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Unverkäufliche Leseprobe aus: Stiegler, Bernd Elfen und andere Erscheinungen Conan Doyle und die Photographie Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustim- mung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main

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Unverkäufliche Leseprobe aus:

Stiegler, BerndElfen und andere ErscheinungenConan Doyle und die Photographie

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text undBildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustim-mung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Diesgilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzungoder die Verwendung in elektronischen Systemen.© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main

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Inhalt

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

1. Ausflüge in die Wildnis:Conan Doyle als Amateurphotograph . . . . . . . . 25

2. Sherlock Holmes: Der Detektiv als Photoapparat . . 48

Exkurs: Die Sherlock-Holmes-Ausstellung 1951 . . . 100

3. Lichtbilder aus dem Herzen der Finsternis:Die Kongo-Greuel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

4. Ein Märchen der Wissenschaft:Die vergessene Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . 126

Exkurs: Arthur Conan Doyle und Harry Houdini . . . 157

5. Lichtbilder aus dem Schattenreich:Photographie und Spiritismus . . . . . . . . . . . . 173

6. Elfen, Gnome und Waldwichtel:Eine photographische Wiederverzauberungder Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265

Epilog: Strategischer Realismus . . . . . . . . . . . . 297

Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . 349Namenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356

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Einleitung

Im Sommer 1927, drei Jahre vor seinem Tod, tritt Sir ArthurConan Doyle für »Fox Newsreal« vor die Kamera und sprichteinzig über zwei Dinge, nach denen man ihn nach eigenerAussage auch ansonsten fortwährend befragt: die Erfindungvon Sherlock Holmes und sein Engagement für den Spiri-tismus.1 Das ist heute durchaus überraschend: Als Autorder Sherlock-Holmes-Texte kennt man ihn, aber als Verfech-ter des Geisterglaubens? Schließen sich nicht, so würde mandenken, detektivischer Scharfsinn und spiritistischer Unsinnaus? Nicht für Conan Doyle, muß die Antwort lauten. Diesezwei Seelen wohnen, ach, in seiner Brust, und einige andereebenso merkwürdige noch dazu. Die Verwunderung überdiese befremdliche Koexistenz von etwas, was offenkundignicht zusammenzugehören scheint, stand auch am Anfangdieses Buches. Sie wurde nicht kleiner, als immer neue Be-reiche hinzukamen: der Glaube an die Authentizität vonElfenphotos, aber auch Conan Doyles Engagement für dieAufklärung der Kongo-Greuel, einem Verbrechen gegen dieMenschlichkeit durch die Kolonialpolitik des belgischen Kö-nigs Leopold II., und der Abenteuer-Roman The Lost Worldmit photographischen Illustrationen einer Reise in die Weltder Dinosaurier. Detektivische wie politische Aufklärungs-arbeit und jahrelanges Predigen für die vermeintlich froheBotschaft des Spiritismus stehen nebeneinander. Ihre eigen-tümliche Logik zu erkunden und zu erklären ist Aufgabe die-ses Buchs. Hat vielleicht nicht, so wäre zu fragen, Sherlock

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Holmes doch etwas mit dem Spiritismus zu tun, und umge-kehrt dieser etwas mit dem Meisterdetektiv? Und was bedeu-tet es, wenn wir bis heute seine Wohnung in der Baker Street221B, die es niemals gab, besuchen oder mit der neuen Serie»Sherlock« staunend den Wundern der Aufklärung dunklerFälle folgen? Hat das nicht auch etwas Magisches? ConanDoyle machte sich über den durchaus verbreiteten Glauben,Sherlock Holmes sei eine real existierende Gestalt, lustig undist doch stolz, die besondere Gestalt, die wir bis heute allekennen, erfunden zu haben.

