sich auf Ta-

feln persönlich an die Schnellfahrer und fordern mit einem Kinderlächeln ihr Recht auf einen sicheren Lebensraum ein. Bisher machen rund 350 Tafeln die Feld-bacher Straßen sicherer, und die Rück-meldungen sind durchwegs positiv – wie etwa jene von Franz Uller, Bürgermeister der Gemeinde Raabau:

Die eigentlichen Raser im Ort sind meist diejenigen, die täglich dieselbe Straße fahren und glauben, alle Gefahren zu kennen. Wenn jetzt plötzlich das eigene Kind, der Neffe, die Nichte oder das Nachbarskind vom Schild lächeln, nehmen sogar die eingefleischten Schnellfahrer ihren Fuß vom Gas.

Damit weitere Gemeinden zum Aufstel-len dieser Tafeln motiviert werden, för-dert der Steirische Verkehrssicherheits-fonds diese Maßnahme. Bitte bestellen Sie Infomaterial beim Land Steiermark: Tel. +43 (0)316/877 3017

„Wir leben hier!“ Ein Beitrag für eine sichere Gemeinde

Kindertafelkampagne zur Geschwindig-keitsreduktion im Ortsgebiet und als Aufruf zur Rücksichtnahme.

5. PRAXISBEISPIELE

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Der „Steirische Verkehrssicherheitska-talog für Kinderprojekte“, kurz KiSi ge-nannt, soll allen 550 Gemeinden der Steiermark eine gezielte und strategisch sinnvoll ausgerichtete Verkehrssicher-heitsarbeit für Kinder ermöglichen.

Gleichzeitig stellt das Land Steiermark den Gemeinden eine Förderung aus dem Verkehrssicherheitsfonds für die Umset-zung von Projekten zur Verfügung, alle Informationen und Kontaktstellen zum je-weiligen Projekt sind im „KiSi“ enthalten. Im Zentrum von KiSi stehen Projekte, die in fünf Kategorien unterteilt sind und die unterschiedliche Problembereiche ge-zielt behandeln.Die Auswahl der Projekte wurde nach Kri-terien für eine wirkungsvolle Verkehrssi-cherheitsarbeit für Kinder zusammenge-stellt. Ziel des KiSi-Kataloges ist es vor allem, einen umfassenden Überblick über bereits erfolgreich umgesetzte Pro-jekte zu bieten und damit gleichzeitig ein Angebot für Städte und Gemeinden zu schaffen.

Die ausgewählten Projektbeispiele dienen besonders dazu: ■ die Verkehrskompetenz bei Kin-

dern zu fördern■ Mobilitätsvielfalt als Verkehrssi-

cherheitsmaßnahme zu fördern ■ Multiplikatoren für Verkehrssi-

cherheitsarbeit in Schulen und Kindergärten zu motivieren

■ Verkehrssicherheit als aktives und spannendes Thema erleben zu lassen

Der Katalog wird laufend um weitere Projektumsetzungsbeispiele erweitert, dies bedeutet, dass das Angebot offen bleibt für Innovationen und die Verbrei-tung auch neuer zielführender Verkehrs-sicherheitsprojekte. Der KiSi-Katalog wird ab Sommer 2007 an alle steirischen Gemeinden gesendet. Weitere Informationen dazu erhalten Sie beim Land Steiermark unter der Telefon-nummer: +43 (0)316/877 3017

KiSi – Steirischer Verkehrssicherheitskatalog für Kinderprojekte

Katalog für alle steirischen Gemeinden mit Projektbeispielen für eine zeitgemäße Ver-kehrssicherheitsarbeit für und mit Kindern.

5. PRAXISBEISPIELE

Die ältere Generation besitzt jahrzehn-telange Erfahrung und ist im Straßen-verkehr dennoch eine Risikogruppe. Besonders Fußgänger und Radfahrer ab 65 Jahren sind einem überproportiona-len Risiko ausgesetzt. Die Unfallzahlen sprechen eine deutliche Sprache.

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) startete, finanziell unterstützt durch den Steirischen Verkehrssicherheits-fonds, im Herbst 2005 eine innovative und zielgruppengerechte Präventionsrei-he für Senioren. Einerseits soll aufgezeigt werden, welche Gefahren speziell auf Se-nioren im Straßenverkehr „lauern“, an-dererseits soll vermittelt werden, was der einzelne Senior aktiv zu seiner mög-lichst langen und vor allem auch sicheren Mobilität beitragen kann. Gerade für ältere Menschen ist mit der eigenen, unabhängigen Mobilität auch ein großes Stück an Lebensqualität ver-bunden. Diese Veranstaltungsreihe soll einen wichtigen Beitrag zur Aufrechter-haltung dieser Mobilität leisten. Dabei steht der Appell an die Eigen- und Fremd-verantwortung und nicht eine unnötige Moralisierung im Vordergrund.

