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Sternstunden des DDR- Humors / 1959 - 1960

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Die Jahre 1959 1960: Wenn Mutti früh zur rbeit geht

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1959 196

enn Mutti früh zur rbeit geht

Weltbild

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Lutz Stückrath: Also wenn Sie mich fragen ...

1 Kapitel: Wenn utti früh zur Arbeit geht

Heli Busse

Ein positives Beispiel

Kurt Schwaen

Wenn Mutti früh zur Arbeit g ht

Angela Gentzmer

Telefonitis

Sketch mit elga ahnemann

Jochen Petersdorf

Die traurigen Weiber von Windsor

Irmgard Abe

Ich möcht so gerne Gattin sein

Hansgeorg Stengel

Privileg

2 Kapitel: Alles zum Wohle des Volkes

Humorvolles aus dem Alltag

Lothar Kusche

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22

23

Ein ganz kurzes Interview für den Fernsehfunk 24

Hansjoachim Riegenring

Kahnpartie mit Kachelofen 28

Hans Joachim Preil

Die Fahrschule 30Sketch mit olf erricht

John Stave

Gefährliche Seiten 36

Berta Waterstradt

Kleine Fische

E R Greulich

Silvesterkarpfen

39

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 nhalt

3 Kapitel: Lernen, lernen, nochmals lernen

Als wir Schüler und Pioniere waren

Ottokar DommaEine gefährliche Waffe

John Stave

Dialooch uff Berlinisch

Ulrich Speitel

Das wirkliche Leben

Hans KrauseErnste Worte an einen Tütenträger

4 Kapitel: Was des Volkes Hände schaffen

Wir Werktätigen in Stadt und Land

Paul Reinke

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46

49

5

54

55

Der erste Tag 56

Gerd Wolfgang Heyse

Perspektiven 59

Heinz Fischera n d e i n s ~ 63

Jochen PetersdorfInformationsfluß 65

Hansgeorg StengelLagebericht 7

Jochen Petersdorf

Betriebsfest 68

5 Kapitel: Heißer Sommer

Von Ostseestrand, Datsche und Jugendclubs ... 69

Ottokar Domma

Unsere Seereise

Renate Holland MoritzDer Ausflug der alten Damen

Hans Joachim Prell

Mückentötolin

Sketch mit olf erricht

Rudi StrahlMenschen gibt es

Hans KrauseUrlaub

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74

78

8

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5

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6 nhalt

6 Kapitel: Höher schneller weiter

Sportlich sportlich 87

Tom RennerWarum ich kein berühmter Sportler werden 88

konnte

Jochen PetersdorfMein Leben für den Sport 90

John StaveFamilieneinteilung 92

Nils WernerDer Champion 94

7 Kapitel: Unter vier Augen

Über Verliebte und Verheiratete 95

Renate Holland MoritzFrühlingsgefühle 96

Hansjoachim RiegenringWalzer im Viervierteltakt 98

Heli Busse

Etwas ist nicht ganz in Ordnung

Kurt Falk

Junger Mann sucht Wohnung

Johannes ConradKindliches Klagelied

8 Kapitel: Wo wir sind ist vornEs geht seinen sozialistischen Gang

Edgar Külow

Der Parteizement

Willy Frankraktat vom Sachbearbeiter

Lothar KuscheDas bombastische Windei

Wilfried Geisler

Erfahrungswerte

Zeittafel

Rechtliches

1 1

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1 6

1 7

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12

128

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  umor ist eine Philosophie

llso wo Sio HeieA ra9011

... ja ich denke wir hatten damals ich meine seinerzeit viel

Humor. Wir haben über vieles gelacht weil man manche

Dinge einfach nicht ernst nehmen konnte oder wollte. Der im

April 1959 ausgerufene »Bitterfelder Weg« fällt mir ein:

»Funktionäre runter an die Basis - Kabaretts rein in die Zen

sur« hieß wohl das Credo. Der Witz daran: Humor wurde somit

staatlich verursacht und ist für mich und andere vielleicht

auch Lebenshilfe gewesen. Der Humor war Bestandteil unse

res Lebens. Wir Satiriker haben ihn lediglich auf die Bühne

oder ins Buch gebracht. An solche »Sternstunden des Humors«

erinnern beliebte Autoren wie Jochen Petersdorf Renate Hol

land-Moritz oder John Stave mit ihren Geschichten und er-

sen sowie Entertainer wie Helga Hahnemann Rolf Herricht

und Hans-Joachim Preil mit ihren unvergessenen Sketchen

in denen mit selbstbewußtem Witz der Alltag genommen und

satirischer Zunder aus dem ewigen Widerspruch zwischen

offizieller Auffassung und realen Zuständen geschlagen

wurde.

Heute steht der Spaß auf deutschen Fahnen und Ablachen

ist angesagt. Beim »Spassss« wird aber der Verstand vom

Mund überholt. Für mich ist Humor eine Philosophie Spaß

ist eine Droge. Und wie man ganz richtig sagt: Jeder Spaß

geht einmal zu Ende. Ich hoffe daß uns der Humor bis dahin

erhalten bleibt. Nun weiß ich nicht wie es Ihnen geht aber

mir hilft in der Zwischenzeit Lesen ... Lesen ... und nochmals... na ja Sie wissen schon.

Ihr Lutz Stückrath

abarettist

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H T IMMER \

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10 Wenn Mutti früh zur Arbeit geht

Heli Busse

Neulich, eine Woche vbr dem 8. März, kam unser Betriebszei

tungsredakteur zu mir und sagte: »Kollegin, es wäre schön,wenn mal eine Kollegin was zum Frauentag schreibt.«

Und nachdem er mich eine Weile angestarrt hatte, fügte er

noch rasch hinzu: »Aber was Positives.«

»Aus unserem Betrieb?« fragte ich erstaunt. Er nickte und

hielt mir einen Stoß gehefteter Blätter unter die Nase. Ich las:

»Statistik der Frauenqualifizierung im Blechwerk Happendorf. «

Blechwerk Happendorf waren wir. »Du brauchst die Zahlen

praktisch nur in Worte zu kleiden und mit ein paar positiven

Beispielen zu beleben, und wir haben die Geschichte desW R

. . F h t t Kampfes um die Gleichberechtigung der Frau inenn os eine rau ge e1ra e t11 k

h „ d . h hl Ab unserem vver .«atte, ware as nie t sc 1mm. er . . .· h t · M h . t t »Und wie ist dieser Kampf ausgegangen?« erkun-

s e a einen ann ge e1ra e . d·gt . h · h · ht halb1 e c mic vors1c s er.

»Das fragt mich eine Frau « stöhnte er und faßte sich an den

Kopf.

»Sei doch froh, daß ich mich dafür interessiere«, sagte ich.

»Ich denke, ich soll einen Artikel darüber schreiben?«

»Ja, schon gut«, beruhigte er sich. »Du kannst davon ausgehen,daß wir die Gleichberechtigung bei uns voll durchgesetzthaben.«

»Warum schreibt das dann kein Mann? Warum gerade ich?«

fragte ich mißtrauisch.

»Weil du zu den Frauen gehörst, die das an sich selber erleb

ten, die wir qualifiziert haben « sagte er.

»Nein, nein « wehrte ich mich. »Da haben sie dir was Falsches

erzählt. Ich hab mich selber qualifiziert. Ihr habt bloß gesagt,

daß ich das machen soll.«»Das ist j ein völlig neuer Gesichtspunkt « sagte der Betriebs

zeitungsredakteur ärgerlich. »Betrachtet man die Sache so,

haben wir am Ende überhaupt keine qualifiziert. Das haben die

alle irgendwie selber gemacht.«

»Irgendwie ist das richtig«, stimmte ich ihm zu.

»Hör auf « warnte er mich. »Es geht hier nicht um Einzelhei

ten. Such dir ein positives Beispiel. Wenn du nicht über dich

selber schreiben willst, dann nimm doch die Kollegin Sauer,

die letztes Jahr ihren Ingenieur gemacht hat.«

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enn Mutti früh zur rbeit geht

»Gut«, sagte ich, »ich werde mich mit ihr unterhalten. Sie sitzt

ja jetzt im Vorzimmer vom Kaderchef und hat Zeit.«

Davon hatte er noch gar nichts gehört. »Was macht sie denn

da?« wollte er wissen. Genau wußte ich es nicht, aber ich hatte

mal gesehen, wie sie Versicherungsausweise ausschrieb, und

ich sagte es ihm. Er meinte, vielleicht haben wir noch besse

re positive Beispiele. Etwa Rosi Kullmann, die ihren Diplom-

ökonom gemacht hat.»Rosi? « wunderte ich mich. »Die hat doch jetzt geheiratet «

»Na und?« sagte er. -   Siehat einen Mann geheiratet«, wieder

holte ich. - »Ja, was sonst?« meinte er.

»Ich meine«, sagte ich, »wenn sie eine Frau geheiratet hätte,wäre das nicht weiter schlimm. Um eine Frau braucht man sich

nicht zu kümmern, die ist selbständig und kommt allein zu-

recht. Aber sie hat 'nen Mann geheiratet.«

»Also kriegt sie 'n Kind, oder was?« fragte er ungeduldig.

»Ein Kind hat sie vom ersten Mann, und jetzt hat sie noch einsgekriegt«, erklärte ich ihm.»Auch das noch « stöhnte er. »Kaum haben wir sie qualifiziert,

kriegt sie 'n Kind «

»Hast du gedacht, Qualifizierung hilft dagegen?« sagte ich.

»Und nun haben die Kinder die Masern, was?« fragte er.

»Die Windpocken«, sagte ich.

»Da muß eben mal der Mann bei den Kindern bleiben«, mein-

te er. »Sie ist doch immerhin Diplomökonom, und so was brau

chen wir wie's liebe Brot. Was ist denn das für ein Kerl, ihrMann?«

»Er fährt unseren Betriebsbus«, sagte ich.

»Scheiße « sagte der Betriebszeitungsredakteur. »Dann geht's

natürlich nicht.«

»Ja, siehst du « fuhr ich fort. »Und da kannst du fragen, wen

du willst - mit irgendwem, der was ganz Wichtiges macht,

sind sie alle mehr oder weniger verheiratet. Das ist es doch

Was nutzt uns die ganze Qualifizierung, wenn wir dadurchkeine wichtigen Männer werden?«

»So darf man das nicht sehen«, meinte er.»Ich weiß«, sagte ich, »aber so ist es.«

Er nickte zerstreut, weil er nachdachte, und fragte dann:

»Haben wir nicht eine Kranführerin?«

»Die Inge, ja « sagte ich. »Das ist mal ein positives Beispiel

Und die kennt auch jeder, weil die vorher Meister in unserer

Betriebsschlosserei war.«

~ r•

Wzeso Sandaletten?

Unser Schuhindustriegeht eben mit Sieben-meilenstiefeln voran.<<

>>Gestatten Deutsches

Modeinstitut.< 

>Gestatten Einzelhan-del.«

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Man hat ihr einen Lip-

penstift hineingewoifen

Wenn Mutti früh zur rbe it geht

»Moment mal « sagte er. »Vorher war sie Meister? Warum ist

sie dann auf den Kran umgestiegen?«

»Warum wohl Du kennst doch unsere Schlosser«, erinnerte ich

ihn. »Die müssen immer überall hinfassen, und wo die hinfas-

sen, da wächst kein Gras ... Also jedenfalls ist sie auf den

Kran gestiegen, wo sie sicher vor ihnen ist.«»Du hast lauter Kleinkariertes in deinem Kopf«, sagte er. »Du

kennst wohl überhaupt nur negative Beispiele?«

»Was kann ich denn dafür, wenn das so ist?«sagte ich.

»Klar kannst du dafür « schimpfte er. »Es gibt auch andres.

Lies mal die Betriebszeitung, da steht so was nicht drin

Mensch, nun gibt man euch mal 'ne Chance, was Positives zu

eurem eignen Ehrentag zu schreiben, und dann kommen lau-ter Sachen raus, die unterm Strich sind «

Er ging wütend weg und schrieb den Artikel selber. Ich habeihn gelesen, um mal von dem Kleinkarierten wegzukommen.

Er schrieb sehr positiv über die Entwicklungsmöglichkeiten

von uns Frauen, aber nicht mit Namen, sondern mehr allge-

mein. Und das war meiner Meinung nach auch richtig, dennim allgemeinen ist j bei uns im Werk alles sehr positiv.

Wo ~ t t i „ ~ r rOoit fOftt

Wenn Mutti früh zur Arbeit geht,

Dann bleibe ich zu Haus.Ich binde eine Schürze um

Und feg die Stube aus.

Das Essen kochen kann ich nicht,

Dafür bin ich zu klein.Doch Staub hab ich schon oft gewischt.

Wie wird sich Mutti freu'n

Ich habe auch ein Puppenkind,

Das ist so lieb und fein.

Für dieses kann ich ganz allein

Die richt'ge Mutti sein.

Kurt Schwaen

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Wenn Mutti früh zur rbeit geht

ngela Gentzmer

o o 1titislSketch mit Helga Hahnemann und Paul hrenkens

Ort der Handlung: Vorzimmer des Büros eines Betriebes: Dort

steht ein Schreibtisch, auf dem jede Menge Unterschriftsmappenund Rechnungen o.ä. liegen Ein kleiner Schreibmaschinentisch

- in die Maschine ist ein Bogen eingespannt. Daneben eine leere

Kaffeetasse und ein ausgewickeltes Kuchenpaket. Ein StückStreuselkuchen ist angebissen. Neben dem Telefon auf dem

Schreibtisch steht eine Blumenvase mit hübsch angeordneten bun

ten Blumen, und an den Wänden hängen - neben große Rekla

me-Kalendern Ansichtskarten aus aller Welt.Die Sekretärin sitzt am Schreibtisch, hat die Beine lässig über

einandergeschlagen und telefoniert mit ihrem kleinen Sohn, der

offensichtlich gerade dabei ist, seine Schularbeiten zu machen.

Die Sekretärin schreit ins Telefon: Benno, kapierst du denn

nich'? Alles, was man anfassen kann, schreibt man groß

ie lautet der Satz, den de schreiben sollst? Wie? Aha: Die

Katze sitzt hinterm Ofen Also - paß auf: Die - kannste nich'

anfassen - schreibt man klein Katze - kann man anfassen- also groß So - weiter Wie schreibt man hinterm? Was????

Wieso denn groß? Weil man den an ... ? Hör mal, ich verbie

te dir, so was überhaupt in n Mund zu nehmen In deinem

Alter schreibt man so was klein, verstanden? So Wie

schreibste das Wort Ofen? Klein? Ick werde noch verrückt

Sie läßt den Hörer für einen Moment sinken und stöhnt: Der will

unsern schönen, großen Kachelofen klein schreiben

Dann brüllt sie wieder in den Hörer: Du gehst jetzt sofort hin

und faßt den Ofen an Was ist los? Den kann man nicht anfassen, weil er zu heiß ist?

Inzwischen ist der Sachbearbeiter hereingekommen - steht vor

ihrem Schreibtisch und trampelt nervös von einem Bein aufs an

dere

Die Sekretärin fährt ihn unwirsch an: Was gibt's denn, Kolle

ge?

Er sagt aufgeregt: Ich müßte ganz dringend mal telefonieren

Dauert Ihr Gespräch noch lange?

Sie hält die Telefonmuschel zu und ranzt ihn an: Menschenskind,

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>>  eimir geht's heute

wieder mal zu wie im

Taubenschlag, kann ich

dir sagen

Wenn Mutti früh zur rbeit geht• r - • •

fragen Sie doch nicht so blöd Sie sehen doch, was los ist Der

Bengel hat mir schon die zweite 5 nach Hause jebracht Ihr

Männer habt's jut Geht jedem häuslichen Problem aus m Wege.

Unsereiner hat den Kopf voll - und soll nebenbei auch noch ar-

beiten

Er greift nach dem Hörer und stammelt: Ja - bloß - bei mirbrennt's Bitte - darf ich mal kurz

Sie hält empört den Hörer mit beiden Händen fest: Kollege,

trampeln Sie nich' auch noch auf meinen Nerven rum

Dit ganze Haus is' voller Telefone - aber Sie müssen

mich ausjerechnet bei meinen Schularbeiten stören

Der Sachbearbeiter ringt verzweifelt die Hände: Ich geh

noch kaputt Einer bestellt seine Kohlen - der andere

entlobt sich gerade - die macht Schularbeiten - bloß

mit der Feuerwehr telefoniert kein AasDie Sekretärin sauer: So, jetzt passen Se mal auf, Kolle

ge Wenn Sie hier groben Unfug treiben wollen, denn

aber nich' von meinem Apparat

Sie telefoniert mit dem Kind weiter: Benno, du schreibst den Satzjetzt so hin, wie ich dir jesagt habe Frage nich' so dumm - ich

hab dir doch alles jenau erklärt Schreib aber leserlich - sonst

jibt's heute abend wat aufs Hackebrett, verstanden? Und wenndu fertig bist, gehste einholen Der Zettel liegt inner Küche

Und nimm Bello mit Was sagste? Dit Wetter is' so schlecht?Na schön - denn läßte den Hund eben zu Hause Und Benno -

denk an Pappas Bier

Sie knallt den Hörer auf - der Sachbearbeiter will danach greifen

- doch in diesem Moment klingelt es wieder - die Sekretärin istschneller und nimmt ab Sie flötet: Ja bitte? Ach Bruni, du alte

Schnecke

Der Sachbearbeiter schreit hysterisch: Wasser Wasser Ich brauch

Wasser

Er rennt im Stunnschritt aus dem ZimmerDie Sekretärin ruft ihm hinterher: Mir auch 'ne Tasse mitkochenDann ins Telefon: Nee, du nich', Bn1nilein Irgendso'n Streßman

hier Wollte unbedingt von meinem Apparat seine Privatjesprä

che abwickeln Na - nu hab ick'n erstmal Kaffeekochen je

schickt Bei mir geht's heute wieder mal zu wie im Tauben-

schlag, kann ich dir sagen

Der Kollege kommt mit einem Eimer Wasser angerannt

Sie sagt verwundert: Moment mal, Bruni, der hat se doch wohl

nich' alle

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  ennMutti früh zur rbeit geht

Dann zu dem Sachbearbeiter: Na, sagen Se mal Für zwei Tas

sen brauchen Se doch nich' so nen Rieseneimer

Sie sieht ihm kopfschüttelnd nach, als er ins Nebenzimmer rennt,

aus welchem es schon qualmt - und mit dem leeren Eimer wieder

herauskommt und an ihr vorbeirennt

Dann telefoniert sie weiter: Bruni? Biste noch dran? Wenn Männer schon Kaffee kochen, sag ich dir Hör mal, haste heute

schon mit der Boutique telefoniert? Ich brauch dringend n

Paar schwarze Wildlederstiefel Nee, halbhoch Aber - schö

ne hohe Absätze Dieser Dussel rennt hier immer noch mit sei

nem Kaffeewasser rum

Als er mit einem neuen Eimer Wasser wieder im Nebenzimmer ver-

schwindet, schreit sie ihm hinterher: Tür zu

Dann hustet sie ins Telefon: Furchtbar Die Kerle qualmen ne

benan wieder wie die Schote Ich habsogar

Willi'n dis Rauchen abgewöhnt Schon wegen der Gardinen, weißte? Was

sagste? Dazu jehört n eiserner Wille? Stimmt Den hab ich

auch

Er kommt mit dem nächsten Eimer, und sie fragt ihn ungehalten:

Na sagen Se mal, dit soll wohl Blümchenkaffee werden, was?

Bruni, weißte übrijens schon, daß die dicke Beate verheiratet

is'? Ja - stell dir vor Hat nu auch endlich n passenden Dek

kel jefunden Na ja - mein Jeschmack isser nich' Aber - ich

meine, so wie die aussieht Neulich hat se ne Te-

lefonnummer, die se in seinem Notizbuch jefunden

hat, angerufen und jedacht, dit wär ne heimliche

Jeliebte von ihm Na - und du kennst doch Beate,

die hat gleich hysterisch losgeschrien: »Ich warne

Sie Lassen Sie in Zukunft gefälligst die Pfoten von

meinem Mann « Da sagt die am andern Ende der

Strippe: »Im Gegenteil, liebe Frau Um Ihren Mann

werde ich mich in nächster Zeit sehr intensiv küm

mern Hier ist nämlich das Finanzamt « - Moment

mal, Bruni, hier kommt Leipzig

Sie spricht mit gelangweilter Stimme: Ja? Wen woll'n Sie? Kenn

ich nich' Nein - haben wir hier nich' Was? Der muß hier ar

beiten? Na, wenn Sie's so genau wissen, dann schreiben Se ihm

doch n Brief Ahoi

Dann eifrig weiter: Bruni? Ach-war irgendso'n Affe, der dach

te, ich wär n Auskunftsbüro Du - wie issen dein Friseur?

Also, meiner hat mir die Haare total verschnitten

Sie brüllt den Sachbearbeiter an, der wieder mit einem Eimer an

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Na j - mein ]eschmack

isser nich

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>Natürlich ist es teuer.

Aber dafür dauert sjetzt auch länger.  

enn Mutti früh zur rbeit geht

ihr vorbeirennt und dabei etwas Wasser verschüttet: Sie Das wischen Se nachher aber wieder aufIns Tele on: Dieser Nieselpriem hat den Kaffee immer nochnich' fertig Ob ich mir meine Haare vielleicht mal färbenlasse? Was sagst n zu kupferrot? Wie? Wat ick damit bezwek

ke? Ach - Willi is dis egal Hauptsache, er findet keen rotetHaar in seiner Suppe Na - und die Männer hier - die kannste doch alle voll vergessen Siehste doch - die rennen hieran einem vorbei, als wenn se Kilometergeld bezahlt kriegenWarte mal, Bruni, dieser Karojestank is ja ekelhaftSie knallt die Tür des Nebenzimmers zu In diesem Moment kommt

der Kollege durch die andere Tür wieder mit 2 Eimern Wasser Erächzt: Tür aufDie Sekretärin stellt sich mit dem Rücken vor die Tür und sagt vor-

wurfsvoll: Bitte, heißt esEr sagt heiser: Um Gottes willen Machen Sie die Türbitte aufSie - zufrieden: Sehen Se, klingt schon besserDann öffnet sie langsam die Tür - läßt ihn durch und rufthinter ihm her: Und denn machen Se mal n bißchenBallett mit Ihrem Kaffee ne Schnecke is ja n wildes Tier gegen SieDanach läuft sie wieder zum Telefon: Hier bin ich wie

der Völlig kaputter Typ, mein Kollege »Um Gotteswillen Öffnen Sie die Tür « Muß er irgendwo mal imFilm gesehen haben Na ja - als Dame wird man ja

hier sowieso nich' behandeltDie Tür vom Nebenzimmer wird jetzt aufgestoßen - der

Kollege wankt schmutzig und verrußt durchs ZimmerSie fragt ungeduldig: He Is der Kaffee endlich fertig?Der Sachbearbeiter stiert sie verständnislos an und zeigt wortlos

aufdie Tür des Nebenzimmers

Sie keift wütend: Na, sagen Se mal -wozu haben Sie denn dasganze Kaffeewasser gebraucht?Sie steht auf - schiebt ihn achtlos zur Seite - reißt die Tür zum

Nebenzimmer auf, aus welchem jetzt nur noch ganz schwacher

Qualm dringt - stürzt zum Telefon und sagt: Hallo, Bruni - bistenoch dran? Stell dir mal vor, während ich hier wie eine Ver-

rückte ackere, hat es bei mir im Nebenzimmer jebrannt Undmein Kollege hier - dieser Trottel - der kocht - anstatt dieFeuerwehr zu rufen - in aller Seelenruhe - Kaffee

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Wenn Mutti früh zur Arbeit geht 17•• • • •>o r•rr•· • r. r •• - • r -   . • •   • . ~ . - , , . ~ , · ~ • • - · · · • • • - . • • • o-1,J,. ,'&.' 1 . · , „ , ~ · - • • i •l '<F• - : ; . - • - - • · - = · -  • • : • >•

Jochen Petersdorf

r

Sechsuhrzweiunddreißig.

Sie standen eng aneinandergepreßt im Bus - die kleine, mol-

lige, graumelierte Frau und das große, schlanke, naturblonde

Mädchen.

»Ich glaube, wir sind Kollegen«, sagte die kleine Frau.

»Wieso?« fragte das große Mädchen.

»Weil ich Sie gestern in der Kantine gesehen habe. Im VEB

>Windsor<. Ich bin dort Knotenknüpferin.«

»Und ich soll das lernen«, antwortete die schlanke Blonde undgähnte. - Zähne wie Perlen.

Die kleine Frau unterdrückte ein

Gähnen. Wegen der Zähne.

Dann sagte sie: »Wissen Sie, ich bin

heute ziemlich traurig. Es ist mein

letzter Tag. Verstehen Sie mich nicht

falsch. Natürlich freue ich mich auf

ein bißchen Ruhe. Die Enkelkinder,

der Garten - alles wunderschön.Aber man hängt auch an den Kolle-

gen und an der Knoterei. Und da sagt

man sich: Nur noch acht Stunden biszur Rente - das geht einem ehrlich

ans Gemüt, ehrlich.«

Das große blonde Mädchen hatte plötzlich ziemlich feuchteAugen.