0. 1 und 0. 2 Filmstills aus dem Fox Newsreal 1927

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Hören wir noch ein wenig zu, was er seinen Lesern vor fasteinem Jahrhundert zu sagen hatte, denn dieses einzige vonihm erhaltene Filmdokument ist in vieler Hinsicht bemer-kenswert. Conan Doyle inszeniert sich mit seinem schotti-schen Dialekt und seinem Walroß-Bart als verläßlicher Zeugeseiner eigenen Geschichte ohne jede Starallüren. Er verläßtsein Haus mit einem Buch in der Hand und in Begleitungseines Hundes. Das Buch legt er mitsamt seinem Hut, dener, als er zu reden beginnt, abnimmt, auf einen Gartentisch,und weist dem Hund daneben seinen Platz zu, um ihn dannwährend seines zehnminütigen Monologs hin und wiederzu streicheln. Am Ende verabschiedet er sich, nimmt dasBuch wieder in die Hand und geht mit dem Hund zurück insHaus. Nach ihm das Nachleben. Jenes nach dem Tode seigewiß. Und das Verschwinden Sherlock Holmes’ ebenso. Dasist seine Botschaft.

In dem kurzen Film gibt es keine Fragen, sondern nurAuskunft. Diese nimmt für beide Themen in etwa die glei-che Zeit in Anspruch. Das bedeutet jedoch nicht, daß ConanDoyle Sherlock Holmes ebenso wichtig wäre wie seine spiri-tistische Botschaft. Letztere liegt ihm nach eigener Auskunftweit mehr am Herzen und soll ihn auch in Zukunft beschäf-tigen, während die Tage des Detektivs vorüber sind, denn aufneue Sherlock-Holmes-Geschichten werden die Zuschauervergeblich warten müssen. Für diese finde er angesichts derbesonderen Bedeutung der »Neuen Offenbarung«, so derTitel eines seiner Bücher, keine Zeit mehr.2 Sie habe er zuverkünden. Sherlock-Holmes und der Spiritismus – und dasist das eigentlich Befremdliche seiner Botschaft – werdenvon Conan Doyle nacheinander und zugleich als miteinan-der korrespondierend vorgestellt. Allerdings ist es keines-wegs so, daß Sherlock Holmes etwas mit dem Spiritismus zutun hätte; er ist hier vor allem Mittel der rhetorischen Über-zeugungsarbeit, der Spiritismus ist ihm gänzlich fremd. Die-ser erscheint im »Kanon«, so nennen die Anhänger voller

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Verehrung das Ensemble der Sherlock-Holmes-Romane undErzählungen, allenfalls als zu bekämpfender und auszu-schließender Fremdkörper. Sherlock Holmes konnte, bemer-kenswert genug, mit der Spiritismusbegeisterung seinesSchöpfers wenig anfangen und distanziert sich explizit vonübernatürlichen Erscheinungen. Hier gibt es keine Geister,nur den scharfsinnigen des Detektivs. So heißt es etwa in»Der Vampir von Sussex«: »Die Agentur hier steht mit bei-den Füßen fest auf der Erde, und da muß sie auch blei-ben. Uns reicht die Welt schon so, wie sie ist; für Geister ha-ben wir keine Verwendung.«3 Conan Doyle respektiert dieseselbstgesetzten Vorgaben und nimmt dabei sogar in Kauf,daß seine Schriften Bereiche mit unterschiedlichen Regelnhaben, die sich wechselseitig ausschließen. Der »Kanon« unddie Publikationen zum Spiritismus sind dabei nur zwei vonzahlreichen weiteren Feldern. Bereits Conan Doyles erstermehr als nur spiritismusaffiner Biograph John Lamond kon-statiert: »Es waren mindestens ein halbes Dutzend verschie-dener Wesen in Arthur Conan Doyle verkörpert.«4 Sein Werkist eine eigene Welt, in der in eigentümlicher Weise höchstunterschiedliche und höchst heterogene Diskurs-Kontinentemit eigenen Klimaten und Biotopen koexistieren: Der »Ka-non« steht neben zahlreichen historischen Romanen, die Co-nan Doyle ohnehin für literarisch bedeutsamer als seineSherlock-Holmes-Texte hielt, und spiritistische Manifeste,wie eine umfangreiche Geschichte des Spiritismus, findensich neben politischen Interventionen, historische Schriftenneben einer Verteidigung der Existenz von Elfen und lite-rarische Essays neben Aufsätzen zur Amateurphotographieund Abenteuerromanen. Das alles und noch viel mehr istzu erkunden. Und das ist merkwürdig genug, zumal sich dieFelder nicht trennscharf in unterschiedliche Phasen seinesWerks einteilen lassen.5 Den Widerstreit, den wir hier aus-machen, scheint es für ihn nicht gegeben zu haben. Es scheintsich vielmehr um harmonische Paralleluniversen zu han-