Organisation: Kuratorium für Verkehrs-

sicherheit – Landesstelle Steiermark

Zielgruppe: Interessierte Senioren

(Gruppengröße mind. 20 Personen)

Vortrag: Dauer ca. 1,5 h

• multimediale interaktive Präsentation

und anschließende Diskussion

• praktische Sicherheitstipps für Senio-

ren als Fußgänger, Radfahrer, Autofah-

rer und Benützer von öffentlichen Ver-

kehrsmitteln

• ein weiterer Schwerpunkt: sehen und

gesehen werden

• Verteilung von Informationsmaterialien

(speziell für Senioren gedruckt)

• Verteilung reflektierender Materialien

KfV-Referent: leitender Exekutivbeamter

im Ruhestand

Im Zeitraum Herbst 2005 bis Dezember 2006 wurden mit dieser Aktion insgesamt 1.200 Senioren erreicht. Die Vortragsrei-he wird aufgrund der großen Nachfrage und aufgrund der vielen positiven Rück-meldungen 2007 weitergeführt.

Sichere Mobilität – Mobilität sichern – 60+

Eine Veranstaltungsreihe für Senioren zum „Schmunzeln und Nachdenken“.

Sichere Mobilität – Mobilität sichern – 60+

5. PRAXISBEISPIELE

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Anhang

„Die Europäische Charta für die Stra-ßenverkehrssicherheit ist Aufruf und Anstoß für alle gesellschaftlichen Grup-pierungen, einen konkreten Beitrag zur Verbesserung der Straßenverkehrssi-cherheit in Europa zu leisten.

Sie ist – über staatliche Grenzen hinweg – Forum und Plattform für die Unterzeichner zum Austausch von Erfahrungen und neuen Ideen bei ihrem Bemühen um mehr Sicherheit auf Europas Straßen. Sie ist Ausdruck der Verantwortung, die alle Beteiligten übernehmen müssen, wenn das gemeinsame Ziel – „die Halbierung der Zahl der Verkehrstoten bis 2010“ – erreicht werden soll.

Auszug aus der Information zur Europäischen

Charta für Straßenverkehrssicherheit

http://ec.europa.eu/transport/roadsafety/

charter_de.htm

Als erstes österreichisches Bundesland hat die Steiermark diese Charta im Jahr 2004 unterzeichnet und kann mittlerweile in nahezu allen im Rahmen der Charta beispielhaft erwähnten Maßnahmen eigene Projektumsetzungen oder Aktio-nen vorweisen. Besonders die Vorgabe „Ausarbeitung eines Plans für Straßen-verkehrssicherheit“ ist mit dem vorliegen- den, bereits in der 2. Auflage vorhande-nen Programm erfüllt.

Die Europäische Charta für Straßenverkehrssicherheit

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Im Dienst der Verkehrssicherheits-arbeit: das Wunschkennzeichen

Mit dem Erwerb eines Wunschkennzei-chens reservieren Sie sich „ihre indivi-duelle Marke“ um nur 145 Euro für ganze 15 Jahre. Das ist aber noch nicht alles!

Sie leisten damit zusätzlich einen wert-vollen Beitrag für mehr Sicherheit und Lebensqualität aller, die täglich auf unse-ren Straßen unterwegs sind – also nicht zuletzt auch für sich selbst. Aus den Ein-nahmen, die durch die Zuweisung von Wunschkennzeichen erzielt werden, ist

der Verkehrssicherheitsfonds gebildet, der zu 100% für die Finanzierung von Verkehrs-sicherheitsarbeit eingesetzt wird – für Pro-jekte und Maßnahmen beispielsweise, wie sie im vorliegenden Steirischen Verkehrs-sicherheitsprogramm be schrieben sind.

Wenn Sie mehr über das Wunschkennzei-chen oder den Verkehrssicherheitsfonds wissen wollen, informieren wir Sie gerne: Tel. +43(0)316/877 3017

Sichern Sie sich Ihr Wunschkennzeichen und setzen Sie damit ein Zeichen für mehr Verkehrssicherheit!

ANHANG

GRAFIK DESIGN & LAYOUT: Forschungsgesellschaft Mobilität – FGM • DRUCK: Medienfabrik Graz

2004-2010STE IR ISCHES VERKEHRS-SICHERHEITSPROGRAMM

Herausgeber:Steiermärkische LandesregierungFachabteilung 18AGesamtverkehr und Projektierung

2. Auflage:Graz, April 2007