Da sagte die kleine, graumelierte Frau: »Aber, Kindchen Nicht

doch Warum denn so traurig? Sie haben doch noch das ganzeLeben vor sich «

Die Blonde schluchzte: »Das isses ja Und jeden Tag acht Stun

den bis zum Feierabend. Das geht einem echt aufn Docht, echtmal «

·-. .. .

• • ' _„  '

. .

.

Hätte ich mich doch

bloß beizeiten darum

gekümmert daß bei uns

ein Betriebskindergarten

eingerichtet wird.< 

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  8 Wenn Mutti früh zur rbeit geht

lrmgard Abe

e/ c HtÖe/ ct so fOIHO atti soiHI

Wir sehn ja beide wieder mal betont sexy aus, Josefine

Diese aparten Trainingshöschen, diese niedlichen Gummistiefel Marke Elbkahn Und wie elegant wir die kleinen süßen

LPG-Rüben umhacken - Spitze

Wo liegt eigentlich unsere Teeflasche?

Gar nicht mehr zu sehen? - Wenn die könnten, die würden die

Reihen von Rostock bis Suhl ziehen, so lang. Aber dazwischen

keinen Baum und keinen Strauch mehr stehenlassen. Das

nennt man lustbetonte Arbeit.

Wie wünschen Sie es heute

gnädige Frau? Tizian odersilbergrau? Zartes lila

wäre auch nicht schlecht.

Na komm, Sportsfreundin, stolpern wir eben die Meile.

Nimm die Hacke mit, wir machen dann von unten wei-ter.

Ach ja, Josefine Soll ich dir mal was verraten? Meinen

heimlichsten Herzenswunsch? Aber nicht lachen

Ich möcht so gerne Gattin sein

Fürs Leben gern. Fürs ganze Leben, verstehst du, Josefine? Be-

greifst du, was das bedeutet, Gattin zu sein? Nicht einfach

mehr die Olle oder Mutta oder Kollegin oder Genossin. Nein,Gattin

Eine Gattin, Josefine, hängt immer an ihrem Gatten dran. Ein-zeln kommt sie nicht vor. Aber an einem richtigen Gatten hängteben noch viel mehr: eine Stadtwohnung nebst Landhaus, ge-

nannt Bangelow; und Ehren; und Autos. Der Dienstschlittenfür den Gatten, der Tourenwagen für Auslandsreisen, der

Zweitwagen für die Gattin. Und die wäre ich dann

Ja, kuck mich ruhig an - ich

Ach, Josefine, alle Welt würde mir zu Füßen liegen. Ein Wmk

mit meinem Gatten, und die Kinder kriegen keine Fünf mehr

in Mathe, nur weil sie ein Heft vergessen haben. Zu meinemKöter sagte keiner mehr Köter, es ist der kleine Süße der Gat-

tin. Der Doktor kommt ins Haus.

Die Handwerker ziehen die Mütze.

Das Einkaufen habe ich mir längst abgeschminkt. Sollen sich

die anstellen und rumstreiten, die zu dumm waren, Gattin zuwerden. Mich beliefert man frei Haus. Ehrenhalber.

So, wie es eine Ehre ist, bei mir Raumpflegerin zu sein. Fünf

halbe Tage für die feinen, zwei halbe Tage für die groben Ar-

beiten. Das möchte ein Leben sein, Josefine

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  ennMutti früh zur rbeit gebt

Ich bin den ganzen Tag nur noch von Kopf bis Fuß auf Liebe

eingestellt.Zum Frisör muß ich nicht mehr 10 Kilometer mit dem Radstrampeln, und auf dem Rückweg regnet's; den Frisör empfan-

ge ich im Hausanzug, ole

Wie wünschen Sie es heute, gnädige Frau? - Tizian oder sil-

bergrau? - Zartes lila wäre auch nicht schlecht. - Hauptsache,es ist dem Gatten recht. - Doch zuerst eine Packung, liegenSie völlig entspannt, und reichen Sie mir Ihre wollweiche Hand.

Schraubst du mal die Flasche auf? Ich kann überhaupt nichtmehr zufassen. Überall diese dämlichen Disteln Danke. PfuiDeibel, ist die Brühe warm. Früher hat hier mal die große Eiche

gestanden, erinnerst du dich? Da konnte man sich so schön

Hübsch ist die Neue

nicht. Also muß sie

arbeiten  

9

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2

Im Zoogeschäft:»Was kostet diesergraue Papagei?« -»Etwa 1000 Mark.« -»Was? So teuer?« - ·

»Ja, mein Herr, darPapagei sieht zwaretwas unscheinbaraus, ist aber sein

Geld wert. Er kannfließend Russisch,Englisch, Französisch und Deutsch.Mit der linken Kralleschreibt er Schreib-

. maschine, mit der .rechten stenografierter.« - »Donnerwetter

Aber der bunte Papa

gei hier nebenanfällt mir doch besser.Was kostet derdenn?« - »10 000Mark.« - »Oh, undwas kann er?« -»Gar nichts.« - »Wie

bitte? Und wiesokostet er dann soviel?« - »Das ist der

Parteisekretär vondem anderen.«

enn Mutti früh zur rbeit geht

dran schubbem. Ah, ja, weiter links, das u gut. Komm, jetztbist du dran. Nach paar Stunden merkt man wirklich seinKreuz. Und heute abend noch Konsum-Ausschuß.Das ist übrigens hochinteressant bei einer Gattin, Josefine: die

gesellschaftliche Aktivität.

Nicht mehr nötig? Da hast du dich aber geschnitten, sogar gewaltig. Die gesellschaftliche Aktivität gehört dazu wie Exqui

sitläden und Stilmöbel. Nur eben auf viel, viel höherer Ebeneals bei uns. So hoch kannst du gar nicht denken, JosefineNimm ein Beispiel: Heute bringt mir die Post ein Paket undeinen abgezogenen Brief: ... erhältst du hundert Broschüren a1,50, bum, abzurechnen nächsten Montag, bumbum. Zu selbigem Termin ist eine öffentliche Frauenversammlung zu organisieren, schrumm, Thema »Die Frau im Sozialismus«,

schrummschrumm. Anschließend Solibasar veranstalten, peng,schnädderetäng. Die Zeiten sind dann passe, Bundesfreundin

Als Gattin überreicht man mir ausgesucht höfliche Einladungen auf Bütten mit Goldrand, ich möge den guten Leuten zu

diesem oder jenem Anlaß die Ehre als Ehrengast geben. Fallsmeine karg bemessene Zeit es erlaubt, natürlich. Dann komme

ich schwer ins Grübeln: Hier ein Empfang, da eine Ausstellung, dort eine Ehrung und noch woanders eine Yacht-Party. Wo

kann ich absagen? Wen muß ich warmhalten?

Das werden meine Probleme sein als Gattin. Und das ist durchaus nicht einfach, das braucht hohe Diplomatie. Gesetzt denFall, ich greife nur einmal kräftig daneben - schon kann es aussein mit meinem Gatten, folglich auch mit der Gattin, die dran

hängt.Tja, da kriegst du natürlich große Augen

Was? - Tatsächlich, mein Alter Sollte jetzt nicht Vorstandssitzung sein? Wieviel Reihen müssen wir noch? Also weiterBrust rein, Buckel krumm, Knie beugt Als Gattin würde ich

natürlich nicht so eine Schießbudenfigur abgeben. Als Gattinschreite ich stolz und aufrecht. Dann habe ich nämlich ein völ

lig neues Verhältnis zum Leben und zu unseren Menschen. Er

ha-ben-erWas ist daran nicht zu verstehen? Unsere Menschen tretendann für mich nicht mehr einzeln auf, als so komische 1.YPen

wie du oder die Ani da drüben, sondern als Masse.Düses bloibt in moiner gehobenen Stellung gar nicht aus, moin

Künd Natürlich, wenn ich dann zufällig auf unserem Sendermal so Bilder sehe von Riesenschiffen oder Walzwerken oder

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  ennMutti früh zur rbeit geht

Förderbrücken, dann werden mich die Heldentaten unserer

Menschen womöglich zu Tränen rühren. Vielleicht komme ich

mir dann auch ganz taub vor und denke: Da könntest du eigent

lich auch mitschiffen, Gattin Denn ich bin j so erzogen, Jose

fine, so was verliert sich nicht so bald.

Aber dann erscheint mein Gatte mit allerneustenEntscheidungen von höchster Tragweite, und

schon bemerke ich das doch sehr provinzielle

Kleinklein dieser Leute. In den meisten Berei

chen. Sie kennen nicht das letzte Bonmot vom

Volkskammerpräsidenten; sie ahnen nicht einmal,

was sich hinter den Kulissen des Fernsehens ab-

spielt, und wie göttlich naiv bestaunen sie diesen

oder jenen Funktionswechsel.

Ich aber, Josefine, ich als erhabene Gattin, weißunendlich viel mehr, bin ihnen unendlich überle

gen. Und jetzt p ß auf: Wenn ich ganz gut bin -

merken sie es nicht einmal. Finden mich nett,

freundlich, richtig menschlich.

»Die ist gar nicht eingebildet«, staunen sie, wenn ich mich aus

Jux und Langeweile mal in der Kaufhalle zeige und ihnen gnä

dig zulächle.

Spaßeshalber könnte ich dich j mal mitnehmen, so Arm in

Arm, das gäbe Stoff für eine Woche.

»Was hat sie denn da für eine Landpomeranze?« rätseln sie.

»Wahrscheinlich ihre Schwester. Und einfache, kleine Bauer

sche geblieben. Das hat man auch selten. Sie scheint sich nicht

mal mit dem Landei zu schämen. Ja, sie ist ein wahrer Mensch.«

Das wird unübertrefflich, Josefine.

Hält er an? Kuck nicht so hin Und überschlag dich nicht, sonst

glaubt er noch, wir werden heute fertig, und steckt uns mor-

gen in ein stickiges Lagerhaus. Lieber zerstochene Pfoten, aber

frische Luft Na, Vater? Gibt Regen, kuck mal den Himmel an.

Was heißt, du kuckst dir lieber die Reihen an? Von wegen zu-

viel weggehackt Hier gibt's überhaupt nichts zum Weghacken

außer Unkraut. Bitte, wenn du saubere Arbeit willst, gib Lupen

aus, damit wir die Rüben überhaupt finden. Unsere Rüben, mei-

netwegen. Deine oder unsere - mehr werden's davon doch

nicht. Ja, schon gut. Kommst du heute abend pünktlich? War

auch nur eine Scherzfrage. Dann darf ich die Pumpe also wie-

der selber reparieren. Ja, ja, mach's gut. Und zieh dich vor der

Versammlung noch um.

»Wieso Ladenhüter?

Hier st doch gar kein

Laden «

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Hier st ht wieder was

von ausgezeichneten

Frauen und du? Du

bringst es einfach zunichts.

Wenn Mutti früh zur rbeit geh  

Nu kuck wie dieser Mann sich abhetzt Josefine kuck genau

hin. Und dann verrat mir: Wie soll ich mit diesem Pflichtbol-

zen und Bewußtseinsträger jemals Gattin werden? Zeitige

Witwe das ja. Nein Josefine wir werden niemals Gattin. Ich

nicht und du nicht. Wir stehen nur in dem Staub den sie auf-

wirbeln.

Pri ißo9

Die Frau von heute ist schon zu beneiden.

Sie hat das Recht zu hunderttausend Pflichten

darf Babys trockenlegen Zwiebeln schneiden

polieren fräsen und das ssen richten.

Und für der Liebe zärtliche Vergnügung

steht ihr die ganze Freizeit zur Verfügung.

Hansgeorg Stengel

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24 lles zum Wohle des Volkes

Lothar Kusche

„ a z „rz s tor iow••„ O „„

Eines Abends als ich gerade gemütlich in der Badewanne

saß und mir vorstellte ich wäre ein netter alter Postdamp

fer klingelte das Telefon und mit der Gemütlichkeit war s

vorbei. Ich kann mich meistens nicht entschließen das Tele

fon einfach klingeln zu lassen und es nicht abzunehmen; es

könnte ja was Wichtiges sein. Also ich tapste auf nassen Soh

len zum Apparat und machte dabei hübsche Spuren auf den

Teppich.

Am andern Ende der Strippe sagte jemand: »Das ist aber

schön daß ich Sie endlich mal erreiche ich versuche es näm

  s ist in jedem Fall klüger

man fährt zum Fernsehfunk

hin als daß man die Leute

vom Fernsehfunk in seine

Wohnung kommen läßt.

lich schon die ganze Woche ununterbrochen.«

»Ich bin die ganze Woche nicht aus dem Haus gegan

gen« sagte ich »wer ist denn dort?«

»Hier spricht Oswin Deutscher Fernsehfunk. Wir haben

nämlich im >Nationalen Abend die Umfrage zur Frage

des Rauchens gelesen und da haben Sie sich doch auch

beteiligt und nun wollen wir unseren Fernsehern Ihre Ant-

wort natürlich nicht vorenthalten.«

»Das ist aber fein« sagte ich »und was soll ich dazu tun?«

»Wir dachten an ein ganz kurzes Interview das filmen wir und

dann streuen wir Sie bei passender Gelegenheit ein.«

»Womit?« fragte ich.

»Ins Programm« sagte Herr Oswin »wir streuen Sie ins Pro

gramm ein. Können Sie morgen früh herkommen? Wir dach

ten nämlich wir könnten das gleich morgen früh drehen. Viel

leicht könnten Sie um acht Uhr hier sein?«

Ich fuhr am nächsten Morgen nach Adlershof um dort ein

ganz kurzes Fernseh-Interview zu geben oder wie es bessere Leute tun zu gewähren. Es ist in jedem Fall klüger man

fährt zum Fernsehfunk hin als daß man die Leute vom Fern

sehfunk in seine Wohnung kommen läßt - jedenfalls wenn

man eigene Möbel hat. Die Leute vom Fernsehfunk haben

sperriges Handwerkszeug und die Zwangsvorstellung daß

sie die Möbel umrücken müßten; es geht immer etwas kaputt.

Um acht Uhr fragte ich in der Anmeldung nach Herrn Oswin

und wurde ins Kasino verwiesen. Dort war aber nicht Herr

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  lles zum Wohle des Volkes

Oswin, sondern bloß ein junger rothaariger Kellner, der mich

wieder hinauswarf mit der Begründung, daß vor neun Uhr

nichts ausgeschenkt werde. »Ich will aber gar nichts ausge

schenkt kriegen«, versichterte ich, »ich habe hier nur ein ganz

kurzes Interview zu geben.«

»Hiernich«, sagte der Kellner und knallte mir die Türe vor der

Nase zu. Ich ging ein bißchen auf dem Gelände spazieren und

traf rein zufällig Herrn Oswin, der sehr freundlich war und

sich immerzu entschuldigte, wenn er vor mir irgendwo hin

einging. Das Fernsehzentrum ist eine imponierende Angele

genheit. s gibt dort viele Gebäude und nach meiner Schät

zung ungefähr zehntausend Redakteure, die alles beurteilen

können und von denen ungefähr dreitausend immer rasch hin

und her laufen mit Gesichtern voller Nachdenklichkeit und

Konzentration. Im Studio war gerade eine Art Betriebsver

sammlung, als Herr Oswin »Gestatten Sie, bitte, daß ich vor

angehe«) mit mir hineinkam. »So da wären wir«, sagte Herr

Oswin, »das ist unser Aufnahmestab.« s waren ein paar Dut

zend Leute versammelt, und sie fingen an, mir alle die Hand

zu geben und ihre Namen zu brummeln. Irgendwie mußten wir

schließlich die Zeit totschlagen. s war ja erst drei Viertel

neun, und ich fand es sehr lehrreich, alle die Leute kennen-

zulernen, die mithalfen, wenn ein ganz kurzes Interview für

den Fernsehfunk gemacht wird; es waren dies ungefähr ein

Dutzend Beleuchter, der Produktionsleiter mit seinen beiden

Assistenten, drei oder vier Aufnahmeleiter, ein Requisiteur,

der Chefkameramann mit den Unterkameramännern die hin

ter der Kamera stehen, nicht darunter), die Kameraassisten

ten, der Musiktonmeister, der Sprachtonmeister, der Ge-

räuschtonmeister, der Bandaufleger, der Bandabnehmer, zwei

..

-

1 J4

25

Warum s gt denn der

neue Kollege andau-

ernd Scheiße<?<<

Das ist ein Künstler.

Der sucht Verbindung

mit den Massen.  

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  lles zum Wohle des Volkes

Ratschlägen beteiligten stellte ich mit Schrecken fest daß

ich meinen Text vergessen hatte.

Ungefähr um halb zwölf kam jemand auf den Gedanken daß

man das Mikrophon doch ruhig auf den Tisch stellen könnte

da es sich ja um eine Art Interview handle. Wir alle fanden

diesen Gedanken einfach großartig und er wurde sofort in dieTat umgesetzt. Ich hatte inzwischen meinen Zettel gefunden

und mich an den Text erinnert und so konnten wir schon um

zwölf Uhr zwanzig mit der Aufnahme beginnen. Ich setzte

also mein allerfeinstes Lächeln auf und sprach wie verabre-

det die folgenden weisen Sätze in die Kamera:

» enn Sie mich fragen so muß ich Ihnen sagen daß ich nicht

rauche; ich glaube auch nicht daß Rauchen gesund ist.«

Das dauerte genau sechs Sekunden. »Länger hätten Sie aber

auch nicht machen dürfen« sagte der Produktionsleiter »denn

jetzt haben wir Mittagspause.«

» ie hat es Ihnen gefallen?« fragte Herr Oswin zum Abschied.

»Sehr interessant« sagte ich unsicher.

»Tja«  sagte Herr Oswin »die moderne Technik hat nämlich

was Umwerfendes an sich vor allem wenn man ihr zum er-

stenmal gegenübersteht als Laie.« Und froh aber erschöpft

kehrte ich dem Reservat der Fachleute den Rücken• •Ubrigens wurde ich gar nicht eingestreut denn der zweite

Kameraassistent hatte keinen Film in die Kamera eingelegt

weil er im Glauben war das hätte der dritte Kameraassistent

besorgt.

apitalistischer Schlager Sozialistischer Schlager

7

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  8 lles zum Wohle des Volkes

Hansjoachim Riegenring

Er war nicht von seiner verrückten Idee abzubringen. »Beden-

ke« sprach Eduard, »wenn wir den Ofen mit dem Handwagenum den See herumfahren, brauchen wir zwei Stunden. Mit

dem Kahn sind wir in zehn Minuten drüben.«»Na schön« seufzte ich, »also am Sonntagvormittag «

»Bist ein feiner Kerl« lobte Eduard. »Weißt du man kann näm-

lich in solcher Laube mitten in der Natur alles entbehren, nur

'nen kleinen Ofen für kalte Tage, den braucht man.«Am Sonntag rollte er einen Handwagen von der Größe

••

eines Uberlandlastzuges an meinen Landungssteg.

»Was ist das, Eduard?« fragte ich.

Statt uns zu helfen lachten

sie daß die Boote wackel-

ten und die trägerlosen

Badeanzüge verrutschten.»Ein Handwagen, blöde Frage« klärte er mich höflich auf.

»Komm wir wollen ein paar Kleinigkeiten verladen.«»Lieber Eduard«, sagte ich vorsichtig, »ich dachte, du wolltest

nur einen kleinen Ofen ... «

Er winkte verächtlich ab. »Die paar Sächelchen schaffen wir

allemal «Den transportablen Kachelofen betteten wir auf Säcke in der

Mitte des Bootes. Rundum garnierten wir ihn mit Besen, Töp-

fen Bürsten, Kleiderbügeln, einer Flurgarderobe und einemMülleimer. Noch ein paar Bilder, und der Kahn war gestrichen

voll. Als letzte Kleinigkeit legten wir den Bücherschrank quer

darüber.

Eduard wollte unbedingt noch ein Plakat ankleben »Wrr rudern

für den Frieden«. Er h tj recht, die Leute tun im Namen des

Friedens alles mögliche: turnen, radfahren, hobeln, Wurst

essen, Straßen fegen, ins Kino gehen; doch ich finde man soll

nichts übertreiben. Außerdem konntenwir uns über die Farbe

nicht einigen. Die beiden Korbsessel stellten wir an Bug undHeck auf, setzten uns hinein, gedachten in einer Schweigemi-

nute unserer Lieben daheim und stachen in den See.

Für meine Begriffe hatte das Boot etwas zuviel Tiefgang. Der

Schrank wollte immer wegschwimmen.

Eduard führte das Ruder und das große Wort. Er freute sich

über seinen schönen Ofen über die warme Stube, die er bei

kalten Tagen haben würde, über ...

»Red nicht soviel<  warnte ich, »sonst verlieren wir das Gleich-

gewicht. Das wäre peinlich, wir haben nur das eine.«

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  lles zum Wohle des Volkes

»Keine Bange« lachte Eduard worauf er einschließlich Ses

sel vomüberkippte.

Unter Zurücklassung einiger Luftblasen von verschiedener

Größe verschwand er unter dem Meeresspiegel. Ich machte

mir schon Gedanken was man mit den Möbeln anfangen

könnte.Da wuchsen plötzlich vier Stuhlbeine aus dem Wasser es

folgte der Stuhl und dann Eduard persönlich. Auf meine

Frage  ob das Wasser sehr kalt sei zeigte er mir die Zunge.

Trotzdem packte ich ihn hilfsbereit am Kragen.

»Wir machen das so. Bei >Hau-ruck< gibst du dir einen

Schwung und ich ziehe dich ins Boot.«

Ich sagte »hau«. Wir spannten die Muskeln.

Ich sagte »ruck«. r zog  ich zog.

Das Boot drehte eine Rollenach

links.Wir retteten uns auf den Kleiderschrank. Um uns herum

schwammen Weinflaschen Zahnbürsten Bilder Schubkästen.

Außerdem eine Menge anderer Boote Leute auf Gummikro

kodilen Schwimmer und Schwimmerinnen beiderlei e

schlechts. Statt uns zu helfen lachten sie daß die Boote wak

kelten und die trägerlosen Badeanzüge verrutschten.

Der ganze See war eine einzige Lache.

Bei der folgenden großen Bergungsaktion kenterten noch drei

weitere Boote. Das gab ein ziemliches Durcheinander wobei

zwei ältere Damen ihr Gebiß verloren und drei Verlobungen

geschlossen wurden.

Sonst konnten wir alles retten.

Nur der Ofen der versuff.

Friede seiner Asche.

,

etzt hat mich die

ewige Warterei an der

Kasse tatsächlich aufden Hund gebracht

., „ •  „'

29

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  lles zum Wohle des Volkes

Preil atmet tiefdurch: Nein ... geht das schon wieder los? Bitte

konzentrieren Sie sich auf meine Fragen? Ich meine, was

muß ein Autofahrer bei sich haben, wenn der Polizist ihnaufschreiben will?

Herricht prompt: Einen Bleistift

Preil energisch: Nein r braucht einen ganz bestimmten Ge-

genstand. So groß wie eine Postkarte ... ?

Herricht ohne groß zu überlegen: Tafel Schokolade?

Preil ungehalten: Nein Eine Fahrerlaubnis

Herricht erinnert sich: Ja, jetzt weiß ich's

Preil ungehalten: Ja, jetzt, wo ich es Ihnen gesagt habe. Das

müssen Sie gleich wissen. Wie ... sieht es denn nun aus mittechnischen Fragen?

Herricht überzeugt: Gut Sieht gut aus.

Prell ganz bewußt: Was ... verstehen Sie unter erstem Gang?

Herricht ohne zu überlegen: Der erste Gang ist bei uns meistens

Suppe

Preil lakonisch: Na bitte ... Passen Sie doch auf. Ich meine ...

was zum Beispiel machen Sie nach dem ersten Gang?

Herricht überlegt nun doch etwas: Nach dem ersten Gang ... ?

Na vielleicht ... hupen?

31

»1 is machen Sie zum.

Beispiel ... wenn plötz- ieh der Benzintankleckt?< 

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3

Ein Polizist hält

einen Trabifahrer an

und stutzt: »Bürger

Sie haben ja gar kein

Tachometer? Wie

wollen Sie denn da .

die Geschwindig-

keitsbegrenzungen

einhalten?« Der Fah-

rer kontert: »Genos-

se Volkspolizist, das

geht auch ohne

Tacho. Wenn ich 20

fahre, vibriert die

Windschutzscheibe,

bei 30 wackeln die

Sitze, bei 50 schep-pem die Türen und ·

bei 80 Sachen klap-pern meine Zähne.«

l les zum Wohle des Volkes

Preil ungeduldig: Nein ... Nach dem ersten Gang ... geben Sie

Gas

Herricht verblüfft: Ach, gleich nach der Suppe

Preil konsterniert: Es ist nicht zu fassen. Also bitte, nehmen

Sie sich jetzt zusammen. Eine andere Frage Was machen

Sie zum Beispiel ... wenn plötzlich der Benzintank leckt?Herricht prompt: So n Quatsch ... dann nehm ich ein Messer

und schneid ihm die Zunge ab.

Preilfast tobsüchtig: Verdammt noch mal ... der Benzintank hat

ein ganz kleines Löchlein ...

Herricht belustigt: Ach, wie niedlich ...

Preil schimpft weiter: Und dieses Löchlein müssen Sie erst

einmal suchen ... Wie machen Sie das?

Herricht sofort: Ja, das mache ich ... da nehme ich ... da nehme

ich ein Streichholz ...Preilfassungslos Jaaaaaaaa .. natürlich Jawoll und am Don-

nerstag ist die Beerdigung.

Herricht erstaunt: Warum?