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deln. Im postmodernen Jargon der 1970er Jahre wurde diePluralität des Ich als Entdeckung verkündet. »Wir sindviele«, heißt es programmatisch in Rhizom von Deleuze undGuattari, wo diese rhizomatische Vielheit zugleich als eineneue Art des Denkens ausgegeben wird.6 Doch bereits beiConan Doyle, der in Habitus und ästhetischer Gestalt eherein Autor des 19. Jahrhunderts ist und mit den Avantgar-den schlicht nichts zu tun hat, ist diese Pluralität Programm.Conan Doyle, der »letzte britische Nationalschriftsteller«,7

ist gerade in seiner für ihn typischen Existenz als Inkarna-tion des grundsoliden gesunden Menschenverstands, descommon sense, ein Abbild der Widersprüchlichkeiten sei-ner Zeit. Seine offenkundig absurde und abwegige Begei-sterung für die spiritistische Photographie und die Elfenbil-der wirkt daher wie eine Provokation. Doch auch wenn unsheute Conan Doyle in seiner Verteidigung des Spiritismusgelinde gesagt merkwürdig vorkommt, teilte er seine Über-zeugungen mit mehr als 10 Millionen Amerikanern und er-reichte bei seinen Vorträgen, die ihn um die ganze Welt führ-ten, etwa eine halbe Million Zuhörer, die zumeist für denEintritt bezahlt hatten. Selbst dann, wenn er aus heutigenAugen Extrempositionen einzunehmen scheint, ist ConanDoyle recht gewöhnlich. Wenn wir daher über Conan Doylesprechen, so sprechen wir eben auch über die Zeit zwischen1880 und 1930 im allgemeinen, über ein halbes Jahrhundert,das zwischen Indizienparadigma und Spiritismusbegeiste-rung, der Zeichendeutung im Diesseits und im Jenseits pen-delt. Conan Doyle ist wie ein Seismograph dieser Aus-schläge; sein Werk zeichnet sie wie eine Fieberkurve nach.Wenn wir seine Texte lesen, so durchstreifen wir das Imagi-narium dieser Zeit, das hier üppig wuchert: Darwin, Dino-saurier und Detektive bevölkern es ebenso wie Phantome,Photographien und Phantasien des »schwarzen Kontinents«.Diese wuchernde Vielfalt zeichnet sein Werk wie auch seineZeit aus.

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Im Fox-Film aus dem Sommer 1927 beschränkt sich Co-nan Doyle hingegen einzig auf Sherlock Holmes und denSpiritismus und beschreibt damit nur einen Teil seines Œu-vres. Gleichwohl legt er die Matrix offen, die es gestattet, diekonfligierende Heterogenität der Felder in eine friedlicheKoexistenz zu überführen. Wie charakterisiert nun ConanDoyle diese beiden Bereiche? Sherlock Holmes verschreibtsich einzig und allein der wissenschaftlich genauen Beobach-tung, den Fakten und setzt sich dezidiert vom Spiritismusab. Dieser wiederum ist, so Conan Doyle über seine eigenen»übersinnlichen Erfahrungen«, ebenfalls auf Fakten gegrün-det – auch wenn wir heute diese Überzeugung nicht mehrteilen. Hier geht es nicht um Glauben, sondern um Wissen.Das ist Conan Doyles Strategie der Gegenüberstellung: Aufder einen Seite ein fiktiver Detektiv, der auf Fakten setzt,auf der anderen eine auf Fakten gegründete Bewegung, dienicht selten für reine Fiktion gehalten wird. In Conan DoylesFilminterview regiert daher eine inverse Logik: der »Kanon«der Sherlock-Holmes-Texte auf der einen Seite und der nochzu kanonisierende Spiritismus auf der anderen. Beide sind,so Conan Doyle vor der Kamera, in seinem Leben gleich ur-sprünglich. Erste spiritistische Erfahrungen habe er bereits1886/87 gemacht, also just zu der Zeit, als er auch die Figurdes Sherlock Holmes erfunden habe. Dabei verschweigt er al-lerdings, daß er seinerzeit den Séancen, die er besucht hatte,kritisch gegenüberstand. Zudem hatte er damals eine pole-mische Ablehnung von Reichenbachs Od-Licht publiziert,der Vorstellung, es gebe eine dem Magnetismus verwandteLebenskraft, die, so wurde behauptet, mittels der Photogra-phie eingefangen werden könne.8 Gleichwohl erblickt er inden Séancen im Rückblick den Anfang seiner persönlichenÜberzeugung. Er decodiert seine Geschichte und die nunmit aller Macht einsetzende Bewegung als Parallelgeschich-ten: Wenn auch sein Leben im Schatten von dieser stehe, sohabe diese doch eine welthistorische Bedeutung. Und so wie-