Preil erbost: Warum? Warum? ... ist doch ganz klar. Wenn Sie

da mit einem Streichholz herankommen ... fliegt doch alles

in die Luft

Herricht lakonisch: Ist doch prima . dann brauch ich das

Loch nicht mehr zu suchen.

Preil etwas echauffiert: Bitte, eine andere Frage. Eine Situa-tion, die sich ergeben kann für einen Autofahrer ...

Herricht ergeben: Bitte schön

Preil entwickelt: Sie befinden sich mit Ihrem Wagen auf der

Autobahn ...

Herricht begeistert: Au ja .. .

Preil bremst ihn: Moment ... plötzlich macht es Peng

Herricht sofort: Knopp ab ...

Preil erbost: Quatsch Reifen geplatzt

Herricht etwas verwirrt: Wer war das ... ?Preil ungeduldig: Unsinn ... wer war das? Was machen Sie

dann?

Herricht eiert herum: Oh ... das ist schlecht.

Preil beharrlich: Bitte Was machen Sie dann ... ?

Herricht überlegt krampfh aft: Dann ... ? Tja, das weiß ich nicht

Preil bohrt: Das müssen Sie aber wissen. Was machen Sie

dann? Der Reifen ist geplatzt.

Herricht krampfh aft: Na . also . ich würde zunächst erst

einmal anhalten.

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  lleszum Wohle des Volkes

Preil ist zufrieden Gut Genehmigt ... Sie halten an. Was ma-

chen Sie dann?

Herricht stolz ufsein Wissen Ich mache die Tür auf

Preil: Ja, ist auch richtig

Herricht: Steige aus ...

Preil: Auch richtig Und dann ... ?Herricht munter Dann rufe ich »Hallo «

Preil widerspricht Nein Sie brauchen gar nicht »Hallo« zu

rufen, denn Sie sind mutterseelenalleine.

Herricht grübelt verzweifelt Na, vielleicht ist jemand im Wald

Preil: Nein Es ist kein Mensch da. Sie sind ganz allein auf

der Autobahn.

Herricht unzufrieden Wo gibt's denn diese Autobahn?

Preil ungeduldig Also bitte, was machen Sie nun?

Herricht im Zweifel Das ist schlecht Tja, dann ...ä .. dann nehme ich die Mütze ab ...

Preil erstaunt Was denn für ne Mütze?

Herricht: Na, die am Rad ... die Radmütze ...

Preil bissig Nein ... das ist keine Radmütze, son

dern eine Radkappe

Herricht auch ungehalten Klammem wir uns doch

nicht an Worte. Es ist doch egal, ob nun Radmüt

ze oder Radkappe ... ?

Preil schimpft beharrlich Nein, das ist nicht egal.Also schön. Sie nehmen sie ab ... und was machen Sie dann?

Herricht ohne Verlegenheit Dann ... ? Dann rufe ich wieder

»Hallo «

Preil entnervt Nein Ich habe schon mal gesagt: Es ist kein

Mensch da ...

Herricht streitbar Aber es kann doch inzwischen einer ge

kommen sein?

Preil: Nein ... es kommt auch keiner

Herricht aufgebracht Also, wenn Sie keinen kommen lassen... kann ich auch keinen fragen

Preil wirft die Arme in die Luft Jawoll ... also passen Sie auf.

Also, die Radkappe ist herunter ... Was machen Sie jetzt?

Herricht stammelt Dann ... ä .. dann ...

Preil: Na, nun los jetzt .. .

Herricht: Dann mache ich ... dann mache ich ... das weiß ich

nicht ...

Preil selbstbewußt Jetzt nehmen Sie erst mal einen Englän

der

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AUTO ERSATZTEILE

,

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• •

. .

Ein Mann geht durch die Stadt und munnelt leise vor sich hin:»Scheiß Staat Scheiß Staat ... «

Ein Polizist hört das klopft ihm auf die Schulter: »Sie haben ScheißStaat gesagt ich muß Sie verhaften.«

»Sie können mich gar nicht verhaften«, sagt der Mann, »es gibt javiele Staaten und Sie wissen nicht welchen ich meine.«

Der Polizist läßt den Mann laufen. lötzlich pfeift er ihn zurück:

»Ich muß Sie d9ch v e r J . f l f t ~ n • s J : : ~ l ? t i c t nl -r.einen Scheiß-St' _aj: _  c  

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Selbstbedienung ' ~ ~ ~ · · - ~~ = : ~ ~   g e _ r _ I ~     wird der Arbeitskreisch In

Schuhen den i .10.69 11

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efzf 8 Am Donnerstag• . (Kulturbund) und der .

der Lössnit i B dürf-zur Versohönerung ie fert iggeste l l te eN t ionalen Front n

Wobnbesirk der a Bevölkerung übergebe .Weißen Roß unaererisanlage am

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Bin laagerse kleines Haus

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36 A es zum Wo h 1e des Vo .1kes

John Stave

e oito

Heutzutage gibt es viele Bürger, die einen Trabant ihr eigen

nennen, aber es gibt auch viele Bürger, die noch keinen Tra-bant besitzen. Aus dieser, längst überholten, Fußgängerkate

gorie setzt sich die konsequente Gegnerschaft der Trabantbe

sitzer zusammen.

Den Trabantfahrern wird soviel Übles und Böses nachgesagt -

vor allem, daß sie überhaupt nicht Auto fahren können - daß

mancher Trabantbesitzer sein sogenanntes Fahrzeug lieber ein

paar Ecken weiter parkt, ehe er sich vor den Hausbewohnern

als Trabantbesitzer zu erkennen gibt. Selbst auf die Gefahr hin,

daß ihm allerlei Zubehör abgeschraubt wird.Wenn irgendwo ein Zusammenstoß fabriziert wurde, sagen wir

zwischen einer Straßenbahn der Linie 4 und einem Omnibusder Linie 54 und ein später hinzukommender Augenzeu

ge fragt, wer denn die Schuld trage, herrscht die einhel

lige Meinung unter den Zuschauern vor: »Der Trabant

fahrer «

Jeder Trabantfahrer hat zwei

Seiten Aber beide sind äußerst

gefährlichIch will damit nur sagen, daß die Gefährlichkeit der Tra-

bantfahrer zu hoch gespielt wird. Meist ist alles nur Gerede.

Aber bekanntlich ist ja immer ein bißchen was dran, wenn vielgeredet wird.

Heute will ich einmal eine ganz neue Seite der Gefährlichkeit

dieser Gilde schildern beziehungsweise aufzeigen, damit jeder,

und besonders die Verkehrspolizei, die Gefahr erkennt und sie

eventuell abwenden kann.

Es sei noch vorausgeschickt, daß bei dem zu schildernden Fall

Personen überhaupt nicht zu Schaden kamen. Auch die entste

hende Sachbeschädigung dürfte verhältnismäßig leicht zu be-heben sein ...Der Trabantbesitzer August Schlüsselbein (der Name ist hier

aus Sicherheitsgründen etwas verschlüsselt ) wohnt an der so-genannten Protokollstrecke, das heißt an dem Fahrweg, den

Autokolonnen hoher und höchster Persönlichkeiten nehmen,

wenn sie vom Flughafen Schönefeld zum Schloß Niederschön

hausen fahren. Deshalb herrscht auch in diesen Straßenzügen

strenges Parkverbot. Lediglich auf besonders breiten Geh-wegen ist das Parken erlaubt. Aber manchmal auch nicht, wenn

nämlich ein besonders hoher Gast die Hauptstadt besucht und

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  lles zum Wohle des Volkes

moderne Kehrmaschinen vorher die Bürgersteige saubermachen wollen. Dann werden über Nacht Parkverbotsschilder auf-

gestellt.

Nach einer solchen Nacht begab sich August Schlüsselbein aus

seiner im fünften Stock gelegenen Altbauwohnung mit zwei

Eimern Wasser und einem Schwamm sowie einer Flasche Fit

bewaffnet hinunter auf die Straße und fing munter an sein Ge-

fährt zu waschen.

Als er so vor sich hin wusch hörte er plötzlich daß sich jemand räusperte. Schlüsselbein der sich gerade in der Höhe

einer Radkappe befand blickte langsam nach oben. Es handel

te sich um einen baumlangen Verkehrspolizisten mit weißer

Mütze und langem weißem Gummimantel.Der Polizist ein Hauptwachtmeister Butike wies Schlüsselbein auf das Parkverbot hin und ihn an den Wagen wegzufahren. Aber Schlüsselbein wurde nicht einsichtig. Er ritt darauf

herum daß am Abend zuvor als er den Wagen abstellte weit

und breit kein Parkverbotsschild zu sehen war. Schlüsselbein

wurde geradezu pampig beamtenbeleidigend.

7

So nun liegste wieder

da und weißt nichtweiter. Ich hab dir

gleich gesagt  Vontechnischen Artikelnkauft man zwei - und

schon ist das Ersatz-teilproblem kinderleicht

gelöst.<<

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  8

Die Lösung der Ersatz-

teilfrage?«

\

lles zum Wohle des olkes

Ich will jetzt gar nicht den Streit in allen Einzelheiten schildern

obwohl es sehr interessant war und man schon ganz deutlich

sah wie gefährlich es in Schlüsselbeins Augen funkelte. Jeden

falls steigerte der Polizist der es zunächst auf überhaupt keine

Bestrafung abgesehen hatte das Strafmaß über eine gebühren

pflichtige Verwarnung auf eine gestempelte Eintragung in denBerechtigungsschein mit der Maßgabe einer Belehrung über

Sinn und Zweck von Verkehrszeichen auf der VP-Inspektion

beizuwohnen.

Meckernd fuhr Schlüsselbein seinen Trabant um die Ecke und

der baumlange Polizist war auch ganz froh, daß er

seinen Teil der Protokollstrecke in Ordnung hatte.

Jetzt vergingen ein paar Stunden so daß es kurz

nach dem Essen war. Schlüsselbein lag auf der

Couch und las Zeitung während seine Frau Auguste in der Küche den Aufwasch besorgte.

Plötzlich klingelte es. Schlüsselbein schwang sich

von der Couch, weil er es nicht leiden konnte Be

such im Liegen zu empfangen und spitzte die

Ohren.

Frau Schlüsselbein unterbrach ihre Küchenarbeitund öffnete die Tür.

»Sie werden entschuldigen« hörte Schlüsselbein

eine Stimme, die ihm merkwürdig bekannt vorkam.»Aber im ganzen Haus öffnet niemand. Ich habschon überall geläutet. Nun bin ich hier oben in der

fünften Etage und Sie sind meine letzte Rettung liebe Frau «

»Ja. Und was wünschen Sie?« fragte Frau Schlüsselbein und

rieb sich die Hände verlegen an der Schürze. Das konnte ihr

Mann natürlich nicht sehen.

Er grübelte indes wem diese männliche Stimme gehörte.

»Es ist mir sehr peinlich aber es ist auch sehr dringend. Viel

leicht liegt es an dem sauren Apfel und der Flasche Buttermilch. Jedenfalls möchte ich Sie herzlich bitten -«Nun wußte August Schlüsselbein auf wen die Stimme paßte.

Mit einem Satz war er auf dem Korridor.»- ob ich Ihre Toilette benutzen dürfte.«

»Nein « rief August Schlüsselbein und schlug dem erschrok

kenen Hauptwachtmeister Buttke die Tür vor der blassen

Nase zu.

Moral: Jeder Trabantfahrer hat zwei Seiten. Aber beide sind

äußerst gefährlich.

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Alles zum Wohle des olkes

Berta Waterstradt

se

Erich Kluge klopfte mit hartem Knöchel an den Glaskasten in

dem der Goldfisch schwamm der dem Lokal seinen Namen ge-geben hatte.

»Mit kleinen Fischen gebe ich mich nicht ab« sagte er und leer

te seine Molle in einem Zug.

»Das verlangt ja auch keiner von Ihnen« meinte die Wirtin vom

»Goldfisch« der in dieser Stunde keine Goldgrube war. Denn

außer Erich Kluge der sich sein zweites Glas bestellte war nur

noch ein Gast anwesend eine junge Frau die am Tisch saß und

Briefe schrieb. Dabei nippte sie an einer Tasse Kaffee und an

Kaffee kann kein Wrrt sehr viel verdienen.

»Wovon sprach ich gerade?« fragte Kluge und betrach

tete die Blume seines Bieres.

»Von kleinen Fischen« antwortete die Wirtin und klap

perte mit ihrem Strickzeug.»Richtig« sagte Kluge »mit Kleckerkra.m gebe ich mich

nicht mehr ab davon hat man ja doch nichts. Kommt

da neulich ein Schnösel zu mir hereingestürmt und

schreit: Sie müssen sofort mitkommen. - Sachte jun-

ger Mann sage ich ganz ruhig wo brennt es denn? -   j

Gar nicht meint er. - Darauf ich da haben Sie aber

noch einmal Glück gehabt. Sonst hätte ich Sie zur Feu-

erwehr geschickt oder zum Arzt wegen der Brandwun

den. - Hahaha.« Er belachte schallend seinen eigenen

Witz. In das Gelächter stimmte die Wirtin nicht ein

weil sie erstens die Witze ihrer Stammkunden schon

kannte und weil sie sich vor kurzem drei Vorderzähne

hatte ziehen lassen. Dafür kicherte die junge Frau am

Tisch so ausgiebig daß sie sich verschluckte. Mit

einem Satz war Kluge bei ihr und klopfte ihr kräftig denRücken.

»Ist es jetzt besser?« fragte er.

»Ja vielen Dank« sie wischte sich noch ein Lachtränchen aus

dem Augenwinkel »das war wirklich sehr freundlich von

Ihnen ... «

»Kleine Fische« sagte Kluge »wollen wir auf den Schrecken

einen Schnaps trinken? Mein Name ist übrigens Kluge.«

»Sehr angenehm Siebert. «

9

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4 lles zum Wohle des Volkes

Nach dem ersten Schnaps fragte Kluge schon vertraulicher,

warum sie ihre Korrespondenz in der Kneipe erledige. Ein

Schatten glitt über ihr Gesicht: »Ich bin nicht mehr gern zu

Hause« sagte sie. »Da ist alles grau in grau.«

Einsame Frau, taxierte Kluge im stillen, Anfang Dreißig, fei

nes Gesicht, lange Wimpern blondes Haar blitzsaubere weißeBluse ...

Er bestellte einen zweiten Schnaps.»Sie müssen nicht so schwarzsehen«, sagte er »es wird bei

Ihnen auch bald wieder heller werden.«

Als die elektrischen Birnen wie-

der flammten verstand Kluge

gar nicht was ihm vorhin so an

der jungen Frau gefallen hatte.

»Das walte Gott« sagte sie und hielt den Kopf gesenkt.

Kluge überlegte, ob er einen dritten Schnaps bestellen

sollte, aber die Wirtin war im Augenblick nicht zu spre

chen, sie hatte das Radio eingeschaltet und wartete

auf das Ergebnis der Dienstag-Bärenlotterie.

Die junge Frau erhob sich und ging zum Goldfischbassin. Ihr

Schatten bildete eine schmale Silhouette an der gegenüberlie

genden Wand. Sie sah unendlich zart und hilfsbedürftig aus.

»Sehen Sie« sagte sie, als er ihr gefolgt war, und wies auf den

Goldfisch »wie ziellos er hin und her schwimmt. Ob er sich nie

mals an den harten Kanten stößt?«

Kluge legte den rm um sie: »So einsa.m ist der kleine Fisch?

Soll ich ihn mal besuchen kommen?« Sie wandte sich ihm zu

und streckte ihm beide Hände entgegen. Zum erstenmal sah sie

ihn richtig an mit großen dunklen Augen in denen kleine Gold

pünktchen schwammen.

»Das wäre herrlich«, rief sie. »Je eher Sie kommen, um so lie

ber wäre es mir.«

Den kurzen Weg legten sie schweigend zurück. Erst als sie das

Haus betraten, meldeten sich bei Kluge Bedenken. Habe ich

mich da nicht sehr übereilt in ein Abenteuer gestürzt? dachte

er auf der ersten Treppe. Auf der zweiten kam ihm in den Sinn,

daß die Frau eigentlich gar nicht so aussah, aber stille Was

ser ... Auf der dritten Etage fiel ihm ein daß Grete mit demAbendbrot auf ihn wartete. Aber als sie im vierten Stockwerk

angelangt waren, kam er gar nicht mehr zum Denken. EineMännerstimme rief aus der geöffneten Korridortür: »Barbara,

bist du s? Gott sei Dank, daß du den Meister mitgebracht

hast.«

Im Korridor stand ein Mann der einen Leuchter mit einer bren

nenden Kerze in der Hand hielt, die wie ein Heiligenschein ein

Gesicht umrahmte, das Kluge kannte. Es gehörte dem Schnö-

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42 lles zum Wohle des Volkes

E R. Greulich

Silvester feiern wir meist bei Sparrnagels. Die wissen immer

so schöne Silvesterüberraschungen. Im letzten Jahr sollten wirschon um acht kommen. Ernestine Sparrnagel entschuldigte

sich gleich an der Tür, sie hätte eigentlich jetzt einen »Karpfen

blau« auftragen wollen, aber leider müsse man sich noch etwas

gedulden.

Ich wollte eben die Badestube benutzen, da hörte ich Roderich

Sparrnagels Stimme hinter der Tür: »Wrrst du beißen, du Hund,

wirst du beißen «

Aha, dachte ich, Sparrnagels haben sich einen Nero gekauft.

Als ich eintrat, s ß Roderich auf der oberen Stufe einer Steh-

M t d. A „ leiter und hielt einen Trieselstock in der Hand. Am

an s an 1n warmen nzugen E d d Tri 1 t · h · ißl. h st·· kd K f

· k lt W n e er ese s nppe sc wamm em we 1c es ucer arp en 1n a em asser.

1m Wasser der Badewanne. Auch Jener Fisch, den Er-

nestine blau zu machen gedachte. »Denkst du, das Aas beißt«,sagte Roderich. »Dabei sollen sie auf gekochte Kartoffeln mäch

tig scharf sein.«»Aber nicht auf gekochte Kartoffeln an einer Trieselstrippe«, wi

dersprach ich, »sondern auf dem Seegrund. Damit füttert manKa.I-pfen an, und nach drei, vier, fünf Tagen kann man sie an

geln.«

»So lange warten unsere Silvestergäste nicht « schimpfte Ro

derich und schlug mit der Trieselpeitsche nach dem Tier.

Es waren Schläge ins Wasser. Der Karpfen stand unbetroffen

im Schatten des Seifenhalters und machte die Karpfenschnau

ze auf und zu.»Warum fängst du ihn nicht mit den Händen?« fragte ich.

»Hab ich zwei Stunden lang probiert«, knurrte er.

Also krempelte ich meine Oberhemdärmel auf. Aber der Karp

fen war durch Roderichs Versuche zu gut trainiert. Inzwischenhatte sich der übrige Silvesterbesuch eingefunden. Skatbruder

Wilhelm Brimmauge tr t in die Badestube und schüttelte den

Kopf. »Man muß ihn einzingeln«, sagte, er und holte ein Tisch

tuch. Wir zogen das Tischtuch wie ein Schleppnetz durch die

Badewanne. Der Karpfen ließ sich nicht an die Wand drücken.

Der vierte Mann, Skatfreund Boleslav Fadenschein, gesellte

sich zu uns und ließ das Schmetterlingsnetz von Karlheinzdie

ter bringen. Nach einer halben Stunde hatte er den Karpfen. Der

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  lles zum Wohle des Volkes

i

Achtpfünder machte eine energische Bewegung, und das Netz

zerriß wie Spinnengewebe. »Na ja, Ostproduktion « maulte Fadenschein.»Das Netz hat Tante Alice aus Düsseldorf mitgebracht«, be

merkte Roderich dezent. Mittlerweile befand sich die ganze

Silvestergesellschaft in der Badestabe. Man hätte eine Fische-

reigenossenschaft gründen können. Alle versuchten alles, den

Karpfen fing keiner. Brimmauge machte sich anheischig, sein

Luftgewehr zu holen, aber Roderich sagte, er wolle »Karpfen

blau« zu Silvester und keinen Bolzensalat.

»Wrr erlegen ihn doch mit Bleikugeln«, sagte Brimmauge. »Bleifisch schmeckt auch nicht viel besser«, beharrte Roderich.

Das Ganze wäre eine Frage von Sekunden, erklärte Eugenie,

wenn jemand in die Wanne stiege. Eugenie konnte sich diesen

Vorschlag erlauben. Eugenie war Meisterschwimmerin. Euge-

nie war jung und schlank. Eugenie war eine Grazie.

Die Männer rieben sich die gutrasierten Wangen. Man stand in

warmen Anzügen, der Ka1-pfen in kaltem Wasser. Eugenie erbot

sich.

»Du hast doch deinen Badeanzug nicht mit«, sagte ihr Bräuti-gam.

»Auf Hiddensee haben wir auch ohne gebadet«, erinnerte Eu-•

gen1e.

»Badeanzug in der Badewanne ist überhaupt nicht Sitte « ver

kündete Boleslav Fadenschein, und Lenchen Knickrich schrie:

»Dann gehenwir eben 'raus, wenn Eugenie den Karpfen fängt «

Alle sprachen sehr laut. Nur der Karpfen schwieg.

Lenchen Knickrich siegte. Außerdem lieh Emestine Sparma-

gel Eugenie ihre Badekombination. Womöglich war der Karp-

4

Im Rahmen unserer

kleinen Bemebs-faschingsfeier spiele ich

Ihnen jetzt die Närri-

sche Fantasie Nr. 11 in

E Dur von mir vor. 

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44

>f doch mit der

Reparatur bin ich schon

zufrieden. Aber

ursprünglich war es einKühlschrank.<<

l les zum Wohle des Volkes

fen ein Er. Man hörte Eugenie prusten und dann erstaunt fra

gen: »Wonach schmeckt denn das?«

»Ich wollte ihn betäuben«, rief Roderich, »und habe eine Flasche Weinbrand reingegossen «

Eugenie machte etwa so lange wie Fadenschein mit dem

Schmetterlingsnetz. Als sie angezogen wieder auftauchte, klapperte sie mit den Zähnen, ihre Elfenhaut war Gänsehaut. Der

Karpfen hatte keine, dabei schwamm der schon viel länger indem kalten Wasser.

»War er nicht zu halten?« erkundigte sich Roderich.

»Nein ich mußte dauernd die Kombination halten « sagte Eu

genie. Emestine wog etwa doppelt soviel wie Eugenie. Die

suchte man durch Zuprosten aufzuwärmen. Schließlich war für

den entgangenen Silvesterkarpfen keine »Eugenie blau« zu ver

langen. Später war sie es dann doch. Die andern auch. Sie hat-ten j allerhand nachzuholen, um zur Mitternacht auf der Höhe

des Tages zu sein. Mochte der dämliche Karpfen im Kognak

badewasser ersaufen.

Die ersten Kanonenschläge deuteten leise an daß es bald noch

lauter kommen würde.Da stand plötzlich der jüngste Sparrnagel in der Mitte der Fest-

gesellschaft, den zappelnden Karpfen vor der Brust.

»Wie haste denn das fertiggebracht?« forschte Sparmagel se- 

nior.

»War doch einfach, Papa« sagte Karlheinzdieter, »ich habe das

Wasser aus der Wanne gelassen.«

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  6 Lernen lernen nochmals lernen

Ottokar omma

Die wichtigste Waffe unserer lieben Lehrer sind die Noten.

Sie haben eine Zauberkraft. Sagt man zu Hause, heute bekamich eine Eins, dann schreit die Mutter gleich: Nein, es ist

nicht wahr, und sie muß es gleich sehen. Erst dann glaubt sie

es. Und es ist eine Stimmung wie bei einem Freudenfest.

Sagt man aber zu Hause, heute hab ich eine Vier bekommen,

dann ruft die Mutter, daß sie sich so was schon denken kann,

und sie will sie gar nicht erst sehen. Eine Vier glaubt sie

gleich, und es ist eine Stimmung wie an dem Tage, wenn

Tante Anna zu Besuch kommt.

Bei Schweine-Sigi wirkt eine Vier wie im MärchenKnüppel-aus-dem-Sack, bei meinem Freund Harald da

gegen ganz anders. Sein Vater hält meistens eine lange

Rede und spricht, daß er sich jetzt als Schulrat nicht

Wenn unsere Fußballmannschaft gegen Jugoslawien

gewonnen hat war Herr Brettl

ein milder Bio-Lehrer.mehr auf der Straße oder in der Schule blicken lassen

darf, weil alle Leute denken, er kann nicht richtig erziehen.

Alle Leute denken das nicht, aber unser Herr Lehrer Luschmil

ganz bestimmt. Denn er glaubt, ein Schulratskind wie Harald

muß sich auch wie ein Schulrat benehmen.

Für unsere lieben Lehrer ist es auch nicht leicht, diese gefähr

liche Waffe richtig zu gebrauchen. Ich kann mir denken, daß

manche Lehrer schon gar nicht mehr schlafen können, weil

sie immerzu an diese Waffe denken müssen, und sie hat man

chem wilden Knaben oder stillen Mädchen ein Leids angetan.

Wenn zum Beispiel unser Herr Kurz eine Arbeit zensiert,

sagen wir, von einem Mädchen, dann packt unseren Herrn

Kurz wegen des zarten Geschlechts ein Mitleid, und schon ist

er milder.

Oder wenn unser Herr Burschelmann mein Heft entdeckt,

dann lacht er gleich grimmig und spricht: Da ist er ja Und

seinem scharfen Adlerblick entgeht nichts.

Daran sieht man, wie schwer es ein Lehrer hat und woran er

beim Zensieren denken muß. Er hat es viel schwerer als zum

Beispiel ein Kampfrichter. Ein Kampfrichter braucht nur zu

messen, wer am schnellsten rennt oder am weitesten wirft

oder am höchsten springt. Dieser bekommt die meisten Punk

te, und das ist soviel wie eine gute Zensur. In der Schule ist

das ganz anders. Wenn ich zum Beispiel am schnellsten mit·

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48

Vorbildern - äh - soll

man zumindestens

nacheifern Aber er

parodiert mich ebent

nur <<

Lernen lernen nochmals lernen

Morgenstunde wo man noch frisch ist. Oder: Herr Luschmil

hat sich die ganze Nacht in seinem ett gewälzt und schwer

geträumt sagen wir von mir. Da kann es passieren daß ihn

am nächsten Tag mein Anblick verärgert und schon hat er

mich erwischt ausgerechnet dann wenn ich schlecht vorbe

reitet bin. Es kann aber auch anders sein. Als zum Beispiel

unsere Fußballmannschaft gegen Jugoslawien gewonnen hat

kam Herr rettl wohlgemut in die Klasse und war ein milder

Bio-Richter. Und so könnte man noch mehr Sachen aufzählen.

Wenn wir zum Beispiel eine Fünf haben dann teilt das der

Herr Klassenlehrer sofort dem Vater mit. Wenn ich eine Eins

bekommen habe petzt er es nicht. Und so müssen manche -tern auf diese Freude verzichten. Auch zensiert man auf dem

ersten Halbjahreszeugnis strenger als auf dem zweiten damit

wir uns zusammenreißen.

Unser Herr Direktor Keiler sagt aber es liegt immer an uns

und wir müssen mal darüber nachdenken. Dazu nennt er ver

schiedene Sprichwörter. Zum Beispiel: Ohne Fleiß kein Preis.

Oder: Was du heute kannst besorgen das verschiebe nicht auf

morgen zum Beispiel Schularbeiten. Das ist wahr. Das

Schlimmste an den Zensuren ist daß sie nicht ausgelöscht

werden dürfen wie eine Gefängnisstrafe. Und man darf als

Schüler keine Berufung einlegen wie bei einem Gericht. Des

halb bleibt uns armen Kindern nichts weiter übrig als so viel

zu lernen bis wir nicht mehr wissen was wir gelernt haben.

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Lernen lernen nochmals lernen

John Stave

»Mutti hat jesacht, du sollst dir um meine Schularbeiten küm-

man, det ick nich imma so ville Fehler machen tu «»Na ja, jut, Jürgen. Dann zeich ma her, wa. Au Backe, Junge.

Mensch, die streichen ein' aba ooch wat an Meine FresseWenn man in deine Hefte rinkiekt, denn sieht man ja bloß rot,

wa? Brauchst doch nich gleich ween Vata tut dir doch nischt «

»Is ja bloß, weil ma die andern auslachen tun inne Klasse,

wenn ich meine Uffsätze vorlesen tu.«

»Da mußte dir nischt draus machen, weil die det nötije Finger

spitzenjefühl fehlt. Aba komm, les ma doch mal spaßeshalber

een' von deine Uffsätze vor.«»Lachste ooch nich, Vadda?«

» o wer ick denn, mein Junge. Ick will da doch helfen, dette

mit det Deutsch, wa, nich mehr so ville Schwierigkeiten krichst.

Also, ick höre.«

»Da war'n wa int Thaata, hinter de Bühne. Und denn sollten

wa 'n Uffsatz dadrüber schreim ...«»Na, nu los, les schon «

»Hinta den Kulissen. Neulich warn wir ins Thaata, um einen

Blick hinter den Kulissen zu werfen.«»Warum liest 'n nich weiter, Jürjen, wa? «»Is schon wat anjestrichen, Pappa.«

»Wat? Det war doch janz schön ausjedrückt. Wat hamsen an-

j estrichen? «»Hier: ins und den. Da hat die Lehrerin in und die hinjeschrie

ben. Und wenn man sonst die sacht, denn isset ooch vakehrt.«

»Wenn ick schon Lehrerin höre. Aba mit in hatse recht. Wenn-

de wo drinne bist, heißt et imma im. Ich bin im Keller. Ich bin

m Schlafzimmer. Ick bin in de - siehste, mit Küche hauts schonnich mehr hin. Weil Küche ein weibliches Jeschlecht hat. Aba

bleim wa mal bei de Kulissen. Ich werfe einen Blick hinter die

Kulissen. Hatse recht «

»Aba mit det ins ooch? «

»Nee, du hast recht. Ins is richtich. Heute gehn wir mal ins

Kino. Heute jehn wir mal früh ins Bett. Is richtich «

»Jestan war'n wa spät ins Bette jejangen, weil Femsehn solan

ge jing «

»Ja, prima, ein schönet Beispiel. Also, ins is richtich. Auf jedem

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50

Was heißt hier Zehn-

klassenschule  Wir sindauch nur bis zur fünften

Kl asse gekommen und

haben im Leben trotz-

dem unseren Mann ge-

standen  <<

lernen, lernen, nochmals lernen

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Fall. Mach mal 'n Strich an der Zeile . Da wer'n wa noch druffzurückkomm. «»Hinta die Bühne is allet aus Pappe und Kleista, wat Kulissen

jenannt wird. Da gibt es Männer, die sie schieben, welche der

Volksmund Kulissenschieber nennt, aba in Wirklichkeit werden

sie Bühnenarbeiter jenannt. Sehr beschwerlich is die Sache mit

die Strippen.«»Wat 'n for Strippen?«

»Na, die bammeln von oben runter, und da hängen se die Ku-

lissen dranneuff

«

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Lernen lernen nochmals lernen

»ls ja intressant. Und denn?«

»Denn wer'n se hoch- und runterjezoren, je nachdem, wat

grade fürn Akt dranne is.«

»Siehste, wat ihr allet so lernt heutzutare. Ick hab nie n

Thaata zu sehn jekricht, wa. Und schon ja nich von hinten.«

»Hier war wat falsch, Vadda. «»Bei mir?«

» ee, hier, bei die Strippen.«

»Wat denn, det war doch allet richtig bildlich «

»Det die hat wieder nich hinjehauen. Die Lehrerin meent, det

die Sache mit den Strippen beschwerlich wär ... «

»Hatse recht, hatse recht Die Strippe is eene, den Strippenis mehrere. Bilde mal 'n Satz mit den Strippen «

»Mang den janzen Strippen finde ick mir nich zurechte «

»Sehr jut Bravo Nu weiter.«»Der Schnürboden is sehr hoch, damit die Leute ins Parkett

nich alles sehn könn', wat se nich solln, wejen die foljendenAkte.«

»Na ja, Mensch, Jürgen, det is einfach stilistisch nich janz

reene. Mit die foljenden Akte is schon janz jut. Da kann man

sich wat drunter vorstelln. Aba nich allet sehn könn', wat senich solln, det is zu vazwickt. Da mußte dir einfacher aus

drücken, Junge. Vielleicht 'n bißchen bildlicher: Nich schonuff de Neese binden oder so. Les mal'n Schluß vor «

»Dieser vormittägliche Besuch war für uns alle ein schönesErlebnis, weil wir jetzt auch unsern Eltern fragen können, ob

sie nich Lust haben, ein Anrecht zu erwerben, damit die ganze

Familie im Theatergenuß kommen tut. Vorhang auf «

»Wat soll'n det Vorhang auf?«

»Det hab ick noch ranjemacht wejen det Bildliche. Als Thaa

tagruß. Nehmta nu 'n Anrecht?«

»Wat is 'n jetz los? Ick denke, ick soll dir bei die Fälle helfen?

Du kommst ma vielleicht uff Schliche, do. Det is ja direkt un

terschwellich Da kannste mal sehn Frieda Friiieda Hier,

mach mit dein Bengel weiter Schularbeiten, Die Fälle hab

ick ihn aklärt. Jetz kommt der kulturelle Teil. Det is mehr watfür Frauen, Kaffeekränzchen un so. Ick muß sowieso noch 'n

bißchen Englisch machen, wejen die Delejation, die wa näch

ste Woche aus Manschesta kriejen. Det wird wieda n Thaa

ta werden. Da hab ick 'n Anrecht druff, det kannste annehm',wa.«

51

·Die Lehrerin zu den•

Schülern: »Und nicht· vergessen: Heute · .·  abend.um 20 Uhr

kann man .die Mond

. instetnis sehen.« , ..- -

Meldet sich Fritz- 

chen: »Im Ost- oder·im Westfernsehen?« ·

;

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• •

·

ie gerne w dPennäl ur en alleaus R o : f o ~ s : 1 i s t aus Halte ,

nach A l t e n b e r g ~ ~ s g e n h u n d B ~ r l i n---- ac sen z1ehn--~ H i l f e Leute So eng hab ich mir beim polytechnischen Unter

richt die Verbindung m.t der Praxis wirklich nicht vorgestellt "

- -  

, •

•• -

 hr W1wwdl. c10ter Shxßo zu besichtieea, ist _ms verstlnd-lich. wu-- ll ssen jedoch daiauf hinweisea. da6 die Filmer·

f

beit eine a u 8 e r p ~ n l i c h e Komeatratioa fiir all«i..ldlnstle·rischea tnl tecbraatdli n ~ b e d e u t e t und da8 daher jede

S t q vaaieden w r ~ •ilfh Jeder Besuch voa Betriebs·fit•dl n bedeutet 1be.- eiae 10lcbe St&•mg. ·

Am diesem Gruade milsaea wir mit RUcbicht auf die aroßenAufpbeo, die wir su lhl D baka, hra Aatraa auf Beaicb-

tiama m1eres_studios ••• •· .

fWann sagte Lenin: »Lernen, lernen und1 nochmals lernen«?

Als er Walter Ulbrichts Schulzeugnis sah.

Die Frau zum p i · .

soll aUf di .0

1Z1sten. »DullT e ilf schuJ ' unser Sohn»lva r e «

' vvenn er das'---„tl ., „ ; , . . Zeug dazu hat «

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Der Lehrer: ,>Liebe Schüler, wir wollen inunserer Schule denWtlhelm Tell aufführen.<<Und woher kriegen wir den A p f e l ? ~ <

, _ . 1 F = = = = = = = = = = = = - - - . _ _ _ J

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Lernen, lernen, nochmals lerl en

Ulrich Speitel

e

Die Schüler der Grambower Mittelschule hatten drei Wochen

lang Schotter geschippt, und danach hatten sie drei Wochenlang Kartons geklebt, dann hatte irgend so ein weltfremder

Funktionär plötzlich entdeckt, daß der Mensch möglicher

weise nicht gerade schotterschippend und kartonklebend das

20. Jahrhundert bewältigen werde, und nun sollten die Schü

ler ihren polytechnischen Unterricht in einem Betrieb für Holz

bearbeitung erhalten.»Also Kollegen«, sagte der Tischler Gustav »gleich kommt das

junge Gemüse - sind übrigens dufte Weiber dabei somit darf ich

die ganze Polytechnik herzlich begrüßen. Nun denkt nicht, Kollegen, daß wir unsre Sitten und Gebräuche ändern müssen - so

zusagen Moral. Im Gegenteil. Nämlich: Das Görenvolk treibt

sich bereits 16 Lenze auf dieser Welt herum, aber was hat's ge

lernt? Von die ollen Griechen und ihren Kaiser Zesar - sozusagen alles geistlich. Nun die Geister sollen nicht in den Himmel

wachsen. Wrrwerden ihnen jetzt mal beibiegen, wie's im Leben

wirklich zugeht - sozusagen Praxis. Derb Kollegen aber offen.«

Der Bandsäger Emil stellte seine Bandsäge ab. »Die Akte aus

dem Magazin bleiben also drin im Spind?«fragte der Bandsäger Emil.»Na Mann« sagte Gustav »die sind doch sowie

so republikoffen. «

»Ich« sagte der Holzbohrer Franz-Heinrich, »hab

gestern einen neuen Witz gehört.«

»Deine Witze, Franz-Heinrich«, sagte Gustav,

»taugen nichts. Deine Witze sind zahme Witze -

ohne Saft sozusagen. Jakob erzählt bessereWitze. Jakob, du wirst also 'n paar Begrüßungs

witze machen. «

• •

••

»Ich erzähl' den Witz«, sagte Jakob, »wo sie die Kuh zum Bul

len führen und die Kuh ...«

Inzwischen drängte sich Frieda heran. »Der Paule«, sagte Frie

da »dürf aber nicht so doll kneifen. Der Paule kneift immer so

doll daß es blaue Flecken gibt.«

Gustav grinste. »Na und? Ohne blaue Flecke kommt man nun

mal nicht durchs Leben. Die Gören müssen fürs Leben vorbe-

reitet werden. Merk dir das mal Frieda «

53

Polytechnischer Un-

tenicht und Zehnklas-

senschule da bin ich

dagegen. Da hat der

Bengel ja gar keine ·eit mehr für das was

ich ihm geschaffen

habe.  

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5

>>Was heißt hier Sau-

arbeit? Fragen Sie malmeinen Vater der wird

Ihnen schon was von

objektiven Schwierig-

keiten erklären <<

Lernen lernen nochmals lernen

»Dann klär ich sie aber auch auf, wie ihr eure Frauen mit Lohnbescheißt.«»Auch das gehört zum vollen Menschenleben«, sagte Gustav.

»Ihr müßt immer daran denken: Wrr brauchen keine Zimperzie-gen nicht, sondern Leute fürs Leben. Und nun reißt euch zu-

sammen. Ich hol noch etwas Bier und Schluck, sonst ist dieSache nicht vollständig.«Und Gustav ging. Und Gustav kam nach einer Minute zurückgerannt, ohne Bier, ohne Schluck, mit verkniffenem Gesicht.»Kommando zurück « sagte Gustav. »Aktbilderweg, keine Witze

nicht - sozusagen Anstand, verflucht noch mal «

»He«, sagte Faule, »kommen etwa welche vom DFD?«

»Quatsch«, sagte Gustav. »Die Gören kommen. Aber die ganzePolytechnik ist Mist. Meine Tochter ist dabei.«

Mein liebes Kind, die Stunde hat geschlagenDer Ernst wirft seinen Tütenglanz voraus.Denn wer »a - a« sagt, der muß ohne Zagenauch einmal ABC m Leben sagen,da hilft kein Bauchweh und kein Onkel Klaus.

Darum sei folgsam, fleißig und bedenke:Nur brave Kinder werden mal ein As.

Vor allen Dingen schmiede keine Ränke.u keine Frösche unter fremde Bänke

und niemals Löschpapier ins Tintenfaß.

Sei bei der Sache Spiele nicht den Trägen.Und was du tust, das tue nie mit List.Versuch den Lehrer nicht aufs Kreuz zu legenund nicht das grüne Ästchen abzusägen,bevor das Birnchen reif geworden ist.

Dein Vati war im Lesen und im Schreibenwie im Betragen stets ein braves Kind.

Frag die Mama. - Nein Laß es lieber bleiben,man soll den Ernst nicht auf die Spitze treiben.Los, marsch, nimm deine Mappe Es beginnt

Hans Krause

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56 Was des Volkes ände sch ffen

Paul Reinke

r rst a

Einer kam, der sagte: »Wenn Sie anspitzen müssen, das ist

bei Kollegin Willmer, Zimmer 24.«Ich sagte: »Danke.« Man ist immer und für alles dankbar,

wenn man neu und den ersten Tag in einem Betrieb ist.Das Telefon auf meinem Tisch ging. Ich nahm den Hörer ab

und meldete mich.Eine weibliche Stimme sagte: »Tagarsch soll mal zu mir kom-

men.«

»Wer?« fragte ich zurück.

»Na, Tagarsch, wer denn sonst « lautete die Antwort.

»Und zu wem, wenn ich fragen darf?«

»Ich soll's wohl noch mal sagen? Zu mir «

Ich legte den Hörer auf, sah mich unter den im Zim

mer befindlichen Kollegen um und sagte schnell, ohne

>>Na schon eingelebt? Sollen

mal sehen wie schnell das

bei uns geht.<< jede Betonung: »Kollege Tagarsch möchte zu einer Kol

legin kommen.«Einer, der am Fenster s ß und dessen Namen ich bei der Vor

stellung nicht mitbekommen hatte, meinte: »Zu welcher Kol

legin? Wir haben im Betrieb einhundertdreiundsiebzig Kolle

ginnen «

»Sie hat nur gesagt, zu mir«, erwiderte ich. »Kollege Tagarschmöchte zu mir kommen.«»Ach so«, erhob sich der am Fenster Sitzende, »zur Kollegin

Mihr. Das müssen Sie einem richtig sagen.«

Damit ging er kopfschüttelnd aus dem Zimmer.Für meine Arbeit benötigte ich einen Blaubogen.

In meinem Schreibtischkasten waren lediglich Lottoscheine

und ein säuberlich zusammengefaltetes Stück Stullenpapier.»Bitte, wo sind denn die Blaubogen?« fragte ich in das Zim

mer.»Wie immer, unten links«, meinte die eine der beiden Kolle

ginnen an der Schreibmaschine.Unten links standen zwei Milchflaschen, eine Heizsonne und

eine Briefwaage. Sonst nichts. Rechts war nur Staub. Die andere Kollegin an der Schreibmaschine klärte mich auf: »Unten

links ist bei uns da, wo rechts ist.«»Und wo ist rechts, bitte?«

»Na, wo es nur sein kann - im Rollschrank.«

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  asdes olkes Hände schaffen

Es dauerte seine Zeit, bis ich die drei Rollschränke durchge-

wühlt hatte. Dann entdeckte ich im letzten die Mappe mit

den Blaubogen.

Eine freundliche, nette, junge Kollegin, die bezaubernd aus-

sah, kam herein, steuerte auf mich zu und wollte wissen:

»Kommen Sie mit?«Ohne viel zu überlegen, sagte ich: »Gleich?«

»Nein, um zwölf«, lächelte sie.

»Ist mir auch recht. Wo wollen wir denn hingehen?«

»Wir ist gut. Ich denke, Sie wollen?«

»Natürlich will ich.«»Macht fünfzig«, sagte die Kollegin, die mich so freundlich ein

geladen hatte.»Was, fünfzig Mark, Pfennig oder ... «

»Essen kostet seit jeher fünfzig bei uns «Damit knallte sie mireine Marke auf den Tisch, strich die fünfzig Pfennig ein, ging

zu den beiden Kolleginnen an den Schreibmaschinen und flü

sterte mit ihnen.Der Kollege mit Brille, der mir gegenübersaß, hob plötzlich

seinen Kopf, sah mich an und meinte nach einigem Nachden-

ken: »Gib doch mal den >Barock<.«

Ich schaute mich um. Alles war vorhanden, nur nichts, was

aus der Barockzeit hätte stammen können. Verlegen sah ich

den Kollegen an.In diesem Augenblick faßte er über den Tisch. Sein Arm

wuchs förmlich zu mir herüber. Mir war klar, er wollte mir an

den Kragen. Das war j ein feiner Betrieb, in dem feine Sit-

ten herrschten. Entsetzt wich ich, soweit ich konnte, auf mei

nem Stuhl zurück.

Der Kollege griff nach der Leimflasche, die auf meinem Tisch

stand. Als er sie in der Hand hielt, las ich darauf: »Bürokleb

stoff Barock Gold«.

Eine Kollegin stand auf. Im Hinausgehen drehte sie sich um,kam auf mich zu und fragte: »Brauchen Sie Stäbchen?«»Wieso?« sagte ich. »Sitzt mein Kragen nicht?«

Die Kollegin warf die Tür hinter sich ins Schloß und ging. Als

sie wiederkam, hatte sie eine Flasche Brause, eine Schach-

tel Streichhölzer und eine Packung »Turf« in der Hand. Sie

warf mir einen nicht gerade sehr freundlichen Blick zu.

Der Kollege, der bei der Kollegin Mihr war, kam zurück. Im

Vorbeigehen sagte er zu mir: »Klopf doch mal «

Ich sagte mir: Du bist neu, du bist fremd, wenn es der Kolle-

  7

,

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Diese Ausstellung istnicht nur ein kultureller

IlöhepunktimLeben

unseres Betriebes sie

widerlegt auch das Ge-

rücht  die Arbeiter wür-

den nie die Werkleitungzu sehen kriegen.<<

Was des Volkes Hände schaffen

„ „

- - ~

ge gern möchte - und klopfte mit dem Knöchel des Zeigefin-

gers auf den Schreibtisch.

»Meinst du, das hört Kose?«

»Sitzt der in meinem Schreibtisch?«

»Nein, das nicht aber nebenan.«

Damit ging der Kollege zur Wand und donnerte dagegen. Vondrüben rief eine Stimme: »Ja «

Kose kam herüber.

Die beiden sprachen zusammen. Als Kose ging kam er auf

mich zu und meinte: »Ach, der neue Kollege. Ist j fein. Guten

Tag. Was ich noch sagen wollte - Sie übernehmen doch wie

Ihr Vorgänger die >Ise<?«

»Wird denn das gehen? Ich bin verheiratet - und dann kennt

sie mich nicht und ich sie nicht ... «

»Was h t denn das damit zu tun? Schließlich unter Kollegenist das doch keine große Sache. Aber wenn Sie nicht wollen

besorge ich eben die Sportzeitung.«

In diesem Augenblick kam der Abteilungsleiter herein. Er

blieb bei mir stehen. »Na, schon eingelebt? Sollen mal sehen

wie schnell das bei uns geht. Die Kollegen helfen Ihnen schon

dabei. Nicht wahr?« fragte er in das Zimmer.

Ein siebenfaches »Ja« klang wie aus einem Munde.

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Was des Volkes ände schaffen

erd Wolfgang Heyse

tillO

Personaldirektor Schotterkies schüttelte dem bescheidenen

Manne sehr lange die Hand.»Lieber Kollege Pinzel, bei uns haben Sie die echtesten Per

spektiven, die es überhaupt gibt.«

Pinzel bedankte sich wohlgesetzt für diese Verheißung.

»Das ist fein « rief er strahlend, »aber da wir einmal gerade

dabei sind: Was verstehen Sie eigentlich darunter, Kollege

Direktor?«

Direktor Schotterkies runzelte die Stirn. »Ich nehme nicht

an, daß Sie mich provozieren wollen«, sagte er ärgerlich,

»heutzutage weiß doch jedes Kind, was das heißt Ich habenicht die Absicht, mich lächerlich zu machen. «

»Mit Absicht tun Sie das bestimmt nicht«, sagte Pinzel freund

lich und verließ das Direktorzimmer.

Und er trat seinen Posten als Hofkehrer im VE Abfallver

wertung an. Daß er die echtesten Perspektiven, die es nur

gibt, haben sollte, erfüllte ihn mit großer Freude.

»Ich habe hier ungeahnte Perspektiven«, sagte er zu seinem

Arbeitskollegen Franz Sauermilch, »Direktor Schotterkies hat

es mir in die Hand versprochen.«Franz Sauermilch lachte albern.

»Man sachte<  grunzte er, »immer langsam voran. Schließlich

bin ich auch noch da. Und ich bin schon sechs Monate im

Betrieb, wenns gefällig ist. Außerdem bin ich nur jeden zwei-

Nein es gibt kein

Fischmehl. Kauf dir

pikante Häppchen in

Piccadilly-Tunke.

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»Habt ihr keinen Müll-

container?<<

Doch, da liegt er ja <<

as des Volkes ände sch ffen

ten Tag besoffen.« Und er blickte durchaus drohend auf Pin

zel.

Dieser kehrte mit kalter Wut. Diese Wut hielt wochenlang

an. r kehrte wirklich ganz ausgezeichnet. r wurde Oberkeh

rer.

Franz Sauermilch beschimpfte ihn. »Wo wollen wir denn hinkommen, wenn wir es mit dem Kehren so genau nehmen«,

sagte er wütend, »und du alles allein machst. Schon mal was

von Arbeitsteilung gehört?« r stieß dabei auf, und es roch

unangenehm nach Spezial.

Direktor Schotterkies überreichte dem Kollegen Pinzel eine

Urkunde, zweihundert Mark und sprach die Hoffnung aus,

daß er auch sekündlich der gewaltigen Perspektiven einge

denk sei. Pinzel platzte bald

vor Wut.»Euch werde ich es schon keh

ren « knirschte er. Der Hof war

wie glattgeleckt. Franz Sauer

milch war jetzt täglich besof

fen, Pinzel kehrte für zwei.

Eine zweite Urkunde bestätig

te erneut seine außergewöhn

lichen Fähigkeiten.

» a Sie nun keinen höherenRang erreichen können«, sagte

Direktor Schotterkies freund

lich, »werden Sie ab morgen

die Direktionsräume ausfegen.

Habe ich es Ihnen nicht ge

sagt, daß $ie ungeahnte Per

spektiven bei uns haben werden? Habe ich Sie enttäuscht?«

Pinzel schluckte krampfhaft, dann machte er den Mund auf.