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derum zeichnen seine Lebenslinien welthistorisch bedeut-same Entwicklungen nach. Die Geschichte von SherlockHolmes sei hingegen abgeschlossen. Die eine Geschichte, diedes Spiritismus, deren Historie er ja zudem in einem zwei-bändigen Buch rekonstruiert hat, weist voraus in die Zu-kunft, die andere, die des Sherlock Holmes, ist beendet undsomit historischer Altbestand.9 Diese Einschätzung solltesich bekanntlich nicht bewahrheiten, da Sherlock Holmesfortlebt, jünger und jünger zu werden scheint und proteus-artig immer neue Gestalten annimmt, wie nicht zuletzt jeneder famosen britischen Fernsehserie Sherlock. Conan Doy-les spiritistisches Werk ist dagegen in Vergessenheit geratenund der Spiritismus zugunsten zahlloser weiterer esoteri-scher Strömungen weitgehend verschwunden. Heute erwek-ken wir Sherlock Holmes fortwährend zum Leben und habendie »dunkle Seite« Conan Doyles vergessen.

Doch wenn wir die inverse Logik von Doyles Filmrede be-trachten, so müssen wir noch einen Schritt weiter gehen:Conan Doyle sieht eine besondere Ordnung der Dinge vor.Auf der einen Seite steht der Detektiv, der nach Auskunftund Überzeugung seines Erfinders als erster für sich in An-spruch nehmen kann, bei der Lösung seiner Fälle wissen-schaftlich vorgegangen zu sein. Nicht das Glück oder derZufall haben hier wie bei den vorherigen literarischen Krimi-nalgeschichten regiert, sondern die Logik und die wissen-schaftliche Deduktion. Ihm, Conan Doyle, sei es als erstemgelungen, wissenschaftliche Methoden auf die Arbeit der kri-minalistischen Detektion anzuwenden. Darauf ist er mächtigstolz. Als Vorbild habe ihm dabei sein ehemaliger DozentJoseph Bell gedient, der in der Lage gewesen sei, bereits beider Anamnese durch die reine Beobachtung eines Patien-ten wichtige Informationen über dessen Herkunft und Ge-schichte zu erhalten: Der Mensch ist ein Zeichenträger undein Gewohnheitstier.10 Er verrät unwillentlich vieles übersich, weil er dieses immer wieder tut. Das Leben ist in der

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Vorstellung Conan Doyles vor allem eines: Wiederholung.Die Methode wanderte nun von der Krankheit zum Verbre-chen, der Krankheit des modernen Sozialkörpers, ohne ihreGestalt wesentlich zu verändern.

Auf der anderen Seite steht der Spiritismus, der sich, soConan Doyle, ebenfalls keineswegs dem Glauben, dem Glückoder dem Zufall verdanke, sondern dem Wissen. Beide –Sherlock Holmes und der Spiritismus – sind konstitutiveTeile des Indizienparadigmas, das der italienische HistorikerCarlo Ginzburg mit Sherlock Holmes als wichtiger Referenzvor über 30 Jahren ausgerufen hat.11 Beide beruhen gemäßder Logik dieser Überlegungen auf Fakten und Wissenschaft.Anders als bei Sherlock Holmes sei er jedoch weder Erfinderder Bewegung noch ihr wichtigster Vertreter, sondern einzigihr »Grammophon«. Er zeichne auf, was er mit eigenen Oh-ren gehört und mit eigenen Augen gesehen habe. Er ist, mitanderen Worten, ein Watson der spiritistischen Bewegung.Dieser verfügt nicht über die besonderen Wahrnehmungs-fähigkeiten des Meisterdetektivs und ist daher zur Rolle desbeteiligten Beobachters und Chronisten verdammt. So auchConan Doyle, der nach eigener Aussage über keine eigenenübersinnlichen Kräfte verfügt, wohl aber über die Fähigkeit,den Erscheinungen eine sprachliche Gestalt zu geben. Wenndie Leser schon Watson Glauben schenken und SherlockHolmes für real halten, dann sollten sie das nach ihrem Au-tor in spiritistischen Dingen schon lange tun. Das ist die Bot-schaft des langen filmischen Monologs.