»Ich bin der Meinung«, begann er, »daß ein Mann allein sehrgut alle Kehrarbeiten erledigen könnte, und ich ... «

»Das wollte ich Ihnen schon sagen«, unterbrach ihn Direktor

Schotterkies. »Was den Kollegen Sauermilch betrifft - Sie

sehen doch sic:tier ein, daß es mit dem Kehren bei ihm wirk

lich nicht voranging. r besitzt einfach keine Einstellung zu

dieser in gewisser Hinsicht simplen Tätigkeit. r arbeitet ab

morgen probeweise in der Materialbuchhaltung.«

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IJhr eteiligen u11.r

i11111dcHbewerb

Was des Volkes ände schaffen

Wat habt ihr denn in der letzten eit verschönert?«

Dat Schüld «

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Was des Volkes Hände schaffen

Heinz ischer

Der in Hartlitz eintreffende Zug speit gegen neun Uhr eine

Dampfwolke und drei Werktätige des VEB Holzfaser aus, dieihre Verpflichtung, alle noch zögernden Hartlitzer Einzelbauern

zum Eintritt in die LPG zu bewegen, an diesem Sonntag reali

sieren wollen.

Die Kollegen Andrich, Bröselmeyer und Calmus bekannt unter

dem Namen »Das große ABC« passieren federnden Schrittes

die Sperre, nicht ahnend, daß im gleichen Augenblick ihr

Schicksal insofern einhakt, als es erstens über Hartlitz einen

Schneesturm dahinbrausen und zweitens den Kellner Martin

die Tür der Bahnhofswirtschaft öffnen läßt. Beide Naturereignisse bringen den Kollegen Bröselmeyer auf den Gedanken,

daß, wenn Hartlitz das Patendorf des Betriebes ist, die Bahn-

hofswirtschaft erst recht dazugehört und man also auch diesesliebe Patenkind einmal beehren sollte.

Kellner Martin begrüßt die unverhofften Gäste und bringt auf

Bröselmeyers Zuruf drei Helle und drei Harte. Die Kollegen

trinken stehend, denn sie wollen gleich weiter; aber da stellt

sich heraus, daß Martin ein sogenanntes Original ist. Ein Witz-

wort gibt das andere, man versteht sich glänzend - und die

nächste Lage, diesmal für Martin mit, schmeißt Andrich. Dann

ist Calmus dran.

Bröselmeyer bestellt bei Martin wie gehabt und gibt seinem Er-

staunen darüber Ausdruck, daß kein Einzelbauer sich blicken

läßt. Diese Mangelerscheinung macht die Kollegen eine Zeit-

lang sehr betroffen, dann aber knöpfen sie sich Martin vor und

bearbeiten ihn mit höchster Intensität. Gegen vierzehn Uhr

sehen sie ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt. Kellner Mar-

tin erklärt sich durch Handschlag bereit, sofort in die LPG ein-

zutreten, falls er jemals Einzelbauer werden sollte.

Nach Inhalieren der nächsten Lage beschließen die Kollegen

aufs Ganze zu gehen und dem Einzelbauern Schmutzler, des-

sen Name auf einer von Calmus mitgebrachten Liste obenan

steht, folgenden Brief zu schreiben:

»Lieber Einzelmurkser Schmutzler. Komm bitte sofort in die

Bahnhofswirtschaft, wo wir Dich aufklären werden. Mit Dir

kann es nämlich nicht so weitergehen, verstehste? Bring bitte

eine große Schachtel Ramses mit, hier bei Martin gibt es nur

Was ist der Unter-schied zwischen

i n ~ Landwirt„ ·

schaftlichen Produktions genossen-

 ·

schaft und einemLodenmantel ?

Es gibt keinen.

Beide haben kein

Futter

6

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66

Unser Sommerangebot:

Geschlossene Gesell-

schaft

Was des Volkes ände schaffen

»Schlurf, von der Gütekontrolle? Hatter wieder wat über

sehn?«

»Ja die Frau vom Direktor.«

»Versteh ick nich. «

»lck ooch nich. Soone Maschine kann man dochjar nich über

sehn «»Ick meine, ick versteh nich, wie du det meinst.«

»Ach so Ganz einfach. Schlurf war in der Kaufhalle einkau

fen, und da hat sich an der Kasse plötzlich so ne Dicke vor

gedrängelt, und da hat Schlurf ihr vor Wut die Perücke vom

Kopf gerissen und mit Ohrfeigen jedroht.«

»Das glaube ich auf keinen Fall. Schlurf ist doch die Ruhe sel

ber. Der is ja so ruhig, daß er bei der Arbeit laufend ein

schläft.«

»Du kannst es glauben. Ick weiß et von Benno. Dem seineFrau sitzt in der Kaufhalle an der Kasse.«

»Aber die kennt doch den Schlurf jar nich «

»Klar kennt die den. Vom letzten Betriebsfest. Da war sie

doch bei. Vielleicht erinnerst du dir. So ne Rotblonde mit n

janz wüsten Rückenausschnitt. Ingenieur Kunze war ja nicht

zu bremsen. Er soll mit ihr sogar ne halbe Stunde draußen•

gewesen sein.«

»Kunze? Der war ja vorm Betriebsfest schon ausm Betrieb

ausjeschieden. Warum is n der eigentlich weg? Macht der

noch n Zusatzstudium?«

»Man sagt so. Offezjell. Aber der Grund is wohl Meister

Schmidtke. Der hat ihn weggebissen.«

»Schmidtke is ja überhaupt son Querkopp. Der soll ja vor Jah

ren, als wir beede noch nich hier waren, mal versucht haben,

•r• •.

· . .

-.-._-. -- . - -- 

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  asdes olkes Hände schaffe.n

seine janze Brigade mit Pilzen zu vergiften. Und bloß weil

einer gesagt hat, er benimmt sich leitungsmäßig wie die Axtim Walde.«

»Apropos Brigade. Sag mal, Hannes, stimmt et eigentlich,

daß unsre Brigade aufgeteilt wird, wenn die neue Taktstra-

ße fertig is, und daß einige von uns sogar nach Werk II rübersollen? Wen betrifftn det? Ick meine, det sind jawichtige Din-

ger. Möchte man ja jeme wissen.«

»Wat heeßt, wen betrifft'n det? Ich möcht mal so fragen: Von

wem hastn det? «

»Von Emil. Er war bei der Leitungssitzung bei. Und du auch,sagt er. «

»Dem mach ich 'n Einlauf «»Warum?«

»Wejen Geschwätzigkeit Die verfluchte Tratscherei im Be-trieb Det vergiftet bloß die Atmosphäre «

Herr Hanspeter Grosseaus Sieversdorf Dosse)

und Monika Hagen,

sie lagen und lagen.

Sie lagen schon länger.

Der Abstand war enger

und dichter und kleiner

als sonst irgendeiner.

Nur drei Millimeter

getrennt von Hanspeter

lag Monika günstig.Die Sache klingt brünstig.

Sie lagen im Jagen?

Im Strandkorb? Im Korn?

Mitnichten. Sie lagen

im Wettbewerb vom.

Hansgeorg Stengel

L .  1 .

„,.. .

7

Warum ist denn deine

Frau nicht in der

Produktionsgenossen-schaft?

>Die kann nicht, die ist

zu fest in der Konsum-

genossenschaft verwur-

zelt.<<

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atriaOslast

VEB »Vital-Asbest«.

Im Kultursaal großes Fest.

Höhepunkt seit langer Zeit.Kollektiv-Gernütlichkeit.Vorbereitung wie geschmiert.Rednerpult frisch aufpoliert.Aus Privathand Blumenstrauß.Technik klappt. Licht an. Licht aus.Transparent vorhanden - doch

kühn ergänzt durch »Kühner noch «

Rock-Band »Happy Rudolstadt«installiert zehntausend Watt.K- und S-Fonds durchgecheckt:Reicht sogar zum Toast mit Sekt.Kalte Platte. - Pro Personhalbe Flasche »Balaton«

Ein Faß Freibier. An der BarSelbstbezahlung, ist j klar.

Vor dem Fest Verwaltung leer.Alle Damen beim Frisör.Leitung tagt und faßt Beschluß,daß man sich zerteilen muß.F11nktionäre unter sichbeim Betriebsfest - macht sich nich ·Hier mal hin und da mal hin

Auch mal in die Mitte rin.Ehrentänzchen, falls man muß,auch gelegentlich ein Kuß.Doch im Kopfe jederzeitKlarheit, Ordnung, Sicherheit.

Großer Abend ist nun da.

Aber nicht gleich Trallala.Referat. Dann Griff zum Glas.

Chef wünscht allen sehr viel Spaß.Meier hält beim Toast sich raus,denn er trank schon vorher aus.Kurzprogramm der KGD

mit dem Duo »Deo-Spree«.

Eine jodelt, einer klampft.Keiner lauscht, weil alles mampft.Nach dem Essen volles Rohr.

as des Volkes ände schaffen

Rockband stellt sich erst mal vor.

»Rucky«, »Zucky«, »Mack the Knife«,

Benno Buff, der »King of Dscheif«,

und als Singemutter, yeah,Rosi Roß aus Weißensee.

Für die Ältren spielt dann nochBlaskappelle »Robert Koch«.

Zäher Anfang, voller Bauchtanzt nicht gern, geniert sich auch.Außerdem jetzt Zeit zum Plausch.Wichtig Klatsch- und Tratschaustausch.»Die mit dem und der mit der -manche sogar kreuz und quer «

Prösterchen und Bruderkußfür die taube, hohle Nuß,

die man sonst nicht ausstehn kann.Langsam zieht die Stimmung an.Heizungskellermeister Schlichtdiskutiert die dritte Schicht,Lehmann, der nur Ausschuß macht,sagt, er denke Tag und Nachtan Probleme beim Export,leider läßt der Angelsportihm so wenig freie Zeit.

Jubel, Trubel, Heiterkeit.

Rockband geht zur Bar und tankt,viel Applaus, denn alles dankt,daß nun Blasmusik erklingt.Aufs Parkett Und alles swingtquietschvergnügt beim Ententanz.In den Augen schimmert Glanz.Bei der Polonaise garist dann auch dem letzten klar:Beßre Stimmung kann nicht sein

Krempelt hoch das HosenbeinUnd so klingt in Saus und Brausdas Betriebsfest schließlich aus.

Lang danach schlägt manches Herz

noch voll Wehmut und voll Schmerz.Liesel Krauß nur macht's nichts aus.Küßt wie vorher. Tusch Applaus

]o hen etersdoif

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  eißerSommer

seitig, wie braun die meisten schon sind, und bei den leich-

ten Mädchen mußte mein Vater manchmal hinterhergucken,

ob es auch stimmt. Wir sind nicht gleich zum Ferienheim ge-

gangen, sondern geradeaus zu einer Mauer. Dort blieben wir

stehen, und meine Mutter rief: das Meer Mein Vater schau-

te auch begeistert, er holte mächtig Luft und sprach: herrlich

Danach mußten wir Kinder uns erklären lassen, daß die Ge-

genstände ganz weit hinten Schiffe sind. Ich sagte,

daß ich es glaube, und ich kann es schon nicht

mehr erwarten, auch einmal auf das Meer hinaus-

zuschiffen. Wir gingen dann einen schönen Weg

am Meer entlang. Der Vater lehrte uns, daß dieser

Weg nur für Fußgänger bestimmt ist und deshalb

Promenade heißt. Nachdem wir vielleicht zweihun-

dert Meter promeniert sind, wichen wir ab und be-

traten ein schönes weißes Haus, nämlich das Fe-

rienheim. Es dauerte bloß eine halbe Stunde, bis

wir in ein Zimmer durften. Die Heimleiterin war

eine freundliche Frau und strich uns Kindern

gleich übern Kopf. Das ist ein gutes Zeichen für

Kinderliebhaberei. Im Zimmer gefiel mir am be-

sten das Doppelstockbett, besonders das obere.

Und meine Schwester mußte einsehen, daß ich der

Stärkere bin. Aber meine Eltern sahen das nicht

ein und setzten mich zur Strafe wieder runter. Mein Vater

sagte, wir müssen uns beeilen, es gibt noch Essen. Vater und

ich waren die schnellsten beim Umziehen, wogegen meine

Mutter erst allerlei probierte und fragte, ob es richtig ist. Wir

sagten immer ja aber sie glaubte es nicht. Endlich hatte sie

das Richtige gefunden, und mit diesem Aufzug kam sie mit

in den Speisesaal.

Im Speisesaal wurden wir gezählt und durften an einem Tisch

mit sechs Personen teilnehmen, und wir sollen uns die Num-

mer merken. Am Tisch saßen schon ein Herr mit Bart und

eine mittelalterliche Frau. Sie nickten wie Könige im Mär-

chenfilm und sagten bitte . Als ich mich setzte, wischte meine

Mutter schnell mit einem duftenden Taschentuch an meinem

Ohr rum und flüsterte, man muß sich schämen. Aber mein

Vater schämte sich nicht, sondern las die Speisen. Als diesel-

ben kamen, war mir schon wohler. Das Fleisch war nicht

schlecht. Mich ärgerte bloß die Frau an unserem Tisch, wel-

che andauernd auf meinen Mund sah, und ich kann Kiebitze

7

»Du bist ja nur aufder

einen Hälfte braun r

a die andere Hälfte

meines Urlaubs nehme

ich erst in vier Wochen «

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7 eißer Sommer

Renate Holland Moritz

er

Frieda und Otti bestiegen die »Heinrich Mann«. Daß sie Frie

da und Otti hießen, wußte jeder Ausflügler auf dem Oberdecknach zehn Minuten. Wegen eines offenbar altersbedingten

Ohrenleidens sprachen Frieda und Otti laut und artikuliert.

»Sitzte jut, Frieda? Is dir ooch nich kalt? Wenn dir kalt is,

mach dir warme Jedanken. Oder mach den Radio an.«

»Lord Knut is jut, wa, Otti? Evagrüns. Nach so wat haben wir

noch vor zehn Jahren im Blumenjarten geschunkelt.«

»Schunkel nich, Frieda, sonst kippt der Kahn. Haste Hunger

oder Durscht? Die Möwen wem Hunger haben. Für Durscht

sollnse im Müggelsee tauchen. Oder ist det noch die Spree?Jib doch mal die Tüten, Frieda. Du hast doch die Tüten, wa?«

»Mann, Otti, du wirst alt, det muß schon Artilleriesklerose

Die Möwen wer n Hunger haben,

für Durscht sollnse im Müggelsee

tauchen.

sein Ick hab den janzen Morjen die Brotkirsten je

schnitten, und du hast die Tüten injestochen. In

den jelben Beutel. Zusammen mit die Brause undden Uffmacher. Kick nach, und du wirst sehen, du

bist doof. Jetzt fahm wa in Klein-Venedig rin, jetztlaß die Tüten zu, Otti. Hier is zu eng, hier klemmen sich ja die

Möwen wat ein.«»Wie du redest, Frieda, det is schon extraordinär Also hier

läßt sichs leben. Kiek ma, da drüben den weißen Böngalo, der

jehört bestimmt een Scheffarzt oder een Handwerker. So wat

könnte uns schmecken, wa, Frieda? Nimm doch mal det Kind

weg, det stört mir die Aussicht. Jeh weg, Bengel, haste keeneMama? Denn jeh bei die «

»Denkste, der jeht? Jetzt sind det schon drei Jören. Ick weeßnich, wo am Sonntach die ville Kinder herkommen.«

»Et is wejen die zue Kinderjärten, Frieda. Aber det nu alleJören aus Jrünau mit unsern Dampfer fahm müssen - nee,Frieda, da hätten wa lieber sollen uffen Balkong bleiben. Und

ein Krach macht det Volk « - »Dreh den Radio lauter, Otti

Schön - Wenn der weiße Flieda wieda blüht ... Kiek ma, die

jelben Rosen neben die Holliewutschaukel, direkt üdüllisch

So, jetzt stechen wir im Müggelsee, jetzt mach ick aber die

Tüten uff « - »Nimm den Kopp weg, Kleener, denn fliejen dir

ooch keene Brotkrümeln int Jesichte. Setz dir man lieberst

neben deine Mama und eß ne Stulle. Jetzt kriejen die Möwen

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  eißer Sommer

ihr Mittach. Schmeiß höher, Frieda, sonst reißen mir die Bie-

ster noch mein Hut ab «

»Nu seh dir det an, Otti, det sind ja schon mindestens tausend

Stück Mensch, müssen die vahungert sein. Die schnappen

sich det Brot im Fluge, wie die Artisten. Wat? Wat is los? Nu

machen Sie halblang, junger Mann, bei Ihnen ze Hause jibtsfür Möwen ooch noch keen Wasserklosett Haste det mitjekricht, Otti? Der recht sich uff, weil ihm son kleener Vogel uff

sein hellet Schackett jekackt hat. Solla doch keen Ausfluch bei

Mutta Natur machen, wenna keene Tiere liebt «

»Aber die zweete Tüte dürf ick schmeißen, Frieda. Hau ruck,

ihr Piepmätze, und laßt et euch jut schmecken Der mit den

Schackett warn Sachse, wa? Die müssen doch immer unlieb

sam uffallen. Ick weeß nich, uff son Kahn passen doch nu

mindestes über dreihundert Leute, und wen hörste? Die Sachsen Paß doch auf, Bengel Würste ma nich mit

deine Dreckstiebeln an Tante ihm Rock kommen?«

»Eltern jibt et, die kümmern sich überhaupt nich um

ihre Jören. Lassense einfach frei rumloofen. Wenn

dir son Ober mang die Beene kommen - Ober

Hallo, Ober Otti, willsten Bier oder lieba Kaffe?

Wat heißt hier Bockwurscht? Ick denke, du hast

Stullen einjepackt? Wieso icke? Also jut, zwei

Bockwurscht, zwei Bier, nee, Otti, nach Bier mach-ste immer so schnell kruke, also ein Bier, ein Kaffe.

Wieso Kaffe später? Schöne Jastronomie «

»Reg dir ab, Frieda, der Mann hat ooch nur zwee Hände. Sa-

gense mal, Herr Ober, hat die Bockwurscht Pelle oder isse

nackicht? Ich frage nur wejen mein Darm. Wejen die Fistel.

Hab ick dir schon jesacht, Frieda, det der Doktor jesacht hat,

et müßte nu doch ne Fistel sein? Also, ick nur mit ohne Pelle.«

- »Mensch Otti, die Pelle machste ab und packste für meine

Mulle ein. Jebense schon her, Ober. Pfui Deibel Is det Bierwarm Na, dafür wird der Kaffe kalt sind. Haste wejen de Fi-

stel wieder sone Stuhlbeschwerden, Otti? «»Na, und wie Frühmorjens bin ick überhaupt keen Mensch.

Det drückt und pikt, sag ick dir, da hörste die Engel sngen.

Jetzt kommen Nachrichten, such mal 'n andern Sender. Aber

nich den ollen Biet. Nu kick dir die Kleene an, einjepullert hat

det Ferkel Teuren Silastikfummel an, aber noch nich sauber

So wat jab's früher ooch nich.«

»Mit meine Kinder konnt ick überall hinjehn, in det feinste

))Sie können wieder

gehn Mir ist j tzt

warm genug

7

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7

>>Früher konnten hier

Familien Kaffee kochen

heute sind wir natürlich

schon weiter <<

eißer Sommer

Restorang. Keinen Mucks haben die jesacht, ordentlich mit

Messer undJabeljejessen, und wenn se mal rausmußten, allet

in anständije Form.«

»Na ja, Frieda, heutzutage haben die Mütter j nischt wie Qual-

lefizierung und arbeeten jehn im Kopp, für die Kinder is keene

Zeit. Und uffen Wochenende falln se denn ältere Leute uffenWecker, die ihre Ruhe brauchen. Wat heißt hier, die Musik is

zu laut? Det is wenigstens Musik, junger Mann, Lehar, wenn

Ihnen det w t sacht Haste det jehört, Frieda? Der traut sich

wat «

»lck kieke schon die janze Zeit, wie der in sein buntet Hemde

dasitzt, den Arm um det Mädel jeknüppert, als wollta se ab-

würjen. Fahrn durch die Natur und tun, als hätten se sturm-

freie Bude. Nee, Otti, mit sone Jugend kommste nich mehr

mit. Sind wa schon durchen Langen See? Na, denn können w

j bald wieda Jrünau anlejen. Länger hätt ick det dußlije Je-

quatsche von die jungschen Karotten ooch nich mehr ausje-

halten.«

»lck sage j immer, Frieda, Berlin is nich mehr det, w tet mal

war. Die Jugend und die Zujereisten haben die Stadt vasaut,

so det sichn Alteinjesessener wie wir nich mehr traut, det

Maul uffzumachen.«

Als Frieda und Otti wütend die »Heinrich Mann« verließen,

sagte der junge Mann im hellen Jackett zu seiner Frau:

»Siehsde, Grisda, chabdr doch gesachd, es is ni anderscht••

wie off dr Alwe. Da hädden mor de Muddl gedrost mitnähm

gönn «

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-

_Gegenüber _leim f o r t n ~ r

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Lotte und Walter Ulbricht machen

Urlaub an  .der Ostsee. Am FKK-Strandwerden sie angesta.rrt. Das ist Walterpeinlich. Er deckt seine Blöße mit demHu.t. Lotte: »Nicht dahin, Walter, vorsGesicht « ··

. ' - .„. tJ - .,_„ •. _.,., . · ·

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  8 Heißer Sommer

Hans Joachim Preil

Sketch mit Hans Joachim Preil und Rolf Herricht

Preil spricht mitHerricht der an ihm vorbeieilen will: Guten Tag,

Herr Herricht ... wohin so schnell?

Herricht in Eile: Auf Wiedersehen, Herr Preil.

Preil erstaunt: Was heißt denn: Auf Wiedersehen?

Herricht nervös: Ich bin sehr in Eile ...

Preil: Nun kommen Sie doch mal her. Wo wollen Sie denn hin?

Herricht zappelig: Ich muß ... ä ... das heißt, ichwill ... ich muß

hier mal lang .. .

Preil hält ihn uf Was ist denn los? Wo wollen Sie denn hin?Mein Gott. Fünf Minuten werden Sie doch wohl für mich Zeithaben?

Herricht will weiter: Nein, ich muß dringend weg.

Preil wird energisch: Also los, wo wollen Sie hin?

Herricht: Ich muß zum Patenamt

Preil ungläubig: Zum Patenamt? Wieso, wollen Sie eine Paten-schaft anmelden?

Herricht stottert herum: Nein, nein ... ich habe nämlich eine Er-

findung erfunden ... und nun muß ich doch .. .Preil unterbricht interessiert: Moment, Moment ... was soll das

sein? Patenschaft und Erfindung? Sie meinen zum Patent-amt?

Herricht erleichtert: Patentamt Ja, und da muß ich hier lang ...

Preil erheitert: Das hätten Sie doch gleich sagen können. Also,Sie müssen zum Patentamt?

Herricht wiederholt nochmals: Ja Ich habe doch eine Erfindungerfunden

Preil neugierig: Sie haben eine Erfindung erfunden?Herricht mit Stolz: Jaaaa .. oh oh... so was Schönes Eine rich-

tige Erfindung habe ich erfunden.

Preil ungeduldig: Was haben Sie denn für eine Erfindung erfun-

den?

Herricht berichtet nun: Ich habe ... ich habe ... sozusagen ein Mit-

tel erfunden ...

Preil: Ein Mittel haben Sie erfunden?

Herricht: Ja, ein Mittel erfunden. Gegen ...

Preil weiß es schon: Kopfschmerzen?

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8

Ein DDR-Bürger

fährt zum erstenmalin seinem Leben ins

Ausland. An derGrenze fragt ihn derZollbeamte: »Co

gnac, Whisky ...

Sagt der Mann: » m

diese Zeit?«

eißer Sommer

Herricht beginnt nochmals: Gut. Ich erkläre es Ihnen dann so,

ohne Gebrauchsanweisung Passen Sie auf, Herr Prell, ichversuch's jetzt mal nur mit Worten. Stellen wir uns mal vor,

daß hier eine Mücke säße. Er zeigt auf das Ständermikrofon.

Prell geht darauf ein: Was ... hier sitzt jetzt eine Mücke?

Herricht: Oder hier . oder hier ... wie Sie wollen. Angenom-men also, hier sitzt eine Mücke .. .

Preil etwas ungeduldig: Gut Und was mache ich?

Herricht spielt alles vor: Jetzt ... erst mal Vorsicht Dann gehenSie ganz langsam an die Mücke heran. Immer näher ... Aberam besten - wenn Sie es machen - drehen Sie das Gesichtweg, damit die Mücke nicht 'n Schreck kriegt.

Preil böse: Also bitte, was soll das?Herricht: Na ja, man muß ja vorsichtig sein Die Mücke darf

Ihnen ja nicht entfliehen ... entschuldigendPrell zeigt Verständnis: Also gut ... bitte schön.

Herricht beschreibt weiter: Jetzt gehen Sie also ran an die Mücke... Greifen vorsichtig zu ... Und nehmen die Mücke ... Und

zwar zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand.

Aber vorsichtig Und jetzt greifen Sie zur Flasche mit dem

Mückentötolin.Preil etwas verwundert: Eine Flasche ist das ...?Herricht greift in seine Rote Kreuz Tasche und holt Flasche und

Spritze heraus: Die öffnen Sie . und dann haben Sie dieseSpritze ...

Prell erschreckt: Um Gottes willen, was haben Sie denn da?

Herricht unbeirrt: Die wird dazu geliefert ...

Preil will es genau wissen: Moment doch mal ... das ist ja eineInjektions-Spritze

Herricht stottert herum: Ja ... Injekt .. Insektion ... für Infek ..