Die Tatsache, daß Conan Doyle die Figur des SherlockHolmes erfunden hatte, sollte häufig von ihm und auch denBerichterstattern eingesetzt werden, um mittels eines Trans-fers von der fiktiven Gestalt auf ihren Autor Glaubwürdig-keit zu erlangen oder auch um der Verwunderung angesichtsseines Falls in den Obskurantismus der Elfen, Gnome undPhantome rhetorisch Ausdruck zu verleihen. »Doyle hätteSherlock Holmes nicht erfinden können«, so heißt es etwa in

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dem dann keineswegs kritischen Artikel mit dem suggesti-ven Titel »Ist Conan Doyle verrückt?«, »wenn er nicht sehrintensiv mit den Gesetzen der Beweisführung vertraut ge-wesen wäre.«12 Und auch die Selbstcharakterisierung »Gram-mophon« kommt nicht von ungefähr. Conan Doyle mußtebei den Séancen, denen er beiwohnte, vor allem seinen Oh-ren vertrauen, spielte sich doch notorisch vieles im Dunkelnab.13 Der Spiritismus beginnt nicht zuletzt mit Klopfzeichenim Hause der Fox-Schwestern in Hydesville. Wer Ohrenhat zu hören, der höre. Die Augen tendieren hingegen zumskeptischen Zweifel. Der gänzlich unspiritistische SherlockHolmes vertraut daher vor allem seiner visuellen Wahrneh-mung und hat diese perfektioniert. Wer Augen hat zu sehen,der sehe – und Sherlock Holmes sieht nicht nur, er beobach-tet und zieht daraus seine Schlüsse.

Die besondere Pointe von Conan Doyles Antwort auf be-kannte Fragen ist in ihrer bemerkenswerten rhetorischenEvidenz die folgende: Conan Doyle tritt so vor die Kamera,wie er auch von seinen Kritikern beschrieben wird: als ehr-licher, aufrichtiger und glaubwürdiger Mann. Und er wun-dert sich darüber, daß man Sherlock Holmes für eine realeFigur gehalten habe. Dies konstatiert er im Film wie auch ineinem späteren Radio-Interview aus seinem letzten Lebens-jahr. »Vielen schien er eine reale Gestalt zu sein, und ich habeviele Briefe gelesen, die von Zeit zu Zeit aus allen Erdteilenan ihn gerichtet waren.«14 Sherlock Holmes ist eine irdischeBerühmtheit, mehr noch: eine globale Gestalt. Der Welt ister nicht fremd, und sie ist ihm nicht fremd. Er habe – ein we-nig indiskreterweise – die Briefe an Sherlock Holmes undauch an Watson gelesen. Darunter seien auch Angebote, alsHaushälterin tätig zu werden, und sogar ein Heiratsantraggewesen. Sherlock Holmes ist jedoch, so betont er süffisant,eine fiktive Gestalt, auch wenn es viele nicht wahrhaben wol-len. Umgekehrt sei jedoch der Spiritismus, den viele für fik-tiv, für eine Ausgeburt der Imagination, der Einbildungskraft

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phantasiebegabter Leute oder sogar für eine bewußte Irre-führung halten, höchst real. Er gründe auf Wissen und aufFakten. Auch als Verfechter dieser Sache habe er viele Briefeerhalten, gar so viele, daß er ein ganzes Zimmer seines Hau-ses damit füllen könne, und sie zeugen vom Trost, den dieBotschaft des Spiritismus gebracht habe.15 Hüben wie drü-ben Briefe, hüben wie drüben vermeintlich wissenschaftlicheMethoden und Wissen, nicht Glauben, Zufall oder Glück.Das ist die Pointe der inversen Logik von Conan Doyles In-tervention, der dabei aber auch eine Logik der Überbietungentwickelt: Das Fiktive wird für wahr gehalten, das ver-meintlich Fiktive ist jedoch wahr. Einige Briefe an SherlockHolmes werden zu einem Zimmer voller Briefe über denTrost der neuen frohen Botschaft. Aus Fiktion wird Realitätund aus der Brücke zwischen Fiktion und Realität schließlicheine zwischen Diesseits und Jenseits.