Insekten ... jawoll ... und da nehmen Sie also so ... fünfzig

Kubikzentimeter ... die ja dann ...

Prell entsetzt: Was denn ... was denn ... fünfzig Kubikzentimeter?

Herricht sehr überlegen: Na ja, Sie können auch mehr nehmen,um so garantierter ist die Wirkung. Also jetzt nehmen Sie das... und dann spritzen Sie die Mücke

Prell etwas verwirrt und ungläubig: Na jaaa ... und dann?errichtfährt fort: So, nun ist das erledigt .. .

Prell: Und dann ...?

Herricht reicht ihm die Requisiten: Nun halten Sie das mal ...

Prell nimmt die Flasche und die Spritze: Bitte schön ...?

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  eißer Sommer -

Herricht: Passen Sie auf, jetzt kommt es ... Jetzt stellen Sie sichganz ruhig irgendwo in ein Zimmer ... wo bedeutungsvoll mög-

lichst kein Durchzug ist.

Prell verwundert: Ja Aha ...Herricht doziert weiter: Und jetzt beobachten Sie die Mücke.

Preil: JaaaHerricht: Und jetzt kommt das Erstaunliche.

Prell merkt uf Aha ... jetzt bin ich gespannt ...

Herricht breitet sich aus: Auf einmal wird der Mücke schlecht.

Preil perplex: Was ist ...? Was wird ... ?

Herricht steigert das Tempo: Sie wird also richtig blaß ... Sie ver-

dreht die Augen so ko-

misch . das ist schon

sehr verdächtig ... ja?

Jetzt können Sie schonstolz auf Ihre ersten

Erfolge sein. Passen

Sie auf ... Nun plötzlichklappt sie den Mund

auf ... und äßt die

Zunge so . macht es

vor raushängen ... so ...

Preil unwillig: Was erzäh

len Sie denn da ...?Herricht ernsthaft: Und,

Herr Preil, wenn jetzt

die Zunge blau wird .. .

Preil ungehalten: Bitte .. .

was?

Herricht fährt fort: Dann

ist das das sicherste

Zeichen, in ca. 1 Minute ist die Mücke verschieden.

Preil glaubt sich verhört zu haben: Bitte, was ist die Mücke?Herricht sehr betont: Verschieden

Preil: Wieso, was heißt verschieden?

Herricht kurz: Tot

Prell begreift: Ach so, sie ist tot? Aber lieber Freund, das ist

doch horrender Blödsinn. Wenn Sie nun schon mal die Mücke

zwischen Daumen und Zeigefinger haben - brauchen Sie die

Mücke bloß zu zerdrücken, mnterzuwerfen, dann ist sie auch

tot

Herricht überlegt angestrengt: Was ... zerdrücken ...

81

Aber lieber Freund das

ist doch horrender Blöd-•

sznn.

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8

Eili DDR-Urlauberh(Wt in Ungarn auf .dem Zeltplatz Elv.is

u n ~ a n d e r e W e s t - ; ~ ~'mWJli'und s p i e l tbegeistert auf sefuerGitarre nach. Da .meldet sich ein Zelt-naehbar: »He, du ·

.

1 ; { ) ~ s t j a einen W e s ts ~ 1 1 s e r « Daraufhin _ ,

0

er i t a r r e n s p i e l e r ~Wieso hören Ich

s t ~ r e ihn «

Heißer Sommer

Prell überzeugt: Ja ...Herricht: Na j ... das geht auch ... Aber, Herr Prell ... mein Mit-

tel ist schmerzlos.

Prell kontert jetzt: Na gut, schön, mag j sein ... Aber wo sprit

zen Sie denn da hin bei der Mücke?

Herricht weiß alles: Egal ... wo Platz ist ... immer rein.Preil böse: Immer rein Immer rein . Ich meine fachlich aus

gedrückt Spritzen Sie intramuskulär oder intravenös?Herricht entrüstet: Also Herr Prell, bitte keine Schweinereien.

Prell erregt sich: Wieso denn ... das sind doch keine Schweine

reien. Intravenös ... heißt in die Vene

Herricht: In die Beene ... in die kleinen Mückenbeene ...

Preil schnauzt: Ach was ... Mückenbeene ... Menschenskind. So

was Lächerliches wieder ...

Herricht brummelt weiter: ... kann man doch gar nicht erkennen... so dünn ...

Preil führt nun vor: Wie Sie schon die Spritze halten. Wie 'n

Schlachtmesser. Geben Sie mal her das Ding. Eine Spritze

nimmt man zwischen diese beiden Finger ... und dann drückt

man den Daumen auf den Stempel ...

Herrichtstutzt Auf den Stern ... Ach, die Mücke kriegt'n Stem-

pel

Preil immer noch böse: Wieso denn?

Herricht verschmitzt: Was weiß ich? Vielleicht ist die Mückeverkehrt geflogen.

Preil unwillig: Reden Sie doch kein dummes Zeug. Das hier ...

ist der Stempel der Spritze. Und da drücken Sie ganz lang

sam drauf und dann injizieren Sie die Flüssigkeit ... ja?

Herricht versucht das Wort nachzusprechen: Ich injikziziere ...

Jetzt geht's los ... passen Sie mal auf ... ich werde mal üben

... drückt auf die Spritze und spritzt die Flüssigkeit wahllos in

die Gegend

Prell empört: Menschenskind, was machen Sie denn. Seien Siedoch vorsichtig Passen Sie doch auf ... Wo spritzen Sie denn

hin? Das ist doch Gift

Herricht spritzt sich selbst etwas in den Mund und ist begeistert:

Ah ... Mmmmm ... gut ... das schmeckt vorzüglich ...

Preil entsetzt: Mann, seien Sie doch vorsichtig ... ich denke,

das ist Gift ... ?

Herricht strahlt: Nein ... Wodka

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Heißer ommer

Rudi Strahl

Seit Jahren zeltet neben uns ein gräßlicher Kerl. Er ist so laut

und fett wie unverschämt und heißt Herr Czybuck. Woher erkommt, weiß kein Mensch. Aber eines ist allen klar: Seine An-

gehörigen und Nachbarn sind gewiß immer heilfroh, wenn er

sie ein paar Wochen verläßt. Um sich zu erholen.Und um uns auf den Nerven herumzutrampeln. ~ 1 . a . l i 1 . a d i a d ; .. ''

Man hört ihn immer schon von weitem. Er rattert

auf einem Ungeheuer von Motorrad heran und

singt dazu wie hundert besoffene Matrosen. Wenn

er seine Radaukiste zum Stehen gebracht hat,

brüllt er begeistert: »Tach, Leute Czybuck ist wie-der da « In seiner Unverfrorenheit meint er näm-

lich, darüber freue sich alles halbtot. Ein Men-

schenkenner ist er also nicht.

Sein Zelt ist blaurot gepunktet und eine Beleidi-

gung für die sanfte Natur. Keinen würde übrigens

stören, daß Herr Czybuck Frühaufsteher ist, doch

er macht als solcher ein Getöse, als wäre er allein

auf der Welt. Bei der Gymnastik grunzt er vor Wohlbehagen

wie ein liebeskrankes Nashorn. Beim anschließenden Waldlaufstolpert er über jede zweite Zeltschnur. Und grölt von Fall zuFall: »Ei verflixt «, auch: »Verflucht Gottverdammich « Und

dann ist eben das ganze Lager wach. Und wütend.

Herr Czybuck aber setzt seinen Petroleumkocher in Gang und

bereitet sein Frühstück: Knoblauchzehen in Olivenöl Der Ge-

stank zieht über die Dünen zum Strand hin und bleibt bis Mit-

tag in den Gräsern hängen. Und dann schmort Herr Czybuck

schon wieder Knoblauchzehen in Olivenöl.

Selbst in der verborgensten Burg ist man vor seiner Aufdring-lichkeit nicht sicher. Er kommt und stört, wie es ihm paßt.

Er zwickt die Damen in die Allerwertesten und schnorrt den

Herren Zigarren ab. Er organisiert Reiterkämpfe und bestehtdarauf, oben zu sitzen. Er neckt die Ruhenden mit einer Luft-

pumpe, die er unentwegt mit salzigem Meerwasser füllt. Und

wenn sich einer über ihn aufregt, sagt er bloß: »Haben Sie

sich nicht so, du Rindsvieh Wir sind doch alle Kollegen « Oder

er schmeißt selbstgemachte Knallfrösche in der Gegend

umher.

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8

.• „ .

jetzt bin ich am

ganzen Körper braun

und darf es nicht mal•zezgen

eißer ommer

Abends jedoch, wenn der Mond scheint, wird er sentimental.

Sehr sentimental - aber nicht leiser. Und das ist einfach un-

beschreiblich. Ein gräßlicher Kerl, der Herr Czybuck

Aber in diesem Sommer sollte alles ganz anders kommen. In

diesem Sommer ließ sich weder das Motorradrattem noch

Herrn Czybucks ungeheurer Gesang vernehmen. Nur ein zartes Quietschen trug der Wind zur fälligen Stunde heran. Und

langsam näherte sich ein Radfahrer dem Lagerplatz.Wir hielten den Atem an, als er bremste und vom Rad stieg.

Er blickte aus stillen, kurzsichtigen Augen in die Runde, ver

beugte sich errötend und begann ein pastellfarbenes Zeltlein

aufzurichten - genau an dem Platz, wo sonst Herr Czybuck

sein Monstrum hinzuklotzen pflegte. Als er damit

fertig war, verbeugte er sich abermals und hauch

te: »Sie entschuldigen - ich heiße Posemihl ...« Alsob er etwas dafür konnte. Und als ob das für jeman

den ein Grund zur Entrüstung wäre.

Herr Posemihl erwies sich als ein außerordentlich

stiller, feiner Mensch. Wenn er morgens aus dem

Zelt kroch, war schon alles munter; dennoch schien

Herr Posemihl zu glauben, sein Erscheinen belästi

ge jeden. Mit verlegenem Lächeln und scheuen Ge-

sten bat er gleichsam um Entschuldigung für seine

nackte Existenz. Was heißt nackt: Herr Posemihltrug stets einen Badeanzug, der mehr als das Not-

wendigste verdeckte. Unnötig zu sagen, daß er kei

ner Dame in den Hintern zwickte. In seiner Besorg

nis, aufdringlich zu wirken, legte er sich immer so

unauffällig in den Sand, daß ihm dauernd jemand auf den

Bauch oder auf die Füße trat. Aber ehe man noch dazu kam,

sein Bedauern zu äußern, sprang er auf und stammelte:

»Oh ... Haben Sie sich weh getan? Es ist mir so peinlich ... Ver-

zeihen Sie vielmals ...«

Begegnete man ihm auf dem schmalen Dünenpfad, tr t er hur

tig mit bloßen Füßen ins Brombeergestrüpp, um einem den

Weg freizumachen. Boshafte Gemüter pflegten ihn dann in ein

Gespräch zu ziehen, was ihn trotz der Domen im Fleisch zu

ehren schien. Und immer äußerte er seine Zustimmung zur

Meinung des anderen: »Natürlich Wie recht Sie haben Das

sage ich j auch, wenn Sie erlauben ... «

Doch der Spaß an Herrn Posemihl nahm schneller ab, als sich

sonst der Zorn über Herrn Czybuck gesteigert hatte. Nach drei

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  eißer Sommer

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Tagen machte jeder einen großen Bogen um seine Herzens

güte was ihn zu noch verzweifelterer noch demutsvollerer

Zurückhaltung bewog. Einmal quälte er sich stundenlang einNiesen zu unterdrücken aber nur die Abgebrühtesten ver

mochten dem stummen Kampf belustigt zuzuschauen. Als dieExplosion endlich doch erfolgte fühlten sich alle erleichtert

- nur Herr Posemihl nicht. Er schlich Abbitte leistend vonZelt zu Zelt: »Können Sie es mir nachsehen? Nein, wie fatal ...

Entschuldigen Sie.«Am schlimmsten aber war es abends. Zwar saß Herr Posemihl

mucksmäuschenstill vor seinem Zelt und tat als höre und

sehe er nichts doch früher als sonst erstarb jede Unterhaltung.Lähmendes Schweigen breitete sich aus. Und dann schielte

man noch einmal nach Herrn Posemihl und ging mißmutig

schlafen.m vierten Tage ratterte ein Motorrad heran. Der wilde Ge-

sang ließ keinen Zweifel, daß Herr Czybuck darauf saß. Er war

es: Verblüfft musterte er seinen besetzten Zeltplatz und den

zarten Herrn Posemihl. Und sagte: »Das war eigentlich immer

mein Platz Kollege «

»Üh«, erwiderte Herr Posemihl.Jetzt mußte etwas geschehen. Beinahe freuten wir uns darauf.Und es geschah auch etwas. Aber nur insofern als sich für

einen winzigen Augenblick die Widersprüchlichkeit mensch

licher Charaktere offenbarte. Denn Herr Czybuck sagte so

sanft wie nie: »Na, ich kann mich ja auch nebenan ansiedeln.«

Worauf Herr Posemihl messerscharf entgegnete: »Das wollte

ich Ihnen auch geraten haben «Und nun fallen sie uns beide auf den Wecker. Jeder auf seine

Weise.

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Tom Renner

t ~ t le OI

portlor war O

Höher, schneller weiter

ori ; 11tlor

O tO

Auf dem letzten Zeugnis hatte ich in Turnen eine Eins. Dafür

bekam ich von meinen Eltern einen Trainingsanzug geschenkt.

»Nun liegt es an dir ob du ein Täve wirst oder nicht« sagte mein

Vater. Aber ich wollte lieber ein Diskuswerfer oder Kugelsto

ßer werden, weil mir das mehr Spaß macht. Deshalb ging ich

zum Sportclub und meldete mich beim Wurftrainer. »Ich möch-

te gern Kugeln stoßen«, sagte ich. Der Trainer sah

mich prüfend an und fragte, wie groß ich sei.

»Einen Meter zweiundfünfzig «

»Und wann kommst du in die Schule?«

Da war ich mächtig beleidigt, weil ich nämlich schon

dreizehn war und in die 6. Klasse ging.

»Zu klein«, sagte er. Dann schickte er mich zu Herrn

Langbein, Herr Langbein war Sprungtrainer. »Na du

willst dich wohl anmelden?« fragte er als er mich mit

dem neuen Trainingsanzug sah. »Wie groß bist du

denn?«

»Einen Meter vierundfünfzig «

»Dritte Klasse?«

»Sechste «

»Da bist du ein bißchen klein geraten für dein Alter.

An deiner Stelle würde ich es lieber bei den Sprintern

versuchen.« Der Sprinttrainer war prima. Ich durfte ihm einen

Tiefstart vormachen und sogar hundert Meter laufen. Aber dann

fragte auch er wie groß ich sei. »Einen Meter sechsundfünfzig «

sagte ich, aber ich hätte noch mehr draufschlagen sollen.

»Das ist zu wenig für einen Klassesprinter«, sagte er.

»Aber ich bin der schnellste in unserer Klasse ... «»Na wenn schon. Wo die Großen einen Schritt machen, brauchst

du zwei. Du kannst strampeln wie der kleine Muck - sie lau

fen dir einfach davon. Schwimme lieber «

Ich ging zum Schwimmtrainer. »Wie alt?«

Ich sagte es ihm und sprang ins Wasser, bevor er weiterfragen

konnte. Ohne Luft zu holen, tauchte ich zweimal quer durchs

Becken und kraulte noch zwei Bahnen. »Alle Achtung « rief er.

»Und wie groß bist du?«

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Höher schneller weiter

»Einen Meter achtundfünfzig « sagte ich und stellte mich auf

die Zehen.

»Jammerschade daß du nicht ein bißchen größer bist Zu einem

Klasseschwimmer fehlen dir ein paar Zentimeter. Aber eineideale Turnerfigur hast du. Wie wär's mit Gerätturnen?«

»Warum bist du nicht vor sechs oder acht Jahre zu mir gekom-men?« fragte der Turntrainer. »Jetzt ist es schon ein bißchen

spät. Weißt du was? Versuch's bei den Schachspielern.«

»Ich bin dreizehn Jahre alt und einen Meter

achtzig groß« sagte ich.

»Erzähle mir lieber, was du in Mathematikhast«, sagte der Schachtrajner.

»Dasselbe wie in Russisch«, antwortete ich

um nicht gleich mit der Vier ins Haus zu fal-

len, wie man so sagt.

Der Schachtrajner kannte wahrscheinlich

meinen Mathelehrer. »Mit einer Vier in

Mathe hat das Schachspielen keinenZweck« sagte er. »Sieh zu daß du es auf

eine Eins bringst, dann reden wir weiter

drüber.«

Wie ich das machen sollte, war mir ein Rätsel, aber ich dach-

te mir daß es bestimmt leichter sei, als zwanzig Zentimeter zu

wachsen. Deshalb ging ich in den Mathematikzirkel. »Da

kannst du wenigstens an der Mathematikolympiade teilneh

men« sagte meine Mutter, und Vater meinte, daß es piepegal

sei, wo man eine Medaille gewinnt. Aber ich glaube, er sagte

das bloß, um mich zu trösten.

9

- -

»Ich glaube das ist

neuer Schanzenrekord.< 

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90

Das könnte dem Dok

tor so passen daß ichmich durch Sport

selbst gesund erhalte

und trotzdem SVK-Bei

trag bezahle <<

Höher, schneller weiter

Jochen Petersdorf

'„

OI ~ ISchon in meinen ersten Lebensjahren hatte ich einen ange

borenen Drang zum Sport.Ich fiel als Kleinkind bei Spaziergängen im Laufgitter oder im

Stadtpark immer so elastisch auf die Nase daß ich für eine

Karriere im Judo-Sport geradezu prädestiniert schien.

Da ich damals aber noch nicht wußte daß es diese Sportart

überhaupt gibt wurden meine Fallübungen immer lässiger

und so verkümmerte mein Talent.

Aufgewachsen bin ich in der Rhön der DDR Dort stehen viele

Berge. Sie sind nicht besonders hoch und besonders spitz

sondern haben alle etwas Bauch. Ich paßte in die Landschaft.Thüringer Wurst gibt viel Kraft und diese Kraft muß ab und

zu verdampfen. Disko gabs damals noch nicht.

Auch keinen speziellen Jugendtanz. Wenn ge

tanzt wurde schwooften alle. Alt und Jung.

Und alt und jung sang aus vollem Hals den da

maligen Spitzenhit: »Meine Oma kocht Gelee

- tätärä-täteree «

Wir Minderjährigen mußten um zweiundzwan

zigUhr den Tanzsaal verlassen. Jugendschutz.Natürlich waren wir stinksauer.

Denn die planmäßigen Schlägereien fanden

immer erst zwischen dreiundzwanzig und vier

undzwanzig Uhr statt

Was Wunder daß wir uns in den Sport flüch

teten. Allabendlich fanden auf dem Fußball

platz harte »Knödel«-Wettkämpfe statt

Die Fußballschuhe waren identisch mit den

Tanzschuhen. Also alles ohne Stollen. Deshalb waren dieVer-

letzungen auch meist nur geringfügig. Fußball war nicht

meine Stärke Ich ließ mich immer als Linksaußen oder

Rechtsaußen aufstellen. Je nachdem auf welcher Seite des

Platzes die Mädchen zuschauten.

Als Linksaußen hatte ich Probleme mit dem linken und als

Rechtsaußen Probleme mit dem rechten Bein. Die Mädchen

quiekten in jedem Falle vor Vergnügen. Nur die dralle blon

de Bärbel war immer ganz still und hatte Tränen in den

Augen.

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Höher schneller weiter

Ich spielte dann nicht mehr mit und Bärbel guckte nicht mehr

zu.

Es war eine herrliche Zeit. Trotzdem ging ich nebenbei noch

Gewichtheben. Ich gehörte zu den Anbetern eines muskelbe

spickten Müllerburschen der aus einer eisernen Heuwagen

achse und zwei mit Feldsteinen gefüllten Eimern eine ArtHantel gebaut hatte die er stundenlang mit Reißen Stoßen

und Drücken in die Höhe wuchtete. Ich nahm die Steine aus

den Eimern und wuchtete mit. Da die Achse allein schon fast

einen Zentner wog habe ich noch heute etwas Hohlkreuz

aber auch ein ziemlich muskulöses Gesäß.

Mein damaliger Mitstemmer Hubert hat beides nicht. Ihm

91

fehlt heute der rechte große Zeh weil damals

der Eimer mit den Steinen draufgefallen ist.

Hubert läuft aber ganz normal und sogar-

dernd hat es zum angesehenen Professor ge

bracht und zeugte ein kluges hübsches Kind.

In der Rhön stehen viele Berge nied-

rig und mit etwas Bauch. Ich paßte indie Landschaft.

Ein Beweis mehr für die ungeheure Wirkung des Sports - die

auch ich immer wieder gespürt habe.

In meiner Studentenzeit habe ich ein wenig geboxt. Ich war

normaler Linksausleger und meine kurzen trockenen rech

ten Haken waren im Prinzip sehr gefürchtet. Da aber mein

Körpergewicht in ungünstigem Verhältnis zur Körperhöhe

stand hatte ich meistens Gegner die vier Köpfe größer warenund mindestens drei längere Arme hatten. Ein paar Zähne

sind mir geblieben aber knusprige frisch aufgebackene Bröt

chen muß ich mir verkneifen. Doch ich habe trotzdem Spaß

am Leben und an den Leibesübungen.

Da mir die reinen Kampfsportarten leider versagt sind ver

suche ich gelegentlich etwas abzuschwitzen durch nervöses

Umherrennen. Ich nenne es allerdings nicht Jogging denn

ich betrieb die Schinderei schon lange vor dem Aufschwap

pen dieser Modewelle. Ich trage beim Wetzen auch nicht poppige Puls- oder Knöchelwärmer und indianische Stirnbänder

sondern eine Schiebermütze dicke löchrige Pullover und

uralte Schleuder-Jeans. Und ich führe beim Traben an meiner

rechten nervigen Hand ein verrottetes Fahrrad aus der Grün

derzeit der Marke Mifa. Ich mache also ein kombiniertes Rad

fahr-Lauftraining.

Ein Stück rennen ein Stück radeln.

Der Vorteil ist: Man kann ein größeres Waldgebiet bestrei

chen lernt mehr~ u m e

mehr Vögel und auch mehr Waldläu-

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6. Platz

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»Sie müssen eine Haltung annehmen, als wenn Sie

einen Antrag stellen oder so.

Dann kommen Sie schneller voran.«

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94 Höher schneller weiter

J

Nils Werner

tt tplO

Ein Mann, der hundert Kilo wiegt,

der Stahl wie Weidenruten biegt

J\

t

Der Leiter einer BSG

erklärte mir: »Kollege W.,

-} 

und der ein Drahtseil, zweiverspleißt,

wie nasses Löschpapier zerreißt

und Hanteln hochhebt mit den Ohren,

der ist zu Schwererem geboren.

du machst, soviel ich weiß, Gedichte,

doch besser ist, du hebst Gewichte.

Denn wisse, Freund, als Schwerathlet

mißt man den Ruhm nach Quantität «

Auch ich bin Kraftmensch von Geburtund trag Klaviere ohne Gurt);

mit einer Faust und einem Schlag

hab ich an einem Vormittagden Ochsen »Baldur« hingestreckt -

und wurde für den Sport entdeckt.

Und eines Tages, gut in Form,

erfüllte ich die Meisternorm

Toi, toi, von diesem Tage an

bin ich ein sehr begehrter Mann.

Und die Verehrung im Betriebe

ist schon die reinste Affenliebe.