Strategischer Realismus

Diese eigentümliche Strategie, fortwährend zwischen zweieigentlich strikt geschiedenen Bereichen, Welten oder Ord-nungen übersetzen zu können, ist charakteristisch für ConanDoyles Œuvre. Es ist eine Art Pendelfähre auf dem Acheron,bei der die Einbildungskraft zwischen Faktizität und Fiktion,den Lebenden und den Toten, der Gegenwart und der Ver-gangenheit die Überfahrt bewerkstelligt. Ich möchte sie alsstrategischen Realismus bezeichnen. Darunter verstehe icheine alles in allem manichäische Ordnung der Welt in Oppo-sitionen, die einerseits eine klare Trennung von Wertungenund Bedeutungen (gut und böse, wahr und falsch, Diesseitsund Jenseits etc.) ermöglicht, auf der anderen aber eben stra-tegisch durchlässig ist und das Wandern zwischen den Wel-ten gestattet. Fiktion kann und soll sich aus Fakten speisen,

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umgekehrt aber auch das Reich der Fakten sich der Mittel derFiktion bedienen. Romane werden zu regelrechten Pamphle-ten, und vermeintlich wissenschaftlich grundierte Schriftenfolgen nicht nur Narrativen, sondern sind durchsetzt mitSchichten der Fiktion. »Ich möchte, daß diese Leute glauben,daß es Kommunikation gibt.«16 Das ist die spiritistische Bot-schaft, die Conan Doyle den Tausenden und Abertausendenvon Zuhörerinnen und Zuhörern während seinen diversenVortragsreisen überbringt. Aber das ist auch die Botschaftder anderen Texte: Es gibt kommunizierende Räume. Seinstrategischer Realismus ermöglicht ihm die friedliche Koexi-stenz der unterschiedlichen Welten seines Œuvres. Aus dermultiplen (schriftstellerischen) Persönlichkeit wird ein Wan-derer zwischen den Welten. Mit Siebenmeilenstiefeln durch-mißt Conan Doyle seine Welt und springt dabei von Konti-nent zu Kontinent. Mit Sherlock Holmes verbringt er denMorgen, mit seinem spiritistischen Führer Pheneas den Nach-mittag, und mit Professor Challenger reist er abends in die»Verlorene Welt« der Dinosaurier. Überall ist er zu Hause.

Conan Doyle konstruiert fortwährend solche Räume, diegenau dies leisten: Sie ermöglichen Übergänge zwischen denWelten und lassen dabei dennoch die Evidenz der wertendenSetzungen unangetastet. Er operiert mit vermeintlich strik-ten Unterscheidungen, die die Welt ordnen, um diese zu-gleich dann wieder durchlässig zu machen, ohne daß dieOrdnung tangiert würde. Diese Ordnungen sind zugleich –und das ist entscheidend – narrative Räume eines Wirklich-keitsversprechens. Sherlock Holmes ist fraglos keine real-existierende Person, soll aber einen »effet de réel«, einenWirklichkeitseffekt, bei der Leserschaft haben. Und der Spi-ritismus ist zwar in den Augen Conan Doyles nicht nur eineneue Wissenschaft, sondern eben auch eine »Neue Offen-barung«, die in Erzählungen zu bringen und in dieser Gestaltzu kommunizieren ist. Und Ähnliches gilt auch für die ande-ren Bereiche.