Oft lag mein Arbeitsplatz .verwaist

denn ich bin viel herumgereist,

jedoch vom Drücken, Reißen, Heben

kann ich bis heute prima leben.Na und so weiter und so fort:

Hoch lebe unser Spitzensport

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Ein Mann kommtzum Bäcker. »Eine

Schokoladentortemit Rumkugelnbitte.« - »Tut mirleid«, sagt der Bäk

ker, »Schokotortehaben wir, aberkeine Rumkugeln.Kommen Sie morgenwieder.« Am nächsten Tag wird dem

Kunden die Torte ge

zeigt. »Ach, ich vergaß, daß ich noch 30Kerzen darauf habenmöchte.« - »Kerzen

haben wir nicht,kommen Sie morgenwieder.« Am nächsten Tag wird ihmdie Torte mit dreißigKerzen darauf präsentiert. »Ach, Entschuldigung. Es solldraufstehen: >Herzli- ·chen Glückvlunschzum Geburtstag<.« -»Ist gut, machenwir«, sagt der Bäk

ker, »kommen Siemorgen wieder.« Am

nächsten Tag sagtder Mann: »Ja, sowollte ich es haben.«Fragt der Bäcker:»Sollen wir Ihnen dieTorte einpacken?« .Der Mann: »Ach,

nicht nötig. Ich essesie gleich hier.«

$

Unter vier ugen

Renate Holland Moritz

»Es ist Frühling«, sagte Frau Herzlieb und sah ihren Mann

vielsagend an.»Ich weiß«, knurrte er, »der Garten muß umgegraben werden.«Sie seufzte. »Natürlich, Oskar. Aber wirf doch nur einmaleinen Blick in die herrliche erwachende Natur. Sieh nur, wie

entzückend sich die kleinen Gänseblümchen auf dieser Wieselümmeln ...«»Weil du gerade von Lümmeln sprichst«, unterbrach sie HerrHerzlieb, »ich habe heute morgen Klaus-Dieters Klassenlehrer getroffen. Er sagt, der Bengel kriegt in Betragen 'ne Vier,

er hat einem Klassenkameraden Engerlinge in die Brotbüchse getan.«Frau Herzlieb war nicht zum Ärgern aufgelegt. »Klaus-Dieterist eben ein richtiger Junge. Aber sieh doch das zarte Gelb derForsythien. Und die Kastanienknospen brechen ... «Herr Herzlieb blieb mit einem Ruck stehen. »Gertrud«, sagteer aufgeregt, »das Wichtigste hab ich dir ja noch gar nicht erzählt: Krause ist entlassen Er kam schon wieder besoffen zurArbeit, und mitten in der Versammlung mußte er brechen

Stell dir das vor «»Danke«, sagte Frau Herzlieb und verzog das Gesicht.Sie kamen an einem frischgepflügten Feld vorbei. »Oskar«,

sagte sie versonnen, »weißt du noch, vor fünfzehn Jahren?«»Vor fünfzehn Jahren?« fragte er verständnislos. »Vor fünfzehnJahren haben wir Kohldampf geschoben.«»Das auch«, gab sie zu, »aber kannst du dich nicht an etwasanderes erinnern? Vor fünfzehn Jahren, hier, hinter diesemFeld?«

Er überlegte. »Ich glaube, da haben wir mal Kartoffeln geklaut. Oder Rüben.«»Aber Oskar«, sagte sie schamhaft errötend, »vor fünfzehnJahren hast du hier zum ersten Mal - ich meine, haben wirhinter dem Holunder dort drüben -«Er erinnerte sich dunkel. »Was sich Frauen so alles merken«,nickte er anerkennend. »Hast du übrigens die Baumschuleangerufen, damit wir wenigstens in diesem Jahr die Stachelbeerbäume rechtzeitig kriegen?«

»Oskar«, sagte Frau Herzlieb abwesend, »wollen wir nicht

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Unter vier ugen

wieder einmal den alten Weg zu dem Holunderbaum gehen?«

»Bitte« sagte er ergeben, »es ist zwar ein Umweg und ich

wollte um sieben die Sportnachrichten hören, aber wenn esunbedingt sein muß -«

Als sie vor dem erinnerungsträchtigen Baum standen, bekam

Frau Herzlieb feuchte Augen. Ihr Gatte pfiff das Volkslied»Weißer Holunder«.

»Weißt du noch, Oskar« sagte sie verschmitzt, »ich hatte mein

graues Frühlingskostüm an, und hinterher waren lauter Gras-

flecke-«

»Mein heller Anzug muß übrigens in die Reinigung«, fiel ihm

ein. »Ich hab dir schon ein paarmal gesagt, daß Likörflecke

drauf sind. Aber du denkst eben an nichts.«

»Damals trugst du kurze Lederhosen«, sann Frau Herzlieb.

»Du hattest, nebenbei bemerkt, ausgesprochen schöne Beine,alle Mädchen im Dorf

haben sich nach dir umge-dreht.«

»So« sagte er geschmei

chelt. »Du warst ja so übel

auch nicht. Nee wirklich,

ne richtig hübsche Deern

bist du gewesen.«

»Gewesen?«»Na Mutti«, sagte er ge-

mütlich und legte den rmum ihre Hüfte, »bist doch

immer noch die Beste.«

»Damals war genauso ein

Frühlingsabendwie heute«,

überlegte sie. »Das Abendrot stand am Himmel und wir saßen

unter dem Holunder. Wollen wir uns jetzt nicht auch ein bißchen «

»Denk an die Grasflecken«, sagte er »ich kann nicht nur für

die Reinigung arbeiten.«

»Wir könnten eine Zeitung unterlegen«, schlug sie vor.

Umständlich breitete er den »Freien Bauern« aus, wobei er

rasch die Sportberichte überflog. Endlich saßen sie.»Liebster« sagte sie und legte ihren Kopf an seine Schulter,

»jetzt ist es beinahe wie damals-«

Da begann es zu regnen.

>>Rate mal Schatzi

was dir der liebe

Männe mitgebracht

hat?

97

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  ntervier Au en

Sie erklärte mir daß aus technischen Gründen Tänzerinnen

immer meistens manchmal Plattfüße hätten. Da es das ein -

zige Platte an ihr war störte es mich nicht.

Eine liebende Frau hält kein Wunder für unmöglich. Sie woll

te mir das Tanzen beibringen.

Sie verführte mich sie zu führen.Ihre Beine waren Elfenbeine ich der dazugehörige Elefant.

Ich hinkte auf beiden Füßen. Ich begriff weder Walzer- noch

Tangotakt. Dadurch verloren wir dann eines Tages auch den

Kontakt. Wir tanzten nur einen Sommer.

Drei Tage lag schwankte ich ob ich mich aufhängen oder ins

Wasser stürzen sollte. Ich konnte mich nicht entschließen da

mir beides als gesundheitsschädlich geschildert wurde.

Des Lebens Rauheit läuterte mich. Ich wurde reif. Rauhreif.

Ich beschloß Tänzer zu werden. Schon wegen Annedore diel

in meine seelische Hemisphäre trat Sie lud mich zum Be-

triebsfest ihrer Firma ein. Ich mußte innerhalb von vierzehn

Tagen tanzen lernen. Der erste Tanzlehrer den ich heimsuch

te läuft heute noch im Gipsverband herum. Mit einer Lehre

rin die sich meiner annahm ging es schon besser.

Walzer links Walzer rechts Foxtrottschritt.

»Richtig?« fragte ich beinah stolz.

»Beinahe« stöhnte sie schmerzlich » ie haben den Zeh auf

den Nagel getroffen.«Mein dritter Lehrer sah aus wie ein Weltmeister im Schwer

gewichtstanzen. Er bewältigte mich.

Ich lernte auf eigenen Füßen zu tanzen.

. .

»Du gest ttest doch

daß ich danach zum

Fußball gehe <<

99

· .

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1

Sie werden erleben

daß ich in Augenblickengroßer Begeisterung

über mich selbst hinaus-

wachse.< 

Unter vier ugen

»Machen Sie Konversation«, brachte er mir bei, »aber nicht zu

viel Komplimente, damit keine Alimente daraus werden.«

Nach einer Woche beehrte ich einen Ball der reiferen Jugend,um meine Kunst am lebenden Objekt zu erproben. Tanz als

Vivisektion. Annedore wollte ich nicht nicht für mein Debüt

opfern.Ein Tango schien mir für den Anfang geeignet.

Füße setzen. Vorstoß, Rückzieher. Takt beachten. Konversa

tion. Ich lächelte meine Partnerin weltmännisch an.

»Gnädigste tanzen 3 - 4 - himmlisch, linken Fuß zurück. Darf

ich Sie zu einem 2 - 3 - Glas Wein einladen, Drehung links?«

»Wirklich großartig, wie Sie den Tango tanzen«, lobte sie.

»Sie nehmen mir den Wind aus dem Munde 1 - 2 -«, strahlte

ich, »das Kompliment ist ganz meinerseits, Wechselschritt.«

»Nur schade«, zischte sie, »daß die Kapelle einen Walzer dazuspielt, Sie Trottel «

Ich trat ihr zum Abschied mit einer geschickten Wendung auf

die Schleppe. Sie trug einen blaßgrünen Unterrock mit gestick

ten Vergißmeinnicht. Meine zweite Tänzerin regte sich ganz un-

nötig auf, als ich meine Krawatte, die mir aus dem Jackett ge-

rutscht war, aus Versehen in ihren Ausschnitt stopfte.

Mit der dritten tanzte ich einen feurigen langsamen Walzer.

Ich legte eine Sohle aufs Parkett, an der der Schuh noch dran

war. Man kann sich eben auf die Schnürsenkel nicht verlassen.In der folgenden Woche brachte m.ir mein Lehrer die modernen

Tänze bei, die man auch als Jiu-Jitsu verwenden kann.Meine Liebe zu Annedore half mir, das Vergnügen tapfer zu er-

tragen. Lieber wollte ich mir beim Mambo die Knochen verren

ken, als durch Tanzunfähigkeit noch eine Frau verlieren.

Wir saßen im Festsaal. Der Moment nahte, in dem ich die

Früchte meines Schweißes ernten sollte.

Später, in einer trauten Stunde, würde ich Annedore gestehen,

welche Opfer ich unserer Liebe gebracht hatte.Wieviel Mut, Kraft, Energie, Selbstzucht Durch Tanz zum Sieg

Die Kapelle begann zu tosen. Ich zählte. 1 - 2 - 3 - 1 - 2 - 3

- aha, Walzer. Aufstehen. Eine Verbeugungwie Knickebein per-

sönlich.

»Darf ich um den ersten Tanz bitten?«

Annedore errötete. Verlegenes Lächeln.

»Bitte, sei nicht böse«, flüsterte sie, »es tut mir leid - ich kann

nicht tanzen.«

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Unter vier ugen

Heli usse

etw s ist 1tieAt ltt1tz i t Otd1t1t1t I

Dreimal läutete es schrill. Das bedeutete höchste Alarmstufe.

Frau Strebig öffnete die Tür. Ihr Mann, schweißtriefend, warfdie Aktentasche in eine Ecke und stürmte ins. Schlafzimmer.

»Los, los«, rief er dabei, »Strümpfe wechseln, Schuhe wech

seln, Schlips wechseln. Für Unterhosenwechsel keine Zeit

mehr. Die Oper fängt in zwanzig Minuten an.«Frau Strebig er

kundigte sich schüchtern, ob man angesichts der fortgeschrit

tenen Zeit den Opernbesuch nicht ausfallen lassen sollte.

Während Herm Strebig ausgerechnet in dieser Situation beide

Schnürsenkel in kurze Enden zerfielen, erklärte er: »Auf kei

nen Fall Bin extra früher von der Sitzung weggegangen, undin der Oper singen sie j auch nicht zu ihrem Vergnügen, son

dern zur Befriedigung unserer kulturellen Bedürfnisse. Es gilt,

wie ich heute sehr schön auf unsrer Sitzung gesa-gt habe, das

kulturelle Soll zu erfüllen. Los, zieh dir den Mantel an « Siekamen gerade noch zurecht.

m folgenden Abend erschien Herr Strebig früher als sonstund in bester Laune. »Ich habe dir etwas mitgebracht«, sagte

er zu seiner Frau und legte zwei Broschüren auf den

101

Tisch. Die eine hieß »Das Kaninchen und wir« und die an- Erfüllt Herr Strebig seinFamiliensoll? Oder ist erdere beschäftigte sich mit der Lage der indischen Für-womöglich anderweitig in

sten im vergangenen Jahrhundert. »Kannst dir eine aus-Anspruch genommen?

suchen«, munterte Herr Strebig seine Frau auf, aber die

hielt sich am Tisch fest und starrte trüben Auges in die Feme.

»Was ist mit dir? « fragte er nach einer Weile, als er sich be-

reits in die Lage der indischen Fürsten vertieft hatte, »los,

setz dich und lies Es gilt, wie ich heute sehr richtig auf einer

internen Besprechung gesagt habe, unser Bildungssoll zu er-

füllen. Also bitte «An mehreren der folgenden Abende war Herr Strebig nicht in

der Lage, daheim irgendein Soll zu erfüllen, da ihn bedeutsame

Sitzungen, Zirkel und eine Kindtaufe bis Mitternacht anderwei

tig in Anspruch nahmen. Mitte des Monats aber tr t er wie

der in angenehmer Stimmung ins Zimmer und erklärte: »Heute

machen wir's uns mal gemütlich, Liebling. Hast du das Fern

sehen schon eingestellt?«Frau Strebig hatte noch nicht, und

fast wäre es deswegen zu einer harten Auseinandersetzung ge

kommen, denn es galt, wie Herr Strebig bei einer öffentlichen

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>. A ? ~ ~ u h e . . J 6 W ü n n   , , .- .  . Hl°he/m p ~ f r ~ 41: · ·

•.

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eh ols du mich fragtest:,.Weißt du no • R cken schrubbeni"Darf ich Ihnen en u

Dem Parteilehrjahr verdanke ich meineAbende «

Du ist doch gar nicht in der Partei «Ich nicht, aber meine Frau.«

;:<

r

- -li'l'„';o•' ''

.Zwei Polizisten laufen Streife.»Da kann ich dir endlich einmalzeigen, wo ich wohne«, sagt der

eme.

.

'

»Schau mal, in dem Block rechts,2 Etage links das st unsere

Wohnung, und die Frau, die dortaus dem Fenster schaut, das istmeine Frau.«

Als sie am Block vorbeilaufen,tritt ein Mann neben die Frau.»••• und guck mal, der Manndort oben, das bin ich.«

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1 4 Unter vier ugen

Kurt Falk

' si eAt

»Eine Wohnung wollen Sie? Da müssen Sie erst heiraten. Ehe-

paare werden Junggesellen gegenüber bevorzugt « sagte mirdas Fräulein auf dem Wohnungsamt.Ich ging höflich und fuhr fröhlicher Dinge zum Cafe Nord in der

Schönhauser Allee. Dort schloß ich mich artig einer etwa acht

köpfigen, schlangenähnlich geordneten Menschenmenge an,

die auf pünktliche Öffnung einer der wenigen vielbesuchten

Berliner Nachtbars wartete.

Vor mir stand eine hübsche Schwarzhaarige. Ich dachte an eine

Wohnung. »Verzeihen Sie meine Frage«, flüsterte ich, um nicht

andere Ohren zu belästigen, »stehen hier immer so viele Men-schen?«»Du bist wohl nicht von hier, Süßer « sagte sie laut.

»Wenn de nich anstehn willst«, mischte sich ein Zwanzigjähri-

ger ein, »kannste ja zum Effdejott-Club jehn, da jips aba

Ich nahm eine Casino und

wollte nachdenken Aber da

kam das Fräulein schon auf

nur Bier und keen Kocktähl « In diesem Augenblick ließ

der Pförtner Emil die schubsende und drängelnde Mengegruppenweise ins Lokal.

Als ich mich an der Bar etwas erfrischt hatte, fiel mir beimmich zu

Anblick der vielen Fräuleins, Frauen und Damen dereigentliche Grund meines Hierseins wieder ein·.

Ich wählte ein schüchtern in der Ecke sitzendes, klug ausschauendes Fräulein. Kaum hatte ich sie zu ihrem Platz _zurückge

führt, da erschien ein torkelnder und körperlich gutsituierter

Mann auf der Bildfläche und herrschte mich an: »Hä, Kollege,such dir 'ne anre Puppe Die«, dabei zeigte er auf das bemitlei

denswerte Geschöpf in der Ecke, »is meine. Verstanden « Er

schlug seine Arme übereinander. Ich mußte verstehen.

»Die letzte Tanzrunde « rief jemand hinter mir. Das war dasSignal für die wilde Jagd der anwesenden Jungen und Männer.Jeder versuchte sein Glück zu machen. Und ich erst recht.

Am Montag führte mein Weg zu einer Annahmestelle für Zei-tungsannoncen. Doch alle Hoffnungen schwanden dahin, als ich

hörte, daß der Platz der Wochenschrift für derartige Annoncen

auf Monate hinaus besetzt sei.

Traurig schlich ich in eins der vielen Cafes, die in ·Berlin glück

licherweise nicht so stark besucht werden wie die gewöhnli

chen Nachtlokale. Plötzlich, gerade als ich mich darauf gefaßt

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1 67

Johannes onrad

Mein Papa ist geschieden,

und Mami ist es auch.Sie liebten sich in Frieden,

doch dann war alles Rauch.

Und auseinander gingen

die beiden mit Trara.Und von den Eheringen

besoff sich mein Papa.

Er zog nach Schöneweide,

und ich darf manchmal hin,

wobei ich ziemlich leide,

weil ich nicht teilbar bin.

Nun hat die Mami einen,

der heißt Herr Blumental.

Ein Kerl mit krummen Beinen

und auf dem Kopf fast kahl.

~ t e r vi r Augen

»Sag Vater zu mir, Junge «

ruft der und schenkt mir was.

Dann zeig ich ihm die Zunge,

und er wird immer blaß.

Und Papa führt mich immer

mit einem Fräulein aus.

Ein magres Frauenzimmer.

Sie riecht nach Krankenhaus.

Das ist die Schwester Ilse.

Die schleckt mir durchs Gesicht.

Und ich steh da und willse

mit ihrem Schlecken nicht.

Und ich steh da und pfeife

auf alle voller Groll,

weil ich das nicht begreife,

was ich begreifen soll.

Obwohl ich Eltern habe,

hab ich doch keine mehr.

Man sieht es: Selbst ein Knabe

von sechs hats manchmal schwer

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>>Immer noch besser ls

g r keine Tapete <<

Wo wir sind ist vorn

Edgar Külow

Früh um acht flatterte dem Direktor vom »VEB Zement Josef

Wissarionowitsch Stalin« durch Boten ein Brief der VVB aufden Tisch in dem ihm mitgeteilt wurde daß die Produktion

ab kommendem 1. um 45 Tonnen zu erhöhen sei. Rückmel

dung bis Dienstag.

Dr Blume ließ sofort den Hauptbuchhalter kommen und teil

te ihm das Unglück mit. Der Hauptbuchhalter stöhnte auf:

.

. . - .

. . .

»Was hab ich dir gesagt? In der

VVB sitzen nur Idioten die dar

auf warten daß der Minister mal

wieder so einen Idioten -Befehlraushaut. Aber der Minister war

tet auch nur darauf daß aus dem

ZK einer den Minister trit t. Holen

wir mal den BGLer; denn die Ar-

beiter müssen doch letzten Endes

alles ausbaden.«

Der BGLer kam sofort angeritten.

Er hatte schon von der Chef

sekretärin alles erfahren. Er resümierte daß der Brecher diese

Nacht mal wieder die Grätsche

gemacht hätte daß nach dem Un-

wetter im Tiefbau sechs Kollegen krank seien daß die Lette

Parameter seit Tagen nicht stimmten daß überhaupt nichts

stimmen würde.

Dr Blume las das Ende des Schreibens seinen Mitarbeitern

vor: »Da der Minister am Mittwoch im Politbüro erscheinen

muß bitten wir euch um folgendes Telegramm ans Ministe

rium: Mit großer Begeisterung hat die Belegschaft des VEB

Zement Josef Wissarionowitsch Stalin den Vorschlag aufge

nommen 45 Tonnen über den Plan zu produzieren. Wir

verpflichten uns anläßlich des 200. Geburtstages des russi

schen Erfinders des Schnellkochtopfes Iwan Eduardowitsch

Dampfoljugin freiwillig den Plan um noch einmal 1 Ton

nen zu erhöhen.«

An dieser Stelle wurde der Hauptbuchhalter hysterisch: »Mit

allen Tricks fegen wir die letzten Zementkrümel im Lager zu-

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11

1

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1

o wir sind , ist vorn

Willy Frank

ra t t VOHt ae

In der jüngsten Entwicklung des Homo sapiens hat sich eine

neue Spezies herausgebildet: der Sachbearbeiter (robotus sacharinus). Der Sachbearbeiter unterscheidet sich von den übrigen Menschen dadurch, daß er Sachen bearbeitet, was andere Leute bekanntlich nicht tun. Für die Hauptsachen ist

der Hauptsachbearbeiter zuständig. Natürlich gibt es auchNebensachen, aber keine Nebensachbearbeiter.Man weiß ja bei den meisten Berufen von vornherein ganzgenau, was getan wird: Der Buchmacher macht Bücher, derBuchhalter hält sie und der Kraftfahrer fährt sie. Beim Sach

bearbeiter dagegen ist es auf den ersten Blick wie bei derheimlichen Liebe, von der niemand nichts weiß.Um diesem Mangel abzuhelfen, werden Nomenklaturen eingeführt. Nomenklatur und Klaviatur unterscheiden sich dadurch, daß es bei der Klaviatur viele Tasten gibt, bei der No-menklatur dagegen vorläufig nur ein Tasten im Dunkeln.SBAO beispielsweise ist kein Hafen in Übersee, sondern einSachbearbeiter SB) für Arbeitsorganisation AO).

Im übrigen ist die Berufsausbildung der meisten Sachbearbei

ter denkbar einfach. Man erlernt irgendeinen Beruf, den mannicht ausübt, und wird dann irgendwo Sachbearbeiter für irgendwas. Bearbeiten läßt sich ja alles (sogar ein Verbesserungsvorschlag und eine Reklamation), und Sachen gibt es

überall. Sachen gibt es, Kollegen Heute Kultur und morgenKläranlage ...Natürlich kann der Nachwuchs von Sachbearbeitern auchdurch Fortpflanzung erzeugt werden. War da kürzlich folgende Heiratsanzeige zu lesen: »Sachbearbeiterin, 23, ev., le

bensl., viels. int., sucht passenden Lebensgefährten.« Wenndiese - eventuell lebenslänglich vielseitig intime - Sachbearbeiterin den passenden Sachbearbeiter gefunden hat, werdenbeide in gemeinsamem Glück die Sache bearbeiten und vielewinterharte roboti sacharini in die Welt setzen.

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• •

Wie meinten Sit Hcn- Direktor? Los ist für die Arbeiter:O.e Mit e bleib . frell Dieser ~ e l l ~ sch::-in der Betrlebsleituni.am wicbtiplen. ~ Rest erte 1en

. Disziplin: Jeder .Sozialistische · · keiner macht

ht was er Wl , ·tmac . alle machen mt .was er soll,

Was ist die ··DDn ochststrafe n

.n. erDrei ]aJiri „_

e o .uie Beziehungen

Z ldlnung: HEINZ IEHUNG

Nach 5 Arbeitsmethoden WLtrde in der DDR gearbeitet:

Montags nach der Robinson-Crusoe-Methode: Warten auf den Freitag.Dienstags nach der Heidekraut-Methode: Heide graut mir s aber widder.

Mittwochs nach der Heinrich-Heine-Methode: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten.Donnerstags nach der Miezekatzen-Methode: Pfoten auf den Tisch und warten auf~ e M h s e •

Freitags nach der Bassow-Methode: Baß nff, daß de den Feierahmd nich verpaßt.

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114

faWa s.serhähnß-  · s· . rP M V • i..:-;:.....;..,_.;,..J

C )

Ist ja ganz was Neues

daß die Felder auch

zum orfgehören.  

o wir sind ist vorn

einem Mitglied unserer Spezialreporter-Brigade ein Interview

gewährte, gab bekannt, daß über die Baufortschritte auf dem

Neu-Ranziger Gelände eine Photo-Wanderausstellung berich

ten wird, die in allen Hauptstädten der Erde gezeigt werden

soll. Der Vorsitzende des Rates der Gemeinde hat dieserhalb

bereits den Magistrat von Feuerland in einem Anschreiben angeschrieben, dessen Abschrift wir, ihres Umfanges wegen,

•erst in der nächsten Sonntagsbeilage unseres

Blattes veröffentliehen werden. Bis dahin noch

Geduld, liebe Lesermassen

Berlin, 10. Januar 1961. Von unserem philateli-•

J::lJ  stischen Redakteur. Endlich ist es soweit Lange

genug haben wir auf den überfälligen Sondermarkensatz »Fortschrit tlicher Tropfen Neu-Ran

zig« gewartet. Die geschmackvollen Briefmar

ken zeigen einheitlich ein weißes Bierglas auf blauem Grund

und sind in Sätzen zu 1 (+ 90), 20 (+ 80) und S (+ 50) Pf.

erhältlich. Die Zuschläge fließen dem Neu-Ranziger Bauvor

haben und insbesondere dem von der dortigen Gemeinde neu

gegründeten Pressereferat zu, das auf Grund dieser Einkünf

te ab sofort einen eigenen Berufslyriker, den jungen Hilmar

Jubel, anstellen kann. Der vom Sonderpostamt Neu-Ranzig 2herausgebrachte Sonderstempel,

der den Wert der Sondermarken

geradezu ins unermeßliche hoch

treibt, trägt die Inschrift: »Neu Ran

zig baut die Zukunft. 15.1.1961.

Steter fortschrittlicher Tropfen

höhlt den Stein.«

5Berlin, 21. Januar 1961. Unser

nach Neu-Ranzig entsandter sani

tärer Mitarbeiter hat die dortigen

Toilettenpläne gründlich studiert

und ist zu überraschenden Entdeckungen gekommen, die un

seren Lesern vorzuenthalten geradezu frevelhaft wäre: Die

gigantischen Anlagen werden aus zwei nach Geschlechtern

getrennten Räumen bestehen; die Spülung hat Weltniveau.

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  6

Zum zehnten Jahres

tag der DDR-Gründung gibt es einenfestlichen Empfang.Beim Büfett liegenedle Silberbestecke.Sowohl Walter Ulbricht als auch WilliStoph würden gerneins mitgehen lassen, aber es tritt · .

kaum eine unbeobachtete Situationein. Als Stoph einengünstigen Momentfür gekommen hält,steckt er ein Besteckn seine Jackentasche. Nur WalterUlbricht hat es bemerkt. Als Ulbricht

unmittelbar daraufeine Rede zu haltenhat, endet er mit denWorten: »Und zumSchluß, liebe Genossinnen und Genossen, möchte ich euchnoch ein Zauberkunststiick vorfüh;

ren. Seht mal her:

Ich nehme jetzt einBesteck und steckees in meine Jackentasche. HokuspokusUnd hole es beimGenossen WilliStoph aus seiner

Jackentasche wiederraus ... «

o wir sind ist vorn

7

Neu-Ranzig, Kreis Lodenhut, im Frühjahr 1961. Anläßlich

des Richtfestes des hiesigen HO-Trink- und Kulturkombinats

ernannten

der Vorsitzende des Rates den ersten Maurer zum

Klasse-Maurer,der Vorsitzende des Rates den zweiten Maurer zumersten Maurer,die beiden Maurer den Vorsitzenden zum Bestvorsitzen

den,

die beiden Maurer den schon anwesenden Zapf er zum

Ehrenzapfer,der Leiter des Pressereferats den Berufslyriker H. Jubelzum »Großen Sänger von Neu-Ranzig« mit drei Sternen,

der Leiter des Pressereferats sich selbst zum Professor.Allen Anwesenden verlieh der Berufslyriker H. Jubel, Großer

Sänger von Neu-Ranzig mit drei Sternen, eine handgefertig

te Ehrenkopie seiner Hymne mit den einprägsamen Schluß

zeilen:

»Du Fortschrittstropfen, du Öl des Neuen, an

keinem Ort schäumst du so frisch wie in Ranzig

forsch immerfort.«

Anschließend schlugen sich sämtliche Anwesende gegenseitig zum Nationalpreis vor.

8Neu-Ranzig, Kreis Lodenhut, Anfang Mai 1961. Von unserem

Spezialreporter-Regiment. - Der größte Tag der neueren Geschichte ist gekommen. Der feierliche Weiheakt wurde eröffnet durch Intonation einiger Takte aus der Ouvertüre zu Wag-

ners »Lohengrin«, dargeboten vom Mandolinenorchester des

Rangierstellwerks Neu-Ranzig-Süd unter Leitung des ausBerlin herbeigeeilten Gastes, Musikoberlehrer Walter Nothold. Alsdann durchschnitt der Vorsitzende des Rates der Gemeinde den symbolischen Papierstreifen, der die schaulusti

ge Menge vom Innern des neuen Etablissements »Zum fort

schrittlichen Tropfen« hermetisch abschirmte. Die Besucherwogen wogten ins Innere. Das ganze Etablissement, das man

einen Palast der Gastronomie nennen möchte, ist einzigartig.Ein Triumph Gegen Regen ist oberhalb des Raumes ein Dach

angebracht. Die Fenster sind mit Glasscheiben versehen,

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  owir sind ist vorn

durch welche bei Tageslicht die schöne deutsche Heimat her

eingrüßt. Das Haus enthält eine Theke, einen Steh-Tisch

sowie zwei Tische mit Stühlen. Ganz Neu-Ranzig befindet sich

in einem unbeschreiblichen Festtaumel. Schon am frühenAbend gab es einen Knall, der eindeutig von einem an die

Decke geschleuderten Sektpfropfen herzurühren schien; dochhandelte es sich nur um eine Halluzination des Neu-Ranziger

Pressereferenten.

Der Zapfer des neuen stolzen Bollwerks, ein aus Westdeutsch

land verpflichteter Experte, auf den wir stolz sein können,

weil er schon in Pflaume (Westfalen ) ein Vierteljahr lang den

Bierhahn bedient hat, erklärte uns im schlichten und populä

ren Zapferton: »Gerade wir fordern die Einheit Wenn Sie mich

fragen, so erwidere ich stolz: Ich zapfe für das Neue « Wir

schlagen den Kollegen Zapfer als Kandidaten für die Verlei-hung des Goldenen Zapfens vor. (Weitere Sonderberichte fol-

gen in den nächsten Ausgaben.)

9

Neu-Ranzig, Kreis Lodenhut, 18. Mai 1961. (ADN.) Der Bau

der im Rahmen des zweiten Fünfjahrplans vorgesehenenZweigbahn Neu-Ranzig-Eisenburg wird noch in diesem Som-

mer begonnen werden. Der künftige Bahnkörper wird bereits

vermessen. Abrisse sind glücklicherweise nicht erforderlich;lediglich eine Neu-Ranziger Kleingaststätte (die wegen Unren-

tabilität ohnehin geschlossen werden sollte) wird für die wich-

tige Eisenbahnlinie Platz machen müssen.

7

>>Fehler gefunden  

Meesta Kein Benzin

im Tank <<

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118

.•. lJ ,,. . .

Wo wir sind ist vorn

Wilfried Geisler

»Kollegen«, sprach MTS-Direktor Fitzke, »in unseren Nachbar

stationen haben sich bereits sozialistische Brigaden gebildet.Ich frage euch: Weshalb soll das nicht auch bei uns möglichsein? Und außerdem: Was soll der Rat des Kreises von unsdenken? Also vorwärts, Kollegen, hopp, hopp - gründen wireine sozialistische Brigade «In Anbetracht so schwerwiegender, aber natürlich einleuchtender Argumente begann sofort eine wohldurchdachte undgut organisierte Überzeugungsarbeit. Am Montag kam ein In-

strukteur aufs Feld geradelt. »Na, Kollegen«, sagte der In-

strukteur, »wie sieht's aus mit der sozialistischen Brigade?Was können wir dem Kreis melden? Ihr seid doch alle für denSozialismus «»Für'n Sozialismus sind wir, aber jetzt haben wir keine Zeit«,

sagten die Traktoristen.Am Dienstag kam der BGL-Vorsitzende. »Bravo, Kollegen,bravo Ihr werdet die erste sozialistische Brigade auf unserer MTS, eure Namen wird man mit goldenen Lettern in dieChronik unserer Station eintragen.« Trotzdem war der Einsatz

des BGL-Vorsitzenden erfolglos.Am Mittwochmorgen kam die Pioniergruppe des Dorf es zum

Agitationseinsatz. Am Donnerstag kreuzte der FDJ-Sekretärauf. »Freundschaft, Freunde « sagte er. »Na, wie steht's? So-

zialistische Brigade gebildet? Wär doch 'ne dufte Sache, wenneine Jugendbrigade den Wettbewerb mitmachte «»Jugendbrigade? Wir haben bloß zwei Jugendliche bei uns«,

sagte der Brigadier. Eine Weile später erschien der Frauenausschuß mit einem riesigen Transparent, auf dem geschrie

ben stand: »Traktorist, sei schlau, hör auf deine Frau «Nach diesem massierten, aber lange Zeit erfolglosen Angriffauf das Bewußtsein der Traktoristen verbreitete sich einesTages die Nachricht: Die Brigade III will sich dem Wettbewerbanschließen, die Sache hängt nur noch an Ede. Und Ede wartatsächlich störrisch wie ein alter Esel. »Ich will mein Biertrinken, ohne vorher den Brigadier fragen zu müssen«, argumentierte er. Auf ihn konzentrierte sich nun die geballte Agi-

tation. In der Frühstückspause, in der Mittagspause, auf dem

Traktor,ja

selbst abends in Edes trautem Heim - immer war

-

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  owir sind ist vorn

jemand zur Stelle, der heftig mit ihm diskutierte. Edes Schlaf

wurde unruhig, abends traute er sich nicht mehr nach Hause.

Nachdem er eine Woche im Heuschober geschlafen hatte, kam

er eines Morgens plötzlich wie früher zum Stützpunkt. »Kol-legen«, verkündete er laut, »ich mach mit «

Der Brigadier tat einen tiefen Seufzer. »Hat s endlich gefunkt.Ede?«

»Ach, Mensch«, grinste Ede, »ich will endlich meine Ruhe wie-

derhaben. Ich hab mich auf der Nachbarstation erkundigt:

Wenn so ne Brigade erst mal gebildet ist, kümmert sich so-

wieso kein Aas mehr drum.«

9

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12

elmut Recknagel

959

1. Januar

3. Januar

5. Januar

6. Januar

1959

Die Sowjetunion verzichtet auf die Erstattung der Stationierungskosten ihrer Truppen in der DDR.

Die Jugendbrigade Nikolai Mamai im VEB Elektro-Kombinat Bitterfeld kämpft unter der Losung >>Sozialistisch

arbeiten, lernen, leben<< als erste um den Titel >>Brigade

der sozialistischen Arbeit<<.

Gründung der >>ersten sozialistischen Militärakademie<< in

Dresden, >>Friedrich Engels<<

Helmut Recknagel und -die DDR-Auswahl gewinnen dieVierschanzentournee in der Einzel- und Mannschaftswer

tung.·

Unterhalten sich ein Amerikaner, ein Russe und ein DDR-Bür

ger darüber, wer wohl die größten Wälder hat. Der Amerikanerprahlt: »Bei uns in Amerika gibt es Wälder, wenn man da mor

gens reingeht, kommt man vor dem Abend nicht wieder raus «Darauf der Russe: »Wenn du bei uns n Sibirien in den Wald

gehst, kommst du erst nach einer Woche am anderen Ende her-aus « ·

»Alles Kinderkram « erwidert der Ostdeutsche. »Bei uns sind dieRussen 1945 in die Wälder rein - und haben bis heute nicht

wieder rausgefunden «

15. Januar

15.-17. Januar

16. Januar

28. Januar

10. Februar

23. Februar

6. März

Tanzmusikkonferenz in Lauchhammer: Der Lipsi<< wird

gegen den Rock n Roll ins Rennen geschickt.

Die.Umgestaltung des Schulwesens wird beschlossen: Die

zehnklassige allgemeinbildende polytechnische Oberschule soll die achtklassige Grundschule als obligatorischeSchulform bis 1964 ablösen. Beschlossen wird auch: AlleAngestellten der Partei sollen einen Monat im Jahr körperlich arbeiten.

Filmpremiere >>Die Elenden<< nach Victor Hugo, Co-Produktion mit Frankreich und Italien.

Zentrale Bäuerinnenkonferenz in Erfurt.

Die Aktion >>6000 FDJler werden Lehrer<< startet. Das Zielist am 28.2. erreicht. ·

Aus Anlaß des 200. Todestages des Komponisten wird in

seiner Geburtsstadt Halle das Händel-Jahr eröffnet.

Auf einem authentischen Schmuggel-Fall mit optischen

Geräten basiert der DEFA-Film >>Ware für Katalonien<<.

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  22 Zeittafel 959

rof Heinrich athe

Sagt der Brigadierzu seinen Leuten:

»Ich habe zwei Nach-richten für eucheine gute und eineschlechteZuerst die schlechte:Wir müssen morgen500 Säcke Kartoffeln

v e r l d e n ~ Nun die  gute: Es sind wederSäcke noch Kartof-

feln da.«

rof Flimmrich

7. Juli Das auf der Rostocker Neptun-Werft erbaute 7000-t-Fährschiff >>Saßnitz<< wird auf der Linie Warnemünde-Gedserals erste Eisenbahnfähre der DDR in Dienst gestellt, woes bis 1986 fährt.

5. August In Genf scheitert endgültig eine Vier-Mächte-Konferenz,die über die politische Zukunft Deutschlands entscheidensollte.

11. August Konrad Enke schwimmt in Leipzig über 200 m Brust in2:38,6 min neuen Europarekord .

13.-16. August In Leipzig findet das III. Turn- und Sportfest statt.

15. August

15. August

20. August

5. September

6. September

13. September

14. September

16. September

20. September

1. Oktober

1. Oktober

3. Oktober

4. Oktober

7. Oktober

Zum zweiten Mal erkämpft sich Täve Schur den Weltmeistertitel im Straßenrennen der Amateure bei den Radsport-WM in Zandvoort.

Premiere des Freilicht-Massenspektakels >>Klaus Störtebeker<< mit 1200 Berufs- und Laienschauspielern in Ralswiek/Rügen.

Start der Fernsehkrimi-Reihe >>Blaulicht<< mit Bruno Carstens, Alexander Papendiek und Horst Torka als Ermittler.

Erste Fernsehsendung >>Zu Besuch bei Prof. Dr Dr Dathe<< .

Wolfgang Wagner schwimmt in Leipzig mit 2:19,8 minüber 200 m Rücken neuen Europarekord.

Die Sowjetunion landet mit >> Lunik 2 den ersten Flug körper auf dem Mond.

Erste Kinderfernsehen-Sendung mit Professor Flimmrich,mit bürgerlichem Namen Walter E Fuß.

>>Blitz kontra Knollenschreck<< - die FDJ startet eineAktion zur Kartoffelernte.

Erste Sendung von >>Herzklopfen kostenlos<< - bis 1973stellt Heinz Quermann im Rostocker >>National-Cafe<<junge Talente vor.

Volkskammer ändert die Staatsflagge. Das Staatswappen- Hammer, Zirkel und Ährenkranz - wird nun auch aufder Flagge geführt.

Der bisher geltende Fünfjahrplan wird rückwirkend durchden Siebenjahrplan zu Anfang 1959 ersetzt. Er enthälterstmals ein Wohnungsbauprogramm - bis 1965 jedemeine Wohnung

Die Rappbodetalsperre wird nach siebenjähriger Bauzeitfertiggestellt.

Im Berliner Pergamon-Museum wird der Saal mit dem ·

Altarfries, der während des Kriegs ausgelagert wurde,wiedereröffnet.

Zum Jahrestag der DDR wird erstmals der Titel >>Brigadeder sozialistischen Arbeit<< verliehen.

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Zeittafel 959

8. Oktober DEFA-Filmpremiere >>Verwirrung der Gefühle<< mit Angelica Domröse und Annekathrin Bürger.

20. Oktober Beginn des Baus des Wärmekraftwerks in Vetschau.

Walter Ulbricht besucht ein Heizkraftwerk. Der Betriebsleiterführt ihn und weist auf die großen Heizkessel. »Genosse Ulb-

richt«, sagt er, »wir können mit Stolz behaupten, daß wir dieAnlage schon zwei Jahre ohne Kesselstein fahren «

»Nu ja, Genosse«, sagt Walter und klopft ihm beruhigend aufdie Schulter: »Kopf hoch, diesen Engpaß werden wir auch nochüberwinden «

23. Oktober

23. Oktober

Gisela Birkemeyer wird >>weltbeste Hürdenläuferin 1959<<.

Das letzte Pferdefuhrwerk der Berliner Müllabfuhr wirdverabschiedet.

8. November Von nun an immer wieder: 15minütige Filme mit JirlVrstala in >>Clown Ferdinands Abenteuer<<, einer Gemeinschaftsproduktion mit dem tschechischen Fernsehen.

9. November Die DEFA-Literaturverfilmung >>Kabale und Liebe kommtin die Kinos mit Wolf Kaiser, Otto Mellies, Marion van

de Kamp, Willi Schwabe.

22. November Erstmals erscheint um 18.50 Uhr das >>Sandmännchen<<.

18. Dezember Abkommen über den Bau einer Erdölleitung vom sowjetischen Wolga-Ural-Gebiet nach Schwedt.

23. Dezember Stapellauf des ersten 9500-t-Kohle Erzfrachters auf der

Warnowwerft Warnemünde.10.-13. Dezember Auf der 7. Tagung des ZK der SED werden gemeinsam

mit LPG-Bauern Fragen der Landwirtschaft beraten.

43 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden

Ende 1959 genossenschaftlich bearbeitet.

1959 verlassen 143 917 DDR-Bürger das Land.

Sportler des Jahres:

Täve SchurRadsport)

Gisela BirkemeyerLeichtathletik)

Handball-Nationalmannschaft

Torschützenkönig derOberliga:Bernd Bauchspieß, BSG

Zeitz, mit 18 Treffern.

neue Bücher:

Franz Fühmann>>Stürzende Schatten<<

Anna Seghers

>>Die Entscheidung<<

Wolfgang Schreyer

>>Das grüne Ungeheuer<<

Otto Gotsche

>Die Fahne von KriwojRog

Erwin Strittmatter>>Pony Pedro

große Hits:

Posaunenflip<<Orchester Gollasch

>>Heute tanzen allejungen Leute im Lipsi

schritt<<

Helga Brauer

>>Weil ich jung bin

Bärbel Wachholz

23

einz Quermann

Oberliga Plazierung

1959

1. Wismut Karl-Marx

Stadt

2. ASK vorwärts

Berlin

3. SC Dynamo Berlin4. SC Empor Rostock

5. SC Motor Jena

6. Fortschritt

Weißenfels

7. SC Aktivist Brieske

Senftenberg

8. BSG Motor

Zwickau

9. SC Lokomotive

Leipzig10. Chemie Zeitz

11. SC Rotation

Leipzig

12. SC Einheit

Dresden

13. SC Turbine Erfurt

14. BSG Lokomotive

Stendal

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124

Die Leuna-Werke

tragen den Ehrennamen »Walter Ulbricht«. Auf einerFestveranstaltung

hält er höchstpersönlich eine Rede. »Das

Werk gehört im So

zialismus dem Volk,

also euch, dir undmir So sind wir jetztalle Fabrikbesitzer,arbeiten nicht mehrfür die kapitalistischen Ausbeuter,sondern für unsselbst, ja «

Am nächsten Mor

gen ertönt im Arbei

terzug zur Früh

schicht eine neueDurchsage: »Nächste

Haltestelle Spitzbarthausen Alle Fabrikbesitzer aussteigen «

Karl Eduard von

Schnitz er

196

1. Januar

Zeittafel 196

Zirkus Barlay und Zirkus Busch werden zum VEB Zentralzirkus 1961 kommt Zirkus Aeros hinzu.

19.-20. Januar Helga Haase erzielt bei internationalen Eisschnellauf

Wettkämpfen Weltrekord im Mehrkampf.

23. Januar Walter Ulbricht schreibt an Konrad Adenauer in ganz

Deutschland Volksabstimmung über Abrüstung Friedens

vertrag und deutsche Konföderation durchzuführen. Das

Schreiben kommt ungeöffnet zurück.

1. Februar Die >Gesellschaft zur Förderung des Olympischen Gedan

kens   wird gegründet.

10. Februar Die Volkskammer beschließt das Gesetz über die Bildungdes >>Nationalen Verteidigungsrates<< Vorsitzender wirdWalter Ubricht.

14. Februar Erster Volkssporttag in der DDR.

18.-28. Februar An den Olympischen Winterspielen in Squaw Valley/USA

nehmen 35 DDR-Sportler im Rahmen einer gesamtdeutschen Mannschaft teil. Gold für Helmut Recknagel und

22. Februar

24. Februar

26. Februar

1. März

2. März

9. März

20. März

21. März

Gold und Silber für Helga Haase im Eisschnellauf.

Schweres Grubenunglück in der Steinkohlenzeche >>Karl

Marx   in Zwickau: 123 Tote.

Das FDGB-Urlauberschiff >>Völkerfreundschaft<< geht aufseine erste Reise.

>>Der schweigende Stern<< ein Science-Fiction-Film nach

einer Vorlage von Stanislaw Lern hat Premiere.Die erste volkseigene Großhandelsgesellschaft wird gebildet die HO Konsum und private Händler mit Gemüseund Obst versorgen soll.

Die Ausstellung >>Frauenschaffen und Frauengestalten in

der bildenden Kunst in Berlin eröffnet.

Lieferung des ersten Stromes durch das Großkraftwerk>>Artur Becker in Trattendorf.

Zum zweiten Mal gewinnt Helmut Recknagel beim internationalen Spezialsprunglauf am Holmenkollen.

Erste Sendung >>Der schwarze Kanal   mit Karl-Eduardvon Schn tzler.

Karl-Eduard von Schnitzler geht über die Straße. Kommt ihm ein. .

Mann entgegen und sagt: »Guten Tag, Herr von Schnitz « .Darauf Schnitzler: >Aöer ich heiße doch Schnitzler und riichtSchnitz « ,

Der Mann entgegnet: »Tut mir leid, länger habe ich Ihre Sendungnoch nie länger gesehen «

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126

Wilhelm ieck

Frau Grotewohl ruft

Lotte Ulbricht an.

»Du, Lotte, kommstemit, wir gehn zu

Figaros Hochzeit?«

»Ach nein, ich kenndie Leute doch garnicht «

Zeittafel 196

18. August Die erste Antibaby-Pille kommt auf den Markt.

19. August In >>Sputnik << landen erstmals zwei Lebewesen dieHündinnen Strelka und Belka) nach einem Raumflugsicher auf der Erde.

25. August 11. September Bei den XVII. Olympischen Sommerspielen inRom gibt es 3 Gold-, 9 Silber- und 7 Bronzemedaillen für

DDR-Sportler. Ingrid Krämer erkämpft 2 mal Gold imTurm- und Kunstspringen.

7. September Wilhelm Pieck stirbt. Das Amt des Staatspräsidenten wirddurch den Staatsratsvorsitzenden ersetzt, das Walter Ulbricht am 12. September übernimmt.

8. September Bundesbürger dürfen nur noch mit einer Aufenthaltsgenehmigung nach Ost-Berlin einreisen. Die BRD kündigtdaraufhin das Interzonen-Handelsabkommen setzt eszum 1. Januar 1961 wieder in Kraft).

15.10. 5. September Erste Messe der Meister von morgen in Leipzig.

15. September Reisepässe der Westberliner werden nicht mehr anerkannt.

17. September Gründung der Gesellschaft für experimentelle Medizinder DDR.

1. Oktober >>Die Aktuelle Kamera<< wird auf 19.30 Uhr vorverlegt, um>>Überschneidungen<< mit der Tagesschau der ARD zu vermeiden.

Unter welcher Parole kämpften die römischen Sklaven? - »Es

lebe der Feudalismus, die lichte Zukunft der Menschheit «

2. Oktober

4. Oktober

6. Oktober

8. Oktober

11. Oktober

Die Deutsche Reichsbahn nimmt den Städteschnellverkehr zwischen Berlin und den Bezirksstädten Rostock,Dresden, Karl-Marx-Stadt, Leipzig, Magdeburg und Erfurtauf.

Ulbricht erklärt die >>geschichtliche Mission<< der DDR.

Einweihung des Dresdner Fernsehturmes.

Eröffnung des neuerbauten Opernhauses in Leipzig mitden >>Meistersingern<<.

Der Vierteiler >>Flucht aus der Hölle mit Armin Mueller

Stahl wird imDFF

ausgestrahlt.

Geschichtsunterricht. Der Lehrer fragt: »Warum lieben wir unseresowjetischen Freunde?«

Fritzchen antwortet: »Weil sie uns vom Hitlerfaschismus befreithaben.«

»Sehr gut. Und warum«, fragt der Lehrer weiter, »hassen wir die

Amerikaner?«Fritzchen. »Weil sie uns nicht befreit haben.«

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Zeittafel 196

14. Oktober Auf der 15. UNO-Vollversammlung hämmert NikitaChruschtschow mit seinem Schuh aufs Rednerpult, umgegen die Bezeichnung >>Moskaus osteuropäische Satellitenstaaten<< zu protestieren.

16. Oktober

3.November

Uraufführung der Operette >>Messeschlager Gisela<<.

>>Fünf Patronenhülsen << mit Erwin Geschonneck und Man

fred Krug hat Premiere.Buchklub der Kinder gegründet.. November

11. November Grundsteinlegung für das Erdölverarbeitungswerk inSchwedt.

Stehen zwei am Tresen. Fragt der eine: »Kennst du den Unterschied zwischen Bier und Walter Ulbricht?« - »Ja«  sagt der, »Bier

ist flüssig und Walter Ulbricht ist r f l ü s s i g ~ - »Kennst du auchden Unterschied zwischen dir und dem Tresen?«- »Nein, denkenne ich nicht.« - »Dann sag ich ihn dir: Der Tresen bleibt ste

hen, und du kommst mit.«- - Nach zwei Jahren treffen sich beidewieder. Fragt wieder der eine: »Kennst du den Unterschied zwi

schen einem Schwein und Walter Ulbricht? «Der andere klug ge-

worden, sagt: »Ich kenne keine Unterschiede mehr «

1. Dezember 31. Januar Umtauschaktion für SED-Mitgliedsbücher undKandidatenkarten zur Überprüfung der >>ideologischenZuverlässigkeit<<.

23. Dezember Aufgrund internationaler Proteste wird der Verleger Walter Janka, der 1956 wegen >>konterrevolutionärer Verschwörung<< verhaftet worden war, aus der Haft entlas

sen.29. Dezember Traditionell liefert die DEFA Unterhaltsames zum Jahres

ende: Filmpremiere >>Silvesterpunsch<<.

1960 verlassen 199188 DDR-Bürger das Land.

Sportler des Jahres:

Ingrid Krämer

Wasserspringen)Täve SchurRadsport)

Friedensfahrtmannschaft

Torschützenkönigder Oberligar:Bernd Bauchspieß, BSG

Chemie Zeitz, mit 25Treffern

neue Bücher:

Jurij Brezan

>>Semester

der verlorenen Zeit

Dieter Noll>>Die Abenteuer desWerner Holt<<

Werner Bräunig>>In diesem Sommer<<

Harry Thürk>>Das Tal der siebenMonde  

große Hits:

>>Moskauer Abende<<Peter

Wieland>>Damals

Bärbel Wachholz

>>Ein Pärchen von damals

Helga Brauer

27

Walter lbricht

Oberl iga Plazierung

1960

1. ASK VorwärtsBerlin

2. SC Dynamo Berlin3. SC Lokomotive

Leipzig4. BSG Motor

Zwickau5. Wismut Karl-Marx

Stadt6. SC Empor Rostock7. SC Aufbau Magde

burg8. SC Motor Jena9. SC Aktivist Brieske

Senftenberg10. SC RotationLeipzig

11. SC Chemie Halle12. SC Einheit

Dresden13. Chemie Zeitz14. Fortschritt

Weißenfels

7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / 1959 - 1960

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Wenn Mutt i f rüh zur Arbeit geht