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Die Photographie, die im Mittelpunkt dieses Buchs stehenwird, spielt dabei, auch wenn sie im Filmporträt Conan Doy-les, der sich jedoch fraglos der filmisch-photographischenPerformanz seiner Präsentation bewußt gewesen sein dürfte,nicht erwähnt wird, eine entscheidende Rolle.17 Der Behaup-tung, daß, »obwohl es gelegentliche Verweise auf die Pho-tographie in Doyles Arbeit gibt, diese keine besondere Be-deutung« hat,18 ist zu widersprechen. Es gibt weltweit keinŒuvre eines Schriftstellers dieser Zeit, das in ähnlich breit-gefächerter wie komplexer Weise auf die Photographiezurückgreifen würde.19 Die Photographie ist vielmehr einSchlüssel, der uns sein Werk und mit ihm seine Epoche auf-schließt wie eine Wunderkammer der Zeit um 1900. Sie istein Medium, das diese Bezeichnung im doppelten Wortsinnwirklich verdient. Bei spiritistischen Séancen kann sie mit-unter an die Stelle des ansonsten unersetzlichen mensch-lichen Mediums treten und die Erscheinungen aus demJenseits in Bilder bringen. In Romanen wird sie ebenso ein-gesetzt wie bei politischen Interventionen. Sie ist ein zentra-

0. 3 Vorbereitung für das Fox Newsreal 1927

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les Mittel der visuellen Kommunikation. Sie ist das Mediumdes Transfers zwischen den Welten. Wenn Conan Doyle vorAugen führen will, daß es »Kommunikation« gibt, dann istdie Photographie hierfür das privilegierte Medium. Daherhat sie in seinem Werk eine nicht zu überschätzende strate-gische Funktion, setzt in anderer Weise diese eigentümlicheinverse Logik fort und folgt auch der Matrix des strategi-schen Realismus.

Die Welten der Photographie

Eine geraffte Übersicht, eine panoramatische Aussicht aufdie Welten Conan Doyles vorab: In den Sherlock-Holmes-Texten (Kap. 2) taucht die Photographie durchaus überra-schenderweise nicht oder nur am Rande auf. Sie wird durchden Protagonisten verdrängt, der – vom Kokainkonsum überdramatische Wissenslücken bis zu eigentümlichen Charak-terzügen – zwar allerlei Schwächen hat, sich aber vor allemanderen durch seine besonderen Wahrnehmungsfähigkeitenauszeichnet. »Er war«, so heißt es programmatisch in der Er-zählung »Skandal in Böhmen«, der ersten Sherlock-Holmes-Kurzgeschichte im Strand Magazine überhaupt, »die voll-kommenste Denk- und Beobachtungsmaschine, die die Weltje gesehen hat.«20 Da braucht es keine Photographien mehr:Sherlock Holmes ist bereits ein Photoapparat und ein Photo-labor noch dazu. Dieser schlichte Befund ist jedoch erläute-rungsbedürftig und erweist sich als komplexer, als er auf denersten Blick zu sein scheint.

Auch im heute weitgehend in Vergessenheit geratenenWerk Conan Doyles jenseits des Kanons findet sich ein be-merkenswerter Einsatz der Photographie als Kommunika-tionsmedium. Während in diesem Zusammenhang die hi-storischen Romane von nachgeordneter Bedeutung sind, da

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sie durchweg in fernen und somit dunklen präphotographi-schen Jahrhunderten spielen, gilt das für andere Werkgrup-pen nicht. Anzuführen sind erstens historisch-politische Be-richte – etwa über den Burenkrieg oder den Ersten Welt-krieg – und Interventionen, wie etwa eine scharfe Kritik derbelgischen Kolonialpolitik im Kongo. In seinem Buch DasKongo-Verbrechen greift Conan Doyle dabei auf regelrechteSchockphotos zurück, die, photographiehistorisch betrach-tet, zu den frühesten überhaupt gehören (Kap. 3). Die Licht-bilder sollten hier eine photographische Aufklärungs- undÜberzeugungsarbeit leisten.

Weiterhin hat er eine Serie von literarischen Texten einemProtagonisten gewidmet, der den – peinlich-grandiosen –sprechenden Namen Professor Challenger trägt. In ihnenwird die Photographie gezielt eingesetzt, so etwa als Illustra-tion eines Abenteuer- oder Science-Fiction-Romans mit demTitel The Lost World, der uns die Existenz von Dinosau-riern zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor Augen führen will.(Kap. 4) Der gleiche Professor Challenger wird einige Jahrespäter dann im Roman The Land of Mist für die Entdeckungeines weiteren Reiches eintreten: dem des Spiritismus –mitsamt einigen photographischen Belegen. Conan Doyleerlaubte ihm, was Sherlock Holmes versagt bleiben mußte:eine Konversion zum Spiritismus.21

Damit sind wir bei dem Bereich, von dem im Film-Inter-view bereits die Rede war: Conan Doyle hat ein außerordent-lich umfangreiches Œuvre mit Büchern, Pamphleten, Erzäh-lungen und zahlreichen Kleinpublikationen vom Leserbriefbis hin zur Artikelserie zum großen weiten Feld des Spiritis-mus hinterlassen (Kap. 5).22 Conan Doyle unternahm zudemseit Ende der 1910er Jahre bis hin zu seinem Tod einen regel-rechten spiritistischen Feldzug mit Vortragsreisen in Europa,den Vereinigten Staaten und selbst Australien und Neusee-land, um die Welt von der Wahrheit des seiner Auffassungnach wichtigsten Ereignisses seit dem Tod Jesu vor fast zwei-

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tausend Jahren zu überzeugen.23 Conan Doyle gründeteeinen okkultistischen Buchladen in der Nähe der Westmin-ster Abbey, den er, da dieser extrem defizitär war, mit den Er-lösen seiner Bücher und nicht zuletzt den Sherlock-Holmes-Texten finanzierte.

Weiterhin schrieb er ein Buch über Elfenphotographien.Elfen sind nach Conan Doyles Überzeugung Wesen ganz vondieser Welt, deren Existenz die Photographien nun bezeugthätten (Kap. 6).

Und schließlich war Conan Doyle nicht nur Augenarzt –und wollte sich als solcher sogar selbständig machen –, son-dern auch ein begeisterter Amateurphotograph, der in demanerkannten British Journal of Photography in den 1880erJahren gleich eine ganze Serie von Texten veröffentlichte(Kap. 1). Mit diesen heute vergessenen Essays begann seineliterarische Karriere. Sie setzt mit der Photographie ein undwird auch mit ihr enden.

Wir haben es also mit einer Fülle von unterschiedlichenTexten und Bildern, Diskursen und Seh- und Wahrneh-mungsordnungen zu tun, die sich um die Photographie alsGegenstand herumgruppieren. Bereisen wir also Conan Doy-les Welt. Mitunter schlüpft er selber in die Rolle des Cice-rone und weist uns auf die Sehenswürdigkeiten und ihreGeschichte hin. So etwa bei seinen frühen Texten, die Rei-seempfehlungen für den Amateurphotographen geben, aberauch in seinen Lichtbildvorträgen zur spiritistischen Photo-graphie. Ansonsten müssen wir die Lichtbilder erst suchen,um diese dann als Indizes einer zu entziffernden Ordnungder Dinge zu nutzen. Photographien sind jedenfalls in ConanDoyles Welt keine kontingenten Bilder, die zufällig aufge-nommene Dinge zeigen, sondern Zeichen einer geordnetenWelt. Mitunter ist es dabei allerdings ihre Aufgabe, eine sol-che Ordnung zu suggerieren oder überhaupt erst herzustel-len. Das ist die Funktion der Photographie im Sinne einesstrategischen Realismus.

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0. 4 und 0. 5 Arthur Conan Doyle sitzt Modell

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Die sechs Kapitel folgen weitgehend einer Chronologie,auch wenn sich einige Bereiche zeitlich überschneiden. Da-her ist aus der Chronologie auch keine Entwicklungslogikoder gar Teleologie abzuleiten. Conan Doyles Werk zeichnetsich nicht durch eine logische oder biographische Abfolge,sondern durch ein denkwürdiges wie fröhliches Nebeneinan-der aus. Gleichwohl ist es eben auch kein unübersichtliches,wucherndes Rhizom, sondern ein buntes Photoalbum mitvorgegebenen Mustern und vorgestanzten Schlitzen, in diedann paßgenau die Photographien gesteckt werden können.Die Bilder stellen eine geordnete Welt dar und mitunterüberhaupt erst her. Die bemerkenswerten Geschichten, diediese Bilder wie auch die Ordnungen der Texte erzählen, sol-len im folgenden nach- und aufgezeichnet werden. Diese Ge-schichten erweisen sich dabei zugleich als Entzifferungsver-suche der Geschichte. Ein halbes Jahrhundert ist in diesemAlbum versammelt.